Was lest ihr gerade? (Fantasy)

Es gibt 965 Antworten in diesem Thema, welches 195.933 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (1. Dezember 2024 um 13:56) ist von sophia_me.

  • Wie ich kürzlich gelesen habe, soll Tolkien mit dem Gedanken gespielt haben, eine Fortsetzung zum Herrn der Ringe zu verfassen. Der Titel soll gelautet haben "Ein neuer Schatten". Er soll sogar schon 20 Seiten geschrieben haben, bevor er die Sache abbrach. Weil sie ihn zu sehr deprimierte.

    Handlung: Lange nach dem Ringkrieg, im 4.Zeitalter, gibt es keine Hobbits, Zwerge, Elben und Orks mehr in Mittelerde. Nur noch Menschen und ihre Geschäfte und Vergnügungen. Jegliche Magie ist verschwunden. Alles ist banal und trivial.

    In dieser öden Welt langweilen sich manche Jugendlichen. Deshalb halten sie, eher zum Spass, eine Art Schwarzer Messen ab, in denen sie Sauron beschwören, der natürlich wieder einen anderen Namen trägt. Und alles geht von vorne los.

    Also ich hätte das gerne gelesen. Zuerst in epischer Breite dieses Kommerz-Mittelerde. Das Auenland in der Hand eines Agrarkonzerns. Über die alten Schlachtfelder latschen Touristen. Suburbias und Einkaufszentren überall. Bis dahin deprimierend. Aber dann würde sich langsam die neue Bedrohung aufbauen, an die zunächst keiner glauben will. Schade, dass er das aufgegeben hat.

  • Ich habe ehrlich gesagt starke Zweifel ob das wahr ist. Zwanzig Seiten sind ja auch näher an „nicht angefangen“ als an „nicht fertig“. Ich vermute einfach das Tolkien seine Werke im Großen und Ganzen zu ernst genommen hätte um dem Leser ein Mittelerde ohne Hobbits zu präsentieren. „Erinnert ihr euch an Sam, Legolas und Gimli? Die sind alle tot! Und ihre Nachkommen auch!“ Das ist einfach so zynisch und lieblos. Ich kanns mir echt nicht vorstellen.

  • Ich habe ehrlich gesagt starke Zweifel ob das wahr ist.

    Ist es - der Text ist in der 'History of Middle Earth' veroeffentlicht und ich habe ihn gelesen.

    Schade, dass er das aufgegeben hat.

    Eher nicht. Tolkien hat selbst realisiert dass das so nicht zu machen ist - und auch ganz gut die Gruende aufgeschrieben die ihn zum Aufgeben bewegt haben.

  • Ich höre (leider schaffe ich es momentan gar nicht mehr ein richtiges Buch in die Hand zu nehmen) Fourth Wing. Ich wollte es erst gar nicht hören, weil mich die Inhaltsangabe nicht angesprochen hat, und habe mich dann doch dem ganzen Hype ergeben. Bin noch ganz am Anfang, kann also nicht viel sagen. Bin aber gespannt, ob es wirklich so gut ist wie alle sagen... Hat einer von euch das Buch schon gelesen?

  • Die dunkle Hand der Magie von Barbara Hambly

    Es ist schon eine gewisse Leistung ein drittes Werk in einer Reihe zu schreiben das schon wieder ganz anders von Stil und Thematik ist als die ersten beiden.

    Hier geht's nun darum dass Sonnenwolfs alte Soeldnertruppe ihn zurueck will - sie haben naemlich den Eindruck dass ein Zauberer einen Fluch auf die Truppe gelegt hat, und die Belagerung einer Stadt geht deshalb alles andere als gut. Sonnenwolf sucht eigentlich einen Magier als Lehrmeister, nicht als Gegner - aber es sind seine Freunde die da um Hilfe bitten...

    Vom Plot her fand ich das Buch nicht ganz so ueberzeugend wie den Vorgaenger, aber es liest sich gut und hat einige sehr schoene und stimmungsvolle Beschreibungen wie sich Magie anfuehlt wenn man sie einsetzt - war fuer mich damals beim ersten Lesen etwas was mich lange beschaeftigt hat und auch meine Art darueber zu schreiben sehr beeinflusst hat.

    ***

    Direkt auffallend sind die teils großen Unterschiede zwischen dem Buch und der Verfilmung, aber es wird einem schnell klar, weshalb die Bücher so lange als unverfilmbar galten.

    Galten sie ueberhaupt nicht - Tolkien hat z.B. schon zu Lebzeiten mit einem gewissen Herrn Zimmerman Briefe ausgetauscht in denen er dessen Entwurf eines Drehbuchs kritisiert (lustigerweise kann man das fast 1:1 auf die Jackson-Filme muenzen, die Kritikpunkte sind die gleichen, waehrend JRRT z.B. die Angst und das Gefuehl von Sinnlosigkeit des Widerstandes bei der Verteidigung von Minas Tirith wichtig sind macht Zimmernan eine spektakulaere Schlacht draus, waehrend Tolkien das Schicksal der Hobbits auf ihrem Treck durch Mordor wichtig sind kuerzt Zimmerman diesen Teil ab,...) Es gibt von LoTR auch - mindestens - einen aelteren Zeichentrickfilm - der sich als kommerzieller Flop rausstellte.

  • Galten sie ueberhaupt nicht - Tolkien hat z.B. schon zu Lebzeiten mit einem gewissen Herrn Zimmerman Briefe ausgetauscht in denen er dessen Entwurf eines Drehbuchs kritisiert (lustigerweise kann man das fast 1:1 auf die Jackson-Filme muenzen, die Kritikpunkte sind die gleichen, waehrend JRRT z.B. die Angst und das Gefuehl von Sinnlosigkeit des Widerstandes bei der Verteidigung von Minas Tirith wichtig sind macht Zimmernan eine spektakulaere Schlacht draus, waehrend Tolkien das Schicksal der Hobbits auf ihrem Treck durch Mordor wichtig sind kuerzt Zimmerman diesen Teil ab,...) Es gibt von LoTR auch - mindestens - einen aelteren Zeichentrickfilm - der sich als kommerzieller Flop rausstellte.

    Na, das klingt doch so als ob es immer wieder andere Gründe gab, weshalb die Verfilmung nicht geklappt hat, weshalb dann eine nicht ausreichend informierte Öffentlichkeit annehmen könnte, dass die Bücher unverfilmbar sind.

    "Ein Mensch schreibt feurig ein Gedicht:
    So, wie's ihm vorschwebt, wird es nicht.
    Vielleicht hat Gott sich auch die Welt
    Beim Schöpfen schöner vorgestellt."
    ~Eugen Roth

  • Es gibt von LoTR auch - mindestens - einen aelteren Zeichentrickfilm - der sich als kommerzieller Flop rausstellte.

    Der Ralph-Bakshi-Film war ein kommerzieller Erfolg, der fast 30,5 Mio. Dollar einspielte.

    Der Hobbit und Die Rückkehr des Königs waren TV-Filme von Rankin-Bass.

    Na, das klingt doch so als ob es immer wieder andere Gründe gab, weshalb die Verfilmung nicht geklappt hat, weshalb dann eine nicht ausreichend informierte Öffentlichkeit annehmen könnte, dass die Bücher unverfilmbar sind.

    Hauptsächlich Spezialeffekte und damit verbunden Budget:

    Apart form the prodigious and daunting task of making a two-and-a-half-hour script from the three enormous volumes, many technical problems had to be solved as we went along, especially ways to render the magical effects. This was long before the Star Wars saga, a time when optical special-effects practice had wasted away through lack of usage all over the world. I had always had a fascination for the magic and trickery of the cinema from Georges Melies onwards. During this period I studied the techniques of the past and then experimented with modern technology to see how it could be applied.

    [...]

    The Lord of the Rings' was an expensive project dependent on innovative special effects. By the time we submitted it to United Artist, the executive who had espoused it had left the company. No one else there had actually read the book. They were baffled by a script that, for most of them, was their first contact with Middle-Earth. I was shattered when they rejected it. Marty Elfant was my agent at the time. We took it to Disney and other places, but no one would do it. Tolkien had sold the film rights, reluctantly, to set up a trust for his grandchildren. He wrote asking me how I intended to make the film. I explained that it would be live-action and he was much relieved. He had a dread that it would be an animation film and was comforted by my reply.

    – John Boorman's Autobiography "Money Into Light"

  • Der Ralph-Bakshi-Film war ein kommerzieller Erfolg, der fast 30,5 Mio. Dollar einspielte.

    ... was vermutlich der Grund war, dass der Film, obwohl er eigentlich nur bis Helms Klamm geht, nie eine Fortsetzung hatte weil die Studios nach diesem 'Erfolg' freiwillig darauf verzichtet haben.

    Come on - wenn es bei einem Film der offensichtlich eine Fortsetzung hat keine gibt, dann ist der Produzent unzufrieden mit dem Gewinn. Sonst klatscht man sogar an Filme bei denen es eher keinen Sinn macht ('Der weisse Hai') Fortsetzungen ran so lange es geht.

  • Ich höre (leider schaffe ich es momentan gar nicht mehr ein richtiges Buch in die Hand zu nehmen) Fourth Wing. Ich wollte es erst gar nicht hören, weil mich die Inhaltsangabe nicht angesprochen hat, und habe mich dann doch dem ganzen Hype ergeben. Bin noch ganz am Anfang, kann also nicht viel sagen. Bin aber gespannt, ob es wirklich so gut ist wie alle sagen... Hat einer von euch das Buch schon gelesen?

    Romantasy gehört zu meinen Lieblingsgenres, Fourth Wing jedoch traf nicht unbedingt meinen Geschmack. Aber ich will dir auch keinen Bias geben und yucking your yum. ^^'

    Mehr im Spoiler:

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    Ich fand die Ich-Perspektive recht cringy. Violets Gedanken hören sich wie jene einer Vierzehnjährigen an, nicht einer Zwanzigjährigen und die Romanze beläuft sich Großteils auf "beide finden sich heiß".

    Die Prämisse hatte gute Ansätze, aber ich hätte mir gewünscht den Drachen mehr Aufmerksamkeit zu geben und wie die Militärakademie geführt wurde kann ich nicht ernstnehmen.


    Ich lese momentan:


    Lullaby of the Dawn (Manga)


    “That lullaby you were singing.

    It’s the song about parents mourning their child becoming a kannagi.”


    Kreaturen aus dem Meer greifen nächtlich eine Insel an. Es ist die Aufgabe der sogenannten Kannagi, Kriegspriester, die Insel zu beschützen. Doch diese sind verflucht und werden von den Menschen, abseits dessen dass sie die Kannagi versorgen müssen, gemieden.

    Der Junge Atlo wird losgeschickt, um dem örtlichen Kannagi Gaben darzubieten und erblickt dabei Elva, der ähnlich alt wie er zu sein scheint. Er ist von seinem Kampfstil, den Fluchmalen und seinem weißen Haar fasziniert anstatt ihn zu fürchten.

    Im zweiten Kapitel bereits gibt es einen Zeitsprung, beide sind erwachsen, leben und sind zusammen und Elva lebt bereits länger als andere Kannagi, da sich seine Male nicht ausgebreitet haben.


    Kennt ihr das, wenn ihr auf ein Werk stößt und wisst, das ist für euch geschrieben?

    Der Manga ist das, was ich mir von jedem Boys Love erwarten würde (und in den letzten Jahren sich ordentlich verbessert hat). Die Beziehung der beiden ist so schön, und entsteht ganz ohne dem großen und üblichen Drama, wir gehen einfach in den Zeitsprung, in dem sie bereits zusammen sind.

    Das Setting und die Story treffen genau meinen Geschmack, es sind hier jedoch leider erst vier Bände erschienen. In den vier Bänden ist aber schon einiges geschehen, das mich zum Weiterlesen animiert.

    Der Zeichenstil ist auch absolute Liebe!


    On that note... Noragami endet, ich hab das Ende schon online gelesen und demnächst erscheint der letzte Band auf Deutsch. ;(


    Der Nachtzirkus (Roman)


    Also, kennt ihr das, wenn ein Werk für euch...? :D

    Noch bin ich etwas verwirrt, da zwischen Personen und Zeit hin und hergesprungen wird und das Buch wird als "no plot, just vibes"-Buch beschrieben, was nicht stimmt. Heute scheint es nur so, als ob jedes Buch einen großen Villain und Action oder Thriller braucht, damit es als "Plot" gilt. Bin über ein Review gestoßen, das ausgesagt har: "fantasy that's more like Jane Austen than George R. Martin", also ja, ebendas bekommt man.

    Ich bin jedenfalls fasziniert davon wie der Zirkus beschrieben wird und bisher kann ich mit den Charakteren und der entstehenden Romanze viel abgewinnen. Werde ich jedenfalls dieses Wochenende auf jeden Fall fertiglesen.

  • LittleOwlbear Ja ich hab mich irgendwie auch ganz schön in der romantasy ecke verloren, obwohl ich auch andere Sachen wirklich gerne lese :D

    Bisher bin ich erst im zweiten Kapitel, deshalb ist noch nicht allzu viel los. Hätte aber auch gedacht, sie wäre jünger...

    Was ist denn dein Lieblingsbuch in dem Subgenre? Ich liebe ja die Geschichte von Dance of Thieves! :)

  • Ich bin jedenfalls fasziniert davon wie der Zirkus beschrieben wird und bisher kann ich mit den Charakteren und der entstehenden Romanze viel abgewinnen. Werde ich jedenfalls dieses Wochenende auf jeden Fall fertiglesen.

    Ich weiß nicht mehr im Detail was im Buch passiert. Allerdings erinnere ich mich daran, dass es eine klare Handlung gab, die aber mit subtiler Spannung auskam. Die Figuren und das Setting fand ich sehr beeindruckend. Auch der Schreibstil hatte mir sehr gut gefallen.

    Viel Spaß noch beim Lesen!

  • Der Ralph-Bakshi-Film war ein kommerzieller Erfolg, der fast 30,5 Mio. Dollar einspielte.

    ... was vermutlich der Grund war, dass der Film, obwohl er eigentlich nur bis Helms Klamm geht, nie eine Fortsetzung hatte weil die Studios nach diesem 'Erfolg' freiwillig darauf verzichtet haben.

    Oder vielleicht konnten sich Filmproduzenten eher an einem Filmmonster wie dem Weißen Hai erwärmen, das eher beim Publikum ankommt (und weniger aufwendig war), anstatt an einer (in ihren Augen) abgehobenen Fantasy-Welt.

    Sword & Sorcery
    Genesis (Arbeitstitel)

    Einmal editiert, zuletzt von Dion (29. September 2024 um 19:57) aus folgendem Grund: Korrektur.

  • Die letzten beiden Jahre habe ich im Oktober Bücher gelesen, die man allgemein unter "gothic" einordnen würde. Das waren Frankenstein und Sturmhöhe. Jetzt lese ich Dracula von Bram Stoker (übersetzt von Andreas Nohl) und setze die Tradition fort.

    Das Buch ist als Sammlung von Tagebüchern und Briefen geschrieben und der erste Wechsel vom Tagebuch zu Briefen anderer Personen ist gelungen genutzt, mit einem fetten Cliffhanger. Spannend, obwohl Draculas Identität als Vampir sehr offensichtlich ist.

    Stoker hat ein paar editorische Fehlerchen gemacht, beispielsweise weiß der Autor des ersten Tagebuche plötzlich einfach, was Dracula ist und was Vampire so können - was daran liegt, dass Teile aus dem Buch entfernt wurden und dann der Rest nicht richtig angepasst wurde. Nobody's perfect, das nehme ich für mich davon mit, ähnlich wie bei Cervantes.

    Ich bleibe dran.

    Häupter auf meine Asche!

  • Ich lese gerade die Nebula Convicto Bücher von Torsten Weitze.

    Gefällt mir sehr gut. Vor allen die Schreibweise hat es mir angetan. Spannend mit einer guten Portion Humor, sympatische Charaktere, keine unlogischen Antagonisten (jeder versucht die Welt auf seine Art mit seinem Wissen zu retten) und bisweilen geht es gut zur Sache: Kugeln fliegen durch die Gegend, man sticht mit magischen Klingen aufeinander ein und dann und wann grillt ein Feuerball jemanden und explodiert mit einen Knall. Da bin ich gerade in Stimmung für.

  • LittleOwlbear Ja ich hab mich irgendwie auch ganz schön in der romantasy ecke verloren, obwohl ich auch andere Sachen wirklich gerne lese :D

    Bisher bin ich erst im zweiten Kapitel, deshalb ist noch nicht allzu viel los. Hätte aber auch gedacht, sie wäre jünger...

    Was ist denn dein Lieblingsbuch in dem Subgenre? Ich liebe ja die Geschichte von Dance of Thieves! :)

    Dance of Thieves kenn ich leider gar nicht, bzw. hab ich ja noch lange nicht auf meiner - zu langen - Liste.

    Meine Favoriten in dem Subgenre sind bis dato gar keine westlichen Romane, sondern Light Novels und Anime/Manga. Hab als Teenager das erste Mal Spice and Wolf gesehen und gelesen und das hat wohl meinen Geschmack für immer geformt. :) hab bis dahin keine Romantasy gefunden, die an Spice and Wolf herankam. xD

    Allerdings hab ich letztens Paladin's Grace gelesen bzw. bin ich im Endspurt und dieser Roman, sowie The Night Circus, haben mir unheimlich gut gefallen.

    Ansonsten mag ich auch gerne / bevorzuge meist Fantasy mit starken Romantic Subplots. Hab bestimmt schon dreimal The Priory of the Orange Tree und Six of Crows jeweils zweimal auf Deutsch und einmal auf Englisch gelesen.

  • LittleOwlbear oh von denen hab ich noch nichts gelesen 🙈 six of crows stand auf meiner leseliste, aber dann habe ich die Serie gesehen, fand sie ganz gut aber hatte das Thema dann irgendwie über… vielleicht mit ein bisschen Abstand nochmal. Schwärmen ja alle so davon.
    den Night Circus hab ich jetzt seid deinem Kommentar auch auf meiner leseliste ;)

    Für mich waren Dance of thieves und cruel prince irgendwie prägend in dem subgenre. Ich glaube deshalb mag ich den trope enemies to lovers irgendwie mehr als man wahrscheinlich sollte… obwohl er mich in vielen Büchern auch nervt, wenn es schlecht geschrieben ist und das „Enemy“ nicht so wirklich stimmt sondern künstlich aufgeblasen wird

  • Ich bin zu etwa einem Drittel in meiner Zweitlektüre von Harrow The Ninth drin. Inhaltlich wäre eigentlich alles, was ich sage, ein Spoiler, also muss ich es wohl lassen. ^^

    Das ist wahrscheinlich eines der ungewöhnlichsten Bücher in meinem Regal insofern, dass 1) von Anfang an alles auf den Kopf gestellt wird, was wir aus Band 1 wissen, die reinen Ereignisse aus Band 1 eingeschlossen, und dass OHNE dass ich mich am Ende verarscht fühlen musste, 2) dass etwa die Hälfte der Kapitel in der 2. Person geschrieben sind, auch auf eine Weise, die durch die Geschichte definitiv gerechtfertigt ist, und dass 3) das Buch trotz ungefähr chronologischen Verlaufs ein Puzzle mit falschen Fährten ist, ein kleines Labyrinth, in dem man sich verlaufen kann, bis es am Ende größtenteils geordnet wird.

    Die Zweitlektüre ist da immer noch spannend. Beim ersten Mal versucht man, überhaupt mitzukommen bzw. zusammenzusetzen, was hier gerade tatsächlich abgeht. (Die Protagonistin Harrow leidet u.A. unter Psychosen und es ist nicht immer klar, was Halluzination ist und was echt. Beispielsweise die Leiche, die ihr überall hin folgt und in die Harrow furchtbar verliebt ist ... die aber niemand außer ihr sehen kann.) Beim zweiten Mal sieht man dann die eigentliche Struktur der Ereignisse, und da funktioniert das Buch weiterhin, vor allem auf der Wie-Ebene, wobei noch genug Rätsel für die Was-Ebene geblieben sind, in die man nun tiefer tauchen kann. Es ist eine Art von Reihe, die einem die Möglichkeit für Theorien gibt.

    Also, ein Buch, in dem man mitarbeiten soll. Genremäßig würde ich der Locked Tomb Reihe neben Fantasy, Horror und (oberflächlich) Sci-Fi also auch Mystery geben. :)

    Vor einer Weile beendet. Das Buch ist unverändert klasse und zeigt, was theoretisch im Genre so geht. :D Zum Glück ist es ein zweiter Band, denn als Einstieg würde es Leser nur unnötig verschrecken, schätze ich. Wenn dann nach 60% etwa das Lügengebilde zu bröckeln anfängt und dann zum Ende hin alles zusammenkommt ... das ist ganz stark. Vorher muss man Muir vertrauen. Es laufen viele Dinge, die ähnlich aussehen, parallel ab, und wir als Leser können das erst hinterher beurteilen, was eine Zweitlektüre zu einem großen Vergnügen macht.

    Die Kurzgeschichte "As Yet Unsent", die in meiner Ausgabe hinten dran hängt, habe ich natürlich auch nochmal gelesen. An einem Nebenschauplatz zeigt Muir die Tragik einiger Nebenfiguren - und gleichzeitig auch, dass sie neben der langen auch die kurze Form beherrscht. Bald geht es dann mit Band 3 weiter.


    Aber vorher: Hohle Köpfe von Terry Pratchett. Das ist einer der Romane um die Stadtwache von Ankh-Morpork, was bedeutet, dass es als Krimi angelegt ist. Die Geschehnisse sind wie ein Puzzle, und ich bin nicht sicher, ob ich in einem Scheibenweltroman jemals so viele Puzzleteile erlebt habe. Ich bin kurz vor dem Ende und es kommt dann wieder alles zusammen ... Worum geht's?

    Ein Priester kommt zu Tode, in seinem Mund steckte ein Stück Papier mit einem Text darauf. Golems - im Prinzip Roboter in anderem Gewandt - verhalten sich merkwürdig und ziehen den Argwohn der Bewohner auf sich. Dann wird noch der Patrizier vergiftet und die Gildenoberhäupter und die Oberschicht sinnen darauf, wieder die Monarchie einzuführen. Im Blick haben sie dann noch ausgerecht Korporal Nobby Nobbs ... Der Kommandeur der Stadtwache Samuel Mumm kämpft gegen seinen Alkoholismus, gegen seine Abneigung gegen den Patrizier und die noch größere Abneigung gegen den Adel, Obergefreite Angua kämpft mit der Diskriminierung gegen Untote (weil sie ein Werwolf ist) und gegen ihre eigenen Vorurteile gegen Leblose (Golems) und dann ist da noch Feldwebel Detritus, der Troll (eine Lebensform auf Siliziumbasis), der eine Kampagne gegen Platte fährt, einer Trolldroge, die Trollhirne schmilzt, und noch mehr, das mir gerade nicht einfallen will.

    Es ist viel und es ist saugut, das kann ich jetzt schon sagen.


    Und was Dracula angeht:

    Die letzten beiden Jahre habe ich im Oktober Bücher gelesen, die man allgemein unter "gothic" einordnen würde. Das waren Frankenstein und Sturmhöhe. Jetzt lese ich Dracula von Bram Stoker (übersetzt von Andreas Nohl) und setze die Tradition fort.

    Das Buch ist als Sammlung von Tagebüchern und Briefen geschrieben und der erste Wechsel vom Tagebuch zu Briefen anderer Personen ist gelungen genutzt, mit einem fetten Cliffhanger. Spannend, obwohl Draculas Identität als Vampir sehr offensichtlich ist.

    Stoker hat ein paar editorische Fehlerchen gemacht, beispielsweise weiß der Autor des ersten Tagebuche plötzlich einfach, was Dracula ist und was Vampire so können - was daran liegt, dass Teile aus dem Buch entfernt wurden und dann der Rest nicht richtig angepasst wurde. Nobody's perfect, das nehme ich für mich davon mit, ähnlich wie bei Cervantes.

    Ich bleibe dran.

    Nach zwei Akten (Einteilung von mir erdacht), kommt nach der Jonathan Harkers Reise zum Schloss Dracula und Lucy Westenras mysteriösem Martyrium erstmal eine Spannungsflaute. Doktor Van Helsing muss die Helden von er Wahrheit um Vampire überzeugen, Pläne müssen geschmiedet werden, Informationen ausgetauscht ... und das dauert einfach etwas zu lange für meinen Geschmack. Die Form der Tagebücher und Briefe wirkt auch langsam etwas bemüht, denn ... erfahren wir bald dieselben Ereignisse aus 3 Perspektiven? Wäre konsequent, aber wahrscheinlich sterbenslangweilig. Und wenn es nicht sterbenslangweilig wird, weil immer nur eine Person über ein Ereignis schreibt - wird das dann nicht unglaubwürdig, wenn doch so viele Leute Tagebuch führen? Eine Lösung wäre, dass die jeweils sinnvollsten Einträge ausgewählt werden (von den Figuren im Buch übrigens, denn sie haben bereits ihre Tagebücher usw. zusammengetragen und in Chronologie gebracht). Mal sehen, wie Stoker das löst. :hmm:

    Langsam zieht die Spannung wieder etwas an. Ich bleibe dran.

    Häupter auf meine Asche!

  • Ich lese grade die neue Fantasy Reihe von Robert Corvus. Ein Versuch, die Fantasy im Zeitschriftenhandel zu etablieren. So wie Perry Rhodan oder John Sinclair. Alle vier Wochen gibt es die Fortsetzung. Bisher gefällt es mir sehr gut. Sehr schöner Weltenbau und die Charaktere gewinnen schnell an Profil.


  • Aber vorher: Hohle Köpfe von Terry Pratchett. Das ist einer der Romane um die Stadtwache von Ankh-Morpork, was bedeutet, dass es als Krimi angelegt ist. Die Geschehnisse sind wie ein Puzzle, und ich bin nicht sicher, ob ich in einem Scheibenweltroman jemals so viele Puzzleteile erlebt habe. Ich bin kurz vor dem Ende und es kommt dann wieder alles zusammen ... Worum geht's?

    Ein Priester kommt zu Tode, in seinem Mund steckte ein Stück Papier mit einem Text darauf. Golems - im Prinzip Roboter in anderem Gewandt - verhalten sich merkwürdig und ziehen den Argwohn der Bewohner auf sich. Dann wird noch der Patrizier vergiftet und die Gildenoberhäupter und die Oberschicht sinnen darauf, wieder die Monarchie einzuführen. Im Blick haben sie dann noch ausgerecht Korporal Nobby Nobbs ... Der Kommandeur der Stadtwache Samuel Mumm kämpft gegen seinen Alkoholismus, gegen seine Abneigung gegen den Patrizier und die noch größere Abneigung gegen den Adel, Obergefreite Angua kämpft mit der Diskriminierung gegen Untote (weil sie ein Werwolf ist) und gegen ihre eigenen Vorurteile gegen Leblose (Golems) und dann ist da noch Feldwebel Detritus, der Troll (eine Lebensform auf Siliziumbasis), der eine Kampagne gegen Platte fährt, einer Trolldroge, die Trollhirne schmilzt, und noch mehr, das mir gerade nicht einfallen will.

    Es ist viel und es ist saugut, das kann ich jetzt schon sagen.

    Uuund ich bin durch. Man, das war richtig gut!

    Es ist schon erstaunlich, in welche Höhen sich Pratchetts Scheibenweltromane aufgeschwungen haben. Aus den eher klamaukigen ersten Bänden entwickelten sich die Reihen um Rincewind, die Hexen (und oft in Verbindung mit beiden auch die Unsichtbare Universität), den Tod und die Stadtwache. Hin und wieder gibt es komplett eigenständige Protagonisten und Settings. Alle ersten Bände dieser Sub-Reihen sind in Ordnung, gut, großartig oder völlig brilliant. Ein persönlicher Favorit von mir wird immer 'Einfach Göttlich' (engl. Small Gods) sein - das für mich erste Meisterwerk der Scheibenwelt. Und 'Die Volle Wahrheit' (engl. The Truth), mein erster Scheibenweltroman überhaupt.

    Doch was Pratchett hier erreicht hat, könnte alles vorige in den Schatten stellen. Die Scheibenwelt ist seit einigen Bänden endlich zu dem geworden, was sie immer sein konnte; die Figuren sind etabliert; ein weites Panorama an Möglichkeiten bietet sich für Handlungen. In der Vergangenheit konnte Pratchett durch die Fantasyrassen Diskriminierung thematisieren - jetzt geht er sogar noch einen Schritt weiter und führt die Untoten (Zombies, Vampire, Werwölfe) endgültig und Leblosen (Golems) vielleicht zum ersten Mal in sein Universum ein, als Teile der Gesellschaft. Ist jemand weniger eine Person, nur weil sie mehr am Leben ist? Oder immer leblos war? Was genau ist eine Person?
    Und dann die Diskriminierung: Lebende schauen auf Untote herab. Untote aber haben oft einen Hass auf Leblose, denn: diese Golems zeigen sich auch noch in aller Öffentlichkeit, etwas, was den Untoten oft Schwierigkeiten einbringt.
    Das bestärkt alles meinen Eindruck, dass die beste Fantasy entweder von Mythologie zehrt oder von Science Fiction - oder von beidem.

    Dazu kommt das Anliegen Pratchetts, keine Fantasy zu schreiben, die Könige verherrlicht, sondern Fantasy, die Könige demontiert. Entsprechend kann der immer wieder als zornig beschriebene Pratchett seinem Ärger in Form von Samuel Mumm, Kommandeur der Stadtwache, endlich Luft machen und ihn nebenbei trotzdem in Humor kanalisieren, wie er es sonst immer tut.

    Die Handlung ist, wie immer bei der Stadtwache, ein Krimi. Wer hat den alten Priester getötet? Wie ist der Patrizier Vetinari vergiftet worden? Wer hätte ein Interesse daran, ihn auszuschalten? Und was hat das alles mit der Herkunft von Hauptmann Karotte und Korporal Nobbs zu tun? Nebenbei trauen sich die Zwergenfrauen endlich, sich nicht mehr in ein männliches Geschlechterbild zu zwingen, sondern ihre Weiblichkeit, sofern sie ihnen wichtig ist, mit Stolz zu tragen (eine willkommene feministische Entwicklung, nachdem 'Das Erbe des Zauberers' (engl. Equal Rites) da eher zahm war). Und wie kommt Ankh-Morpork gegen die Tendenz der Leute an, sich jedem zu unterwerfen, der angeblich eine adelige Abstammung nachweisen kann?

    Man kann fast alle Scheibenweltromane in beliebiger Reihenfolge lesen, auch wenn die Veröffentlichungsreihenfolge natürlich den Mehrwert bietet, bei allen Anfängen dabei zu sein. Wer die Bücher einmal ausprobieren will, dem Empfehle ich dieses Buch oder 'Einfach Göttlich' - da dürfte dann klar werden, was der Reiz an Terry Pratchetts Schreiben ist.

    Gutes Buch, uneingeschränkte Empfehlung von mir.

    Häupter auf meine Asche!