Es gibt 222 Antworten in diesem Thema, welches 65.227 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (15. Dezember 2019 um 18:50) ist von Der Wanderer.

  • Oh... Da bekommt man ja echt eine Gänsehaut.... Gefällt mir gut :thumbsup: Man wird richtig mitgerissen und will unbedingt erfahren, wie es weiter geht!

    Dann reitet mein Kaiser wohl über mein Grab,
    Viel Schwerter klirren und blitzen;
    Dann steig ich gewaffnet hervor aus dem Grab -
    Den Kaiser, den Kaiser zu schützen.

    - Heinrich Heine, Die Grenadiere

  • Ich danke euch beiden! Es kommt halt ab und an über mich! :D
    Ist sehr schön das es dir gefällt, Everad. Find deinen Anfang auch sehr gelungen werd noch ein Feedback schreiben, im neune Jahr!
    Wünsch euch einen guten Rutsch! :thumbsup:

    Mehr aus meiner Feder: Gefangen im High Fantasy Bereich.

    Der Tag an dem alles begann findet ihr im Urban Fantasy Bereich auf fleißige Leser. ^^

  • Irgendwann lassen sie ab von mir. Nach Stunden der Hölle wie es mir erscheint. Wie durch ein Wunder ist es mir gelungen die Folter lebend zu überstehen. In der Zelle komme ich wieder zu mir. Es ist qualvoll sich an die Oberfläche des Bewusstseins zu kämpfen. Unendlich viel Kraft kostet es mich. Wie einfach wäre es aufzugeben, einfach los zu lassen... Nein, ich weiß jetzt warum ich das alles ertrage. Ohne das sie es wollten haben sie es mir in Erinnerung gebracht. Dinge die ich beinahe vergessen hätte in dieser Hölle... Hier geht es nicht um mich oder um Dinge die bereits verloren sind. Es geht hier einzig und allein um Freiheit! Um die Freiheit jedes einzelnen Menschen meines Volkes. Wenn ich bei meinem Auftrag versage wird die Welt so wie ich sie kenne untergehen. Dann wird nichts mehr existieren von den Dingen die mir etwas bedeuten. Ich bin der Letzte, in einer ganzen Reihe von Kriegern die vom Rat den Auftrag erhielten das Zepter der Macht zu finden. Die Suche nach dem Zepter hat mich hierher geführt! Der dunkle Lord hat das Zepter gestohlen. Aus dem weißen Turm Elandis. Ich kann mich wieder daran erinnern…
    Er ist hier, der Zepter der Macht, hier in der Festung Messanac! Ich bin am Ziel meiner Reise, am Ziel meiner Suche und dennoch war der Zepter noch nie so weit von mir entfernt wie jetzt. Zwischen ihm und mir stehen hunderte von Orks... Ganz zu schweigen von den vielen verschlossenen Türen und bewachten Gängen dieser schwarzen Festung. Die Aussichtlosigkeit meiner Mission lässt mich Aufstöhnen. Es ist alles verloren, wenn ich keinen Weg aus dieser Hölle finde...
    Stöhnend öffne ich meine Augen. Mein Körper ist eine einzige offene Wunde. Es gibt keine Stelle an ihm, die nicht schmerzt. Besonders das Luftholen wird zunehmend zur Qual. Das liegt an der Art wie man mich an die Wand gekettet hat. Die Kette ist kurz zwischen den Eisenschellen. Man hat sie hoch über meinem Kopf eingeharkt, so dass ich nur noch mit den Fußspitzen den Boden berühre. Meine Arme sind dadurch so weit nach oben überstreckt, dass die Eisen tief in meine Haut einschneiden. Ich bekomme kaum noch Luft. Stöhnend versuche ich mich weiter zu strecken, doch ich habe keine Kraft in den Beinen. Sie sacken unter mir weg. Der Ruck geht durch meine gemarterten Schultergelenke und ich kämpfe um bei Sinnen zu bleiben. Ich presse meine Lider zu und stelle mir mein Heimatdorf Seelen vor. Nehme Zuflucht in dem einzigen was mir bleibt um in dieser Hölle nicht den Verstand zu verlieren. Meine Erinnerungen! Die Welt wie ich sie kenne. Die Hütten, ihre mit Stroh gedeckten Dächer. Rauch steigt von ihnen auf. In einem dieser Hütten wartet sie auf mich. Sie wartete auf meine Rückkehr. Mein kühle dunkle Schönheit, Eila. Ich habe es ihr versprochen das ich wiederkomme egal was immer passiert. Wir haben die Eide geschworen, in der letzten Vollmondnacht vor meinem Aufbruch. Eila, ihr Name ist wie ein Hauch der mich umhüllt. Ein Trost in dieser ausweglosen Hölle.

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    2 Mal editiert, zuletzt von Sabrina (16. Februar 2014 um 14:28)

  • Sehr gut - jetzt kommt Hintergrund dazu, eine Geschichte! Ich werde es auch weiter verfolgen. :thumbsup:

    Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.
    Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

  • Zeit? Die Zeit spielt eine Rolle… Der Gedanke reißt mich zurück an die Oberfläche. Er ist plötzlich wie aus dem Nichts da. Als hätte er dort im Hintergrund gewartet, bis ich mich daran erinnern kann. Wie lange ist es her, dass ich dem Ruf des Rates gefolgt und aus Seelen aufgebrochen bin?

    Ich kann fühlen, dass der Zeitpunkt eine wichtige Rolle spielt aber ich weiß nicht warum. Denk nach… Seit ich mich wieder erinnern kann gewinnen viele Nebensächlichkeiten an Bedeutung. Was spielt Zeit in einer Hölle wie dieser für eine Rolle?
    Mir fällt etwas ein, das irgendwann einmal zu mir gesagt worden ist. Im Zusammenhang mit den Verließen in Messanac. „Eine Flucht aus denn Verließen von Messanac? Da gibt es kein entkommen! Das ist noch niemanden gelungen!“ Die Stimme rau und dunkel kann ich beim besten Willen keinem Namen oder Gesicht zuordnen. In welchem Zusammenhang die Worte gefallen sind weiß ich nicht. Das Denken fällt schwer…

    Mein Mund ist ausgedörrt und die Zunge geschwollen. Das wenige Wasser was sie mir zu trinken geben reicht gerade damit ich nicht verdurste. Es löscht nicht den brennenden Durst, der zu meinem ständigen Begleiter geworden ist. Mit der Zunge leck ich über die aufgesprungen Lippen. Denk nach! Es ist wichtiger, die Lücken in deiner Erinnerung zu schließen, als über Dinge nach zu grübeln, die du nicht ändern kannst. Spare deine Kräfte, du wirst sie noch brauchen.

    Wann bin ich aufgebrochen aus Seelen? Es war der dritte Vollmond nach dem Aridafest, als ich aus Seelen aufbrach. Das Aridafest feiert mein Volk in der kältesten Vollmondnacht des Jahres, wenn die Seen gefrieren und die Wölfe heulen. Dann zünden wir die Feuer an und tanzen zum Gedenken an unsere Ahnen. So ist es schon seit Generationen. Vom Vater zum Sohn weitergegeben. Drei Monde waren seither verstrichen und weitere zwei vergingen, bis ich in Eilandis ankam und weitere zwei, bis ich es wieder verließ. Mit dem Auftrag das Zepter zu finden! Bis wir die ersten Spuren fanden und ihnen folgten vergingen weitere zwei Monde. Und weitere zwei bis wir sicher waren, wo das Zepter war. Zusammen ergab es einen Zyklus von Neun Monden seit dem Aridafest. Fehlte noch die Zeitspanne meiner Gefangenschaft und der Zeit, die es gedauert hatte den Plan umzusetzen.

    In dieser Hölle ist Zeit kein Begriff. Ich kann es nur schätzen. Eins- Zwei Monde? Ich krame in meiner Erinnerung versuch mich daran zu erinnern, was das alles für eine Bedeutung hat. Und dann fällt es mir ein. Wie ein kalter Guss trifft mich die Erkenntnis! Aus der Erinnerung hör ich die sanfte und zugleich machtvolle Stimme der weißen Hexe. Sie ist schön! Unsagbar schön! Manche sagen man verliert den Verstand, wenn man sie einmal erblickt. Das stimmt nicht. Ich habe sie gesehen, im weißen Turm von Eilandis. Sie war es, die mir den Auftrag gab. Ihre weibliche Figur zeichnete sich unter dem hauchfeinen Gewebe ab. Ihr Gesicht so schön und fein geschnitten, Elbengleich. Umschmeichelt von langem weisem Haar, die ihr in Locken, bis zu den Hüften reichen…
    Die Erinnerung schmerzt, ebenso wie ihre Worte.

    „Du bist der einzige Marek! Finde den Weg, den sonst keiner kennt. Löse das Rätsel wie man aus einer Hölle entkommt… Denn du bist der Einzige, der das Schicksal besiegen kann. Finde deine innere Stärke! Doch wisse, solltest du es nicht schaffen, dass Zepter der Macht zu finden, bis die Feuer deines Volkes brennen, ist alle Hoffnung verloren. Dann erlischt sein Zauber und die Dunkelheit wird herrschen über Eilandis und alle die hier leben.“


    Elf Mal rundet sich der Mond, bis zum nächsten Aridafest. Zehn Monde sind nach meiner Rechnung bereits verstrichen. Vielleicht ist es schon zu spät! Der Gedanke lässt mich aufstöhnen.
    Aber warum machen sie sich dann noch die Mühe mit mir? Ich bin wichtig für sie, selbst jetzt noch.

    "Löse das Rätsel, wie man aus der Hölle entkommt…“ Hat die Hexe die Kerker von Messanac gemeint? Möglich wäre es, doch wie kann ich von dieser Ort entkommen?

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    2 Mal editiert, zuletzt von Sabrina (16. Februar 2014 um 15:51)

  • Langsam löst sich der Schleier der Unwissenheit! :) ein paar kleiner Fehler (hauptsächlich Zeichensetzung) sind drin. Ich schreibe nur ein Paar raus:

    Es löscht nicht den brennenden Durst der zu meinem ständigen Gebleiter geworden ist.


    Komma hinter Durst und Begleiter, nicht Gebleiter :D

    Denk nach es ist wichtig die Lücken in deiner Erinnerung zu schließen, als über Dinge nach zu grübeln die du nicht ändern kannst.


    Ich glaube hinter "nach" müsste ein Punkt oder Semikolon. Du meintest bestimmt wichtiger. Hinter "grübeln" wieder ein Komma ;)

    Das sind nicht alle, aber hier ist es mir besonders aufgefallen.
    Zur Gesichte:
    Ich finde die Story echt super und ich hoffe, da kommt noch mehr! Bin echt gespannt, wie es weiter geht :thumbsup:

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  • Ich weiß nicht warum aber ich schrecke hoch. Ein Geräusch hat mich geweckt. Meine Arme sind mittlerweile gefühllos, die Finger steif vor Kälte. So gut es geht lehn ich mich an die Wand. Nass und klamm ist sie, immer noch besser als aus eigener Kraft das Gleichgewicht zu halten.

    Da ist es wieder das Geräusch. Ein leises Fiepen aus der Dunkelheit. Ratten! Schon am Boden liegend hab ich die Bekanntschaft mit meinen Zellenbewohnern gemacht. Jetzt bin ich den Orks beinahe dankbar, für die Art der Fesselung. So lauf ich nicht Gefahr, den Ratten als lebendes Futter zu dienen. Meine Füße, allen Göttern sei Dank sind nicht gefesselt. Sollten sie sich näher wagen kann ich nach ihnen treten.

    Ein weites Geräusch lässt mich zusammenfahren. Es kommt von der Tür und würgende Angst macht sich in mir breit. Ich kann sie nicht abschütteln so gern ich es auch will. Die Angst ist zu einem Teil meiner Persönlichkeit geworden. Sei stark! Mach ich mir selber Mut und es funktioniert, wenn auch nur für einen Sekundenbruchteil.

    Die Tür wird entriegelt und aufgerissen. Plötzliche Helligkeit blendet mich. „Na los! Wir haben nicht ewig Zeit!“ Stolpernde Schritte kommen näher. Ich höre angestrengte Atemzüge. Versuchsweise blinzle ich in die ungewohnte Helligkeit. Es ist kein Ork! Dieser Gedanke hat etwas Tröstliches. Der Umriss der sich dunkel vor mir im Ausschnitt der Zellentür abzeichnet, ist kleiner und schmächtiger. Die Haare struppig stehen wild vom Kopf ab. Ein bärtiges Gesicht, dass mir bekannt vorkommt…

    Langsam gewöhnen sich meine Augen an die Helligkeit. Ich erkenne immer mehr. Kleine Details die Hoffnung in mir wecken. Dieses Gesicht ist menschlich, gezeichnet von der Gefangenschaft. Um seinen Hals liegt ein Eisen. Die Kette daran verläuft zur Tür. Dort steht sein Bewacher.
    „Hier!“ Ich sehe wie die Kette sich hinter ihm spannt und er einen Schmerzenslaut von sich gebend zurück taumelt und zu Boden geht. „Was hast du an meinen Worten missverstanden, du Wurm?“ Mühsam kämpft sich der Mann auf die Beine. Leicht schwankend bleibt er auf den Füßen stehen. „Nicht, Herr…“ Ein dunkler Schatten, ohne Zweifel ein Ork beugte sich drohend zu ihm.
    „Dann verrichte deine Arbeit! Geb diesem Abschaum zu trinken, damit er nicht krepiert und dabei kein Wort!“
    „Ja, Herr…“ Ich fühle brennende Übelkeit in mir hochsteigen, während ich zusehe wie weit sich ein Mensch erniedrigen kann. Das ist es was mein Volk erwartet, wenn ich versage. Für einen Moment sehe ich anstelle des Mannes meine Eila. Sie so gefesselt und gedemütigt zu sehen bringt mich um den Verstand. Es kostet mich alle Kraft mir nichts anmerken zu lassen. Erst jetzt da sich der Mann zu mir wendet begegnen sich unsere Blicke.

    Kein Erkennen und auch kein Wille stehen mehr im Dunkel seiner Augen. Sie sind seltsam leer und unbeteiligt. Sie haben seinen Willen gebrochen! Er ist nur noch eine lebende Marionette, ein Sklave der nicht mehr aufbegehrt. Der Anblick führt mir vor Augen was sie mit uns vorhaben. Versklaven, ihrem Willen gefügig sein…

    Er hebt die Arme. Erst jetzt sehe ich die Schale. In der Dunkelheit kann ich nicht erkennen was der Inhalt ist. Das ist meinem Körper egal. Schon läuft mir die Spucke im Mund zusammen. Er führt mir die Schale an die Lippen und ich schlucke. Es schmeckt widerlich und brennt in den offenen Schleimhäuten dennoch trink und schlucke ich hastig. Gerade weil ich weiß, dass ich nicht viel Zeit habe die Schale zu leeren. Ein Geräusch von der Tür. Ein stampfender Schritt dann ist es vorbei. „Genug!“

    Nein, alles schreit in mir auf. Ich kann sehen, das die Schale noch einen Rest enthält. Alles in mir Protestiert dagegen als sie abgesetzt wird, gleichzeitig kämpfe ich gegen die aufsteigende Übelkeit. Ich muss es bei mir behalten, nur so kann ich bei Kräften bleiben. Ich schlucke trocken mehrere Male, ehe die Übelkeit nachlässt. Ich sehe gerade noch, wie der Mann mit gesenktem Kopf die Zelle verlässt. Die Kettenglieder schleifen klirrend über den Steinboden. Gefangen

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    Einmal editiert, zuletzt von Sabrina (19. Januar 2019 um 17:35)

  • wieder kleine Fehlerchen, doch nichts Weltbewegendes, weiter so!
    Das einzige, das mich jetzt noch stöhrt, sind die fehlenden Absätze. Die machen das lesen etwas leichter :) Trotzdem gefällt mit die Geschichte sehr! MEHR!!!

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  • Uiuiuiui, das ist ja ganz schön mitreißend. Zwischenzeitlich hatte ich echt ein flaues Gefühl im Magen ... :fie:
    Wirklich gut geschrieben, Hut ab Sabrina:hi1:

    >^..^<

    LG Alopex

  • Ich muss einen Weg finden! Kaum das man den Riegel meiner Zellentür vorgeschoben hat, bäum ich mich in den Ketten auf. Ich weiß bereits, dass es ein vergeblicher Versuch ist. Aber ich brauche ein Ventil für meine Angst und Wut, sonst verliere ich noch den Verstand. Die weiße Hexe in all ihrer Schönheit, sie hat mir vertraut. Und ich sitze hier in einem Verließ so nah am Ziel und dennoch ist das Zepter unerreichbar für mich. Ich schreie meine Wut gegen die Zellenwände, werfe den Kopf in den Nacken. Erschöpft aber ruhiger als zuvor las ich den Kopf hängen.
    Etwas Dunkles zeichnet sich zu meinen Füßen ab. Voller Wut trete ich danach. Eine Ratte? Meine Fußzehen treffen auf Wiederstand. Ein quicken ist zu hören ehe es wieder verstummt. Ratten! Ich hasse diese Parasiten! In einigen Städten wimmelt es davon. Sie sind Überlebenskünstler, so wie ich… Der Vergleich mit einer Ratte lässt tief blicken. Wie weit bin ich gesunken wenn ich mich mit ihnen vergleiche? „Ratten gibt es überall, auch in Messanac…“ Da ist sie wieder, diese dunkle raue Stimme eines Mannes die ich nicht zuordnen kann.
    Mit ihm habe ich über die Verließe gesprochen. Was haben diese Worte für eine Bedeutung? Wieder ist dieses Gefühl in der Magengrube da. Ein Kribbeln das mit sagt, dass dieser Faktor von Bedeutung ist. Ich presse meine Augen zu und versuche mich zu konzentrieren. „Ratten gibt es überall, auch in Messanac…“ Flüstere ich die Worte vor mich hin. Ich atme dabei tief ein und aus. Versuche mir die Bilder in Erinnerung zu rufen, die mit den Worten in Zusammenhang stehen. Und mein Versuch wird belohnt. Langsam kristallisiert sich ein Bild aus meiner Erinnerung.

    Verschwommene Schemen die langsam klarer werden. Ich höre derbe Stimmen, lautes Lachen… Die Schenke in Barlak! Ich höre das Grölen der Männer, die in meinem Rücken ein Sauflied singen. Ihre Stimmen vermischen sich mit den Geräuschen in der Schenke. Mit gesenktem Kopf sitz ich am Tisch. Die Kapuze meines Umhangs tief in die Stirn gezogen. Ich weiß, dass Sie mich suchen.
    Die Spitzel des dunklen Lords sind überall. Er weiß um meine Aufgabe und tut alles um mich zu finden. Dennoch musste ich das Risiko eingehen hierher zu kommen. Es sind nur Gerüchte denen ich folge aber was bleibt mir übrig? Mein Instinkt sagt mir, dass an dem Gerücht etwas dran ist. Ich warte auf Ihn! Keiner kennt seinen wirklichen Namen, wahrscheinlich ist das auch gut so. Man nennt ihn Barran, was in der Sprache meines Volkes Überlebender heißt. Und er hat überlebt wenn ich den Gerüchten Glauben schenke. Überlebt in den Verließen von Messanac! Ich nippe an dem Humpen, weniger aus Durst, ich darf nicht auffallen. Unter gesenkten Lidern beobachte ich das Treiben an den Nebentischen. Sie sind so unschuldig. Wenn diese Menschen wüssten was vorging, wie würden sie darauf reagieren? Der Rat hat beschlossen, die Menschen in Unkenntnis zu lassen, über die Gefahr die ihnen droht. Nur wenige sind eingeweiht. Es ist seltsames Gefühl am Abgrund zu stehen, sich bewusst zu sein, das sich alles verändern kann und rund um einen geht das Leben weiter…

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    2 Mal editiert, zuletzt von Sabrina (19. Januar 2019 um 17:39)

  • Mein Blick erfasst den Mann, der sich durch die Reihen meinem Tisch nähert. Die Beschreibung passt auf ihn. Mein Herz schlägt schnell, als ich aufschaue und seinen Blick suche. Schau hierher! Denk ich so intensiv wie ich kann. Es spiegelt sich in meinen Augen, als sich unsere Blicke treffen. Nur so kann ich es mir erklären, dass er vor meinem Tisch stehen bleibt. „Ist hier noch frei?“ Seine Stimme dunkel und rau ist mir auf seltsame Weise vertraut. Ich nicke stumm. Die letzten Wochen haben mich gelehrt vorsichtig zu sein, so mustere ich ihn, während er ein Bier beim Wirt bestellt.
    Er ist überraschend jung, denn Erzählungen nach hab ich ihn mir älter vorgestellt. Eine lange Narbe verläuft von seinem Haaransatz bis zum Kinn. Sie ist schon älter und verblasst. Sein braunes Haar will nicht so ganz zu seinem hellen Hauttyp passen. Er dreht sich zu mir.
    Ein grünes Augenpaar sieht mich an. In seinen Augen steht Neugier aber auch Misstrauen mir gegenüber. Kein Wunder, er ist ein gefragter Mann in diesen Tagen. „Mir ist zu Ohren gekommen, dass ihr jemanden sucht?“ Er will also Spielchen spielen, das kann er haben. „Ja! Könnt ihr mir dabei weiterhelfen?“ Ich sage es ruhig. „Es kommt darauf an, was ihr von ihm wollt?“ „Informationen!“ Das Gesicht mir gegenüber wird ernst. Ich sehe wie seine Haltung sich angespannt.
    Er ist auf der Hut, nur so konnte er bisher überleben. Er ist ein Gejagter, die Spitzel des dunklen Lords sind überall. Ich wähle meine Worte mit Bedacht. „Informationen über Messanac!“ Flüstere ich mit leiser Stimme.
    Ich sehe den Fluchtgedanken in seinen weit aufgerissenen Augen. Blitzschnell greife ich mir sein Handgelenk. „Bleibt, ich will Euch nichts tun, Barran! Ich gehöre nicht zum dunklen Lord. Wir haben denselben Feind!“ Auf erschreckende Art hat sich sein junges Gesicht zu einer Maske der Angst verzehrt. Er wirkt um Jahre gealtert. „Messanac, ich weiß nicht was ihr meint… lasst mich los!“ Ich atme tief aus. Wenn ich nicht möchte, dass wir unnötiges Aufsehen erregen muss ich ihn gehen lassen.
    Doch nicht bevor er erfahren hat warum ich ihn suche. Ich stehe auf und umarme ihn, als wäre er ein alten Freund. Seine Gegenwehr ignorierend zische ich ihm ins Ohr. „Wollt ihr immer ein Gejagter sein, Barran? Ewig auf der Flucht vor seinen Häschern? Oder wollt ihr mir helfen das magische Zepter zu finden und in Frieden weiter zu leben?“ Ich lasse ihn los. Mit gehetztem Blick sieht er sich um. Ich weiß was er sieht. Gesichter und jeder von ihnen kann ein Spitzel des schwarzen Lords sein. Er kann niemanden vertrauen, niemanden auch nicht mir?
    Sein Zögern ist deutlich zu sehen. Unendliche Sekunden verstreichen, dann gibt er sich einen Ruck und nimmt wieder Platz. „Was wollt ihr wissen?“ Schweißperlen glänzen auf seiner Stirn. Nervös ringt er die Hände. Das Gesicht zu Anfang war nur Fassade. Hier sitzt der echte Barran vor mir. „Ihr wart in Messanac, in den Verließen?“ Ein stummes schnelles Nicken ist seine Antwort. „Und ihr habt die Flucht von dort geschafft?“ Sein nervöser Blick sucht die anderen Tische ab, ehe er mir antwortet. Dabei klingt seine Stimme verbittert und zugleich hasserfüllt. „Messanac? Es gibt keinen Überlebenden von dort! Aus den Verließen von Messanac gibt es kein Entkommen! Ich habe Sie eines besseren belehrt!“ Für einen Moment frag ich mich, welchen Schrecken er in den Verließen der schwarzen Festung erlebt hat.
    „Wie seid ihr von dort geflohen?“ Ein kaltes Lächeln, das nicht seine Augen erreicht schenkt er mir. „Ratten! Selbst in Messanac gibt es Ratten….“ Ich warte auf eine Erklärung, die aber nicht kommt. Mein Blick gleitet durch den Schankraum. Ich sehe nichts was meine Aufmerksamkeit erregt, trotzdem ist es hier nicht sicher. „Kennt ihr einen Ort an dem wir ungestört reden können?“ Barran braucht einen Moment ehe sein Kopf hochruckt und er mich fragend ansieht. Er hat von meinen letzten Worten nichts mitbekommen. Er war tief in Gedanken, an einem Ort über den ich alles erfahren will was er weiß. Messanac, und seine Verließe…

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    Einmal editiert, zuletzt von Sabrina (19. Januar 2019 um 17:44)

  • Ich finde, dass es dir gut gelingt die Spannung beizubehalten. Auch die Flashbacks sind gelungen, um über die Hintergründe deiner Geschichte zu berichten. Ich bin gespannt, wie es weiter geht und werde die Geschichte auch weiterhin mit Neugier verfolgen :thumbsup:

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  • Ich dank dir Everad! Zwischenzeitlich war ich etwas im Zweifel ob die "Flashbacks" nicht ein bisschen viel für die Story sind.
    Schön das es dir gefällt, also wird ich in dem Stil weiter schreiben. :thumbsup:
    Bleib weiter am Ball und gebe mir Feedback ob es weiterhin gefällt! :D

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  • Die Zeichnung ist mit Ruß auf eine Lederhaut gemalt. Barran hat sie in ein gewachstes Tuch gewickelt. Mich hat er zu dem Platz geführt, wo er sie, in der Höhlung eines Baums versteckt hat. Jetzt in seinem Bretterverschlag entzündet er eine Kerze. Hier lebt er? Mein Blick schweift über die Lagerstatt in der Ecke, ein Tisch, der nicht den stabilsten Eindruck auf mich macht und zwei Hocker. Es ist nicht viel was er zum Leben braucht.
    „Das ist nur vorübergehend…“ Entschuldigt er sich, als er meine Reaktion bemerkt, dabei sieht er nach unten weicht damit einem direkten Blickkontakt aus. An dem Tisch entrollte Barran die Lederhaut. Ich sehe auf das Geäst von unregelmäßigen Linien kaum noch erkennbar in dem flackernden Kerzenschein. Barrans Finger folgen dem Gewirr an Linien, die für mich nur schwer einen Sinn ergeben.
    „Die Zeichnung habe ich nach meiner Flucht angefertigt! Es gibt in Messanac ein Tunnelsystem, von dem nur wenige wissen. Die Einstiege sind gut versteckt. Sie verlaufen durch die ganze Burg. Selbst in den Verließen gibt es Zugänge. Hier und hier!“ Barran zeigt auf die mit einem Kreuz markierten Punkte. „Ich weiß nur von diesen beiden. Es kann aber gut sein, dass noch mehr existieren. Diesen hier habe ich genommen.“ Er deutet auf eines der eingezeichneten Kreuze.
    „Ein Tunnelsystem?“ Ich kann es kaum fassen. Auf vieles war ich vorbereitet, aber damit habe ich nicht gerechnet. Es stellt alles, was ich mir bisher zurechtgelegt habe, auf den Kopf. „Und ihr sagt, dass die Orks nichts davon wissen? Wie kommt ihr zu dieser Annahme, Barran?“ Er sieht mich an. In seinen Augen glitzert es. „Meine Flucht ist schnell entdeckt worden. Die Orks schlugen lautstark Alarm. Sie suchten die ganze Festung nach mir ab. Ich war jeden Moment darauf gefasst, dass man mich in dem Tunnelsystem entdeckte. Doch kein Einziger kam auf den Gedanken in den Tunneln nachzusehen.“
    „Weil Sie von der Existenz der Tunnels nichts wussten?“ Barran nickte. „Viele Monate nach meiner Flucht, habe ich nachgeforscht und auch die Gründe dafür heraus gefunden.“ Er macht eine kurze Pause, setzt sich auf den Hocker und bietet mir den anderen Schemel an. Ich schüttle verneinend den Kopf. Ich bin viel zu aufgekratzt um jetzt zu sitzen. „Messanac war nicht immer der Sitz des dunklen Lords! Es wurde ursprünglich für jemand anderen erbaut, der es dann auch einige Jahrzehnte bewohnte. Ein Baron de Ville! Für ihn und seine Familie sollten die Tunnel im Fall einer Belagerung als Fluchtmöglichkeit dienen. Erst viele Jahre später nach de Ville´s Tod beanspruchte der dunkle Lord dieses Gebiet und damit auch Messanac, als seinen Stammsitz. Die Tunnel sind in Vergessenheit geraten, da alle die daran einst beteiligt waren, längst gestorben sind.“
    Meine Gedanken überschlagen sich. Dies ist die Möglichkeit, auf die ich gehofft habe. Nach vielen Monaten der Suche und des Zweifelns, ist das der Lichtstrahl am Horizont! Der Rettungsanker, für eine ausweglose Situation! Es gibt noch Hoffnung! Barrans Worte fallen mir wieder ein. Jetzt da ich weiß, was er damit gemeint hat, ergeben sie einen ganz anderen Sinn für mich. „Ratten! Selbst in Messanac gibt es Ratten…“ Ich muss über die Wortwahl grinsen und in meinen Gedanken entsteht bereits ein Plan, wie man die neuen Informationen nutzen kann.

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    2 Mal editiert, zuletzt von Sabrina (19. Januar 2019 um 17:49)

    • Offizieller Beitrag

    Es gibt immer Tunnelsysteme :D Gerade in Burgen ;)
    Dann kann ja der Plan weitergehen :D

    Ville s Tod beanspruchte


    Da fehlt doch was ;) Ein einsames S :D - de Ville´s -

    Kann nur sagen, es ist immer noch eine tolle Wenndung deines Schreibstiles. Ich kann blind dem Text flogen, ohne zu holpern, ohne irgendwo hängen zu bleiben. Kopfkino rattert mit und dann bin ich mal gespannt wie die Tunnel genutzt werden!!!!

    :thumbsup::thumbsup:

    "Habent sua fata libelli."

    ("Bücher haben ihre Schicksale.")

    - Terentianus Maurus

  • Danke dir Jenn! Du hast natürlich Recht das viele Burgen diese Fluchttunnel hatten. Schön das dir die Geschichte weiterhin gefällt. :D
    Wenn dir beim lesen irgendwas nicht gefällt nur raus damit! Du weißt ich bin kritikfähig und machs dann besser, wenn du nichts findest... :thumbsup:
    So und jetzt gehts weiter...

    Die Bilder reißen ab. Keuchend wird mir alles bewusst. Die Zellenwände kalt und feucht in meinem Rücken. Meine nach oben überstreckten Arme. Die viel zu kurze Kette zwischen den Handeisen, die weit über meinem Kopf eingeharkt ist. Und mich zwingt, auf den Zehenspitzen zu stehen. All das stürzt in wenigen Augenblicken auf mich ein und macht meine neu gewonnene Hoffnung zunichte. Ich bin ein Gefangener!
    Selbst wenn es mir gelingen sollte, mich von den Ketten zu befreien, wie soll ich in meinem geschwächten Zustand einen ausgewachsenen Ork überwältigen? Ich bin zu realistisch, um mir Hoffnung zu machen, wo keine ist. Alleine, werde ich es niemals schaffen.
    Die Existenz des Tunnelsystems und mein Wissen darum, nützt mir nichts. Ich beiße mir auf die aufgesprungenen Lippen und schmecke denn metallischen Geschmack von Blut. Ich versuche die Arme weiter zu heben, um die Schultergelenke ein Stück weit zu entlasten. Das Taubheitsgefühl weicht einem reißenden Schmerz.
    Ich keuche, versuche es auszublenden. Denk an etwas Anderes! Gebe dem Schmerz nicht nach! Las sie nicht gewinnen! Das ist es was sie wollen! Das Gesicht des Mannes steht mir vor Augen. Sein gebrochener Blick.... Auf seltsame Weise weckt das Bild meinen Kampfgeist. Ich gebe nicht auf! Bis zum letzten Atemzug werde ich kämpfen!
    Ein leises Fiepen zu meinen Füssen erinnert mich an Barrans Worte und ihre Bedeutung. Mit geschlossenen Augen versuche ich meine Umgebung auszublenden. Ich muss herausfinden was mein Plan ursprünglich war. Es dauert länger als das letzte Mal alles um mich zu vergessen und in meine Erinnerungen einzutauchen. Aber nach einigen Augenblicken gelingt es mir...
    Das Erste was ich wahrnehme, ist das Gefühl frei atmen zu können. Tief atme ich ein und aus. Meine Augen erfassen die Umgebung. Vor mir erstrecken sich grüne Wiesen und Wälder. Ich passe mich den Bewegungen des Pferdes unter mir an. Höre seinen schnaubenden Atem, spüre die Muskelbewegungen und den Wind im Gesicht. Freiheit! Am liebsten würde ich dieses Wort dem Wind entgegen schreien, doch ich tue es nicht.
    Ich bin nicht allein, das spüre ich Instinktiv. Barran sitzt hinter mir im Sattel. Er hat sich der Sache verschrieben. Wir sind auf dem Weg.
    Mein Hauptmann und seine Männer erwarten mich in Zeist. Ich hab mich um einen Tag verspätet, somit kann ich nur hoffen, dass sie am Treffpunkt auf meine Rückkehr warten, anstatt mich in Belandis zu suchen. Das würde unnötige Zeit kosten. Zeit, die wir nicht haben.
    Der Sommer neigte sich dem Ende zu und die Nächte werden bereits empfindlich kühl. Aus meiner Erinnerung höre ich die Stimme der weißen Hexe. „Wenn die Feuer deines Volkes brennen..." Ihre Worte sind wie ein Unheil bringendes Schwert, das drohend über mir hängt. Mehr als die Hälfte des Jahres Zyklus ist bereits verstrichen. Von nun an zählt jeder Tag.

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    2 Mal editiert, zuletzt von Sabrina (19. Januar 2019 um 17:52)

  • Du schaffst es, dass mir beim Lesen nicht langweilig wird. Zwei kleine Dinge, die mir aufgefallen sind:

    ? Ich bin zu sehr Realist um mir Hoffnung zu machen, wo keine ist.

    Das hört sich komisch an.. Vielleicht: Ich bin zu realistisch. Ach, und Komma vor "um... zu" ;)


    ch hab mich um einen Tagverspätet, somit kann ich nur hoffen das sie am Treffpunkt auf meine Rückkehr warten, anstatt mich in der Stadt zu suchen.


    Da fehlt ein Leerzeichen ^^

    Freue mich auf die Fortsetzung ;)

    Dann reitet mein Kaiser wohl über mein Grab,
    Viel Schwerter klirren und blitzen;
    Dann steig ich gewaffnet hervor aus dem Grab -
    Den Kaiser, den Kaiser zu schützen.

    - Heinrich Heine, Die Grenadiere

  • Das Bild verändert sich. Es ist als sähe ich die Landschaft gespiegelt in einer Wasseroberfläche, die plötzlich in Bewegung gerät. Alles wird unklar und das Bild zerrinnt. Es dauert nur wenige Wimpernschläge, ehe die neuen Konturen deutlicher hervortreten und Form annehmen.
    Mauern! Graue Mauern mit hohen Zinnen. Vor mir liegt das Stadttor von Zeist.
    Dunkel hebt sich das hochgezogene Fallgitter im Rundbogen ab. Die angespitzten Enden sind eine deutliche Warnung an alle, die den Bewohnern dieser Mauern etwas Schlechtes wollen.
    Ich spür im Rücken Barrans Gewicht. Sein Kopf ist im Halbschlaf an meine Schulter gesunken. Wie lange waren wir hierher unterwegs? Ich greife an meine Seite und drücke seinen Oberschenkel. Keuchend schreckt er hoch. „Barran, wir sind da.“ Er fängt sich schnell, wenn man bedenkt was er in der Vergangenheit erlebt hat. Messanac und seine Verließe sind dafür bekannt. Die Ork`s sind Meister darin sich immer neue Grausamkeiten auszudenken. Nicht umsonst heißt es, dass noch niemand von dort entkommen ist. Mit einer Ausnahme und der sitzt hinter mir im Sattel.
    Die Wachen dieser Stadt tragen das Wappen des Stadthalters, auf ihrem Schild. Zwei gekreuzte Schwerter auf rotem Grund. In denselben Farben sind sie gekleidet. Rot und Gold… Die Farben erinnern mich an etwas. Es ist wie eine schnelle Abfolge von Bildern, zu schnell um sie genauer zu betrachten.
    „He ihr da!“ Die Männerstimme lässt mich aufschauen. Eine der Wachen deutet mit dem Speer auf mich. Mir bleibt nichts anderes übrig als meinen Rappen in seine Richtung zu lenken. Barrans Anspannung in meinem Rücken ist deutlich fühlbar. „Bleibt ruhig und überlast das Reden mir!“ Er atmet tief ein und aus. Ich streich mir die dunklen Locken aus der Stirn und zügle mein Pferd. Die letzten Schritte soll der Wachmann gehen so hab ich genug Zeit in seinen Gesichtszügen zu lesen.
    Er ist noch jung und ungestüm. Rotes langes Haar quillt an der Seite seines Helms heraus. Er ist noch nicht lange bei der Wachmannschaft sonst hätte man ihn dafür gerügt. In seinen Augen blitzt es. Er will sich beweisen, den anderen zeigen wie gut er ist.
    „Ihr seid fremd hier. Wo kommt ihr her?“ Ärger steigt in mir hoch. Es ist nicht üblich Fremde auf diese Weise in der Stadt zu begrüßen. Zeist ist für seine Gastlichkeit weit über seine Grenzen bekannt. Sicher man sieht mir auf den ersten Blick meine Abstammung an. Von meinem Volkist die ganze Erscheinung dunkler. Sowohl die Haut, wie das Haar und selbst die Augen zeigen einen dunkleren Ton, doch das ist kein Grund für diesen rüden Ton. „Friede mit dir, Sohn aus Zeist. Wir wollen in den Mauern deiner Stadt Rast machen.“
    Sein junges Gesicht unter dem goldglänzenden Helm verzieht sich. Jetzt steht Wut in seinen Augen. „Das beantwortet nicht meine Frage Fremder. Wo kommt ihr her?“ Was bezweckt er damit, frage ich mich. Nun gut er soll seinen Willen haben. „Wir kommen aus Barlak…“ „Um was zu tun?“ Unterbricht er mich rüde. Langsam werde ich wütend. „Was geht hier vor?“ Die andere Wache ein groß gewachsener Mann gesellt sich dazu. Seine Stirn gerunzelt sieht er von der jungen Wache zu mir. „Er ist ein Fremder!“
    Ich sehe wie der Ältere seine Schultern strafft. Die Antwort hat ihm nicht gefallen. „Seit vielen Jahren tue ich in Zeist meinen Dienst. Und in all den Jahren, die ich am Tor stehe, habe ich noch nie einen Menschen allein nach seinem Aussehen beurteilt. Was kann ein Mensch dafür, wie er geboren ist? Mit welcher Hautfarbe oder in welchem Stand er zur Welt kommt?“ Sein Blick war strafend auf den jungen Mann gerichtet.
    „Einstweilen ist dein Dienst am Tor beendet. Ich werde dem Rat der Stadt nahe legen, dir eine andere Dienststelle zu zuteilen. Und jetzt geh!“ Mir entgeht nicht der hasserfüllte Blick, den er mir zum Schluss zuwirft, ehe er sich abwendet. Er gibt mir die Schuld!
    Nun gut, ab und an gibt es auch Tage wo man sich Feinde statt Freunde schafft. So wie es aussieht gehört dieser Tag dazu…

    Mehr aus meiner Feder: Gefangen im High Fantasy Bereich.

    Der Tag an dem alles begann findet ihr im Urban Fantasy Bereich auf fleißige Leser. ^^

    Einmal editiert, zuletzt von Sabrina (19. Januar 2019 um 17:56)

  • Die andere Wache hat sich zu mir umgedreht. Er nickt mir entschuldigend zu. „Verzeiht, er ist noch jung. Seine Jugend steht ihm manches Mal im Weg. Seid willkommen in Zeist!“ Ich nicke ihm zu. „Friede, mit euch!“ „Friede, auch auf all deinen Wegen!“ Gibt er mir den Gruß meines Volkes zurück. In seinen Zügen erkenne ich die Merkmale. Einen Moment frage ich mich, welches Schicksal ihn nach Zeist geführt hat? Doch die Zeit ist knapp.

    Wer weiß ob mein Hauptmann noch in diesen Mauern weilt? „Verzeiht, aber wir sind in Eile. Wo finde ich das Gasthaus`Zum guten Tropfen`?“ Ich sehe wie er einen Entschluss fast, ehe er mir eine Antwort gibt. „Es ist nicht weit. Ich führ euch hin!“
    Bevor ich zum Erwidern ansetzten kann, wendet er sich zum Tor und wechselt außerhalb meiner Hörweite Worte mit der anderen Wache. „Er kann nicht mit uns kommen! Wir können niemand trauen! Der dunkle Lord hat überall seine Spitzel!“ In Barran´s leicht zitternder Stimme schwingt die Angst mit. Das ist nicht verwunderlich. Barran ist ein Gejagter! Seit Jahren ist er auf der Flucht, sowohl vor dem Lord, als auch vor allzu neugierigen Fragenstellern wie mir.
    Er wollte nie zwischen die Fronten geraten und für die Zwecke andere Missbraucht werden. Doch der Krieg, der heraufzieht betrifft alle. Deswegen hat er sich mir angeschlossen. „Bleibt ruhig! Wir warten ab was er zu sagen hat. Zur Flucht bleibt immer noch Zeit.“ Das sich eine Wache von Zeist besser in den engen Gassen seiner Heimaltstadt auskennt, lasse ich unerwähnt. Trotz all der Vorsicht, sagt mir mein Gefühl, dass diese Wache eine wichtige Rolle bei meiner Aufgabe spielt. Die Erfahrung hat mich gelehrt, auf diese innere Stimme zu hören und ihr zu folgen.

    Die Wache kommt näher. In seinen dunklen Zügen ist nichts zu lesen, kein Gefühl was darauf schließen lässt, dass er uns Böses will. „Kommt, ich zeig euch den Weg!“ Ich kann Barran`s Anspannung fühlen. Wie ein Knistern liegt sie in der Luft. Als wir außer Sichtweite vom Tor sind, schaut er zu mir auf und bleibt stehen. Als wäre es selbstverständlich streckt er mir die Hände zum Gruß der Shan entgegen. Ohne nachzudenken greife ich danach und erwidere den Gruß.
    „Mein Name ist Shariff.“ Das Gefühl ihn zu kennen verstärkt sich ein weiteres Mal. „Aus welcher Gegend stammst du?“ Ein Schatten huscht über sein Gesicht. Er dreht den Kopf zur Seite und setzt sich in Bewegung. Ich reite neben ihm her. Angespannt warte ich auf seine Antwort. „Aus Shelley am See…“ Nun kann ich einer der Gründe verstehen, warum er nicht bei seiner Sippe ist. Damals hörten wir nur Gerüchte aus dem Norden, dass der Lord ganze Landstriche verwüstete. Die Gerüchte bestätigten sich. Viele der Bewohner wurden abgeschlachtet anderen gelang die Flucht. Sie suchten Obdach und Aufnahme in den größeren Städten weit im Westen, unter anderem auch in Zeist…
    Ich schlucke schwer, ehe ich ihm antworte. „Es tut mir leid, Shariff. Mein Name ist Marek und das ist mein Begleiter. Wir wollen Freunde im Gasthaus treffen.“ Er überrascht mich mit seinen nächsten Worten. „Ich weiß! Der Hauptmann hat mich gebeten euch folgendes auszurichten.“ Ich kann es fühlen! Gleich wird etwas geschehen! Die Gänsehaut kriecht mir über den Nacken und lässt mich schaudern. An dem Rändern meines Blickfeldes verschwimmt mehr und mehr die Sicht.
    Mit jeder Sekunde die verstreicht wird mein klares Blickfeld kleiner. Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass die nächsten Worte entscheidend sind. Ich atme tief, versuche mich dabei zu entspannen. Seine Lippen bewegen sich. „Er lässt dir ausrichten, dass er an dem Wäldchen… auf deine… wartet…“ Alles verschwimmt, es ist wie ein Sog, eine Strömung, die mich erfasst und von einem Ort zu einem anderen zieht.

    Mehr aus meiner Feder: Gefangen im High Fantasy Bereich.

    Der Tag an dem alles begann findet ihr im Urban Fantasy Bereich auf fleißige Leser. ^^

    2 Mal editiert, zuletzt von Sabrina (19. Januar 2019 um 18:02)