UnterDrunter - Die Welt unter dem Fußboden

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 1.811 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (5. Dezember 2023 um 21:20) ist von IcyTrix3.

  • Liebe Schreiberlinge,

    nachdem ich jetzt ein Jahr lang recherchiert, gebastelt, überlegt und wild drauf losgesponnen habe, würde ich hier gern meine Welt vorstellen, Stück für Stück.

    Da ich nicht alles in einem einzigen Eintrag unterbringen kann, teile ich meine Welt in drei Teile. Dieser erste Teil behandelt vor allem den Aufbau, die Orte und grob die "Kultur". Der zweite Eintrag, der später folgt, behandelt dann die Bewohner etwas genauer. Der dritte und letzte Eintrag dann die Magie und ihre Regeln.

    Ich wäre unfassbar froh über Feedback, denn bis jetzt hat diese Welt noch kein Außenstehender gesehen und man kennt das ja; irgendwann ist man so drin in seiner Welt, dass man keine Chance mehr hat, sie neutral zu betrachten. Daher ist jeder kleine oder große Eindruck herzlich willkommen.


    --- Das UnterDrunter ---
    Teil 1

    Verlorenes ist nicht verschwunden; es ist einfach nur woanders

    Vorwort:

    Ich habe das UnterDrunter erschaffen, weil ich mich schon immer gefragt habe, was eigentlich mit all den Dingen passiert, die man im Alltag so verliert. Was mit all den Orten geschieht, die vor sich dahinrotten. Was passiert mit den Seelen von Städten und Orten, die im Krieg zerstört werden? Was geschieht mit Menschen, die plötzlich verschwinden oder von der Welt vergessen wurden?

    In der Realität können Dinge nicht einfach so von jetzt auf gleich verschwinden. Man braucht Energie, eine Kraft, eine chemische Reaktion, um etwas zu verändern oder zu bewegen - von der Welt zu tilgen. Wer schon mal Plastik verbrannt hat, weiß, dass es dafür Hitze bedarf und ein unfassbarer Gestank entsteht; Aktion - Reaktion.

    Aber wie oft sucht man die verdammte Fernbedienung, die gerade eben noch neben einem auf der Couch gelegen hat? Ganz egal, wie oft man in den Ritzen nach ihr sucht, das verdammte Ding bleibt spurlos verschwunden, nur um dann, ein paar Stunden später, plötzlich im Kühlschrank wieder aufzutauchen. Doch manche Dinge verlieren wir, und finden sie nie wieder. Sei es ein linker Ohrring, ein 1-Euro Stück oder ein Brief, der zwar losgeschickt wurde, aber in der Post verloren ging.

    Doch weder Ohrring, noch Euro und Brief sind wirklich verschwunden. Sie werden lediglich in einer anderen Welt von einer feinen Dame getragen, von einem Sammler gesammelt und von jemandem gelesen, der noch nie in seinem Leben von so etwas albernem wie "Postgeheimnis" gehört hat. All diese Dinge sind durch die Risse unserer Welt gerutscht und auf der anderen Seite, irgendwo unter unseren Fußböden, gelandet.

    Ein Ort, an den auch Menschen gelangen können, wenn sie durch den richtigen Riss im Fußboden kriechen.

    Willkommen im UnterDrunter!


    Teil 1 - FAKTEN - KARTE - ORTE:

    Name der Welt: UnterDrunter

    Besonderheiten: Unterirdisch, durch Risse im Gefüge mit der Oberwelt verbunden, verlorene oder zerstörte Dinge werden ein Teil von ihr, kein Tageslicht

    Politik: Jeder Ort, jedes Gebiet und jede Stadt ist eigenständig. Es gelten die regionalen Gesetze von Clans und Gemeindschaften. Zwar gilt die "Puppenstadt" für viele der humanoiden Bewohner als Hauptstadt von UnterDrunter, jedoch wechselt die dortige Herrschaftsform fast so häufig wie die aktuelle Mode. (Im Moment ist die Epistokratie total angesagt ...)

    Sprache: Tausende, jedoch sorgt ein recht komplizierter Zauber dafür, dass fremde Worte in eine verständliche Sprache umgewandelt werden. Gilt jedoch nur für Gehörtes, daher werden Verträge nur mündlich geschlossen. Das gesprochene Ehrenwort gilt als verbindlich.

    Probleme der Welt: Die Beziehungen zwischen den Einheimischen und den Kriechern (menschliche Flüchtlinge aus der Oberwelt) ist recht angespannt. Gewisse Spannungen gab es schon immer, jedoch steigt die Anzahl der radikalen "Alle Kriecher raus aus unserer Welt!"- Anhänger rapide, seit eine Pest ausgebrochen ist, die vor allem den Einheimischen zusetzt. Man gibt den Kriechern die Schuld an dem Ausbruch. Die Magie der Welt ist im Ungleichgewicht, viele Arten sind vom Aussterben bedroht.

    Kultur: Multikulturell

    Karte:


    Erklärung Orte:

    Puppenstadt: Eine riesige Stadt, in der vor allem das Puppenvolk lebt, aber auch von dem Glanz, dem Wahnsinn und dem Luxus angezogene Menschen und andere humanoiden Geschöpfe (Faune). Die Stadt besteht aus vier Bezirken, die man dank der unterschiedlichen Farben der Straßenlaternen und Beleuchtungen gut erkennen kann: Purpur, Emerald, Kobalt und Bordeaux. Bunte Lichter, schräge Mode und Hochburg des Exzess - das ist die Puppenstadt. Fast so schnell wie die Mode ändert sich auch die Herrschaftsform. Man sollte sich immer vorher informieren, was gerade angesagt ist. Nicht, dass man als unvorbereiteter Besucher das Pech hat und geradewegs in die Trendphase der Bürokratie gerät.

    Spinnenbibliothek: Ein Ort, wo all die Bücher landen, die vergriffen sind und nicht mehr gedruckt werden. Jedoch auch verlorene Briefe und Manuskripte, die nie fertig geschrieben, zerstört, gelöscht oder vergessen wurden, stehen den Bewohner des UnterDrunter zum Ausleihen zur Verfügung. Die Bibliothek besteht aus fünf Türmen und die Bibliothekarinnen und Bibliothekare tragen spezielle Anzüge, die es ihnen ermöglichen, wie Spinnen an noch so hohen Regalen und Wänden hochzuklettern.

    Faunlande: Ein Gebiet, in dem das Faunvolk lebt. Sie haben sich in "Clans" organisiert, wobei man nicht wirklich von Organisation sprechen kann. Das Land ist so wild und chaotisch wie das mit Hufen und Hörner bewaffnete Volk. Unter dem Lichterbaum wird viel und ausgiebig gefeiert, getrunken und getanzt. Ein Faun braucht weder einen Grund zum Trinken, noch macht er sich viel aus Regeln. Doch Vorsicht ist geboten: Wer ein "Geschenk" von einem Faun annimmt, schuldet ihm das Dreifache.

    Kupferburg: Eine kleine Stadt, in der vor allem Erfinder und Mechaniker leben. Es gibt nichts in dieser Kleinstadt, was nicht "verbessert" wurde - und somit meist komplizierter ist, als unbedingt nötig. In Kupferburg leben viele Menschen, aber auch viele Puppen, die aus der Puppenstadt verbannt wurden, weil der damalige (nur sehr kurz) herrschende König sie nicht leiden konnte. Viele Puppen sind nach dem Ende der sehr kurzen "Trendphase" des Absolutismus wieder nach Hause zurückgekehrt, einige sind jedoch geblieben. Die meisten Bewohner arbeiten für den einflussreichen Erfinder und Magier Le Miséricordieux.

    Irrlicht: Ein gigantischer Wegweiser, der einem alle Wege weist - nur nicht den, den man gerade braucht.

    Snozmoor: Ein Moor, so groß wie gefährlich. Es ist die Heimat der Flatterlinge (feenartige Wesen) und Moorixen (nixenartige Geschöpfe). Ein einziger Flatterling ist eher lästig als gefährlich, ein ganzer Schwarm jedoch ist eine echte Gefahr und kann einen erwachsenen Menschen binnen weniger Sekunden töten. Moorixen leben eher zurückgezogen, jedoch sorgt das akute Aussterben ihrer Männchen dafür, dass sie merklich aggressiver werden, um ihre Brut zu schützen. Das Gefährlichste im Moor jedoch ist eine Pilzsorte, dessen Sporen für den miesesten LSD-Trip aller Zeiten sorgen. Viele, die die Sporen einatmen, drehen völlig durch und greifen jeden an, der sich in ihrer Nähe befindet.

    Refugium der Motten: Ein Tempel, der weit oben dicht zwischen Felsen versteckt liegt. Er ist das Zuhause der Motten, Menschen, deren altes Leben von Durst und Hunger bestimmt war, Kälte und der Abwesenheit einer sicheren Zuflucht. Viele von ihnen haben in Armut und/oder auf der Straße gelebt und waren für den Rest der Welt "unsichtbar". In ihrem Refugium gibt es das beste Essen, Wärme und Ruhe. Hier "herrscht" Bruder Motte, ein gutmütiger und humorvoller Mönch, der nichts von Religion, aber viel vom Konzept des Glaubens an sich hält.

    Schloss der Silberfische: Ein furchtbar kitschiges Schloss, das aussieht, als hätte Cinderellas Schloss heimlich mit der Basilius-Kathedrale ein Kind gezeugt. Hier leben die Silberfische, Traumtänzer, die sich in ihrem alten Leben in ihre Träume und Fantasien geflüchtet haben, während ihre Realität von Gewalt und Angst durchzogen war. Am Hof der Silberfische kann jeder das sein, was er will. Eine Prinzessin, ein Ritter oder gar Lord, wenn er möchte. Egal wie alt oder welches Geschlecht. Hier herrscht Zar Silberfisch, ein von Silber besessener Mann, der keinen Sinn darin sieht, zwischen Realität und Wunschdenken zu unterscheiden. Letzendlich wird das eine stets zum Anderen.

    Lager der Kakerlaken: Im Lager (oder auch "Winterquartier" genannt) werden all die Dinge gesammelt und verstaut, die die in Karawanen lebenden Kakerlaken nicht herumtransportieren möchten, oder können. Sämtliche Karawanen der Kakerlaken finden sich im Lager ein, wenn Fräulein Kakerlake eine Versammlung einberuft. Sie gilt als "Mutter der Reisenden", der Rastlosen und Ausgestoßenen. Die Kakerlaken sind Artisten, Händler und kreative Sonderlinge, die nirgendwo Zuhause sind, nirgendwo dazugehören. Viele Kakerlaken waren in ihrem alten Leben auf der Flucht, vor Krieg, gesellschaftlichen Normen oder den Konsequenzen ihrer Taten.

  • Als ich die Karte gesehen habe, fand ich die Kupferburg am spannendsten... aber nach der Lektüre der "Kartenlegende" ist mir das "Refugium der Motten" der schönste, berührendste und besuchenswerteste Ort in jener Welt.

    Aber auch die anderen Orte machen mich neugierig, sie sind, selbst in dieser Kürze, gut durchkonzipiert und authentisch.

    Ich freu mich auf die Geschichten in UnterDrunter.

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • Octopoda

    Mein landkartenbessenes Herz hast du auf jeden Fall schon gewonnen <3

    Mich erinnert die Welt sehr stark an Zamonien, die Welt von Walter Moers (wenn du´s noch nicht kennst, ist es auf jeden Fall einen Blick wert!) d.h. ein Setting, dass sich nicht zu bierenst nimmt, aber dennoch schlüssig und nachvollziehbar ist, sowie zuweilen auch recht düster sein kann.

    Ich bin auf jeden Fall gespannt auf weitere Infos über UnterDrunter ^^

  • So dann gebe ich auch mal meinen Senf dazu. Die Idee an sich finde ich schon mal ziemlich originell, ebenso wie die einzelnen

    Orte in UnterDrunter. Man merkt das du reichlich Zeit, in die Entwicklung deiner Welt gesteckt hast. Besonders Kupferburg und

    die Spinnenbibliothek hören sich für mich interessant an.

    Das einzige was mich etwas irritiert sind die mündlichen Verträge. Wenn es dabei um etwas komplexere Dinge als liefere mir Gut X

    bis zum 15. des nächsten Monats und du bekommst dafür 20 Y geht, kann das für reichlich Verwirrung sorgen. Aber vielleicht ist das ja Absicht.

    Auf jeden Fall macht dieser erste Teil Lust auf mehr und ich freue mich schon darauf mehr über UnterDrunter und seine Bewohner zu erfahren.

    Ach und das wichtigste von allem endlich weiß ich wo die einzelnen Socken landen, die immer in meiner Waschmaschine verschwinden.

  • Ach und das wichtigste von allem endlich weiß ich wo die einzelnen Socken landen, die immer in meiner Waschmaschine verschwinden.

    ... das siehst Du falsch... Du verlierst nicht einen Sock. Du findest einen. :D

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • Das einzige was mich etwas irritiert sind die mündlichen Verträge. Wenn es dabei um etwas komplexere Dinge als liefere mir Gut X

    bis zum 15. des nächsten Monats und du bekommst dafür 20 Y geht, kann das für reichlich Verwirrung sorgen. Aber vielleicht ist das ja Absicht.

    Ha! Auf diese sehr gute Frage/Anmerkung bin ich vorbereitet :D

    *knackt mit den Fingerknöcheln*

    Tatsächlich soll das mit Verträgen kompliziert und ungenau sein, wobei mündliche Absprachen nicht einfach gebrochen werden können. Wer sein Wort bricht, oder zu spät zahlt, bekommt recht schnell Probleme. Man kann sich die wichtigsten Punkte einer Absprache durchaus für sich selbst in schriftlicher Form notieren, jedoch sind diese Notizen für jeden nutzlos, der nicht die gleiche Sprache wie man selbst spricht.

    Außerdem ist das mit der Zeit so eine Sache. Für "Kriecher" steht die biologische Uhr quasi still, wenn sie erst einmal durch einen Riss gekrochen sind. Daher leben viele verschiedene Kulturen aus verschiedenen Zeiten miteinander. Es gibt hundert verschiedene Sprachen und Dialekte. Der "Übersetzungszauber" funktioniert über Schall, daher werden gesprochene Worte übersetzt, und zwar wortwörtlich, was also für echt amüsante Gespräche sorgt, aber eben alle geschriebenen Dinge sind von dem Zauber ausgeschlossen.

    Person A notiert sich etwas auf Arabisch. Person B, ursprünglich aus Polen, versteht nur Bahnhof. Also sagt Person A zu Person B, was wichtig ist. Person B notiert es sich. Person C, aus Frankreich, kann weder mit der Notiz von Person A noch mit der von Person B etwas anfangen. Also gibt Person B die Infos mündlich an Person C weiter. Und so weiter ...

    Es soll eine Art "Gag" sein, da ich bei manchen Briefen von den (absolut humorlosen) Deutschen Ämtern zwar verstehe, dass da Deutsch steht, aber kein einziges Wort für mich Sinn macht. Beamtendeutsch ist eine völlig fremde Sprache für mich :D

  • Ok wenn dass so geplant ist, verspricht das wirklich einiges an interessantem Konfliktpotential.

    Der "Übersetzungszauber" funktioniert über Schall, daher werden gesprochene Worte übersetzt, und zwar wortwörtlich, was also für echt amüsante Gespräche sorgt, aber eben alle geschriebenen Dinge sind von dem Zauber ausgeschlossen.

    Oh ja das diese Gespräche "amüsant" verlaufen kann ich mir gut vorstellen. Interessant könnten auch Gespräche werden zwischen

    "Kriechern" die zwar aus der gleichen Kultur stammen aber zu unterschiedlichen Zeiten nach UnterDrunter gekommen sind, wenn

    sie zwar die gleiche Sprache verwenden sich aber die Bedeutung bestimmter Begriffe oder Redewendungen geändert hat.

    • Offizieller Beitrag

    Verlorenes ist nicht verschwunden; es ist einfach nur woanders

    Sehr schöner Satz. Der gefällt mir wirklich gut.

    Also, die Karte ist der Hammer. Ich hab erst nur drübergescrollt, weil ich eigentlich keine Zeit hatte, aber als ich dann über die Karte bin ... Da wurde dann aus dem ursprünglich geplanten "überfliegen" doch etwas mehr :D

    Ich mag den Flair der Welt sehr. Was mich irgendwie reizt ist dass alles die Kulisse eines Kinderfilms sein könnte, man aber immer die Schwere merkt, die im Hintergrund mitschwebt. Ob das jetzt ganz offensichtliche Sachen sind, wie Krieg, oder halt die Spitzen gegen Bürokratie oder Herrschaftsformen^^(Ist halt ein Thema was eher selten in Werken für Kinder auftaucht). btw danke für das Wort Epistokratie. Das kannte ich noch nicht ^^

    Ich glaube am meisten haben mir die Puppenstadt und die Spinnenbibliothek gefallen. Sie wirken noch am meisten durchnässt mit der Ursprünglichen Idee.

  • --- Das UnterDrunter ---

    Teil 2

    Ich stelle mir gern vor, dass vermisste Personen durch einen Riss gekrochen und somit in Sicherheit sind. Dass sie als Freigeister, kreativ und leidenschaftlich, in bunten Karawanen durch das UnterDrunter ziehen. Oder als fantastische Träumer am Hof der Silberfische spektakuläre Bälle veranstalten. Vielleicht haben sie aber auch im Refugium der Motten die Sicherheit und Wärme gefunden, die sie gesucht haben.

    Wo auch immer all die vermissten Menschen sind, die, die gesucht werden, die, die vergessen wurden und die, die niemanden haben, der sie vermisst, ich wünsche ihnen von Herzen, dass sie an einen Ort gelangt sind, der zu ihrem wurde.

    Auf all die Verlorenen und Vergessenen dieser Welt.

    Cheers!


    Teil 2 - Bewohner des UnterDrunter - Kriecher:

    Die Bewohner des UnterDrunter sind ein bunter Haufen aus Geschöpfen, die geradewegs aus einem schrägen Traum gekrochen zu sein scheinen, humanoiden Wesen und Menschen.

    Man lebt miteinander, wenn man kann, geht denen aus dem Weg, auf deren Speisekarte man steht und jeder kümmert sich um seinen eigenen Kram – abgesehen von dem ein oder anderen Verschwörungstheoretiker und humorlosen Redenschwinger, die der Meinung sind, es ist in ihrer magischen Welt kein Platz für Fremde.

    Die Magie der Welt hält alles zusammen. Jedes Lebewesen ist ein Teil von ihr und sie ist ein Teil von jedem Geschöpf.


    Puppen:

    Puppen wirken wie Menschen, reden wie Menschen und scheinen Menschen zu sein, wenn man mal davon absieht, dass sie so zerbrechlich sind wie Porzellan. Sie sind äußerst feingliedrig gebaut, für ihren übertriebenen Stolz bekannt und unter ihrem falschen Lächeln verbirgt sich oftmals pure Grausamkeit. Sie interessieren sich brennend für Mode und materielle Dinge stehen weit über den Bedürfnissen anderer Lebewesen. Puppen amüsieren sich gern auf Kosten anderer und haben ein großes Vergnügen an Intrigen, Drama und Leid. Die meisten Puppen leben in der Puppenstadt, genießen die Vorzüge des Luxus und bezahlen »Fleischhäute« (Menschen) dafür, lästige und gefährliche Arbeiten zu erledigen. Nur die ärmsten Puppen gehen einer Tätigkeit nach und sind meist Verkäufer, Schriftsteller oder Maler. Schwere körperliche Arbeiten werden gemieden, da sie das Risiko mit sich bringen, dass die dünne Porzellan-Haut beschädigt wird. Eine Puppe stirbt, wenn sie zerbricht.

    (Ausnahme: Polterio, der Pechvogel. Ein Puppenjunge, der übersät ist mit Rissen und dem das ein oder andere Stück bereits fehlt. Niemand weiß, wieso er noch lebt, aber alle sind sich einig, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis er endgültig zerbricht.)


    Faune:

    Ein Faun verfügt über Hörner, die einen aufspießen, Hufe, die einen mühelos zertrampeln und Zähne, die einen problemlos die Finger abbeißen können. Dennoch sind Faune keine aggressive Spezies; eher im Gegenteil. Sie sind von Natur aus Vegetarier, interessieren sich für Wein, Weib (oder Mann) und Gesang und mischen sich aus Prinzip in keine Angelegenheiten ein, die außerhalb ihrer Lande liegen. Innerhalb ihrer Gemeinschaft leben sie in Clans, deren Anführer sich hin und wieder wegen einer Baumnymphe oder einen Krug Wein streiten. Ihre Population ist seit dem Ausbruch der »Stillen Pest« stark gefährdet, da die meisten Neugeborenen bei der Geburt sterben. Jedes Kind, dass die ersten Stunden überlebt, wird mit einem riesigen Fest gefeiert. Wobei ein Faun kein Grund braucht, um sich zu betrinken. Jedoch sollte man sich davor hüten, von einem Faun ein Geschenk anzunehmen. Sie verlangen stets eine Gegenleistung. Es gibt kein Kraut, das ein Faun noch nicht versucht hat zu rauchen. Sie machen regelmäßig Geschäfte mit Kriechern, in denen sie ihren beliebten Wein gegen Dinge aus der Oberwelt eintauschen. Obwohl Faune recht unkonzentriert wirken und man keine zehn Minuten mit ihnen ein normales Gespräch führen kann, haben sie große Interesse an historischen Ereignissen. Zudem besitzt jeder Faun über ein fantastisches Gedächtnis. Sie sind quasi das Gehirn der Welt.

    (Anmerkung: Ein Faun merkt sich alles. Ernsthaft, man sollte ihnen lieber keine Geheimnisse anvertrauen.)

    Flatterlinge:

    Feenartige Wesen, etwa so groß wie die Hand eines ausgewachsenen Menschen und verflucht mies gelaunt. Sie beißen, treten und sind Fleischfresser. Wer nicht aufpasst, bekommt das ein oder andere Ohr angeknabbert. Flatterlinge leben in Schwärmen und bauen ihre Nester in die Hohlräume der riesigen Sumpfbäume. Sie jagen im Schwarm, wodurch sie auch größere Lebewesen angreifen und fressen können. Flatterlinge sind Zwitter und scheinen keinerlei Hierarchie oder Regeln innerhalb ihres Schwarms zu folgen. Sie jagen, fressen und vermehren sich. Ihre Stimmen bewegen sich auf einer so hohen Frequenz, dass die meisten Lebewesen sie nicht hören können. Fledermäuse und Moorixen gelten als ihr einzigen natürlichen Feinde.


    Moorixen:

    Nixenartige Wassergeschöpfe, die in den Gewässern des Moors leben. Sie sind Fleischfresser und jagen in kleinen Gruppen. Die Weibchen sind in der Lage für längere Zeit an Land zu leben, da sie über ein lungenartiges Organ verfügen. Sie bringen ihre Brut an Land zur Welt. Die Männchen jedoch verfügen nur über Kiemen und können ihre Gewässer nur für wenige Minuten verlassen. Da sich die »Stille Pest« vor allem in feuchten Gegenden und dem Wasser fröhlich verbreitet, sind inzwischen neunzig Prozent der männlichen Moorixen Dahingesicht. Die, die noch leben, sind kränklich und nicht zeugungsfähig. Moorixen sind intelligente und sehr kreative Wesen, daher haben die Weibchen schnell verstanden, dass sie einen ähnlichen Genpool wie die einheimischen Zweibeiner, sowie die Fremden haben, die aus einer anderen Welt stammen. Da die Männchen der Zweibeiner (meist) zu ihrem Glück gezwungen werden müssen, legen die Moorixen geschickte Fallen, gehen aktiv auf die Jagd und sind bereits fester Bestandteil von Horrormärchen, die verzweifelte Eltern ihren Söhnen erzählen, die nicht ins Bett wollen oder sich weigern, ihr Gemüse zu essen.


    »Iss deinen verdammten Schattenkohl, sonst kommt eine Moorixe und verschleppt dich!«

    Der ein oder andere Zweibeiner würde sich vielleicht dazu überreden lassen, netterweise auszuhelfen, wenn Moorixen nicht dazu tendieren würden, ihre menschlichen Partner bei der Paarung zu ertränken.


    Metergroß:

    Ein Metergroß ist, nun, genau einen Meter groß, meist so breit wie hoch und ein absoluter Allesfresser. Egal ob Stein, Holz oder Knochen; ihre breiten Zähne und kräftigen Kiefer zermalmen alles gnadenlos. Ebenso wie sie einem beide Kniescheiben zertrümmern, wenn man sich für besonders witzig hält und sie scherzhaft »Zwerge« nennt. Sie sind ein recht humorloses, aber sehr tüchtiges Volk. Sie leben tief in den Höhlen von UnterDrunter, dem Abys, und glauben nahezu fanatisch an eine zweiköpfige und namenlose Gottheit, die sie überall in Steine meißeln und jeden, der zu viele Fragen über sie (oder ihn?) stellt, den Kopf in den Unterleib rammen. Man tut in der Gegenwart eines Metergroß also gut daran, einfach nur zu lächeln und zustimmend zu nicken. Wobei man nicht zu viel lächeln sollte. Denn jeder Metergroß weiß, dass man grinsenden "Über-Einmetergroßen" (Menschen) nicht trauen kann. Vor allem nicht diesen verlogenen Kriechern.


    Kriecher:

    Kriecher werden Menschen aus der Oberwelt genannt, die durch die Risse der Welt ins UnterDrunter geflüchtet sind. Da ein Kriecher allein zu Beginn kaum eine Überlebenschance hat, gibt es drei Lager, die dazu verpflichtet sind, sich um jeden zu kümmern, der sich ihnen anschließt:

    - Die Kakerlaken

    - Die Silberfische

    - Die Motten

    Die Kakerlaken sind Nomaden und streifen in Karawanen aus ausrangierten Zirkuswägen durch das UnterDrunter, um ihre Dienste oder Waren anzubieten. Obwohl sich im Laufe der Zeit aus einer großen Karawane viele kleine und voneinander unabhängige Gruppen aus Kakerlaken gebildet haben, trifft man sich alle paar Monate im Lagerquartier, wo man untereinander Waren tauscht, verhandelt, sich prügelt und nach der ein oder anderen blutigen Nase wieder Freundschaft schließt.

    Die Kakerlaken werden von Fräulein Kakerlake angeführt. Eine Frau, die nichts ernst nimmt, die Welt als einen makaberen Zirkus betrachtet und für ihre Kunst bekannt ist, Leuten die Worte im Mund umzudrehen. Sie ist Seiltänzerin, Feuerspuckerin und aktuell amtierende Gewinnerin des Einbein-Rückwärts-Sackhüpfen-Wettbewerbs, an dem sie völlig betrunken teilgenommen hat. Zudem schuldet sie so ziemlich jedem in jeder Stadt und jedem Ort irgendeinen Gefallen. Doch sie wäre keine echte Kakerlake, wenn sie nicht kreativ lügen und verhandeln könnte.


    »Wir sind Kakerlaken, verflucht nochmal. Niemand kann uns fangen. Nichts kann uns töten!«

    Kleidung der Kakerlaken:

    Feste Lederstiefel, eng sitzende Kleidung aus Leder und Leinen in Grün, Rot oder Brauntönen, Mantel mit unzähligen Taschen und Knöpfen.


    ---


    Die Silberfische leben in ihrem Traumschloss, umgeben von einem Hofstaat manifestierter Wünsche. Jeder kann das sein, was er sein möchte. Tun, was er tun will, vorausgesetzt, es schadet niemand anderem; so lautet die Regel der Träumer. Die Silberfische haben sich um Zar Silberfisch geschart. Ein Aristokrat, Tänzer und der Meister der Träume und Wünsche. Er leidet an der »Silbernen Sucht« und seine Haare, seine Zähne und sogar seine Zunge sind silbern. Manch einer munkelt, es wäre ein tragischer Fluch, den selbst der größte Wunsch nicht brechen kann. Böse Zungen behaupten, er leide unheilbar an Syphilis. Zar Silberfisch lässt sogar sein Gold versilbern, da er sonst den Anblick seines eigenen Reichtums nicht ertragen kann.

    »Wie schrecklich muss es sein, keine Krone tragen zu können, wenn man sich wie ein König fühlt. Keinen Feenschwarm zu haben, der einem die Wange pudert. Was bringt einem der schönste Traum, wenn man nicht fantastisch darin aussieht?«

    Kleidung der Silberfische:

    Prunkvolle Abend- und Ballkaderobe aus Leinen, Samt und Satin. Die meisten Stoffe glänzen silberner als ein frisch polierter Löffel. Dazu trägt man auffällige Hüte, Masken und Schmuck.


    ---


    Die Motten leben zurückgezogen und friedlich hoch oben in ihrem Refugium, heißen jeden Gast willkommen und sind reine Selbstversorger. Viele denken über den Sinn des Lebens nach, wobei man sich darin einig ist, dass es auf alle Fälle etwas mit frisch gebackenem Brot und selbstgebrautem Bier zu tun hat. Und Fassbrause. Und Schokolade, ganz wichtig. Die Motten werden von Bruder Motte beschützt, ein philosophischer Mönch, der leidenschaftlich Glühbirnen sammelt. Er bietet jedem, der sucht, ein sicheres Zuhause. Jeder Gast wird von Herzen aufgenommen, nur dem Fräulein Kakerlake und dem Zar Silberfisch traut Bruder Motte auf Grund »vergangener Differenzen« nicht ganz über den Weg.

    »Nachdenken ist wichtig und jeder weiß, dass man sich erst um wichtige Dinge kümmert, nachdem man mit einem Freund gut gespeist und gut getrunken hat. Noch ein Bierchen zum Essen?«

    Kleidung der Motten:

    Weite Hosen und Hemden aus Baumwolle, die gelb oder orange eingefärbt wurden. Bequeme Schuhe, mechanische Flügel aus dem Hause des Erfinders und Magier Le Miséricordieux, die auf den Rücken geschnallt werden und einen schnellen Aufstieg zum hoch oben liegenden Refugium ermöglichen.


  • So und schon folgt der zweite Teil deiner Welt. Die Beschreibung der Bewohner wirkt in sich logisch auf mich und bildet eine wohltuende Abwechslung zu den übliche Fantasyvölkern wie Elfen und Zwerge.

    Eine Frage hätte ich allerdings: Bei Motten, Silberfischen und Kakerlaken handelt es sich um Menschen oder zumindest menschenähnliche Wesen, nehme ich mal an.

  • Die Sachen sind nicht weg, sie sind nur woanders :)

    Das ist ein gleichzeitig lustiger aber auch schöner Gedanke.

    Deine Welt klingt sehr spannend, deine Namen sind witzig, und deine Karte ist eine Wucht! (Ich liebe Karten).

    Was du hier machst, kann ich allerdings überhaupt nicht! Weltenbauen an und für sich spornt mich so gar nicht an, darum kann ich dir darin auch nicht viel helfen. Ich brauche Personen, mit denen ich mitfiebern kann und eine Handlung. Die Welt darf sich dann gerne währenddessen entwickeln und ihren eigenen Spannungsfaktor mitbringen.

    Vermutlich ist deine Methode natürlich viel effektiver. Darum versuche ich dir gern dabei zu folgen. Vielleicht bekomme ich es auch mal so hin.

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince * No Way Out

  • --- Das UnterDrunter ---

    Teil 3

    »Ich will ja nicht angeben, aber mit Magie kenne ich mich aus, Mylady. Ich bin ein wahrer Meister im Weglaufen. Niemand kann so professionell in Deckung springen wie ich.«


    Magie. Die Essenz unserer geliebten Fantasy-Bücher.

    Doch was ist Magie? Wo kommt sie her? Ist es eine Energiequelle, aktiv beeinflussbar, oder ist es ein gleichbleibender Wert? Ernährt sich die Zauberei von Energie oder Leben? Benötigt sie Anker oder »Tunnel«, wie einen Talisman oder Spiegel?

    Ich gebe es offen zu; als ich 1999 auf einer Halloween-Party den ersten Harry Potter Band geschenkt bekam, war für mich klar; scheiß auf die Muggel-Schule, ab nach Hogwarts. Ich habe die Bücher geliebt, aber mir über eine Sache als Kind und Teenager immer den Kopf zerbrochen: Die Regeln der Magie.

    Ein Zauberstab ist zum »Beherrschen« der Magie nötig, got it. Er erlaubt präzise Zauber. Aber wieso und wie genau beeinflussen Zaubersprüche den Zauberstab und somit die Magie?

    Wenn der Zauberstab auf die Worte reagiert, die Magie, müsste ein Zauber dann nicht stärker sein, wenn man ihn brüllt? Schwächer, wenn man ihn flüstert? Das wird, meines Erachtens nach, nie ganz geklärt oder deutlich gemacht. Soft-Magic-System, damit bin ich völlig fein. Es funktioniert für ein Buch über einen heranwachsenden Jungen auf einer Zauberschule. Aber es macht mir Spaß, mir über solche Sachen den Kopf zu zerbrechen.

    Und oh boi, man kommt bei diesem "Kopfzerbrechen" auf die schrägsten Ideen ... *hust*

    Ich wollte für meine magische Welt eine zwar recht definierte Art der Magie, aber ohne eine ermüdende Allwissenheit. Es gibt Regeln, auf Aktion erfolgen Reaktionen, doch sind noch nicht längst alle Möglichkeiten entdeckt oder ausgeschöpft worden. Niemand versteht oder weiß alles. Es gibt stets Luft für Neues. Theorien kommen und gehen. Es gibt immer neue Erfindungen, neue Grenzen des Möglichen und des scheinbar Unmöglichen. Denn was tut der Mensch lieber als Dinge in die Luft zu jag - äh, ich meine, zu entdecken? :D

    Darf ich präsentieren?

    Die Magie von UnterDrunter.


    Teil 3 – Magie, Symbiose und Zeit

    Das UnterDrunter ist ein intelligentes und unterirdisches Ökosystem. Es ist äußerst empfindlich und reagiert recht schnell, von innen heraus, wenn es zu Störungen im Kreislauf kommt. (z. B. breitet sich gerade eine Pest aus, weil etwas die Welt stark beschädigt und aus dem Gleichgewicht gebracht hat.)

    Alles, was in dieser Welt getan wird, wird gespeichert. Die Welt ist kein Lebewesen in dem Sinne, jedoch lernt sie schnell und passt sich an. Geben und Nehmen. Wenn ihre Bewohner zum Beispiel plötzlich damit anfangen würden, unverhältnismäßig viele Bäume auf einmal zu roden, würden neue und junge Bäumchen ein paar Jahrzehnte später damit anfangen, sich zu wehren. Manchen von ihnen würden vermutlich gefähliche Dornen wachsen, andere würden schlicht und einfach zurückschlagen, um eine komplette Abrodung zu verhindern. Immerhin ist Sauerstoff wichtig. Die Entladung der Magie sorgt zwar dafür, dass ein angepasstes Ökosystem auch ohne Sonnenlicht möglich ist, aber ohne Sauerstoff? Miese Sache, das. Also reagiert die Welt, ehe alles Leben schlicht und einfach erstickt.

    Die Magie selbst ist nichts anderes als ein energiegeladenes Nebenprodukt der Symbiose zwischen Ökosystem und Lebewesen – und mit absoluter Vorsicht zu genießen. Sie fliegt einem schneller um die Ohren, als man »oh fu-« sagen kann. Die Magie ist nicht aggressiv in dem Sinne, doch schwer zu kontrollieren und noch schwerer zu manipulieren. Sie hat jedoch durchaus ihre (zumindest bis jetzt) erforschten Grenzen; so kann aus nichts nicht einfach Gold entstehen.

    Viele Gerätschaften und Maschinen können mit Magie betrieben werden, da man sich hier an Formeln und naturwissenschaftlichen Regeln entlang hangeln kann. Wenn man Störfaktoren äußerst aufwendig auf ein Minimum reduziert, ist sogar eine (fast) genaue Berechnung der magischen Entladung möglich, vorausgesetzt, kein Praktikant hat Mist gebaut und die Schichtaufsicht ist zur Abwechslung mal nüchtern. Jedoch bauen die meisten Praktikanten so was von Mist und die meisten Aufseher sind absolut unzuverlässig und nicht geeignet für ihren Job. Es gibt also ständig Probleme und daher kann man im UnterDrunter keinen Stein werfen, ohne eine/n gestresste/n Mechaniker*in und/oder Magier*in zu treffen.

    Wirklich knifflig wird es, wenn Magie mit Lebewesen in Kontakt kommt, zum Beispiel in Form von Heilmagie. Die Magie selbst kann nicht zwischen verschiedenen Atomen unterscheiden. Sie weiß nicht, was menschliche Atome sind und was die Atome eines Gegenstands. So kann es passieren, dass ein Mensch, der angeschossen wurde und in der Wunde noch die Kugel stecken hat, nach der Anwendung von Heilmagie zwar keine Wunde mehr hat, aber an Stelle des erhofften neuen Hautgewebes eine Art metallisches Fasernetz vorfindet.

    Man wurde von einem Höhlenwolf ins Bein gebissen? Wenn es ganz blöd läuft, hat man nach etwas Zauberei immer noch Schmerzen, dafür aber neuerdings ein äußerst haariges Bein. Man hat sich an Glas geschnitten? In Scherben gegriffen? Wenn auch nur ein bisschen Glas unter die Haut gedrungen ist, läuft man Gefahr, die ein oder andere Körperstelle aus Glas zu riskieren, wenn man mit Magie in Berührung kommt. Daher gilt unter dem gemeinen Volk die Ansicht, dass es nichts gibt, was nicht mit einem (ungefährlichen) Fencheltee und einer Säge geheilt werden kann. Magie gilt als die allerletzte Option, wenn nichts anderes funktioniert - und sogar Omas stärkster Fencheltee versagt. Oder ihre Säge.

    Magie ist empfindliches Chaos, pulsierend und nervös. Niemand wedelt also fröhlich mit Zauberstäben herum, noch bildet sich irgendwer ein, auch nur Ansatzweise die Bandbreite von den Möglichkeiten magischer Entladung zu verstehen. Die, die sich dennoch der endlosen Lehre der Metaphysik und Magie verschrieben haben, werden Magier*innen genannt. Oder meist auch einfach nur »der/die Typ/Tusse, der/die Schuld daran ist, dass schon wieder der Strom ausgefallen ist. Das ist jetzt das vierte Mal, verdammte Scheiße!«.

    Je nachdem, wen man fragt.

    Magier*innen gelten als gebildet, haben meist aber einfach nur Spaß daran, irgendwas in die Luft zu jagen, Dinge mit Dingen zu verschmelzen und ihrer perversen Vorliebe für wirklich schlechte naturwissenschaftliche Witze zu frönen. Zudem haben Magier*innen den Ruf eine hohe Anzahl an Lehrlingen zu verschleißen und mit den einfachsten Dingen im Leben überfordert zu sein. (Es fällt einem Geist, der sich mit der Unendlichkeit der Möglichkeiten beschäftigt nun einmal ausgesprochen schwer, sich mit lästigen Dingen wie Frühstück zu beschäftigen. Oder Korrespondenzen. Oder einem wütenden Mob vor der Tür, der die Schnauze voll davon hat, dass man schon wieder sämtlichen Strom in einem Radius von vierzig Kilometern lahmgelegt hat, nur weil irgendwas »BUMM!« gemacht hat.)

    So chaotisch wie die Magie sein kann, so unzuverlässig verhält es sich auch mit der Zeit. Zwar vergeht die Zeit für die Einheimischen genau so, wie es in der Oberwelt der Fall ist (man wird geboren, wird älter und stirbt irgendwann), jedoch hält man unter der Erde nicht viel von Pünktlichkeit. Es gibt zwar jede Menge Uhren, die Dinger werden von den Oberirdischen nahezu manisch verloren, nur dienen sie im UnterDrunter lediglich als ein ulkiges Accessoire. Das Konzept von klar definierten Uhrzeiten und Terminen ist den Einheimischen völlig fremd.

    In der Puppenstadt gibt es auch keine Öffnungszeiten, da die Läden einfach immer geöffnet sind, man arbeitet im Schichtdienst. Kein Etablissement schließt jemals seine Türen. Man trifft sich auch nicht, sondern wird von dem Chauffeur des Gastgebers zu Hause abgeholt. Daher sind Sätze, wie der nun Folgende völlig normal:

    »Ich kann morgen leider nicht. Ich verbringe bereits den kompletten Tag damit, angezogen und zum Aufbruch bereit auf Florentinas Fahrer zu warten. Sie gibt eine Dinnerparty. Abholung ist zwischen der Kuchen- und Teezeit und dem Moment, wo die beste Flasche Heidelbeerwein bei perfekter Zimmertemperatur geöffnet wird.«

    Es gehört gerade in der Puppenkultur zum guten Ton, an dem Tag, an dem man eine Verabredung hat, nichts anderes zu tun als auf diese Verabredung zu warten; bis es an der Tür klingelt. Daher kommt trotz Mangel an festen Terminen und Uhrzeiten niemals irgendwer zu früh - oder zu spät.

    Sondern stets genau richtig.


    Wappen der Puppenstadt - Die Stadt ohne klare Uhrzeiten und der tausend Feste

  • Hallo @Octopoda,

    die Idee Ökosystem und Magie zu vernetzen ist mir glaube ich so bisher noch nicht untergekommen, mal sehen wie sich das auswirkt.

    Die Magie scheint ja ich sage mal sehr speziell zu sein, aber hey wenn man mal einen Abbruchspezialisten braucht findet sich

    bestimmt schnell jemand.


  • Moin Octopoda ,

    ich bin durch deine Geschichte zu der Vorstellung deiner Welt gelangt und kann jetzt nur sagen, dass ich nur noch gespannter bin, was für eine tolle Geschichte du uns in dieser Welt erzählen möchtest. Ich habe den allergrößten Respekt vor allen, die so tolle Welten konzipieren können. Hut ab! :hi1:

    Sei höflich und bescheiden,

    Sei geduldig und beherrscht,

    Vervollkommne deinen Charakter,

    Sei gerecht und hilfsbereit,

    Sei mutig!

  • Hallo Octopodo

    Das

    Zitat

    Schloss der Silberfische: Ein furchtbar kitschiges Schloss, das aussieht, als hätte Cinderellas Schloss heimlich mit der Basilius-Kathedrale ein Kind gezeugt. Hier leben die Silberfische, Traumtänzer, die sich in ihrem alten Leben in ihre Träume und Fantasien geflüchtet haben, während ihre Realität von Gewalt und Angst durchzogen war. Am Hof der Silberfische kann jeder das sein, was er will. Eine Prinzessin, ein Ritter oder gar Lord, wenn er möchte. Egal wie alt oder welches Geschlecht. Hier herrscht Zar Silberfisch, ein von Silber besessener Mann, der keinen Sinn darin sieht, zwischen Realität und Wunschdenken zu unterscheiden. Letzendlich wird das eine stets zum Anderen.

    finde ich traurig.

    Wenn Wünsche zur Realität werden können dann ist das Wünschen nichts besonderes mehr. Sondern so etwas wie Kleidung nach dem Aufstehen zu wechseln.

    Was passiert denn wenn jemand,der Geschichtlichen schreibt in UnterDrunter landet kann er oder sie UnterDrunter verändern weil er oder sie Geschichten schreibt?

    Ich mag deine Welt und ich mag es wenn meine Erwartungen bezüglich der Namen deiner Städte nicht erfüllt werden sondern etwas ganz anderes daraus gemacht wird.

    Bei der Spinnenstadt hatte ich zb an ein Volk aus Spinnenmenschen gedacht und nicht an eine Bücherei.

    Ich finde sie (deine Welt)momentan interessant. Mal sehen ob deine Geschichte meine hohen Erwartungen gerecht werden kann. Aber selbst wenn nicht ist sie für andere sicher spannend.

    Es spricht aber für die Welt wenn sie mich von einem Buch abhält. :) Das auch sehr spannend ist. ;)