World of Fire (Dark Prince)

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 869 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (7. September 2024 um 22:51) ist von Rainbow.

  • Ich wage es jetzt mal und stelle euch meine dritte komplette Neubearbeitung des Dark Prince vor. Den Titel habe ich geändert, aber es ist dieselbe Geschichte. Es geht immer noch um den dunklen Krieger, der eine Prinzessin rauben und am magischen Vulkan opfern soll und dabei gegen seinen Willen mitten in eine Rebellion gerät. Ich hoffe ihr verdreht jetzt nicht die Augen, weil ihr euch noch an die Vorversionen erinnert und keine Lust habt, das nochmal zu lesen. Die Bearbeitung hat sich (bis jetzt - bin aktuell bei Kapitel 15) wirklich gelohnt.

    Folgende wesentlichen Neuerungen habe ich eingeführt:

    1. Cheneela ist jetzt kein naives und langweiliges Prinzesschen mehr, sondern tritt als handelnde Person mit eigenen Zielen auf (Nein - diese Ziele haben nichts mit Liebe oder Heirat zu tun). Vorher war sie ja eigentlich nur ein Spielball des Schicksals. Dadurch sind ihre Kapitel jetzt (wie ich hoffe) richtig mitreißend und lassen mitfiebern. Ich erzähle da etwas Neues, das ihr noch nicht kennt. Die ganze Geschichte profitiert ungeheuer davon.

    2. An der Vulkanwelt habe ich noch herumgedoktort, um das alles schlüssiger zu machen. Insbesondere habe ich das Ernährungsthema (Die Zerstörung der Vegetation) jetzt anders strukturiert. Vorher wurde das ja erst in den letzten Kapiteln thematisiert und hat noch die Prinzessin in ein schlechtes Licht gestellt. Nun habe ich es nach vorne geholt und stelle das häppchenweise vor. Ich hoffe, dass so ein besseres und interessanteres Bild entsteht.

    3. Tja und nun Raven. Den habe ich auf vielfachen Wunsch umgetauft. Gewöhnt euch also nun an "Rouven". (Ich hoffe,  Stadtnymphe ist mir für den Namensdiebstahl nicht böse. Ihre Geschichte mochte ich übrigens sehr). Ich habe mich außerdem auf Anraten von Rainbow und Tariq und auch aufgrund der Hinweise von Chaos Rising und Acala von seiner ursprünglichen gesamten Vorgeschichte (ca 600 Seiten lang) und vielen tollen (zukünftigen) Szenen getrennt und seinen ganzen Hintergrund neu geschrieben. Also den Hintergrund den ihr eh noch nicht kanntet, aber den ich brauchte, um zu wissen wer er ist. Der neue Hintergrund ist nicht mehr so bombastisch, aber passt einfach besser zu dem, was ich erreichen will. Außerdem habe ich Rouvens sämtlichen Beziehungen hinterfragt und neu definiert. Das war nicht so einfach! EInige davon habe ich mehrfach hin- und wieder zurückkorrigiert. Ich balanciere halt immer noch auf dem Grat, dass er gleichzeitig arschig und trotzdem auch anziehend rüberkommen soll. Nicht zu vergessen: kompetent und vorausschauend ... (nicht meine Spezialität). Insbesondere die Kapitel 10 und 11 habe ich in den letzten Wochen gefühlt Dutzende Male umgeschrieben. Aber jetzt nähere ich mich langsam einem Stadium, das so funktionieren könnte.

    Für die Leser, die die Story schon kennen: Die ersten beiden Kapitel sind zwar stark überarbeitet, aber enthalten keine wesentlichen Änderungen. Die kommen erst ab Kapitel 3. Daher könnt ihr die nur mal grob überfliegen, um euch nicht zu langweilen. (Es sei denn, da kommt euch was komisch vor). Ich werde es ankündigen, wenn die großen Änderungen kommen.

    1. Cheneela

    Kalte Luft streifte um ihren Körper und ließ Prinzessin Cheneela frösteln. Sie schlang den Samtumhang enger um ihre schmalen Schultern und strich sich eine blonde Locke aus dem Gesicht.
    Die Flure vor den Gemächern des Palastes atmeten noch jene klamme Kühle aus, die sich in den Nächten ausbreitete, nachdem die Kamine erloschen.
    Gedankenverloren huschte sie den Gang entlang, auf den Lippen eine leise Melodie. Ihre Finger umfassten das glatte Metall der Silberflöte. Sie freute sich auf das morgendliche Musizieren mit ihrer Mutter und deren Kammerzofen.
    Als sie in den Seitenflügel einbog, der zu den fürstlichen Gemächern führte, lag darin eine seltsame Dunkelheit. Cheneelas heiteres Summen erstarb, sie verlangsamte ihre Schritte. Ungläubig starrte sie nach vorn.
    Aus einem der Fenster quollen dunkle Schwaden, die sich im Gang sammelten. Sie waberten an den Vorhängen vorbei und hinterließen an ihrem Stoff und an der Mauer tiefschwarze Verfärbungen.
    Die Prinzessin zuckte zurück. Ein tiefer Schrecken ließ ihr Herz mächtig gegen die Rippen wummern. War das Rauch von einem Feuer? Brannte es im Hof?
    Sie wagte nicht, weiterzugehen. Eilig drehte sie sich um, doch der vertraute Weg war wie ausradiert.
    Anstelle des Ganges ragte eine riesige dunkle Wand vor ihr in die Höhe. Stechender Rauch stieg ihr in die Nase und sie umgab eine Hitze, die ihr den Schweiß aus den Poren trieb. Eine Welle aus Angst wölbte sich in ihr auf und drohte sie zu überwältigen. Gehetzt wirbelte sie herum, suchte nach einem Ausweg, doch sie fand sich in fremder Umgebung wieder. Der Palast – verschwunden! Nichts als unwirkliche Dunkelheit umhüllte sie, geschwängert von einem beißenden, rußigen Geruch. Gigantische, unregelmäßige Steinmauern umringten sie zu allen Seiten in einem weiten, riesenhaften Raum, den sie nie vorher gesehen hatte. War sie in einer Höhle? Die Finsternis erschwerte ihr, einen Überblick zu bekommen. Traten nicht überall hier und dort undeutliche Schemen hervor? Ihr Götter: Sie bewegten sich! Große Schatten huschten hin und her.
    Vergebens versuchte sie, ihren Herzschlag zu drosseln.
    Sie wollte fliehen, doch schon beim ersten Schritt schoss ihr ein stechender Schmerz in den Unterschenkel. Ein gepresster Laut entfuhr ihr, panisch blickte sie an sich herunter. Fesseln schnitten in ihre Haut, hielten sie fest und pressten Arme, Beine und Rücken gegen einen harten Gegenstand. Nicht einen Fingerbreit konnte sie sich rühren.
    Hektisch flog ihr Blick umher. Diese Schemen – sie hörte Befehle und Geschrei. Hunderte Schritte hallten durch den Raum. Etwas rumpelte wie ein Donner. Eine galoppierende Pferdeherde? In der Höhle eines wilden Tieres befand sie sich vermutlich nicht, aber sie ahnte, diese Erkenntnis war kein Grund zum Aufatmen. Ein schauriges Gefühl lähmte ihre Glieder und presste sich so hart auf ihre Lunge, dass sie kaum atmen konnte.
    Mit aller Kraft riss sie an ihren Fesseln.
    Durchdringender Gestank nach verbranntem Fleisch drang in ihre Nase. In die Ohren dröhnte ein ohrenbetäubendes Surren und ein Krachen aus der Steinwand gegenüber ließ sie zusammenfahren. Der gewaltige Ast einer Eiche bohrte sich durch den Felsen wie durch Butter und wuchs ihr entgegen wie eine rettende Hand.
    Es dauerte nur zu lange. Die halbe Halle trennte sie von dem hilfreichen Ast. Darum streckte sie sich, um ihm entgegenzukommen. Mit aller Kraft reckte sie ihren rechten Arm, legte ihre Energie, ja ihr ganzes Selbst hinein … und aus ihrer Hand brach ein Ast heraus, der dem fernen Freund entgegenwuchs. Erschrocken bemerkte sie die Verwandlung – auch ihr linker Arm verhärtete und trieb Zweige. Vor Schreck vergaß sie einzuatmen. Was würde mit ihr geschehen? Doch es war ihre einzige Rettung. Noch mehr musste sie sich strecken, um den Kraftbaum auf der anderen Seite zu erreichen.
    Wäre er nur nicht so entsetzlich weit fort.
    Das fesselnde Band schnitt sich immer tiefer in ihre Glieder.
    Aus der Menge der undeutlichen Gestalten in der Ferne löste sich eine heraus und kam auf sie zu. Es war ein hochgewachsener junger Mann in einer schwarzen Uniform.
    Nein – kein Mensch – das Wesen erinnerte sie eher an einen Dämon. Stachelige Panzerzacken ragten auf seinen Schultern in die Höhe. Auf dem Kopf trug er einen Helm mit langen Hörnern und ein Paar glühende Augen durchbohrten sie.
    Er kommt näher!
    Cheneelas Herz donnerte wie ein Gewitter. Hektisch blickte sie sich um, suchte nach etwas, das ihr helfen konnte.
    Das Gesicht des Dämons verzerrte sich zu einer Fratze von ungezügelter Wildheit, als er schrie: »Warum habt ihr ohne mich angefangen? Sie gehört mir!«
    Etwas gewaltig Schweres drückte der Prinzessin die Luft ab, sie keuchte. Was für ein Monster war das? Warum hielt es niemand auf?
    Der Baum! Mit einem letzten Aufbäumen wollte sie sich der rettenden Pflanze entgegenwerfen, doch die Bestie stellte sich genau davor und vereitelte den Versuch.
    Ihr schriller Schrei durchschnitt die Höhle, gellte ihr in den Ohren. Gefangen in den Schlingen einer unbekannten Macht, sah sie keinen Ausweg.
    Der Mann mit dem Hörnerhelm ignorierte ihr hysterisches Keuchen und stapfte so nah an sie heran, dass sie meinte, gleich von ihrem eigenen rasenden Herzschlag zerschmettert zu werden.
    Sag etwas, sprach sie sich Mut zu. Vielleicht bekommt er Mitleid!
    Doch sie konnte keine Worte formen. Die nutzlosen Lippen gehorchten ihr nicht. Ihre Arme und Beine verwandelten sich in Gelee, nicht zu der kleinsten Bewegung zu gebrauchen. Klare Überlegungen konnte sie nicht mehr fassen, sie surrten wie Fliegen durcheinander, und ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen.
    Die Pranken des Ungeheuers packten sie und rissen sie von der Wand herunter, als wären ihre Fesseln aus Stoff. Mit eisenhartem Griff hielt er sie fest. Sie spürte seinen heißen Atem an ihrem Hals und glaubte, er würde ihr die Kehle durchbeißen. Mit aller Kraft wand sie sich. Aber er packte sie nur umso härter.
    Unter ihr tauchte ein Abgrund auf. Glühend heiße, bläuliche Flammen züngelten zu ihr hoch. Beißender Qualm wehte ihr in die Augen.
    Sie wollte schreien, doch die Hitze dörrte ihren Mund aus und loderte in ihren Leib hinein.
    Viel zu heiß! Unerträglich!
    Damit ihre Füße nicht Feuer fingen, zog sie diese an, stieß jedoch gegen etwas Spitzes an seinen Knien. Der stechende Schmerz ließ sie aufschreien. Ihr Herzschlag katapultierte sich in ihre Magengrube wie Schläge mit Fäusten. Übelkeit stieg auf und würgte in ihrer Kehle. Doch bevor sie sich übergeben konnte, verlor sie den Halt.
    Und stürzte.
    In eine bodenlose Tiefe.

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince

    • Offizieller Beitrag

    Heyho

    Schön, dass die Hinweisw dir geholfen haben! Ich bin gespannt auf die Änderungen :D

    Zu den Absätzen:

  • Huhu Kirisha,

    ich steige mal direkt ein :)

    Tja und nun Raven. Den habe ich auf vielfachen Wunsch umgetauft. Gewöhnt euch also nun an "Rouven".

    Rouven finde ich als neuen Namen super! Chaos Rising und ich hatten "Raven" ja unbedarfterweise englisch gelesen (und mental als "Rabe" übersetzt) :sack:Allerdings trägt Raven ja auch eine schwarze Uniform/Rüstung und hat schwarze Haare, sodass unser fälschlicher Schluss vielleicht nicht so abwegig war. Mit seiner Umbenennung ist ein solcher Fehler auf Leserseite in jedem Fall ausgehebelt.

    Ich habe mich außerdem auf Anraten von Rainbow und Tariq und auch aufgrund der Hinweise von Chaos Rising und Acala von seiner ursprünglichen gesamten Vorgeschichte (ca 600 Seiten lang) und vielen tollen (zukünftigen) Szenen getrennt und seinen ganzen Hintergrund neu geschrieben.

    Kurze Frage interessenhalber: War diese Vorgeschichte bereits ausformuliert – als eigener Band in der Reihe beispielsweise?


    Zu dem ersten Part von Kapitel 1 habe ich gar nicht viel anzumerken. Du schriebst ja auch, dass hier noch keine wesentlichen Änderungen kommen. Nur eine kleine Sache:

    Nichts als unwirkliche Dunkelheit umhüllte sie, geschwängert von einem beißenden, rußigen Geruch. Gigantische, unregelmäßige Steinmauern umringten sie zu allen Seiten in einem weiten, riesenhaften Raum, den sie nie vorher gesehen hatte. War sie in einer Höhle? Die Finsternis erschwerte ihr, einen Überblick zu bekommen. Traten nicht überall hier und dort undeutliche Schemen hervor? Ihr Götter: Sie bewegten sich! Große Schatten huschten hin und her.
    Vergebens versuchte sie, ihren Herzschlag zu drosseln.

    Hier habe ich ein bisschen Probleme, die genannte Dunkelheit richtig einzuordnen. Geht aber vielleicht auch nur mir so :hmm:

    Stockfinster kann es ja nicht sein, denn sonst könnte Cheneela gar nichts sehen. Wenn da außerdem Schatten umherhuschen, muss es irgendwo eine Lichtquelle geben, die dafür sorgt, dass überhaupt Schatten geworfen werden. Könnte man die Dunkelheit eventuell noch genauer beschreiben – sodass deutlicher hervorkommt, dass von irgendwoher zumindest diffuses/fahles Licht hereinfällt?

    Zuvor lesen wir:

    Aus einem der Fenster quollen dunkle Schwaden, die sich im Gang sammelten.

    Ich gehe also davon aus, dass vom Fenster aus nicht nur Rauchschwaden, sondern ein wie auch immer geartetes Licht in den Gang fällt. Der Schein von Feuer und Flammen eventuell, falls es draußen tatsächlich brennt?

    Was mir fehlt, ist bloß eine kleine Abstufung von "seltsame Dunkelheit" und "Cheneela kann dieses und jenes sehen". Macht das Sinn? Versteht man, was ich meine? :thinking:

    Auf dem Kopf trug er einen Helm mit langen Hörnern

    Sehr schön! Keine angeklebten Hörner mehr, sondern ein richtiger Helm – gefällt mir!

    Liebe Grüße,
    Acala

  • Hey Kirisha

    Ich bin auch gerne wieder dabei :) Bin schon sehr gespannt auf deine Neuerungen.

    Rouven finde ich als neuen Namen super! Chaos Rising und ich hatten "Raven" ja unbedarfterweise englisch gelesen (und mental als "Rabe" übersetzt)

    Das ist mir ganz ehrlich auch so ergangen. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, das Raven NICHT englisch gelesen würde. Obwohl mich das jetzt auch nicht wirklich gestört hat.

    Aber die Argumentation, dass das nicht ganz ins Worldbuilding passt, klingt für mich auch irgendwie plausibel. Insofern ist Rouven wahrscheinlich schon die bessere Wahl. :hmm: Da gibt es zumindest wenig Spielraum für Irritationen.

    Ansonsten habe ich zu diesem ersten Part nicht mehr viel zu sagen. Du sagtest ja, dass die gravierenden Veränderungen erst ab dem 3. Kapitel einsetzen. Deshalb warte ich jetzt mal auf die Dinge, die da kommen...:gamer:

    LG
    Rainbow

  • Hallo liebe Acala

    ich freue mich sehr dass du es noch einmal versuchen willst und herzlich willkommen! Dann hoffe ich dass die Geschichte diesmal wirklich besser passt!

    Kurze Frage interessenhalber: War diese Vorgeschichte bereits ausformuliert – als eigener Band in der Reihe beispielsweise?

    Zum Großteil ja. Das meiste davon gehört zu einem anderen Manuskript, das aber (glücklicherweise) noch nicht veröffentlicht ist. Das kann ich noch entsprechend umändern. Auch aus dem Grund war es besser, hier einen anderen Namen zu wählen. Dann gibt es noch ein paar schöne Kapitel in der Zukunft, die ich jetzt nicht mehr bringen kann ... (sehr schade, aber vielleicht kann ich was anderes daraus machen). Außerdem habe ich eine Geschichte darüber geschrieben, wie Rouven und Kimures sich kennengelernt haben, als sie zehn Jahre alt waren. Die habe ich schon vor Jahren mal als Ebook formatiert und den Abonnenten meines Newsletters geschenkt. Naja das ist schon so lange her, dass die das wahrscheinlich schon vergessen haben. Denn die Geschichte passt aufgrund der vielen Änderungen so auch überhaupt nicht mehr. Da muss ich mir also auch noch was anderes einfallen lassen.

    muss es irgendwo eine Lichtquelle geben

    Stimmt. Dazu werde ich mir nochmal Gedanken machen.

    Der Schein von Feuer und Flammen eventuell,

    Wäre eine Idee ...

    Keine angeklebten Hörner

    Ich glaube, die haben niemandem außer mir gefallen. Darum habe ich mich davon verabschiedet.

    Liebe Rainbow

    ich freue mich sehr, dass du auch wieder dabei bist!

    Ansonsten habe ich zu diesem ersten Part nicht mehr viel zu sagen. Du sagtest ja, dass die gravierenden Veränderungen erst ab dem 3. Kapitel einsetzen. Deshalb warte ich jetzt mal auf die Dinge, die da kommen...

    Ja genau. Ich sage dir dann Bescheid.


    Und hier geht es jetzt weiter mit dem Abschluss des ersten Kapitels. Es gibt eine neue Information. Die markiere ich blau für die Leser unter euch, die die alte Version noch im Kopf haben.

    1.1. Cheneela

    Mit einem Schrei fuhr Cheneela aus dem Schlaf. Verwirrt blickte sie sich um. In ihrem Gemach herrschte trübes Dämmerlicht. Schattenhaft erkannte sie die Umrisse ihrer Kommode mit dem großen Spiegel, die glänzenden Rahmen der Gemälde an den Wänden und in der Ecke ihre Harfe. Aus weiter Ferne hörte sie eine Glocke neun Mal schlagen.
    Es war nur ein Traum!
    Aufatmend ließ sie sich in ihre Kissen zurückfallen. Da klopfte es an ihrer Tür.
    »Prinzessin? Alles in Ordnung?«, erklang eine harsche männliche Stimme. Sie gehörte Visbert, einem ihrer Leibwächter. »Benötigt Ihr Hilfe?«
    »Nicht nötig, danke. Es geht mir gut.«
    Ihr Herz klopfte unnatürlich schnell und wollte sich nicht beruhigen. Das Bild des grellen Feuers, in das sie hinabgestürzt war, blitzte ihr vor den Augen. Obwohl sie sich noch müde fühlte, würde sie keinen Schlaf mehr finden. Und natürlich hatte ihr Geschrei auch die Bediensteten geweckt. Die Verbindungstür zum Nebenraum knarrte und sie hörte das Schnaufen ihrer Zofe Sondra.
    »Ihr habt mich erschreckt, Prinzessin Cheneela! Darf ich hereinkommen?«
    Die Fürstentochter seufzte. Der Blick zum Fenster suggerierte eigentlich, dass dieser Tag sie noch nicht willkommen hieß. Am Himmel drängten sich pechschwarze Wolken. Diese konnte sie nicht einmal genau erkennen, weil das halbe Fenster von Aschestaub verklebt war.
    »Natürlich, komm herein. Guten Morgen, Sondra.«
    Im nächsten Augenblick huschte ihre Zofe mit leichten Schritten zu ihrem Himmelbett und setzte sich auf die Bettkante. Ihre hellbraunen Haare hatte sie sorgsam geflochten und zu einem Dutt hochgebunden.
    »Ich hörte Euch schreien.«
    Cheneela setzte sich auf.
    »Ein Kerl mit einem schwarzen Hörnerhelm hat mich in einen Abgrund gestoßen.« Noch immer fühlte sie das Entsetzen, das nur langsam von ihr wich. Es hatte sich so wirklich angefühlt.
    »Mit einem Hörnerhelm? Ihr meint … ein Schwarzer Ritter?«
    »Vergessen wir das.« Abwehrend streckte Cheneela beide Hände von sich.
    Sondra nickte mitfühlend. »Was für ein schrecklicher Traum!«
    »Ein lebendiger Baum kam auch darin vor«, sinnierte Cheneela wehmütig. Als kleines Mädchen hatte sie eine Eiche im Palastgarten besonders geliebt, mit der sie sogar gesprochen hatte. Das war noch zu den Zeiten gewesen, als draußen grüne Gewächse gediehen waren und man die Fläche vor ihrem Palast tatsächlich einen Garten nennen konnte.
    Knarrend öffnete sich die Tür zum Nebenzimmer und die beiden anderen Zofen traten ein.
    »Guten Morgen, Prinzessin!« Marla, die Jüngste, ging voraus und knickste vor ihrer Herrin. Sie balancierte einen Leuchter aus Glimmerstein in der Hand, wodurch ihre Gestalt wie ein sonniger, kleiner Engel wirkte und sich der weitläufige Raum erhellte. Hinter ihr folgte die ältere Fenjala, eine rundliche Dame vom Volk der Elgo, wovon ihr langes, dunkles Haar zeugte, das einer Pferdemähne ähnlich weit auf ihren Rücken herunterfiel. Ihr blassviolettes Seidenkleid kontrastierte hübsch mit der darunter hervorleuchtenden weißen Bluse.
    »Ihr seid wach, Prinzessin?«, rief sie schwungvoll. »Darüber bin ich froh, denn auf uns wartet heute ein volles Programm, deswegen hatte ich schon überlegt, ob ich Euch wecken muss. Der Hofschneider hat sich in einer Stunde angemeldet. Das Wasser im Baderaum dampft schon und ich habe Seife und Tücher bereitgestellt. Marla, kannst du die Kammermagd zum Fensterputzen rufen, damit wir Licht bekommen? Die sind ja schon wieder voller Staub.«
    »Danke, Fenjala. Dir natürlich auch, Marla.« Cheneela lächelte ihren Vertrauten zu und schwang sich aus dem Bett.
    Fenjala reichte ihr den flauschigen Morgenmantel, in den sie sich einhüllte. Begleitet von ihren Zofen ging sie durch die Verbindungstür in den kleinen Flur, der ihre Gemächer von den Räumen der Dienstboten trennte. An der Wand standen, fast so unbewegt wie Statuen, zwei ihrer Leibwächter, die ihr zunickten. Diese Zusatzbewachung hatte ihr Vater vor ein paar Monden eingeführt. Bis jetzt hatte sich Cheneela nicht daran gewöhnt, jeden Morgen nur in ihren Morgenmantel gekleidet an ihnen vorbeizudefilieren. Doch dies war eine Frage der Sicherheit. Sechs bewaffnete Soldaten vor ihrer großen Tür sowie zwei vor der Nebentür stehen zu wissen, Tag und Nacht, empfand sie als beruhigend.
    Zusammen mit ihrem Gefolge stieg sie die rustikale Holztreppe herunter, die in das Badehaus führte.
    Kurz darauf tauchte sie in das dampfende Wasser in dem großen Zuber ein, der Platz bot für fünfzehn Personen. Er wurde aus dem naheliegenden Parkteich gespeist und mit einem Holzofen beheizt. Sie genoss den Geruch der herben Kräuter und Öle, der in der Luft hing, während Fenjala ihre Arme einrieb und ihren Rücken wusch.
    Der große Tag war jetzt nur noch einen halben Mond entfernt. Seit Wochen fieberte sie dem Frühlingsball entgegen.
    Fenjala träufelte eine cremige Flüssigkeit auf ihre Haare und knetete sie. Wohlig ließ sich Cheneela zurückgleiten und lehnte sich gegen die hölzerne Wand des Zubers.
    »Ich habe die Gästeliste gesehen«, raunte ihr Fenjala ins Ohr, während sich ein süßlich-herbes Aroma in der Luft ausbreitete. Cheneela lächelte in sich hinein. Als ob diese Liste irgendwelche Überraschungen beinhalten könnte, es kamen doch jedes Jahr dieselben Gäste.
    »Über vierhundert Namen sind notiert«, ergänzte die Zofe, wobei die Tonhöhe ihrer Stimme dramatisch anstieg.
    Cheneela fuhr aus dem Wasser hoch, dass es beinahe übergeschwappt wäre. »Wie bitte?«
    »Euer Vater hat die Liste heute früh ergänzt. Ihr werdet eine Unmenge Hände schütteln müssen … Darum kommt der Hofschneider nachher auch noch einmal. Euer Vater hat befohlen, dass Euer Kleid selbst die Götter ausstechen soll.«
    Cheneela drehte sich zu der Zofe herum.
    »Was redest du denn da, Fenjala? Bist du sicher, dass du dich nicht verhört hast?«
    »Es sind bereits Boten losgeritten. Die Knechte in den Pferdeställen kommen gar nicht zur Ruhe. Und Euer Vater hat schon vor dem Frühstück seine Berater in den Rittersaal gerufen. Aber nun bewegt Euch nicht so ruckartig, sonst reiße ich noch versehentlich Haare aus.«
    Die Prinzessin zog ihre Stirn in Falten. Ob es stimmte? Doch ihre dralle Zofe war die Neugier in Person und ihren scharfen Augen entging nichts. Als Tochter des Hofmarschalls hatte sie Zugang zu exklusiven Informationen und liebte es, immer die erste Quelle für höfischen Tratsch zu sein. Daher neigte Cheneela dazu, ihr zu glauben.
    Ihr Vater beriet sich also um diese Zeit schon im Rittersaal?
    „Warum hat er mir nicht Bescheid gesagt? Er weiß doch, dass ich bei den Beratungen dabei sein möchte.“ Cheneela setzte sich aufrecht hin. Sie befiel ein ungutes Gefühl. Es musste einen Grund geben, wenn ihr Vater Dinge hinter ihrem Rücken diskutierte. Meist wollte er ihr auf diese Weise ersparen, von Raubüberfällen oder zerstörten Dörfern zu erfahren, weil es sie immer so mitnahm. Am liebsten wäre sie aus dem Wasser gesprungen und direkt zum Rittersaal gelaufen … Doch sie blieb sitzen. Jetzt würde sie ohnehin den Anfang der Diskussion verpassen. Außerdem konnte sie ja nicht im Morgenmantel erscheinen.
    »Lass uns das Bad abkürzen, damit ich schneller fertig werde. Ich möchte zu der Beratung gehen. – Wird Prinzessin Kira von Karghena auch zum Fest kommen? Sie hat mir seit drei Monden nicht geschrieben.«
    »Ich habe ihren Namen nicht gesehen«, erklärte Fenjala mit der Miene einer Prophetin, die den Weg zur Rettung der Welt geebnet hat. Verschwörerisch wispernd fuhr sie fort: „Man munkelt, sie solle in diesen Tagen heiraten.“
    Cheneela hielt die Luft an. „So plötzlich? Das kann nicht sein. Kira ist meine beste Freundin. Ich wüsste davon …“
    »Vielleicht stimmt es ja nicht. Aber nun ratet, wer alles für unser Fest gelistet ist. Da hätten wir einmal Graf Pluvar mit seinen drei Söhnen …«
    Die Zofe kam in Fahrt. Ihr Mund bewegte sich wie eine Wassermühle, spuckte Namen aus in einem fort. Zu jedem Gast kannte Fenjala einen Skandal oder mindestens ein trauriges Detail.
    Das ging ohne Pause so weiter, selbst als Cheneela wieder vor der Spiegelkommode in ihrem Gemach angekommen war. Fürstensöhne, Grafen, ganze Bataillone von Adligen, deren Namen Fenjala auswendig rezitieren konnte, schienen auf dem Weg nach Aravenna zu sein.
    Cheneela zog sich das Untermieder über und hob die Arme, damit Sondra alle Schnüre festbinden konnte. „Heute brauchst du es nicht so genau zu machen. Ich möchte so schnell wie möglich in den Rittersaal.“
    Inzwischen war es im Gemach nicht mehr ganz so dunkel, nachdem die Magd sowohl die Balkontür als auch die beiden Fenster akribisch von Aschestaub befreit hatte.
    Grauer Vulkanstaub bedeckte in kleinen Hügeln den Park, der sich unterhalb von Cheneelas Balkon erstreckte. Auch die Gewächshäuser und Statuen waren knietief von ihnen eingehüllt.
    Wie um zu unterstreichen, was diesen Zustand verursachte, erschütterte ein leises Beben den Untergrund. Ein Wummern tönte in der Ferne. Sämtliche Kosmetikdosen auf der Kommode zitterten, der Spiegel klirrte scharf und Marla stieß einen kleinen Schrei aus.
    »Du gewöhnst dich wohl nie daran«, amüsierte sich Fenjala mit einem Seitenblick auf die jüngste Bedienstete, die noch nicht lange im Palast arbeitete.
    »Es tut mir leid«, stotterte Marla und blickte unsicher zum Fenster hin. »Bei uns daheim war der Boden immer fest.«
    »Wir wohnen näher am Vulkan als die Leute deiner Heimat«, erklärte Cheneela. »Aber hier ist es noch harmlos. Was glaubst du, wie es in Manika rumpelt, wenn der Krater wütet. Es schlägt dir fast den Teppich unter den Füßen weg und die Stühle tanzen! Ich war vor drei Sommern zuletzt dort zu Gast, werde es aber bestimmt nie vergessen.«
    Mit geübten Griffen half ihr Fenjala in das Leinenhemd. Dieses gewann besondere Pracht durch eine Reihe von weißen Rüschen direkt über dem Ausschnitt. Jede einzelne schnürte die Zofe horizontal mit einem aravennablauen Samtband.
    Das Kleid war ein Traum in Hellblau. In der Hüfte tailliert geschnitten, fiel es faltenreich herab. Verzierungen aus geflochtenen Bändern schmückten es an den Ärmeln, an der Taille und am untersten Saum.
    »Steht Euch wunderbar«, kommentierte Fenjala ehrerbietig. Sondra fasste ihre Herrin bei der Schulter und drehte sie vor dem Spiegel, damit sie sich von allen Seiten begutachten konnte.
    Kritisch betrachtete Cheneela ihre schmalen, ein wenig blassen Wangen und die grünen Augen in dem großen Glas. Eine blonde Locke war den Haarnadeln entwischt und drohte die aufgetürmte Frisur zu entwürdigen. Aber sie wollte nicht noch mehr von der Beratung im Rittersaal verpassen.
    »Danke schön euch allen. So kann ich wohl gehen. Nicht dass mein Vater Beschlüsse fasst, ohne mich anzuhören.“
    »Aber der Hofschneider?“, fragte Fenjala mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Sag ihm, ich komme später.«

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  • Yay! Eine Gelegenheit Kirisha zu helfen.

    Ich finde es insgesamt spannend und ziemlich gut. Es ist Kritik auf hohem Niveau, aber ich finde das der Beschreibung hin und wieder eine untergeordnete Narrative vertragen könnte. Das hier zum Beispiel:

    Zitat

    Kalte Luft streifte um ihren Körper und ließ Prinzessin Cheneela frösteln. Sie schlang den Samtumhang enger um ihre schmalen Schultern und strich sich eine blonde Locke aus dem Gesicht.

    Die Flure vor den Gemächern des Palastes atmeten noch jene klamme Kühle aus, die sich in den Nächten ausbreitete, nachdem die Kamine erloschen.

    Gedankenverloren huschte sie den Gang entlang, auf den Lippen eine leise Melodie. Ihre Finger umfassten das glatte Metall der Silberflöte. Sie freute sich auf das morgendliche Musizieren mit ihrer Mutter und deren Kammerzofen.

    Diese Sätze machen handlungsmäßig gesehen alle Sin, aber sie bauen nicht aufeinander auf und haben auch keinen symbolischen Zusammenhang. Wenn es mein Manuskript wäre würde ich beispielsweise versuchen einen Kontrast zwischen dem kalten dunklen Schloss und der Prinzessin herstellen die sich freut gleich musizieren zu können.

    Prinzessin Cheneela setze ihre baren Füße auf die eiskalten Steinfließen eines gähnend langen Korridors der zu breit und zu leer war um ihn über Nacht warm zu halten. Ihre zarten Finger umklammerten eine Silberflöte und die Melodie auf ihren Lippen brach die Stille noch bevor es die Singvögel im Hof taten. Sie trotzte dem eisigen Windhauch und tapste auf das Zimmer ihrer Mutter zu.

    Ausdrücke wie „bare Füße“ „zart“ und „umklammern“ lassen die Prinzessin klein wirken, während „gähnend“ „zu breit“ „zu leer“ und „schwer warm zu halten“ den Korridor groß und kalt wirken lassen. Ich weiß natürlich nicht was du angepeilt hattest aber ich persönlich mag solchen Subtext in Geschichten.

    Es sind wirklich nur Kleinigkeiten. Der Text ist sehr gut aber hin und wieder könnte man mit geschickter Wortwahl mehr „Zauber“ raus kitzeln. Das hier zum Beispiel:

    Zitat

    Als sie in den Seitenflügel einbog, der zu den fürstlichen Gemächern führte, lag darin eine seltsame Dunkelheit. Cheneelas heiteres Summen erstarb, sie verlangsamte ihre Schritte. Ungläubig starrte sie nach vorn.

    Aus einem der Fenster quollen dunkle Schwaden, die sich im Gang sammelten. Sie waberten an den Vorhängen vorbei und hinterließen an ihrem Stoff und an der Mauer tiefschwarze Verfärbungen.

    Man könnte das dramatischer machen, wenn man zum Beispiel statt „in den Seitenflügel einbog“ „den Seitenflügel erreichte“ schreibt. „erreichte“ drückt eine gewisse Verzweiflung aus, so als wäre das ankommen nicht selbstverständlich gewesen. Anstelle von „Dunkelheit“ würde ich hier „Finsternis“ nehmen, weil das eine unnatürliche und bösartigere Assoziation hat.

    „sie verlangsamte ihre Schritte“ ist sehr weich und undramatisch. Hier hätte ich „Sie wagte keinen weiteren Schritt“ oder „sie blieb stehen wo sie war“.

    „die sich im Gang sammelten.“ „sammelten“ ist ein eher positives Wort. Wenn es um eine Bedrohung geht fände ich „stauten sich“ „krochen übereinander hinweg“ oder „verstopfen den Gang“ besser.

    Zitat

    geschwängert von einem beißenden, rußigen Geruch.

    Ich weiß das man „geschwängert“ in dem Zusammenhang benutzen kann. Aber für mich wird das nie richtig klingen weil sich mit immer zuerst die primäre Bedeutung aufdrängt… Geschmacksache ich weiß.

    Zitat

    Fesseln schnitten in ihre Haut, hielten sie fest und pressten Arme, Beine und Rücken gegen einen harten Gegenstand.

    Den Satz verstehe ich nicht so ganz. „Fessel“ kann sehr viel heißen. Ist es eine Schatten-Tentakel? Ein Seil? Eine Kette? Ist es ganz unsichtbar? Und von welchem harten Gegenstand ist die Rede?

    Zitat

    Der gewaltige Ast einer Eiche bohrte sich durch den Felsen wie durch Butter und wuchs ihr entgegen wie eine rettende Hand.

    Die Metapher mit der Butter will mir nicht gefallen…. Schmilzt das Fenster? Sonst würde ich es anders beschreiben.

    Zitat

    Er kommt näher!

    Ich glaube hier bist du in der Zeit verrutscht.

    Zitat

    Sag etwas, sprach sie sich Mut zu. Vielleicht bekommt er Mitleid!

    Der Gedankengang kommt mir unrealistisch vor. Keine Ahnung wie alt sie sein soll.

    Zitat

    Damit ihre Füße nicht Feuer fingen, zog sie diese an, stieß jedoch gegen etwas Spitzes an seinen Knien. Der stechende Schmerz ließ sie aufschreien.

    Ich weiß nicht… ich stelle mir „etwas spitzes an den Knien“ wie Teile der Rüstung vor. Könnte man vielleicht etwas ausführen… oder auch weglassen weil sie ja eh kurz darauf fällt.

    Ich hoffe das hilft. Vielen Dank nochmal für deine Kommentare zu "Vampire von Rankental". <3

  • Hallo liebe Feron,

    danke schön, dass du hier reingelesen hast. Ich freue mich über deine Kommentare!

    Diese Sätze machen handlungsmäßig gesehen alle Sin, aber sie bauen nicht aufeinander auf und haben auch keinen symbolischen Zusammenhang. Wenn es mein Manuskript wäre würde ich beispielsweise versuchen einen Kontrast zwischen dem kalten dunklen Schloss und der Prinzessin herstellen die sich freut gleich musizieren zu können.

    Prinzessin Cheneela setze ihre baren Füße auf die eiskalten Steinfließen eines gähnend langen Korridors der zu breit und zu leer war um ihn über Nacht warm zu halten. Ihre zarten Finger umklammerten eine Silberflöte und die Melodie auf ihren Lippen brach die Stille noch bevor es die Singvögel im Hof taten. Sie trotzte dem eisigen Windhauch und tapste auf das Zimmer ihrer Mutter zu.

    Mir gefallen deine Formulierungen und ich werde mir das mal durch den Kopf gehen lassen.

    Insgesamt war es nicht meine Absicht, einen Kontrast zwischen dem Schloss und der Prinzessin herzustellen. Eigentlich will ich eher zeigen, dass die Prinzessin gewöhnt ist, in ihrem Palast geborgen und in Sicherheit zu sein, weshalb der plötzliche Rauch und der Einfall einer Bedrohung ihr Urvertrauen erschüttern. Aber ich schaue nochmal, ob ich das noch eindringlicher einbauen kann.

    „Fessel“ kann sehr viel heißen. Ist es eine Schatten-Tentakel? Ein Seil? Eine Kette? Ist es ganz unsichtbar? Und von welchem harten Gegenstand ist die Rede?

    Es ist dunkel und sie weiß nicht, was sie fesselt. Daher denke ich, sie kann das nicht exakt beschreiben. Auch was das für ein harter Gegenstand ist, erkennt sie nicht (er ist hinter ihrem Rücken). Da sie diese Szene aber irgendwann tatsächlich erleben wird, wird man schon noch erfahren, was sie fesselt.

    Ich glaube hier bist du in der Zeit verrutscht.

    Das "Er kommt näher" ist deshalb kursiv und im Präsenz, weil das ein Gedanke von ihr ist. Und man denkt ja im Präsenz. Daher schreibe ich Gedanken immer kursiv (um es deutlich zu machen) und im Präsenz.

    Der Gedankengang kommt mir unrealistisch vor. Keine Ahnung wie alt sie sein soll.

    Sie ist 17. Findest du sie dafür zu naiv? Ein wenig naiv will ich sie durchaus darstellen, aber es soll natürlich kein Augenrollen beim Leser hervorrufen.


    Kapitel 2 – Rouven

    Vom Himmel rieselte Ascheregen in dicken Flocken herunter und hüllte Rouvens Sicht in nachtschwarzes Dunkel. Nur schemenhaft erkannte er den Weg unter seinen Füßen. Ein durchdringender Geruch nach Feuer und Rauch biss ihm durch das schützende Tuch hindurch in die Nase und brannte sich bis in seine Lungen hinein. Schweigend stapfte er der Truppe voran über Geröll und erhärtetes Lavagestein. Eine Windböe fegte ihm die langen schwarzen Haare über die Stirn. Dieser Auftrag würde schwerer werden als seine vorherigen, doch er war bereit, seine Verlässlichkeit zu beweisen.

    Endlich! Sein Ziel war die Wegbiegung, die auf die stürmische Westseite des Vulkans führte. Die Aschewolken trieben hier weniger dicht. Rouven trat bis an die nahe Schlucht heran, wo sich ein versteinerter Lavafluss in die Tiefe senkte. Der ideale Abflugplatz.

    Die Krieger seiner Truppe versammelten sich in einem Halbkreis um ihn herum. Siebzehn Skeff in schwarzen Lederuniformen bildeten den Kern dieser Kampfeinheit, die schon ihre langen, pechschwarzen Flügel schüttelten, bereit zum Start. Auch einige Flügellose begleiteten Rouven, die er für Spezialaufgaben brauchte. Angespannt ließ er seinen Blick über die Hörnerhelme und die mit Schutztüchern bedeckten Gesichter seiner Männer streifen, die nur die Augen freiließen.

    »Fertigmachen zum Abflug«, kommandierte er. »Die Flügellosen zu mir. Jeder bindet sich an einen Flieger.«

    Hauptmann Isert hob die geballte Faust. »Schwert- und Flügelbruch!«

    »Schwert- und Flügelbruch!«, donnerten die Stimmen der Kameraden durch den heulenden Aschesturm.

    Rouven trat an die Kante der Schlucht. Da auch ihm die Flügel fehlten, band er sich mit geübten Bewegungen an seinem Kameraden Samir fest. Er breitete die Ersatzschwingen aus Hirschleder aus, die er sich um Arme und Rücken gewunden hatte. Da schwang sich schon der Skeff mit kräftigen Flügelschlägen in die Höhe. Ein Ruck nach vorn und Rouven fiel ins Leere. Pfeilschnell stürzte er abwärts, doch durch die sich spannenden Lederhäute fing ihn der Wind und trug ihn. Wenig später wirbelten schon die übrigen Flieger um ihn herum.

    Rouven hasste es, in der Luft auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein und nicht an vorderster Front zu segeln. Rasender Ostwind erschwerte den Flug. Immer wieder rasten mit großer Kraft seitliche Sturmböen durch die Gruppe und er kämpfte darum, die Flügel nicht wegreißen zu lassen. Mehrfach wurde er um die eigene Achse geschleudert und lief Gefahr, seinen Zugflieger in die Tiefe zu reißen. Erst als sie sich aus dem Gebirge entfernten, beruhigte sich der Wind.

    Rouven näherte sich seinem Ziel, dem Tempel der Stadt Karghena. Laut den Informationen der königlichen Spione erwartete ihn ein gewaltiges Truppenaufgebot rings um das Gebäude, das einen Überfall auf dem Landweg erschwert oder unmöglich gemacht hätte. Durch die Luft sollte der Vorteil jedoch auf Seiten seiner Truppe liegen.

    Kurz schnaubte er, als er an seine Einberufung in die Königshalle dachte. Sein Vorschlag, besser den Palast für den Überfall zu wählen und nicht einen Tempel voller Zauberinnen, die ihm allein durch ihre Kräfte überlegen waren, hatte ihm verächtliche Blicke eingebracht. „Die Priesterin hat eine fremde Göttin angesprochen!“, hatte der König erklärt. „Sie verdient eine Bestrafung.“

    Hart kniff Rouven die Lippen zusammen. Nun gut. Wenn der König wünschte, dass er neben dem Brautraub auch noch Zauberinnen disziplinierte, würde er es tun.

    Als in weiter Ferne schemenhaft die Stadtmauer auftauchte, tastete er mit dem Zeigefinger nach dem Illusionsstab, den er sich um das Handgelenk gebunden hatte. Die Berührung ließ den Smaragd an dessen Ende vibrieren. Rouven fühlte die Konzentration magischer Energie wie ein inneres Beben in seinen Armen anschwellen. Explosionsartig entlud sich aus seinen Fingerkuppen ein Ascheschwall, der seine Truppe in eine Wolke einhüllte. Eine Illusion, die anderen Staubformationen am Himmel glich.

    Hoch über den Häusern der Stadt glitten sie dahin, während sich ihre Wolke langsam zerfaserte und Einblicke nach unten ermöglichte. Unzählige Menschen bewegten sich aus allen Richtungen zum Tempel hin und dessen Vorhof war überfüllt. Zahlreiche Schaulustige wurden von einer Hundertschaft Soldaten zurückgedrängt. Kutschen parkten dicht an dicht und an den Seiten wieherten angeschirrte Pferde.

    Zu der bevorstehenden Hochzeit der Prinzessin Kira von Karghena waren Hunderte Gäste eingetroffen, die meisten langhaarige und flügellose Elgo wie die Braut. Die Palastwache sowie Wachmannschaften des Fürsten umringten die Festgesellschaft wie ein gewaltiger lebendiger Schutzschild.

    Da die mit vergoldeten Rädern und Türrahmen verzierte Fürstenkutsche verlassen vor dem Eingang stand, befand sich die Braut offenbar bereits drinnen.

    »Sollte die Dachöffnung nicht nahe dem Südturm liegen? Ich sehe sie nicht.« Samir blickte sich zu Rouven um, während er mit weiten Flügelschlägen ausholte.

    »Halt deine Feueraxt ruhig. Das Loch wird schon auftauchen.« Rouven streckte seine Ledersegel, was ausreichte, um sich in der Luft zu halten.

    »Schaut euch den Truppenauflauf an«, hörte er die Stimme von Bernador neben sich. „Als hätten sie ihr ganzes Heer hier stationiert.“

    »Solange ihre Soldaten nicht in der Luft fliegen, kann es uns gleichgültig sein«, bemerkte Rouven, der von den Berichten schon wusste, dass die Karghenaer keine Skeff in ihre Truppen beriefen. »Und haltet Ausschau nach der Öffnung im Dach!«

    Forschend ließ Rouven seinen Blick über das schiefergedeckte Tempeldach gleiten. Sein Kamerad Fender entdeckte das leicht geöffnete Fenster neben einem der Stützbalken. »Dort!«

    Alle gleichzeitig gingen in den Sinkflug, während sie auf die Öffnung zuhielten. Einzig der Schutzbann des Gebäudes reagierte. Schlagartig wuchs eine durchsichtige Kuppel aus dem Boden, welche die Mauern umhüllte und den Zutritt verwehrte. Darauf war Rouven vorbereitet, alle Gotteshäuser besaßen solch einen Bann. Jedoch saß an diesem Tempel zusätzlich eine Spionin, die versprochen hatte, nicht nur ein Dachfenster zu öffnen, sondern ihm auch ein Loch in die Kuppel zu präparieren. Rouven kniff die Augen zusammen. Vermutlich sahen seine magieblinden Kameraden den Bann nicht, der nur aus Strahlung bestand. Daher zerschnitt er jetzt das Seil, das ihn an Samir gebunden hatte, kommandierte seine komplette Mannschaft hinter sich und gebot den Kriegern, ihm zu folgen. Da er mit seinen künstlichen Schwingen nur abwärts fliegen konnte, war es wichtig, den Eingang beim ersten Anflug zu treffen.

    Er segelte darauf zu, zog die Flügel ein und ließ sich das letzte Stück fallen. Sofort stürzte er durch den schmalen, durchsichtigen Kuppeldurchgang und landete auf einem Ebenholzbalken des geschwungenen Tempeldaches. Hier fand sich das Fenster, das nur angelehnt war. Rouven öffnete es und stieg ein. Er musste sich bücken, um nicht mit den Hörnern seines Helms oben hängenzubleiben. Einer nach dem anderen folgten ihm seine Krieger. Sie erreichten ein niedriges Dachgewölbe, in dem zahlreiche schräge Balken den Weg einengten. Die vorherrschende Dunkelheit wurde von dünnen, blauen Strahlen unterbrochen, die von unten durch die Ritzen drangen. Schmerzhaft trafen ihn die Ausläufer der machtvollen Energie auf der Haut. Ausgerechnet gegen verfluchte Zauberinnen zu kämpfen …! Er musste unbedingt ihre magische Kugel ausschalten.

    Rouven ließ seinen Blick durch den Raum wandern. Plangemäß sollte seine Spionin zwölf Bodenluken vorbereitet haben, durch die er und seine Leute in den Tempel einsteigen konnten.

    »Seht ihr die Handgriffe im Staub? Sie leuchten.« Rouven blickte sich in der Runde um. Seine Männer nickten grimmig.

    »Verteilt euch, so wie besprochen. Achtet auf mein Signal.«

    Rouven wartete ab, bis sich alle Krieger neben und gegenüber von ihm auf ihre Plätze begeben hatten. Fender und Karash, die die Großbanne anbringen sollten, banden die metallischen Artefakte von ihren Körpern ab. Samir trug den Kristallbrecher, eine Art Spitzhacke mit langen glühenden Dornen an den drei Enden. Den sollte er gemeinsam mit Asmantjar und Sholler in die Kristallkugel schlagen.

    Hoch konzentriert musterte Rouven seine Truppe. „Ausrüstung vorbereiten! Fertigmachen zum Absprung!“

    Zügig holte er seinen Feuerstab aus dem Gürtel, den er gegen die Hörner seines Helmes presste. Er rieb an dem Stab, bis der Amethyst an dessen Ende anfing zu surren und beide Hörner mit Energie füllte, bis er diese auf der Kopfhaut kribbeln fühlte. Zuletzt kontrollierte er die neben der Luke platzierte Seilwinde.

    Kurz überblickte er die Aktivitäten seiner Kameraden und wartete ab, bis ihm alle Bereitschaft signalisierten.

    Es kann losgehen.

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince

  • Ich mag den Part mit den Zofen. Besonders das hier:

    Zitat

    Kritisch betrachtete Cheneela ihre schmalen, ein wenig blassen Wangen und die grünen Augen in dem großen Glas. Eine blonde Locke war den Haarnadeln entwischt und drohte die aufgetürmte Frisur zu entwürdigen. Aber sie wollte nicht noch mehr von der Beratung im Rittersaal verpassen.

    „Frisuren entwürdigen“ ist ne witzige Art über Eitelkeit zu reden.

    Ich würde, wenn du Gemälde beschreibst, die irgendwo hängen, auch immer auf das Motiv eingehen. Ohne Kontext ist das in meinem Kopf immer ein weißer Platzhalter…. Außerdem wüsste der Leser dann eventuell welchen Stil oder Künstler sie mag. Es wäre auch eine Gelegenheit Verwandte oder Vorfahren zu erwähnen, wenn es Portraits sein sollen.

    Ich weiß auch nicht ob ihr Leibwächter nicht ein bisschen zu gechillt ist. In meinen Augen wäre es gerechtfertigt sofort die Tür ein zu treten, wenn die Person die ich beschützen soll plötzlich aufschreit. Du könntest ihm als Kompromiss einen Schlüssel geben, oder ihn zumindest energischer fragen lassen was los ist, finde ich.

    Zitat

    »Vergessen wir das.« Abwehrend streckte Cheneela beide Hände von sich.

    Das finde ich ein bisschen konfus, weil sie es selbst angesprochen hat und dann so plötzlich doch fallen lassen will. „Es geht schon wider“ oder „Verzeih mir, ich war nur sehr erschrocken.“ Wäre ein weicherer Übergang.

    Das Wort: „defilieren“ musste ich Googeln. Ich hatte keine Ahnung was das heißt.

    Zitat

    »Ihr seid wach, Prinzessin?«, rief sie schwungvoll. »Darüber bin ich froh, denn auf uns wartet heute ein volles Programm, deswegen hatte ich schon überlegt, ob ich Euch wecken muss. Der Hofschneider hat sich in einer Stunde angemeldet. Das Wasser im Baderaum dampft schon und ich habe Seife und Tücher bereitgestellt. Marla, kannst du die Kammermagd zum Fensterputzen rufen, damit wir Licht bekommen? Die sind ja schon wieder voller Staub.«

    Das ist nur eine Kleinigkeit aber ich finde das du diesen Austausch hier super für Charakterisierung nutzen könntest, da die Zofe wie ich annehme Anweisungen der Prinzessin befolgt. Vielleicht sowas:

    „Ich habe diese scheußliche Schafsfett-Seife aus Otterwinkel weggeworfen. Ihr habt Recht, die riecht ranzig. Ab heute nur noch Olivenöl für die Füße der Prinzessin!“

    „Euer Bad ist bereit. Halb voll, heiß genug für einen Drachen und nicht zu viel Schaum, ganz wie ihr es mögt.“

    Oder sowas in der Art.

    Zitat

    Fenjala träufelte eine cremige Flüssigkeit auf ihre Haare und knetete sie. Wohlig ließ sich Cheneela zurückgleiten und lehnte sich gegen die hölzerne Wand des Zubers.

    Der Satz ist prima wie er es, aber du könntest das Gefühl von Wohlbefinden meiner Meinung nach noch besser transportieren. „Kneten“ kommt mir zu grob vor. Könnte aber auch an mir liegen, weil ich andere Leute nicht an meine Haare lasse…

    Fenjala, öffnete ein verziertes Tongefäß und verteilte die kostbare Seife auf ihren Handflächen, um sie zu vor zu wärmen, ehe sie mit gleichmäßigen, kreisenden Bewegungen Cheneela Kopfhaut massierte. Wohlig ließ sie sich zurückgleiten und verlagerte ihr Gewicht gegen die Hölzerne Wand des Zubers, während sie zum ersten Mal ihre Beine ganz ausstreckte.

    Zitat

    Cheneela hielt die Luft an. „So plötzlich? Das kann nicht sein. Kira ist meine beste Freundin. Ich wüsste davon …“

    „Sie ist meine beste Freundin“ klingt zu sehr nach Exposition um des Lesers willen. „Sie hätte es mir zuerst gesagt“ wäre in meinen Augen besser.

  • Ich würde, wenn du Gemälde beschreibst, die irgendwo hängen, auch immer auf das Motiv eingehen. Ohne Kontext ist das in meinem Kopf immer ein weißer Platzhalter…. Außerdem wüsste der Leser dann eventuell welchen Stil oder Künstler sie mag. Es wäre auch eine Gelegenheit Verwandte oder Vorfahren zu erwähnen, wenn es Portraits sein sollen.

    Darüber hatte ich nachgedacht. Cheneela entstammt der früheren Königsfamilie. Jedoch verlor die Familie diesen Rang vor zwei Jahrzehnten nach der Ermordung ihres Großvaters. Da gäbe es eine Menge zu erzählen. Es würde hier aber doch sehr von der Haupthandlung ablenken und ist im Augenblick noch ziemlich unrelevant. Ich werde nochmal überlegen ob es Sinn macht da schon was anzureißen oder eher nicht.

    Ich weiß auch nicht ob ihr Leibwächter nicht ein bisschen zu gechillt ist. In meinen Augen wäre es gerechtfertigt sofort die Tür ein zu treten, wenn die Person die ich beschützen soll plötzlich aufschreit.

    Ist eine Überlegung wert.

    „defilieren“

    Ja das passt vielleicht nicht so zum übrigen Stil.

    „Euer Bad ist bereit. Halb voll, heiß genug für einen Drachen und nicht zu viel Schaum, ganz wie ihr es mögt.“

    Oder sowas in der Art.

    Gute Idee! Das werde ich auch mal überlegen.

    Auch deine anderen Bemerkungen gefallen mir und ich werde den Abschnitt nochmal überarbeiten!

    Danke schön!:)

    Hier geht es jetzt weiter im Text! Das zweite Kapitel besteht aus insgesamt 3 Abschnitten. Dies ist der zweite davon. (Für die Leser die es zum zweiten Mal sehen: Es passiert bis jetzt noch nichts überwältigend Neues. Alles sind nur Überarbeitungen.)


    Kapitel 2.1 Rouven

    Es kann losgehen.
    Er wischte den Staub mit den Füßen zur Seite, fasste vorsichtig die hellblau leuchtende Klinke am Boden und öffnete sie einen Spalt breit. Grelles blaues und dunkelrotes Licht flutete ihm entgegen und blendete ihn.
    Langsam bildeten sich zu seiner Linken die massive, haushohe Kristallkugel heraus, in deren Inneren die magische Energie dieses Tempels schwappte – deren Kraft würden seine Männer mit den Großbannen gleich als Erstes ausschalten. Rechterhand überblickte Rouven die Silhouetten der Festgäste, die tief unter ihm in der ausladenden Tempelhalle warteten, in einem großen Kreis um eine leicht erhöhte Galerie. Darauf stand das Brautpaar. Der Bräutigam trug eine schmucke Uniform, während sich Prinzessin Kira von Karghena in dem traditionellen hellgelben Hochzeitskleid präsentierte, mit leuchtenden Smaragden verziert, die wie ein Gürtel ihre Taille umrundeten. Oder genauer gesagt war alles an ihr so rund, dass man die Edelsteine einfach über ihre üppigen Kurven herüber drapiert hatte. Verächtlich verzog er die Lippen bei der Vorstellung, diese Last gleich abschleppen zu müssen.
    Rouven wandte seinen Blick gleich wieder ab, konnte aber nicht verhindern, dass der alte Ärger in ihm aufstieg, den er die ganze Zeit nach Kräften verdrängt hatte.
    Immer diese verfluchten Entführungen von Mädchen! Tausendmal lieber hätte ich mich mit Soldaten geschlagen.
    Er rief sich zur Ordnung. Gerade diese Entführungen hatten für die heilige Göttin die größte Bedeutung.
    Gerade beugten sich die Verlobten über ein rotes Tablett, das man ihnen entgegenhielt. Vermutlich lagen darauf die Ringe, genau konnte er es von oben nicht erkennen.
    Was für ein steifes Pärchen. Die beiden sahen sich nicht an, die Braut drehte sich sogar fast angewidert zur Seite, als ihr Angetrauter ihr das Schmuckstück an den Finger steckte.
    Sicher eine Zweckhochzeit, die Bündnisse festigen oder politische Vorteile bringen sollte.
    »Zur Hölle, ist das Weib fett«, witzelte sein Kamerad Fender mit unterdrückter Stimme, der an einer Luke neben ihm saß. »Ihr Brautkleid platzt bald aus allen Nähten.«
    »Idioten, habt ihr keine Augen im Kopf?«, brummelte Bernador und schüttelte seine Flügel aus. »Die hat schon einer beschlagen – da steckt ein Braten in der Röhre.«
    Rouven zuckte zurück. Natürlich, er hätte es sofort begreifen sollen. Sie erwartete ein Kind.
    War das ein Fehler? Sonst verlangte die Hohepriesterin immer Jungfrauen. Sie würde mit dieser Braut nichts anfangen können. So ein wichtiges Detail hätten die Bildzauberinnen in der Kristallkugel von Kalamachai sehen müssen! Wie konnten sie es ignorieren?
    Eigentlich hätte Rouven längst das Kommando zum Angriff geben sollen. Doch er zögerte. Bevor er die Haut seiner Männer für einen sinnlosen Auftrag riskierte, würde er den Auftrag lieber abbrechen!
    Aber das ging natürlich nicht. Ein Befehl war ein Befehl. Es musste ein Sinn dahinterstecken.
    Gewaltsam zwang er den Aufruhr in seinem Inneren nieder.
    Ein Orchester aus Schalmeien spielte zu einem schmetternden Hochzeitsmarsch auf. Die Lautstärke würde alle anderen Geräusche übertönen.
    Rouven richtete sich auf und befahl Jondor und Prakash an seine Seite, die die Seilwinde bedienen sollten. Er packte das Ende des Seiles von der Winde und befestigte es mit dem Haken um seinen Bauch.
    »Operation Brautraub – Start!«, kommandierte er, riss die Luke weit auf, hangelte sich durch die Öffnung nach unten und gab Jondor und Prakash das Zeichen, ihn herabzulassen.
    Rasend schnell ging es abwärts. Gleich darauf schwebte er direkt über der Menschenmenge. Um ihn herum schwirrten seine Kameraden, von denen die meisten die Seile gar nicht brauchten, sondern sich mit gezielten Flügelschlägen auf Statuen in seiner Nähe positionierten. Das konstante Reißen auf seiner Haut hörte auf, daher glühten sicher inzwischen die Großbanne von Fender und Karash und löschten sämtliche Magie.
    Die Zauberinnen hätten wir ausgeschaltet, registrierte er zufrieden.
    Irgendwo in der Ferne hörte er das scharfe Klirren von zerbrechendem Kristall. Samir, Asmantjar und Sholler schienen gut getroffen zu haben. Gellende Schreie erklangen.
    Rouven landete direkt auf der Galerie. Er stieß eine Tempelhexe zur Seite, die vor dem Brautpaar gestanden hatte, und sprang auf die Prinzessin zu. Noch bevor irgendjemand reagierte, löste er den Haken von seinem Bauch und packte sein Opfer mit der rechten Hand kraftvoll um die Brust, so dass er ihr beide Arme einschnürte. Eigentlich hatte er sie gleich an das Seil binden wollen, doch im selben Atemzug stürmten zwei Wächter mit gezückten Schwertern auf ihn zu. Und er hörte das Sirren von Dutzenden Waffen in seinem Rücken, die gerade vorwärts gerissen wurden. Daher wand er das Seil mit schnellen Bewegungen nicht nur um ihren, sondern auch um seinen Rücken und hakte es fest, während er laut schrie: »Zieht!«
    Zwei, drei schnelle Rucks und schon schwebte er mit seiner Beute hoch über den angreifenden Leibwächtern. Die Prinzessin zitterte am ganzen Körper. Verzweifelt schlug sie mit den Händen um sich, so weit sie diese rühren konnte. Ihre Schreie gellten ihm in den Ohren, jetzt trat sie sogar mit dem Knie ihm direkt in den Schritt. Rasender Schmerz durchfuhr ihn.
    »Tritt mich noch einmal und ich beiße dir die Kehle durch!«
    Das wirkte. Die Prinzessin erstarrte. Die würde er schon dahin bekommen, wohin sie musste.
    Einen kurzen Moment lang hatte die Festgesellschaft wie unter Schock gestanden. Doch nun brach ohrenbetäubender Lärm aus. Das Gebrüll der Zauberinnen gellte durch den Tempel.
    „Ein Leck in der Kristallkugel!“
    „Alarm! – Alle Gardezauberinnen zu mir – wir verlieren Energie!“
    Gleichzeitig hörte Rouven Befehle der Tempelwächter. Soldaten marschierten. Irgendwo rasselten Schwerter. Hunderte Gäste kreischten auf. Etwas Scharfes ratschte über seine Wange. Doch er schwebte schon hoch über dem Boden. Mit gleichmäßigen Rucken zogen ihn die Kameraden immer weiter nach oben.
    Eine silbrige Flüssigkeit sprudelte aus dem Loch in der Kristallkugel heraus, die nun bereits unter ihm lag. Mit Genugtuung beobachtete er, wie sich dunkle Silbermagie, kleinen Wasserfontänen gleich, in den Tempel ergoss. Eine Traube von Zauberinnen versuchte in Panik, die Flüssigkeit zu fangen und mit Leitern zur Bruchstelle hochzuklettern, wohl um diese zu verschließen.
    Da ertönte durch den ohrenbetäubenden Krach eine gellende Stimme: »Lasst sie los! – Sie ist mein Leben, mein Alles! Tut ihr nichts. Verhandelt mit mir. Ihr bekommt alles, was Ihr wollt!«
    Das war der Bräutigam. Dessen magere Gestalt machte Rouven etwa zehn Meter unterhalb von sich aus. Der Wicht fuchtelte mit einem höfischen Paradedegen in der Luft herum.
    Lächerlich. Die Waffe kann er niemals in solche Höhen befördern, dass mir gefährlich wird.
    „Sie ist mein Leben!“ – Was für hochtrabende Lügen. Auf seiner eigenen Hochzeit hatte der Typ seine Braut nicht geküsst, beim Ringeaufstecken hatte sie sich weggedreht, als bekäme sie davon Ausschlag. Seine theatralischen Rufe dienten daher nur dem Zweck, zu unterstreichen, dass er nicht untätig herumstand, während die Provinz Karghena ihre Thronfolgerin verlor.
    Wieder ein Ruck, sie wurden weiter nach oben gezogen. Rouven blickte hoch – noch gut drei oder vier Meter bis zur Luke.
    Da traf ihn ein Schwall reißender magischer Strahlung, der ihm so scharf über die Haut fuhr, als ob er ihm Wangen und Arme zerkratzen wollte.
    Die Kristallkugel begann auf der ihm zugewandten Stelle grell zu flackern. Blitzlichter huschten über Rouven hinweg und blendeten ihn. „Da ist er!“, gellte eine schrille, weibliche Stimme unter ihm.
    Verwünschte Zauberinnen. Ich wusste, dass diese Vogelscheuchen uns Probleme bereiten würden.
    Über ihm raste ein Leuchtblitz heran und traf das obere Seil – das eigentlich magiedicht hätte sein sollen. Eine Stichflamme zischte hoch. Reflexartig richtete er seine Hörner mit der darin eingebundenen Magie dem Feuer entgegen, worauf die Flammen fortgeschleudert wurden.
    Weitere Leuchtblitze rasten in seine Richtung. Er senkte den Kopf, um sie mit der Energie aus seinen Stirnhörnern zu treffen. Überall um ihn her blitzte es.
    Warum konnten sie ihn angreifen? Hatten die Tempelzauberinnen einen seiner Großbanne durchbrochen?
    „Ein neuer Bann an die östliche Kugelseite! – Zieht mich hoch, verdammt!“, brüllte Rouven quer durch die Halle, während er weiter Blitze abwehrte.
    Zum Glück verebbten danach die Attacken. Doch seine Bewegung geriet ins Stocken. Das Seil verharrte, schien sich plötzlich zu verlängern und er spürte eine Bewegung abwärts.
    Was zum …
    Da er sich ohnehin nicht mehr in der Bannzone befand und seine Hörner schon Energie einbüßten, sah er sich gezwungen, zur Attacke überzugehen. Dafür musste er jedoch seinen Klammergriff um die Prinzessin lockern und eine Hand von ihr nehmen, um damit an seinem Feuerstab zu reiben. Er zielte auf die dunklen Gestalten bei der Kristallkugel, von denen die Blitzgeschosse ausgingen. Feuersalven schossen aus seinen Fingern.
    Die erste Gestalt ging in Flammen auf, dann eine zweite. Doch nun stürmte der ganze Schwarm aus grauen Umhängen in seine Richtung.
    Seine Gefangene nutzte die gewonnene Freiheit kaum, sondern zuckte vor den Feuerblitzen zurück und kreischte nur noch lauter.
    „Attackiert die Hexen!“, schrie er, während er die nächsten Flammenstrahlen abfeuerte und sein Seil weiter abwärts rauschte. Wenn das so weiterging, drohte Gefahr. Mit den Beinen brachte er das Seil zum Schwingen, um ein anderes zu erreichen.
    Ein Knacken. Ihn traf ein heftiger Schlag und es wurde dunkel vor seinen Augen. Mühsam kämpfte er darum, nicht das Bewusstsein zu verlieren. Vor seinem Blick flackerte es und alles drehte sich. Über ihm schien der Himmel zu explodieren wie bei einem Vulkanausbruch.
    Mit einem Ruck sauste er abwärts.

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince

  • Zitat

    Vom Himmel rieselte Ascheregen in dicken Flocken herunter und hüllte Rouvens Sicht in nachtschwarzes Dunkel.

    „nachtschwarzes Dunkel“ ist vielleicht ein wenig Overkill. Das ist ja praktisch 3 mal Schwarz. Ich bin mir auch nicht sicher was ich von dem Ausdruck „Sicht einhüllen“ hallten soll. Wenn die Sicht wetterbedingt schwierig ist würde ich eher beschreiben das er nur ein paar Meter weit sehen kann, oder wie sehr er sich anstrengen muss um Details aus zu machen. Sicht ist für mich einfach nichts das „eingehüllt“ werden kann.

    Zitat

    Dieser Auftrag würde schwerer werden als seine vorherigen, doch er war bereit, seine Verlässlichkeit zu beweisen.

    Ich bin persönlich kein Fan davon dem Leser Motive so direkt zu erklären. Das fühlt sich immer an als würde Inhalt fehlen. Wie wäre es so:

    Dieser Auftrag war nicht wie seine vorherigen. Es gab zu viele Variablen, zu viele Knotenpunkte die das Potenzial hatten sie alle unter das Fallbeil zu bringen. Es hatte Stunden gedauert, aber Rouven war sich sicher das jeder einzelne seiner Soldaten genau wusste was zu tun war und warum. Wenn er das hier durchzog würden man niemals wieder an seinen Fähigkeiten zweifeln.

    Zitat

    Da auch ihm die Flügel fehlten, band er sich mit geübten Bewegungen an seinem Kameraden Samir fest. Er breitete die Ersatzschwingen aus Hirschleder aus, die er sich um Arme und Rücken gewunden hatte. Da schwang sich schon der Skeff mit kräftigen Flügelschlägen in die Höhe. Ein Ruck nach vorn und Rouven fiel ins Leere. Pfeilschnell stürzte er abwärts, doch durch die sich spannenden Lederhäute fing ihn der Wind und trug ihn. Wenig später wirbelten schon die übrigen Flieger um ihn herum.

    Diesen Absatz musste ich mehrfach lesen, weil es hier schwierig ist zu verstehen ob er alleine fliegen kann oder nicht. Er hat also künstliche Flügel, aber die genügen nicht und ein natürlich geflügelter Skeff muss ihn trotzdem tragen? Aber das zusätzliche Gewicht macht es diesem Skeff schwerer zu fliegen? Vielleicht braucht das ein paar Zeilen mehr um es klarer aus zu drücken.

    Zitat

    Da die mit vergoldeten Rädern und Türrahmen verzierte Fürstenkutsche verlassen vor dem Eingang stand, befand sich die Braut offenbar bereits drinnen.

    Macht es den von einem Woldbuilding-Aspekt her Sin das Wesen die natürlich flugfähig sind in Kutschen reisen? Wären die nicht eher frustriert wenn sie indirekt über Land reisen müssten?

    Zitat

    Kurz schnaubte er, als er an seine Einberufung in die Königshalle dachte. Sein Vorschlag, besser den Palast für den Überfall zu wählen und nicht einen Tempel voller Zauberinnen, die ihm allein durch ihre Kräfte überlegen waren, hatte ihm verächtliche Blicke eingebracht. „Die Priesterin hat eine fremde Göttin angesprochen!“, hatte der König erklärt. „Sie verdient eine Bestrafung.“

    Hart kniff Rouven die Lippen zusammen. Nun gut. Wenn der König wünschte, dass er neben dem Brautraub auch noch Zauberinnen disziplinierte, würde er es tun.

    Das ist mir persönlich ein wenig zu viel trockene Exposition. Ich würde eher darüber schreiben wie frustriert Rouven darüber ist das er ein unnötiges Risiko eingehen muss um den Tempel an zu greifen und nicht den Palast. Er muss ja auch irgendeine Einstellung gegenüber den Zauberinnen haben, idealerweise Angst, weil das zeigen würde wie mächtig die im Kontext sind. Ich finde dieses „Nun, gut. Der König wills halt so“ eher schwach.

    Er war bei dem Vorfall mit den Zauberinnen nicht dabei gewesen, wusste nicht was gesagt und getan wurde und ob die Priesterin tatsächlich eine andere Göttin angesprochen hatte oder ob eifersüchtige Menschen am Hof nur gehört hatten was sie hören wollten. Aber Zweifel brachte ihn nicht voran. Er vertraute dem Urteil seines Königs. Er hatte keine Wahl.

  • Hey Kirisha ^^ ,

    Ich mag Großteils deine spannenden Beschreibungen der dunklen Schatten und ihrer Panik. Manche Beschreibungen fand ich dann hingegen etwas zu viel, aber das liegt wohl an mir.


    Allerdings kann in dir dem ersten Teil des Kapitels nicht wirklich sagen, was ich von Cheneela halte. Wir kennen sie da eigentlich gar nicht, sondern wissen nur, dass sie eine Prinzessin ist, die gerne musizieren würde.

    Hier findet sie sich bereits zu Beginn in einer Gefahrensituation wider. Die ist zwar imo Großteils anschaulich beschrieben, aber man erfährt nicht wirklich Charaktereigenschaften, die individuell für die Prinzessin sind. Denn sie reagiert so, wie sehr viele Menschen in gefährlichen Situationen nunmal reagieren. Fight-Flight-Freeze-Fawn ist ein sehr universieller, menschlicher Überlebensinstinkt, verrät aber nicht viel über ihren Charakter.

    Hier im ersten Teil hätte ich mir daher persönlich gewünscht, dass du dir etwas mehr Zeit mit der Vorstellung der Prinzessin lässt und ihr noch eine etwas längere Szene gönnst, bevor sie angegriffen wird / davon träumt angegriffen zu werden.


    Zitat

    »Ein Kerl mit einem schwarzen Hörnerhelm hat mich in einen Abgrund gestoßen.« Noch immer fühlte sie das Entsetzen, das nur langsam von ihr wich. Es hatte sich so wirklich angefühlt.
    »Mit einem Hörnerhelm? Ihr meint … ein Schwarzer Ritter?«
    »Vergessen wir das.« Abwehrend streckte Cheneela beide Hände von sich.

    Ich geb es Cheneela mal, dass sie sich noch benommen fühlt und Sondra vertraut, und sie deshalb "ein schwarzer Ritter?" nicht hinterfragt. Für mich wirkt der Zusatz dennoch etwas seltsam, sie hat das nie ausgesprochen.


    Ich weiß noch nicht so recht, wie ich Cheneela einschätzen soll, bzw. wie ich das gesamte Königreich und die Welt einschätzen soll. Es fällt mir eher schwer zu glauben, dass eine siebzehnjährige Prinzessin noch recht naiv sein soll. Sie möchte zwar an Besprechungen teilnehmen, aber das wirkt irgendwie unbedarft. Ich denke aber, dass du es so haben wolltest und ihr Vater hat die Zahl der Wachen verstärkt und hält sie aus den Gesprächen raus, weil er von den Entführungen anderer Mädchen weiß.


    Die Vulkanwelt finde ich allerdings ziemlich cool und die fasziniert mich. Da bin ich gespannt was du noch daraus machst. Eingebunden hast du sie bereits sehr natürlich. Die Szene fügt sich gut ein.


    Zitat

    Cheneela hielt die Luft an. „So plötzlich? Das kann nicht sein. Kira ist meine beste Freundin. Ich wüsste davon …“

    Das liegt vielleicht auch an mir und meiner Art mir Dinge vorzustellen, aber ein paar deiner Bedchreibungen von Gesten finde ich persönlich recht cartoonhaft. Das hier und zb hochschrecken und das Wasser fast überschwappt, als sie von der Zahl der Gäste erfährt etc, sind imo überzeichnet.


    Zitat

    Ein tiefer Schrecken ließ ihr Herz mächtig gegen die Rippen wummern.

    Ist das ein deutsch-deutsches Wort? Schande über meine Kuh, aber ich hab es in meinen drei Jahrzehnten auf dieser Welt noch nie gehört oder gelesen. 😂 (das ist keine Kritik an dich, ich hab nur blöd geschaut und den Satz zweimal gelesen)


    Zitat

    Grelles blaues und dunkelrotes Licht flutete ihm entgegen und blendete ihn.

    Über den Satz bin ich etwas gestolpert, ich weiß nicht so recht warum. Das sind vielleicht zu viel visuelle Bilder, die mit drei Adjektiven beschrieben werden. Hab hier überlegt, ob du Neonlicht meinst?


    Zitat

    Immer diese verfluchten Entführungen von Mädchen! Tausendmal lieber hätte ich mich mit Soldaten geschlagen.

    Ich weiß nicht, was ich hiervon halten soll... bzw was ich von ihm halten soll.

    Der Ton in seiner Perspektive schon ein ganz anderer, aber hier weiß ich dann nicht wie er auf mich wirken und ob ich ihn bis dato wirklich so sehr ernstnehme. So wirkt er auf mich noch ein wenig wie ein Schlägertyp auf dem Schulhof, nicht wie der Anführer eines Special Commandos, das vom Villain losgeschickt wurde um Mädchen / Prinzessinnen zu entführen. ^^'

    Ich glaube, dieser Eindruck entsteht bei mir bei der Formulierung von "geschlagen". "Tausendmal lieber hätte ich in einer Schlacht gekämpft" oä. würde ich hier vorziehen.

    Mir ist auch noch nicht ganz klar wie Magie bei dir funktioniert. Es gibt einen Bann gegen Magie und wohl auch Elementar-Magie/Angriffe, aber die Zauberinnen wirken auf mich etwas zu sehr wie NPCs in Videospielen, die Feuer und Blitze als Angriffe spammen.

  • Hallo liebe Feron und herzlich willkommen liebe LittleOwlbear !

    Vielen vielen Dank für eure Kommentare! Ich habe diese Geschichte jetzt schon so oft korrigiert dass ich mich teilweise frage ob es nicht eher schlechter als besser wird und darum (nicht nur darum) sind eure Rückmeldungen sehr wertvoll für mich.

    „nachtschwarzes Dunkel“ ist vielleicht ein wenig Overkill. Das ist ja praktisch 3 mal Schwarz. Ich bin mir auch nicht sicher was ich von dem Ausdruck „Sicht einhüllen“ hallten soll.

    Das verstehe ich. Ich mochte wohl gerade diesen Overkill ... um zu betonen wie ungeheuer dunkel es ist. Aber ich glaube ich schraube das auf ein normales Maß zurück :rolleyes: Die Sicht werde ich auch nicht mehr einhüllen.

    Dieser Auftrag war nicht wie seine vorherigen. Es gab zu viele Variablen, zu viele Knotenpunkte die das Potenzial hatten sie alle unter das Fallbeil zu bringen. Es hatte Stunden gedauert, aber Rouven war sich sicher das jeder einzelne seiner Soldaten genau wusste was zu tun war und warum. Wenn er das hier durchzog würden man niemals wieder an seinen Fähigkeiten zweifeln.

    Das gefällt mir und ich mag solche Beschreibungen.

    Er hat also künstliche Flügel, aber die genügen nicht und ein natürlich geflügelter Skeff muss ihn trotzdem tragen? Aber das zusätzliche Gewicht macht es diesem Skeff schwerer zu fliegen? Vielleicht braucht das ein paar Zeilen mehr um es klarer aus zu drücken.

    Das ist das Problem mit mehrfachen Korrekturen. In meiner Ursprungsversion hatte ich das alles ausführlich erklärt. Ich bekam zu hören das sei zu ausführlich und umständlich. Also habe ich es runtergekürzt. Offenbar zu sehr ... ich werde es also doch wieder mehr erläutern.

    Macht es den von einem Woldbuilding-Aspekt her Sin das Wesen die natürlich flugfähig sind in Kutschen reisen?

    Vielleicht habe ich das nicht deutlich genug geschrieben: Es gibt vier Völker in Damarynth und nur eins davon (die Skeff - zu denen Rouvens Leute gehören) kann fliegen. In Karghena leben Elgo die nicht fliegen können. Ich mache es nochmal klarer. Jedenfalls ist das der Grund warum sie die Idee von einem Luftangriff so gut fanden.

    Das ist mir persönlich ein wenig zu viel trockene Exposition. Ich würde eher darüber schreiben wie frustriert Rouven darüber ist das er ein unnötiges Risiko eingehen muss um den Tempel an zu greifen

    Ich habe hier nachgedacht wie ich es mache. In der Ursprungsversion hatte ich das ganz knapp abgehandelt. Hier habe ich nun etwas mehr dazu geschrieben. Aber offenbar ruft das nur neue Fragen hervor. So dass ich es dann noch ausführlicher schreiben müsste damit die nicht aufkommen.

    Darum werde ich vermutlich dieser Passage doch wieder superkurz halten um es nicht umständlich zu machen.


    Hallo liebe LittleOwlbear

    ich freue mich sehr dass du hierhergefunden hast!

    Ich mag Großteils deine spannenden Beschreibungen der dunklen Schatten und ihrer Panik. Manche Beschreibungen fand ich dann hingegen etwas zu viel, aber das liegt wohl an mir.

    Ich neige zu ausschweifenden Beschreibungen und meine Texte profitieren in der Regel von Kürzungen. Daher wenn dir was "zu viel" ist sag es ruhig oder streiche einfach alles durch was du für überflüssig hältst! Ich mache mir dann gerne Gedanken darüber! (es liegt vielleicht nicht an dir sondern an mir).


    Hier findet sie sich bereits zu Beginn in einer Gefahrensituation wider. Die ist zwar imo Großteils anschaulich beschrieben, aber man erfährt nicht wirklich Charaktereigenschaften, die individuell für die Prinzessin sind.

    Ich weiß was du sagen willst. Es wäre besser die Prinzessin zuerst kennenzulernen und sie dann in eine Gefahr zu schicken damit man dann auch mitfiebert. Ich gebe dir prinzipiell recht ... Meine Idee hier war: Dieser Traum ist eine Vision die sich am Ende der Geschichte genau so (nur mit anderer Perspektive und zusätzlichen Informationen) erfüllen wird. Und dieses Foreshadowing soll Spannung erzeugen.

    Meine zweite Absicht war zunächst das Klischee-Prinzessinnenmäßige zu betonen. Darum das Musizieren die Frisur und Klamotten und der ganze Schnickschnack. Sie ist also keine Emanze und keine Superheldin und keine moderne starke Frau. Aber sie ist natürlich auch nicht das Dummchen das am Ende hilflos nach dem Prinzen schreit der sie retten soll.

    Es soll sich nach und nach herausstellen dass sie äußerlich eine Klischee-Prinzessin ist aber sich innerlich nicht vollständig diesem Bild fügen kann sondern mehr von sich selbst erwartet. Das kommt dann ab dem dritten Kapitel. Zum Thema Naivität ... eine gewisse Naivität wollte ich ihr durchaus geben (sie ist 17) aber es soll nicht überhand nehmen. Also wenn sie sich zu dumm anstellt bitte Bescheid sagen.

    Hier im ersten Teil hätte ich mir daher persönlich gewünscht, dass du dir etwas mehr Zeit mit der Vorstellung der Prinzessin lässt und ihr noch eine etwas längere Szene gönnst, bevor sie angegriffen wird / davon träumt angegriffen zu werden.

    Wie oben gesagt dient der Traum/die Vision eigentlich nur dem Zweck dem Leser zu sagen dass diese Gefahr aus dem Traum noch nicht passiert ist aber eines Tages passieren wird. Vielleicht sollte ich das noch mehr deutlich machen damit sich diese Erwartung auch einstellt. (Allerdings darf nicht sie selbst diesen Schluss ziehen - sonst müsste sie sich anders verhalten - sondern nur der Leser. Im Kapitel 3 kommt man vielleicht auf diese Idee).

    und sie deshalb "ein schwarzer Ritter?" nicht hinterfragt.

    Sie hinterfragt das nicht weil es allgemein bekannt ist dass alle "Schwarzen Ritter" Hörnerhelme tragen. Dass man die also an den Hörnern und der schwarzen Uniform erkennt.

    Ich weiß noch nicht so recht, wie ich Cheneela einschätzen soll, bzw. wie ich das gesamte Königreich und die Welt einschätzen soll. Es fällt mir eher schwer zu glauben, dass eine siebzehnjährige Prinzessin noch recht naiv sein soll. Sie möchte zwar an Besprechungen teilnehmen, aber das wirkt irgendwie unbedarft. Ich denke aber, dass du es so haben wolltest und ihr Vater hat die Zahl der Wachen verstärkt und hält sie aus den Gesprächen raus, weil er von den Entführungen anderer Mädchen weiß.

    Du meinst also dass sie sich zu naiv für ihr Alter verhält? Ich schaue mir das daraufhin nochmal an.

    Die Vulkanwelt finde ich allerdings ziemlich cool und die fasziniert mich. Da bin ich gespannt was du noch daraus machst. Eingebunden hast du sie bereits sehr natürlich. Die Szene fügt sich gut ein.

    Danke. Darauf lege ich auch besonderen Wert. Dazu kommt in den nächsten Kapiteln noch mehr.

    Ist das ein deutsch-deutsches Wort?

    Welches? Du meinst das Wummern? Das kam mir ganz normal vor. Ich habe vielleicht einen etwas altmodischen Wortschatz weil ich gerne sehr alte Bücher lese. Eventuell ändere ich das.

    Hab hier überlegt, ob du Neonlicht meinst?

    Vielleicht habe ich da auch zu viel gewollt und könnte es bei einer Farbe bewenden lassen. (Neonlicht ... vielleicht stelle ich mir magische Strahlung tatsächlich so vor).

    Der Ton in seiner Perspektive schon ein ganz anderer, aber hier weiß ich dann nicht wie er auf mich wirken und ob ich ihn bis dato wirklich so sehr ernstnehme. So wirkt er auf mich noch ein wenig wie ein Schlägertyp auf dem Schulhof, nicht wie der Anführer eines Special Commandos, das vom Villain losgeschickt wurde um Mädchen / Prinzessinnen zu entführen. ^^'

    Oh das ist ein wichtiger Einwand. So soll er natürlich auf keinen Fall wirken. Das ändere ich. Dein Vorschlag ist auf jeden Fall besser.

    Mir ist auch noch nicht ganz klar wie Magie bei dir funktioniert. Es gibt einen Bann gegen Magie und wohl auch Elementar-Magie/Angriffe, aber die Zauberinnen wirken auf mich etwas zu sehr wie NPCs in Videospielen, die Feuer und Blitze als Angriffe spammen.

    Ich werde in einem späteren Kapitel Rouvens Magie noch ganz genau zeigen. Ich hoffe es funktioniert wenn das noch zwei Kapitel dauert.

    :danke:

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince

  • Kirisha

    Zitat

    Ich neige zu ausschweifenden Beschreibungen und meine Texte profitieren in der Regel von Kürzungen. Daher wenn dir was "zu viel" ist sag es ruhig oder streiche einfach alles durch was du für überflüssig hältst! Ich mache mir dann gerne Gedanken darüber! (es liegt vielleicht nicht an dir sondern an mir).

    Das ist absolut okay und ich mag deine Beschreibungen an sich gerne.

    Ein Beispiel für "too much" wäre für mich auch etwa das Nachtschwarze Dunkel gewesen.


    Zitat

    Ich weiß was du sagen willst. Es wäre besser die Prinzessin zuerst kennenzulernen und sie dann in eine Gefahr zu schicken damit man dann auch mitfiebert. Ich gebe dir prinzipiell recht ... Meine Idee hier war: Dieser Traum ist eine Vision die sich am Ende der Geschichte genau so (nur mit anderer Perspektive und zusätzlichen Informationen) erfüllen wird. Und dieses Foreshadowing soll Spannung erzeugen.

    Meine zweite Absicht war zunächst das Klischee-Prinzessinnenmäßige zu betonen. Darum das Musizieren die Frisur und Klamotten und der ganze Schnickschnack. Sie ist also keine Emanze und keine Superheldin und keine moderne starke Frau. Aber sie ist natürlich auch nicht das Dummchen das am Ende hilflos nach dem Prinzen schreit der sie retten soll.

    Es soll sich nach und nach herausstellen dass sie äußerlich eine Klischee-Prinzessin ist aber sich innerlich nicht vollständig diesem Bild fügen kann sondern mehr von sich selbst erwartet. Das kommt dann ab dem dritten Kapitel. Zum Thema Naivität ... eine gewisse Naivität wollte ich ihr durchaus geben (sie ist 17) aber es soll nicht überhand nehmen. Also wenn sie sich zu dumm anstellt bitte Bescheid sagen.

    Das sollte auch nicht die Standarderwartung für einen weiblichen Charakter sein, aber abgesehen von ihrer Vorliebe für Musik und Kleider, wäre es schön sie vor dem Traum kennenzulernen. Vielleicht auch während sie musiziert oä.

    Ich bin mir nicht so sicher wie naiv siebzehnjährige Prinzessinnen sein sollten und wie viel tatsächlichen Einblick sie zb. bereits in die politischen Machenschaften außerhalb von wer-heiratet-und-kennt-wen hat. Aber ich glaube nicht, dass sie sich zu naiv verhält oder denkt.

    Dass es sich um einen prophetischen Traum handelt ist bei dem Klappentext und Rouvens Kapitel sehr klar.


    Zitat

    Danke. Darauf lege ich auch besonderen Wert. Dazu kommt in den nächsten Kapiteln noch mehr.

    [...]

    Ich werde in einem späteren Kapitel Rouvens Magie noch ganz genau zeigen. Ich hoffe es funktioniert wenn das noch zwei Kapitel dauert.


    Darauf freue ich mich. ^^


    Zitat

    Welches? Du meinst das Wummern? Das kam mir ganz normal vor. Ich habe vielleicht einen etwas altmodischen Wortschatz weil ich gerne sehr alte Bücher lese. Eventuell ändere ich das.

    Ja also, das gibt's in (Ost-)Österreich wohl einfach nicht. xD


    Zitat

    Oh das ist ein wichtiger Einwand. So soll er natürlich auf keinen Fall wirken. Das ändere ich. Dein Vorschlag ist auf jeden Fall besser.

    "... mich mit Soldaten schlagen" klang für mich etwas mehr nach einer echten Prügelei. xD

  • "... mich mit Soldaten schlagen" klang für mich etwas mehr nach einer echten Prügelei. xD

    Das ändere ich also auf jeden Fall. Danke für den Hinweis!

    Und hier kommt nun der Schluss von dem Kapitel:

    Kapitel 2.2 Rouven

    Ein Absturz war nicht zu vermeiden. Um nicht von den ihn erwartenden Schwertern aufgespießt zu werden, umklammerte er den Körper der Prinzessin mit den Beinen und breitete seine Segelschwingen aus. Nur Augenblicke später riss das Seil und es ging im freien Fall in die Tiefe. Doch füllten sich seine Lederflügel schnell genug mit Luft, um ihn aufzufangen und Angreifern am Boden seitlich auszuweichen. Mit der Prinzessin zwischen seinen Beinen war er jedoch zu schwer – und krachte den Gästen auf die Köpfe. Alles schrie, brüllte, er landete auf einem Gemenge aus Leibern und fand sich kurz darauf am Boden wieder. Hastig löste er das Seil von seinem Körper, damit es ihn nicht behinderte, riss das Weib mit sich hoch und kam auf die Beine.
    Der gesamte Tempelboden war mit einer schleimigen silbrigen Substanz bedeckt, dem Energiefluss aus der Kristallkugel, die einige Flüchtende zum Ausrutschen brachte. Dumpfer Schmerz traf ihn an der Hüfte und am Fuß, aber das alles ignorierte er – denn das Blut in seinen Adern kochte. Selbst wenn er jetzt der Übermacht der verwünschten Hexen ausgesetzt war – er versiebte keinen Auftrag. Es galt, das Mädchen so schnell wie möglich wieder in die Luft zu bekommen, bevor sich ihre Garde formierte. Er presste sie hart an sich.
    »Bernador, Samir!«, brüllte er. »Nehmt sie!«
    Doch in dem unentwegten Blitzen und Funkeln der Kristallkugel konnte er kaum etwas erkennen. Wo zum Teufel bleiben die Kameraden? Er hörte es in der Luft rauschen, etwas ging da oben vor, doch sie ließen auf sich warten.
    „Helft mir doch! Hilfe!“, schrie die Prinzessin mit sich überschlagender Stimme. Sie ruckte hin und her und versuchte sich zu befreien.
    Wütend verdoppelte er den Druck seiner Linken, mit der er die Braut gleich einem Schraubstock an sich festklemmte, und strich mit dem Daumen über den am Handgelenk klemmenden Illusionsstab. Dann zog er sein Schwert, mit dem er abwechselnd herannahende Figuren und die Prinzessin selbst bedrohte. Sie verstummte auf der Stelle. Gleichzeitig kroch ihm glühende Energie in die Hand und breitete sich aus.
    Konzentrier dich, ermahnte er sich. Schaffe Bilder.
    Flammen. Sie kriechen über meine Arme, die Beine, sie zischen wie Fontänen aus meinen Haaren und wie Blitze aus meinem Schwert.
    Augenblicke später sah er mit Genugtuung helle Funken an sich hochspringen und kaltes Feuer auf allen seinen Gliedern lodern. Lautes Geschrei um ihn herum überzeugte ihn, dass seine Illusion gelang. Er fühlte keine Hitze, nicht einmal Wärme, nur das leichte Prickeln auf seiner Haut verriet, dass die Strahlen jetzt auf ihm tanzten. Mehrere Soldaten, die eben noch mit gezückten Schwertern auf ihn zugegangen waren, zögerten.
    Zeit gewonnen.
    Ein dunkler Schatten erschien über ihm, Rouven erkannte die riesigen Schwingen seines Kameraden Samir. Geistesgegenwärtig ließ er sein Schwert fallen und hob die Prinzessin mit beiden Händen nach oben, dem Gefährten entgegen, und mit einem heftigen Schlag seiner breiten Flügel stob der mit ihr davon. Rouven fegte eine Windböe ins Gesicht, als die beiden in die Luft flogen. Die Beine der jungen Frau baumelten jedoch noch weit unten, und ihr Bräutigam sprang hoch, um sie festzuhalten.
    Rouven raste das Herz. Mit der doppelten Last würde Samir nicht in die Höhe kommen. Eilig bückte sich Rouven nach seinem Schwert und rannte dem Kerl nach, den er mit solcher Wucht in die Schulter traf, dass der Bräutigam gezwungen war, loszulassen, und zu Boden fiel. Ein lauter Schrei. Schon entschwanden die Flieger in der Dunkelheit der Tempelhalle. Damit war seine Mission in trockenen Tüchern. Riesige Erleichterung durchflutete ihn.
    »Rückzug!«, brüllte er und blickte sich nach dem nächstgelegenen Seil um. Eines hing in der Nähe einer aufwärts geringelten Schlangenstatue, mehrere Schritte entfernt. Rouven stürmte darauf zu, prallte jedoch mit dem Bräutigam zusammen, der sich eben wieder aufrichtete. Dessen Schulter blutete und sein Gesicht war auf groteske Weise verzerrt. Er streckte Rouven sein Schwert mit der lächerlich dünnen Klinge entgegen, die eigenartig schwankte.
    „Das wirst du büßen, du Dreckskerl!“
    Offenbar will er sich eine Lektion abholen.
    Rouven schlug ihm in einer einzigen Bewegung die Waffe aus der Hand und stieß seine Klinge in das Herz des Gegners, der röchelnd vor ihm zu Boden sank.
    Doch nun formierte sich die fürstliche Garde. Vorn marschierte ein Aufgebot von gut einem Dutzend Kämpfern und zu den Seiten bildeten sie einen Ring, der ihn umzingelte. Das rettende Seil verlor sich unerreichbar hinter ihnen. Einer der Wächter hechtete auf ihn los. Blitzschnell krachte Stahl auf Stahl. Rouven durchbrach die Gegenwehr des Soldaten und schlitzte ihm die Kehle auf. Er hatte jedoch kaum seine Klinge wieder zurückgezogen, als drei neue Gegner angriffen. Hastig sprang er zwei Schritte zurück.
    Verdammt!
    Mit rasanten Schlägen focht sich Hauptmann Isert von hinten durch den Ring der Soldaten und stellte sich an seine Seite. Sofort fühlte sich Rouven wie beflügelt. Mit schnellen Blicken verständigten sie sich darauf, einen Durchbruch an der rechten Flanke zu versuchen.
    Während sie sich vorwärts fochten, zischten unterstützend auch noch von oben Pfeile herab und schalteten weitere Palastwächter aus, die zu Boden sanken, ehe sie gefährlich werden konnten.
    Nun griffen Tempelzauberinnen an. Blitze von der Kristallkugel her fegten Rouven um die Ohren. Er bekam Mühe, gleichzeitig Flammen aus seinen Helmhörnern abzufeuern und dennoch seinen Schlagrhythmus mit dem Schwert nicht zu verlieren. Bis ihm der Gedanke kam, sich die Magie zu seinen Füßen zunutze zu machen. Er bückte sich und tauchte seine Hand in die silbrige Flüssigkeit. Diese sauste in den Illusionsstab an seinem Handgelenk mit solcher Wucht, dass sie von dort seinen ganzen Körper durchzuckte und bis in die Hörner raste. Plötzlich zischten regelrechte Riesenflammen aus seinen Hörnern, die sowohl Soldaten als auch Hexen zum Zurückweichen brachten.
    Im nächsten Augenblick hatte er das Seil erreicht.
    Er sah seine geflügelten Kameraden zu den Luken hochfliegen, winkte Isert, zuerst hochzuklettern, solange er mit dem gewaltigen Magieaufkommen aus seinen Hörnern noch die Tempelwächter schockierte und genügend seiner Flieger ihm durch die Luft Rückendeckung gaben.
    Schon kletterte er an dem Seil empor wie eine Spinne an einem Faden, Isert hinterher. Er gewann schnell an Höhe und erreichte die Tempeldecke und den Dachboden. Zwei Soldaten, die ihm nachgeklettert waren, ließ er abstürzen, indem er das Seil abschnitt.
    Oben sammelten sich seine Gefährten. Eilig durchtrennten sie die verbliebenen Seile und klappten die Luken zu. Keuchend holte Rouven Luft.
    Erst jetzt realisierte er, dass die Prinzessin fehlte. Es begann ihm vor den Augen zu flimmern.
    »Wo ist das Weib?«, grollte er, gefährlich angespannt.
    »Etwas hat in der Luft gezuckt, wie ein Blitz«, knurrte Samir. »Ich dachte, es zerfetzt mir die Flügel! Dadurch kam ich zu tief nach unten.«
    »Sag nicht, du hast sie fallen lassen!« Ungläubig hob Rouven die Hand als wollte er zuschlagen.
    »Verdammt, von der Kristallkugel her hat jemand Flammen geworfen und unten lande ich fast in den Schwertklingen, was sollte ich machen? Warum habt ihr Schmeißfliegen mir nicht geholfen?« Wütend flammten Samirs Blicke in die Runde.
    »Das war irgendein ausgekotzter Zauber, verdammt«, fluchte Bernador. »Mir ist der auch durch die Flügel gezischt. Ich dachte, sie gehen gleich in Flammen auf. Konnte mich kaum in der Luft halten.«
    „Die Tempelzauberinnen haben Karash erwischt und seinen Großbann zerstört. Dadurch bekamen sie wieder Zugriff auf die Magie in der Kristallkugel.“ Düster blickte Fender zu Boden.
    Karash. Betroffen blickte Rouven sich um. Der Kamerad befand sich nicht unter ihnen. „Wo ist er?“
    Sholler stöhnte. „Tot. Die Tempelpriesterin hat ihm einen Blitzstrahl durch die Stirn gejagt.“
    Es traf Rouven wie ein Faustschlag. Nein! Ein dumpfer Schmerz krampfte seine Eingeweide zusammen. Ruckartig blickte er an die Decke. Als ob es etwas nützen könnte, dort nach Hilfe zu suchen.
    Sein Puls begann immer heftiger zu pochen. Er hatte einen Kameraden verloren – und den Befehl nicht ausgeführt!
    »Wo ist jetzt die Prinzessin, beim Orkus?«, brüllte er. Die Balken des Dachbodens wollten ihn schier erdrücken.
    »Na, wo! Irgendwo im Tempel, unter uns!« Samir ballte die Hände zu Fäusten. »Da wimmelt es jetzt von Soldaten und die Tempelzauberinnen haben ihre Kugel wieder unter Kontrolle. Wir können da nicht nochmal runter.«
    Die Seile haben wir auch abgeschnitten. Rouven spürte, wie sich alle seine Muskeln anspannten.
    Ein paar schwere, lähmende Augenblicke sagte keiner etwas.
    »Was jetzt, sollen wir türmen?«, grummelte Isert und verzog seinen Mund.
    »Halt dein verdammtes Maul!« Rouven streckte sich. »Wir sind hier, um das Weib zu holen, und wir holen es! Und wenn wir den Tempel in Brand setzen müssen!«

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince

  • Hey Kirisha ^^,

    Kapitel 2.2 Rouven

    Ein Absturz war nicht zu vermeiden. Um nicht von den ihn erwartenden Schwertern aufgespießt zu werden, umklammerte er den Körper der Prinzessin mit den Beinen und breitete seine Segelschwingen aus. Nur Augenblicke später riss das Seil und es ging im freien Fall in die Tiefe. Doch füllten sich seine Lederflügel schnell genug mit Luft, um ihn aufzufangen und Angreifern am Boden seitlich auszuweichen. Mit der Prinzessin zwischen seinen Beinen war er jedoch zu schwer – und krachte den Gästen auf die Köpfe. Alles schrie, brüllte, er landete auf einem Gemenge aus Leibern und fand sich kurz darauf am Boden wieder. Hastig löste er das Seil von seinem Körper, damit es ihn nicht behinderte, riss das Weib mit sich hoch und kam auf die Beine.
    [...]

    Zu dem ersten Absatz: ich weiß nicht mehr wer, aber jemand hat mir mal den Ratschlag gegeben keine Partizipien und kein Passiv in actionreichen und allgemein aufregenden Szenen zu verwenden. Dadurch wird die Szene schneller.

    Der Satz, der mit "Doch..." beginnt, reißt mich auch etwas aus dem Lesefluss.


    Ich finde allerdings, dass die Actionszene tatsächlich spannend war und du die sehr hektische Wirkung erzielt hast, die du auch erzielen wolltest. In den ersten Zeilen hast du dich warmgeschrieben, hab ich den Eindruck, und bist dann richtig reingekommen. Ab da lässt es sich sehr flüssig lesen.

    In der Action selbst sieht man auch etwas mehr davon wie bei dir Magie funktioniert.

    Hach ja und er ist ein richtiger Unsympathler xD, aber das wolltest du offensichtlich so. Allerdings fühlt er auch Schmerz, weil er einen Kameraden verloren hat.

  • keine Partizipien und kein Passiv in actionreichen und allgemein aufregenden Szenen

    Interessant. Ich bin dem Passiv ja generell eh nicht so freundlich gesonnen daher werde ich mich da mal drauf stürzen. Aber Partizipien? Generell verkürzen die ja Sätze. Das gefällt mir gut. Aber ich denke drüber nach.

    Hach ja und er ist ein richtiger Unsympathler

    Ja das ist gewollt. Ich hoffe ich kriege da noch die Kurve.

    Dann geht es jetzt mal weiter mit Kapitel 3.


    Kapitel 3 – Cheneela

    Cheneela warf ihren hellblauen Samtumhang um und trat auf den Flur vor ihren Gemächern hinaus. Begleitet von ihren acht Leibwächtern machte sie sich auf den Weg zum Rittersaal. Doch bereits nach wenigen Schritten versperrten ihr vier Mägde den Weg, die den langen roten Teppich des Ganges zusammengerollt hatten und nun die alten Holzplanken scheuerten. Sie sahen Cheneela sofort und sprangen fast gleichzeitig auf die Beine.
    „Oh Verzeihung, Hoheit, wir gehen sofort aus dem Weg.“ Mit geröteten Wangen knickste eine Magd vor ihr. Sie schien sehr verlegen. Cheneela kannte sie, die hagere Irja stand im Alter ihrer Mutter und putzte gewöhnlich in den fürstlichen Gemächern.
    „Es geht schon!“, beruhigte Cheneela die Bediensteten und wollte weitergehen, als ihr die Blässe und das blutig wirkende Lächeln einer der jüngeren Mägde auffiel, die krampfhaft zu ihr aufblickte. Dabei zeigte die Junge aufgequollenes, gerötetes Zahnfleisch, das einige Zähne grotesk verdeckte.
    Cheneela erschrak. Die Zahnfleischkrankheit hatte sie früher im Palast häufiger gesehen. Es hatte einige Zeit gedauert, bis die Heilerinnen am Tempel herausgefunden hatten, was sie verursachte.
    „Wer bist du?“, sprach sie die unbekannte Magd an. „Ich habe dich hier noch nie gesehen.“
    „Mein Name ist Orla, Hoheit. Bitte verzeiht, wenn ich mich ungeschickt verhalten habe. Es ist mein erster Tag.“
    Irja nahm die Jüngere bei der Hand und blickte entschuldigend zu Cheneela. „Sie ist vom Land, Prinzessin. Bei Hofe gibt es gerade viel Arbeit, darum wurden Aushilfskräfte herbestellt.“
    Cheneela lächelte das junge Mädchen an, das aussah, als fürchtete es sich vor ihr.
    „Du hast dich nicht ungeschickt verhalten. Bekommst du nicht genug zu essen?“
    „Oh …“ Orla errötete. „Wir sind nicht reich. Mein Vater starb und unser Hof wurde überfallen. Darum flüchteten wir uns in die Stadt. Hier zu leben ist … nicht leicht …“
    „Du weißt, dass du regelmäßig Sauerkraut oder Vitaltrank zu dir nehmen musst, damit du nicht krank wirst?“
    Orla senkte den Kopf. Sie kam ins Stottern. „Man sagte es mir. Das ist aber … nicht so leicht zu bekommen.“
    Warum nicht? Nach allem, was ich arrangiert habe, sollte es ganz einfach sein! Ungeduldig wollte sie schon ihren Weg fortsetzen, denn sie wollte nicht noch mehr von der Besprechung verpassen. Doch etwas ließ sie zögern. Es musste wohl Zeit genug übrig sein, um diese Sache zu klären, die ihr ein großes Anliegen war.
    „Es sollte genug Vitaltrank für die Stadtbevölkerung da sein“, erklärte sie der Magd. „Mein Vater hat Order gegeben, dass es im Vitalladen immer zu geringen Preisen angeboten werden muss. Weißt du, wo der Vitalladen liegt? Er ist direkt am Marktplatz.“
    Immer tiefer errötend nickte die Magd. „Ich weiß.“
    „Aber ihr habt kein Geld dafür?“
    „Fertiges Sauerkraut ist sehr teuer und auch den Weißkohl aus der Zucht von Eurer Hoheit können wir uns nicht leisten. Dieser Vitaltrank scheint ständig ausverkauft zu sein. Wir kamen vor zwei Monden hier an und haben noch von keinem gehört, der ihn gesehen hat.“
    Das kann nicht sein! Fast fühlte sich Cheneela persönlich beleidigt, denn sie selbst hatte sich darum gekümmert, die Beschaffung und den Verkauf von Vitalsaft zu arrangieren. Sie hätte sich nicht träumen lassen, dass ihre schöne Idee so schlecht funktionierte. Und warum hatte sie niemand informiert?
    „Aber wir bekamen vor drei Monden eine umfangreiche Lieferung, die für die Stadtbevölkerung bestimmt war. Der Vitalhändler hat den Auftrag, dass es ständig vorrätig sein soll. Schon vor zwei Monden war nichts mehr da? Hast du das auch beobachtet, Irja?“ Sie wandte sich an die ältere Magd. Diese nickte höflich.
    „Ja, Prinzessin. Es war sehr schnell weg. Ich war nicht so betroffen wie andere, weil ich ja aus dem Palast Sauerkraut bekomme. Die meisten behelfen sich, indem sie mehr vom gewöhnlichen Kolch pflücken. Dieses schwarze Farnkraut wuchert ja zum Glück auf so vielen Wegen.“
    Cheneela überkam ein Gefühl, als entglitte ihr die Kontrolle über das Geschehen. Warum lief es nicht wie geplant? Am liebsten würde sie selbst in die Stadt fahren und mit dem Händler reden. Ich muss das durchsetzen. Egal was mein Vater sagt.
    „Es ist natürlich ein Glück, dass Kolch auch ohne Licht wächst und darum reichlich zur Verfügung steht. Aber ihm fehlen wichtige Inhaltsstoffe“, erklärte sie geduldig. „Deshalb werden die Leute krank, wenn sie sich keine Zusatznahrung besorgen. Ich dachte, das hätte sich inzwischen herumgesprochen… Und der Hofmarschall wollte es auch der Bevölkerung erläutern! Darum kümmere ich mich noch.“
    Anscheinend habe ich das Thema noch längst nicht genug vertieft! Und warum fehlen die Trinksäfte? Beklaut uns jemand? Es waren ganze Wagenladungen voll!
    Cheneela unterdrückte das Gefühl der Ohnmacht und des Versagens, das in ihr aufstieg. Es konnte wohl nicht so schwer sein, diesen Mägden und ihren Familien und den anderen Bewohnern in der Stadt zu helfen, wenn es nicht weiter als ein paar Säfte dafür benötigte! Die musste sie doch besorgen können.
    Sie wandte sich an ihre Magd. „Irja. Sei so gut und sag dem Hofküchenmeister in meinem Auftrag, dass Orla heute einen großen Weißkohl nach Hause bekommt, damit sie sich und ihrer Familie etwas zubereiten kann.“
    „Sehr gerne.“ Die Gesichter der Mägde hingen voller Eifer an ihr. Cheneela nahm sich vor, nach der Besprechung mit ihrem Vater noch einmal zu ihnen zurückzukehren. Doch jetzt war es wohl besser, sie beeilte sich.


    ***

    Im Gefolge ihrer Leibwächter hastete sie über Gänge und Flure die Marmortreppe herab und den breiten Mittelgang entlang, bis sie den Rittersaal erreichte. Schon von weitem hörte sie Gepolter, Scheppern und sogar lautes Knallen. Visberg und Thorvald, die ihr vorangingen, blieben stehen.
    „Wird da gekämpft?“
    Doch die zwölf Palastwächter vor den Türflügeln winkten sie heran. „Nein, nein. Es ist alles in Ordnung. Dürfen wir Eurem Vater etwas ausrichten, Prinzessin?“
    „Ihr dürft mich hineinlassen“, forderte Cheneela. „Ich möchte an der Sitzung teilnehmen.“
    Dieses Ansinnen erzeugte eine gewisse Unruhe. Wächter gingen nach drinnen und kamen wieder heraus. Die lauten Geräusche aus dem Saal verstummten.
    Cheneelas Leibgarde umringte sie wie in einem Kokon und als sich die Tür für sie öffnete, sah sie gerade noch, wie ein riesengroßes Lichterspiel an der hinteren Wand schlagartig verlöschte und sie geblendet zurückließ. Erst nach einer Weile nahm Cheneela die silberglänzenden Kristallpfähle an den Wänden wahr, die den gewölbten hohen Raum an den Seiten erhellten.
    Keiner der Männer hier saß mehr auf seinem Stuhl. Cheneelas Vater stand mit gefalteten Händen und einem Ausdruck starren Entsetzens im Gesicht vor dem wuchtigen ovalen Tisch, um den sich alle versammelt hatten. Seine langen blonden Haare flossen über seine hellblaue Galauniform. Neben ihm standen der Hofmarschall, mehrere der Kämmerer, der Truchsess, der Kommandant der Palastwache und eine ganze Reihe weitere höfische Würdenträger, von denen die meisten noch immer wie gebannt auf jene hintere Wand starrten, auf der nun keine Lichter mehr zu sehen waren.
    Cheneela hatte die Versammlung begrüßen wollen, jedoch schlug ihr bei dem Anblick ein mulmiges Gefühl auf den Magen. Ihr war sofort klar, dass ihr Vater Bilder aus seinem Fürstenring auf die Wand geworfen hatte. Wahrscheinlich ein Ereignis in Aravenna oder der Umgebung, das seine verbündete Priesterin in ihrer Kristallkugel gesehen und an ihn übermittelt hatte. Was konnte so furchtbar sein, dass es derartigen Schrecken hervorrief? Wohl kein Überfall auf die Stadt? Nein – dann stünde der Kommandant der Wache nicht so reglos in dieser Runde.
    »Schön, dass du kommst, meine Tochter.« Koryelan erwachte aus seiner Erstarrung und blickte zu Cheneela herüber. Deren Leibwächter traten zur Seite, damit sie vortreten konnte.
    „Was ist geschehen? Guten Tag, meine Herren.“ Sie nickte in die Runde und begegnete den achtungsvollen Mienen der Würdenträger. Gegen ihren Willen drängte sich ihr der Gedanke auf, eine Katastrophe sei im Anmarsch.
    Koryelan zog sorgenvoll die Stirn in Falten, wobei seine langen blonden Locken ihm in die Augen fielen, ohne dass er es korrigierte.
    »Es gehen Dinge um in unserem Land, gegen die wir uns wappnen müssen«, erklärte er bedächtig und seine Stimme bebte leicht. „Ich wollte dir diese Bilder nicht zumuten, die wir gerade sahen. Aber vielleicht ist es gut, dass du gekommen bist. Du solltest wissen, wozu manche Kreaturen fähig sind.“
    Einige sind offenbar dazu fähig, Vitalsäfte zu stehlen und dadurch eine Menge Leute krank zu machen, drängten sich schon die Worte auf Cheneelas Lippen. Doch sie schwieg, um zuerst zu erfahren, worüber hier debattiert wurde.
    „Setz dich zu uns an den Tisch!“ Ihr Vater winkte ihr zu und wies ihr den freien Platz am Kopfende des Tisches zu. Cheneela trat heran und setzte sich gleichzeitig mit allen anderen. Die Etikette sah eigentlich nicht vor, dass Fürstentöchter bei Beratungen der höfischen Verwalter anwesend sein sollten. Doch sie interessierte sich brennend für das Wohlergehen der Bürger in ihrer Stadt. Darum hatte sie darum gekämpft, ebenfalls zu öffentlichen Fragen angehört zu werden.
    Erwartungsvoll blickte sie in die Runde und sah betretene und betroffene Gesichter. Doch keiner der Würdenträger schien sich in der Lage zu fühlen, ihr etwas zu erklären. Am Ende werden sie doch wieder versuchen, es vor mir geheimzuhalten. Alles nur, weil ich nicht schnell genug hergekommen bin. Aber ich finde es schon heraus. Cheneela beschloss, ihre Taktik zu ändern.
    „Da gerade alle hier versammelt sind, hätte ich auch etwas anzumerken“, sagte sie und erhob sich. „Gerade habe ich erfahren, dass die Bevölkerung von Aravenna nur ungenügenden Zugang zu Vitalsäften hat. Offenbar ist von der letzten Lieferung von vor drei Monden kaum etwas in der Stadt angekommen. Ich sehe nun höfische Diener, die schwer erkrankt sind! Das finde ich unverantwortlich!“
    Sie spürte, wie ihr Gesicht sich rötete und Hitze bis zu ihren Haarwurzeln hochstieg.
    Ihr Vater winkte beschwichtigend ab. „Wer dramatisiert denn hier so? Ich überprüfe das gerne, aber ich persönlich habe noch von niemandem eine Klage gehört.“
    Langsam sank Cheneela auf ihren Sitz zurück.
    „Wann kommt denn die nächste Lieferung?“
    Das schien ihr Vater nicht zu wissen, der sich zum Hofmarschall umdrehte.
    „Es muss demnächst eine neue Lieferung eintreffen, Prinzessin. Ich werde Euch informieren“, sagte der Hofmarschall hoheitsvoll. Lange, abwärtsgedrehte Locken umrahmten sein Gesicht, die während ihrer Kindheit mal in Mode gewesen waren und die einige der älteren Amtsträger immer noch trugen.
    „Danke schön.“ Cheneela nickte dem Hofmarschall zu. Sie musste unbedingt die neue Magd nochmals sprechen, um sich genauer über die Angelegenheit zu informieren.
    Der Kontaktring ihres Vaters begann rot zu blinken. Sofort erstarrten alle seine Nachbarn und die Aufmerksamkeit des gesamten Saales richtete sich auf seine Hand. Eine plötzliche Anspannung entzündete sich, als konnte es jeden Moment zu einer Explosion kommen.
    Koryelan drehte an dem glänzenden Ring an seinem Finger, den eine schwarze Schlange zierte. „Coreana?“, flüsterte er heiser. „Hast du Neuigkeiten für uns?“

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince

  • Hey Kirisha

    Dieser Part enthält die eine oder andere Neuerung, wie ich feststellen musste. Die Sache mit den "Vitalsäften" ist neu, nicht wahr?

    Die Idee an sich finde ich nicht schlecht, da die Prinzessin so zumindest als "aktiv handelnd" rüberkommt, da sie sich für die Bevölkerung einsetzen will. Offenbar beschränkt sich aber ihr guter Wille darauf, sich für die Lieferung der Ware stark zu machen und nicht die Ausgabe zu kontrollieren. Im Grunde erfährt sie ja mehr zufällig, dass hier etwas ganz und gar nicht läuft, wie sie sich das vorstellt. Ich finde, das sagt ja auch wieder etwas über sie aus. Sie fragt sich auch selbst, warum man ihr davon nichts erzählt hat. Also entweder jemand hat es absichtlich vor ihr geheimgehalten oder man nimmt sie vielleicht nicht wirklich ernst. Das waren so Gedanken, die mir beim Lesen kamen.

    In der Unterhaltung mit ihrem Vater lässt sie sich sehr schnell besänftigen. Im Grunde heißt es nur, dass es bald eine neue Lieferung gibt. Aber die Frage danach, was mit der alten Lieferung passiert ist, wird dadurch ja nicht beantwortet, oder? Ist das Zeug einfach zu schnell verkauft worden? ist es geklaut worden? ist nicht die gesamte Lieferung in der Stadt angekommen? So ganz verstanden habe ich das jetzt nicht. :hmm:

    Hier noch ein bisschen Kleinkram, über den ich gestolpert bin:


    Spoiler anzeigen

    Cheneela warf ihren hellblauen Samtumhang um und trat auf den Flur vor ihren Gemächern hinaus. Begleitet von ihren acht Leibwächtern machte sie sich auf den Weg zum Rittersaal. Doch bereits nach wenigen Schritten versperrten ihr vier Mägde den Weg,

    Ich glaube, ich würde versuchen, mich von zwei "ihren" zu trennen. :hmm:


    als ihr die Blässe und das blutig wirkende Lächeln einer der jüngeren Mägde auffiel, die krampfhaft zu ihr aufblickte. Dabei zeigte die Junge aufgequollenes, gerötetes Zahnfleisch, das einige Zähne grotesk verdeckte.

    Wie kann ein Lächeln blutig wirken? Entweder ist da Blut oder keins. Aber ein Lächeln kann meiner Meinung nach nicht "blutig wirken" :hmm:

    Was meinst du mit "krampfhaft aufblicken"? Dass ihr Gesicht angespannt ist? Dass sie sich bemüht, dem Blick standzuhalten? Ich kann mir das nicht so gut vorstellen.

    Wieso die "Junge"...fehlt da was? Vielleicht die junge Zofe? :hmm:

    Die Zahnfleischkrankheit hatte sie früher im Palast häufiger gesehen.

    Ich finde, du könntest versuchen, dir hierfür einen schöneren Namen einfallen zu lassen. Gerne auch etwas Abgefahrenes, Lateinisches oder ein Fantasiename, der cool klingt, bevor du erklärst, was sich dahinter verbirgt.


    Warum nicht? Nach allem, was ich arrangiert habe, sollte es ganz einfach sein! Ungeduldig wollte sie schon ihren Weg fortsetzen, denn sie wollte nicht noch mehr von der Besprechung verpassen. Doch etwas ließ sie zögern. Es musste wohl Zeit genug übrig sein, um diese Sache zu klären, die ihr ein großes Anliegen war.

    Das passt für mich nicht ganz, dass sie trotz der Wichtigkeit der Information zunächst "ungedultig" weitergehen will...ich würde das eher konsequent durchziehen und sie lieber die Priorität auf die Klärung der aktuellen Situation legen lassen.

    „Es sollte genug Vitaltrank für die Stadtbevölkerung da sein“, erklärte sie der Magd. „Mein Vater hat Order gegeben, dass es im Vitalladen immer zu geringen Preisen angeboten werden muss. Weißt du, wo der Vitalladen liegt? Er ist direkt am Marktplatz.“

    "Vitaltrank" geht meiner Meinung nach noch. Obwohl man sich dafür sicher auch noch einen schöneren Begriff ausdenken könnte. Irgendwas Exotischeres. Aber "Vitalladen" finde ich, klingt zu modern. Was soll das außerdem sein? Ein Laden, der ausschließlich diese Säfte verkauft? Dann hätte der Laden ja quasi jetzt geschlossen, weil die Ware ja komplett ausverkauft ist. Oder ist das eher sowas wie ein Alchemist, der nebenher auch jede Menge anderen Kram anbietet...oder eine Apotheke (wobei der Begriff auch sehr modern klingt :hmm:)

    Am liebsten würde sie selbst in die Stadt fahren und mit dem Händler reden.

    Wie gesagt, ich finde, das sagt schon viel aus.Offenbar lässt sich Cheneela nicht sehr oft in der Stadt blicken. Muss sie ja wohl auch nicht. Obwohl, wenn ihr die Bevölkerung so am Herzen liegt und sie sich für die einsetzen will, wäre es eventuell schon ganz gut, mal an die Basis zu gehen. Zumindest aber hätte sie sich mal ein Feedback einholen können, wie der Verkauf des Viraltranks so läuft. Es liest sich deshalb ein klitzekleines bisschen halbherzig ihr Engagement. Das muss nicht schlimm sein, denn für eine Prinzessin ist es sicher schon ungewöhnlich, dass sie sich überhaupt kümmert. Aber es ist halt mehr so auf dem Niveau : Ich habe meine Schuldigkeit getan. :pardon:


    LG
    Rainbow