So, es ist soweit, St. Martin. ich hoffe euch macht es spaß zu lesen. ich kann es kaum erwarten, eure mienungen zu lesen.
Kapitel 13
"Wie viel willst du dir noch anziehen?", fragt mich Joel, während ich mir einen zweiten Schal umlege.
"Genug um nicht zu erfrieren."
"Du wirst mit etwas weniger auch nicht erfrieren, schließlich gibt es später ein großes Feuer, an dem du dich wärmen kannst."
"Ich will trotzdem nicht frieren." Ich nehme die Handschuhe, die ich auf den Tisch gelegt habe.
"Du übertreibst."
"Ist das dein Problem?"
"Ja, ich lauf schließlich neben dir her."
"Dann halt eben abstand."
"Damit du besser Blödsinn machen kannst? Nein ich bleibe ganz nah bei dir, Schatz."
Ich roll mit den Augen, "als ob ich..."
Ein klopfen an der Tür unterbricht unsere Diskussion. Ein Blick auf die Uhr macht klar, dass das nur Emilia sein kann. Sie hat versprochen mich ab zu holen und ist, wie Joel vermutet hat, 10 Minuten zu früh dran.
Mit einem breiten Grinsen steht sie da. "Du bist schon angezogen!" Sie sieht zu Joel. "Kommst du nicht mit?"
"Doch, doch."
"Worauf wartest du dann noch? Schnell zieh deine Jacke an!", kommandiert sie ihn.
In aller Ruhe steht Joel auf und schlendert zur Garderobe, wo seine Jake hängt. Währenddessen springt Emilia nervös von einem Bein auf das andere. "Joel du bist doch kein alter Opa, beeil dich."
"Warum scheuchst du denn so?" Absichtlich wird er noch etwas langsamer. "Wir haben doch garkeinen Stress."
"Es wäre schon doof zu spät zu kommen", nuschle ich.
"Aufgeregt, weil es dein erster Laternenlauf ist?", neckt mich Joel.
Ich werfe ihm einen bösen Blick zu, "ja, ist das ein Problem?"
"Nein, ich finde es nur süß."
"Das ist nicht süß", knurre ich, während meine Wangen warm werden.
"Doch, ist es", zieht er mich weiter auf.
Emila sieht zwischen uns hin und her, "ist das jetzt auch schezern?"
"Nein ist es nicht!" Verteidige ich mich etwas zu laut.
"Sche- was?", fragt Joel.
"Vergiss es." Ich sehe zu Emilia, "lass uns vorgehen, der Opa braucht mir zu lange."
"Hey."
Joels Protest ignorierend schiebe ich Emilia aus der Tür. Da Emilias Eltern auch noch nicht fertig sind, setzen wir uns auf die Treppe und Emilia erzählt mir wer dieser St. Martin überhaupt ist. Allerdings verbessert Joel sie immer wieder, nachdem er sich zu uns auf die Treppe gesellt hat.
"Da seid ihr ja schon", begrüßt uns Katja. Sie kommt zu uns und hält mir einen Zettel hin, "ich hab ein paar der St. Martin Lieder ausgedruckt damit du mit singen kannst."
"Oh", ich nehme ihr das Blatt ab, "das... dass wäre doch nicht nötig gewesen..."
Joel kichert wie so oft, als er meine Unsicherheit bemerkt. "Ich freu mich schon darauf dich singen zu hören", flüstert er mir zu, als wir losgehen.
"Zu schade, dass ich die Melodie nicht kenne. Willst du es mir nicht vor singen?", schieße ich zurück.
"Da stehen zwar Noten, aber bitte", er richtet sich zu Emilia, "Emilia, Lilly möchte mit uns die Lieder üben, hilfst du mir?"
Sofort leuchten ihre Augen auf, "ja, ja."
"Nein!", kommt es gleichzeitig von Katja und Gerald.
Überrascht bleib ich stehen.
Joel kichert etwas. "Und wenn ich leise..."
"Nein", schneiden sie ihm wieder mitten im Satz ab.
Ich sehe zwischen ihnen hin und her, "singt er so schlecht?"
"Schlecht ist das falsche Wort", erklärt Katja zögerlich.
Gerald lehnt sich zu mir, "glaub uns einfach, du willst ihn nicht singen hören, für dein eigenen Seelenheil."
Katja nickt zustimmend.
„O... Okey.“ Ich sehe zu Joel, der noch immer kichernd neben mir her geht. Bestimmt ist das wieder irgendeine himmlische Gabe, die er beim Singen hat. Aber Emilia läuft zu dicht neben mir als das ich fragen könnte.
Während wir gehen kommen immer mehr Eltern mit ihren Kindern, mit ihren gebastelten Laternen. Ich habe den Umzug zwar schon mal beobachtet, aber ein Teil davon zu sein, fühlt sich doch ganz anders an. Je dunkler es wird, desto heller leuchten die Laternen auf. Es hat etwas Magisches. Die Lichter wirken so schwach und verwundbar aus. Sie wecken das verlangen in mir, sie beschützen zu wollen.
"Guck mal guck mal", ruft Emilia aufgeregt und zieht an meinem Arm, "da hinten, das ist St. Martin, der Mann auf dem Pferd."
Ich folge ihrem Fingerzeig. Ein Mann mit einem altmodischem Helm und einem langen, roten Umhang, sitzt auf einem braunen Pferd. Als ich diese Aufmachung vor Jahren das erste Mal gesehen habe fand ich es albern, aber jetzt wo ich weiß für was er steht. Die Geschichte berührt mich mehr, als sie es sollte. Vermutlich weil ich weiß wie sich der Bettler gefühlt haben muss. Wartend, hoffend auf jemanden der einem die Hand hinhält, der einem nur für einen kurzen Moment das Gefühl gibt nicht egal zu sein. Wehmütig erinnere ich mich an den Moment als ich den kennenlernte, der sowas wie mein St. Martin war.
Ich bin so in Gedanken, dass ich die Energie eines anderen Dämons erst merke, als er direkt hinter mir ist. Alarmiert drehe ich mich um.
"N... Nemo."
"Jo."
"Was... was machst du hier?"
"Naja. Ich habe den Umzug beobachtet und dann habe ich plötzlich das Gesicht von jemanden gesehen, der sich eigentlich jedes Jahr aufs Neue über die Idioten lustig macht, die mit ihrem Lichtchen unterwegs sind. Und da dachte ich: Ich sehe mal nach, ob es besagter Person gut geht." Er hält seine Hand gegen meine Stirn. "Hmm... Fieber hast du keins."
Ich drücke seine Hand weg.
"Findest du es doof mit mir mit zu gehen", fragt Emilia die an meiner Hand geht.
Erschrocken sehe ich runter, "was? Nein. Ich.... ja ich fand es eigentlich albern aber..." ich wende meinen Blick verlegen ab, "das war bevor mir eine tolle, kleine Freundin gezeigt hat, wie viel Spaß es macht zu Basteln und hier mit zu gehen."
Vor lauter Begeisterung strahlt Emilia fast schon heller als die Laternen.
"Ach und für deinen mich hattest du keine Zeit eine Laterne zu machen", schmollt Nemo.
"Sei nicht traurig." Joel legt kumpelhaft seinen Arm über Nemos Schulter. "Ich habe auch keine bekommen."
"Du bist echt gemein Lilly."
"Wollt ihr mich verarschen?", knurre ich.
"Hey", kommt es von beiden und sie deuten auf Emilia, was ihnen einen weiteren bösen Blick von mir einbringt.
"Nicht Ärgern Lilly", tröstet mich Emilia, "wenn die eine Laterne wollen, müssen die sich selber eine basteln."
"Da hast du Recht", stimme ich ihr zu.
"Wie Herzlos", meint Joel.
"Richtig grausam", bestärkt Nemo.
"Schön, dass ihr einer Meinung seid."
In gespielter theatralisch lehnen sich die Männer an einander und machen schluchzende Geräusche. So kindisch, aber es bringt mich zum Schmunzeln. Erst jetzt wird mir bewusst, dass Joel Nemo berührt und nicht nur zufällig. Die Berührung ging sogar von ihm aus. Also stört es ihn gar nicht Dämonen zu berühren, wie ich es vermutet habe. Plötzlich geht mir ein Licht auf. Ich habe ihn noch nie beobachtet, wie er eine Frau anfasst. Die Frau in der Sauna hat er links liegen lassen, obwohl sie, wie ich gestehen muss sehr attraktiv war. Auch bei der Halloween Party hat er sich nicht mal etwas auf die Flirts der beiden Zicken eingelassen. Auch wenn ich das nachvollziehen kann. Aber das er nicht darauf eingeht, weil er nicht auf Frauen steht. Das mir das noch nicht früher aufgefallen ist...
"Was ist das?"
Ich brauche einen Moment um zu verstehen, dass Nemo auf das Blatt in meiner Hand deutet.
"Das sind die Texte von den St. Martin Liedern, damit Lilly mit singen kann", erklärt ihm Emilia.
Nemo nickt und nimmt mir das Blatt ab, um es zu lesen.
"Willst du mitgehen?" Deute ich seine Geste.
Er zuckt mit den Schultern "Joa, hab sonst nichts zu tun. Auch wenn ich Laut nicht mag."
"Laut?", wiederhole ich, als wie um Nemos Aussage zu bestätigen beginnt ein Musikgruppe. Durch die Lauten Trompeten und klirrenden Instrumente, zucke ich heftig zusammen und halte mir die Ohren zu. Auch Nemo schützt seine Ohren mit seinen Händen und Mario beginnt zu weinen und klammert sich an seine Mama.
"Ist es in Ordnung für euch, wenn wir mit etwas Abstand zu der Musik laufen?", erkundigt sich Katja, bei uns als sich St. Martin in Bewegung setzt und die Musikgruppe, als auch die Menschen ihm folgen.
Sofort nicken Nemo und ich zustimmend. Nachdem die Musik so weit weg ist, dass sie ertragbar ist lassen auch wir uns vom Strom mit reißen. Nur Mario weint noch. Er tut mir leid, weil er sich so erschreckt hat.
Nemo geht neben Katja und beginnt das Lied, was wohl gerade gespielt wird mit zu singen. Seine klare, warme Stimme dringt zu dem weinenden jungen durch und als ich ihm zusätzlich noch meine Laterne gebe, beruhigt er sich wieder und lächelt sogar.
"Vielen Dank ihr zwei", richtet sich Katja an uns. Erst jetzt bemerkt sie, dass sich Nemo unserer kleinen Gruppe angeschlossen hat. "Irgendwie kommen sie mir bekannt vor."
"Oh, sorry. Ich bin Nemo, Lillys-", er richtet sich an Emilia, "bester Freund."
Sie greift meinen Arm fester und streckt ihm die Zunge raus. "Wenigstens heiße ich nicht wie ein Fisch."
Nemo zeigt auf sich, "ein cooler Fisch der im Kino lief."
Die kleine kabele bringt Katja und mich zum Lachen.
"Die meisten kennen Nemo, weil er auf der Straße Musik macht“, erkläre ich ihr.
"Also ein Straßenkünstler."
"Mehr oder weniger."
"Ist er... obdachlos?", fragt sie zaghaft. Etwas besorgt sieht sie zu ihm. Er und Emilia laufen jetzt ein Stück vor uns, neben Joel und Gerald.
Ja, aber er ist nicht gefährlich oder so." Auch ich sehe zu ihm, wie er weiter mit Emilia am Diskutieren ist, während Joel mit einem breiten Grinsen das ganze beobachtet.
"Nemo, ist... er ist nicht nur mein bester Freund, er ist sowas wie ein Bruder... oder... ich glaube wenn ich der Bettler in der Geschichte bin… ist er St. Martin."
Erst als Katja sanft meinen Arm tätschelt wird mir klar, dass ich das laut gesagt habe.
"V… vergiss bitte was ich gesagt habe..."
Sie lächelt mich sanft an, "das werde ich nicht können, aber ich kann dir versprechen, es niemandem zu erzählen."
"Das wäre toll. Danke."
Sie tätschelt mir nochmal aufmuntern über den Rücken. Emilia kommt wieder zu mir. Dank Nemo‘s Hilfe, schaffen wir es sogar einigermaßen mit zu Singen. Auch meine Laterne bekomme ich nach einer Weile wieder, als Mario einschläft und Gerald geht mit dem Schlafenden Kind zurück. Der Rest von uns geht weiter langsam mit der Masse mit. Wir schlendern zum Stadtrand, wo auf einem großen Feld ein beeindruckendes Feuer ist. Kleine Buden mit Essen und Getränken säumen den Rand und auch Feuerwehr und ein Krankenwagen sind da.
Gerade will ich mich durch die Menge zum Feuer quetschen, als Joel mich anspricht, "Lilly."
"Ja?"
Er deutet auf die Stände, "ich bin jetzt bei dem Stand da hinten, Ed helfen. Ich vertrau darauf, dass du nichts anstellst."
Ich gebe ihm einen schiefen Blick, "was soll ich den anstellen?"
"Keine Ahnung. Ins Feuer springen weil dir so kalt ist."
"So kalt ist es auch wieder nicht. Allerdings ist die Vorstellung schon verlockend."
"Lilly."
"Nur Spaß, ich benehme mich."
Er nickt und entlässt mich. Nemo und Emilia sind schon beim Feuer. In großen Menschenmassen kann ich mich dank der Clubbesuche gut bewegen und bin daher schnell bei ihnen. Wir strecken unsere Hände zum Feuer und der Gedanke, ins Feuer zu gehen, ist gar nicht so unattraktiv. Aber die Engel würden mir den Kopf ab reißen und Emilia wäre bestimmt für den Rest ihres Lebens Traumatisiert. Also lasse ich es.
Emilias Mama kommt auch zu uns und reicht ihrer Tochter ein Würstchen im Brötchen. Ich entscheide mir später auch so eins zu holen. Aber erstmal etwas warm werden.
"Was hast du eigentlich auf deinem Rücken?", fragt Emilia Nemo.
"Meinen größten Schatz."
"Und was ist das?"
"Eine Gitarre."
"Kannst du die auch spielen?"
"Ja."
"Kannst du nochmal „Ich geh mit meiner Laterne“ damit spielen."
Erst schweigt Nemo, als würde er darüber nachdenken, dann kniet er sich vor sie, "Emi so geht das nicht. Für nichts gibt es nichts. Du musst mir schon etwas geben, wenn du etwas willst."
Ich bin mir nicht sicher, ob er das nur sagt, um sie etwas auf zu ziehen.
Emilia ist offensichtlich am überlegen, was er meint. Als sie dann ihr Brötchen mit samt Wurst in der Mitte teilt und ihm die Hälfte hinhält.
Nemo nimmt ihr die Hälfte ab, "und schon gehöre ich ganz dir. Also, „ich geh mit meiner Laterne“ war das?"
Emilia nickt eifrig und Nemo nimmt wieder mein Liederblatt.
"Aber nicht hier", schmatzt er, "da hinten."
Er deutet auf ein paar Strohballen, die außerhalb der Menge als Sitz Möglichkeiten dienen sollen.
"Kommst du mit?", fragt er mich, bevor er losgeht.
Ich schüttle den Kopf, "gleich, ich hole mir vorher was zu Essen und Trinken. Ich nehme dir auch was mit."
Nemo nickt und geht mit Emilia.
Wieder wate ich durch die Menge. Zum Glück ist gerade nicht viel los und ich gehe erstmal zu dem Getränke stand. Zusammen mit zwei anderen steht Ed in dem Stand und meine Vorfreude auf einen Glühwein stirbt.
"Was soll das lange Gesicht?", spricht mich Ed an, "Joel meinte du hattest spaß."
"Hatte ich auch..." Fragen kann ich trotzdem, also nehme ich meinen Mut zusammen, "bekomme ich einen Glühwein?"
"Natürlich nicht", meint Ed sofort.
War ja klar.
Er dreht sich um, holt etwas aus einer Stofftüte und reicht mir eine Thermoskanne mit Becher "hier, das ist Ingwertee, der wird dich von innen heraus wärmen." Er holt noch etwas aus der Tüte. Ein Gebäck in Form eines kleinen Menschen. "Das ist ein Weckmann. Teil ihn doch mit jemand."
Ich starre ungläubig auf die zwei Sachen in meiner Hand. Das ist doch nicht sein ernst. Wütend funkle ich ihn an, was er jedoch nicht bemerkt, da er bereits eine andere Person bedient.
Schmollend suche ich mir einen Platz auf einem Strohball. Nicht weit weg von Nemo. Wenigstens hält der Tee meine Hände warm. Um Nemo herum, haben sich ein Haufen Kinder versammelt, die glücklich mitsingen. Auch ein paar Leute aus der Musikgruppe haben sich dazu gesellt und unterstützen ihn Musikalisch. Allerdings klingt es viel verspielter als zuvor. Nemo hatte schon immer ein Talent dafür gehabt andere von seiner Art zu begeistern. Er hat eine so lockere, vorurteilsfreie Art und strahlt eine Wärme und Geborgenheit aus. Zu schade, dass seine Eltern dieses Talent nie wertgeschätzt haben.
"Ist der Platz hier noch frei?", fragt eine Warme tiefe Stimme. Ein junger Mann mit zwei Getränkebechern steht vor mir.
"Eh, ja, klar hier sitzt noch niemand.", ich rutsch etwas zur Seite, woraufhin er neben mir Platz nimmt.
"Alleine hier?"
"Nein mit meinem Nachbarskind und einem Freund." Ich deute in Nemos Richtung und dann zu seinem zweiten Becher "Und du? Auch mit Freunden unterwegs."
"Ja, eigentlich, aber die kann ich nirgends finden. Also dachte ich. Ich ein einsamer Mann, finde bestimmt eine hübsche Frau, der ich einen Glühwein anbieten kann." Gerade will er mir den Glühwein hinhalten als er stockt. "Nur um zu bemerken, dass sie bereits versorgt ist."
Ein kurzer Blick auf die Teetasse und ich schütte den Inhalt achtlos weg. "Versorgt? Ich bin quasi am Verdursten."
Er lacht als ich seinen Becher nehme.
"Ich bin Tom"
"Lilly."
"Und deine Freunde lassen sowas bezauberndes ganz alleine hier sitzen?"
Er hält sich kein bisschen mit dem Flirten zurück.
"Ja, sie sind herzlos", gehe ich auf seinen Flirt ein, "aber zum Glück hat mich ein holder Ritter gefunden."
Auffällig unauffällig legt er seinen Arm hinter mich, auf die Strohballen lehne.
"Wenn ich der Ritter bin, bist du dann meine Prinzessin?"
"Würde dir das gefallen?", schnurre ich, während ich mich näher zu ihm lehne.
Auch er lehnt sich näher zu mir, "ja, das würde mir sehr gefallen."
Ich lächle ihn breit an, als wir uns noch ein klein wenig näher kommen.
"Tom", erklingt Joels Stimme und ich zucke zurück, "versuchst du wieder junge Frauen ab zu schleppen?"
Mit seinem überheblichen grinsen lehnt er sich über die Strohlehne.
"Erzähl mal Lilly, welchen dämlichen Anmach-Spruch hat er benutzt?"
Das kann doch nicht wahr sein. Warum zur Hölle proben sie immer dann auf, wenn ich kurz davor bin, mir etwas Energie zu holen? Machen die das mit Absicht?
Tom rollt mit den Augen, "wir haben uns nur etwas unterhalten."
"Ja klar, genau so sah es auch aus", kommt es von Ed, der vor uns stehen bleibt. Die Männer starren sich eine Weile stumm an, bis Ed ihm signalisiert, dass er abhauen soll. Was Tim auch sofort macht und Ed nimmt seinen Platz neben mir ein.
"Könnt ihr einfach so von eurem Stand weg?", knurre ich.
"Ich bin fertig mit meiner Schicht", erklärt Ed, "und Joel hat gar keine Schicht übernommen. Er wird aber beim Abbau helfen."
"Toll..." schmollend sehe ich weg und führe den Glühweinbecher an meine Lippen. Noch bevor auch nur ein Tropfen meine Lippen berührt nimmt Ed mir den Becher ab.
"Ist das dein ernst?", tadelt er mich, "da mache ich mir Gedanken darüber was ich für dich machen soll damit du nicht frierst und habe viel Honig rein gemacht, damit es dir schmeckt, aber du verschmähst meinen Tee für das Zeug?" Er deutet auf den Glühwein.
"Hast du jedem einen Vortrag gehalten, der einen Glühwein bestellt hat?"
"Nein, weil ich nicht für alle hier verantwortlich bin."
"Für mich bist du auch nicht verantwortlich."
"Solange du bei uns wohnst bin ich das."
"Ich verstehe nicht was du von mir willst, ich habe mich die ganze Woche gut benommen, da darf ich doch zur Belohnung mal ein bisschen Alkohol bekommen."
"Nur weil sich keine Gelegenheit ergeben hat, heißt das noch lange nicht, dass du dich benommen hast." Er reicht Joel meinen Glühwein. "Abgesehen davon hast du eben bewiesen das du, wenn sich dir eine Gelegenheit bietet, sofort versuchst sie aus zu nutzen."
Ich starre ihn ungläubig an, "wieso gehst du direkt davon aus, dass ich ihm Energie aussaugen wollte?"
"Beweis mir das Gegenteil und sag mir ins Gesicht, dass du es nicht wolltest."
Herausfordernd sehe ich ihm in die leuchtend blauen Augen, "ich... ich wollte... n... ni... schitt..." wütend sehe ich weck, ich hatte gehofft, wenn ich nur fest genug daran glaube, klappt es.
"Dachte ich mir."
Ich hasse ihn und ich hasse diesen überheblichen Blick. Joels dummes Gekicher macht es auch nicht besser. Ein wenig Genugtuung bekomme ich allerdings, als Joel meinen Glühwein zu trinken beginnt und Ed sich genötigt fühlt ihm ebenfalls einen Vortrag zu halten.
Irgendwann kommt Emilia mich abholen, damit ich mit ihr mitsinge und so Entkomme ich erstmal wieder Eds übertrieben Wachsamkeit. Dank seinem Talent, andere für sich zu gewinnen, ist Nemo mit Würstchen im Brötchen, Weckmännern und einigen Glühweinen gut versorgt worden. Was mein schlechtes Gewissen, ihm gegenüber vertreibt. Als Emilia dann müde wird, gehen wir Gemeinsam mit Ed zurück nach Hause.