Wie schreibe ich gute Dialoge ?

Es gibt 50 Antworten in diesem Thema, welches 11.611 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (31. Mai 2019 um 17:41) ist von Cory Thain.

  • Was ich immer nicht so recht verstehe: Wieso wird aus einem "Das gefällt mir besser!" ein "Das IST besser!"? So oft, auch hier im Forum, wo wir eigentlich um die Unterschiedlichkeit von Stilen wissen müssten. Jeder (!) Stil hat seine Berechtigung. Jeder! Mal passt dieses besser, mal jenes, das eine gefällt mir, das andre einem anderen. Aber "besser per definitionem"?

    Mir gefällt übrigens Version zwei ebenfalls um Längen besser. Ich kann da genauer "sehen", was da passiert. Version eins ist nur zum "hören". Wir schreiben doch unsre Geschichten, um unsre Leser nicht nur Hörspiele zu bieten. Ich mag "Bilder", die aus Worten entstehen, je detailreicher der Autor uns mit in die Szene nimmt, desto näher sind wir drinnen im Geschehen. Ich möchte nicht nur Worte, die gesagt werden, ich mag die Düfte im Raum, die Nebengeräusche, die Gesten und Gesichtsausdrücke der handelnden Personen, die Katze, die bei dem Dicken unterm Stuhl schläft (obwohl der Stuhl knarrt)...

    Aber so ist jeder anders. Und selbst jeder in sich drin ist immer wieder anders. Zu einem Text passt dieses, zum nächten jenes. Es gibt kein generelles Gut-schlecht-Sortiere. Nur ein Passd scho - Passd ned...

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

    • Offizieller Beitrag

    @Formorian
    Ich muss @Skadi hier recht geben :hmm:
    Das von dir proklamierte Positivbeispiel ist ein klassischer Pingpongdialog. Man verliert den Überblick, wer jetzt eigentlich spricht und ehrlichgesagt liest es sich ... langweilig :pardon: (Mal abgesehen davon, dass es extrem übertrieben und theatralisch ist)

    Daher muss ich dem hier:

    Beschreibungen aller Art sollten vermieden werden

    halbwegs vehement widersprechen :D

    Beschreibungen bringen einen Dialog nicht zum versiegen, sie machen ihn lebendig.
    Man kann in einen Dialog so viel mehr Informationen verpacken als nur das, was gesagt wird. Auch das WIE ist wichtig. Es ist ein himmelweiter unterschied, ob da nur steht, was der Typ sagt, oder ob man auch die Reaktion seines Gegenübers erfährt. Man kann dezent Hinweise streuen, ob jemand lügt, sich schlecht fühlt, davon überzeugt ist, was er sagt ...

    Ganz kurzes Beispiel, schnell aus den Fingern gesaugt.

    Nach deinem Positivbeispiel wäre richtig:

    Zitat von Chaos Rising

    Officer Carlson legte dem Verdächtigen William Zimmerman ein Bild der Ermordeten vor die Nase.
    "Was soll ich mit einem Bild meiner Ex?"
    "Sie wurde heute tot aufgefunden."
    "Oh nein, wie schrecklich!"
    "Wussten sie, dass sie schwanger war?"
    "Nein."


    Hier wissen wir weder, ob der Verdächtige ehrlich schockiert/überrascht ist, oder ob er sich das aus der Nase zieht. Fühlt er sich schuldig? Überlegen? Ertappt?
    Keine Ahnung :pardon:

    Wenn ich das ganze jetzt etwas ausbaue, kann ich völlig verschiedene Eindrücke von dem Kerl erzeugen:

    Version 1:


    Version 2:

    Klar, das ist so nicht perfekt, aber ich denke, man sieht, auf was ich hinaus will :)

    LG Chaos

  • Das Beispiel war wohl falsch von mir gewählt, Fantasy wäre wohl passender gewesen als Krimi :/ .
    Eigentlich wollte ich nur damit sagen, dass sich ein Dialog halt "abspielen" muss, statt in zu vielen Beschreibungen und Nebensächlichkeiten zu versickern, aber das war wohl doch etwas zu viel des Guten ...
    Allerdings muss ich sagen, dass die erste Version erfahrungsgemäß bei dem Großteil meiner männlichen Leser besser ankommt.

    Adler erheben sich in die Lüfte
    aber Wiesel werden nicht in Flugzeugturbinen gesogen

  • ;) Auch beim Verhör des Elfen durch die heilige magische Unquisition möchte ich Bilder haben. Das Genre ist mir dabei ein bisschen nebensächlich.

    Okay, bei einer Gerichtsreportage würde ich Ausnahmen machen. :pardon:

    Aber Du siehst schon @Formorian es gibt immer sone und solche. Schreib die Dialoge so, wie Du es für gut hältst. Aber lass "die andren" (tm) das auch tun... :pleasantry:

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?

  • ;)


    Aber Du siehst schon @Formorian es gibt immer sone und solche. Schreib die Dialoge so, wie Du es für gut hältst. Aber lass "die andren" (tm) das auch tun... :pleasantry:

    Klar, ich will sicher nicht derjene sein, der die letzte große, alle glücklich machende Wahrheit in Stein meißelt ;) .
    Wie ich oben schon sagte, Geschmacksache.

    @'Chaos Rising: Schade, dass es hier keinen Doppellike gibt :)

    Adler erheben sich in die Lüfte
    aber Wiesel werden nicht in Flugzeugturbinen gesogen

  • "Einverstanden. Wenn ich ein Gesicht hätte wie Sie würde ich mir eine Hose drüberziehen."
    "Etliche Leute sagten aus, sie hätten Sie gemeinsam mit diesem da Mathio zur Tatzeit das Haus verlassen sehen!

    An der Stelle (und vielen weiteren) wirkt es für mich als würde A was sagen und B was sagen, aber keiner geht auf den anderen ein. Natürlich ist das Geschmackssache, aber an der Stelle fehlt mir irgendeine Reaktion. Die könnte z.B. auch in einem unterbrechenden, erzählenden Textstückchen sein, das etwas die Gedanken / Gefühle des Officers ausdrückt oder seine Mimik beschreibt. Schon genervtes Schließen oder Rollen der Augen lässt die ganze Szene völlig anders wirken.
    Entscheidend wäre für mich aber trotzdem, was mit dem Dialog erreicht werden soll.

    Fantasy wäre wohl passender gewesen als Krimi

    Ich glaube, dass gute Dialoge vom Genre unabhängig sind :hmm: dazu: *)

    Allerdings muss ich sagen, dass die erste Version erfahrungsgemäß bei dem Großteil meiner männlichen Leser besser ankommt.

    Das wiederum ist ein spannender Punkt. Dazu kann ich nichts sagen, weil ich deine Leser nicht kenne. Aber es klingt nachvollziehbar, dass unterschiedliche Zielgruppen auch unterschiedliche Geschmäcker haben, was einen gelungenen Dialog angeht. Wenn deine Beispiele oben aus Krimis stammt, die actionreich, etwas klischeehaft und temporeich sind, dann kann ich mir schon vorstellen, die Leser*innen die erste Variante bevorzugen, weil sie zügig vorbei ist, keinen unnötigen Schnickschnack darstellt und der Held umso schneller mit dem 45er Colt auf dubiose Typen in schwarzen Overalls schießen kann. :D

    Mir ist klar, dass ich mit dem eben Gesagten mir selbst in *) widerspreche :pardon:

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Ich meinte dass ein Fantasy-Beispiel passender wäre, weil ich da eben nicht so knochentrocken schreibe. Fantasy lebt halt von Emotionen, während sich der Krimi eher an die rationalen Regionen des Biocomputers im Obergeschoß wendet. Atmo ist da längst nicht von solcher Bedeutung.
    Womit ich natürlich nicht behaupten will, dass Rationalität in der Fantasy von Nachteil wäre, eher im Gegenteil!
    (Heiliger Sauron, was schreib ich heut nur zusammen? :ugly: )

    Adler erheben sich in die Lüfte
    aber Wiesel werden nicht in Flugzeugturbinen gesogen

  • Dialoge sind einer der wichtigsten Werkzeuge eines Autors. Jedoch hab’ ich absolut keine Ahnung wie man realistische Gespräche zwischen den einzelnen Figuren schreibt. Aber nicht nur das Gesprochene zählt, sondern wie man es rüberbringt.

    Zum Beispiel
    „Oh!“, sagte Marie mit großen Augen. „Es hat geschneit.“
    „Ach wirklich?“, sagte Max fragend.
    „Ja.“, sagte Marie. „Sieh doch selbst aus dem Fenster.“

    Besser:
    Marie machte große Augen als sie aus dem Fenster sah. „Oh! Es hat geschneit.“
    „Ach wirklich?“ Max kam von der Treppe ins Wohnzimmer.
    „Ja! Schau doch aus dem Fenster.“

    Habt ihr Tipps für mich – wie ich gute Dialoge schreibe?

    "Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung, keine Bildung."
    - John F. Kennedy (US Präsident)
  • Eine gute Frage ... @ahras stelle sie sich bereits im Jahre 2013.
    Schau doch dort einmal nach, in eben diesem Unterforum. Die Antwort ist irgendwo da drüben ... :)

    Adler erheben sich in die Lüfte
    aber Wiesel werden nicht in Flugzeugturbinen gesogen

  • @Formorian Mir geht’s auch um den Wortschatz der Altersklasse des Charakters. Sprich: Jugendsprache, Plattdeutsch, etc.

    "Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung, keine Bildung."
    - John F. Kennedy (US Präsident)
  • Es ist schon erstaunlich, wieviele Autoren hier um "gute Dialoge" ringen, und es nicht fertig bringen, an den logischsten Ort im Forum (Die Werkstatt) zu gehen und dort das hübsche Wörtlein Dialog einzutippen in die Suchfunktion.

    Nichtsdestotrotz: Es gibt nicht "den guten Dialog". Es gibt nur den situationsabhängigen guten Dialog. Dein Beispiel ist so sehr ohne Kontext, dass er alles, nichts und jedes dazwischen ermöglicht.

    Es gibt genau zwei Möglichkeiten, situationsbedingt passende Dialoge zu verfassen:
    1. Schreib, was DU selber gern lesen würdest.
    2. Schau den Leuten aufs Maul.... äh aufs Schnäuzel.
    Willst Du Jugendliche "dialogen" lassen, höre Dich um. Punker reden anders als Emos, Nerds anders als Neonazis. Das kann keiner pauschal definieren.
    Und wenn Du "alte" Leute im Gespräch hast, setz Dich zu ihnen in den Park, geh zu Aldi und lausche... oder wag Dich in ein Seniorenheim.
    Manager sprechen anders als Produktionsarbeiter, Prinzen anders als Stallknechte, Könige anders als ihre prinzesslichen Töchter. Frauen anders als Männer. Was zum Grenzsoldaten passt, passt zum texanischen Ranger noch lange nicht. Was Major Tom von sich gibt, ist mit Sicherheit etwas andres, als Juri Gagarin je gesagt hätte...
    Sprache (und die dazugehörigen Dialogsätze) sind so einzigartig und vielfältig wie die Menschen da draußen und die in Dir drinnen... Es gibt kein: Passt für alles!

    Der Unterschied zwischen dem, was Du bist und dem, was Du sein möchtest, liegt in dem, was Du tust.
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    Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest?