Was lest ihr gerade? (Fantasy)

Es gibt 873 Antworten in diesem Thema, welches 153.343 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (17. April 2024 um 07:38) ist von Thorsten.

  • Ich lese (mal wieder ^^ ) Alexey Pehov. Diesmal ist der "Dunkeljäger" dran. Ich bin erst bei Kapitel 7, habe aber schon jetzt gemerkt, dass ich nicht soooo toll finde wie seine anderen Werke. Natürlich gibt es einen vom Leben ziemlich gebeutelten Hauptchar, einen in Ungnade gefallenen Lichtelf, der auf der Flucht vor seiner Königin ist und einfacht nur versucht zu überleben und seinen Verfolgern zu entgehen.

    Das Außergewöhnliche an diesem Roman ist, dass es Flugzeuge gibt. In der (zum Glück vorhandenen) Legende sind mindestens fünfzehn verschiedene aufgelistet, von der einfachen Schaluppe bis zum größten Kriegsschiff. Dabei sehen manche wie wirkliche Flugzeuge und manche wie riesige Segelschiffe aus. Die Magie, die diese Konstrukte fliegen lässt, ist außergewöhnlich und total neu für mich.

    Außerdem gefällt mir, wie Pehov alle Fantasywesen gnadenlos zusammen leben lässt (und bereit ist, den daraus entstehenden Konflikten in seinem Roman ihren Platz einzuräumen). Wir treffen bekannte Spezies wie Trolle, Oger, Orks, Zwerge, Gnome, Kobolde, Elfen und wir begegnen neuen wie dem Meeresvolk, den Feyer, den Grollen u.a. Selbstverständlich sind auch Menschen dabei.

    Ich bleibe aber - auch wenn mich die Verschiedenartigkeit der Flugkörper an den Rand der Verzweiflung bringt - auf jeden Fall am Ball und bin gespannt auf die Abenteuer, die der Elf erleben wird.

    "Er wird wiederkommen. Die Berge sind wie ein Virus. Man infiziert sich mit der Liebe zu ihnen
    und es gibt kein Gegenmittel. Sie führen in eine Sucht, man kommt nicht mehr von ihnen los.
    Je länger man sich woanders aufhält, desto größer wird das Verlangen, sie wiederzusehen."

    Chad, der Holzfäller
    aus "Der Wolf vom Elk Mountain"

    ___________________

  • El Mercenario von Wolfgang Hohlbein

    Das Buch basiert auf Comic-Alben von Vicente Segrelles die als sie herausgekommen waren recht revolutionaer waren, und Hohlbein hat das zu Buechern weitergestrickt.

    Mit 16 oder so habe ich Hohlbein recht gerne gelesen, inzwischen stelle ich fest dass mein Geschmack sich weiterentwickelt hat und ich doch mehr Ansprueche an Texte, Sprache und Plot habe. Ich hatte mir das damals gekauft weil ich von der Welt von El Mercenario in der Krieger auf Flugdrachen zwischen Bergfestungen ueber einer undurchdringlichen giftigen Wolkendecke ihre Auftraege erfuellen recht fasziniert war (und auch mal versucht hatte ein Rollenspiel dazu zu schreiben) und mich interessiert hatte wie Hohlbein denn die Welt ausfuellen wuerde die Segrelles visuell anreisst.

    Nun ja - Hohlbein macht irgendwie daraus was er immer macht, das liest sich irgendwie okay und macht oft keinen Sinn mit Segrelles Vorlage, aber nachdem Segrelles in spaeteren Baenden selber in ein Crescendo von Widerspruechen und Unsinn abgleitet (am Anfang ist die Welt auf einem anderen Planeten, in Band 5 wird sie auf die Erde ins Himalaya verlegt, danach ist es irgendwie eine Parallelwelt der Erde wo man ueber ein Dimensionstor kommen kann, aber das macht dann auch schon nichts mehr weil bis dahin laengst Ufos, Atomexplosionen und so weiter in der Fantasy-Welt aufgetaucht sind...)

    Ist also eher von nostalgischem und technischen Interesse - was macht Hohlbein da eigentlich? Dazu an anderer Stelle...

  • A Shadow on the Glass von Ian Irvine

    Eine richtig detailliert und interessant ausgestaltete Welt, erzaehlt von jemandem der... irgendwie kein Gefuehl dafuer hat wie man einen Plot erzaehlt. Irgendwie mochte ich die Reihe (das ist der erste Band) beim ersten Mal lesen, aber es zuendet alles nur mit gutem Willen.

    Zum Beispiel folgen wir einer jungen Protagonistin (Karan) auf dem Weg zurueck zu ihrem Landgut, und kaum da angekommen sieht sie eine Reiterin. Wir erfahren dass es Maigraith ist die Karan vor Jahren aus der Sklaverei errettet hat und dass dafuer noch ein Gefallen aussteht der jetzt eingefordert wird.

    Also - in all der Zeit die wir vorher von Karan gelesen hatten fehlte komplett dass sie mal Sklavin war, dass sie gerettet wurde und dass Maigraith eine entscheidende Rolle in ihrem Leben hatte - das kommt eine Seite bevor die beiden dann zusammen zu einer Quest aufbrechen.

    Das hat System - etwas spaeter erfahren wir dass Maigraith in den Diensten einer Faichand steht, und nachdem dieser Name eine handvoll Mal gefallen ist erfahren wir als Maigraith mehr Wein trinkt als gut fuer sie ist dass Faichand eigentlich Faelamor heisst (der Leser zuckt mit den Achseln - ein Name der ihm nichts sagt ist so gut wie ein anderer...) - um dann zwei Abschnitte spaeter zu erfahren dass Faelamor eine der grossen unsterblichen und historisch bedeutenden Gestalten dieser Welt ist (ah ja - ich haette also bei der Offenbarung des Namens ueberrascht sein sollen, konnte aber nicht weil ich dieses Detail der Welt aber leider spaeter erfahren habe).

    Mich wundert ein bisschen dass dieser Erzaehlstil - den man wirklich mit wenig Aufwand haette verbessern koennen - an einem Lektor vorbeigegangen ist.

    Irgendwie bin ich auch nicht der einzige den das stoert - kurz mal Kollege google befragt und oft ist die Kritik anderer aehnlich


    Great premise, poor execution in my opinion. The author constantly "tells" instead of "shows" and those are my least-favorite types of stories.

    ***

    Ever have someone telling you a really interesting anecdote and someone else interrupts with a boring, only vaguely related story? That's how Ian Irvine writes.

    ***

    It's a damn shame, because there was good story hidden in there somewhere, which is why this feels so frustrating, it was just buried under a whole lot of bad writing. How this got past an editor, I'll never understand.

    Ich find's irgendwie instruktiv das jetzt mal mit einem technischen Auge mitzulesen - was haette man eigentlich aus der Geschichte rausholen koennen?

  • Thorsten , von der Reihe habe ich Band 5, 6 und 7. Auf deutsch.

    Eigentlich nur gekauft, weil auf dem Cover stand, es sei in sich abgeschlossen und ich gerade Lesefutter brauchte. Aber es ist eine Reihe und auch nur so semi-gut.

    Naja, ich kann dir beim Schreibstil nur recht geben. Der ist äußerst mau, aber ich ging davon aus, dass es die Übersetzung war, überrascht mich aber nicht, dass das Original schon mau ist. Allerdings werden die Logiklöcher in späteren Teilen weniger.

    Leider gibt es dafür in späteren Teilen immer weniger Beschreibungen und Charaktere handeln auch oft inloyal ihren Freunden und Familien gegenüber. Äußerst unberechenbar. Aber irgendwie kann man die Bücher dennoch gut lesen.

  • Abgeschlossen: Crystania: Legend of the Drifters (Part I & II) von Ryo Mizuno

    Zehn Jahre nach den Ereignissen von The First Adventure/Legend of the Gods' King angesiedelt: Im Mittelpunkt steht eine neue Gruppe von Abenteurern aus Da’nan um den jungen Krieger Rails, Sohn des 'Blutigen Ritters' Russel, der seine Bestimmung im Land der Götter sucht anstatt Lakai des despotischen Kanzlers Malid zu werden.

    Band 1 und 2 bilden gerade mal den Anfang der Reihe, Fan-Übersetzungen weiterer Bände stehen noch aus.

    Abgeschlossen: Sword World Short Stories: A Leprechaun's Tears von Ryo Mizuno / Keiko Shimomura / Hiroshi Yamamoto

    Eine Sammlung von vier Kurzgeschichten, die sich auf dem Kontinent Alecrast abspielen, nördlich von der Insel Lodoss, wie auch Louie the Rune Soldier (eine weitere, eher flapsige, Reihe von Ryo Mizuno, die als kurze TV-Serie und Manga adaptiert wurde). Die titelgebende Geschichte A Leprechaun's Tears ereignet sich im gleichen Königreich namens Ophun, wie auch Rune Soldier.

    Im Nachwort legt Herausgeber und Illustrator Hitoshi Yoneda dar, was den Reiz dieser Geschichten ausmacht: Nicht nur in der gleichen Welt angesiedelt wie Lodoss und Crystania, sondern auch "findige, ungewöhnliche Geschichten", welche "gewandt Romantik und Emotionen schildern". Wie aber auch schon andere Geschichten in Sword World Forcelia, geben sie sich keinen verklärenden Illusionen hin. So wird Kampf und Krieg als das geschildert, was es ist: Brutal, dreckig und grausam. Licht und Schatten liegen nah beieinander.

    Einmal editiert, zuletzt von Dion (9. Mai 2023 um 05:29)

  • Mein letztes Fantasybuch war "Sieben schwarze Klingen" von "Sam Sykes".

    Das Buch ist nur so mittelmäßig, aber das wusste ich schon vor dem Kauf. Ich habe mich locken lassen von "frische Ideen", leider war das Setting überhaupt nicht meins.

    Naja, es geht um eine Kopfgeldjägerin, die abtrünnige Magier in einen Grenzgebiet aufspürt und umbringt. Mithilfe einer magischen Pistole.

    Die Kopfgeldjägerin ist recht unsympathisch. Sie ist grob, rücksichtslos, brutal und emotional verkrüppelt. Nach und nach wird die Hintergrundgeschichte offengelegt, warum sie so wurde. Was die Figur leider nicht sympathischer macht. Einst (was früh klar wurde) war sie eine mächtige Magierin. Leider reichlich naiv. Dann entrissen ihr eine Gruppe abtrünniger Magier ihre Macht.

    Ergo ist das ganze Buch eigentlich eine Rache- und Selbstjustiz-Geschichte. Nicht mein Fall. Die Hintergrundwelt ist auch nur so naja. Aber Schreibstil und Nebencharaktere waren gut. Daher konnte ich tatsächlich das Buch mir gut reinziehen.

  • Ich habe gerade mal wieder "Red Country" von Joe Abercrombie gelesen. Mir gefällt es auch beim dritten oder viertel Mal Lesen immer noch richtig, richtig gut. Allerdings ist mir eine Sache aufgefallen, die mich an Abercrombies Geschichten stört: Ich hätte gerne mehr über so viele verschiedene Teile und die Geschichte seiner Welt gewusst. Durch die verschiedenen Erzählcharaktere ist die Sicht immer ein bisschen auf das eingeschränkt, was die interessiert / für deren Story gerade relevant ist.

    Gestern habe ich nun Michael Endes "Die Unendliche Geschichte" angefangen. Ich trau mich das fast gar nicht zu sagen, aber ich hab das noch nie gelesen und kenne auch die Verfilmung(en ?) nicht. Jetzt lag es zufällig im Haus auf dem "Zu Verschenken"-Tisch. Diese Gelegenheit musste ich einfach nutzen ^^

    Ich denke, es wird ein tolles Kontrastprogramm zu Abercrombie sein.

    „Alice, man darf sein Leben nicht nach anderen richten. Du allein musst die Entscheidung fällen.“ [Alice im Wunderland]

  • Neulich beendet: Nona The Ninth, das dritte Buch der "Locked Tomb" Reihe von Tamsyn Muir.

    Über eine Fortsetzung lässt sich nur schwierig reden. :hmm:

    Ich liebe diese Reihe, weil sie einen als Leser die Ereignisse auch selbst zusammenpuzzlen lässt; teilweise ist es ratsam, die Bücher mehrfach zu lesen, weil am Ende jedes Teils bisher Offenbarungen ans Licht kamen, die alles in einen neuen Kontext gesetzt haben. Will sagen: Irgendwann lese ich die Bücher definitiv nochmal. :D

    Nona ist der Band, der bisher am meisten einen heitere Stimmung besitzt - was was bedeutet, wenn das ganze Buch in einer belagerten Stadt auf einem Flüchtlingslagerplaneten spielt und man begreift, dass die pseudo-stabile Situation, in der die Figuren leben, bald in einer Eskalation zerbrechen wird - man weiß nur nicht, wann. :hmm:

    Und wer ist Nona? Das fragt man sich bis zuletzt. Und auch da vertraut Muir einem, dass man die Punkte miteinander verbinden kann.

    Sonst tue ich mich mit Reihen ja schwer, aber hier ist das mal nicht so. Vielleicht auch, weil sie noch work in progress ist und ich auf die Bücher warten kann. :)

    Häupter auf meine Asche!

  • Eine Sammlung von Märchen der nordamerikanischen Indianer. Inwieweit das als "Fantasy" hier im Thread durchgeht? Naja, es sind andere Erzählungen als bei den Gebrüdern Grimm und sie fangen auch nicht mit "es war einmal..." an.

    Bis jetzt sind die Erzählungen eher eine Reise durch die sprituellen Ursprünge und Vorstellungen der Menschen. Liest sich sehr "anders" - ich vermute, daß hat was damit zu tun, daß hier mündliche Überlieferungen relativ spät aufgeschrieben wurden.

    Ist aber gerade wegen des ungewöhnlichen Stils total interessant.

  • Habe kürzlich The Name of the Wind von Patrick Rothfuss beendet und die Fortsetzung, The Wise Man's Fear, vorzeitig abgebrochen.

    Mir ist bewusst, dass Rothfuss' Bücher in der Fantasy-Community sehr beliebt sind, aber ich bin mit ihnen leider überhaupt nicht warm geworden. Die nachfolgende Kritik spiegelt lediglich meine persönliche Meinung wider.

    The Kingkiller Chronicle wurde mir vor allem der komplexen Charaktere wegen empfohlen. Leider musste ich feststellen, dass ich offenbar eine grundlegend andere Vorstellung davon habe, was "komplex" bedeutet. Kvothe, der Protagonist, ist nicht komplex; allerhöchstens hat er einen Komplex.

    Kvothe ist der beste [X] aller Zeiten. [X] kann durch nahezu jeden beliebigen positiv konnotierten Begriff ersetzt werden, zum Beispiel: [Schüler], [Lautenspieler] oder [Liebhaber]. Kvothe kann alles, Kvothe weiß alles – und wenn nicht, dann lernt er es in Rekordzeit, denn Kvothe ist komplex besonders. Seine einzige Charakterentwicklung besteht, soweit ich es erkennen konnte, darin, in regelmäßigen Abständen pleite zu sein (zumeist aus Selbstverschulden) und trotz seiner mannigfaltigen Talente keine gut bezahlte Anstellung zu finden.

    Das Ganze ist so dick aufgetragen – nicht nur bei Kvothe, sondern auch bei anderen Charakteren –, dass ich beim Lesen das Gefühl hatte, der Autor stünde mit einem hölzernen Knüppel hinter mir, um sicherzustellen, dass ich ihn auch ja richtig verstehe: Kvothe ist der auserwählteste Auserwählte, der jemals auserwählt wurde und Denna ist die mysteriöseste Mysteriöse, die jemals auf mysteriöse Weise aufgetaucht und wieder entschwunden ist. Alle anderen Frauen sind standardmäßig wunderschön und überaus interessiert daran, sich Kvothe als Bettgefährten zu angeln.

    Dazu kommt, dass es für Kvothe nie ernsthafte Konsequenzen zu geben scheint. Er wird aus den Archiven verbannt? Sei's drum, Kvothe findet noch jeden Geheimgang! Er bricht sonstige Regeln? Pah, und wenn schon! Kvothe bricht die Regeln schließlich so beeindruckend, dass man ihn dafür nicht bestrafen kann – eine Erhöhung des Rangs innerhalb der Akademie ist da schon angemessener!

    Durchgehalten habe ich bis zu den Eskapaden mit Felurian, nach denen Kvothe zum potentesten Potenten, der jemals potent war, aufgestiegen ist.

    In Rezensionen ist mir oft das Argument begegnet, dass man es bei Kvothe nun einmal mit einem unzuverlässigen Erzähler zu tun hat. Demgemäß müsse man damit rechnen, dass Teile seiner Schilderungen maßlos übertrieben sind. Ich bin nicht sicher, ob ich da uneingeschränkt zustimmen würde. Eines vorweg: Ich liebe unzuverlässige Erzähler, wenn sie gut umgesetzt sind. Eine gute Umsetzung dieser Erzählhaltung setzt für mich voraus, dass mir zumindest kleine Hinweise an die Hand gegeben werden, mit denen ich als Leserin den unzuverlässigen Erzähler als solchen "enttarnen" kann.

    Beispiel 1: Charakter A (unzuverlässiger Erzähler) behauptet, Charakter B sei minderbemittelt. Charakter B macht im Laufe der Szene aber kluge Beobachtungen und Vorschläge.

    Beispiel 2: Charakter A (unzuverlässiger Erzähler) behauptet, in Tätigkeit B herausragend zu sein. Im Laufe der Szene versagt er während Tätigkeit B aber auf ganzer Linie.

    Solche Vorkommnisse würden deutlich machen, dass man dem Erzähler besser nicht alles glaubt. Bei Kvothe gibt es aber keine solchen Ereignisse. Es gibt keinen internen Widerspruch zwischen dem, was Kvothe sagt, und dem, was Kvothe tut. Da Kvothe seine Geschichte über den Großteil der Bücher hinweg in der Ich-Perspektive erzählt, gibt es auch keine Charaktere, die sich einschalten und sagen könnten: "Das ist so aber nicht passiert!"

    Ich freue mich für jeden, der die Bücher gut fand. Für mich waren sie leider eine eher frustrierende Erfahrung.

    Einmal editiert, zuletzt von Acala (16. Mai 2023 um 19:55) aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • Hm, ich finde das ein klein bisschen unfair. :)

    Also, nehmen wir mal die Praemisse dass die Geschichte erzaehlt wird weil Kvothe besonders ist (ein Wunderkind) - was ja schon mehr an Story hergibt als wenn es ueber seinen Klassenkameraden ginge - wie wuerdest Du ueber so jemanden schreiben?

    Vielleicht wuerdest Du gar nicht ueber so jemanden schreiben - aber das ist nun weniger ein Problem der Geschichte... :)

    Kvothe ist der auserwählteste Auserwählte, der jemals auserwäht wurde und Denna ist die mysterlöseste Mysteriöse, die jemals auf mysteriöse Weise aufgetaucht und wieder entschwunden ist.

    Und eingebettet ist das in eine Rahmenhandlung in der Kvothe ein Inn betreibt - und nicht der beste Innkeeper aller Zeiten ist. Irgendwas ist also grob schiefgegangen, das weiss man schon am Anfang, aber man weiss nicht genau was.

    Im Lauf der Geschichte ahnt man dann auch was, denn Kvothe hat einen so scharfen Verstand dass er sich schoen regelmaessig dran selber schneidet (was ich eigentlich ganz gut eingefangen finde...).

    Alle anderen Frauen sind standardmäßig wunderschön und überaus interessiert daran, sich Kvothe als Bettgefährten zu angeln.

    Also, nee - da gibt's auch normal aussehende, nachdem Denna die einzige ist die fuer ihn wirklich zaehlt (und die er ja nicht bekommt) ist sein Beziehungsleben eher ein Chaos. Also von wegen bester Liebhaber aller Zeiten... ne zufrieden machende Beziehung hat er nie.

  • Hey Thorsten,

    hoffe es ist okay, wenn ich auf einige Deiner Einwände eingehe.

    wie wuerdest Du ueber so jemanden schreiben?

    Vielleicht wuerdest Du gar nicht ueber so jemanden schreiben

    So ist es: Nahezu perfekte Charaktere (Typus Mary Sue / Gary Stu) sind für mich nicht reizvoll. Insofern würde ich für eine meiner Geschichten nie einen solchen Protagonisten wählen. Aber das ist sicherlich Geschmackssache.

    Ich ging aufgrund der Empfehlungen mit der Erwartungshaltung an die Bücher heran, dass ich einen Protagonisten mit Ecken und Kanten bekomme. Kvothe erfüllt dieses Profil für meinen Geschmack nicht.

    Die Prämisse der Geschichte lag aus meiner Sicht darin, dass ich die Autobiographie eines außergewöhnlichen Menschen, der außergewöhnliche Dinge vollbracht hat, zu lesen bekomme, ja. Bloß entpuppt sich dieser Mensch als Savant auf so ziemlich jedem Gebiet seiner Wahl (mit Ausnahme vielleicht Geldmanagement).

    Kvothes Hochmut und Expertise in den von ihm verfolgten Fachbereichen mögen ihm am Ende zum Verhängnis werden und erklären, weshalb Gegenwarts-Kvothe nur noch ein Schatten des Vergangenheits-Kvothe ist, aber dadurch, dass mir der Charakter so höllisch unsympathisch ist, fühle ich da so gut wie keine Anteilnahme. Denn bis zum entscheidenden Wendepunkt (der dann wohl im 3. Band kommt), überwindet Kvothe lässig-locker alle Hindernisse, die das Schicksal ihm in den Weg wirft.

    Kvothe hat einen so scharfen Verstand dass er sich schoen regelmaessig dran selber schneidet (was ich eigentlich ganz gut eingefangen finde...)

    Hmm, das wirkte auf mich in den Büchern tatsächlich ganz gegenteilig.

    Kvothe springt beispielsweise von einem Dach, weil ein schrulliger Meister es ihm befiehlt – und zwar, weil Kvothe derart versessen darauf ist, den Namen des Windes zu lernen, dass er darüber sämtliche Räson vergisst. Die gesamte Aktion ist sowieso wieder für die Katz', weil Kvothe es später ja doch ohne Anleitung schafft, den gewünschten Hokuspokus zu wirken. Er ist schließlich Kvothe.

    Und dann sind da ständig diese Reibereien mit Ambrose. Wieder und wieder lässt Kvothe sich provozieren. Wieder und wieder führt das zu "Ärger" mit den Meistern, aber da Kvothe quasi unantastbar ist, verläuft das meistens im Sande. Man sollte meinen, Kvothe würde irgendwann daraus lernen und sich nicht mehr von Ambrose ködern lassen.

    Dasselbe Schema zeichnet sich auch bei Denna ab, da Kvothe nicht lernen kann oder will, dass er Denna nicht einfach nur durchs "Kvothe-Sein" herumkriegen kann. Zum "Kvothe-Sein" gehört ein fundamentaler Heldenkomplex, der vorschreibt, jede Jungfrau in Nöten zu retten. Denna will aber nicht gerettet werden. Und sie hat es ihm mehrfach sehr explizit zu verstehen gegeben. Dennoch hängt Kvothe ihr bei der nächstbesten Gelegenheit wieder am Rockzipfel.

    Ich habe Kvothe bei meinem Lesedurchgang als unbedacht, hitzköpfig und unreflektiert erlebt – Letzteres allem voran, wenn es um ihn selbst geht.

    da gibt's auch normal aussehende

    Gefühlt wurde fast jede Dame, die irgendwann, irgendwie vorkam, mit "beautiful and long-haired" beschrieben. Vielleicht habe ich die durchschnittlich aussehenden Frauen überlesen, aber Interesse an Kvothe schienen sie allesamt zu haben.

    Also von wegen bester Liebhaber aller Zeiten

    Ich differenziere meine Einschätzung mal ein wenig aus: Mit "Liebhaber" meinte ich den rein sexuellen Aspekt, nicht eine erfüllte Liebesbeziehung mit emotionaler Bindung.

    Man bedenke, dass er von Felurian, die immerhin so etwas wie eine Sexgöttin ist, angebettelt wird, im Feenreich zu bleiben, weil sie so begeistert von seinen "Fähigkeiten" ist. Oh, und natürlich kann Kvothe es sich nicht nehmen lassen, zu berichten, dass Felurian gar nicht glauben wollte, dass es sein erstes Mal war. So gut ist Kvothe im Bett! Und für alle, die es dann immer noch nicht begriffen haben, folgen bestimmt 50+ Seiten, in denen das Techtelmechtel weiter ausgeschmückt wird.

  • Liebe Acala

    Ich kann deine Kritikpunkte verstehen, es ein ging mir an einigen Stellen ähnlich. Allerdings hat Thorsten die Gegenargumente gut herausgearbeitet. Besonders Kvothes Liebesleben ist ja ein absolutes Desaster, die nicht-Beziehung zu Denna ist ja hochgradig toxisch und zerstörerisch. Denna ist nicht geheimnisvoll, die ist psychopathisch und zieht Kvothe in ihren Sumpf.

    Ich mochte die Erzählperspektive, mit dem Kniff, dass Kvothe seine Geschichte in seiner Kneipe erzählt, sehr. Außerdem hat mich das Buch sprachlich völlig umgehauen. Das fand ich schon super gemacht.

    Leider werden wir wohl keinen dritten Teil sehen. Ich habe den Eindruck, der Autor hat sich in eine Ecke geschrieben, aus der er nicht mehr rauskommt. Zu viele Handlungsstränge, wie will er das alles zusammenbringen?

  • Hey Sensenbach,

    Außerdem hat mich das Buch sprachlich völlig umgehauen. Das fand ich schon super gemacht.

    Da stimme ich absolut zu. Rothfuss' Schreibstil ist wunderschön – bloß der Inhalt hat es mir nicht angetan.

    Ich habe den Eindruck, der Autor hat sich in eine Ecke geschrieben, aus der er nicht mehr rauskommt. Zu viele Handlungsstränge, wie will er das alles zusammenbringen?

    Das frage ich mich allerdings auch.

    Im ersten Buch erhalten wir schließlich eine ganz grobe Zusammenfassung dessen, was in Kvothes Leben passiert ist. Von dieser Liste konnte bisher nur ein Bruchteil von Punkten abgehakt werden. Ganz abgesehen von der Zusammenführung der Handlungsstränge, die sich als eher schwierig gestalten wird, sehe ich das Problem, dass "nur" ein weiteres Buch (Band 3) nicht ausreichen wird, um Kvothes Lebensgeschichte gänzlich abzudecken.

  • Neulich beendet! Und damit der Spaß wirklich niemals endet gleich wieder von vorne begonnen. ^^ Warum? Tjaaa ...

    Infinite Jest alias Unendlicher Spaß gilt als ein Endgegner der Literatur und das Buch bezwungen zu haben als eine Leistung. Mir persönlich ist das nicht so wichtig, vor allem weil ich dabei eher mäßig Spaß hatte, aber eben auch mit vielen sehr düsteren Szenen konfrontiert wurde, gerade was die AA betrifft, die definitiv hängen bleiben. Man könnte jetzt sagen, dass man das Buch lesen soll, also aktiv, statt sich nur berieseln zu lassen, und ja, das stimmt sicher. Nur sollte in einem 1500-Seiten-Klopper nicht die Frage bleiben, wo das jetzt eigentlich hingeführt hat.

    Dann wurde ich online mit der Frage konfrontiert, ob ich mich daran erinnere, wie zwei Figuren den Schädel einer anderen Figur exhumiert haben. Und nein, DARAN konnte ich mich nicht erinnern! Stellt sich hier aus, dass diese Sache mal in einem Nebensatz im ersten Kapitel erwähnt wird (das Buch beginnt mit dem Ende, alles weitere spielt früher in der Handlung). Also nochmal von vorne, sehen, was ich sonst noch verpasst habe. Und siehe da, plötzlich kann man als Leser Verbindungen ziehen, weil man nun den ganzen Text schon kennt. Plötzlich kommen die Erkenntnisse und Dopamin-Spritzen, die vorher ausgeblieben sind. Das Buch war von Anfang an so konzipiert, dass man es ein zweites Mal lesen soll ...

    Also werde ich das tun und dann darüber berichten.


    Aber als Snack für zwischendurch habe ich jetzt etwas kurzweiliges dazwischengeschoben:

    Skulduggery Pleasant: Band 1 - Der Gentleman mit der Feuerhand

    Damit bin ich jetzt also 1) bei einem Buch für 12-Jährige und 2) knietief in der Humoristik gelandet. :) Solange solche Bücher keine nervigen Schnulzen enthalten, sondern feuerballwerfende Skelette und fiese Typen, die mit heiligen Artefakten die Menschheit auslöschen wollen, bin ich damit auch sehr zufrieden. :D Gerade von simplen Geschichten kann man auch viel lernen.

    Man merkt natürlich, dass es ein Buch für junges Publikum ist. Stephanie als Protagonistin ist eine Außenseiterin, die von der realen Welt nicht sehr angetan ist und nun Teil der magischen Welt werden kann. Das ist pure Wunscherfüllung und ich bin genau dafür hier. HER DAMIT!

    Häupter auf meine Asche!

    Einmal editiert, zuletzt von kalkwiese (16. Mai 2023 um 23:01)

  • Heyho kalkwiese

    Über "unendlicher Spaß" bin ich vor längerem mal durch eine Rezension gestolpert, hab's aber irgendwie nie geschafft, mir den Schmöker zu besorgen. Danke für's auffrischen der Absicht - ich rufe morgen früh mal die Buchhandlung an. :thumbup:

    Was Deinen "Snack" angeht: Warum nicht mal zwischendurch was lesen, daß sich an ein jüngeres Publikum richtet?

    Hab mir nach einer Kritik in der Zeit mal Christoph Scheuring's "Absolute Gewinner" bestellt und mich bei dem Buch bestens unterhalten, auch wenn's jetzt keine Fantasy war, sondern eine Geschichte über ein Amateurbasketballteam aus lauter Loosern, die im Verlauf der Handlung rausfinden, daß sie keine sind.

    Waren gut angelegte 13 Euro...

    Und was mir auch viel Spaß macht, wenn ich mich denn an die Titel und Autoren erinnere:

    Auf Amazon die Bücher für kleines Geld zu kaufen, die ich als Jugendlicher verschlungen habe. Nur, um rauszufinden. ob die auf mich immer noch so wirken wie damals (meistens nicht...) ^^

    Trotzdem sind einige davon irgendwie zeitlos: Die Hexalogie "Die Söhne der großen Bärin" von Lieselotte Welskopf-Henrich zum Beispiel. Oder "Der Indianerpauker und die goldene Horde" von Hans von Gottberg, der auch "Der Kampf um die Kistenburg" verbrochen hat. Letzteres konnte ich preisgünstig schießen, für erstgenanntes will man auf Amazon 48€ (sic!) sehen. Da passe ich denn doch, obwohl ich's gerne in meinem Regsl sehen würde.

    Fand dann jedoch eine Seite, in der man sich das ganze Ding runterladen konnte und was soll ich sagen:

    Es war so spannend und lustig wie beim ersten Mal. ^^ ^^ ^^

  • Über "unendlicher Spaß" bin ich vor längerem mal durch eine Rezension gestolpert, hab's aber irgendwie nie geschafft, mir den Schmöker zu besorgen. Danke für's auffrischen der Absicht - ich rufe morgen früh mal die Buchhandlung an. :thumbup:

    Sehr cool :D Nur möchte ich trotzdem warnen: Ein "Schmöker" impliziert nicht nur, dass das Buch dick ist, sondern auch angenehm zu lesen. Guck dir lieber vorher eine Leseprobe an, denn das ist durchaus Hochliteratur, die einen fordert, und wenn man damit nicht auf einer Wellenlänge ist, werden 1500 Seiten davon eventuell nicht so toll. Für mich funktioniert es glücklicherweise, konnte ich vorher aber nicht wissen, darum hab ich meine Ausgabe second hand besorgt. :)

    Es kann eventuell auch helfen, sich via YouTube eine Plot-Zusammenfassung zu geben, denn ein Buch wie dieses kann man nicht spoilern. Es geht ums "wie", um die Erfahrung, nicht ums "was", also den reinen Plot.

    Infinite Jest - Plot-Zusammenfassung, leider auf Englisch

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    Was Deinen "Snack" angeht: Warum nicht mal zwischendurch was lesen, daß sich an ein jüngeres Publikum richtet?

    Hab mir nach einer Kritik in der Zeit mal Christoph Scheuring's "Absolute Gewinner" bestellt und mich bei dem Buch bestens unterhalten, auch wenn's jetzt keine Fantasy war, sondern eine Geschichte über ein Amateurbasketballteam aus lauter Loosern, die im Verlauf der Handlung rausfinden, daß sie keine sind.

    Waren gut angelegte 13 Euro...

    Definitiv, gerade wir Schreiber sollten auch vielfältig lesen, finde ich. Da gehören solche Bücher definitiv auch mit auf den Speiseplan. :)

    Dein Beispiel klingt auch nicht übel, ein bisschen wie einer dieser Sportfilme aus den 90ern und 00ern, wo die Underdogs erst ein Team werden müssen und es danach so richtig rocken oder grandios scheitern, aber dabei beweisen, dass sie es können. :D Das ist auch einfach was für's Herz.

    Häupter auf meine Asche!

  • Heyho kalkwiese

    bezüglich des "Schmökers" hab ich mal kurz nachschlagen müssen, um Deine Sorge zu begreifen:

    "Umgangssprachlich:
    dickeres, inhaltlich weniger anspruchsvolles Buch, das die Lesenden oft in besonderer Weise fesselt -"ein spannender Schmöker"

    Da kann ich Dich beruhigen:

    Mit "Schmöker" bezeichne ich alles ab 500 Buchseiten aufwärts. Hat für mich nix mit der Qualität des Inhaltes zu tun, der ergibt sich für mich aus der Lektüre.

    Und da merkt man relativ schnell, ob man sich noch weiter 1.000 Seiten antun will oder nicht.

    Daher sage ich auch Nein zu:

    Guck dir lieber vorher eine Leseprobe an,

    So lese ich nicht. Wenn ich keinen Zugang finde, klappe ich das Ding zu und stell's in einen offenen Bücherschrank.

    Oder zurück in mein Regal, für später...

    :D :D :D

  • Klar - vielleicht verlagern wir uns aber in die Konversation, es fuehrt sonst recht weit vom Threadthema weg

    Wir haben irgendwo auch einen Thread zu der Reihe, da wäre das auch gut aufgehoben :)

    Edit:

    Nymphos
    7. Juni 2013 um 11:04

    Häupter auf meine Asche!