Ewige Nacht, Ewige Liebe

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 794 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (3. November 2025 um 03:52) ist von Feron.

  • Hi Ich Hoffe euch gefällt meine Geschichte Ihr könnt gerne Kommentieren und mir schreiben.

    Meine Geschichte heißt Ewige Nacht, Ewige Liebe

    Klappentext : In den nebelverhangenen Wäldern von Amaranth, einem abgelegenen Ort voller Geheimnisse, begegnen sich zwei Seelen, die niemals zueinanderfinden dürften.
    Angel, ein junger Vampir, trägt das Erbe der Unsterblichkeit und die Last seiner Herkunft. Aurora, eine sterbliche Frau mit einem Herzen voller Sehnsucht, ahnt nicht, dass ihr Schicksal längst mit der Dunkelheit verflochten ist.

    Ihre Liebe ist verboten – und doch unausweichlich.
    Doch die Schatten lauern näher, als sie glauben: Spike, Angels älterer Bruder, von Eifersucht und Gier zerfressen, will Aurora um jeden Preis für sich gewinnen. Was als Leidenschaft beginnt, wird zu einem gefährlichen Spiel aus Intrigen, Verrat und Blut.

    Kann Liebe stärker sein als uralte Gesetze, tödliche Begierde und das Erbe der Nacht?

    Ein Roman voller Leidenschaft, Verrat und der Frage, wie viel man bereit ist, für die Liebe zu opfern.


    Prolog

    Die Stille von Amaranth war trügerisch.
    Zwischen den dunklen Silhouetten der alten Wälder schimmerte der Mond wie ein bleiches Auge, das jede Bewegung verfolgte. Der Wind strich durch die Zweige, als würde er Geheimnisse flüstern, die nur die Nacht verstehen konnte.

    Angel stand am Rand der Klippen, den Blick auf das endlose Meer gerichtet. In seinen Augen brannte das Verlangen nach Freiheit – und nach etwas, das er nie haben durfte. Er spürte sie, lange bevor er sie sah: Auroras Herzschlag, sanft und regelmäßig, wie ein Lied, das ihn unwiderstehlich anzog.

    „Du solltest nicht hier sein …“ murmelte er, mehr zu sich selbst als zu ihr.
    Doch dann trat sie aus dem Schatten der Bäume. Ihre Augen, so lebendig und warm, trafen ihn wie ein Feuerstoß. In diesem Moment wusste Angel, dass es keinen Weg zurück gab.

    Die Nacht hielt den Atem an, als ihre Welten aufeinanderprallten.
    Und irgendwo im Dunkeln lächelte jemand kalt – Spike.

    Denn jede Liebe fordert einen Preis.


    Kapitel 1 – Nebel über Amaranth

    Der Abend legte sich über die Wälder wie ein schweres, atmendes Tuch.
    Dichter Nebel kroch aus den Schluchten, glitt über Felsen und Wurzeln, verschluckte Wege, bis selbst der Himmel wie ausgelöscht wirkte. Nur der blasse Schimmer des Mondes zog sich durch das Grau – wie eine Erinnerung an etwas längst Vergessenes.

    Das Knarren der Kutschenräder hallte hohl zwischen den Bäumen wider. Das Schnauben der Pferde klang in der Dämmerung wie das Ächzen alter Seelen. Aurora zog ihren Umhang enger um die Schultern, doch die Kälte schien durch jeden Faden des Stoffes zu kriechen. Ihre Finger waren taub, die Haut darunter blass.

    „Wie lange noch?“, flüsterte sie mehr zu sich selbst als zum Kutscher. Keine Antwort. Nur das gleichmäßige Klackern der Hufe.

    Die Reise war endlos gewesen – über leere Dörfer, an stillen Flüssen vorbei, durch Landstriche, die aussahen, als hätte sie die Zeit vergessen. Und doch war sie gekommen. Zurückgekehrt, wie man ihr geschrieben hatte, nach Hause.

    Ein Zuhause, das sie nie gesehen hatte, aber dessen Name ihr seit Kindertagen vertraut war:
    Amaranth.

    Schon als kleines Mädchen hatte Aurora ihrer Großmutter gelauscht, wenn diese am Kamin saß und von dem alten Haus sprach – von der Villa Valemont, die auf einer Anhöhe thronte, wo der Nebel nie wich. Von Gärten, in denen die Rosen auch im Winter blühten. Und von Dingen, die man besser nicht beim Namen nannte.

    „In Amaranth schlafen die Alten nicht“, hatte ihre Großmutter immer gesagt.
    „Sie wachen über uns – oder sie holen uns.“

    Damals hatte Aurora gelacht. Jetzt, als die Kälte ihr bis in die Knochen drang, lachte sie nicht mehr.

    Die Pferde hielten abrupt. Die Kutsche schwankte leicht, und Aurora stieß gegen die Wand. Der Kutscher, ein hagerer Mann mit wettergegerbtem Gesicht, drehte sich halb zu ihr um.

    „Hier endet mein Weg, Fräulein“, sagte er rau. „Die Villa liegt weiter oben.“

    Aurora runzelte die Stirn. „Ihr begleitet mich nicht?“

    Er schüttelte den Kopf, als wäre die Frage töricht. „Nicht, wenn die Nacht hereinbricht. Geht – und vergeudet keine Zeit.“

    Bevor sie etwas erwidern konnte, schnalzte er mit der Zunge. Die Pferde setzten sich in Bewegung, und die Kutsche verschwand im Nebel. Zurück blieb nur das leise Echo der Hufe.

    Aurora stand allein auf dem Pfad. Der Wind trug den Geruch von feuchtem Moos, Erde und etwas Eisenhaltigem mit sich. Vielleicht war es nur Einbildung – oder eine Erinnerung an Blut.

    Sie zog den Mantel enger und ging.

    Der Weg zur Villa war steil und von Wurzeln durchzogen. Zweige streiften ihre Haut, und Dornen zerrten an ihrem Rock. Der Nebel war so dicht, dass sie kaum ihre Hand vor Augen sah. Doch irgendwo vor ihr glaubte sie ein Licht zu erkennen – schwach, flackernd, wie eine Laterne im Wind.

    „Fast da …“, flüsterte sie. Ihre Stimme hallte seltsam hohl zwischen den Bäumen wider.

    Dann – ein Geräusch.
    Ein Knacken. Schritte.

    Aurora blieb stehen. „Hallo?“
    Keine Antwort. Nur der Nebel, der sich um sie legte wie kalter Atem.

    Dann wieder: Schritte.
    Langsam. Näher.

    „Ist da jemand?“, rief sie mit belegter Stimme.

    Nichts. Nur das Rascheln der Blätter – und das Herz, das in ihrer Brust hämmerte.

    Sie zwang sich weiterzugehen. Schritt für Schritt, bis der Nebel sich lichtete. Vor ihr tauchte das Tor der Villa auf – hoch, schmiedeeisern, mit Ornamenten, die sich in der Dunkelheit wanden wie Dornenranken.

    Aurora legte die Hand auf das kalte Metall. Kaum berührt, ertönte ein leises Klicken. Das Tor öffnete sich von selbst – langsam, mit einem metallischen Stöhnen, als sei es lange nicht mehr bewegt worden.

    Der Garten dahinter lag in Dunkelheit. Die alten Bäume warfen verzerrte Schatten über den Weg. Das Gebäude selbst – eine Villa aus grauem Stein – ragte majestätisch und still über den Nebel hinaus. Die Fenster waren schwarz, wie verschlossene Augen.

    Aurora atmete tief durch und stieg die Treppen hinauf. Als sie die Tür erreichte, fiel ihr Blick auf den Türklopfer – eine stilisierte Rose aus Eisen, deren Blätter scharf wirkten wie Klingen. Sie hob ihn und ließ ihn gegen das Holz schlagen.

    Ein dumpfer Schlag hallte durch das Haus.
    Dann – Stille.

    Gerade, als sie sich abwenden wollte, öffnete sich die Tür mit einem leisen Knarren.

    Im Licht einer Kerze stand eine Frau.
    Ihr Haar war grau, streng zurückgebunden, die Haltung aufrecht, ihr Blick scharf wie Stahl.

    „Fräulein Aurora?“

    Aurora nickte überrascht. „Mrs. Davorah …?“

    Ein kaum merkliches Lächeln glitt über das Gesicht der alten Frau. „So ist es. Ich habe auf Sie gewartet, Kind.“

    „Sie waren schon bei meiner Großmutter, nicht wahr?“

    „Mehr Jahre, als mir lieb sind“, antwortete Davorah trocken. „Gott habe ihre Seele selig.“

    Aurora trat über die Schwelle, und die Tür fiel hinter ihr ins Schloss.

    Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Das Haus roch nach altem Holz, Wachs und etwas Undefinierbarem – wie eingesperrter Zeit. An den Wänden hingen Porträts: ernste Gesichter, fast alle mit denselben blassen Augen.

    „Ich habe das Haus für Ihre Ankunft vorbereitet“, sagte Mrs. Davorah und nahm eine Kerze vom Tisch. „Es ist groß, still, aber es lebt noch. So wie Amaranth selbst.“

    „Ich … danke Ihnen.“

    „Die Villa hat auf Sie gewartet, Fräulein“, fügte die alte Frau hinzu. „Sie gehört Ihnen jetzt. Und sie wird Sie erkennen.“

    Aurora runzelte die Stirn. „Erkennen?“

    „Jedes Haus kennt sein Blut“, sagte Davorah nur, und ihre Stimme senkte sich zu einem Flüstern.

    Sie führte Aurora die Treppe hinauf, über knarrende Stufen, durch lange Flure mit schweren Vorhängen. „Ihre Großmutter hat die oberen Räume gemieden, seit Ihr Großvater starb“, erklärte sie. „Ich rate Ihnen, es ebenso zu halten – zumindest in der Nacht.“

    „Warum?“

    „Weil Amaranth bei Nacht anders ist.“

    Aurora wollte etwas erwidern, doch da erreichten sie ihr Zimmer. Mrs. Davorah öffnete die Tür zu einem großen Raum. Ein Himmelbett, schwere Vorhänge, ein Kamin, in dem leise Feuer glomm.

    „Hier schlafen Sie. Die Fenster bleiben nachts besser geschlossen. Und … wenn Sie etwas hören – ignorieren Sie es.“

    Aurora stockte. „Etwas hören?“

    „Das Haus lebt von Erinnerung, Kind. Und Erinnerung ist selten still.“

    Sie stellte die Kerze ab und ging zur Tür. „Ich bin unten, falls Sie mich brauchen. Doch … rufen Sie nicht nach mir, wenn Sie flüstern hören.“

    „Warum nicht?“

    Mrs. Davorah lächelte dünn. „Weil es dann nicht mich ist, die antwortet.“

    Bevor Aurora etwas sagen konnte, schloss sich die Tür hinter der alten Frau.

    Sie blieb allein zurück.

    Das Feuer knisterte leise. Schatten tanzten über die Wände, formten Gestalten, die sich zu bewegen schienen. Aurora trat ans Fenster. Der Nebel lag über dem Garten wie eine Decke aus Milch.

    Etwas bewegte sich dort draußen. Eine Silhouette. Zu schnell, um sicher zu sein.

    Ein Windstoß ließ die Kerze flackern. Dann – ein Flüstern.
    Kaum hörbar, doch deutlich.

    „Du bist endlich hier …“

    Aurora fuhr herum.
    Niemand da.

    Das Feuer im Kamin erlosch, als hätte jemand die Luft abgeschnitten.

    Und aus der Dunkelheit drang ein leises, unregelmäßiges Klopfen – von irgendwo aus dem Flur.

    Klopf.
    Klopf.

    Aurora hielt den Atem an.
    Dann Stille.

    Langsam legte sie sich aufs Bett, die Decke bis ans Kinn gezogen. Der Wind drückte gegen die Fenster, und irgendwo im Haus schien etwas zu atmen.

    Bevor sie die Augen schloss, flüsterte sie kaum hörbar:
    „Großmutter … was hast du mir hinterlassen?“

    Und tief in der Villa – ganz unten, dort, wo kein Licht mehr reichte – öffnete sich leise eine Tür.


    Kapitel 2 – Das Flüstern der Mauern

    Der Regen hat aufgehört, doch der Nebel bleibt.
    Er hängt schwer über dem Garten, als wolle er die Villa in sich aufnehmen, um sie ganz zu verschlingen. Aurora steht am Fenster und sieht hinaus, die Hände an die kalte Scheibe gelegt. Ihr Atem zeichnet flüchtige Schleier auf das Glas, die sich sofort wieder auflösen.

    Sie sollte schlafen, aber die Gedanken lassen sie nicht los.
    Seit sie das Haus betreten hat, fühlt sie sich, als wäre sie beobachtet – nicht auf eine bedrohliche Weise, eher so, als würde jemand sie prüfen, sie still und aufmerksam mustern, ohne dass sie ihn sehen kann.

    Der Wind pfeift über das Dach, und irgendwo schlägt eine Tür.
    Mrs. Davorah hat gesagt, das Holz arbeite bei Feuchtigkeit. Aber Aurora weiß, dass es mehr ist. Häuser atmen nicht so. Häuser flüstern nicht.

    Sie zieht den Vorhang zu, wendet sich vom Fenster ab und lässt den Blick durch das Zimmer schweifen. Es ist größer, als sie erwartet hat – hohe Decke, dunkle Holzbalken, ein Himmelbett mit schweren Vorhängen, die nach Lavendel und Staub riechen. Über dem Kamin hängt ein Gemälde ihrer Großmutter: dieselben Augen, dieselbe feine, stolze Haltung.

    „Warum hast du mir nie erzählt, was hier wirklich war?“, flüstert Aurora.
    Das Porträt antwortet nicht, aber die Schatten scheinen sich zu bewegen, als ob der Atem der Erinnerung selbst durch das Zimmer streicht.

    Sie öffnet den kleinen Sekretär neben dem Bett. Darin liegt ein Brief, alt, die Tinte leicht verblasst.
    Er trägt das Wappen der Familie Valemont – eine Rose, durchbohrt von einem Dorn. Aurora hat ihn auf dem Nachttisch gefunden, gleich nachdem sie ihre Reisetasche abgestellt hat.

    Mit zitternden Fingern bricht sie das Siegel.

    Zitat

    Meine liebste Aurora,

    wenn du diese Zeilen liest, bin ich längst gegangen. Ich weiß, du wirst eines Tages hierher zurückkehren. Vielleicht aus Pflicht, vielleicht aus Sehnsucht. Was auch immer dich führt – folge deinem Herzen, aber vertraue nicht jedem Schatten. Dieses Haus trägt mehr Leben, als du glaubst. Und manche Seelen ruhen nie.

    Bewahre den Schlüssel, der dir gegeben wird. Und wenn du den Gesang in der Nacht hörst – lauf nicht davon.

    Deine Großmutter Eleanor.

    Aurora legt den Brief behutsam zurück.
    Ihr Herz schlägt schneller. „Der Gesang in der Nacht“ – was meint sie damit?

    Sie setzt sich auf die Bettkante und lauscht. Das Haus ist still, und doch glaubt sie, Schritte zu hören – irgendwo unter ihr, vielleicht im Salon.
    Dann erklingt es.
    Ein Ton, so zart, dass er fast nicht real wirkt. Eine Melodie, die sich wie Nebel durch die Flure zieht. Ein Klavier.

    Aurora hält den Atem an.
    Die Noten sind traurig, alt, aber so voller Gefühl, dass sie ihr Herz zu zerreißen scheinen. Es ist, als würde jemand durch die Musik weinen, als wären all die Jahre des Schweigens plötzlich in Klang verwandelt.

    Langsam steht sie auf. Ihr Blick gleitet zur Tür.

    „Mrs. Davorah?“, ruft sie leise.
    Keine Antwort.

    Barfuß tritt sie auf den Flur hinaus. Die Dielen knarren unter ihren Schritten. Das Licht der Öllampen flackert, als sie sich dem Treppenhaus nähert. Der Klang des Klaviers wird deutlicher – aus der großen Halle unten.

    Sie sollte nicht gehen.
    Aber sie geht.

    Ihre Hand gleitet über das Geländer, das vom Alter glattpoliert ist. Der Geruch von Wachs und altem Holz liegt in der Luft. Als sie den Fuß der Treppe erreicht, spürt sie plötzlich eine Bewegung – ein Lufthauch an ihrem Nacken, als würde jemand dicht hinter ihr stehen.

    Sie dreht sich um.
    Niemand.

    Doch die Luft ist wärmer geworden. Sie riecht nach Eisen und Rosen.

    Aurora folgt der Musik bis zur Tür des Salons. Sie steht einen Spalt offen, und das Licht von Kerzen tanzt über den Boden.
    Sie schiebt die Tür weiter auf.

    Das Klavier spielt weiter, doch der Raum ist leer.

    Kerzen stehen auf dem Flügel, ihre Flammen flackern, als sie eintritt. Die Noten klingen noch, obwohl niemand auf den Tasten sitzt.
    Langsam geht sie näher. Ihre Finger zittern, als sie die Hand über die glänzende Fläche legt.
    In der Luft hängt Wärme – die Art von Wärme, die von einem Körper ausgeht, der gerade noch da war.

    „Wer ist hier?“, flüstert sie.
    Das Echo ihrer Stimme ist ihr einziger Begleiter.

    Dann – ein Schatten im Spiegel über dem Kamin.
    Groß, schlank, ein Schemen mit Augen, die wie Gold glühen.

    Aurora wirbelt herum.
    Der Raum ist leer.

    Doch der Geruch von Rosen bleibt.

    Etwas in ihr sagt, dass sie willkommen ist. Und zugleich, dass sie fliehen sollte.

    Sie geht zurück auf den Flur. Die Musik ist verstummt. Nur das Ticken einer alten Standuhr hallt durch die Stille.
    Mrs. Davorah steht plötzlich am Ende des Korridors, eine Kerze in der Hand.

    „Fräulein Aurora“, sagt sie ruhig, aber ihre Stimme hat einen Unterton von Sorge. „Sie sollten nicht nachts durchs Haus gehen. Manche Türen bleiben besser geschlossen.“

    Aurora will etwas erwidern, doch sie bringt kein Wort hervor.
    Mrs. Davorah mustert sie, ihre Augen schmal. „Sie haben ihn gespürt, nicht wahr?“

    „Wen?“

    Die Haushälterin zögert, als wäge sie ab, wie viel sie sagen darf. „Dieses Haus ist alt. Es hat seine Hüter. Manche sind aus Fleisch und Blut, andere … aus Erinnerung.“
    Sie dreht sich um und fügt hinzu: „Kommen Sie. Morgen ist früh genug, um Fragen zu stellen.“

    Aurora folgt ihr widerwillig die Treppe hinauf. Hinter ihnen scheint das Haus wieder in Schweigen zu verfallen.

    In ihrem Zimmer angekommen, stellt sie fest, dass die Kerze auf ihrem Nachttisch brennt – obwohl sie sie selbst nicht angezündet hat.
    Daneben liegt eine einzelne, frische Rose. Dunkelrot.

    Ein Tropfen Wasser – oder Blut – perlt von einem der Blütenblätter und färbt das Leinen.

    Aurora schließt die Tür und lehnt sich dagegen. Ihr Herz klopft bis zum Hals.
    Sie hebt die Rose an und riecht daran. Ein Hauch von Asche mischt sich in den Duft.

    Im Spiegel hinter ihr bewegt sich etwas. Nur für einen Atemzug – eine goldene Reflexion, die wie ein Blick wirkt.

    „Wer bist du?“, flüstert sie.

    Der Spiegel bleibt still, doch irgendwo im Haus erklingt wieder der letzte Ton der Melodie – langgezogen, traurig und schön.

    Aurora sinkt aufs Bett und spürt, wie ihre Lider schwer werden. Zwischen Schlaf und Wachen glaubt sie, eine Stimme zu hören, leise wie ein Kuss:

    „Endlich bist du hier …“

    Und der Nebel draußen scheint zu antworten.


    Kapitel 3 – Die Begegnung im Nebel

    Ein fahles Grau liegt über dem Morgen.
    Der Nebel hat die Welt verschluckt. Selbst die Sonne scheint nur ein blasser Schimmer zu sein, der sich müde durch die Schleier kämpft. Aurora sitzt auf dem Rand des Bettes, die Rose in der Hand, die sie am Abend zuvor dort gefunden hat. Ihre Blütenblätter sind noch immer feucht, als hätten sie den Tau der Nacht in sich bewahrt.

    Etwas an ihr fasziniert sie – und beunruhigt sie zugleich.
    Kein Wasser, kein Duft von Erde haftet daran, nur dieser eigenartige Geruch nach Eisen und süßer Dunkelheit.

    Ein Klopfen an der Tür lässt sie zusammenzucken.
    Mrs. Davorah tritt ein, wie immer makellos gekleidet, das Haar zu einem festen Knoten gebunden. In ihren Händen hält sie ein Tablett mit Tee und Brot.

    „Guten Morgen, Fräulein Aurora.“
    „Morgen?“, wiederholt sie benommen. „Ich dachte … es wäre noch Nacht.“
    „In Amaranth kann man das leicht verwechseln“, antwortet die alte Frau ruhig. „Hier bleibt der Morgen selten hell.“

    Aurora lächelt schwach und schenkt sich Tee ein.
    „Mrs. Davorah… die Musik letzte Nacht – wer hat gespielt?“
    Die Haushälterin hält kurz inne, zu kurz, um unauffällig zu sein.
    „Musik?“, fragt sie dann langsam. „Sie müssen geträumt haben.“

    Aurora will widersprechen, aber der Ausdruck in Davorahs Augen lässt sie verstummen.
    Da ist etwas, das die alte Frau nicht sagen will. Etwas, das sie schützt – oder fürchtet.

    „Wenn Sie möchten“, sagt Mrs. Davorah nach einer Weile, „zeige ich Ihnen später den Garten. Ihre Großmutter hat dort viele Stunden verbracht. Vielleicht finden Sie dort ein wenig Frieden.“

    Aurora nickt, doch ihr Blick fällt wieder auf die Rose.
    „Und diese hier? Haben Sie sie mir gebracht?“
    Mrs. Davorah folgt ihrem Blick. Für einen Augenblick verfinstert sich ihr Gesicht.
    „Nein“, sagt sie knapp. „Aber wenn Sie klug sind, Fräulein Aurora, dann legen Sie sie fort.“

    Sie nimmt das Tablett und verschwindet, bevor Aurora antworten kann.

    Der Garten ist still, als Aurora später hinausgeht.
    Der Nebel hängt noch immer zwischen den Bäumen, so dicht, dass jeder Schritt sie tiefer in ein Reich aus Schweigen führt. Feuchtigkeit legt sich auf ihre Haut, auf ihr Haar, und der Duft von Erde und feuchtem Laub erfüllt die Luft.

    Die Villa hinter ihr verschwindet langsam aus dem Blickfeld.
    Sie folgt einem schmalen Pfad, der zwischen Rosenhecken hindurchführt, deren Dornen sich wie kleine, schwarze Finger in den Nebel recken.

    Und dann hört sie es wieder.
    Kein Klavier diesmal – nur eine Stimme. Tief, klar und seltsam traurig. Sie scheint ihren Namen zu flüstern.

    Aurora …

    Sie bleibt stehen.
    „Wer ist da?“
    Keine Antwort – nur der Wind, der den Nebel bewegt.

    Doch dann, als sie sich umdreht, steht er da.

    Ein Mann, halb verborgen im Licht des Morgens. Hochgewachsen, mit dunklem Haar, das ihm leicht über die Stirn fällt. Sein Blick ist unergründlich – goldene Augen, die im Nebel zu glühen scheinen. Für einen Moment glaubt sie, den Atem zu verlieren.

    Er sagt nichts.
    Auch Aurora findet keine Worte.

    „Sie … sind hier Fremde, nicht wahr?“ Seine Stimme ist leise, beinahe sanft, doch in ihr schwingt etwas, das sie nicht einordnen kann – eine Macht, ein Wissen, als hätte er schon Jahrhunderte gesehen.

    Aurora nickt, unfähig, den Blick abzuwenden.
    „Ich habe das Haus von meiner Großmutter geerbt“, sagt sie schließlich. „Ich wollte nur … es kennenlernen.“

    Ein kaum merkliches Lächeln huscht über seine Lippen. „Dann hat das Schicksal Sie also hergeführt.“
    Er tritt näher, so leise, dass seine Schritte kaum hörbar sind. Der Nebel scheint sich vor ihm zu teilen, als wolle er Platz machen.

    Aurora spürt, wie ihr Herz schneller schlägt.
    „Wer sind Sie?“

    Er senkt leicht den Kopf, als wäre es eine Frage, die er schon oft gehört hat. „Ein Freund dieses Hauses“, antwortet er. „Man könnte sagen … ich gehöre zu seiner Geschichte.“

    „Ein Freund?“ Sie lächelt unsicher. „Ich wusste nicht, dass es hier noch jemanden gibt. Mrs. Davorah hat nichts erwähnt.“
    „Mrs. Davorah erwähnt nur, was sie für nötig hält.“

    Seine Worte sind ruhig, aber da ist etwas Unausgesprochenes darin – eine Spur Bitterkeit, vielleicht auch Wehmut.

    Aurora will noch etwas sagen, doch der Wind frischt auf. Ein paar welke Blätter wirbeln zwischen ihnen hindurch. Für einen Augenblick glaubt sie, dass sein Schatten sich nicht mitbewegt.

    „Ich habe Sie letzte Nacht gehört“, sagt sie schließlich. „Sie haben Klavier gespielt.“

    Er sieht sie lange an.
    Dann nickt er langsam. „Ich spiele manchmal. Wenn die Nacht zu laut ist.“

    „Ihre Musik … war wunderschön.“
    Ein kaum wahrnehmbares Lächeln – aber in seinen Augen glimmt ein Schmerz, der tief geht. „Musik ist das Einzige, was nicht vergeht.“

    Aurora senkt den Blick. Ihr Herz rast. Sie weiß nicht, warum, aber irgendetwas an ihm zieht sie an – eine Vertrautheit, die sie nicht erklären kann.
    „Wie heißen Sie?“, fragt sie leise.

    Er antwortet nach einem Moment.
    „Angel.“

    Der Name hängt in der Luft wie ein Versprechen.
    Er passt zu ihm, denkt sie – etwas Reines und Dunkles zugleich.

    „Ein schöner Name“, flüstert sie.
    Er lächelt flüchtig. „Vielleicht. Aber kein harmloser.“

    Dann tritt er einen Schritt zurück. „Sie sollten jetzt gehen. Der Nebel hält nicht jeden willkommen.“

    „Und Sie?“
    Er hält inne. „Ich bin der Nebel, Aurora.“

    Bevor sie reagieren kann, löst er sich förmlich vor ihren Augen auf.
    Der Wind hebt sich, die Rosen rascheln, und plötzlich steht sie allein zwischen den Hecken.

    Aurora starrt in die Leere, ihr Atem geht schnell.
    War er wirklich da?

    Doch als sie zurück ins Haus geht, findet sie auf der Schwelle eine einzelne, dunkle Feder – schwarz wie Nacht, schimmernd wie Gold.

    Sie hebt sie auf, und ihr wird klar, dass sie die Villa nie wieder als dasselbe sehen wird.
    Denn der Schatten, der sie beobachtet hatte –
    hat jetzt ein Gesicht.


    Kapitel 4 – Schatten zwischen den Wänden

    Die Stunden vergehen träge.
    Aurora sitzt in der Bibliothek ihrer Großmutter, während draußen der Regen gegen die Scheiben schlägt. Der Duft von Staub, Leder und alten Seiten hängt in der Luft, schwer und vertraut zugleich. Auf dem Tisch liegt ein altes Tagebuch – das ihrer Großmutter.

    Ihre Finger gleiten über den Einband, über die verblichenen goldenen Buchstaben: Elara Valemont.
    Aurora zögert, dann schlägt sie es auf.

    Die Schrift ist schwungvoll, altmodisch.

    Zitat

    „Die Nächte werden länger, und die Schatten scheinen zu atmen. Ich höre wieder die Musik. Er spielt. Ich weiß, ich sollte mich fürchten – aber ich tue es nicht. Sein Lied ist wie ein Gebet aus einer anderen Zeit.“

    Aurora liest die Zeilen mehrfach. Ihr Herz klopft schneller.
    „Er spielt …“
    Das kann kein Zufall sein.

    Sie lehnt sich zurück, während das Feuer im Kamin schwach flackert. War Angel schon damals hier?
    Die Vorstellung ist absurd – und doch fühlt sie sich richtig an.

    Mrs. Davorahs Stimme reißt sie aus den Gedanken.
    „Sie lesen Elaras Aufzeichnungen.“
    Aurora hebt den Kopf. Die alte Frau steht in der Tür, das Gesicht unbewegt, die Hände gefaltet.

    „Ich wollte nur verstehen …“, sagt Aurora. „Sie schreibt über jemanden, der Musik spielt. Über jemanden, der in der Nacht kommt.“

    „Viele Nächte sind hier laut“, erwidert Davorah ruhig. „Ihre Großmutter hatte eine lebhafte Fantasie.“
    „Aber sie klingt nicht wie jemand, der sich Dinge einbildet.“
    „Manchmal ist Einbildung der einzige Schutz, den ein Mensch hat.“

    Die alte Frau tritt näher, nimmt das Tagebuch und schlägt es zu.
    „Elaras Zeit ist vorbei, Fräulein Aurora. Und Sie sollten nicht versuchen, sie zurückzuholen.“

    Aurora blickt ihr nach, als sie geht.
    Doch bevor Davorah die Tür schließt, fügt sie leise hinzu:
    „Nicht alles, was schön klingt, ist harmlos.“


    Später, als die Nacht wieder über Amaranth fällt, kann Aurora nicht schlafen.
    Der Regen hat aufgehört, aber der Wind trägt das Flüstern der Bäume durchs Fenster.
    Sie steht auf, zieht sich den Mantel über und nimmt die Kerze vom Nachttisch.

    Der Flur liegt still da – zu still.
    Ihr Herz schlägt in ihrem Hals, als sie die Treppe hinuntergeht. Das Licht der Kerze zittert.

    In der großen Halle flackern die Schatten über die Wände, tanzen zwischen Porträts und Spiegeln.
    Da – Musik.
    Leise. Verloren. Ein Klavier, irgendwo tief im Haus.

    Aurora folgt dem Klang.
    Er führt sie zu einer Tür, die halb offensteht. Das Licht dahinter ist schwach, golden.
    Sie tritt ein – und bleibt stehen.

    Angel sitzt am Flügel, ganz in Schwarz, den Blick auf die Tasten gerichtet.
    Seine Finger bewegen sich lautlos, fast schwebend.
    Die Melodie ist traurig, aber von einer Schönheit, die ihr den Atem nimmt.

    Aurora wagt kaum, sich zu rühren.
    Sie beobachtet ihn, wie das Kerzenlicht über seine Haut gleitet, über die scharfen Konturen seines Gesichts. Er wirkt fast unwirklich – wie ein Traum aus der Dunkelheit selbst.

    Dann hört er auf zu spielen.
    „Ich wusste, dass Sie kommen würden“, sagt er leise, ohne sie anzusehen.

    Aurora errötet. „Ich … wollte nicht stören.“
    „Sie stören nicht.“
    Er steht auf, dreht sich langsam zu ihr um. Seine Augen treffen ihre – und sie weiß, dass er sie spüren kann. Jede Unsicherheit, jeden Herzschlag.

    „Sie haben Fragen“, sagt er.
    „Zu viele“, flüstert sie. „Wer sind Sie wirklich?“

    Er lächelt schwach. „Ein Teil dieses Hauses. Ein Teil der Nacht. Und vielleicht … ein Teil von Ihnen.“

    Aurora weicht nicht zurück. „Ich habe Ihre Musik gehört, bevor ich wusste, dass Sie existieren.“
    „Vielleicht haben Sie mich schon immer gehört.“

    Er tritt näher. Der Raum scheint sich mit seiner Anwesenheit zu füllen, schwer, vibrierend, warm.
    Aurora hebt den Blick, ihre Lippen teilen sich, doch bevor sie etwas sagen kann –

    Ein Geräusch.
    Ein leises Knacken, wie ein Schritt im Flur.

    Angel verharrt. Seine Züge verhärten sich, seine Augen verdunkeln sich zu Bernstein.
    „Sie sollten jetzt gehen“, sagt er tonlos. „Schnell.“

    „Was ist los?“
    „Nicht ich bin das, wovor Sie sich fürchten sollten.“

    Aurora spürt die Kälte, die plötzlich in den Raum dringt – als hätte jemand ein Fenster geöffnet, obwohl alles geschlossen ist. Ein Hauch, so kalt, dass ihre Haut brennt.

    „Gehen Sie, Aurora.“

    Sie läuft den Gang hinauf, das Herz rast.
    Hinter ihr hört sie Schritte – nicht seine. Schwerer. Langsamer.
    Ein anderes Atmen.
    Und eine Stimme, kaum hörbar, aber voller Versprechen und Gefahr.

    „Sie riecht nach Licht.“

    Aurora rennt die Treppe hinauf, schlägt die Tür zu und drückt sich mit dem Rücken dagegen.
    Draußen herrscht Stille.
    Nur der Wind, der den Regen trägt – und irgendwo, weit unten, wieder Musik.
    Aber diesmal ist sie anders.
    Dunkler.
    Verführerischer.

    Ein zweites Klavier antwortet auf das erste.
    Zwei Melodien – hell und dunkel, ineinander verwoben.

    Und Aurora spürt, ohne zu wissen warum:
    Sie ist nicht nur zwischen zwei Welten gefangen.
    Sondern zwischen zwei Brüdern.


    Kapitel 5 – Spike tritt auf

    Die Sonne war längst hinter den Bergen versunken, als Aurora sich wieder zum Anwesen aufmachte. Der Nebel hatte die Felder und Wälder in ein bleiches Grau getaucht, und jeder Schritt auf dem feuchten Boden schien die Stille nur zu verstärken.

    Aurora dachte an Angel. Seit ihrer Begegnung im Wald konnte sie ihn nicht vergessen. Jedes Geräusch ließ sie aufhorchen, jeder Schatten ließ sie zusammenzucken. Sie wusste, dass sie sich ihm näherte – gefährlich nah – und doch fühlte sie sich unwiderstehlich zu ihm hingezogen.

    Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich. Schwer, selbstsicher, fast arrogant. Sie drehte sich um und erstarrte.

    Ein Mann stand im Nebel, hochgewachsen, mit schwarzem Mantel, der bis zu seinen Stiefeln reichte. Sein Haar war dunkel wie Ebenholz, seine Augen blitzten kalt und durchdringend.

    „Na, das ist ja eine hübsche Überraschung“, sagte er mit einem Lächeln, das charmant, aber gleichzeitig bedrohlich wirkte. „Aurora … nicht wahr?“

    Aurora schluckte. „Wer … wer sind Sie?“

    „Ich bin Spike“, erwiderte er knapp. „Ein Bruder von … Angel.“

    Auroras Herz stolperte. „Angel hat einen Bruder?“

    Spike trat näher, sein Blick schien alles zu durchbohren. „Ja. Und ich rate Euch, auf ihn Acht zu geben.“

    „Warum?“ fragte Aurora, obwohl eine innere Stimme ihr sagte, dass sie sich vor ihm in Acht nehmen sollte.

    Spike lächelte wieder, aber diesmal wirkte es wie ein Messer, das langsam in Fleisch geschnitten wurde. „Weil Liebe oft Schmerz bedeutet, Fräulein. Und weil ich das, was ich will, niemals kampflos aufgeben werde.“

    Aurora wich einen Schritt zurück. Irgendetwas an ihm machte sie nervös – eine Mischung aus Faszination und Angst. „Sie … Sie machen mir Angst“, gestand sie leise.

    „Das solltet Ihr fühlen“, sagte Spike leise, beinahe liebevoll, aber seine Augen verrieten etwas anderes: Eifersucht, Wut, Gier. „Ich habe lange gewartet, Aurora. Und ich werde nicht zulassen, dass ein anderer mein Recht stiehlt.“

    Aurora spürte, wie die Luft um sie kälter wurde. Sie wollte fliehen, doch ihre Füße schienen festzuwachsen.

    „Ihr solltet besser nach Hause gehen“, flüsterte Spike, und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. „Noch könnt Ihr wählen, wem Ihr folgt – dem Licht … oder der Dunkelheit.“

    Bevor Aurora antworten konnte, wandte er sich um und verschwand im Nebel, so plötzlich, wie er erschienen war.

    Aurora stand allein da, die Worte des Fremden hallten in ihrem Kopf nach. Sie wusste nicht genau, was sie mehr fürchtete: die Gefahr, die von Angel ausgehen konnte, oder die Dunkelheit, die Spike versprach.

    Doch tief in ihrem Inneren wusste sie eines: Dies war der Beginn eines Spiels, das sie nicht gewinnen konnte – und das ihr Herz für immer verändern würde.

    7 Mal editiert, zuletzt von Vampira84 (20. Oktober 2025 um 20:00) aus folgendem Grund: 4 Beiträge von Vampira84 mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Hat sich doch gut runter gelesen.

    Fand deine Dialoge mit den Bewohnern recht cool und über allem lag so eine neblige Stimmung. Bin gespannt wie Spike noch dazwischen funkt.

    Was mir nur mehr gefallen hätte, wenn du Personen und Orte etwas Bildhafter beschrieben hättest. Welche Bauart hat das Dorf zum Beispiel? Der Bus am Anfang verrät mir 1950 +, ansonsten könnte das Dorf auch aus einem anderen Jahrhundert sein. Als allgemeines Beispiel jetzt.


    Mach weiter ! :)

    Ich bin auch Buffy Fan. :)

  • Hallo Vampira84 ,

    Danke für deinen Text. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie aufgeregt ich nach meinem ersten Text hier auf Reaktionen gewartet habe.

    Das hier ist jetzt eigentlich so gar nicht mein Genre, aber ich war neugierig und habe mal bis hierher gelesen. Du schreibst schön und bildhaft, erschaffst ein schaurig-schönes Szenario für deine Geschichte.

    Ich kann allerdings Auroras Handlungsweise nicht ganz nachvollziehen. Wäre es nicht das Normalste der Welt, wenn sie bei dem kühlen Empfang und all den Warnungen, die sie erhält, sofort beschließen würde, ihr Erbe zu verkaufen und wieder abzureisen? Die Begegnungen mit Angel und Spike finde ich mehr beängstigend als faszinierend. Es kommt nicht klar raus für mich, warum sie bleibt, warum sie überzeugt ist, dass Angel ihr Schicksal ist.

    Und dann finde ich es befremdlich, dass Aurora mit dem Bus in Amaranth ankommt, sich die Menschen dort aber wie im Mittelalter verhalten. Du schilderst eine Schenke mit Kamin. Die Leute sprechen Aurora mit "Ihr" an. Sie aber siezt die Menschen. Es ist vielleicht nicht wichtig für die Geschichte und das was noch folgt, aber ich weiß gerne so ungefähr, in welcher Zeit ich mich beim Lesen befinde. Vielleicht ist aber gerade das typisch für Amaranth (aus der Zeit gefallen?) und ist so gewollt?

    Die Kapitel sind arg kurz. Du könntest die Unterteilung weglassen und alles fließend hintereinander erzählen, bis sich vielleicht ein größerer Einschnitt ergibt, wo dann ein neues Kapitel beginnen könnte.

  • Heho, ich habe mir die bisherigen Texte durchgelesen ^^

    Der Prolog erfüllt schon mal gut seinen Zweck. Die Protagonisten sind an einer Stelle versammelt (ob sie das nun wissen, oder nicht) und als Leser fängt man an zu mutmaßen, wie diese Begegnungen zustande gekommen sind, warum ausgerechnet dieser Treffpunkt relevant ist und warum Spike lächelt, obwohl er ja eigentlich - wenn ich dem Klappentext nach gehe - ungehalten ob der Begegnung zwischen Aurora und Angel sein sollte. Er scheint irgendwas im Schilde zu führen und beim Leser kommt Interesse darauf zu erfahren, was das ist. Hierzu eine Sache: Du beschreibst eine Waldszenerie, aber das Treffen findet an einer Klippe am Meer statt. Wieso konzentrierst du die Beschreibung nicht stattdessen auf das Meer? Vor allem im Hinblick auf den Satz:

    Zitat

    Die Nacht hielt den Atem an, als ihre Welten aufeinanderprallten.

    Würde damit tolles Potential bieten, einen Vergleich zu den Wellen und dem Felsen zu ziehen, die ebenfalls aufeinander prallen.

    Im Kapitel 1 kommt Aurora im Anwesen ihrer Oma an. Hier hätte ich mir mehr Beschreibungen gewünscht: Wie sieht das Anwesen aus, wie sieht das Eisentor aus? Gibt es einen Garten? Erkundet Aurora die Räume? Leben vielleicht noch Angestellte dort? Welche Erinnerungen verbindet Aurora mit dem Anwesen? Auch die Busfahrt hättest du nutzen können, um uns Einblick in Auroras bisheriges Leben zu geben. Wo und wie sie bisher gelebt hat, warum sie sich entschieden hat, in das Anwesen zu ziehen und ggf. ob und wen sie an ihrem alten Wohnort zurückgelassen hat - oder eben nicht. Das erste Kapitel eines Buches ist der Zeitpunkt, um dem Leser seinen Protagonisten vorzustellen.

    Grundsätzlich sind deine Kapitel sehr kurz. Kapitel dienen dazu längere Texte in zusammenhängende Abschnitte einzuteilen. Es gibt keine Vorgaben, wie lang ein Kapitel sein muss, aber viele sehr kurze Kapitel finde ich persönlich verwirrend. Vorallem wenn dann, wenn sie vom Sinn her denselben Abschnitt beschreiben. Alle 5 Kapitel, die du bisher gepostet hat, beschreiben denselben Sinnesabschnitt: Aurora kommt im Dorf an und lernt die für die Handlung wichtigen Personen kennen. Wenn du dieselbe Einteilung der Kapitel fortsetzt, wie bisher, bist du am Ende des Romans locker bei Kapitel 1.500 :D

    Zitat

    Die Sonne hing matt über den Dächern, schwach wie eine alte Kerze, die jeden Moment erlöschen konnte.

    Schöne Beschreibung ^^

    Zitat

    Aurora lächelte unsicher. „Ja. Es ist … größer, als ich dachte.“

    Ja, aber wir haben Aurora nie das Anwesen erkunden lassen sehen und wir wissen auch nicht, was sie davon erwartet hat ^^

    Zitat

    „Man sagt, manche von ihnen können schön sein wie Engel.

    Hehe, nette Anspielung auf Angel ^^

    Aber aus welchem Grund war Aurora jetzt in dem Wirtshaus? Sie hat nix gegessen oder getrunken, oder sich Gesellschaft gesucht.

    Ich frage mich auch, wo und wann die Geschichte spielt. Es gibt eine Buslinie, aber die Figuren sprechen sich mit "Ihr" und "Euch" an, was keine Anreden sind, die ins Zeitalter von Verbrennungsmotoren passen.

    Zitat

    Aurora stand allein, doch ihr Herz wusste bereits: Dies war kein Zufall. Dies war der Anfang von etwas, das ihr Leben für immer verändern würde.

    Naja, er hat sie halt schon am Vorabend wie so ein Creep aus den Büschen heraus beobachtet ^^° Natürlich war das kein Zufall, dass er jetzt am selben Ort wieder auftaucht, um Aurora aufzulauern. Und naiv wie sie ist, sagt sie ihm ihren Namen und dass sie hier wohnt. Ich persönlich hätte eher die Polizei gerufen.

    Zitat

    „Aurora …“ begann die Frau, bevor Aurora etwas sagen konnte. „Ich weiß, warum Ihr hier seid.“

    Aurora erstarrte. „Sie kennen meinen Namen?“

    Fairerweise verrät Aurora ihren Namen ja auch jedem ^^ Und das Wirtshaus ist in der Regel das gesellschaftliche Zentrum von so kleinen Örtchen, also wird sich die Ankunft von der Erbin eines großen Anwesens schon rumgesprochen haben.

    Zitat

    Und Aurora begriff, dass sie sich entschieden hatte – ob sie wollte oder nicht – ihr Schicksal war bereits mit dem seinen verknüpft.

    ... Sie hat für eine Minute mit ihm geredet. Was will sie denn da entschieden haben? ^^

    Das waren jetzt ein paar inhaltliche Anmerkungen. Was du definitiv drauf hast, ist das Beschreiben der Atmosphäre. Da kommt das Gothic-Horror-Feeling schon gut durch.

    in Kapitel 5 treibst du die Handlung dann viel zu schnell voran. Bedenke: Aurora ist gestern (!) im Ort angekommen, aber Spike redet von Liebe und Aurora reagiert auf die Information, dass Angel einen Bruder hat, als wäre das ein Geheimnis, das Angel vor ihr verheimlicht hätte - dabei kennen sie sich überhaupt nicht. Mach langsam ^^ Lass den Leser erstmal Aurora und das Dorf kennen lernen. Gib der Romanze Zeit und Raum sich zu entfalten.

  • Danke ich habe aus versehen das unbearbeitete Kapitel veröffentlicht natürlich gibt es keinen Bus


    Danke für die Anmerkungen


    danke für deine Anmerkung ich habe aus versehen das unbearbeitete Kapitel veröffentlicht es gibt keinen Bus das freut mich das du auch Buffy Fan bist warst du Team Angel oder Spike

    Einmal editiert, zuletzt von Chaos Rising (16. Oktober 2025 um 21:13) aus folgendem Grund: 2 Beiträge von Vampira84 mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Hallo Vampira,

    ich habe eben nur zufällig gesehen, dass du deine Überarbeitung in den Startpost editiert hast. Grundsätzlich empfehle ich dir deine Texte als neue Beiträge in diesem Thread zu veröffentlichen. Deine Leser werden sonst nicht benachrichtigt wenn es weiter geht. Außerdem gibt es meines Wissens nach eine maximale Zeichenbegrenzung pro Beitrag. Das heißt, wenn du die Teile deiner Geschichte alle in den Startpost packst, ist der irgendwann voll und du kannst an dieser Stelle keine Ergänzungen hinzufügen. Schau dir einfach an wie die anderen Forenuser das in ihren Threads handhaben.

    Noch ein paar Anmerkung zu mir zum Thema Form. Ich wollte das eigentlich schon in meinem ersten Beitrag anbringen, hab es dann aber vergessen ^^° Du baust sehr viele Leerzeilen ein. Leerzeilen werden in der Prosa nur verwendet, wenn es einen markanten Bruch in der Handlung gibt, also Szenenwechsel, Zeitsprünge, Wechsel auf die Perspektive einer anderen Figur und so weiter. Dass du unter (fast) jeden Satz eine Leerzeile einfügst, ist formell falsch und wirft deine Leser damit aus dem Textfluss.

    Du benutzt außerdem sehr oft Sätze mit Bindestrichen. Ich selbst benutze diese Satzstrukturen auch in meinen Texten, weil sie eine gute Möglichkeit sind Abwechslung in den eigenen Ausdruck zu bringen. In deinem Fall verlieren sie durch ihre Häufigkeit aber ihre Wirkung. Der Text wird dadurch repetitiv.

    Mal ein paar Beispiele aus dem ersten Kapitel, die innerhalb weniger Absätze vorkommen:

    Doch irgendwo vor ihr glaubte sie ein Licht zu erkennen – schwach, flackernd, wie eine Laterne im Wind.

    Vor ihr tauchte das Tor der Villa auf – hoch, schmiedeeisern, mit Ornamenten, die sich in der Dunkelheit wanden wie Dornenranken.

    Das Tor öffnete sich von selbst – langsam, mit einem metallischen Stöhnen, als sei es lange nicht mehr bewegt worden.


    Nun zu den Änderungen im Text: Den Prolog, Kapitel 1 und Kapitel Form schreibst du im Präteritum, Kapitel 2 bis 4 im Präsens. Leg dich auf eine Zeitform fest.

    Der Wind trug den Geruch von feuchtem Moos, Erde und etwas Eisenhaltigem mit sich. Vielleicht war es nur Einbildung – oder eine Erinnerung an Blut.

    Damit man den Eisengeruch von Blut so stark wahrnimmt, muss eine Menge Blut geflossen sein. Ich rede von mehreren Litern. Also entweder hat Aurora vorher als Schlachterin gearbeitet, oder sie macht sich an dieser Stelle als Serienmörderin verdächtig :hmm: Geht man erst mal davon aus, dass Aurora ein stinknormaler Mensch ist, wirkt "eine Erinnerung an Blut" erzwungen auf mich.

    Die Fenster waren schwarz, wie verschlossene Augen.

    Mh, der Vergleich funktioniert für mich nicht.

    Ich versuche das überarbeitete Kapitel 1 so zu bewerten, als hätte ich die anderen Kapitel noch nicht gelesen und finde Aurora an dieser Stelle ... leichtsinnig. Sie nimmt selbst eine Gefahr wahr und wird dann noch von der Haushälterin gewarnt, dass nicht nur draußen Gefahren lauern, sondern potentiell auch IM HAUS. Ich sage es mal direkt: Wenn Aurora am nächsten Morgen ermordet im Bett liegt, ist sie daran schon irgendwo mit selbst Schuld.


    Ich muss gestehen, dass ich grundsätzlich nicht schlau aus deinem Text werde. Auf der einen Seite sehe ich nämlich, dass deine Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik im Text durchweg hervorragend sind, mit atmosphärischen Vergleichen und bildlichen Beschreibungen. So was erfordert Erfahrung im Schreiben und im Lesen und ein gewissen Gespür für Geschichten. Auf der anderen Seite baust du dann aber grobe Schnitzer rein, wie wechselnde Zeitformen, wechselnde Anreden oder falsche Formatierungen. Deine Figuren zeigen kein nachvollziehbares Verhalten und Gespräche verlaufen nicht so, wie Menschen sich tatsächlich unterhalten würden. Ich bekomme also den Eindruck, dass dir die eben erwähnte Erfahrung und das Gespür noch fehlt. Es fällt mir echt schwer diesen Widerspruch einzuordnen. Vielleicht magst du uns generell mal ein bisschen was zu deinem Schreibprozess erzählen? ^^ Mich würde interessieren, wie deine Vorgehensweise aussieht, wenn du ein Kapitel schreibst.

  • Danke für die Anmerkungen ich schreibe in Word so 2-3 Kapitel vor bevor ich sie Hier rein schreibe manchmal merke ich nicht das im Präsens oder im Präteritum schreibe und der Geruch nach eisen es steht ja da bei das es vielleicht nur eine Einbildung oder eine Erinnerung ist.

    Ich lass in Zukunft die Binde striche weg.

    Ich werde nicht mehr so viele Leerzeichen ein bauen in den Absätzen.

    Ihre Neugierde hält sie im Haus das ist ja bei vielen Geschichten so das die Warnungen Ignoriert werden.

    Ich möchte dir danken was du im Bezug auf meine Rechtschreibung geschrieben hat ich bin Legastheniker.

    Ich werde die Über arbeitenden Kapitel noch mal einzeln schreiben und nicht die anderen ersetzen.

  • ich schreibe in Word so 2-3 Kapitel vor bevor ich sie Hier rein schreibe

    Damit hast du mir gesagt welches Schreibporgramm du nutzt, aber nichts über deinen Schreibprozess ^^ Ich möchte von dir wissen, wie dein Planungsprozess eines Kapitels aussieht, wonach du seine Prämisse festlegst und welche Hilfsmittel du nutzt um den Text zu verfeinern. Denn Word macht eine ganz brauchbare Rechtschreibprüfung aber Ausdruck, Wortwahl und Zeichensetzung nimmt es dir nicht ab und die Synonymfindung ist auch eher meh. Wie entwickelst du deine Charaktere, unter welchen Schwerpunkten baust du ihre Gespräche auf? Schreibst du erst einen Rohtext, den du anschließend ausarbeitest oder machst du das bereits in der ersten Fassung? Wie oft überprüfst du den Text nach Wiederholungen?

    Ihre Neugierde hält sie im Haus das ist ja bei vielen Geschichten so das die Warnungen Ignoriert werden.

    Ich würde nicht sagen, dass es hier um eine Warnung geht. Aurora hat selbst mitbekommen, dass ihr im Garten aufgelauert wurde. Die Gefahr besteht also bereits. Und die Haushälterin warnt Aurora nicht, sondern macht mit ihren vagen Andeutungen eher Angst. Eine Warnung hätte die konkrete Gefahr angesprochen, damit sie vermieden werden kann. Zum Beispiel: "Hey, geh bitte nicht in die oberste Etage. Da ist die Decke bröcklig und könnte dir auf dem Kopf fallen."

    Und weil etwas in anderen Geschichten oft genutzt wird, heißt das nicht automatisch, dass es logisch ist ^^

  • ich schreibe in Word so 2-3 Kapitel vor bevor ich sie Hier rein schreibe

    Damit hast du mir gesagt welches Schreibporgramm du nutzt, aber nichts über deinen Schreibprozess ^^ Ich möchte von dir wissen, wie dein Planungsprozess eines Kapitels aussieht, wonach du seine Prämisse festlegst und welche Hilfsmittel du nutzt um den Text zu verfeinern. Denn Word macht eine ganz brauchbare Rechtschreibprüfung aber Ausdruck, Wortwahl und Zeichensetzung nimmt es dir nicht ab und die Synonymfindung ist auch eher meh. Wie entwickelst du deine Charaktere, unter welchen Schwerpunkten baust du ihre Gespräche auf? Schreibst du erst einen Rohtext, den du anschließend ausarbeitest oder machst du das bereits in der ersten Fassung? Wie oft überprüfst du den Text nach Wiederholungen?

    Ihre Neugierde hält sie im Haus das ist ja bei vielen Geschichten so das die Warnungen Ignoriert werden.

    Ich würde nicht sagen, dass es hier um eine Warnung geht. Aurora hat selbst mitbekommen, dass ihr im Garten aufgelauert wurde. Die Gefahr besteht also bereits. Und die Haushälterin warnt Aurora nicht, sondern macht mit ihren vagen Andeutungen eher Angst. Eine Warnung hätte die konkrete Gefahr angesprochen, damit sie vermieden werden kann. Zum Beispiel: "Hey, geh bitte nicht in die oberste Etage. Da ist die Decke bröcklig und könnte dir auf dem Kopf fallen."

    Und weil etwas in anderen Geschichten oft genutzt wird, heißt das nicht automatisch, dass es logisch ist ^^

    ich schreibe erst einen Roh Text ich überleg mir was eine Person sagen könnt in der Situation oder was ich sagen würde. Was die Programme angeht gibt es ja so viele im Internet die einem da Helfen können.

  • Zum Prolog:

    Ich finde den ehrlich gesagt ein wenig kurz. Ein Prolog dient dazu Geschehnisse ein zu führen die für die spätere Handlung wichtig sind. Dazu passiert in den paar Zeilen in meinen Augen aber zu wenig. Vielleicht wäre es besser den Teil zu erweitern oder ganz weg zu lassen.

    Ich mag den zweiten Satz, aber der erste und dritte passen aber nicht so gut zur Atmosphäre. Der Prolog beschreibt ein heimliches und verbotenes Treffen, es wäre also stimmiger, wenn die Beschreibung der Umgebung das spiegelt.

    Die Bewohner von Amarath schliefen und er hoffte verzweifelt es würde so bleiben.
    Zwischen den dunklen Silhouetten der alten Wälder schimmerte der Mond wie ein bleiches Auge, das jede Bewegung verfolgte. Es war schwer durch das Heulen des Windes nach Schritten oder dem Klappern von Rüstungen zu lauschen.

    So klingt es nach mehr Paranoia und als ob die Natur selbst gegen ihn wäre.

    Das ist nur eine Kleinigkeit aber ich finde es immer Schade, wenn Autoren einen Wald, als „Wald“ beschreiben, aber nie ins Details gehen. Ein Laubwald ist anders als ein Nadel- oder Mischwald. Und ein Wald der bewirtschaftet und aufgeräumt ist sieht anders aus, als einer der sich selbst überlassen wird. Und da sind Geografie und Jahreszeit nicht einmal drin. Vielleicht willst du das noch ausschmücken?


    Zu Kapitel 1.

    Ich finde es an sich nicht schlecht, aber du stütz dich in meinen Augen zu viel auf unheimlich angehauchte Wörter wie Nebel, Atem und Wurzeln ohne sie symbolisch sinnvoll und narrativ kohärent ein zu binden. Zum Beispiel das hier:

    Zitat

    Dichter Nebel kroch aus den Schluchten, glitt über Felsen und Wurzeln, verschluckte Wege, bis selbst der Himmel wie ausgelöscht wirkte. Nur der blasse Schimmer des Mondes zog sich durch das Grau – wie eine Erinnerung an etwas längst Vergessenes. Der Abend legte sich über die Wälder wie ein schweres, atmendes Tuch.

    Wenn ich einen Absatz schreibe versuche ich mich vorher fest zu legen was er aussagen soll. Zum Beispiel: „Der Protagonist gehört hier nicht hin“ , „Dieser Ort ist gefährlich“ oder „Das ist ein Ort der Wildnis, nicht der Zivilisation“ und achte dann darauf das jeder Satz das auf die eine oder andere Art unterstreicht. So entsteht eine Art „Mini-Narrative“ in der Szene.

    Der erste Satz funktioniert noch gut, auch wenn ich nicht unbedingt schreiben würde das Nebel den Himmel bedeckt. Aber dann schimmert der Mond, ein Licht das jede Nacht da ist durch die schlechte Witterung und wird als etwas vergessenes beschrieben, obwohl er nie weg oder verborgen war. Warum atmet die Nacht den? Warum vergleichst du sie mit einem Tuch? Was überdeckt sie denn in deinen Augen?

    Ich würde das eher so schreiben, wenn du zum Beispiel vermitteln möchtest, dass die Umgebung bedrohlich wirkt:

    Die Abenddämmerung kam. Der kalte Waldboden spie Nebel aus , der die wenigen unebenen Straßen verschlang und die kleinen Dörfer bis zum Morgen vom Rest der Welt abschnitt. Allein der Mond stand den Menschen bei, bis die Sonne aufging.

    Das hat ähnliche Elemente aber kombiniert mit bedrohlichen Worten wie „spie“ , verschlang“ und „abschnitt“ wirken sie stärker. Der Mond ist jetzt ein hoffnungsvolles Licht das in Abwesenheit der Sonne die Stellung hält und der Nebel ein Monster, des vom Land selbst hervorgebracht wird um Menschen voneinander zu trennen. Solche abstrakten Bilder helfen auch die Fantasie der Leser an zu regen.

  • Prolog


    Die Stille von Amaranth ist trügerisch.
    Zwischen den dunklen Silhouetten der alten Wälder schimmert der Mond wie ein bleiches Auge, das jede Bewegung verfolgt. Der Wind streicht durch die Zweige, als flüstere er Geheimnisse, die nur die Nacht versteht.

    Angel steht am Rand der Klippen, den Blick auf das endlose Meer gerichtet. In seinen Augen brennt das Verlangen nach Freiheit – und nach etwas, das er nie haben darf. Er spürt sie, lange bevor er sie sieht: Auroras Herzschlag, sanft und regelmäßig, wie ein Lied, das ihn unwiderstehlich anzieht.

    „Du solltest nicht hier sein …“, murmelt er, mehr zu sich selbst als zu ihr.
    Dann tritt sie aus dem Schatten der Bäume. Ihre Augen, so lebendig und warm, treffen ihn wie ein Feuerstoß. In diesem Moment weiß Angel, dass es keinen Weg zurück gibt.

    Die Nacht hält den Atem an, als ihre Welten aufeinanderprallen.
    Und irgendwo im Dunkeln lächelt jemand kalt Spike.:vampire:

    Denn jede Liebe fordert einen Preis.

  • Kapitel 1 – Ankunft in Amaranth

    Der Abend legt sich über die Wälder wie ein schweres, atmendes Tuch.
    Dichter Nebel kriecht aus den Schluchten, schiebt sich über Felsen und Baumstämme und verschluckt die Pfade, bis selbst der Himmel wie ausgelöscht wirkt. Nur die fahlen Konturen des Mondes ziehen wie eine trübe Erinnerung durch das Grau. Das Knarren der Kutschenräder hallt hohl zwischen den Stämmen. Das Schnauben der Pferde klingt in der Dämmerung wie das Ächzen alter Seelen. Aurora zieht den Umhang enger um die Schultern, doch die Kälte kriecht durch jeden Faden des Stoffes. Ihre Finger sind eiskalt, die Haut darunter blass.

    „Wie lange noch?“, murmelt sie, mehr zu sich selbst als zum Kutscher. Er antwortet nicht; nur das leise Schnalzen seiner Zunge und das rhythmische Klackern der Hufe begleiten die Fahrt.

    Die Reise ist endlos – über Dörfer, in denen niemand spricht, über Straßen, auf denen kein Vogel singt. Und doch ist sie gekommen. Zurückgekehrt, wie man ihr gesagt hat, „nach Hause“. Ein Ort, den sie nie gesehen hat und den ihre Großmutter stets nur in Andeutungen erwähnt: Amaranth. Schon als Kind hört Aurora die Geschichten – oder fürchtet sie. Von Wäldern, die niemals schlafen. Von Schatten, die sich bewegen, auch wenn kein Wind weht. Von Augen, die aus der Dunkelheit blicken, während man allein geht. Ihre Großmutter warnt sie: „In Amaranth schlafen die Alten nicht. Sie wachen über dich – oder sie holen dich.“
    Damals lacht Aurora. Jetzt, da die Nebelschwaden wie Finger nach ihr greifen, lacht sie nicht mehr. Die Pferde halten abrupt. Die Kutsche schwankt, Aurora stößt gegen die hölzerne Wand. Der Kutscher, ein hagerer Mann mit tiefen Falten, dreht sich halb zu ihr.

    „Hier endet mein Weg, Fräulein“, sagt er rau. „Die Villa liegt weiter vorn.“ „Ihr begleitet mich nicht?“

    Er schüttelt langsam den Kopf, als sei die Frage töricht. „Nicht, wenn die Nacht hereinbricht. Geht und vergeudet keine Zeit.“ Ein Schnalzen, ein ruckender Atemzug der Pferde die Kutsche verschwindet im Nebel, als sei sie nie da gewesen. Zurück bleibt nur das leise Echo von Hufen auf nassem Boden. Aurora steht allein auf dem Pfad. Der Wind trägt den Duft von feuchtem Moos, Eisen und einen Hauch Süß-Metallisches heran oder bildet sie sich das ein? Sie zieht den Mantel fester zu und geht. Der Pfad ist schmal und matschig. Zweige greifen nach ihr wie Finger, Dornen zerren an ihrem Kleid. Der Nebel ist so dicht, dass sie kaum mehr als zwei Schritte weit sieht. Doch vor ihr flackert ein Licht schwach, als hielte jemand eine Laterne gegen den Atem der Nacht.

    „Fast da …“, murmelt sie. Ihre Stimme klingt fremd in dieser lautlosen Welt. Ein Geräusch lässt sie innehalten. Ein Knacken. Ein Rascheln. Etwas bewegt sich links von ihr. „Hallo?“, ruft sie zögerlich.

    Keine Antwort. Nur der Nebel, der sich um sie schließt. Dann wieder: Schritte leise, aber eindeutig. Nicht ihre. Auroras Herz schlägt genauer. Sie dreht sich im Kreis, sucht nach einer Gestalt, nach einem Umriss. Doch der Wald bleibt leer. Nur das fahle Licht und das Gefühl, beobachtet zu werden. Schließlich tritt sie aus dem Gehölz. Vor ihr ragt ein schmiedeeisernes Tor auf, sein Ornamentwerk schlingt sich wie Dornen zu Mustern. Dahinter steht die Villa groß, ehrwürdig, dunkel, als sei sie selbst Teil der Nacht. Auroras Erbe. Die Briefe der Notarin waren kalt und klar: Die Villa Valemont geht an die Enkelin über. Sie legt die Hand auf das kalte Eisen. Kaum berührt sie es, ertönt ein leises Klicken. Langsam schwingt das Tor auf, als habe es sie erwartet. Der Kiesweg knirscht unter ihren Stiefeln. Im Mondlicht glitzern Tropfen auf den Gräsern wie Blut. Als sie die breite Treppe erreicht, bleibt sie stehen. Das Gefühl, beobachtet zu werden, ist wieder da stärker. Sie wendet sich um. Am Rand des Nebels steht, hochgewachsen und still, eine Silhouette. Zwei Augen glimmen wie fernes Glutlicht. Aurora schnappt nach Luft. „Wer ist da?“ Der Wind fährt durch die kahlen Zweige. Ein Atemzug lang scheint die Gestalt zu bleiben, dann löst sie sich im Nebel auf lautlos, als hätte sie nie existiert. Aurora zittert, zwingt sich zur Tür. Der Türklopfer, geformt wie ein Fledermauskopf, schlägt dumpf gegen das Holz. Eine Minute vergeht. Dann zwei. Gerade, als ihr Mut nachlässt, öffnet sich die Tür mit einem leisen Quietschen. Warmes Kerzenlicht tritt ihr entgegen. Im Türrahmen steht eine Frau in Schwarz, die Haare streng zum Knoten gebunden, die Augen hell und ruhig: Mrs. Davorah die frühere Haushälterin ihrer Großmutter.

    „Fräulein Aurora?“ Aurora nickt. „Willkommen in der Villa Valemont.“ Davorah tritt beiseite. „Kommen Sie herein.“

    Kaum ist Aurora über die Schwelle, fällt die Tür ins Schloss. Der Geruch von altem Holz, Kerzenwachs und etwas Metallischem erfüllt die Luft. An den Wänden hängen Porträts blasse Gesichter, ernste Münder, Augen, die ihr zu folgen scheinen. „Ihre Großmutter bewahrt vieles für Sie“, sagt Davorah und führt sie den langen Flur entlang. „Die Zimmer sind bereit.“ Aurora streicht am Saum des Mantels entlang. „Sie sind die Haushälterin meiner Großmutter“, stellt sie leise fest. „Ja.“ Ein kaum merkliches Nicken. „Und eine Hüterin mancher Dinge, die sich nicht in Schränken aufbewahren lassen.“ Sie biegen in eine kleinere Galerie ein; die Kerzenflammen spiegeln sich in den Fenstern, draußen fließt Nebel wie Wasser an Glas. „Wissen Sie … warum sie mir die Villa vermacht?“, fragt Aurora. „Weil Blut heimfindet“, antwortet Davorah sachlich. „So ist es hier.“ Vor einer schweren Zimmertür bleibt sie stehen, legt die Hand an den Schlüssel. „Ihr Zimmer.“

    Der Raum dahinter ist hoch und still. Ein Himmelbett mit dunklem Baldachin, ein Kamin, in dem das Feuer nur noch glimmt, eine Anrichte mit einer Karaffe Wasser und einem schmalen Becher. Auf dem Nachttisch liegt eine einzelne Rose, dunkelrot, mit Dornen am Stiel. „Ihre Großmutter mochte keine dornenlosen Rosen“, erklärt Davorah. „Sie hält sie für unhöfliche Blumen.“ Trotz Müdigkeit huscht Aurora ein Lächeln über die Lippen. „Das klingt nach ihr.“ „Wenn Sie etwas brauchen ich bin im Ostflügel.“ Davorah glättet das Tischtuch, als glätte sie zugleich die Falten der Nacht. „Und … wenn die Villa Ihnen in den ersten Nächten zu laut vorkommt: Sie atmet nur.“ „Sie atmet?“ „Wie wir“, sagt Davorah. „Nur älter.“ Als die Tür sich hinter ihr schließt, bleibt Aurora allein. Sie löst den Umhang, legt ihn über die Stuhllehne und tritt ans Fenster. Der Garten liegt schweigend da, die Hecken wirken wie zusammengekauerte Tiere. Sie berührt das kalte Glas. Im Spiegel der Scheibe sieht sie ihr Gesicht – und hinter sich ganz kurz eine Bewegung, die kein Schatten ist. Sie fährt herum. Nichts. Nur Kerzenlicht und die vertraute Fremdheit eines Zimmers, das ihren Namen kennt, bevor sie es betritt. Sie setzt sich auf das Bett, zieht die Stiefel aus, legt sich. Die Decke riecht nach Lavendel. Aurora bläst die Kerze aus, doch noch ehe die Dunkelheit vollständig wird, flackert der Docht ein letztes Mal auf als zöge etwas die Flamme zu sich, um hinein zu atmen. In der Stille hört sie Schritte. Nicht laut, nicht nah eher die Erinnerung an Schritte in sehr alten Korridoren. Dann ein Flüstern, so leise, dass es kaum ein Wort ist: „… angekommen …“ Aurora hält den Atem an. Die Villa spannt sich um sie, als lausche sie mit. Von draußen, vielleicht vom Pavillon, weht eine Ahnung von Musik herein – kein Lied, nur ein einzelner gehaltener Ton, der nicht beschwichtigen will, sondern ankündigt. Aurora schließt die Augen. „Ich bin hier“, flüstert sie in das Dunkel, das antwortet, ohne zu sprechen. Und während die ersten Glocken des Dorfes Mitternacht schlagen, ahnt sie nicht, dass mit diesem Schritt ihr Schicksal in die Ewigkeit gezeichnet wird.

  • Kapitel 2 - Das Flüstern der Mauern


    Der Regen hat aufgehört, doch der Nebel bleibt.
    Er hängt schwer über dem Garten, als wolle er die Villa in sich aufnehmen, um sie ganz zu verschlingen. Aurora steht am Fenster und sieht hinaus, die Hände an die kalte Scheibe gelegt. Ihr Atem zeichnet flüchtige Schleier auf das Glas, die sich sofort wieder auflösen. Sie sollte schlafen, aber die Gedanken lassen sie nicht los. Seit sie das Haus betreten hat, fühlt sie sich, als wäre sie beobachtet nicht auf eine bedrohliche Weise, eher so, als würde jemand sie prüfen, sie still und aufmerksam mustern, ohne dass sie ihn sehen kann. Der Wind pfeift über das Dach, und irgendwo schlägt eine Tür. Mrs. Davorah hat gesagt, das Holz arbeite bei Feuchtigkeit. Aber Aurora weiß, dass es mehr ist. Häuser atmen nicht so. Häuser flüstern nicht. Sie zieht den Vorhang zu, wendet sich vom Fenster ab und lässt den Blick durch das Zimmer schweifen. Es ist größer, als sie erwartet hat hohe Decke, dunkle Holzbalken, ein Himmelbett mit schweren Vorhängen, die nach Lavendel und Staub riechen. Über dem Kamin hängt ein Gemälde ihrer Großmutter: dieselben Augen, dieselbe feine, stolze Haltung. „Warum hast du mir nie erzählt, was hier wirklich war?", flüstert Aurora. Das Porträt antwortet nicht, aber die Schatten scheinen sich zu bewegen, als ob der Atem der Erinnerung selbst durch das Zimmer streicht. Sie öffnet den kleinen Sekretär neben dem Bett. Darin liegt ein Brief, alt, die Tinte leicht verblasst. Er trägt das Wappen der Familie Valemont eine Rose, durchbohrt von einem Dorn. Aurora hat ihn auf dem Nachttisch gefunden, gleich nachdem sie ihre Reisetasche abgestellt hat. Mit zitternden Fingern bricht sie das Siegel.

    Meine liebste Aurora,

    wenn du diese Zeilen liest, bin ich längst gegangen. Ich weiß, du wirst eines Tages hierher zurückkehren. Vielleicht aus Pflicht, vielleicht aus Sehnsucht. Was auch immer dich führt – folge deinem Herzen, aber vertraue nicht jedem Schatten. Dieses Haus trägt mehr Leben, als du glaubst. Und manche Seelen ruhen nie.

    Bewahre den Schlüssel, der dir gegeben wird. Und wenn du den Gesang in der Nacht hörst – lauf nicht davon.

    Deine Großmutter Eleanor.

    Aurora legt den Brief behutsam zurück.
    Ihr Herz schlägt schneller. „Der Gesang in der Nacht" was meint sie damit? Sie setzt sich auf die Bettkante und lauscht. Das Haus ist still, und doch glaubt sie, Schritte zu hören irgendwo unter ihr, vielleicht im Salon. Dann erklingt es. Ein Ton, so zart, dass er fast nicht real wirkt. Eine Melodie, die sich wie Nebel durch die Flure zieht. Ein Klavier. Aurora hält den Atem an. Die Noten sind traurig, alt, aber so voller Gefühl, dass sie ihr Herz zu zerreißen scheinen. Es ist, als würde jemand durch die Musik weinen, als wären all die Jahre des Schweigens plötzlich in Klang verwandelt. Langsam steht sie auf. Ihr Blick gleitet zur Tür. „Mrs. Davorah?", ruft sie leise.
    Keine Antwort. Barfuß tritt sie auf den Flur hinaus. Die Dielen knarren unter ihren Schritten. Das Licht der Öllampen flackert, als sie sich dem Treppenhaus nähert. Der Klang des Klaviers wird deutlicher aus der großen Halle unten. Sie sollte nicht gehen. Aber sie geht. Ihre Hand gleitet über das Geländer, das vom Alter glattpoliert ist. Der Geruch von Wachs und altem Holz liegt in der Luft. Als sie den Fuß der Treppe erreicht, spürt sie plötzlich eine Bewegung – ein Lufthauch an ihrem Nacken, als würde jemand dicht hinter ihr stehen. Sie dreht sich um. Niemand. Doch die Luft ist wärmer geworden. Sie riecht nach Eisen und Rosen.

    Aurora folgt der Musik bis zur Tür des Salons. Sie steht einen Spalt offen, und das Licht von Kerzen tanzt über den Boden. Sie schiebt die Tür weiter auf. Das Klavier spielt weiter, doch der Raum ist leer. Kerzen stehen auf dem Flügel, ihre Flammen flackern, als sie eintritt. Die Noten klingen noch, obwohl niemand auf den Tasten sitzt. Langsam geht sie näher. Ihre Finger zittern, als sie die Hand über die glänzende Fläche legt. In der Luft hängt Wärme die Art von Wärme, die von einem Körper ausgeht, der gerade noch da war. „Wer ist hier?", flüstert sie. Das Echo ihrer Stimme ist ihr einziger Begleiter. Dann ein Schatten im Spiegel über dem Kamin.
    Groß, schlank, ein Schemen mit Augen, die wie Gold glühen. Aurora wirbelt herum. Der Raum ist leer. Doch der Geruch von Rosen bleibt. Etwas in ihr sagt, dass sie willkommen ist. Und zugleich, dass sie fliehen sollte.

    Sie geht zurück auf den Flur. Die Musik ist verstummt. Nur das Ticken einer alten Standuhr hallt durch die Stille.
    Mrs. Davorah steht plötzlich am Ende des Korridors, eine Kerze in der Hand. „Fräulein Aurora", sagt sie ruhig, aber ihre Stimme hat einen Unterton von Sorge. „Sie sollten nicht nachts durchs Haus gehen. Manche Türen bleiben besser geschlossen." Aurora will etwas erwidern, doch sie bringt kein Wort hervor. Mrs. Davorah mustert sie, ihre Augen schmal. „Sie haben ihn gespürt, nicht wahr?" „Wen?" Die Haushälterin zögert, als wäge sie ab, wie viel sie sagen darf. „Dieses Haus ist alt. Es hat seine Hüter. Manche sind aus Fleisch und Blut, andere ... aus Erinnerung. "Sie dreht sich um und fügt hinzu: „Kommen Sie. Morgen ist früh genug, um Fragen zu stellen." Aurora folgt ihr widerwillig die Treppe hinauf. Hinter ihnen scheint das Haus wieder in Schweigen zu verfallen.

    In ihrem Zimmer angekommen, stellt sie fest, dass die Kerze auf ihrem Nachttisch brennt obwohl sie sie selbst nicht angezündet hat. Daneben liegt eine einzelne, frische Rose. Dunkelrot. Ein Tropfen Wasser oder Blut perlt von einem der Blütenblätter und färbt das Leinen. Aurora schließt die Tür und lehnt sich dagegen. Ihr Herz klopft bis zum Hals.
    Sie hebt die Rose an und riecht daran. Ein Hauch von Asche mischt sich in den Duft. Im Spiegel hinter ihr bewegt sich etwas. Nur für einen Atemzug eine goldene Reflexion, die wie ein Blick wirkt. „Wer bist du?", flüstert sie. Der Spiegel bleibt still, doch irgendwo im Haus erklingt wieder der letzte Ton der Melodie langgezogen, traurig und schön. Aurora sinkt aufs Bett und spürt, wie ihre Lider schwer werden. Zwischen Schlaf und Wachen glaubt sie, eine Stimme zu hören, leise wie ein Kuss: „Endlich bist du hier ..." Und der Nebel draußen scheint zu antworten.

  • Vampira84 (Ich habe meine Hinweise zu Kapitel 1 aus Versehen gelöscht. Bitte sieh es mir nach, wenn ich die erst später poste – tut mir leid. Ich bin dumm und es wird wieder passieren. -.- )

    **Zu Kapitel 2:**

    Ich finde Geschichten in der Gegenwartsform etwas gewöhnungsbedürftig. Das ist natürlich nicht falsch, aber die einzigen Texte in dieser Zeitform, die ich kenne, sind Horror-Kurzgeschichten. Dort wird sie mal mehr, mal weniger geschickt eingesetzt, um Spannung zu erzeugen. Mich würde interessieren, was dich zu dieser Entscheidung bewogen hat – vielleicht kann ich dann gezielter etwas dazu sagen.

    Das Wort „Atem“ kommt in dem kurzen Text viermal hintereinander vor – und auch davor schon mehrfach. Das wirkt beim Lesen ziemlich unrund, wenn es nicht bewusst zur Betonung eingesetzt ist. Man kann Wiederholungen nicht immer vermeiden, aber oft umschreiben.

    Zum Beispiel statt:

    Zitat

    „Ihr Atem zeichnet flüchtige Schleier auf das Glas, die sich sofort wieder auflösen.“

    könnte man schreiben:

    „Die warme Luft, die sie aus ihren Lungen presste, beschlug die Scheibe.“

    oder etwas Ähnliches.

    **Zum Satz:**

    Zitat

    „Das Porträt antwortet nicht, aber die Schatten scheinen sich zu bewegen, als ob der Atem der Erinnerung selbst durch das Zimmer streicht.“

    Das ist sehr abstrakt formuliert. Du hast zum einen die Distanz durch das Porträt, das die Protagonistin betrachtet, dann die Schatten, die sich unabhängig davon bewegen, und dann hat die Zeit einen Atem der jetzt durchs Zimmer streicht. Ich mag poetische Sprache und Metaphern auch, aber in meinen Augen solltest du nie die Klarheit deines Textes dafür Opfern.

    **Zum Wappen:**

    Zitat

    „Er trägt das Wappen der Familie Valemont, eine Rose, durchbohrt von einem Dorn.“

    Das verstehe ich nicht ganz. Ist da ein zusätzlicher Dorn dargestellt, der nicht zur Rose gehört und sie durchbohrt? Oder ist das symbolisch gemeint? Ein bisschen mehr Beschreibung würde helfen.

    **Zum Satz:**

    Zitat

    „Zwischen Schlaf und Wachen glaubt sie, eine Stimme zu hören, leise wie ein Kuss: ‚Endlich bist du hier...‘ Und der Nebel draußen scheint zu antworten.“

    Das klingt, als würde die geisterhafte Stimme den Nebel ansprechen – nicht sie. Vielleicht könntest du das etwas klarer gestalten.

    Insgesamt finde ich die Idee interessant, aber sie wirkt auf mich noch nicht ganz ausgearbeitet. „Endlich bist du hier“ impliziert, dass sie erwartet wurde. Dass sie sofort Rosen geschenkt bekommt, lässt mich vermuten, dass die Figur im Spiegel sie entweder kennt oder zu kennen glaubt – und aus irgendeinem Grund denkt, romantische Gesten seien passend.

    Die Protagonistin stellt sich jedoch kaum Fragen und sucht auch nicht aktiv nach Antworten. Ich würde mir mehr inneren Monolog wünschen, damit klarer wird, was sie über ihre Situation weiß, wie sie darüber denkt und wer sie als Person ist. Im Moment wirkt sie noch etwas passiv.