Hu ihr Lieben,
dann will ich es auch mal wagen, und hier meine Kurzen zur Diskussion stellen.
Meine Non-Fantasy Geschichten sind in der Regel kurz bis sehr kurz, und ich spiele oft mit den Stilen.
Dazu möchte ich einmal betonen, das ich keine Rechtschreibkorrektur wünsche, sondern es mir
ausschließlich um den Inhalt geht. Das soll jetzt nicht überheblich rüber kommen, sondern ist schlicht meiner Gesundheit geschuldet,
ich habe einfach nicht mehr die Kraft, mich in neue Reformen rein zu quälen, die Zeit verbringe ich lieber mit Schreiben/Lesen,
und überlasse das lieber meinem Lektor.
So gesehen spart euch die Energie, und guckt mir lieber auf den Inhalt, und was ihr bestenfalls dazu anmerken möchtet.
Zu meiner Geschichte "Lebendes Fleisch".
Ich bin krank, und war lange Jahre immer wieder für Wochen im Krankenhaus.
Während eines besonders "intensiven" Aufenthaltes entstand im Raucherraum diese kurze Geschichte.
Ich habe sie in einem Rutsch runter geschrieben, und später auch nur wenig überarbeitet.
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Lebendes Fleisch
Ein neuer Tag, mit neuen Qualen.
Er steht am Fenster und blickt in die sonnendurchflutete Heiterkeit unter ihm. Der Rauch seiner Zigarette erfüllt den Raum, und ihm brennen die Augen. Rauchen gefällt ihnen nicht, aber er überhört ihre Zurechtweisungen. Sollte es ihnen nicht gefallen, ihm war es gleichgültig. Er hatte hier schließlich die Dauerkarte gezogen, nicht sie. Mit ihren Nadeln, Skalpellen und Sägen machten sie ihm eh keine Hoffnung mehr. Er war ihr Gefangener. Unten, im Sonnenlicht, saßen sie im Klinik-Park auf den Bänken, plauderten und scherzten. Er zog erneut und sah seinem ausgeatmeten Rauch hinterher. Wieder hörte er ihre quietschenden Sohlen auf dem glatten Boden des Flures hinter sich. Wieder kamen sie um ihn zu holen. Es war ihm gleichgültig. Er drückte die Alte aus, und steckte sich eine Neue an.
Schmerzen. In Wellen. Mal hoch, mal tief.
Sie reden mit ihm, doch er hört ihnen nicht mehr zu. Sie stechen, sondieren, untersuchen und schneiden an ihm herum. Neue Schmerzen, neue Wellen. Freundliche, doch erbarmungslose Gesichter. Er lässt sich nicht mehr täuschen. Immer wieder muss er sich erholen, immer wieder muss er unter Anleitung langsam auf die Beine kommen. Wie oft noch?
Doch sie kommen immer wieder, mit neuen Methoden, neuen Instrumenten, neuen Ideen. Sobald er wieder gehen kann, raucht er wieder und blickt dabei hinaus in die Sonne.
Hände tätscheln sein Gesicht und zerren an den Schläuchen, die ihm aus dem müden Gesicht wachsen. Wieder ist er erwacht, mit wieder neuen Wunden am geschundenem Leib. Wie lange hält ein Körper diese Torturen eigentlich aus? Das Essen schmeckt ihm nicht, und er isst immer weniger. Sie ernähren ihn künstlich, damit er wieder zu Kräften kommt. Später werden sie ihn wieder abholen. Wieder neue Dinge in ihn hineinschieben. Altes wiedererkennen und Neues an ihm finden. Ständig etwas Neues. Er geht inzwischen eine rauchen.
Draußen spielen sie mit ihren Kindern. Schieben die Greise oder sitzen einfach in der Sonne. Er steht oben am Fenster und blickt unbeteiligt hinaus. Diese Welt liegt ihn so fern, wie der dunkle Teil des Mondes. Das Glas des Fensters hält die Geräusche zurück, und auf seiner Seite gibt es keinen Griff. Er zieht den warmen Rauch tief in die Lungen, oder das, was ihm noch von ihnen geblieben ist, und wendet sich gelangweilt ab. Wie lange ist er schon hier? Die Tage reihen sich wie Perlen an eine Schnur, und seine Kette ist zu lang geworden, als dass er ihren Anfang noch sehen könnte. Seine Narben pochen dumpf in Erinnerung an vergangene Qualen. Er betäubt sie mit einer neuen Zigarette.
Neue Schmerzwellen pulsieren durch seinen Körper.
Gibt es eine Stelle, die sie noch nicht hatten? Lächelnde Gesichter hübscher Schwestern beugen sich über ihn. Elegante Ärzte, strotzend vor Gesundheit, geben sich die Hand. Seine Akte, so dick wie ein gestrandeter Wal, wandert durch manikürte Finger. Hoffnung gibt es immer, versichern sie ihm eifrig. Hoffnung und der Wille zu Leben. Hat er den noch. Will er überhaupt noch Leben. Hoffnung? Worauf? Die Falten seines Lakens dringen in sein müdes Fleisch, und Sonnenlicht durchflutet sein Zimmer, brennt ihm jeden Gedanken aus dem müden Hirn. Unberührt blickt er ihnen entgegen und hört ihre Worte nur mechanisch. Neue Tests, neue Versuche, Wissenschaftliche Verfahren, sicher, macht einfach nur weiter. Später geht er humpelnd eine rauchen.
Tief unter ihm sitzen sie wieder, spielen, lachen und unterhalten sich. Ein Kind läuft über die Wiese und fällt lang hin. Es erhebt sich nicht mehr und ein kleiner Funkenregen sprudelt aus seinem zarten Nacken. Sofort sind die Schwestern bei ihm und tragen es eiligst unter ihm ins Gebäude. Unbeteiligt bleiben die Anderen mit sich beschäftigt. Er raucht und fragt sich nur nebenbei, wo, gottverdammt, haben sie eigentlich die Kinder her?