Nachtnebel - Der Berg der Seelen

Es gibt 132 Antworten in diesem Thema, welches 20.551 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (28. September 2021 um 11:41) ist von Etiam.

  • In diesem Thread plane ich meine Geschichte 'Nachtnebel - Der Berg der Seelen' zu erzählen. Ich habe bereits vor einigen Tagen einen Beitrag zur Welt dieser Geschichte verfasst, den ihr lesen könnt, um bereits mit etwas Vorwissen in die Geschichte einzusteigen. Der dort verfasste Inhalt hilft vor allem dabei, die Figuren und die vorgestellten Schauplätze besser einzuordnen. Spoiler für die Handlung dieser Geschichte sind im Weltenbaubeitrag nicht enthalten. Dem nachfolgenden Prolog solltet ihr aber auch - so hoffe ich - ohne das Vorwissen im Weltenbaubeitrag gut folgen können. Konstruktive Kritik etwa zu Rechtschreibung & Grammatik, Logikproblemen, überschwänglichem oder mangelndem Gebrauch verschiedener Stilmittel, u.a. ist hier ebenso gern gesehen, wie ein paar warme Worte, was euch gut gefällt, oder auch Anmerkungen dazu, worüber ihr gerne mehr erfahren wollt bzw. was so eure Erwartungen an den weiteren Verlauf der Geschichte ist. Und nun viel Spaß mit dem Prolog :)

    Ich habe hier mal nachträglich eine Beitragsübersicht angefertigt, so könnt ihr von diesem Beitrag direkt zu den anderen Teilen der Geschichte springen:

    Beiträgsübersicht

    Weltenbau-Beitrag - - - - - [Link]

    Prolog - - - - - - - - - - - - - -  [Link]

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    Prolog

    Wie gewohnt war Kaa-ja nach seinem späten Feierabend die Leiter zum alten Ausguck auf der Dorfmauer hinaufgestiegen, um von dort aus sein geliebtes Kemonovolk zu überblicken. Erschöpft, aber zufrieden stand der Dorfälteste an dem gesprenkelten Eisengeländer und zog das Brustband seiner dunklen Leinenjacke etwas enger, als eine kühle Brise durch sein aschgraues, weiß gesträhntes Fell fuhr. Für einen kurzen Moment schloss der alte Kemono die großen rundlichen Augen und ließ den süßlichen Duft der Dornenholzbäume jenseits der Dorfmauern in die tiefsitzenden Öffnungen seiner diamantförmigen Nase einziehen. In Erinnerungen schwelgend, entwich Kaa-ja unwillkürlich ein sehnsüchtiger Seufzer, während der geschwungene Mund seiner leicht hervorstehenden Schnauze ein schwermütiges Lächeln formte.

    Die Sonne hatte sich bereits hinter die Baumkronen am westlichen Horizont geschoben und lediglich einen schwachen rötlichen Schleier am Übergang zwischen dem Wald und dem blaugrauen Abendhimmel hinterlassen. Dank der Lichtkugeln in der Nebelwand des heiligen Berges in der Ferne und dem Kerzenlicht, das aus den Fenstern der Häuser nach draußen schien, konnte Kaa-ja die Einzelheiten im Dorf noch gut erkennen. Als er den Blick langsam vom Tempel im westlichen Teil bis hin zur Schmiede im östlichen Teil des Dorfes schweifen ließ, stellte der Älteste fest, dass sich das Alltagsleben der Kemono bereits fast vollständig in ihre Häuser verlagert hatte. Draußen auf den Straßen waren nur noch einige wenige Abendspaziergänger zu sehen, sowie ein paar Wächter, die in ihren dunklen rotumrandeten Rüstungen ihre gewohnte Runde drehten. Als sie Kaa-ja dort oben auf dem Ausguck bemerkten, winkten sie dem hochgeachteten Dorfvorsteher mit ihren hand-artigen Pfoten kurz zu, was der Dorfälteste seinerseits mit einen knappen Wink erwiderte. Alles war ruhig und friedlich, so wie es sein sollte.

    Bevor Kaa-ja die Gelegenheit bekam, sich Gedanken über die Planung des kommendes Tages zu machen, vernahm er hinter sich das sanfte Knarren von Holz, das beim Betreten der Leiter ertönte. Spontane Besuche waren nichts Ungewöhnliches während er hier oben verweilte, daher hatte er irgendwann begonnen, ein kleines Ratespiel daraus zu machen, sobald er die Leiter knarren hörte. Wer mochte dieses Mal ein Gespräch mit ihm suchen? Kaa-jas erster Gedanke fiel auf Li-hoi, den Sohn der Dorflehrerin mit dem sonnigen Gemüt und den weißen Flecken auf seinem fuchsfarbenen Gesicht. Er kam häufiger vorbei, in der Hoffnung Kaa-ja eine Geschichte zu einem der zahlreichen Abenteuer zu entlocken, die der Älteste während seiner Außeneinsätze mit dem Wächtertrupp in der Jugendzeit erlebt hatte.

    An diesem Abend allerdings war es Juu-ka, der zehnjährige Sohn des Handwerksmeisters, der in seinem kindlichen Elan die Leiter hinauftapste und schwungvoll von der letzten Leitersprosse auf die etwas tiefer gelegene Aussichtsplattform hüpfte. Dank seiner Arbeit als Dorfoberhaupt kannte Kaa-ja sowohl den Namen jedes einzelnen Bewohners im Dorf, als auch die Dinge, die sie für gewöhnlich am meisten beschäftigten. So ließ Kaa-ja nicht lange auf sich warten, bis er seinen Besucher freundlich begrüßte und mit einer einladenden Geste zu sich bat.

    "Guten Abend, Juu-ka. Was führt dich zu mir? Brauchst du wieder einen Rat was die Schule angeht?"

    Der kleine Kemono mit dem hellen braunen Fell unter der luftigen Baumwollkleidung schenkte Kaa-ja ein warmes Lächeln und trat seiner Einladung folgend zu ihm ans Geländer heran. "Hallo Kaa-ja, was für ein wunderschöner Abend, nicht wahr? In der Schule läuft im Moment alles richtig gut. Heute wollte ich dir einfach nur etwas Gesellschaft hier oben leisten." Juu-kas langer dünner Schwanz senkte sich jetzt entspannt auf die glatt polierten Holzlatten.

    Kaa-ja legte den linken Arm großväterlich um Juu-kas Schulter, zog ihn ein bisschen näher an sich heran und richtete seinen Blick langsam wieder auf das Dorf. "Das ist schön. Dann bleib schön fleißig, sodass du später einmal in die Fußstapfen deines Vaters treten kannst."

    Juu-ka lächelte dem Ältesten verlegen zu. "Mal schauen. Ich werd' mir Mühe geben."

    Für einen Moment verweilten die beiden Kemono in stiller Harmonie und lauschten dem Zirpen der Mauergrillen, die sich an den Krümelfrüchten der Kletterpflanzen unterhalb des Ausgucks verköstigten.

    Schließlich hob Kaa-ja seine rechte Pfote und richtete den Zeigefinger auf den riesigen Berg, der hinter dem nahezu unerkundeten und womöglich unüberwindbaren Käferwald bis hoch in den Himmel ragte. "Schau doch, wie kräftig die Seelen auf dem Nachtnebel heute wieder strahlen."

    Kaa-jas junger Besucher folgte dem Fingerzeig des Ältesten und sah über das Dorf hinweg auf die breite Nebelwand, die den Berg vom Fuße aus bis weit in die Höhe umschloss. "Als Großvater gestorben ist, hat Papa gesagt, dass die Seelen der toten Kemono dorthin reisen, um über ihre Enkelkinder zu wachen. Das stimmt doch, oder?" Juu-ka blickte den Dorfvorsteher erwartungsvoll mit seinen großen rotbraunen Katzenaugen an.

    Der Älteste nahm den Arm langsam wieder von Juu-kas Schulter herunter und stützte sich mit seinen Unterarmen auf das kühle Eisengeländer ab. "Ja, da hat dein Papa ganz recht. Wenn immer ein Kemono alt wird und ihn der Lebensgeist verlässt, dann fährt seine Seele aus seinem Körper und begibt sich zum Nachtnebel. Von dort aus beschützt er dann seine Enkelkinder, aber auch all die anderen Kemono in unserem Dorf. Kaa-ja machte eine kurze Pause und fuhr dann fort. "Zwanzig Jahre lang verweilt eine Seele dort und sorgt in dieser Zeit für gutes Wetter, reiche Ernten und viel Gesundheit. Danach wird sie dann zum Dank für ihren Schutz vom großen Kitsune ins Himmelreich eingelassen und..."

    "...lebt dort auf ewig im Paradies." beendete Juu-ka den Satz mit einem frechen Grinsen.

    Der Kemonojunge mit dem cremefarbenen Zottelhaar zwischen den großen spitz zulaufenden Ohrmuscheln lehnte sich jetzt ebenfalls über das Geländer und sah wehmütig auf die mehrere Dutzend Lichtkugeln, die ihm aus der Ferne wie die Sterne am Himmel vorkommen mussten. "Wie es Großvater wohl gerade geht?"

    Der Älteste zeigte dem jungen Kemono ein warmes Lächeln. "Wahrscheinlich sieht er uns gerade zu und erfreut sich daran, wie sein Enkel zu einem prächtigen Kemono heranwächst."

    Juu-ka erwiderte Kaa-jas Lächeln für einen Moment, beäugte ihn dann aber mit einer gewissen Verunsicherung. "Sag mal, Kaa-ja. Wir beide... werden auch dorthin wandern, wenn wir sterben, oder?"

    Kaa-ja löste seine Arme wieder vom Geländer, legte die rechte Pfote auf Juu-kas Kopf und fuhr ihm mit den rosafarbigen Noppen an seinen Fingern sanft durch das Haar. "Ja, auch du und ich. Aber bis dahin wird noch eine ganze Weile Zeit vergehen. Du hast schließlich noch dein ganzes Leben vor dir. Bei mir ist das wohl ein bisschen anders." Der Älteste lachte bei diesen Worten müde.

    Juu-ka wirkte dagegen ziemlich besorgt bei diesen Worten und zerrte ängstlich an Kaa-jas Ärmel. "Ich möchte aber nicht, dass du uns bald verlässt. Versprich mir, dass du noch eine lange Zeit bei uns bleibst, Kaa-ja."

    Der Älteste schüttelte sorglos den Kopf und strahlte dabei eine unbeschwerte Fröhlichkeit aus, so als würden noch viele schöne Jahre auf ihn warten. "Ha ha, natürlich, Juu-ka, natürlich."

    Juu-kas Sorgenfalten verharrten noch einen kurzen Augenblick auf seiner Stirn, bevor sie von einem zuversichtlichen Nicken abgelöst wurden.

    Kaa-ja fiel nun auf, dass es mittlerweile spürbar kälter geworden war. "Sag mal Juu-ka, solltest du nicht allmählich schlafen gehen? Es ist schon spät."

    Doch Juu-ka ging einfach über Kaa-jas letzte Bemerkung hinweg und kam stattdessen wieder auf den Nachtnebel zurück. "Warum ist es uns eigentlich verboten, die Seelen unserer Vorfahren dort drüben zu besuchen? Das habe ich nie verstanden."

    Der Älteste wirkte jetzt wieder etwas schwermütig. "Nun ja. Das ist so eine Sache... Wenn du genau hinsiehst, dann kannst du am Fuße des Nachtnebels eine dünne rote Linie vor der Nebelschicht erkennen..." Er wartete kurz, bis er Juu-ka knapp nicken sah. "...In der Schule hast du sicher schon gelernt, dass diese Linie eine endlos lange Kette von roten Lampions ist, deren Feuer auf sonderbare Weise niemals erlischt. Diese Kette ist sozusagen die Grenze zwischen dem Reich der Lebenden und dem Reich der Seelen. Wir leben hier auf dieser Seite und die Seelen leben dort auf der anderen Seite. Und das muss auch so bleiben, denn sonst gerät das Gleichgewicht des Lebens durcheinander und die Seelen werden unruhig."

    Juu-ka runzelte seine Stirn bei diesen Worten, die sein kindlicher Frohsinn offenbar nicht einzuordnen wusste. "Das verstehe ich nicht. Wie könnte Großvater unruhig werden, wenn ich ihn besuche?"

    Kaa-ja zupfte nachdenklich an seinem struppigen Kinn. "Nun, wie erkläre ich dir das am besten...? Weißt du, dein Großvater hat dich immer noch sehr lieb und beschützt dich mit ganzem Herzen. Aber Seelen existieren nach ihren ganz eigenen Gesetzen und besitzen keine Sinneswahrnehmung mehr, um zu hören, zu sehen oder zu riechen. Kemono, die den Berg betreten, würden die Seelen lediglich als Bedrohung für das Gleichgewicht des Lebens wahrnehmen und sie dazu verleiten, schlimme Dinge anzurichten um das Gleichgewicht wiederherzustellen."

    Juu-ka schien kurzzeitig in den Erinnerungen an seine Großeltern zu versinken und schüttelte dann irritiert den Kopf. "Großvater würde mich als Bedrohung wahrnehmen? Obwohl er mich doch beschützen will? Das ergibt doch alles keinen Sinn."

    Kaa-ja sah Juu-ka verständnisvoll und mit der Geduld eines alten Mannes an und versuchte es noch einmal mit etwas anderen Worten. "Nun, Juu-ka. Ich kann mir vorstellen, dass das kompliziert für dich klingt. Die Seelen denken zwar an uns und lieben uns alle, aber wenn sich ihnen jemand nähert, dann erkennen sie uns einfach nicht. Ganz egal, wie liebevoll unsere Beziehung zu ihnen zu Lebzeiten war. Sie verspüren einzig die Präsenz von Lebensenergie und die bedroht ihre eigene Existenz. Damit sie also auf dem Berg friedlich leben und uns ihren Schutz bieten können können, bleiben wir hier in unserem Dorf und allen geht es gut."

    Juu-ka machte nicht den Eindruck, als hätte er die Worte des Ältesten in seiner ganzen Tragweite begriffen, allerdings war sich Kaa-ja sicher, dass Juu-kas großes Vertrauen in ihn ausreichte, damit der Berg ein Tabu für den kleinen Kemono bleiben würde. Juu-ka antwortete schließlich ein wenig niedergeschlagen mit einem schwachen 'Achso...'.

    Kaa-ja fuhr seine Pfote ein weiteres Mal durch das volle Haar des jungen Kemono und schenkte ihm, so hoffte er zumindest, ein aufmunterndes Lächeln. "Nun lass uns allmählich gehen. Deine Eltern warten sicher schon auf dich."

  • Hallo Juu-Ka ,

    ein kleiner Tipp: Vielleicht kannst du deinen Prolog ja in zwei Teilen posten? 2700 Wörter sind in etwa das Doppelte von dem, was ich selber posten würde, und da sind 1300 Wörter schon viel für meinen Geschmack.

    Ich traue mich an so einen Mega-Block nicht ran, sorry. Zumal du keinerlei Absätze drin hast, die mir das Lesen erleichtern würden.

    Das ist jetzt nur, was ich darüber denke, ohne den Text selbst gelesen zu haben. Aber ich könnte mir vorstellen, dass ich mit dieser Meinung nicht allein bin.

    Natürlich musst du das nicht tun. Aber mir würde es helfen. Überleg's dir einfach. :)

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Hey Juu-Ka ,

    schön, dass du hier mit deiner Geschichte startest :) Ich hatte mir schon ein bisschen von dem angesehen, was du im Weltenbauthread gepostet hast, ebenso, wie deinen Beitrag zur Charaktererstellung von Juu-Ka im RPG-Bereich.

    Zusammen mit deinem Profilbild hatte ich demnach ein ziemlich klares Bild von Juu-Ka und den anderen Kemono vor Augen. Ich weiß jetzt natürlich nicht, wie ich den Text empfunden hätte, wenn mir die Informationen fehlen würden. :hmm: ... Aber so konnte ich den beiden Szenen sehr gut folgen.

    Die erste hat mir von beiden besonders gut gefallen. Es war eine schön geschilderte Atmosphäre dort oben auf dem Wachturm, von dem aus man einen wunderbaren Überblick über das Dorf, die Mauer und den großen Berg genießen kann. Kaa-Ja mit seiner väterlichen Weisheit hast du meiner Meinung nach gut getroffen und es gefällt mir, wie er dem kleinen Juu-Ka von dem Nachtnebel und der Legende seines Volkes erzählt, dass von dort aus die Seelen ihrer Vorfahren über sie wachen.

    Der zweite Part fiel mir schwerer zu lesen. Das kann allerdings auch der fortgeschrittenen Uhrzeit geschuldet sein oder der Tatsache, dass es mir zum Ende hin etwas zu lang wurde. Ich muss Tariq leider zustimmen, dass sich der Text aufgrund der fehlenden Absätze nicht so angenehm lesen lässt. Ich glaube, ich würde dir außerdem auch dazu raten, den Text zu teilen...so fällt es sicher leichter, Leser zu gewinnen, weil man so einen Part dann eher zwischendurch mal lesen kann. Im grunde bietet es sich ja fast schon an, da es hier an der Stelle ohnehin einen Perspektiv-und Ortswechsel gibt. ^^

    Ansonsten habe ich nichts groß zu meckern. Bis hierhin lässt sich deine Geschichte flüssig lesen.

    Also, ich würde sie gerne weiter verfolgen.

    LG,

    Rainbow

  • ein kleiner Tipp: Vielleicht kannst du deinen Prolog ja in zwei Teilen posten? 2700 Wörter sind in etwa das Doppelte von dem, was ich selber posten würde, und da sind 1300 Wörter schon viel für meinen Geschmack.

    Danke für den Hinweis (auch an Rainbow)! Ich habe mir eure Anmerkungen zu Herzen genommen und versucht, überall dort einen neuen Absatz zu setzen, wo es mir sinnvoll erschien. Zudem habe ich den zweiten Teil fürs erste rausgenommen, damit ich dem Leser nicht zu viel Input auf einmal gebe. Ich werde ihn dann ebenfalls mit eingefügten Absätzen die Tage wieder neu einstellen.

    Ich hoffe, es ist der Lesbarkeit zuträglich, dass ich nach den einzelnen Absätzen eine Leerzeile eingefügt habe. Sollte es ohne Leerzeile besser funktionieren, dass gib mir da bitte einfach nochmal Bescheid :)

    Rainbow Vielen Dank übrigens auch für das nette Feedback zur ersten Szene - es freut mich, dass ich sie gut rüberbringen konnte :)

  • Hallo Juu-Ka ,

    Spoiler anzeigen

    jetzt hab ich deinen Anfang gelesen und er gefällt mir recht gut. Ich jkonnte mich problemlos in diese abendliche Szene hineinversetzen. Du hast dir viel Zeit gelassen für Beschreibungen, sowas mag ich. :thumbup:

    Allerdings sind da einige Schachtelsätze entstanden, weil du viele Adjektive/Adverbien einflechtest. So wie hier:

    Dank der hellen Lichtkugeln in der Nebelwand des heiligen Berges in der Ferne und dem schwach flackernden Kerzenlicht, das aus all den Fenstern der Dorfhäuser nach draußen schien, hatte der Dorfälteste keine größeren Schwierigkeiten damit, die Einzelheiten im Dorf zu erkennen, die sich ihm zeigen, während er seinen Blick langsam vom Tempel im westlichen Teil bis hin zur Schmiede im östlichen Teil des Dorfes schweifen ließ.

    Und manchmal wirken diese Einflechtungen auf mich ein bisschen hölzern und ich frage mich, ob ich diese Info an dieser Stelle wirklich brauche oder ob sie mich aus der Szene reißt, weil das so distanziert klingt. So wie hier zum Beispiel:

    Der braun befellte Kemonojunge mit den hellen wuschigen Haaren hatte sich mittlerweile ebenfalls über das Geländer gelehnt

    Verstehst du, was ich meine? Wir sind hier in einer Gesprächszene und erleben sie aus Kaa-jas Perspektive. Würde der in dem Moment wirklich auf Fell- und Haarfarbe des Jungen achten? Mit einem Gedanken wie

    'Du gleichst deiner Mutter, mein Junge', dachte er wehmütig. 'Ihre Haare waren genauso hell. Wie die Wolle der Rohrkolben.'

    wüsste ich auch, welche Haarfarbe der Junge hat, wäre aber bei Kaa-ja geblieben. Ach ich weiß nicht, ob ich das verständlich erklären kann. :S

    Apropos bei Kaa-ja geblieben:

    Dank seiner Arbeit als Dorfoberhaupt kannte Kaa-ja sowohl den Namen jedes einzelnen Bewohners im Dorf, als auch die Dinge, die sie für gewöhnlich am meisten beschäftigten. So ließ Kaa-ja nicht lange auf sich warten, bis er seinen Besucher freundlich begrüßte und mit einer einladenden Geste zu sich bat.

    "Guten Abend, Juu-ka. Was führt dich zu mir? Brauchst du wieder einen Rat was die Schule angeht?"

    Juu-ka warf dem alten Kemono mit dem langen grauen Fell und dem alten grünen Mantel ein warmes Lächeln zu und trat seiner Einladung folgend zu ihm ans Geländer des Ausguckpostens heran. "Hallo Kaa-ja, was für ein wunderschöner Abend, nicht wahr? In der Schule läuft im Moment alles richtig gut. Heute wollte ich dir einfach nur etwas Gesellschaft hier oben leisten."

    Kaa-ja legte seinen linken Arm großväterlich um Juu-kas Schulter, zog ihn ein bisschen näher an sich heran und richtete seinen Blick langsam wieder auf das Dorf.

    Im blau markierten Text rutschst du in Juu-kas Perpektive. Das hat mich rausgerissen. Ich denke, du findest später noch Möglichkeiten, Kaa-jas Äußeres zu beschreiben. In Zusammenhang mit etwas anderem z.B. Er könnte beim Aufstieg mit seinem Mantel hängenbleiben und ein Loch hineinreißen. Und sein Fell? Hm, er ist alt, vielleicht könnte er daran denken, dass es dünner wirde oder anfängt auszugehen? Sind nur Gedanken bzw. Vorschläge, aber es vermittelt uns seine Beschreibung aus seiner eigenen Perspektive .

    Und hier noch eine Kleinigkeit die mir beim Lesen aufgefallen ist

    Juu-ka machte nicht dein Eindruck, als hätte er

    Zu deiner Formatierung: Danke fürs Teilen des Abschnitts und die Absätze. Ließ sich viel besser lesen für mich. Und die Leerzeilen braucht es mMn nicht unbedingt. Aber die sind okay. :thumbup:

    Hat mir sehr gefallen! Bin schon gespannt, wann diese dörfliche Idylle getrübt wird. :evilgrin:

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

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  • Liebe Tariq

    Spoiler anzeigen

    vielen lieben Dank für dein Feedback! Zunächst erstmal freut es mich, dass du Gefallen an meinen Zeilen gefunden hast.

    Deine konstruktive Kritik wirft einen Punkt auf, über den ich bereits während des Schreibens häufiger nachgedacht habe. Im Grunde genommen geht es da wohl um die Balance zwischen der Menge an beiläufig eingeschobenen Zusatzinformationen und dem Herunterbrechen auf die wesentliche Handlung.

    Tatsächlich hatte ich an diversen Stellen ein paar ergänzende Adjektive in meine erste Entwurffassung eingeschoben. Ich hatte die Befürchtung, der Leser bekommt eine völlig andere Vorstellung von den Figuren als ich sie mir gedacht habe, weil ihm zu viele Informationen darüber fehlen, wie sie aussiehen und wie sie agieren. Beispiele für solche Stellen hast du in deinem letzten Beitrag auch herausgestellt ('braun befellt' und 'hell wuschig' waren in der Tat solche Stellen). Du hast schon angemerkt, dass man solche Beschreibungen auch später machen kann - da frag ich mich ganz unvoreingenommen, ob es da einen Punkt gibt, an dem sowas zu spät ist, weil der Leser bereits viel Zeit mit der Figur verbracht hat. (Hier ein übertriebenes Beispiel: wenn man nach 20 Seiten erfährt, dass die Figur X weißes Haar hat und man sich die ganze Zeit rote Haare vorgestellt hat, ist das sicher störend für den Leser oder?) An Stellen, an denen ich mich für mehrere eingeschobene Informationen entschlossen hatte, sind die Sätze dadurch dann auch länger und schachteliger geworden.

    Ich werde mal die Augen danach offen halten, ob diese Balance auch noch von weiteren Lesern als unausgewogen empfunden wird und ggf. wieder ein paar der beschreibenden Adjektive aus dem ersten Beitrag herausnehmen. Ansonsten werde ich die beschreibenden Zusatzinformationen in den nachfolgenden Beiträgen dezent herunterfahren oder versuchen, sie an geeigneteren Stellen einzubauen, wo sie weniger deplatziert wirken.

    Die Stelle, die dich durch den Perspektivwechsel rausgebracht hat, habe ich mir nochmal angesehen. Hier wird ja sozusagen eine neue Figur eingeführt und eine Dialogsituation initiiert. Den gesamten Prolog bis zum Ende in Kaa-jas Perspektive zu bleiben, hätte ich hier schwierig gefunden, da ich ja auch die Empfindungen von Juu-ka rüber bringen will. Da stellt sich mir dann die Frage, an welcher Stelle ich den ersten Perspektivwechsel einsetze, sodass es den Leser weniger rausbringt.

    Ich hoffe, ich habe deine Punkte insgesamt korrekt erfasst und dir in meiner Rückmeldung hier keine Aussagen hinzugedichtet, die so nicht deinen Gedanken entsprachen. Sollte das der Fall sein, dann entschuldige bitte.

    Ach ja.. und danke für den Hinweis auf den kleinen Rechtschreibfehler :)

  • Die Stelle, die dich durch den Perspektivwechsel rausgebracht hat, habe ich mir nochmal angesehen. Hier wird ja sozusagen eine neue Figur eingeführt und eine Dialogsituation initiiert. Den gesamten Prolog bis zum Ende in Kaa-jas Perspektive zu bleiben, hätte ich hier schwierig gefunden, da ich ja auch die Empfindungen von Juu-ka rüber bringen will. Da stellt sich mir dann die Frage, an welcher Stelle ich den ersten Perspektivwechsel einsetze, sodass es den Leser weniger rausbringt.

    Das Problem kenne ich gut aus meinen Anfangszeiten. :whistling:

    Inzwischen habe ich aber immer wieder versucht, meine Infos subtiler rüberzubringen. Ich hatte dir das Beispiel für Juu-kas Haarfarbe genannt. Oder auch für Kaa-jas Mantel. Wenn du es schaffst, die Infos so unauffällig einzubasteln, dass der Leser gar nicht merkt, dass ihm eine Info untergejubelt wurde, diese sich aber trotzdem in seinem Kopf verankert hat, dann - mission completed! :thumbup:

    Ich hatte die Befürchtung, der Leser bekommt eine völlig andere Vorstellung von den Figuren als ich sie mir gedacht habe, weil ihm zu viele Informationen darüber fehlen, wie sie aussiehen und wie sie agieren.

    Ich bin selbst auch ein großer Fan von Dialogen, aber ich bemühe mich trotzdem, jedem Char einen Abschnitt zu gönnen, in dem der Leser ganz bei ihm bleiben und seine Gefühle und Gedanken kennenlernen darf. Aber ich kenne auch das Problem, dass man dem Leser genauso gern mitteilen möchte, was den zweiten Char bewegt. Manchmal habe ich das so gelöst, indem ich in einem späteren Part, der dem zweiten Char gehört, diesen nochmal in Gedanken zu diesem Dialog zurückkehren ließ und ihn dann seine Gedanken und Gefühle von damals nochmal in Erinnerung kommen lasse. Auch hier halte ich aber eine sorgfältige Balance zwischen "Was muss der Leser wirklich wissen" und " was will ich dem Leser lediglich mitteilen" für wichtig. Außerdem erfordert so ein gedanklicher Rückblick i.d.R. das Plusquamperfekt und über eine längere Zeit die Wörter "hatte" und "war" zu verwenden, ist strapaziös.

    Ich (und ich betone: ICH) würde innerhalb einer Szene, die einem Char gehört, nicht zu einem anderen wechseln. Dann schon lieber die Perspektive des auktorialen Erzählers wählen, der ja problemlos in jeden Char hineinsehen und dem Leser darüber mitteilen kann.

    Spoiler anzeigen

    Und noch was zum Schluss ^^ :

    Lieber Tariq

    Ich bin ein Mädchen smilie_girl_057.gif

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Hallo Juu-Ka,

    atmosphärisch finde ich die Geschichte sehr gelungen. Auch dein Erzähl- und Schreibstil gefällt mir. Die Idee, die Geschichte des Bergs in einen Dialog zwischen altem Mann und Kind einzubauen ist auch smart. Gerade, wenn die Beziehung der beiden noch eine besondere Rolle spielen wird. Der tiefgründige Dialog der beiden ist schon beeindruckend. Auch die Perspektive des Kindes ist glaubhaft widergegeben. Für mich wäre einzig die Frage, ob das Setting des Dialogs so Sinn macht. Hier ein paar

    Anmerkungen

    Kaa-ja fiel nun auf, dass es mittlerweile einige Grad kälter geworden war

    Ich mache das selbst auch nur bedingt, aber wenn man ein sehr gutes worldbuilding haben will, kann man sich überlegen, ob man die bei uns gebräuchlichen Einheiten durch passendere ersetzt. Gerade für tendenziell willkürliche Einheiten, wie Grad oder Meter macht das Sinn. Statt Meter könnte man Entfernungen ggf. passender in Schritten o.ä. messen. Ist aber etwas, dass man auch einfach noch im Nachhinein ändern kann, wenn man die Motivation hat.

    Juu-ka besann sich auf die vielen schönen Tage, die er mit seinen Großeltern verbracht hatte und schüttelte dann irritiert den Kopf.

    Ich bin noch nicht ganz durch die Erzählperspektive durchgestiegen. Zunächst dachte ich, die Szene wird aus Kaa-jaas Perspektive erzählt. Der o.g. Satz ist aber Juu-Kaas Perspektive. Grundsätzlich kann man natürlich auch die Perspektiven innerhalb einer Szene wechseln, aber ich würde empfehlen, das nicht so oft zu machen, um deine Leser zu schonen :)

    Habe ich dir eigentlich schon mal die Geschichte von unserem großen Berg, dem Nachtnebel erzählt?

    Hier hätte ich jetzt meinen Haupt-Punkt: Juu-Kaa ist 12. Der Berg ist nicht nur optisch prominent sondern auch ein gesellschaftlich / religiös sehr bedeutsames Objekt. Es scheint mir extrem seltsam, dass Juu-Kaa die Geschichte des Bergs noch nie gehört hat. Was lernen die denn in der Schule :D? Wenn man das ändern wollte, wäre es einfach möglich, indem man etwas Vorwissen des Jungen einfließen lässt. Dann ist es weniger ein Vortrag von Kaa-jaa als mehr ein Austausch zwischen den beiden.

    Zu den Formulierungen haben meine Vorredner ja schon gute Tipps gegeben.

  • Liebe Tariq

    Spoiler anzeigen

    bitte entschuldige vielmals, dass ich nicht aufmerksam genug war, dein Geschlecht nachzuprüfen. Irgendwelche längst vergrabenen Erinnerungen in den Tiefen meiner Hirnwindungen hatten mir wohl mitgeteilt, der Nickname wäre männlich konnotiert, sodass ich es versäumt habe, ein paar Zeilen unter den Profilbild zu blicken.

    Ich bedanke mich erneut für dein Feedback und habe mich, nachdem jetzt auch eine ähnliche Rückmeldung von Novize kam, nochmal mit dem Thema Erzählperspektive auseinandergesetzt (oder anders formuliert: mir mal ein Youtube Video dazu angesehen), da das Thema für mich als Laien tatsächlich komplettes Neuland ist.

    Damit ich all den wichtigen Figuren, die da noch kommen werden, in ihren Auftritten gerecht werden kann, sehe ich keine rechte Möglichkeit, alles so umzukremplen, dass die Geschehnisse allein aus Juu-kas Augen erzählt werden, allerdings will ich den Leser natürlich auch nicht zu sehr mit Perspektivwechseln verwirren - also versuche ich jetzt zumindest je Beitrag die Perspektive soweit zu fixieren, dass ich die Reflektorfigur zu Beginn definiere und nur zu dieser Figur Informationen zu ihrem Innenleben sichtbar mache und nur Szenen beschreibe, die diese Reflektorfigur auch wahrnehmen/ mitbekommen kann. Ich hoffe, das hilft zumindest ein bisschen. Entsprechende Details habe ich auch im ersten Beitrag angepasst. Hoffe ich zumindest...

    Hier bin ich dann auch mal gespannt, wie die nachfolgende Szene vor dir und den anderen Lesern wahrgenommen wird, da es ja quasi ein einziger Dialog mit fünf Figuren sein wird. Um ein ausreichenden Feedbackfenster zu schaffen und um noch ein bisschen daran herumdoktern zu können, lass ich aber noch einige Tage ins Land streichen, bis ich den einstelle.


    Lieber Novize

    Spoiler anzeigen

    viele lieben Dank für die netten und motivierenden Worte :)

    Die kritischen Anmerkungen nehme ich mir gerne zur Verbesserung meiner Beiträge zu Herzen.

    Dein erster Punkt war tatsächlich auch schon Teil meiner Überlegungen gewesen - so hatte ich z.B. die Angabe 'Kilometer' in der ersten Entwurffassung durch 'einige Stunden Fußmarsch' ersetzt, um es etwas näher am Setting klingen zu lassen. 'Stunden' als Zeitangabe empfand ich dabei nicht als so wirklich unpassend. Die eher technisch wirkende Stelle mit der Temperatureinheit 'Grad' hab ich mal umschrieben und werd' zukünftig ein Auge drauf haben.

    Was die Erzählperspektive angeht, hab ich meine Gedanken ja schon oben in Tariqs Teil angemerkt, da sie den Punkt ja auch schon angesprochen hatte. Ich hoffe, die kleinen Detailänderungen sorgen dafür, dass man sich nicht mehr so rausgerissen fühlt.

    Zum letzten Punkt - also das Setting, das ich gewählt habe, um den Dialog stattfinden zu lassen ist wichtig für den weiteren Storyverlauf. Weshalb Juu-ka die Geschichte über den Berg erst jetzt hört, ist eine berechtigte Frage, zumal Juu-ka eine eher neugierige Figur ist. Ich habe sein Alter mal um zwei Jahre verringert, da es generell keine Storyrelevanz hat, wie alt er in dieser ersten Szene nun ist und seine Parts im Dialog sollten auch mit 10 Jahren noch so passen. Das hat den Vorteil, dass es etwas glaubwürdiger ist, dass man ihm die Geschichte noch nicht erzählt hat - zumindest in der Schule. Stellt sich natürlich die Frage, was man ihm beim Tod seiner Großeltern erzählt hat. Da werde ich nochmal drüber nachdenken und - sollte mir nichts gutes einfallen - ggf. nochmal an den ersten Beitrag werkeln. In jedem Fall danke für den Hinweis!

  • Moin Juu-Ka

    Ich war ja nach dem Weltenbau schon recht gespannt auf deine Geschichte und du hast meiner Erwartungen übertroffen. Bei solch einem Prolog möchte man mehr erfahren und darum geht es ja.

    Ein paar Kleinigkeiten hätte ich noch anzumerken.

    In diesem Thread plane ich meine Geschichte 'Nachtnebel - Der Berg des Seelen' zu erzählen.

    Auch der Thread ist so genannt (copy & paste?), kannst du das noch ändern?

    Wie gewohnt war Kaa-ja nach seinem späten Feierabend die Leiter zum alten Ausguckposten auf der Dorfmauer hinaufgestiegen,

    Es gibt einen Ausguck, auf dem man Posten beziehen kann. Den Posten auf dem Ausguck kann man dann als Ausguckposten bezeichnen. Aber das ist es nicht, was du hier meinst. Streiche "posten".

    mandelförmigen Katzenaugen

    Ein Fehler, der sehr oft gemacht wird. Aber Katzen haben keine mandelförmigen Augen.

    Kaa-jas erster Gedanke fiel auf Li-hoi, dem Sohn der Dorflehrerin

    Hier bist du einfach nur auf die falsche Taste gekommen.

    der in seinem kindlichen Elan die Leiter hinauftapste und schwungvoll

    "Kindlicher Elan" und "schwungvoll" passt zu dem, was ich von einer zehnjährigen "Halbkatze" erwarte. "Tapste" passt nicht so recht dazu, weil es Unbeholfenheit suggeriert.

    Der junge Besucher warf Kaa-ja ein warmes Lächeln zu

    Vorschlag: "schenkte". Mit einem Lächeln zu werfen ...

    Zu den Schachtelsätzen hat Tariq bereits etwas gesagt.

    Der Punkt, den Novize angesprochen hat, stört mich auch. Den Jungen 2 Jahre jünger zu machen sehe ich aber nicht als Lösung. Die Legende von dem Berg ist eher etwas, was schon den kleinen Kindern erzählt wird. Vielleicht kann Kaa-ja den Jungen fragen, was er darüber weiß? Irgendwie muss die Information für den Leser ja eingebracht werden. Dann kann Juu-ka die Gelegenheit gleich nutzen und mit einem "Was ich aber nicht verstehe ..." oder ähnlich weitere Infos bei Kaa-ja abfragen. Dir fällt da bestimmt eine elegante Lösung ein.

    Und jetzt bitte mehr davon! Mit dem tollen Einstieg hast du mich neugierig gemacht.

  • Juu-Ka 15. Juli 2021 um 11:31

    Hat den Titel des Themas von „Nachtnebel - Der Berg des Seelen“ zu „Nachtnebel - Der Berg der Seelen“ geändert.
  • Lieber Rewa

    Spoiler anzeigen

    es freut mich sehr, dass mein kleines Projekt hier auf so viel Gegenliebe stößt und hoffe sehr, dass du auch Freude an meinen zukünftigen Beiträgen zu dieser Geschichte haben wirst :)

    Und lieben Dank auch für das wachsame Auge und die Vorschläge für Formulierungsausbesserungen. Einige Stellen habe ich direkt so angepasst, andere habe ich vorerst in ihrer bisherigen Form belassen, da sie im jeweiligen Kontext schon so passen. Da

    komme ich aber ggf. nochmal drauf zurück, falls die Punkte auch noch anderen Lesern negativ auffallen.

    Den letzten Punkt zu Juu-kas fehlenden Vorkenntnissen zum Berg habe ich auf meine To-Do Liste gesetzt und werde ihn zu gegebener Zeit ( ...wenn mir hier eine geeignete Anpassung in den Sinn gekommen ist) noch angehen.

    Die Schachtelsätze stehen ebenfalls auf der To-do Liste ..allerdings weiter unten, wenn erstmal ein substanzieller Teil der Geschichte steht und ich den Kopf frei habe, tiefer in die Gesamtüberarbeitung einzusteigen.

    Den nächster Beitrag stelle ich mal für nächste Woche in Aussicht :)

  • @Juu-Ka

    Ich kann mich den anderen nur anschließen. Netter einstieg in die Geschichte.

    Der Punkt, den Novize angesprochen hat, stört mich auch. Den Jungen 2 Jahre jünger zu machen sehe ich aber nicht als Lösung. Die Legende von dem Berg ist eher etwas, was schon den kleinen Kindern erzählt wird. Vielleicht kann Kaa-ja den Jungen fragen, was er darüber weiß? Irgendwie muss die Information für den Leser ja eingebracht werden. Dann kann Juu-ka die Gelegenheit gleich nutzen und mit einem "Was ich aber nicht verstehe ..." oder ähnlich weitere Infos bei Kaa-ja abfragen. Dir fällt da bestimmt eine elegante Lösung ein.

    Hier gebe ich den anderen Recht. Solche Geschichten werden normalerweise schon von Klein auf eingetrichtert, besonders in der Schule. Aber nachfragen weil Mann etwas nicht verstanden hat, ist immer gut.

    Bin gespannt wie es weitergeht. :)

    Kamar

  • @Juu-Ka

    Ja das ist schon viel besser.

    Aber eine Frage hätte ich noch.

    Berg zeigte, der einige Stunden Fußmarsch hinter dem Dorf aus dem Wald bis hoch in den Himmel ragte. "Kennst du eigentlich schon die Geschichte von unserem großen Berg, dem Nachtnebel?"

    Warum lässt du den Jungen nicht die Frage stellen, so nach dem Motto..., ich habe da eine Frage, weil ich das mit den Seelen noch nicht verstanden habe....

    Das wäre für mich logischer, weil eigentlich kennt der Junge ja die Geschichte vom Berg.

    Sorry wenn des jetzt kleinlich wirkt.

    Kamar

  • Hallo Juu-Ka ,

    ich habe es nun auch hierher geschafft. Mir gefällt der Prolog schon recht gut, besonders in der ersten Hälfte wird die Szenerie gut beschrieben und kommt gut rüber. Bin gespannt, wie es dann weitergeht :)

    Anmerkungen zum Text

    Ich habe die Kommentare der anderen nur grob überflogen, kann sein, dass sich eins bis zwei Sachen also doppeln. Das meiste sind paar Kleinigkeiten, nichts tragisches.

    Zwar gefällt mir der Text gut, aber ich frage ich, ob der Titel "Prolog" dem gerecht wird, was oftmals so von ihm erwartet wird oder, ob es sich hier "nur" um das erste Kapitel handelt. Das wird dann das kommende Kapitel klären.

    mandelförmigen Katzenaugen

    Ich hab mir mal Bilder dazu angesehen und glaube zu verstehen, was du hier meinst. Unabhängig aber davon, ob das bei Katzen nun so ist oder nicht, finde ich das Bild etwas kompliziert. Meiner Meinung nach werden wohl einige dadurch keine genaue Vorstellung bekommen, wozu ja ein Bild eigentlich beitragen sollte. Es ist auch eher ein untypisches Bild oder? Ich persönlich kannte diesen Vergleich zumindest bisher nicht.

    Dank der hellen Lichtkugeln in der Nebelwand des heiligen Berges in der Ferne und dem schwach flackernden Kerzenlicht, das aus all den Fenstern der Dorfhäuser nach draußen schien, hatte der Dorfälteste keine größeren Schwierigkeiten damit, die Einzelheiten im Dorf zu erkennen, die sich ihm zeigen, während er seinen Blick langsam vom Tempel im westlichen Teil bis hin zur Schmiede im östlichen Teil des Dorfes schweifen ließ.

    Uh, ein langer Satz und verschachtelt ist er auch, kenne ich sonst auch von mir :D Aber hier solltest du etwas ändern, gerade dieser ist etwas mühselig zu lesen. Allgemein ist mir dazu noch aufgefallen, dass viele deiner Sätze sehr umfangreich sind. An manchen Stellen könntest du das mehr Tempo erhöhen, indem du ab und zu auch mal kürzere Sätze verwendest. Dadurch betonst du bestimmte Stellen auch mehr und andere werden einfacher zu lesen. Geht auch ganz gut, ohne inhaltlich etwas zu verlieren, als Beispiel:

    Der junge Besucher schenkte Kaa-ja ein warmes Lächeln und trat seiner Einladung folgend zu ihm ans Geländer des Ausgucks heran.

    "Der junge Besucher schenkte Kaa-ja ein warmes Lächeln und trat [...] zu ihm ans Geländer [...]." Dass er der Einladung folgt, birgt jetzt keine wirkliche Information und dass er ans Geländer heran geht, wird etwas später präzisiert, zudem scheint es klar, wohin er geht.

    Bevor Kaa-ja die Gelegenheit bekam, seine Gedanken zur Planung des kommendes Tages wandern zu lassen,

    Seine Gedanken wandern zu lassen geht zwar als Bild, aber mit der Planung des kommendes Tages wirkt es etwas fehl am Platz für mich. "Bevor Kaa-ja die Gelegenheit bekam, seine Gedanken auf die Planung des kommendes Tages abschweifen zu lassen, ...", vielleicht so in der Art besser, wobei auch das noch etwas sperrig klingt oder einfach kurz: "Bevor Kaa-ja die Gelegenheit bekam, sich Gedanken über die Planung des kommendes Tages zu machen, ..."?

    "Großvater würde mich als Bedrohung wahrnehmen? Obwohl er mich doch beschützen will? Das ergibt doch alles keinen Sinn."

    Guter Gedanke von ihm, bin da ganz bei ihm :D Mag die den kleinen Abschnitt, kann ich mir gut vorstellen und genau wird Kaa-ja es nicht erklären können oder zumindest nicht so, dass Juu-ka es wirklich nachvollziehen kann, zumindest vielleicht noch nicht. :thumbsup:

    Als letztes noch eine Kleinigkeit. Du gehst auf die Lampionkette ein und beschreibst es so, dass man den Eindruck bekommt, dass diese klar und deutlich auch als solche Erkennbar ist? In deinem anderen Thread zur Welt in dem Bild liegen da aber vom Dorf und Kette 20km dazwischen. Ist sie dann wirklich so gut erkennbar oder eher als Lichtpunkte oder wie groß sind die Lampions?

  • Lieber Charon

    Spoiler anzeigen

    vielen lieben Dank für deine anregenden Anmerkungen :)

    Der Punkt mit den langen Schachtelsätzen wurde hier bereits häufiger angesprochen und zieht sich bei mir schon seit der frühen Schulzeit durch meine Schreibbiografie. Ich arbeite immer gerne mit viel Bildsprache und packe daher gerne kleinere Beschreibungen in Form von Adjektiven oder kleinen Vergleichen in die Sätze. Das macht sie zuweilen recht lang. Für die Bildsprache bekomme ich auch überwiegend positives Feedback, weshalb ich daran eher festhalte. Allerdings werde ich mich für die kommenden Beiträge bemühen, lange Sätze zu teilen, sodass kürzere Sätze entstehen und sich das von dir erwähnte Erzähltempo besser entfalten kann. Sollte das dazu abdriften, dass nur noch kurze Hauptsätze aneinandergereiht werden, dann gibt mir da nochmal ein Signal. Sowas finde ich selbst nämlich immer sehr anstrengend zu lesen und will es meinen entsprechend nicht zumuten.

    Die Detailanmerkung mit der Beschreibung der Augen wurde auch von Rewa angesprochen. Offenbar stört es den Leser dann doch ein wenig. Ich habe die Stelle daher angepasst und die Beschreibung der Augen ganz rausgenommen, da der Satz so etwas griffiger wirkt. Ggf. fehlt jetzt durch die entfernten 'Kartzenaugen' ein früher Hinweis darauf, dass Kaa-ja (und die anderen Figuren in der Geschichte) keine menschlichen Figuren sind. Sollte das als Problem empfunden werden, versuche ich den frühen Hinweis nochmal anderweitig einzufügen. Hier bin ich für Feedback auf jeden Fall dankbar.

    Danke auch für den Hinweis mit dem Satz zu den 'wandernden Gedanken' - da empfand ich deinen Vorschlag als sinnvoll und habe es so übernommen.

    Was die Titelgebung angeht, so passt 'Prolog' hier schon ganz gut, denke ich. Wie du in Kürze am Folgebeitrag merken wirst, wird hier eine Szene aus der Vergangenheit erzählt, in der zudem eine abweichende Erzählperspektive präsentiert wird (Kaa-jas statt Juu-kas). Man erhält also eine Vorabinformation, die sich nicht in den Fluss der eigentlichen Geschichte einbetten wird.

    Was die Lampionkette angeht: Ja, die Lampions sind recht groß, was man an der Dorfkarte im Weltenbau-Beitrag auch erkennen kann und sie leuchten, wie auch die Kugeln in der Nebelwand. (vielleicht nicht ganz stark). Aufgrund der auffälligen roten Farbe kann man sie aus der Ferne noch relativ gut erkennen. Dabei ist zu erwähnen, dass die Sicht in dieser weitgehend unberührten Welt deutlich besser ist, als wir es aus unserer Welt mit Smog etc. gewohnt sind und, dass die natürliche Sichtweite mit dem Auge eines Kemono weiterreicht als die eines Menschen. Für einen Kemono aus 20 km Entfernung wirkt die Lampionkette beinahe wie eine lange rote Linie, die den Fuß des Berges umschließt, wobei man vielleicht so gerade noch die einzelnen Segmente der Lampionkette ausmachen kann.

    Ich werde deine Anmerkung hier aber nochmal im Hinterkopf behalten, sofern die Weitsicht der Kemono an anderer Stelle nochmal eine Rolle spielen sollte und Inkonsistenzen zu dieser Szene zu entstehen drohen.

    Und bevor ich's vergesse:

    Kamar:

    Spoiler anzeigen

    Danke auch für die zusätzliche Bemerkung zum Einstieg in den Dialog. Ich sehe deinen Punkt und habe ihn auf die To Do-Liste gesetzt. Bisher ist mir noch keine Alternativ in den Sinn gekommen, die dort schön klingt ohne, dass ich den ganzen Dialog umkrempeln muss. Zu gegebener Zeit werde ich da nochmal nachgrübeln :)

  • Heute geht es weiter mit 'Nachtnebel - Der Berg der Seelen'. Wie schon Startbeitrag weise ich gerne wieder darauf hin:

    Konstruktive Kritik etwa zu Rechtschreibung & Grammatik, Logikproblemen, überschwänglichem oder mangelndem Gebrauch verschiedener Stilmittel, u.a. ist hier ebenso gern gesehen, wie ein paar warme Worte, was euch gut gefällt, oder auch Anmerkungen dazu, worüber ihr gerne mehr erfahren wollt bzw. was so eure Erwartungen an den weiteren Verlauf der Geschichte ist.

    Dieser Beitrag, sowie die nachfolgenden Beiträge enthalten an dieser Stelle stets eine Liste mit Verlinkungen zu den bisherigen Teilen. Lesern, die sich nicht mehr so genau an die Inhalte vergangener Teile erinnern und nicht alles nochmal nachlesen wollen, stelle ich zudem eine kurze inhaltliche Zusammenfassung der bisherigen Handlung zusammen. Und nun viel Spaß :)

    Bisherige Beiträge

    Weltenbau-Beitrag    [Link]

    Prolog                         [Link]

    Was bisher geschah:

    An einem friedlichen Abend im Dorf der Kemono bekommt der Älteste Kaa-ja Besuch vom zehnjährigen Juu-ka, während er auf einem Ausguck über sein Dorf blickt. Die beiden betrachten einen riesigen Berg in der Ferne und kommen auf die religiösen Mysterien zu sprechen, die sich um ihn ranken. Im Mittelpunkt ihrer Unterhaltung stehen die leuchtenden Kugeln, die den Berg umgeben und nach der Erzählung im Dorf die Seelen der Toten sind. Ferner erklärt Kaa-ja seinem jungen Besucher, dass der Berg nicht betreten werden darf, damit das Gleichgewicht zwischen dem Reich der Lebenden und der Toten nicht gestört wird...


    1

    Acht Jahre waren seit jenem friedlichen Abend auf dem Ausguck vergangen, an den sich Juu-ka erinnerte, während er deprimiert vor Kaa-jas Krankenbett hockte. Mit feuchten Augen sah er dabei zu, wie der Dorfälteste mit einem kräftezehrenden Fiebertraum zu kämpfen schien. Kaa-ja schüttelte sich wimmernd unter seiner weißen Leinendecke und atmete schwer. Juu-kas Freunde Enso, Li-hoi und Amai hatten sich ebenfalls dazu entschlossen, zum Haus des Ältesten zu gehen, nachdem sie von ihren Eltern erfahren hatten, dass die oberste Heilpraktikerin Zen-lo mit ihrer abschließenden Untersuchung begonnen hatte.

    Etwa eine halbe Stunde hatte die Ärztin in dem weißen Kleid und dem Blumenkranz auf dem Kopf damit zugebracht, Kaa-jas ausgezehrten Körper noch ein letztes Mal auf Herz und Nieren zu prüfen. Schlussendlich stieß sie einen erschöpften Seufzer aus und schüttelte resigniert den Kopf.

    Juu-ka bemerkte, wie sich Amais Blick angesichts Zen-los offenkundiger Ratlosigkeit mit großem Ärger füllte. Er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie sich der bitteren Wahrheit vehement verweigerte, die mit Zen-los unausgesprochenem Urteil einherging. Kopfschüttelnd hob die Tochter des Schmiedemeisters ihren Körper aus der Hocke und erhob ihre vorwurfsvolle Stimme gegen die Ärztin. "Das soll's jetzt gewesen sein!? Ernsthaft!?"

    Li-hoi packte Amai fest an ihren Schultern und versuchte, sie sanft wieder auf den Boden zurückzuholen. "Amai, lass gut sein. Das bringt doch nichts..."

    Doch Li-hois Beruhigungsversuch war nicht von Erfolg gekrönt und Amai schubste ihn mit ihren heufarbenen Pfoten ärgerlich zur Seite. "Misch dich da nicht ein! Das ist doch ein schlechter Scherz! Kaa-ja wird doch wohl kaum an so einer lächerlichen Krankheit sterben!" Die Haltung ihres bebenden Körpers und ihre bedrohlich zusammengepressten Zahnreihen machten deutlich, dass sie wütend über Li-hoi herfallen würde, sollte er es noch einmal wagen, sich mit ihrem Temperament anzulegen.

    Zen-lo machte keine Anstalten, sich gegenüber Amai zu rechtfertigen und begann müde, ihre Untersuchungsutensilien in ihre Tasche zu verstauen.

    Schließlich gelang es Enso mit seiner besonnenen Art, Amais Gemüt soweit abzukühlen, dass sie sich wieder halbwegs im Griff hatte. Der Sohn des Erntemeisters hatte sich über die Jahre den Ruf unter seinen Freunden verdient, in schwierigen Situationen stets eine kluge Idee einzubringen, die es sich anzuhören lohnte. "Es sieht in der Tat nicht gut aus. Niemand hat herausfinden können, an was für einer Krankheit Kaa-ja genau leidet und die symptombezogenen Arzneien bewirken lediglich eine Verzögerung, bis es für ihn vorbei ist." Ensos Blick richtete sich auf die Ärztin und trug die unausgesprochene Bitte an sie heran, ihn zu berichtigen, falls er sich irren sollte.

    Zen-lo bedachte Enso mit der obligatorischen Zustimmung, die er für gewöhnlich als Antwort auf seine Vergewisserungspausen erhielt. "Wenn er mindestens fünf mal täglich einen Süßholztee zu sich nimmt und jeden Abend zwei Vollkornbrote mit einer Heilpaste aus Salbei, Alant und Lungenkraut isst, dann können wir sein Leben vermutlich noch um etwa einen Monat verlängern. Allerdings..." Sie stockte kurz, bevor sie mit ernster Stimme weitersprach. "...sollten wir uns gut überlegen, ob wir Kaa-ja wirklich noch so lange leiden lassen wollen."

    Enso ergriff direkt wieder das Wort und nahm Amai dadurch die Gelegenheit, sich erneut ihren Emotionen hinzugeben. "Ja, das ist ein berechtigter Einwand. Auf der anderen Seite hegen viele Kemono im Dorf die Hoffnung, dass sie Kaa-ja durch ihre Gebete an den großen Kitsune letztlich doch noch von seiner Krankheit befreien können. Bedenkt man all seine Taten für dieses Dorf, dann hätte er einen solchen göttlichen Eingriff in jedem Fall verdient."

    Li-hois Augenbrauen hoben sich als Zeichen seiner Verwunderung. "Enso? Seit wann glaubst du denn an..."

    "Ja, ich bin da überaus skeptisch.", fiel Enso seinem Freund ins Wort und schüttelte den Kopf. "Allerdings gibt es noch ein paar andere Dinge, die wir prüfen sollten, bevor wir Kaa-ja dem Lauf der Natur überlassen. Die weit verbreitete Hoffnung auf ein göttliches Wunder im Dorf sollte uns dabei als überzeugendes Argument für das Beratungskomitee dienen, um Kaa-jas Leben trotz seiner Krankheitsleiden noch ein wenig zu verlängern."

    Juu-ka hatte Enso bislang schweigend, aber aufmerksam zugehört. Als er ihn nun aber von 'anderen Dingen' sprechen hörte, kam ihm ihre gemeinsame Unterhaltung am Vortag in den Sinn, in der Enso von Recherchen in der Bibliothek gesprochen hatte. "Bist du in der Bibliothek etwa auf etwas gestoßen?"

    Auch Li-hois Blick verlangte nach mehr Klarheit, während Amai erwartungslos ihre Mundwinkel verzog.

    Enso fühlte sich durch die Reaktionen seiner Freunde offenbar etwas bedrängt und so schlich sich eine Spur der Verunsicherung in seine Stimme. "Ich... bin noch nicht dazu gekommen. Aber ich habe bereits Papas OK bekommen, dass ich mir heute den ganzen Nachmittag dafür frei nehmen kann."

    Der kurze Anflug von Hoffnung, den Enso in Juu-ka und Li-hoi hatte aufkeimen lassen, wich wieder aus ihren Gesichtern. Amai ließ es sich dagegen nicht nehmen, ihrer Skepsis gegenüber Ensos weiterem Vorgehen Ausdruck zu verleihen. "Die Bibliothek. Tolle Idee! Und du glaubst, daran hat bisher noch niemand gedacht?"

    Zen-lo hatte sich unterdessen mitsamt ihrer gefüllten Tasche zum Ausgang des Zimmers begeben, war aber vor der geöffneten Tür stehen geblieben und schaltete sich jetzt wieder in das Gespräch der vier jungen Kemono ein. "Die Bücher in den Abschnitten 'Heilkunde', 'Biologie', 'Botanik' und 'Seelentheorie' haben wir schon alle gründlich geprüft. Die anderen Bereiche erschienen uns dagegen unwichtig. Da könntet ihr also tatsächlich nochmal nachschauen."

    Enso schien einen Funken Hoffnung zu wittern und schenkte Zen-lo ein zuversichtliches Lächeln. "Dann werde ich das mal machen."

    Die Ärztin erwiderte das Lächeln, wenngleich es ihr sichtlich schwer fiel. "Dann wünsche ich dir dabei alles erdenkliche Glück, lieber Enso. Ich muss mich jetzt auf den Weg machen, denn das Beratungskomitee tagt in etwa einer Stunde und vorher muss ich noch meinen Bericht verfassen. Wie ihr sicher mitbekommen habt, möchte Genta heute über Kaa-jas Nachfolge sprechen und hat alle Kemono für die Zeit der Sitzung von ihrer Arbeit freigestellt, falls sie daran teilnehmen möchten. Ich nehme an, ihr werdet dann auch dort sein?"

    Amai ballte ihre Fäuste, um ihren angestauten Ärger über Kaa-jas kritischen Zustand im Zaum zu halten "Sicher! Ich unterstütze Papa dabei, dass er sich nicht von dummen Ideen einlullen lässt!" Sie sah nun fragend zu ihren drei Freunden, wobei ihr suggestiver Blick einer unausgesprochenen Aufforderung gleichkam, sich ihr anzuschließen.

    Li-hoi kratzte sich verlegen an der Wange und versuchte etwas Entspannung in die Situation zu bringen "Dann werd' ich aufpassen, dass ihr Kemono von der Schmiede es nicht übertreibt." Seine Verlegenheit nahm weiter zu, als er offenbar weniger beiläufig als beabsichtigt hinzufügte: "Außerdem hat Mama ne große Rede vorbereitet. Die will ich sicher nicht verpassen."

    Wenig überraschend signalisierte auch Juu-ka seine Zustimmung. Es war allgemein bekannt, dass er sich nahezu jede öffentliche Beratungsrunde ansah, solange sich der Termin nicht mit seinen Pflichten als Handwerkslehrling überschnitt.

    Enso hingegen schüttelte knapp den Kopf. "Es gibt noch ein paar Aufgaben auf den Feldern, die ich heute erledigen muss. Das werde ich während der Beratungssitzung machen, dann habe ich anschließend noch viel Zeit für die Recherchen. Lasst uns heute Abend nach Sonnenuntergang noch mal bei mir treffen, um uns über eventuelle Neuigkeiten austauschen."

    Zen-lo sah sichtlich berührt zu, wie die jungen Kemono Ensos Idee zustimmten und verabschiedete sich anschließend mit den Worten: "Dann bis nachher, tapfere Kemono".

    Bevor die vier Freunde das Zimmer ebenfalls verließen, warfen sie noch einen letzten Blick auf den Dorfältesten, dessen Schlaf sich inzwischen etwas beruhigt hatte. Vermutlich dachten Juu-kas Freunde in diesem Augenblick genau das gleiche wie er: 'Halte noch ein bisschen durch. Wir werden einen Weg finden'.

  • Moin Juu-Ka

    Schön, dass deine Geschichte weitergeht, ich hab schon darauf gewartet.

    Ein paar Kleinigkeiten habe ich anzumerken, ansonsten gefällt sie mir sehr gut. Die ganze Szene scheint mir sehr wichtig zu sein, da ich einiges über die gesellschaftliche Struktur (Nachfolger für Kaa-ja) und über den Zusammenhalt zumindest unter den jungen Kemono erfahren habe. Dazu ist es auch noch sehr schön geschrieben, es macht Spaß, den Abschnitt zu lesen.

    die eingesogene Atemluft wieder aus seinem Körper hinauszustoßen

    Das scheint mir eine recht umständliche Beschreibung von "Er atmete schwer" zu sein.

    Der Sohn des Erntemeisters hatte sich über die Jahre den Ruf unter seinen Freunden verdient,

    Nur unter seinen Freunden?

    Zen-lo hatte sich unterdessen mitsamt ihrer gefüllten Tasche zum Ausgang des Zimmers begeben, war aber vor der geöffneten Tür stehen geblieben und schaltete sich jetzt wieder in das Gespräch der vier jungen Kemono mit ein.

    Das vorletzte Wort "mit" finde ich hier überflüssig.

    Enso schüttelte hingegen knapp den Kopf.

    Jetzt bin ich mal päpstlicher als der Papst: Vertausche "schüttelte" und "hingegen". Passt besser.

    Coole Sache, ich freue mich schon auf den nächsten Teil!

  • @Juu-Ka

    Bisher ist mir noch keine Alternativ in den Sinn gekommen, die dort schön klingt ohne, dass ich den ganzen Dialog umkrempeln muss. Zu gegebener Zeit werde ich da nochmal nachgrübel

    "Guten Abend, Juu-ka. Was führt dich zu mir? Brauchst du wieder einen Rat was die Schule angeht?"

    Nun hier wird die Frage doch schon eingeleitet. Mit wenigen Wörtern kannst du den Dialog umändern.

    Aber du bist der Erzähler :)

    Der neue Teil liest sich gut und mir fällt Momentan nichts zum ändern ein.

    Gut was @Rewa hier anführt, kann man ändern...

    Bin gespannt wo diese Reise hingeht und was die vier anstellen werden....

    Kamar