Wenn der Protagonist stirbt?

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  • Hallo zusammen. Wie fändet oder findet ihr es, wenn der Protagonist stirbt und ein anderer Charakter seinen Platz einnimmt oder die Rolle des Protagonisten auf einen anderen übergeht? Wenn möglich bitte ich keine Titel zu nennen oder zu spoilern, falls ich mal eines der Bücher lesen will :D

  • Den Protagonisten zu töten kann meiner Meinung nach funktionieren, aber man muss es schon geschickt angehen. Sein Tod sollte nicht nur einem Schockmoment dienen, sondern auch einen Sinn oder eine Thematik bekräftigen ( Z.B. dass es keinen Auserwählten gibt oder dieser jemand anderes ist.)

    Ich würde es ausserdem begrüssen, wenn die Rolle des Protagonisten dann auf jemand übergeht, der nahtlos daran anknüpfen kann und als Charakterentwicklung dann zusehen muss, nicht in das gleiche Fahrwasser zu kommen.


    Ausserdem würde ich das entweder im ersten oder im letzten Viertel vor dem Finalbmachen. Dazwischen finde ich es irgendwie doof. Ist vielleicht auch meine Einstellung.


    Sensenbach Böse! Gleich zwei Spoiler :keeporder:

  • Hallo zusammen. Wie fändet oder findet ihr es, wenn der Protagonist stirbt und ein anderer Charakter seinen Platz einnimmt oder die Rolle des Protagonisten auf einen anderen übergeht? Wenn möglich bitte ich keine Titel zu nennen oder zu spoilern, falls ich mal eines der Bücher lesen will :D

    Das muss definitiv zum Erzählstil passen. Wenn das Buch beispielsweise aus fünf größeren Abschnitten besteht, die alle einen Protagonisten haben und die man nacheinander liest (100 Seiten den Ersten, 100 Seiten den Zweiten), dann kann davon auch mal einer sterben. Habe ich zwar eher in Urban Fantasy-Bereichen gesehen als in High Fantasy, aber ich bin grundsätzlich dafür offen.

    Bei mehreren Handlungssträngen, wo es weniger DEN EINEN Protagonisten gibt, geht das auch klar. Denn da geht es dann eher ums große Ganze als um eine Figur.


    Gibt es aber DEN EINEN Prota, wäre das echt unzufriedenstellend. Wenn es um Tod und Überleben geht, kommt Spannung für mich dann eher darüber, ob meine geliebten Nebenfiguren es schaffen, oder ob der Prota am Ende vielleicht sterben muss. Bei letzterem muss man dann mit der Erzählperspektive aufpassen. Ich-Erzähler in der Vergangenheitsform sterben zu lassen, ist schummeln. Denn dann könnten sie die Geschichte ja nicht mehr erzählen.


    Ja, es ist ein schwieriges Ding, das man sich gut überlegen sollte. Wenn eine Geschichte nicht umbedingt DEN EINEN Prota hat, dann geht da schon was. Ansonsten fühlen sich die meisten Leser wahrscheinlich eher betrogen.

    [Schlaue, tiefgreifende Lebensweisheit]

  • Sensenbach Böse! Gleich zwei Spoiler :keeporder:

    Kein Problem. Ich bin Spoilerkönig!



    Aber ernsthaft: Wenn ich drei 400 Seiten Bücher mit einem Protagonisten mitgefiebert habe und dann überantwortet der Autor diesen den Flammen, dann mag es für manche Leser Avantgarde sein, für mich ist das der Grund diese drei Bücher den Flammen ... halt ... die nächsten 24 Bücher nicht mehr zu kaufen. Andere Autoren haben auch schöne Töchter!

  • Danke für die Antworten. GoT werde ich wahrscheinlich eh nie lesen oder schauen von daher nicht so schlimm :D Zwei weitere Szenarien


    1. Wie sähe es aus, wenn der Protagonist von zwei weiteren Charaktern entweder durchgehend oder fast durchgehend begleitet wird, dann der Protagonist stirbt und einer der zwei übrigen dessen Platz einnimmt?

    2. Wie sähe es aus, wenn der Protagonist zwar scheinbar stirbt, aber in einer Parallelwelt weiterhin Einfluss auf seine Welt hat und die Aktionen darin steuert bspw. durch einen anderen Charakter oder Magie man es allerdings erst ein paar Kapitel oder ein bis mehrere Bände später in einer Art Rückblerfährt?

  • 1. Wie sähe es aus, wenn der Protagonist von zwei weiteren Charaktern entweder durchgehend oder fast durchgehend begleitet wird, dann der Protagonist stirbt und einer der zwei übrigen dessen Platz einnimmt?

    Als Leser bin ich sehr in den Potagonisten investiert.

    Also Luke Skywalker stirbt im zweiten Teil und Han Solo übernimmt dann? Vergiß es …

    2. Wie sähe es aus, wenn der Protagonist zwar scheinbar stirbt, aber in einer Parallelwelt weiterhin Einfluss auf seine Welt hat und die Aktionen darin steuert bspw. durch einen anderen Charakter oder Magie man es allerdings erst ein paar Kapitel oder ein bis mehrere Bände später in einer Art Rückblerfährt?

    Das ist dann kein echter Tod, also schummeln. Wenn es gut gemacht ist, geht schummeln immer.


    Disclaimer: Ich bin ein konversativer Leser. Keine Ahnung, was die Kids mögen.

  • Heyho Tenger

    Wie fändet oder findet ihr es, wenn der Protagonist stirbt und ein anderer Charakter seinen Platz einnimmt oder die Rolle des Protagonisten auf einen anderen übergeht?

    Gegenfrage: Wozu sollte das gut sein?

    Die Bücher zu Games of Thrones habe ich nach dem Tod von Ned Stark abgebrochen (lange bevor es verfilmt wurde)

    Da habe ich nur die Serie gesehen und habe mich auch sehr gewundert, warum so ein starker Charakter mal eben mit dem Schwert direkt in der ersten Staffel rausflog.

    Macht für mich aber, weil's chronologisch abläuft, durchs´aus Sinn: Ich steige in eine Geschichte ein, die irgendwann anfängt. Und da ist dann für Ned Stark kein Platz mehr.

    Verliert er eben seinen Kopf.

    Muß ich nicht mögen. Paßt aber.

  • 2. Wie sähe es aus, wenn der Protagonist zwar scheinbar stirbt, aber in einer Parallelwelt weiterhin Einfluss auf seine Welt hat und die Aktionen darin steuert bspw. durch einen anderen Charakter oder Magie man es allerdings erst ein paar Kapitel oder ein bis mehrere Bände später in einer Art Rückblerfährt?

    Wenn es zum Setting passt, dann kann man das machen. Ich könnte jetzt ein Beispiel nennen, wo das super gut funktioniert, einfach weil das Jenseits im zweiten Band wie eine eigenständige Welt eine Rolle spielt und im ersten Band (!) schon die Grundlagen dafür gelegt sind, dass es dieses Jenseits gibt.

    Das ist dann kein echter Tod, also schummeln. Wenn es gut gemacht ist, geht schummeln immer.

    Da muss ich dann widersprechen. Wenn es eine sinnvolle Entwicklung der Story ist, dann ist das mMn ok und kein Schummeln. Schummeln wäre für mich, wenn man der Story anmerkt, dass der Autor nach dem Tod des Charakters gemerkt hat, dass das eine doofe Entscheidung war und er jetzt doch lieber wieder mit diesem Charakter weitererzählen würde und sich daher an den Strohhalm Jenseits / Leben nach dem Tod klammert.

    Abgesehen davon wäre ich auch sehr vorsichtig damit, einen Hauptcharakter einfach und unüberlegt sterben zu lassen, weil es unerwartet ist und schockiert oder so. Das geht vermutlich in die Hose.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Gegenfrage: Wozu sollte das gut sein?

    Funktioniert prinzipiell in einem Lovecraft-artigen Horror-Setting ganz gut - die Praemisse ist dass die Maechte mit denen man es zu tun hat halt so gefaehrlich sind dass ein Mensch kaum eine Chance hat da rauszukommen - und wenn der Protagonist stirbt und ein anderer uebernimmt, der dann auch stirbt und... dann ist das Thema eindringlich geschildert.


    Sonst eher nicht.


    Die Frage ist ja - wessen Geschichte wird erzaehlt? Wenn es die des auf der Haelfte Toten ist - wieso hat der Autor den ueberhaupt ausgewaehlt um zu erzaehlen? Ich geh' mit Sensenbach , ich halte das eher fuer einen Fehler im Konzept, sowas kann funktionieren wenn der Autor ein brillianter Erzaehler ist, normalerweise geht's nicht gut.

  • Ich finde schon die Idee, einen Charakter sterben zu lassen schwierig. Man riskiert halt, dass der Leser aus lauter Frust abbricht. Dennoch darf meiner Meinung nach UNTER GANZ BESTIMMTEN UMSTÄNDEN mal ein Charakter sterben.

    Aber der Protagonist? Haha - das wäre die komplette Verarschung und ich könnte das nie akzeptieren.


    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince

  • Wie fändet oder findet ihr es, wenn der Protagonist stirbt und ein anderer Charakter seinen Platz einnimmt oder die Rolle des Protagonisten auf einen anderen übergeht?

    Also meiner bescheidenen Meinung nach, kann das durchaus funktionieren. Warum denn auch nicht? Es muss diese Ausnahme von dem in der zeitgenössischen Belletristik etablierten Grundsatz geben, damit ich wirklich mitfiebern kann, auch wenn nur die ferne Möglichkeit bestehen könnte, dass der Prota tatsächlich und endgültig stirbt. Schließlich füge ich eine weitere Ebene zu dem Leseerlebnis hinzu, wenn ich mich unentwegt fragen muss, ob der Held überlebt und nicht nur wie. Das hat meines Erachtens ASoIaF so erfolgreich gemacht und vom ganzen Einheitsbrei abgehoben - ab einem gewissen Punkt konnte einfach alles geschehen und ich habe andauernd um die Chars gefürchtet. Da hat es halt auch gut funktioniert, weil es der Anfang der Geschichte war und die nächste Riege von Protas bereits eingeführt worden ist und in den Startlöchern stand.


    Und wenn es das Ende der Story wäre? Ich weiß, die Frage zielt jetzt nicht unbedingt darauf ab, aber im Prinzip geht es doch ums Protasterben: Würde ich jetzt unbefriedigter das Buch weglegen oder aus dem Kino gehen, wenn Geralt von Riva den Löffel abgegeben hätte oder John Wick ins Gras beißt? Wenn es sich sinnvoll ins Gesamtnarrativ einfügt, why the F not? :pardon:


    "Die Sonne scheint anders und wird weiter scheinen, es hilft nichts mit Steinen nach ihr zu werfen."

  • J.J.Raidark

  • Heyho J.J.Raidark & Jufington

    Und ja Ned Stark tat weh ... und Robb Stark tat weh ... und Jon Snow tat weh

    Ich denke, für mich ist es völlig in Ordnung, Charaktere (oder sogar Protas) zu killen, wenn diese Regel früh etabliert wird und für den Rest der Geschichte auch gilt.

    Das eine wie auch das andre finde ich akzeptabel - aber bei beidem gings ja um Filme/Serien.

    Macht für mich aber, weil's chronologisch abläuft, durchs´aus Sinn: Ich steige in eine Geschichte ein, die irgendwann anfängt. Und da ist dann für Ned Stark kein Platz mehr.

    Verliert er eben seinen Kopf.

    Da bin ich völlig (was Filme und Serien angeht) bei Euch.


    Ich find's aber im schriftstellerischen sehr schwer, erst mal über einen geraumen Zeitraum einen Prota aufzubauen und wachsen zu lassen. Das kostet Zeit, Nerven und viel Energie.

    Den dann auch noch zu killen, kann eigentlich nur Sinn machen, wenn ich daneben einen zweiten Prota habe, der im Schatten immer schon vorhanden war, aber bisher noch nicht in's Licht getreten ist.

    Als Neo am Ende von Revolutions sich in und mit Smith aufgelöst hat, hat er mit seinem Opfer die Menschheit gerettet.

    Und Romeo und Julia sterben doch auch zum Schluss

    Da haste recht. Nur ist das auch immer das Ende der Geschichte. Die Frage war aber: Was ist, wenn der Protagonist mittendrin verschwindet, weil tot?

    Da funktioniert das nicht, meiner bescheidenen Meinung nach.

    Thorsten 's Anmerkung:

    Funktioniert prinzipiell in einem Lovecraft-artigen Horror-Setting ganz gut - die Praemisse ist dass die Maechte mit denen man es zu tun hat halt so gefaehrlich sind dass ein Mensch kaum eine Chance hat da rauszukommen - und wenn der Protagonist stirbt und ein anderer uebernimmt, der dann auch stirbt und...

    kann ich mich anschließen. Das passt.


    Aber erst mal in einer Erzählung einen Hauptcharakter aufbauen, um ihn dann mittendrin dem Hades zu überantworten?

    Würde für mich höchsten dann (im Bereich der Fantasy) Sinn machen, wenn jener Protagonist den Staffelstab (Schwert, Lanze, Gral, Kelch etc. pp.) weitergeben muß, weil er selbst das angestrebte Ziel nicht erreichen kann.

    Und selbst dann würde sich das Ganze eher am Ende der Erzählung befinden statt am Anfang oder mittendrin.


    Nuff said.

  • "Die Sonne scheint anders und wird weiter scheinen, es hilft nichts mit Steinen nach ihr zu werfen."

  • Ich find's aber im schriftstellerischen sehr schwer, erst mal über einen geraumen Zeitraum einen Prota aufzubauen und wachsen zu lassen. Das kostet Zeit, Nerven und viel Energie.

    Den dann auch noch zu killen, kann eigentlich nur Sinn machen, wenn ich daneben einen zweiten Prota habe, der im Schatten immer schon vorhanden war, aber bisher noch nicht in's Licht getreten ist.

    Das ist halt eine grundsätzliche Frage, die die Art der Geschichte bzw. die Erzählweise betrifft. Wenn sich die Geschichte vor allem um einen Charakter dreht, dessen Denken und Fühlen gezeigt wird, und dessen Handlungen die Geschichte vorantreiben und interessant machen, während alle anderen Charaktere eher Statisten sind, bei denen man das Gefühl haben könnte, dass sie wie ein Roboter einfach stehen bleiben, sobald sie aus dem Fokus geraten (ich übertreibe bewusst; das zieht natürlich ganz andere Probleme nach sich), dann wird es schwieriger, den Wechsel von einem Charakter auf einen anderen zu vollziehen. Vermutlich würde man dann also eine ganze Reihe an Lesern verlieren.

    Wenn es jetzt aber eher so ist, dass es eine ganze Menge an Erzählcharakteren gibt, aus deren Perspektive die "eine große Geschichte" erzählt wird und wenn diese Geschichte eben nicht die Geschichte eines Protagonisten ist, dann dürfte das leichter funktionieren. So ist es in ASoIaF. Es ist eben nicht die Geschichte von John Snow und wie er den Iron Throne gewinnt. Und es ist auch nicht die Geschichte von Ned Stark, wie er versucht, seinen Jugendfreund & König vor dem Untergang zu bewahren. Es ist viel vielschichtiger, komplexer, verworrener etc. Da wirkt es mMn natürlicher, dass in dem tödlichen "Spiel um den Eisernen Thron" immer wieder mal Charaktere ihr Leben verlieren.

    Aber erst mal in einer Erzählung einen Hauptcharakter aufbauen, um ihn dann mittendrin dem Hades zu überantworten?

    Würde für mich höchsten dann (im Bereich der Fantasy) Sinn machen, wenn jener Protagonist den Staffelstab (Schwert, Lanze, Gral, Kelch etc. pp.) weitergeben muß, weil er selbst das angestrebte Ziel nicht erreichen kann.

    Und selbst dann würde sich das Ganze eher am Ende der Erzählung befinden statt am Anfang oder mittendrin.

    Ganz genau! Die Frage nach dem Warum muss schlüssig beantwortet werden. Mir kam letztens wieder in den Sinn, dass eines meiner absoluten Lieblingsbücher damit anfängt, dass einer der Protagonisten im allerersten Kapitel erstens überhaupt nicht heldenhaft rüberkommt und zweitens das Kapitel so endet, dass man denken könnte, der Charakter wäre gestorben. Ich hab das Buch zweimal abgebrochen und musste mich wirklich dazu zwingen, das zu lesen (ich musste es für ein Seminar an der Uni lesen, also gab es keine Wahl ^^ ). Dadurch hat sich aber auch mein Geschmack und meine Toleranz gegenüber solchen Geschichten mit ungewöhnlichen Settings, Charakteren, Erzählweisen etc durchaus erweitert.

    Und Romeo und Julia sterben doch auch zum Schluss (Hamlet sogar auch, wenn mich nicht alles täuscht - hab das Ding leider nie zuende gelesen :hmm: ) und trotzdem wird Shakespeare als einer der größten Literaten aller Zeiten gefeiert. Kann also sein, dass es einfach unsere Konditionierung ist, die unsere Erwartungen und Vorstellungen prädisponiert. Umso interessanter, wenn mal etwas nicht so läuft wie sonst immer.

    Shakespeare unterscheidet sich von typischer Fantasy dann doch gewaltig. Es sind halt hauptsächlich Dramen, die er geschrieben hat. Die tragen häufig ja schon im Kern in sich, dass sie eine tragische Geschichte erzählen, die Mitgefühl beim Zuschauer erzeugen soll. Die nach meinen verständnis typische Fantasygeschichte hört fast immer mit einem Happy End auf. Plakativ gesagt überwindet der Held alle Widrigkeiten, besiegt den Antagonisten und gewinnt etwas als Belohnung. Das Gefühl, das man da als Leser mitnehmen soll, ist neben der temporären Flucht aus dem Alltag jenes, dass die Welt doch eigentlich in Ordnung ist. Man ist mit dem Ausgang der Geschichte glücklich und zufrieden. Man ist beruhigt, dass die Guten gewinnen und die Bösen bestraft werden. Das passt so vom Grundkonzept nicht wirklich dazu, dass der Held stirbt.

    Dass es auch solche Geschichten gibt, heißt natürlich nicht, dass es nur solche Geschichten geben sollte. Wie gesagt, wenn die Geschichte so angelegt wird, dass der Tod eines Charakters sich gut einfügt oder tatsächlich sinnvoll für die Entwicklung oder Lösung eines Konflikts ist, dann spricht nicht so viel dagegen.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Heyho J.J.Raidark

    Aber für jemanden, der fleißig Tolkien dafür kritisiert, dass er Gandalf zurückgebracht hat, finde ich das schon ein klein wenig scheinheilig.

    Ich bin jetzt nicht so in der Game of Thrones - Schiene drin, weiß also nicht wirklich, in welcher Form da ein Charakter vom Autor der Bücher "wiederbelebt" wurde.

    Ebenfalls ist mir der Wortlaut seiner Kritik an Tolkiens Methode, die Figur des Gandalf wieder zurück zu bringen nicht bekannt: Eine Anmerkung sei mir aber trotzdem gestattet.

    Tolkien hat die Figur des Gandals nicht einfach nur wiederbelebt oder zurückgebracht. Er hat sie vielmehr eine Transformation durchlaufen lassen, in der aus "Gandalf dem Grauen" "Gandalf der Weisse" wurde. Und damit meiner Meinung nach den Charakter der Figur auch recht deutlich verändert.

    Gandalf der Graue war noch - bei allem Ernst der Situation und seiner durchaus hohen magischen Kraft - eher ein "spielerischer" Zauberer, der ein tolles Feuerwerk zu Bilbos Geburtstag veranstaltet, vor den verschlossenen Toren Morias ein simples Worträtsel fast nicht lösen kann usw. usf.

    Gandalf der Weisse jedoch - und damit der mächtigste aller Zauberer von Mittelerde nach dem Fall Sarumans (wird gerne vergessen und war für Tolkien auch nicht wirklich für die Geschichte wichtig...aber er hat ansatzweise ja den Zauberern durch Farbe ihren Rang zugewiesen (Radagast der Braune))...

    Gandalf der Weisse jedoch ist völlig zielgerichtet darauf, den Ring zu zerstören. Es dauert jedenfalls ziemlich lange in der Erzählung, bis er sowas wie Empathie oder Freundschaft zu den früheren Gefährten wieder empfindet.

    Wie gesagt: Für Game of Thrones kann ich nicht mitreden, glaube aber, daß das einen grundlegenden Unteschied darstellen kann.

    Mittendrin sagst Du, klappt nicht. Dann heißt es, Lovecraft macht es und dann meinst Du, es passt ... ich komm nicht mehr mit

    Okay, ich versuch's. ^^

    Apropos "versuchen":

    Erinnere Dich dran (oder lies es nochmals) daß ich in meinem Post auf den Unterschied zwischen Drehbüchern (Filmserien) und Büchern (Romane) hingewiesen hatte. Das ist wichtig, sonst geht hier jede Diskussion oder Debatte daran zugrunde, das man im Laufe der Textnachrichten aneinander vorbei zu reden beginnt.

    Daher ein kleines, sehr lehrreiches Intermezzo :thumbsup: :

    Ken Jebsen war schon damals ein ziemlich armes Licht...

    Das aber nur mal am Rande.

    Funktioniert prinzipiell in einem Lovecraft-artigen Horror-Setting ganz gut - die Praemisse ist dass die Maechte mit denen man es zu tun hat halt so gefaehrlich sind dass ein Mensch kaum eine Chance hat da rauszukommen - und wenn der Protagonist stirbt und ein anderer uebernimmt, der dann auch stirbt und... dann ist das Thema eindringlich geschildert

    Was Thorsten damit sagen wollte (glaube ich zumindest... :D ) :

    Entweder (meistens) hat sich Lovecraft für einen Prota entschieden, der die ganze Erzählung durchleiden muß.

    Manchmal hat er aber die Variante benutzt, in der ein dem Hauptprota nahestehender Freund oder Verwandter um Hilfe gebeten wird, entsprechend nur fragmentarisch vorbereitet an den Ort des Geschehens reist und dort erleben muß, daß es an ihm liegt, den begonnenen Kampf gegen das Böse zum Ende zu führen, weil's der Freund nicht mehr kann.

    Lovecraft hat das Kunststück fertiggebracht in seinen Geschichten das eh schon aufgebaute Grauen noch dadurch zu intensivieren, daß der hinzustoßende Freund den Staffelstab übernehmen muß, um die Erzählung zu einem Ende zu bringen.

    Da rede ich jetzt allerding über eine Horrorstory, nicht über einen Fantasystoff.

    Aber: Dort paßt es.

    Mir kam letztens wieder in den Sinn, dass eines meiner absoluten Lieblingsbücher damit anfängt, dass einer der Protagonisten im allerersten Kapitel erstens überhaupt nicht heldenhaft rüberkommt und zweitens das Kapitel so endet, dass man denken könnte, der Charakter wäre gestorben.

    Heyho Asni

    Danke für die Info.

    Wenn Du jetzt noch so freundlich wärst, Titel und Autor zu publizieren, könnte ich m ir selbst ein Bild davon machen... :schiefguck:

  • Wenn Du jetzt noch so freundlich wärst, Titel und Autor zu publizieren, könnte ich m ir selbst ein Bild davon machen... :schiefguck:k

    Sehr gerne. Ich bin nur der Bitte nachgekommen, nicht zu spoilern... daher also im Spoiler Autor und Titel ^^

    Der Wanderer : Ergänzend zu deinen Ausführungen zu Gandalf möchte ich noch anmerken, dass die Farben bei den beiden wichtigsten Zauberern (weiß und grau) auch noch so interpretiert werden können, dass sich in der Farbe Grau Gandalfs Zögerlichkeit und Ängstlichkeit im Kampf gegen Sauron (für den die Farbe Schwarz - schwarze Reiter / drohende Dunkelheit etc verwendet wird) widerspiegelt. Gegen den Balrog geht Gandalf an einer entscheidenden Stelle auf Konfrontation und tritt auch aus dem Verborgenen. Damit gibt er die Zögerlichkeit auf und findet sich auch in seine Rolle, was nach seiner Rückkehr in die Geschichte ja dann auch voll zum Tragen kommt. In diesem Sinn ist das ein hervorragend gewähltes Beispiel dafür, wie Tod und Wiedergeburt eines zentralen Charakters gut gelingen kann. Zumindest ist das meine Meinung ^^

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Heyho Asni

    Vielen Dank für den Tip mit den "Klingen".

    "Klingt" für mich nach ungefragter "Verbesserung" seitens der Übersetzer - Bestelle ich mir dann morgen mal im Original.

    Danke verbindlichst.

  • Um zurück zum Thema zu kommen: Wenn ein Roman nur 'den' Protagonisten hat, dann ist meiner Meinung nach nur dann erlaubt ihn umzubringen, wenn es ein Drama ist.


    Beim Drama erwartet man das. Da ist der Leser auch vorbereitet. Hier ist es auch kein Problem, wenn aus einer zweiten Perspektive dann die losen Fäden zuende verknüpft werden.


    In allen anderen Fällen versteht der Autor (hart gesagt) nichts vom Schreibstil. Es gibt beim Bücher schreiben mehr Dinge, als nur Rechtschreibung und Grammatik.


    Ausnahme: Sollte man eine Reihe von wichtigen Charakteren haben (nicht nur einen Hauptcharakter) kann man meiner Meinung nach durchaus welche sterben lassen.

    Wobei man hier selbstredend nicht die Sympathieträger umnieten sollte. Die meisten Leser mögen das nicht.

    Klar ich weiß, dass bei GoT meistens die Unsympathen recht lang am Leben blieben und viele Jungautoren glauben, dass muss so sein, weil da jemand damit Erfolg hatte.

    Aber das halte ich für eine Modeerscheinung. Die meisten Leser wollen mindestens einen Charakter mit dem sie sich identifizieren können. Und der muss behandelt werden wie 'der' Protagonist.