Rika'sche Schreibübung

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 1.277 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (15. November 2022 um 11:02) ist von Rika.

  • Moin Moin zusammen :)

    Nachdem ich ja mein bisheriges Schreibprojekt beendet/abgeschlossen habe und ich die notwendige Überarbeitung dessen noch immer vor mir herschiebe (:blush:), habe ich mich kurzerhand entschlossen eine neue, weniger umfangreiche Geschichte zu beginnen.

    Da ich ja bisher immer sehr ausschweifend (und anstrengend) erzählt habe, hab' ich mir vorgenommen mal etwas zu experimentieren und dabei das Tempo (für meine Verhältnisse) etwas anzuziehen. Anstatt ein Kapitel auf 6-7.000 Wörter auszubreiten, habe ich mir, für den Anfang, eine Grenze von roundabout 1.000 Wörtern pro Erzählabschnitt gesetzt. Auch möchte ich hier zwei gänzlich unterschiedliche Geschichten parallel erzählen und am Ende miteinander verweben, aber das lasst erst mal Zukunftsmusik sein ;)

    Für den Anfang würde es mich sehr freuen, wenn ihr mir mal sagen könntet, wie dieser erste Entwurf denn auf euch wirkt.

    Ist der Einstieg zu überladen oder fehlen euch Infos? Passt das Tempo oder gibt es zu große Löcher bei den Zeitsprüngen? Würdet ihr, gemäß eurem ersten Eindruck, weiterlesen wollen oder liefert der Text zu wenig Anreize dafür? Sonstiges kritik- bzw. verbesserungswürdiges? :D

    Intervall 1-01 – Das Aufbegehren der Beraubten

    „Das Biest wird sterben“, rief der Hauptmann der Reichsgarde mit der ihm eigenen Urgewalt in der Stimme, welche von den hohen Wänden des Thronsaals widerhallte. Das Echo einer Drohung, erfüllt von einer Wucht, die selbst die Götter dieser Welt zur Aufmerksamkeit gemahnte.

    Die Höfischen steckten ihre Köpfe zusammen und tuschelten, als der Hüne im goldenen Kettenhemd, Veteran des großen Krieges, stolz wie ein Pfau, die riesigen behandschuhten Hände in die Hüften stemmte und des Königs Erwiderung harrte.

    Der Herrscher der weißen Lande, ein weiser, ehrwürdiger Mann mit goldenem Haar. Gestern zumindest war er dies noch gewesen. Heute verkörperte er nur mehr seinen eigenen, zusammengesunkenen Schatten. Welch Pein musste ein Mann auch ertragen, der seiner eigenen Tochter beraubt wurde?

    „All meine Gebete sind mit Euch und den anderen Freiwilligen. Mögen die Götter Euch lenken“, brachte der König ein schwaches Raunen auf den Weg.

    Und mögen sie ihm seine Tochter zurückbringen. Worte, welche er wohl bewusst nicht anfügte, um eben jenen schrecklichen Gedanken nicht neuerlich zu seiner traurigen Realität werden zu lassen.

    Der Hauptmann nickte seinem König zu, machte wortlos auf dem Absatz kehrt und stolzierte mit wehender, roter Löwenmähne aus dem weiten, prunkvollen Saal hinaus. Sein Weg führte ihn zwischen den götterweißen Marmorsäulen hindurch, die sich wie gigantische Spiraltürme zur monströsen, gläsernen Kuppel über ihrer aller Köpfe emporschraubten.

    Selbst der größte Krieger seit Beginn der bekannten, jüngeren Geschichte wirkte lediglich klein und unbedeutend inmitten jener prachtvollen Monstranz.

    Er mochte bei weitem nicht der Einzige sein, der dem König heute einen feierlichen Eid geschworen hatte, wenngleich doch der berühmteste von allen. Vor den Mauern des weißen Palastes warteten weitere etwa zweihundert Mann seiner unerschrockenen Reichswächter, die sich ebenfalls allesamt freiwillig gemeldet hatten. Dreihundert ‚Unerschrockene‘ gesellten sich zu ihnen. Sie unterschieden sich jedoch in den Ketten um ihre Fußgelenke von den übrigen Willigen. Ihr gemeinsames Ziel sollte eine „Reise in die Hölle“, ein „Himmelfahrtskommando“ werden. Wahlweise konnte man ihr Vorhaben auch durch eine der vielerlei anderen Variationen für „Selbstmord“ ersetzen. Zumindest dann, wenn man etwas auf das Getuschel des Volkes geben wollte, was der Hauptmann selbstredend nicht tat.

    Viele aus ebenjenem Volke waren dennoch gekommen. Jung und Alt, Groß und Klein standen zu Seiten des Weges, als sich der gigantische Tross tapferer Gesellen in Bewegung setzte. Mit wehenden Fahnen, mit Pauken und Trommeln, Hörnern und Trompeten zogen sie hinaus aus der Hauptstadt und hinfort durch die grünen Lande. Träge wie Schnecken holperte das schwere Kriegsgerät über die gepflasterten Straßen. Hölzerne Biester mit Eisenbeschlägen, die dazu taugen würden, jenes eine Biest zu töten, das ihnen allen die Thronfolgerin geraubt hatte.

    „Verzagt nicht, liebe Menschen“, rief der Hauptmann, von seinem schwarzen Hengst herab, den jubelnden Massen immerfort zu, „wir töten das Monster und holen die Prinzessin zurück. Es lebe der König! Es lebe die Königin! Es lebe die Prinzessin!“

    Einfache Botschaften für die einfachen Menschen. Ihre Liebe galt insbesondere ihm, dem berühmten Kriegshelden, das war nicht zu übersehen oder gar zu überhören und der Hauptmann hätte wahrlich lügen müssen, hätte er behauptet, ihm gefiele diese Art der Zuneigung nicht.

    Wenig Gefallen fand er hingegen am gesprochenen Wort des Königs in den Ohren der schaulustigen Hofschar.

    „Die Götter mögen uns lenken, hat er gesagt. Ha! Selbst die Götter kennen mich und meine Taten. Ich habe den Bergkönig erschlagen, diesen Riesen aus Felsgestein, selbst ein halber Gott, und ich habe Hundertschaften seiner miesen, kleinen Handlanger in einen frühzeitigen Tod geschickt. Ich selbst bin der Lenker. Ich brauche keine Götter, die mir den Weg zeigen“, teilte er seinen Unmut mit einem jungen Mann, der auf seinem braunen Wallach zu ihm aufgeschlossen hatte. Ohne Zweifel kannte auch sein Nebenmann die Geschichten, ganz gleich, ob er ebenfalls im Krieg gekämpft haben mochte. Bereits mittels eines einzigen flüchtigen Blickes, erkannte der Hauptmann jedoch, dass das Grünohr keineswegs zu seinen Männern gehörte. Offensichtlich war er einer der wenigen aus dem einfachen Volke, die seine Kriegerschar begleiteten.

    Das machte den Hauptmann wütend: „Abenteurer, was? Zu fein dem Reich zu dienen, aber wenn Ruhm und Glorie in Aussicht stehen, kommt ihr aus euren Löchern, wie die Ratten zur Leiche.“

    Der Junge musterte den Hauptmann daraufhin aus seinen dunklen, braunen Augen. So braun und unschuldig wie die eines Rehkitzes wirkten sie, doch spiegelte sich Anmaßung und Hochmut darin. Derlei Gestalten mochte der Hauptmann nicht, weshalb er sich weiter absetzte und den Reiter hinter sich ließ. Er kannte diese Art Jungen. Sie waren immer die ersten, die in den Schlachten starben und hinter den Landesmauern würde das identische Schicksal auf seinesgleichen warten, wie in den heiligen Bergen, wo der Hauptmann seine bislang größte aller Schlachten geschlagen hatte. Dort, wo er dem Bergkönig das Herz herausgerissen und damit einen siebenmonatigen Krieg beendet hatte.

    Sieben Tage und sieben Nächte dauerte die Reise der Willigen und mit jedem Tag dünnten die jubelnden Massen mehr und mehr aus, wurden die Dörfer seltener und kleiner, die Landschaften karger und ärmlicher, die Straßen holpriger, bis diese sich schließlich in Gänze auflösten.

    „Die Randbereiche sind trostlos und traurig. Kein Wunder, das niemand in der Nähe der Grenze wohnen möchte“, hörte der Hauptmann einen seiner Soldaten klagen.

    „Die Trostlosigkeit ist vielmehr die Folge dessen, dass die Rechtschaffenden die Randbereiche meiden. Sie fürchten sich vor der Grenze“, vernahm er schließlich als Antwort. „Frauen und Kinder und gemeine Männer mögen Angst vor dem Rand haben“, mischte sich der Hauptmann schließlich lautstark in die Unterhaltung ein, „aber wir Soldaten sind nicht so verweichlicht. Mir macht die Grenze und das, was dahinterliegt, keine Angst.“

    Er erhob seine Stimme, um auch jene zu erreichen, die möglicherweise während ihres siebentägigen Marsches vergessen hatten, was der Grund für ihr Aufbegehren gewesen war. „Die Tochter unseres Königs, unsere künftige Herrscherin, wurde von einem unsagbaren Biest in die verfluchten Lande entführt. Wer, wenn nicht wir, werden sie zurückholen? Wer, wenn nicht wir, ist dazu in der Lage? Die größten und mutigsten Krieger, welche die weißen Lande je gesehen haben. Nicht wir sollten Angst davor haben, was hinter der Grenze liegt. Alles und jeder hinter der Grenze, sollte Angst vor unserem Zorn und unserer Entschlossenheit haben.“

    Die Männer jubelten ihm zu. Die Reichsgrenze, die bald darauf am Horizont auftauchte, würde nun niemanden von ihnen mehr ängstigen, dafür hatte er nun gesorgt.

    LG
    Rika

  • Heyho Rika

    Nach dreimaligem Lesen verstehe ich...glaube ich..wohin die Reise gehen soll. Bin sehr gespannt, wie es da weiter geht.

    Die Reichsgrenze, die bald darauf am Horizont auftauchte, würde nun niemanden von ihnen mehr ängstigen,

    Steht da ein Zaun? Wie sieht die denn aus, diese Reichsgrenze?

    Der Junge musterte den Hauptmann daraufhin aus seinen dunklen, braunen Augen.

    Oha. Auf den Jungen und seine Rolle in Deiner Geschichte bin ich gespannt...

  • Hi Rika

    grundsätzlich cooler Einstieg ;) Das Ausgangsszenario an sich gefällt mir sehr gut.

    Aber da du es selbst ansprichst:

    Ist der Einstieg zu überladen?

    Ich würde für meinen Geschmack sagen: Ja. Im ersten Absatz ist eine derartige Häufung von ausschmückenden Adjektiven und hochgestimmten Begriffen vorhanden, dass es für mich schon ans (wahrscheinlich ungewollte) Komische grenzt. Z.B. wenn dann aus "monströs" das Substantiv Monstranz wird, das aber eigentlich etwas ganz anderes bedeutet ;) Da konnte ich mir bei der Vorstellung, dass der Hauptmann in einem Hostien-Becherlein umherspaziert, das Grinsen nicht verkneifen :D

    Tempo find ich stimmig, Informationsmangel verspüre ich definitiv keinen.

    Was ich aber noch anmerken möchte: Mir kommen manche Figuren etwas... naiv vor? Zum Beispiel der Hauptmann und die Soldaten, die sich bereitwillig für ein Himmelfahrtskommando opfern wollen. Ich frag mich: Was haben sie davon? Dann erscheint der junge Abenteurer und der Hauptmann reagiert, als hätte er noch nie im Leben gehört, dass manche einfach Kriegsunternehmer sind, für die eine Ausssicht auf Beute die Hauptmotivation darstellt (abgesehen, dass er ihn zuerst vollsabbelt um ihn dann zu verscheuchen ;) ). Er selbst muss doch auch irgendwie besoldet oder entlohnt werden? Er hilft doch nicht aus Herzensgüte...

    Oder wenn der Hauptmann betont, dass sie selbst keinerlei Angst vor der Grenze hätten. Warum sieht es dann so aus, wie es aussieht? Klingt ja eher nach verödetem, unsicherem Grenzgebiet als einem gut gesicherten Siedlungsbereich. Also das ist nicht wirklich ein Leistungsnachweis für die Reichswächter.

    Übrigens: Was ist das denn für ein Monster? Das würde mich als Leser schon interessieren .... :blush:

  • Für den Einstieg ist es schwer zu sagen ob es überladen ist oder ein gewollte Stilmittel. Dies wird sich im Verläufe der Geschichte raus stellen. Für meinen Geschmack aber ist es durch die uberladung wie du es nennst etwas holprig zu lesen. wenn man aber an die ewig langen Beschreibungen von Karl May denkt ist es hingegen mehr als ok

    Steht irgendwo ein Fettnäpfchen? Ich hupfe mit Anlauf rein. Ich bin Legastheniker. Bitte meine Worte nicht auf die Goldwaage legen.

  • Zunächst mal:heart:-lichsten Dank an dieser Stelle an euch Drei für eure Zeit! :)

    Steht da ein Zaun? Wie sieht die denn aus, diese Reichsgrenze?

    Da soll eine Mauer (nach Vorbild der chinesischen) stehen. Diese kleine Info hab' ich aber tatsächlich aus dem Text gestrichen. :D

    Werde das in meinem Entwurf auf jeden Fall ergänzen.

    Z.B. wenn dann aus "monströs" das Substantiv Monstranz wird, das aber eigentlich etwas ganz anderes bedeutet ;)

    Da hast du tatsächlich eine Bildungslücke bei mir aufgedeckt :pupillen:

    Möglicherweise kann ich mich da als Nichtchristin ja rausreden :D

    Nee Spaß, muss ich umformulieren - Dankeschön! ;)

    der Hauptmann und die Soldaten, die sich bereitwillig für ein Himmelfahrtskommando opfern wollen. Ich frag mich: Was haben sie davon?

    Ist es so abwegig, dass sie es der Ehre wegen machen? Das sind schließlich Männer, die mit der Verteidigung des Reiches und der Königsfamilie betraut sind. Da kommt dann also irgendein "Biest" dahergelaufen und raubt ihnen die Thronfolgerin unter der Nase weg. In einer (vermutlich) klischee-mittelalterlich angehauchten Welt, ist ein angekratztes Ehrgefühl ja jetzt nicht unbedingt eine Lappalie ^^

    Dann erscheint der junge Abenteurer und der Hauptmann reagiert, als hätte er noch nie im Leben gehört, dass manche einfach Kriegsunternehmer sind

    Naja, er wundert sich ja nicht darüber, er drückt "lediglich" seine Verachtung ggü. des bzw. der Abenteurer aus, die sich ihnen angeschlossen haben. Zitat: "Zu fein dem Reich zu dienen, aber wenn Ruhm und Glorie in Aussicht stehen, kommt ihr aus euren Löchern, wie die Ratten zur Leiche.“

    (abgesehen, dass er ihn zuerst vollsabbelt um ihn dann zu verscheuchen ;) )

    Ist ja eher eine weitere großspurige Prahlerei, die der Hauptmann einfach mit irgendjemandem teilt, den er erst im Nachhinein als "die falsche Person" ausmacht. :D

    Aber auch hier Danke für den Hinweis, die Szene kann man tatsächlich anders auffassen, als intendiert. Auch da gehe ich noch mal drüber :)

    Er selbst muss doch auch irgendwie besoldet oder entlohnt werden? Er hilft doch nicht aus Herzensgüte...

    Das wollte ich, um Infodump zu vermeiden, erst im Nachhinein thematisieren. Gold spielt hier eine Rolle in der Entscheidungsfindung mancher Williger ('Unerschrockene' und den megaidealistischen Hauptmann mal ausgenommen :P)

    Oder sollte diese Information zwingend in die Eröffnung mit rein?

    Warum sieht es dann so aus, wie es aussieht? Klingt ja eher nach verödetem, unsicherem Grenzgebiet als einem gut gesicherten Siedlungsbereich.

    Die Menschen selbst haben eine eher irrationale Angst vor der Grenze, die sich aus Geschichten und Aberglaube speist. Auch das möchte ich eigentlich erst später genauer aufgreifen. Oder ist das auch wieder zu spät?

    Das ominöse "Biest" bzw. "Monster" will ich hingegen bewusst erst später thematisieren.

    Auf jeden Fall schön zu sehen, dass ich mich wohl noch intensiver damit befassen muss, welche Informationen ich wann, wie einbringe. Anders wäre es ja schließlich auch keine selbst auferlegte Challenge :pleasantry:

    Für meinen Geschmack aber ist es durch die uberladung wie du es nennst etwas holprig zu lesen.

    Magst du mir ggf. 1-2 Stellen nennen, wo das der Fall ist? Dann kann ich mich damit auch noch einmal auseinandersetzen :)

    LG
    Rika

  • Als aller erstes fällt mir das Wort gemahnte auf. Ein sehr altes Wort was sich heutzutage ehr etwas holprig liest. Aber je nach Verlauf der Geschichte gewöhnt man sich auch an sowas und es passt dann halt doch perfekt. Um mal ein Beispiel zu nennen was ich etwas holprig finde.

    stolz wie ein Pfau, die riesigen behandschuhten Hände in die Hüften.

    Auch hier finde ich es eben nicht einfach zum drüber lesen. Wenn es aber der schreibstil der Geschichte generell sein soll dann ist zwar der Start holprig aber man gewöhnt sich dran und irgendwann passt es halt perfekt und muss dann genau so sein.

    Deswegen tuhe ich mich halt schwer zu sagen das es nicht passt oder das es mir nicht gefällt oder das man es ändern sollte. Manchmal im Verläufe der Geschichte ist es genau das was sie lebendig persönlich und gut macht.

    Steht irgendwo ein Fettnäpfchen? Ich hupfe mit Anlauf rein. Ich bin Legastheniker. Bitte meine Worte nicht auf die Goldwaage legen.

  • Heyho Inkwriter

    Als aller erstes fällt mir das Wort gemahnte auf. Ein sehr altes Wort was sich heutzutage ehr etwas holprig liest.

    Hat es sich für Dich "holprig" gelesen, weil es ein altes Wort ist?

    Oder eher deshalb, weil es ungewohnt in dem Zusammenhang war?

    Woran's nun auch lag, daß Du beim Lesen drüber gestolpert bist: Ich halte es für ziemlich wichtig, einen Erzählstoff auch durch die Wortwahl in die Zeit zu "kleiden", in der er spielen soll.

    Das dann auch Worte verwendet werden, die heute eher ungebräuchlich sind, liegt in der Natur der Sache. Und das man sich an den Stil erst gewöhnen muß, wenn man ihm im täglichen Leben kaum begegnet ebenfalls.

    Aber Du sagst es ja selbst: Man gewöhnt sich dran und dann passt es...

    Ist der Einstieg zu überladen?

    Nicht für mich - das hat aber eher was mit persönlicher Vorliebe zu tun.

    Eine größere Schwierigkeit sehe ich allenfalls darin, daß es ziemlich anstrengend werden kann, einen bombastischen Einstieg im weiteren Verlauf auch auf dem gleichen Niveau zu halten. Hab' ich hier selbst mal ausprobiert, das Ganze aber auf einen (von der eigentlichen Geschichte abgekoppelten Prolog) beschränkt.

    ...wenn dann aus "monströs" das Substantiv Monstranz wird

    Ist mir beim Lesen völlig entgangen. Danke für den Hinweis.

    Und wenn Du natürlich völlig Recht hast, das aus etwas "monströsem" niemals eine Monstranz erwachsen kann, finde ich's doch bei etwas drüber nach sinnieren ziemlich komisch, daß man die Monstranz, wenn man sie denn erklären müßte, durchaus als Monstrosität beschreiben könnte... :)

  • und wenn Du natürlich völlig Recht hast, das aus etwas "monströsem" niemals eine Monstranz erwachsen kann, finde ich's doch bei etwas drüber nach sinnieren ziemlich komisch, daß man die Monstranz, wenn man sie denn erklären müßte, durchaus als Monstrosität beschreiben könnte... :)

    Der Wanderer Ich glaube wir sind uns einig, dass Monstranzen die monströsesten Monstrositäten von hier bis Monza sind :D

    Hi Rika

    Vorweg: Ich finde aber, dass es stilistisch und erzählerisch gut gemacht ist, das hab ich bei meinem letzten Beitrag vielleicht nicht genug hervorgehoben :)

    Ist es so abwegig, dass sie es der Ehre wegen machen? Das sind schließlich Männer, die mit der Verteidigung des Reiches und der Königsfamilie betraut sind.

    Für mein Verständnis, wie Realitäten funktionieren, ist es zumindest nicht unmittelbar plausibel. Man lebt ja nicht von Ehre allein, sondern will als tragende Säule des Reiches und (wenn ich das richtig verstehe) als Haustruppen des Königs auch seinen eigenen Status behaupten und verbessern ;) Von einer Stellung, die im Zweifelsfall darauf hinausläuft, dass ich mein Leben riskieren muss, will ich zu Lebzeiten etwas haben. ABER: Ich weiß von deiner Welt natürlich nichts, natürlich kann man es so anlegen, dass es eine rein aus Ehrgefühl handelnde Einheit gibt. Ideologie einer Kriegerkaste, etc.

    "Zu fein dem Reich zu dienen, aber wenn Ruhm und Glorie in Aussicht stehen, kommt ihr aus euren Löchern, wie die Ratten zur Leiche.“

    Da dachte ich mir: Inwiefern unterscheidet sich das jetzt von seinem eigenen Verhalten, gerade wenn er es aus Ehrgefühl tut und für ihn ja auch 'nur' Ruhm und Glorie als Lohn winken.

    Ist ja eher eine weitere großspurige Prahlerei, die der Hauptmann einfach mit irgendjemandem teilt, den er erst im Nachhinein als "die falsche Person" ausmacht. :D

    Zuerst die Story drücken, wie toll man selbst ist und dann erst mit einem "flüchtigen Blick" erkennen, dass es eigentlich der falsche Adressat. Passt nicht so 100%, oder? ;)

    Das wollte ich, um Infodump zu vermeiden, erst im Nachhinein thematisieren. Gold spielt hier eine Rolle in der Entscheidungsfindung mancher Williger ('Unerschrockene' und den megaidealistischen Hauptmann mal ausgenommen :P)

    Oder sollte diese Information zwingend in die Eröffnung mit rein?

    Zwingend auf keinen Fall, auch nicht Richtung Infodump arbeiten. Um es ganz klar zu sagen: Auf mich wirkt der Hauptmann, als würde er seinem eigenen Pathos auf den Leim gehen. Er ist ein Veteran, er weiß also, wie, warum und wofür gekämpft wird. Jetzt geht er aber mit Vorstellungen hausieren, die sich anhören, als wäre er der unferahrendste Rekrut, der Schlachten nur aus Büchern und Geschichten kennt. So ein absolut gesetztes Ehrgefühl kann man erzählerisch natürlich verwenden, aber es macht die Figur des Hauptmanns irgendwie so hohl. Weil sie eigentlich keine Psychologie oder keine Charakterzüge mehr hat, sondern immer nur in so volltönenden Phrasen von ihrer Ehre spricht. Das macht es mir persönlich schwer, mich mit ihm ein bisschen zu identifizieren und Zugang in die Story zu finden.

    Auch die Erzählstimme vertritt diese Sicht, indem sie immer betont, wie begeistert die sich alle in den Tod stürzen wollen. Anders gesagt: Der Text sieht es gleich wie der Hauptmann. Und mir zieht zwangsläufig die Szene vor das innere Auge: Jetzt steht ich armer Tropf als Soldat Nr. 164 in der vorletzten Reihe links und hab diesen verblendeten Idioten als Hauptmann, der mir ständig erzählt, wie toll es wird, sich für eine Prinzessin in den Tod zu stürzen, die ich überhaupt nicht kenne - und eigentlich bin ich dem Regiment ohnehin nur beigetreten, weil es innerhalb der Mauern relativ sicher ist, der Sold stimmt und es zwei Mal wöchentlich BIer und Braten gibt ;)

    Als Schreib- und Fingerübung ist das sicher sehr brauchbar, aber wenn eine Geschichte draus werden solle, fehlt mir noch ein "jemand", an den ich mich dranhängen kann. Ich dachte es wäre der Junge mit den braunen Augen, aber er wir dann auch sehr bald als arrogant und irgendwie unsympathisch geschildert und wieder verscheucht.

    Woher wissen die eigentlich, wohin sie ziehen müssen?

  • Moin zusammen! :)

    Inkwriter

    Seltsamerweise bin ich jetzt drei Mal in Folge daran gescheitert dich zu zitieren, aber sei es mal drum :D

    Ja, ich kann nachvollziehen, dass der Stil, zu Beginn, möglicherweise etwas gewöhnungsbedürftig ist. Aber wie du ja schon angemerkt hast, kann man sich mit der Zeit sicher damit arrangieren :)

    Eine größere Schwierigkeit sehe ich allenfalls darin, daß es ziemlich anstrengend werden kann, einen bombastischen Einstieg im weiteren Verlauf auch auf dem gleichen Niveau zu halten.

    Auch wenn ich den Begriff "bombastischer Einstieg" jetzt bewusst nicht, im Bezug auf meine Geschichte, verwenden werde ( ;) ), aber ja, das ist auch eines meiner Ziele dieser "Schreibübung". Tempo halten, keine (größeren) Durchhänger produzieren, straight forward erzählen.

    Daran scheitern ja immer wieder Geschichten. Als Wattpad-Leserin weiß ich wovon ich spreche :rolleyes:

    Für mein Verständnis, wie Realitäten funktionieren, ist es zumindest nicht unmittelbar plausibel.

    Da hast du natürlich recht. Nur bin ich mir (noch) nicht richtig sicher, ob ich wirklich so "tief" gehen sollte, bei dem was ich hier eigentlich vorhabe. Ich möchte in diesem Erzählstrang (ich unterscheide zwischen den 'Intervallen' 1 und 2) u.a. auch etwas mit den vorhandenen (Fantasy)-Klischees spielen. Ich meine, die Prämisse der Geschichte ist ja schon sehr, sehr simpel gestrickt. Ein Fantasy-Epos ist hier so gar nicht mein Anspruch. Womit wir auch bei

    Auf mich wirkt der Hauptmann, als würde er seinem eigenen Pathos auf den Leim gehen.

    wären. Auch der Hauptmann ist mehr als Karikatur angelegt, denn als ernsthafter Charakter. Das aufgeblasene Ego, seine bizarren Überzeugungen. Kaum ernst zu nehmen - zumindest wollte ich ihn so etablieren.

    Da dachte ich mir: Inwiefern unterscheidet sich das jetzt von seinem eigenen Verhalten, gerade wenn er es aus Ehrgefühl tut und für ihn ja auch 'nur' Ruhm und Glorie als Lohn winken.

    Der Hauptmann empfindet es, wie im Zitat dargelegt, dass eigentlich nur diejenigen "die dem Reich (als Reichswächter) dienen" (z.B. er selbst) ein Anrecht auf Ruhm und Glorie haben sollten.

    Wie in meinem letzten Beitrag ja schon geschrieben, die vorangegangene Szene ist missverständlich geschrieben. Der Hauptmann richtet sich mit seiner Prahlerei eigentlich nicht direkt an den Abenteurer. Zumindest in meinem Kopf, weswegen ich das nochmal neu formulieren werde ^^

    und eigentlich bin ich dem Regiment ohnehin nur beigetreten, weil es innerhalb der Mauern relativ sicher ist, der Sold stimmt und es zwei Mal wöchentlich BIer und Braten gibt ;)

    DAS ist doch mal eine schöne Motivation :D

    Als Schreib- und Fingerübung ist das sicher sehr brauchbar, aber wenn eine Geschichte draus werden solle, fehlt mir noch ein "jemand", an den ich mich dranhängen kann.

    Da würde ich bald liefern wollen. Generell möchte ich im Verlauf des Stranges auch noch ein wenig mit der Erzählstimme (wie du sie nennst) spielen. Da gehört fürs Erste auch die Arroganz und Überheblichkeit des Hauptmannes dazu. Sicher stellt sich hier die Frage, ob ich das nicht ggf. gleich zu Beginn überstrapaziere. Wenn man zuvorderst den Unsympathen sieht, könnte das tatsächlich ein Problem werden. Was denkst du?

    Woher wissen die eigentlich, wohin sie ziehen müssen?

    Eine grobe Information haben sie. Das sollte (relativ zeitnah) zusammen mit der "Identität" des Biests aufgeklärt werden.

    Ist halt auch immer die Frage: Wann gebe ich dem Leser welche Info an die Hand, ohne ein Augenrollen zu ernten? :/

    Wieder großes Danke! Eure Überlegungen und Kommentare helfen mir sehr dabei, mein Geschreibsel zu hinterfragen, auch wenn sich latent Unsicherheit bei mir andeutet :P

    But just need to think more about it ;)

    LG
    Rika

  • Hallo Rika

    Auch der Hauptmann ist mehr als Karikatur angelegt, denn als ernsthafter Charakter. Das aufgeblasene Ego, seine bizarren Überzeugungen. Kaum ernst zu nehmen - zumindest wollte ich ihn so etablieren.

    Also da bin ich jetzt echt überrascht ?( Dass der Hauptmann eine Karikatur ist, wäre mir ehrlich gesagt nicht aufgefallen. Er scheint das alles ziemlich ernst zu meinen, die anderen nehmen es als gegeben hin und handeln danach. Die Erzählstimme bestätigt ihn ja auch. Ich erkenne da keine Doppelbödigkeit, die die Figur irgendwie ironisch färbt. Wenn das so zu verstehen war, kann ich nur sagen: Sorry, mir erschließt sich das nicht.

    Da würde ich bald liefern wollen. Generell möchte ich im Verlauf des Stranges auch noch ein wenig mit der Erzählstimme (wie du sie nennst) spielen. Da gehört fürs Erste auch die Arroganz und Überheblichkeit des Hauptmannes dazu. Sicher stellt sich hier die Frage, ob ich das nicht ggf. gleich zu Beginn überstrapaziere. Wenn man zuvorderst den Unsympathen sieht, könnte das tatsächlich ein Problem werden. Was denkst du?

    Ich denke grundsätzlich, dass man am Anfang die größten Pflöcke einschlägt. Nicht nur in dem, was man an Handlung erzählt, sondern vor allem darin, was der Leser über die Welt erfährt. Ich gehe als Leser mit einer gewissen Erwartungshaltung in einen Text, Dinge wie: Leute müssen essen, sonst verhungern sie. Tagsüber scheint die Sonne und nachts ist es dunkel. Ein schwacher König ist ein toter König. Auf sein Leben sollte man gut aufpassen, denn man hat nur eins. Etc. etc. Das ist die Summe aus all dessen, was ich persönlich erlebt und gelesen habe. Je nachdem, ob diese Informationen (nicht explizit, sondern einfach durch die Erzählung selbst) bestätigt oder abgeändert werden, zimmere ich mir ein geistiges Bild von der Welt im Text. Und in weiterer Folge erwarte ich mir, dass die Figuren sich in diesem Rahmen schlüssig verhalten.

    Außerdem beginne ich ja auch der Erzählstimme zu vertrauen, denn sie gibt mir einen Großteil meiner Informationen und vor allem macht sie mir ja auch klar, wie erzählt wird und das Ganze zu verstehen ist. Wenn du z.B. in die Texte von Alopex Lagopus reinschaust, dann weißt du zwei Sätze nach Beginn: "Ok, ich fange schon mal besser vorsorglich an zu grinsen, denn gleich wird es lustig. Und ich werde mich hüten, diesem charmanten Plappermaul von Erzähler alles zu glauben. Wir befinden uns im ironischen Meer und es ist kein Land in Sicht."
    Am Anfang falsche Fährten zu legen, kann ein ästhetisch sehr reizvolles Verfahren sein, aber es erfodert da wirklich allerhöchste Meisterschaft, den Leser nicht zu verprellen. Also: Sollte jetzt im weiteren Verlauf der feine Herr Hauptmann plötzlich meine Identifikations-Figur werden (und ich sollte ihn dann auch noch gern haben) bin ich sehr gespannt, wie du das anstellen willst ;) Aktuell steht mein Sympathie-Barometer für ihn irgendwo im tiefroten Bereich. Wenn es aber eine andere neue Figur sein soll, dann sollte sie bald auftauchen, denn ich gewöhne mich mit jeder Zeile mehr an das, was ich schon über den Text zu wissen glaube.

    Wann gebe ich dem Leser welche Info an die Hand, ohne ein Augenrollen zu ernten?

    Die beste Variante ist wohl: Infos erschließen sich aus dem, was passiert und wie gehandelt wird. Für mich wäre es schon logisch, wenn sich jeman in diesem marschierenden Heer mal darüber unterhält, was ihnen vermutlich bevorsteht. Aktuell ist es ja irgendwie etwas seltsam: Die marschieren auf einen Kampf mit einer Bestie zu und anstatt darüber zu rätseln, was es für eine Bestie ist, warum sie die Prinzessin geraubt hat, wie die eigenen Chancen stehen, etc. Aktuell kritisert nur ein einzelner Soldat sozusagen die verfallenen Immobilienpreise, weil die Gegend so trostlos ist und dringend mal wieder eine Flurreinigungsaktion vertragen könnte :) Da bin ich wieder bei dem, was ich zu Anfang geschrieben habe: Es ist nicht das, was Leute, die auf eine Schlacht zusteuern, meiner Erwartung nach miteinander reden. Wenn sie überhaupt reden, dann nicht das.

    Ich meine, die Prämisse der Geschichte ist ja schon sehr, sehr simpel gestrickt. Ein Fantasy-Epos ist hier so gar nicht mein Anspruch.

    Ist mir natürlich auch klar, aber auch bei kurzen Geschichten finde ich es wichtig, dass es in sich stimmig ist. Ist manchmal sogar schwieriger als bei langen Sequenzen :D Aber mach dir jetzt nicht zu viele Gedanken, sondern schreib einfach mal das fertig, was du dir vorgestellt hast.

    Einmal editiert, zuletzt von Jota (13. November 2022 um 08:35)