Heyho alle,
ich habe hier mal ein paar Tage pausiert (etwas wenig Zeit die letzten Abende) aber das ist gar nicht so verkehrt. Dann kann man mal in einem Rutsch verschiedene Sichtweisen lesen.
In meiner Vorstellung sollte ein Kanon der Fantasy nach Möglichkeit dabei helfen, sich ein Bild über die verschiedenen Bereiche des Genres machen zu können, da sind Unterteilungen (Subgenres) natürlich sehr hilfreich. Wenn sich da in jedem vielleicht fünf verschiedene Autoren fänden, deren Hauptrichtung die gleiche ist, sich in der jeweiligen Interpretation aber durchaus verschiedene Stile ausmachen lassen, fände ich das ziemlich Klasse.
Für mich ist ein Kanon zum einen ein Bestimmungsversuch, zum anderen etwas, daß mir unbekannte Autoren eröffnet, von denen ich vorher noch nie was gehört habe oder die ich von alleine nicht angepackt hätte, weil vielleicht nur der Verlag einen blöden Klappentext verzapft hat.
Oder, was leider häufiger vorkommt, der Übersetzer einen Stil hat, der nicht zum Werk passt.
Da ist mir Stephen R.Lawheads deutscher Übersetzung von "The Pendragon Cycle",1987-1997 in böser Erinnerung geblieben: Den ersten Band habe ich nach 20 Seiten in den Müll geschmissen. Und wär nicht alles zur Artusgeschichte mein persönliches Steckenpferd, hätte ich mir wohl kaum das englische Original besorgt, nochmal angefangen und war dann begeistert, weil alles daran passte.
a) Welche Werke sollte man lesen, wenn man einen guten Eindruck über die Bandbreite an fantastischen Genres bekommen möchte?
Irgendwie ist das auch eine Frage der Zeit, finde ich.
Wer sich z.B. auf Michael MoorcockHawkwind einlässt, findet sich in einem Multiversum wieder, das durchaus faszinierend ist. Zeitsprünge, multiple Charaktere, die sich zum Teil in den veschiedenen Welten selbst begegnen und ihr Schicksal in den jeweils anderen dadurch verändern können und zum Teil sogar müssen, damit es dort weitergehen kann - das ist für mich total spannend.
Vor allem, weil Moorcock es irgendwie hinbekommen hat, da die Übersicht zu behalten.
Allerdings bedeutet das auch: "Elric von Melnibone oder die Sage vom Ende der Zeit" und, damit verbunden, "Das Buch Corum" bringen es zusammen auf satte 3.200 Seiten (A5 - Format).
Da hustet man dann dreimal schwer und überlegt sich, ob man da überhaupt hindurch will.
(Ich empfehle es trotzdem...)
Ansonsten ist niemand verpflichtet, irgend was zu lesen. Was einem Freude macht, lese man. Sonst gibt's keine Regel.
Nach ein bisschen Nachdenken - wieso wuerdest Du das Werk in einen Kanon tun? Ich hab' die Geschichte einmal (vor fast 30 Jahren geleen und erinnere mich was drin vorkommt, sie ist also offensichtlich ganz gut gewesen. Auf der anderen Seite - ich hatte nie den Wunsch sie nochmal zu lesen. Sie ist nicht sehr bekannt, mir ist seither nie wieder eine Ausgabe unter die Augen gekommen (das ist bei Tolkiens Werk oder selbst bei Conan schon ganz anders).
Das bezog sich auf das von mir angemerkte Buch von Lord Dunsany: "Die Königstochter aus Elfenland".
Da mußte ich denn doch ziemlich lachen, obwohl ich glaube, daß es nicht in Thorstens Absicht lag, sich zu einem M.Reich-Ranicki aufzuschwingen.
"Ich hab' die Geschichte einmal [...] gelesen und erinnere mich was drin vorkommt, sie ist also offensichtlich ganz gut gewesen...da spricht schon ein recht robustes Ego.
Was ich aber im weiteren des Zitates hier wichtig finde:
Muß eine gute Geschichte denn unbedingt bekannt sein? Muß es andere Ausgaben davon geben? Muß sie verfilmt oder als Comic veröffentlicht worden sein?
Wird sie dann dadurch "wertwoller" oder wichtiger?
Kann ich mir nicht recht vorstellen, vor allem deshalb nicht, weil sie ja scheinbar mit irgendwas bei Torsten hängengeblieben ist, an daß er sich auch 30 Jahre später noch erinnert.
Also hatte sie was besonderes, auch wenn sie vielleicht kaum einer kennt. Aber wer sie kennt, wurde dadurch bereichert. Könnte man doch so sagen.
Dann wäre sie demnach gut. Und damit passend für den noch zu erstellenden Kanon, finde ich.
Grundsätzlich kommen schon Fragen auf, ob es ein deutscher Kanon oder ein internationaler sein soll
Öööhh...nö?!?
Das war, zumindest beim Start Deines Threads, keine Bedingung/Voraussetzung.
Und sollte es auch weiterhin nicht sein.
Gut, Du hast drauf hingewiesen:
Wer den Kanon erstellen durfte, wird auch seine Spuren darin hinterlassen, unweigerlich - darum ist es auch interessant, sich Listen aus unterschiedlichsten Ländern anzuschauen.
Wobei ich nicht weiß, welche Listen da gemeint sind.
Aber selbst wenn, wozu sollte das gut sein?
Phantasie ist universal - sie kennt keine Grenzen.
Da jetzt mit dem Katalogisieren anfangen zu wollen wäre für mich schon ein Widerspruch in der Sache selbst.