Schreibkurs zu Kurzgeschichten

Es gibt 121 Antworten in diesem Thema, welches 17.664 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (25. Oktober 2023 um 21:41) ist von Chaos Rising.

  • Gar nicht so einfach, Wendepunkte in Geschichten zu benennen, ohne zu spoilern. Zumeist sind es ja eben genau diese Entwicklungen in den Geschichten auf die man hinfiebert. :hmm:

    Ich packe meine Hausaufgabe deshalb vorsichtshalber mal in den Spoiler. Sorry, ist etwas länger geworden :pardon:

    Spoiler anzeigen

    Eines meiner Lieblingsbücher "Blutbraut" von Lynn Raven, handelt von der jungen Lucinda Morena, die bereits so lange sie denken kann auf der Flucht ist, weil sie eine "Blutbraut" ist. Als solche ist es ihre Bestimmung, sich eines Tages an einen Hexer zu binden, indem sie ihn von ihrem Blut trinken lässt. Diese "Bindung", von der sie glaubt, dass diese sie ihrer Freiheit beraubt und zu einer Art Blutsklavin macht, soll verhindern, dass aus dem Hexer früher oder später Nosferatu wird-ein grauenvolles und nicht mehr zu kontrollierendes Geschöpf der Nacht.

    Als Lucinda eines Tages entführt und auf das prächtige Anwesen von Joaquin de Alvaro (einem der mächtigsten Hexer der Hermandad) gebracht wird, überwiegen zunächst Abscheu und Fluchtgedanken. Ihr größter Albtraum wird wahr und sie muss sich ihren schlimmsten Ängsten stellen, während ihr Vorhaben, von diesem Ort zu entkommen immer wieder auf`s neue scheitert.

    Mit der Zeit findet sie aber heraus, dass nichts so ist, wie es scheint, de Alvaro nicht das Monster ist, für das sie ihn gehalten hat und sie obendrein auch noch eine gemeinsame Vergangenheit verbindet. Der Wendepunkt der Geschichte tritt ein, als sie es schafft, über ihren Schatten zu springen und all ihren Ängsten zum Trotz auf ihr Herz zu hören, um die Blutbraut von Joaquin de Alvaro zu werden. Hiermit besiegelt sie nicht nur die Verbindung zu dem Mann, in den sie sich inzwischen verliebt hat, sondern verhindert gleichfalls die intriganten Machenschaften des Hexenzirkels, der nämlich insgeheim darauf gehofft hatte, den mächtigen Hexer aus dem Weg räumen zu können.

  • Phffft Sensenbach

    Einfach sind die Hausaufgaben ja nicht gerade. Mir fiel beim lesen gestern spontan für's Genre Filme "The Karate Kid" ein - das Original von 1984 mit Ralph Macchio und Pat Morita, Regie John G.Avildsen (nicht das eher peinliche Remake von 2010 mit Jackie Chan und Hayden Smith).

    Da bringt "Daniel LaRusso" aka. Ralph Macchio eigentlich alles mit:

    Neu in fremder Stadt kriegt er sofort Ärger mit den falschen Leuten auf der neuen Schule (Cobra Kai Dojo), verliebt sich zu allem Unglück auch noch in die (Ex-Freundin) des Chef's der Dojotruppe (der - natürlich! "Johnny" heisst :D :D :D ) und kriegt deswegen wieder was auf die Nase.

    Und so geht das eigentlich den ganzen Film weiter und fort. Trotz Mr.Myagis Unterweisungen in Karate bleibt Daniel im Selbstzweifel, seine Fähigkeiten betreffend. Selbst im finalen Turnier startet er mit der unterschwelligen Idee, die anderen wären eigentlich stärker.

    Der "Wendepunkt" für mich war und ist daher erst ganz kurz vor'm Finale angesiedelt, als Daniel von einem der Cobra Kais massiv gefoult wird, um zu Aufgabe gezwungen zu werden. Erst da faßt er den Entschluß, sich seinen Dämonen zu stellen.

    Film ist natürlich immer dichter gepresst als eine Geschichte, daß macht's naturgemäß schwierig, die "Verwandlung" des Protagonisten darzustellen.

    Ich finde es aber an diesem Beispiel ganz gut gelungen, wenn man sich die letzte Viertelstunde (das Turnier) mal in Ruhe ansieht.

    Daniel La Russo sieht sich nie als Sieger, auch wenn einer nach dem anderen seiner Gegner aus dem Wettbewerb ausscheidet. Da sind immer fragende Blicke, unbewusstes "auf-den-Nägeln-rumkauen" und ähnliches mehr.

    Und es geht ihm auch nicht um den Sieg, sondern darum, sich nach dem finalen Kampf im Spiegel in die Augen sehen zu können.

  • Ich nehm mal einen meiner Lieblingsfilme... Deathproof von Quentin Tarantino. Im Prinzip zerfällt der in zwei Teile und hat zwei Wendepunkte. Zumindest würde ich das gerade so sehen :hmm:

    Die Grundidee des Films ist im Prinzip ein typischer Highschool Horror-/Slasher-Film, mit dem kleinen Unterschied, dass die Waffe des Mörders sein Stuntauto ist, daher auch der Titel Deathproof, weil das Auto halt deathproof ist, d.h. seinen Fahrer bei einem Crash eben vor dem Tod schützt (es ist nicht "todsicher", wie die schlechte deutsche Übersetzung behauptet, weil todsicher halt eine Aussage über die Wahrscheinlichkeit oder Sicherheit des Eintretens eines Ereignisses ist... ich schweife ab).

    Jede Hälte des Films geht über je eine Gruppe befreundeter, junger Frauen, die sich sich in einer Bar / Restaurant treffen und sich über alles mögliche austauschen. In jedem Teil ist auch Stuntman Mike (Spoiler: der Killer) mit in der Bar. Als eine der jungen Damen - ich glaube, sie heißt Pat - nach einer Mitfahrgelegenheit nach Hause fragt, bietet Mike an, sie mitzunehmen. Etwas später...

    Wendepunkt 1:

    Pat und Mike fahren gerade vom Parkplatz der Bar und Mike fragt Pat, ob ihr Nachhauseweg nach links oder rechts führt. Pat möchte nach rechts, aber da Mikes Beute, die anderen Frauen, ist mit ihrem Aute eben nach links gefahren, daher muss auch Mike links abbiegen. Mike sagt da einen sehr schönen Satz: "You could just as easily have gone left, too. But since you are going right and I am going left, I am afraid you have to get scared immediately..." (oder so ähnlich) Untermalt wird das ganze von passender, spannungserzeugender Musik und danach wird's dann auch schnell blutig.

    Der zweite Teil läuft genauso ab, nur das es keine junge Frau gibt, die von Mike mitgenommen wird, stattdessen spielen die Frauen Shipsmast auf dem Autodach... das heißt, eine von ihnen - die Stuntfrau Zoe Bell - sitzt auf dem Auto und hält sich dabei nur an zwei, an den Autotüren befestigten Gürteln fest, während sie mit dem Auto über kleine Landsträßchen heizen. Als Wendepukt 1 1/2 würde ich jetzt mal sehen, dass Stuntman Mike mit seinem Auto im Rückspiegel auftaucht.

    Wendepunkt 2:

    Der wirkliche, zweite Wendepunkt ist für mich, als nach einer nervenaufreibenden Hetzjagd das Auto der Frauen im Straßengraben landet, Zoe in ein Gebüsch geschleudert wird und Mike sich freut und den Frauen zuruft, dass das doch alles ein großartiger Spaß gewesen wäre.

    Die Fahrerin sieht das allerdings anders und weil sie immer eine kleine Pistole mit sich herumträgt, ballert sie Mike damit in den Arm. Damit kehren sich die Rollen um und Mike wird vom Jäger zum Gejagten.

    So, jetzt habe ich viel geschrieben, vielleicht auch gespoilert, aber der Film ist so oder so relativ vorhersehbar und - wie die meisten Tarantino-Filme ist der auch nicht gut, weil die Handlung so spannend und unvorhersehbar wäre, sondern weil die Dialoge einfach (auf Englisch) genial sind und auch auf so viele unterschiedliche andere Filme etc. Bezug genommen wird. Ich feier das einfach ^^

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Etiam  Der Wanderer  Asni  Rewa  kalkwiese  Kirisha  Iskaral  Rainbow

    Cory Thain  Eegon2

    Vielen Dank für eure tollen Antworten. Neben dem klassischen emotionalen Wendepunkt, gibt es also auch mehrere Wendepunkte in einer Geschichte, oder eine langsame Entwicklung, ohne klar erkennbaren Wendepunkt. :)

    Bevor wir zum Finale unseres kleinen Kurses kommen, hier noch etwas zum Aufwärmen.

    Sechster Teil

    Wie verhindere ich, dass eine Kurzgeschichte zu lang wird?

    Bei der Geschichte mit dem Drachenjäger würde ich ja gerne etwas mehr Lametta dranhängen: Landschaftsbeschreibungen, die Interaktion mit den Dorfbewohnern, vielleicht eine Rückblende auf ein früheres Abenteuer des Drachenjägers? Mich juckt es sehr, aber dann wird es eine Novelle und die Ausschreibung für die Anthologie begrenzt den Text auf 20.000 Zeichen!

    Länger schreiben ist kaum ein Problem, aber wie verhindere ich, dass die Geschichte zu lang wird?

    Betrete die Szene spät und verlasse sie früh. Das kennt ihr doch von Partys. Wenn ihr zu früh kommt, dürft ihr beim Aufbauen helfen, wenn ihr zu lange bleibt, müsst ihr die Wohnung ausfegen. Darum ist der obige Tipp Gold wert. Aber Spaß beiseite.

    Wir haben in dem Beispiel unserer Drachenjägergeschichte schon gesehen, dass man relativ spät in die Szene einsteigen kann, ohne wichtige Informationen kürzen zu müssen. Im Gegenteil, es wird sogar spannender. Das Gleiche kann man bei Dialogen machen. Verzichte auf die Begrüßungsformeln, steige an der Stelle in den Dialog ein, die wichtig für die Geschichte ist. Wenn die Info an den Leser gebracht worden ist, beendest du den Dialog.

    Vertraue der Leserin. Sie kann Details einfügen, wo du eine Lücke lässt. Nutze Klischees und Stereotypen in einer positiven Weise. Je nach unserem kulturellen Hintergrund kennen wir viele Dinge bereits. Ein Zwerg ist etwas ruppig und trinkt gern mal einen Becher! Das müsst ihr nicht im Detail erklären. Zudem sind uns manche Redewendungen und Sagen bereits bekannt. Zum Beispiel ist der dritte Wunsch immer der letzte Wunsch! Und er ist tückisch! In „The Witcher“ schreibt Sapkowski nicht von der Tücke des dritten Wunsches. Die Leserin ahnt aber schon kommende Schwierigkeiten.

    Wenige Charaktere. Jeder Protagonist muss charakterisiert werden. Das benötigt Wörter von eurem knappen Budget. Überlegt, wen ihr wirklich braucht!

    Show don’t Tell? Ein wenig mehr „Tell“ ist hier manchmal ok. Ihr habt wenig Zeilen! Aber macht es geschickt, startet die Geschichte nicht mit einem Infodump, sondern verteilt die „Tell“ Anteile unauffällig.

    Startet die Geschichte so nahe am Höhepunkt wie möglich. Das Thema haben wir bereits behandelt. Spät rein, früh raus!

    Legt die Geschichte nicht zu groß an. Im Zweifelsfall reicht eine Hauptperson. Ein bis zwei Ideen und ein Handlungsort. Romane können viele Ideen enthalten, Kurzgeschichten nicht! Wenn die Idee zu groß ist, schreibt einen Roman.

    Behaltet die Zeit im Auge. Kurzgeschichten können es nicht leisten einen langen Zeitraum abzudecken. Beschränkt euch auf einen chronologischen Ablauf innerhalb eines Tages, zum Beispiel.

    Nicht zu viele Szenen. Jede neue Szene kostet Zeilen. Häufig reicht eine Szene, um alles zu zeigen, was ihr wollt!

    Entwickelt große Ideen. Aber nicht in derselben Breite, wie in einem Roman. Zeige das Wesentliche.

    Kürzen und Streichen. In der Überarbeitungsphase empfiehlt es sich alles zu streichen, was nicht unbedingt für die Geschichte benötigt wird.

    Nebenhandlungen streichen. In den meisten Fällen sind Nebenhandlungen nicht notwendig, um die Kurzgeschichte strahlen zu lassen.


    Hausaufgabe

    Mit welchen der obigen Punkte stimmt ihr überein? Welche findet ich eher zweifelhaft?

    Einmal editiert, zuletzt von Sensenbach (28. November 2021 um 10:24)

  • Hausaufgabe

    Ich stimme grundsätzlich allen genannten Punkten zu. Aber mit Einschränkungen. Als Beispiel möchte ich eine meiner eigenen KG`s anführen: Die dunkle Macht.

    Behaltet die Zeit im Auge.

    Auch Kurzgeschichten können sich über jeden beliebigen Zeitraum erstrecken. Meine Geschichte besteht aus fünf Teilen.

    1. Einleitung

    2. Frühling

    3. Sommer

    4. Herbst

    5. Winter - Ein paar Jahre später

    Teil 1 und 5 sind recht kurz gehalten. Dennoch zieht sich die Handlung über ein ganzes Jahr hin.

    Wenige Charaktere. Es gibt drei Protagonisten, einen Antagonisten und mehrere Nebenfiguren. Alle drei Protas lernt man recht gut kennen.

    Startet die Geschichte so nahe am Höhepunkt wie möglich.

    Der Höhepunkt liegt in Teil 4, ich starte also recht weit davon entfernt.

    Mit 5713 Worten (34392 Zeichen) ist es aber dennoch eine (recht kurze) Kurzgeschichte.

    Ich denke, dass man bei anderen Kurzgeschichten ähnliche Merkmale finden wird, die passen oder eben nicht passen. Damit will ich nicht sagen, dass das, was Sense geschrieben hat falsch ist! Ganz im Gegenteil! Wenn man sich - aus welchem Grund auch immer - auf eine maximale Zeichenzahl begrenzen muss, sind das sehr hilfreiche Tipps. Daran halten muss man sich aber keineswegs. Es ist aber sicher empfehlenswert, sich wenigstens nach einem Teil davon zu richten.

  • Heyho Sensenbach  Rewa

    Behaltet die Zeit im Auge. Kurzgeschichten können es nicht leisten einen langen Zeitraum abzudecken. Beschränkt euch auf einen chronologischen Ablauf innerhalb eines Tages, zum Beispiel.

    Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, ob ich sowohl die Absicht dieses Punktes von Dir Sensenbach , als auch die Antwort von Dir Rewa , richtig in meinem Verständnis eingeordnet habe.

    Die Regieanweisung "Behaltet die Zeit im Auge - Kurzgeschichten können es sich nicht leisten, einen langen Zeitrum abzudecken." beziehe ich persönlich auf den "aktiven" Teil der Kurzgeschichte, also auf die Beschreibung dessen, was ich erzähle.

    Das ist dann natürlich immer sowas wie ein "geschieht gerade jetzt", auf das ich den Leser mitzunehmen versuche. Dann macht "Behaltet die Zeit im Auge" nicht nur Sinn - es geht eigentlich auch gar nicht anders.

    Deine Rewa Geschichte "Die dunkle Macht" kenne ich leider nicht (wo isse...?) :) aber wenn die in etwa so aufgebaut ist wie "Das Geheimnis des gefrorenen Meeres" (im Lexikon hier), in der ich versucht habe die aktuelle Erzählung in einen größeren Zeitrahmen einzubetten, dann macht Dein Statement natürlich Sinn:

    Auch Kurzgeschichten können sich über jeden beliebigen Zeitraum erstrecken.

    Das war aber nach meiner Meinung nicht die Intention der Regieanweisung. Die bezieht sich auf die Beschreibung des Momentes und da funktionieren längere Zeiträume natürlich nicht.

    (Jetzt hab' ich beim Schreiben gerade das Gefühl, völlig verworrenen Quark zu schreiben und stelle mal wieder fest, wie schwierig es ist, sich rein textlich verständlich zu machen...es ist ein Elend mit der Schreiberei! :D :D :D )

    Ich hoffe trotzdem, das deutlich wurde, was ich sagen wollte. :)

    Ansonsten Sensenbach stimme ich zu in den Punkten "Wenige Charaktere", "Nicht zu viele Szenen".

    Wenige Charaktere deshalb, weil ich ja mit einer Kurzgeschichte eher nur einen kleinen Zeitraum (sic!) abdecke. Und nicht zu viele Szenen verbieten sich eigentlich schon deshalb, weil der Handlungsstrang aus Platzgründen sehr stringent sein muß.

  • Hausaufgabe:

    Ich würde jetzt allen Punkten zustimmen. Die "große Idee" einer Kurzgeschichte schlägt sich für mich fast immer in einem Effekt nieder, den ich gerne beim Leser erreichen möchte. Das ist für mich einerseits das Wichtigste an Kurzgeschichten, andererseits aber auch chronologisch häufig der Anfangspunkt im Planungsprozess vor dem Schreiben. Damit legt sich fast automatisch fest, was notwendig ist, um den Effekt zu errreichen und, dass nach dem Schlüsselmoment nicht mehr viel passiert und die Geschichte zuende ist oder irgendwie abgerundet wird.

    Immer gelingt mir das natürlich nicht, aber so in der Art gehe ich an Kurzgeschichten ran.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Moin Der Wanderer

    "Die dunkle Macht" ist eine Kurzgeschichte aus dem Buch "Die Thoraner-Saga".

    Das war aber nach meiner Meinung nicht die Intention der Regieanweisung.

    Ich glaube, hier liegt der Grund für unsere unterschiedlichen Meinungen. Für mich sind das eher Empfehlungen, Richtlinien (und schon muss ich wieder an "Pirates of the Caribbean" denken). Du betrachtest es als Regieanweisungen. Würde ich jedoch nach Regieanweisungen schreiben, wäre ich ein Ghostwriter. Es ist wohl einfach die unterschiedliche Betrachtungsweise, die uns zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen lässt.

    Was du mit "Beschreibung des Momentes" meinst, habe ich allerdings nicht verstanden.

  • Lieber Der Wanderer Lieber Rewa

    Behaltet die Zeit im Auge. Kurzgeschichten können es nicht leisten einen langen Zeitraum abzudecken. Beschränkt euch auf einen chronologischen Ablauf innerhalb eines Tages, zum Beispiel.

    Dieser Punkt soll sagen, dass es nicht ratsam ist eine Familiensage in eine Kurzgeschichte zu verlegen. Auch eine Schilderung, die sich über eine ganze Woche oder ein Jahr hinzieht birgt die Gefahr, dass es dann länger wird. Wenn es trotzdem gelingt, ist das ja gut und vielleicht sogar das Besondere an der Geschichte.

  • Ähm, hier kommen jetzt die Zuspätkommer mit der vorletzten Hausaufgabe. Darf ich mal versuchen?

    Mein für lange Zeit absoluter Lieblingsroman ist die Trilogie "Die Sintflut" von Henryk Sienkiewicz, ein historischer Roman über den schwedisch-polnischen Krieg im 17. Jahrhundert. Es geht wie üblich um eine Liebesgeschichte und um den Krieg. Ich versuche mich mal an einer Analyse der Struktur.

    Der Roman, obwohl geschätzt 3000 Seiten lang, ist eigentlich recht einfach strukturiert.

    1 - Introduktion

    Ein verstorbener adliger Gutsherr bestimmt in seinem Testament, dass seine Tochter Alexandra den Sohn seines ehemaligen Waffenkameraden heiraten soll, einen Herrn André Kmicic. Falls der ihr nicht zusagt, kann sie auch alternativ ins Kloster gehen.

    2 - Einführung der Charaktere (Von den MICE Elementen geht es hier meiner Meinung nach zuerst um die Entwicklung eines Charakters), darum ist dieser Start interessant.

    Fräulein Alexandra ist eine fromme, sittenstrenge und natürlich bildhübsche Adelsdame, die ihre Tage damit verbringt, im Kreis der ihr untergebenen kleinadligen Damen Seidendecken zu besticken und dabei religiöse Lieder zu singen. Von Herrn Andre weiß sie nur, dass er Zeit seines Lebens als Soldat im Krieg gekämpft hat und ein Hitzkopf sein soll.

    Dann kommt Herr André an, auf dem Rückweg von einem Krieg. Er tritt stürmisch, draufgängerisch und dabei sehr charmant auf und will das Fräulein am liebsten vom Fleck weg heiraten. Sie essen zusammen, kommen sich dabei näher, gehen später auch auf eine gemeinsame Schlittenfahrt, bei der sie mit einem Pferdeschlitten durch einen verschneiten Wald fahren, was sehr romantisch verläuft und mit einem Kuss endet.

    3 - Katastrophe

    Bei seiner Ankunft im Schloss Lubitsch, das André neben Alexandra auch noch geerbt hat, amüsieren sich der Hitzkopf und seine Kumpane damit, sich zu besaufen, mit Pistolen auf die Porträts der früheren Schlossherren zu schießen und die dort lebenden Hofdamen zu vergewaltigen. Dies bleibt zunächst geheim, da die sauberen Herren das Personal mit dem Tod bedrohen, falls sie was ausplaudern. Aber in den umliegenden Dörfern sickert doch etwas durch, und während Herr André mit Fräulein Alexandra auf SChlittenfahrt geht, touren seine Kumpels durch die örtlichen Gasthäuser und ein gewisser Josef Butrim wird sauer, als sie dort die Mädchen anbaggern. Es kommt zu einem Kampf im Gasthaus, bei dem die Butrims sämtliche Kameraden von Andre umbringen und, als Warnung für ihn, deren Leichen im Schloss Lubitsch auf den Boden legen.

    Als der das bei seiner Rückkehr sieht, dreht er durch. Er holt seine im nahen Upitsch stationierten Truppen, stürmt das Dorf der Butrims, setzt da alle Häuser in Brand und schlachtet sämtliche Bewohner ab.

    Das lässt sich nun nicht mehr vor Fräulein Alexandra geheimhalten. Sie löst die Verlobung, schickt ihn in den Wind und will ihn nie wiedersehen.

    Er verschwindet auch zuerst, aber will dann nicht einsehen, sie verloren zu haben, kommt mit seiner Truppe zurück, raubt seine ehemalige Braut gegen ihren Willen und verschanzt sich mit ihr in einer Festung.

    Wird dann von einem ritterlichen Soldaten namens Herr Michael zum Duell gefordert, wo er unterliegt, aber natürlich überlebt.

    4 - Scheinbare Rettung und Verschlimmerung der Katastrophe

    Nun kommt ein zweites MICE- Element auf den Plan, ein Ereignis, das die gesamte weitere Entwicklung des Romans ebenso bestimmt wie die Liebesgeschichte. Schwedische Truppen erobern Polen, sämtliche westlichen Provinzen fallen ihnen kampflos in die Hände, nun nähern sie sich dem Osten, wo unsere Helden leben, und der große Feldherr Janusz Radziwill ruft alle seine Regimentsführer auf seinen Landsitz zur Krisenbesprechung und Organisation des geplanten Krieges gegen die Schweden. Das ist die Chance für Andre, sich als Patriot und Verteidiger des Vaterlandes zu profilieren und das Herz des Fräuleins vielleicht zurückzuerobern, welche der Feldherr ebenfalls auf diesen Landsitz berufen hat. Fürst Radziwill lässt Herrn André auf die Bibel (Das größte Heiligtum jedes erzkatholischen Polen, quasi sein innerstes Herz) schwören, dass der ihm auf Leben und Tod die Treue halten wird. Da hätte man als Leser vielleicht schon was ahnen sollen... Während eines grandiosen Festessens, bei dem alle anwesend sind: André (der natürlich direkt neben dem Fräulein sitzen soll, das kein Wort mit ihm redet), Fräulein Alexandra sowie die ritterlichen und vaterlandsliebenden Soldaten um Herrn Michael, mit dem er sich zuletzt duellierte, sitzen alle beim Schmaus. Der Fürst erhebt sein Glas und skandiert: "Es lebe König Karl Gustav!" (von Schweden!)

    Tja, er ist ein Verräter und macht gemeinsame Sache mit den Schweden. Sämtliche polnischen Ritter werfen ihre Gläser zu Boden und verweigern ihm den Gehorsam. Alle bis auf Herrn Andre, dem der Fürst bei ihrem vorherigen Gespräch geschworen hat, er habe einen heiligen Plan und nichts als das Wohlergehen Polens sei in seinem Sinn, was der Soldat ihm glaubt - außerdem hat er ja auch auf die Bibel geschworen. Danach geht Andre auf Befehl des Fürsten auf die Ritter los und ein Bruderkrieg beginnt. Fräulein Alexander nennt ihn einen Landesverräter und wünscht ihn zur Hölle, während er von tiefstem Herzen überzeugt ist, das Richtige zu tun. Einfach eine wahnsinnige Szene.

    6. Wendepunkt

    Und erst jetzt, wo er schon alles verloren hat, kommt die Erkenntnis über ihn. Fürst Radziwill schickt Herrn Andre zu seinem Bruder Boguslaw, einem total gewissenlosen Erzhalunken, der ebenso wie Radziwill selber nur an sein eigenes Wohlergehen denkt und dem Polen ganz egal ist. Und da die Radziwillis Andres Vorgeschichte kennen und denken, er wäre genau so ein Verbrecher wie sie, plaudert Boguslaw ganz ungeniert alle seine tatsächlichen Gedanken aus und Herr Andre begreift, dass er alles falsch gemacht hat und es nun seine Schuld ist, dass auch diese große wehrhafte Provinz, eigentlich die letztmögliche Rettung Polens, ohne größeren Widerstand an den Feind gefallen ist.

    Dies alles passiert in Band 1. Die beiden anderen Bände handeln dann davon, welche großartigen Heldentaten Herr Andre vollbringen muss, um seine Ehre wiederherzustellen und sein Land zu retten.

    Am Ende ist er der gewandelte edle Ritter und Polen von schwedischer Herrschaft befreit, und natürlich bekommt er dann auch seine Alexandra.

    Also auch hier, beide MICE-Elemente werden eingeführt und am Ende aufgelöst.

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince * No Way Out

  • Okay, Hausaufgabe, aber nur ganz kurz! :rofl:

    Die Aufgabe hatten wir ja eigentlich schon mal, zumindest etwas seeehr Ähnliches. Ich würde mich eigentlich nur wiederholen.

    Jedenfalls denke ich, dass alle diese Empfehlungen valide sind, und dass man, wenn man eine davon bewusst brechen will, die anderen wahrscheinlich umso mehr einhalten sollte, so als Faustregel.

    Gerade arbeite ich an einer Kurzgeschichte und ich lasse mich für diese erste Fassung von der Geschichte leiten. Und sie wächst und wächst und wächst ... Entweder wird sie später brutal gekürzt oder sie bleibt eben wie sie ist, weil es eben nicht drauf ankommt, dass sie eine bestimmte Länge hat. Aber ich bekomme so einige Folgen davon, was passieren kann, wenn man auf solche Dinge nicht achtet, gerade zu spüren :D

    Häupter auf meine Asche!

  • Heyho Rewa

    Mal wieder völliges Mißverständnis.

    Ich schreibe keine Erzählung nach irgendwelchen Regieanweisungen. Ich hab' ne Idee und arbeite sie aus, erweitere den ursprünglichen Gedanken usw. .

    "Regieanweisung" bezieht sich hier ausschließlich auf das, was Sensenbach in Bezug auf den Aufbau und Ablauf einer Kurzgeschichte angeführt hat.

    Ich müßte doch ein kompletter Trottel sein, wenn ich beim Schreiben alle paar Minuten irgendwo nachsehen würde, ob ich der Form noch gerecht werde...

    Was du mit "Beschreibung des Momentes" meinst, habe ich allerdings nicht verstanden.

    Beschreibung des Momentes - Die Geschichte, die ich gerade erzähle.

  • "Regieanweisung" bezieht sich hier ausschließlich auf das, was Sensenbach in Bezug auf den Aufbau und Ablauf einer Kurzgeschichte angeführt hat.

    Ich müßte doch ein kompletter Trottel sein, wenn ich beim Schreiben alle paar Minuten irgendwo nachsehen würde, ob ich der Form noch gerecht werde...

    Das interpretierst du in meine Aussagen hinein. Ich habe mehrmals darauf hingewiesen, dass dies keine Regeln und Regieanweisungen sind. Ich werde mich dazu jetzt auch nicht mehr äußern, denn ich habe den Eindruck absichtlich mißverstanden zu werden. Falls du dich streiten möchtest, gerne in einem anderen Strang oder per PN.

  • Heyho Sensenbach

    Ich bitte um Entschuldigung, wenn bei Dir der Eindruck entstanden ist, ich wollte Dich in diesem für mich sehr informativen Kurs in irgend einer Form angreifen.

    Nichts liegt mir ferner.

  • Die Aufgabe hatten wir ja eigentlich schon mal, zumindest etwas seeehr Ähnliches. Ich würde mich eigentlich nur wiederholen.

    Jedenfalls denke ich, dass alle diese Empfehlungen valide sind, und dass man, wenn man eine davon bewusst brechen will, die anderen wahrscheinlich umso mehr einhalten sollte, so als Faustregel.

    Ja, das stimmt.

    Beim Zusammenstellen der Punkte war mir aufgefallen, dass beim Brandon-Sanderson-Kurs diese oft als heilig verstandene "show don't tell" Regel tatsächlich aufgeweicht wird. "Show don't tell" hat sicher seine Berechtigung, es ist aber auch sehr viel Zeitgeist bei dieser Herangehensweise. Da muss man als Autor dann sehen, inwieweit man da mitgehen will.

    Viele Ratgeber raten auch dringend von der Nutzung von Klischees ab, ich finde es allerdings nichts so schlimm, wenn man auch Stereotypen nutzt. Klar würde es nerven, wenn ein Text von Klischees nur so wimmelt, es kommt halt immer auf die Dosierung an. Schreibratgeber und Schreibtipps machen für mich am meisten Sinn, wenn sie nicht dogmatisch daherkommen.

  • Die Aufgabe hatten wir ja eigentlich schon mal, zumindest etwas seeehr Ähnliches. Ich würde mich eigentlich nur wiederholen.

    Jedenfalls denke ich, dass alle diese Empfehlungen valide sind, und dass man, wenn man eine davon bewusst brechen will, die anderen wahrscheinlich umso mehr einhalten sollte, so als Faustregel.

    Ja, das stimmt.

    Beim Zusammenstellen der Punkte war mir aufgefallen, dass beim Brandon-Sanderson-Kurs diese oft als heilig verstandene "show don't tell" Regel tatsächlich aufgeweicht wird. "Show don't tell" hat sicher seine Berechtigung, es ist aber auch sehr viel Zeitgeist bei dieser Herangehensweise. Da muss man als Autor dann sehen, inwieweit man da mitgehen will.

    Viele Ratgeber raten auch dringend von der Nutzung von Klischees ab, ich finde es allerdings nichts so schlimm, wenn man auch Stereotypen nutzt. Klar würde es nerven, wenn ein Text von Klischees nur so wimmelt, es kommt halt immer auf die Dosierung an. Schreibratgeber und Schreibtipps machen für mich am meisten Sinn, wenn sie nicht dogmatisch daherkommen.

    Ja, Show-don't-tell wird teilweise zu einer Phrase. Es ist ein guter Grundsatz, aber auch irgendwie schwammig. "Tell" ist überhaupt kein Tabu, manchmal ist es die beste Option. Man muss eben auch wissen, was man eigentlich zeigen will!

    Jaaa, Klischees. In unserer Anthologie hat Asnis Geschichte ja nur deswegen so gut funktioniert, weil er sich die Klischees von Elfen und Zwegen zu nutze gemacht hat. Es ist genau, wie du sagtest, so hat er sich unnötiges Etablieren gespart (und damit auch Zeilen). Humor liebt Klischees. Und auch ich liebe das ein oder andere Klischee oder einen Archetypen. Wann ist etwas denn überhaupt ein Klischee und wann nicht? Solche Fragen sind viel komplexer, als man anfangs vielleicht denkt.

    Gerade den Teil mit dem Worldbuilding finde ich bei Fantasy-Kurzgeschichten schwierig. Einerseits lebt Fantasy von der Welt. Wenn die blass bleibt, hat man keine immersive Erfahrung. Darum liebe ich bei Walter Moers oder auch in den Song-of-Ice-and-Fire-Büchern die Festmahle. Alle diese Details, die so wie nebenbei in die Handlung einfließen und einem Dinge über die Welt mitteilen, das ist einfach grandios!

    Vielleicht ist es möglich, das auch in einer Kurzgeschichte zu erreichen, aber man muss das verdammt gut dosieren, und wenn man das kann, dann beherrscht man mMn eine große Kunst.

    tl;dr

    Eine gute KG macht mMn das gleiche wie eine gute Szene: nämlich vieles gleichzeitig.

    Häupter auf meine Asche!

  • Etiam  Der Wanderer  Asni  Rewa  kalkwiese  Kirisha  Iskaral  Rainbow

    Cory Thain  Eegon2

    Siebter Teil

    Mini-Kurzgeschichte, eine Übung

    Zum Abschluss werden wir eine Kurzgeschichte mit etwa 250 Wörtern schreiben. TaDa!

    Das wird jetzt ein wenig schematisch wirken, aber glaubt mir, es lohnt sich. Lasst euch durch die Regieanweisungen nicht verwirren, beim zweiten Mal lesen wird es deutlicher.

    OK, um die Sache etwas zu vereinfachen gebe ich einige Dinge vor.

    Meine Vorgaben

    Genre: Science-Fiction

    Protagonist: Captain

    Ort: Raumschiff

    Außerdem sollten maximal zwei Protagonisten und höchstens zwei Orte eine Rolle spielen.


    A. Die ersten 3 Sätze

    Zunächst werden wir drei Sätze schreiben, diese betreffen folgende Aspekte:

    Wer: Was macht der Captain grade?

    Wo: Wo findet die Geschichte statt?

    Genre: In welchem Genre spielt die Geschichte?

    Bevor wir mit dem Schreiben beginnen, noch weitere Vorschläge.

    1. Verbindet den Protagonisten mit einem Adjektiv, um ihn für euch etwas näher zu Charakterisieren. Das muss so direkt nicht in der Geschichte stehen, sollte aber klar werden.

    „Der launische Captain“ oder „der brutale Captain“ oder „der ängstliche Captain“ etc.

    2. Gebt ein Genre spezifisches und charakteristisches Detail.

    Beispiel: „Der Antrieb sandte ein unheilvolles Vibrieren durch die Decks des Schiffs.“ wird zu: „Der Warpkern sandte ein unheilvolles Vibrieren durch die Decks des Sternenkreuzers.“

    „Sie stand im Maschinenraum.“ wird zu: „Unter ihren Füßen vibrierten die Motoren des Hyperraumantriebs.“

    3. Verbinde den Ort mit einer sinnlichen Erfahrung des Protagonisten (riechen, schmecken, fühlen etc).

    „Der Captain betrat die Brücke.“ wird zu „Der schrille Klang der Bootmannspfeife schmerzte in den Ohren des Captains, als er die Brücke betrat.“

    „Sie stand im Maschinenraum.“ wird zu (siehe oben): „Unter ihren Füßen vibrierten die Motoren des Hyperraumantriebs.“

    OK, auf geht es. Nur drei Sätze!

    Fertig? Super gemacht! Dann geht es weiter!


    B. Der Konflikt

    Jetzt führen wir den Konflikt ein. Der Protagonist möchte etwas erreichen, aber schafft es mehrmals nicht. Im Englischen spricht man von Try/Fail Cycle also, Versuch/Scheitern Zyklus. Hier wird das Problem zunächst sogar schlimmer.

    2 Sätze

    Was versucht der Protagonist zu erreichen und warum? Wenn wir wissen was das Ziel ist, was hält den Protagonisten davon ab?

    Bevor wir weiter machen, werft einen Blick auf euren Text und identifiziert die MICE Elemente. Was für eine Geschichte habt ihr bisher entworfen M, I, C oder E?

    5 Sätze Versuch/Scheitern Zyklus

    Jetzt kommt der oben erwähnte Versuch/Scheitern Zyklus. Lasst euren Protagonisten mehrmals scheitern! Wenn ihr eine Milieu Geschichte schreibt, hindert den Protagonisten daran den gewünschten Ort zu erreichen. Wenn ihr eine Inquiry Geschichte schreibt, hindert den Protagonisten daran das Rätsel zu lösen. Wenn ihr eine Charakter Geschichte schreibt, macht den Protagonisten noch unglücklicher als am Anfang. Wenn ihr eine Ereignis Geschichte schreibt, lasst noch mehr Dinge schief gehen.

    Wenn ein Versuch nicht klappt, versucht der Protagonist etwas anderes, was zunächst auch fehlschlägt. Jeder Versuch des Protagonisten hat eine Auswirkung auf das Voranschreiten der Geschichte.

    Beispiel Star Wars: Luke, Han und Chewie wollen die Prinzessin befreien. Dies ist also ein Milieu Geschichte. Der Weg ist versperrt. Sie nehmen die Abkürzung durch ein Rohr. Aber, dadurch wird das Problem nicht viel besser, denn sie sind in einem Abfallschacht und sie kommen nicht raus. Ein Versuch mit der Waffe die Tür zu sprengen hilft nicht. Das Schießen weckt sogar etwas Lebendiges im Raum und das erwischt Luke. Das Monster verschwindet schließlich, aber jetzt bewegen sich die Wände auf die Protagonisten zu. Das Problem wird also sogar größer!

    Also los. Lassen wir den Helden scheitern!

    5 Sätze Versuch/Erfolg Zyklus

    Wir sind am Ende der Mitte angelangt. Jetzt werden die Dinge für den Protagonisten langsam besser. Wir starten einen Versuch/Erfolg Zyklus. Bei jedem Versuch kommt der Protagonist der Lösung des Problems näher. Beim letzten Versuch schafft er es, das Problem zu lösen.

    Um bei Star Wars zu bleiben. Als die Protagonisten es schaffen dem Müllraum zu entkommen, treffen sie zwar weiter auf Probleme, wie Sturmtruppen und defekte Brücken, aber sie können das Problem jedes Mal lösen und erreichen schließlich ihr Raumschiff.

    Fertig? Jetzt sind wir fasst da.

    C. 3 Sätze für das Ende

    Jetzt ist das Problem gelöst. Aber das ist doch noch kein Ende. Oder? Jetzt schaut euch die größeren MICE Elemente an, die ihr eröffnet habt. Jetzt ist es an der Zeit diese in der umgekehrten Reihenfolge zu schließen, wie ihr sie eröffnet habt. Die Dinge haben sich im Verlauf der Geschichte verändert. Teilt dem Leser mit, was sich verändert hat

    Dazu sind einige der drei Aspekte vom Anfang nützlich.

    Wer: Was macht der Captain? Aktion oder Reflektion des Protagonisten.

    Wo: Wo findet die Geschichte statt? Sinnliche Wahrnehmung des Protagonisten.

    Stimmung: Am Ende der Geschichte geht es hier um die Stimmung der Geschichte. Hat sich diese Verändert? Die Stimmung sollte am Ende anders sein als am Anfang. Etwas Genre-spezifisches wäre auch nicht schlecht.


    Zusammenfassung der Aufgaben

    3 Sätze. Was macht der Captain? Wo findet die Geschichte statt? In welchem Genre spielt die Geschichte?

    2 Sätze. Was versucht der Protagonist zu erreichen und warum? Was hält den Protagonisten vom Erreichen des Ziels ab?

    5 Sätze Versuch/Scheitern Zyklus

    5 Sätze Versuch/Erfolg Zyklus

    3 Sätze für das Ende und das Schließen der MICE Elemente.

    Weniger Sätze gehen immer!

    Der Weg ist nicht mehr lang!

    Geschafft? Dann lasst mal sehen!

    Ich poste meine Geschichte nächste Woche, aber lasst euch ruhig Zeit. Ist ja keine Prüfung.

  • Ich bin jetzt nicht immer hundertprozentig mit der Anzahl der Satzvorgaben ausgekommen, aber das nehme ich mir jetzt einfach frech heraus (künstlerischer Interpretationsspielraum und so :P)

    Geschichte

    Der Asteroid erbebte zornig unter der Hand des Captains, selbst durch die dicken Handschuhe des Raumanzuges konnte er die Macht spüren, die danach trachtete sie bald zu zerschmettern. Besorgt schaute er zu Junior hinüber, der gerade den letzten Gasbehälter füllte.

    „Wir müssen zurück zum Schiff, jetzt!“, schrie der Captain in sein Funkgerät und Junior nickte, während er ihre Beute schulterte und sein Jetpack aktivierte. Gerade flogen sie aus der Felsenkammer, in der sie gearbeitet hatten und schon brach ein Teil der Decke ein, mit der unerbittlichen Absicht, die Schürfer zu begraben. Die Staubwolke des Einsturzes umhüllte sie und der Captain verlor den Sichtkontakt zu seinem Sohn. Als er sein Jetpack auf die höchste Stufe stellte, verlor er bei der Geschwindigkeit die Kontrolle und krachte gegen den Felsen.

    „Scheiße!“, brüllte er, doch an der Kontrollleuchte in seinem Helm konnte er erkennen, dass niemand seinen Ruf erhören würde, denn sein Funkgerät war ausgefallen. Verzweifelt tastete er sich an der Wand entlang, bis er in den nächsten Höhlenabschnitt gelangte und die Hoffnung kehrte in ihn zurück, als er bereits die Flanke seines Schiffes erkennen konnte. Doch dann wurde seine Hoffnung zerschmettert, als ein gewaltiger Felsen herabstürzte und den Weg zum Schiff blockierte.

    Aus der Staubwolke und zwischen herabfallenden Steinen kam Junior hervor geprescht. Rasch machte sich dieser nun daran einen der Gastanks am Felsen zu befestigen und holte einen Plasmabrenner hervor. Die beiden Männer sahen sich durch die Visiere ihrer Raumanzüge an und nickten im Einklang.

    Die Explosion schickte eine neue, weitaus stärkere Welle der Erschütterung durch den Asteroiden, aber der Höhlenausgang wurde freigelegt und damit öffnete sich auch ein Zeitfenster, um der Todesfalle zu entkommen.

    Der Captain brachte die knatternden Düsen seines Jetpacks ans Äußerste ihrer Leistungsfähigkeit. Zwar stürzten weiterhin Teile des Asteroiden auf ihn nieder, aber er erreichte die Eingangsluke des Schiffes und warf einen Blick zurück.

    Er sah, wie Junior von einem Stein getroffen wurde und zu Boden stürzte. Sein Jetpack war ausgefallen und hilflos lag er nun etwa 20 Meter vom rettenden Schiff entfernt. Er streckte die Hand hilfesuchend aus, als er versuchte sich kriechend weiterzubewegen. Die Höhle hinter ihm stürzte jetzt vollständig ein.

    Als das Schiff den zusammenbrechenden Asteroiden verließ, saß der Captain in seinem schwach beleuchteten Cockpit und besprach das Logbuch: „Die Mission war ein Erfolg. Wir haben genug Gas gesammelt, wenn auch nicht so viel wie wir erhofft haben. Ein Crewmitglied haben wir verloren. Das Geld aus der Lebensversicherung wird die Unkosten decken.“