Es gibt 74 Antworten in diesem Thema, welches 7.728 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (24. Oktober 2025 um 22:13) ist von 20thcenturyman.

  • So, es ist soweit, St. Martin. ich hoffe euch macht es spaß zu lesen. ich kann es kaum erwarten, eure mienungen zu lesen.


    Kapitel 13

    "Wie viel willst du dir noch anziehen?", fragt mich Joel, während ich mir einen zweiten Schal umlege.

    "Genug um nicht zu erfrieren."

    "Du wirst mit etwas weniger auch nicht erfrieren, schließlich gibt es später ein großes Feuer, an dem du dich wärmen kannst."

    "Ich will trotzdem nicht frieren." Ich nehme die Handschuhe, die ich auf den Tisch gelegt habe.
    "Du übertreibst."

    "Ist das dein Problem?"

    "Ja, ich lauf schließlich neben dir her."

    "Dann halt eben abstand."

    "Damit du besser Blödsinn machen kannst? Nein ich bleibe ganz nah bei dir, Schatz."

    Ich roll mit den Augen, "als ob ich..."

    Ein klopfen an der Tür unterbricht unsere Diskussion. Ein Blick auf die Uhr macht klar, dass das nur Emilia sein kann. Sie hat versprochen mich ab zu holen und ist, wie Joel vermutet hat, 10 Minuten zu früh dran.

    Mit einem breiten Grinsen steht sie da. "Du bist schon angezogen!" Sie sieht zu Joel. "Kommst du nicht mit?"

    "Doch, doch."

    "Worauf wartest du dann noch? Schnell zieh deine Jacke an!", kommandiert sie ihn.

    In aller Ruhe steht Joel auf und schlendert zur Garderobe, wo seine Jake hängt. Währenddessen springt Emilia nervös von einem Bein auf das andere. "Joel du bist doch kein alter Opa, beeil dich."

    "Warum scheuchst du denn so?" Absichtlich wird er noch etwas langsamer. "Wir haben doch garkeinen Stress."

    "Es wäre schon doof zu spät zu kommen", nuschle ich.

    "Aufgeregt, weil es dein erster Laternenlauf ist?", neckt mich Joel.

    Ich werfe ihm einen bösen Blick zu, "ja, ist das ein Problem?"

    "Nein, ich finde es nur süß."

    "Das ist nicht süß", knurre ich, während meine Wangen warm werden.

    "Doch, ist es", zieht er mich weiter auf.

    Emila sieht zwischen uns hin und her, "ist das jetzt auch schezern?"

    "Nein ist es nicht!" Verteidige ich mich etwas zu laut.

    "Sche- was?", fragt Joel.

    "Vergiss es." Ich sehe zu Emilia, "lass uns vorgehen, der Opa braucht mir zu lange."

    "Hey."

    Joels Protest ignorierend schiebe ich Emilia aus der Tür. Da Emilias Eltern auch noch nicht fertig sind, setzen wir uns auf die Treppe und Emilia erzählt mir wer dieser St. Martin überhaupt ist. Allerdings verbessert Joel sie immer wieder, nachdem er sich zu uns auf die Treppe gesellt hat.

    "Da seid ihr ja schon", begrüßt uns Katja. Sie kommt zu uns und hält mir einen Zettel hin, "ich hab ein paar der St. Martin Lieder ausgedruckt damit du mit singen kannst."

    "Oh", ich nehme ihr das Blatt ab, "das... dass wäre doch nicht nötig gewesen..."

    Joel kichert wie so oft, als er meine Unsicherheit bemerkt. "Ich freu mich schon darauf dich singen zu hören", flüstert er mir zu, als wir losgehen.

    "Zu schade, dass ich die Melodie nicht kenne. Willst du es mir nicht vor singen?", schieße ich zurück.

    "Da stehen zwar Noten, aber bitte", er richtet sich zu Emilia, "Emilia, Lilly möchte mit uns die Lieder üben, hilfst du mir?"

    Sofort leuchten ihre Augen auf, "ja, ja."

    "Nein!", kommt es gleichzeitig von Katja und Gerald.

    Überrascht bleib ich stehen.

    Joel kichert etwas. "Und wenn ich leise..."

    "Nein", schneiden sie ihm wieder mitten im Satz ab.

    Ich sehe zwischen ihnen hin und her, "singt er so schlecht?"

    "Schlecht ist das falsche Wort", erklärt Katja zögerlich.

    Gerald lehnt sich zu mir, "glaub uns einfach, du willst ihn nicht singen hören, für dein eigenen Seelenheil."

    Katja nickt zustimmend.

    „O... Okey.“ Ich sehe zu Joel, der noch immer kichernd neben mir her geht. Bestimmt ist das wieder irgendeine himmlische Gabe, die er beim Singen hat. Aber Emilia läuft zu dicht neben mir als das ich fragen könnte.

    Während wir gehen kommen immer mehr Eltern mit ihren Kindern, mit ihren gebastelten Laternen. Ich habe den Umzug zwar schon mal beobachtet, aber ein Teil davon zu sein, fühlt sich doch ganz anders an. Je dunkler es wird, desto heller leuchten die Laternen auf. Es hat etwas Magisches. Die Lichter wirken so schwach und verwundbar aus. Sie wecken das verlangen in mir, sie beschützen zu wollen.

    "Guck mal guck mal", ruft Emilia aufgeregt und zieht an meinem Arm, "da hinten, das ist St. Martin, der Mann auf dem Pferd."

    Ich folge ihrem Fingerzeig. Ein Mann mit einem altmodischem Helm und einem langen, roten Umhang, sitzt auf einem braunen Pferd. Als ich diese Aufmachung vor Jahren das erste Mal gesehen habe fand ich es albern, aber jetzt wo ich weiß für was er steht. Die Geschichte berührt mich mehr, als sie es sollte. Vermutlich weil ich weiß wie sich der Bettler gefühlt haben muss. Wartend, hoffend auf jemanden der einem die Hand hinhält, der einem nur für einen kurzen Moment das Gefühl gibt nicht egal zu sein. Wehmütig erinnere ich mich an den Moment als ich den kennenlernte, der sowas wie mein St. Martin war.

    Ich bin so in Gedanken, dass ich die Energie eines anderen Dämons erst merke, als er direkt hinter mir ist. Alarmiert drehe ich mich um.

    "N... Nemo."

    "Jo."
    "Was... was machst du hier?"

    "Naja. Ich habe den Umzug beobachtet und dann habe ich plötzlich das Gesicht von jemanden gesehen, der sich eigentlich jedes Jahr aufs Neue über die Idioten lustig macht, die mit ihrem Lichtchen unterwegs sind. Und da dachte ich: Ich sehe mal nach, ob es besagter Person gut geht." Er hält seine Hand gegen meine Stirn. "Hmm... Fieber hast du keins."

    Ich drücke seine Hand weg.

    "Findest du es doof mit mir mit zu gehen", fragt Emilia die an meiner Hand geht.

    Erschrocken sehe ich runter, "was? Nein. Ich.... ja ich fand es eigentlich albern aber..." ich wende meinen Blick verlegen ab, "das war bevor mir eine tolle, kleine Freundin gezeigt hat, wie viel Spaß es macht zu Basteln und hier mit zu gehen."

    Vor lauter Begeisterung strahlt Emilia fast schon heller als die Laternen.

    "Ach und für deinen mich hattest du keine Zeit eine Laterne zu machen", schmollt Nemo.

    "Sei nicht traurig." Joel legt kumpelhaft seinen Arm über Nemos Schulter. "Ich habe auch keine bekommen."

    "Du bist echt gemein Lilly."

    "Wollt ihr mich verarschen?", knurre ich.

    "Hey", kommt es von beiden und sie deuten auf Emilia, was ihnen einen weiteren bösen Blick von mir einbringt.

    "Nicht Ärgern Lilly", tröstet mich Emilia, "wenn die eine Laterne wollen, müssen die sich selber eine basteln."

    "Da hast du Recht", stimme ich ihr zu.

    "Wie Herzlos", meint Joel.

    "Richtig grausam", bestärkt Nemo.

    "Schön, dass ihr einer Meinung seid."

    In gespielter theatralisch lehnen sich die Männer an einander und machen schluchzende Geräusche. So kindisch, aber es bringt mich zum Schmunzeln. Erst jetzt wird mir bewusst, dass Joel Nemo berührt und nicht nur zufällig. Die Berührung ging sogar von ihm aus. Also stört es ihn gar nicht Dämonen zu berühren, wie ich es vermutet habe. Plötzlich geht mir ein Licht auf. Ich habe ihn noch nie beobachtet, wie er eine Frau anfasst. Die Frau in der Sauna hat er links liegen lassen, obwohl sie, wie ich gestehen muss sehr attraktiv war. Auch bei der Halloween Party hat er sich nicht mal etwas auf die Flirts der beiden Zicken eingelassen. Auch wenn ich das nachvollziehen kann. Aber das er nicht darauf eingeht, weil er nicht auf Frauen steht. Das mir das noch nicht früher aufgefallen ist...

    "Was ist das?"

    Ich brauche einen Moment um zu verstehen, dass Nemo auf das Blatt in meiner Hand deutet.

    "Das sind die Texte von den St. Martin Liedern, damit Lilly mit singen kann", erklärt ihm Emilia.

    Nemo nickt und nimmt mir das Blatt ab, um es zu lesen.

    "Willst du mitgehen?" Deute ich seine Geste.

    Er zuckt mit den Schultern "Joa, hab sonst nichts zu tun. Auch wenn ich Laut nicht mag."

    "Laut?", wiederhole ich, als wie um Nemos Aussage zu bestätigen beginnt ein Musikgruppe. Durch die Lauten Trompeten und klirrenden Instrumente, zucke ich heftig zusammen und halte mir die Ohren zu. Auch Nemo schützt seine Ohren mit seinen Händen und Mario beginnt zu weinen und klammert sich an seine Mama.

    "Ist es in Ordnung für euch, wenn wir mit etwas Abstand zu der Musik laufen?", erkundigt sich Katja, bei uns als sich St. Martin in Bewegung setzt und die Musikgruppe, als auch die Menschen ihm folgen.

    Sofort nicken Nemo und ich zustimmend. Nachdem die Musik so weit weg ist, dass sie ertragbar ist lassen auch wir uns vom Strom mit reißen. Nur Mario weint noch. Er tut mir leid, weil er sich so erschreckt hat.

    Nemo geht neben Katja und beginnt das Lied, was wohl gerade gespielt wird mit zu singen. Seine klare, warme Stimme dringt zu dem weinenden jungen durch und als ich ihm zusätzlich noch meine Laterne gebe, beruhigt er sich wieder und lächelt sogar.

    "Vielen Dank ihr zwei", richtet sich Katja an uns. Erst jetzt bemerkt sie, dass sich Nemo unserer kleinen Gruppe angeschlossen hat. "Irgendwie kommen sie mir bekannt vor."

    "Oh, sorry. Ich bin Nemo, Lillys-", er richtet sich an Emilia, "bester Freund."

    Sie greift meinen Arm fester und streckt ihm die Zunge raus. "Wenigstens heiße ich nicht wie ein Fisch."

    Nemo zeigt auf sich, "ein cooler Fisch der im Kino lief."

    Die kleine kabele bringt Katja und mich zum Lachen.

    "Die meisten kennen Nemo, weil er auf der Straße Musik macht“, erkläre ich ihr.

    "Also ein Straßenkünstler."

    "Mehr oder weniger."

    "Ist er... obdachlos?", fragt sie zaghaft. Etwas besorgt sieht sie zu ihm. Er und Emilia laufen jetzt ein Stück vor uns, neben Joel und Gerald.

    Ja, aber er ist nicht gefährlich oder so." Auch ich sehe zu ihm, wie er weiter mit Emilia am Diskutieren ist, während Joel mit einem breiten Grinsen das ganze beobachtet.

    "Nemo, ist... er ist nicht nur mein bester Freund, er ist sowas wie ein Bruder... oder... ich glaube wenn ich der Bettler in der Geschichte bin… ist er St. Martin."

    Erst als Katja sanft meinen Arm tätschelt wird mir klar, dass ich das laut gesagt habe.

    "V… vergiss bitte was ich gesagt habe..."

    Sie lächelt mich sanft an, "das werde ich nicht können, aber ich kann dir versprechen, es niemandem zu erzählen."

    "Das wäre toll. Danke."

    Sie tätschelt mir nochmal aufmuntern über den Rücken. Emilia kommt wieder zu mir. Dank Nemo‘s Hilfe, schaffen wir es sogar einigermaßen mit zu Singen. Auch meine Laterne bekomme ich nach einer Weile wieder, als Mario einschläft und Gerald geht mit dem Schlafenden Kind zurück. Der Rest von uns geht weiter langsam mit der Masse mit. Wir schlendern zum Stadtrand, wo auf einem großen Feld ein beeindruckendes Feuer ist. Kleine Buden mit Essen und Getränken säumen den Rand und auch Feuerwehr und ein Krankenwagen sind da.

    Gerade will ich mich durch die Menge zum Feuer quetschen, als Joel mich anspricht, "Lilly."

    "Ja?"

    Er deutet auf die Stände, "ich bin jetzt bei dem Stand da hinten, Ed helfen. Ich vertrau darauf, dass du nichts anstellst."

    Ich gebe ihm einen schiefen Blick, "was soll ich den anstellen?"

    "Keine Ahnung. Ins Feuer springen weil dir so kalt ist."

    "So kalt ist es auch wieder nicht. Allerdings ist die Vorstellung schon verlockend."

    "Lilly."

    "Nur Spaß, ich benehme mich."

    Er nickt und entlässt mich. Nemo und Emilia sind schon beim Feuer. In großen Menschenmassen kann ich mich dank der Clubbesuche gut bewegen und bin daher schnell bei ihnen. Wir strecken unsere Hände zum Feuer und der Gedanke, ins Feuer zu gehen, ist gar nicht so unattraktiv. Aber die Engel würden mir den Kopf ab reißen und Emilia wäre bestimmt für den Rest ihres Lebens Traumatisiert. Also lasse ich es.

    Emilias Mama kommt auch zu uns und reicht ihrer Tochter ein Würstchen im Brötchen. Ich entscheide mir später auch so eins zu holen. Aber erstmal etwas warm werden.

    "Was hast du eigentlich auf deinem Rücken?", fragt Emilia Nemo.

    "Meinen größten Schatz."

    "Und was ist das?"

    "Eine Gitarre."

    "Kannst du die auch spielen?"

    "Ja."

    "Kannst du nochmal „Ich geh mit meiner Laterne“ damit spielen."

    Erst schweigt Nemo, als würde er darüber nachdenken, dann kniet er sich vor sie, "Emi so geht das nicht. Für nichts gibt es nichts. Du musst mir schon etwas geben, wenn du etwas willst."

    Ich bin mir nicht sicher, ob er das nur sagt, um sie etwas auf zu ziehen.

    Emilia ist offensichtlich am überlegen, was er meint. Als sie dann ihr Brötchen mit samt Wurst in der Mitte teilt und ihm die Hälfte hinhält.

    Nemo nimmt ihr die Hälfte ab, "und schon gehöre ich ganz dir. Also, „ich geh mit meiner Laterne“ war das?"

    Emilia nickt eifrig und Nemo nimmt wieder mein Liederblatt.

    "Aber nicht hier", schmatzt er, "da hinten."

    Er deutet auf ein paar Strohballen, die außerhalb der Menge als Sitz Möglichkeiten dienen sollen.

    "Kommst du mit?", fragt er mich, bevor er losgeht.

    Ich schüttle den Kopf, "gleich, ich hole mir vorher was zu Essen und Trinken. Ich nehme dir auch was mit."

    Nemo nickt und geht mit Emilia.

    Wieder wate ich durch die Menge. Zum Glück ist gerade nicht viel los und ich gehe erstmal zu dem Getränke stand. Zusammen mit zwei anderen steht Ed in dem Stand und meine Vorfreude auf einen Glühwein stirbt.

    "Was soll das lange Gesicht?", spricht mich Ed an, "Joel meinte du hattest spaß."

    "Hatte ich auch..." Fragen kann ich trotzdem, also nehme ich meinen Mut zusammen, "bekomme ich einen Glühwein?"

    "Natürlich nicht", meint Ed sofort.

    War ja klar.

    Er dreht sich um, holt etwas aus einer Stofftüte und reicht mir eine Thermoskanne mit Becher "hier, das ist Ingwertee, der wird dich von innen heraus wärmen." Er holt noch etwas aus der Tüte. Ein Gebäck in Form eines kleinen Menschen. "Das ist ein Weckmann. Teil ihn doch mit jemand."

    Ich starre ungläubig auf die zwei Sachen in meiner Hand. Das ist doch nicht sein ernst. Wütend funkle ich ihn an, was er jedoch nicht bemerkt, da er bereits eine andere Person bedient.

    Schmollend suche ich mir einen Platz auf einem Strohball. Nicht weit weg von Nemo. Wenigstens hält der Tee meine Hände warm. Um Nemo herum, haben sich ein Haufen Kinder versammelt, die glücklich mitsingen. Auch ein paar Leute aus der Musikgruppe haben sich dazu gesellt und unterstützen ihn Musikalisch. Allerdings klingt es viel verspielter als zuvor. Nemo hatte schon immer ein Talent dafür gehabt andere von seiner Art zu begeistern. Er hat eine so lockere, vorurteilsfreie Art und strahlt eine Wärme und Geborgenheit aus. Zu schade, dass seine Eltern dieses Talent nie wertgeschätzt haben.

    "Ist der Platz hier noch frei?", fragt eine Warme tiefe Stimme. Ein junger Mann mit zwei Getränkebechern steht vor mir.

    "Eh, ja, klar hier sitzt noch niemand.", ich rutsch etwas zur Seite, woraufhin er neben mir Platz nimmt.

    "Alleine hier?"

    "Nein mit meinem Nachbarskind und einem Freund." Ich deute in Nemos Richtung und dann zu seinem zweiten Becher "Und du? Auch mit Freunden unterwegs."

    "Ja, eigentlich, aber die kann ich nirgends finden. Also dachte ich. Ich ein einsamer Mann, finde bestimmt eine hübsche Frau, der ich einen Glühwein anbieten kann." Gerade will er mir den Glühwein hinhalten als er stockt. "Nur um zu bemerken, dass sie bereits versorgt ist."

    Ein kurzer Blick auf die Teetasse und ich schütte den Inhalt achtlos weg. "Versorgt? Ich bin quasi am Verdursten."

    Er lacht als ich seinen Becher nehme.

    "Ich bin Tom"

    "Lilly."

    "Und deine Freunde lassen sowas bezauberndes ganz alleine hier sitzen?"

    Er hält sich kein bisschen mit dem Flirten zurück.

    "Ja, sie sind herzlos", gehe ich auf seinen Flirt ein, "aber zum Glück hat mich ein holder Ritter gefunden."

    Auffällig unauffällig legt er seinen Arm hinter mich, auf die Strohballen lehne.

    "Wenn ich der Ritter bin, bist du dann meine Prinzessin?"

    "Würde dir das gefallen?", schnurre ich, während ich mich näher zu ihm lehne.

    Auch er lehnt sich näher zu mir, "ja, das würde mir sehr gefallen."

    Ich lächle ihn breit an, als wir uns noch ein klein wenig näher kommen.

    "Tom", erklingt Joels Stimme und ich zucke zurück, "versuchst du wieder junge Frauen ab zu schleppen?"

    Mit seinem überheblichen grinsen lehnt er sich über die Strohlehne.

    "Erzähl mal Lilly, welchen dämlichen Anmach-Spruch hat er benutzt?"

    Das kann doch nicht wahr sein. Warum zur Hölle proben sie immer dann auf, wenn ich kurz davor bin, mir etwas Energie zu holen? Machen die das mit Absicht?

    Tom rollt mit den Augen, "wir haben uns nur etwas unterhalten."

    "Ja klar, genau so sah es auch aus", kommt es von Ed, der vor uns stehen bleibt. Die Männer starren sich eine Weile stumm an, bis Ed ihm signalisiert, dass er abhauen soll. Was Tim auch sofort macht und Ed nimmt seinen Platz neben mir ein.

    "Könnt ihr einfach so von eurem Stand weg?", knurre ich.

    "Ich bin fertig mit meiner Schicht", erklärt Ed, "und Joel hat gar keine Schicht übernommen. Er wird aber beim Abbau helfen."

    "Toll..." schmollend sehe ich weg und führe den Glühweinbecher an meine Lippen. Noch bevor auch nur ein Tropfen meine Lippen berührt nimmt Ed mir den Becher ab.

    "Ist das dein ernst?", tadelt er mich, "da mache ich mir Gedanken darüber was ich für dich machen soll damit du nicht frierst und habe viel Honig rein gemacht, damit es dir schmeckt, aber du verschmähst meinen Tee für das Zeug?" Er deutet auf den Glühwein.

    "Hast du jedem einen Vortrag gehalten, der einen Glühwein bestellt hat?"

    "Nein, weil ich nicht für alle hier verantwortlich bin."

    "Für mich bist du auch nicht verantwortlich."

    "Solange du bei uns wohnst bin ich das."

    "Ich verstehe nicht was du von mir willst, ich habe mich die ganze Woche gut benommen, da darf ich doch zur Belohnung mal ein bisschen Alkohol bekommen."

    "Nur weil sich keine Gelegenheit ergeben hat, heißt das noch lange nicht, dass du dich benommen hast." Er reicht Joel meinen Glühwein. "Abgesehen davon hast du eben bewiesen das du, wenn sich dir eine Gelegenheit bietet, sofort versuchst sie aus zu nutzen."

    Ich starre ihn ungläubig an, "wieso gehst du direkt davon aus, dass ich ihm Energie aussaugen wollte?"

    "Beweis mir das Gegenteil und sag mir ins Gesicht, dass du es nicht wolltest."

    Herausfordernd sehe ich ihm in die leuchtend blauen Augen, "ich... ich wollte... n... ni... schitt..." wütend sehe ich weck, ich hatte gehofft, wenn ich nur fest genug daran glaube, klappt es.

    "Dachte ich mir."

    Ich hasse ihn und ich hasse diesen überheblichen Blick. Joels dummes Gekicher macht es auch nicht besser. Ein wenig Genugtuung bekomme ich allerdings, als Joel meinen Glühwein zu trinken beginnt und Ed sich genötigt fühlt ihm ebenfalls einen Vortrag zu halten.

    Irgendwann kommt Emilia mich abholen, damit ich mit ihr mitsinge und so Entkomme ich erstmal wieder Eds übertrieben Wachsamkeit. Dank seinem Talent, andere für sich zu gewinnen, ist Nemo mit Würstchen im Brötchen, Weckmännern und einigen Glühweinen gut versorgt worden. Was mein schlechtes Gewissen, ihm gegenüber vertreibt. Als Emilia dann müde wird, gehen wir Gemeinsam mit Ed zurück nach Hause.

  • Hey Ninja

    Zunächst mal zum Laternenbastel-Teil.
    Den fand ich auch sehr gelungen, weil du es schaffst diesen Wandel in Lillys Verhalten und ihre plötzlich aufkommenden Emotionen in eine klassische menschliche Alltagssituation einzubetten. Das klingt erstmal einfach, aber ich finde, das fordert schon eine gewisse Sensibilität beim Schreiber und man merkt, dass das auf jeden Fall eine deiner Stärken ist.

    Eine Sache an der ich dennoch hängen geblieben bin ist das „ha ha“ in der wörtlichen Rede. Das würde ich weglassen. Stattdessen schreib einfach dazu, dass er schallend lacht, amüsiert kichert oder was weiß ich. Das „ha ha“ klingt im Vergleich sehr mechanisch. :hmm:

    LG

    Rainbow

  • Die Lichter wirken so schwach und verwundbar aus. Sie wecken das verlangen in mir, sie beschützen zu wollen.

    Sehr schön. Manchmal habe ich ja das Gefühl, der kleine Dämon ist eigentlich der Engel und die Engel sind miesgelaunte, gebieterische Teufel.

    Vermutlich weil ich weiß wie sich der Bettler gefühlt haben muss. Wartend, hoffend auf jemanden der einem die Hand hinhält, der einem nur für einen kurzen Moment das Gefühl gibt nicht egal zu sein. Wehmütig erinnere ich mich an den Moment als ich den kennenlernte, der sowas wie mein St. Martin war.

    Hier ist wieder so ein schöner Moment. Darüber würde ich gerne mehr erfahren.

    bis Ed ihm signalisiert, dass er abhauen soll. Was Tim auch sofort macht

    vorher hieß er Tom?

    "Nemo, ist... er ist nicht nur mein bester Freund, er ist sowas wie ein Bruder... oder... ich glaube wenn ich der Bettler in der Geschichte bin… ist er St. Martin."

    Hier benutzt du dasselbe Bild noch einmal. Aber Nemo ist wohl nicht der "St. Martin", der in dem Zitat darüber gemeint war? Der ihr so viel bedeutet hat? Falls dieser erste "St. Martin" nicht Nemo war, würde ich bei der Beschreibung von Nemo einen anderen Vergleich wählen, sonst finde ich das etwas verwirrend. Und das wäre schade.

    Insgesamt ist das wieder ein sehr schöner Abschnitt. Allerdings ... so langsam wird das Spielchen etwas vorhersehbar. Lilly versucht die ganze Zeit, sich Küsse oder Berührungen zu verschaffen, und scheitert jedes Mal an ihren Aufpassern. Es wäre schön, wenn das Muster nicht ständig identisch ablaufen würde, sondern da auch mal eine Veränderung eintreten könnte. Egal in welche Richtung. Eine Veränderung oder eine neue Info über die himmlische/höllische Dimension. (nur meine Meinung! Mach es so, wie du willst!)

  • Zunächst mal zum Laternenbastel-Teil.

    Vielen lieben dank, das freut mich sehr. Ich finde es auch schwer. Im kopf weiß ich welche gefühle ich rüber bringen möchte und wenn ich es lese habe ich die auch direkt, weil ich ja weiß wie ich mich fühlen soll. Das du und andere das aber auch so empfinden zeigt, das ich es geschaft habe, das freut mich sehr.

    Eine Sache an der ich dennoch hängen geblieben bin ist das „ha ha“ in der wörtlichen Rede.

    Ja, da habe ich auch lange mit mir gerungen. Weglassen ist denke ich auch besser.

    Sehr schön. Manchmal habe ich ja das Gefühl, der kleine Dämon ist eigentlich der Engel und die Engel sind miesgelaunte, gebieterische Teufel.

    Haha, ich denke das kommt immer auf den sichtpunkt an. Die meisten Kinder würden das auch über ihre Eltern sagen, die sich nur auf ihre art kümmern.

    vorher hieß er Tom?

    Ups... ja

    Hier benutzt du dasselbe Bild noch einmal.

    Sie meint auch beim ersten mal Nemo. Ich wollte einen kleinen "spannungsbogen" reinbringen und das dann mit der erklärung an Katja auflösen. Das muss ich wohl nochmal überarbeiten, damit es klarer ist...

    Allerdings ... so langsam wird das Spielchen etwas vorhersehbar.

    Es soll auch vorhersehbar sein, aber eigendlich nicht langweilig, oder zu nervig. Mehr wie ein running gak.

    Es wäre schön, wenn das Muster nicht ständig identisch ablaufen würde, sondern da auch mal eine Veränderung eintreten könnte.

    Ich werde es versuchen

  • So nach längerer pause bin ich wieder in den Schreibfluss gekommen. Erstmal ein entspanntes Kapitel, um wieder rein zu kommen, bevor ich dan nächste woche ein etwas spannenderes Kapitel habe. ich wünsche wie immer viel Spaß beim lesen und freue mich über jeden Kommentar.


    Kapitel 14

    Genüsslich nippe ich an meinem Kaffee, während ich ein Prospekt durch Blättern. Wir hatten nur zwei Kunden heute und sonst nichts zu tun. Ich gähne herzhaft und sehe zur Uhr, wo die Zeiger in Zeitlupe voran kriechen. Anita erwidert mein Gähnen während sie etwas auf ihrem Handy spielt.

    "Ich habe gerade richtig Lust die ersten Adventskränze zu machen", murre ich.

    "Nicht so kurz nach St. Martin", murmelt Anita.

    "Mir ist langweilig."

    "Dann Feg durch den Laden."

    Ich werfe ihr einen genervten Blick zu, mein Energie Level ist dank der Engel wieder gegen null. Ich bin nur noch Müde. Ohne Kaffee würde bei mir gar nichts mehr laufen. Zum Glück ist Katja meine Kaffee verbündete geworden und versorgt mich jeden Morgen mit Kaffee, so dass ich nur einmal, in meiner Pause, beim Bäcker was holen gehen muss.

    Ich lege meinen Kopf auf die Theke und mache die Augen zu. Gerade als ich in dem Übergang von wach zu schlafen bin, klingelt mein Handy. Mit einem Schrei schrecke ich hoch und Anita fällt vor Schreck fast das eigene Handy aus der Hand. Mit rasendem Herz greife ich nach meinem Gerät. Auf dem Display steht Katja.

    "Ja?", begrüße ich sie, nachdem ich auf Annehmen gegangen bin.

    "Hallo Lilly, ich hoffe ich störe nicht." Sie klingt etwas gestresst.

    "Nein, nein, alles gut, hier ist tote Hose."

    "Ah, gut. Du ich stecke etwas in der Klemme."

    "Was ist denn?"

    "Emilia hat heute Musikschule. Aber mir ist gerade aufgefallen, dass ich genau um die Zeit einen Termin habe, den ich nicht schon wieder verschieben kann. Darum wollte ich dich fragen, ob ich Emilia zu dir in den Laden bringen kann. Von dort aus kann sie zur Musikschule laufen, das ist nicht weit."

    "Muss ich fragen, warte kurz."

    Ich richte mich an Anita und erkläre ihr Katjas bitte.

    "Um wie viel Uhr wäre das?", fragt Anita.

    Um nicht später alles wiederholen zu müssen, mache ich den Lautsprecher an. "Um wie viel Uhr?"

    "Die Musikschule fängt um 17:00 Uhr an und geht bis 18:00 Uhr, aber ich muss um 16:30 Uhr los. Also wäre Emilia eine Halbe stunde bei dir im Laden."

    Anita nickt und gibt ein ok Zeichen.

    "Ist ok, aber nur wenn du noch etwas Kaffee mitbringst", nutze ich die Gelegenheit.

    "Super, danke, danke." Im Hintergrund häre ich Emilia vor Freude auf quietschen.

    Nachdem ich aufgelegt habe, sieht Anita nachdenklich die Uhr an. "Eigentlich können wir auch früher zu machen. Wir haben beide genug Überstunden und heute Abend kommt sowieso niemand mehr in den Laden."

    Ich nicke zustimmend. "Dann kann ich Emmi zur Musikschule begleiten." Und während ich auf sie warte kann ich vielleicht noch irgendwen finden, dem ich etwas Energie entziehe. Ob ich Ed Bescheid geben sollte? Besser nicht, sonst kommt er vielleicht noch mit. Aber wenn ich nichts sage bekomme ich ärger. Es wird bestimmt reichen, wenn ich ihm eine viertel Stunde vor, eigentlichem Ladenschluss schreibe gebe.

    Kurz vor halb geht die Ladentür auf und Emmi und ihre Mutter kommen rein.
    "Vielen Dank Lilly, du bist wirklich meine Rettung", sagt Katja, als sie mir eine Thermoskanne mit Kaffee überreicht.

    "Kein Ding"

    Emmi steht mit einem Breiten grinsen im Laden und nachdem Katja gegangen ist, will sie alles im Laden erkunden und erfahren. Ich zeige ihr unser Lager und das Büro, dabei leuchten ihre Augen, als würde ich ihr eine geheime Schatzkammer zeigen. Als sie dann wenig später mit meiner Arbeitsjacke, auf dem Stuhl hinter der Kasse sitzen darf, wirkt sie wie das Glücklichste Kind der Welt. Sie bittet mich ein Foto zu machen, was ich dann an ihre Mutter schicke.

    Als wir dann anfangen den Laden zu schließen, versucht sie uns so gut es geht zu helfen und darf auch bei der Abrechnung zu sehen.

    "Lilly", beginnt Emmi, als wir auf dem Weg zur Musikschule sind, "wen ich groß bin, will ich auch in einem Blumenladen arbeiten."

    "Ist das so?" Ich grinse sie an. Sie ist süß.

    "Hörst du mir gleich zu?"

    "Was meinst du?"

    "Bei der Musikschule. Wir proben ein Stück. Es wäre so toll, wenn du das anhörst."

    "Em ich… eigentlich wolle ich eh..."

    "Oh bitte, bitte. Drinnen ist es auch schön warm und bestimmt macht dir Francois auch einen Kaffee."

    "Francois?"

    "Mein Musiklehrer."

    "Ein Mann?"

    "Ja."

    "Und... hat er eine... Freundin oder Frau."

    Verwirrt sieht Emilia zu mir hoch, "eh... ich glaube nicht. Warum."

    "Ach eh... ich... eh... wenn er mir Kaffee macht und eine Freundin hätte... eh... nicht das er ärger bekommt..."

    "Wieso soll er denn dann Ärger bekommen?" Plötzlich leuchten ihre Augen auf, "willst du mit ihm Romantisch werden?"

    "Wo hast du das denn schon wieder her?"

    "Mama liebt Romantische Sachen im Fernseher, wenn die Händchen halten und sich Küssen."
    "Ach so"

    Erwartungsvoll sieht sie mich an. "Und willst du mit Francois romantisch werden?"

    "Keine Ahnung, ich weiß doch nicht mal, wie er aussieht."

    "Das ist doch egal wenn es um Romantik geht."

    "Nein ist es nicht."

    "Du bist ganzschön Oberflächlich."

    Wo hat sie das Wort schon wieder her? Aber um ehrlich zu sein, hab ich wirklich keine Ahnung von Romantik, ich will nur das eine, um an die Energie zu kommen, die mir ermöglich unter Menschen zu leben.

    Erleichtert atme ich auf, als wir endlich das Gebäude erreichen und ich dem komischen Gespräch entkomme. Ein altes schiefes Fachwerkhaus, mit einem alten Schild auf dem der Name der Musikschule steht. Die Tür steht offen und auch andere Kinderstimmen sind zu hören. Wir gehen rein. Der muffige Geruch von altem Holz kommt mir entgegen. Wir stehen in einem engen Raum, mit alten Werkbänken und verschiedenen mit Instrumenten, die offensichtlich repariert werden. Alte Holzregale, die bis unter die schiefe Decke reichen, säumen die Wände. Auch die Holzdielen am Boden sind durch die Zeit stark verbogen und lassen große ritzen frei.

    Emilia führt mich durch das Chaos zu einer Tür, die genau so schief ist, wie der Rest. Bin ich irgendwo falsch abgebogen und hab eine Zeitreise gemacht? Sicherheitshalber drehe ich mich zur Tür, um nach draußen zu sehen. Nein, keine Zeitreise, der Rest ist noch aktuell, nur das Haus scheint in einer anderen Zeit zu stecken. Ob es hier drinnen fließendes Wasser gibt?

    Ich Stolper über zwei Stufen und komme in einen Raum, der vollgestellt ist mit den verschiedensten Instrumenten. Jeder Centimeter wurde hier genutzt. Unter einem kleinen Fenster, was unbedingt mal wieder geputzt werden muss, erahne ich ein Sofa, das ebenfalls mit Instrumenten vollgestellt ist. Am Ende des Raums ist eine weitere schiefe Tür. Mehrere Kinder stehen in einem einigermaßen freien Raum und packen ihre Instrumente aus. Auch zwei Eltern sind noch da. Eine Mutter verabschiedet sich gerade von ihrem Kind, während eine andere bei einem Klavier mit jemanden redet. Vermutlich der Musiklehrer, aber von meiner Position aus sehe ich nur ein Bein, in einer schwarzen abgenutzten Jeans.

    Emilia steht bereits bei den anderen Kindern und ein kleiner Kreis hat sich gebildet. Zwar flüstern die Kinder, aber ich schnappe, dank meinen Dämonen-gehör, ein paar Wortfetzen auf, "...Nachbarin... gleiche alter... Freundin... Heiraten..."

    Besorgt beobachte ich die kichernden Mädchen. Gleich darauf rennt Emmi zum Musiklehrer. Jetzt kann ich ihn auch ganz sehen. Ein schlaksiger junger Mann sitzt auf dem Klavierhocker. Braune Haare sind in einem Zopf zusammen gebunden und ein Dreitagebart schmückt sein Gesicht. Seine Klamotten wirken alt und abgetragen aber dennoch nicht schmutzig.

    Durch das Kichern der anderen Mädchen bekomme ich nicht mir, was Emmi mit ihm bespricht. Ich sehe nur wie Francois ein paarmal nickt und zu mir sieht. Gleich darauf kommt Emmi zu mir gerannt.

    „Was hast du ausgefressen?"

    Sie grinst mich breit an, „Francois findet es toll, dass du uns gleich bei unserer Probeaufführung zu hörst."

    „Hey, ich habe nie zugestimmt das zu machen", protestiere ich.

    „Wir spielen uns schnell ein und dann Spielen wir dir das vor", ignoriert sie mich.

    „Sie können kurz im Vorraum warten", erklärt Francois, mit erstaunlich angenehmer Stimme vom Klavier aus, woraufhin eins der Mädchen zu ihm rennt und anfängt auf ihn ein zu reden. Francois sieht ein paarmal von ihr, zu mir und wieder zurück, als er dann aufsteht und zu mir kommt.

    „Wir schaffen das schon, lasst euch Zeit", ruft uns eins der Mädchen zu.

    Versuchen die uns etwa zu verkuppeln? Andererseits ist das gar keine schlechte Idee. Ich hätte eine Stunde Zeit den Kerl wenigsten zu einem Kuss zu bringen. Er wirkt nicht wie ein überheblicher Weiberheld. Bestimmt wird er sich so über etwas Aufmerksamkeit, von einer Jungen attraktiven Frau wie mir freuen, dass er mir schon nach zehn Minuten zu Füßen liegt. Francois führt mich in den Nebenraum und ich höre eines der Mädchen noch rufen, „biete ihr was zu trinken an."

    Francois murmelt etwas und geht weiter zum Sofa und räumt mir eine Stelle frei.

    "Möchtest du etwas zu trinken?", stellt er brav, was die Mädchen ihm aufgetragen haben.

    "Ein Kaffee wäre toll."

    "Ich habe nur Tee da."

    "Dann nehme ich Wasser."

    Er nickt und geht die Treppe neben der Tür hoch. Jede Stufe quietscht und auch die Dielen geben Geräusche von sich. Ein paar Instrumente höre ich aus dem neben Zimmer. Die kleinen üben wohl wirklich. Jetzt liegt es an mit aus der Situation das Beste zu machen. Mein Wollpullover ist zwar nicht die beste Flirtgrundlage, aber ich befreie meine Haare aus dem Zopf und versuche sie so sexy wie möglich zu arrangieren.

    Als Francois wieder kommt, tue ich so, als würde ich seine Instrumentensammlung bewundern.

    "Gehören die alle dir?"

    "Ja"

    Die einsilbige Antwort spricht nicht für viel Interesse an einer Konversation aber ich gebe nicht so schnell auf. "Das war doch bestimmt ziemlich teuer."

    "Alle zusammen sind schon ziemlich teuer aber meine Familie ist schon über mehrere Generationen Musiklehrer und Musikinstrumentenbauer. Das alles hier sind Erbstücke so zu sagen."

    Na also, geht doch. Ich lasse meinen Blick wieder über die Instrumente schweifen.

    "Kannst du denn auch alle spielen?"

    "Zwar nicht perfekt aber die Grundlagen beherrsche ich alle."

    "Das ist sehr beeindruckend."

    Er winkt ab, "ich spiel schon seit meiner Kindheit." Dass er sich trotzdem geschmeichelt fühlt erkenne ich daran, dass er verlegen ein paar Haare aus dem Gesicht streicht. Wir machen Vorschritte.

    "Hast du ein Lieblingsinstrument?"

    "Oboe", antwortet er direkt.

    "Eine was?"

    "Eine Oboe. Du kennst dich nicht sehr gut mit Instrumenten aus oder?"

    Ist das jetzt ein Angriff? Ich versuche es mit einem verführerischen lächeln ab zu tun, "ach ich habe es mehr so mit Blasinstrumenten", schnurre ich.

    "Eine Oboe ist ein Holzblasinstrument", bekomme ich ganz trocken mitgeteilt.

    "Oh..." ich sehe weg. Das läuft ja super... "ich meinte… die anderen Blasinstrumente..."

    "Posaunen und Trompeten habe ich leider nicht an zu bieten. Ich habe mich mehr auf Holzinstrumente beschränkt."

    "Das... dass sehe ich eh... ich bin nur..." Ich sehe mich um und überlege, wie ich das Thema wechseln kann, "em... dürfte ich denn mal ein Instrument ausprobieren?"

    Irgendwie wirkt er etwas genervt, „such‘ dir eins aus."

    Ich überlege bei welchem Instrument er mir näher kommen müsste um mir zu helfen, "wie wäre es mit einer Geige?"

    "Das ist ein Streichinstrument."

    "Ich weiß."

    "Ich meine, weil du meintest du hast es mit Blasinstrumenten."

    "Ja..."

    Ich will in eine Kneipe mit betrunkenen Männern, die ich nicht erst verbal von mir überzeugen muss.

    Er zuckt mit den Schultern und holt einen schwarzen Koffer aus dem Regal. Im Koffer ist eine rot braune Geige, die er schnell für mich Stimmt.

    "Hier." Er reicht mir das Instrument und hilft mir dabei es richtig zu halten. Beim Halten vom Bogen berühr er mich das erste Mal, als er meine Finger richtig positioniert.

    "Streich einfach mal über die Seiten, nicht zu fest oder zu sanft. Versuch erstmal nur eine Seite zu treffen."

    Vorsichtig lege ich den Bogen auf eine Seite, unsicher wie viel Mühe ich mir geben soll. Wenn ich mich schlecht anstelle, kann ich ihn vielleicht dazu bringen es mir ganz genau zu zeigen. Aber andererseits scheint er schon ziemlich genervt zu sein, wenn ich jetzt zeige, dass ich etwas drauf habe, könnte er beeindruckt sein und sich wieder öffnen.

    Ich atme tief durch und lasse den Bogen über die Seiten streichen. Ein unangenehm kratzendes Geräusch erklingt, erschrocken halte ich die Geige von mir weg. Francois Blick zeigt deutlich, dass er mit nichts anderem gerechnet hat.

    "Versuch es nochmal, mit weniger druck."

    "Lieber nicht, das Geräusch war ja grässlich." Ich halte ihm das Teil hin. "Wer mag den so ein Klang?"

    "Niemand, so sollte es sich auch nicht anhören."

    Ohne zu zögern legt er sich die Geige unters Kinn und lässt den Bogen über die Seiten streichen. Ich will mir schon die Ohren zu halten, als ein sanfter Klang ertönt. Gemächlich zieht Francois den Ton in die Länge, lässt ihn den Raum füllen. Der Bogen gleitet zurück und ein neuer Ton füllt den Raum. Mit großen Augen beobachte ich, wie der Musiker die schönsten Geräusche aus dem Instrument her aus holt.

    "So sollte es klingen", meint er überheblich, als er das Vorspiel beendet.

    Das kann ich allerdings nicht auf mir sitzen lassen. Ich nehme das Instrument von ihm und halte es genau wie er. Wenn ich etwas habe, was überaus gut ist, dann meine Augen und meine Ohren und ich habe genau beobachtet wie er gespielt hat. Nach zweimal Streichen mit dem Bogen, habe ich raus welchem druck ich aufwenden muss. Ich kopiere seine Fingerhaltung und spielenach was er vorgemacht hat. Es klingt zwar nicht so sauber wie bei ihm, aber sein überraschter Gesichtsausdruck ist Genugtuung genug für mich.

    "Erstaunlich, was du kannst, wenn dein Ego angekratzt ist", erklingt Eds stimme hinter mir. Vor Schreck wäre mir fast die Geige aus der Hand gefallen.

    "Scheiße was machst du hier?", fauche ich etwas aggressiver als gewollt.

    "Ich bin eben Anita begegnet, sie hat mir dann erklärt, dass ihr den Laden früher zu gemacht habt und du Emilia mit zur Musikschule begleitest." Sein Blick zeigt deutlich, was er davon hält, es auf diese Weise zu erfahren.

    "Ihr kennt euch?" Wendet sich Francois zu Ed.

    "Ja, sie wohnt vorrübergehend bei mir und Joel."

    "Edward", flüstert es von der anderen Tür und ich sehe, dass Emilia und die anderen Mädchen durch den Türspalt gucken. Sie winken den Engel zu sich, "du störst."

    "Ich störe?"

    "Ja", Emilia wird nochmal leiser, "wir versuchen die zu verheiraten."

    "Nein, die müssen erst Freund und Freundin werden", wiederspricht ihr ein anderes Mädchen.

    "Habt ihr nicht gesagt ihr wollt euch darauf vorbereiten, dass sie euren Probeauftritt hört?", ermahnt sie Francois.

    "Jetzt nutzt du schon Kinder aus?", flüstert mir Ed zu.

    Abwehrend hebe ich die Hände, beziehungsweise die Geige, die ich noch immer in der Hand habe.

    "Das war nicht meine Idee, Emmi hat damit angefangen."

    Wieder dieser abschätzende Blick.

    Wenig später bekommen Ed und ich dann von den Kindern das Stück, für dass sie geübt haben vorgespielt. Alle bekommen ein Lob von Ed und scheinen dadurch noch motivierter zu sein als zuvor.

    Kurz darauf treffen die Eltern ein und holen ihre Kinder ab. Als Francois sich von Ed und mir verabredet wirkt er mir gegenüber etwas weniger distanziert und bietet mir auch an, mir Geigen Unterricht zu geben, wenn ich Interesse habe. Auch erwähnt er, dass ich sehr talentiert zu sein scheine. Als ich dies für einen weiteren Flirt versuch nutzen möchte unterbindet Ed es leider direkt.
    Zuhause angekommen liefern wir Emmi bei ihren Eltern ab.

    "Vielen Dank Lilly, du hast mir sehr geholfen", bedankt sich Katja schon wieder.

    "Alles gut."

    "Lief denn alles gut?"

    "Ja, Emmi war sehr brav und hat auch viel geholfen."

    Eifrig nickt Emmi, "ich durfte auch helfen den Laden zu zumachen und hab die Tür ab geschlossen."

    "Das ist ja toll und wie war die Musikschule?", fragt Katja.

    "War ok. Wir haben versucht das Francois und Lilly ein paar werden aber Lilly ist leider nicht so gut im Romantisch sein."

    "Bitte was?", ich sehe empört zu Emmi, während Ed ein kichern unterdrückt.

    "Du hast nur über Musik mit ihm geredet. Es ist nicht Romantisch mit jemanden über Blasinstrumente zu reden."

    Das haben die mitgehört? Ed fängt an laut los zu lachen und auch Katja fängt an zu lachen. Ich hingegen laufe rot an und Emmi versteht offensichtlich nicht was hier so lustig ist.

    "Hey, was ist hier so Lustig? Ich will mitlachen", kommt es jetzt noch von oben, wo Joel über das Geländer zu uns runter sieht.

    Ed versucht ihm zu erklären, worum es geht aber bei seinem Lachen und Kichern kommen nur unverständliche Wortfetzen raus. Mit Scharmes geröteten Wangen rausche ich die Treppe hoch und verkrieche mich in meinem Zimmer.

    "Willst du nichts essen?", höre ich Joel noch hinter mir her rufen aber da habe ich schon die Tür hinter mir zu geknallt.

    Einige Zeit später klopft es an meiner Tür und ich höre Eds stimme "hey Lilly, bist du noch sauer?"

    Ich antworte nicht.

    "Kann ich reinkommen?"

    "Bleibst du draußen wenn ich Nein sage?"

    "Lilly komm raus, ich hab hier einen Teller mit Essen für dich aufgehoben", versucht mich auch Joel raus zu locken.

    Als ob ich so einfach zu überzeugen wäre. Mein knurrender Magen macht es allerdings schwere. Ich gebe also doch nach und komme aus meinem Zimmer. Schmollend setze ich mich an den Tisch und stopfe das viel zu leckere essen in mich.

    "Was war den los?", fragt Joel nochmal.

    Da ich den Mund voll habe antwortet Ed für mich, "sie hat versucht Francois rum zu kriegen und dabei wohl ziemlich plump geflirtet."

    Sofort grinst Joel blöd, "was denn hast du ihn gefragt ob du mal auf seiner Flöte spielen darfst?"

    Ich Funkel ihn böse an, während er über seinen eigenen Witz lacht. Auch Ed kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

    "Aber warum warst du jetzt so eingeschnappt?", fragt Joel nachdem er aufgehört hat zu lachen, "weil Francois nicht mit geflirtet hat oder weil sich Ed darüber lustig gemacht hat?"

    "Alles", knurre ich zwischen zwei bissen.

    "Irgendwie süß." Ich Funkel jetzt Ed böse an. "Wenn du mit essen fertig bist hab ich etwas zur Wiedergutmachung für dich", meint er dann besänftigend.

    Fragend sehe ich zu Joel der mit einem Schulterzucken antwortet.

    Ich bringe den lehren Teller in die Küche, woraufhin Ed mich zu seinem Zimmer führt.

    "Was denn, du erlaubst mir in dein Zimmer zu kommen?", frage ich skeptisch als er mir deutet mit rein zu kommen, "keine Angst das du dadurch verdorben wirst?"

    "Was soll denn mit mir passieren, wenn ich verdorben werde?"

    "Keine Ahnung. Schmutzige Gedanken?"

    Joel fängt an zu husten, als er sich beim Versuch ein Lachen zu unterdrücken verschluckt. Von Ed bekomme ich den typisch mahnenden Gesichtsausdruck.

    "Vielleicht überlege ich mir das mit der Überraschung nochmal."

    "Schon gut, schon gut."

    Ich gehe in sein Zimmer. Es ist um einiges größer als meins und wie nicht anders zu erwarten, perfekt aufgeräumt. Auf der einen Seite ist ein großes Bücherregal und ein Kleiderschrank und auf der anderen ein erstaunlich großes Bett mit weiß, hellblau gestreifter Bettdecke. Ich stutze als ich eine braune Geige auf dem Bett liegen sehe.

    "Du hast heute das erste Mal auf einer Violine gespielt, oder?", fragt mich Ed.

    "Em... ja, hab ich."

    "Es ist nicht einfach so schnell ein Gefühl für den Bogen und die Seiten zu bekommen." Er nimmt das Instrument und geht damit in Position. "Es dauert Jahre richtig damit zu spielen und noch länger um es zu perfektionieren." Er beginnt zu spielen, ganz anders als Francois entlockt er der Geige Töne die mir eine Gänsehaut verpassen. Bis er sie absengt. "Ich denke du solltest das weiter üben und dafür würde ich dir gerne meine Violine geben." Er hält sie mir hin.

    Ich starre auf das Instrument. "Ich... ich weiß nicht, ob ich..."

    Mit einem sanften Lächeln drückt Ed mir die Geige in die Hand. "Denk einfach mal darüber nach und wenn du möchtest können Joel oder ich dir gerne beim Noten lernen helfen."

  • Guten Morgen, hier ein bisschen Aktion und Spannung mit Kapitel 15. Ich hoffe es gefällt euch. Bitte Schreibt mir was ihr gut findet und besonders, was ich noch verbessern kann. Vielen Dank.

    Kapitel 15


    Ich und Geige spielen, das ist doch nicht sein Ernst. Geistesabwesend stecke ich den ersten Adventskrans, trotz Anitas Protest. Ich brauche einfach etwas zu tun und ein paar entwürfe werden schon nicht schaden.

    Nachdem Ed mir die Geige aufgezwungen hat, hatte ich sie mit in mein Zimmer genommen und lange angestarrt. Ohne es zu wollen habe ich mich an die Zeit erinnert als Nemo und ich unseren ersten Winter erlebten. Ein Freundliches schon sehr altes Ehepaar hatte uns Obdach gewährt. Während ich der Frau im Haushalt ausgeholfen habe und so gelernt hatte, wie die ganzen Geräte, wie Härt, Spül- und Waschmaschine funktionieren, war Nemo viel bei ihrem Mann. Er hatte Nemo die Gitarre geschenkt und ihm beigebracht wie man sie benutzt und Noten liest. Es war eine sehr schöne Zeit mit viel Liebe und Wärme. Leider verstarb im Sommer darauf der Mann und im Herbst folgte ihm dann seine Frau. Es tat sehr weh als sie gingen. Ich hatte den Schmerz schon ganz vergessen, aber gestern Abend war es wie vor sechs Jahren.

    Langsam Greife ich nach einem getrockneten Orangenstreifen. Immer wieder kommen mir die Erinnerungen ins Gedächtnis, wie wir alle zusammen am Kamin saßen und Nemo einen Krampf in den Fingern bekam als er von einem Griff in den anderen wechseln wollte. Die Gitarre ist Nemos ein und alles geworden und er sagte mir mal, wenn er sie Spielt hat er das Gefühl, als wären die beiden dann bei ihm. Ein schöner Gedanke.

    Ich greife nach einer weiteren Orangenscheibe. Mich lässt das Gefühl einfach nicht los, dass wenn ich von einem anderen lerne wie man Noten liest, ich den alten Mann hintergehe, zumal ich sein Angebot es mir bei zu bringen immer abgelehnt habe. Ob es ihn traurig macht? Oder wäre es ihm egal?

    Nur am Rande bemerke ich, dass zwei Kunden den Laden betreten, aber Magda ist schon bei Ihnen. Seufzend bringe ich die Orange an den Kranz. Ob ich mit Ed darüber reden sollte? Er kümmert sich doch immer so gerne um allesmögliche. An Allerheiligen war er doch auch für die Kirchengänger da, die um ihre Verstorbenen Trauern.

    "Was haben wir denn hier?", schnurrt eine tiefe Männer Stimme, als eine Hand bestimmt mein Kinn greift und meinen Kopf an hebt. Völlig überrascht, von so viel Dreistigkeit, sehe ich zu der Person und erstarre. Wie ein Hammerschlag wird mir die Dämonische Energie bewusst, die den Blumenladen füllt. Zwei rote Augen mit dünnen vertikalen schlitzen starren gefährlich in meine. Perfekte Lippen sind zu einem überheblichen, grausamen Grinsen verzogen. Die Dunkelbraunen Haare sind perfekt gestylt und der schwarze Anzug lässt ihn nur noch bedrohlicher wirken.

    "Wie kommt es, dass ein kleiner, schwacher Dämon, sich in mein Revier geschlichen hat ohne sich angemessen bei mir vor zu stellen?" Er legt seinen Kopf schief und mustert mich eingehend. Sein Daumen streicht sanft über meine Lippen. Das grausame Grinsen vertieft sich. "Atme kleines."

    Als hätte mein Körper nur auf seine Erlaubnis gewartet, fange ich Zitternd wieder an zu atmen, aber nicht ohne meinen Blick von seinen Augen abzuwenden.

    "Wie heißt du?"

    "L... Lilly..."

    Er beugt sich näher zu mir, seine Stimme fast ein flüstern, "und dein richtiger Name?"

    "Syrzhalya."
    Überraschung zeigt sich in seinem Gesicht. "Oh, ein erstaunlich Mächtiger Name, für einen erstaunlich schwachen Dämon. Oder bist du gar nicht so schwach?" Seine Augen verengen sich und er mustert mich noch einmal von oben bis unten. "Nein. Kein Dämon würde sich freiwillig so viele Wollsachen anziehen. Nur untere Dämonen können so schlecht eigene wärme produzieren, das sie sich bei den Temperaturen schon so warm einpacken müssen. Zusätzlich sind deine Energiereserven fast aufgebraucht." Noch immer streicht sein Finger über meine Lippen. "Hmm, was mache ich nur mit dir..."

    Ein Räuspern hinter mir reißt mich aus meiner Versteinerung und ich schaffe es endlich, mich von diesen Augen los zu reißen. Anita ist aus dem Lager zurückgekommen und steht jetzt neben mir. "Gibt es einen Grund warum Sie meine Kollegin so bedrängen."

    Überrascht sehe ich zu ihr. Offensichtlich ist sie sich der Gefahr, die von diesem Mann ausgeht nicht bewusst.

    Ein Kichern kommt von dem Dämon, "bitte entschuldigen sie, ich war so verzaubert von dieser wunderschönen Blume hier, dass ich meine Manieren ganz vergessen habe. Bitte entschuldige, Syrzahalya." Die Art wie er meinen Namen schnurrt, jagt mir einen Schauer über den Rücken.

    Ich versuche meine Angst herunter zu schlucken, "a... alles gut."

    Er sieht zu dem Kranz an dem ich bis gerade eben noch gearbeitet habe, "und so geschickte Finger. Wie lange brauchst du um den fertig zu machen?"

    "Ich... eh... nicht... nicht lange... v... vielleicht..."

    "Eine Stunde, sagst du?", unterbricht er mein Gestotter und sieht wieder direkt in meine Augen. Allerdings sind sie jetzt nicht mehr Rot, sondern braun. "Das passt perfekt." Er holt eine Visitenkarte aus der Innentasche seines Anzugs. "Sei so gut und bring das dann in meine Bar." Er legt mir zusätzlich einen Fünfzigeuroschein hin. "Für die Lieferung." Mit einem selbstgefälligen Lächeln dreht er sich um und verlässt den Laden mit dem anderen Mann, der einen Blumenstrauß in der Hand hat.

    Mit schwachen Knien lasse ich mich auf einen Stuhl fallen, als endlich auch die erdrückende Energie des mächtigen Dämons verschwindet. Besorgt kommen meine beiden Kolleginnen zu mir.

    "Alles gut bei dir?"

    Ich nicke benommen.

    "Kennst du den Mann."

    Ich schüttle den Kopf.

    Magda nimmt die Visitenkarte in die Hand. "Darian Wessmond, Club Nightfall. Das ist doch dieser zwielichtige Nachtclub der vor knapp 20 Jahren eröffnet wurde."

    "Von dem habe ich auch schon gehört", meint Magda, "allerdings nichts Gutes."

    Natürlich nicht. Dämonen leiten keinen Nachtklub um sich etwas Taschengeld dazu zu verdienen und den Menschen eine Ausgelassene Zeit zu Bescheren.

    "Du solltest da nicht hin gehen", entscheidet Magda, was Anita nickend bestätigt.

    Als ob das so einfach wäre. Ich schüttle den Kopf, "nein, ich werde gehen."

    "Was? Lilly das ist gefährlich, wenn dann komme ich mit."

    "Nein", unterbreche ich Anita, "ich... ich schaffe das schon. Ich denke nicht, dass er mir etwas antun wird. Schließlich wisst ihr dass ich bei ihm bin und er wird bestimmt nicht, mit einem Mord zu viel Aufsehen erregen."

    Beide versuchen mich zwar noch umzustimmen, aber am Ende sehen sie ein, dass es nicht genug ist, um die Polizei zu rufen, aber zu viel um es zu ignorieren. Ich muss ihnen hoch und heilig versprechen, keine seltsamen Deals ein zu gehen, nichts zu trinken, was er mir anbietet und dass ich mich sofort melden werde wenn ich da raus bin. Sollte ich nach einer Stunde nicht zurück sein werden sie mich anrufen. Wenn ich mich dann mit einem "Bis gleich" verabschiede ist alles gut, wenn ich aber "Bis dann" sage werden sie die Polizei rufen.

    Also stehe ich genau eine Stunde später, in einer düsteren Straße vor einem unscheinbaren, etwas runtergekommenen Gebäude auf dem der Name Nightfall steht. Ein Pfeil zeigt auf die Treppe nach unten zu einer Metallenen Tür. Alles hier schreit nach: Ich bin ein Zwielichtiger Nachtclub! Du willst Drogen oder fragwürdige Geschäfte machen? Hier bist du richtig.

    Mit ungutem Gefühl im Bauch gehe ich die Steintreppe nach unten. Es gibt keine Möglichkeit zu Klingeln und auf mein zaghaftes klopfen an der Tür, gibt es auch keine Rehaktion. Ich versuche die Türklinke runter zu drücken und bin überrascht das die Tür auch auf geht. Allerdings nur sehr schwer. Vorsichtig spähe ich ins Innere. Ein dunkler enger Gang führt tiefer in das Gebäude. Am liebsten würde ich wieder umdrehen, jeder Horrorfilm fängt doch mit sowas an.

    Ganz ruhig Lilly. Weg laufen kannst du nicht, versuch einfach ruhig zu bleiben und rationale Entscheidungen zu treffen.

    Neben der Tür liegt ein großer Backstein, vermutlich wird er benutzt, um nach Eröffnung die schwere Tür offen zu halten. Wie ich durch Aktion- und Horrorfilme gelernt habe, wird es immer gefährlich, wenn die Tür hinter den Protagonisten zu fällt. Also schieb ich den Stein gegen die Tür, damit sie offen bleibt. Es ist immer gut einen Fluchtweg zu haben, oder dass die Polizei es rein schafft wenn doch etwas passiert. Irgendwie beruhigt mich der Gedanke. Ich Atme noch einmal tief durch und gehe rein. Lautlos folge ich dem dunklen Gang. Er führt um eine Ecke und plötzlich stehe ich in einer großen, sehr edlen Longe. Mit vielen verschiedenen, bequem wirkenden Sitzmöglichkeiten. In der Mitte ist eine große Tanzfläche. Große Kronleuchter und Vorhänge aus gläsernen Diamanten schaffen eine edle Atmosphäre. Wenn die Diskolichter hindurch scheinen, gibt es bestimmt stimmungsvolle Effekte. Eine Wendeltreppe führt zu einem breiten Bacon, mit Glasgeländer. An einer Wand ist ein Regal, was bis unter die Decke reicht gefüllt mit allen möglichen Spirituosen. Noch ist es dunkel, aber ich vermute, bei betrieb wird es beleuchtet sein. Die Bar vor dem Regal ist ganz in schwarz und auch die Zapfsäulen scheinen hochwertig zu sein.

    Vor lauter staunen ist mir der Mann hinter der Baar kaum aufgefallen. Eifrig ist er einen Karton am Auspacken. Als ich mich ihm nähere, bemerke ich, dass er ein Mensch ist und generell nicht so wirkt als würde er, Floristinnen umbringen. Ich hatte befürchtet mit Darian alleine zu sein, das ein Mensch hier ist, beruhigt mich. Je näher ich der Bar kommen, desto mehr Stimmen nehme ich war, die aus einer Tür gleich neben der Bar kommen und auch die Aura des Dämons.

    Ein weiterer Mensch kommt durch die Tür. Groß, muskulär und sehr breit. Der sieht schon mehr aus als würde er einen Floristin Töten können.

    Als er mich sieht stockt der Hüne. "Wir haben noch geschlossen."

    Der andere Mann schmunzelt. "Sieht die aus als wollte die Party machen?"

    Ich werde vor Verlegenheit etwas rot. Da stehe ich in einer tot schicken Bar in einer weiten Jeans unter der ich noch eine Thermoleggings trage, einen dicken Strickpullover, mit einer Strickweste und meiner grünen Arbeitsjacke darüber und die Haare mehr schlecht als recht zusammen gebunden. Bestimmt sind durch den Herbstwind auch einige Strähnen rausgefallen. Und als Sahnehäubchen oben drauf halte ich wie ein Idiot den Adventskranz vor mich. Das alles vor zwei wirklich sehr attraktiven Männern, in einer schwarzen Hose und einem schwarzen Hemd, welches ihren durchtrainierten Körper perfekt betont.

    "Ich will nur eine Lieferung vorbei bringen." Erkläre ich Monoton. Es ist lange her das ich mich so underdresst gefühlt habe. Jetzt habe ich einen weiteren Grund, warum ich das hier so schnell wie möglich hinter mich bringen will.

    Der große lächelt spöttisch, "ist es nicht etwas früh für Weihnachtsdeko?"

    "Das Grün bei deiner Jake passt ja schon mal zu einer Weihnachtselfe, nur der Rest..." Abschätzend begutachtet der Barkeeper mein Outfit.

    Der große dreht sich zur Tür, "Sven kom' ma, wir haben hier nen' Gartenzwerg zu besuch."

    Ein weiterer Mann, nicht weniger attraktiv als die anderen beiden, kommt durch die Tür. Nicht so groß und breit wie der Hüne aber nicht weit davon entfernt.

    "Ich will euch ja nicht schocken", meint Sven trocken, "aber so sehen Frauen aus, die nicht für Geld und schöne Kleider ihre Seele verkaufen und einer vernünftigen Arbeit nach gehen."

    Sven ist definitiv der mit mehr Verstand.

    "Sagt der, der jede Nacht ne anderen Abschleppt." kontern der Barkeeper sofort.

    "Wärt ihr nicht so scheiße hättet ihr bestimmt auch ne Chance eine Frau ab zu schleppen", gebe ich meinen Kommentar ab.

    "Wer fährt denn da die Krallen aus" Darian lehnt im Türrahmen mit einem Handy am Ohr, während er aufreißend langsam den Blick über meinen Körper wandern lässt. "Aber ich muss schon zugeben, wo ich jetzt dein Outfit im ganzen bewundern kann, es ist schon sehr interessant. Vor allem mit diesem Hintergrund." Er leckt sich langsam über die Lippen. "Hinreißend."

    Mit hochrotem Kopf sehe ich weg. Schnell gehe ich zur Bar, lege den Kranz darauf und knalle das Wechselgeld von den fünfzig Euro hin. "Danke für Ihren Einkauf, auf nie wiedersehen", knurre ich und drehe mich um, um so schnell wie möglich hier raus zu kommen.

    "Hab ich dir erlaubt zu gehen, Syrzahalya?"

    Wie angewurzelt bleibe ich stehen. Langsam sehe ich zu Ihm und diesem grausamen Grinsen. Er nimmt das Handy vom Ohr und legt es auf die Theke. Als wäre ich ein Hund, Pfeift er nach mir und winkt mich mit seinen Finger zu sich. So sehr ich es auch will, ich kann mich nicht wiedersetzen. Schritt für Schritt gehe ich auf ihn zu, bis ich direkt vor ihm stehe. So nah, viel zu nah. Zärtlich streicht er über meine Wange. Er beugt sich noch näher, bis ich seinen Atem an meinem Ohr spüre. "Ich hätte nicht gedacht, dass deine Kolleginnen dich gehen lassen, was musstest du ihnen versprechen?"

    "Ich darf auf keine fragwürdigen Deals eingehen, kein Trinken annehmen und wenn ich nach einer Stunde nicht zurück bin, rufen sie mich an", muss ich ihm antworten.

    Er kichert, so nah an meinem Ohr wirkt es um ein vielfaches bedrohlicher. "Ihr habt doch bestimmt ein Passwort ausgemacht, für den Fall, dass du in Bedrängnis gerätst."

    Meine Lippen bewegen sich wieder von alleine, "wenn ich am Ende "bis gleich" sage, ist alles in Ordnung, wenn ich "bis dann" sage, rufen sie die Polizei."

    Ich spüre gegen meinen Hals wie er lächelt, als er sanft die empfindliche Stelle unter meinem Ohr Küsst. "Braves Mädchen." Er richtet sich langsam auf, wobei er am Kragen meines Pollovers zieht, so dass er in meinen Ausschnitt sehen kann. "Na wenigstens ist deine Unterwäsche passend."

    Noch bevor ich etwas machen kann spüre ich, wie sich ein warmer, muskelbespannter Körper gegen meinen Rücken drückt. Hinter mir steht der Hüne und sieht, dank Darian direkt in meinen Ausschnitt, auf den rot schwarzen spitzen BH, bis runter zu meinem Bauchnabel.

    "Sehr sexy", knurrt er leise in mein Ohr und seine Großen Hände legen sich auf meine Hüfte.

    Als ich mich von ihm weg drehen will, steht Sven neben mir, seine Hand streift über meinen Oberschenkel. Darian macht einen Schritt zurück und der Barkeeper nimmt seinen Platz ein, seine Hand streift sanft über meinen Hals zu meinem Gesicht.

    Was um alles in der Welt passiert hier? Sobald ich versuche von einer Berührung zurück zu weichen, drücke ich mich nur in eine andere. Verwirrt sehe ich zu dem Mann vor mir. Erschrocken bemerke ich seinen glasigen Blick, er wirkt als wäre er high. Auch die anderen beiden Männer haben diesen Blick.

    Ich sehe zu Darian der sich hinter der Bar ein Getränk zubereitet. "Was hast du mit ihnen gemacht?"

    "Ihnen die Hemmungen genommen", erklärt er, ohne auf zu sehen, "auch wenn es dich verwundern sollte, meine kleine, sogar in diesen Klamotten hast du deinen reiß. Wie ein Geschenk, was man auspacken will."

    Die Berührungen der Männer werden intensiver. Ich spüre wie sie mir mein Shirt aus der Hose ziehen, um an meine Haut darunter zu kommen. Svens Hand hat den Ort erreicht, an dem ich schon viel zu lange nicht mehr von einem Mann berührt worden bin und sofort bereue ich die Kleiderschicht.

    "Warum?", keuche ich, "Warum machst du das?"

    Er geht um die Bar herum. "Um dich mit Energie zu versorgen. Nimm aber nicht zu viel, die drei müssen heute Nacht noch für mich arbeiten."

    "Warum?", frage ich erneut.

    Noch bevor er mir antworten kann, werde ich von dem Barkeeper in einen Kuss gezogen und verdammt. Wieso ist dieser Idiot nur so unbeschreiblich gut darin?

    "Aus Mitleid."

    Darians Stimme verhindert, dass ich mich zu sehr von dem Kuss mitreißen lasse und ich schaffe es mich von ihm zu lösen, um die Erklärung vom Dämon mit zu bekommen. Was definitiv nicht einfach ist, wenn man von drei absolut attraktiven Männern in die Mangel genommen wird, die ganz genau wissen wie sie eine Frau anzufassen haben.

    "Du bist im Grunde eine Illegale Einwanderin, andernfalls hätte ich von dir Gewusst" Mittlerweile sitzt er mit einem Drink auf einem Lounge Sessel und genießt offensichtlich den Anblick, der sich ihm bietet. "Ganz alleine hast du es aus der Hölle geschafft. Du hast dir einen Job besorgt, hast vermutlich eine Wohnung, aber scheinbar hast du Schwierigkeiten an Energie zu kommen. Bist wohl eine von der schüchternen Sorte, was?"

    Mir entfährt ein Stöhnen, als der Hüne mit kräftigen Händen beginnt mein Brüste zu massieren. Es kostet mich all meine Willenskraft mich auf das Gespräch zu konzentrieren. "Du... Du bist nicht sauer oder so?"

    Er lacht wieder, "Sauer? Warum sollte ich? Du bist ein Dämon des untersten Rangs. Nicht ganz so schwach wie die Menschen aber für Dämonen meiner Klasse nicht wirklich zu gebrauchen. Also sieh es als Geschenk meiner Großzügigkeit und meiner Bewunderung, dafür das du es so weit geschafft hast."

    Wer‘s glaubt wird Seelig. Aber viel wichtiger, "wissen die drei Menschen Bescheid über uns?"

    "Natürlich nicht. Aber in dem Zustand hören sie uns auch nicht wirklich zu." Er nippt an seinem Drink. "Und jetzt sei ein braver kleiner Dämon und lass mich die Show genießen."

    Die Show? Noch herablassender konnte er es nicht sagen, oder? Aber eine bessere Gelegenheit meine Energie etwas auf zu füllen bekomme ich so schnell nicht nochmal. Auch wenn zwei von dreien, der Männer echt unverschämt waren. Andererseits nehme ich mir ja auch ihre Energie und... Meine Gedanken werden wieder von einem Leidenschaftlichen Kuss unterbrochen. Wenn ich mich dem sowieso nicht entziehen kann, kann ich es doch auch genießen.

    Ich schließe die Augen und erwidere denn Kuss. Genüsslich sauge ich dabei seine Energie in mich hinein. Einer der Männer öffnet meine Hose. Mein Herz schlägt schneller und schneller. Es ist so lange her, dass ich Sex hatte und jetzt passiert alles gleichzeitig. Ich werde von einem atemberaubenden Kuss in den nächsten gezogen.

    "Mehr Klamotten konntest du nicht anziehen oder?" Höre ich Darians Stimme, die viel zu nah klingt. Noch bevor ich mehr darüber nachdenken kann greift jemand in meine Haare und zieht mich aus einem Kuss. Wieder starre ich in diese roten Augen. Offensichtlich ist es ihm zu langweilig nur zu zusehen. Mit einem Festen Griff in meinen Haaren zieht er mich zu sich. Sein Kuss hebt sich von dem, der anderen ab. Dominanter, Aggressiver. Er gibt ganz klar den Takt vor. Ich kann mich nur einfügen und seine Energie. Während ich bei den Menschen das Gefühl habe, die Energie durch einen Strohhalm aufzunehmen, ist es bei ihm, als würde ich aus einer Flasche trinken. Viel schneller, fließt mehr Energie in mich hinein. Wenn ich könnte würde ich ihn näher zu mir ziehen, aber irgendwer hält meine eine Hand fest und die andere ist zwischen zwei Körpern eingeklemmt. Ein kehliges Knurren kommt von dem Dämon, als er seine Zunge in meinen Mund gleiten lässt. Ich kann nur mit winseln antworten als mich die Berührungen und der intensive Kuss um den Verstand bringt. Eine warme Hand findet endlich den Weg in meine Hose und Leggings, um immer tiefer zu Wandern. Mein Atem geht immer schneller, ungeduldig warte ich, dass sie Endlich meine viel zu vernachlässigte Mitte erreicht. Darian beendet den Kuss und wandert mit nun sanften Küssen zu meinem Ohr, murmelt süße Worte. Meine Pullover Schicht ist hoch geschoben worden und Sven Küsst den Teil oberhalb meiner Brust, wo der BH anfängt. Alles geht so schnell und gleichzeitig viel zu langsam. Ich will endlich aus den Klamotten und Haut auf Haut spüren. Hungrig suche ich nach einem Mund denn ich Küssen kann, als der Raum von einer neuen Energie geflutet wird. Wie von einer Welle, wird die stickige, schwere Energie von Darian weg geschwemmt und die Frische und doch erdrückende, neue Energie bleibt zurück. Wenn die Männer um, mich nicht aufrecht halten würden, wäre ich unter dem plötzlichen Druck in die Knie gegangen.

    "Fuck", knurrt Darian in mein Ohr und lehnt die Stirn auf meine Schulter. Als wollte er sich sammeln. Das Territorium eines Dämons mit einer solchen Energie zu fluten, ist gleich zustellen mit einer Kriegserklärung. Eine klare und unmissverständliche Demonstration der eigenen Macht.

    Langsam richtet sich Darian zur vollen Größe auf und seine Aura drängt sich gegen die neue. Kurz glaube ich Blitze zu sehen, als sich die Energien aneinander reiben.

    "Was willst du, Engel?"

    Die Energie kam mir direkt bekannt vor, aber in diesem Ausmaß, war ich mir dann doch nicht mehr sicher, aber da steht Joel, lässig gegen den Eingang gelehnt, durch den auch ich den Raum betreten habe.

    "Ach, weißt du, die Tür stand offen und da wollte ich mal nach dem Rechten sehen." plaudert er lässig los, mit seinem überheblichen Grinsen. "Ich störe doch hoffentlich bei nichts."

    "Wie außerordentlich aufmerksam von dir", antwortet ihm der Dämon übertrieben freundlich, aber nicht weniger bedrohlich, "wir waren gerade dabei uns ein wenig zu Amüsieren. Selbstverständlich bist du herzlich eingeladen mit zu machen."

    Mit den Händen in der Jackentasche kommt Joel auf uns zu. Hoffentlich erkennt er mich nicht, zwischen den drei Männern. "Welch überaus großzügiges Angebot, aber ich muss ablehnen. Du kennst das ja. Arbeit und Privates."

    "Wir sehen das hier nicht so eng." Darian stellt sich zwischen uns und Joel. "Wenn du aber nicht willst, werde ich dich natürlich zu nichts nötigen."

    "Sehr nett von dir, Dari."

    Ich sehe wie sich Darians Körper bei dem Spitznamen leicht anspannt, "Immer gerne Joel, wenn du sonst noch was hast können wir gerne in meinem Büro darüber reden."

    "Nur keine Umstände, ich würde es allerdings mehr bevorzugen...", er hebt die Stimme an und sieht zu uns, "...wenn die Menschen den Raum hier jetzt verlassen würden."

    Ein Zucken geht durch die Männer und nach ein paarmal blinzeln, haben sie wieder einen klaren Blick. Aber sie wirken nicht darüber verwundert, wie sie mit mir so stehen. Scheinbar haben sie doch einiges mitbekommen, zumindest das Körperliche. Nach einem Zischen dreht sich Darian zu uns, "seid so gut und kümmert euch um das Lager."

    Unauffällig will ich mich den Männern anschließen, aber da höre ich wieder Joels Stimme, "Lilly Schatz. Du bleibst auch hier."

    Als wäre es sein Club, lässt sich Joel auf eine der Lounge Sofa fallen, einen Arm lässig über die Lehne. Ohne große Eile geht Darian zu ihm. Geschwungene, große Hörner wachsen dabei aus seinem Kopf und ein langer kräftiger schweif mit stacheln zuckt angriffslustig hin und her, als der Dämon sich endlich auf das Sofa gegenüber vom Engel setzt. Die Luft um sie herum ist so aufgeladen, dass die Spannung auf meiner Haut prickelt.

    Schnell bringe ich meine Klamotten wieder in Ordnung, besser ich bleibe an nichts hängen wenn der Sturm los geht und ich abhauen muss. Unsicher wo ich mich bei diesem Specktakel am besten positioniere gehe ich zu ihnen. Die Entscheidung wo ich mich hin setzen soll wird mir abgenommen, als sich Darians Schwanz um meine Hüfte legt und mich neben ihn zieht. Ohne den Blickkontakt zu Joel zu trenn lässt er seine Hand durch meine mittlerweile offenen, zerzausten Haare fahren.

    "Lilly"

    Ich zucke heftig zusammen, als Joel meinen Namen ausspricht. Sanft und süß, aber gleichzeitig so bedrohlich. Es ist ganz anders als wenn Ed das macht. Bei Ed komme ich mir vor wie ein Teenie der Blödsinn gemacht hat, aber das hier ist etwas ganz anderes. Ich habe Angst.

    Noch immer kontert Joel den Blick des anderen Dämons. "Ich kann mich dunkel daran erinnern, dass wir vor gar nicht allzu langer Zeit ein intensives Gespräch darüber hatten, wann du von Menschen Energie stehlen darfst." Er löst seinen Blick von Darian und funkelt mich an. "Hätte ich vielleicht doch die Gerte benutzen sollen, um es dir verständlicher zu machen?"

    Darian neben mir fängt an zu lachen. "Die Gerte, das kling aber aufregend, dass musst du mir genauer erklären meine Kleine. Was genau treibst du mit den Engeln hm?" Seine Hand wandert zu meinem Nacken. Mit festem druck fängt er an mich dort zu massieren, was mich winseln lässt. "Hast du vergessen, auf welcher Seite du stehst, Syrzahalya?" In einer intensiven Bewegung mit seinem Daumen spüre ich, wie er Energie auf eine seltsame Art und Weise auf mich wirkt. Meine Hörner und schweif kommen raus, auch meine Augenfarbe verändert sich.

    "Syrzahalya?", wiederholt Joel, wobei er die Dämonische Aussprache perfekt kopiert. "Das ist also dein richtiger Name?"

    Ich versuche die blicke zu beiden Männern zu vermeiden. Was zur Hölle wird das hier?

    "So nah steht ihr euch also doch nicht?" Darian zieht mich näher zu sich, so dass ich fast auf seinem Schoß sitze.

    "Näher als dir."

    "Ach wirklich?" Der Dämon beugt sich näher zu mir, den Blick weiterhin auf Joel gerichtet. "Dann weißt du ja, wie gut die Kleine sich anfühlt." Er zieht mich in einen tiefen, intensiven Kuss. Seine Hand greift besitzergreifend um meinen Hintern und drückt feste zu, so dass ich nach Luft schnappen muss. Mit der anderen Hand hält er mich im Nacken fest. Wieder erobert seine Zunge meinen Mund. Nur diesmal lässt er keine Energie in mich fließen. Das hier ist nur, um zu zeigen, dass er mit mir machen kann was er will. Nicht das ich denke, dass ausgerechnet sowas Joel Provozieren könnte. Bis ich ohne Vorwarnung von Darian weg gerissen werde. Unsanft knalle ich auf das Sofa, auf dem eben noch Joel saß. Als ich aufsehe, sehe ich wie sich Joel über den Dämon beugt, silbern schimmernden Flügel weit ausgebreitet, eine Hand an Darians Kehle in der anderen ein Schwert. Die Klinge in Silber, blauen Flamen direkt auf Darians Gesicht gerichtet, auf dem noch immer dieses überhebliche Grinsen ist.

    "Mach das noch einmal Dari und du hast die längste Zeit deine Hände und Zunge gehabt."

    Ein spöttisches Lachen kommt von Darian, "was für eine Drohung. Seit wann mischen sich Engel in die Angelegenheiten unter Dämonen ein?"

    "Bei der geringen Dämonischen Energie ist sie mehr Mensch als Dämon und somit wieder in meinem Aufgabenbereich."

    "Du legst dir die Dinge gerne so aus wie sie dir gerade passen was Joel. Die kleine muss ja ein verdammt guter Fick sein wenn du dich so für sie einsetzt."

    "Wie gut sie ist, wirst du nicht herausfinden mein Lieber, dafür werde ich sorgen."

    "Teilen ist nicht so deine Stärke was?"

    "Oh ich bin sehr gut im Teilen." Langsam richtet sich Joel auf und in seiner zweiten Hand erscheint ein weiteres Flammendes Schwert. "Dann lass mal hören, in wie viele Stücke soll ich dich teilen?"

    Darians Hand zuckt und Rasiermesser Schafe Klauen kommen zum Vorschein.

    Wir alle fahren zusammen, als mein Handy anfängt zu klingeln. Panisch greife ich in meine Jackentasche. Es ist die Nummer vom Laden.

    "J…Ja?"

    "Alles gut bei dir Lilly? Wo bist du?", höre ich Anitas besorgte Stimme.

    "Ich eh... im.. noch im Club... mein.. mein anderer Mittbewohner ist auch hier.. eh.. ich eh..."

    "Mittbewohner?", Darian lacht wieder, "du hast dich bei Engeln einquartiert?"

    "Er... er bringt mich in den Laden zurück." Fragend sehe ich zu Joel und hoffe so ein Blutvergießen vermeiden zu können. Vor allem, da wenn die beiden ernsthaft aufeinander losgehen, das ganze Gebäude vermutlich in Schutt und Asche gelegt werden würde. Meine Fluchtchancen wären auch nicht gerade gut. Seid Joel mich von Darian weg gezogen hat ist die Energie so schwer, ich kann mich kaum bewegen.

    Nach einem langen mahnendem Blick Richtung Darian, gibt Joel dann doch nach und die Schwerter verschwinden wieder. Auch Darians Hand entspannt sich wieder. Erleichtert Atme ich auf.

    Einmal editiert, zuletzt von Ninja (6. August 2025 um 13:46)

  • Das waren hier zwei sehr schöne Abschnitte, die auch Neues gebracht haben.

    In dem vorherigen Abschnitt hat mir sehr gut gefallen, dass dort das Thema "Romantik" ein wenig beleuchtet wurde. Lilly ist tatsächlich echt unromantisch und das ist auch das Besondere an ihr, das sie so erstaunlich macht. Sie sucht beständig nach erotischer Annäherung, aber eigentlich mehr in dem Sinn, wie wenn ein Wildtier nach Beute sucht. Da geht es nicht in erster Linie um Sex (doch, es geht auch darum, aber es ist nur ein angenehmer Nebeneffekt, in erster Linie dient die Annährung dem Überleben und der Ernährung). Worum es jedenfalls überhaupt gar nicht geht, sind romantische Gefühle. Da das in diesem Abschnitt ganz deutlich wird, regt das zum Nachdenken an. Hat Lilly gar keine romantischen Gefühle, oder könnte sie welche entwickeln? Das würde ich gerne miterleben. Ich denke, da ist einiges in ihr, das sie aber nicht wagt zu zeigen. Mir hat das insgesamt sehr gut gefallen.

    In dem neuen Kapitel kommen wir dem Thema Dämonen-Engel nun etwas näher und erfährt mehr Details. Toll, das hast du spannend dargestellt. Gerne mehr davon! Ich frage mich, wie kann sie immer so distanziert bleiben? Gefällt ihr Darian, gefällt ihr Joel? Oder ist das wirklich ganz egal?

    Die Energie kam mir direkt bekannt vor, aber in diesem Ausmaß, war ich mir dann doch nicht mehr sicher, a

    hier fällst du aus der Zeit heraus. Du erzählst ja im Präsenz, das würde ich auch hier tun. (Die Energie kommt mir direkt bekannt vor ...)

  • Ninja. Toller Einstieg! Rechtschreibung ist kein Thema. Da gibt es Mittel.

    Was ich sperrig fand, aber ich bin auch Boomer, im Haus steht knöchelhohes Wasser und der Vermieter sagt: "Da kann man eh nix machen" und geht. Jemand, der 4 Häuser hat, weiß, was nasse Keller bedeuten und würde selten so reagieren.

    Wie kannst Du das umgehen?

    Mann bleibt und kümmert sich um Feuerwehr und Renovierung, Frau bringt die Dämonin zur Ausweichwohnung. Oder Mann ruft seinen Hausverwalter an, der sich um den Schaden kümmern soll und beide fahren. Falls Du die Trennung der Vermieterin von ihrem Mann, vor der Wohnung behalten willst.

    AUSSER... Du hast einen perfiden Plan mit einem Kellerwassergeist. Dann lass alles so. Denn nur so ruft man Kellerwassergeister. Mit einem trockenen Bett in der Mitte des See. ☺️

    Aber die Geschichte ist schön. Bin gespannt, warum Engel und Dämonen zusammen leben können!

    Ich glaube ich war etwas drüber. Wenn dir das zu viel war, gibt mir ein Daumen runter oder so. Bin manchmal zu überschwenglich.

  • Guten Morgen,

    vielen dank, für die reaktion

    In dem vorherigen Abschnitt hat mir sehr gut gefallen, dass dort das Thema "Romantik" ein wenig beleuchtet wurde.

    Ich will auch in den nächsten themen mehr auf Lillys gefühle eingehen und mehr in die Tiefe gehen, ich hoffe nur das es nicht zu langweilig oder melankolisch wird.

    Toll, das hast du spannend dargestellt. Gerne mehr davon!

    Es freut mich sehr, dass es dir gefällt, ich hab nur das gefühl, das es in dem Kapitel etwas zu schnell voran geht, aber vielleicht kommt nur mir das so vor.

    Was ich sperrig fand, aber ich bin auch Boomer, im Haus steht knöchelhohes Wasser und der Vermieter sagt: "Da kann man eh nix machen" und geht. Jemand, der 4 Häuser hat, weiß, was nasse Keller bedeuten und würde selten so reagieren.

    Hey, vielen dank erstmal, dass du dich entschieden hast, meine Geschichte zu lesen, ich freu mich auch sehr über deine Kritik. so kann ich das ganze aus verschiedenen blickwinkeln betrachten. ich hatte noch nie einen rohrbruch und weiß daher auch nicht wie man da etwas machen kann. es ist auch nur mittel zum zweck, um einen grund zu haben, warum Lilly da raus muss, aber es sollte trotzdem realistisch sein. Vielen dank auch für deine forschläge. wenn ich mit allem fertig binn, werde ich nochmal alle Kapitel überarbeiten und werde versuchen es realistischer dar zu stellen. Vielen dank nochmal, das dir das aufgefallen ist.

    Ich glaube ich war etwas drüber. Wenn dir das zu viel war, gibt mir ein Daumen runter oder so. Bin manchmal zu überschwenglich

    Ganz im gegenteil. Am anfang war ich sauer über die negative kritik/ verbesserungsvorschläge. aber dann habe ich mich auch mal etwas selbstreflektiert und gemerkt, das genau das ist, was meine Geschichte besser macht. ich freu mich natürlich über positives aber hab in letzter zeit zu wenig verbesserungsvorschläge bekommen. Jetzt vermisse ich die richtig. mehr Verbesserungsvorschläge bitte :) damit es perfekt wird (nein spaß, gerade unperfekte sachen sind perfekt).

  • Hier geht es weiter mit Kapitel 16. ich hoffe ihr mögt es.


    Kapitel 16


    Endlich sind wir aus dem Club raus. Ich habe das Gefühl wieder frei atmen zu können. Sogar die kalte Luft heiße ich willkommen. Leicht high von dem Wissen, das ganze überlebt zu haben gehe ich hinter Joel her. Seine Aura ist immer noch bedrückend, aber vermutlich braucht er einfach etwas länger, um sich wieder zu beruhigen. Eine weitere Welle der Erleichterung kommt über mich, als die Fußgängerzone in Blickweite ist.

    Joel biegt in eine schmale Gasse ab. Scheinbar will er noch nicht unter Menschen. Etwas besorgt folge ich im. Ob es ihm gut geht?

    Gerade bin ich in der Seitengasse, als Joel herum wirbelt und grob meinen Kragen packt. Einen Herzschlag darauf werde ich von Joel gegen die Hauswand gedrückt. Meine Füße hängen in der Luft. Wieder sind die silberleuchtenden Schwingen hinter Joel und auch sonst schimmert Joel silbern. Seine Ultramarinblauen Augen werden von silbernen streifen durchzogen.

    "Was zum Geier hattest du da unten verloren, Syrzhalya?" faucht er mich an.

    Ich weiß gerade nicht, was mich mehr überfordert, das er mich von sich aus berührt, das er mir so nah ist, das er wütend ist oder das er meinen Geburtsnamen benutzt. Aber meine Erleichterung ist weg.

    "Ich wollte nicht ... musste nur..."

    "Hast du überhaupt eine Ahnung wer das ist?"

    "Ja, ich... denkst du ich bin freiwillig da hin?" Langsam finde ich meine Stimme wieder. "er stand einfach plötzlich im Landen und..."

    "Plötzlich?", fällt er mir ins Wort, "wie kann ein Dämon mit so einem Ego und der entsprechenden Aura plötzlich in deinem Laden stehen? Du hättest ihn schon spüren müssen, als er in die Straße eingebogen ist, denn Teleportation ist keine seiner Fähigkeiten."

    "Ich war in Gedanken."

    "Was denn, du kannst denken?"

    Jetzt fängt er an mich zu beleidigen?

    Sein griff wird fester und er drückt mich etwas höher, "Wo zum Gayer waren deine Gedanken als er dich hier hin eingeladen hat."

    "Er hat mich nicht eingeladen, er hat es mir befohlen."

    "Und da kam dir nicht der Gedanke Ed oder mich an zu rufen?"

    "Warum hätte ich das tun sollen? Darian hat es eben gesagt, Engel mischen sich nicht in Angelegenheit zwischen Dämonen ein."

    "Das ist doch unglaublich." Joel kommt noch näher und unsere Nasenspitzen berühren sich fast. "Ich schwöre dir Syrzhalya, wenn ich nochmal mitbekomme, dass du in die Nähe von Dari gehst, werde ich vergessen, dass ich Geschworen habe, schwachen, hilflosen Dämonen nichts an zu tun."

    Ich schlucke schwer, alles was ich sage macht ihn nur wütender. Er will gar keine Erklärung hören. "Ich werde nicht seine Nähe suchen... Versprochen", murmle ich, mit gesenktem Blick.

    Endlich löst sich Joels griff und er lässt mich wieder runter auf den Boden, "gut, mehr will ich gar nicht."

    Gehorsam nicke ich. Wenn unterwürfig akzeptierendes verhalten bei Dämonen funktioniert, um sie zu beschwichtigen, dann auch bei Engeln. So viel unterscheiden wir uns dann doch nicht.

    "Los, bringen wir dich zurück in den Laden", meint er, nachdem er sich wieder etwas beruhigt hat und seine Flügel wieder verschwunden sind.

    Schweigend gehen wir zum Blumenladen. Auch wenn wir jetzt unter Menschen sind halte ich lieber etwas Sicherheitsabstand, zumal seine Aura noch immer ziemlich drückend ist. Im Laden kommen sofort Anita und Magda auf mich zu. Zu meiner großen Überraschung, ignorieren sie Joel, der neben mir steht.

    "Du warst ziemlich lange weg." "Was wollte er von dir?" "Hat er dich angefasst?" Fragen sie abwechselnd.

    Mit einem falschen Lächeln versuche ich sie zu beruhigen, "alles gut, ich bin unversehrt. Seine Club Angestellten haben sich etwas über mich lustig gemacht und er hat ein paar doofe Kommentare abgeben."

    "Und was ist das an deinem Hals?", fragt Magda, "hat er dich geschlagen."

    Verwirrt streiche ich über meinen Hals, "Nein eh eigentlich..." Die haben mir doch keine Knutschflecken gegeben oder? Sofort spüre ich wie sich Joels Aura wieder verdunkelt. Also doch Knutschflecke. Oh man. Aber wundern tut es mich nicht. Darian war von Anfang an besitz ergreifend. Auch wenn ich, wie er sagte, als unterer Dämon für ihn nicht zu gebrauchen bin, hat er mich trotzdem als sein markiert, was deutlich macht, wie einnehmend er ist.

    Irgendwas Unverständliches grummelnd, verlässt Joel den Laden wieder. Warum war er eigentlich wirklich da? War es tatsächlich nur weil die Tür zum Club offen war? Irgendwie kann ich das nicht ganz glauben.

    Hoffentlich begegnen sich Joel und Ed nicht bevor ich Feierabend habe. Diesmal wird Joel es wohl nicht vor ihm verheimlichen, so wie bei Halloween. Aber wenn Ed es schon erfahren muss, ist es besser ich erkläre ihm was passiert ist, um Missverständnisse zu vermeiden.

    Als Ed mich dann abholen kommt, spüre ich seine Wut lange bevor er durch die Tür kommt. Ich will mich in Luft auflösen. Oder vielleicht kann ich meinen Kopf so hart gegen etwas schlagen, so dass ich ohnmächtig werde? Ich habe sowas von keine Lust auf die Standpauke, die er bestimmt für mich vorbereitet hat. Als ob der Tag nicht schon schlimm genug war. Das einzig gute ist, dass ich wieder genug Energie habe, um den Monat zu überstehen.

    Auch Anita und Magda scheinen Eds schlechte Laune zu spüren und gehen ihm aus dem weg. Mit einem unguten Gefühl gehe ich, nach Ladenschluss mit Ed raus. Besser ich bringe es schnell hinter mich.

    Vorsichtig sehe ich zu ihm, "Ed eh... ich vermute Joel hat..." Ich höre ein schnipsen und falle.

    Wo eben noch Ed stand sehe ich jetzt in den klaren Sternenhimmel, während mir vom Wind die Haare ins Gesicht gepeitscht werden. Die Luft ist so dünn, ich kann kaum Atmen. Das ist kein gutes Zeichen. Nur langsam sehe ich nach hinten, oder besser gesagt, unten. Winzig kleine Punkte leuchten in kleinen Haufen unter mir, lassen Straßen und Häuser erahnen. Zwischen den Lichterpunkten liegen im tiefen schwarz, Wälder und Felder, bis ein neuer Lichterhaufen, einen anderen Ort zeigt. Ein Atemberaubender Anblick, noch Atemberaubender, wenn man im freien Fall ist.

    Ich bin Tot. Einen Sturz aus dieser Höhe kann ich einfach nicht überleben. Mich überkommt das Bedürfnis zu schreien, aber was sollte das ändern? Wie viel Zeit habe ich bis ich unten aufkomme? Wird man überhaupt irgendwas von mir erkennen können, nachdem ich aufgeschlagen bin? Warum kommen mir solche Fragen in den Kopf?

    "Also", höre ich die vertraute Stimme von Ed. "Was wolltest du gerade sagen? ich wollte dich nicht unterbrechen."

    "Ed!", ich schaffe es irgendwie mich zu ihm zu drehen.

    Wie kann man nur so elegant fallen? Er sieht aus, als würde er bequem in einem Sessel lehnen und nicht als würde er gerade aus keine Ahnung wie viel Kilometer Höhe fallen.

    "Ed ich.. ich wollte nicht... ich hatte keine Wahl..."

    Völlig unbeeindruckt beobachtet er mich wie ich falle und vor mich hin stottre. Jetzt wünsche ich mich in Darians Klauen zurück.

    "Komm schon, wir... wir können doch in Ruhe darüber reden... oder? Ich lad dich auf einen Tee ein und ich erkläre dir alles."

    "Du kannst mir auch jetzt alles erklären", meint er, absolut ruhig.

    "Aber.. aber es macht mich etwas nervös, wenn ich in meinen nahenden Tot blicke, während ich..."

    "Dann solltest du dich mit der Erklärung wohl besser beeilen."

    Das meint er doch nicht ernst. scheiße, scheiße, ich kann keinen klaren Gedanken fassen. "Ganz ehrlich was soll das hier? Ich habe nichts getan!"

    "Wirklich nicht? Du bist also nicht zu Darian gekrochen?"

    "Das hat Joel gesagt?"

    "Das sage ich."

    Empört sehe ich zu ihm. "Ihr legt euch die Sachen wirklich einfach aus, wie es euch gerade Passt, oder? Denkt ihr wirklich ich bin freiwellig hin? Ich weiß ja nicht wie es bei euch Engeln so abläuft, aber wir Dämonen haben etwas andere Spielregeln!"

    "Dann erklär sie mir", fordert er mich auf.

    "Es herrscht das Gesetz des stärkeren. Wenn ein mächtiger Dämon was sagt, muss man ihm folgen."

    "Ach ja? Verwunderlich, dass diese Regel außer Kraft gesetzt ist, wenn wir dir etwas sagen und als ich das letzte Mal nachgesehen habe, waren Joel und ich weit aus Mächtiger als du."

    "Willst du mich veraschen? Ihr seid Engel, das ist was völlig anderes!"

    "Ach ist es das?"

    "Als ob du eine Ahnung hättest! Tu nicht so hochnäsig, als wüstest du alles! Du weißt nichts über mich! Du weißt nicht wie es ist auf der Straße der Hölle auf zu wachsen! Du weißt nicht, wie es ist wenn dich deine Eltern mit 4 Jahren aussetzen! Du weißt nicht wie es ist wenn du keinen Ort hast, wo du sicher schlafen kannst! Du weißt nicht wie es ist Täglich vor jedem anderen Dämon zu knien und zu Betteln, nur damit sie dich nicht aus einer Laune heraus zusammen schlagen! Du weißt nicht wie es sich anfühlt, immer Hunger zu leiden! Das alles weißt du nicht! Ich bin aus dieser verschissenen Hölle geflohen, um nie wieder vor anderen Dämonen zu kriechen, nie wieder für sie ein Spielzeug zu sein und ich will mir nicht von anderen sagen lassen müssen, was ich zu tun und zu lassen habe!" Ich habe Schwierigkeiten den Blickkontakt zu Ed zu halten, weil ich beim Fallen keine Kontrolle habe. Es ist auch nicht wichtig, all die gestaute Wut seit dem Rohrbruch kommt raus und es ist egal ob er es hört oder nicht. "Alles war perfekt, ich habe eine eigene Wohnung gehabt, sie war perfekt, klein, gemütlich. meine eigene kleine Höhle. Das erste Mal in meinem Leben hatte ich ein zuhause und ich habe einen Job, wo ich den ganzen Tag machen kann was mir gefällt. Hast du eine Ahnung wie schwer es war an den Job zu kommen?!", schreie ich ihn an, wo auch immer er gerade ist. Ich habe völlig die Orientierung verloren und mit den Haaren im Gesicht, sehe ich sowieso kaum etwas. "Alle Papiere habe ich mit Hand gefälscht, ein falscher strich und ich konnte von vorne anfangen. Scheiße. Ich habe immer auf Sparflamme gelebt. Um die Kirche habe ich einen großen Bogen gemacht. Sobald ich die Energie eines anderen Dämons gespürt habe bin ich so weit weg gerannt, das er mich auf garkeinen Fall mehr spüren kann. Ich habe immer nur so viel Energie genommen, dass es zum Leben ausreicht, aber nicht auffällt. Aber dann muss dieser scheiß Wasser schaden passieren und... und dann ihr. Ich habe so lange gebraucht dass alles auf zu bauen und ihr macht mir alles kaputt. Alles ist plötzlich so schwer geworden, andauernd habe ich Existenzängste und dann kommst du mit dieser scheiß Geige!"

    Stille antwortet mir, ob er überhaupt noch da ist?

    "Das Darian mich überrumpeln konnte ist nur diese doofe Geige schuld. Wenn sie nicht wäre, hätte ich mich nicht wieder an die beiden erinnert, dann hätte es nicht wieder weh getan und dann hätte ich Darian gespürt, ich hätte mich verstecken können ich... ich hatte solche Angst als er da vor mir stand. Ich war wie das kleine Kind was nichts kann, was ich in der Hölle war. Ich hatte Angst. Ich konnte mich nicht wiedersetzen. Ich musste antworten und ich musste doch gehen, was wenn er wütend wird? Was wenn er mir meine Arbeit nimmt, meine Blumen... meine Kolleginnen..."

    Ich habe mich zu einem Ball zusammen gerollt. Vermutlich falle ich so zwar nur noch schneller aber was soll das jetzt noch ändern? Ich bin Eis kalt. Mein Hals tut vom ganzen schreien weh. Ob ich jetzt schneller oder langsamer falle, wenn ich unten aufkomme bin ich so oder so tot.

    "Lilly", höre ich dann wieder Eds Stimme.

    "Lass mich in Ruhe. Ihr wolltet mich doch von Anfang an loswerden, ein Dämon weniger, um den ihr euch kümmern müsst."

    Ich spüre seine Hand an meinem Arm, "wir wollen dich nicht los werden." Er zieht meine Arme auseinander. "Komm schon Lilly. Du musst dich jetzt ordentlich festhalten, damit du dir nichts brichst, wenn ich das Fallen stoppe."

    Er will mich nicht sterben lassen? Sofort klammer ich mich an ihn. Meine Beine umklammern seine Hüfte und mit meinen Armen, um seinen Hals, stranguliere ich ihn vermutlich sogar etwas. Aber das lässt er sich nicht anmerken, "So ist es brav. Leg deine Stirn auf meine Schulter und beiß die Zähne zusammen." Ich spüre, wie er mit einer Hand meinen Hinterkopf stützt und mit dem anderen Arm mich noch näher an sich drückt. Meine Augen habe ich fest zugekniffen, also sehe ich nicht, wie seine goldenen Schwingen erscheinen. Aber ich spüre deutlich, wie sie den freien Fall beenden. Sofort erfasst mich wieder die Schwerkraft und versucht mich weiter runter zu ziehen, wodurch ich mich nur noch fester an Ed klammer.

    "Hey, hey, ich hab dich Lilly, kein Grund mich zu erwürgen."

    Es beruhigt mich nicht wirklich. Wieder höre ich ein Schnipsen. Ein klacken verrät, dass Ed wieder festen Boden unter den Füßen hat. Vorsichtig öffne ich die Augen und sehe mich um. Wir sind in der Wohnung, oben im Wohnzimmer.

    "Ed, bist du das?", Joel kommt die Treppe hoch und stockt, als er uns so sieht, "Ed du hast doch nicht..." sofort ist er bei uns und greift mir unter die Arme. „Hey, es ist alles wieder gut, du kannst Ed jetzt wieder los lassen, komm her ich hab dich, alles ist gut." Er redet wie mit einem verängstigten Tier, aber irgendwie beruhigt es mich, und ich lasse zu, dass er mich von Ed löst. Erst als Joel auch meinen verkrampften Schwanz um Eds Bein löst, merke ich, dass ich in meiner Dämonenform bin. Vermutlich ist das in dem Moment passiert, als ich anfing zu fallen. Ohne mein zu tun schlingt sich mein Schweif um Joels Arm. "Mensch, Ed. War das wirklich nötig?", faucht er den anderen Engel an.

    "War es. Es war sogar überfällig."

    "W... warum?", stottre ich.

    Ed sieht mich an, als wäre nichts Ernstes passiert, "damit du mal endlich Ehrlich bist."

    "Ach, fick dich doch."

    Zu meinem Erstaunen, lächelt er sogar über meinen Ausdruck. "Wie ich sehe hast du dich auch schon davon erholt."

    Ich funkle Ed wütend an. Mein ganzer Körper zittert und mein Schweif umklammert immer noch Joels Arm, vermutlich habe ich auch schon seine die Durchblutung unterbrochen.

    Sanft streicht mir Joel ein paar Haare nach hinten. "Erholt sieht für mich zwar anders aus, aber die Gelegenheit sollte ich für noch etwas anderes nutzen."

    "Was meinst du?" Gerade will ich mich zu Joel um drehen, als ich seine Lippen auf meinem Hals spüre. "W... Was..."

    "Joel, was wird das?", hinterfragt auch Ed sein Handeln, allerdings wieder mit drohendem Unterton.

    Als ich mich von ihm lösen will, legt Joel seine Arme um mich und fesselt mich so. Er fängt an noch Intensiverer an der Stelle zu saugen, wo seine Lippen meinen Hals berühren. Meine Augen weiten sich, als mir klar wird was er da tut. Er macht mir einen Knutschfleck.

    Mit einem lauten schmatzen löst er sich von mir, "Sorry, aber es hat mich ziemlich abgefuckt, das dich Dari einfach Markiert hat."

    Sein ernst?

    Bevor ich darauf angemessen reagieren kann ist Ed bei mir und dreht meinen Kopf so, dass er die Stelle sehen kann. "Er hat ihr einen Knutschfleck gemacht?"

    "Ja, aber unter meinem sieht man ihn jetzt nicht mehr", erklärt Joel stolz.

    Jetzt wird es albern. Gerade verdrehe ich die Augen darüber, als sich Ed vorbeugt und... Das kann doch nicht wahr sein. Auch Ed fängt an, auf derselben Stelle, an meiner Haut zu saugen und als wäre das nicht genug, beißt er in das nun empfindliche Fleisch.

    Mit einem Aufschrei schaffe ich es mich von ihm zu lösen, "Sag mal habt ihr sie noch alle? Was soll das?"

    "Wir wollten nur sicher gehen, dass klar ist wem du gehörst", erklärt Joel, mit einem breiten Grinsen.

    "Wem ich... Ich gehöre Euch nicht!"

    "Also willst du lieber Dari gehören", neckt Joel mich weiter.

    "Nein, verdammte scheiße, ich gehöre niemandem!" Vorsichtig taste ich nach der nun schmerzenden Stelle an meinem Hals, "Ihr und euer bescheuertes Dominanzgehabe."

    Joel kichert darüber, während Ed verlegen weg sieht. Wenigstens schämt sich einer für sein Primitives verhalten.

    "Sag mal Joel", meine ich, als mir ein Geruch in die Nase kommt, "hast du noch was auf dem Herd?"

    Mit einem Fluch, springt er elegant über das Geländer, nach unten und eilt zum Herd.

    Wieder streiche ich über meinen Hals. "Musstest du Beißen?"

    "Sorry, wie du schon sagtest, bescheuertes Dominanzgehabe." Langsam sieht er zu mir. "Lilly, ich habe fragen, sehr viele Fragen und ich würde mich freuen, wenn wir in naher Zukunft darüber reden können. Aber ich werde dich nicht dazu Zwingen und auch nicht nochmal aus großer Höhe fallen lassen, um deine Zunge zu lockern."

    Das klingt so harmlos, wenn er es so sagt.

    "Und wenn du nicht willst, erzähle ich Joel auch nichts davon."

    Ich sehe runter zu dem Engel der dabei ist unser Abendessen zu retten, "nein ist... ist schon okay, du kannst ihm ruhig alles erzählen, wenn er es hören will." Irgendwie habe ich das Gefühl, es Joel schuldig zu sein. Ob für mich oder für sein Ego, er hat sich gegen Darian gestellt. Wäre es zum Kampf gekommen, wäre keiner von beiden unbeschadet daraus gekommen. "Sind Joels Brennende Schwerter die Alternative zu deiner Teleportation, oder kannst du auch Waffen heraufbeschwören?"

    "Was ich..." Er ruft zu Joel. "Sie hat deine Schwerter gesehen?"

    Joel bringt gerade die Pfanne mit Essen zum bereits gedeckten Tisch. "Ja, hat sie."

    "Wie?"

    "Naja, Dari hat mich provoziert."

    Ed führt seinen Daumen und Zeigefinger zu seinem Nasenrücken. "Bitte sag mir nicht, dass ihr aufeinander losgehen wolltet."

    Der Engel zuckt bloß mit den Schultern. "Vielleicht, wenn Lillys Händy uns nicht unterbrochen hätte."

    "Spinnst du?", schimpft Ed los, "du kannst nicht mitten in der Stadt einen Kampf mit einem Dämon anzetteln! Kaum auszudenken welsche Schäden ihr hättet verursachen können!"

    "Entspann dich Eddy, es ist doch nicht zum Kampf gekommen."

    "Was offensichtlich nicht dein Verdienst war!"

    "Komm schon, ich hab seit zwanzig Jahren keinen richtigen Kampf gehabt, ich roste noch ein."

    "Was auch gut ist! Hör auf so zu grinsen, das ist kein Spiel Joel!"

    "Schon gut, schon gut." Beschwichtigend hebt er die Hände, "Kommt ihr jetzt runter Essen oder wollt ihr warten bis es kalt ist?"

    Ich frage mich ob alle Engel zu zweit wohnen oder ob die beiden nur zusammen Wohnen, weil Ed auf Joel aufpasst?

  • Guten abend. weiter geht es jetzt mit Kapitel 17. bitte schreibt mir wie es euch gefällt und was ich noch verbessern kann, auch bei den kapiteln davor. Ich freue mich über jede Rückmeldung. Ansonsten wünsche ich euch viel spaß beim lesen.

    Kapitel 17


    Ungläubig starre ich in mein Spiegelbild. Da wo mich gestern Darian, Joel und Ed markiert haben, habe ich jetzt einen Fleck. Einen riesigen grün, blau schimmernden Fleck. Ich könnte es zwar ohne Probleme heilen, aber ich will für sowas keine Energie verschwenden. Damit kann ich doch nicht einfach so rumlaufen. Hab ich irgendwas mit einem Kragen, um es zu verstecken? Meine Schals sind alle zu dick um sie auch im Laden zu tragen. Eins steht fest, ohne Kaffee komme ich nicht wirklich zu einem klaren Gedanken.

    "Du siehst ziemlich fertig aus", meint Joel zu mir, als ich aus dem Bad komme.

    Das wundert ihn? Ich habe kaum geschlafen. Zwei Mal bin ich aus dem Schlaf geschreckt, weil ich das Gefühl hatte in die Tiefe zu fallen. Danach bin ich nicht mehr richtig eingeschlafen.

    Ed sieht mich nur überrascht an, als ich ihm im Hausflur entgegenschlürfe. Mit schweren schritten, gehe ich zur Wohnung unter uns und nach zwei Mal klopfen öffnet mir Katja.

    "Guten Morgen Lilly, du siehst, ziemlich erschöpft aus."

    "Ich brauche Kaffee", quengle ich, wie ein kleines Kind.

    "Lilly, du gehst jetzt nicht wirklich bei unseren Nachbarn um Kaffee betteln." Höre ich Ed hinter mir.

    "Wer ist denn schuld, dass ich nicht schlafen konnte?"

    Noch bevor Ed antworten kann werde ich von Katja in die Wohnung gezogen. "War Ed das an deinem Hals?"

    "Unter anderem."

    "Lilly, wehe du..." Katja unterbricht Ed, indem sie die Tür vor seiner Nase schließt.

    Sie dreht sich um und sieht mich mit leuchtenden Augen an. "Seid ihr jetzt zusammen?"

    Das erklärt wo Emmi ihren Romantik Fetisch her hat. "Nein, wir haben auch nicht miteinander Geschlafen." Erahne ich ihre nächste Frage.

    Warum guckt sie jetzt so enttäuscht? Frech setze ich mich an den gedeckten Frühstückstisch und lege meinen Kopf auf die Tischplatte. Ich bin so Müde. Eine der Türen geht auf und ich höre Emmis Stimme, "Lilly, was machst du hier?"

    "Kaffee", antworte ich ohne den Kopf zu heben.

    "Lange Nacht gehabt?", fragt Gerald der wohl mit Emmi ins Zimmer gekommen ist.

    "Irgendwas mit Edward, sie hat einen riesigen Knutschfleck am Hals", erklärt ihm Katja.

    Erst als sie die Kaffeetasse vor mich Stellt sehe ich wieder auf.

    "Oha", macht Gerald, als er den Fleck an meinem Hals sehen kann, "das sieht aus, als würde es weh tun. Ist das ein biss Abdruck?"

    "Ja, von Ed."

    "Edward hat dich gebissen?", wiederholt Emmi, "habt ihr euch gestritten?"

    "Ja, nein wir..." Ich komme wohl nicht drum rum ihnen zu erzählen was passiert ist, sonst müsste ich wieder zu den Engeln aber da will ich gerade nicht hin. "Ich hab gestern einen Kranz Ausgeliefert. In den Nightfall Club."

    Katja und Gerald sagen, genau wie meine Kolleginnen gestern, dass sie nichts Gutes über den Club gehört haben. Den Moment nutze ich, um am Kaffee zu schlürfen. Ein Mensch würde sich wohl die Zunge verbrennen, für mich genau die richtige Temperatur.

    "Der Clubbesitzer, Darian ist auch niemand, dem ich nochmal begegnen will", gestehe ich, "er hat mir auch als erstes den Knutschfleck gemacht."

    "Was? Warum?", Katja sieht empört aus.

    "Keine Ahnung. Aber Joel und Ed waren total Wütend."

    "Bestimmt weil sie sich Sorgen gemacht haben", versucht Gerald es zu verstehen, "Ich wäre auch wütend, wenn Katja an so einen gefährlichen Ort geht."

    "Katja ist deine Frau das ist was anderes."

    Beide geben mir einen Nein-ist-es-nicht-Blick. Die warten wohl nur jeden Tag darauf, dass ich mit Joel oder Ed zusammen komme. Wenn die wüssten.

    "Jedenfalls", berichte ich weiter, "hat mir Joel dann einen Knutschfleck über den von Darian gemacht und Ed hat es ihm nachgemacht, nur das er noch gebissen hat."

    Beide schmunzeln.

    "Hey, das ist nicht lustig."

    "Es ist Süß", grinst Katja.

    "Süß?", wiederhole ich ungläubig und zeige auf den blau, grün schimmernden Fleck, mit roten biss Abdruck darum, "das ist nicht süß, das ist total bescheuert. Noch dazu wo ich keinen Rollkragen Pullover habe, wo ich das verstecken kann."

    "Ich gebe dir einen von meinen Pullis und zur Not kannst du bestimmt auch Edward fragen, der hat auch einige, mit Kragen."

    "Von Ed will ich gerade Garnichts", murre ich und lege meinen Kopf wieder auf den Tisch. Tröstend streichelt Emmi meinen Rücken. Wenigstens eine die mich versteht. Zusätzlich schiebt sie mir eine Schüssel mit Müsli hin.

    "Frühstücke erstmal, danach geht es dir besser."

    "Danke Emmi", ehrlich dankbar nehme ich die Schüssel an und fange an zu Essen. "Warum bist du eigentlich so früh schon wach?"

    Emmi macht sich ihre eigene Schüssel mit Müsli voll. "Ich muss doch um acht Uhr in der Schule sein."

    "Stimmt, du hast Schule."

    Während dem Essen erzählt mir Emmi von der Schule, ihren Lieblingsfächern und ihren Freunden. Als sie fertig ist geht sie mit ihrem Vater, der auch zur Arbeit muss raus. Brav helfe ich Katja mit dem Abwasch.

    "Wer von beiden gefällt dir eigentlich mehr, Edward oder Joel?"

    Romantik scheint wirklich voll ihr Thema zu sein.

    "Keiner von beiden." Die Vorstellung mit einem Engel, nein, das ist doch albern, als ob die...

    "Ach komm, wenn du dich für einen entscheiden müsstest, wer wäre es?"

    Sie lässt nicht locker, "naja, bis gestern dachte ich noch Joel sei schwul und das Ed sowieso keine Sexualität hat."

    "Dass die beiden schwul sind hatten wir auch erst vermutet, aber weil sie getrennte Zimmer haben, dachten wir dass sie wohl doch einfach nur zusammen wohnen. Warum genau glaubst du, dass Joel schwul ist?"

    "Ich hab noch nicht einmal beobachtet, dass er sich für Frauen interessiert, oder sie berührt und dann an St. Martin ist er mit Nemo total auf Kuschelkurs gegangen, da kam mir der Gedanke."

    "Stimmt, jetzt wo du es sagst." Sie reicht mir eine Schüssel, zum Abtrocknen. "Und wie meinst du das mit Edward?"

    "Eigentlich dachte ich Mister Perfekt und Unfehlbar, würde sich niemals zu so niederen Trieben, wie Sexuellem verlangen hin geben. Aber er kann richtig wütend werden und..." Ich deute wieder auf meinen Hals. "... die Bis Spur zeigt das er auch eifersüchtig sein kann. Wer weiß, vielleicht lässt er auch noch andere der sieben Totsünden zu?"

    Auch das findet Katja amüsant. "Aber wenn würdest du jetzt nehmen."

    "Joel."

    "Das kam aber schnell, warum?"

    "Er kann sehr gut Kochen."

    Katja verdreht die Augen. "Das ist doch kein Grund."

    Ich denke kurz nach, "emm, doch."

    "Aber Edward holt dich doch immer ganz süß von der Arbeit ab."

    Und lässt mich aus mehreren Kilometern höhe in die tiefe fallen. Mir läuft wieder ein Schauer über den Rücken, als ich mich daran erinnere.

    "Das macht er weil er ein totaler Kontrollfreak ist", erkläre ich trocken.

    Wieder lacht sie über meine Aussage. "Mal was ganz anderes. wo du eben Nemo erwähnt hast. Was macht er denn, wenn es bald nachts Friert?"

    "Für gewöhnlich zieht er, wenn es zu kalt ist bei mir ein aber, dass geht ja dieses Jahr nicht." Daran habe ich gar nicht mehr gedacht. Tolle Freundin bin ich. "Hast du vielleicht Lust in hier auf zu nehmen?"

    Katja sieht mich schräg an. Einen Versuch war es wert.

    "Wann genau soll es anfangen zu frieren?"

    "Ende des Monats sollen die Temperaturen nochmal sinken."

    Scheiße. Ob ich Ed bitten sollte, Nemo über die Kälteperiode auch in die Wohnung zu lassen. Noch weiß er nichts von Nemo und eigentlich will ich auch, dass das so bleibt. Aber ich will Nemo auch nicht draußen erfrieren lassen. Am besten rede ich erstmal mit Joel, was er davon hält. Ich bin nur so selten mit Joel alleine.

    Der kleine Mario wacht auf und Katja geht zu ihm. Wenig Später bekomme ich zwei Wollkragen Pullover und gehe wieder ein Stockwerk höher. Ich erwarte eine Standpauke, aber Ed sagt nichts dazu, dass ich mir unten Kaffee geschnorrt habe und nicht zum Frühstück da war. Joel und ich tauschen überraschte Blicke aus.

    Ohne ein weiteres Wort gehe ich in mein Zimmer und ziehe mich für die Arbeit um. Auch als ich wieder aus meinem Zimmer komme, sagt Ed nichts. Vorsichtig gehe ich zu Joel.

    "Warum sagt er nichts?", flüstre ich.

    "Ich vermute er hat noch ein schlechtes Gewissen, wegen dem Knutschfleck."

    "Er sollte wegen was anderem ein Schlechtes Gewissen haben."

    "Er hört euch", Ed dreht sieht zu uns, "Und nein ich werde kein schlechtes Gewissen haben, nur weil ich dich ein paar Meter fallen gelassen habe."

    "Ein paar Meter? Du hast..."

    "Lass gut sein", unterbricht mich Joel, "ich habe es auch schon versucht, er sieht nicht ein, dass das etwas übertrieben war."

    "Sagt derjenige, der vermutlich die halbe Stadt zerstört hätte, wen er mit Darian gekämpft hätte nur um sich selbst irgendetwas zu beweisen." feuert Ed sofort zurück.

    "Als ob wir die halbe Stadt zerstört hätten. Vielleicht ein paar Gebäude, aber nicht die halbe Stadt, nicht mal einen Stadt teil."

    "Und was aus Lilly geworden wäre ist dir Egal?"

    "Ach", Joel winkt ab, "die ist flink, die wäre da heil raus."

    "Wäre ich nicht."

    Empört dreht sich Joel zu mir. "Fall du mir noch in den Rücken, Syrzahlya."

    Beim verwenden dieses Namens bekomme ich ein flaues Gefühl im Magen.

    "Syr... was?" Wiederholt Ed.

    "Mein Geburtsname", erkläre ich schnell, bevor Joel ihn nochmal wiederholen kann, "musst du dir aber nicht merken, ich will Lilly genannt werden."

    Ed nickt es ab und zu meiner Erleichterung geht auch Joel nicht weiter darauf ein. Leider bietet sich keine Gelegenheit mehr, bei der ich Joel bitten kann unter vier Augen mit ihm zu reden, ohne das Ed was davon mitbekommt.

    Grübelnd gehe ich zur Arbeit. Wie zur Hölle kann ich mit Joel ein Gespräch ausmachen, ohne das Ed misstrauisch wird? Es ist quasi unmöglich. Ed ist immer in der Wohnung. Die einzigen Gespräche die ich mit Joel alleine führe sind außerhalb. Aber ihn zufällig auf der Straße zu treffen. Ich weiß ja nicht mal was er Arbeitet. Oder ob er überhaupt arbeitet. Ed macht scheinbar irgendwas mit der Kirche. Aber was Joel macht. Er geht wenn erst nach mir aus dem Haus und ist vor mir da.

    Ich könnte ihm einen Zettel unter die Tür schieben, wenn Ed schon im Bett ist. Nein. Bestimmt wird sich Joel nur darüber lustig machen und dann wird es Ed erfahren.

    Stöhnend lehne ich meine Stirn gegen das Regal im Lager. Um erstmal Kontakt mit anderen zu vermeiden, habe ich entschieden, das Blumenladen Lager auf zu räumen und zu putzen.

    "Alles gut bei dir?", höre ich Magda fragen.

    Sie und Anita machen sich offensichtlich sorgen um mich und kommen abwechselnd nach mir gucken.
    "Ja, ich bin nur am Grübeln.", winke ich ab.

    Anstatt wieder zu gehen kommt sie zu mir, "worüber denn?"

    Sie will wohl unbedingt helfen. Schaden kann es nicht, vielleicht hat sie ja eine Idee. "Ich will mit einem Mittbewohner eine Nachricht vermitteln, ohne dass es der andere mittbekommt. Das Problem ist das ich Joel quasi nie alleine antreffe."

    "Hast du seine Handynummer?"

    Mit offenem Mund starre ich meine Kollegin an. Mich überkommt dass Bedürfnis mich selbst zu Ohrfeigen, weil ich so doof bin. Warum hab ich nicht selbst dran gedacht? Wir leben hier schließlich nicht im Mittelalter.

    Nachdem Magda wieder nach vorne ist, hole ich mein Handy raus und suche Joel aka Mr. Hot. Ich zögre kurz, ob ich ihm nicht erstmal schreiben sollte. Entscheide mich aber dann doch für den Anruf. Würde ich schreiben könnte es passieren, dass Ed es zufällig liest.

    Als es anfängt zu tuten, werde ich doch nervös. Gerade hinterfrage ich nochmal, ob es nicht doch eine doofe Idee war, da höre ich schon seine Stimme, "bitte sag mir, dass Dari nochmal gekommen ist."
    Warum ist er so versessen darauf sich mit Darian zu Prügeln? Ist ihm nicht klar, dass er dabei auch verletzt wir, oder ist es ihm egal?

    "Nein... ist er nicht."

    "Oh, schade, warum rufst du dann an? Hast du dich verwählt?"

    "Nein, ist Ed bei dir?"

    "Wenn Ed bei mir wäre, würdest du ihn jetzt darüber jammern hören, wie unverantwortlich ich wieder bin."

    Recht hat er. Ich gehe auf Lautsprecher und lege das Handy auf das Regal um beim Telefonieren weiter arbeiten zu können.

    "Ich wollte mit dir alleine reden, ohne dass Ed es mit bekommt."

    "Jetzt wird es spannend."

    Er nimmt das hier überhaupt nicht ernst, aber hoffentlich ändert sich das noch.

    "Es geht um Nemo."

    "Wird Nemo von Dari bedroht."

    "Was? Nein, niemand wird von Dari bedroht! Warum sollte er?" Jetzt habe ich ihn auch Dari genannt.
    "Weil Nemo es war, der mir gesagt hat, das du zu Dari gehst."

    "Was? Autch...", unsanft stoße ich mir den Kopf am regelfach, als ich überrascht zum Handy sehen will.

    "Er kam zu mir und hat mir erzählt, dass du in Daris Club bist. Er hat sich sorgen gemacht, weil du so ängstlich aussahst und ihr eigentlich nichts mit anderen Dämonen zu tun haben wollt."

    Nemo hat mich gesehen? Ich starre eine Weile das Handy an. Meine außen Wahrnehmung ist echt schlecht. "Wie konnte er dich so schnell finden?"

    "Ich verberge meine Aura nicht sehr und einer von euch beiden, weiß offensichtlich, wie man sie auf Entfernung erkennt."

    "Danke für den Seitenhieb..."

    "Wer hat den heute Morgen damit angefangen?"

    "Du weißt, dass ich nicht lügen kann."

    "Sonst weißt du doch auch wie du die Wahrheit verschleierst."

    "Ich...", knurrend beiße ich mir auf die Zunge. Zum Streiten habe ich ihn nicht angerufen. "Ich brauche deinen Rat, Joel."

    "Ich höre." Er klingt wieder total überheblich.

    Ich atme tief durch, ich will schließlich was von ihm. "Ende des Monats soll es nochmal kälter werden und, für gewöhnlich zieht Nemo dann immer bis es wieder wärmer wird bei mir ein."

    "Was ist mit den Obdachlosen Unterkünften?"

    "Bist du da schon mal drinnen gewesen?"

    "Besser als zu erfrieren."

    "Joel. Ich..."

    "Was ist deine Frage?"

    "Denkst du, ich kann Ed fragen, naja ob Nemo für eine gewisse Zeit auch bei euch wohnen kann, ich übernehme auch alle kosten in dem Zeitraum." Schweigen antwortet mir. "Joel? Bist du noch da?"

    "Ja, ja ich bin noch da es ist nur... wann hast du pause?"

    "Em ich... um 13:30 warum?"

    "Lass uns direkt darüber reden, nicht am Telefon. Ich komm dann zu dir."

    "Ja eh... ok".

    Es ist irgendwie seltsam, wenn er so ernst wird. Aber genau das wollte ich doch. Ein ernstes Gespräch. Jetzt bin ich noch nervöser als vorher. Gut nur, das ich Beschäftigung habe, was mich leider nicht davon abhält alle fünf Minuten auf mein Handy zu sehen, um die Uhrzeit zu überprüfen.

    Doch anders als Ed, ist Joel auch um 13:35 nirgends zusehen. Ich werde von Magda in meine Pause geschickt und setze mich auf eine Bank nicht weit vom Laden entfernt. Wenn Joel kommt sehe ich ihn von hier.

    Gerade öffne ich die Tuberose, mit meinem Mittagessen, als ich Joels Aura war nehme. Ich sehe die Straße runter. In aller Seelen ruhe schlendert er mir entgegen. In den Händen hält er Einwegbescher vom Becker. Als er bei mir ist reicht er mir einen der Becher und greift in seine Jackentasche, um kleine Pakete mit Milch und Zucker raus zu holen.

    "Brauchst du?"

    Fragend sehe ich ihn an. Wie kommt er auf die Idee ich würde Milch oder Zucker in einen Tee machen. Warte... Ich mache den Plastikdeckel ab. "Das ist Kaffee."

    "Ja."

    "Aber..."
    "Ich bin nicht Ed." Er grinst mich breit an, nur diesmal nicht so überheblich wie sonst. "Also, Milch, Zucker oder beides."

    "Weder noch ich trink schwarz."

    Er zuckt mit den Schultern und setzt sich neben mich. "Also mehr für mich."

    Der Engel macht ebenfalls den Plastikdeckel ab und holt noch mehr Milch- und Zuckerpäckchen aus seiner Jackentasche. Schockiert beobachte ich, wie er ein Päckchen nach dem anderen in seinen Becher schüttet.

    "Wie kannst du den Kaffee nur so Vergewaltigen? Was hat er dir getan?"

    "Jetzt übertreibst du."

    "Sagt der, der sich gerade sein fünftes Zuckerpäckchen in den Kaffee kippt."

    Unberührt lehrt er das Päckchen und öffnet eines der Milchpäckchen und fängt an, davon eines nach dem anderen ebenfalls in den Kaffee zu kippen. "Ich mag es halt süß und sahnig."

    "Ist das jetzt irgendeine Andeutung?"

    "Nur das ich den bitteren Geschmack von Kaffee nicht mag", meint er trocken, kann ein grinsen aber nicht unterdrücken.

    Als er mit seinem Chemieprojekt endlich fertig ist, macht er den Deckel wieder auf den Becher und lehnt sich zurück. Schweigend sitzen wir nebeneinander. Ein kalter Wind weht die Straße hinunter und ich nehme einen großen Schluck vom heißen Getränk.

    "Ich weiß bereits seit sechs Jahren von dir und Nemo“, beginnt er.

    Überrascht sehe ich zu ihm. "Was? Warum hast du uns nie Angesprochen?"

    "Hab ich. Aber davon weißt du nichts. Du warst am Schlafen, als ich zu euch gegangen bin. Nemo hatte mich geben nicht direkt auf dich zu zugehen. Er wollte, dass du sorgenfrei hier leben kannst. Naja, größtenteils sorgenfrei."

    "Das hat Nemo gesagt“, ich schmunzele, "ja, das passt zu ihm." Irgendwie vergesse ich immer wieder wie fürsorglich Nemo doch ist. "Also wusste auch Ed..."

    "Nein, ich erzähle ihm nicht alles. Ihr beide ward für niemanden eine Bedrohung, also gab es auch keinen Grund es Ed zu erzählen." Er nimmt einen Schluck von seinem Kaffee, oder ist es zuckermilch mit Kaffee, ich bin mir nicht ganz sicher. "Ich war vielleicht überrascht, als du in der Wohnung standst."
    "Du hast mich total geärgert."

    "Wie hätte ich wiederstehen können? Du bist so schön leicht aufzuziehen."

    Ich funkle ihn böse an.

    "Mal Spaß bei Seite", er wird wieder ernst, "ist dir klar, was es bedeutet wenn du mir Ed über Nemo redest? Ed weiß noch nichts von Nemo, weshalb er frei agieren kann und auch Energie sammeln kann. Abgesehen davon wird Ed das nicht ohne irgendwelche Bedingungen erlauben."

    "Ich muss ihm ja nicht direkt auf die Nase binden, das Nemo ein Dämon ist."

    "Oh super Idee, wichtige Informationen vor Ed geheim halten, wenn du was von ihm willst", meint er Sarkastisch.
    "Ich mein doch nur..."

    "Wenn du wirklich willst das Nemo zu uns kommst", unterbricht mich Joel, "dann musst du von Anfang an mit offenen Karten spielen."

    Ich sehe auf meinen Kaffeebescher, "ich... ich weiß... ich hab einfach nur angst das er nein sagt, wo soll Nemo denn dann hin?"

    "Hey, das ist nicht nur Eds Wohnung und zur Not finden wir etwas." Aufmunternd lächelt er mich an.

    Wenn er mich nicht gerade provozieren möchte kann er richtig freundlich sein. Wäre er kein Engel und ich kein Dämon, ob wir dann ein paar werden könnten? Ich meine er ist unglaublich attraktiv. Ok, Ed ist auch heiß aber diese Oberaufseher-Art, die macht alles kaputt. Joel ist auch sehr verständnisvoll und lässt einem seine Freiheiten und...

    Mit einem Kopfschütteln versuche ich den Gedanken zu verscheuchen. Joel zeigt keinerlei Interesse an mir. Vermutlich wäre das auch so, wenn wir beide Menschen wären. Das mit dem Knutschfleck war wohl wirklich einfach nur weil sein stolz oder so angekratzt war.

    "Hast du mit Nemo überhaupt mal darüber geredet?"

    "Nein, seit dem Laternen lauf habe ich ihn nicht mehr gesehen. Ein Engel hatte mir geraten ihn besser nicht bewusst auf zu suchen."

    Der Mann neben mir fängt an zu lachen, "Ach ist das so und daran hältst du dich seit neusten."

    "Wenn es bedeutet Nemo zu schützen, dann ja."

    Noch immer lächelnd nickt er. "Wenn du willst kann ich ja gleich nach Nemo suchen und ihn Frage, was er von dem ganzen hält?"

    "Das würdest du für mich tun?"

    "Nicht nur für dich und ich will auch nicht, dass unser kleiner Clown Fisch erfriert."

    "Warum Clown Fisch?"

    Überrascht sieht Joel zu mir. "na wegen dem Namen, Nemo. Er hat sich doch bestimmt nach dem Fisch benannt oder?"

    "Ach, du meinst den weiß orangenen Fisch aus dem Bilderbuch? Ja das hat er."

    "Bilderbuch? Nein, aus dem Film."

    "Es gibt einen Film?" Mit großen Augen starre ich ihn an.

    "Du kennst den Film nicht?" Jetzt sieht Joel ehrlich geschockt aus.

    "Nein. Woher denn? Nemo und ich haben nur das Bilderbuch gelesen. Das lag in einer zu verschenken Kiste und Nemo fand den Fisch süß, darum hat er es mitgenommen."

    "Oh man ihr macht mich fertig. Wir müssen den Film gucken. Diese Bildungslücke kann ich nicht akzeptieren. Habt ihr überhaupt mal Filme gesehen?"

    "Em... naja, schon." Verlegen sehe ich weg.

    "Weißt du auch wie die heißen?"

    Ich denke scharf nach, wie die paar Filme hießen, die wir in unserem ersten Winter gesehen haben und zähle mit den Fingern mit, "das war, drei Nüsse für Aschen... irgendwas. Etwas mit einem Jungen der alleine Zuhause, mit Räubern war. Ein Kind das Lord ist. An Neujahr, Dinner für on und jeden Morgen Kaffee oder Tee, aber ich glaube das war eine Serie."

    Verzweifelt hat Joel das Gesicht in die Hände gelegt, die Gebräuche die von ihm kommen sind entweder lachen oder weinen, ich kann es nicht ganz deuten.

    Mein Handywecker klingelt und zeigt mir an, dass die Pause zu Ende ist. "Joel ich muss wieder in den Laden."

    Er richtet sich wieder auf und fährt sich durch die Haare, "Ja, ja geh nur. Ich sag dir Bescheid, wenn Nemo sich entschieden hat."

    "Danke, du hast was gut bei mir."

    Er winkt ab und ich gehe in den Laden zurück.

  • Nach kurzer krankheitsbedingter Pause habe ich jetzt Kapitel 12 gelesen. Sehr schön, wie Lillys fremdartige Dämonennatur dargestellt wird. Es kommt ihr gar nicht in den Sinn, dass man ihre Geschichte merkwürdig finden könnte. Ausgesetzt und auf der Strasse aufgewachsen. Ist das bei Dämonen so? Wie entstehen sie eigentlich. Die Kabbelei mit den beiden Engeln ist nach wie vor sehr lustig.

    Sehe zu, dass ich schnell aufhole.

  • Vielen dank für deine rückmeldung. schade das du so lange krank warst, ich hänge zur zeit auch noch ziemlich in den seilen, hatte spaß mit dem norovierus. ich hoffe dir machen die nächsten Kapitel auch spaß.

  • Zu Kapitel 13:

    Ich wundere mich darüber, wie gut Nemo, der Dämon, und die Engel miteinander zurechtkommen. Als Nemo mit dem kleinen Mädchen sich vom Umzug absetzte, dachte ich schon, es würde richtig ernst. Aber es passierte nichts Schlimmes. So etwas würde auch nicht zum humorvollen Grundton der Geschichte passen.

    Lilly wird immer menschlicher. Das ist sehr subtil und nachvollziehbar geschildert. Aber was wollen die Engel eigentlich? Lilly und Nemo in Menschen verwandeln?

  • Habe aufgeholt bis Kapitel 17. Dass endlich ein mächtiger Dämon auftaucht, macht die Geschichte interessanter. Der Rückblick in Lillys Kindheit, wo sie in der Hölle ums Überleben kämpfen musste, wirft natürlich Fragen auf. Was ist die Hölle? Sind Dämonen keine spirituellen Wesen, sondern eine Art Homininen, die Kinder bekommen genauso wie Menschen?

    Zu Lillys Energieproblem hätte ich noch einen Vorschlag. Könnte Lilly nicht, wie ein Taschendieb, ganz unauffällig Passanten anrempeln und ihnen auf diese Weise etwas Energie abnehmen, so wenig, dass die Engel nichts mitbekommen? Kleinvieh macht auch Mist. Sie könnte auch ganz kurz einen Hund streicheln. Der wäre dann wegen des Energieverlusts ein paar Tage müde, natürlich ohne langfristige Folgen.