Was lest ihr gerade? (Fantasy)

Es gibt 863 Antworten in diesem Thema, welches 150.834 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (27. März 2024 um 10:05) ist von Thorsten.

  • Ich denke mal, dass ich den zweiten Band auch noch lesen werde.

    Mit anderen Worten: Ich lese gerade Leigh Bardurgo "Das Gold der Krähen" bzw. bin so knapp zu Hälfte durch. Mir gefällt es wieder ganz gut, trotz einiger sprachlicher Fehler, die wohl durch die Übersetzung entstanden sind. Warum ich das auf Deutsch lese, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. :hmm:
    Die Charaktere sind nicht wirklich reifer geworden, aber ok. So viel Zeit ist ja auch nicht vergangen. Dafür bekommen sie jetzt alle eine etwas ausgeschmücktere Vergangenheit. Auf mich wirkt das allerdings etwas sehr wie Lückenfüller, dass in jedem Kapitel eine zwei- bis dreiseitige Rückblende eingebaut wird. Teilweise sind diese natürlich schon für die eigentliche Geschichte relevant, aber dennoch etwas lang und - evtl. wieder durch den / die Übersetzer*in - stellenweise etwas verwirrend. Z.B. wirken manche Passagen so, als wären Jespers Vater und Colm zwei verschiedene Leute (was nicht der Fall ist).
    Was mich insgesamt ein klein wenig stört ist, dass die beiden Hauptkontrahenten Kaz und Van Eck auf fast magische Weise alles mögliche mehr wissen als der andere. Das ist etwa so: Kaz vermutet richtig den hinterhältigen Plan van Ecks und bereitet sich darauf vor. Van Eck macht ein langes Gesicht, gewinnt aber dennoch ein klein wenig. Kaz überlegt sich einen Plan und in der Durchführung wird irgendwie klar (oder zumindest nahe gelegt), dass Van Eck den hinterhältigen Plan richtig vermutet hat und sich entsprechend darauf vorbereitet hat. Kaz macht ein langes Gesicht, gewinnt aber dennoch ein klein wenig... :hmm: Etwas merkwürdig und unglaubwürdig, weil nicht so genau erklärt wird, woher die beiden jeweils ihre Informationen beziehen.

    Naja, genug gemeckert... es ist trotzdem ein spannendes Buch voller toller Charaktere. ^^

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Und fertig mit Leigh Bardurgo's "Das Gold der Krähen".

    Ja, hat mir trotz immer wieder auftauchender Übersetzungsfehler sehr gut gefallen. Die Welt ist toll, die Charaktere auch, auch wenn der liebe Kaz doch ein recht tragischer Unsympath ist. Ich mag ihn!
    Kurz vor Ende hatte ich noch überlegt, ob die ganze Geschichte vielleicht tragisch scheitert und alle Charaktere umkommen. Das hätte mir glaube ich gefallen, aber war von einem eher an jugendlichen Lesern orientierten Buch natürlich nicht zu erwarten. Dass ich mich dennoch von einem Charakter verabschieden musste, hat mich schon ein wenig überrascht.


    Als nächstes liegt nun irgendein Horror-Roman auf meinem Stapel. "Lords of Salem" von Rob Zombie :rofl: Ich bin ehrlich gespannt, wie das ist.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Ich bin mittlerweile bei dem dritten Band der "legendären Sonea Reihe" (steht so aufm Buchdeckel) angekommen. Die Autorin heißt Trudi Canavan.

    Band 1 und 2 haben mich durchaus überzeugt weiterzulesen.^^ Die Magierkonflikte werden anschaulich dargestellt ; aber nicht nur das, es geht auch noch um Diebe. Einer der Diebe ist auf der guten Seite und es ist interessant zu sehen, wie dieser mit "guten" Magiern zusammenarbeitet. Außerdem sind einige humorvolle Szenen enthalten, sowie viele spannende. 8o
    Ich kann die Reihe definitiv weiterempfehlen. Vielleicht hat die sogar schon jemand von euch gelesen :hmm: ???

    :chaos::smoker:

    Einmal editiert, zuletzt von Kleiner Liki (21. Februar 2019 um 23:25)

  • @Kleiner Liki
    Ich habe diese Trilogie nicht gelesen, aber ich lese gerade "Die Rebellin" von Trudi Canavan, das ist der erste Teil der Trilogie "Die Gilde der schwarzen Magier", die Vorgängertrilogie zu deiner. :) Durch das Buch quäle ich mich gerade eher, es ist ziemlich langgezogen, oft redundant und lässt mich ein Gefühl für Sprache komplett vermissen.
    Ich könnte noch mehr drüber herziehen, aber das spare ich mir auf, bis ich durch bin. ^^ Ist ja auch gar nicht Thema. Ich frage mich jedenfalls, wie die Autorin sich mit den späteren Büchern weiterentwickelt hat und ob diese dann vielleicht gut sind.

    Häupter auf meine Asche!

  • lässt mich ein Gefühl für Sprache komplett vermissen

    Falls du das auf Deutsch liest, könnte es aber auch an der Übersetzung liegen bzw. an einem mangelnden Sprachgefühl des Übersetzers. Wobei ich da vielleicht etwas vorsichtiger sein sollte... es könnte sein, dass es an mangelnder Zeit liegt und der Übersetzer dann halt manche Feinheiten übersieht oder nicht mehr korrigiert.

    Mir sind da bei "Das Gold der Krähen" von Leigh Bardugo auch so ein paar Dinge aufgefallen, wo ich nur den Kopf schütteln konnte... irgendwo stand mal so etwas wie "sie war eine Heroine, die sie ihr ganzes Leben begleitet hatte" oder so in der Art. Nach meinem Gefühl wäre da "sie war ihre Heldin...." schöner gewesen. Aber gut. Falls ich jemals selbst einen Roman übersetzen müsste, würde ich wahrscheinlich ähnliche Fehler machen oder andere xD

    Zurück zum Thema: Ich habe mal kurz meinen Horror-Roman unterbrochen und lese ein Pseudosachbuch über Vampire ("Kinder der Nacht"). Warum ich das in diesem Fall für Fantasy halte? Weil der Autor Tony Thorne Vampirismus so darstellt, als gäbe es das wirklich, liese sich nur mit wissenschaftlichen Methoden nicht untersuchen (zumindest schreibt er das so in der Art in seinem Vorwort). Insofern hat das ein bisschen was von Verschwörungstheorien und schiebt die "Pflicht das zu widerlegen" anderen zu. Zum Glück taucht das nicht ständig auf und so ist das Buch informativ und kurzweilig zu lesen. Man erfährt viel über verschiedene Ausprägungen des Vampir(aber)glaubens, etwas kulturelle Hintergrundgeschichten zu verschiedenen Ländern, Personen und Ereignissen und auch ein paar sprachwissenschaftliche und kulturwissenschaftliche Erklärungen zu den Zusammenhängen zwischen den verschiedenen Bezeichnungen von Vampiren in Ost- und Südosteuropa. Der Second-Hand-Preis von knallharten 50 Cent war es das auf jeden Fall wert.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Falls du das auf Deutsch liest, könnte es aber auch an der Übersetzung liegen bzw. an einem mangelnden Sprachgefühl des Übersetzers. Wobei ich da vielleicht etwas vorsichtiger sein sollte... es könnte sein, dass es an mangelnder Zeit liegt und der Übersetzer dann halt manche Feinheiten übersieht oder nicht mehr korrigiert.

    Das ist gut möglich. :hmm: Aber ich bin mir mittlerweile sicher, dass die Vorlage nicht drastisch besser gewesen sein kann. :hmm: Was extrem komisch erscheint ist, wenn ein alter, ehrwürdiger Badass-Magierlord plötzlich kichert. Alle kichern da. xD Die Phrasen, wie sich jemand verhält, sind nur sehr wenige und sie werden beispielsweise für alle Personen gleich verwendet (er grinste, sie schürzte die Lippen, er zog scharf die Luft ein, sie kicherte, usw.), was dazu führt, dass die Charaktere alle gleich wirken. Normalerweise kann man mit solchen Sätzen die Personen näher charakterisieren, damit man auch erahnen könnte, wer das ist, wenn da nicht explizit der Name stünde. Das geht hier aber bei kaum einem Charakter. :hmm: Jetzt mal als Beispiel, warum ich Sprachgefühl vermisse.
    Im ganzen Buch ist alles einfach nur irgendwie da. Und das geht über "Ich würde mir mehr Poesie wünschen" hinaus, es ist echt ein handwerklicher Mangel mMn. :hmm:

    4 mal der gleiche Smiley, nicht schlecht xD

    Häupter auf meine Asche!

    Einmal editiert, zuletzt von kalkwiese (22. Februar 2019 um 07:56)

  • Oha, von der Schwarzen Magier Gilde gibt es einer Fortsetzung, dann sollte ich die wohl nochmals lesen...

    Ist schon eine Weile her, kann mich aber nicht dran erinnern das ich die Sprache irgendwie negativ empfand, im Gegenteil, die drei Bücher habe ich sehr schnell durch gelesen gehabt. Allerdings halt eben auch im Original, Übersetzungen verlieren einfach immer, mal mehr, mal weniger Details... :/


    Ich habe übringens nochmals the long earth angefangen, da ich gemerkt habe, das ich den zweiten Band, the long war noch gar nicht gelesen habe und ich vom ersten nicht mal allzuviel wusste. XD

    Falken haben doofe Ohren

  • Lese gerade den ersten Band der Powder-Mage Chroniken (auf Deutsch). Erscheint mir sehr gut und stimmig geschrieben und ist mal ein bisschen was anderes. Das Setting ist etwas neuzeitlicher als bei High-Fantasy üblich (wie der Name schon andeutet, Schießpulver spielt eine große Rolle) und die Handlung zunächst mal sehr politisch und weltlich, was ich auch recht angenehm finde.
    Das Buch beginnt mit einem erfolgreichen Putsch durch das Militär, bei dem der König enthront und die Monarchie abgeschafft wird. Natürlich bringt diese Maßnahme einiges an Chaos und Problemen mit sich, die im Laufe der Handlung bewältigt werden müssen.
    Das Buch ist sehr straff geschrieben und erzählt die Handlung aus der Sicht einiger unterschiedlicher Charaktere, alles was geschieht, scheint auch wenigstens mittelbare Relevanz für die Handlung zu haben, was mir insgesamt sehr gut gefällt (da alles sehr durchdacht wirkt) und es birgt einige für Fantasy untypische Ideen, die ich recht erfrischend finde (zB einen Orden von Küchenmeistern).
    Ich bin noch nicht durch, aber bis hier hin (etwa die Hälfte) eines der besten Fantasy Bücher, die ich seit langem in der Hand hatte, kann also besten Wissens eine Empfehlung aussprechen für diejenigen, die das in der Buchhandlung auch schon in der Hand hatten und ob des reißerischen, englischen Titels auch etwas gehadert haben. Die Übersetzung ist im Übrigen aber sehr gut gelungen.

    Mal eine Frage in die Runde: Hat hier jemand "der Name des Windes" von Patrick Rothfuss gelesen und würde mir mal ein kleines Feedback zu dem Buch geben? Das Buch wurde mir empfohlen, ist derzeit aber nur als Hardcover für 25 Euro zu erwerben, daher würde ich mir die Investition gut überlegen.

  • Als Nachtrag zu "Die Rebellin":
    Vielleicht war es für den ein oder anderen offensichtlich, aber für "chuckle" gibt es quasi nur "kichern" als Übersetzung, wenn man es wörtlich nimmt. Warum ist mir das eben erst bewusst geworden? :dash: Das geht natürlich komplett am eigentlichen Sinn vorbei. :rofl: Das kann ich dem Buch also nicht zum Vorwurf machen, das liegt definitiv an der Übersetzung.

    Andere Punkte, die mir aufgefallen sind, wurden aber auch bei englischen Meinungen zum Buch genannt. :hmm:

    Häupter auf meine Asche!

  • Ich habe "Der rote Tarkar" von C. M. Spoeri vom Sternensand-Verlag geelsen.
    Also das Buch ist handwerklich gut geschrieben. Es ist fehlerfrei (wie ich von der Autorin und dem Verlag gewohnt bin) und sein Geld von der Seitenanzahl wert. Es spielt in einem Wüstenreich und ist ansonsten robuste Fantasy.

    Leider war der Protagonist ein echter Idiot. Es dämpft etwas den Spaß, wenn der Protagonsit von einer grenzdebilen Aktion in die nächste stolpert. Aber zumindest waren die meisten Nebencharaktere dafür umso intelligenter und sympatischer. Auch die Welt ist ausreichend gut beschrieben (wenn auch das Kopfkino blass blieb).

    Die Handlung beginnt, indem der Prota seine Sklavin heiraten möchte. Logischerweise würde ihm das seine Stellung kosten und seine Familie entehren. Das übliche. Was der Typ aber nicht einsieht. Dann wird die Sklavin verkauft und er eilt ihr hinterher.
    [spoiler]...und jetzt wird es bescheuert. Er wird am Hafen bestohlen, rennt der Diebin hinterher und läuft direkt in einen Hinterhalt von Meuchelmördern. Er ist einer der fähigsten Feuermagier der Stadt, doch anstatt die Diebin oder die Meuchelmörder einzuäschern, lässt er die Diebe so nahe an sich heran, dass sie ihn ein magiehemmendes Pulver ins Gesicht werfen können und sie ihn dann erstechen.
    Okay....dann wird sein fast toter Körper in die Kanalisation geworfen, wo er in eine Art Vampir verwandelt wird. Er verspricht den Vampiren zu helfen, kommt an die Oberfläche und wird dann plötzlich von den Vampiren als Sklave verkauft.
    Grenzdebil.
    Natürlich bekommt der Prota wieder Magiehemmer ab, landet auf der Ruderbank, doch das Sklavenschiff wird angegriffen und sinkt.
    Jetzt macht der Porta mal was anständiges, rettet ein paar Sklaven...doch am Strand läuft er natürlich direkt zu einem Lagerfeuer, wo die Sklavenhändler lagern und er natürlich sofort wieder versklavt wird.
    Solche Aktionen wiederholen sich noch ein paar Mal.

  • Lesen nicht XD
    Aber ich werte das Hörspiel auch mal als lesen :)

    Ich höre seit gestern "Rubinrot" von Kerstin Gier.
    Als die Filme rauskamen war ich eher so "Meeeh, schon wieder ein Hype um irgendein seltsames Buch." und habe mich nicht weiter darum gekümmert XD
    Aber gestern beim häkeln habe ich es einfach mal angemacht und bin dabei auf der Couch versackt XD
    Ich hab die Hälfte geschafft und heute morgen nochmal eine halbe Stunde beim Frühstück :D
    Es ist überraschend gut! Ich weiß gar nicht, was mir daran so gut gefällt :hmm:
    Es ist an manchen Stellen ein wenig offensichtlich und klischeehaft, aber trotzdem gefällt es mir ausgesprochen gut :D
    Die Idee dahinter finde ich ziemlich cool ^^ Die ist auch ziemlich gut ausgearbeitet.
    Außerdem ist alles immer noch rätselhaft und Krams. Da muss ich die Folgebände wohl auch mal anhören und vllt die Filme dazu gucken :D

    Genügend Häkelprojekte hab ich ja am Laufen :D

    Writers aren't exactly people ... they're a whole bunch of people trying to be one person.
    - F. Scott Fitzgerald

  • Als nächstes nehme ich mir Die Rebellin von Trudi Canavan vor. Das Buch fand ich vor ein paar Jahren so doof, dass ich es bei der Hälfte abgebrochen habe. Mal sehen, wie ich das heute sehe. :whistling: Tatsächlich liegt es sogar an diesem Buch, dass ich in letzter Zeit außerhalb der Scheibenwelt über Fantasy nur mit den Schultern zucke. Ich muss mir danach vielleicht ein fantastisches Konterbier in Buchform gönnen, um wieder auf den Geschmack zu kommen. :hmm: Mal sehen, was der SuB noch so hergibt. Eventuell frage ich euch mal nach Empfehlungen. :D

    EDIT:

    Spoiler anzeigen


    Und da sind auch schon die ersten müden Seufzer von mir. Keine Ahnung, ob ich damit jetzt unfair bin oder nicht, aber mal ein kleines Beispiel am Text:

    Und Absätze in dem Stilgab es auf den ersten zehn Seiten mehr als nur den. :huh: Es ist, glaube ich, Canavans Erstling. Hoffentlich wird das besser, die Reihe ist ja ne Trilogie.

    So, damit bin ich jetzt durch! Ich bin froh, das Kapitel Die Rebellin für mich beenden zu können. Nachdem ich jahrelang über dieses Buch und seine Schwächen nachgedacht habe, kann ich nun meinen Frieden damit schließen. :) Ich gehe die Rückmeldung dieses Mal etwas anders an.

    Kurz zum Inhalt:

    Sonea ist ein junges, armes Mädchen aus dem "Hüttenviertel", den Slums der Stadt Imardin. Eines Tages, als sie zusammen mit alten Freunden gegen die jährlichen Säuberungen auf die Straße geht, wirft sie einen Stein auf die Magier, die die Bettler aus der Stadt vertreiben. Wider erwarten durchbricht er die magische Barriere und trifft den Kopf eines Magiers. Von da an ist Sonea auf der Flucht.

    Die Stärken:

    Spoiler anzeigen


    Es ist klar geschrieben. Die Sätze sind eindeutig, leicht zu verstehen, nicht zu verschachtelt, schlagen nicht über die Stränge, alles ist leicht zu greifen. Klingt jetzt banal, muss man aber auch erstmal erreichen.
    Am Ende des Buches hatte ich auch eine relativ gute Vorstellung von der Welt und wie sie funktioniert. Der Anfang dieser Trilogie hat mir die Grundlagen also, denke ich, gut vermitteln können. Ich denke nicht, dass den Fortsetzungen in dieser Hinsicht viel im Weg stehen sollte. Das Magiesystem finde ich auch interessant. Damit kann man arbeiten und die Telepathie der Magier fügt sich gut in den Text ein. Das ist eigentlich ganz schön.
    Die Charaktere sind einem sympathisch. Interessanterweise ist das auch einer meiner Kritikpunkte, dazu später mehr.


    Die Schwächen:

    Spoiler anzeigen


    Dieser Absatz wird leider deutlich länger.
    Die klare Sprache sorgt dafür, dass man nicht viel beim Lesen denken muss, geht aber auch an einigen Stellen zu weit mMn. Immer wieder gibt es Momente, in denen offensichtliche Dinge, die vorher bereits impliziert wurden und zwischen den Zeilen sehr deutlich wurden, nochmal explizit ausgesprochen werden müssen. Ein Beispiel dafür habe ich in obigen Zitat in Spoiler drin.
    Diese Captain Obvious Momente nehmen mit fortschreitendem Verlauf dankenswerterweise ab. Da kommt man sich wirklich manchmal vor, als wenn das Buch einen für doof halten würde, auch wenn ich nicht denke, dass die Autorin so gedacht hat. Da das hier ihr Erstling ist und sich die Schwächen doch etwas häufen, denke ich, dass sie es nicht besser wusste.

    Wo wir schon dabei sind - die Sprache kommt die meiste Zeit auch sehr farblos daher. Handlungen der Charaktere werden immer wieder mit den gleichen Phrasen beschrieben (runzelte die Stirn, zog scharf die Luft ein, schob den Gedanken beiseite, etc.), ganz egal (!) um welchen Charakter es sich gerade handelt. Dabei könnte man die Leute damit besser charakterisieren und ihnen im Vorbeigehen mehr Tiefe verleihen. Dasselbe gilt dafür, wie die Charaktere sprechen.
    Wenn da nicht explizit ihre Namen stehen würden, könnte man die wenigsten Charaktere voneinander unterscheiden. Außerdem nerven die Wiederholungen.

    Ähnliches bewirkt es, dass die meisten Charaktere zueinander so herzlich sind. Das führt zu manchen sehr schönen Szenen, aber es entsteht auch ein merkwürdiges Bild, das ich nicht ganz glauben mag. Die einigen, die wirklich aus dem Rahmen fallen, sind die Bösen. Und die sind a) sehr wenige und b) sehr sehr schnell zu erkennen.
    Das Ergebnis ist sehr wenig Drama, noch unterstützt von nächsten Punkt.

    Ab dem zweiten Kapitel (Seite 31 etwa) wissen wir, dass die Magier Sonea nichts böses wollen. Eigentlich will keiner irgendwem etwas böses, bis auf den einen bösen da, der aber ein Idiot ist und kaum was auf die Reihe kriegt. Trotzdem müssen wir über 250 Seiten lesen, in denen Sonea vor den Magier flieht, und das obwohl wir 1) schon wissen, dass sie in die Gilde aufgenommen werden wird, schließlich heißt das zweite Buch "Die Novizin" und 2) wir auch wissen, dass die Magier nicht böse sind. Das ist zwar nicht unglaubwürdig, aber eben uninteressant. Kein Drama.
    Leider kann das Buch parallel dazu auch nur wenig bieten, was stattdessen interessant sein könnte. Die Diebe sind nämlich auch alle sehr nett und so. Zwar morden die, aber die, die wir kennenlernen sind eben, wie bereits erwähnt, sehr herzlich und aufrichtig freundlich. Das ist schön, aber irgendwie lahm.
    Die Phase bis Sonea gefangen wird, hätte man also kürzen sollen. Und es wäre deutlich interessanter, wenn man die Perspektive der Magier vorerst ignoriert hätte oder zumindest anders dargestellt. Das hätte eine Änderung der späteren Abschnitte zur Folge, aber das Ergebnis wäre besser mMn. Es wird deutlich interessanter, wenn die Flucht endlich vorbei ist.

    Was noch? Achja. Einige Alltagsdinge, wie Tiere, Bier oder andere Getränke, haben ihre eigenen Fantasy-Namen. Das macht es nicht nur unnötig kompliziert, es auch enttäschend, wenn man kapiert, dass Bol eigentlich nur Bier ist und es mit dem anderen Wort exakt genauso funktioniert hätte.
    Ein bisschen anders fühlen sich die Sachen dann doch irgendwie an. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob Sumi nun wirklich Kaffee oder Kakao ist oder was Raka nun wäre. Aber irgendwie wirkt es faul, wenn Spinnen plötzlich Faren heißen, oder Ratten Ravi. Oder sind Ravi nun Ratten? Es ist irritierend.

    Der nächste Punkt liegt wieder bei der Sprache. Es gibt nämlich auch die eine oder andere Kampf, beziehungsweise Fluchtszene. Wie Thorsten so schön in seinem Blog schrieb:

    Der meiner Meinung nach groesste Fehler ist es, den normalen Erzaehlstil und das Erzaehltempo einfach beizubehalten.

    Und genau das passiert leider. Der Erzählstil ist über das ganze Buch relativ ruhig und flüssig. Wenn man nun eine schnelle, eigentlich dramatische Szene liest, die für die einzelnen Charaktere wirklich furchtbar ist, und sich davon aber nichts im Erzähltempo und widerspiegelt, ist das lahm und wirkt komisch. Da trägt der Text nicht den Inhalt.

    Eine dieser Schwächen allein wäre ja nicht schlimm. Gerade der letzte Punkt ist mir beispielsweise in Walter Moers' "Prinzessin Insomnia und der alptraumfarbene Nachtmahr" auch aufgefallen, aber Moers hat andere Qualitäten, die stattdessen interessant oder schön für mich waren. Die Rebellin hingegen brilliert eigentlich durch nichts so wirklich, macht nur das ein oder andere ganz gut und hat stattdessen vieles, was mir leider doch etwas negativ auffällt. Und in der Masse zieht es das Buch leider runter.


    Fazit:

    Trudi Canavans Die Rebellin ist leider ein denkbar schwacher Einstieg in eine Trilogie, von der ich nicht verstehen kann, warum sie ein Bestseller ist. Oder doch, ich kann es verstehen, aber ich finde eher nicht, dass die Trilogie das verdient hat. Während des lesens habe ich allerdings viele Dinge über das Schreiben gelernt. Man lernt eben doch sehr gut an Negativbeispielen. Das Buch ist nichtmal wirlich schlecht oder furchtbar oder so. Sondern vor allem unteres Mittelmaß mMn.
    Die Fortsetzung werde ich auch noch lesen, nachdem mein Bruder sie mir geschenkt hat und dich nun schon so eine merkwürdige Beziehung dazu aufgebaut habe, will ich doch wissen, wie 1) die Geschichte sich entwickelt und 2) die Autorin sich vielleicht verbessert hat. Ich lese es aber zum Lernen als zur puren Freude.

    Unterm Stricht kann ich das Buch nicht empfehlen, dafür bietet es mMn zu wenig. Aber am Ende tut es aber auch nicht weh, wenn man doch nichts anderes zur Hand hat (oder halt doch, wenn man sich sehr an den oben beschriebenen Kanten stößt). Manchmal ist leichte Unterhaltung ja auch ganz schön, oder?

    Häupter auf meine Asche!

  • @kalkwiese

    Naja, ich verstehe deinen Standpunkt. Aber, ja Fly muss dir jetzt ganz deutlich widersprechen: ich finde das Buch klasse!

    Erst mal zur Geschichte; Trudi Canavan hat eine genial Welt, Stadt und Magier-Gemeinschaft erschaffen. In ihren vielen weiteren Bändern, die ebenfalls in dieser Welt spielen, sieht man deutlich, dass sie eine fantastische Fantasie ihr eigen nennen kann.

    Um ganz ehrlich zu sein, als ich das Buch vor Jahren zum ersten Mal gelesen haben, war ich so beeindruckt wie selten von einer Geschichte. Die Vielseitigkeit ihrer Charakter ist bemerkenswert. Jeder Leser wird sich in einem Charakter wiederfinden.

    Was die Sprache betrifft, ja ich kann bezeugen, dass die deutsche Übersetzung nicht soooo klasse ist aber im Original ist es immer besser xD

    Also Kalki, ich würde die Serie nicht abschreiben! :D

    Liebe Grüsse
    Fly

    "Ein Schloss ohne Gruft, das wäre wie, wie ein Einhorn ohne Horn!"

    Eigenes von Fly
    Schatten unter London

  • ich hab' die ganze Trilogie vor Jahren auf Englisch gelesen - hat mich auch nicht ueberzeugt (das war waehrend meiner Jahr in USA wo ich viel Zeit alleine hatte... da war ich nicht so waehlerisch mit dem was ich lese).

    Interessant ist:

    Handlungen der Charaktere werden immer wieder mit den gleichen Phrasen beschrieben (runzelte die Stirn, zog scharf die Luft ein, schob den Gedanken beiseite, etc.), ganz egal (!) um welchen Charakter es sich gerade handelt.


    Genau das ist mir am intensivsten an der Trilogie in Erinnerung geblieben. Jedes Mal wenn Sonea irgendwie ueberrascht wurde und erschrocken ist stand da: Her heart skipped. Gefuehlte hundert Mal in jedem Buch. Irgendwann hab' ich mich gefragt ob das Maedel einen Herzfehler hat...

    Ansonsten... ja, auch dass sie ewig unmotiviert vor den Leuten weglaeuft die ihr helfen wollen hat mich nicht ueberzeugt.

    Ich wage mal dir Prognose wenn Dich der erste Band nicht vom Hocker gerissen hat, dann werden das die naechsten auch nicht tun (ehrlich gesagt hab' ich von denen eher weniger in Erinnerung, es geht halt irgendwie so weiter...) Gehoert fuer mich zu dem recht grossen Haufen an Fantasy den ich nicht wieder anschauen werde.

  • Ich habe die Serie als "ganz nett" in Erinnerung... immer wiederkehrende Wiederholungen fallen mir im Deutschen aber meist auch mehr auf...


    Aktuell lese ich: The Fifth Season von N. K. Jemisin
    Ich weiß noch nicht so recht was ich davon halten soll, das Worldbuilding ist bisher aber eher ungewohnt und ich bin gespannt was da noch kommt...

    Falken haben doofe Ohren

  • Keine Ahnung ob's das auf Deutsch ueberhaupt gibt, aber ich bin neulich in der Bibliothek ueber die Praedor Reihe von Petri Hiltunen gestossen - das sind Fantasy-Comics von denen ich jetzt Taivan Suuri Susi (Der grosse Wolf des Himmels) und Kuninkaan Lapset (Die Kinder des Koenigs) gelesen habe.

    Die Serie ist in Schwarz-Weiss gehalten, zeichnerisch durchaus ansprechend (wenn man davon absieht dass er aus irgend einem Grund keine Frauen ordentlich zeichnen kann...) - aber was mich am meisten ueberzeugt ist das Setting.

    Die Welt dieser Serie ist eine kreisfoermige Flaeche von Normalitaet die inmitten der Ruinen einer vorzeitlichen (magischen?) Superzivilisation liegt die sich da wer weiss wie weit erstrecken und praktisch unpassierbar sind, weil es da von wilder Magie, Daemonen und anderen Widrigkeiten wimmelt. Das macht die Welt gleichzeitig sehr abgeschlossen - man kennt ihre ganze Ausdehnung, es gibt keine weissen Flecken, ein Plot kann schnell verdichtet werden (In 'Taivan Suuri Susi' geht's um einen Barbarenfuehrer aus den Bergen der versucht die Welt zu erobern) - aber dennoch bleibt das Gefuehl von Weite, da das Ruinenfeld ja nicht erfasst werden kann.

    Helden der Serie sind die Praedorit - Krieger die in Teams in diese vorzeitlichen Ruinen eindringen und versuchen, unter dem Einsatz ihres Lebens Schaetze herauszutragen (und man sieht im Comic etwa die Haelfte von ihnen bei solchen Touren draufgehen...)

    Ich hab's erst so ueberflogen, dann mitgenommen und verschlungen als ich es angefangen hatte - wie gesagt, zeichnerisch ansprechend (hier ist ein Link auf Hiltunen's Seite wo er eine freie Geschichte hat), interessante Plots mit Twist und ein Setting das ich schoen mysterioes fand - leider hab' ich keine Ahnung ob es das auch auf Englisch oder Deutsch gibt.

  • Habe soeben Wachen! Wachen! von Terry Pratchett beendet. Mittlerweile hab ich den Überblick verloren, wo sich das Buch nun ranglistenmäßig einordnen lassen würde, aber das ist wohl auch nicht ganz so wichtig. :rofl: Es ist auf jeden Fall eines der bisher besten. Die Charaktere der Wache sind toll und führen immer wieder absurde Gespräche. Der ausgewaschene, heruntergekommene Polizist Samuel Mumm bedient natürlich auch alles, was man für diese Rolle braucht, und dass wir hier eigentlich sowas wie einen Krimi haben, gibt dem Buch auch nochmal seine eigene Identität.
    Generell scheint bei den Scheibenweltbüchern der Weg das Ziel zu sein - so richtig spannend sind sie eigentlich nicht. Man weiß, dass am Ende alles gut wird, immer.

    Spoiler anzeigen


    Das macht "Der Zauberhut" wiederum etwas interessanter, auch wenn ich das Buch eher mittelgut fand, weil das Ende für Rincewind da ja offen bleibt. Irgendwie muss er da aber raus kommen, sonst käme er in späteren Büchern ja nicht vor. xD


    Das ist aber nicht schlimm, weil die Geschichte ja eben von den Absurditäten lebt und von denen gibt es reichlich.
    Es gibt mMn nicht viel dazu zu schreiben. Pratchett steht drauf, klassischer Pratchett ist drin. Die Szenen sind bündig, die Sprache ist klar und auf den Punkt und langweilt einen nicht mit lauter Dingen, die bereits impliziert wurden (Ich schaue dich an, "Die Rebellin"!). Ich bin vollkommen zufrieden.

    Als nächstes kommt wohl dieses eine Büchlein, von dieser einen jungen Autorin dran, das schon seit ein paar Wochen in meinem Regal steht. Wie heißt die Frau nochmal ... ? Tanyana Marg oder so. :D

    Häupter auf meine Asche!

  • Ich lese gerade "Der Elbenschlächter" von Jens Lossau und Jens Schuhmacher. Darin geht es um eine Mordserie an *Trommelwirbel* Elbenlustknaben und wie zwei Ermittler des IAIT - Institut für angewandte investigative Thaumaturgie - die Verbrechensserie vermutlich aufklären. "Vermutlich" weil ich noch nicht fertig bin.

    Bisher gefällt mir das Buch nach einigen Anfangsschwierigkeiten ziemlich gut. Es ist eher humorvoll und witzig, was man schon an den beiden Ermittlern sieht: Ein Troll, der nie um Trollweisheiten verlegen ist. Die sind manchmal ziemlich gut, manchmal eher von der Art "Eine alte Trollweisheit sagt: Ich möchte nicht explodieren." Klingt hier jetzt platt, im Kontext passt es aber ganz gut zu dem Charakter. Der andere Ermittler ist ein Zauberer, der im Greisesalter eine magische Verjüngungskur verpasst bekommen hat. Leider ist die etwas schief gelaufen und jetzt hat er wieder den Körper und die Erscheinung (und manche Probleme) eines 15-Jährigen.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]