World of Fire (Dark Prince)

Es gibt 75 Antworten in diesem Thema, welches 3.640 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (30. November 2024 um 17:17) ist von Kirisha.

  • Ich habe nun die ersten drei Kapitel von der 3. Person in die Ich-Form umgeschrieben und habe auch alle Änderungen hier im Forum hochgeladen. Wer mag, kann es sich ja mal anschauen. (Ist nicht nötig, denn inhaltlich hat ist noch alles so, wie es war. Aber es liest sich besser!) Aktuell bin ich dabei, auch das vierte Kapitel umzuschreiben, das ich hier noch nicht gepostet habe. Und was soll ich sagen? Die Cheneela-Kapitel finde ich jetzt sehr viel besser! Das erste Rouven-Kapitel hat sich nicht wesentlich geändert, jedoch setze ich gerade Kapitel 4 in die Ich-Form (das zweite Kapitel mit Rouven) und da passiert jetzt auch so einiges. Das gefällt mir richtig gut. Und darum werde ich damit jetzt auch weitermachen. Wenn ich das vierte Kapitel beende, geht es hier weiter.

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince

  • Kapitel 4 Rouven

    In scharfem Galopp wirbelt mein Aschgare den Vulkanstaub auf, der auf diesem Weg knöcheltief liegt. Jeder Hufschlag ist wie ein Hammer, der den pochenden Schmerz tiefer in meinen Kopf treibt. Was auch immer mich von der Kutsche geschlagen hat, den Schädel hat es mir zum Glück nicht zertrümmert, schätze ich. Wäre schwer, sich mit angeknackstem Schädel auf dem Gaul zu halten.

    Kurz drehe ich mich um, um den Zustand meiner Truppe abzuschätzen, doch der Staub weht mir in die Augen. Ich blinzele. Nur schwer bekomme ich die Augenlider wieder auseinander. Verdammtes Blut! Jetzt, da es einigermaßen getrocknet ist, tropft es mir zwar nicht mehr in die Augen, aber dafür verklebt es mir das ganze Gesicht. Wahrscheinlich hat es mich doch übler erwischt, als ich dachte. Ich nehme den Zügel mit einer Hand und betaste mit der anderen die Wunde an meiner Stirn. Vorsichtig, so gut es in vollem Galopp eben geht. Ich erfühle eine Beule mit einer langgestreckten Blutkruste. Na also, heilt schon. Dann wird es wohl bald besser. Eventuell gibt das eine neue Narbe. Mein Bedarf an Narben ist eigentlich gedeckt … aber wenn ich an die Blicke der Weiber denke, von denen einige die Stellen mit den Fingern nachfahren und fragen, woher ich die habe, ist es den Preis schon wert.

    Ich bin froh, dass wir bei der Flucht aus Karghena nicht unter die Räder gekommen sind und das Stadttor überwunden haben, bevor sie uns die Gäule unterm Hintern erstechen, denn sie sind uns mit einem ganzen Regiment nachgejagt. Inzwischen haben wir eine komfortable Wegstrecke zurückgelegt und das Gebirge Kalamachai breitet sich vor uns aus. Ich hatte gehofft, diese elende Schwäche bald abzuschütteln, aber neben dem Kopfschmerz sticht mir irgendwas bei jedem Atemzug in die Lunge, wahrscheinlich haben die Rippen auch was abgekriegt. Hoffentlich haut mich das nicht aus dem Sattel. Das kann ich mir nicht leisten, weil ich diesen Auftrag unbedingt vollenden muss.

    Die Verfolger höre ich nicht mehr, lasse aber dennoch nicht im Tempo nach. Die Kerle bereiten mir ohnehin nicht das größte Kopfzerbrechen. Wichtig ist nur die Prinzessin. Seitdem Shandor mit ihr durch die Luft davongerauscht ist, habe ich nichts mehr von ihm gehört.

    Mitten aus dem rasanten Ritt heraus drehe ich an meinem Totenkopfring. »Shandor?«, brülle ich, damit meine Stimme im Donner der Pferdehufe nicht untergeht. »Hast du die Prinzessin in Sicherheit gebracht? Melde dich! Wo steckst du?«

    Angespannt taste ich mit dem Finger auf den Konturen des Totenkopfes entlang. Doch der Ring bleibt stumm. Er findet keine Verbindung zu dem fernen Ring von Shandor. Ist der Kamerad tot? Hoffentlich nicht. Die Prinzessin …

    Grimmig knirsche ich mit den Zähnen. Wenn jemand Shandor abgeschossen hat, wird er abgestürzt sein. Da er doppelte Last zu tragen hatte, bedeutet das einen Aufprall, den er kaum überleben kann. In dem Fall muss ich auch vom Tod der Prinzessin ausgehen. Das gäbe ein Problem. Doch selbst eine tote Prinzessin in meinen Fängen wäre besser, als wenn ich gezwungen wäre, ohne Beute heimzukehren. Ich muss sie finden.

    Oder … den Gedanken will ich gar nicht denken! … Hat Shandor mich hintergangen? Aber so etwas passiert mir nicht. Nicht unter meinen Männern. Wir stehen füreinander ein und decken uns gegenseitig. Nur deshalb sind wir auch aus Karghena herausgekommen. Solch einen Zusammenhalt wie meine Truppe hat sonst keine andere in Kalamachai.

    Eine Wüste aus Geröll, verstreuten Felsen und Vulkanstaub umgibt mich und nimmt bis zum Horizont hin kein Ende. In der Ferne erkenne ich schon den Bergweg, der zur Vulkanstadt hinführt. Kahl und riesenhaft ragt das Felsmassiv in die Höhe, bevor sich auftürmende Wolkenmassen den gesamten Rest des Gebirges unter sich begraben. Tja, in diese Milchsuppe kommen wir gleich herein. Ohne gute Schutztücher für die Gesichter kann man da gar nicht atmen. Natürlich haben wir genug davon im Gepäck, trotzdem reitet keiner von uns gerne durch die giftigen Dämpfe. Hat schon seinen Grund, warum der König die Vulkanstadt unter der Erde erbaut hat.

    Ein Zittern meines Ringes macht mich aufmerksam.

    Der König. Ich berühre den Ring und warte, bis seine Silhouette herausgeglitten ist.

    »Spar dir das Suchen«, faucht er mich an. »Die Prinzessin ist entkommen. Reite auf der Stelle in die Vulkanstadt. Die Hohepriesterin will dich sehen.«

    ***

    Das Geröll auf dem Boden tanzt. Unter den Hufen unserer lavageborenen Aschgaren springen die kleinen Steinchen hin und her. Wütendes Schnauben erfüllt die Luft und mehrere Tiere tänzeln. An die ständigen Erdbeben scheinen sich selbst Feuerwesen nicht zu gewöhnen. Ich greife meinem Aschepferd in die Zügel und blicke nach oben. Kündigt sich ein Vulkanausbruch an?

    Durch die wirbelnden Staubwolken sehe ich kaum etwas. Es ist mir unmöglich, auszumachen, wie weit meine Truppe noch von den fünf Ausbruchskratern entfernt ist, die zu dem weitläufigen Gebiet der Vulkanstadt gehören. Ich höre nur das ferne Gerumpel, das die Erschütterungen des Bodens begleitet. Am Himmel tauchen ab und zu orange und grüne Partikel auf, die wie Sternschnuppen aufglühen und wieder verschwinden. Nach meiner Schätzung sollte der Weg bis zum Bergtor, das in die Stadt hineinführt, nicht mehr weit sein.

    Ich blicke mich zu meiner Truppe um. Ein erbärmlicher Haufen von zerrissenen Gestalten schleicht mir hinterher. Am schlimmsten hat es Jonder erwischt, den ich selbst gemeinsam mit Isert auf seinem Pferd festgebunden habe, weil er kaum noch bei Bewusstsein ist. Hoffentlich bekomme ich ihn lebendig bis ins Lazarett. Zu viele gute Krieger habe ich in diesem Drecksnest Karghena verloren, nicht auch noch ihn! Loresh und Kovur halten ihre zerschossenen Flügel schräg, um die Schmerzen zu lindern. Einen Pfeil in die Flügel zu bekommen bedeutet nur zu oft, dass sie nie wieder fliegen werden. Auch das ist ein Verlust, der mich trifft. Dagegen sind das Dröhnen in meinem Kopf und dies penetrante Stechen in den Rippen Nichtigkeiten.

    Ich knirsche mit den Zähnen. Wie konnte mir die Prinzessin von Karghena entgleiten? Das ist ein Desaster! Noch jetzt fasse ich es nicht, dass Shandor die geraubte Braut nicht ans Ziel gebracht, sondern sich stattdessen weiß der Himmel wohin abgesetzt hat, dieser stinkende Schakal. Es muss so gewesen sein. Sonst wäre der König nicht so wütend.

    In der Ferne schießt unter tosendem Donner eine Feuerfontäne in die Luft. Sie zischt in grellgelben Flammen weit in den Himmel hinauf. Mir wird mulmig zumute, denn ich weiß, was das bedeutet. Mein Aschgar scheint es auch zu spüren. Er tänzelt und bockt, woraufhin ich ihn fest bei den Zügeln packe. Am liebsten würde ich sie fahren lassen, damit mein Reittier davonpreschen kann – doch wohin? Eine Flucht vor der Strafe, die mich erwartet, hat keinen Sinn.

    Vor meinen Augen verfärbt sich der Himmel unter lautem Getöse bis zum Horizont hin orange, als ob er brennt. Ich starrte nach oben und wage kaum zu atmen.

    Langsam ebbt der Donner ab und gleichzeitig verringert sich auch das Licht. Abwartend blicke ich dem lodernden, hellgelben Schweif hinterher, bis er gänzlich in der Ferne verschwindet.

    Die Luft um mich her erwärmt sich schlagartig. Einzelne großporige Staubteile rieseln auf meinen Helm und die Schultern. Etwas frisst sich zischend durch den Stoff der Uniform und brennt sich in meine Haut. Ein langgezogener Schmerz lässt mich zusammenzucken. Hinter mir fluchen meine Männer.

    Was soll das? Ist das eine Warnung? Der Vulkan bricht niemals zufällig aus. Wenn die Hohepriesterin wütend ist, greift sie meist mit Lava an. Vielleicht ist es gegen einen anderen als mich gerichtet … aber mit der lächerlichen Hoffnung betrüge ich mich nur. Ich kann mich auf Unheil gefasst machen. Habe auch nichts anderes erwartet.

    Endlich klart sich der Himmel ein wenig auf und ich kann den steinigen Pfad sowie das endlose schwarze Aschefeld zu Füßen des ersten Vulkanberges sehen. In der Nähe erheben sich kahle Felswände und darin erkenne ich das Bergtor.

    Der Weg dorthin gestaltet sich immer beschwerlich. Auch wenn sie gut gelaunt ist, zeigt die Hohepriesterin uns durch Spielereien mit Lavalichtern und heißem Staub gern ihre Macht, als würden wir sie nicht gut genug kennen. Sie hat es jedenfalls nicht nötig, eine Stadtmauer zu bauen. Niemand kommt lebendig nach Kalamachai hinein, der sich nicht mit den Tücken der Lava auskennt.

    Obwohl der Vulkan nun wieder schweigt und die Aschgaren sich beruhigen, weiß ich genau, dass ich tief in der Scheiße stecke. Meine Späher sind vor kurzem von ihrem Aufklärungsflug zurückgekehrt, aber sie wussten nur zu berichten, dass Shandor nie am vereinbarten Ort aufgetaucht ist. Und die Prinzessin auch nicht.

    Ein Desaster.

    Wenigstens sind wir inzwischen nah genug am Eingang, um vom Zorn des Feuerberges nicht mehr erwischt zu werden, selbst wenn es nochmal knallen sollte.

    Eilig setze ich meinen Ritt über die Geröllhalde fort, bis wir das Bergtor erreichen. Das hat man direkt in die Felswand des Vulkans hineingehauen und es erhebt sich so hoch, dass auch ein Drache hineinkäme.

    Den Eingang bewachen zwanzig bewaffnete Kalmuker. Auf den ersten Blick steinernen Denkmälern ähnlich, stehen sie bewegungslos nebeneinander. Ihre grauen Gesichter wirken eingefroren, ihre Augen tot wie die von Puppen. Sobald meine Soldaten näherkommen, treten die Seelenlosen ihnen entgegen, wobei alle gleichzeitig drei Schritte nach vorne marschieren und auch zeitgleich wieder in der Bewegung erstarren.

    Niemand kommt an einem Kalmuker vorbei, der den Auftrag hat, ein Tor zu bewachen. Sie sind ideale und unbestechliche Wächter, das weiß ich aus Erfahrung, weil sie die ihnen erteilten Befehle stets bis auf den letzten Punkt erfüllen. Sie können gar nicht anders, weil sie nicht mehr aus eigenem Antrieb handeln, sondern ausschließlich auf die Stimme ihres Dirigenten hören.

    Schon aus der Ferne spüre ich den eisigen Hauch des Todes, der sie umgibt. Obwohl die Kälte den Schmerz der Brandwunde auf meiner Schulter lindert, verabscheue ich das Grabesgefühl, das die Wesen ausstrahlen. Daher beneide ich die Zauberin nicht, die diese Wächter kontrolliert und sich daher wahrscheinlich in ihrer Nähe aufhalten muss.

    Ich reite auf den vordersten Wachtposten zu. Vor seinem frostigen Atem drehe ich mich zur Seite. Fordernd strecke ich dem Kalmuker meinen Totenkopfring entgegen und warte ab, bis jener seinen Prüfring dagegen gepresst hat. Beide Totenschädel scheinen ineinander zu verschmelzen. Die Todeskälte des Seelenlosen kriecht mir über die Finger, in die Hand und den Arm hinein, während die Ringe pulsieren. Zuletzt ertönt ein leiser, plingender Ton.

    Das Signal an die Hohepriesterin.

    Hinter mir müssen alle meine Männer ihre Ringe vorzeigen. Lediglich einzelne werden noch stichprobenartig auf dieselbe Weise wie meiner geprüft. Das Knirschen beim Aufeinanderstoßen der Ringe und das folgende Plingen erklingt daher noch einige Male. Dann treten die Kalmuker schweigend an die Seite, bauten sich rechts und links des Weges in exakt gleichen Abständen auf, und die Torflügel fahren auseinander.

    Vor uns eröffnet sich ein breiter Höhlengang, von Fackeln erhellt. Ich reite hindurch, bis ein weiteres Tor erscheint. Ich presse meinen Ring in die dafür vorgesehene Mulde auf einer Metallstange.

    Knarrend öffnen sich die Ebenholzflügel und geben den Blick auf die Eingangshalle des Vorderberges frei, wie alle in Kalamachai diesen vorgelagerten Berg nennen, den wir gerade betreten. Wenn der Himmel einmal nicht von staubigen Wolken bedeckt ist, kann man die fünf Vulkankegel des Gebirges wie Perlen auf einer Schnur hintereinander stehen sehen, die alle durch unterirdische Gänge miteinander verbunden sind. Ich habe die Zauberinnen davon reden hören, dass sich die Höhe der beiden aktiven Schlote am Ende der Reihe ständig ändert, weil nach einer Explosion manchmal Krater einstürzen oder Felsregen neue Hügel entstehen lassen. Bei klarem Licht gesehen habe ich diese Berge jedoch schon lange nicht mehr, weil der ständige Qualm nach den Eruptionen die Sicht einschränkt.

    Ich erreiche einen hohen, runden Raum, zu dessen Seiten sich feuerfeste Aschgarenboxen aneinanderreihen, in vier Etagen übereinander, die über verschiebbare Treppen zu erreichen sind.

    In der Halle begegnet uns reges Treiben. Hufschmiede beschlagen frisch erschaffene Aschgaren, erkennbar an ihrem glatten, glänzenden Fell, während das unserer Tiere in dicken schwarzen Flocken absteht und verrät, das die vulkanische Energie in ihrem Inneren fast aufgebraucht ist und sie demnächst in denselben Flammen aufgehen werden, aus denen sie vor noch gar nicht so langer Zeit entstanden.

    Stallknechte bringen Karren voller Kolchstauden herein, die als Futter dienen. Zahlreiche Soldaten satteln gerade ihre Reittiere und laden Gepäck auf.

    In ihrer Mitte sehe ich den bulligen Regimentsführer Torgar. Mit einer provozierenden Geste fächelt er sich durch leichte Bewegungen seiner aufgespannten Flügel frische Luft zu. Über seinem rechten Auge blitzt eine blutrote Schnittwunde.

    Verächtlich kneife ich die Lippen zusammen. Dieser Hund hat mich im letzten Sommer im Stich gelassen, als wir in einen Hinterhalt gerieten. Mit seinen Flügeln ist er durch die Luft geflüchtet und seine Leute mit ihm, und keinem der feigen Meute ist es eingefallen, Verstärkung zu holen. Womöglich haben sie darauf gehofft, der Feind würde mich und die anderen Flügellosen zerhacken.

    Der Geflügelte erblickt uns sofort. Bilde ich es mir ein, oder ergötzt sich der Kerl wieder einmal an der Tatsache, dass ich mit meinen schwarzen Haaren zwar einem Skeff gleiche, mir jedoch deren wichtigstes Körperteil fehlt – die imposanten Schwingen auf dem Rücken?

    Die Blicke des Älteren tasten sich höhnisch über meine Truppe.

    »Ihr seht abgerissen aus«, bemerkt Torgar von oben herab. »Wer hat euch denn gerupft?«

    Alter Drecksack. Als ob du das nicht genau wüsstest. Der König hat dir die Sachlage doch sicher brühwarm aufgegossen.

    »Spar dir die Worte, Adlerauge«, gebe ich zurück. »Und ihr? Wohin seid ihr unterwegs?« Mit schnellen Blicken versuche ich, seinen Auftrag zu erraten, falls er vorhat, mich zu belügen. Schwerter, Äxte und Armbrüste tragen sie mit sich. Aber wozu brauchen sie die Amulette? Das spricht für eine kompliziertere Aufgabe.

    »Darghessa«, brummt Torgar. Er grinst immer noch. »Die heilige Hochmesse wurde angegriffen. Angeführt von dem verruchten Rebellenführer, Silvrin.«

    Mir stellen sich die Nackenhaare auf. Den Auftrag hätte ich gerne übernommen! »Wirklich? Was hat er angerichtet?«

    Torgar klopft hart mit der Hand auf den Knauf seines Schwertes. »Fünf Opfer gestohlen. Ich leite die Strafaktion. Sie werden bluten. Ich zerquetsche sie!«

    In meinem Hinterkopf arbeitet es. Vom Zerquetschen kann keine Rede sein. Silvrin und seine Anhänger sind zäher als Drachenhaut. Hat der König wirklich die Rebellen am Wickel? Oder die Haimenschen, die sie unterstützen? Aber wie ich sie einschätze, sitzen diese Schandflecke des Landes längst wieder in ihren Verstecken.

    Der Gedanke an den Rebellenführer wühlt mich auf. Silvrin sabotiert die Heilige Gorrogon, darum hasse ich ihn mehr als jeden anderen Verräter in ganz Damarynth. Vor vier Sommern habe ich mich mit ihm duelliert. Und schmachvoll verloren. Der Hund hätte mir fast den Schädel zerschmettert. Garantiert würde Torgar bei so einem Versuch auch nicht besser aussehen, wenn er es denn wagen würde. Warum schickt der König ausgerechnet ihn?

    Ich zwinge mich, möglichst unbewegt dazustehen und die aufsteigende Wut in mir zu ersticken. Was in mir vorgeht, braucht der Wicht nicht zu sehen. Dem werde ich nicht noch Wasser auf die Mühlen kippen.

    Er hebt zum Abschied eine Hand und reitet, ein gefälliges, zufriedenes Lächeln auf den Lippen, an mir vorbei.

    Ich wende mich von ihm ab, schwinge mich von meinem Aschgaren herunter und übergebe ihn einem der Knechte. Warum rege ich mich über diesen Angeber auf? Im Augenblick habe ich andere Probleme.

    Während meine Soldaten absitzen, helfe ich Isert dabei, den schwerverletzten Jonder loszubinden, der quer über seinem Sattel gelegen hat. Vorsichtig hieven wir ihn auf den Boden. Er ist blutüberströmt. Kurz öffnet er die Augen, aber ich weiß nicht, ob er mich erkennt. Ich winke Loresh und Kovur herbei. „Tragt ihn ins Lazarett. Vorsichtig.“

    Schwer atmend erhebe ich mich. Den Soldaten voran gehe ich durch die Halle und marschiere auf ein erhöhtes, rechteckiges Plateau zu, das mit blutroten Platten bedeckt ist.

    Ich laufe die kleine Treppe hinauf, warte jedoch vor den roten Platten. Die Kameraden folgen mir. Die Große Winde bietet nicht Platz genug für alle, wir müssen in Etappen fahren.

    »Die Verletzten zuerst.« Ich trete zur Seite, um Platz zu machen für die Männer, die Jonder tragen und weitere, die ihnen humpelnd folgen. Sie stellten sich auf die Plattform.

    »In die Heilerhalle, Ebene sechzehn.«

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince

    Einmal editiert, zuletzt von Kirisha (24. November 2024 um 22:08)

    • Neu
    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag :D

    So, nun also zurück zu Rouven. Ich muss sagen ich tue mir hier ein bisschen schwer :hmm:
    Sehe ich das richtig, dass der 2. Versuch, die Prinzessin zu entführen jetzt im off stattgefunden und geklappt hat?
    Wenn dem so sein sollte, muss ich an der Stelle fragen ... warum? xD

    Du beraubst dich ja des größten Vorteils, den die 1. Person Präsens mit sich bringt - die Unmittelbarkeit. Hier wäre es aus narrativer Sicht viel besser, das zu erzählen (auch wenn es später bei Chaneela noch mal in der Kristallkugel vorkommen soll - dann fass es besser da zusammen). So erzählst du es wieder nur nach, was in meinem Kopf ... wenig Sinn ergibt bei der Perspektive.

    Ich persönlich hätte es jetzt spannender gefunden, die Verfolgungsjagd live mitzuerleben – gerade weil du zusätzlich zum Ich-Erzähler auch das Präsens verwendet. Stattdessen wird die Verfolgung per telling abgewickelt.

    Ich finde, an dem Auszug sieht man sehr schön, warum es ein Irrglaube ist, dass die 1. Person automatisch die Narrative distanz verringert (das tut sie, wenn man sie entsprechend anwendet - und dieses "entsprechend" ist ehrlichgesagt in meiner Welt auch die einzig korrekte Art und Weise die 1. Person anzuwenden)

    Aber eins nach dem anderen:

    Was erfahren wir hier eigentlich? Rouven reitet an der Spitze seiner Truppe. Der Rest? Nacherzählung der Verfolgung. Nun könnte man aus dem Ritt ja auch noch mehr herausholen. Ein Blick zurück – sind alle Männer noch da/wohlauf? Was macht das Pferd, auf dem er reitet? Ist es verletzt/unverletzt? Laune des Tieres nach diesem Abenteuer? Wie fühlt sich der Galopp an bzw. merkt Rouven, wie die Muskeln des Tieres arbeiten? Gerüche könnte man ggf. auch noch einbinden.

    Und das geronnene Blut ... ja, okay, da ist die taktile Wahrnehmung berührt, aber das könnte man noch "näher" hinbekommen. Beschreib doch, wie die Augenlider so schön eklig zusammenkleben, wenn da bis vor Kurzem noch die rote Suppe runtergetropft ist – und wie sehr das nervt, wenn du nicht die Zeit hast, das Blut abzuwaschen. Die Lider pappen ja bei jedem Blinzeln immer wieder schön zusammen. Ist ja genauso, wenn man viel im Gesicht schwitzt. Rouven dröhnt der Kopf – okay. Was für eine Wunde ist es? Platzwunde? Wo genau am Kopf? Hat Rouven das mal befühlt bzw. eine Bestandsaufnahme des Schadens gemacht?

    Ich hatte gehofft, diese elende Schwäche bald abzuschütteln, aber neben dem Kopfschmerz sticht mir irgendwas bei jedem Atemzug in die Lunge, wahrscheinlich haben die Rippen auch was abgekriegt. Das kann ich jetzt gar nicht gebrauchen.

    Das klingt ein wenig ... neutral :rofl:
    Hm, vielleicht ist meine Lunge punktiert, voll keinen Bock :pardon:

    Ich habe hier ein bisschen das Gefühl, dass es ihn badass wirken lassen soll, dass er das so neutral hinnimmt, aber imo funktioniert das hier nicht, da es sehr ... bemüht wirkt. Also so als wollte er uns davon überzeugen, dass er ein badass ist. Das ist aber einer dieser Punkte, wo ich mein eigenes Bild machen möchte.
    Analog zu Tywin Lannister: "Any Man Who Must Say, 'I Am The King' Is No True King" gilt auch "Any Man Who Must Say, 'I Am a Badass' Is No True Badass", Sorry :rofl:

    Ich fände es okay, wenn seine Gedanken in die Richtung gehen, dass er vor seinen Männern keine Schwäche zeigen darf – da geht es dann aber um Charisma bzw. um das Bemühen, vor seinen Leuten als so eine Art Fels in der Brandung dazustehen, den nix kleinkriegen kann. Intern kann er ja aber durchaus zugeben, was ihn das kostet und dass es verdammt noch mal höllisch weh tut.

    In Rouvens Fall: Wenn er hier eine politische/kriegstechnische Karriereleiter erklimmen will, könnte man hinzufügen, dass er die Verletzung "nicht gebrauchen" kann, weil er bis zu seiner Genesung keine Aufträge durchführen kann oder sowas. Das wäre dann weniger neutral und verrät gleich was über seine Absichten/Ziele im Leben.

    Was er denkt und nach aussen sagt darf sich durchaus unterscheiden (und bietet auch Raum zur Charakterisierung).

    Eine Wüste aus Geröll, verstreuten Felsen und Vulkanstaub umgibt mich und nimmt bis zum Horizont hin kein Ende. In der Ferne erkenne ich schon den Bergweg, der zur Vulkanstadt hinführt. Kahl und riesenhaft ragt das Felsmassiv in die Höhe.

    Und wie findet Rouven diese Landschaft? Findet Raven das voll geil? So mäßig? Scheiße? Hier wäre ein guter Punkt, eine Bewertung einzubauen, immerhin erleben wir die ganze Szene durch seinen Filter. Imo muss man hier wirklich SEIN Empfinden und SEINE Meinung erfahren und nicht nur nüchterne Erklärungen.

    Ich gebe meinen Leuten das Zeichen, die Schutztücher wieder über die Gesichter zu ziehen. Zwar habe ich bis jetzt keine gefährlichen Wolken gesehen, doch an dem typischen stechenden Geruch verraten sich die vom Vulkan her wehenden giftigen Dämpfe. Die vermeiden wir besser.

    Huh. Ich finde es ja gut, dass du das eingebaut hast, aber ich frage mich: Muss jetzt wirklich jeder auf Ravens Kommando warten? Wenn du da lebst, und das tun die Kameraden, dann werden die ja wohl wissen, dass man den Scheiß besser nicht einatmet.

    Ich ärgere mich ungeheuer über mich selbst. Wie konnte mir die Prinzessin von Karghena entgleiten? Das ist ein Desaster! Noch jetzt fasse ich es nicht, dass Shandor die geraubte Braut nicht ans Ziel gebracht, sondern sich stattdessen weiß der Himmel wohin abgesetzt hat, dieser stinkende Schakal. Es muss so gewesen sein. Sonst wäre der König nicht so wütend.

    Der erste Satz kann weg, das ist telling. Dieses Empfinden sollte aus den folgenden Sätzen klar werden, das dürfen die Leser gerne selbst rauslesen :D

    In der Ferne schießt unter tosendem Donner eine Feuerfontäne in die Luft. Sie zischt in grellgelben Flammen weit in den Himmel hinauf. Mein Aschgar tänzelt und bockt, woraufhin ich ihn fest bei den Zügeln packe. Am liebsten würde ich sie fahren lassen, damit mein Reittier davonpreschen kann – doch wohin? Eine Flucht vor der Strafe, die mich erwartet, hat keinen Sinn.

    Und wie findet Rouven die Feuerfontäne? Ultracool? Bedrohlich? Hübsch?

    Die Luft um mich her erwärmt sich schlagartig. Einzelne großporige Staubteile rieseln auf meinen Helm und die Schultern. Etwas frisst sich zischend durch den Stoff der Uniform und brennt sich in meine Haut. Schmerzhaft zucke ich zusammen. Hinter mir fluchen meine Männer. Unruhe steigt in mir auf. Ist das eine Warnung?

    Markiert: Telling
    Abgesehen davon bin ich mir nicht sicher, ob "schmerzhaft" hier das richtige Adjaktiv ist. Er zuckt vor Schmerz zusammen - schmerzhaft suggeriert, dass das Zucken an sich schmerzhaft ist. Das ist also eine Andere Reihenfolge:
    "vor Schmerz": Schmerz -> Zucken
    "schmerzhaft": Zucken -> Schmerz

    Such es dir aus :D
    Alternativ kannst du das Adjektiv auch einfach weglassen, da es selbsterklärend ist, warum er zusammenzuckt.

    Niemand kommt an einem Kalmuker vorbei, der den Auftrag hat, ein Tor zu bewachen. Sie sind ideale und unbestechliche Wächter, das weiß ich aus Erfahrung, weil sie die ihnen erteilten Befehle stets bis auf den letzten Punkt erfüllen.

    Brillante Gelegenheit, zu schildern, wie Rouven bereits Kalmuker eingesetzt hat und welchen konkreten Befehl sie mit Bravado ausgeführt haben. Ansonsten: telling.

    Ich erreiche einen hohen, runden Raum, zu dessen Seiten sich feuerfeste Aschgarenboxen aneinanderreihen, in vier Etagen übereinander, die über verschiebbare Treppen zu erreichen sind.

    Moment, Moment! *hochscroll*

    Unter den Hufen unserer lavageborenen Aschgaren springen die kleinen Steinchen hin und her.

    Ich dachte, das wäre jetzt nur so eine Redewendung. Ich dachte, lavageboren könnte sowas wie aus Kalamachai bedeuten. Aber das erste Zitat suggeriert, dass die Viecher Feuerpferde sind?! Wie reitet Rouven auf denen, ohne dass es ihm die Klöten abfackelt?

    In der Halle begegnet uns reges Treiben. Hufschmiede beschlagen frisch erschaffene Aschgaren, erkennbar an ihrem glatten, glänzenden Fell, während das unserer Tiere in dicken schwarzen Flocken absteht und verrät, das die vulkanische Energie in ihrem Inneren fast aufgebraucht ist.

    ... Ich will wissen, ob die Viecher heiß sind oder nicht! Wenn die Ställe feuerfest sind, dann muss es aber wohl so sein :hmm:

    Der Geflügelte erblickt uns sofort. Bilde ich es mir ein, oder ergötzt sich der Kerl wieder einmal an der Tatsache, dass ich mit meinen schwarzen Haaren zwar einem Skeff gleiche, mir jedoch deren wichtigstes Körperteil fehlt – die imposanten Schwingen auf dem Rücken?

    Ooohhhh, Kirisha, du fliegst nah an der Sonne, denn mein innerer Monolog sagte zum fett markierten Teil (bevor ich den Zusatz gelesen habe): Der Lavastab? Joa, das passiert, wenn man auf Feuerpferdchen reitet ... :D

    Die Blicke des Älteren tasten sich hohnlachend über meine Truppe.

    Ich bin schon wieder zu viele Partizipien sehend, die du schreibend warst :D
    Zudem wirkt "hohnlachend" für mich hier iwie unpassend, weil die Blicke nicht lachen können ...
    "Höhnische Blicke" würden es für mich auch tun (und ein Partizip vermeiden)


    Hier mal ein Beispiel, wie ich die Szene schreiben würde. Ich mag und kann Ich erzähler nicht besonders gut, daher ist das sicherlich nicht perfekt, aber es sollte genügen um den Punkt "näher an Rouven" zu illustrieren:

    Original:

    In scharfem Galopp presche ich meiner Truppe voran. Geronnenes Blut klebt an meiner Stirn, das mir zum Glück jetzt nicht mehr in die Augen tropft. Noch immer dröhnt mir der Kopf. Ich weiß nicht, was mich von der Kutsche heruntergeschlagen hat, aber ich muss wohl froh sein, dass es mir nicht den Schädel zertrümmert hat.

    Wie ich es machen würde:

    Zitat

    Im scharfen Galopp wirbelt mein Aschgare die Asche auf. Jeder Hufschlag ist wie ein Hammer, der den pochenden Schmerz noch tiefer in meinen Kopf treibt. Was auch immer mich von der Kutsche geschlagen hat, den Schädel hat es mir zum Glück nicht zertrümmert – glaube ich zumindest. Wäre schwer, sich mit angeknackstem Schädel auf dem Gaul zu halten ... oder?
    Der Aschestaub dringt mir penetrant in die Augen. Ich blinzle und bekomme die Augenlider nur schwer wieder auseinander. Verdammtes Blut! Jetzt, da es einigermaßen getrocknet ist, tropft es mir zwar nicht mehr in die Augen, aber dafür verklebt es mir das ganze Gesicht. Wie war das noch mit der Wahl zwischen Pest oder Cholera? Ja ...
    Ich nehme die Zügel mit einer Hand und betaste mit der anderen die Wunde an meinem Kopf. Vorsichtig, ganz vorsichtig, so gut es in vollem Galopp eben geht. Ich erfühle eine Beule mit einer Blutkruste als Krone. Die Blutkruste ist gut. Kann also keine allzu schlimme Verletzung sein. Aber die Beule? Scheiße, die ist ja fast so groß wie ein Phönixei [sofern es noch Phönixe in der Geschichte gibt und die Eier legen ...]! Mit etwas Glück fühlt es sich schlimmer an, als es aussehen wird.

    Wie gesagt, das ist sicher nicht perfekt, aber meines Erachtens näher an Rouven dran. Das ist natürlich nur ein Beispiel weder muss es genau so ausshen, noch muss jeder Absatz so ausgeschmückt werden. Der Kernpunkt ist, dass mit bei dem Ich Erzähler die Wertung von Rouven (... dem Ich-Erzähler) fehlt, durch dessen Linse wir wie gesagt die Geschichte wahrnehmen. Gerade wenn man die Geschichte im Präsens schreibt, ist das naturgemäß sehr nah an den Gedanken und dem Stream of conciousness des Charakters dran. Daher kann man da auch gut mit Ellipsen und unvollständigen Sätzen arbeiten. Das ist in diesem Fall passend.

    Zudem gäbe es SO viele Möglichkeiten, Rouven allein beim Betasten der Wunde zu charakterisieren:

    • Reitet er darauf rum, wie lange die Verletzung/Beule/whatever zum Verheilen braucht und wie scheiße das aussehen würde?
      --> Eitel.
    • Freut er sich darauf, dass das 'ne fiese Narbe geben wird, wenn die Wunde im Gesicht ist?
      --> Draufgänger mit Geltungsanspruch.
    • Überlegt er, wie er das am besten verarztet?
      --> Erfahrung mit Feldverarztung/medizinisches Wissen/Pragmatiker.

    etc.

    Nimm dir diese Möglichkeit doch nicht :D


    LG Chaos :chaos:

  • Hallo Chaos Rising

    Danke dir für deine ausführliche Rückmeldung.

    Ich persönlich hätte es jetzt spannender gefunden, die Verfolgungsjagd live mitzuerleben – gerade weil du zusätzlich zum Ich-Erzähler auch das Präsens verwendet. Stattdessen wird die Verfolgung per telling abgewickelt.

    Ich habe ja diesen Anfang bereits mehrfach ausprobiert. Ich habe auch die ganze Verfolgungsgeschichte mal geschrieben, die ich danach wieder weggestrichen habe. Sie war damals sehr lang und noch nicht einmal zu Ende erzählt. Denn es handelt sich hier ja nur um die Vorgeschichte zu der Geschichte, die ich eigentlich erzählen will. Kira ist nur eine Nebenfigur, die erst sehr viel später irgendwann wieder auftaucht. Ich widme dieser Vorgeschichte bereits zwei lange Kapitel und finde, das ist genug. Ich will da jetzt nicht noch ein Kapitel dranhängen, das wieder sehr lang werden würde. Der einzige Zweck, den das erfüllen würde, wäre dann ja, darzustellen, wie er kämpft. Das ist nicht mein wichtigster Fokus. Ich meine, davon sieht man in diesen zwei Kapiteln genug.

    Sehe ich das richtig, dass der 2. Versuch, die Prinzessin zu entführen jetzt im off stattgefunden und geklappt hat?
    Wenn dem so sein sollte, muss ich an der Stelle fragen ... warum? xD

    Der hat ja auch nicht geklappt. Ich hoffe, es ist deutlich geworden. Den ersten misslungenen Versuch habe ich gezeigt, den zweiten nur erwähnt, weil es da schon nicht mehr um den Verlauf selbst geht, sondern um die Wirkung, die das auf Cheneela und auch auf Rouven hat.

    Und wie findet Rouven diese Landschaft? Findet Raven das voll geil? So mäßig? Scheiße? Hier wäre ein guter Punkt, eine Bewertung einzubauen, immerhin erleben wir die ganze Szene durch seinen Filter. I

    Oh, hm, darüber muss ich mal nachdenken. Man denkt wohl nicht bei allen Landschaften oder anderen Dingen, die einem begegnen, darüber nach, ob man die gut oder schlecht findet? Wenn er schon tausendmal nach Kalamachai geritten ist, wird er dann denken, "Oh Mann, da taucht der Scheiß Berg schon wieder auf." ?

    Naja, okay, vielleicht würde er.

    Und wie findet Rouven die Feuerfontäne? Ultracool? Bedrohlich? Hübsch?

    Wie er die findet, geht doch aus seinem Verhalten hervor, denke ich. Immerhin überlegt er abzuhauen.

    Ich dachte, das wäre jetzt nur so eine Redewendung. Ich dachte, lavageboren könnte sowas wie aus Kalamachai bedeuten. Aber das erste Zitat suggeriert, dass die Viecher Feuerpferde sind?! Wie reitet Rouven auf denen, ohne dass es ihm die Klöten abfackelt?

    Nee, nee, das sind keine Feuerpferde in dem Sinn, dass sie brennen. Das muss ich wohl noch besser erklären. Wollte da nicht zu viel auf einmal beschreiben. Aber vielleicht ist es doch nötig.

    "Höhnische Blicke" würden es für mich auch tun (

    okay.

    Wie ich es machen würde:

    Wie gesagt, das ist sicher nicht perfekt, aber meines Erachtens näher an Rouven dran. Das ist natürlich nur ein Beispiel

    Das gefällt mir sehr gut.

    Zudem gäbe es SO viele Möglichkeiten, Rouven allein beim Betasten der Wunde zu charakterisieren:

    Guter Gedanke, da denke ich mal drüber nach. Die Szene finde ich ja auch gerade interessant.

    Danke dir, viele gute Ideen, hab jetzt einigen Stoff zum Nachdenken!

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince

  • Ich habe das Kapitel 4 jetzt mal etwas überarbeitet und hoffe, es ist jetzt besser. Das Update habe ich gerade hochgeladen. Wer mag, kann es sich ja nochmal anschauen. Und hier ist jetzt der Rest des Kapitels:

    Kapitel 4.1 Rouven

    »In die Heilerhalle, Ebene sechzehn.«

    Schweigend warte ich ab, während die Winde wie von einem schwarzen Loch verschluckt wird, bis sie nach einer Weile wieder auftaucht und die blutroten Platten vor meinen Füßen wieder sichtbar werden.

    Nun kann die nächste Gruppe auf die roten Platten treten, die ich anführe.

    »Kolchstube, Ebene fünf«, sagt Asmantjar laut, der sich auf die Kommandoplatte gestellt hat, von der aus die Windenmagierin ihn hört. Mit einem Ruck hebt sich die Plattform wie ein Teppich aus Stein und schwebt durch die Hallen aufwärts.

    Als die Aschgarenhalle unter uns verschwindet, verdunkelt sich kurz die Sicht, um bei Ankunft in der nächsthöheren Ebene den Blick freizugeben auf die Kolchstube, in der wir uns nach der Rückkehr von Unternehmungen gerne stärken.

    Dieser Raum wölbt sich hoch wie eine Tempelhalle. Zahllose Bänke und Tische stehen kreuz und quer, es gibt eine Schänke und mehrere Feuerstellen, auf denen Kessel blubbern, und über allem hämmert ein Rhythmus in tiefsten Basstönen, der die zugehörige Melodie weitgehend übertönt. Da die Kolche immer gut besetzt ist, fliegen Wortfetzen und Gelächter durch die Luft, und das Klingen von Gläsern und Bechern erfüllt den Raum. Die Kameraden stürmen von der Winde, als gälte es, eine Stadt zu erobern. Eilig nehmen sie den erstbesten freien Tisch ein und rufen nach der Bedienung.

    Nur zu gern hätte ich mich in ihre Mitte gesetzt. Den Kampf bis ins Kleinste analysiert und uns gegenseitig von den besten Schlägen erzählt, die unsere Schwerter vollbracht haben. Manchmal führen wir sie auch vor oder zeigen, was wir bei anderen gesehen haben.

    Aber heute habe ich keine Zeit für eine gesellige Runde. Ich werde direkt in die Kristallhalle der Hohepriesterin marschieren. Auch wenn mich ein Strafgericht erwartet, muss ich die Sache hinter mich bringen.

    Warum lässt ausgerechnet sie mich rufen? Ich hätte erwartet, dass der König meinen Bericht hören will, schließlich unterstehe ich ihm. Und dass auch er die Strafe bestimmt. Wird vermutlich darauf hinauslaufen. Ich tippe auf Peitschenhiebe. Einen kurzen Moment lang fühle ich den ersten, zischenden Schlag fast schon in meine Haut hineinschneiden. Unwillkürlich muss ich an das letzte Wundfieber denken, das mich nach einer ausgedehnten Strafe mit aufgeplatztem, wunden Rücken elendig lange ans Bett gefesselt hat. Wie soll das jetzt erst werden? Mein Kopf dröhnt seit Tagen und meine Stirn scheint angeschwollen zu sein. Neuerdings kommen Attacken von Übelkeit hinzu. Noch Peitschenhiebe obendrauf, hoffentlich halte ich das aus. Auf keinen Fall werde ich vor den Männern wie ein Jammerlappen herumlaufen. Es muss irgendwie gehen. Habe ich das früher ausgehalten, wird es mich auch jetzt nicht umhauen.

    Hauptmann Isert tritt an meine Seite.

    »Soll ich dich begleiten, wenn du Bericht erstattest?« Der Gesichtsausdruck des breitschultrigen Kämpfers mit den blonden Stoppelhaaren wirkt durch die Narbe an seinem Mund immer vergnügt, aber ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass Isert mit ähnlich unguten Vorahnungen zu kämpfen hat wie ich selbst. Bevor ich antworten kann, werden weitere Kameraden aufmerksam und schließen sich an.

    »Wir kommen auch mit«, bekräftigt der gedrungene Fender, auf dessen Stirn sich eine sorgenvolle Falte gebildet hat. Seine glatten, schwarzen Haare scheinen an seinem Kopf zu kleben und er hat Armmuskeln wie Baumstämme. »Eine Eskorte kann nicht schaden.«

    Ich schätze die Loyalität meiner Männer, auf die ich mich im Kampf blind verlasse. Sie zur Hohepriesterin mitzunehmen, hieße jedoch, sie zu Zielscheiben zu machen. Das will ich nicht riskieren. »Ich danke euch, aber es ist nicht nötig. Der Auftrag lief unter meiner Verantwortung, darum gehe ich allein.«

    Ich durchquere die zahlreichen Tische der Kolchstube, wobei mir von allen Seiten Grüße und Zurufe entgegenfliegen. Besonders die jüngeren Soldaten versuchen, meine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Es liegt vielleicht daran, dass ich mit meinen einundzwanzig Jahren der jüngste Anführer hier bin und die älteren Krieger lieber unter langjährigen Befehlshabern dienen.

    »Hey, Rouven!«

    »Setz dich zu uns.«

    »Was gibt´s Neues?«

    Ich hebe nur kurz eine Hand zum Gruß und eile an den Tischen vorbei. Bald habe ich das größte Gedränge hinter mich gebracht und erreiche die Wasserwand, die den allgemein zugänglichen Bereich der Vulkanstadt vom Bereich der Zauberinnen trennt.

    Diese Wand zeigt anstelle einer Tür ein ovales Areal, das einem senkrecht stehenden See gleicht. Dessen blau schimmernde Fläche wogt wellenartig und spiegelt meine hochgewachsene Gestalt. Die Hörner meines Helmes wirken im schwankenden Spiegelbild, als stießen sie durch meine langen, pechschwarzen Haare, die mir bis auf die Schultern fallen. Die groteske Blutkruste auf meiner Stirn ist sicherlich genauso verzerrt. Ebenso die Stacheln auf meinen Armen, den Schultern und den Knien, die der Wasserspiegel den Panzerzacken eines Drachen gleichen lässt.

    Ich reibe mit der Hand an dem Illusionsstab, den ich am Handgelenk trage. Das Ende dieses metallischen Zepters mündet in einem faustgroßen Smaragd. Davon zweigen goldgelbe Adern ab, die sich wie Ranken um das Metall winden. Den Stein durchglüht gewaltige Magie, die durch die Berührung in meine Hand fließt und sich darin ansammelt, bis ich ihre Kraft fühle. Konzentriert lasse ich den Energiestrom mitten in den ovalen See hineinschwappen. Ein Klirren ertönt wie zersplitterndes Glas. Das Bild des Wassers zerbricht in zahlreiche Einzelteile, die abwärts stürzen und ein Loch in die Wand reißen.

    Dahinter wird ein Grottengang sichtbar. Ich beeile mich, die Schwelle zu überschreiten, bevor das eben zerbrochene Bild sich hinter mir wieder knirschend und steinhart zusammenfügt.

    Völlige Dunkelheit umgibt mich. Angespannt versuche ich, in dem lichtlosen Raum Schatten oder Bewegungen zu erkennen und lausche auf Geräusche. Doch mir antwortet nichts als tödliche Stille. Auch nach Gerüchen schnuppere ich vergebens. Verärgert über mein Unvermögen konzentriere ich mich stärker. Denn ich befinde mich im Magischen Gang, den drei unsichtbare Feuergeister bewachen. Diese Gestalten materialisieren sich erst, wenn der Neuankömmling bereits in sie hineingelaufen ist und sich in eine lodernde Stichflamme verwandelt. Sie dienen als Wächter vor unbefugtem Zutritt. Ich verziehe die Lippen. Da hätte man einfachere Systeme ersinnen können.

    Die Magierinnen der Vulkanstadt erkennen die Kreaturen mühelos und wissen ihnen auszuweichen, während ich hier im Dunkeln stehe und nicht mal einen Schatten von ihnen wahrnehme. Ja, ich habe den magischen Blick und erkenne so einige Schwingungen und Energien, aber das ist erbärmlich im Vergleich zu den Kräften, die die Zauberinnen von der Göttin empfangen und zu denen ich keinen Zugang finde. Ich muss mich stattdessen mit den mageren Strahlen zufriedengeben, die ich aus meinen Magiestäben herausquetsche. Wie ich es hasse, überall ganz am Ende der Reihe zu stehen! Meine Hilfsflügel sind ein Witz, meine Halbzauber sind ein Witz. Aber so bleibt das nicht. Ich lasse mir keine Grenzen setzen, sondern werde sie überwinden, egal was mich das kostet. Und genau darum lasse ich mich auch nicht von den Zauberinnen an den Geistern vorbeiführen, wie es alle anderen Regimentsführer machen, sondern gehe allein.

    Stocksteif bleibe ich auf der Stelle stehen und beobachte die Dunkelheit des Ganges vor mir. Die Geister selbst sehe ich zwar nicht, aber ich habe gelernt, auf indirekte Hinweise zu achten. Manchmal wirbeln die Wesen winzige Staubkörner auf. Doch meine Augen haben sich an die Schwärze noch nicht gewöhnt und ich nehme kaum etwas anderes wahr als die Felsen zu beiden Seiten und das finstere Loch, das mir den Gang anzeigt. Langsam schleiche ich vorwärts. Eine deutliche Hitze erhöht meine Aufmerksamkeit. Da die Temperatur in der Vulkanstadt jedoch an vielen Stellen abnorme Höhen annehmen kann, ist das allein keine sichere Spur.

    Angestrengt lausche ich auf verdächtige Geräusche. Links höre ich ein leises Zischen. Sofort springe ich auf, drücke mich geschmeidig gegen die Wand auf der anderen Seite und laufe drei Schritte vorwärts.

    Nummer eins. Den dürfte ich passiert haben. Wieder halte ich inne. Ist das ein Windhauch? Ich ducke mich, husche darunter weg.

    Noch einer übrig. Meist versteckt sich der dritte Geist weiter hinten. Daher gehe ich im Schneckentempo voran.

    Ein Schaben … aber zu tief unten. Klingt eher wie eine Ratte.

    Plötzlich knistert es nah an seinem Ohr. Ich schnelle vorwärts. Mit einem Fauchen schießt ein Feuermeer neben mir hoch und flammt dicht an meinem linken Oberarm entlang. Ich zucke zurück und springe zur Seite, um aus der Gefahrenzone herauszukommen. Schon ist die Flamme verschwunden. Eilig drehe ich mich um und presse den schmerzenden Arm gegen das Höhlengestein, um das Brennen zu lindern.

    Dumm gelaufen. Ich bleibe eine Weile stehen, bis die schlimmste Pein nachgelassen hat, und betrachte die versengte Stelle in der Uniformjacke. Das gibt eine größere Brandblase als die von vorhin, die mir die glühende Vulkanasche verpasst hat. Es macht kaum einen Unterschied. Schmerzen bin ich gewöhnt.

    Wenigstens lasse ich nun den Geisterweg hinter mir. Ich trete wie durch einen Vorhang und erreiche einen durch hölzerne Pfeiler abgestützten Gang, den seitlich glänzende Silberadern erhellen. Fackeln nutzt hier niemand, um den Wärmepegel nicht zusätzlich zu erhöhen. Zügig schreite ich vorwärts.

    Mein Weg führt an den Quartieren der Magierinnen vorbei in Richtung des Kraters. Ich habe es eilig, den König zu treffen und die Angelegenheit zu klären, wegen der er mich rufen lässt. Schon verbreitert sich der Gang. Rechts und links erheben sich die Behausungen der Zauberinnen, aus Holz und in Fachwerkbauweise konstruiert, wodurch sie den häufigen Erdbeben standhalten. Dennoch bemerke ich einige zersplitterte Balken, und in den Netzen, die unter sämtlichen Höhlendecken aufgespannt sind, liegen heruntergefallene Steine. Ich bin froh, dass ich die Abkürzung durch den Hexengang genommen habe und mir so den Weg durch die endlosen unterirdischen Gänge und Hallen der verschiedenen Wohn- und Arbeitsbereiche, verteilt auf die achtzehn Ebenen der Vulkanstadt, gespart habe.

    Schlagartig atme ich reinere Luft. Durch die am meisten genutzten Grottengänge braust stets der frische Luftzug einer magischen Ventilation, der sich verstärkt, wenn einer der Skeff mit seinen ledrigen Flügeln über meinem Kopf vorbeirauscht.

    Kaum habe ich den Hauptgang betreten, als schon mein Bruder auf mich zu hastet. Kimures´ blonde Locken fliegen um sein erhitztes Gesicht, das aufgrund des nur spärlichen Bartwuchses fast knabenhaft wirkt, obgleich er mit mir gleichaltrig ist und bereits im Rang eines Kommandanten steht. Diesen Rang hat er sich aber nicht so wie ich hart erkämpft, sondern ihn zugeworfen bekommen, denn er ist der Sohn unseres Königs und auch dessen Thronerbe. Der Prinz und ich sind so verschieden wie Tag und Nacht, schon allein durch unser Aussehen. Das fällt mir wieder einmal auf, als ich seine blitzsaubere Uniform sehe und seine Waffen, die er nie benutzt, während ich ihn um Haupteslänge überrage und staubbedeckt vor ihm stehe. Doch uns verbindet eine Art schicksalhaftes Band, das uns seit unserer ersten Begegnung dazu gebracht hat, stets füreinander einzustehen. Seit wir herausfanden, dass wir am selben Tag geboren sind, fühlen wir uns wie Brüder, obwohl wir nicht verwandt sind.

    Kimures umarmt mich, doch auf eine vorsichtige Art, als befürchte er, ich könnte sonst zerbrechen. Dann lässt er mich los und schaut mich aus seinen melancholischen grünen Augen mit den lächerlich langen Wimpern an. »Bei der großen Göttin, Rouven, du siehst schrecklich aus. Du würdest selbst vor deinem Spiegelbild erschrecken! Du musst sofort ins Lazarett und dich behandeln lassen.“

    „Gar nichts muss ich.“ Manchmal ist er entsetzlich überspannt.

    Meine Antwort scheint er erwartet zu haben und sinkt fast in sich zusammen. Besorgt starrt er meine Stirn an. „Was ist passiert? Ich hörte, du hättest in Karghena ein Blutbad angerichtet.«

    Wenn es sich wenigstens gelohnt hätte.

    »Habt ihr in den Bildern der Kristallkugel gesehen, wo die Prinzessin ist?«, frage ich schnell, ohne seine Frage zu beantworten.

    Kimures zuckt die Achseln. »Keiner sagt etwas Genaues. Aber die Göttin zürnt und darum herrscht überall dicke Luft. Mein Vater hat furchtbar auf dich geflucht.« Nervös reibt er sich die Stirn.

    Dass der König wütend ist, wusste ich ja schon. Aber sogar die Göttin! Damit musste ich natürlich rechnen. Trotzdem trifft es mich empfindlich. Nichts hat mich jemals mehr erhoben als jener Tag, an dem sie mir ihre Gunst offenbart und ihre Größe gezeigt hat. Seitdem verwende ich all meine Bemühungen darauf, ihre Wünsche zu erfüllen. Und nun so eine Katastrophe. Durch meine Schuld entgeht ihr das Opfer, das sie so dringend braucht. Ich muss es wiedergutmachen, wenn es nur möglich ist. Muss mit ihr reden. Falls sie sich noch dazu herablässt, sich mir zu offenbaren. Bis jetzt habe ich ihre Gegenwart nicht gespürt. Sie entzieht sich mir. Ein schlechtes Zeichen.

    »Es wäre besser, du meidest die Königshalle für eine Weile und verschwindest von hier, bis mein Vater sich beruhigt hat«, beschwört mich Kimures. „Hör auf mich und sieh das nicht als eine Blamage. Geh ins Lazarett. Nicht allein, weil du es nötig hast. Es gibt dir auch eine gute Entschuldigung.“

    Er überblickt die Tragweite der Angelegenheit nicht, weil er die Heilige nicht wahrnehmen kann und also auch nicht merkt, wie sie mir gerade die kalte Schulter zeigt.

    „Das kommt nicht infrage. Ich bin kein Duckmäuser. Wenn es was zu kritisieren gibt, will ich wissen, wo ich stehe.“ Gewöhnlich stellt sich der König auf meine Seite. Aber jetzt hat ihn vermutlich die Göttin veranlasst, ihren Zorn auf mich niederzuschmettern. Das ist schlimmer, als wenn sie es selbst täte. Druck presst sich auf meinen Magen. Ich will Kimures umrunden, um weiterzugehen, aber er stellt sich mir in den Weg.

    »Ich meine es ernst, Mann! Noch nie habe ich Vater so wütend gesehen. Er redete davon, dir einen Dolch in die Brust zu stoßen.«

    Was?

    Ich halte die Luft an. Hat er ein Todesurteil gegen mich beschlossen?

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince

  • Hallo Kirisha ,

    ich habe mir jetzt gerade Kapitel 4.1 durchgelesen und schreibe einfach mal was mir so dazu in den Sinn kommt.

    Spoiler anzeigen
    Zitat

    Warum lässt ausgerechnet sie mich rufen? Ich hätte erwartet, dass der König meinen Bericht hören will, schließlich unterstehe ich ihm. Und dass auch er die Strafe bestimmt. Wird vermutlich darauf hinauslaufen. Ich tippe auf Peitschenhiebe. Einen kurzen Moment lang fühle ich den ersten, zischenden Schlag fast schon in meine Haut hineinschneiden. Unwillkürlich muss ich an das letzte Wundfieber denken, das mich nach einer ausgedehnten Strafe mit aufgeplatztem, wunden Rücken elendig lange ans Bett gefesselt hat. Wie soll das jetzt erst werden? Mein Kopf dröhnt seit Tagen und meine Stirn scheint angeschwollen zu sein. Neuerdings kommen Attacken von Übelkeit hinzu. Noch Peitschenhiebe obendrauf, hoffentlich halte ich das aus. Auf keinen Fall werde ich vor den Männern wie ein Jammerlappen herumlaufen. Es muss irgendwie gehen. Habe ich das früher ausgehalten, wird es mich auch jetzt nicht umhauen.

    Rouven soll ja eigentlich als harter Hund rüberkommen. Aber wenn lese wie er sich über Kopfweh und Übelkeit auslässt nehme ich ihm das nicht ab. Dadurch wirkt er einfach nur wehleidig. Hier wäre etwas weniger eigentlich mehr.

    Zitat

    Ich reibe mit der Hand an dem Illusionsstab, den ich am Handgelenk trage. Das Ende dieses metallischen Zepters mündet in einem faustgroßen Smaragd. Davon zweigen goldgelbe Adern ab, die sich wie Ranken um das Metall winden. Den Stein durchglüht gewaltige Magie, die durch die Berührung in meine Hand fließt und sich darin ansammelt, bis ich ihre Kraft fühle. Konzentriert lasse ich den Energiestrom mitten in den ovalen See hineinschwappen. Ein Klirren ertönt wie zersplitterndes Glas. Das Bild des Wassers zerbricht in zahlreiche Einzelteile, die abwärts stürzen und ein Loch in die Wand reißen.

    Wenn er den Stab am Handgelenk trägt kann der eigentlich nicht besonders lang sein weil er sonst ständig im Weg ist. Mit einem derart großen Smaragd an einem Ende stelle ich mir das außerdem ziemlich unpraktisch und vor allem unbequem vor.

    Zitat

    Angestrengt lausche ich auf verdächtige Geräusche. Links höre ich ein leises Zischen. Sofort springe ich auf, drücke mich geschmeidig gegen die Wand auf der anderen Seite und laufe drei Schritte vorwärts.

    Nummer eins. Den dürfte ich passiert haben. Wieder halte ich inne. Ist das ein Windhauch? Ich ducke mich, husche darunter weg.

    Noch einer übrig. Meist versteckt sich der dritte Geist weiter hinten. Daher gehe ich im Schneckentempo voran.

    Ein Schaben … aber zu tief unten. Klingt eher wie eine Ratte.

    Plötzlich knistert es nah an seinem Ohr. Ich schnelle vorwärts. Mit einem Fauchen schießt ein Feuermeer neben mir hoch und flammt dicht an meinem linken Oberarm entlang. Ich zucke zurück und springe zur Seite, um aus der Gefahrenzone herauszukommen. Schon ist die Flamme verschwunden. Eilig drehe ich mich um und presse den schmerzenden Arm gegen das Höhlengestein, um das Brennen zu lindern.

    Das ist eine Stelle die ich sehr gelungen finde. Ein dunkler Gang, drei Feuergeister und Rouven der da durch muß/will. Die Szene ist geradezu minimalistisch und gerade dadurch funktioniert sie so gut.

    Eine Sache die mir noch aufgefallen ist. Seit seiner Ankunft in der Vulkanstadt hat er kaum einen Gedanken daran verschwendet was mit Shandor und der Prinzessin passiert ist. Seine Kameraden genauso wenig. Dafür das der Zusammenhalt seiner Truppe angeblich so gut ist finde ich das ein wenig ungewöhnlich.


  • Hallo Ichuebenoch

    dankeschön für deinen Kommentar. Ich finde es sehr wichtig zu lesen wie Dinge rüberkommen.

    Hier ist es mal ganz krass dass Chaos Rising gemeint hat ich hätte mit der "Härte" auf unplausible Weise übertrieben, während du an dieser Stelle findest, dass es weinerlich rüberkommt. Offenbar kann das also sehr verschieden ankommen.

    Rouven soll ja eigentlich als harter Hund rüberkommen. Aber wenn lese wie er sich über Kopfweh und Übelkeit auslässt nehme ich ihm das nicht ab. Dadurch wirkt er einfach nur wehleidig. Hier wäre etwas weniger eigentlich mehr.

    Aber es ist ein wichtiger Einwand. Wehleidig soll er natürlich nicht sein.

    Wenn er den Stab am Handgelenk trägt kann der eigentlich nicht besonders lang sein weil er sonst ständig im Weg ist. Mit einem derart großen Smaragd an einem Ende stelle ich mir das außerdem ziemlich unpraktisch und vor allem unbequem vor.

    Stimmt. Das werde ich ändern.

    Eine Sache die mir noch aufgefallen ist. Seit seiner Ankunft in der Vulkanstadt hat er kaum einen Gedanken daran verschwendet was mit Shandor und der Prinzessin passiert ist. Seine Kameraden genauso wenig. Dafür das der Zusammenhalt seiner Truppe angeblich so gut ist finde ich das ein wenig ungewöhnlich.

    Auch ein guter Einwand. Das baue ich noch ein. Hab da auch schon eine ganz gute Idee.

    Danke schön!:)

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince

    • Neu
    • Offizieller Beitrag

    Hier ist es mal ganz krass dass Chaos Rising gemeint hat ich hätte mit der "Härte" auf unplausible Weise übertrieben, während du an dieser Stelle findest, dass es weinerlich rüberkommt. Offenbar kann das also sehr verschieden ankommen.

    Meine Aussage war dass ich ihm die Härte und sein Badass-Dasein nicht abnehme, auch wenn er es noch so oft erwähnt.

    Das Weinerliche widerspricht meiner Aussage also nicht, sondern unterstützt sie.

    Was stört, ist ja gerade NICHT, wenn Rouven mal "weinerlich" darüber nachdenkt, was für Wehwehchen er hat. Was stört, ist, dass er ZUSÄTZLICH und im GEGENSATZ dazu immer wieder betont, wie egal ihm die Wehwehchen sind.

    Das passt halt nicht zusammen.

  • Was stört, ist ja gerade NICHT, wenn Rouven mal "weinerlich" darüber nachdenkt, was für Wehwehchen er hat. Was stört, ist, dass er ZUSÄTZLICH und im GEGENSATZ dazu immer wieder betont, wie egal ihm die Wehwehchen sind.

    Ich denke: In dem Moment, wo man über die Verletzungen nachdenkt, wirkt das halt "verletzlich" auch wenn das eine natürliche Reaktion ist. Und ja: Es gibt auch so Typen, die meinen, Verletzungen ignorieren zu können und da drüber zu stehen (Hatte gerade im Urlaub genau so eine Diskussion mit meinem Mann darüber, der sich drei tiefe Schnittwunden im Fuß nach dem Baden im scharfkantig-felsigen Meer einfach nicht verbinden lassen wollte. "Nö ach was. Lass mal, das geht schon so." Und dann einen Tag später alles rot und vereitert und tolle Entzündungen überall. Es gibt Idioten unter Männern! Ist sogar ziemlich typisch. Auch wenn du vielleicht vernünftiger bist.)

    Wenn ich will, dass es nicht "verletzlich" wirken soll, dann müsste er die Verletzung "ignorieren". Wenn ich das aber aus seiner Perspektive schreibe, müsste ich es dann aber tatsächlich "ignorieren" d.h. weglassen ... und erreiche dann aber keinen Effekt. Ich könnte dann nur irgendeine Begründung suchen warum er das jetzt ignoriert. Die möglichst nicht gekünstelt klingt.

    Ich denke es hilft auch schon, wenn ich den Abschnitt, den Ichuebenoch herausgehoben hat, einfach etwas kürze damit Rouven nicht so lange auf dem Thema herumreitet.

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince

    • Neu
    • Offizieller Beitrag

    Hallo Kirisha

    Ich denke: In dem Moment, wo man über die Verletzungen nachdenkt, wirkt das halt "verletzlich" auch wenn das eine natürliche Reaktion ist


    Es kommt meiner Meinung nach darauf an, WIE man über eine Verletzung nachdenkt. Man kann eine Verletzung katastrophisieren, aber man kann sie auch als Kleinigkeit abtun. Das Nachdenken alleine macht noch keine Verletzlichkeit aus.

    Vergleiche (Beispiele, keine Belehrung, das genau so zu machen)

    Typus Badass

    Zitat


    "Scheiße, Mann, das muss genäht werden!"
    Er betrachtete seinen Arm, den sich ein dünner Schnitt hinaufschlängelte. Zugegeben, die Wundränder klafften ein bisschen auseinander. Nichts, was ein fest sitzender Verband nicht richten könnte.
    "Pff!", schnaubte er. "Is' nur 'n Kratzer. Gib mir 'n Stofffetzen, das langt!"

    Typus Memme

    Zitat


    "Scheiße, Mann, das muss genäht werden!"
    Er betrachtete seinen Arm, den sich ein erschreckend langer Schnitt hinaufschlängelte. Die Wundränder klafften auseinander – verdammt, schimmerte da etwas Weißes unter all dem Blut? War das ... war das der Knochen? Es war der Knochen, oder?
    Ein schwarzer, flimmernder Kreis breitete sich von den Augenwinkeln aus in seinem Sichtfeld aus. Er wandte sich ab und starrte in die Ferne, bloß nicht auf den Arm.
    "Hmh. Dann näh es", presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Sein Magen verkrampfte sich unangenehm. Besser, er hielt fürs Erste den Mund geschlossen.

    ______________________________________

    Und ja: Es gibt auch so Typen, die meinen, Verletzungen ignorieren zu können und da drüber zu stehen (Hatte gerade im Urlaub genau so eine Diskussion mit meinem Mann darüber, der sich drei tiefe Schnittwunden im Fuß nach dem Baden im scharfkantig-felsigen Meer einfach nicht verbinden lassen wollte. "Nö ach was. Lass mal, das geht schon so." Und dann einen Tag später alles rot und vereitert und tolle Entzündungen überall. Es gibt Idioten unter Männern! Ist sogar ziemlich typisch. Auch wenn du vielleicht vernünftiger bist.)


    Ja, es gibt solche Leute. Das Problem ist, dass man Rouven zu keinem Typus zuordnen kann, weil er sich auf der einen Seite über Kopfweh und Übelkeit beschwert, auf der anderen aber eine "Scheiß drauf"-Mentalität an den Tag legt, was seine mutmaßlich punktierte Lunge anbelangt, die objektiv eine sehr viel schlimmere Angelegenheit ist als Kopfschmerz und Übelkeit wegen einer mutmaßlichen Gehirnerschütterung.

    Anders gesagt: WIE Rouven über seine Verletzungen nachdenkt, ist inkonsistent. Diese Inkonsistenz könnte man für einen tollen Effekt nutzen, wenn innere Wahrnehmung und äußere Präsentation kontrastiert werden. Stattdessen aber liegt der Bruch schon im inneren Monolog vor. Dazu gleich mehr.

    Wenn ich will, dass es nicht "verletzlich" wirken soll, dann müsste er die Verletzung "ignorieren". Wenn ich das aber aus seiner Perspektive schreibe, müsste ich es dann aber tatsächlich "ignorieren" d.h. weglassen ... und erreiche dann aber keinen Effekt. Ich könnte dann nur irgendeine Begründung suchen warum er das jetzt ignoriert. Die möglichst nicht gekünstelt klingt.

    Siehe die Beispiele oben. Es kommt auf das WIE des Nachdenkens an. Wenn ihm die Verletzungen wumpe sind und wir ihm abnehmen sollen, DASS sie ihm wumpe sind, dann muss er die Verletzungen konsequent als wumpe hinnehmen. Innen wie außen. D.h. er müsste die Verletzungen im inneren Monolog als Lapalie abtun und auch so handeln. Wenn er gefragt wird, wie schlimm es ist, dann müsste er sich nichts anmerken lassen. Wenn er selbst über die Verletzungen nachdenkt, dann müsste er sie als belanglos abtun. Nur, WEIL er über eine Verletzung nachdenkt, macht ihn das nicht sofort weinerlich.

    Zudem kommt hier wieder der Faktor ins Spiel, ob er innerlich genauso denkt, wie er sich nach außen präsentiert: Sind ihm die Verletzungen WIRKLICH egal? Ist das seine handfeste Überzeugung? Oder geht es mehr um eine Präsentation nach AUSSEN hin? Will er VERMEIDEN, anderen gegenüber schwach zu wirken, obwohl er heftige Schmerzen hat? Dann müsste ein Kontrast aufgebaut werden zwischen dem, was er SAGT und dem, was er DENKT. Beispiel: Einer seiner Männer fragt Rouven, ob er Schmerzen hat. Zwischen zusammengebissenen Zähnen und in bemüht lässigem Ton entgegnet Rouven, dass es schon geht und er keine Hilfe braucht. Kaum dreht der Kamerad sich um oder zieht von dannen, lässt Rouven das Getue fallen und denkt darüber nach, dass es ihm ziemlich dreckig geht.

    Ich denke es hilft auch schon, wenn ich den Abschnitt, den Ichuebenoch herausgehoben hat, einfach etwas kürze damit Rouven nicht so lange auf dem Thema herumreitet.

    Okay. Also SOLL er wie ein badass rüberkommen? IST das die Intention? In dem Fall sollten sowohl das Nachdenken über die Verletzungen als auch die Handlungen und Aussagen nach außen hin einen konsistenten Ton haben (lässig, abwinkend).

    Naja wie auch immer.
    Es tut mir Leid, aber ich habe das Gefühl, mein Feedback bringt dich nicht voran bzw. ärgert dich mehr. Das ist natürlich nicht mein Ziel, weshalb ich mich entschieden habe, mich hier erstmal rauszuhalten. Ich hoffe, die Rückmeldungen der Anderen nützen dir mehr und wünsche dir viel Erfolg!

    LG Chaos :chaos:

  • Will mich an der Stelle noch nicht zu sehr einmischen, weil ich es noch nicht gelesen habe ( mache ich ganz bald, versprochen ;) ). Aber Chaos Rising ich fand deinen letzten Kommentar gerade sehr hilfreich. Das lässt mich auch noch mal über die Darstellung von Charakteren nachdenken. Also äußere und innere Wahrnehmung und was man an den Leser transportieren will. Ich glaube, darüber habe ich noch nicht bewusst nachgedacht. Also danke für den Denkanstoß :)

  • Das Problem ist, dass man Rouven zu keinem Typus zuordnen kann, weil er sich auf der einen Seite über Kopfweh und Übelkeit beschwert, auf der anderen aber eine "Scheiß drauf"-Mentalität an den Tag legt, was seine mutmaßlich punktierte Lunge anbelangt, die objektiv eine sehr viel schlimmere Angelegenheit ist als Kopfschmerz und Übelkeit wegen einer mutmaßlichen Gehirnerschütterung.

    Okay. Also SOLL er wie ein badass rüberkommen? IST das die Intention? In dem Fall sollten sowohl das Nachdenken über die Verletzungen als auch die Handlungen und Aussagen nach außen hin einen konsistenten Ton haben (lässig, abwinkend).

    Naja wie auch immer.
    Es tut mir Leid, aber ich habe das Gefühl, mein Feedback bringt dich nicht voran bzw. ärgert dich mehr. Das ist natürlich nicht mein Ziel, weshalb ich mich entschieden habe, mich hier erstmal rauszuhalten. Ich hoffe, die Rückmeldungen der Anderen nützen dir mehr und wünsche dir viel Erfolg!

    Ich glaube, ein ähnliche Problem hatten wir früher schon mal in einer unserer Diskussionen. Du lieferst ja sehr gute Erklärungen, aber ich kann die nicht immer umsetzen bzw. treten bei der Umsetzung andere Probleme auf. Es ist halt eine Sache, sich theoretisch mit etwas auseinanderzusetzen und doch wieder eine etwas andere Sache, dasselbe in seiner eigenen Geschichte umzusetzen. Es ist mir klar, dass das nicht nur für mich, sondern auch für dich manchmal frustrierend sein kann. Ich kann es offenbar nicht richtig fassen, warum ich anscheinend nicht die Wirkung erziele, die ich will. Ich behalte das aber im Hinterkopf und bewege es mal etwas hin und her. Insbesondere was du sagst über die Inkonsistenz. Ich werde den Text nochmal daraufhin abklopfen.

    Das mit der inneren und äußeren Wahrnehmung sagtest du ja schon vorher mal ... habe es anscheinend also trotzdem nicht rübergebracht. Also, ich schau mir den Text nochmal an.

    Es tut mir Leid, aber ich habe das Gefühl, mein Feedback bringt dich nicht voran bzw. ärgert dich mehr.

    Sorry dafür dass ich vielleicht zwischendurch sauer geklungen habe. Es ist nicht immer ganz leicht, einen Text zum hundersten Mal zu präsentieren und mit dem Gefühl zu enden, es niemals zu schaffen. Wahrscheinlich reagiere ich da mal zwischendurch etwas dünnhäutig. Es ist nicht böse gemeint. Ich vergesse schon nicht, wie viel du mir schon geholfen hast.

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince

  • Hallo Kirisha

    Da ich die Diskussion quasi losgetreten habe, versuche ich jetzt mal zu genauer zu beschreiben warum ich Rouven in der Szene als wehleidig wahrnehme.

    Rot die Stellen die mir aufgefallen sind. Blau meine Gedanken dazu.

    Zitat

    Warum lässt ausgerechnet sie mich rufen? Ich hätte erwartet, dass der König meinen Bericht hören will, schließlich unterstehe ich ihm. Und dass auch er die Strafe bestimmt. Wird vermutlich darauf hinauslaufen. Ich tippe auf Peitschenhiebe. Einen kurzen Moment lang fühle ich den ersten, zischenden Schlag fast schon in meine Haut hineinschneiden. Unwillkürlich muss ich an das letzte Wundfieber denken, das mich nach einer ausgedehnten Strafe mit aufgeplatztem, wunden Rücken elendig lange ans Bett gefesselt hat. Wie soll das jetzt erst werden?Rouven wie ich ihn sehe würde sich darüber keine Gedanken machen. Er weiß einfach das er es aushält, weil er eh keine andere Wahl hat.Mein Kopf dröhnt seit Tagen und meine Stirn scheint angeschwollen zu sein. Neuerdings kommen Attacken von Übelkeit hinzu.Ich glaube so strukturiert denken die wenigsten Menschen. Bei den meisten dürfte es eher wie folgt ablaufen. Verdammt schon wieder Kopfweh. Das geht schon seit Tagen so, und jetzt wird mir auch noch schlecht. Nicht das ich noch der Hohepriesterin vor die Füße kotze. Obwohl wenn ich mir das Gesicht vorstelle das sie dabei machen würde...Auf keinen Fall werde ich vor den Männern wie ein Jammerlappen herumlaufen.Hier wirkt es wieder so als ob er den Badass Character nur spielt. Vielleicht eher so: Ich werde nicht zu winseln anfangen. Die Genugtuung werde ich der Hohepriesterin nicht geben, und außerdem sollen meine Männer sehen das ihr Kommandant kein Jammerlappen ist. Es muss irgendwie gehen. Habe ich das früher ausgehalten, wird es mich auch jetzt nicht umhauen.

    Ich habe mir mal überlegt welche Eigenschaften für mich eine Figur zum Badass machen.

    -Ein extrem ausgeprägtes Selbstbewußtsein. Er geht automatisch davon aus das er mit dem was er sagt oder tut richtig liegt und meistens stimmt das auch.

    -Er bewahrt auch in gefährlichen Situationen einen klaren Kopf

    - Eine ausgeprägte Härte anderen und sich selbst gegenüber um gesteckte Ziele zu erreichen.

    -Eine ausgesprägte Zielstrebigkeit

    -Eine hohe Risikobereitschaft.

    -Eine nüchterne Selbstwahrnehmung. Die Figur kann ihre Stärken und Schwächen sehr realistisch einschätzen.


    Vielleicht hilft dir das ja ein wenig weiter.

    • Neu
    • Offizieller Beitrag

    So, wie versprochen hier nochmal eine Antwort:

    Kurz vorab:

    Sorry dafür dass ich vielleicht zwischendurch sauer geklungen habe. Es ist nicht immer ganz leicht, einen Text zum hundersten Mal zu präsentieren und mit dem Gefühl zu enden, es niemals zu schaffen. Wahrscheinlich reagiere ich da mal zwischendurch etwas dünnhäutig. Es ist nicht böse gemeint. Ich vergesse schon nicht, wie viel du mir schon geholfen hast.

    Das haben wir ja schon in der PN geklärt und ist auch in Ordnung - speziell zum markierten:
    das freut mich :D (Habe ich aber auch nicht erwartet, dass du das tust xD) - aber darum gings mir gar nicht. Ich habe/hatte nur das Gefühl, das meine Anmerkungen dir grundsätzlich nicht weiterhelfen, egal an wem/was das nun tatsächlich liegt. Und wenn das Feedback nur frustriert und nicht weiterhilft ... bringt es ja nix.


    so, zum eigentlichen Thema:

    Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen – idealerweise auch die Charaktere in den eigenen Geschichten, denn so wirken sie überzeugender. Bei Rouven sind Stärken und Schwächen angelegt, das ist super! Allerdings ergeben sich Diskrepanzen zwischen dem, was über Rouven gesagt wird (oder was er selbst über sich sagt) und dem, was über ihn gezeigt wird. Die Frage ist: Sind diese Diskrepanzen beabsichtigt?
    Als Ich-Erzähler (sowie in der vorherigen Version als personaler Erzähler) ist Rouven unzuverlässig/unglaubwürdig – wenn man die Geschichte durch die Augen eines PoV-Charakters erzählt bekommt, liegt das in der Natur der Sache. Das bedeutet, Rouven kann zwar behaupten, dass er ein skrupelloser Stratege und Pragmatiker ist und er kann auch versuchen, sich das einzureden, aber die Realität kann anders aussehen. Das ist auch überhaupt nicht verwerflich! Es zeigt, dass der Charakter eine verzerrte Selbstwahrnehmung hat und seine Schwächen (noch) nicht als solche sieht/anerkennt – das kann sich ja aber im Verlaufe seiner Entwicklung noch ändern. Wenn aber Rouvens innerem Monolog zu entnehmen ist „Ich bin ein richtig harter Kerl!“, er sich zugleich aber über mehrere Zeilen (vergeblich) einzureden versucht, er könne den Schmerz einer Verletzung ignorieren, dann ergibt sich daraus ein komischer bzw. lustiger Effekt: Rouvens Eigendarstellung wird ins Lächerliche gezogen. Die Realität (Aufrechterhaltung der Schmerzwahrnehmung) kontrastiert mit dem, wie Rouven sich selbst sieht oder wie er sich selbst gerne hätte (lässiges Wegstecken von Schmerzempfindungen). Das kann gewollt sein. Gerade bei arroganten Charakteren kann man dem Leser mit solchen Diskrepanzen den einen oder anderen Lacher entlocken. Aber ist es auch in Rouvens Fall so beabsichtigt? Wie soll der Leser Rouven wahrnehmen? Als eiskalten Anführer? Als jemanden, der nach außen hin so tut, als wäre er genau das, aber unter der Eisschicht verletzlich ist? Soll er wie ein Großmaul wirken, das sich selbst die tollkühnsten Fähigkeiten zuschreibt, diese Zuschreibungen aber einem Abgleich mit der Realität nicht standhalten? Oder doch ganz anders? Erst, wenn wir Forennutzer das wissen, können wir vielleicht spezifischere Tipps geben, wie du das Ganze im Text umsetzen könntest bzw. was passieren muss (oder nicht passieren darf), damit Rouven so auf uns wirkt, wie du es möchtest.
    Unten habe ich mal gegenübergestellt, inwiefern Rouvens Selbstdarstellung mit seinem tatsächlichen Handeln/Aussagen/Gedanken kontrastiert. Also quasi ein show vs. tell.

    Kapitel 2 – Rouven

    AspektWas erzählt wirdWas gezeigt wird
    Fähigkeit als
    Anführer

    Rouven wird als fähiger, skrupelloser Anführer beschrieben, der Risiken eingeht, um sich die Gunst des Königs zu sichern.

    „Wenn ich das hier durchziehe, wird der König nicht mehr an meinen Fähigkeiten zweifeln.“

    Rouven gibt klare Befehle, organisiert sein Team effektiv und nutzt strategisch Illusionen und Flugformationen.
    Allerdings ist er emotional reaktiv, z. B. als er wütend wird und droht, den Tempel niederzubrennen.

    »Wir sind hier, um das Weib zu holen, und wir holen es! Und wenn wir den Tempel in Brand setzen müssen!«

    Taktisches Geschick

    Rouven wird als erfahrener Taktiker mit strategischem Denken dargestellt, der schnell auf Veränderungen reagieren kann.

    „Doch jeder einzelne meiner Soldaten weiß genau, was er zu tun hat.“

    Seine Planung (z. B. Einsatz von Magie) zeigt Taktik, doch impulsive Entscheidungen – wie der überstürzte Versuch, die Prinzessin zurückzuholen – trüben dieses Bild. Zudem fehlt oft ein Plan B, z. B. als Samir die Prinzessin tragen muss.

    „Meinen Vorschlag, besser den Palast für den Brautraub zu wählen und nicht einen Tempel voller Zauberinnen, hat der König kommentarlos abgelehnt.“ — Gerade hier wäre es wichtig, zu zeigen, dass Rouven für das gefährlichere Szenario, den Brautraub aus dem Tempel, Asse im Ärmel und Ausweichpläne hat. Letzteres ist mit Shandor, der im Notfall die Prinzessin tragen soll, zumindest angelegt.

    „Irgendwas hat muss ihn [Asmantjar] behindert haben. Verdammt. Nun gut, dann nehme ich sie selbst.“ — Das erscheint unklug, weil Rouven nicht fliegen kann und doch eigentlich Shandor die Rückendeckung hätte übernehmen sollen, wenn Asmantjar versagt – wirkt wie eine Kurzschlussentscheidung von Rouven.

    Pragmatik und Loyalität

    Er bleibt seinem Auftrag treu, auch wenn er moralische oder persönliche Zweifel hat.

    „Ein Befehl ist ein Befehl.“

    Sein Zögern angesichts der Schwangerschaft der Braut wirkt emotional und sentimental. Zudem handelt er gelegentlich überstürzt, was nicht zu seiner beschriebenen Pragmatik passt.

    „Eigentlich hätte ich längst das Kommando zum Angriff geben sollen. Doch ich zögere. Der dicke Bauch der Braut irritiert mich. […] Gewaltsam zwinge ich den Aufruhr in meinem Inneren nieder.“

    Ehrgeiz und Besessenheit

    Rouven ist ehrgeizig und darauf fixiert, sich zu beweisen. Sein Fokus liegt auf dem Erfolg seiner Mission.

    „Ich versiebe keinen Auftrag!“

    Sein Ehrgeiz lässt ihn manchmal die Konsequenzen ausblenden, z. B. wenn er trotz Chaos und Verlust der Prinzessin die Mission um jeden Preis fortsetzen will.

    „Wir sind hier, um das Weib zu holen, und wir holen es! […]“

    Skrupellosigkeit

    Rouven wird als kaltblütig und furchteinflößend dargestellt, z. B. durch seine Drohungen und Tötungen.

    „Tritt mich noch einmal und ich beiße dir die Kehle durch!“

    Seine Skrupellosigkeit wird durch Handlungen wie das Töten des Bräutigams gezeigt, wirkt aber inkonsistent, da er in anderen Momenten (z. B. bei der Braut) ungewöhnlich zögert oder sentimental reagiert:

    „Offenbar will er sich eine Lektion abholen. Ich schlage ihm in einer einzigen Bewegung die Waffe aus der Hand und stoße meine Klinge in das Herz des Gegners, der röchelnd vor mir zu Boden sinkt.“ — Bezug auf Bräutigam.

    vs.

    „Doch ich zögere. Der dicke Bauch der Braut irritiert mich. […] Gewaltsam zwinge ich den Aufruhr in meinem Inneren nieder.“ — Bezug auf die Braut.

    Physische Stärke

    Rouven wird als starker, kampferprobter Kämpfer beschrieben, der mehrere Gegner gleichzeitig bekämpfen kann.

    „Ich durchbreche die Gegenwehr des Soldaten und schlitze ihm die Kehle auf.“

    Samir, der die Prinzessin trägt) relativieren seine Stärke. Dies macht ihn zwar menschlicher, schwächt aber seine imposante Präsenz.

    „Ein heftiger Schmerz im Fuß raubt mir fast den Atem. […] Beinah wäre ich gleich wieder gefallen, kann kaum auftreten. Der Fuß … Aber ich beiße auf die Zähne. Irgendeine Schwäche kann ich mir jetzt nicht erlauben. […] Verdammter Schmerz im Fuß, ich könnte schreien. Aber ich muss weg hier. Ob es beim Gehen sticht oder nicht, muss ich ignorieren können.“ — So lange, wie Rouven darauf herumreitet, scheint es nicht so, als könnte er den Schmerz ignorieren.

    VerwundbarkeitEs wird angedeutet, dass Rouven trotz seiner Stärke nicht unverwundbar ist. Er wird gelegentlich verletzt und übermannt.

    Seine Verletzungen werden zwar thematisiert, wirken aber inkonsistent: Einerseits sind sie schwerwiegend, andererseits spielt er sie herunter – was trifft zu? Dafür, dass Rouven sich lange mit Gedanken über seinen verletzten Fuß aufhält, wird die Wunde beim Kampf gegen die Soldaten aber nur beiläufig erwähnt erwähnt und scheint Rouven nicht sehr zu behindern – die Verletzungen wirken folgenlos.

    „Vorn marschiert ein Aufgebot von gut einem Dutzend Kämpfern und zu den Seiten bilden sie einen Ring, der mich umzingelt. Das rettende Seil verliert sich unerreichbar hinter ihnen. Wenigstens stehe ich schon wieder fester auf dem verknackten Fuß. Einer der Wächter hechtet auf mich los. Blitzschnell kracht Stahl auf Stahl. Ich durchreche die Gegenwehr des Soldaten und schlitze ihm die Kehle auf. Kaum habe ich meine Klinge wieder zurückgezogen, als drei neue
    Gegner angreifen. Hastig springe ich zwei Schritte zurück.“

    ImpulsivitätEs wird nicht direkt erzählt, dass Rouven impulsiv ist – er wird als überlegt und strategisch dargestellt.

    Seine Handlungen zeigen jedoch eine impulsive Natur, z. B. der überstürzte Kampf gegen den Bräutigam oder die emotionale Eskalation im Tempel. Diese Impulsivität widerspricht seinem Bild als kühler Planer.

    »Wo ist das Weib?«, grolle ich, gefährlich angespannt.

    »Sag nicht, du hast sie fallen lassen!«

    »Wo ist jetzt die Prinzessin, beim Orkus?«, brülle ich.

    »Halt dein verdammtes Maul!«

    Gerade bei den Gesprächen mit den Kameraden wirkt Rouven nicht wie ein Anführer, der mit Autorität spricht, sondern eher wie ein Gleichrangiger, der (zugegebenermaßen) angepisst ist.

    Emotionale Kontrolle

    Rouven wird als kalter Pragmatiker beschrieben, der persönliche Gefühle hinter seinem Auftrag zurückstellt.

    „Hätte das nicht einer der Spione im Voraus erfahren und uns vorbereiten können? Aber passiert ist passiert. Ich muss die Sache lösen.“

    Seine Frustration (z. B. über Karashs Tod) und seine Unsicherheiten brechen gelegentlich durch. Diese emotionalen Reaktionen wirken zwar menschlich, stehen jedoch im Widerspruch zu seiner kalten, professionellen Persona.
    Selbstbild als Anführer

    Rouven sieht sich als kompetenten, furchtlosen Anführer, der keinen Rückzug akzeptiert.

    „Wir sind hier, um das Weib zu holen, und wir holen es!“

    Seine Abhängigkeit von Fliegern (da er keine Flügel hat) und andere Schwächen stehen im Widerspruch zu diesem Selbstbild. Zudem wirken einige seiner Entscheidungen unklug, was sein Ansehen als Anführer mindern könnte.

    „Ich hasse es, in der Luft auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein und nicht an vorderster Front zu segeln.“

    Zusammengefasst:

    ÜbereinstimmungDiskrepanz
    Rouven wird sowohl im Erzählen als auch im
    Zeigen als ehrgeiziger und fähiger Anführer
    dargestellt.
    Seine Impulsivität steht im Widerspruch zur
    beschriebenen strategischen Klugheit.
    Seine Skrupellosigkeit wird durch
    Handlungen (z. B. Mord, Drohungen)
    konsistent illustriert.
    Seine emotionalen Momente (z. B. Zögern bei
    der Braut) widersprechen dem Bild eines
    kalten, pragmatischen Anführers.
    Seine Verwundbarkeit wird in beiden
    Bereichen thematisiert, was ihn
    menschlicher macht.
    Seine körperliche Abhängigkeit (z. B. von
    Samir) schwächt seine Position als
    unabhängige, dominante Figur.
    Sein Ehrgeiz und Stolz treiben ihn an, was im
    Erzählen und Zeigen sichtbar wird.
    Der Kontrast zwischen seiner Verletzlichkeit
    und seinem Selbstbild als furchtloser
    Anführer wirkt nicht immer bewusst
    inszeniert, sondern wie ein unbeabsichtigter
    Widerspruch.

    Ich hoffe, das hilft, zu illustrieren, was ich meine.

    Und noch zur Sicherheit: Ravens Denken und Handeln darf sich unterscheiden und sogar entgegengesetzt sein - WENN das auch so gewollt ist. Es kann ja sein, dass er nach außen hin ein systemtreuer Lakai ist aber im inneren schon lange zweifelt etc. Wenn das so geplant ist - super! Das ist interessant! Ein sehr schönes Beispiel wo Gedanken und Aussagen sich massiv widersprechen und dennoch einen kohärenten Charakter ergeben ist Bremer dan Gorst aus Joe Abercrombies "The Heroes" (und anderen, aber in dem Buch ist er ein POV Char, da bekommt man das mit, sonst eben nicht, weil er nach außen hin konsistent ist.
    Aber genau das ist der Punkt: Seine Gedanken sind in sich konsistent und sein Handeln ist in sich konsistent - nicht mal so mal so. (Das könnte auch sein, aber das ist dann schon nahe an psychisch kranken Charakteren und muss WIRKLICH gewollt sein, daher lassen wir das jetzt mal außen vor, weil ich nicht das Gefühl habe, dass du das für Rouven möchtest.)

    Für Raven würde das bedeuten, dass er sich z.B. in seinen Gedanken und wenn er erzählt IMMER als perfekten Anführer darstellt, der nie einen Fehler in der Planung macht - aber seine Handlungen oft zeigen (im Subtext oder Aussagen/Reaktionen seiner Kameraden- das darf er dann natürlich nicht selbst aussprechen), dass dem nicht so ist.
    Willst du diesen Innen-Außen Konflikt nicht, dann muss das zusammenpassen. Dann müsste er sich immer als perfekten Anführer darstellen, der nie einen Fehler in der Planung macht - und das muss dann auch so sein. Seine Pläne müssen funktionieren, seine Kameraden das durch Aussagen/Reaktionen bestätigen etc.

    All das heißt natürlich nicht, dass er sich nicht ÄNDERN kann - aber das braucht einen Grund und Zeit. Anfangs sollte er konsistent (ob mit oder ohne Konflikt) sein. Zudem braucht man als Leser ja eine "Grundeinstellung" bzw. eine Erwartungshaltung, damit man eine Charakterentwicklung bemerken ung wertschätzen kann.
    Z.B., wenn gewollt sein sollte, dass Rouven nach außen hin ein kühler Stratege ist, innen einen weichen Kern hat und erst lernen muss, sich auch nach außen hin verletzlich zu geben: So jemand sagt es ggf. skrupellose Dinge und tut sie auch, formuliert in Gedanken aber Hemmungen. Diese Hemmungen dürfen aber nicht gleich Einfluss auf das Handeln haben, sondern der nach außen gelebte Einfluss der Hemmungen IST die Charakterentwicklung. D.h. bis dahin erwartet der Leser das übliche Handeln (Char formuliert im inneren Monolog zwar Skrupel, lässt sich davon aber nicht abhalten). Dann, im Laufe der Geschichte, lernt der Char, dass er auch anders handeln könnte und lässt sich schließlich von seinen Zweifeln abhalten.

    LG Chaos

  • . Es kann ja sein, dass er nach außen hin ein systemtreuer Lakai ist aber im inneren schon lange zweifelt etc. Wenn das so geplant ist - super! Das ist interessant!

    Ich hatte ihn beim Lesen so wahrgenommen. Fuer meine Begriffe war er viel damit beschaeftigt sich selber davon zu ueberzeugen was er fuer ein 'badass' ist- was nicht immer von seinem Handeln gedeckt ist.

    Die Geschichte will ja vermutlich auch da hin dass er seine 'guten' Seiten (wieder)entdeckt - da schien mir das passend dass er am Anfang nicht 100% der Fiesling ist. Man merkt ja auch an Details wie den fehlenden Fluegeln dass er ueberkompensiert - da sind viele erlernte Verhaltensweisen bei dem was er tut die er sich angewoehnt hat um in einer harten Umgebung nicht untergebuttert zu werden, nicht weil ihm das ein Beduerfnis waere.

    Insofern stimme ich Deiner (sehr lesenswerten) Analyse zu.

  • Hallo Chaos Rising

    Wow, das ist ja eine ellenlange Analyse mit vielen interessanten Aspekten, die ich so noch nicht gesehen habe.

    dem Leser mit solchen Diskrepanzen den einen oder anderen Lacher entlocken. Aber ist es auch in Rouvens Fall so beabsichtigt? Wie soll der Leser Rouven wahrnehmen? Als eiskalten Anführer? Als jemanden, der nach außen hin so tut, als wäre er genau das, aber unter der Eisschicht verletzlich ist? Soll er wie ein Großmaul wirken, das sich selbst die tollkühnsten Fähigkeiten zuschreibt, diese Zuschreibungen aber einem Abgleich mit der Realität nicht standhalten? Oder doch ganz anders? Erst, wenn wir Forennutzer das wissen, können wir vielleicht spezifischere Tipps geben, wie du das Ganze im Text umsetzen könntest bzw. was passieren muss (oder nicht passieren darf), damit Rouven so auf uns wirkt, wie du es möchtest.

    Lächerlich soll er natürlich nicht wirken (überhaupt nicht). Insofern drehe ich die Szene mit der Verletzung noch etwas zurück, damit es echter wirkt.

    Darstellen wollte ich (und bin etwas überrascht, dass ich das erklären muss und es anscheinend über den Text nicht rübergekommen ist), dass er durchaus die Absicht hat, als harter Kerl rüberzukommen, weil er so in Kalamachai unter den anderen am besten durchkommt und auch seine Aufträge nur mit solchen Eigenschaften lösbar sind. Da er bereits zehn Jahre unter solchen Umständen in der Vulkanstadt lebt, ist ihm das auch schon ziemlich ins Blut übergegangen. D.h. er hat sich schon ziemlich verhärtet (ist also teilweise authentisch, aber teilweise auch gewollt vor den anderen so dargestellt, wo er in manchen Fällen nicht ganz dahintersteht). Aber er hat auch verletzliche Anteile. Sonst wäre meiner Meinung nach auch die Wandlung, die er mal irgendwann durchmachen soll, nicht nachvollziehbar. Es ist also eine gewisse Ambivalenz gewollt ... ich hoffe, dass ich das noch so hinbekomme, dass es nachvollziehbar wird.

    Es ist ziemlich viel, was du mir hier zum Nachdenken gibst, darum lasse ich mir das jetzt mal etwas im Kopf herumgehen, um mir ein klares Bild zu machen, was ich wie darstellen soll. Ich melde mich dann nochmal.

    Danke dir Ichuebenoch auch für deine Analyse. Die nehme ich für meine Überarbeitung auch mit dazu.

    Danke auch dir Thorsten für deine Meinung zu dem Thema, die für mich auch sehr wichtig ist.

    Ich glaube, ich setze mich jetzt erst nochmal an die Szene mit dem ersten Wendepunkt, denn die passt zu den jetzigen Änderungen eh nicht mehr und ich schaue mal, was genau ich als Aufhänger dafür nehme, dass er sein bisheriges Verhalten infragestellt. Und entsprechend werde ich dann auch die Anfangsszenen hier schon etwas dafür vorbereiten. Es ist möglich, dass sich zwischendurch noch zusätzliche Infos ergeben, denn meine augenblicklichen Überarbeitungen führen dazu, dass ich viele Details genauer fasse und sich noch so einige Nuancen verschieben. Es kann sein, dass das auch die Folgehandlung noch beeinflusst. Insofern ist es immer etwas schwierig, eine Szene weit in der Zukunft zu schreiben, denn die Details, die nachher dahin führen, werden mich wahrscheinlich zwingen, dass ich die (wenn ich endlich ankomme) sowieso nochmal umschreiben muss. Aber ich mache es trotzdem. Es ist immer gut, ein klares Ziel zu haben.

    Also bitte ich um etwas Geduld, aber ich werde das Kapitel nochmal überarbeiten und auch eure Analysen nochmal ganz genau kommentieren. :danke:

    Meine Geschichten: * Meermädchen * Kriegerkönigin * Dark Prince