Es gibt 478 Antworten in diesem Thema, welches 39.734 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (23. April 2025 um 12:07) ist von Thorsten.

  • Wo vorher ein kleines Köhlerdorf mitten im Wald gewesen war, standen jetzt nur noch ausgebrannte Ruinen. Einer der Kohlemeiler war noch intakt, so als könnte er jeden Moment benutzt werden und in einem Lagerschuppen fand sich noch Brennholz aufgestapelt, aber das halbe Dutzend Hütten in denen die Köhler gewohnt hatten war komplett zerstört, ebenso wie zwei Ställe und ein anderer Schuppen in dem die Holzkohle gelagert worden war. Der Regen der letzten Jahre hatte den Rest davon zu einem ekligen, schwarzen Schlamm zusammengebacken der teilweise auch auf den Weg davor gesickert war. Ein paar Schritte abseits war noch ein überdachter Brunnen - er war aus irgend einem Grund komplett verschont geblieben.

    Der Wald hatte noch kaum Gelegenheit gefunden, sein Recht zurückzufordern - hier und da hatte ein Schößling Fuß gefaßt, Gras, Weideröschen und Geißenbann verdeckten die schlimmsten Brandnarben, aber es war klar daß die Zerstörung erst vor ein paar Jahren geschehen war.

    Immerhin waren keine Toten zu sehen, keine Knochen die zwischen den verbrannten Hütten lagen und keine Schädel die aus leeren Augen auf jeden Neuankömmlign starrten. Entweder waren sie alle rechtzeitig geflohen, oder jemand hatte sie beerdigt, oder, wahrscheinlicher, die Tiere des Waldes hatten die Überreste in den Jahren seither entfernt.

    Vermutlich waren es marodierende Soldaten gewesen die das Dorf zerstört hatten wie so viele andere auch, wahrscheinlich Edreds Söldner die später zur Schwarzen Garde geworden waren, vielleicht auch gondrisches Fußvolk - irgendwie fiel es Tanred schwer, sich vorzustellen daß Ritter zu so einer Zerstörung fähig sein sollten.

    Vor allem wirkte alles so sinnlos!

    Die Köhler würden kaum etwas gehabt haben was für ein Heer wichtig gewesen wäre - außer der Holzkohle für eine Schmiede vielleicht, aber genau die hatten die Angreifer im Regen liegen lassen. Alles wirkte wie als wäre die Zerstörung Selbstzweck gewesen.

    In den paar Stunden seit die Gaukler hier angekommen waren, war das Dorf jedoch zu neuem Leben erwacht und erinnerte jetzt eher an ein Heerlager. Nach und nach waren Bewaffnete eingetroffen, Armbrustschützen hauptsächlich, aber auch Andel, Vindric und drei andere Berittene die Tanred noch nicht kannte. Auch Vorräte waren mit zwei Packpferden gekommen - frisches Brot, Getreideschrot für einen nahrhaften Brei und Trockenfleisch. Jetzt standen Zelte neben den verbrannten Hütten, auf einem lodernden Feuer kochte ein Eintopf, die Pferde waren im Holzschuppen untergebracht den man umfunktioniert hatte, Armbrustschützen standen und saßen in kleinen Gruppen beieinander und redeten während Perren in einem Kreis mit seinen Anführern saß und den Plan besprach.

    Die Rebellen wirkten nicht wie die Soldaten die Tanred kennengelernt hatte - ihnen fehlte das Draufgängertum und die Neigung zu großen Reden, aber auf ihre Art wirkten sie dennoch hart. Einige waren jung, grade mal in Tanreds Alter, andere mochten Familienväter sein, der Älteste hatte schütteres weißes Haar. Aber in allen Gesichtern malte sich die gleiche grimmige Entschlossenheit und in ihren Augen die gleiche Kälte.

    Alle von ihnen hatten schon Tod und Zerstörung gesehen, hatten gesehen wie Familienmitglieder von der Garde abgeschlachtet worden waren, wie ihr Vieh und Saatgut geraubt worden war oder wie ihre Häuser und Ställe in Brand gesetzt worden waren.

    Tanred nickte sinnend. Es war wohl alles andere als ein Zufall, daß der Sammelpunkt für die Kerrinsmänner die an dem Hinterhalt teilnehmen sollten an genau diesem Ort war...

    Perrens Besprechung schien zu Ende zu sein und die Anführer erhoben sich. Andel kam direkt auf Tanred zu, mit Sigrun und einem weiteren Waffenknecht im Schlepptau. Tanred blickte ihn fragend an.

    "Du kämpfst unter mir, Tanred", verkündete ihm der Ritter. "Unsere Aufgabe ist, von der rechten Seite zuzuschlagen. Wir haben ein Dutzend Armbrustschützen, wenn alles nach Plan geht dann ist das alles was wir brauchen. Wenn irgend etwas schief geht und ein Gegenangriff kommt, dann brauche ich Sigwart, Goran hier und dich als Verteidiger vor den Schützen - um Zeit zum Nachladen zu gewinnen."

    Tanred nickte und musterte Goran, einen kräftigen Mann mit vernarbten Wangen, kurzen dunklen Haaren und einem buschigen Bart.

    "Ich hab' als Soldat gedient", beantwortete er Tanreds unausgesprochene Frage. "Ich kann im Kampf schon meinen Mann stehen."

    Sigrun warf bei diesen Worten einen schnellen Blick zur Seite, ließ die Sache aber auf sich beruhen. Andel runzelte kurz die Stirn, sprach dann aber weiter.

    "Wir brechen zum Morgengrauen auf so daß wir ungesehen unsere Position einnehmen können. Also sorgt alle dafür daß eure Waffen und Ausrüstung in Ordnung ist - am besten ihr schlaft darin!"

    Alle drei nickten.

    "Tan, hast du ein Kettenhemd?", fragte der Ritter weiter.

    Tanred schüttelte den Kopf.

    "Nur einen Waffenrock...", entgegnete er. "Aber ich denke das reicht für mich." Alfrec hatte ihn nie im Kettenhemd fechten lassen und er war sich alles andere als sicher wie sehr so eine Rüstung seine Beweglichkeit einschränken würde.

    Andel holte tief Luft um etwas zu sagen, seufzte dann aber nur und nickte.

    "In Ordnung. Seid einfach darauf gefaßt daß es schnell ernst werden kann."

  • Hallo Thorsten ,

    jetzt wird es also ernst für Tanred und die Kerrinsmänner. Mal sehen wie sie sich schlagen.

    Ein paar Dinge die mir aufgefallen sind.

    Der Regen der letzten Jahre hatte den Rest davon zu einem ekligen, schwarzen Schlamm zusammengebacken der teilweise auch auf den Weg davor gesickert war.

    Regen allein kann eigentlich nichts zusammenbacken. Hitze oder zumindest Wärme brauchts dazu auch noch.

    Auch Vorräte waren mit zwei Packpferden gekommen - frisches Brot, Getreideschrot für einen nahrhaften Brei und Trockenfleisch.

    Ist jetzt ein bisschen Korinthenkackerei aber das dürfte eigentlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein.

    Die Rebellen wirkten nicht wie die Soldaten die Tanred kennengelernt hatte - ihnen fehlte das Draufgängertum und die Neigung zu großen Reden, aber auf ihre Art wirkten sie dennoch hart.

    Sind hier die Waffenknechte gemeint mit denen Tanred sich auf der Burg unterhalten hat?

    "So einfach ist es nicht...", erklärte er. "Wenn sie losziehen um einen Aufstand niederzuschlagen, dann werden sie Vorräte für ihren Kriegszug fordern - auch von unserem Herrn. Und das bedeutet einen schweren Winter für alle - die Bauern wie das Burgvolk. Und wenn sie den Aufstand niedergeschlagen haben - dann wird es Versprengte geben. Oder Bauern deren Felder zerstört sind und die Hunger leiden. Menschen die keinen anderen Ausweg als Raub sehen. Und das hat dann Bedeutung für uns, denn wir werden gegen die Räuber ziehen. Niemand ist begierig darauf, ins Gefecht zu ziehen. Und sag' nicht es sind nur Räuber - Skalgar hier hat sein Ohr in so einem Kampf verloren..."

    "Ich hab' weiß Ädon nicht viel Liebe für die Garde übrig", knurrte ein anderer mit einem dürren, gelblichen Bart. "Aber wenn sie in den Krieg ziehen müssen, dann ist das schlecht für alle. Ich hab' einen Bengel unten im Dorf... Ich hatte gehofft daß der in Frieden aufwachsen kann. Oder Gerwin hier", deutete er auf einen jungen Waffenknecht der kaum älter als Tanred sein konnte. "Er war damals noch nicht dabei - und wenn du mich fragst ist das besser. Das Kriegshandwerk lernen wir immer in der Hoffnung es nicht ausüben zu müssen..."

    Denn wenn ich das hier lese wirken die nicht besonders draufgängerisch oder großsprecherisch sondern eher besorgt.

  • Regen allein kann eigentlich nichts zusammenbacken. Hitze oder zumindest Wärme brauchts dazu auch noch.

    Stimmt schon- aber weiss Tanred das? Meinst Du es bringt die Szene weiter das hier genauer aufzudroeseln?

    (Wenn die Sommersonne auf eine schwarze Masse knallt, dann wird die gut und gerne auch 70 Grad heiss - insofern sehe ich da kein prinzipielles Problem sondern nur eines der Schilderung):?:

    Ist jetzt ein bisschen Korinthenkackerei aber das dürfte eigentlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein.

    Zwei Packpferde sind zusammen gut 600 kg Last (fuer ein Packpferd kann man die Haelfte des Eigengewichts als Traglast nehmen wenn man eine Faustregel braucht). Fuer den Hinterhalt sind gut 50 Mann in diesem Dorf zusammengezogen worden - ich wuerde sagen das reicht ein paar Tage.

    Und nein, es ist ueberhaupt keine Korinthenkackerei - Du wirst wieder und wieder von Wagen, Vorraeten, Packpferden, konfiszierten Tieren und aehnlichem zu lesen bekommen grade wenn die Truppe groesser wird - ich finde das einen wichtigen Punkt und freue mich wenn das auch anderen auffaellt.:)

    Sind hier die Waffenknechte gemeint mit denen Tanred sich auf der Burg unterhalten hat?

    Nee, Tanred hat ja in (oder besser bei) der Stadt gearbeitet, der hatte da vorher viel mit Soldaten zu tun die - naturgemaess - gute Kunden fuer Gerber sind. Auch in Kerst ueber den Winter duerfte er schwerlich an Soldaten vorbeigekommen sein... Die Waffenknechte in der Burg sind eher seine erste intensivere Begegnung mit Burgvolk...

  • Die Rebellen wirkten nicht wie die Soldaten die Tanred kennengelernt hatte - ihnen fehlte das Draufgängertum und die Neigung zu großen Reden, aber auf ihre Art wirkten sie dennoch hart.

    Ich habe bei dieser Stelle auch an die Waffenknechte in der Burg gedacht. Tanreds Vergangenheit beim Gerber ist mir dabei nicht in den Sinn gekommen. Wenn du den Bezug dazu herstellen möchtest beim Leser, wäre vielleicht eine kleine Andeutung diesbezüglich hilfreich.

    Etwas, was ich noch leicht verwirrend finde, ist, dass du Andels Waffenknecht einmal Sigwart (ja, ich weiß, Andel spricht ihn so an und nennt ihn auch so, wenn er über ihn spricht) und einmal Sigrun nennst. Sigrun für die Leser und Tanred, Sigwart für Andel. Ich persönlich stolpere dann jedesmal (obwohl ich weiß, dass es dieselbe Person ist). Ich kann mit "Sigwart" durchaus das Mädchen verknüpfen, ich brauch den Mädchennamen also nicht. Nur so als Info.

    Und ein Drittes: Du hast Perrens Auftrag für den verkaterten Tanred so deutlich erwähnt, dass ich wirklich dachte, dazu kommt noch etwas. Jetzt las es sich für mich, als ob ich einen Teil übersprungen habe, denn der wurde nicht nochmal erwähnt. Deshalb vermute ich mal, dass Tanred den Treffpunkt überbringen sollte ...? Wenn es stimmt - vielleicht noch ein Sätzchen, um das zu erklären?

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • Wenn du den Bezug dazu herstellen möchtest beim Leser, wäre vielleicht eine kleine Andeutung diesbezüglich hilfreich.

    Ichuebenoch  Tariq Ihr habt Recht... an die Waffenknechte hatte ich gar nicht gedacht, aber der Bezug liegt natuerlich in der Luft... da muss noch etwas mehr Info hin so dass klar ist wie die Stelle gemeint ist.

    Etwas, was ich noch leicht verwirrend finde, ist, dass du Andels Waffenknecht einmal Sigwart (ja, ich weiß, Andel spricht ihn so an und nennt ihn auch so, wenn er über ihn spricht) und einmal Sigrun nennst. Sigrun für die Leser und Tanred, Sigwart für Andel. Ich persönlich stolpere dann jedesmal (obwohl ich weiß, dass es dieselbe Person ist). Ich kann mit "Sigwart" durchaus das Mädchen verknüpfen, ich brauch den Mädchennamen also nicht.

    Das ist gewollt (und der Punkt daran ist ein bisschen fieser als nur 'Sigwart' mit 'Maedchen' zu verknuepfen) - Tanred weigert sich schlicht diese Verknuepfung zu machen, Andel weist ihn wieder und wieder darauf hin - und der Leser wird (qua Erzaehlperspektive) hier ein bisschen zum Komplizen von Tanred gemacht.

    Wenn es stimmt - vielleicht noch ein Sätzchen, um das zu erklären?

    Hm, ja - waere wohl hilfreich... Was Tanred ueberbringen soll ist nicht so wichtig, die Geschichte hat ja schon etabliert dass er immer wieder mal Botschaften ueberbringt - die Stelle sollte eigentlich an 'so wie vorher auch schon ueblich' anknuepfen statt neugierig auf die Botschaft zu machen...:( Naja, muss ich nochmal feilen...

  • Tanred schlüpfte in den Waffenrock und zog dann sorgfältig die Schnallen zu. Die Bewegungen waren vertraut, eine Routine die seine Gedanken zur Ruhe kommen ließ. Die anderen Gaukler sahen ihm neugierig dabei zu und er realisierte zum ersten Mal daß bisher keiner von ihnen jemals gesehen hatte wie er sich den ganzen Winter lang auf den Unterricht von Meister Alfrec vorbereitet hatte. Daß er ein Kerrinsmann war wußten sie - daß er kämpfen gelernt hatte aber vermutlich nicht.

    Ketran reichte ihm schweigend einen Gürtel mit seinem Dolch daran. Er hatte keine Ahnung wo im Wagen der Gaukler die Waffen transportiert wurden obwohl er schon oft beim Abladen geholfen hatte, aber Ketran hatte dieses Wissen offensichtlich. Sein Schwert lehnte neben ihr am Wagen.

    Er schnallte den Gürtel fest, bewegte probehalber die Schultern um den Sitz des Waffenrocks zu prüfen und griff dann nach dem Dolch um zu sehen ob die Scheide an einem guten Platz hing.

    "He Tanred, soll ich dir mal zeigen wie man mit so einem Ding richtig umgeht?", fragte Ofyas grinsend, erhob sich und kam auf ihn zu. "Bei uns in Perla haben wir Erfahrung mit Messerkämpfen."

    "Ich komm' schon klar...", antwortete Tanred abwesend. Er hatte gerade wirklich was anderes im Kopf als den Angebereien der Brüder zu lauschen oder sich schon wieder erklären zu lassen warum die Dinge in Perla so viel sinnvoller erledigt wurden als in Gondred...

    "Ja, aber wenn dich jemand so angreift", fuhr Ofyas unbeeindruckt fort und aus dem Augenwinkel konnte Tanred sehen daß er mit einem Messer in der Hand auf ihn zukam.

    Ohne auch nur einen Moment nachzudenken wirbelte er herum, genau wie er es bei Meister Alfrec gelernt hatte. Seine rechte Hand packte Ofyas am Handgelenk und zog nach vorne um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, seine linke knallte gegen den Hals des Stadtstaatlers und drückte ihn nach hinten, genau über den Fuß den Tanred ebenfalls nach vorne geschoben hatte.

    Mit einem überraschten und fast komischen Gesichtsausdruck ging Ofyas zu Boden während sein Messer vor Tanred herunterfiel und sich mit der Klinge in die Erde grub.

    Es war eine fast perfekt ausgeführte dritte Form der Dolchtechnik im arianischen Stil gewesen... Nicht einmal Meister Alfrec hätte etwas daran auszusetzen gefunden.

    Einen Moment lang herrschte Stille. Alle schienen plötzlich Tanred anzustarren, nicht nur die Gauklertruppe, sondern auch die Kerrinsmänner die weiter entfernt saßen und sogar Perren und die Ritter hatten ihr Gespräch unterbrochen.

    "Ich glaube er kommt schon klar, Bruderherz", sagte Rocas trocken in die Stille. Ofyas blickte ihn verblüfft an und dann begann Vinlind zu kichern. Irgendjemand anders fiel ein, und dann auch Ketran, und plötzlich lachten alle bis sich auch Ofyas' Gesicht zu einem Lachten verzog während er sich wieder nach oben stemmte.

    Nur Tanred fühlte plötzliche Wut in sich aufsteigen. War das alles für die anderen nur ein Pathon-verdammter Witz? Ein Kampf mit dem Dolch als gute Unterhaltung? Er riß Ketran mit einer schnellen Bewegung sein Schwert aus den Händen und ging mit energischen Schritten in Richtung des alten Waldwegs aus dem Köhlerdorf hinaus ohne sich auch nur umzudrehen.

    Auf einer kleinen, moosbewachsenen Lichtung zwischen mächtigen Buchen blieb er schließlich stehen, zog das Langschwert aus der Scheide und ging durch ein paar Hiebübungen die er gut alleine ausführen konnte. Querhau, Kurzhau, Krummhau und Zornhau, dann einige Aufwärtshiebe - die Routine dahinter hatte etwas beruhigendes und die Waffe lag gut in der Hand. Der geschliffene Stahl sang förmlich wenn er schnell durch die Luft geschwungen wurde und schon nach kurzer Zeit glänzten Schweißperlen auf Tanreds Stirn. Nach den Hieben setzte er mit einigen Stichen nach und blieb schließlich keuchend in einer abwehrenden Stellung stehen.

    "Das sieht beeindruckend aus", sagte eine Stimme aus dem dämmrigen Wald.

  • Tanred fuhr herum. Die Spitze seines Schwerts zeigte auf Sigrun die zwischen den Bäumen stand und ihm zusah. Es war schwer zu sagen wie lange sie schon da war und ihn beobachtet hatte.

    "Was willst du hier?", schnauzte er sie an.

    Die junge Frau strich sich unsicher eine Haarsträhne aus dem Gesicht und zuckte hilflos mit den Schultern.

    "Ich... ich weiß nicht genau warum du weggegangen bist", sagte sie schließlich. "Aber was ich sagen wollte... es war keine schlechte Sache daß du den Stadtstädter hingeworfen hast..."

    Tanred schnaubte.

    "Was kümmert's dich?", fragte er herausfordernd. "Ich jedenfalls hab' nichts zu beweisen. Es war dumm, von Anfang bis Ende - das ist alles was dazu zu sagen ist."
    ,
    "Andel sagt, es ist wichtig daß deine Kampfgefährten sehen was du kannst...", entgegnete sie leise. "Daß sie dich nicht nur für einen Angeber halten, sondern daß sie wissen daß sie dir vertrauen können. Daß sie sich trauen, dir im Kampf den Rücken zuzukehren."

    "Sagt er das?", knurrte Tanred zurück.

    Sigrun nickte stumm. Irgendwas malte sich in ihrem Gesicht, etwas das er nicht genau beschreiben konnte, und sie sah auf einmal unendlich einsam und verloren aus.

    Und dann erst begriff er, und der Zorn in ihm zerfiel zu Asche. Er senkte sein Schwert.

    "Hast du Angst vor morgen?", fragte er sanft und kam einen Schritt auf sie zu. Sigrun nickte abgehackt.

    Tanred seufzte. "Ich auch...", gab er zu und legte ihr eine Hand kameradschaftlich auf die Schulter. Sie versteifte sich kurz unter der Berührung, blieb aber trotzdem stehen und er konnte ihr leises Zittern spüren.

    "Ich dachte du wärst schon in einem Kampf gewesen...?", fragte er vorsichtig. Immerhin war die damals im Lager gewesen als Andels Truppe von ihrem ersten Kampf gegen die Garde zurückgekommen war.

    "Ja und nein...", antwortete sie leise und sah dabei zu Boden. "Also, eigentlich nicht. Nicht richtig. Ich war in der Nachhut - und es ging alles nach Plan, ich hab' kaum etwas vom Kämpfen gesehen."

    Sie nahm einen zitternden Atemzug, dann sprach sie zögernd weiter.

    "Ich will kein Feigling sein! Ich will nicht beschützt werden indem Andel mich aus dem Kampf raushält - ich hab' einen Eid geleistet, und ich will nicht daß andere ihn für mich erfüllen. Aber ich kann nichts dafür, in mir ist alles verknotet und ich spüre wie meine Arme sich wie Blei anfühlen wenn ich auch nur dran denke..."

    "Wenn der Moment kommt, dann ist wieder alles anders...", erinnerte sich Tanred. Es war seltsam wenn er drüber nachdachte -irgendwie machte ihm der Gedanke, daß er morgen wieder kämpfen würde nicht mehr so zu schaffen wie im letzten Jahr...

    "Wir sind Kampfgefährten - und wir passen aufeinander auf", fügte er hinzu. "Das verspreche ich dir. Alles wird gut werden."

    Sigrun nickte dankbar und sah ihn durch Tränen an, dann biß sie sich auf die Lippen, wischte sich über die Augen und nickte.

    Aber während er sein Schwert wieder in die Scheide steckte, fragte er sich, ob er sie nicht gerade belogen hatte. Wie genau sollte er in einem Kampf auf jemanden aufpassen? Oder garantieren daß alles gut wurde?

  • Der Morgen kam kühl, trüb und neblig. Tanreds Hände waren eiskalt als er von Ketran eine Schale Haferbrei in die Hand gedrückt bekam. Um ihn herum standen andere Kerrinsmänner, einige von ihnen in Rüstung, die meisten allerdings hatten nicht mal einen Waffenrock und steckten statt dessen in Lederwesten. Die Waffen waren bereit, gefährlich aussehende Armbrüste lehnten neben ihnen auf dem Boden während die Schützen ihren Brei aßen, Dolche und Messer hingen an Gürteln und Speere und Schilde lehnten griffbereit an den verkohlten Balken der ehemaligen Köhlerhütten. Kaum ein Wort wurde gewechselt,nur ab und an konnte man einen knappen Befehl hören der durch den Morgennebel gebellt wurde. Etwas weiter entfernt schnaubten die Pferde der Ritter unruhig.

    Trotz des dicken Waffenrocks fröstelter Tanred.

    Es mochte nicht nur mit der Kühle des Morgens zu tun haben... Er hatte unruhig geschlafen und jetzt war sein Magen komplett verkrampft, der Haferbrei war wie Kleister in seinem Mund und er fand es schwer, ihn herunterzuschlucken. Am Abend war er noch beeindruckt gewesen wie leicht es ihm fiel, den Gedanken zu ertragen daß er wieder in den Kampf ziehen würde - aber davon war jetzt nichts mehr zu merken. Wie ein schwerer Fels lag die Angst in ihm, und mit jeder Minute wurde die Last schwerer.

    Er war nicht alleine damit. Manch anderer hatte ein blasses Gesicht, und Sigruns Hand hatte so stark gezittert daß sie ihre Schale Brei wieder hingestellt hatte und aufgegeben hatte zu essen.

    Nicht daß er selbst in so viel besserer Verfassung gewesen wäre... Er stellte die halbvolle Schale Brei wieder zurück und tastete dann zum wahrscheinlich hundertsten Mal an diesem Morgen nach seinem Schwert. Der rauhe Griff in seinen Händen war irgendwie beruhigend.

    Irgendwie war das Warten das Schlimmste - wenn sie endlich losmarschieren würden, wäre wenigstens das vorbei...

    ***

    Einige Tautropfen rannen die Farnblätter entlang, glänzten in der Morgensonne und fielen auf den moosigen Boden.

    Tanred hatte einen wunderbaren Blick auf die Wasserperlen, er lag in der Deckung des Farns auf einer Böschung über dem Weg an dem Perren die Gesandtschaft erwartete und oft genug landete ein Tropfen in seinem Nacken. Außerdem war sein rechtes Knie in einer feuchten Vertiefung und das Wasser begann, durch seine Hose zu sickern während sein rechter Arm langsam verkrampfte.

    Es war das verdammte Warten...

    Eigentlich mußte es jeden Moment so weit sein, und deshalb wagte er kaum, sich mehr zu bewegen als nur den Kopf zu drehen. Neben sich im Farn konnte er Goran erahnen, und irgendwo hinter ihm mußten die Armbrustschützen lauern.

    Einmal mehr fixierte er einen Käfer, der vor ihm behäbig über das Moos kroch als hätte er alle Zeit der Welt, als stünde hier kein Kampf bevor. Immerhin lenkte ihn das Insekt für ein paar Momente von seinem verkrampfen Innereien ab...

    Wenn nur der Ruf kommen würde und das Warten endlich vorbei wäre...

    Plötzlich hatte er die absurde Vorstellung, daß er, sobald der Ruf kommen würde, einfach zum Angriff aufspringen würde weil er so angespannt war - gerade in die Schußbahn der Armbrüste hinter ihm. Das wäre dann ein würdiges Ende für jemanden der Prinz Kerrin für das Volk sein sollte...

    Er verrenkte sich für einen Moment um über die Schulter zu blicken. Zwischen Farnstängeln, Grasbüscheln und Moos konnte er das blasse Gesicht von Sigrun erahnen. Sie hatte die Augen geschlossen und ihre Lippen bewegten sich unablässig als ob sie eine ganze Litanei von sich geben würde. Aber wahrscheinlich war es genau das was sie tat - sie betete zu Ädon.

    Tanred nahm einen tiefen Atemzug und blickte wieder nach vorne, versuchte die Angst zu verdrängen. Ädons Segen konnten sie jetzt alle gut gebrauchen...

  • Erst das Geräusch von Pferdehufen auf dem Weg - langsam, im Schritt - dann Stimmen die sich im harten Tonfall der eloranischen Söldner unterhielten. Tanred spannte sich an und wartete. Nichts... jeden Moment mußte doch...

    Und dann, endlich, kam der Ruf.

    Armbrustbolzen schossen zischend über Tanred hinweg und fanden mit dumpfen Geräuschen ihre Ziele. Auf einmal brach Chaos aus - Schreie, lautes Rufen, wiehernde Pferde und das Stöhnen von Verletzten, dann schnelle Schritte die durch das Unterholz neben dem Weg brachen.

    Erst als Goran sich neben ihm aus dem Farn erhob erinnerte sich Tanred daran, was seine Aufgabe hier eigentlich war.

    Fluchend stemmte er sich aus dem Farn hoch, ignorierte den scharfen Schmerz eines Krampfs in seinem linken Bein und brachte sein Schwert nach vorne.

    Soldaten der Garde standen unten auf dem Weg, umringten zwei Wagen, viele von ihnen waren schon zu Boden gegangen, ob tot oder nur verwundet war schwer zu sehen. Berittene preschten aufeinander zu und Stahl klang auf Stahl als sie einander trafen. Vier Söldner in Kettenhemden, konischen dunklen Helmen und länglichen Schilden waren dabei die Böschung zu erklimmen und hielten erschreckt inne als sich Tanred neben Goran unversehens aus dem Farn erhoben - ihr Gesichtsausdruck sah unerwartet komisch aus,

    Die Überraschung hielt nur einen Moment lang an, dann rückten die vier entschlossen weiter nach vorne. Aus dem Augenwinkel sah Tanred, wie Goran zum Angriff überging und Schild gegen Schild krachte, dann kamen die anderen auf ihn zu und er alles andere um ihn herum wurde unwichtig.

    Zwei die ihn erreichen konnten... er mußte schnell sein.

    Tanred holte zu einem weiten, tiefen Hieb gegen die Beine des ersten aus und als er den Schild herunterkommen sah riß er sein Schwert nach oben und ließ es auf das Gesicht des Mannes zuschießen. Dieser reagierte erst im letzten Moment und die beiden Klingen prallten hart aufeinander, aber Tanred bewegte sich schon mit einem Schritt nach vorne, trat mit dem Knie den Schild seines Gegners zur Seite und knallte ihm währenddessen den Schwertknauf ins Gesicht. Mit einem knirschenden Geräusch brach irgend etwas und Blut spritzte auf. Der Soldat ließ seine Waffe fallen taumelte nach hinten, die Hände auf sein Gesicht gepreßt während Tanred schon zum nächsten herumfuhr und ihn mit einem schnellen Hieb gegen den Kopf zwang, sich hinter seinem Schild zu verstecken.

    Keuchend zog sich Tanred einen Schritt zurück um besseren Halt auf dem schlüpfrigen Untergrund zu finden. Seine Augen zuckten zu beiden Seiten.

    Zwei Gegener - der eine den er grade auf Abstand gehalten hatte, ein anderer vier Schritte zu seiner Rechten. Dahinter Goran, immer noch im Kampf, Schild verbissen gegen Schild gedrückt während die Schwerter versuchten eine Öffnung in der Deckung des anderen zu finden. Wo war Sigrun, verdammt?

    Tanred griff mit einem Querhau an, und als sein Schwert auf den Schild prallte schlug er sofort einen Querhau zur anderen Seite. Sein Fuß rutschte auf feuchtem Moos, und der Soldat konnte den plötzlich unbeholfenen Angriff abwehren. Für einen Moment drückten beide Klingen gegeneinander, aber Tanred ging noch einen Schritt zur Seite und kam plötzlich in eine gute Stichposition. Ohne zu zögern rammte er sein Schwert in den Hals seines Gegners und zog es zurück bevor es dort stecken bleiben konnte. Der Mann stolperte mit einem feuchten, gurgelnden Geräusch nach hinten und schlug dumpf ins Moos.

    Der dritte Soldat erstarrte einen Moment als Tanred seine Waffe hob und auf ihn zu kam. Dann duckte er sich hinter seinen Schild und hob sein Schwert neben den Kopf - und genau in diesem Moment grub sich ein Bolzen in seiner Wange ein. Wie eine Gliederpuppe deren Fäden durchgeschnitten worden waren sackte der Mann in sich zusammen.

    Und mit einem Mal zog sich das Rauschen aus Tanreds Ohren zurück und die Geräusche waren wieder da.

    Schreie, durchgehende Pferde, Bolzen die ihr Ziel fanden. Andel schlug einen Berittenen aus dem Sattel, von der gegenüberliegenden Böschung stürmten Kerrinsmänner mit Speeren und Schilden nach vorne. Von hinten feuerten erneut Armbrüste, und einen Moment später rannten auch an ihm Bewaffnete vorbei. Speere wurden in Körper gestoßen die versuchten davonzukriechen oder sich in Schmerzen auf dem Boden wanden, Dolche färbten sich rot vom Blut der Sterbenden und die letzten Reste Widerstand waren rasch gebrochen.

    "Für Kerrin!", schrie irgendjemand, und mehr und mehr der Rebellen fielen in den Ruf ein.

    Tanred starrte müde auf sein blutiges Schwert während Sigrun neben ihm einen Schnitt in Gorans Arm verband.

  • "Graf Sigwulf...", sagte der grauhaarige Mann müde zu Perren gewandt. Kerrinsmänner hatten ihn grob aus dem Wagen gezerrt, aber anders als die Soldaten die ihn eskortiert hatten war er unverletzt.

    "Graf Cornaran", nickte Perren ihm zu. In seinem Gesicht malte sich eine rätselhafte Trauer. Die Ritter Andel, Vindric und Kynar standen mit ausdruckslosen Gesichtern in einem offenen Halbkreis neben Perren.

    "Sigwulf, weißt du was du hier getan hast?", fragte Cornaran schließlich kopfschüttelnd. "Wir hatten endlich - nach sechs langen Jahren - eine echte Chance Frieden für dieses Land zu erreichen. Bei Ädon, Junge, ich hab' dich auf den Knien gewiegt als du noch nicht laufen konntest - ich kann nicht glauben daß dir das gleichgültig ist!"

    Perren seufzte, und falls das möglich war, sah er noch unglücklicher aus.

    "Ich wußte nicht daß ausgerechnet du Edreds Gesandter bist...", murmelte er. "Aber das spielt keine Rolle. Edred mit seinen ausländischen Söldnern will Frieden - indem er mit Frendan und dessen ausländischen Söldnern verhandelt. Wo bleibt Gondred? Mit welchem heiligen Eid den ich als Graf und Ritter geschworen habe ist es zu vereinbaren einem Thronräuber und einem Aasfresser die Reste des Königreichs kampflos zu überlassen?"

    "Und deswegen willst du jetzt einen Krieg anzetteln?", fragte der alte Graf ungläubig. "Wegen deinem Eid? Nochmal Armeen durch das Land schicken, Burgen geschleift sehen, Dörfer zerstört und geplündert, Städte verbrannt? Wie nützt das Gondred? Ich flehe dich an Sigwulf - wir haben noch die Chance das alles abzuwenden. Edred ist bereit Frieden zu schließen, und Kethana ist es ebenso."

    Perren schüttelte den Kopf.

    "Die Entscheidung wurde vor langer Zeit getroffen...", sagte er leise. "Ich nehme an an dem Tag an dem Edred beschloß, daß sein Eid auf die Krone nichts mehr wert ist und daß er ungestraft gekaufte Kämpfer ins Land bringen kann. Ädon sei mein Zeuge, aber ich tue nur was meine Ehre mir gebietet. Und das ist nicht einen falschen Frieden akzeptieren. Niemand will den Krieg - aber ich denke nicht daß Edred auf dich hören wird und seine Garde auflösen wird um ihn zu vermeiden, oder?"

    "Das ist Wahnsinn, Sigwulf. Du kannst nicht gewinnen. Edred hat sieben Tausendschaften der Garde - zusätzlich zu den Adeligen die auf seiner Seite sind! Und was hast du? Nicht einen Bruchteil davon!"

    "Ich weiß", entgegnete Perren ruhig. "Aber ich habe die eine oder andere Überraschung für ihn."

    Irgend etwas schien in diesem Moment in dem grauhaarigen Grafen zu zerbrechen, als würde er erst wirklich in diesem Moment begreifen wie ernst es Perren war, und Tanred hatte fast den Eindruck als würde er kleiner werden, substanzloser.

    Als wäre er gar nicht mehr da, nur die leere Hülle seines Körpers.

    "Dann...", begann Cornaran. "Du kannst mich nicht lebend gehen lassen..."

    Perren schüttelte den Kopf.

    "Wirst du mir die Ehre erweisen mit der Waffe in der Hand zu sterben?", fragte der Alte. "Im Duell? Oder wird einer deiner Handlanger die schmutzige Arbeit übernehmen?"

    Perren blickte zu Boden. Eine lange Zeit herrschte Schweigen. Auch die Ritter sahen sich wortlos an.

    "Du bist ein alter Freund meiner Familie", sagte Perren schließlich. "Auch wenn du dich für Edred entschieden hast. Ich kämpfe nicht gegen dich..."

    Tanred blickte auf Perren und die Ritter. Er hatte eine gute Ahnung was in ihren Köpfen vorging. Es war eine Sache einen Mann im Kampf zu töten, aber etwas ganz anderes einen hilflosen alten Mann abzuschlachten. Und jeder der Augen im Kopf hatte konnte sehen, daß ein Duell eine Farce sein würde - der Graf war längst außerhalb des Alters in dem er ein Schwert wirksam führen konnte. Es lag kein Funken Ehre in so einem Kampf - und auch Ädons Auge würde nicht wohlwollend darauf sehen.

    Und doch... Perren hatte es damals in der Jagdhütte erklärt. Wenn Kethana und Edred einen Pakt schließen konnten, dann würde das Leben hunderter Kerrinsmänner der Preis dafür sein. Cornaran mußte sterben, es gab keinen anderen Weg...

    "Bei Pathon, wir wissen alle was getan werden muß!", knurrte Vindric schließlich. "Und ich bin bereit es zu tun - gebt dem Alten ein Schwert, und dann können wir die Sache hinter uns bringen und weiter gegen Edred ins Feld ziehen!"

    Tanred wußte tief in sich, es war falsch erleichtert zu sein, aber Erleichterung war alles was er in diesem Moment fühlen konnte.

  • Wie ich dir sagte, werde ich früher oder später dazu kommen, auch deine Geschichte durchzulesen.

    Ich habe jetzt die ersten fünf Teile durchgelesen. Mein Zwischenfazit:

    Die Geschichte beginnt schreibtechnisch ganz gut. Inhaltlich ist das ein ganz übles Gemetzel, was du da beschreibst.

    Du schaffst es schnell, deine Leser in deine Geschichte zu ziehen. Auch ist es durchweg realistisch beschrieben (so von der Kleidung, Waffen, etc. gesehen).

    Jetzt zum Negativen:

    Bei dir fehlen unzählige Kommas. Hier musst du dringend noch einmal rüber gehen. Zudem neigst du häufiger dazu, komplexe Schachtelsätze zu konstruieren, oftmals an Stellen, die inhaltlich man durch Einzelsätze teilen sollte. Hier wäre es sicherlich dem Lesefluß förderlicher, wenn du die etwas entflechtest.

  • Inhaltlich ist das ein ganz übles Gemetzel, was du da beschreibst.

    Pluendernde Soldaten ausser Kontrolle... ich glaube der richtig interessante Teil kommt wenn sowas irgendwann spaeter von der anderen Seite geschildert wird..

    Bei dir fehlen unzählige Kommas. Hier musst du dringend noch einmal rüber gehen.

    Schuldig.:)

    Bringt aber nichts wenn ich da druebergehe - ich schreibe jeden Tag Englisch, Finnisch und Deutsch wirr durcheinander, mein Gefuehl fuer Kommaregeln ist irgendwo auf der Strecke geblieben. Das muss am Ende jemand machen der die Fehler tatsaechlich sieht, ich hoffe meine Frau (mit einem Deutschstudium...) bekommt das hin (auch wenn sie ebenfalls viel auf Finnisch schreibt...)

    Zudem neigst du häufiger dazu, komplexe Schachtelsätze zu konstruieren, oftmals an Stellen, die inhaltlich man durch Einzelsätze teilen sollte.

    Ja, auch da... schuldig. Mache ich gerne, da sollte man immer wieder mal entschaerfen, manchmal geht's mir durch.


    Und - ich freu' mich dass die Geschichte jetzt nochmal vom Worldbuilding kritisch abgeklopft wird:)

  • Die Kerrinsmänner im Lager feierten.

    Dunkles Bier floß reichlich, und dazwischen kreisten ein paar irdene Flaschen die offensichtlich Schnaps enthielten. Die Gaukler - oder zumindest Ofyas, Rocas, Fret und Vinlind - spielten Musik und einige der schon Angetrunkeneren tanzten dazu um ein prasselndes Lagerfeuer. Sogar Felua ließ ihre langen fuchsroten Haare fliegen und drehte sich leichtfüßig mit einem jungen Armbrustschützen im Takt der Musik.

    Tanred war nicht zum Feiern zu Mute.

    Er saß ein wenig abseits, gegen eine der ausgebrannten Hütten des Köhlerdorfs gelehnt, betrachtete den dunkler werdenden Abendhimmel und nippte an seinem Bier.

    Warum konnte er nicht mit den anderen feiern? Sich über den Sieg der Kerrinsmänner freuen?

    Vielleicht hatte es mit dem Ausdruck auf Perrens Gesicht zu tun als der Anführer zurück ins Lager gekommen war und ein paar knappe Worte mit Ketran gewechselt hatte. Sie hatte ihn einfach in den Arm genommen, und danach war er alleine in den Wald gegangen.

    Oder vielleicht hatte es mit Andels traurigem Kopfschütteln zu tun. Kein Tag der Ehre für die Kerrinsmänner... hatte der Ritter nur gesagt und war in sein Zelt gegangen, Tanred hatte ihn dann im Gebet vor seinem Schwert kniend gesehen.

    Aber wahrscheinlich war es deswegen, weil sich nichts was passiert war irgendwie real anfühlte.

    Die kurzen Momente im Kampf waren... wie in einer Übungsstunde gewesen. Querhau, Querhau zur anderen Seite und Stich. Hunderte Male hatte er solche Angriffe mit Meister Alfrec geübt, und wenn der Stich gut ausgeführt war, dann hatte er manchmal ein anerkennendes Nicken bekommen.

    Kein feuchtes Röcheln und Blut auf dem Schwert.

    Es sollte sich anders anfühlen als in der Fechthalle. Er hatte auf den Schrecken gewartet den es im letzten Jahr in ihm ausgelöst hatte daß er einen Mann im Kampf getötet hatte. Aber der Schrecken kam nicht. Statt dessen war da nur Leere in ihm.

    Nichts fühlte sich mehr real an...

    Nicht einmal die Idee von Gerechtigkeit... Soldaten der Schwarzen Garde hatten das Dorf niedergebrannt in dem er aufgewachsen war, seine Familie zusammen mit den anderen Bewohnern brutal abgeschlachtet. Und jetzt starben sie unter seinem Schwert. Gerechtigkeit - seine ganze Kindheit hatte er davon geträumt diese Männer endlich für ihre Taten bezahlen zu lassen, ihnen endlich mit der Waffe gegenüberzustehen und sie zu töten, Gerechtigkeit für seine Familie zu fordern...

    Jetzt war der Moment da... aber er fühlte sich nicht gerecht an. Da war keine Befriedigung, da war nur Leere...

    Er nippte an seinem Bier und fragte sich dabei, ob er sich besser fühlen würde wenn er eine der Schnapsflaschen in die Hand bekäme. Ob das feurige Getränk die Leere in seinem Inneren irgendwie füllen konnte.

    Sigrun wanderte zwischen den ausgebrannten Hütten und den Zelten umher wie eine verlorene Seele. Tanred war sich nicht ganz sicher was er ihn ihrem Gesicht sah, aber auch sie schien der Ausgelassenheit der anderen nichts abgewinnen zu können.

    Ihr Blick fiel auf ihn. Einen Moment lang schien sie zu zögern, dann kam sie in seine Richtung.

    "Darf ich mich zu dir setzen?", fragte sie leise.

    Tanred nickte und Sigrun ließ sich neben ihm nieder. Eine ganze Weile saßen beide stumm nebeneinander und blickten auf die Feiernden während der Himmel allmählich tiefblau wurde und die Nacht sich über den Wald legte.

    "Dir ist auch nicht so zum Feiern zu Mute?", fragte Sigrun das offensichtliche.

    Tanred nickte abermals, stumm, und nippte awieder an seinem Bier das inzwischen schal zu werden begann. Er war sich nicht sicher ob er sich jetzt auch noch mit der jungen Frau auseinandersetzen wollte. Eigentlich hatte er genug eigene Dinge über die er nachdenken mußte. Wieso verdammt noch mal ging sie nicht zu Andel? Immerhin war sie sein Waffenknecht. Da konnte er vielleicht auch mit ihr über ihren ersten wirklichen Kampf sprechen... Denn deswegen war sie ja vermutlich hier. Oder war es eher wegen Andels Bemerkung über die Ehre? Ehre war ihr doch so verdammt wichtig daß sie unbedingt in den Kampf ziehen wollte.

    Er kniff die Lippen zusammen.

  • Sein Ärger über Sigrun war ungerecht. Es gab eigentlich keinen Grund für ihn, gemein und abweisend zu ihr zu sein. Sie war keine Hexe die die Seelen von guten Ädoniten auf Abwegen führen konnte, sie war nur eine junge Frau die von einer Tradition des Adels anscheinend dazu genötigt war einen Mann zu spielen. Vermutlich hatte sie nicht mal viel Wahl bei der Sache gehabt.

    Eigentlich war er nur versucht, seine eigene schlechte Laune an ihr auszulassen...

    Er blickte auf einige Wolken die sich langsam violett färbten, dann auf das prasselnde Lagerfeuer und die Funken die hoch in den Himmel stiegen, auf die Kerrinsmänner die darum herum tanzten. Wenn Ädon in seiner unendlichen Weisheit wollte daß er sich mit Sigrun auseinandersetzte, dann konnte er das auch tun...

    "Ich denke nicht daß Andel recht hat mit dem was er über Ehre gesagt hat...", begann er auf gut Glück. "Wenn die Gegner und selbst die Verbündeten ohne Ehre handeln..."

    "Was verdammt noch mal willst du mir damit sagen?", unterbrach ihn Sigrun. "Gerade du müßtest wissen was Ehre bedeutet!"

    Tanred schnaubte.

    "Wenn ein Bauer von drei Räubern überfallen wird und er seine Familie verteidigen muß, kann wohl kaum jemand von ihm erwarten daß er sie ehrenhaft zum Kampf auffordert. Jeder - selbst Ädon - würde verstehen wenn er sie aus dem Hinterhalt tötet." Er schwieg einen Moment und fügte dann ein Zitat hinzu - einen arianischen Philosophen von dem er in Sant Kymran gelesen hatte, an dessen Namen er sich aber nicht mehr erinnerte: "Ehre ist etwas das der Stärkere ausüben sollte, er aber nicht vom Schwächeren verlangen kann."

    "Ehre ist nichts was von anderen abhängt!", widersprach Sigrun empört. "Ehrenvoll handelt man um sich selbst gerecht zu werden - wir alle müssen Gefahren ins Auge sehen und am Ende sterben, aber die Ehre gibt uns die Möglichkeit es mit erhobenem Haupt zu tun!"

    "Ja, ich nehme an das war ungefähr was gestern los war - du hast dich mit erhobenem Haupt auf den Kampf vorbereitet."

    Die Bemerkung war heraus bevor Tanred genauer drüber nachdenken konnte, und die Worte taten ihm leid sobald sie seinen Mund verlassen hatten, aber es gab keine Möglichkeit sie zurückzunehmen. Und ganz offensichtlich trafen sie Sigrun, sie zuckte zusammen wie von einer Peitsche getroffen.

    Tanred hatte irgendwie erwartet daß sie aufstehen und gehen würde, aber rätselhafterweise blieb sie sitzen. Sie war angespannt und knetete ihre Finger - aber sie erhob sich nicht.

    "Ich bin eingefroren...", gestand sie schließlich leise, fast flüsternd. "Als die Soldaten auf uns zukamen... Ich habe gesehen wie du gekämpft hast, und wie Goran nach vorne ist - und wie dann zwei auf dich losgegangen sind, und ich wußte ich muß jetzt angreifen. Aber ich konnte nicht... Ich konnte einfach nicht! Es war als ob ich gefesselt wäre, als ob Blei an meinen Füßen wäre. Ich konnte nicht... Ich bin kein Feigling, Tanred, aber... ich weiß nicht was passiert ist."

    Er sah zur Seite, betrachtete ihr schmales Gesicht, die feinen Wangenknochen, die dünne Linie der Augenbrauen und das kurze, helle Haar. Es war kein großes Rätsel wieso es ihr schwer fiel sich in einen Kampf zu stürzen - sie gehörte nicht in einen Krieg.

    "Es passiert", sagte er statt dessen. "Meister Alfrec hat davon erzählt - es gibt genug Soldaten die beim ersten Kampf erstarren. Das hat nichts mit Mut zu tun, oder mit Unfähigkeit. Manchen passiert es einfach."

    "Aber dir ist es nicht passiert!"

    "Mir ist es nicht passiert", bestätigte Tanred leise. "Aber schön oder ruhmreich war es auch nicht." Er starrte eine Weile in die Nacht, dachte an die dunkle Lichtung, an den schnellen Aufwärtsschlag und das warme Blut das ihm ins Gesicht gespritzt war.

    "Es wird einfacher, glaube ich", fügte er hinzu. "Beim nächsten Mal. Und ich halte dich nicht für einen Feigling."

    Sigrun machte ein Geräusch das ein unterdrücktes Schluchzen sein mochte und dann fühlte er, wie ihre Hand nach seiner tastete. Er griff nach ihr. Sie war überraschend warm und kräftig...

    Für eine lange Zeit saßen sie beide nebeneinander, Hand in Hand, und blickten in die Nacht.

  • Okay, also ich habe den nächsten Schwung deiner Teile durchgelesen. Bin jetzt bei Beitrag #38. Sexszene,...Verführung mit einer arg dünnen Erklärung. Okay. Dann weiter mit der Geschichte, in der du Stück für Stück erkennen lässt, dass es nicht nur einfache Gaukler sind, sondern die knietief in düsteren Geschäften (gleich welcher Art) stecken. Die Beschreibungen dazu, wie sie das Rad reparieren sind wirklich gut. Du denkst auch an die Details, wie, dass die Pferde ausgeschert werden, gefüttert und getränkt werden wollen. Das Gaukler wirklich nur vom Hand in der Mund leben. Auch die Kameradschaft bekommst du in groben Zügem hin zu zeigen, auch, dass es dort Spannungen gibt. Menschlich und authentisch, finde ich. Und am Ende dann einen Hauch einer Romanze.

    Vom Schreibstil her schreibst du sehr anschaulich. Wenn Komma, Satzbau (Schachtelsätze) und so nicht wären, die immer von der Qualität schwanken. Auch bekommst du es in den nächsten Teilen hin, ein paar Tippfehler einzubauen. Mal ist es ein "Offiziert", mal schreibst du "Ketra" anstelle "Ketran".

    Mir gefällt aber auch die Charakterisierung deines Protagonisten. Er macht gute Vorschläge, bemüht sich eifrig seinen Lebensunterhalt zu verdienen, hinterfragt vieles und ist offenbar ein helles Köpfchen.

  • Verführung mit einer arg dünnen Erklärung. Okay.

    :)

    Die Szene (keine Ahnung ob man das so erkennen kann) ist als Uebergang zum Erwachsensein gedacht - das erste Kapitel schildert den Tag von Tanreds erstem Mal. Schien mir passend eine coming of age Geschichte mit dem Thema zu beginnen.

    Was die duenne Erklaerung angeht - vielleicht erst mal stehen lassen und mit einem kompletteren Bild von Arngard von hinten nochmal anschauen - sie ist kein einfacher Charakter.

    Du denkst auch an die Details, wie, dass die Pferde ausgeschert werden, gefüttert und getränkt werden wollen.

    Been there, done it... Das ist so ein Ding was mich an vielen Geschichten nervt - Pferde werden oft als bessere Motorraeder dargestellt die man man eben abstellt und dann morgens wieder bereit findet...

    Auch bekommst du es in den nächsten Teilen hin, ein paar Tippfehler einzubauen. Mal ist es ein "Offiziert", mal schreibst du "Ketra" anstelle "Ketran".

    Ja, ich schreibe das momentan noch mit der Idee 'einfach mal Material machen, Details spaeter' - das ist aufgeschrieben, einmal vor dem Forumspost gegengelesen und das wars (das Manuskript ist in etwas besserem Zustand weil da schon auf Anmerkungen aus dem Forum reagiert wurde, aber systematisch iSpell drueberlaufen lassen war noch nicht - das kommt am Ende wenn der Text in der Endfassung steht - sorry):(

    Mir gefällt aber auch die Charakterisierung deines Protagonisten. Er macht gute Vorschläge, bemüht sich eifrig seinen Lebensunterhalt zu verdienen, hinterfragt vieles und ist offenbar ein helles Köpfchen.

    Freut mich.:)

  • Lagerleben



    Das Moos ist kühl unter ihren Pfoten, es ist schon Abend im Wald. Mächtige, alte Kiefern ragen um sie herum auf, und vor ihr liegen Steine, von Flechten überwuchert. Sie huscht darüber, spürt noch die Wärme des Tages im Fels, und dann liegt in einer Senke ein kleiner, von Felsen eingerahmter Teich vor ihr. Frischer Geruch ist in ihrer Nase.

    Felua weiß, daß es ein Ort des Feenvolks ist. Manchmal ist sie hier um ihnen beim Tanzen zuzusehen, auch wenn ihre Mutter sie mehr als einmal davor gewarnt hat. Aber das Feenvolk ist nicht gefährlich oder bösartig wie manche andere Wesen im Wald, nur fremdartig, und eine Hexe die das versteht kann sich in den Ausläufern des Feenreichs bewegen ohne in Gefahr zu geraten.

    Aber diesen Abend ist das Feenreich fern, nur wie ein sichtbares Echo des letzten Tanzes kann sie schemenhaft schimmernde Lichter über dem Wasser sehen die sich hin- und her bewegen.

    Auf dem warmen Moos am Ufer streift die die Fuchsgestalt ab und wirft sich in das geheimnisvoll glitzernde Wasser. Die plötzliche Kälte nimmt ihr fast den Atem, aber sie taucht unter, zieht ihre langen Haare wie eine Schleppe aus Seetang hinter sich hier. Eine Spur von silbernen Bläschen markiert ihren Weg. Rätselhaft und verschwommen öffnet sich die Tiefe des Sees vor ihr. Obwohl das Wasser sehr klar ist, verschwindet der Grund im tiefen Blau - der Teich ist viel tiefer als man vom Ufer aus annehmen würde - und dort unten lebt das Wasservolk.

    Plötzlich hält sie inne, immer noch unter Wasser. Einen Moment lang scheint sie zwischen der Oberfläche und der Tiefe zu schweben, regungslos, abwartend.

    Sie fühlt sich beobachtet.

    Aber es ist keine Spur vom Feen- oder Wasservolk zu sehen oder zu spüren... Es ist etwas anderes...

    Dann erst begreift sie.

    Jemand hat die Sicht auf sie geworfen. Ihre Reaktion ist instinktiv - sie schließt die Augen und visualisiert einen Lichtstrahl der von hoch oben herunterfällt und ihre Aura einen kurzen Moment gleißend hell aufleuchten läßt.

    Als das Licht verblaßt, ist der schwache Anker der Sicht nicht mehr da. Felua stößt sich nach oben, ihr Kopf durchbricht die Wasseroberfläche und Tropfen fliegen umher als sie den Kopf nach hinten wirft und gierig Luft in ihre Lungen saugt. Während sie mit entschlossenen Bewegungen ans Ufer schwimmt, beginnt sie schon zu überlegen.

    Wer würde es wagen, die Sicht auf sie zu werfen? Ihre Mutter? Aber Maldua hat andere Mittel, sie kann sehen was geschehen wird ohne daß der, den sie wahrnimmt, etwas davon merkt...

    Grübelnd zieht sie sich auf einen Stein am Ufer, bemerkt kaum die rauhe Wärme unter sich, sondern starrt ins Wasser das von unzähligen Wellen gekräuselt wird, murmelt eine Formel und blickt durch die Wasseroberfläche. Eine Erinnerung an den Anker ist noch da, und sie benutzt sie um ihre eigene Sicht zu werfen.

    Dunkelheit. Dann mächtige Mauern, ein massives Gebäude das sich an einen Hang schmiegt. Ein kahler Raum, und in diesem Raum eine Gestalt in einer braunen Robe.

    Ein ädonitischer Mönch in einem Kloster.

    Sie hält überrascht inne. Ein Mönch?

    Wieso kann ein Mönch Magie dieser Art wirken? Und wieso sollte er sich für sie interessieren? Ihre Konzentration zerbricht und sie blickt plötzlich nur noch auf die Wasseroberfläche, nicht mehr hindurch, sieht wie sich die Wellen langsam beruhigen und der See wie ein Spiegel in der stillen Abendluft erscheint.

    Hat ihre Vision sie getrogen? Oder hat ihr Beobachter seine Spuren so gut verwischt daß sie ihn nicht finden kann, auch wenn das Echo seines Ankers immer noch bei ihr ist?

    Felua schüttelt nachdenklich den Kopf. Dann wirft sie einen bedauernden Blick über den See - eigentlich wollte sie länger bleiben - und streift die Fuchsgestalt wieder über um nach Hause zu gehen. Vielleicht weiß ihre Mutter mehr darüber.

    Obwohl sie sich nicht sicher ist, ob sie mit der Herzogin darüber reden will...

  • Hmm. Also deine Geschichte nimmt jetzt schnell an Tiefe zu. Vielleicht ein wenig zu schnell zu viel Tiefe. Das dein Protagonist jetzt in eine Widerstandszelle eingetreten ist, ist gut rübergebracht worden. Etwas befremdlich zwar, dass man nicht alle von den Gauklern einbezieht, aber auch verständlich, da man verhindern möchte, dass es zu viele Mitwisser gibt. Man muss sich aber jetzt schon den Weltenbau von dir zu Gemüte geführt haben, um grob einen Plan zu haben um was es geht. Ansonsten fühlt man sich etwas erschlagen.

    Das mit der Leibeigenschaft ist interessant und verwirrend zugleich. Das dein Protagonist sich hier viele Gedanken macht, ist klar und macht die Figur realistischer. Gleichzeitig machst du klar, das es kein Gut/Böse gibt, sondern nur unterschiedliche Interressen der Machthaber. Also ganz reale Politik halt.

    Mal spannend, wie es so weitergeht.

  • Man muss sich aber jetzt schon den Weltenbau von dir zu Gemüte geführt haben, um grob einen Plan zu haben um was es geht. Ansonsten fühlt man sich etwas erschlagen.

    Koenntest Du das vielleicht ein bisschen ausfuehren?

    (Ich hab' gar keinen Weltenbau-Thread hier - also was genau muss man sich zu Gemuete gefuehrt haben?( Die Idee hier ist, dass der Leser einen recht ueberschaubaren Einblick in die Welt durch die ersten Kapitel hat - Tanred hat ja auch keinen umfassenden Ueberblick was eigentlich genau passiert ist und ist ebenfalls von Dingen wie der Leibeigenschaft eher verwirrt).

  • Ich meinte mit "Weltenbau" keinen eigenen Thread, sondern dein Vorwort mit der Karte kombiniert, die dann doch was ähnliches sind.

    Es geht bei dir auch schnell zur Sache. Das "eine Gesetz" mit seinen ganzen Facetten ist derzeit noch sehr unklar. Das wurde deutlich bei der Leibeigenschaft. Hast du das mal irgendwo hingeschrieben und ich habe es überlesen? Auf jeden Fall ist es ein wenig verwirrend.

    Das die normale Bevölkerung kein Schwert tragen darf, okay, das ist aus der Realität bekannt. Das es aber Auswirkungen auf die Leibeigenschaft (und so) hat. Hmm. Du hast da durchaus Recht, dass es für den Leser schon etwas verwirrend ist.

    Das Tanred demnzufolge sein Handeln hinterfragt, ist wiederum dann wieder sehr gut ausgearbeitet. Ich muss vermutlich einfach nur am Ball bleiben, dass löst sich später von alleine auf?