Solitonien - ein Neuanfang

Es gibt 26 Antworten in diesem Thema, welches 1.919 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (4. Februar 2024 um 10:58) ist von Jufington.

  • Vor 8 Jahren habe ich hier bereits einen Thread mit dem Namen Solitonia eröffnet. Viel ist seitdem passiert, einige Dinge haben sich geändert, andere sind noch immer gleich. Nichtsdestotrotz möchte ich gerne nochmals ganz von Vorne beginnen und euch diese Welt schrittweise näher bringen.

    Als mir damals auf der Rückbank unseres VW Golfs während der langen Fahrt in den Familienurlaub die Idee gekommen war, dass einen Fantasyroman schreiben doch recht lässig wär, habe ich in meinen Gedanken klein angefangen und mich dann immer weiter nach aussen gearbeitet.

    Dasselbe möchte ich hier nochmals versuchen. Und wenn wir schon dabei sind, versuche ich auch alle Etappen neu zu schreiben und die Welt dabei aus Blickwinkeln zu betrachten, die ich bisher selbst noch gar nicht entdeckt habe.

    Fangen wir also mal ganz Unten an:


    Edit: Das ist ein Lore-Thread, keine Geschichte ;)

    Die Tempelbrücke

    Die Grösste und längste der Brücken in Dripol grenzt an ihrem westlichen Ufer direkt an die Zarimjenska Światewo Janusza, einer der ältesten Zarimstempel der Stadt. Der Tempel ist nicht nur der offensichtliche Namensgeber für die Brücke, sondern stellt auch ein wichtiger Zwischenstopp für kadranische Zarimisten dar, welche die heiligen Stätten von Vodrask besuchen möchten und auf ihrer Pilgerreise nach Świat Zarimja hier den Fluss Serno überqueren.

    Das Deckenmosaik, welches die Spiralförmige Schöpferwolke, den Propheten selbst und seine vierzehn Anhänger in aller Farbenpracht und allem Detailreichtum darstellt, ist ein Besuch wert. Aber eigentlich ist der Tempel unbedeutend im Vergleich zu diesem Kolossus gleich nebenan.

    Wenn ein Pilger, Händler oder Reisender West-Dripol über die Tempelbrücke verlassen möchte, gelangt er erst durch den Zollturm. Die vodraskische Grenzwache schleust ihn durch eines der drei Tore - der Zoll, Das Fussgängertor und das Anwohnertor. Fuhrwerke können die Tempelbrücke nicht passieren und müssen den Umweg über die Friederichsbrücke oder Kornbrücke nehmen.

    Hat man sich erst in der Schlange die Beine in den Bauch gestanden, einen der umstehenden Warter dafür bezahlt, einem das Warten abzunehmen, oder dem Grenzwächter einige Groszy zugesteckt, gelangt man in die zollfreie Handelsgasse.

    Diese beiden Häuserreihen, die sich fast tausend Schritt der Brücke entlangziehen, bilden den wohl lautesten, buntesten und engsten Teil beider Dripols. Der freiste Teil der freien Stadt. Die Waren, die hier von überteuerten lokalen Handwerkern, fahrenden Händlern und dubiosen Mittelsmännern feilgeboten werden, werden weder verzollt, noch geprüft und bieten somit reichlich Möglichkeit für den internationalen Austausch exotischer Güter. Es gibt hier Dripoler Glas und Porzellan, Vodraskische Felle, Nerze und Mützen, Gold- und Silberschmuck, Räucherwaren, Wertrechter Birnenschnaps und Ardonischen Absinth. Ein wahres Orchester der Sinne, musiziert von all den vielen Menschen, die hunderte Meilen gereist sind, um an genau dieser Stelle den Serno überqueren zu können.

    Der Serno, der braune Riese, der im Spätsommer einen trügerisch trägen Eindruck macht und sich im Frühling in einen alles verschlingenden Sog verwandelt. Der Fluss, der an den meisten Stellen bis zum Horizont reicht, der nördlich von Dripol für die Schiffahrt zu trügerisch ist und südlich davon nicht in einer geraden Linie überquert werden kann. Kein Wunder reisen alle nach Dripol. Kein Wunder hat sich die Bevölkerung der Stadt seit der Fertigstellung der ersten Brücke verzweiundreissigfacht. Und kein Wunder sorgt die Brücke bei manchen für rote Köpfe.

    Hat sich der Reisende erst einmal aus dem Gewimmel der Krämergasse befreit, findet er sich schon bald in der östlichen Hälfte der Dripoler Freihandelszone wieder. Die von Ardonien verwaltete Seite.

    Die Ardonischen Grenzer sind hier zahlenmässig immer sehr gut aufgestellt. In sechs bis zehn Spuren werden Reisende abgefertigt. Name, Herkunft, Grund des Aufenthalts, Absicht der Weiterreise, Waren zum Verzollen, Stempel -zack! Willkommen in Kadranien. Im neuen, verbesserten Kadranien, unter der weisen Leitung Ardoniens.

    Begrüsst wird man hier erst von den sternförmigen Wällen der Zornburg. Zwei Duzend schwere Geschütze stehen hier auf zwei Stockwerken Wache. Ihre kupfernen Läufe stillschweigend auf das andere Ufer gerichtet.

    Eigentlich hätten wir es ja früher kommen sehen müssen.

    Erst hat Ardonien die vodraskische Verwaltung aus Ost-Dripol verjagt. Dann schlossen sie die Grenzen und stellten Vodrask ein Ultimatum.

    72 Stunden später marschierten die ardonischen Soldaten über die Tempelbrücke.

    Es hätte ein schneller Sieg sein sollen, doch sie machten die Rechnung ohne die Husaria. Dia Kavallerie konnte ihren Vormarsch aufhalten und drängten sie zur Brückenmitte zurück, wo die Fronten bis heute blieben.

    Wenn man jetzt die Tempelbrücke betrachtet, bietet sich ein ganz anderes Bild als früher. Regelmässig verdeckt Nebel die Sicht. Man kann da dem Serno die Schuld geben, der schon immer dafür sorgte, dass Dripol ein Nebelloch ist. Doch normaler Nebel riecht nicht nach Schwefel.

    Auf der ardonischen Seite der Brücke kann sich die Mehrheit der Häuser noch einigermassen auf ihren Mauern halten. Eines davon ist ein ehemaliges Bildhaueratelier, welches zu einem Lazarett umfunktioniert wurde. Hier wird den dutzenden von Verwundeten jeden Tag erste Hilfe gewährt, bevor man sie zu Behandlung weiter schickt. Der Fussboden hier hat sich Rotbraun verfärbt. Die Ärzte tragen ihre Augen dieser Zeiten mit Ringen unterlaufen und haben für jeden Todesfall nur noch ein müdes Schulterzucken übrig.

    Draussen auf der ehemaligen Gasse stehen alle paar Meter Barrikaden. Ineinander verkeilte Holzpfähle, Sandsäcke, Fässer und umgestürzte Wägen. Sie werden als Feuerdeckung für die Musketiere benutzt, die meist dahinter sitzen und Karten spielen, oder als Hindernis um den tödlichen Ansturm der Husaren zu bremsen. Scharen von Pikenieren warten in den Häusern auf ihren Einsatz und vertreiben sich die Zeit mit Söldnergarn und Würfelspielen, während die Offiziere im Café nebenan bei Kaffee und Kuchen Strategien besprechen und Zeitung lesen.

    Nähern wir uns der Brückenmitte, gelangen wir in die Todeszone. Die Häuser hier sind nahezu vollständig zerstört. Nur noch die Grundmauern sind übrig. Wer sich hier aufhält, ist dem Beschuss der Kanonen völlig ausgesetzt.

    Auf der vodraskischen Seite sieht es nicht viel anders aus. Zwar stehen da wieder Barrikaden und man bemüht sich stetig, die Laufwege durch Pallisaden und Sandsäcke vor Beschuss zu schützen, aber die langen Monde des Kriegs haben die Brücke Stück für Stück abgetragen. Nur der Zollturm trotzt noch dem Zerfall. Ein duzend Mal geflickt, mittlerweile nur noch eine Ruine, von Baumstämmen und Holzstreben aufrecht gehalten und mit Brettern und Blechplatten vermacht.

    Pikenbrecher dösen auf dem Pflaster in Holzunterschlüpfen und hinter Barrikaden vor sich hin. Ihre Mannshohen, kugelsicheren Schilder neben sich, die Handäxte mit dem schmalen Schneidblatt in ihre Stoffgurte gesteckt. Bereit, sich auf Kommando in eine gegnerische Formation zu stürzen und die Schäfte der Piken klein zu hacken, bevor die Husaren mit ihrem Sturmangriff die einen Keil in die geschaffene Bresche treiben können.

    Hinter den kampferprobten Pikenbrechern warten die Milizler. Ethnische Vodraskis und wehrpflichtige Bürger aus allen Ecken ihres Reichs. Söldner aus den nördlichen Staaten rund um die Frostsee. Husaren in schweren Rüstungen, die selbst im Nebel noch glänzen. Und hinter ihnen, der Tempelpark der Zarimjenska Światewo Janusza, wo die Zarimspriester kaum noch einen Flecken grüne Erde finden, um all die Körper beerdigen zu können.

    Einmal editiert, zuletzt von Jufington (23. März 2023 um 18:19)

  • Hallo :)

    Der Text ist ein so gen. Infodump at it's best.

    All die aufgezählten Dinge, seien es Namen, Tore, Straßen sollten erst dann genannt werden, wenn sie für die Handlung und die Figuren wichtig sind. Es wird sich zeigen, dass mind. die Hälfte davon nie irgendwo im Buch auftauchen wird.

    MfG

  • Hi Eegon2

    Tut mir leid dass dir der Text nicht gefällt. Ich bin jetzt aber trotzdem etwas verwirrt - hast du gesehen, dass ich ihn in den Weltenbau Bereich geposted habe?

    Wenn ja, was sollte ich deiner Meinung nach besser machen? Worldbuilding ist ja schlussendlich immer Infodumping, auch wenn man versucht, das Ganze hübsch zu verpacken und mit ein paar Ausschweifungen und Annektoten zu verzieren, damit es nicht ganz so nach Wikipedia aussieht.

    Zitat

    Es wird sich zeigen, dass mind. die Hälfte davon nie irgendwo im Buch auftauchen wird.

    Bei dem Part kann ich dich übrigens beruhigen. Bis auf den Namen des Tempels ist alles bereits in der Geschichte vorgekommen. Die werde ich dann in einem separaten Thread posten.

  • Hi Jufington

    Da stimme ich ich Eegon2 zu. Du lieferst hier das "What" in Form einer Reihe von Exposition, aber es fehlt das entscheidende "Why should it matter?"

    Da drängt sich mir die Frage auf welchen Anspruch du mit diesem Abschnitt verfolgst. Falls der Abschnitt Interesse wecken soll, besteht für mich zumindest noch ein wenig Bedarf an Charakteren an denen ich emotional andocken kann oder zumindest eine Szene die aus folgendem Dreiklang besteht: Eine interessante Person tut etwas interessantes an einem interessanten Ort. Beides kommt hier leider nicht zu Geltung.

    Wie ich aber aus deinen Beiträgen zu den Geschichten der anderen User herauslesen konnte, kennst du dich definitiv mit der Kunst des Erzählens aus. Insofern wäre ich sehr gespannt mal einen Auszug aus deinem Projekt zu lesen. Nach Möglichkeit von Anfang an und aus dem Blickwinkel einer Figur :)

    LG

    PS: Das Bild mit der pfeiferauchenden Wache finde ich übrigens gelungen, mein Interesse hat es jedenfalls geweckt.

    PS Nummer 2: Ich Trottel habe nicht gemerkt, dass du dieses Thema in die Worldbuilding Rubrik gepostet hast. Ich sollte mal wirklich meinen Autopilot Modus auf manuell umstellen :patsch: Interesse an deinem Projekt habe ich aber nach wie vor :)

    • Offizieller Beitrag

    Leute das hier ist das Weltenbau Forum^^
    Hier werden KEINE GESCHICHTEN geposted, sondern - wie Jufington es auch getan hat, Welten vorgestellt (in denen dann evtl Geschichten spielen) INfodumpo ist hier iwie zu erwarten^^

    Daher ist es völlig normal und auch angebracht, dass es hier ein reiner Erzähltext ist. Darum geht es. Dass Man die Welt vorstellt und dazu Rückmeldungen bekommt - und ggfs Fehler ausbügeln kann etc.

    Also seid so gut und gebt die Rückmeldungen doch auch so wie es hier Sinn macht :D

    ***
    So und wenn ich schonmal da bin :D
    Ich habe es jetzt (mangels Zeit) nicht vollständig gelesen, aber das Grundkonzept klingt wirklich gut.
    Die Tempelbrücke finde ich cool :D Sowohl das Bauwerk wie ich es mir sehr imposant und weithin sichtbar in der Welt vorstelle, als auch der Name :)

    Appropos Name: Ich kann dir jetzt schon sagen, dass ich mir "Zarimjenska Światewo Janusza" NIEMALS werde merken können xD Mach damit was du willst, du musst es deswegen natürlich nicht ändern :D
    Allgemein scheint es etwas slavisch angehaucht (zumindest von den Namen) - gibts da einen Grund? Also gefallen die dir einfach gut oder hast du acuh Sagen etc aus der Richtugn verwurstet? :)

    Die Illustratuionen zwischendrin gefallen mir auch sehr gut :D

    LG Chaos :chaos:

  • Also seid so gut und gebt die Rückmeldungen doch auch so wie es hier Sinn macht

    Es ist ja die Frage, welche Art von Rückmeldung hier Sinn macht. Weiter oben wurde Kritik ja schon mit dem Argument zurückgewiesen, dass das beim Weltenbau genau so sein müsse.

    Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass das schon ein Text werden soll, der prinzipiell andere zum Lesen einlädt. Damit kann man den dann behandeln, wie jeden anderen Text auch. Die Kritik des Infodumpings teile ich ohnehin nicht. Ich finde, man wird im Gegenteil mit sehr vielen Begriffen konfrontiert, die dann gar nicht erklärt werden.

    Der Serno scheint irgendeine Art von Gewässer zu sein, ohne das Bild wäre wegen der Beschreibung der Schwefelschwaden aber auch irgendetwas Vulkanisches möglich gewesen. Hinter Dripol vermute ich eine Stadt. Bei Vodrask scheint es sich letztlich um ein Land zu handeln, der Zusammenhang hätte zunächst aber auch einen Religionsstifter (den Propheten) oder die Religion selbst hergegeben. Unter kadranischen Zarimisten kann man sich erstmal gar nichts vorstellen.

    Wenn solche Begriffe mit Zarimjenska Światewo Janusza oder Świat Zarimja dann auch noch in eine fiktive slawische Sprache übersetzt werden, wird es schon schwierig. Beide Begriffe sind sehr ähnlich, das erste soll aber eine Zwischenstation auf dem Weg zum zweiten sein, also kann eigentlich nicht beides dasselbe bedeuten. Dann sind die ähnlichen Begriffe aber etwas verwirrend.

    Mit Hilfe von Google Translate habe ich dann rausbekommen, dass das erste der Zarimstempel sein muss, wobei ja auch das zweite etwas sehr Ähnliches bedeuten muss. Was ein Zarim sein könnte, habe ich aber nicht herausfinden können. Wenn dieser Zarimstempel aber nur einer von ganz vielen ist, ist es ja gar nicht so naheliegend, dass die Brücke nach dem als Tempelbrücke bezeichnet wird. Eher hätte ich die ja als Januszbrücke bezeichnet, weil dieser konkrete Tempel so jemandem geweiht zu sein schein. Das würde thematisch auch zur Friederichsbrücke passen, obwohl die dafür gar nicht slawisch klingt. Weil nur die von Fuhrwerken passiert werden kann, obwohl sie viel kleiner ist, dass aber einen längeren Weg bedeutet, weiß ich auch nicht, wie die Tempelbrücke die längste und größte Brücke sein kann.

    Die Brücke soll auch außerhalb der Stadt liegen, gleichzeitig liegt aber einer ihrer belebtesten Stadtteile darauf. Das scheint etwas mit West- und Ost-Dripol zu tun zu haben, zwischen denen es im einen Moment einen florierenden Handel und Strom von Pilgern und dann plötzlich einen kriegerischen Grenzkonflikt zu geben scheint, der einen eher an Nord- und Südkorea oder Ost- und West-Berlin denken lässt. Mit Maliska, Warakien und Ardonien fallen auch immer neue Ländernamen, zu denen dann aber gar nichts Weiteres gesagt wird.

    Die poltischen Verhältnisse und auch einige der Namen lassen mich so ein bisschen an Mitteleuropa im Dreißigjährigen Krieg denken oder vielleicht Richtung Balkan während der Türkenkriege, die religiösen Elemente haben eher etwas Indisches. Diese Mischung verschiedener Elemente erinnert mich etwas an die Scheibenwelt. Womöglich soll aber sogar auf den Jugoslawienkrieg oder ganz aktuell die Ukraine verwiesen werden.

    Für meinen Geschmack verlangt einem der Text insgesamt sehr viel an Analyse ab, die letztlich aber zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis führt. Tatsächlich war mein ursprünglicher Eindruck viel exotischer und phantastischer, wohingegen durch die intensivere Auseinandersetzung die realen Bezüge immer deutlicher hervortreten. Da wäre dann letztlich die Frage, was davon die Intention hinter dem Text ist. Rein stilistisch ist es sehr experimentell, den Text komplett im Präsens zu schreiben, statt im Präteritum, obwohl er dann auch noch auf mehreren Zeitebenen zu spielen scheint. Das könnte man wahrscheinlich am leichtesten überarbeiten.

  • Danke Chaos Rising ^^ nächstes Mal brauche ich einen fetten Disclaimer.

    Ich seh jetzt aber auch warum der Text für Verwirrung sorgt. Wie Sci-Fi-Dave erwähnt hat werden ja viele erwähnte Dinge noch gar nicht richtig erklärt. Somit trägt er als Einzelnes nicht viel Informationen und liegt irgendwo zwischen Stuhl und Bank.

    Kommt natürlich alles noch, aber für den "Erstkontakt" mit dem Setting werde ich da nochmals darübergehen.

    Zitat

    Ich kann dir jetzt schon sagen, dass ich mir "Zarimjenska Światewo Janusza" NIEMALS werde merken können xD

    Kein Bedarf dazu :D Der Name dient vor allem als Hinweis dass da etwas slawisch angehaucht sein könnte.

    Ich weiss gar nicht mehr so recht wie ich ursprünglich darauf kam. Ich mag wohl einfach die Sprachen und die Kulturen. Wollte einmal auch polnisch lernen, habe mich dann aber für russisch entschieden weil ich das andere zu schwierig fand.

    Die Grundidee war wohl, das grosse, alte Empire, dass man in vielen Fantasysettings findet nicht am lateinischen oder keltischen, sondern am slawischen zu orientieren.

    Sci-Fi-Dave

    Zitat

    Wenn dieser Zarimstempel aber nur einer von ganz vielen ist, ist es ja gar nicht so naheliegend, dass die Brücke nach dem als Tempelbrücke bezeichnet wird. Eher hätte ich die ja als Januszbrücke bezeichnet, weil dieser konkrete Tempel so jemandem geweiht zu sein schein.

    Huh. Da hast du eigentlich recht X/

    Mit deinen Gedanken liegst du übrigens teilweise schon sehr nah dran - die grösste Anlehnung des Settings ist der 30 jährige Krieg, Ost- und West-Berlin werden aber manchmal auch als Referenz verwendet.

    Der Ukraine Kontflikt ist erst nach dem meisten Worldbuilding richtig ausgebrochen. Hat mich aber daran erinnert, respektvoll mit dem Thema Krieg respektvoll umzugehen.

  • Der Serno

    Das Leben ist ein Fluss. Man kann versuchen, sich an seine Ufer zu retten, schneller zu schwimmen oder sich treiben lassen. Dein Weg wird das Flussbett nicht verlassen. Er wird immer im Meer enden, wo der kleine Fluss Teil von etwas grossem wird. Der Tag, an dem der Fluss sich mit dem Meer verbindet, ist der Tag, an dem er erneut zum Tropfen wird. Der Tropfen wird die Wolke der Schöpfung durchschreiten, wo die Götter seinen Wert prüfen werden. Er mag in ihrem Zorn verglühen, zur Arbeit in den vier Kreisen der Ewigkeit verdammt. Er mag von ihnen getrunken werden, das Geschenk der Sicht gewährt. Oder er mag wie die meisten Tropfen enden, mit einem Neuanfang. Als Regen über einem klaren Bergbach, wo er seine Reise aufs Neue beginnt.

    - Novultistische Lehre

    Selbst der grösste Fluss der Welt nimmt seinen Anfang klein. Hoch oben in den Trauerbergen Borheims, unter dem Schatten seiner schneebedeckten Kronen, tröpfelt ein Gletscher vor sich hin.

    Das Rinnsal fliesst enge Spalten und schmutzige Moränen hinab, bis es zu einem Bach wird. Der Bach durchspült den kargen, flechtenbedeckten Stein und bahnt sich seinen Weg durch die Hochebene von Vrodlun, bis er schliesslich ein Zwergendorf passiert.

    Das Dorf hat keinen Namen. Keinen, den die menschlichen Verwalter in Borheim interessiert.

    Die Zwerge leiten den Bach hier um. Nutzen ihr Generationenaltes Wissen über Bewässerungstechniken, um mit dem kostbaren Nass ihre Terrassengärten zu wässern und ihre Ziegen zu tränken. Regen ist knapp auf der Hochebene. Die höchsten Berge der Welt blockieren die feuchte Luft, die vom nördlichen Meer herweht und sorgen für eine trockene Kälte. Nur wer die Elemente zu seinen Gunsten nutzen kann, überlebt in den Trauerbergen.

    Südlich vom Dorf beginnt der Name dieser Berge Sinn zu machen. Tausend kleine Wasserläufe aus tausend kleinen Ritzen vereinen sich hier. Von überallher sprudelt Wasser aus den Felsen und stürzt in dünnen Rinnsalen oder sprühenden Kaskaden die Steilwände hinab. Jeden Frühling weint die Krone der Welt.

    Der kleine Strom, der spätestens jetzt als der Obere Serno bekannt ist, verlässt die autonome Zone und fliesst durch das Tal von Lorjun. Hier passiert er Zinningen, eine borheimische Minensiedlung, die das Land mit dringend benötigtem Roherz versorgt.

    Er fliesst weiter, immer grösser, immer mehr dem Flachland entgegen.

    Wir nähern uns der Grenze zur Ardonien. Burgen zieren hier jedes zweite Felshaupt. Manche wurden vom Grossherzogtum Borheim erbaut, manche von Fürsten und Kleinkönigen, die das Land im Zeitalter der Helden ihr Eigen nannten. Einige stammen noch aus der Blütezeit der vodraskischen Greifenkönige, nochmals andere wurden von Völkern erbaut, die die Welt schon längst vergessen hat. Kaum mehr als überwucherte Fundamente sind von ihrer einstigen Pracht geblieben. Verfluchte Orte, würden sie die Zwerge nennen.

    Kobern. Der südlichste Zipfel von Borheim, wo der Serno sich mit der Druswa vereinigt und das Dreiländereck bildet. Westlich der Druswa liegt Vodrask. Hier ist die Grenze ruhig. Östlich des Sernos liegt Kadranien, heute gemeinhin als Ardonien bekannt. Hier ist fast jede der Burgen bemannt. Die Trauerberge gelten als uneinnehmbar und doch überqueren hier immer wieder Ardonische Truppen den tückischen Strom und versuchen über Borheimischen Boden in Vodrask einzufallen.

    Hier, als Grenzfluss zwischen Vodrask und Kadranien, beginnt der eigentliche Serno. Während er zwischen den Vorgebirgen sprudelt, wird er immer tückischer zum Überqueren. Als Vodrask noch über beide Ufer des Flusses herrschte, hatte man versucht, Brücken zu bauen. Doch die verheerenden Überschwemmungen und Bergrutsche jeden Frühling, sowie der Niedergang des Greifenreichs haben diesen Bestreben bald ein Ende gesetzt.

    Der Fluss passiert Wasowńe und Elsen. Die zwei Nachbarstädte sind völlig verschieden. In Wasowńe bildet ein runder Zarimstempel den Kern der Stadt, in Elsen der Kuppelturm einer Novultistischen Kirche. Die einen glauben an die Kraft des Einzelnen und dass das Schicksal durch Selbstbestimmung erfolgt, die Anderen fördern den Zusammenhalt der Gesellschaft und halten den Fluss des Lebens für vorgegeben. In Wasowńe bestellen die Bauern das Land des niederen Schwertadels, der Miezlakta, die wiederum dem hohen Adel, dem Zlakta dient. In Elsen sind die Bauern frei, müssen aber der regionalen Verwaltung und dem Militär hohe Abgaben in Form von Ertrag spenden.

    Weiter gen Süden fliessen der Lado und des Ramser in den Serno. Er wird zu einem mächtigen Fluss, die Lebenslinie eines Kontinents.

    Hallau, die Schornsteine der Stadt spucken Rauch in den Himmel. Hier befinden sich die Schmelzöfen Ardoniens, wo jeden Tag duzende Feldschlangen und Mörser gegossen werden, welche den Hunger der Kriegsmaschinerie stillen.

    Das Land wird flacher, die Felder zu beiden Seiten des Flusses grösser. Die Ufer sind befestigt und Bewässerungskanäle ziehen sich durch das fruchtbare Land.

    In einer Flussbeuge, wo der Serno gerade einmal 1000-1800 Schritt misst, liegt Dripol, die geteilte Stadt. Bekannt nicht wegen ihrer Glasbläsereien und Werkzeugschmieden. Auch nicht wegen ihres bedeutenden Flusshafens, sondern vor allem für ihre Brücken. Die vier Brücken - die Tempelbrücke, Friederichsbrücke, Kornbrücke und Torchumbrücke - sind die treibende Kraft hinter der Entwicklung Dripols. Sie haben die Stadt in eine blühende Metropole verwandelt, ein Schmelztiegel der Kulturen und ein Paradebeispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Vodrask und den kadranischen Fürstentümern. Hier wurden Friedensverträge unterzeichnet, Handelsabkommen geschlossen.

    Das war, bevor die Fürstentümer von Ardonien übernommen wurden. Die Stadt ist nunmehr verlassen. Bewohnt nur noch von den Streitkräften, die sich jeden Tag auf den Brücken zur Schlacht treffen.

    Südlich von Dripol waren vor dem Krieg viele Schiffe unterwegs, die Korn, Textilien und Werkzeuge flussabwärts und exotische Rohmaterialien aus den Kolonien flussaufwärts schifften. Die meisten davon liegen nun vor Anker. die Blockaden im Delta haben den Warenfluss zum Erliegen gebracht.

    Möwen ziehen in Scharen über den trägen, braunen Riesen. Das schmutzige Wasser scheint auf den ersten Blick ruhig, verbirgt aber trügerische Wirbel und Stromschnellen unter seiner Oberfläche.

    Lestekja. Eine Stadt, die nach Lestek dem Wanderer, dem ersten König Vodrasks benannt wurde. Dem Gründungsmythos zufolge überquerte der König mit seinen 13 Stämmen hier einst nach ihrer Reise durch Kadranien den Fluss auf den Rücken ihrer Greifen. Als Lestek, zu dem Zeitpunkt bereits ein Greis, sich von seinem Reittier helfen liess, sank er auf die Knie und küsste den sandigen Boden. An dem Tag erklärte Lestek, dass alles Land westlich von diesem Fluss von nun an Vodrask sei. Ein Versprechen, dass seine Nachfahren 150 Jahre später erfüllen konnten, als Mikolaj "Eisenkrone" auf seinen Eroberungszügen das erste Mal den Inarischen Ozean erblickte.

    200 Meilen südlich von Lestekja beginnen die Umrisse des Sernos zu verschwimmen. Der Zufluss des Spoltry und der Warna lassen den Betrachter an seinen Ufern kaum noch die andere Seite erblicken. Ausladende Feuchtgebiete umgeben den Fluss. Wir nähern uns dem Königsdelta.

    Der Fluss schert aus, teilt sich in duzende Nebengewässer, in stetem Wandel mit den Jahrerszeiten. Hunderte, ja tausende von Inseln durchziehen das Delta, manche kaum mehr als schwimmende Flicken aus Riet und Binsen, andere dagegen von Dörfern und Reisfeldern überzogen. Grosse Städte wie Rjaslow in Vodrask oder Sernomund und Heinrichshafen in Ardonien wurden hier zwischen den Sümpfen errichtet. Diese Städte sind für Ardonien von zentraler Bedeutung. Das Tor zum Inarischen Ozean und seine einzige Lebenslinie zu den Kolonien in der neuen Welt.

    Das Königsdelta ist ein trügerisches Paradies. Die Ruhe dieser Oase der Natur wird immer wieder durch Kanonenfeuer unterbrochen. Kriegsschiffe pflügen durch die stillen Wasser und feuern volle Breitseiten auf ihre Kontrahenten, manchmal über Inseln hinweg. Wird ein Schiff versenkt, oder läuft es in der Hitze des Gefechts auf Grund, rettet seine Besatzung sich auf eine der Inseln und setzt den Kampf unnachgiebig von dort aus fort.

    Man weiss gar nicht so recht, wo der Serno eigentlich aufhört. Irgendwann verändert sich die Farbe des Wassers, es schmeckt salzig und der Wellengang wird stärker. Man befindet sich in der Sernobucht. Der Tropfen aus den Gletschern der Trauerberge hat seinen Weg in den Ozean gefunden.

    Die Überquerung des Sernos am Ende der vodraskischen Migration.

  • Jufington 1. April 2023 um 17:53

    Hat den Titel des Themas von „Solitonia - ein Neuanfang“ zu „Solitonien - ein Neuanfang“ geändert.
  • Ich wollte eigentlich möglichst lange hinauszögern, grosse Teile der Karte "aufzudecken", aber ich denke für das weitere Verständnis ist das hilfreich. :P Darum also hier ein kurzer Abriss über den Teil der Welt, in der die Mehrheit der Handlung stattfindet.

    Übrigens - ich habe den Namen des Threads auf Solitonien geändert. Mir ist eben aufgefallen dass Solitonia eigentlich der englische Name ist...

    Weil die Karten und Bilder Englisch beschriftet sind, wird sich das wohl teilweise etwas beissen.

    Westliches Solitonien

    Solitonien ist eine gewaltige Landmasse. Bis zu den jüngsten Ereignissen ging die Menscheit sogar davon aus, dass es die einzige Landmasse sei. Seine komplexe Geographie zerteilt Solitonien in mehrere beinahe völlig voneinander getrennte Regionen.

    Der Osten und Westen des Kontinents wird geteilt durch die Wälder von Magrul im Norden, wo die Mannshohen Farne im Schatten der Mammutbäume ein Vorrankommen beinahe unmöglich machen, die Sostertejn-Steppe, wo ein Reisender die Überfälle der Nomadenreiter fürchten muss, die Lebensfeindlichen Salzwüsten von Nar Memesch und nicht zuletzt die vielen Bergketten und trockenen Hochebenen wie die Gottlaib und Pharrah Berge.

    Diese Berge sind es, die das westliche Solitonia vor den arktischen Winden des nördlichen Warakiens und der Trockenheit der östlichen Wüste schützen. Das Land hier ist fruchtbar, von zahlreichen Flüssen durchzogen. Allen voran der Serno, der das grösste Flusssystem des Kontinents bildet.

    Im Sommer ist das Land warm und im Winter mild, abgesehen vom berüchtigten Kronwind, der die Winterstürme von den Trauerbergen nach Süden trägt.

    Die ruhigen Gewässer der Flutlande und Frostsee im Norden sind reich an Fisch und Walen, der Golf von Kalihadra bietet eine lukrative Passage zu den Ländern des Ostens, während der Inarische Ozean sowohl milde Winde, wie auch vernichtende Stürme über den Westen bringt.

    Für den grössten Teil seiner Geschichte war Akrah die einzige Grossmacht weit und breit. Diese Wiege der Zivilisation übte grossen Einfluss auf die restliche Region aus und verbreitete seine Religion, seinen Kalender und seine Technologien weit in den Kontinent hinein.

    Es gab nur wenige grössere Königreiche, die sich mit Akrah messen konnten. Höchstens die Seefahrer der Jonissischen Halbinsel, Kraywa mit seinen grossen Reiterheeren und die mysteriösen Zarchjem in den Trauerbergen. Der Rest dieses Landes wurde von Fürsten, Kleinkönigen und Häuptlingen regiert.

    Die Vodraskische Migration und später der Aufstieg Ardoniens und die Entdeckung der neuen Welt haben das verändert. Das Westliche Solitonien liegt nun in den Händen seiner fünf grössten Mächte: Vodrask, Ardonien, Akrah, Palus und Warakien. Alle versuchen sie, ihr Stück des Kuchens zu ergattern, bauen ihren Einfluss auf die kleineren Kulturen aus, liefern sich ein Wettrennen um Land, Fortschritt und Ressourcen.

    Lange währte der Schlummer des Westens. Eine Grossmacht brachte Stabilität. Zwei brachten Gleichgewicht - aber Fünf? Die Zeiten sind unruhig, die neuen Technologien, Ideen und Ambitionen krempeln die alte Ordnung um. Wer damit nicht Schritt halten kann, wird zurückgelassen.

    ---

    Und weil ich Karten zeichnen so mag, hier noch gleich zwei weitere:

    Der Grossteil der Handlung der Geschichte spielt innerhalb dieser Karte.

    Die Karte ist eine gute Referenz für mich. Optisch finde ich sie aber leider etwas überladen :threeeyes:


    Die Karte habe ich eigentlich nur aus Jux gezeichnet. Weil ich die Halbinsel Jorvask so mag und einmal das Delta im Detail zeichnen wollte.

    Einmal editiert, zuletzt von Jufington (20. Juni 2023 um 21:23)

  • Hier schneide ich mal das Thema Religion an. Ich habe mich dabei entschieden, den philosophischen Aspekt mehr zu gewichten als den mythologischen.

    Fragen sind wie immer willkommen - gerne versuche ich sie zu beantworten oder improvisiere einfach etwas, um die Welt weiter auszubauen.

    Die Schöpferwolke

    Das Grosse Auge, das Haus der Götter, die Namen für dieses Objekt sind vielfältig. Nicht nur sein Namen, sondern auch seine Bedeutung ist für alle Kulturen Solitoniens eine Andere, wenn sie das Objekt aus verschiedenen Längen- und Breitengraden betrachten.

    Grundsätzlich sehen sie am Nachthimmel aber alle dasselbe. Diese matt leuchtende Spirale, mit einer hellen Pupille in ihrem Herzen. Bestehend aus tausend diffusen Lichtpunkten, immer leicht von der Welt abgewandt, als würde das Auge missbilligen, was wir tun. Wer in das Auge blickt, will Antworten, erfährt aber nur Abweisung. Das Auge, so mysteriös und einschüchternd es über Solitonien schwebt, bleibt still.

    So ist es nicht verwunderlich, dass dieses Objekt zu einem zentralen Element vieler Religionen wurde:

    • Für die Novultisten und Zarimisten des Westens ist es die Wolke der Schöpfung, in der der Wert jeder verstorbenen Seele von den Göttern ohne Gesicht und Namen geprüft wird, bevor der Geist wieder in den Zyklus von Leben und Tod gelangt, oder aber aus dem Zyklus entfernt wird.
    • Die Anhänger des Vultismus in Akrah legen unter dem wachsamen Blick ihre Wadnja, ihre Sternprüfung ab. Nackt, wie die Götter sie erschaffen haben, pilgern sie zur nächsten heligen Stätte und verbringen dort eine Nacht unter freiem Himmel, um bei ihrer unversehrten Rückkehr als Erwachsene gefeiert zu werden.
    • Die Ekkyurischen Heiden in Kalandrien glauben, es sei eine Narbe, welche von den Göttern Aynou und Ruppa bei ihrem Duell in den Himmel geschlagen wurde.
    • Westlich von Kalandrien, in Palus, glauben die Anhänger des Kults von Urol, dass Urol hier die Ekkyrischen Götter in einer Schlacht besiegt und dabei für immer ein Stück seines Lichts in die Nacht gebracht hatte.
    • Die Nomaden des zentralen Solitoniens halten die Wolke für das Gestüt von Rhai, dem Weissen Hengst.
    • Während die Menschen des Sultanats von Khareem sie für den weissen Palast des zweiköpfigen Bwelwas halten.

    Der Novultismus

    Von all diesen Religionen möchte ich die des Novultismus etwas genauer vorstellen.

    Seine Herkunft und ihre ersten Anhänger sind schon längst vergessen. Man geht davon aus, dass die Religion - wie so vieles anderes - in Akrah entstanden war.

    Im Novultismus ist jeder einzelne Lichtpunkt am Nachthimmel ein Gott. Diese Götter hören auf keine Namen, sie zeigen nicht ihr Gesicht und sie sprechen keine Sprache, die irgendjemand verstehen würde. Wie Gärtner haben sie die Welt erschaffen und steuern den Fluss alles Lebens. Jedes Wesen ist ihre Schöpfung, jeder Geist gehört ihnen. Stirbt das Gefäss des Körpers, so lenken sie den Lebensfluss des Geists in einen anderen Körper. Und so geht der Zyklus von Tod und Wiedergeburt.

    Haben die Handlungen eines Lebens den Geist verdorben, so muss er aus dem Zyklus entfernt werden. Abhängig von der Schwere des Vergehens gelangt der Geist in einen der vier Kreise der Unendlichkeit, wo er die Arbeit verrichten muss, die das Universum in Bewegung hält:

    • Niedere Sünder gelangen in den Kreis des Gartens, wo sie auf Ewig über die Welt wandern, Wasser im Ozean holen und damit die Äcker und Wälder nähren.
    • Lügner, Betrüger und Taugenichtse kommen in den Kreis der Maschine, wo sie den Stoff des Universums zusammenhalten müssen und in anstrengender Arbeit die Seile der Zeit von den Spulen lassen müssen. (Daher das Sprichwort - "Da hat wohl jemand das Seil fallen lassen", wenn die Zeit verfliegt.)
    • Diebe, Huren und Drogensüchtige schinden die Ewigkeit im Kreis des Rads, wo sie die Gestirne Urol, Magra und Koika über den Himmel ziehen und Wind über die Welt blasen müssen.
    • Mörder, Vergewaltiger und Verräter werden in den Kreis der Schmiede verbannt, wo sie auf Ewig die glühenden Öfen Urols und die brodelnden Vulkane der Welt mit neuer Kohle befeuern müssen.

    Es kann auch vorkommen, dass die Götter einen Geist als besonders wertvoll erachten. Diesen glücklichen Seelen gewähren sie die Sicht. Ihre Lebensenergie verschmilzt mit den Göttern ohne Gesicht und Namen und die Seele wird befreit. Sie kann nun überall und nirgends sein, ist in der Lage, den Lauf des Schicksals zu beeinflussen und fühlt alles Glück, was auch von den Lebenden empfunden wird.

    Normalerweise erhält ein Geist die Sicht erst nach unzähligen Iterationen, nach Jahrhunderten ohne Sünde. Doch ganz selten geschieht es auch, dass ein Wesen bereits mit der Sicht geboren wird. Wenn seine Lebensenergie den Emotionen eines Gottes entsprang. Es gibt nur sehr wenige Individuen, denen man nachsagt, sogenannte Wolkengeborene zu sein. Das zweifellos bekannteste von ihnen war der Prophet Zarim.

  • Der Zarimismus

    Das Leben des Zarim

    Wohl kaum hat je ein einzelner Mensch die Welt so sehr verändert, wie Zarim es tat. Die Geschichten, die sich um ihn ranken, klingen wahrhaftig unglaublich - doch zweifelt kaum ein Gelehrter je an der Echtheit dieser historischer Persönlichkeit. Nur die Art und weise, wie sich diese Ereignisse zugetragen haben, unterscheiden sich, je nachdem wen man fragt.

    Ob es nun ein von den Göttern gesandtes Kind war, mit violetten Augen, aus dem Herzen eines Amethysten geschnitten, oder auf einem Bett aus Lavendel von einem Hirten gefunden. Fest steht, dass Zarim in ärmlichen Verhältnissen in Kraywa, also im Heutigen südlichen Vodrask, aufwuchs.

    Seine Eltern waren die Leibeigenen eines Kriegerfürsten. Es gab nur weniges, was sie nicht ihrem Herrn abgeben mussten. Dennoch bemühten sie sich, dass Zarim Lesen lernen sollte, um die heiligen Schriften des Novultismus studieren zu können.

    Als es ihnen wiederholt nicht gelang, ihre Abgaben zu entrichten, wurde die Familie vom Land verjagt. Nur ein Jahr später verstarben Zarims Eltern am weit gefürchteten Blutkeuchen.

    Dem Jungen gelang es, Zuflucht bei einem Kloster zu finden. Nachdem er den Priestern einige Monde behilflich war, wurde er schliesslich unter ihren Novizen aufgenommen.

    Zarim verbrachte fünf Jahre im Kloster, bevor er sich als junger Mann schliesslich mit den Priestern zerstritt. Der Novultismus besagte, dass die Schöpfungen der Gesichtslosen Göttern einer Hierarchie unterstanden, während Zarim der Meinung war, alle Schöpfungen der Götter seien Wertneutral und würden sich ihren Wert durch die Summe ihrer Taten schaffen.

    Der junge Priester begann, das Land als eigenständiger Prediger zu durchstreifen. Er redete mit den Menschen, gab ihnen Rat, nutzte sein Wissen über Medizin und Philosophie, um ihnen zu helfen. Die Jahre verstrichen und während Zarim als wandernder Lehrer an Ansehen gewann, verschärften sich auch seine Ansichten. Das Leid der Menschen stimmte ihn traurig. Die grausame Gleichgültigkeit, mit der der Adel die Armen, Leibeigenen und Sklaven behandelte, machte ihn wütend. Er begann, seine Lehren in fünf Büchern niederzuschreiben: Liebe, Ehre, Friede, Gerechtigkeit und Freiheit.

    Das Feuer, das mehr und mehr in Zarims leidenschaftlichen Reden aufkam, verschaffte ihm immer mehr Anhänger. In jedem neuen Ort wurde seine Ankunft von den Menschen gefeiert, sehr zum Missfallen der örtlichen Fürste. Fünf Mal wurden Assassinen geschickt, Zarim zu töten und fünf Mal überlebte er.

    Die Flammen des Widerstands wuchsen immer schneller und sprangen bald schon zu einer vollen Revolution über. Nicht nur in Kraywa, die Nachricht verbreitete sich bald schon über die Grenzen des Königreichs nach Vodrask, Jonissien und Akrah. Sklaven und Bauern auf dem ganzen Kontinent verweigerten ihren Herren den Dienst, oder griffen gar zu den Waffen.

    Vielerorts verliefen die Aufstände friedlich und endeten in einer Einigung. An anderen Orten eskalierte sie zu einem blutigen Konflikt. Ereignisse wie das Massaker von Tarwahat besudeln das Erbe des Zarimismus bis heute noch mit Schande.

    Als Zarim selbst von den Gräueltaten erfuhr, die sich in Tarwahat und anderen Städten zugetragen haben, zog er sich vor Scham und Reue in einer Höhle Nahe des heutigen Świat Zarimja zurück. Es bedurfte seinen Anhängern 40 Tage und 40 Nächte, ihn zu überzeugen, seinen Hungerstreik zu beenden und sie in ihrer Sache anzuführen.

    Die Lage hatte sich in der Zwischenzeit verschärft. Sieben Könige hatten mittlerweile ihre Differenzen beiseitegelegt, um ihre Kräfte gegen die Aufstände zu bündeln. Die freien Menschen mussten dasselbe tun und sich unter einem Symbol einigen, um nicht zerschlagen zu werden.

    Sie einigten auf die gesprengen Ketten. Das Zeichen, welches Zarim auf sein fünftes Buch - Freiheit - gemalt hatte. Unter diesem gemeinsamen Zeichen und der Gemeinsamen Forderung nach der Abschaffung der Sklaverei, schlossen sich die unzähligen Aufstände zu einer einzelnen, grossen Rebellion zusammen. Der Krieg der Ketten hatte begonnen.

    Die Ereignisse des Kriegs lassen sich heute nur lückenhaft zu einem Gesamtbild fügen. Fest steht, dass diese letzte Phase des Konflikts nur wenige Monde dauerte und das es beim Lawendelholz im Hochland Kraywas zu einer Schlacht kam, an der Zarim persönlich teilnahm.

    Den Zarimistischen Lehren zufolge trafen hier die vereinten Heere der Sieben Könige auf das versammelte freie Volk. In Zahl und Ausrüstung unterlegen, errang das freie Volk nur durch eine göttliche Fügung der Sieg.

    Zarim selbst war das Schicksal jedoch nicht gewogen. Er wurde im Gefecht schwer verwundet und schleppte sich zu einer Eiche, gebettet in Lavendel, wo der Prophet schliesslich verblutete.

    Er starb mit einem Lächeln im Gesicht, wohl wissend, dass er sein Schicksal erfüllt hatte. An der Stätte seines Todes steht heute eine Kapelle. Gut gepflegt für ihre abgelegene Lage. Mit Kalk und Lila Pigment verputzt, ihre vier Flügel im Inneren mit Bildern der Schlacht bemalt und eine Uralte Eiche als Tempelbaum in ihrer Mitte.

    Obwohl die Kapelle eine der heiligsten Stätten des Zarimismus ist, wirkt sie schlicht und bescheiden, wie Zarims Lehren es verlangen.

    Die Praktik des Zarimismus

    Der Zarimismus hat die Novultistische Welt in einem grossen Schisma entzwei gespalten. Er wird heute überwiegend in Vodrask, Jorvask, Borheim und Maliska praktiziert. Gemäss den Lehren Zarims sind die Menschen in den Augen der Götter gleichgestellt. Letzten Endes werden alle zur Wolke der Schöpfung zurückkehren, befreit vom Reichtum und der Last des vergangenen Lebens.

    Jeder Anhänger des Glaubens muss die fünf Lehren in seiner Lebzeit gelesen haben oder sie sich vorlesen lassen. Ausserdem müssen Angehörige des Adels jedes Jahr drei Wochen einen Dienst an der Gesellschaft leisten, um die Bürde der Armut zu fühlen. Die Art dieser Arbeit hängt vom Bedarf der Gemeinschaft und manchmal auch von der Empfänglichkeit der örtlichen Kirche für Spenden ab.

    Auch die Zarimspriester selbst sind Diener des Volkes. Sie empfangen Hilfesuchende für Rat und Verpflegung in ihren Tempeln, unterrichten die Kinder des Dorfs im Lesen und Schreiben, lesen den Gläubigen die Lehren vor und helfen der Gemeinschaft auf dem Feld, beim Errichten neuer Häuser oder beim Ausheben von Gräben und Kanälen.

    Die höheren Schichten der Zarimskirche sind jedoch längst nicht so bescheiden wie es die Lehren verlangen. Der Patriarch in der vodraskischen Hauptstadt Krusk lebt ein Leben in Luxus und die Kirche finanziert sich mit den Spenden des hohen Adels, um dem Gemeinschaftsdienst zu entgehen und die Kirche bei den Vorkommnissen auf ihren Ländereien wegschauen zu lassen. Obwohl nach dem Krieg der Ketten Sklaverei und Leibeigenschaft abgeschafft hätten sein sollen, reichen die Wurzeln der Ungerechtigkeit tief.

    Man hatte es nach dem Krieg versucht, aber die Gesellschaft war schlicht noch nicht bereit dazu. Es waren chaotische Zeiten. ehemalige Sklaven wurden noch ärmer und liessen sich zu Hungerslöhnen wieder zu Arbeit verpflichten, die Gesetze wurden gelockert, um die Felder ertragreich zu machen.

    So ist es bis heute geblieben. Die Bemühungen der Kirche um eine Besserung der Situation blieben halbherzig. So haben es sich andere Organisationen, wie der Orden des Grossen Auges zum Ziel gemacht, mit Gewalt und Spionage diese Ungerechtigkeiten und frevelhaften Verhalten aufzudecken und zu beseitigen.

    Vorwiegende Religionen im westlichen Solitonia.

  • Heute lass ich mal Bilder sprechen. Ich habe mich an einer illustrierten Timeline des vodraskischen Volks versucht (auf Englisch). Das ganze fasst 1000 Jahre auf die wichtigsten paar Ereignisse zusammen. Lasst mich gerne wissen, wenn ihr einen Teil detaillierter erklärt haben möchtet oder froh um eine Übersetzung wärt.

    Letztes Bild: Spoiler für Wind der Veränderung
  • Vodrask

    Kultur

    Kein Volk hat den Kontinent in den letzten Tausend Jahren so sehr verändert, wie die Vodraskis.

    Die Tatsache, dass sie die einzige Kultur sind, die jemals Greifen gezähmt und in der Schlacht eingesetzt hat, wird von vielen Historikern als ihr definierendes Merkmal und Erfolgsrezept genannt. Einige aber wagen zu behaupten, dass die Greife in der Geschichte Vodrasks gar nicht so bedeutend waren und es die Stämme durch die Führung ihrer herausragender Könige auch so geschafft hätten, sich als Grossmacht zu etablieren.

    Die Anfänge der Vodraski wie wir sie kennen, verlieren sich in den Nebeln der Zeit. Nur noch Sagen und Mystifizierungen lassen darauf schliessen, was wirklich während der Zeit der Migration passiert war. Ihre eigenen Geschichten stellen den ersten König Lestek als eine Heldenfigur dar, die nicht nur eigenhändig einen Pakt mit der Königin der Greifen schloss, sondern auch sein Volk allen Gefahren zum Trotz durch Kadranien hindurch gen Westen führte.

    Die Geschichten der Kadranier werfen ein anderes Bild auf die Migration. Sie berichten von einem Volk von Barbaren, welches auf dem Rücken riesiger Vögel die Dörfer terrorisierte und eine Schneise der Zerstörung durch das Land pflügte, von der aus sich Krankheiten durch ganz Kadranien verbreiteten.

    Diese Art der Geschichtsschreibung endet abrupt beim westlichen Ufer des Serno. Wahrscheinlich, weil dort niemand übrig blieb, der jemals seine Variante der Geschichte hätte erzählen können.

    Genau wie Lestek es prophezeite, als er nach der Überquerung des Flusses von seinem Greifen stieg, war alles Land westlich seiner Ufer zu Vodrask geworden. Sie hatten es ihr eigen gemacht. Mit Schwert, Flügel und Seuche.

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    Man sagt den Vodraski bis Heute nach, dass ihnen eine gewissen Arroganz anhaftet. Die Farbe Rot ist hoch im Kurs, ebenso wie alle Arten von Fell, am besten von weit her importiert. Die Damen lieben Schmuck - wobei die Kunstfertigkeit des Handwerks immer höher gewichtet wird als der Wert des Materials, während die Männer darauf verschossen sind, ihre Männlichkeit unter Beweis zu stellen. Wohl beides Überbleibsel aus den Wurzeln ihrer Stammesgesellschaft.

    Die Vodraskis halten stets zu ihren Familienbanden und respektieren ihre Älteren. Der zarimistische Individualismus wird sehr gefördert, aber wenn die Familie einem braucht, ist man sofort zu Stelle.

    So wird, wenn zum Beispiel ein Vodraski stirbt, auch grossen Wert auf die Hinterbliebenen gelegt. Der Leichnam wird mehrere Tage im Haus der Familie aufgebahrt, Freunde und Verwandte kommen zu Besuch, beschenken die Familie und vereinbaren Hilfeleistungen mit Handschlägen über dem toten Körper, um so in schweren Zeiten ihren Eid zu leisten.

    Auch das Kastensystem der Palusier, unter deren Herrschaft die Vodraskis eine Zeit lang lebten, hat seine Spuren an der Gesellschaft hinterlassen. Wenn auch nicht so extrem wie in Palus, trennt sich die Gesellschaft doch in klare Schichten, die generell unter sich bleiben. Die wohl bekannteste davon sind die Miezlakta, oder der Schwertadel.

    Diese Geschlechter bringen seit je her die Husaren hervor und bilden damit das Rückgrat der Streitkräfte. Dabei gilt zu beachten, dass nicht jeder Husar die Tätigkeit eines Husars ausübt. Die Frau, welche typischerweise die Verantwortung über die Ländereien zuhause übernimmt, ist ebenso ein Husar wie der Mann, der seine Familie auf dem Schlachtfeld vertritt.

    Doch die Kultur von Vodrask wäre ja zu einfach zu beschreiben, wenn es sich nicht um ein Reich vieler Ethnien handeln würde. Seit der Eroberung bildeten die Vodraskis eine Minderheit in ihrem Land und herrschten dabei über Kraywier, Jonissier, Morwas, Skandrej und Kolaviilus gleichermassen. Erst nach Jahrhunderten der Assimilation verschmolzen diese Völker langsam mit dem des Greifenvolks. Ihre Sprachen werden zunehmend durch Vodraskisch ersetzt und ihre Bräuche und Glauben werden immer mehr zu regionalen Kuriositäten. So zum Beispiel die Weinkultur Kraywas, die selbst von den Wodka-trinkenden Vodraskis geschätzt wird. Oder die Praxis der Morwas, ihre Toten acht Jahre lang jedes Jahr zum "Tag der Erinnerung" auszugraben, neu einzukleiden und zu feiern.

  • Vodrask

    Politik

    Regiert wird Vodrask heute von König Podrowos II. Man sieht den König nur selten am Hof. Die meiste Zeit verbringt er in Kunstgalerien, den royalen Gärten und alleine in seinen Gemächern. Seine Schwester, Prinzessin Ludmila übernimmt viele der Regierungsgeschäfte für ihn, ebenso wie Patriarch Oliwier II und der Grossmarschall der Husaria.

    Die Gewalten sind in Vodrask zwischen der Königsfamilie der Gorny-Dynastie, der Zarimskirche und den 28 Zlaktas des Landes aufgeteilt. Die Zlakta sind die Statthalter der einzelnen Provinzen und Kolonien, oder Zlięstwas. Jedem Zlakta sind wiederum Familien von Miezlakta unterstellt, welche seinen Einfluss sichern und in den Provinzen für Recht und Ordnung sorgen.

    Miezlakta, welche sich als Husaren dem Orden der Husaria anschliessen, schwören gleichzeitig auch der Gorny-Dynastie direkt die Treue. Somit soll verhindert werden, dass sich die Zlaktas gegen die Krone auflehnen können, wie sie es im Krieg der Flügel und Hufe gegen die damalige An-Troik-Dynastie getan hatten.

    Das politische System Vodrasks ist zwar hochgradig bürokratisch, wird von anderen Ländern aber als müder Versuch abgetan, einer alten Fassade einen neuen Anstrich verpassen zu wollen. Ein überholtes Überbleibsel des Feudalismus, unfähig, sich zu entwickeln.

    Tatsächlich hat sich das Reich seit dem Aussterben der Greife nicht gerade zum Guten gewandelt. Die Städte ächzen unter der stetig wachsenden Bevölkerung, das Volk leidet unter Armut und die Leute haben nur dank den Importen aus den Kolonien genug zu Essen. Die Zarimskirche, welche das Volk eigentlich vor Willkür und Ungerechtigkeit schützen sollte, gilt als korrupt und dem Orden der Husaria sagt man nach, seine eigenen Machtspiele zu treiben. Neue religiöse Orden haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Ungerechtigkeit im Land mit Gewalt auszumerzen, während Banditen die wenigen Strassen unsicher machen.

    Nichtsdestotrotz bleibt Vodrask eine Grossmacht. In der Lage, hunderttausende von Milizsoldaten auf das Feld zu schicken, mit beinahe unerschöpflichen Goldreserven, erbeutet aus vergangenen Feldzügen und gewonnen aus den Minen der Greisenberge und der Kolonien. Es ist ein stolzes Volk, fest entschlossen, sich der Agression durch die neue Macht von Ardonien im Osten zu widersetzen.

  • Die untere Zeichnung hat ja einen richtigen Kupferstich-Look! Aber fehlt dem Ritter der linke Unterarm? Ist der Name Podrowos georgisch oder womöglich sogar äthiopisch?

    Insgesamt finde ich es noch etwas unstimmig, dass manche Elemente fast 1:1 aus der realen Welt übernommen sind und dann wieder andere total fantastisch. Mal eine Beispiel aus der Sprache: Das E mit Cedille ist ja ganz spezifisch polnisch. In anderen slawischen Sprachen kommt das gar nicht vor. "Zlakta" statt "Szlachta" geht dann schon etwas in Richtung einer richtigen fiktiven slawischen Sprache. "Vodrask" klingt dann aber für mich überhaupt nicht mehr slawisch. Braucht es überhaupt Begriffe wie "Zlakta"? Könnte man nicht einfach von regionalen Fürsten sprechen?

  • Sci-Fi-Dave Danke für deine Anmerkungen!

    Zitat

    Aber fehlt dem Ritter der linke Unterarm? Ist der Name Podrowos georgisch oder womöglich sogar äthiopisch?

    Der Arm sollte hinter dem Rücken ruhen ;)

    Griechisch, Georgisch, irgendsowas. Da Vodrask nebst Polen auch an Byzanz angelehnt ist, habe ich bei einigen Namen auch griechische Einflüsse genommen.

    Zitat

    Insgesamt finde ich es noch etwas unstimmig, dass manche Elemente fast 1:1 aus der realen Welt übernommen sind und dann wieder andere total fantastisch.

    Ja, die richtige Mischung zu treffen finde ich schwierig. Schlussendlich glaube ich aber auch, dass familiäre Elemente beim Worldbuilding grundsätzlich hilfreich sind. Somit hat man mit dem Leser ein gemeinsames Verständnis, auf dem man aufbauen und weitere Elemente hinzufügen kann.

    Welche Elemente findest du denn 1:1 wie die reale Welt?

    Zitat

    Braucht es überhaupt Begriffe wie "Zlakta"? Könnte man nicht einfach von regionalen Fürsten sprechen?

    Wo wäre denn da der Spass im Worldbuilding? ;)

  • Welche Elemente findest du denn 1:1 wie die reale Welt?

    Keine.

    ... manche Elemente fast 1:1 aus der realen Welt übernommen sind ...

    Eben die starke Anlehnung an die polnische Sprache und auch die Kleidung in den Bildern. Dann klingen manche Ländernamen wiederum fast wie Klingonisch und deine Landkarte scheint auch kein Teil der realen Welt zu sein. Jedes für sich würde aus meiner Sicht funktionieren, aber diese Kombination wäre für mich zumindest erklärungsbedürftig.

    Vorstellbar wäre ja eine Alternativweltgeschichte, in der sich beispielsweise die Araber dauerhaft über die Pyrenäen hinweg ausdehnen und auch dort behaupten konnten. Die Ungarn hätten sich vielleicht an einem etwas anderen Ort niedergelassen und bei anderen Völkern hätte eine etwas andere Region die politische Vorherrschaft errungen, wodurch sich andere Dialekte als Kultursprachen durchgesetzt hätten.

    Oder wurden vielleicht Menschen von Außerirdischen auf einen fremden Planeten verschleppt?

  • Sci-Fi-Dave

    Sind so nicht die meisten Fantasy-Welten aufgebaut? Westeros aus ASOIAF ist klar ein raufskaliertes Grossbritannien. Die Welt von Warhammer ist eine ummodellierte Karte der Erde.

    Wie viele Fantasy-Welten gibt es, in denen die Kleidung eindeutig römisch, Skandinavisch, Keltisch, Deutsch oder Englisch aussieht?

    Wenn ich alle polnischen Einflüsse in Vodrask unkenntlich machen wollte, dann müsste ich mir auch gleich das Nachbarsland, Ardonien vornehmen. Dort sind die meisten Namen deutsch. Das ginge dann ja auch nicht. Und irgendwann sind für den Leser dann alle Anhaltspunkte verschwunden und man braucht alles von Vorne zu erklären.

    Ich bin halt bequem. Ich mag es, wenn ich in einem Text von einem "Husar" schreiben und davon ausgehen kann, dass die Leser schon einmal eine grobe Vorstellung von einem Reiter haben.

    Und mit Alternativweltgeschichte oder Ausserirdischen fangen wir jetzt nicht an. Dadurch hätte die Geschichte eindeutig mehr Erklärungsbedarf, nicht weniger.

    Um aber nicht völlig auf anti zu schalten - ich verstehe deine Bedenken, was die Sprache anbelangt. Die habe ich ja auch, darum habe ich diesbezüglich einen Thread aufgemacht.

    Das Problem ist nur: Wenn ich Vodrask mehr abstrahiere, müsste ich das auch bei Ardonien tun. Aber eine Sprache, die man selbst kennt zu abstrahieren finde ich deutlich schwieriger.

    Ich muss noch weiter an Ardonien arbeiten und die mehr zu ihrem eigenen Ding werden lassen. Danach kümmere ich mich um die Vodraskische Sprache und bringe mal einige grobe Regeln auf Papier. Ich denke, ich werde da auch mehr Griechische Einflüsse in den Topf werfen.