Autobiographisches in euren Texten

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 2.607 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (28. September 2022 um 18:18) ist von Octopoda.

  • Gibt es autobiographisches in euren Texten?

    Immer wieder lese ich von Autoren, die ihre Biographie veröffentlichen wollen. Manche wollen damit wohl etwas verarbeiten oder Lesern eine Hilfestellung in schweren Zeiten geben. Für mich hat das ja etwas Egozentrisches, so ungewöhnlich sind ja (leider) selbst schwere Schicksale nicht. Nun denn, gut geschrieben kann auch aus einem gewöhnlichen Leben ein interessanter Roman werden. Aber darum soll es gar nicht gehen.

    Wieviel aus eurem Leben spiegelt sich in euren Geschichten wider? Ist der böse Drache ein Wiedergänger eures Chefs? Ist die Heldin so, wie ihr immer sein wolltet? Hat der nette Zwerg Charakterzüge eures besten Kumpels?

    Bei mir fließt da immer wieder etwas in Geschichten ein, zum Beispiel der Rotweinkonsum der Protagonisten. Bei einer Geschichte habe ich tatsächlich auf meine Erlebnisse während September 11 in New York zurückgegriffen.

    Wie ist das bei euch?

  • Lieber Sensenbach

    das ist eine spannende Frage und ich bin gar nicht sicher, ob man da so ganz unbefangen an sie herantreten kann. Daher kann ich sie nur anhand meiner Selbsteinschätzung beantworten.

    In der Vergangenheit habe ich immer mal wieder Kurzgeschichten verfasst, in denen ich mich ganz bewusst mit meiner eigenen Gefühlswelt und meinen individuellen Lebenserfahrungen auseinandersetze. Teilweise dann auch zur Selbsttherapie, wenn man so will. Die habe ich dann aber auch gezielt an Orten geteilt, wo es explizit darum geht, sich in diesen Punkten auszutauschen.

    Ansonsten bin ich was Geschichten angeht ja eher weniger aktiv. Was ich dann aber schreibe, sollte eigentlich nicht besonders stark von persönlichen Gefühlen untersetzt sein. Ich denke allerdings schon, dass ich viele Eindrücke aus Reisen und Events in die Ortbeschreibungen und in den Weltenbau einfließen lasse und politische/ gesellschaftliche Konflikte integriere, die mich persönlich berühren. Auch greife ich hier und da mal auf Ideen zurück, die mir in anderen Werken (seien es Bücher, Filme oder Spiele) gut gefallen haben.

  • Moin Sensenbach

    Ich schreibe so, wie ich bin. Und ich bin, wie mich das Leben geformt hat. Eine Autobiographie? Um Himmels Willen, nur das nicht! Würde eh keiner glauben. Aber mein Leben, meine Erfahrungen und meine Persönlichkeit aus meiner Schreibe heraushalten? Nein, das geht auch nicht. Ohne das wäre ich nichts und könnte nicht schreiben.

  • Ich muss sagen, dass ich nun explizite Figuren aus meinem Leben bisher gar nicht in meinen Geschichten verwurste. Vielleicht habe ich noch nicht genug erlebt, kann ja sein. Wenn überhaupt, dass speist mein Leben mich eher mit Wahrheiten und Themen statt Szenen und Charakteren. Man sagt aber nicht umsonst "Write what you know".

    Ich habe schon den einen oder anderen getroffen, der eine interessante Figur abgeben würde ... nur wäre das halt höchstens eine Inspiration und wahrscheinlich nichts, wo diese Person sich direkt drin wiederfinden könnte. Wenn ich einen doofen Professor, Betreuer oder Dozenten verwursten würde, würde ich die Figur gar nicht mehr mit gutem Willen behandeln. Und sowas mag ich selbst gar nicht gerne lesen. :hmm:

    Oder, wie es der Schattenkönig in "Die Stadt der träumenden Bücher" so schön sagte: "Ein bisschen zu viel Leben für so ein kleines Blatt, hm?" :D

    Häupter auf meine Asche!

  • Interessantes Thema!

    Erstmal glaube ich nicht, dass es möglich ist, vollkommen ohne autobiografische Bezüge zu schreiben, wie meine Vorgänger hier auch schon andeuteten. Denn der Autor bildet ja nur seine Lebensumgebung ab. Selbst die skurrilsten Fantasien sind davon abgeleitet, was er weiß. Ich finde es daher zwecklos, partout zu versuchen, seine eigenen Empfindungen, Erfahrungen und Umgebungen aus dem Geschriebenen herauszuhalten. Die sind mir schließlich enorm wichtig. So habe ich des Öfteren Protagonistinnen, die nicht auf den Mund gefallen sind und die Romantik wahnsinnig nervt, die viel und schnell lesen oder Klavier spielen. Ebenso gerne schreibe ich über geschichtliche Epochen, die mich interessieren, basiere Orte auf Städten, an denen ich war oder orientiere Schreibstile an Büchern, die ich gelesen habe. Was ich jedoch nicht bewusst tue, ist Personen aus meinem Umfeld in Wort und Schrift umzumünzen. Nicht, weil diejenigen das vielleicht stört, sondern weil ich glaube, dass das Abbilden einer realen Person in eine Geschichte gar nicht möglich ist. Als Mensch hat man die verschiedensten Eigenschaften, die mit unterschiedlichen anderen Personen verschiedenartig ans Licht treten. Das funktioniert in Büchern nicht ganz so gut. Wenn sich Charaktere dauernd anders verhalten, als der Leser erwartet, führt das zu Verwirrung. Ich bin zum Beispiel sehr wandelbar und kann mich auf jede Person, die ich beruflich oder privat treffe, ganz anders einstellen. Deshalb glaube ich, dass es beispielsweise schwer wäre, mich allumfassend auf Papier zu bannen ;) Es würden doch immer wichtige Facetten fehlen...

    Was ich schreibe: Eden

  • In Teilen mache ich das ganz gern schon mal (teils bewusst und höchstwahrscheinlich auch oft unabsichtlich). In einer Geschichte führt ein Charakter derweilen auch mal Selbstgespräche, einfach, weil ich es selbst auch gern und oft mache. Es passte auch gut dazu. Insofern werden immer wieder vereinzelt Charaktereigenschaften meinerseits eingebaut. Oftmals aber auch eher aus Wünschen heraus und nicht direkt von realen Möglichkeiten gegeben. Soll heißen, meine Charaktere können Dinge, die ich nicht kann, aber gern könnte oder wenn ich sie könnte, würde ich genau das machen, was die handelnden Personen machen. ^^

    Vielleicht habe ich auch schon des Öfteren Charakterzüge anderer, beispielsweise von Freunden, Bekannten oder Arbeitskollegen, eingebaut. Aber ich muss zugeben, dass das dann in aller Regel unterbewusst passiert ist. Ich habe mich noch nie direkt hingesetzt und überlegt, wie ich jetzt meinen besten Kumpel als Figur in meiner Geschichte darstellen kann.

    J.K. Rowling soll das ja hin und wieder gemacht haben, angeblich basiert ja Gilderoy Lockhart auf einer eher unangenehmen Person. Naja wenn es passt und man so eine Vorlage hat, warum nicht nutzen? Wobei ich, egal, wie wenig ich jemanden mag, darauf achten würde, dass ihn niemand erkennt, das fände ich sonst etwas unfair der Person gegenüber.

    Ein anderer Aspekt, der hier eventuell auch interessant ist: Haben Freunde und co. bei manchen Stellen oder Geschichten schon mal gedacht, dass ihr euch damit selber beschreibt, obwohl es nicht eure Absicht war?

    Ich habe das bei einer Kurzgeschichte (Tagtraum), die beschreibt einen Jungen, der offenbar sehr bedrückt ist und in der Einsamkeit zergeht. Ich habe die Geschichte, als sie fertig war, meiner Mutter zum Lesen gegeben. Danach musste ich ihr glaubhaft beteuern, dass ich nicht der Junge bin, nicht einsam bin und auch als Kind nie war. :pupillen:

  • Erstmal glaube ich nicht, dass es möglich ist, vollkommen ohne autobiografische Bezüge zu schreiben, wie meine Vorgänger hier auch schon andeuteten.

    Diesen Satz kann ich, denke ich, unterschreiben.

    Nach dem Lesen der Fragestellung hätte ich spontan jedoch noch mit "Nein" geantwortet.

    Denn ich versuche ja stets "neue" Charaktere zu erschaffen, mich nicht an Freunden/Bekannten als Vorbilder zu orientieren.

    Auch jetzt würde ich noch behaupten, dass sich nicht ein einziges sog. Abziehbild einer realen Person in meiner Geschichte tummelt.

    Schwierig wird es dann, wenn ich auf mich selbst schaue. Wenn ich mich meinen Hauptcharakteren zuwende, in deren Köpfe ich ja als Erzählerin direkt eintauche.

    Aber auch hier haben diese, auf den ersten Blick, nichts mit mir gemeinsam. Ich muss nicht mal an mir herunterschauen, um zu erkennen, dass ich bspw weder ein zehnjähriger Junge, noch ein betagter Mann des Glaubens bin ^^

    Am Ende sind es aber deren Denkmuster, ihre Denkweisen, die sich immer wieder mit den eigenen Ansichten, Moralvorstellungen, etc. decken. Hier muss ich dann doch sagen, um die Brücke zu Stadtnymphe 's Zitat zu schlagen, dass es praktisch wohl tatsächlich unmöglich ist, einen Prota-, o. Antagonisten zu erschaffen, der nicht nur vollständig konträre Ansichten als man selbst vertritt, sondern der auch auf eine völlig andere Art und Weise denkt, wahrnimmt, analysiert und handelt als man selbst es tut.

    Somit, ja - es gibt sie sehr wohl, diese autobiographischen Züge in meinen Texten.

    Nicht on purpose und vllt. nicht mal gemäß der klassischen Definition.

    Aber ein bisschen von einem selbst, und sei es noch so wenig, steckt letztlich vermutlich bei Jedem von uns immer mit drin.

  • Früher hab ich idealisierte Versionen von mir selbst in Fremde Geschichten projeziert und mir sogesehen "Fanfiction" ausgedacht. Diese Figuren sind allrdings meist schon in den aller ersten Szenen in meinen Kopf stark von mir abgewichen. Wahrscheinlich, weil sie meist böse waren oder mit den Antagonisten rumgehangen haben :rofl:

    Von der Zeit habe ich allerdings nur noch 3 Figuren- an die ich mich überhaupt erinnere. Einmal aus Pokemon, dann Beyblade und zuletzt Harry Potter. Wobei es bei Beyblade eher so war, das ich mit einer Figur dort verschmolzen bin und sie ersetzt habe :hmm:

    oh man, das waren noch zeiten! XD

    Für eigene Geschichten hab ich das früher ähnlich gemacht. Die Heldin war das, was ich sein wollte. Aber nicht das, was ich schon war. Ich denke, so kommen die meisten Mary Sues zustanden und ich bin stolz auf mich, dass ich nie eine solche hatte- obwohl ich oft nah dran gewesen sein muss.

    Im laufe der Zeit haben sich diese Figuren so stark entwickelt, dass so gut wie kein Bezug mehr auf mich zu erkennen ist- außer das, was mein vorschreiber schon erläutert haben "Es ist unmöglich eine Figur komplett aus dem nichts zu erschaffen, die nichts mit dem eigenen Wesen zu tun hat" (Wobei ich dem ein bisschen wiedersprechen muss, dazu mehr gleich)

    Heute, und auch schon seit etlichen Jahren, mache ich das nicht mehr. Ich denke eher darüber nach, was ich brauche, bzw welche Eigenschaften eine Figur brauch, um die Geschichte vorranzubringen. Dann arbeite ich genug aus, damit sie "lebendig" wirkt, wie Eigenheiten, Tugenden oder auch Ängste und Laster. Dabei schau ich, dass ich nicht zu vieles wiederhole (so, dass zB keine 5 Figuren alle Asthma haben und Welpen lieben). Ich geh also sehr pragmatisch ran und denke so garnicht über mich oder mein Umfeld nach, sondern Stütze mich nicht selten auf prozentzahlen aus dem Netz. ( Beispiele: Wenn ca 11% der Bevölkerung sagt, sie haben gefühle für das selbe Geschlecht, dann versuche ich in etwa so eine Prozentzahl in meinen Figuren zu haben. Wobei ich dabei auch beachte, dass Homosexuelle eher Homosexuelle kennen, in den "Kreisen" die Prozentzahl also deutlich höher wäre usw. Oder wie viele Menschen geben an, Höhenangst zu haben? Wie wiele brauchen eine Brille? etc)

    Deswegen stimme ich den Satz oben zwar schon zu (Stadtnymphe: Erstmal glaube ich nicht, dass es möglich ist, vollkommen ohne autobiografische Bezüge zu schreiben, wie meine Vorgänger hier auch schon andeuteten.) aber nicht zu 100%

    Klaro, auch meine anaylse Daten stammen nur von dem, was ich selber raussuchen kann und wie ich sie interpretiere. Aber ich garantiere, dass wenn ich über den Serienkiller und Kinderschänder schreibe, das nichts mit mir, meiner Autobiographie oder meinem Umfeld zu tun hat. Wenn ich beschreibe, wie jemand gefoltert wird, dann hat der Foltermeister nichts von mir oder meiner Familie. Aber trotzdem sind der Mörder und der Folterer Figuren von mir, mit Persönlichkeit und sachen, die sie lieben und hassen. Sie haben Namen, eine Vergangenheit und Wünsche. Hat das was mit mir zu tun? Na hoffentlich nicht...

    (Ich befürchte, der Beitrag ist etwas zu selbstzentriert anstatt objektiv geworden? Ich hoffe, das ist ok so, da ich nicht wüsste, wie ich darüber reden soll, ohne bezug auf meine Figuren zu nehmen. War zu lange off und mir fehlt zZ ein bisschen das Feingefühl :ninja: )

    Genesis: Sie ist Azathoth, das amorphe Chaos in der zentralen Leere
    Josh: Meine Prophetin!

  • Da hast du mal wieder eine spannende Frage aufgeworfen, Sensenbach !

    Bei mir stellt sich da immer sofort die Frage: Was genau meint autobiographisch? Ich würde da schon sagen, dass es über das beschreiben oder schreiben über das, was man kennt hinausgeht. Also wenn ich über Orte schreibe, an denen ich schon mal war, oder Charaktere an eine Person anlehne, die ich kenne, dann ist das für mich noch lange nicht autobiographisch. Autobiographisch meint ja eher, dass ich selbst meine Lebensgeschichte darstelle (bzw. natürlich jede*r Autor*in).

    Erstmal glaube ich nicht, dass es möglich ist, vollkommen ohne autobiografische Bezüge zu schreiben, wie meine Vorgänger hier auch schon andeuteten. Denn der Autor bildet ja nur seine Lebensumgebung ab. Selbst die skurrilsten Fantasien sind davon abgeleitet, was er weiß. Ich finde es daher zwecklos, partout zu versuchen, seine eigenen Empfindungen, Erfahrungen und Umgebungen aus dem Geschriebenen herauszuhalten.

    Insofern wäre ich hier etwas kritischer, auch wenn ich grundsätzlich zustimme, dass die Lebensumgebung die Vorstellungswelt und damit die geschriebenen Geschichten stark beeinflusst. Ich sehe das nur noch nicht als autobiographisch an.

    Ich bin da allersdings auch selbst noch auf der Suche, ab wann für mich das Autobiographische anfängt :pardon: Nochmal ein Beispiel: Ich hab in einer meiner Geschichten angefangen, eine Kultur mit einzubauen, die grob an meine Eindrücke von und mein Wissen über Indien angelehnt ist. Ganz klar liegt dem der autobiographische Bezug zugrunde, dass ich mal in Indien war. Was ich dort allerdings erlebt habe, spielt in der Geschichte überhaupt keine Rolle. Das wäre für mich jetzt eben kein Fall davon, dass ich an der Stelle autobiographisch geschrieben habe. Das wäre erst dann der Fall, wenn ich ein konkretes Ereignis darstelle und ggf. fantastisch abwandle. Z.B. die Episode, in der ich diesen Stufenbrunnen in Indien (Chand Baori) besucht habe, der auch in The Dark Knight Rises als Drehort verwendet wurde, und dort zufällig mit einem Bruce Wayne zusammengestoßen bin. Einfach ein verrücktes Ereignis, das sich als Grundlage für eine fantastische Story verwenden ließe, die dann schon eher autobiograpisch wäre. Leider war der Teil mit Bruce Wayne schon nicht mehr autobiographisch, aber ich denke, mein Punkt kommt rüber ^^

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Bei mir stellt sich da immer sofort die Frage: Was genau meint autobiographisch? Ich würde da schon sagen, dass es über das beschreiben oder schreiben über das, was man kennt hinausgeht. Also wenn ich über Orte schreibe, an denen ich schon mal war, oder Charaktere an eine Person anlehne, die ich kenne, dann ist das für mich noch lange nicht autobiographisch. Autobiographisch meint ja eher, dass ich selbst meine Lebensgeschichte darstelle (bzw. natürlich jede*r Autor*in).

    Danke, ich finde, das ist ein sehr guter Punkt!

    Der Autor David Mitchell sagte über sein viertes Buch "Der dreizehnte Monat" (engl. "Black Swan Green"), dass es ein persönliches Buch sei, aber keines Falls autobiographisch. Es ist die Geschichte/sind die Geschichten eines zwölfjährigen Jungen, der im Jahr 1982 in einer Kleinstadt aufwächst. Da gibt es viele Parallelen zu Mitchell selbst, der Junge ist beispielsweise Stotterer, was in der Pubertät zu einigen Schwierigkeiten führen kann. Dabei ist aber alles Fiktion und eben nichts direkt entnommen.

    Ich selber würde bei Szenen aus meinem eigenen Leben, an denen ich auch teilgenommen und nicht nur beobachtet habe, wirklich fürchten, dass mir als Schreiber die Distanz fehlt, um das überzeugend schreiben zu können. Am Ende liest jemand die Szene und denkt sich: "Ha, da is aber jemand echt pissig auf jemanden gewesen!" Nein, das wäre gar nicht gut mMn. ^^

    Häupter auf meine Asche!

  • Ich denke, in irgendeiner Art und Weise spiegeln sich eigene Erfahrungen immer in unseren Geschichten wider. Das, was ich schreibe, entstammt ja meinem Verstand und mein Verstand wird stets und ständig durch meine Erfahrungen bereichert.

    Ob nun explizite Inhalte meines Lebens Teil eigener Stories sind, ist schwer zu beantworten. Manchmal setze ich mich bewusst hin und versuche mit einem Gedicht gewisse Erlebnisse zu verarbeiten.

    Nichtsdestotrotz kam es schon häufig vor, dass ich dachte, es wäre nicht so. Ich bin während des Schreibens davon ausgegangen, dass das, was ich mir ausdenke, eben nur Gedankenspinnerei ist, Fantasie, ein Herumexperimentieren.

    Aber, wenn ich im Nachhinein über das Geschriebene reflektiere und mich frage, warum es mir wichtig ist, dass mein Antagonist genau diese Entscheidung trifft oder der Sidekick ausgerechnet jene Charakterzüge hat, verstehe ich mich selber manchmal ein bisschen mehr und finde Szenen, die unbeabsichtigt eine Situation aus meinem Leben spiegeln.

    Eine unheimlich interessante Frage, nebenbei bemerkt ;)

  • Ich denke, in irgendeiner Art und Weise spiegeln sich eigene Erfahrungen immer in unseren Geschichten wider. Das, was ich schreibe, entstammt ja meinem Verstand und mein Verstand wird stets und ständig durch meine Erfahrungen bereichert.

    Ob nun explizite Inhalte meines Lebens Teil eigener Stories sind, ist schwer zu beantworten. Manchmal setze ich mich bewusst hin und versuche mit einem Gedicht gewisse Erlebnisse zu verarbeiten.

    Nichtsdestotrotz kam es schon häufig vor, dass ich dachte, es wäre nicht so. Ich bin während des Schreibens davon ausgegangen, dass das, was ich mir ausdenke, eben nur Gedankenspinnerei ist, Fantasie, ein Herumexperimentieren.

    Aber, wenn ich im Nachhinein über das Geschriebene reflektiere und mich frage, warum es mir wichtig ist, dass mein Antagonist genau diese Entscheidung trifft oder der Sidekick ausgerechnet jene Charakterzüge hat, verstehe ich mich selber manchmal ein bisschen mehr und finde Szenen, die unbeabsichtigt eine Situation aus meinem Leben spiegeln.

    Eine unheimlich interessante Frage, nebenbei bemerkt ;)

    Interessant wird es dann, wenn man davon überzeugt ist, einen Text losgelöst von seinen eigenen Eigenschaften/Erfahrungen/etc. niedergeschrieben zu haben, und dann das Feedback von guten Freunden kommt, das eigene Leben bzw. die eigene Person spiegele sich in seiner eigenen Welt/ seinen eigenen Figuren sehr stark wieder ^^

  • Interessantes Thema, auf das ich hier als Frischling gerade gestoßen bin. Die Gedanken meiner Vorredner*innen sind ebenfalls unfassbar spannend. Bei manchen habe ich die ganze Zeit breit grinsend genickt ("Ja! Genau DAS! Besser hätte man es nicht sagen können!) und bei anderen habe ich erstaunt festgestellt, dass ich gewisse Punkte so noch nie betracht habe - und wieso eigentlich nicht?

    Ich gebe offen zu, dass ich so ein kleiner "Ich schreibe, um bei Verstand zu bleiben"- Kandidat bin. Mir persönlich gibt es eine gewisse Sicherheit und einen Halt, über vertraute Dinge zu schreiben, nicht unbedingt selbst erlebtes, aber vom Leben bekannte Dinge. Orte, zum Beispiel. Ich schreibe nie über reale Städte, wo ich selbst noch nie war. Einfach aus dem Grund, weil ich mit einem mir fremden Schauplatz nichts verbinden kann, was ein Kenner der Gegend / Einheimischer direkt durchschaut und merkt. Ich kann keine persönlichen Anekdoten über die Stadt oder "Insider-Gags" in die Geschichte reinpacken (z. B. "BVG - Das G steht für Klimaanlage") und erst recht nicht kann ich meine Beschreibungen glaubwürig in Worte kleiden. Es gibt Leute, die können das anhand von Google Maps und Wikipedia. Ich gehöre nicht dazu. Schauplätze sind daher immer irgendwie persönlich.

    Vom "persönlichen Innenleben" fließt auch viel in meine Figuren. Nie 1:1, aber Erfahrungen, oder Lektionen, die ich im Leben selbst auf die harte Tour gelernt habe. Auch nie in Form von einem personifizierten Feindbild, das irgendeiner realen Person ähnelt, die mir in meinen Augen irgendwann mal im Leben Unrecht getan hat. Es sind eher Gefühle wie Enttäuschung, Wut oder Begeisterung für Dinge, die auch mich im echten Leben begeistern oder interessieren. Ja, sogar der ein oder andere Dialogfetzen, den ich höre und witzig finde, schreib ich mir gern mal auf und bau ihn irgendwo in meine Geschichten ein. :D