So, da es inzwischen so viele hilfreiche Anmerkungen gibt und ich auch schon Anpassungen im Text vorgenommen habe, will ich noch vor dem neuen Post darauf eingehen und kurz fragen, ob eben diese Anpassungen den Text verbessern konnten.
Zuerst wie immer vielen Dank euch, Ichuebenoch , Thorsten und Alopex Lagopus , fürs Weiterlesen und Teilen eurer Gedanken dazu und auch an Iskaral fürs Weiterlesen (schön, dass du noch am Ball bist )
Antwortbox
Eigentlich eine Szene in der richtig viel Potenzial steckt. Aber so wie es sich derzeit liest, wirkt Etienne auf mich eher wie ein Schuljunge der was ausgefressen hat und jetzt zum Rektor muss. Das Mestor wenn es sein muß auch über Leichen geht wissen die beiden ja. Hier würde ich mir deutlich mehr Drama wünschen. Bring deine beiden Protagonisten doch mal richtig ins Schwitzen. Vor allem von Etienne würde ich mir ein wenig mehr Emotionen wünschen, denn wie gesagt das könnte eine richtig starke Szene werden.
Hm. Ich habe es mir nochmal durchgelesen. Etienne hat ja schon einen hysterischen Unterton in der Stimme, als er Ares die Nachricht so aus der Kalten heraus entgegenschleudert. Und dass beide wissen, wozu Mestor fähig ist, wollte ich zum Ausdruck bringen, indem Etienne Ares bittet, nach ihm zu suchen, falls er sich nicht meldet (weil er glaubt, dass Coholt ihn irgendwo "entsorgt"). Und auch dass Etienne Ares' Beschwichtigungen nicht gelten lässt, indem er die getöteten Wissenschaftler als Bespiel für Mestors Skrupellosigkeit anführt. Ich hatte den Eindruck, dass das genug Drama ist und ich die Mischung aus Angst und Ungewissheit bei Etienne und Ares' hilflose Versuche, den Freund wider besseres Wissen zu beruhigen, für den Leser rüberbringen konnte.
Was genau vermisst du? Welche Emotionen fehlen dir bei Etienne? Wenn ich das wüsste, könnte ich nochmal schauen, ob ich es schaffe, die Szene richtig stark zu machen.
Ehrlich gesagt habe ich hier ein Problem mir vorzustellen wie das funktionieren soll. Anscheinend soll Mestor ja nichts davon erfahren. Also wollen die beiden bei ihm einbrechen, heimlich eine Kamera installieren und wieder verschwinden? Das Etienne und Ares das entsprechende Know-How dazu haben bezweifle ich.
Das sie offiziell einen Techniker vorbeischicken, der eine Kamera ohne Mestors Wissen und Genehmigung einbaut ist genauso unwahrscheinlich. Da würden unwillkürlich Fragen aufkommen die Ares und Etienne schwerlich beantworten könnten.
Hier weiß ich nicht genau, was du für eine Vorstellung im Kopf hast. Ich hatte an eine Kamera dieser Art gedacht, also etwas, was man in einen Blumentopf steckt oder an irgendeinen anderen unauffälligen Ort, und die ihre Bilder an ein Medium sendet, also zum Besipiel Ares' ComTab oder ComPad. Da "Der Ring" ja im Jahr 2104 spielt, sind die Dinger bis dahin bestimmt noch winziger, habe superlanglebige Akkus und können wirklich überall angebracht werden. Einen Techniker braucht man dazu eigentlich nicht. Es wäre also nur nötig, die Tür zu Mestors Quartier zu öffnen. Das wäre ein Einbruch, stimmt, und den würde Etienne übernehmen, während Mestor bei Ares zum Abendessen ist. So war der Plan.
Ich weiß, ich bin bei technischen Dingen nicht die hellste Kerze auf der Torte, aber das erschien mir eigentlich gar nicht so schwierig, selbst bevor ich mich bei jemandem erkundigt habe, der sich damit auskennt. Aber ich lass mich auch gern berichtigen, wenn ich Mist geschrieben habe.
Insgesamt gefällt mir das Kapitel gut (trotz der beiden oben angesprochenen Punkte) .
Der Konflikt zwischen Ares und Etienne.
Die Ungewissheit was Mestor will.
Die Enthüllungen von Kostas Soufis.
Und Frida und Coholt sind ja auch wieder im Spiel.
Das freut mich und das ist übrigens eine tolle Zusammenfassung.
was mich hier ein bisschen wundert ist die Ueberraschung von Julian - er ist ja nicht seit gestern im Ring, und das Gedaechtnisloeschen ist schon ein wesentlicher Teil des Prozedere - selbst wenn er kein Experte ist muss er doch ueber solche Fragen nachgedacht haben - und vor allem Antworten parat haben die ihm jeman gegeben hat. Es wird ja von ihm erwartet dass er bei Problemen eine Diagnose abgibt - so ein bisschen Hintergrundwissen (und sei es aus dem Prospekt des Herstellers) ueber die Loeschung sollte er schon haben.
Ja, das stimmt, hier habe ich versucht, Julian souveräner rüberkommen zu lassen und nicht so verunsichert darzustellen.
Neue Version:
Fragend sah er auf und Julian nickte. „Aber bei BuyVis wissen die Kunden, dass es nicht ihre wirklichen Erinnerungen sind. Wieso denken die Ontas das hier, wenn Sie ihnen den Helm abnehmen?“
Julian zog die Stirn in Falten. „Ich bin kein Neurochirurg oder Neurologe“, erklärte er, „und ich habe dieses Programm auch nicht entwickelt. Deshalb kann ich nicht im Detail erklären, was bei dieser Art von Informationsübertragung vor sich geht. Aber ich weiß Folgendes: Wenn eine Vision nach Ende der Übertragung auch weiterhin als real empfunden werden soll, muss man sie im Gehirn verankern.“
„Verankern?“ Der Stimme des Axioms war die Verwunderung anzuhören. „Und danach ist es nicht mehr möglich, sie als ... als falsche Erinnerung zu erkennen?“
„Richtig.“
Ich hoffe, dass es so besser passt?
Wieso braucht er Biks dazu? Ist das nicht gefaehrlich da noch einen Mitwisser zu schaffen? Um einfach nach Tueren zu suchen kann er ja auch selber runtergehen.
Die Antwort hast du selbst schon gegeben Stimmt, ich möchte Biks als Helfer "rekrutieren". Etienne war schon in der Fünf, früher, und er weiß, dass es keine Türen zum inneren Bereich gibt. Das hat er Webster ja auch so gesagt. Also verspricht er sich nicht viel davon, noch einmal allein da runter zu gehen und möchte jemanden mitnehmen, von dem er weiß, dass er da unten "zu Hause" ist.
wirkt irgendwie bemueht. Der Leser ahnt dass es hier noetig war, einen Helfer der mit Technik umgehen kann einzufuehren - aber fuer Biks ist das eigentlich gefaehrlich hier so anzudeuten dass er nichts gegen was illegales einzuwenden hat.
Magst Du Biks als Helfer rekrutieren?
Wuerde ich vielleicht subtiler machen und Etienne noch ein bisschen mehr in Vorleistung gehen lassen, das Angebot hier kommt schon ein bisschen ueberraschend.
Dasselbe hat ichuebenoch auch schon angemerkt mit:
Das Problem sehe ich eher darin, das Etienne sich einen völlig Fremden ins Boot holt. Wenn er mit Biks allerdings schon vorher einmal zusammen gearbeitet hat, würde es allerdings anders aussehen. Dann hat er diesen eben auf Grund seiner Persönlichkeit und seiner fachlichen Kentnisse ausgewählt. die Geschichte mit der defekten Kamera kann er ja trotzdem erzählen.
... und ich sehe, dass ich das Ganze wohl etwas zu sorglos dargestellt habe. Deshalb habe ich dahingehend nachgebessert, dass Biks kein 0815-Servicer ist, sondern, dass Etienne und er sich bereits kennen (Danke für den Vorschlag!). Die Änderungen sind nur geringfügig und im Kapitel 25 war ja der Text schon vor dem Posten angepasst worden. Ich hoffe, dass es damit besser passt.
möglich, dass Biks sich aus Neugierde selbst umgehört und dann Etiennes Namen gedroppt hat. Wäre ungünstig. Aber er hat hier selber schuld, das war - wie bereits angemerkt - extrem unvorsichtig von jemandem, der für die Sicherheit zuständig ist. Ich denke jedenfalls nicht, dass Mestor einfach nur plaudern möchte. Da kommen Probleme auf die beiden zu
Das freut mich ungemein, dass du auf den Gedanken kommst, dass Biks allein weiter agiert.
Zu den Auslassungspunkten und dem Geviertstrich: Ich verwende Letzteren meist nur, wenn Gedanken oder ein Sprechen (rüde) unterbrochen werden. So wie bei Ares, der Etienne zwei Mal ins Wort fällt. Die Auslassungspunkte nehme ich bei Zögern, Pausen im Sprechen usw. und wenn ein Wort nicht vollständig ausgesprochen wird (da ohne das Leerzeichen). So hast du völlig recht, das bei dem "beglei-" eigentlich die Auslassungspunkte stehen sollten. Ich hab das verbessert. Vielen Dank.
So, heute bring ich den ersten Teil vom Kapitel 26. Der zweite wird dann etwas kürzer oder mit dem Anfang von Kapitel 27 gepostet, weil sie Bezüge untereinander haben, die noch nicht ganz sicher stehen. Bin gespannt, was ihr sagt.
~~~ Kapitel 26 ~~~
Kapitel 26/1
„Ich danke Ihnen, dass Sie mit Ihrer Beobachtung zur Commandantin gekommen sind. Sie haben sich als loyaler Mitarbeiter des Ringes erwiesen und ich schätze das außerordentlich.“
Frida beobachtete, wie Mestor den Mann vor sich freundlich anlächelte. Doch sie sah auch, dass mühsam unterdrückte Wut im Kyrios brodelte.
„Wir werden uns der Sache annehmen“, erklärte sie mit einem langsamen Nicken. „Es ist gut, dass Sie uns so frühzeitig über Ihre Bedenken unterrichtet haben. So ist es möglich, die Sache gründlich zu untersuchen.“
Der Mann, der sich zu ihr umgewandt hatte, erkannte wohl, dass das ein höflicher Rausschmiss war. „Vielleicht ist alles ganz harmlos“, meinte er, „aber ich dachte, dass Sie darüber Bescheid wissen sollten.“ Er nickte dem Kyrios noch einmal zu und verließ die Kommandozentrale der Garde.
Frida wartete. Sie war gespannt, was der Chef des Ringes mit diesen Informationen anfing. Mestor Daktyl stand da wie versteinert. Den Blick starr aus dem großen Glasfenster gerichtet, schien er sie vergessen zu haben. Es störte sie nicht. Bis zu einem gewissen Grad hatte sie sogar Verständnis für dieses Verhalten. Dem Direktor war eben mitgeteilt worden, dass im Ring wahrscheinlich ein Umsturz vorbereitet wurde.
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, murmelte sie irgendwann.
„Am besten gar nichts“, kam es eisig zurück. „Schaffen Sie ihn her. Sofort.“
„Wie Sie wünschen.“
Sie trat an den Computer und schickte Dwayne eine Nachricht, dass er herkommen sollte, obwohl er keinen Dienst hatte.
Während sie damit beschäftigt war, hörte sie, wie der Kyrios den Raum verließ. Seine Schritte waren fast schleppend. Was wohl in dem Mann vorging? Das musste ein herber Schlag für ihn sein.
Mestor Daktyl war noch keine zwei Minuten weg, als sich die Tür erneut öffnete und Dwayne eintrat. „Warum rufst du mich her?“, fragte er unmutig. „Ich habe frei.“
„Ich weiß.“ Sie drehte sich samt Stuhl zu ihm um und konnte sich ein triumphierendes Lächeln kaum verkneifen. „Aber du wirst dich trotzdem auf der Stelle in deine Uniform werfen und die Panzerung anlegen.“
„Was ...“
„Zieh dich um und komm sofort wieder hierher. Ich will nicht auf dich warten müssen. Alles Weitere erfährst du später.“ Sie erhob sich und machte ihm damit klar, dass er im Moment keine weiteren Informationen erhalten würde.
Nachdem Dwayne mit wütender Miene hinausgestampft war, wandte sie sich wieder zum Bildschirm um. Sie orderte fünf gepanzerte Bereitschaftsgardisten aus Dwaynes Einheit in die Zentrale und ließ sich danach anzeigen, wo sich der Träger des gesuchten Chips im Augenblick aufhielt. Binnen kurzem war er gefunden.
Frida runzelte die Stirn. Ein ungünstiger Ort, falls der Zugriff wirklich dort erfolgen musste. Zu viele Leute in der unmittelbaren Umgebung.
Aber der Kyrios hatte ‘sofort’ gesagt.
Sie atmete einmal tief durch, bevor sie aufstand und mit ihrer Hand kurz über den Impulsor strich, den jeder Gardist an der Hüfte trug. Kalte Ruhe erfüllte sie trotz des Auftrages, den sie zu erledigen hatte. Oder gerade wegen des Auftrages? Sie wusste es nicht.
Zischend öffnete sich die Tür der Zentrale. Dwayne trat ein, gefolgt von den fünf Ypir-Gardisten. Er trug den Vollvisierhelm unter dem Arm und die Handschuhe in der Hand.
„Commandantin?“, fragte er knapp.
Zufrieden presste sie die Lippen zusammen. Es war wie immer: Wenn sich Dritte in der Nähe befanden, verwendete er die formelle Anrede für seine Vorgesetzte.
Ohne Hast drehte sie sich um und legte die Hände auf den Rücken. „Sie werden mich mit Ihren Männern begleiten, Axiom Coholt. Es ist jemand in Gewahrsam zu nehmen und dabei mit Widerstand zu rechnen.“
„Wo?“
„In der Servicer-Cantina.“
Verwundert runzelte er die Stirn. „Wir verhaften einen Servicer?“
Er hatte Recht, das geschah höchst selten und ein bisschen tat er ihr leid, weil er so ahnungslos war. Aber ihm hier vor seinen Untergebenen zu sagen, was sie vorhatten, wäre mehr als dumm gewesen. Sie wusste, dass er seine Emotionen nicht immer im Griff hatte. Deshalb freute sie sich auf sein Gesicht, wenn er es vor Ort erfuhr.
Ohne ein weiteres Wort marschierte sie aus der Zentrale und zum Frachtlift. Er lag am nächsten und – was von Vorteil war – mit ihm konnte das gesamte Einsatzteam auf einmal ins Erdgeschoss gelangen. Dwayne und die Gardisten hatten sich ihr nach einem knappen Nicken angeschlossen. Das leise Knarren der Carbon-Panzerungen beim Laufen der Gardisten hörte sich in ihren Ohren an wie Musik.
Sekunden später standen sie vor der Servicer-Cantina. Auf dem kurzen Weg vom Lift bis dorthin waren sie von jedem angestarrt worden, der ihnen begegnete. Der Anblick bewaffneter Gardisten mit Panzerung war für die Servicer und Gardisten nicht alltäglich und man hatte ihnen Platz gemacht, war zurückgewichen bis zur Wand.
Die Eingangstür der Cantina glitt zischend zurück. Frida blieb einen Augenblick stehen und betrachtete das Bild, das sich ihr bot. Durch die bodentiefen Fenster fiel der angenehm gedämpfte Schein der Mittagssonne. Mehr als die Hälfte der Vierertische war besetzt und der Lärm der miteinander plaudernden Servicer füllte den hellen, saalartigen Raum. Es roch nach Kohlsuppe und geräuchertem Speck.
Angewidert zog sie die Nase kraus und nickte den ersten beiden Gardisten zu. Die zwei marschierten in den Saal und postierten sich rechts und links von der Tür. Erst dann trat sie selbst ein. Zufrieden beobachtete sie, dass sich wie auf Kommando alle Köpfe nach ihr umwandten. Es war ihr Moment des Triumphes und sie genoss ihn. Hinter sich hörte sie erneut das leise Knarren der Panzerungen. Die restlichen Gardisten samt Axiom waren im Saal erschienen und damit erstarb das Stimmengemurmel. Totenstille kehrte ein.
Frida ließ den Blick über die Anwesenden schweifen. Wo war er? Die verschiedenfarbigen Overalls der Servicer erschwerten die Suche, doch dann entdeckte sie ihn.
Während sie auf den Tisch in der Ecke zusteuerte, wusste sie, dass Dwayne und die drei Ypirs ihr folgten. Die beiden anderen würden an der Tür auf Posten bleiben.
Direkt vor ihm hielt sie an.
„Axiom Ares Daktyl, Sie werden in Gewahrsam genommen. Bitte folgen Sie uns in die Kommandozentrale der Garde.“
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