Andisal - Buch I (Arbeitstitel)

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 3.969 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (29. April 2023 um 12:19) ist von Tariq.

  • Seid gegrüßt verehrte Lesende,

    dies wird die Neuauflage meines ersten Projektes sein, welches ich abgebrochen habe.
    (Da ich das Rad nicht neu erfinde, bitte Nachsichtig sein bei den Überschneidungen):D

    Zum passenden Weltenthread geht es hier entlang: Die Welt: Aduendal , dort unter Andisal.

    Nun Wünsche ich viel Spaß beim lesen der Geschichte.

    Hochachtungsvoll euer Faradim

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    Edit: Ich danke für die hilfreichen Kommentare und habe die Originalfassung hier inzwischen angepasst.

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    Buch I

    Nethariel Waldläufer – Aufbruch

    Nethariel drängte sich zwischen Händlern, Schaustellern, Arbeitern und Besuchern hindurch, welche die Straßen von Habron überfüllten. Seit die aneinandergrenzenden Länder Meshan, Fiewaerl und Feoris, vor zwei Mondzyklen, ein Handelsabkommen vereinbarten, lebten die Dorfbewohner in stetigem Aufruhr. Da Habron im nordwestlichen Grenzgebiet von Meshan lag, wurde das Dorf als Handelszentrum erwählt. Auf seinem Weg zum Gasthaus des Dorfes bemerkte Nethariel auch Abgesandte aus Fiewaerl, mit ihrem Geleitschutz. Die Kapuze seines Umhangs zog er tiefer in das Gesicht, zum einen regnete es stark und zum anderen sollte ihn niemand erkennen. Den Geleitschutz eines solchen Abgesandten stellten mindestens ein Leibwächter und ein Mitglied der Shatarree. Diese speziell ausgebildeten Kämpfer, waren in den meisten Ländern, unter dem Begriff Schatten bekannt. Sie agierten meistens verdeckt und alleine oder zu zweit.

    Nethariel stand bei ihnen sehr weit oben auf der Liste, der zu eliminierenden Ziele.

    Vor dem Gasthaus angekommen betrachtete er es einige Augenblicke.

    Die Fassade wirkte ein wenig schäbig und heruntergekommen. Ein Schild mit der Aufschrift <zum wilden Fluss> hing neben dem Eingang über der Straße. Durch zwei kleine Fenster und die Tür, welche immer wieder geöffnet wurde, drang allerdings vielstimmiges, freudiges Gelächter. Nethariel blickte sich noch ein letztes Mal kurz auf der Straße um, bevor er die Stufen emporstieg und in das Gasthaus eintrat.

    Der Schankraum maß etwa zehn Schritte in der Breite und sieben in der Länge. Gegenüber der Tür befand sich ein drei Schritte langer Tresen, neben welchem sich rechts eine Treppe in das obere Stockwerk mit den Schlafräumen anschloss. Mittig der linken Wand erhellte ein offener Kamin mit seinem Feuer den größten Teil des Raums. Dort wo sich freie Flächen fanden, hatte der Besitzer runde Tische mit Sitzgelegenheiten platziert. Auf nahezu allen saßen bereits Besucher. Einzig die zwielichtige Ecke neben der Treppe wirkte unbesetzt, sodass nicht genau erkennbar war, ob an dieser Stelle jemand saß.

    Nethariel drängte sich zwischen den ausgelassenen Leuten hindurch zum Tresen, hinter dem ein fast kahlköpfiger und bierbäuchiger Wirt seiner Arbeit nachging.


    „Was darf es sein Fremder?“, fragte dieser mit grunzender Stimme, zog geräuschvoll die Nase hoch und stopfte ein speckiges Tuch in seine Schürze, mit dem er zuvor den Tresen abwischte.


    „Hast du Fiewaerlder Met im Angebot?“, erkundigte sich Nethariel, währenddessen er den Wirt leicht angewidert musterte.


    „Muss ich erst aus dem Keller holen lassen“, brummte dieser ein wenig mürrisch.

    „Gibt nicht viele in meinem Laden, die das Zeug trinken. Kostet dich vier Kupferlinge“.

    Nethariel zählte mit seinen langgliedrigen Fingern fünf einzelne Münzen aus einem kleinen Lederbeutel an seinem Gürtel ab und legte diese auf den Tresen. Die fünfte Münze war in Meshan weithin ein bekanntes Zeichen dafür, dass der Bezahlte sich nicht an den jeweiligen Gast erinnern sollte.


    „Du machst mir keinen Ärger, oder?“, fragte der Wirt skeptisch und prüfte die Münzen.

    „Wenn ich Ärger suchen würde, hättest du keine fünfte Münze bekommen“, erwiderte Nethariel leise.


    „Man kann ja noch fragen Fremder. Neben der Treppe ist immer für meine speziellen Gäste frei, bist der erste heute“, sagte der Wirt zufriedener wirkend, über den zusätzlichen Kupferling.

    „Meine Tochter bringt dir gleich dein Gesöff, sie hat ohnehin einen Fable für euch Fremdländer“, fügte er an und winkte einer Schankmaid mit üppigem Dekolletee.


    Nethariel wählte sich den Platz mit dem Rücken zur Wand, von welchem er den Raum gut überblicken konnte. Es beunruhigte ihn, dass seine Kontaktperson bisher nicht eingetroffen war. Ziellos ließ Nethariel seinen Blick durch die Menge schweifen, wobei er regelmäßig den Eingang überprüfte. Die anwesenden Leute wirkten wie einheimische Bauern und Nethariel entspannte sich ein wenig. Viele dieser Leute hatten ihr Land verkauft und verprassten das Geld nun im Gasthaus. In den Zentren der auf diesen Feldern entstandenen drei Zeltstädte zeigten sich bereits die ersten Gebäude der Handelsgilden.

    Nach einiger Zeit trat eine junge Frau mit langem, dunklem Haar aus einem Nebenraum. Sie balancierte ein Tablett voller Krüge und tänzelte anmutig zwischen den Anwesenden hindurch, währenddessen sie die Getränke verteilte. Nethariel hatte während seiner Reisen durch Meshan selten ein so elegantes Verhalten in den Gasthäusern gesehen.

    Als noch ein Krug auf dem Tablett stand, bahnte sie sich einen Weg zu Nethariel, der leise seufzte. Während des Verteilens hatte öfters der ein oder andere Krug, Teile seines Inhaltes in die anderen Krüge verteilt. Nethariel vermutete, dass seiner nun voller Bier war.

    Nachdem die junge Frau ihn auf den Tisch gestellt hatte, blickte er erstaunt auf eine kleine Platte, die den Krug verschloss.


    „Vater sieht es nicht so gerne, wenn Fremdländer hier verweilen. Ich hingegen finde es überaus faszinierend“, sagte sie und setzte sich auf den freien Stuhl ihm gegenüber. Dabei beugte sie sich weiter vor als nötig und gewährte einen tiefen Blick in ihr Dekolletee.


    Nethariel ignorierte es, nahm die Platte vom Krug und sah hinein. Vor ihm schwappte eine klare, goldene Flüssigkeit, welche einen leicht süßlichen Geruch verströmte. Den Blick auf die junge Frau wendend, bot er das Getränk an.


    „Euer Bruder meinte bereits, Ihr würdet mich zuerst probieren lassen“, kicherte sie amüsiert und trank einen großen Schluck.


    „Mein Bruder wird sicherlich auch gefallen an euch gefunden haben. Erzählte er denn noch etwas anderes?“, fragte Nethariel und nahm selbst einen tiefen Schluck aus dem Krug, welchen sie über den Tisch zu ihm zurückgeschoben hatte. Kühl ran das Getränk seinen Rachen hinunter und machte die stickige Luft in dem Raum ein wenig angenehmer.

    Die junge Frau errötete leicht beim Klang seiner Stimme. Diese Wirkung hatte er schon öfter bei Frauen aus Meshan feststellen können. Sie fummelte kurz in ihrem Dekolletee herum, bevor sie ihm signalisierte näher zu kommen und sich zu ihm heran beugte. Ihre Köpfe waren jetzt so nah beieinander, wie es die Kapuze zuließ.


    „Zu gerne würde ich Euer Gesicht sehen. Diesen Gefallen werdet Ihr mir sicherlich nicht gewähren“, flüsterte sie lüstern und fügte noch hinzu, „Euer Bruder traf vor einigen Tagen bei uns ein und wartete bis gestern auf Euch. Bevor er ging, überreichte er mir einen Brief und sagte, Ihr sollt diesen zwischen meinen Brüsten herausziehen“.

    „Wenn dies die Bezahlung für den Botendienst ist, möchte ich es Euch gewähren. Lasst mich jedoch zuerst lesen“, antwortete er leise. Mit zwei Fingern zog er den Brief aus ihrem Dekolletee und berührte dabei leicht eine ihrer Brüste, wie zufällig. Sie quittierte es mit einem kecken kichern und sank zurück auf den Stuhl.


    Während Nethariel das Papier auseinanderfaltete, schob er ihr den Krug erneut zu. Geduldig nahm sie ihn, trank und wartete.





    2 Mal editiert, zuletzt von Faradim (30. Juni 2021 um 22:20)

  • Hallo Faradim,

    dir ist die Einführung von Nethariel gut gelungen, ich frage mich, was er dort will, wen er warum treffen wollte, welche Aufgabe er hat und warum er bei den Schatten oben auf der Liste steht. Sprich, ich werde weiterlesen, um Antworten zu finden. Der Text vermittelt gut ein mittelalterliches Ambiente.

    Was mich allerdings etwas gestört hat, sind an einigen Stellen die vielen Wortwiederholungen. Die schleichen sich häufig im Schreibfluss ein, aber es lohnt sich, später gezielt danach zu suchen und sie auszutauschen. Hier ein Beispiel:

    Gegenüber der Tür befand sich ein ungefähr drei Schritte langer Tresen, neben welchem sich rechts eine Treppe in das obere Stockwerk mit den Schlafräumen befand. Auf mittiger Höhe der linken Wand befand sich ein offener Kamin, welcher mit seinem Feuer den größten Teil vom Raum beleuchtete. Die freien Flächen waren mit runden Tischen und Sitzgelegenheiten versehen, von denen nahezu alle belegt waren. Einzig die Ecke neben der Treppe wirkte unbesetzt und lag im Zwielicht, so das nicht genau erkennbar war ob sich dort jemand befand.

    Daraus könnte man Folgendes machen: Gegenüber der Türe befand sich ein ungefähr drei Schritt langer Tresen, zu dessen rechter Seite eine Treppe in das obere Stockwerk mit den Schlafräumen führte. Ein in die linke Wand eingelassener Kamin beleuchtete mit seinem Feuer den größten Teil des Raumes. ... Einzig die Ecke neben der Treppe wirkte unbesetzt und lang im Zwielicht, so dass nicht genau erkennbar war, ob sich dort jemand aufhielt.

    "Ihr" und "Euch" wird als Anrede groß geschrieben, aber auch an anderen Stellen hat sich bei der Groß - und Kleinschreibung ein Fehlerteufel eingeschlichen, vielleicht schaust du nochmal drüber?

    LG

    melli

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Hallo Faradim,

    schön, dass du uns an deiner Geschichte teil haben lässt. Da es der erste Abschnitt ist, kommentiere inhaltlich mal nicht so viel und konzentriere mich auf andere Dinge. Zum Inhalt kann ich zumindest mal so viel sagen: es ist auf jeden Fall so interessant, dass ich gerne weiter lesen würde. Man erkennt auch, dass du dir Gedanken zum Worldbuilding gemacht hast. Hier meine Anmerkungen im Detail:

    Spoiler anzeigen

    Eins vorweg: ich habe mir deinen Worldbuilding-Post noch gar nicht angeschaut, lese das jetzt also ohne Vorwissen / Voreingenommenheit.

    Habron, wie das Dorf hieß, lag im nordwestlichem Meshan nahe den Grenzen zu Fiewaerl im Norden und Feoris im Westen.

    Häufig (inzwischen glaube ich meistens) findet man in Büchern eine andere Art des Einstiegs - eine, bei der man direkt ins Geschehen spring. Mich persönlich stört dein Einstieg nicht, aber viele Leser wollen, dass es sofort spannend und mitreißend losgeht. Die Infoblöcke werden dann recht kurz gestückelt immer wieder zwischendurch passend eingefügt. Deine Geschichte könnte z.B. auch so losgehen:

    Nethariel zog seine Kapuze tief ins Gesicht. Er wusste, dass er morgen am Galgen baumeln würde, wenn ihn einer der Schatten erkannte.

    Zum Glück war Habron seit dem Abschluss des Handelsabkommens in hellem Aufruhr, so dass die Straßen mit Händlern, Arbeitern, Schaustellern und Besuchern gefüllt waren und niemand ihm viel Aufmerksamkeit schenkte...

    Die Wiederholungen hat melli schon angesprochen. Du verwendest auch bestimmte Ausdrücke recht häufig z.B. "welche/n/s". Da könntest du vielleicht öfter mal den / die o.ä. verwenden, oder den Satz ganz anders formulieren. Ich selbst habe es auch noch lange nicht geschafft solche Dopplungen beim ersten Schreiben zu vermeiden und merke es dann erst beim zweiten oder dritten Lesen.

    Nethariel drängte sich auf seinem Weg zum <zum wilden Fluss>

    Da würde ich das zweite "zum" weg lassen, auch wenn es zum Namen des Gasthauses gehört.

    Ein Schild mit der Aufschrift <zum wilden Fluss>

    Und hier würde ich den Namen nicht noch ein zweites Mal explizit erwähnen (wir kennen ihn ja schon).

    Nethariel zählte in einem kleinen Lederbeutel an seinem Gürtel und legte dann fünf Münzen auf den Tresen. Die fünfte Münze war in Meshan weithin ein bekanntes Zeichen dafür, dass der Wirt sich nicht an den jeweiligen Gast erinnern sollte.

    Ein schönes Detail - gefällt mir!

    „Meine Tochter bringt dir gleich dein Gesöff, sie hat ohnehin einen fable für euch Fremdländer“

    „Im Gegensatz zu meinem Vater habe ich eine gewisse Vorliebe für die Euren“, sagte sie

    Hier widerholt die Frau im Prinzip das, was der Vater schon gesagt hat. Das kann zwar theoretisch so passieren, macht sich aber finde ich im Text nicht so gut (es sei denn es ist ein gewolltes Stilmittel / ein running gag). Vielleicht könnte man das anders formulieren oder eher indirekt zeigen.

  • @Faradim ich kann mich den beiden vor mir nur anschließen.

    Da würde ich das zweite "zum" weg lassen, auch wenn es zum Namen des Gasthauses gehört.

    Nethariel drängte sich auf seinem Weg zum <zum wilden Fluss>, dem Gasthaus des Dorfes, durch die überfüllten Straßen.

    Den Satz würde ich komplett umstellen und "zum wilden Fluss" ganz weglassen, da es später noch einmal erwähnt wird.

    Nethariel drängte sich durch die überfüllten Straßen, dem Gasthaus des Dorfes entgegen. Oder so ^^

    Ein Schild mit der Aufschrift <zum wilden Fluss> hing neben dem Eingang über der Straße.

    Des passt besser :)

    Zitat von Faradim Nethariel zählte in einem kleinen Lederbeutel an seinem Gürtel und legte dann fünf Münzen auf den Tresen. Die fünfte Münze war in Meshan weithin ein bekanntes Zeichen dafür, dass der Wirt sich nicht an den jeweiligen Gast erinnern sollte.

    Ein schönes Detail - gefällt mir!

    Schönes Detail, was mich aber mehr irritiert, wie kann er in einem kleinen Geldbeutel etwas zählen? Musste den Satz mehrmals lesen, was mich aus der Geschichte gerissen hat.

    Häufig (inzwischen glaube ich meistens) findet man in Büchern eine andere Art des Einstiegs - eine, bei der man direkt ins Geschehen spring. Mich persönlich stört dein Einstieg nicht,

    Dem kann ich nur zustimmen. Wenn der Anfang nicht unbedingt, später für die Geschichte wichtig ist, weglassen und gleich mit Nethariel ins Geschehen springen.

    bin gespannt wie es weiter geht

    Kamar

  • Hab auch mal reingelesen- auch ohne den Weltenthread vorher zu besuchen ^^

    Mich hat der Anfang auch nicht gestört, zumindest nicht, dass es nicht sofort mit Nethariel angefangen hat. Es werden seht viele Orte und Länder vorgestellt, was man als Stilmittel sehen kann? Es wirft direkt die Sorgeauf, ob du uns die Orte besser erklären wirst, oder ob wir jetzt die Orte schon auswendig lernen sollen. Zum Glück scheint letzteres nicht der Fall zu sein. Als du dann die Shatarree erwähnst, dachte ich "oh weh, schon wieder ein neuer Begriff/Name!" Das war allerdings auch nicht weiter wild, weil du die Gruppe direkt im Anschluss erläuterst.

    Man hat am Anfang mehrere Stellen, die ein bisschen holprig sind beim lesen, weil es zu viel input ist- Aber- es ist nocht nicht so, dass ich sagen würde- "Das musst du ändern" Mehr sollte es aber auch nicht werden.

    Ich stimme den beiden vorrednern aber so weit zu, dass du den Namen des Gasthauses nur einmal erwähnen brauchst. Das erste mal kannst du locker streichen.

    Die Dialoge fand ich Einwandfrei. Mehr sogar, ich fand die richtig gut! :D es hat spaß gemacht sie zu lesen und ich war ab dann richtig drin. Das Detail mit der Münze mochte ich auch sehr gerne.

    Solider Anfang, bin gespannt, wie es weitergeht.

    Genesis: Sie ist Azathoth, das amorphe Chaos in der zentralen Leere
    Josh: Meine Prophetin!

  • Faradim,

    ich habe auch alles gelesen, ohne die Hintergründe deiner Geschichte genau zu kennen, aber dein Anfang macht Lust auf mehr.

    Einige Stellen könntest du vielleicht kürzen, ....

    Zitat

    Mit zwei Fingern zog er den Brief aus ihrem Dekolletee und berührte dabei leicht eine ihrer Brüste, wie zufällig

    ... und berührte dabei leicht und wie zufällig eine ihrer Brüste ......... zum Beispiel.

    Dann glaube ich, das deine Schänke keine genaue Maßeinheit braucht. Bzw. arbeite ich überhaupt nicht mit Maßeinheiten, bzw. genauen Umschreibungen. Jeder der Fantasy liest, weiß doch im Grunde, wie so eine Schänke im Innern aussieht.

    Aber das nur so als kleine Anmerkung.

    Toller Anfang.

    ^^ viele liebe Grüße ^^

  • Hallo zusammen,

    heute kommt die Fortsetzung, doch zuerst möchte ich nochmals Dank für den erfolgten Lob wie Tadel aussprechen^^

    zu

    Es werden seht viele Orte und Länder vorgestellt, was man als Stilmittel sehen kann? Es wirft direkt die Sorgeauf, ob du uns die Orte besser erklären wirst, oder ob wir jetzt die Orte schon auswendig lernen sollen.

    Viele Orte/ Namen werden immer wieder erwähnt werden, daher ist es nicht wichtig sich alle auf Anhieb zu merken. Alles, was wichtig wird, bekommt an entsprechender Stelle seine Erklärung/ Vorstellung.

    Nun wünsche ich euch viel Spaß beim lesen.

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    >>Mein geschätzter Bruder,


    wieder einmal bringst du mich in eine missliche Lage.

    Dir sollte sehr wohl bewusst sein, dass die Shatarree nach deinem Leben trachten und versuchen deiner habhaft zu werden. Wilde Gerüchte über deine letzten Unternehmungen tragen kaum zu ihrer Besänftigung bei. Seit einiger Zeit verdächtigen mich die Obersten, mit dir in Verbindung zu stehen und suchen nach einem Weg mich unauffällig loszuwerden.


    Diesen Weg scheinen sie nun gefunden zu haben.


    Vor einigen Stunden erreichte mich ein Bote mit dem Auftrag, in das nördliche Waldland zu reisen.

    Die Abgesandten aus der dortigen Hauptstadt sind nicht bei der jährlichen Ratssitzung eingetroffen, bei der auch über das Handelsabkommen entschieden worden ist.

    Sie entsendeten daraufhin lediglich einen einfachen Spähtrupp. Bisher kam dieser nicht zurück und erstattete keinerlei Bericht.

    Mein neuer Auftrag lautet nun, ihn zu suchen und in Waelu nach dem Rechten zu sehen.


    Ich habe ein ungutes Gefühl bei dieser Angelegenheit. Sicherlich hörtest du von den Geschichten, welche sich an der Grenze zu den unbesiedelten Landen abspielen sollten. Waelu hatte bei den Shatarree immer wieder um Späher gebeten, die Obersten lehnten es stets ab. Ihre Begründung lautete, dass in den unbesiedelten Landen nichts Bekanntes lebt.


    Zu den Informationen, nach denen du mich in deinem letzten Schreiben fragtest.

    Der Rat verbannte die Seherin vor mehreren Jahrhunderten in die Berge.

    Es dauerte lange, bis ich jemanden fand, der mir Genaueres erzählen konnte. Ich warne dich, nach ihr zu suchen.


    In ihrem Wahnsinn schickte sie eine ganze Einheit bewusst in den Tod. Ihre Vorhersehungen sollen zudem zuvor bereits andere in den Wahnsinn getrieben haben.


    Möchtest du sie weiterhin finden, so soll sie in den Bergen zwischen Albaeriel und Solastiris leben. Genauere Informationen gibt es zu meinem Bedauern keine, da die Eskorte nach Albaeriel den Tod beim Grenzfluss fand. Vielleicht erhältst du genauere Informationen in der dortigen Stadt.


    Ich werde meine verbleibende Nacht hier mit der schönen Tochter des Wirtes verbringen.


    Verweile nicht zu lange in Habron, die Obersten entsandten Sie und drei weitere Schatten, um mich abzulösen.


    Mögen die Schatten deine Schritte verhüllen.<<



    Nethariel schluckte einen Fluch herunter, während seine Finger sich in das Papier krallten. Es war, wie sein Bruder geschrieben hatte, die Obersten schienen einen Verdacht zu hegen. Mit den meisten Schatten konnte er es ohne große Schwierigkeiten aufnehmen, Sie hingegen besaß das Potenzial, ein ernsthaftes Problem für ihn zu sein.


    „Bring mir bitte einen neuen Krug“, sagte er zu der jungen Frau und gab ihr vier Münzen aus seinem Beutel. „Möge der Wind deine Schritte leiten, Bruder“, flüsterte Nethariel, nachdem sie zwischen den Leuten verschwunden war.


    Bis der neue Krug vor ihm stand, überflog er den Brief ein weiteres Mal. Der Inhalt hinterließ bei Nethariel nur mehr Fragen, anstatt Antworten zu geben. Verärgert rollte er das Papier zusammen und schnürte ein Band darum, welches aus einer Tasche seines Umhangs stammte.


    „Dann wollen wir Euch mal bezahlen“, sagte Nethariel, beugte sich über den Tisch und zog seine Kapuze ein Stück nach hinten. Einige Augenblicke durfte sie sein Gesicht betrachten, bevor er sich auf seinen Stuhl zurücksinken ließ. Im Schatten der Kapuze verschwand das Gesicht wieder aus ihrem Blickfeld.

    „Würdet Ihr bitte diesen Brief in den Kamin werfen?“, bat er die junge Frau, welche nachdenklich, fast traurig wirkte.

    Er überlegte, ob sie in seinen Gesichtszügen etwas von seiner Vergangenheit hatte erkennen können.

    Schweigend nickte die junge Frau und nahm den Brief aus seiner Hand entgegen. Der Wirt übertönte das Gelächter der Leute auf der Suche nach seiner Tochter.


    „Lebt wohl“, sagte sie leise mit erstickter Stimme und blickte ihn entschuldigend an.


    Etwas daran, wie sie es sagte, ließ Nethariel aufhorchen. Eine Gelegenheit nachzufragen erhielt er nicht, denn die junge Frau war bereits zwischen den Leuten verschwunden. Er machte sich keine Sorgen darüber, dass sie etwas über sein Aussehen oder den Brief verraten könnte. Sobald die Verschnürung um das zusammengerollte Papier verbrannte, würde sich ein Gift in der Luft verbreiten. Dieses Gas sorgte dafür, dass alle Anwesenden die letzten Stunden vergaßen. Das Geheimnis lag in dem Band, welches aus den Teilen einer speziellen Pflanze bestand. Durch die jahrelange Arbeit mit dieser hatte Nethariel eine natürliche Immunität entwickelt, weshalb ihn das Gift kaum kümmerte. Die Münze an den Wirt wirkte dadurch vergeudet, allerdings waren Lageänderungen dieser Art keine Seltenheit für ihn.

    Nach kurzem Grübeln über die Reaktion der jungen Frau, erkannte er, dass das Gasthaus eine Falle sein musste. Der Wirt und seine Tochter wussten davon sicherlich nichts, doch sie musste sein Gesicht erkannt haben. Es war folglich jemand dort gewesen, der ihn beschreiben konnte oder ein Bild besaß. Solange Nethariel im Gasthaus blieb, war er vorübergehend in Sicherheit. Sein weiteres Vorgehen überlegend, trank er genüsslich aus dem Krug.

    Die Nacht im Gasthaus zu verbringen, stellte schon vor seiner Ankunft keine Option dar. Ursprünglich war es sein Plan gewesen, in den Straßen die Vorräte aufzustocken. In Anbetracht dessen, dass wahrscheinlich mindestens einer der Schatten vor dem Gasthaus wartete und ihn beobachtete, schien dies ebenfalls keine gute Idee zu sein. Nethariel spielte allerdings schon immer, gerne mit dem Feuer. Trotzdem entschied er, kein Risiko einzugehen.

    Das Ziel, nachdem er Habron verlassen hatte, lag im Westen. Den genauen Plan des Weges verschob er auf später, denn ein süßlicher Geruch breitete sich im Schankraum aus. Nethariel sah sich prüfend um, doch niemand schien den Geruch wahrzunehmen oder sich daran zu stören. Das Gift konnte sich somit ohne Probleme seiner Wirkung widmen, denn um sein Potenzial vollends zu entfalten musste es einige Minuten eingeatmet werden. Er zog eine große, schwarze Wolfskralle an einem ledernen Band aus seinem Umhang und legte diese um den Henkel des Kruges. Es war sein Zeichen an die Schatten und zugleich ein Abschiedsgeschenk für die junge Frau. Jeder der diese Kralle erkannte, wusste das Nethariel dort gewesen und entkommen war.

  • Der Teil gefält mir auch sehr gut. :D Das Gift in der Luft isr ziemlich interessant. Auf dem ersten Blick wirkt es etwas unrealistisch, aber du erklärst es gut und dadurch wird es sehr glaubhaft.

    Mir sind keine Wiederholungen oder größre Fehler aufgefallen, zwei, drei Anmerkungen hab ich aber trotzdem :D

    Viel mehr gibts noch nicht zu sagen :hmm: Bin sehr auf den nächsten Teil gespannt.

    Anmerkungen

    Ich werde meine verbleibende Nacht hier mit der schönen Tochter des Wirtes verbringen.

    Machen die zwei das? Zu schreiben, wann sie mit wem...? Es erscheint mir ein wenig seltsam und fehl am platz, aber wenn das normal für die zwei ist, kannst du es drin lassen.

    Nethariel spielte allerdings schon immer, gerne mit dem Feuer. Trotzdem entschied er, kein Risiko einzugehen.

    Damit mein ich den ganzen Absazt. Es ist ziemlich viel hin und her. Schreib den Satz vll eher so um:
    "Nethariel spielte zwar gerne mit dem Feuer, heute entschied er sich jedoch, kein Risiko einzugehen"

    Das ließt sich angenehmer und ist nicht wieder eine wiederlegung des davor gesagten.

    Er zog eine große, schwarze Wolfskralle an einem ledernen Band aus seinem Umhang und legte diese um den Henkel des Kruges. Es war sein Zeichen an die Schatten und zugleich ein Abschiedsgeschenk für die junge Frau. Jeder der diese Kralle erkannte, wusste das Nethariel dort gewesen und entkommen war.

    Ist das so klug? :hmm:

    1. Wie viele Wolfskrallen hat er?
    2. Bringt er damit die Gastwirte nicht in Gefahr?

    3. Warum ist es ihm wichtig, dass andere wissen, dass er entkommen ist?

    Wenn das alles seine Gründe hat und durchdacht ist, sag ich nichts. Ist schon ein interessantes Detail. Es wirft nur die frage auf, ob so eine Angewohnheit nicht mehr schadet als ihm nützt.

    Genesis: Sie ist Azathoth, das amorphe Chaos in der zentralen Leere
    Josh: Meine Prophetin!

  • Seid gegrüßt,
    da der letzte Teil nun bereits etwas zurückliegt hier nun die Fortsetzung.

    Faradim

    Nun, wie mir scheint, ist das Projekt im Gefrierschrank verschwunden. Schade

    Nein, das Projekt ist nicht eingefroren. Derzeit fehlt es mir lediglich, ein wenig an Zeit um alles zu überarbeiten.

    1. Wie viele Wolfskrallen hat er?
    2. Bringt er damit die Gastwirte nicht in Gefahr?

    3. Warum ist es ihm wichtig, dass andere wissen, dass er entkommen ist?

    Wenn das alles seine Gründe hat und durchdacht ist, sag ich nichts. Ist schon ein interessantes Detail. Es wirft nur die frage auf, ob so eine Angewohnheit nicht mehr schadet als ihm nützt.

    Hey, ich danke dir für dein Interesse und die Kritik.

    zu 1. Das wird in diesem Teil etwas deutlicher, wie er an die Krallen kommt.

    zu 2. Nein tut er nicht, da lediglich er das Ziel ist.

    zu 3. Es ist eine persönliche Sache, die im Laufe der Zeit noch genauer dargestellt wird.

    Niemand ist perfekt und wie erwähnt spielt Nethariel einfach gerne mit dem Feuer ^^

    aber nun viel Spaß beim lesen.

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    Knarrend rutschte der Stuhl über den Boden, als er aufstand, um das Gasthaus zu verlassen. Nachdem Nethariel durch die Tür trat, benetzten erneut Regentropfen seinen Umhang. Düfte verschiedener Gerichte, welche zubereitet wurden, lagen in der Luft. Trotz der inzwischen eintretenden Dämmerung, waren die Straßen weiterhin gefüllt. Einige der Händler verstauten bereits ihre Güter und bezahlten die Tagelöhner.

    Nethariel ließ den Blick über die Dächer gleiten, während er in die Menge trat. Eine leichte Bewegung fing seinen Blick kurz. Die Shatarree hatten ihn tatsächlich entdeckt und beobachtet. Er bereute seine Entscheidung, die Waffen im Lager außerhalb des Dorfes zu verstecken. Einzig zwei Dolche steckten in seinem Gürtel, mit denen er sich gegen Räuber hatte verteidigen wollen.

    Die Waffen, welche einige Händler anboten, würden ihm in einem Kampf nicht lange von Nutzen sein.

    Nethariel entschied, dass er so lange wie möglich in der Menge bleiben und dann das Dorf über die westliche Zeltstadt verlassen würde. Beständig sah er sich auf seinem Weg um, verweilte kurz zwischen zwei Häusern und suchte nach Anzeichen seiner Verfolger.

    Bis er die Dorfgrenze passierte und im Schutz der Menge die ersten Zelte erreichte, zeigte sich keiner der Verfolger.

    Irgendwann bog Nethariel von dem Hauptweg ab und glitt zwischen die Zelte, um dort seine Verfolger eventuell endgültig abzuschütteln. Er war sich bewusst, dass sie ihn an einer dunklen Stelle abfangen könnten. Als Nethariel die letzten Zelte erreichte, tauchte er in den Schatten eines der Größeren und wartete. Langsamer atmend betrachtete er die Ebene vor ihm, ein weites Stück Land ohne jegliche Deckung. Die untergehende Sonne war noch kräftig genug, um einen weitgreifenden Blick zu ermöglichen.

    Seine Hoffnung, die Verfolger zu stellen, traf nicht ein. Dennoch griffen die Hände nach seinen Dolchen und zogen diese aus dem Gürtel. Nethariel holte noch tief Luft, bevor er loslief. Wenn die Zelte, ohne Zwischenfall, hinter ihm am Horizont verschwinden würden, sollte er in Sicherheit sein.

    Den ersten Pfeil hörte er nach knapp fünfzig Schritten kommen, ein zweiter folgte kurz danach aus einer anderen Richtung. Die Schützen schienen kaum mit ihren Waffen umgehen zu können, denn beide Pfeile verfehlten ihr Ziel um mehrere Schritte. Es folgten noch weitere Pfeile, von denen keiner nur in die Nähe von Nethariel kam.

    Er konnte sich nicht vorstellen, dass dies Zufällig geschah. Entweder handelte es sich bei den Schützen um Rekruten ohne Waffenausbildung oder sie schossen absichtlich daneben. Ersteres war sehr unwahrscheinlich, da die Shatarree, Rekruten selten auf Missionen außerhalb Fiewaerls schickten. Bei der anderen Möglichkeit wollten sie ihn vermutlich in eine Falle treiben.

    Den Griff um seine Dolche verstärkend, lief Nethariel weiter und horchte auf die Geräusche heraneilender Hufe. Doch es kamen keine, stattdessen flogen noch einige Pfeile. Nachdem die letzten Zeltspitzen am Horizont verschwanden, gestattete er sich eine kurze Pause und schlug dann den Weg zu seinem Lager ein, welches nördlich lag. In dieser Richtung waren Berge zu erkennen, an deren östlichen Ausläufern sich eine größere Baumgruppe befand, welche sein Ziel markierte. Auf dem Weg dorthin kreiste beständig ein Falke über seinem Kopf, der ihn bereits seit verlassen der Zeltstadt verfolgte. Nethariel wusste, dass das Tier abgerichtet war und seinen Verfolgern den Weg wies. Sie schienen sich ganz auf das Tier zu verlassen, denn bis die ersten Bäume in Sicht kamen, tauchte keiner von ihnen am Horizont auf. Nethariel legte noch einen Schritt zu, um möglichst schnell zwischen den Bäumen einzutauchen und somit dem Blick des Falken entkommen zu können. Er hatte vor, die ihm geschenkte Zeit für eine kurze Pause zu nutzen. Die Dunkelheit zwischen den Bäumen ummantelte ihn wie eine Decke und verschluckte seine Silhouette vor den Blicken des Falken. Ein kleiner Trampelpfad, den Reisende dort hinterlassen hatten,führte ihn bis zu einem Teich. Am Ufer befand sich eine Ansammlung aus Felsen, die wegen des dichtem Schilfbewuchses kaum zu erkennen war. Dort, in einem Hohlraum lagen seine Habseligkeiten, in einem Bündel verstaut.

    Nethariel watete einige Schritte in das Wasser hinein, um an diesen Hohlraum zu gelangen und rutschte beim Rückweg auf dem schlammigen Untergrund aus. Bäuchlings landete er auf dem Ufer. Das Bündel fiel einige Schritte weiter und blieb vor einer monströsen, Krallen bewährten Pfote liegen. Bis zu diesem Augenblick war das Tier, zu dem die Pfote gehörte, völlig lautlos in der Dunkelheit versteckt.

    Nun blickte Nethariel auf die Schnauze eines riesigen Wolfes, dessen Reißzähne deutlich in dem Zwielicht funkelten. Ein leises Knurren entrann sich seiner Kehle und hallte dumpf zwischen den Bäumen wieder. Wegen des schwarzen Fells, waren die genauen Konturen des Tieres schwer zu erkennen.

    “Lachst du mich etwa aus?”, fragte Nethariel herausfordernd.

    Die Augen des Tieres funkelten leicht, als es ihn mit seiner Pfote auf den Rücken drehte.

    “Jetzt willst du auch noch spielen wie?” japste er nach Luft ringend, da ihn der Stoß mit der Pfote unvorbereitet getroffen hatte. “Leider kann ich dir diesen Gefallen nicht tun, denn die Shatarree sind auf dem Weg hier her”, fügte er hinzu.

    Wie um seine Worte zu bestätigen, drang das Kreischen des Falken durch die Baumkronen. Obwohl der Wolf durch das Blätterdach nichts sehen konnte, hob er den massigen Schädel zum Himmel empor und knurrte tief, als wollte er den Falken von seiner Beute vertreiben.

    Nethariel rappelte sich währenddessen auf und der Kopf des Tieres schnellte zu ihm zurück, so dass sich ihre Augen nun auf gleicher Höhe befanden. In den lebhaften Augen las er so etwas wie Vorwurf, allerdings auch ein wenig Vorfreude.


    “Mach mir keinen Vorwurf, es war von Anfang an eine Falle gewesen”, sagte er und kraulte den Wolf unter seiner Schnauze.

    Nachdenklich verweilte Nethariel einige Augenblicke so und genoss die nähe des Tieres.

    “Wir müssen los Fenissa, sonst holen sie uns noch ein”, sagte er mit einem leisen Seufzten, zu gerne hätte er sein Lager aufgeschlagen und über den Brief nachgedacht.


    Die Wölfin trat einen Schritt zurück und drehte den Kopf in die Richtung, aus der er gekommen war. In der Nacht konnten Geräusche trügerisch sein, doch Nethariel meinte das Brechen kleinerer Äste zu hören. Eilig ging er zu einem dichten Gestrüpp und zog dort einen ledernen Sattel, zusammen mit einer Leinendecke heraus. Geduldig ließ die Wölfin sich die Decke und danach den Sattel auf den Rücken legen. Als Nethariel die Riemen, um ihren Bauch festzog, knurrte sie unwillig.

    “Ich weiß, dass es nicht angenehm ist. Allerdings haben wir keine Zeit, um später die Gurte nachzuziehen”, tadelte Nethariel die Wölfin leicht, bevor er sich dem Bündel zuwandte.

    Es war schnell aufgerollt und offenbarte zwei Schwerter in einfachen schwarzen Scheiden, einen Kurzbogen mit Köcher und Pfeilen, sowie eine Satteltasche. Kurz strich er fast liebevoll über die Schwertscheiden und befestigte sie dann an seinem Gürtel. Der Bogen wurde vorne links durch eine Schlaufe geschoben und fand in einer Vertiefung halt, der Köcher kam auf die rechte Seite. Nethariel wühlte noch ein kleines Päckchen mit Proviant aus der Satteltasche, bevor er diese hinten am Sattel befestigte. Nachdem sich alles an seinem Platz befand, schwang Nethariel sich leichtfüßig in den Sattel und tätschelte leicht die Flanke der Wölfin.

    “Auf zum Fluss nach Norden,” sagte er und hielt sich an zwei Schlaufen am Sattel fest, während Fenissa wendete und los preschte.

    Ihr Ziel,die Grenzbrücke einige Meilen oberhalb von Habron, führte sie nahe an die Grenze zu Fiewaerl. Die Alternative, eine Brücke mehrere Tagesreisen in südlicher Richtung, war kaum sicherer.

    Äste peitschten an ihnen vorbei, doch Nethariel ließ diesen Schmerz zu, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Immer wieder duckte er sich, um einem Ast auf der Höhe seines Gesichtes Auszuweichen. Durch die Baumkronen schallte weiterhin der Ruf des Falken. Nach einiger Zeit, die ihm wie eine Ewigkeit vorkamen, lichteten sich die Bäume und Fenissa sprang auf eine weite, flache Ebene.

    Der Regen, welcher ihn bereits in Habron begleitete, hatte sich verstärkt und tauchte die Ebene in einen feuchten Vorhang. Unter dem Schutz der Blätter kamen die Regentropfen kaum durch, weshalb Nethariel die Veränderung nicht bemerkt hatte.

    Es dauerte nur einige Augenblicke, bis sie gänzlich durchnässt waren, zusätzlich machte die Wolkendecke es ihm schwer, ihre Lage zu bestimmen.

    Die Silhouetten der Berge dienten ihm deshalb als Anhalt, bis der Regenschleier auch diese verschluckte. Die Meilen, fühlten sich wie ein stundenlanger Weg durch die Sümpfe Albaeriels an, bis die Umrisse der Brücke in der Ferne auftauchten.
    Fenissa hatte ihr Tempo bis dahin kaum vermindert und kein Verfolger hielt sie auf. Selbst der Falke schien inzwischen verschwunden zu sein. Nethariel wollte sich allerdings nicht darauf verlassen, dass die Brücke unbewacht war und ließ die Wölfin langsamer werden.


    “Ich wette sie ist dort und erwartet uns,” flüsterte er ihr ins das zu ihm gewandte Ohr.

    Die Wölfin knurrte bestätigend und verlangsamte ihren Schritt weiter als am Himmel ein neuer Falke seinen Ruf ertönen ließ. Kaum jemandem wäre der feine Unterschied der Tonhöhe, im Ruf, aufgefallen.

    3 Mal editiert, zuletzt von Faradim (3. Mai 2022 um 09:19) aus folgendem Grund: Korrekturen

  • Hallo Faradim, eine spannende Geschichte erzählst du da, gefällt mir gut :thumbsup: Zu den ersten Parts hast du ja schon ein paar hilfreiche Kommentare bekommen, daher jetzt von mir zum aktuellen Part etwas. Wobei ich nichts wesentliches habe, nur Kleinigkeiten (zumeist ein fehlendes Komma xD).

    Besonders die Interaktion mit der Wölfin fand ich schön, hätte auch gern mehr Zeit gehabt, um da mehr zu sehen, sie scheinen sich auch gut zu verstehen, aber vielleicht ja später. So dann bleibe ich mal gespannt darauf, wie es weitergeht. :)

    • Offizieller Beitrag

    Nethariel drängte sich zwischen Händlern, Schaustellern, Arbeitern und Besuchern hindurch, welche die Straßen von Habron überfüllten. Seit die aneinandergrenzenden Länder Meshan, Fiewaerl und Feoris, vor zwei Mondzyklen, ein Handelsabkommen vereinbarten, lebten die Dorfbewohner in stetigem Aufruhr.

    Hallo Faradim
    Ich bin am überlegen, ob ich mal bei deiner vorherigen Version gelesen habe :hmm:
    Der name des Waldläufers(?) kommt mir zumindest bekannt vor. Aber an die vollbusige Schankmaid kann ich mich zum Beispiel nicht erinnern.

    Bisher ein ruhiger Einstieg, mit netten Details, wie das mit der fünften Münze. Wobei ich zu Anfang von stinknormalem Trinkgeld ausging. Beim ersten Part habe ich meist noch nicht so viel zu sagen. Warten wir mal ab, was im Brief des Bruders drin steht.

  • Hallo Charon & Etiam,

    ich danke für eure Kommentare (das mit den ganzen Kommata ist mir schon etwas peinlich :blush:)

    Ja es gab mal eine erste Version der Geschichte, diese habe ich nach dem nächsten Teil wieder aufgearbeitet.

    Diese war mein erstes Projekt (Anfang bis Mitte 2019) und lief, soweit ich mich erinnere, unter "Laer i Aduendal". Leider habe ich es als abgebrochen deklariert und kann es nun nicht mehr finden :patsch:.

    Ich meine mich dunkel zu erinnern, dass ihr da schon kommentiert hattet.

    • Offizieller Beitrag

    Ja es gab mal eine erste Version der Geschichte, diese habe ich nach dem nächsten Teil wieder aufgearbeitet.

    Diese war mein erstes Projekt (Anfang bis Mitte 2019) und lief, soweit ich mich erinnere, unter "Laer i Aduendal". Leider habe ich es als abgebrochen deklariert und kann es nun nicht mehr finden

    Kann sein dass ich oder ein anderer Mod das dann verschoben hatte ^^;

    Aber gut zu wissen. Dann bin ich mal gespannt, was du jetzt mit dieser neuen Version daraus machst :D

  • Langsam glitt Nethariel aus dem Sattel und landete auf dem durchnässten Boden. Er versuchte Gestalten auf der Brücke auszumachen, sie wirkte jedoch verlassen.


    „Sie wird sich sicherlich hinter einer der Säulen verstecken“, murmelte er und erhielt von der Wölfin ein bestätigendes Knurren.

    „Gehen wir zu Fuß weiter, soll sie noch etwas warten. Untersuche du inzwischen die Umgebung, ich möchte nicht, dass uns jemand in den Rücken fällt“, fügte Nethariel noch an und tätschelte ihre Flanke.

    Kaum, dass er die Hand gelöst hatte, wandte die Wölfin sich zur Seite und verschwand in dem Regenschleier. Sollten Verfolger hinter ihnen sein, konnten sie von Glück sprechen, wenn Fenissa sie am Leben ließ.

    Die Straße, welche Nethariel nach einigen Schritten erreichte, glich mehr der Ebene als einem Weg. Der vom Regen aufgeweichte Boden klebte an den Schuhen, sodass jeder Schritt zu einer Anstrengung wurde. Als er den ersten Pfeiler der Brücke erreichte, stützte er sich mit seiner linken Hand dagegen ab und atmete einige Augenblicke tief durch.


    „Ganz schön unvorsichtig, alter Mann. Dafür, dass man so ehrfurchtsvoll von Euch spricht, hätte ich mehr erwartet“, drang eine spöttische Stimme aus den Schatten.


    „Seid ihr bereits so verzweifelt auf der Suche nach Nachwuchs, dass solche Narren die Auswahl bestehen?“, fragte Nethariel, die Aussage ignorierend.


    „Ihr nennt mich einen Narren? Habt Ihr Euch einmal angesehen?“, erwiderte die männliche Stimme, verächtlich. „Durchnässt, mit Schlamm bespritzt, seit langer Zeit auf der Flucht und blindlings in unsere Falle getappt seid Ihr. Wer ist hier der Narr?“, fügte dieser fragend an.


    Nethariel sah es als Bestätigung, dass es sich bei der Stimme um einen jungen Rekruten handelte. Kein ausgebildeter Shatarree ließ sich so leicht reizen.


    „Wenn du mich für einen Narren hältst, dann tritt aus deinem Versteck hervor oder bist du zudem noch ein Feigling?“ versuchte Nethariel ihn weiter zu reizen.


    „Ich werde Euch Eure Zunge aus dem Hals reißen“, schrie der Rekrut lauthals.


    Das leise Scharren einer Klinge, die aus ihrer Scheide gezogen wurde, drang an Nethariels Ohr.


    „Bleib, wo du bist!“, rief eine weibliche Stimme, die er unter denen hundert anderer erkennen würde.


    Der Ruf kam jedoch zu spät oder der Rekrut ignorierte diesen Befehl, denn er sprang aus den Schatten hervor. In seiner Hand hielt er einen Krummsäbel. Auf den ersten Blick handelte es sich um eine hochwertige Arbeit. Die Klinge schimmerte hell und der Griff war mit goldenem Draht umwickelt. Nethariel wusste, dass solche Waffen den regierenden Kasten gehörten und mehr der Zierde und dem Schaukampf dienten.

    Es war ungewöhnlich, dass jemand aus diesen Kasten sein Leben aufgab und zu den Shatarree kam, wenn sie ihn denn aufnahmen.


    „An welchem Punkt deiner Ausbildung bist du, Junge?“, fragte Nethariel ernsthaft erschrocken.


    Obwohl das Gesicht des Rekruten unter seiner Kapuze nicht zu erkennen war, wirkte dieser weiter verärgert. Die Waffe in seiner Hand zitterte unbeherrscht und kündigte einen baldigen Angriff an.

    Seine Hand von dem Pfeiler nehmend und sich aufrichtend, wechselte Nethariel in einen festen Stand.


    „Beruhige dich! Er wird dich ohne Probleme töten, wenn du so gegen ihn kämpfst“, mahnte die weibliche Stimme bestimmend.


    Aus den Schatten der gegenüberliegenden Säule trat eine zierlich wirkende Gestalt. Ihre langen, silbrigen Haare waren hinter den spitzen Ohren zu einem Zopf gebunden.


    „Aber Herrin, er ist blind in unsere Falle gelaufen. Ich kann nicht an die Geschichten über ihn glauben“, erwiderte der Rekrut mit vor Wut gepresster Stimme.


    „Du bist einfach unwissend, wenn du den Tod aber am eigenen Leib erfahren möchtest...“, sagte sie kühl zu ihrem Untergebenen.


    „Lange nicht gesehen“, warf Nethariel dazwischen und entspannte seine Haltung augenscheinlich.


    Das war anscheinend zu viel für den Rekruten, er schrie irgendetwas Unverständliches und griff an. Nethariel wich dem Schwertstreich in einer fließenden Bewegung aus und packte sich das Handgelenk des jungen Elfen. Er musste nur wenig Druck ausüben und die Waffe fiel scheppernd auf die Brücke.


    „Weißt du, Junge, zu meiner Zeit hat man noch auf seine Ausbilder gehört“, zischte er dem Rekruten zu. An die Elfe gewandt fügte er hinzu: „Du solltest deine Schützlinge besser unter Kontrolle haben, oder bist du weich geworden?“


    Der Rekrut versuchte zwanghaft seine Hand freizubekommen, allerdings kannte Nethariel alle Griffe und Tritte, die dieser versuchte. Nach einigen Augenblicken, in denen er auf eine Antwort wartete, schlug er dem jungen Elfen gezielt in den Nacken. Augenblicklich hörte das Gezappel auf. Ohnmächtig fiel der Rekrut zu Boden, nachdem sich der Griff um das Handgelenk gelöst hatte.


    „Seit wann werden Rekruten, die am Anfang ihrer Ausbildung stehen, auf solche Missionen geschickt?“, fragte Nethariel und wandte seinen Blick von dem Rekruten zu der Elfe.


    Als er sie zuletzt in den tiefen Wäldern von Fiewaerl gesehen hatte, war sie noch jung und fast ein Kind gewesen. Inzwischen war sie zu einer ansehnlichen Frau geworden. Aus den Berichten seines Waffenbruders wusste er, dass sie in den vergangenen Jahren rasch in den Rängen der Shatarree aufgestiegen war. Dort gab es kaum jemanden, der ihr im Waffenkampf nahekam. Folglich handelte es sich um eine Frage der Zeit, bis sie entsandt wurde, um ihn zu jagen.

    Nethariel bemerkte, dass der Regen aufgehört hatte. Das Mondlicht brach durch die Wolkendecke und tauchte die Elfe in ein silbriges Licht. Ihre Züge wirkten feiner, doch in ihrem Blick lag eine Härte, welche er von früher nicht kannte.


    „Er ist ein Narr und stünde mir ohnehin nur im Weg“, antwortete sie abfällig.


    „Du wolltest mir von Anfang an alleine gegenübertreten“, stellte Nethariel kühl fest und legte seine Hände an die Kapuze.


    Kühle Luft umspielte seine spitzen Ohren angenehm, als er den Stoff herunterzog. Der Elf hasste es, stundenlang unter der engen Kapuze zu stecken.

    Die dunkelblauen Haare waren zusammengebunden und unter den Umhang gesteckt, sodass die ganze Länge nicht sichtbar wurde.

    Es wirkte, als huschte ein kurzes Anzeichen von Erkennen und Freude über das Gesicht der Elfe, doch es verging schnell.


    „Ich vermute, dass du dich nicht freiwillig ergibst“, stellte sie mit eisiger Stimme fest.


    „Du kennst mich, Sinaeh, seit wann ergebe ich mich?“, entgegnete Nethariel freundlich. Er löste die Fibel seines Umhangs und ließ ihn klatschend auf den Boden fallen.


    „Wo ist denn Fenissa abgeblieben?“, fragte Sinaeh interessiert und entledigte sich ebenfalls ihres Umhangs. Darunter trug sie eine einfache, schwarze Lederrüstung. Auf der Brust prangte das Wappen der Shatarree, eine silberne Eiche, in deren Stamm zwei Dolche steckten. Während Nethariel kurz an alte Zeiten dachte, glitten die Hände der Elfe zu den Griffen zweier Klingen.

    Nethariel kannte die Waffen zu gut, denn er hatte sie einst in Auftrag gegeben. Es waren zwei schön gearbeitete Stücke, die perfekt zu dem Kampfstil von Sinaeh passten. Vom Griffstück ging eine kurze Klinge nach oben hinweg, welche an den Reißzahn eines Tieres erinnerte. Nach unten hin lief eine längere Klinge, so gebogen, dass sie sich der Form des Armes anpasste.

    Nethariel sah den Angriff gerade noch kommen und konnte eines seiner Schwerter ziehen. Als die Waffen aufeinandertrafen, konnte er in ihr von Hass verzerrtes Gesicht sehen.

    Einmal editiert, zuletzt von Faradim (4. November 2021 um 10:31)

  • Hallo Faradim , ich bin auch von Anfang an dabei und muss sagen, dass mir deine Geschichte sehr gefällt. Dein Stil liest sich gut, deine mit Wörtern gezeichneten Bilder erschaffen schönes Kopfkino und deinen Prota mag ich und seine Wölfin auch. :)

    Im letzten Part habe ich ein paar Sachen gefunden, die ich so nicht schreiben würde. Soll kein Gemecker sein, nur Vorschläge für Änderungen (grün). Die roten Anmerkungen sind Fehler, die du im Interesse einer besseren Lesbarkeit verbessern solltest, die gelben Wiederholungen, die mit kleinen Umformulierungen vermieden werden können.

    Spoiler anzeigen

    Insgesamt eine spannende Szene, in der du die (Wieder)Begegnung der beiden Kämpfer schön beschrieben hast. :thumbup: Nun bin ich auf das Duell gespannt.

    Ach und - herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! :sekt:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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  • Nach längerer Pause ist es mir nun Endlich gelungen, eine Fortsetzung zu finden mit der ich zufrieden bin, ich wünsche viel spaß beim lesen^^

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    Die Waffen glitten scharrend übereinander, während Nethariel zurückwich. Schwer atmend löste seiner Gegnerin sich von dem Elf.


    „Du brauchst dich nicht zurückhalten“, sagte er ruhig, aber bestimmt.


    Sinaeh begann hysterisch zu lachen und richtete sich auf. Es vergingen einige Augenblicke, bis sie sich beruhigt hatte.


    „Ich halte mich nur zurück, um dich nicht sofort zu töten“, stieß sie zwischen zusammengepressten Lippen hervor.


    Der Hass in ihrer Stimme schwang greifbar durch die Luft und Nethariel lief ein kalter Schauer über den Rücken.

    Aus einiger Entfernung war Fenissas jaulen hörbar, die seine Furcht spürte.

    Ein Rudel ausgehungerter Wölfe wirkte weitaus weniger bedrohlich, wahrscheinlich würden ihn nicht einmal mehrere andere Shatarree so ängstigen.

    Unsanft riss es Nethariel aus seinen Überlegungen, als die Elfe erneut angriff. Sein Schwert flog in atemberaubender Geschwindigkeit von links nach rechts und zurück, während er den Sturm von Schlägen parierte.

    Eine Schweißperle lief seine Stirn hinab dazu breitete sich ein Zerren in seiner Brust aus. Bilder begannen vor seinem inneren Auge aufzuflackern, währen dessen sich sein Körper auf das monotone Parieren einspielte.


    Nethariel lehnte an einem Baumstamm und beobachtete die junge Elfe auf der Lichtung. Sie schwang ein in ihrer Hand, fremd wirkendes Übungsschwert. Die Bewegungen sollten fließend sowie geschmeidig scheinen, wie Wasser eines Flusses. Wohingegen ein Schmied welcher mit dem Hammer einen Rohling formt, jedoch sinnbildlich eher zutraf.

    „Leg die Waffe weg, wir gehen zum Fest!“, rief er und stand langsam auf.


    Fenissas felliger Kopf schob sich unter seinen Arm, um gekrault zu werden.

    „Was soll nur aus ihr werden, wenn sie keine Waffe meistert?“, seufzte Nethariel der Wölfin zu und wandte seinen Blick von der Lichtung ab.


    Schmerz durchzuckte seinen Körper, welcher die Erinnerung abrupt beendete. Sinaeh hatte seine Verteidigung durchbrochen und ihm einen leichten Schnitt an der Schläfe zugefügt. Dieser war nicht tief, blutete aber stark. Mit raschen Rückwärtssprüngen brachte Nethariel einige Schritte Abstand zwischen sich und seine Gegnerin.


    „Fehlt dir Übung, weil du ständig davonläufst, oder fordert das Alter seinen Tribut?“, stichelte Sinaeh bissig, gestattete ihm aber die kurze Pause.


    „Weder noch, ich möchte dich lediglich nicht verletzen“, erwiderte der Elf kühl und wischte sich mit dem Handrücken das Blut vom Gesicht.


    Nach nur wenigen Augenblicken, lag ein neuer, blutiger Schleier vor seinem Auge.

    Entnervt stöhnend, merkte Nethariel, wie sich eine weitere Erinnerung in seinem Bewusstsein ausbreitete.


    Roter Nebel verteilte sich in der Luft, als seine Schülerin mit dem Krug zuschlug und den enthaltenen Beerenmet vergoss.

    Blut schoss aus der Nase eines jungen Elfen, welcher das ohnehin stürmische Gemüt der Elfe überstrapazierte. Es handelte sich bei dem Jungen um einen Elfen, welchen sie im waffenlosen Kampf nach kurzer Zeit niedergestreckt hatte.

    Nethariel betrachtete, wie sich ein zweiter Elf von hinten näherte, um seinem Freund zu helfen.

    „Möchtest du nicht mal eingreifen?“, fragte ihn sein Waffenbruder, der mit ihm an einen Baum gelehnt stand ebenfalls das Treiben des Festes beobachtend.

    „Sie wird schon in der Lage sein, sich zu wehren. Uns ging es doch auch nicht besser“, erwiderte Nethariel, den Blick auf seine Schülerin gewandt.


    Mit ihrer anderen Hand hatte sie sich einen zweiten Krug gegriffen und führte diesen gegen den weiteren Elfen. Die Bewegungen des Kampfes erinnerten an einen Tanz, bei dem man sich auf der Stelle dreht. So verlor seine Schülerin nicht den Vorteil ihres Standpunktes außerdem konnte sie gleichzeitig gegen die immer mehr werdenden Gegner vorgehen. Durch die andauende Drehung drückten sich die Krüge an ihre Unterarme, es wirkte auf eine gewisse Art natürlich. Seine Schülerin nutzte es um gezielt die Schmerzpunkte zu treffen. Am Ende lag ungefähr ein Dutzend junger Elfen, sich vor Schmerzen krümmend auf dem Festplatz.


    Sinaeh setzte zu einem neuen Angriff an, vor dem Nethariel ein letztes Mal zurückwich und sein zweites Schwert zog. Sehr lange war er nicht mehr dazu gedrängt worden, mit beiden Waffen zu kämpfen. Der Elf hatte allerdings von vorneherein damit gerechnet, sollte er Sinaeh kämpfend gegenübertreten.

    An der schnellen, flachen Atmung nahm Nethariel wahr, dass Sinaeh den Kampfstil gewohnt war aber auch ihr die Energie langsam fehlte. Mit einem verschmitzten Lächeln drehte der Elf seine beiden einschneidigen Schwerter so, dass diese ebenfalls an seinen Unterarmen entlangliefen.

    Lange würde er auf diese Art nicht kämpfen können. Seine Waffen waren nicht für diesen Stil angepasst außerdem verursachte die angewinkelte Haltung der Handgelenke eine Überbelastung dieser.

    Ihm war, als läge ein altvertrauter Geruch in der Luft, welcher die nächste Erinnerung offenbarte.


    Rote Blätter umliegender Bäume wehten über die Lichtung und verteilten den Duft des kommenden Herbstes. Wochen waren nach dem Fest vergangen, in denen Nethariel mit seiner Schülerin einen neuen Kampfstil entwickelte. Die Idee hierzu kam ihm bei dem dortigen Kampf.

    Diese Art zu kämpfen hatten sie lediglich auf eine von den Shataree anerkannten Waffe umzulegen brauchen.

    Süffisant lächelnd betrachtete Nethariel, die zwei Kontrahenten auf der Lichtung. Seine Schülerin sowie ein mehrere Jahre älterer Schüler. Ihm war bewusst, dass das Spektakel nur wenige Augenblicke dauern konnte, sofern seine Schülerin nicht auf die Idee kam mit ihrem Gegner zu spielen.

    Zu Beginn des Kampfes, warf die Elfe ihre beiden Übungsschwerter in die Luft und fing sie mit den Knäufen gen Himmel zeigend auf.

    Ihr Gegner hielt einen Moment inne und schaute verwirrt zu seinem Mentor. Pirouetten drehend begann seine Schülerin ihren Angriff. Sie näherte sich rasch ihrem Gegner. Die umherfliegenden Blätter wurden durch die schnellen Drehungen eingesogen und schienen ihre Gestalt zu verstecken. In einem kurzen Augenblick war Nethariel sich sicher, einen freudigen Glanz in ihren Augen wahrzunehmen.

    Der Kampf erinnerte an einen Herbststurm, erbarmungslos und unvorhersehbar.

    Nach wenigen Schlägen lag der andere Schüler Kampfunfähig am Boden. Es dauerte einige Momente, bis sein Körper begriff, wo er überall getroffen worden war.


    Nethariel verließ sich auf das Erinnerungsvermögen seines Körpers, instinktiv die Bewegungen des Kampstils einzuhalten und setzte zum Gegenangriff an. Er war gezwungen es zügig zu beenden, bevor seine Handgelenke unter der Belastung nachgeben würden. Dort wo sich ihre Waffen trafen, stoben Funken in die Dunkelheit der Nacht. Zusammen mit dem Donnern von den wuchtigen Schlägen musste ein entfernter Beobachter, das Ganze für ein Gewitter halten.


    „Woher beherrscht du diesen Kampfstil“, fragte Sinaeh erstaunt sowie erschrocken zugleich, während sie selbst nun einige Schritte zurückwich.

    „Denkst du, ich bringe dir etwas bei und lerne es nicht selbst zu verwenden, Sinaeh? Du bist die einzige mir bekannte Elfe, die diesen Kampfstil auf Dauer durchhält. Andere jedoch, können zumindest eine begrenzte Zeit auf diese Art kämpfen“, antwortete Nethariel, während er seiner ehemaligen Schülerin hinterhereilte.

    Der Elf lächelte trotz Anstrengung und den aufkommenden Schmerzen in seinen Handgelenken. Er hatte sein Ziel erreicht, Sinaeh war verunsichert und somit nicht mehr vollkommen auf den Kampf fokussiert. Die Elfe wich immer weiter vor ihm zurück. Es wirkte als schrumpfte sie innerlich zu dem kleinen Mädchen von früher, welches er unterwiesen hatte.

  • Dieser Part ist mir vollkommen durchgerutscht, Faradim , weil ich vergessen habe, den Abo-Haken zu setzen. Sorry dafür, hab's jetzt nachgeholt.

    Spoiler anzeigen

    Das ist eine schöne Fortsetzung der Szene aus dem letzten Part. Durch die Erinnerungssequenzen erfahre ich viel über Nathariel und Sinaeh, ohne dass du den Erklärbär bemühen musst. Das finde ich geschickt gelöst, du musst ja davon ausgehen, dass deine Leser etwas über die Vergangenheit der beiden erfahren möchten.

    Die Beschreibung der Waffen und der Kampfszenen halte ich für gelungen. Und ich finde auch die beiden Charaktere in ihrer Gegensätzlichkeit gut gezeichnet.

    Es kann weitergehen. :thumbup:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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  • So heute geht es dann mal endlich weiter ;) , wie immer wünsche ich viel Spaß beim Lesen

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    Nethariel zählte jeden Schlag mit, während seine Handgelenke immer stärker schmerzten und zu brennen begannen. Die Waffen begannen bereits in den Händen zu zittern, als er bei seinem dreißigsten Schlag ankam. Der Elf wusste, dass sein Limit bei dreiundvierzig Schlägen lag, danach würden die Handgelenke den Dienst verweigern und er den Kampf verlieren.

    Sinaeh wich weiterhin zurück, während sich in ihren Augen weiter Unglauben sowie Angst ausbreitete.

    Bei dem vierzigsten Hieb kam Nethariel das Glück zugute, denn seine ehemalige Schülerin verlor das Gleichgewicht, als sie in eine Pfütze ausrutschte

    Rasch setzte er hinterher und schlug ihr die Waffen aus der Hand, bevor seine eigenen Schwerter zu Boden fielen. Dieser Kampf war vorbei.

    Eine fellige Schnauze stupste seine krampfenden Hände an und kurze Zeit später schob Fenissa ihren Kopf darunter.

    Nethariel hatte die Wölfin schon eine geraume Zeit in ihrer Nähe wahrgenommen.

    „Wollen wir uns auf ein Unentschieden einigen?“, fragte der Elf, den Blick auf seine Schülerin gerichtet.

    Sinaeh lag noch immer am Boden und rührte sich nicht. Tränen rannen über ihr mit Matsch beflecktes Gesicht.

    „Wieso bist du damals gegangen?“, antwortete sie mit gebrochener Stimme, was den Elfen erneut in eine Erinnerung warf.

    „Wieso?“, fragte seine Schülerin unter Tränen.

    „Du bist noch zu jung, um es verstehen zu können. Selbst wenn ich es dir erklären würde“, erwiderte der Elf ruhig während er seine Tasche schulterte.

    Sinaehs Hand glitt zu ihrer Waffe, doch Nethariel hatte es kommen sehen und war mit einem raschen Schritt bei ihr. Mit sanfter Gewalt drehte er ihr den Arm auf den Rücken.

    „Es wird einen Tag geben, wo du mein Handeln verstehen magst“, flüsterte Nethariel ihr ins Ohr.

    Der Elf ließ Sinaeh los und verschwand eilig durch die Tür der kleinen Hütte.

    Ihr Heulen ging ihm durch jede Zelle des Körpers, doch er konnte sie nicht mit in seine Angelegenheiten verwickeln. Noch viel weniger konnte er weiterhin für die Shatarree kämpfen.

    „Bist du dir wirklich sicher mit deiner Entscheidung?“, fragte eine Stimme aus den Schatten der Bäume.

    „Ja Bruder, kümmere dich bitte gut um Sie“, antwortete Nethariel ruhig und verschwand ebenfalls in den Schatten der Bäume.

    Ein leises Knurren von Fenissa holte ihn in die Gegenwart zurück.

    „Ganz ruhig bleiben Feni, ich setze mich nur auf“, sagte Sinaeh und lehnte sich gegen ein nahes Mauerstück der Brücke.

    Nethariel hatte diese Kurzform schon lange nicht mehr gehört, damals waren es noch schönere Zeiten gewesen. In Gedanken versunken sah er seine ehemalige Schülerin an, welche mit einem Mal verloren wirkte.

    „Ich musste damals gehen, denn ich konnte den Shatarree nicht mehr länger dienen. Jeden Auftrag von ihnen hätte ich hinterfragt und dich oder Andere damit gefährdet“, sagte der Elf leise.

    „Aber warum?“, erwiderte Sinaeh verwirrt.

    Traurig sah Nethariel die junge Elfe an, schmerzvolle Erinnerungen drohten aus einem entfernten Teil seiner Selbst hervorzubrechen. Langsam bückte er sich und schloss eine Hand um das Heft des Schwertes, welches ihm vor den Füßen lag. Die Bewegung schmerzte, doch in diesem Moment begrüßte der Elf ihn.

    Mit einem leisen Scharren glitt die Klinge in die Scheide, bevor er seine zweite Waffe aufhob. Den Blick darauf gesenkt, fragte Nethariel sich wie schon so oft, wie viele Aufträge er für die Shatarree damit ausgeführt hatte.

    „Meinst du sie ist so weit?“, fragte Nethariel mehr zu sich selbst gewandt als an jemand anderen.

    Fenissa stupste ihn tröstend mit dem Kopf an und selbst Sinaeh wirkte sprachlos, ihren ehemaligen Meister in Trauer versinken zu sehen.

    „Es ist noch nicht an der Zeit, dass du meine Geschichte erfährst“, fügte er nach einem kurzen Zögern hinzu. Der Elf schob das Schwert, welches noch immer in seiner Hand ruhte, ebenfalls in die Scheide und schwang sich dann auf Fenissas Rücken.

    „Wieder lässt du mich ohne Antworten zurück“, sagte Sinaeh mit gebrochener Stimme.

    Ohne Nethariels Zutun stupste Fenissa die Elfe tröstend an und sah ihr in die Augen. Die Wölfin hatte das früher immer getan, wenn Sinaeh verzweifelt oder traurig gewesen war. Ein Lächeln konnte Nethariel bei diesem Gedanken nicht zurückhalten.

    „Wenn du Antworten möchtest, suche nach der Seherin. Warte dort auf mich“, sagte er versöhnlich. Warnend fügte der Elf dann noch an, „sei aber vorsichtig und behalte die Suche für dich.“

    Mit einem Schulterklopfen gab er der Wölfin zu verstehen, aufzubrechen. Das große Tier trottete langsam los, nachdem sie ein letztes Mal zu Sinaeh geblickt hatte.

    Die Dunkelheit verschluckte seine ehemalige Schülerin, sowie die Erinnerungen, welche im Kampf aufgetreten waren.

    Erschöpft schmiegte Nethariel sich an den Hals von Fenissa, schloss die Augen und flüsterte, „du weißt wohin es geht.“