Solitonia - ein Neuanfang

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 214 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Jufington.

  • Vor 8 Jahren habe ich hier bereits einen Thread mit dem Namen Solitonia eröffnet. Viel ist seitdem passiert, einige Dinge haben sich geändert, andere sind noch immer gleich. Nichtsdestotrotz möchte ich gerne nochmals ganz von Vorne beginnen und euch diese Welt schrittweise näher bringen.


    Als mir damals auf der Rückbank unseres VW Golfs während der langen Fahrt in den Familienurlaub die Idee gekommen war, dass einen Fantasyroman schreiben doch recht lässig wär, habe ich in meinen Gedanken klein angefangen und mich dann immer weiter nach aussen gearbeitet.


    Dasselbe möchte ich hier nochmals versuchen. Und wenn wir schon dabei sind, versuche ich auch alle Etappen neu zu schreiben und die Welt dabei aus Blickwinkeln zu betrachten, die ich bisher selbst noch gar nicht entdeckt habe.

    Fangen wir also mal ganz Unten an:



    Edit: Das ist ein Lore-Thread, keine Geschichte ;)

    Die Tempelbrücke


    Die Grösste und längste der Brücken in Dripol grenzt an ihrem westlichen Ufer direkt an die Zarimjenska Światewo Janusza, einer der ältesten Zarimstempel der Stadt. Der Tempel ist nicht nur der offensichtliche Namensgeber für die Brücke, sondern stellt auch ein wichtiger Zwischenstopp für kadranische Zarimisten dar, welche die heiligen Stätten von Vodrask besuchen möchten und auf ihrer Pilgerreise nach Świat Zarimja hier den Fluss Serno überqueren.

    Das Deckenmosaik, welches die Spiralförmige Schöpferwolke, den Propheten selbst und seine vierzehn Anhänger in aller Farbenpracht und allem Detailreichtum darstellt, ist ein Besuch wert. Aber eigentlich ist der Tempel unbedeutend im Vergleich zu diesem Kolossus gleich nebenan.


    Wenn ein Pilger, Händler oder Reisender West-Dripol über die Tempelbrücke verlassen möchte, gelangt er erst durch den Zollturm. Die vodraskische Grenzwache schleust ihn durch eines der drei Tore - der Zoll, Das Fussgängertor und das Anwohnertor. Fuhrwerke können die Tempelbrücke nicht passieren und müssen den Umweg über die Friederichsbrücke oder Kornbrücke nehmen.

    Hat man sich erst in der Schlange die Beine in den Bauch gestanden, einen der umstehenden Warter dafür bezahlt, einem das Warten abzunehmen, oder dem Grenzwächter einige Groszy zugesteckt, gelangt man in die zollfreie Handelsgasse.


    Diese beiden Häuserreihen, die sich fast tausend Schritt der Brücke entlangziehen, bilden den wohl lautesten, buntesten und engsten Teil beider Dripols. Der freiste Teil der freien Stadt. Die Waren, die hier von überteuerten lokalen Handwerkern, fahrenden Händlern und dubiosen Mittelsmännern feilgeboten werden, werden weder verzollt, noch geprüft und bieten somit reichlich Möglichkeit für den internationalen Austausch exotischer Güter. Es gibt hier Dripoler Glas und Porzellan, Vodraskische Felle, Nerze und Mützen, Gold- und Silberschmuck, Räucherwaren, Wertrechter Birnenschnaps und Ardonischen Absinth. Ein wahres Orchester der Sinne, musiziert von all den vielen Menschen, die hunderte Meilen gereist sind, um an genau dieser Stelle den Serno überqueren zu können.

    Der Serno, der braune Riese, der im Spätsommer einen trügerisch trägen Eindruck macht und sich im Frühling in einen alles verschlingenden Sog verwandelt. Der Fluss, der an den meisten Stellen bis zum Horizont reicht, der nördlich von Dripol für die Schiffahrt zu trügerisch ist und südlich davon nicht in einer geraden Linie überquert werden kann. Kein Wunder reisen alle nach Dripol. Kein Wunder hat sich die Bevölkerung der Stadt seit der Fertigstellung der ersten Brücke verzweiundreissigfacht. Und kein Wunder sorgt die Brücke bei manchen für rote Köpfe.


    Hat sich der Reisende erst einmal aus dem Gewimmel der Krämergasse befreit, findet er sich schon bald in der östlichen Hälfte der Dripoler Freihandelszone wieder. Die von Ardonien verwaltete Seite.

    Die Ardonischen Grenzer sind hier zahlenmässig immer sehr gut aufgestellt. In sechs bis zehn Spuren werden Reisende abgefertigt. Name, Herkunft, Grund des Aufenthalts, Absicht der Weiterreise, Waren zum Verzollen, Stempel -zack! Willkommen in Kadranien. Im neuen, verbesserten Kadranien, unter der weisen Leitung Ardoniens.

    Begrüsst wird man hier erst von den sternförmigen Wällen der Zornburg. Zwei Duzend schwere Geschütze stehen hier auf zwei Stockwerken Wache. Ihre kupfernen Läufe stillschweigend auf das andere Ufer gerichtet.

    Eigentlich hätten wir es ja früher kommen sehen müssen.


    Erst hat Ardonien die vodraskische Verwaltung aus Ost-Dripol verjagt. Dann schlossen sie die Grenzen und stellten Vodrask ein Ultimatum.

    72 Stunden später marschierten die ardonischen Soldaten über die Tempelbrücke.

    Es hätte ein schneller Sieg sein sollen, doch sie machten die Rechnung ohne die Husaria. Dia Kavallerie konnte ihren Vormarsch aufhalten und drängten sie zur Brückenmitte zurück, wo die Fronten bis heute blieben.



    Wenn man jetzt die Tempelbrücke betrachtet, bietet sich ein ganz anderes Bild als früher. Regelmässig verdeckt Nebel die Sicht. Man kann da dem Serno die Schuld geben, der schon immer dafür sorgte, dass Dripol ein Nebelloch ist. Doch normaler Nebel riecht nicht nach Schwefel.

    Auf der ardonischen Seite der Brücke kann sich die Mehrheit der Häuser noch einigermassen auf ihren Mauern halten. Eines davon ist ein ehemaliges Bildhaueratelier, welches zu einem Lazarett umfunktioniert wurde. Hier wird den dutzenden von Verwundeten jeden Tag erste Hilfe gewährt, bevor man sie zu Behandlung weiter schickt. Der Fussboden hier hat sich Rotbraun verfärbt. Die Ärzte tragen ihre Augen dieser Zeiten mit Ringen unterlaufen und haben für jeden Todesfall nur noch ein müdes Schulterzucken übrig.

    Draussen auf der ehemaligen Gasse stehen alle paar Meter Barrikaden. Ineinander verkeilte Holzpfähle, Sandsäcke, Fässer und umgestürzte Wägen. Sie werden als Feuerdeckung für die Musketiere benutzt, die meist dahinter sitzen und Karten spielen, oder als Hindernis um den tödlichen Ansturm der Husaren zu bremsen. Scharen von Pikenieren warten in den Häusern auf ihren Einsatz und vertreiben sich die Zeit mit Söldnergarn und Würfelspielen, während die Offiziere im Café nebenan bei Kaffee und Kuchen Strategien besprechen und Zeitung lesen.

    Nähern wir uns der Brückenmitte, gelangen wir in die Todeszone. Die Häuser hier sind nahezu vollständig zerstört. Nur noch die Grundmauern sind übrig. Wer sich hier aufhält, ist dem Beschuss der Kanonen völlig ausgesetzt.


    Auf der vodraskischen Seite sieht es nicht viel anders aus. Zwar stehen da wieder Barrikaden und man bemüht sich stetig, die Laufwege durch Pallisaden und Sandsäcke vor Beschuss zu schützen, aber die langen Monde des Kriegs haben die Brücke Stück für Stück abgetragen. Nur der Zollturm trotzt noch dem Zerfall. Ein duzend Mal geflickt, mittlerweile nur noch eine Ruine, von Baumstämmen und Holzstreben aufrecht gehalten und mit Brettern und Blechplatten vermacht.

    Pikenbrecher dösen auf dem Pflaster in Holzunterschlüpfen und hinter Barrikaden vor sich hin. Ihre Mannshohen, kugelsicheren Schilder neben sich, die Handäxte mit dem schmalen Schneidblatt in ihre Stoffgurte gesteckt. Bereit, sich auf Kommando in eine gegnerische Formation zu stürzen und die Schäfte der Piken klein zu hacken, bevor die Husaren mit ihrem Sturmangriff die einen Keil in die geschaffene Bresche treiben können.

    Hinter den kampferprobten Pikenbrechern warten die Milizler. Ethnische Vodraskis und wehrpflichtige Bürger aus allen Ecken ihres Reichs. Söldner aus den nördlichen Staaten rund um die Frostsee. Husaren in schweren Rüstungen, die selbst im Nebel noch glänzen. Und hinter ihnen, der Tempelpark der Zarimjenska Światewo Janusza, wo die Zarimspriester kaum noch einen Flecken grüne Erde finden, um all die Körper beerdigen zu können.


  • Hallo :)

    Der Text ist ein so gen. Infodump at it's best.

    All die aufgezählten Dinge, seien es Namen, Tore, Straßen sollten erst dann genannt werden, wenn sie für die Handlung und die Figuren wichtig sind. Es wird sich zeigen, dass mind. die Hälfte davon nie irgendwo im Buch auftauchen wird.

    MfG

  • Hi Eegon2


    Tut mir leid dass dir der Text nicht gefällt. Ich bin jetzt aber trotzdem etwas verwirrt - hast du gesehen, dass ich ihn in den Weltenbau Bereich geposted habe?


    Wenn ja, was sollte ich deiner Meinung nach besser machen? Worldbuilding ist ja schlussendlich immer Infodumping, auch wenn man versucht, das Ganze hübsch zu verpacken und mit ein paar Ausschweifungen und Annektoten zu verzieren, damit es nicht ganz so nach Wikipedia aussieht.


    Zitat

    Es wird sich zeigen, dass mind. die Hälfte davon nie irgendwo im Buch auftauchen wird.

    Bei dem Part kann ich dich übrigens beruhigen. Bis auf den Namen des Tempels ist alles bereits in der Geschichte vorgekommen. Die werde ich dann in einem separaten Thread posten.

  • Hi Jufington

    Da stimme ich ich Eegon2 zu. Du lieferst hier das "What" in Form einer Reihe von Exposition, aber es fehlt das entscheidende "Why should it matter?"

    Da drängt sich mir die Frage auf welchen Anspruch du mit diesem Abschnitt verfolgst. Falls der Abschnitt Interesse wecken soll, besteht für mich zumindest noch ein wenig Bedarf an Charakteren an denen ich emotional andocken kann oder zumindest eine Szene die aus folgendem Dreiklang besteht: Eine interessante Person tut etwas interessantes an einem interessanten Ort. Beides kommt hier leider nicht zu Geltung.

    Wie ich aber aus deinen Beiträgen zu den Geschichten der anderen User herauslesen konnte, kennst du dich definitiv mit der Kunst des Erzählens aus. Insofern wäre ich sehr gespannt mal einen Auszug aus deinem Projekt zu lesen. Nach Möglichkeit von Anfang an und aus dem Blickwinkel einer Figur :)

    LG


    PS: Das Bild mit der pfeiferauchenden Wache finde ich übrigens gelungen, mein Interesse hat es jedenfalls geweckt.

    PS Nummer 2: Ich Trottel habe nicht gemerkt, dass du dieses Thema in die Worldbuilding Rubrik gepostet hast. Ich sollte mal wirklich meinen Autopilot Modus auf manuell umstellen :patsch: Interesse an deinem Projekt habe ich aber nach wie vor :)

    • Offizieller Beitrag

    Leute das hier ist das Weltenbau Forum^^
    Hier werden KEINE GESCHICHTEN geposted, sondern - wie Jufington es auch getan hat, Welten vorgestellt (in denen dann evtl Geschichten spielen) INfodumpo ist hier iwie zu erwarten^^

    Daher ist es völlig normal und auch angebracht, dass es hier ein reiner Erzähltext ist. Darum geht es. Dass Man die Welt vorstellt und dazu Rückmeldungen bekommt - und ggfs Fehler ausbügeln kann etc.


    Also seid so gut und gebt die Rückmeldungen doch auch so wie es hier Sinn macht :D

    ***
    So und wenn ich schonmal da bin :D
    Ich habe es jetzt (mangels Zeit) nicht vollständig gelesen, aber das Grundkonzept klingt wirklich gut.
    Die Tempelbrücke finde ich cool :D Sowohl das Bauwerk wie ich es mir sehr imposant und weithin sichtbar in der Welt vorstelle, als auch der Name :)


    Appropos Name: Ich kann dir jetzt schon sagen, dass ich mir "Zarimjenska Światewo Janusza" NIEMALS werde merken können xD Mach damit was du willst, du musst es deswegen natürlich nicht ändern :D
    Allgemein scheint es etwas slavisch angehaucht (zumindest von den Namen) - gibts da einen Grund? Also gefallen die dir einfach gut oder hast du acuh Sagen etc aus der Richtugn verwurstet? :)


    Die Illustratuionen zwischendrin gefallen mir auch sehr gut :D

    LG Chaos :chaos:

  • Also seid so gut und gebt die Rückmeldungen doch auch so wie es hier Sinn macht

    Es ist ja die Frage, welche Art von Rückmeldung hier Sinn macht. Weiter oben wurde Kritik ja schon mit dem Argument zurückgewiesen, dass das beim Weltenbau genau so sein müsse.


    Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass das schon ein Text werden soll, der prinzipiell andere zum Lesen einlädt. Damit kann man den dann behandeln, wie jeden anderen Text auch. Die Kritik des Infodumpings teile ich ohnehin nicht. Ich finde, man wird im Gegenteil mit sehr vielen Begriffen konfrontiert, die dann gar nicht erklärt werden.


    Der Serno scheint irgendeine Art von Gewässer zu sein, ohne das Bild wäre wegen der Beschreibung der Schwefelschwaden aber auch irgendetwas Vulkanisches möglich gewesen. Hinter Dripol vermute ich eine Stadt. Bei Vodrask scheint es sich letztlich um ein Land zu handeln, der Zusammenhang hätte zunächst aber auch einen Religionsstifter (den Propheten) oder die Religion selbst hergegeben. Unter kadranischen Zarimisten kann man sich erstmal gar nichts vorstellen.


    Wenn solche Begriffe mit Zarimjenska Światewo Janusza oder Świat Zarimja dann auch noch in eine fiktive slawische Sprache übersetzt werden, wird es schon schwierig. Beide Begriffe sind sehr ähnlich, das erste soll aber eine Zwischenstation auf dem Weg zum zweiten sein, also kann eigentlich nicht beides dasselbe bedeuten. Dann sind die ähnlichen Begriffe aber etwas verwirrend.


    Mit Hilfe von Google Translate habe ich dann rausbekommen, dass das erste der Zarimstempel sein muss, wobei ja auch das zweite etwas sehr Ähnliches bedeuten muss. Was ein Zarim sein könnte, habe ich aber nicht herausfinden können. Wenn dieser Zarimstempel aber nur einer von ganz vielen ist, ist es ja gar nicht so naheliegend, dass die Brücke nach dem als Tempelbrücke bezeichnet wird. Eher hätte ich die ja als Januszbrücke bezeichnet, weil dieser konkrete Tempel so jemandem geweiht zu sein schein. Das würde thematisch auch zur Friederichsbrücke passen, obwohl die dafür gar nicht slawisch klingt. Weil nur die von Fuhrwerken passiert werden kann, obwohl sie viel kleiner ist, dass aber einen längeren Weg bedeutet, weiß ich auch nicht, wie die Tempelbrücke die längste und größte Brücke sein kann.


    Die Brücke soll auch außerhalb der Stadt liegen, gleichzeitig liegt aber einer ihrer belebtesten Stadtteile darauf. Das scheint etwas mit West- und Ost-Dripol zu tun zu haben, zwischen denen es im einen Moment einen florierenden Handel und Strom von Pilgern und dann plötzlich einen kriegerischen Grenzkonflikt zu geben scheint, der einen eher an Nord- und Südkorea oder Ost- und West-Berlin denken lässt. Mit Maliska, Warakien und Ardonien fallen auch immer neue Ländernamen, zu denen dann aber gar nichts Weiteres gesagt wird.


    Die poltischen Verhältnisse und auch einige der Namen lassen mich so ein bisschen an Mitteleuropa im Dreißigjährigen Krieg denken oder vielleicht Richtung Balkan während der Türkenkriege, die religiösen Elemente haben eher etwas Indisches. Diese Mischung verschiedener Elemente erinnert mich etwas an die Scheibenwelt. Womöglich soll aber sogar auf den Jugoslawienkrieg oder ganz aktuell die Ukraine verwiesen werden.


    Für meinen Geschmack verlangt einem der Text insgesamt sehr viel an Analyse ab, die letztlich aber zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis führt. Tatsächlich war mein ursprünglicher Eindruck viel exotischer und phantastischer, wohingegen durch die intensivere Auseinandersetzung die realen Bezüge immer deutlicher hervortreten. Da wäre dann letztlich die Frage, was davon die Intention hinter dem Text ist. Rein stilistisch ist es sehr experimentell, den Text komplett im Präsens zu schreiben, statt im Präteritum, obwohl er dann auch noch auf mehreren Zeitebenen zu spielen scheint. Das könnte man wahrscheinlich am leichtesten überarbeiten.

  • Danke Chaos Rising ^^ nächstes Mal brauche ich einen fetten Disclaimer.

    Ich seh jetzt aber auch warum der Text für Verwirrung sorgt. Wie Sci-Fi-Dave erwähnt hat werden ja viele erwähnte Dinge noch gar nicht richtig erklärt. Somit trägt er als Einzelnes nicht viel Informationen und liegt irgendwo zwischen Stuhl und Bank.

    Kommt natürlich alles noch, aber für den "Erstkontakt" mit dem Setting werde ich da nochmals darübergehen.

    Zitat

    Ich kann dir jetzt schon sagen, dass ich mir "Zarimjenska Światewo Janusza" NIEMALS werde merken können xD

    Kein Bedarf dazu :D Der Name dient vor allem als Hinweis dass da etwas slawisch angehaucht sein könnte.


    Ich weiss gar nicht mehr so recht wie ich ursprünglich darauf kam. Ich mag wohl einfach die Sprachen und die Kulturen. Wollte einmal auch polnisch lernen, habe mich dann aber für russisch entschieden weil ich das andere zu schwierig fand.


    Die Grundidee war wohl, das grosse, alte Empire, dass man in vielen Fantasysettings findet nicht am lateinischen oder keltischen, sondern am slawischen zu orientieren.


    Sci-Fi-Dave

    Zitat

    Wenn dieser Zarimstempel aber nur einer von ganz vielen ist, ist es ja gar nicht so naheliegend, dass die Brücke nach dem als Tempelbrücke bezeichnet wird. Eher hätte ich die ja als Januszbrücke bezeichnet, weil dieser konkrete Tempel so jemandem geweiht zu sein schein.

    Huh. Da hast du eigentlich recht X/


    Mit deinen Gedanken liegst du übrigens teilweise schon sehr nah dran - die grösste Anlehnung des Settings ist der 30 jährige Krieg, Ost- und West-Berlin werden aber manchmal auch als Referenz verwendet.

    Der Ukraine Kontflikt ist erst nach dem meisten Worldbuilding richtig ausgebrochen. Hat mich aber daran erinnert, respektvoll mit dem Thema Krieg respektvoll umzugehen.

  • Der Serno


    Das Leben ist ein Fluss. Man kann versuchen, sich an seine Ufer zu retten, schneller zu schwimmen oder sich treiben lassen. Dein Weg wird das Flussbett nicht verlassen. Er wird immer im Meer enden, wo der kleine Fluss Teil von etwas grossem wird. Der Tag, an dem der Fluss sich mit dem Meer verbindet, ist der Tag, an dem er erneut zum Tropfen wird. Der Tropfen wird die Wolke der Schöpfung durchschreiten, wo die Götter seinen Wert prüfen werden. Er mag in ihrem Zorn verglühen, zur Arbeit in den vier Kreisen der Ewigkeit verdammt. Er mag von ihnen getrunken werden, das Geschenk der Sicht gewährt. Oder er mag wie die meisten Tropfen enden, mit einem Neuanfang. Als Regen über einem klaren Bergbach, wo er seine Reise aufs Neue beginnt.

    - Novultistische Lehre



    Selbst der grösste Fluss der Welt nimmt seinen Anfang klein. Hoch oben in den Trauerbergen Borheims, unter dem Schatten seiner schneebedeckten Kronen, tröpfelt ein Gletscher vor sich hin.

    Das Rinnsal fliesst enge Spalten und schmutzige Moränen hinab, bis es zu einem Bach wird. Der Bach durchspült den kargen, flechtenbedeckten Stein und bahnt sich seinen Weg durch die Hochebene von Vrodlun, bis er schliesslich ein Zwergendorf passiert.

    Das Dorf hat keinen Namen. Keinen, den die menschlichen Verwalter in Borheim interessiert.

    Die Zwerge leiten den Bach hier um. Nutzen ihr Generationenaltes Wissen über Bewässerungstechniken, um mit dem kostbaren Nass ihre Terrassengärten zu wässern und ihre Ziegen zu tränken. Regen ist knapp auf der Hochebene. Die höchsten Berge der Welt blockieren die feuchte Luft, die vom nördlichen Meer herweht und sorgen für eine trockene Kälte. Nur wer die Elemente zu seinen Gunsten nutzen kann, überlebt in den Trauerbergen.


    Südlich vom Dorf beginnt der Name dieser Berge Sinn zu machen. Tausend kleine Wasserläufe aus tausend kleinen Ritzen vereinen sich hier. Von überallher sprudelt Wasser aus den Felsen und stürzt in dünnen Rinnsalen oder sprühenden Kaskaden die Steilwände hinab. Jeden Frühling weint die Krone der Welt.


    Der kleine Strom, der spätestens jetzt als der Obere Serno bekannt ist, verlässt die autonome Zone und fliesst durch das Tal von Lorjun. Hier passiert er Zinningen, eine borheimische Minensiedlung, die das Land mit dringend benötigtem Roherz versorgt.

    Er fliesst weiter, immer grösser, immer mehr dem Flachland entgegen.

    Wir nähern uns der Grenze zur Ardonien. Burgen zieren hier jedes zweite Felshaupt. Manche wurden vom Grossherzogtum Borheim erbaut, manche von Fürsten und Kleinkönigen, die das Land im Zeitalter der Helden ihr Eigen nannten. Einige stammen noch aus der Blütezeit der vodraskischen Greifenkönige, nochmals andere wurden von Völkern erbaut, die die Welt schon längst vergessen hat. Kaum mehr als überwucherte Fundamente sind von ihrer einstigen Pracht geblieben. Verfluchte Orte, würden sie die Zwerge nennen.


    Kobern. Der südlichste Zipfel von Borheim, wo der Serno sich mit der Druswa vereinigt und das Dreiländereck bildet. Westlich der Druswa liegt Vodrask. Hier ist die Grenze ruhig. Östlich des Sernos liegt Kadranien, heute gemeinhin als Ardonien bekannt. Hier ist fast jede der Burgen bemannt. Die Trauerberge gelten als uneinnehmbar und doch überqueren hier immer wieder Ardonische Truppen den tückischen Strom und versuchen über Borheimischen Boden in Vodrask einzufallen.


    Hier, als Grenzfluss zwischen Vodrask und Kadranien, beginnt der eigentliche Serno. Während er zwischen den Vorgebirgen sprudelt, wird er immer tückischer zum Überqueren. Als Vodrask noch über beide Ufer des Flusses herrschte, hatte man versucht, Brücken zu bauen. Doch die verheerenden Überschwemmungen und Bergrutsche jeden Frühling, sowie der Niedergang des Greifenreichs haben diesen Bestreben bald ein Ende gesetzt.


    Der Fluss passiert Wasowńe und Elsen. Die zwei Nachbarstädte sind völlig verschieden. In Wasowńe bildet ein runder Zarimstempel den Kern der Stadt, in Elsen der Kuppelturm einer Novultistischen Kirche. Die einen glauben an die Kraft des Einzelnen und dass das Schicksal durch Selbstbestimmung erfolgt, die Anderen fördern den Zusammenhalt der Gesellschaft und halten den Fluss des Lebens für vorgegeben. In Wasowńe bestellen die Bauern das Land des niederen Schwertadels, der Miezlakta, die wiederum dem hohen Adel, dem Zlakta dient. In Elsen sind die Bauern frei, müssen aber der regionalen Verwaltung und dem Militär hohe Abgaben in Form von Ertrag spenden.


    Weiter gen Süden fliessen der Lado und des Ramser in den Serno. Er wird zu einem mächtigen Fluss, die Lebenslinie eines Kontinents.

    Hallau, die Schornsteine der Stadt spucken Rauch in den Himmel. Hier befinden sich die Schmelzöfen Ardoniens, wo jeden Tag duzende Feldschlangen und Mörser gegossen werden, welche den Hunger der Kriegsmaschinerie stillen.

    Das Land wird flacher, die Felder zu beiden Seiten des Flusses grösser. Die Ufer sind befestigt und Bewässerungskanäle ziehen sich durch das fruchtbare Land.


    In einer Flussbeuge, wo der Serno gerade einmal 1000-1800 Schritt misst, liegt Dripol, die geteilte Stadt. Bekannt nicht wegen ihrer Glasbläsereien und Werkzeugschmieden. Auch nicht wegen ihres bedeutenden Flusshafens, sondern vor allem für ihre Brücken. Die vier Brücken - die Tempelbrücke, Friederichsbrücke, Kornbrücke und Torchumbrücke - sind die treibende Kraft hinter der Entwicklung Dripols. Sie haben die Stadt in eine blühende Metropole verwandelt, ein Schmelztiegel der Kulturen und ein Paradebeispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Vodrask und den kadranischen Fürstentümern. Hier wurden Friedensverträge unterzeichnet, Handelsabkommen geschlossen.

    Das war, bevor die Fürstentümer von Ardonien übernommen wurden. Die Stadt ist nunmehr verlassen. Bewohnt nur noch von den Streitkräften, die sich jeden Tag auf den Brücken zur Schlacht treffen.


    Südlich von Dripol waren vor dem Krieg viele Schiffe unterwegs, die Korn, Textilien und Werkzeuge flussabwärts und exotische Rohmaterialien aus den Kolonien flussaufwärts schifften. Die meisten davon liegen nun vor Anker. die Blockaden im Delta haben den Warenfluss zum Erliegen gebracht.

    Möwen ziehen in Scharen über den trägen, braunen Riesen. Das schmutzige Wasser scheint auf den ersten Blick ruhig, verbirgt aber trügerische Wirbel und Stromschnellen unter seiner Oberfläche.


    Lestekja. Eine Stadt, die nach Lestek dem Wanderer, dem ersten König Vodrasks benannt wurde. Dem Gründungsmythos zufolge überquerte der König mit seinen 13 Stämmen hier einst nach ihrer Reise durch Kadranien den Fluss auf den Rücken ihrer Greifen. Als Lestek, zu dem Zeitpunkt bereits ein Greis, sich von seinem Reittier helfen liess, sank er auf die Knie und küsste den sandigen Boden. An dem Tag erklärte Lestek, dass alles Land westlich von diesem Fluss von nun an Vodrask sei. Ein Versprechen, dass seine Nachfahren 150 Jahre später erfüllen konnten, als Mikolaj "Eisenkrone" auf seinen Eroberungszügen das erste Mal den Inarischen Ozean erblickte.


    200 Meilen südlich von Lestekja beginnen die Umrisse des Sernos zu verschwimmen. Der Zufluss des Spoltry und der Warna lassen den Betrachter an seinen Ufern kaum noch die andere Seite erblicken. Ausladende Feuchtgebiete umgeben den Fluss. Wir nähern uns dem Königsdelta.

    Der Fluss schert aus, teilt sich in duzende Nebengewässer, in stetem Wandel mit den Jahrerszeiten. Hunderte, ja tausende von Inseln durchziehen das Delta, manche kaum mehr als schwimmende Flicken aus Riet und Binsen, andere dagegen von Dörfern und Reisfeldern überzogen. Grosse Städte wie Rjaslow in Vodrask oder Sernomund und Heinrichshafen in Ardonien wurden hier zwischen den Sümpfen errichtet. Diese Städte sind für Ardonien von zentraler Bedeutung. Das Tor zum Inarischen Ozean und seine einzige Lebenslinie zu den Kolonien in der neuen Welt.


    Das Königsdelta ist ein trügerisches Paradies. Die Ruhe dieser Oase der Natur wird immer wieder durch Kanonenfeuer unterbrochen. Kriegsschiffe pflügen durch die stillen Wasser und feuern volle Breitseiten auf ihre Kontrahenten, manchmal über Inseln hinweg. Wird ein Schiff versenkt, oder läuft es in der Hitze des Gefechts auf Grund, rettet seine Besatzung sich auf eine der Inseln und setzt den Kampf unnachgiebig von dort aus fort.


    Man weiss gar nicht so recht, wo der Serno eigentlich aufhört. Irgendwann verändert sich die Farbe des Wassers, es schmeckt salzig und der Wellengang wird stärker. Man befindet sich in der Sernobucht. Der Tropfen aus den Gletschern der Trauerberge hat seinen Weg in den Ozean gefunden.


    Die Überquerung des Sernos am Ende der vodraskischen Migration.