Nabend Freunde,
Heute will ich euch eine Kurzgeschichte von mir vorstellen, die ich gestern und heute einfach mal so geschrieben hab. Es handelt sich hierbei erstmal um eine absolute rohfassung, sprich bis auf eine grobe Rechtschreibkorektur und einmaliges überfliegen ist sie noch komplett unbearbeitet. Ich werde sicher noch die ein oder andere Stelle überarbeiten oder vertiefen müssen.
Vielleicht gefällt sie euch ja trotzdem. Konstruktive Kritik ist natürlich gerne gesehen. Ich hänge auch noch zwei Bildchen an, damit ihr euch die Pestdoktoren, die in der Geschichte vorkommen, besser vorstellen könnt.
PS: Beim reinkopieren wurde der zeilenumbruch mal wieder n bissl verwurschtelt, hab das gröbste korrigiert, aber nich wundern wenns manchmal komisch aussieht. Ich werd das nach und nach korrigieren, aber das is auf einmal einfach zu viel
PESTHAUCH
Prolog
Wir schreiben das Jahr 1378 nach dem Sieg der Lichtgötter. In unserer einst prächtigen Stadt Diathoma wütet
die Pest ohne Erbarmen. Seit drei Monaten schon sind wir ihre Gefangenen.
Es wurden so viele vom schwarzen Tod dahingerafft wie es noch nie in den Schriften verzeichnet war, und man fragt sich, weshalb dieser Schrecken auf uns kam. Manch einer glaubt, es wäre eine Strafe der Götter für unsere Frevelei, andere meinen, die Götter der
Dunkelheit hätten sich erneut erhoben, um die Welt in Schatten zu hüllen.
Selbst die Stadtwachen trauen sich kaum noch auf die Straße.
Einzig die Pestdoktoren mit ihren grässlichen Schnabelmasken bleiben verschont vom siechenden Tod. Vom Herzog
erhielten sie eine Vollmacht die es ihnen ermöglichen soll, alles was nötig ist zu tun, um die schreckliche Pest einzudämmen. Sie sind die neuen Herren der Stadt. Der Herzog selbst verließ vor einem Monat bereits die Stadt zu seinem Landsitz hin. Ich selbst bin
zu alt um eine solche Reise zu tun, und so bleibe ich hier, die Schrecken dieser Tage für die Nachwelt festhalten.
Mögen die guten Götter des Lichts uns doch noch Gnade gewähren.
Wiglav, Gelehrter aus Diathoma
- 1 -
Der alte Mann legte seine Schreibfeder bei Seite und lehnte sich in seinen hohen Stuhl zurück. Es war morgen und seine tägliche
Chronik war ein festes Ritual. Plötzlich war Lärm von der Straße her zu hören. Mühsam stand er auf und ging zum Fenster. Pestdoktoren, fünf an der Zahl, mit Schnabelmasken und Hüten, langen, schwarzen
Gewändern und Gefäßen, in denen sie Kräuter verbrannten, gingen die Straße entlang. Die Menschen flohen vor ihnen, denn wenn ein Pestdoktor urteilte, dass jemand nicht zu retten sei, wurde er sofort zum Feuerplatz gebracht, um dort noch halb lebend verbrannt zu
werden.
Ein Mann, dessen Haut schon von schwarzen Verfärbungen gezeichnet war, schrie aus voller Kehle. Die Maskierten Helfer der Doktoren hievten ihn auf einen Wagen. Der Mann versuchte sich noch mit letzter Kraft loszureißen, er wollte nicht verbrannt werden, doch
die Helfer gaben ihm einen Schlag und er blieb auf dem Wegen liegen. Manche auf dem Holzkarren stöhnten noch, andere rührten sich nicht mehr.
Der alte Mann wandte sich ab. Solch Schauspiel war alltäglich geworden. Die Praktiken der Pestdoktoren widerten ihn an, doch sie hatten das sagen im chaotischen Diathoma dieser Zeit. Der Herzog hatte ihnen vor seiner Abreise die Vollmacht erteilt, alles zu tun,
was nötig sei, um der Pest Herr zu werden.
- 2 -
"Meister Wiglav!" rief ein junger Mann, der in das Zimmer das alten gerannt kam, es war sein Gehilfe Marcus. "Meister Wiglav!"
"Was ist denn mein junge?"
"Es war vor einer guten Stunde, Meister, da haben sie meinen Vater mitgenommen! Was soll ich denn jetzt nur tun?" sagte Marcus, bleich und am ganzen Leibe zitternd.
Wiglav sah ihn ernst an: "Hatte er denn schon schlimme Symptome?"
"Nein Meister," antwortete Marcus, "es war noch nicht so schlimm bei ihm. Er hatte leichtes Fieber, aber das ist auch schon alles. Oh bei den Göttern, jetzt werden sie ihn verbrennen!"
"Noch ist nicht alles verloren." sagte der Alte nachdenklich. "Vielleicht kann ich noch meinen Einfluss als Gelehrter nutzen."
- 3 -
Es war Mittag, und die eingesammelten Pestkranken wurden zum großen Sammelplatz gefahren. Jeden Nachmittag, wenn
die Glocke des Tempels zur 5. Stunde läutete, wurde ein großer Scheiterhaufen entfacht.
Als Wiglav mit seinem Gehilfen durch die Straßen ging, schienen sie fast ausgestorben. Dreck lag überall, Karren die in den Straßen einfach zurückgelassen worden waren, und die Fenster waren allerorts verrammelt. Das Leben war in Diathoma völlig zum Stillstand
gekommen. Bald würden sicher auch Nahrungsmittel knapp werden.
Vorbei am Markt, den sie noch nie so ausgestorben gesehen hatten, gingen Wiglav und Marcus in den Ostteil der Stadt, wo die
Pestdoktoren und ihre Helfer im Haus der Handelsgilde logierten. Unweit davon war auf dem Vorplatz des Friedhofs eine große, pechschwarze Mulde. Maskierte Helfer stapelten dort Holz.
Wiglav ging auf die Helfer zu. "Grüß euch, mein Name ist Wiglav, und ich bin einer der hiesigen Gelehrten." sagte er. Die Helfer schauten auf. "Ich würde gerne einen der Kranken mitnehmen, um Forschungen an ihm durchzuführen." Fuhr Wiglav fort. Einer der Maskierten sagte: "Unmöglich, niemand darf die Kranken wieder mitnehmen, sie müssen
abgeschottet bleiben. Das ist die Anordnung der Doktoren." "Aber mein Herr," entgegnete Wiglav, "meine Forschungen könnten
helfen, den schwarzen Tod zu besiegen!" Die Augen des Helfers, das einzige was durch seine Maske erkennbar war, verfinsterten sich. Er blaffte: "Die Eindämmung der Pest ist einzig und allein Sache der Pestdoktoren. Verschwindet nun, Opa!"
Wiglav und Marcus gingen. Als sie um eine Ecke gebogen waren, begann Marcus zu jammern: "Das war es dann wohl, mein Vater wird bei lebendigem Leibe verbrannt werden." Wiglav versuchte ihn zu beruhigen: "Vielleicht werden wir noch einen Weg finden. Noch ist es nicht zu spät. Die Abneigung der Pestdoktoren gegenüber den anderen Gelehrten berunuhigt mich jedoch schon seit längerem.
Man hat fast den Eindruck, als hätten sie etwas zu verbergen."
Die beiden gingen zum Haus der Kaufmannsgilde. Vielleicht konnten sie dort doch noch die Erlaubnis bekommen, Marcus Vater mitzunehmen. Doch schon am Eingang wurden sie von zwei Maskierten Wachmännern aufgehalten: "Halt! Ihr dürft hier nicht rein!" Wiglav begann: "Werte Herren, ich bin Gelehrte und muss dringend...-" "Der Zutritt ist für alle verboten" unterbrach ihn einer der Wächter. Der Sitz der Pestdoktoren muss abgeschirmt bleiben."
Wieder wandten sich die beiden ab. Doch so leicht gab der alte Wiglav nicht auf. Sie gingen durch einige enge Gassen, um den Hintereingang der Handelsgilde zu erreichen. Er lag verborgen in einem Gewirr aus Hinterhöfen und Nebengassen an der Rückseite
des stattlichen und hohen Fachwerkhauses.
Vorsichtig öffnete Wiglav die Tür und spähte hinein. Ein dunkler Flur, niemand war zu sehen. Die beiden schlichen langsam
den Korridor entlang. In einiger Entfernung hörten sie gedämpft merkwürdige Stimmen. Überall roch es nach fremdartigen Kräutern. Als sie an der Tür zu einem Nebenraum kamen, hielt Wiglav inne. Die Tür stand offen, und niemand war zu sehen. Eine kleine Kerze
auf einem Schreibpult war die einzige Lichtquelle, denn die Fenster waren vernagelt. Wiglav betrat den Raum. Er war vollgestopft mit Büchern und Pergamentrollen. Auf einem Tisch lag auch eine der Schnabelmasken, wie sie nur die Pestdoktoren trugen. Wiglav
grinste. Er nahm die Maske und versteckte sie unter seiner langen, braunen Kutte. Gerade wollte er gehen, da fiel sein Blick auf ein
aufgeschlagenes Buch. Neugierig warf er einen Blick hinein, und las:
[...] Es gibt mehrere Methoden um die
Pest zu verbreiten. Zum einen kann man
Tiere mit ihr infizieren und dann in
der gewünschten Stadt aussetzen. Ratten
eignen sich dafür besonders gut, da
sie in jede kleinste Ritze kriechen.
Auch ist es möglich die Brunnen zu
vergiften, zum Beispiel mit den Überresten von
Pestkranken. Die effektivste, wenn auch
schwierigste Methode ist jedoch ein dunkler
Nebel, der mit Hilfe von Magie
beschworen werden kann... [...]
Wiglav erstarrte. Ihm dämmerte langsam, was hier vor sich ging. Die Abneigung gegenüber den Gelehrten machte nun einen Sinn,
und auch warum die Pestdoktoren alle aus anderen Gegenden kamen wurde ihm jetzt klar.
Plötzlich waren Schritte auf dem Gang zu hören. Wiglav warf Marcus das Buch und die Maske zu und zischte" Versteck dich!".
Marcus tat wie ihm geheißen, doch Wiglav selbst war nicht mehr gewandt genug, um es ihm gleich zu tun.
Zwei Pestdoktoren kamen den Gang entlang und bemerkten Wiglav sogleich.
"Ein Eindringling!" schrien sie, und ein paar Augenblicke später stürmten maskierte Wächter in das Zimmer und packten Wiglav. Er
wehrte sich nicht als er abgeführt wurde.
Marcus, der sich zwischen der Wand und einem breiten Schrank versteckt hatte, wartete.
Sein Herz raste, doch er zwang sich still zu bleiben. Als die Männer verschwunden waren, wagte er sich aus einem Versteck hervor.
Vorsichtig schritt er zur Tür, horchte ob noch jemand zugegen war, und ging dann den Gang entlang zur Hintertür. Als er draußen war,
begann er so schnell er konnte zu rennen.