Fanfiktion zu dem Buch : "Die Nebel von Avalon" von Marion Zimmer Bradley
Kurzbeschreibung: Die Götter haben Lancelot ein schweres Schicksal auferlegt. In einer Welt, die sich wandelt, soll er für den alten Glauben kämpfen. Doch nicht alle Kämpfe werden mit dem Schwert geführt ...
ab 18
Prolog
Lancelot erzählt:
Zu meiner Zeit hat man mir viele Namen gegeben: Elfenpfeil, Lancelot, Feenritter, Vetter, Freund, Geliebter, Gemahl, Vater, Verräter, … einen Mann gab es, der mich Kleiner nannte. Ich habe es gehasst – und doch, nach seinem Tod habe ich dieses Wort aus seinem Mund vermisst.
Doch der Name, den meine Mutter mir gab und unter dem ich die ersten Jahre meines Lebens verbrachte, lautet Galahad. Nur drei Menschen gab es, die mich auch später so nannten: meine Mutter, mein Vetter Gwydion, den man auch als Artus kennt, und meine Base, Morgaine le Fay.
Ich war ein Kind der Großen Ehe, die meine Mutter Viviane, Hohepriesterin von Avalon, Herrin vom See, mit König Ban von Benwick vollzog, zu einem Zeitpunkt, da sie selbst sich bereits zu alt für ein Kind fühlte. War das einer der Gründe, warum wir uns nie wirklich nahestanden? War ich unerwünscht? Hatte sie bis zuletzt gehofft, dass die Vereinigung mit meinem Vater für sie ohne Folgen bleiben würde?
Für mich war sie weniger Mutter als Göttin. Ich habe sie angebetet, sie gefürchtet, gehasst und geliebt. Wie sehr sehnte ich mich als Kind nach ihrer Aufmerksamkeit, danach, von ihr liebkost und geküsst zu werden, auf ihrem Schoss sitzen zu dürfen und ihrer Stimme zu lauschen, mit der sie mir eines der uralten Märchen erzählt. Doch so etwas gab es nicht für mich. Meine Mutter war die Stimme, die Verkörperung der Göttin, und die Göttin ist für alle Menschen da, niemals nur für einen alleine – nicht einmal für ihren eigenen Sohn. Und so war ich, auf einer Insel voll ernster Frauen, die niemals laut zu lachen schienen, einsam bis zu dem Tag, als die Herrin vom See von einem Besuch bei ihrer Schwester Igraine zurückkehrte und mit ihr ein kleines Mädchen nach Avalon kam.
Ich wusste nicht viel über die Welt außerhalb Avalons. Manchmal schnappte ich ein paar Sätze von neu angekommenen Mädchen auf, die hier zur Priesterin ausgebildet werden sollten, oder der Merlin erzählte mir eine Geschichte von Drachen und heldenhaften Rittern, die gegen diese Ungetüme kämpften. Ritter, allein das Wort zerging auf meiner Zunge wie die süßen Kuchen, die ich manchmal stibitzte. Doch was es wirklich bedeutete, ein Ritter, ein Krieger zu sein, erschloss sich mir in diesen jungen Jahren noch nicht. Meine Tage vergingen in Stille und Gleichmaß, geprägt von Ritualen, alt wie die Zeit selbst. Wenn ich ihren Sinn oft auch nicht nachvollziehen konnte, so wusste ich doch, dass sie wichtig waren. Warum das so war, ahnte ich nicht. Dass ein anderer Gott dabei war, die alten Götter zu verdrängen, dass seine Priester und Krieger mit Feuer und Schwert unsere Heiligtümer zerstörten und die Menschen, die dem alten Glauben anhingen, verfolgten, mit Gewalt zwangen, zu diesem neuen Gott zu beten und den wahren Göttern abzuschwören, oder sie auch einfach töteten, konnte ich mir nicht einmal vorstellen. Ich hätte es wohl auch nicht geglaubt. Jahre später sollte ich all das Leid sehen, das die Christen über unser Land brachten im Namen ihres Gottes und ich sollte Zeuge werden, wie der, der die Menschen und Religionen einen sollte, zum Verräter wurde an meiner Heimat und meinen Göttern.
Es war der Wunsch meiner Mutter und Herrin, dass ich Druide werden sollte. All ihre anderen Söhne – die Göttin hatte sie nie mit einer Tochter gesegnet – hatte sie in die äußere Welt zu Pflegefamilien gegeben. Ich als ihr jüngster und letzter Sohn sollte den Heiligen Inseln gehören. Doch so sehr ich die weisen Männer auch bewunderte, einer von ihnen zu sein, konnte ich mir schon als Kind nicht vorstellen. Mich drängte es hinaus, zu den Rittern und Drachen. Ein Held wollte ich sein, Abenteuer erleben, ein Teil jener aufregenden Welt werden. Mein Wunsch erfüllte sich, doch der Preis, den ich dafür zahlte, war hoch. Zu hoch vielleicht. Und ich wäre wohl an meinem eigenen Schicksal zerbrochen, hätte es nicht einen Menschen gegeben, der mir Halt und Zuflucht war, Heimat und Teil meiner selbst.
Morgaine … meine liebe kleine Feenprinzessin. Was gäbe ich nicht, um noch einmal mit dir im Abendsonnenschein auf unserem Apfelbaum zu sitzen, die Arme umeinander gelegt, mein Kopf an deiner Schulter ruhend. Niemals war Liebe so unschuldig und rein wie in diesen Tagen. Viel zu schnell vergingen sie und was danach kam …
Oh, ich kenne die Geschichten, die man sich über mich erzählt. Sir Lancelot of the lake – Liebhaber der Königin, der Gemahlin meines Vetters und besten Freundes. Und doch, so munkelt man bis heute, soll es tatsächlich Artus gewesen sein, den ich liebte und begehrte und dem ich durch das Beisammensein mit seiner Gemahlin nahe sein konnte.
Ja, ich liebte Frauen und Männer. Und ich ließ mich von Frauen und Männern lieben. Ich benutzte sie und ließ mich von ihnen benutzen. Gwenhwyfar und Artus … Es war anders, als erzählt wird. Ganz anders. Ich bin Galahad, Ritter im Dienste der Göttin, und dies ist meine Geschichte.