Ich wage es jetzt mal und stelle euch meine dritte komplette Neubearbeitung des Dark Prince vor. Den Titel habe ich geändert, aber es ist dieselbe Geschichte. Es geht immer noch um den dunklen Krieger, der eine Prinzessin rauben und am magischen Vulkan opfern soll und dabei gegen seinen Willen mitten in eine Rebellion gerät. Ich hoffe ihr verdreht jetzt nicht die Augen, weil ihr euch noch an die Vorversionen erinnert und keine Lust habt, das nochmal zu lesen. Die Bearbeitung hat sich (bis jetzt - bin aktuell bei Kapitel 15) wirklich gelohnt.
Folgende wesentlichen Neuerungen habe ich eingeführt:
1. Cheneela ist jetzt kein naives und langweiliges Prinzesschen mehr, sondern tritt als handelnde Person mit eigenen Zielen auf (Nein - diese Ziele haben nichts mit Liebe oder Heirat zu tun). Vorher war sie ja eigentlich nur ein Spielball des Schicksals. Dadurch sind ihre Kapitel jetzt (wie ich hoffe) richtig mitreißend und lassen mitfiebern. Ich erzähle da etwas Neues, das ihr noch nicht kennt. Die ganze Geschichte profitiert ungeheuer davon.
2. An der Vulkanwelt habe ich noch herumgedoktort, um das alles schlüssiger zu machen. Insbesondere habe ich das Ernährungsthema (Die Zerstörung der Vegetation) jetzt anders strukturiert. Vorher wurde das ja erst in den letzten Kapiteln thematisiert und hat noch die Prinzessin in ein schlechtes Licht gestellt. Nun habe ich es nach vorne geholt und stelle das häppchenweise vor. Ich hoffe, dass so ein besseres und interessanteres Bild entsteht.
3. Tja und nun Raven. Den habe ich auf vielfachen Wunsch umgetauft. Gewöhnt euch also nun an "Rouven". (Ich hoffe, Stadtnymphe ist mir für den Namensdiebstahl nicht böse. Ihre Geschichte mochte ich übrigens sehr). Ich habe mich außerdem auf Anraten von Rainbow und Tariq und auch aufgrund der Hinweise von Chaos Rising und Acala von seiner ursprünglichen gesamten Vorgeschichte (ca 600 Seiten lang) und vielen tollen (zukünftigen) Szenen getrennt und seinen ganzen Hintergrund neu geschrieben. Also den Hintergrund den ihr eh noch nicht kanntet, aber den ich brauchte, um zu wissen wer er ist. Der neue Hintergrund ist nicht mehr so bombastisch, aber passt einfach besser zu dem, was ich erreichen will. Außerdem habe ich Rouvens sämtlichen Beziehungen hinterfragt und neu definiert. Das war nicht so einfach! EInige davon habe ich mehrfach hin- und wieder zurückkorrigiert. Ich balanciere halt immer noch auf dem Grat, dass er gleichzeitig arschig und trotzdem auch anziehend rüberkommen soll. Nicht zu vergessen: kompetent und vorausschauend ... (nicht meine Spezialität). Insbesondere die Kapitel 10 und 11 habe ich in den letzten Wochen gefühlt Dutzende Male umgeschrieben. Aber jetzt nähere ich mich langsam einem Stadium, das so funktionieren könnte.
Für die Leser, die die Story schon kennen: Die ersten beiden Kapitel sind zwar stark überarbeitet, aber enthalten keine wesentlichen Änderungen. Die kommen erst ab Kapitel 3. Daher könnt ihr die nur mal grob überfliegen, um euch nicht zu langweilen. (Es sei denn, da kommt euch was komisch vor). Ich werde es ankündigen, wenn die großen Änderungen kommen.
1. Cheneela
Kalte Luft streifte um ihren Körper und ließ Prinzessin Cheneela frösteln. Sie schlang den Samtumhang enger um ihre schmalen Schultern und strich sich eine blonde Locke aus dem Gesicht.
Die Flure vor den Gemächern des Palastes atmeten noch jene klamme Kühle aus, die sich in den Nächten ausbreitete, nachdem die Kamine erloschen.
Gedankenverloren huschte sie den Gang entlang, auf den Lippen eine leise Melodie. Ihre Finger umfassten das glatte Metall der Silberflöte. Sie freute sich auf das morgendliche Musizieren mit ihrer Mutter und deren Kammerzofen.
Als sie in den Seitenflügel einbog, der zu den fürstlichen Gemächern führte, lag darin eine seltsame Dunkelheit. Cheneelas heiteres Summen erstarb, sie verlangsamte ihre Schritte. Ungläubig starrte sie nach vorn.
Aus einem der Fenster quollen dunkle Schwaden, die sich im Gang sammelten. Sie waberten an den Vorhängen vorbei und hinterließen an ihrem Stoff und an der Mauer tiefschwarze Verfärbungen.
Die Prinzessin zuckte zurück. Ein tiefer Schrecken ließ ihr Herz mächtig gegen die Rippen wummern. War das Rauch von einem Feuer? Brannte es im Hof?
Sie wagte nicht, weiterzugehen. Eilig drehte sie sich um, doch der vertraute Weg war wie ausradiert.
Anstelle des Ganges ragte eine riesige dunkle Wand vor ihr in die Höhe. Stechender Rauch stieg ihr in die Nase und sie umgab eine Hitze, die ihr den Schweiß aus den Poren trieb. Eine Welle aus Angst wölbte sich in ihr auf und drohte sie zu überwältigen. Gehetzt wirbelte sie herum, suchte nach einem Ausweg, doch sie fand sich in fremder Umgebung wieder. Der Palast – verschwunden! Nichts als unwirkliche Dunkelheit umhüllte sie, geschwängert von einem beißenden, rußigen Geruch. Gigantische, unregelmäßige Steinmauern umringten sie zu allen Seiten in einem weiten, riesenhaften Raum, den sie nie vorher gesehen hatte. War sie in einer Höhle? Die Finsternis erschwerte ihr, einen Überblick zu bekommen. Traten nicht überall hier und dort undeutliche Schemen hervor? Ihr Götter: Sie bewegten sich! Große Schatten huschten hin und her.
Vergebens versuchte sie, ihren Herzschlag zu drosseln.
Sie wollte fliehen, doch schon beim ersten Schritt schoss ihr ein stechender Schmerz in den Unterschenkel. Ein gepresster Laut entfuhr ihr, panisch blickte sie an sich herunter. Fesseln schnitten in ihre Haut, hielten sie fest und pressten Arme, Beine und Rücken gegen einen harten Gegenstand. Nicht einen Fingerbreit konnte sie sich rühren.
Hektisch flog ihr Blick umher. Diese Schemen – sie hörte Befehle und Geschrei. Hunderte Schritte hallten durch den Raum. Etwas rumpelte wie ein Donner. Eine galoppierende Pferdeherde? In der Höhle eines wilden Tieres befand sie sich vermutlich nicht, aber sie ahnte, diese Erkenntnis war kein Grund zum Aufatmen. Ein schauriges Gefühl lähmte ihre Glieder und presste sich so hart auf ihre Lunge, dass sie kaum atmen konnte.
Mit aller Kraft riss sie an ihren Fesseln.
Durchdringender Gestank nach verbranntem Fleisch drang in ihre Nase. In die Ohren dröhnte ein ohrenbetäubendes Surren und ein Krachen aus der Steinwand gegenüber ließ sie zusammenfahren. Der gewaltige Ast einer Eiche bohrte sich durch den Felsen wie durch Butter und wuchs ihr entgegen wie eine rettende Hand.
Es dauerte nur zu lange. Die halbe Halle trennte sie von dem hilfreichen Ast. Darum streckte sie sich, um ihm entgegenzukommen. Mit aller Kraft reckte sie ihren rechten Arm, legte ihre Energie, ja ihr ganzes Selbst hinein … und aus ihrer Hand brach ein Ast heraus, der dem fernen Freund entgegenwuchs. Erschrocken bemerkte sie die Verwandlung – auch ihr linker Arm verhärtete und trieb Zweige. Vor Schreck vergaß sie einzuatmen. Was würde mit ihr geschehen? Doch es war ihre einzige Rettung. Noch mehr musste sie sich strecken, um den Kraftbaum auf der anderen Seite zu erreichen.
Wäre er nur nicht so entsetzlich weit fort.
Das fesselnde Band schnitt sich immer tiefer in ihre Glieder.
Aus der Menge der undeutlichen Gestalten in der Ferne löste sich eine heraus und kam auf sie zu. Es war ein hochgewachsener junger Mann in einer schwarzen Uniform.
Nein – kein Mensch – das Wesen erinnerte sie eher an einen Dämon. Stachelige Panzerzacken ragten auf seinen Schultern in die Höhe. Auf dem Kopf trug er einen Helm mit langen Hörnern und ein Paar glühende Augen durchbohrten sie.
Er kommt näher!
Cheneelas Herz donnerte wie ein Gewitter. Hektisch blickte sie sich um, suchte nach etwas, das ihr helfen konnte.
Das Gesicht des Dämons verzerrte sich zu einer Fratze von ungezügelter Wildheit, als er schrie: »Warum habt ihr ohne mich angefangen? Sie gehört mir!«
Etwas gewaltig Schweres drückte der Prinzessin die Luft ab, sie keuchte. Was für ein Monster war das? Warum hielt es niemand auf?
Der Baum! Mit einem letzten Aufbäumen wollte sie sich der rettenden Pflanze entgegenwerfen, doch die Bestie stellte sich genau davor und vereitelte den Versuch.
Ihr schriller Schrei durchschnitt die Höhle, gellte ihr in den Ohren. Gefangen in den Schlingen einer unbekannten Macht, sah sie keinen Ausweg.
Der Mann mit dem Hörnerhelm ignorierte ihr hysterisches Keuchen und stapfte so nah an sie heran, dass sie meinte, gleich von ihrem eigenen rasenden Herzschlag zerschmettert zu werden.
Sag etwas, sprach sie sich Mut zu. Vielleicht bekommt er Mitleid!
Doch sie konnte keine Worte formen. Die nutzlosen Lippen gehorchten ihr nicht. Ihre Arme und Beine verwandelten sich in Gelee, nicht zu der kleinsten Bewegung zu gebrauchen. Klare Überlegungen konnte sie nicht mehr fassen, sie surrten wie Fliegen durcheinander, und ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen.
Die Pranken des Ungeheuers packten sie und rissen sie von der Wand herunter, als wären ihre Fesseln aus Stoff. Mit eisenhartem Griff hielt er sie fest. Sie spürte seinen heißen Atem an ihrem Hals und glaubte, er würde ihr die Kehle durchbeißen. Mit aller Kraft wand sie sich. Aber er packte sie nur umso härter.
Unter ihr tauchte ein Abgrund auf. Glühend heiße, bläuliche Flammen züngelten zu ihr hoch. Beißender Qualm wehte ihr in die Augen.
Sie wollte schreien, doch die Hitze dörrte ihren Mund aus und loderte in ihren Leib hinein.
Viel zu heiß! Unerträglich!
Damit ihre Füße nicht Feuer fingen, zog sie diese an, stieß jedoch gegen etwas Spitzes an seinen Knien. Der stechende Schmerz ließ sie aufschreien. Ihr Herzschlag katapultierte sich in ihre Magengrube wie Schläge mit Fäusten. Übelkeit stieg auf und würgte in ihrer Kehle. Doch bevor sie sich übergeben konnte, verlor sie den Halt.
Und stürzte.
In eine bodenlose Tiefe.