Die geborenen Hüter [Arbeitstitel]

Es gibt 156 Antworten in diesem Thema, welches 33.334 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (6. April 2014 um 23:39) ist von Alopex Lagopus.

    • Offizieller Beitrag

    Ich kann noch nicht viel Sagen, noch viel Versprechen.
    Es ist einmal ein etwas anderer Versuch meiner humoristischen Seite, eine Geschichte zu gestalten.
    Und zwar handelt sie im Großen und Ganzen, um den Kampf von Tatsachen, Theorien und Religion.
    Im einfachsten Sinne
    "Bibel vs. Sci Fi"
    Was, wenn beides zusammenprallt und lässt sich das eine auch zwangsläufig mit dem anderen verbinden,... mal schauen! ;)

    Ich versuche diesmal etwas gefühlvoller zu werden, nicht alles durch den Kakao zu ziehen, aber versprechen kann ich nichts.
    Werd ich auch nicht,... das schaff ich sowieso nicht einzuhalten!!! 8o


    Prolog


    Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.
    Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht.
    Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise.
    Aber allen Tieren auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das auf Erden lebt, habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben. Und es geschah so.
    “ (1. Mose, 1:27-30)

    So wurde mir erklärt, sei die Welt entstanden. So seien wir entstanden und alles, was mein Auge jemals erblickt hat. Aber es gibt meist mehr als nur eine Wahrheit.
    Verdrehte Halbwahrheiten, Mythen, Legenden, wilde Theorien und die Realität.
    Doch jeder von uns lebt in einer Mischung aus allem und muss selbst entscheiden, ob sein Glaube die einzige Wahrheit ist.

    • Offizieller Beitrag

    Kapitel 1
    Ein hoffnungsloser Fall

    Der Morgen graute über meinen brach liegenden Äckern und schon frühst war es unglaublich warm. Die verdorrten Strohhalme prangerten vor meinem Haus und der Schweiß sammelte sich auf meiner Stirn. Mühselig schleppte ich meine gefrorenen Essensreste zu meinem alten hellblauen Pickup, mit den netten Rostplacken an der Ladefläche.
    Ich hatte noch eine Stunde Zeit, bis ich mein Restaurant in der Innenstadt eröffnete und lag somit genau im Zeitplan.
    Ansonsten lebte ich eher abgeschieden, auf der Farm meiner verstorbenen Eltern und versuchte alles am Laufen zu halten.
    Jedoch mehr schlecht als recht. Schon lange stand mein kleines Restaurant an der Klippe und nun drohte sie zu fallen. Ich hatte kaum Geld alles in Stand zu halten und gleichzeitig ein Restaurant zu betreiben, wo gerade einmal meine Kirchengemeinde ein und aus ging. Das einzige was lief war das Sonntagsgeschäft, wenn ich am Tage des Herrn, nach der Kirche, die Reste der Woche an Obdachlose und den Ärmsten der Armen verteilte, natürlich kostenlos.
    So manche verkleidenden sich sogar, um kostenlos Essen abzugreifen, was mich teils schockierte, aber auch nicht wunderte.
    Die Welt war und ist ein Sündenpool und man hatte das Gefühl es wurde immer schlimmer. Während ich meine Sachen verstaute, ließ der uralte Röhrenfernseher im Wohnzimmer und berichteten wieder allerlei schlechte Nachrichten.
    Dort eine Detonation einer Bombe, Geiselnahmen, Banküberfälle und die schillernden Helden, die daraus hervorgingen waren die Protectoren. Menschen, die durch gezielte Genmanipulation bestimmte unnatürliche Vorteile hatten und für das vermeintlich Gute kämpften. Allerdings sah ich das etwas anders. Diese Proleten,... Ich meine Protectoren, kamen zum ersten Mal vor 25 Jahren auf, in Verkleidung von Möchtegern-Superhelden. Allerdings hatte das auch zur Folge, dass sich die bösen Buben etwas einfallen ließen und somit ging die Kriminalität in eine neue Ära über. Es ging nicht mehr nur um Drogen und Waffen. Es ging nun um ganze Städte, Bezirke und Länder. Wer herrschte wo und wo konnte man noch leben, ohne diesen künstlich erschaffenen Menschen zu begegnen. Eigentlich nirgendwo mehr.
    Aber in meiner Vorstadt war es darum noch ruhiger. Wir waren eine kleine Kirchengemeinde, die von all dem nichts wissen wollte. Natürlich wurden wir ungewollt mit dem Leben außerhalb konfrontiert, deshalb lebten wir auch eine ganze Stunde von der nächsten Stadt entfernt. Wir hatten hier alles was wir brauchten und lebten lieber bescheiden, als nur einmal die moderne Technik auszunutzen. Handys, Telefone, Computer, das alles besaßen wir, aber lehnten es ab jedem neuen Trend nachzueifern. So fand man bei uns keinen Roboter, der den Müll raus brachte oder virtuelle Haustiere. Mein Hund Roger bestand noch aus Fleisch und Blut, anstatt Kabeln und Festplatten. Mein Hengst Cletus war auch ein richtiges Pferd, kein virtuelles Spiel für Menschen, die es vorzogen Natur lieber in ihren vier Wänden zu erleben.

    Ich war bekannt. Nicht nur wegen meiner Eltern, die bei allen Festen und gemeinnützigen Arbeiten anwesend waren. Nein. Auch ich hatte meinen Teil beigetragen. Ich sang im Chor, half bei jedem Fest und wenn es nur mit einem kleinen Kuchen war. Deshalb war ich nie allein, auch wenn meine Eltern kurz nach einander verstarben. Ich fand Trost im Glauben, dass mein Vater nicht ohne meine Mutter leben wollte und er deshalb, vor seiner Zeit, eine Herzattacke erlitt. Welch Liebe muss nötig sein, um seinen Partner in den Tod zu folgen. Sei es beabsichtigt oder Schicksal. Sie waren ein Team. Sie liebten sich, als waren sie füreinander bestimmt, auch wenn mein Vater oft nicht da war.
    Er war als Missionar unterwegs und versuchte andere Menschen davon zu überzeugen, dass ein Leben mit Gott und all seinen Gaben genügen würde, als selbst das Göttliche zu erstreben. Jedoch mit geringem Erfolg.
    Aber wir konnten niemanden zwingen und waren selbst zur Toleranz gezwungen.

    Als ich alles verstaut hatte, wünschte ich mir manchmal nicht alleine zu sein. Die Kisten mit den Resten waren meist schwer, was klar war, denn ich hatte einiges übrig, wenn die Kundschaft aus blieb. Die hätte man leichter zu zweit getragen.
    Roger bellte wieder einmal laut zum Abschied und ich ging ins Haus und versicherte ihm, nicht all zu lange weg zu bleiben. Ihn mitnehmen konnte ich nicht. Dieser riesige Mischling, mit seinem schwarzen Fell und hellbraunen Pfoten, hätte mir noch die letzte Kundschaft vergrault.
    Also blieb er für die vier Stunden alleine, die ich an diesem Tag mein kleines bescheidenes Restaurant öffnete.
    Ich stieg in meinen Pickup, schloss die quietschende Tür und fuhr unter einem rauchenden Auspuff los.
    Das Auto war schon so alt, dass ich jeden Stein unter der Federung spüren konnte, als ich von meinem Grund und Boden fuhr.
    Ich lenke auf die Straße und fuhr weiter, der morgendlichen Sonne entgegen und dachte darüber nach, dass dies vielleicht sogar das letzte Mal sein könnte, dass sich die Tore des Eden öffneten.
    Ich war hoffnungslos pleite und um zumindest nicht mein Heim noch zu verlieren musste ich es verkaufen.
    Am Montag sollten Interessenten kommen, die daraus ein Internetcafé machen wollten. So sollte wieder etwas Altes, etwas Neuem weichen, aber ich hatte meinen Frieden gemacht. Meine Existenzängste schwiegen am Tag, sie überkamen mich immer nur in der Nacht, wenn ich Zeit hatte darüber genauer nachzudenken. Vielleicht hatte Gott etwas anderes mit mir vor und ich musste bloß geduldig sein.
    Auf der staubigen Straße, durch meinen Bezirk, dachte ich darüber nach, was das wohl gewesen sein könnte, ohne zu wissen, dass ich dem gerade entgegen fuhr.

    • Offizieller Beitrag

    Nach einer halben Stunde kam ich in unserer Kleinstadt an und wurde mit Lichthupen schon begrüßt, von Menschen die ich kannte.
    Ich hielt an und stieg aus. Ich zog die schweren Kisten von der Ladefläche und schloss die Türen zum meinem kleinen Restaurant auf.
    Es war ruhig wie immer, aber das sollte sich bald ändern.
    Ich wärmte die gefrorenen Reste auf. Eintöpfe, Steaks, Suppen und buk das Brot auf, welches ich zu Hause vorbereitet hatte und binnen weniger Minuten füllte sich der kleine Raum und alle Tische. Am Wichtigsten waren mir aber die Kinder, die meist von ihren Eltern aus der entfernten Stadt zu uns gefahrene wurden, um wenigstens eine warme Mahlzeit ab zu bekommen. In diesem Momenten fühlte ich mich schuldig. Selbst diese Zuflucht war bald Vergangenheit und ich sorgte mich um sie. Wer würde dann für sie aufkommen? Gab es in der Stadt auch Suppenküchen für die Armen? Diese Angst fraß an mir wie Geier an einem Stück Aas. Irgendwo hatte ich doch versagt und auch wenn ich nicht glaubte, dass meine Eltern es mir nachgetragen hätten, ich war am Ende meiner Kräfte angekommen.
    Die meisten Gesichter kannte ich. Es waren meist die Gleichen. Die Kinder schrien immer nach der selbstgemachten Limonade, die nach dem Rezept meiner Mutter gemacht war und ich musste ständig für Nachschub sorgen und sie beobachteten mich immer mit neugierigen Augen. Frische Orangen, eine Zitrone, Wasser, etwas Zucker, eine Prise Nelkenpulver und ausreichend Eiswürfel.
    Doch an diesem Morgen war etwas anders. In der Ecke, direkt am Schaufenster saß ein fremdes Gesicht. Weniger Gesicht, als Gestalt. Sein Antlitz versteckte sich unter einer Kapuze und die Kleidung war schon mehr als dreckig. Wieder einer dieser gescheiterten Persönlichkeiten aus der Stadt, die meist auf der Durchreise bei mir vorbeikamen. In der Hoffnung neuen Fuß in einem anderen Bezirk zu fassen.
    Er saß all die Zeit da, starrte nur den Teller an, aber aß nichts. Ich beobachtete ihn aus dem Augenwinkel heraus und er war ein Riese. Obwohl er sich künstlich kleiner machte, konnte man doch erkennen, dass er ein großer Mann war, mit breiten Schultern. Unter ihm verschwand mein metallener Stuhl, mit dem roten Kunstleder Überzügen, vollständig und er schien sich förmlich zu verstecken. Er sah also schon mal nicht aus, als würde er einen baldigen Hungertod sterben, dennoch war er da.
    Der alte Leeroy kam zu mir an den Tresen, als ich gerade neues Brot auf die Ablage stellte und sah mich musternd an. Er war ein stadtbekannter Obdachloser, aber mit dem Herz am rechten Fleck. Sein ungepflegtes Äußeres machte mir nichts aus. Wir unterhielten uns manchmal stundenlang und er war stets großväterlich zu mir. Ich hatte keinen Grund auf ihn herabzublicken, denn ich hätte bald neben ihm liegen können, unter irgendeiner Brücke, wenn sich meine finanzielle Lage nicht rasch ändern sollte.
    „Guten Morgen, Süße. Wieder voller Tatendrang, die Welt etwas zu verbessern?“, fragte er mich und schlug gut gelaunt mit seiner flachen Hand auf den Tresen. Ich schmunzelte und lehnte mich mit meiner Wange auf meine rechte Hand.
    „So wie jeden Sonntag, Leeroy, aber bald müsst ihr euch einen anderen Platz suchen. Ich denke nicht, dass ich es noch lange aufrecht erhalten kann. Seit der neusten Steuererhöhung in diesem Bezirk, kann ich kaum das Hundefutter bezahlen.“
    „Ein Frevel,... Warum weichen immer die guten Dinge von der Erde? Wie wäre es Dia, du ziehst in einem neuen Bezirk und wir alle folgen dir.“, lachte Leeroy laut auf und wendete sein Gesicht in den Raum.
    „Wenn es bloß so einfach wäre. Ich habe nicht die Aussteuer, in einen anderen Bezirk zu ziehen, es sei denn ich würde illegal hinüberwechseln, was ich aber nicht mache, denn es ist verboten.“, murmelte ich. Es war nicht so, dass ich nicht schon darüber nachgedacht hätte fort zu gehen, aber leider musste man einen hohen Betrag zahlen, wenn man in einen anderen Bezirk wollte. So wollten sie sichergehen, dass nicht nur das arme Pack vor Steuern und Kriminalität flüchteten, allerdings wechselten auch viele unbezahlt ihre Heimat, wurden aber meist schon an den bewachten Grenzen geschnappt. Nur ein Besuchervisum öffnete uns die Tore in eine andere Stadt, aber auch nur, wenn eine Verbindung zu einem Bürgen in diesem Bezirk zu finden war. Also war ich dazu verdammt, hier zu Leben, arm und bescheiden.
    „Diese Steuern machen uns alle noch zu Obdachlosen, wenn das so weitergeht.“, knurrte Leeroy und legte ein besorgtes Gesicht auf.
    „Du weißt, dass du dich bei mir ausruhen kannst, wenn es wieder kälter wird. Noch besitze ich meine Farm und ich habe etliche Zimmer frei.“, antwortete ich und legte meine Hand sanft auf seine. Er drehte sich wieder zu mir und sein weißer Vollbart zierte ein Lächeln.
    „Ich weiß meine Gute, aber lieber bin ich ohne Heim, als einem jungen Mädchen wie dir noch zur Last zu fallen. Such dir lieber einen jungen Mann, anstatt einen alten Mann bei dir aufzunehmen.“
    Mein Lachen hallte durch den ganzen Raum und auch das von Leeroy, als es plötzlich von einem Scheppern unterbrochen wurde. Der Raum verstummte und ich sah auf den Fußboden vor den Fremden. Sein Teller zersprang auf meinen weißen Fliesen und der Mann davor krümmte sich vor Schmerzen. Er konnte kaum noch sitzen und fiel letztendlich seitlich vom Stuhl.
    „Oh mein Gott...“, stieß ich aus und rannte um den Tresen herum zu ihm. Leeroy schlich mir nach, während ich dem Mann erst mal versuchte auf zu helfen, aber es war vergebens. Er war für mich tonnenschwer und Leeroy beobachtete alles aus sicherer Entfernung, während manche andere einfach aufstanden und meinen Laden verließen. Suchend sah ich mich um und zerrte weiter an dem fremden Mann und hörte wie er seine Schmerzschreie versuchte zu unterdrücken.
    „Jetzt hilf mir doch!“, blökte ich Leeroy an und er kam langsam auf uns zu. Er streifte den Ärmel des Mannes hoch, wo etliche Nadeleinstiche zu sehen waren.
    „Wie ich es mir dachte,... Ein Drogenjunky aus der Stadt.“, kommentierte Leeroy.
    Kurz hielt ich erschrocken Inne. Seine Arme waren übersät und eigentlich sollte man solche Menschen nur mit Handschuhen anfassen, da man nie weiß, was für Krankheiten sie übertrugen, aber er tat mir Leid.
    Nach einigen Sekunden des stillen Überlegens, versuchte ich es erneut und sah Leeroy auffordernd an.
    „Hilf mir...“, flüsterte ich mit einem strengen Unterton.
    „Lass es, Dia. Schmeiß ihn raus. Solche Leute sind hoffnungslose Fälle und deiner Hilfe nicht wert.“
    „Wo beginnt helfen und wo hören wir damit auf? Bis jetzt hat er mir nichts getan, also hilf mir.“, konterte ich und Leeroy gab nach. Er versuchte den Fremden unter dem anderen Arm zu nehmen und zusammen schafften wir es, ihn zumindest vom kalten Boden auszuheben.
    „Was hat der gegessen? Einen Kleinwagen?“, knurrte Leeroy.
    „Und jetzt?“
    Ich überlegte. Im Restaurant konnte ich ihn nicht lassen. Er erschreckte die Kinder und ich sah aus meinem Schaufenster.
    „Zu meinem Wagen.“, antwortete ich. Wankend und schwankend liefen wir zur Tür und eines der Kinder fasste Mut und öffnete uns die Tür.
    „Danke dir, Sarah, du bist ein Schatz.“, antwortete ich dem mir bekannten Mädchen mit dem blonden Pferdeschwanz, die uns die Tür aufhielt.
    „Wo beginnt helfen...“, wiederholte sie frech und trotz der Anstrengung diesen Riesen zu tragen, konnte ich zumindest lächeln. Der Pickup stand etwas weiter vorne und unter den Augen der gesamten Straße trugen wir ihn zum Wagen. Auf dem Weg dort hin, übergab er sich noch auf dem Gehweg und er schien wirklich in einem miserablen Zustand zu sein. Allerdings hatte er ja nichts gegessen und alles was heraus kam, war säuerlich riechende Magensäure. Mehr schaumartig, als flüssig. Wir lehnte ihn kurz gegen mein Auto und ich schloss auf.
    „Er muss in ein Krankenhaus.“, sprach Leeroy und überrascht sah ich ihn an.
    „Sieht der aus, als besäße er eine Krankenversicherung?“, antwortete ich und wir setzten ihn auf den Beifahrersitz.
    „Und was hast du vor?“
    Wieder überlegte ich und so sicher war ich mir da auch nicht. Ihn einfach aussetzen konnte ich ihn auch nicht. Das wäre nicht sehr christlich gewesen.
    „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst,... Heißt es nicht so?“
    „Es heißt aber auch; Weicht von den Zelten dieser gottlosen Menschen und rührt nichts an, was sie haben, damit ihr nicht auch umkommt durch all ihre Sünde.“
    Ich runzelte meine Stirn. Ich glaubte nicht, dass seine Sucht auf mich übergehen würde, und außerdem, wer sagte denn, dass er gottlos war.
    Ich warf die Wagentür zu.
    „Ich habe entschieden.“, antwortete ich Leeroy, der mir wieder in mein Restaurant zurück folgte. Ich hob den Teller auf und säuberte schnell den Boden. Ich hatte ohnehin nur noch ein paar Minuten geöffnet und hoffte, dass dieser Kerl auf meine Beifahrersitz, mir nicht den gesamten Pickup voll kotzte.
    „Du kannst nicht jeden retten.“, versuchte Leeroy mich zur Besinnung zu bringen, aber biss dabei auf Gestein. Das Restaurant leerte sich danach rasch, was wohl an dem Zusammenbruch des Mannes lag, aber ich war zur Ausnahme einmal froh darum. Ich räumte alles in den Geschirrspüler und roch an meinen schwarzen Haaren. Ich hatte immer noch den säuerlichen Gestank in der Nase und wollte sichergehen, dass mein seitlich geflochtenen Haare, nicht ein paar Spritzer ab bekommen hatten. Unter einen sichtbaren Nasenrümpfen, warf ich meine Haare zurück und öffnete meinen Zopf und fuhr mir einem hindurch.
    „Du bist da draußen ganz alleine. Peters Farm ist 10 Minuten entfernt. Wenn er nun...“, wendete Leeroy seine Bedenken ein.
    „Keine Sorge,... Ich besitze noch das Gewehr von meinem Vater. Sollte er etwas falsches versuchen, dann frisst er Blei.“, antwortete ich und klopfte beruhigend auf Leeroys Schulter.
    Ich ging mit ihm raus und schloss mein Restaurant zu.
    „Du kannst ja nach mir sehen, wenn dein Weg dich zu uns verschlägt.“, lächelte ich den alten Mann an und lief zum Auto zurück.
    „Sei vorsichtig.“
    „Du wolltest doch, dass ich einen Mann mitnehme.“, lachte ich laut und zeigte, mit ausgestreckten Händen, demonstrativ auf meinen Wagen.
    „Gott hat wohl deine Gebete erhört, Leeroy.“
    „So meinte ich das aber nicht. Einen, der zu gebrauchen ist und keinen hoffnungslosen Fall.“, rief er mir nach und ging langsam kopfschüttelnd in die andere Richtung.
    Als ich die Tür öffnete, fiel mir erst auf, dass ich den Mann in einem heißen Auto hatte sitzen gelassen. Etwas, was ich nicht mal meinen Hund angetan hätte. Also kurbelte ich die Fenster nach unten und entschuldigte mich beiläufig bei ihm, der aber nur angelehnt und schnaufend seinen Kopf gegen den Sitz lehnte.
    Ich starrte den Motor und wendete mein Auto. Vorsichtig und langsamer als gewohnt, fuhr ich zurück. Ich wollte wegen der holprigen Strecke nicht noch mehr Magenprobleme hoch beschwören, als dieser Kerl ohnehin schon hatte. Er schien auf Entzug zu sein, aber mit Drogen konnte ich ihm nicht dienen, nur mit einer helfenden Hand und sauberer Kleidung. Er muffelte wirklich wie ein Abwasserkanal und es war gut, dass ich die Scheiben runter gekurbelt hatte.
    Er schien bewusstlos zu sein oder seine Kräfte zu sparen. Er sprach kein Wort, hechelte nur förmlich. Die Hitze machte ihn wahrscheinlich zu schaffen und sein ganzer Körper zitterte.
    Er tat mir wirklich Leid. Wie kaputt musste jemand sein, um sich selbst so zu zerstören. Zur eigenen Ablenkung, schaltete ich das Radio ein. Es war seltsam, in eine Auto mit einer Person zu sitzen, die aber nicht sprach. Um dieses unangenehme Schweigen zu durchbrechen, drehte ich die Musik lauter und fuhr aus der Stadt. Immer mit einem Auge auf ihn gerichtet.
    Leeroys Worte beschäftigten mich ja doch, aber ich wollte es ausblenden.
    Ich hatte Mitleid mit allem und jeden, eine ganz schlechte Angewohnheit wie ich fand, denn irgendwie hatte niemand Mitleid mit mir. Dennoch starb der Gutmensch in mir anscheinend nie.

    • Offizieller Beitrag

    Kapitel 2
    Zurück von den Toten


    Nach einer längeren Heimfahrt als sonst, kamen wir endlich an und ich stieg aus. Ich schloss meine Haustüre auf, wo mir Roger schon bellend entgegen kam.
    Er rannte aus dem Haus und entledigte sich seinem Drang mitten auf dem Acker.
    „Roger,... Roger komm her.“, brüllte ich, das er meist empfindlich auf fremden Besuch reagierte und ich ihn lieber im Haus wissen wollte, als dass er mir den Kerl gleich in tausend Fetzen zerriss.
    Nachdem Roger sein Bein hob und zu mir zurück kam, sperrte ich ihn kurz, unter lauten Protest seinerseits, in die Küche im Erdgeschoss.
    Erst dann lief ich zurück zum Auto und öffnete die Beifahrertür. Völlig erschöpft, schien sich der Mann aus dem Auto zu schaffen, aber er konnte einige Schritte gehen. Mit seinem Kopf stets nach unten geneigt. Keine Fragen oder Gegenwehr war zu hören und ich stellte ihm auch keine. Ich stütze ihn und schleppte ihn in den ersten Stock, wo die Schlafzimmer waren. Durch das Wohnzimmer, die alte Holztreppe hinauf und in das alte Schlafzimmer meiner Eltern. Es war der kühlste Raum dort oben und war in den Süden gerichtet, wo die Sonne nicht hinkam.
    Alles war noch so, als waren sie noch da. Die Kommode meiner Mutter und die Kleider in den Schränken. Ich konnte mich nicht so schnell von ihnen lösen und wollte es auch gar nicht. Es gab mir das Gefühl, das Haus sei noch belebt gewesen und nicht so einsam und ruhig. Zudem hatte das große Bett nun einen Nutzen.
    Aber so wie er war, konnte ich ihn nicht hineinlegen. Verschmutzt, dreckig und in voller Montur. Mit meiner freien Hand zog ich den Stuhl des Schminktisches meiner Mutter zu mir und setze ihn ab.
    Der alte Holzstuhl knarrte unter seinem Gewicht und ich betete, dass er Stand hielt. Hektisch sah ich mich um und sah die nostalgische Waschschüssel auf dem Schrank, die mein Vater benutzte, um sich zu rasieren. Damit bewaffnet lief ich ins Bad und füllte sie mit warmen Wasser und ordentlich Seife. Er blieb sitzen.
    „So, dann wollen wir mal.“, flüsterte ich und stand etwas verwirrt und ratlos über meine weitere Vorgehensweise, in der Zimmertür.
    Ich stellte die Schüssel auf die Kommode und einigte mich erst mal darauf, Hemden meines Vater raus zu suchen, die ihm hätten passen können. Nicht leicht, angesichts seiner Statur, aber ich fand mehrere karierte Hemden, die mir weit genug erschienen. Bei Hosen brauchte ich gar nicht zu gucken, da blieb mir nichts anderes übrig, als die zu waschen, die er trug. Vorerst.
    Ich flocht mein Haar schnell wieder zusammen, da es mir in gebeugter Haltung ständig ins Gesicht fiel und setzte mich vor ihn. Stellte die Schüssel neben mich und versuchte sein Gesicht unter der Kapuze zu erkennen.
    „Ich werde dir jetzt die Kapuze abziehen. Ich hoffe du weißt, dass ich dir nichts böses will.“, flüsterte ich dabei und schlug sie vorsichtig nach hinten um.
    Und er war jünger, als ich dachte. Seine Haare waren ganz kurz geschoren, nur wenige Millimeter lang, aber man konnte erkennen, dass sie dunkel waren. Langsam stand ich auf und ergriff den Pullover ganz unten und zog ihm ihn aus. Er schaffte es kaum mir dabei behilflich zu sein und da vernahm ich ein Klimpern. Eine Halskette mit zwei Anhängern fiel wieder zurück auf seinen Brustkorb und auf das darunter befindliche schwarze Muskelshirt. Ein Soldat also. Kein Wunder, dass er so kaputt war. Sie kämpfen stetig gegen das Verbrechen und sahen Dinge, die wir nur in Horrorstreifen und Aktionfilmen sogar bewunderten. Die Realität sah aber anders aus. Kaum einer entkam dies ohne nicht Narben auf der Seele zu erleiden. Ich warf den Pullover in den Flur und fing an mit einem nassen Tuch sein Gesicht abzuwaschen. Ganz langsam wich der Gestank, dem Duft der Seife. An seinen Armen war ich vorsichtiger, denn die Wunden dort waren noch nicht all zu alt.
    „Dir ist klar, dass wir dich bald in eine Wanne stecken müssen! Das hier ist nur eine kurzfristige Lösung.“, versuchte ich eine Unterhaltung anzufangen, aber bekam keine Antwort. Sein Körper fing wieder an zu zittern und ich zog ihm lieber rasch das Hemd an. Ich stützte ihn wieder und warf ihn förmlich auf das Bett und allein seine Beine wogen gefühlt so viel wie eine Wachmaschine.
    Zum Thema Wachmaschine fiel mir zeitgleich wieder ein, dass ich seine Hose waschen wollte.
    „Lieber Gott verzeih mir...“, nuschelte ich, denn einen fremden Mann zu entkleiden, war so gegen alles was man mir beibrachte, aber es diente immerhin einem höheren Ziel.
    Lass ihn eine Boxershort tragen,... Lass ihn eine Boxershort tragen...“, schrie es in meinem Kopf, während ich zögerlich, mit ausgestreckten Armen, den Knopf öffnete.

  • Nachdem ich heute Nachmittag schon so viel gehört habe, hab ich natürlich sofort reingelesen. Erstmal so ´n paar Klainigkeiten:

    Ich meine Protectoren, kamen zum ersten Mal vor 25 Jahren auf, in Verkleidung Möchtegern-Superhelden


    Da fehlt die ein "von" vor Möchtegern-Superhelden


    Als ich alles verstaut hatte, an diesem Sonntagmorgen, wünschte ich mir manchmal nicht alleine gewesen zu sein


    Öh, die beiden Satzteile stehen für mich irgendwie nicht im Bezug zueinander.

    Ich starrte den Motor und wendete mein Auto.


    startete

    Keine Fragen oder Gegenwehr war zu hören und ich stellte ihm auch keine Fragen.


    Hier hast du zweimla Fragen

    Ein Soldat also. Kein Wunder, dass er so kaputt war. Sie kämpfen stetig gegen das Verbrechen und sahen Dinge, die wir nur in Horrorstreifen und Aktionfilmen sogar bewunderten.


    Normalerweise kümmert sich die Polizei um das Verbrechen. Das Militär wehrt normalerweise nur die Bedrohungen von außerhalb ab - hab ich mal gehört. Weiß aber ja noch nicht genug, über deine Geschichte, schließlich schient alles ein wenig in der Zukunft zu spielen.

    „Lass ihn eine Boxershort tragen,... Lass ihn eine Boxershort tragen...“, schrie es in meinem Kopf, während ich zögerlich, mit ausgestreckten Armen, den Knopf öffnete.


    :thumbsup: Muahaha :rofl: ein wenig kirchlich erzogen, und schon ist die Nackheit wieder ein Frevel. Da kommt dein Humor wieder gut raus, gefällt mir gut :D

    Wie schon im EPOS-Effekt, überzeugt mich auch hier wieder dein Schreibstil. Kopfkino läuft ununterbrochen und du hast an einigen Stellen echt coole Metaphern drin :thumbsup: Mehr davon bitte :thumbsup:

    • Offizieller Beitrag

    Langsam lief ich an das Bettende und zog an seinen Hosenbeinen.
    „Juhuu,... Blaue Bermudas!“, grölte ich und warf erschrocken die Hose hinter mich, als ich merkte, dass ich es laut gebrüllt hatte.
    Peinlich berührt, schnappte ich mir die Hose und seinen Pullover und wollte schon aus dem Zimmer verschwinden, ging aber noch einmal zurück und warf eine Decke über ihn. Aus purer Nervosität erst vollständig über seinen Körper und Kopf, aber ich wollte ihn ja nicht ersticken, also rückte ich sie erst wieder zurecht. Dann lief ich runter und steckte alles in eine Waschmaschine. Eigentlich hätte ich es verbrennen sollen, so wie es roch, aber dann hätte er überhaupt nichts mehr an Kleidung gehabt.
    Ich ließ Roger wieder aus seinem Gefängnis und fütterte danach meinen Hengst Cletus, der in der alten Scheuen stand und an diesem Tag etwas zu kurz kam.
    Ich hielt es für besser, den Fremden erst einmal schlafen zu lassen. Ich erledigte, was in meinem Haus anfiel und hing danach seine Wäsche draußen auf.
    Er musste mich jetzt schon für eine Idiotin halten. In erster Linie, weil ich einfach einen Fremden mit nach Hause genommen hatte. Mich genierte ihn nur anzufassen, nicht aus Ekel, sondern aus Scham und hinzu kam, dass ich ihn einfach im Haus alleine ließ, wo er hätte alles ausräumen können. Wobei, den Trödel hätte man keinem andrehen können, aber ich hatte gehört, dass manche Drogensüchtige schon die seltsamsten Dinge gemacht hatten, um an neuen Stoff zu kommen.
    So zog ich es vor, bis zum Abend zu warten und erst dann wieder einen Blick in das Zimmer zu werfen. Vorsichtig schielte ich um die Ecke und sah ihn auf dem Bett liegen. Er hatte sich zur Seite gerollt und schlief in Fötushaltung.
    Ich räusperte einmal laut in der Tür und sah wie sich sein Kopf zu mir drehte.
    „Hey,... Hi. Wie geht es dir... Ihnen... wie auch immer...“, stammelte ich daher und er sah mich einfach nur an. Dann wendete er seinen Körper und versuchte aufzustehen.
    „Langsam...“, wendete ich erschrocken ein und lief zum Bett.
    „Ich... Wo ist die Toilette?“, stotterte er und zum ersten Mal vernahm ich seine tiefe Stimme. Nicht alt tief, sondern mehr maskulin tief, passend zu seiner Statur wie ich fand.
    Ich zeigte genau neben sich. Ihm muss entgangen sein, dass sich eine weitere Tür in dem Zimmer befand, auf der anderen Bettseite, die in ein kleines Badezimmer mit Wanne und Toilette führte. Allerdings funktionierte dort nicht mehr der Warmwasserzulauf und es eignete sich bloß noch als Toilette. Er rollte sich quasi aus dem Bett und wieder musste ich ihm helfen.
    „Ich hoffe der Rest funktioniert alleine.“, flüsterte ich leise und hoffte es wirklich innig.
    Aber ehe ich überhaupt richtig darauf anspielen konnte, warf er sich vor die Toilette und übergab sich erneut. Er röhrte wie ein Elch dabei, aber der Magen hatte nichts mehr, was er noch hätte hergeben können. Nach einer Weile drückte er die Spülung uns spuckte noch ein paar Mal in die Kloschüssel. Ich stand einfach nur da und wusste nicht wie ich ihm helfen konnte, außer ihm danach eine noch verpackte Zahnbürste zu reichen und eine volle Flasche Mundwasser.
    „Mein Name ist übrigens Diandra, aber die meisten rufen mich Dia.“, sprach ich während er das Mundwasser aufdrehte und einen großen Schluck daraus nahm.
    „Arthmael,... mein Name ist Arthmael...“, stöhnte er und solch einen Namen hatte ich noch nie gehört.
    „Gibt es da auch eine Kurzversion oder...“
    „Arth oder Armel.“
    Er schnaufte und versuchte wieder aufzustehen. Diesmal brauchte er keine Hilfe, wenn auch sein Stand sehr wacklig aussah.
    Jetzt erst bemerkte ich, dass er wirklich verdammt groß war.
    „Heilige Scheiße...“, kam ungewollt über meine Lippen, als er sich vor mir aufrichtete.
    Er war nicht unnatürlich groß, vielleicht fast zwei Meter oder etwas weniger, aber in dem kleinen Bad, mit der kleinen Tür, wirke er wie ein Riese im Puppenhaus. Er war nicht dick oder dünn, sein Körper war ausbalanciert. Passend kräftige Oberarme, zu einem kräftigen Oberkörper. Er musste einmal wirklich sehr viel Sport gemacht haben, aber der gekrümmte Körper verschleierte das.
    „A-A-Armel also und Memo an mich selbst; Etwas in die Fluchdose tun, für die unangebrachten Worte zuvor.“, stammelte und stotterte ich, was das Zeug hielt und merkte nicht, dass ich ihm den Weg zurück in das Bett versperrte.
    Erst als er sich wieder leicht auf meiner Schulter abstützte und versuchte sich an mir vorbei zu schleichen, erwachte ich aus der seltsamen Faszination, die mich gepackt hatte.
    „Warum hilfst du einem Fremden?“, murmelte er, als er das Bad verließ und sich wieder ins Bett schaffte.
    Ich blieb neben dem Bett stehen und sah in seine seltsam bräunlichen Augen. Seltsam deshalb, da ich zuvor nur rötlich braune Augen kannte oder mit einem Grünschimmer, aber seine waren graubraun, fast metallisch glänzend.
    „Warum nicht?“, stellte ich die monotone Gegenfrage und er schlief schneller wieder ein, als er meine Antwort wirklich realisieren konnte.
    Ich kannte mich mit Drogen nicht aus und auch niemand den ich kannte, also war ein bestimmtes Vorgehen dafür für mich völlig fremd. Ich konnte auch niemanden fragen. Deshalb entschied ich, einfach das bestmögliche zu tun, um seinen Zustand zu verbessern. In erster Linie stand für mich, seine Gesundheit zu unterstützen. Ich wusste nicht wie lange er schon abhängig war, aber irgendwas verriet mir, dass es noch keine Jahre waren. Er hatte neben den offensichtlich frischen Einstichen keinerlei Vernarbungen an den Armen, so wie man es aus Filmen kannte, wenn dort jemand schon Jahre an der Nadel hing. Sein Körper schien es abzustoßen oder zumindest war er es nicht gewohnt. Vielleicht hatte er auch eine Überdosis zuvor, aber er selbst machte mir mehr den Eindruck, als litt er an einer schweren Grippe. Es war seltsam. Die Entzugserscheinungen kamen Schubweise. In einer Minute konnte er laufen, in der Nächsten schaffe er es kaum, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
    Das war das seltsame an diesen Suchtmitteln. Sie sollten einen ein besseres Gefühl vermitteln, aber alles was sie taten und immer tun werden, ist das Leben zu nehmen. Deshalb waren in unserer Gemeinde solche Dinge verboten, was nicht bedeutete, dass nicht das Bier in rauen Mengen floss. Kein Fest wurde ohne gefeiert und es ging feuchtfröhlich zu. Das war wohl eine der vielen Verkörperungen der Doppelmoral, die es überall gab.
    Ich stand in der Küche und überlegte, was wohl am geeignetsten für ihn wäre. Roger lag auf dem Fußboden und wimmerte. Er roch den Fremden im Haus, aber ich hielt ihn an der kurzen Leine und verbot ihm nach oben zu gehen.
    Ich glaube das Letzte, was Armel wollte, war ein 90 Pfund schweres Monster im Bett, was ungefähr genauso roch wie er.
    Ich entschied mich für eine leichte Nudelsuppe und rührte einen flüssigen Teig aus Eiern, Mehl, Salz und Pfeffer an und wollte den Teig dann in die Brühe fallen lassen, damit er aufging und für das nötige Eiweiß sorgte. Fleisch wäre zu unverdaulich und schwer gewesen und zudem kotzt sich Steak schlecht, was dafür auch zu teuer war. Ich kochte einen Kräutertee dazu auf und wollte ihn mit Honig süßen. Bescheiden, aber was sollte ich tun. Ich war froh, wenn er das bei sich behielt.
    Aus der Stille in der Küche heraus, schaltete ich das kleine Radio auf meiner Fensterbank an und drehte die Kochplatten hoch. Ich glaubte, das Scheppern der Töpfe war im ganzen Haus zu hören, genauso wie die heitere Countrymusik, die durch das Radio schallte.


    Meine Empfehlung an dieser Stelle:

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    • Offizieller Beitrag

    Angetrieben von der heiteren Musik, sprang ich um Roger herum und schmiss die Zutaten in den Kochtopf. Sowas tat ich meistens, da es sonst wirklich langweilig in dem Haus wurde. Es war wieder einer der Momente, in den ich glaubte, mein Hund schämte sich für mich, da er unter den Esstisch in der Mitte des Raumes verschwand und nur seinen Kopf raus streckte. Mit wippenden Füßen rührte ich alles herum und mit kreisender Mähne schnitt ich noch etwas Schnittlauch wie Petersilie klein und warf sie hinterher. Mein Kochlöffel diente mir zeitweise als Mikro und was ich nun brauchte war ein Suppenteller und Besteck. Also schwang ich meine Hüften zum Schrank, fuhr mit meinem ausgestreckten Arm verführerisch die Arbeitsplatte entlang, schmiss mein langes Haar nach hinten und öffnete ihn. Sah das alles christlich aus? Nein! Machte es Spaß? Ja!
    Die Suppe kochte von alleine und so tanzte ich vor dem Tablett herum, stellte den Tee darauf und ließ aus einer extremen Höhe, langsam den Honig hineintropfen. Den Löffel leckte ich ab und warf ihn in die Spüle. Als ich gerade die fertige Suppe in den Teller füllen wollte, sah ich auf und da stand er. Er füllte fast die gesamte Tür aus und sah zu mir.
    Mir fiel fast der Teller aus der Hand, so erschrocken war ich. Konnte ihn aber im Flug noch auffangen und grinste verlegen drein.
    „Sa-Sa-Sag mal, wie lang stehst du denn schon da?“, stotterte ich verwirrt und stellte den Teller ordentlich auf das Tablett zurück, unter einem noch schamvolleren Räuspern. Er musste sich immer noch abstützen, konnte kaum gerade stehen und ich hoffte, das mein Lärm nicht dafür verantwortlich war, dass er sich nach unten quälte.
    „Seit der Petersilie und dem Schnittlauch...“, murmelte er, aber ich konnte in seiner Stimme etwas wie Belustigung hören. Natürlich ging diese auf mein Konto. Wie von der Tarantel gestochen preschte Roger unter dem Tisch hervor und bellte Armel an. Er hatte ihn anscheinend auch erst jetzt registriert, aber bevor ich etwas zur Beruhigung sagen konnte, beugte sich Armel zu ihm und sah ihm in die Augen. Wie ferngesteuert beruhigte sich Roger wieder und ließ Armel in die Küche. Mein Hund war noch nie bösartig, steckte aber Grenzen fest, die für Armel anscheinend nicht galten. Normalerweise war für Fremde schon an der Haustüre schluss, aber Armel schnappte sich den nächsten Stuhl und setzte sich drauf.
    „Ich hoffe der Lärm hat dich nicht...“, setze ich an, aber er schüttelte schon seinen Kopf.
    „Nein,... Die Stille ist fast unerträglich.“
    Ich nickte, denn das Gefühl kannte ich.

  • Mit den Bermudas wurde dein Prota ja nochmal "gerettet" :whistling:
    Schön auch die Stelle

    Sah das alles christlich aus? Nein! Machte es Spaß? Ja!


    Hoffe mal, Gott lässt dich deswegen nicht in Flammen aufgehen ;)

    Hier noch das, was mir aufgefallen ist an kleinen Fehlerteufeln:

    Ich lies Roger wieder aus seinem Gefängnis und fütterte danach meinen Hengst Cletus, der in der alten Scheuen stand und an diesem Tag etwas zu kurz kam.


    ließ

    Ich hielt es für besser, den Fremde erst einmal schlafen zu lassen.


    den Fremden

    Ich erledigte, was in meinem Haus anfiel und hing danach seine Wache draußen auf


    nicht eher Wäsche?

    „Hey,... Hi. Wie geht es dir... ihnen... wie auch immer...“,


    Immer schön groß schreiben beim siezen, gehört ja etwas Anstand zu ;)

    LG Alopex

    • Offizieller Beitrag

    In der Stille neigen wir Menschen dazu, zu viel nachzudenken und das hatte noch nie etwas Gutes zur Folge. Wenn er schon mal unten war, konnte er auch hier etwas essen. Ich stellte ihm alles hin, aber er trank zuerst nur etwas Tee. Seine Hände zitterten fast unkontrolliert und er konnte kaum die Tasse halten. Immer wieder setzte er ab und schien sich selbst darüber zu ärgern. Ich aß etwas, aber fast mehr im Stehen. Ich betrachtete ihn aus einer sicheren Entfernung und wusste nicht wie ich mich verhalten sollte. Es schien ihm gerade wieder etwas besser zu gehen und wer wusste schon wie lange dies anhalten würde.
    „Wie lange... Wie lange ist die letzte Dosis her?“, fragte ich vorsichtig und er überlegte.
    „Eine Woche...“, murmelte er und damit konnte ich irgendwie nichts anfangen. War das nun viel oder ertragbar? Ich hatte nicht den blassesten Schimmer.
    „Wie ist der weitere Verlauf?“
    „Ich weiß nicht. Ich habe nie zuvor Drogen konsumiert.“, stöhnte er und die Schmerzen kamen anscheinend zurück. Seine Antwort war seltsam. Nie zuvor hatte er Drogen genommen. Aber warum jetzt? Ich dachte kurz darüber nach, bis zu dem Punkt, als sein Körper wieder unruhiger wurde.
    „Okay. Schaffen wir dich wieder ins Bett.“, stieß ich aus und stellte meinen Teller beiseite. Rasch schnappte ich ihn mir und er sah ein, dass die guten Minuten ein jähes Ende hatten.
    So schnell es uns möglich war, stolperten wir wieder die Treppe hinauf und ich legte ihn zurück ins Bett. Ich stellte ihm noch etwas Tee hin und ließ die Suppe im Topf, falls er doch noch etwas essen wollte.
    Auf leisen Pfoten folgte mir Roger, der ebenso Mitleid mit Armel zu haben schien wie ich. Er wimmerte immer leise, wenn Armel vor Schmerzen laut raunte.
    Und es verwunderte mich wieder, dass mein junger Rüde so reagierte. Er musste in Armel etwas gesehen haben, dass wir Menschen erst später erkannten. Es heißt doch immer, dass Tiere den Charakter eines Menschen wahrnehmen können und so musste er spüren, dass von diesem Mann keine Gefahr ausging. Es war ein beruhigendes Gefühl für mich. So konnte ich wie jeden Tag, beruhigt in mein Bett gehen, als ich noch eine Weile vor dem Fernseher verbrachte und die Tür einen Spalt offen lassen.
    Roger hatte ein nervöses Wesen. Wenn ich meine Tür schloss, wollte er ohnehin hundert Mal hinaus und wieder herein.
    Also legte ich mich schlafen und horchte der Nacht. Ich öffnete das Fenster und ließ die kühle Nachtluft hinein, ehe sie am Morgen wieder brennend heiß wurde.
    Die Grillen zirpten, aber es war nicht störend. All diese Geräusche waren mir so vertraut, dass ich glaubte, ohne sie nicht schlafen zu können.
    Bevor ich mich in mein Bett legte, ging ich doch noch einmal zu Armel und riss ebenfalls die Fenster auf. Die Räume wurden schnell stickig und das war das Letzte, was er gebrauchen konnte.
    Roger lief mir nach und sprang auf das Ehebett und legte seinen Kopf auf Armels Beine, der aber endlich zu schlafen schien.
    „Komm her...“, flüsterte ich gereizt, aber wie so oft ignorierte mich dieser Hund.
    Ich zerrte an seinem Halsband, aber er stellte sich stur dagegen.
    „Komm mit!“, knurrte ich und zog weiter, aber da war wohl nichts zu machen.
    „Schon gut. Er stört mich nicht.“, murmelte es leise aus dem Bett.
    „Na schön.“, flüsterte ich zurück und verschwand aus der Tür, aber nicht ohne meinem verräterischen Hund ein paar mahnende Blicke zu zuwerfen.
    „Verräter...“, murmelte ich noch einmal zum Abschied und ging in mein benachbartes Zimmer, rechts vom ehelichen Schlafzimmer aus gesehen.
    Beleidigt über den Wankelmut meines Hundes, verschwand ich unter meiner Bettdecke und deckte mich bis zum Kopf zu.
    Aber der Ärger legte sich schnell. Ich konnte ihm nicht böse sein. Er sah ja selbst, dass es Armel nicht gut ging.
    Kurz darauf gingen auch meine Augen zu, denn ich hatte ja diesen Termin am nächsten Tag. Mit dem Verkauf des Restaurants konnte ich zumindest noch ein Jahr mein Haus halten, was mir Zeit verschaffte, über eine neue Einkommensart nachzudenken. Natürlich brach es mir das Herz, aber ich konnte es nicht mehr ändern. Ich hätte schon reich heiraten müssen, um das Blatt zu wenden, aber das war es mir nicht wert. Außerdem war ich arm wie eine Kirchenmaus, wer hätte mich schon freiwillig genommen, ohne Kind unterm Herzen und das war es mir auch wieder nicht wert. Natürlich gab es einige junge Männer in unserer Gemeinde, die nicht abgeneigt waren, aber meist war es die Sorte, wo ich zuvor hätte einen Gesundheitstest verlangen sollen. Auch wenn wir eine gläubige und kleine Gemeinde waren, manche nahmen das „Seid fruchtbar und mehret euch“ etwas zu wörtlich.
    Wobei das nicht immer nur von den Männern ausging. Wir hatten auch einige junge Frauen in der Gemeinde, die förmlich die verbotene Frucht auf der Stirn geschrieben trugen.
    Ich fand das immer sehr amüsant. Die entsetzen Gesichter der Familie, die Schamröte in den Gesichtern der Betroffenen, der Pfarrer, der zu Beginn der Messe kopfschüttelnd an der Tür stand und die Personen mit seinen Blicken musterte. Es war herrlich.
    Mich betraf so etwas nie, auch wenn sich das nun geändert hatte. Die Nachricht darüber, dass ich einen fremden, drogensüchtigen Mann bei mir aufgenommen hatte, würde sich wie in Lauffeuer verbreiten. Da war ich mir sicher.
    Aber ich kannte die Wahrheit und Gott auch und der Rest sollte sich nur die Mäuler verbrennen. Immerhin lagen sie falsches Zeugnis ab und nicht ich.

    • Offizieller Beitrag

    Tief in der Nacht erwachte ich, als ich das Jammern meines Hundes vernahm.
    Schlaftrunken drehte ich mich zur Tür und dann konnte ich auch Armel hören. Er schien wieder Schmerzen zu haben. Aufgeschreckt davon, warf ich die Decke von mir und betrat den kalten Holzfußboden und lief ins andere Zimmer. Ich sah wie er sich krümmte und umher wälzte.
    Sofort zerrte ich Roger vom Bett, fühlte Armels Stirn und sie war glühend heiß. Sein Körper kämpfte gegen das Gift, welches sich noch in ihm befand. Ratlos, das war der Zustand indem ich mich befand. Ängstlich, das Gefühl, was sich in mir breit machte. Ich lief sofort ins Bad und holte ein kleines Handtuch.
    Unter dem ohnehin ewig kalten Wasser aus dem Hahn, machte ich es vollständig nass und versuchte es auf seine Stirn zu legen, aber er konnte nicht ruhig liegen bleiben. Ich sprang wieder aus dem Bett und lief in die Küche.
    Panik, mein schattenartiger Freund aus der Dunkelheit, suchte mich dabei heim. Im alten Medizinschrank suchte ich nach übriggebliebener Medizin, die vielleicht noch haltbar war. Ich schmiss alles raus, was nach unbrauchbaren Zeug aussah und fand ein paar fiebersenkende Mittel. Sie waren noch von meiner Mutter, die zuletzt an Bauchspeicheldrüsenkrebs starb. Zu meinem Glück waren die Pillen noch ein ganzes Jahr haltbar und ich drückte zwei heraus.
    Ein Glas Wasser nahm ich auch gleich mit und rannte eilig wieder in das Schlafzimmer.
    Ich setzte mich neben Armel und versuchte seinen Kopf ruhig zu halten. Ich wollte ihm nicht weh tun, wobei meine Berührungen sein geringstes Problem waren. Er biss seine Zähne aufeinander und das Bett knarrte unter uns. Verzweifelt versuchte ich ihn zu beruhigen und stellte erst einmal das Glas Wasser weg, ehe es gänzlich auf den Laken landete. Seine Augen waren fest geschlossen, so dass sich kleine Falten an den Augenwinkeln bildeten. Ich glaubte der Schmerz musste unerträglich sein. Ich rutschte immer näher und bekam seinen Kopf zu fassen. Ich hielt ihn fest und versuchte, mit meiner rechten Hand, die Tabletten in seinen Mund zu bringen, aber es war fast hoffnungslos. Er presste so fest seine Zähne aufeinander und zuweilen seine Lippen, dass ich schon eine Schraubzwinge gebraucht hätte.
    „Lasst mich los!“, fing er an zu brüllen und ich vermutete langsam, dass er sich in einer Art Fieberwahn befand. Kein Wunder, er glühte immer mehr.
    Die Anstrengung seiner Bewegungen schindeten seinen Körper zunehmend. Ich setzte mich leicht hinter ihn und legte seinen Kopf auf meine rechte Schulter. Mit beiden Händen umfasste ich sein Gesicht und drückte ihn an mich. Eigentlich hätte mir solch eine Nähe zu einem fremden Mann zu denken geben sollen, aber in meiner eigenen Panik blendete ich alles aus.
    „Scht... Ist schon gut,... Ist schon gut!“, sprach ich beruhigend auf ihn ein, aber er schrie weiter. Roger lief nervös hin und her und wusste genauso wenig, was zu tun war.
    „Du hältst das durch. Du bist gefühlte zwei Meter groß, das schaffst du schon.“, flüsterte ich ihm in sein linkes Ohr und so langsam wurden seine ruckartigen Bewegungen ruhiger. Ich nutzt den Moment und beugte mich leicht neben ihn.
    „Hier! Das hilft gegen das Fieber.“
    Seine Stirn war schweißgebadet, aber er verstand und registrierte mich wieder. Er öffnete seinen Mund, damit ich ihm die Tabletten verabreichen konnte und rutschte danach wieder nach unten. Immer wieder stieß er einen schmerzerfüllten Laut aus, aber er wurde ruhiger. Ich saß da. Eingepfercht zwischen Bettende und seinem Kopf, der halb auf meinem Schoß lag. Mein hellgrüner Pyjama war mir plötzlich peinlich, da er mindestens schon zehn Jahre alt war und genauso verwaschen aussah. Gut, es war dunkel, aber ich wusste ja wie er im Licht aussah.
    Plötzlich brach wieder diese Stille herein, die wir beide nicht leiden konnten. Das Einzige was man hörte, war das Hecheln von Roger, der sich diesmal vor das Bett legte.
    Ich stopfte eines der vielen Kissen hinter meinen Rücken, damit ich nicht gegen das starre Holz lehnte, was mir nach einer Zeit Rückenschmerzen bescherte. Wenn er schon schlief, wollte ich ihn nicht durch unnötige Bewegungen wieder wecken, also blieb ich dort sitzen. Irgendwann, ich weiß nicht wann, schlief ich auch wieder ein und wurde noch vor meinem Wecker wach. Jedoch spürte ich umgehend, dass etwas anders war. Das Gewicht auf mir fehlte. Langsam öffnete ich meine Augen und sah mich um.
    „Roger?“, rief ich zuerst nach meinem Hund, aber er war nicht da. Dann sprang die Dusche an. Die, die sich im Flur angrenzenden Bad befand.
    Hatte sich Armel aus dem Bett geschafft, um duschen zu gehen? Naja, Roger war es wohl kaum. Ich schob die Decke von mir und lief auf das plätschernde Geräusch zu. Reflexartig öffnete ich die Tür, ohne wirklich darüber nachzudenken. Immerhin war es mein Haus und nie zuvor musste ich mich in Zurückhaltung üben.
    Erst erblickte ich Roger, der auf den kleinen rosanen Teppich vor der Dusche lag.
    Beim zweiten Blick erkannte ich Armel unter der Dusche. Seine rechter Ellenbogen lehne an der Duschwand und er ließ das Wasser einfach nur auf seinen Rücken niederprasseln.
    „O-O-Oh Maria, heilige Mutter Gottes.“, antwortete ich überrascht und schlug die Tür wieder vor mir zu. Umgehend nahm mein Gesicht die Farbe der aufgehenden Sonne an. Eine Mischung aus den verschiedensten Rottönen.
    Natürlich Dia, er stellt die Dusche an, um sich die Zähne zu putzen,... Wie dumm bist du eigentlich...“, dachte ich nach und schlug mir meine flache Hand ins Gesicht und fuhr sie langsam hindurch.
    Dann dachte ich wieder an seine Wäsche, die ich aufgehangen hatte. Noch im Pyjama rannte ich nach draußen und warf ihm danach die Hose ins Bad.
    Immer noch beschämt ging ich hinunter. Ich wollte mich mit Frühstück ablenken, von Dingen, die ich nicht sehen sollte, aber bereits gesehen hatte.
    Ab jetzt hätte ich ihn auch komplett wachen können, es hätte keinen Unterschied mehr gemacht
    Verschwindet ihr bösen Gedanken...“, ermahnte ich mich selbst und zog mich um.

  • Du hältst das Niveau. Ich hab das Gefühl, das wird eine Geschichte aus Peinlichkeiten und Situationskomik. Wenn ja, dann übertreib ruhig noch ein wenig so wie im Chat, wird super :thumbup:

    Was das nun viel oder ertragbar?


    war

    Er musste in Armel etwas wahrnehmen, dass wir Menschen erst später erkennen. Es heißt doch immer, dass Tiere den Charakter eines Menschen wahrnehmen können und so musste er spüren, dass von diesem Mann keine Gefahr aus ging


    hier hast du 2x wahrnehmen hintereinander und ausging wird zusammen geschrieben

    Seine Stirn war Schweiß gebadet, aber er verstand und registrierte mich wieder.


    In diesem Fall schreibt man das glaube ich klein und zusammen, weil es ein Adjektiv ist. Korrigiert mich, wenn ich mich irre

    Umgehend nahm mein Gesicht die Farbe der aufgehenden Sonne an.


    Oh wie schön :thumbsup: Herrliche Metapher!

    LG Alopex

    • Offizieller Beitrag

    Ich hatte noch etwas Zeit, bis ich in die Stadt musste und schnitt Brot zurecht und stellte die Butter auf den Tisch. Doch plötzlich vernahm ich das Geräusch eines aufheulenden Motors. Dies konnte nichts Gutes verheißen, wenn sich ein Auto zu mir verirrte. Langsam schritt ich zur Tür und sah Gretchen. Unsere Sünderin Nummer Eins in der Gemeinde, aber eine ehrliche, irgendwo liebenswerte Haut. Sie konnte allerdings auch nerven.
    Sie stieg eilig aus dem Auto und streifte sich ihre blonden, lockigen Haare hinter die Ohren.
    Als sie mich hinter dem Fliegengitter erspähte, winkte sie mir zu und nur zögerlich erwiderte ich es.
    „Das hat mir gerade noch gefehlt! Bleibt mir denn nichts erspart?“, murmelte ich falsch lächelnd und öffnete ihr die Tür.
    „Stimmt es?“, ergriff sie gleich meine Hand und schrie es mir förmlich mit ihrer hohen Stimme entgegen.
    „Was denn?“, fragte ich verwirrt. Lieber erst mal genauer nachfragen, bevor man antwortet, war hierbei die Devise.
    „Das du einen drogensüchtigen Obdachlosen aufgenommen hast. Er soll etliche Banken überfallen haben und auf der Flucht sein.“
    „Die stille Post funktioniert also noch...“, murrte ich und sah sie skeptisch an.
    „Die Frau von Pfarrer Morrison hat es mir erzählt. Stimmt es also?“
    Freute sie sich etwa? Voller Euphorie stand sie da, als hätte ich im Lotto gewonnen. Die hatte ja keine Ahnung. Ich war hundemüde und so eine gepeinigte Seele eignete sich nicht zum Prahlen.
    „Naja,... Also. Er ist schon... Aber das mit den Banken glaub ich nicht und von Flucht weiß ich auch nichts, aber solange es die Frau vom Pfarrer weiß, bin ich ja beruhigt.“, antwortete ich sarkastisch und Gretchen verstand die Anspielung.
    Sie hob erwartungsvoll ihre rechte Braue an und sah sich um.
    „Wo ist er?“, fragte sie trocken.
    „Er war noch unter der Dusche, er wird sich gerade... Sag mal was willst du eigentlich?“
    „Ich war nur neugierig.“, grinste sie hämisch.
    Dann hörten wir beide die Stufe der Holztreppe. Es waren langsame Schritte und Roger ging voraus.
    Gretchen schielte um die Ecke und aus dem Schatten der Treppe trat er. Er trug das Hemd meines Vaters und wieder seine Jeans. Gretchens Augen weiteten sich, als sie Armel erblickte. Ich glaubte, sie hatte mit einem abgehalfterten Kerl gerechnet, der nur aus Haut und Knochen bestand. Im Gegensatz zu ihrer Vorstellung stand Armel.
    „Na hallo.“, flüsterte sie und stieß meinen Oberarm an.
    „Den hätte ich auch mitgenommen.“
    „War es das jetzt?“, knurrte ich nervös aus meinem beschämten Grinsen, da es mir so vorkam, als sei Armel ein seltenes Tier, was man betrachten wollte. Er stütze sich immer noch leicht an der Wand ab, aber es schien ihm schon besser zu gehen.
    Zum Glück, ansonsten hätte Gretchen eine super Vorstellung bekommen und das gleich weitergetragen.
    Ich schmiss Gretchen förmlich hinaus. Ich machte ihr klar, dass ich einen Termin hatte und jetzt keinerlei Interesse ihr Frage und Antwort zu stehen. Natürlich wehrte sie sich, aber ich bat sie innig, zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu kommen. Auf dieses Angebot ließ sie sich ein. Als hätte sie einen zweiten Besuch ausgeschlagen. Nein, nicht Gretchen. Sie würde jetzt ohnehin ihrer Mutter Bericht erstatten und wie das ausfiel, konnte ich mir am nächsten Sonntag anhören.
    Erst als der aufwirbelte Staub ihrer Reifen verschwand, ging ich zurück ins Haus.
    „Es tut mir wirklich so Leid. Ich hoffe du denkst jetzt nicht, dass hier ständig Besucher rein schneien.“, entschuldigte ich mich ehrlich bei Armel, der sich in die Küche schaffte.
    „Es ist nicht schlimm, wirklich. Ich bin Schlimmeres gewohnt.“, antwortete er angestrengt und setzte sich wieder auf den gleichen Stuhl, direkt an der Küchentür. Nachdenklich stand ich im Türrahmen.
    „Ich muss jetzt wirklich in die Stadt. Geht es denn alleine hier?“, fragte ich nervös.
    „Ja...“, stöhnte er.
    „Ich beeile mich. Falls etwas ist, ich habe mein Handy dabei. Ich schreibe die Nummer auf einen Zettel und lege ihn neben das Telefon im Wohnzimmer und bitte, räume mir nicht mein Haus aus.“
    „Werde ich nicht, keine Sorge.“
    Dank Gretchens Besuch etwas in Eile, packte ich meine Sachen und die Besitzurkunde des Restaurants ein.
    Ich war aufgeregt. Ich gab wieder einen Teil meiner Existenz auf und dabei war mein Vater gerade vor einem Jahr verstorben. Ich versuchte es ja, aber ich hatte nach der Schule keine Gelegenheit einen anderen Beruf zu ergreifen. Ich sollte direkt das Restaurant übernehmen, in der Zeit, wenn mein Vater nicht da war.
    Ich sprang aus dem Haus und setzte mich wieder in meinen Pickup. Kurz hielt ich Inne. Es war ein schwerer Gang und eine schwere Entscheidung, die ich zu treffen hatte, aber zurück konnte ich nicht mehr. Natürlich hätte ich den Käufern absagen können, aber dies hätte meine Probleme nur vergrößert.
    Also fuhr ich los und versuchte es als eine Art neuen Anfang zu sehen, obwohl es eindeutig der Anfang vom Ende war. Wenn ich nicht binnen eines Jahres ein regelmäßiges Einkommen hatte, verlor ich auch die Farm.
    Also handelte ich alles schnell ab. Die Käufer, ein Ehepaar aus der Stadt in gehobener Kleidung, sahen sich die Räume an. Sie unterhielten sich schon mit dem Makler, welche Wände weichen mussten und wo der große Rechner stehen würde, mit einem Verkaufsabteil für Computerzubehör. Ich spürte wie ich die Urkunde in meinen Händen quetschte. Ihr Reden machte mich wütend und meine Gedanken wurden düster. Am Liebsten hätte ich die arrogante Frau an ihrer fein säuberlich gesteckten Frisur gepackt und dann mit ihrem Gesicht über meine Theke geschleift.
    Sie ließen sich absichtlich Zeit und bemängelten jeden Riss in der Wand und jede Kerbe im Fußboden. Sie musterten die Toiletten und immer wieder tauschten diese beiden Neureichen Küsse und Streicheleinheiten aus. Es war ekelhaft. Ich machte mir nicht einmal die Mühe, mir ihre Namen einzuprägen. Sie sahen aus wie alle Städter und verhielten sich auch so.
    Dann plötzlich, stellte sich der Mann mir gegenüber.
    „Wir wären bereit dafür 54 000 zu zahlen.“
    Erschrocken und wütend zugleich starrte ich ihn an.
    „Ausgemacht waren aber 64 000!“, antwortete ich mit einem fragenden Blick und sah den Makler an, der nur mit seinen Schultern zuckte.
    „54 000 und keinen Schein mehr, ist diese Bruchbude wert.“, ergänzte die Frau und in mir kroch die Wut immer weiter hinauf.
    „60 000!“, fing ich an zu verhandeln, denn jeder Cent weniger, schmälerte mein Zeitfenster.
    „55 000 ist unser letztes Angebot!“
    „Jetzt weiß ich wie es ist, seine Seele an den Teufel zu verkaufen.“, flüsterte ich, aber der Mann überging meine Worte.
    „Miss, sie können es sich gerne überlegen, aber niemand wird ein so renovierungsbedürftiges Gebäude mitten im Nirgendwo kaufen wollen.“, versuchte mich jetzt auch der Makler zu beeinflussen. Ich stand umringt von ihnen. Ich fühlte mich so eingeengt. Sie alle betrachteten mich und warteten auf meine Reaktion, während sich in mir sehr unchristliche Bilder zusammenfügten.
    Aber es half ja nichts. Sie hatten ja noch recht und das tat mir am Meisten weh. Seit Wochen wartete ich auf Interessenten und das waren die Einzigen. Weitere steuerliche Abgaben konnte ich mir nicht leisten und so war ich gezwungen zu unterschreiben. Ich war leibhaftig dazu gezwungen und das wussten sie.
    Sie versicherten mir das Geld schnellst möglich auf mein Konto zu überweisen und ich knäulte die Kopie boshaft zu einem kleinen Papierball und steckte ihn ein.
    Sehr rasch löste ich die Schlüssel von meinem Bund und stürmte zur Tür hinaus.
    Schreiend vor Wut, der Menschheit so ausgeliefert gewesen zu sein, setzte ich mich in mein Auto und ließ den Motor aufheulen.
    Das Gaspedal trat ich durch und verschwand so schnell wie möglich aus der Stadt.
    Arroganz, Eitelkeit und Falschheit. Noch nie kam etwas Gutes aus der Stadt.
    Mit meinem Ellenbogen wich ich mir die Tränen aus meinem Gesicht. Es war vorbei. Wieder hatte ich eine Schlacht verloren, denn mein Leben war ein einziger Krieg.
    So schnell wie ich zu Hause war, dachte ich, ich hätte einen neuen Rekord gebrochen. Ich legte eine Vollbremsung hin und ließ den Wagen stehen wie er zum Stillstand kam. Es war mir auch egal. Es war mein Grund und Boden und darauf machte ich, was ich wollte.
    Wutentbrannt bekam ich, nach dem Aussteigen, die leere Blumenvase auf der Veranda zu packen und warf sie über den staubigen Boden.
    Ein lauter Schrei folgte ihr.
    Ich stürmte ins Haus und nahm mir den alten Rum meines Vaters zur Hand und schenkte mir einen großen Schluck ein.
    In einem Zug trank ich das brennende Gesöff und schlug das Glas auf die Arbeitsplatte in der Küche. Aufgeschreckt von meinem Verhalten, konnte ich hören wie Armel zur Treppe lief und nur wenige Stufen hinunter kam.
    Ich hörte das Knarren des Holzes und schenkte noch einmal nach.
    „Habe ich nicht alles getan, was von mir verlangt wurde? War ich nicht stets hilfsbereit und opferte mich für andere auf? Was verlangt Gott von mir? Wann widerfährt auch mir mal etwas Gutes? Nein. Nie, wahrscheinlich! Immer wieder nimmt mir der Herr alles! Erst meine Mutter, dann meinen Vater und nun mein Erbe. Ich bin gütig, aber ich bekomme keine Güte zurück...“, schrie ich und warf das volle Glas an die Wand.
    „Alles was ich bekomme ist Leid und noch mehr Leid. Was ist dein ach so göttlicher Plan?“, brüllte ich der Zimmerdecke fragend entgegen und erst jetzt hörte ich erneut die Stufen knarren.
    Armel bog um die Tür und sah mich musternd an. Mein Gesicht war vom Weinen gezeichnet, aber ich hatte ihn in schlimmeren Situationen gesehen, so dass mir dies nicht peinlich war.
    „Kannst du mir sagen, was ich noch tun kann, um ihn zu strafen? Ich bete schon seit dem Tod meines Vaters nicht mehr, vielleicht ist das die Strafe dafür. Selbst in der Kirche verstummen meine Gedanken, aber er gibt mir kein Zeichen, dass alles Gut werden wird. Es wird nur schlimmer.“, wendete ich mich an Armel, der seine Arme betrachtete und mich danach wieder ansah.
    „Hör auf an ihn zu glauben. Es gibt keinen Gott. Es gibt bloß uns oder andere Wesen, aber kein allmächtigen Herrn, der unsere Gebete erhört.“, antwortete er trocken, aber zur Abwechselung mit fester Stimme.
    Aber das konnte ich nicht. So wurde ich nicht erzogen.
    Natürlich war es auch nicht sehr christlich mit dem Beten aufzuhören, aber ich war wütend. Ich war so unglaublich wütend auf alles. Ich schluckte es an jedem Tag hinunter, aber es erklimmte immer wieder meine Seele. Ich war wütend auf Gott, auf die Kirche und ja, am Meisten auf mich. Ich empfand es als stetige Strafe, ich zu sein. Morgens zu erwachen und nicht zu wissen, welches Unheil wieder an diesem Tag auf mich lauerte wie die Augen eines Raubtieres, das auf seine Beute wartete. Ich war die Beute. Eindeutig, und nur einmal wollte auch ich das Raubtier sein, aber das war mir nicht bestimmt.

  • Gut geschrieben. Ich selbst kenne solch wiederliche Situationen und kann sehr gut mit deinem Prota mitfühlen. Ist alles authentisch für mich

    • Offizieller Beitrag

    „Hast du niemals daran gedacht, dass dort oben niemand ist? Das wir, die Schmieden unseres Glückes sind und gleichzeitig unsere Henker?“, fragte er mich und natürlich hatte ich das, aber mein Glaube war tief in mir verankert, auch wenn ich zur Zeit meine Zweifel hatte. Es gab immer Menschen, selbst in der Bibel, deren Glauben einmal schwächer wurde, aber denen erschien Gott und gab ihnen eine Aufgabe. Warum also mir nicht? Er musste mir ja nicht wahrhaftig erscheinen oder mir einen Engel mit brennenden Schwert schicken. Es hätte mir schon gereicht, wenn ich einen Pfad gesehen hätte. Ein Licht im Dunkel, aber ich verfiel nur mehr der Finsternis. Doch dann sah ich Armel an. War vielleicht er mein Zeichen? Und selbst wenn, was für ein Zeichen war er? Ich fasste zusammen: Wir beide konnten keine Stille leiden. Wir beide waren anscheinend alleine und hatten niemanden. Ich half ihm seiner Sucht zu entkommen und er mir meinen Glauben zu stärken, indem er dagegen sprach. Denn, sobald mich einer vom Gegenteil überzeugen wollte, wurde ich umso starrer in einer Sache, von der ich überzeugt war.
    Armels Hände zitterten immer noch, aber er bekam etwas Farbe in sein Gesicht.
    Ich hatte so viele Fragen an ihn, wusste aber nicht, wo ich anfangen sollte oder wie.
    Wie fragt man jemanden über sein Leben aus?
    „Wie,... Wie kamst du zu den Drogen? Hattest du Probleme?“, räusperte ich etwas verlegen. Er atmete schwer aus und wieder betrachtete er seine Arme.
    „Du musst nicht antworten, wenn du nicht willst. Ich dachte nur...“
    „Nein. Ist schon gut. Ich bin dir wahrscheinlich einen Teil meiner Geschichte schuldig, da du mich schon aufgenommen hast und mir hilfst. Aber alles kann ich dir nicht wiedergeben, ist vielleicht besser so, wenn du nicht jede Einzelheit kennst.“
    „Okay.“, antwortete ich langezogen.
    „Wie du bestimmt schon ahnst, war ich eine Art Soldat. Auch ich versuchte rechtschaffend zu sein und die zu schützen, die es selbst nicht konnten. Frauen, Kinder und allgemein schwächere Mitglieder unserer Gesellschaft. Ich arbeitete Undercover, mit einigen anderen und versuchte einen der größten Drogenringe zu entlarven, die mit mehreren anderen Bezirken munter Handel trieben. Allerdings kam ich zu weit in das Milieu hinein. Soweit, dass ich die Drahtzieher fast greifen konnte. Allerdings flog meine Tarnung auf, ich wurde gefangen genommen und bekam ein paar kostenlose Proben ihres Stoffes zu spüren. Zwei Wochen lang spritzten sie mir das Zeug in die Arme, bis sie so gnädig waren mich in einen Fluss zu werfen. Zu meinem Glück sog mich ein Abwasserkanal an und so überlebte ich. Ich kehrte zu den Leuten zurück, denen ich glaubte vertrauen zu können, aber sie vertrauten mir nicht mehr. Sie dachte, da ich so weit vorgedrungen war, dass ich der Versuchung nicht widerstehen konnte und somit war ich unglaubhaft geworden. Alle waren der Meinung, ich sei drogensüchtig, bildete mir meine Aussagen nur ein und sie warfen mich schlussendlich raus. Ich bekam eine unehrenhafte Entlassung, die Frau, mit der ich 7 Jahre zusammenlebte, verließ mich noch am gleichen Tag. Schutzlos, und ohne Rückendeckung meiner Leute, wäre schnell herausgekommen, dass ich noch lebte, also verließ ich die Stadt und kehrte jedem den Rücken. Was beiläufig gesehen absolut unwichtig war, denn sie kehrten ihn mir zuerst.“, erzählte er mir mit müder Stimme, denn er musste diese Geschichte schon hundert Mal in seinem Kopf erzählt haben. Ich hingehen muss ausgesehen haben, als klaffte mein Kiefer zwischen meinen Knien. Er tat mir nun noch mehr Leid. In Ausübung seiner Pflicht, wurde er fast umgebracht und niemand wollte ihm glauben. Aber ich tat es. Er passte nicht in das Profil eines einfachen Obdachlosen und so eine Geschichte wäre in meiner Gegenwart unnötig gewesen. Immerhin nahm ich ihn sogar mit der ersten Vermutung mit zu mir. Zudem schrie er im Fieberwahn, man sollte ihn loslassen, das war nicht gespielt, nicht in seinem Zustand.
    Sprachlos stand ich da. Er hatte noch weniger, als ich. Ich besaß noch so etwas wie ein zu Hause. Nein. Ich hatte ein zu Hause, er nicht einmal saubere Wäsche.
    Es zeigte mir, dass ich mich über ein verlorenes Restaurant aufregte, aber er alles verloren hatte.
    Sein ganzes Leben war dahin, obwohl er immer nur Gutes tun wollte.
    „Du kannst gerne erst mal hier bleiben. Ich denke nicht, dass sich diese Drahtzieher hierher bewegen und selbst wenn, sind schneller hunderte Schrotflinten auf sie gerichtet, als sie Drogensucht buchstabieren können.“
    Zum ersten Mal sah ich Armel lächeln, auch wenn ich nicht damit rechnete, dass er diesen Kommentar ernst nahm.
    „Ich will mich aber nicht länger aufdrängen. Ich sollte versuchen in den nächsten Bezirk zu kommen, vielleicht glaubt mir dort jemand. Aber besser wäre es, wenn ich bis dahin keine Entzugserscheinungen mehr habe.“, antwortete er und ballte seine beiden Hände zu Fäusten, um dem Zittern zu entkommen.
    „Gut, dann bleibst du solange, bis es dir wirklich wieder gut geht, ich habe etwas Gesellschaft und du kannst dich erholen. So hat jeder etwas davon.“
    „Keine Sorge, ich werde dir nichts schuldig bleiben. Ich werde es dir irgendwie wieder zurückzahlen, dass du so gastfreundlich bist und das zu einem Fremden, den du nicht einmal kennst.“
    Ich winkte beschämt ab. Ich tat das ja nicht, weil ich mir eine Gegenleistung erhofft hatte. Ich wollte nur etwas tun, was ich für richtig hielt. In dem Falle war es, einem fremden Mann zu helfen.
    „Oder du siehst mir einfach noch ein paar Mal beim Duschen zu. Dann sind wir quitt.“, schoss er hinterher und wieder errötete mein Gesicht.
    „D-D-Das war nicht meine Absicht. Als ich sah...“
    „Schon gut.“, lachte er, aber verkrampfte zeitgleich wieder seine Hände.
    Sein Gesicht verzog sich schmerzverzerrt und mir war klar, dass der gute Moment ausgereizt war.
    „Leg dich wieder hin. Ich bringe dir etwas zu Essen und dann sehen wir weiter.“
    Armel stand auf und folgte meinem Rat. Er konnte schon viel besser laufen und wirkte nicht mehr all zu gebrechlich. Mir kam es fast vor wie eine wundersame Heilung. Sehr schnell, aber vielleicht lag es daran, dass er zuvor körperlich sehr fit war und niemals Drogen konsumierte. Ich dachte immer, so etwas würde Monate dauern, aber was wusste ich schon.
    Er trottete langsam nach oben und ich wärmte das Essen vom Vortag wieder auf. Mir hing der Magen auch durch und der Schnaps brannte nach. Roger folgte Armel wieder nach oben, als brauchte er Geleitschutz. An der Treppe hielt Armel noch einmal an und rief meinen Namen. Ich sah um die Tür herum und sah ihn dort stehen. Ein verschwitztes Lächeln zierte sein Gesicht, während er an das Geländer griff.
    „Danke,... Wirklich. Ich danke dir.“, sprach er und mein Lächeln war von schüchterner Natur.
    „Gern geschehen.", antwortete ich und er ging nach oben.
    Während er verschwand überlegte ich wie ich ihm den Aufenthalt etwas angenehmer gestalten konnte. Etwas Unterhaltung konnte ihm nicht schaden, also lief ich ins Wohnzimmer und steckte den Fernseher aus.
    Ich hob das schwere Gerät an und trat damit die Treppe hinauf. Ich konnte mich erinnern, dass hinter der Kommode ebenfalls ein Kabelanschluss verlief und dann wäre es zumindest nicht mehr so still in dem Zimmer.
    Gesagt, getan. Ich trug also dieses schwere Gerät ins Schlafzimmer, woraufhin mich Armel zuerst seltsam ansah und dann so schnell es ihm möglich war aufsprang und nach dem Fernseher griff.

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    „Es geht schon.“, beschwerte ich mich, da er eindeutig ins Bett gehörte, aber er ließ nicht zu, dass ich dieses museumsreife Relikt trug.
    „Was wäre ich für ein Mann, wenn ich dich das tragen lassen würde. Ob geschwächt oder nicht.“, maulte er und klemmte ihn förmlich unter seinen Arm. Bei ihm sah der Fernseher aus, als sei er ein leerer Pappkarton.
    Schnell schob ich die Kommode beiseite und ließ Armel den Fernseher darauf abstellen. Er ragte zwar einige Zentimeter über diesen Schrank, aber er stand zumindest stabil. Nach dem Anschließen, schob ich die Kommode wider an die Wand und übertrug Armel die Fernbedienung.
    „So. Jetzt hast du Beschäftigung. 500 Kanäle und nichts Gutes dabei.“, lachte ich und er sah mich fragend an.
    „Und was ist mit dir?“, wollte er wissen. Ich zuckte mit den Schultern, denn was sollte schon mit mir sein.
    „Vielleicht solltest du das Essen hier rauf verlegen und wir können uns was gemeinsam ansehen. Das Bett ist groß genug und ich schwöre dir, es läuft kein Sport.“, bot er mir an und mein Blick wanderte zum Bett.
    „Ja...“, sprach ich wieder einmal in einem sehr langgezogenen Ton und wirkte verunsichert.
    „... Weißt du, das halte ich für keine gute Idee.“
    „Warum nicht? Hast du Angst vor mir?“
    „Nein. Das nicht, aber ich denke nicht, dass es Gott gerne sieht, wenn zwei junge Menschen in einem Bett liegen,... Vor allem in einem Ehebett. Das ist irgendwie nicht richtig.“
    Ich konnte Armel seine Verwirrung ansehen. Er kam aus der Stadt und kannte unsere Gepflogenheiten nicht.
    „Und was war heute Nacht?“, stieß er plötzlich fragend aus und ich wollte antworten, aber stand nur mit leicht geöffneten Mund vor ihm und erhob meinen rechten Zeigefinger.
    „D-Das war eine völlig andere Situation. Ich denke, da konnte ich eine Ausnahme machen. Immerhin hattest du starke Schmerzen.“, stammelte ich und Armel ging zum Bett.
    „Ich glaube,... Nein. Ich bin mir sicher, dass die Schmerzen wieder kommen. Ja, ich spüre sie schon. Also? Wie sieht es aus, Frau Doktor? Würden Sie mir zur Sicherheit etwas Gesellschaft leisten?“
    Meine rechte Braue hob sich skeptisch. Wollte er, dass ich Gott absichtlich belüge, indem ich sein Schauspiel ernst nahm?
    „Gott kennt immer die Wahrheit. Er sieht sie in unserem Herzen. Er wüsste, dass ich ohne besonderen Grund daliegen würde.“
    „Gott, Gott, Gott. Du sagtest selbst, du wolltest ihn noch mehr ärgern, dafür, dass er dir alles zu nehmen scheint. Also wie sehr könntest du ihn verärgern, wenn du dich zu einem Fremden ins Bett legst und fern siehst? Wir haben ja keinen Sex. Es sei denn, das wäre meine spätere Bezahlung an dich.“
    „Oh bitte, sag dieses Wort nicht! Da komm ich mir so schmutzig vor...“
    „Was? Sex?“, fragte er und legte sich wieder ins Bett, aber sah mich unentwegt an.
    „Ja. Das klingt irgendwie noch falscher, als Falsch.“
    „Noch falscher, als... Sag mal, was seid ihr hier? So eine Art Extremchristen?
    „Wenn eines Priesters Tochter sich durch Hurerei entheiligt, so soll man sie mit Feuer verbrennen; denn sie hat ihren Vater entheiligt.... Das ist 3. Buch Mose, 21:9. So etwas nehmen wir hier sehr ernst.“
    „Sie würden dich verbrennen? Wir machen doch gar nichts. Ich dachte mehr daran, dieses Bett als übergroße Couch zu sehen.“
    „Nein. Niemand würde mich verbrennen, aber ich würde mein Ansehen verlieren. Sie würden mit dem Finger auf mich deuten und so etwas. Gretchen kann davon ein Lied singen.“
    Armel nickte mich mit einem monotonen Gesichtsausdruck an.
    „Ihr habt sie doch nicht mehr alle.“, sprach er und warf die Decke mühselig über sich.
    „Was? Warum?“, hackte ich nach.
    „Sex ist etwas völlig normales und ihr macht daraus eine Sünde. Wenn das so ist, brauch ich mich über mein Schicksal nicht zu wundern. Das wäre dann wohl die Strafe Gottes. Da ich aber nicht an ihn glaube, kann es mir egal sein. Gott wird schon allein durch die Evolution widerlegt. Wenn er die Menschen nach seinem Abbild erschaffen hat, dann ist er weder ein Neandertaler oder ein Riesengorilla, denn damit fing alles an.“, murmelte er und am Liebsten hätte ich mir die Ohren zugehalten und laut etwas gesungen. Aber das war eben seine Ansicht. Was sollte ich auch erwarten.
    Er kam aus der Stadt und ich aus einer kleinen Gemeinde, die sich überall bildeten, da unsere Gesellschaft weder ein sündhaftes Leben bot oder eben den Glauben an Gott.
    „Ich glaube, dahingehend werden wir uns nicht einige, aber dir kam mein Glaube zu Gute, denn ansonsten würdest du jetzt irgendwo in einem Graben liegen.“
    „Ich sag ja nicht, dass er schlecht ist, aber so manches ist doch wirklich absurd. Gott wird dich nicht dafür bestrafen, wenn du mir Gesellschaft leistest. Wir schauen uns was an und wenn du müde wirst, dann gehst du einfach in dein Bett. Nicht mehr, nicht weniger. Ich verspreche dir auch, ich werde dich nicht zum Sex verführen... Könnte ich auch gar nicht. Ich schaffe es ja gerade so zu Laufen.“
    „Na schön... Nur einen Film und danach ist Schluss.“, gab ich nach. Denn irgendwo hatte er ja Recht. Gott würde wissen, dass wir nur unverbindlich einen Film sahen und ich nicht der Hurerei verfiel. Zudem hatte ich keinen Ehemann, den ich so hätte betrügen können. Also, sprach im Grunde nichts dagegen. Nur meine eigene Unsicherheit zwang mich, daran etwas Verbotenes zu sehen.
    Ich verließ das Zimmer und wollte in die Küche.
    „Soll das heißen, du bist noch Jungfrau?“, rief er mir lachend hinterher.
    „Darauf werde ich nicht antworten!“, blökte ich zurück und lief die Treppe hinunter, während er es anscheinend lustig fand mich bloß zu stellen, aber das schaffte er nicht.
    So folgte ich seiner Bitte und brachte das Essen nach oben. Er fühlte sich immer noch nicht so wohl, dass konnte ich ihm ansehen, aber ich wusste er überspielt das. Sein Lächeln war sehr gezwungen und oft zuckte er wieder zusammen.
    Ich gab ihm einen Teller Suppe und wir aßen im Bett. Der Fernseher lief dabei und wir sahen uns die Nachrichten an. Mit Argusaugen verfolgte er den Nachrichtensprecher und was er über unseren Bezirk berichtete. Dabei schlang er das Essen hinunter, als gab es kein Morgen mehr.
    Ich beobachtete alles und war sehr erstaunt. Noch nie hatte ich jemand so mein Essen hinunterschlingen sehen und ich wusste, eine schlechte Köchin war ich nicht, aber das war übertrieben. Ich bekam nicht viel hinunter. Der Tag hatte mich einiges an Kraft gekostet und mein Magen litt darunter. Ich verfolgte ebenfalls die Nachrichten und sie zeigten gerade einen Bericht wie zwei Protektoren einen Einbruch in ein chemisches Labor verhindert hatten.
    „Armel?“
    „Mhh...?“, antwortete er auf meinen fragenden Ton, mit vollem Mund.
    „Warum tragen die Protektoren eigentlich solche anthrazitfarbene Anzüge mit diesem Helmen, die fast das ganze Gesicht verdecken? Ich dachte immer sie sollen Helden darstellen, aber das wirkt doch sehr mysteriös.“

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    Armel schluckte was er noch im Mund hatte und sah mich von der Seite an.
    „Auch wenn sie Helden sind, haben sie ein Leben. Bei ihren Aufgaben, die sie erledigen, wollen sie auch ihr Privatleben schützen. Manche haben Frauen und Kinder. Wenn jeder Kriminelle ihr Gesicht kennen würde, dann hätten sie keine ruhige Minute mehr. Die Anzüge selbst haben mehrere Aufgaben. Zum einen flößen sie Respekt ein, wenn so ein Protektor vor dir steht und zum anderen sind diese Personen, trotz ihrer Kräfte, nicht kugelsicher. Sie sterben bei einem gezielten Schuss genauso wie ein normaler Mensch. Sie bluten, haben Schmerzen und...“
    „Und?“
    „Und können leiden wie ein Mensch ohne besondere Fähigkeiten.“
    Ich verstand. Hinter all den angepriesenen Protektoren, stecken fast normale Menschen, abgesehen von ihren Fähigkeiten, die unser Wissen überstiegen.
    Natürlich waren sie gotteslästerliche Kreaturen, aber da Armel bei der Armee war, wollte ich darüber nicht diskutieren. Das hätte nirgendwohin geführt. Zwei Menschen, zwei Ansichten.
    Ich stellte meinen Teller neben ab und schien ein nachdenkliches Gesicht aufgelegt zu haben. Armel sah mich an und wie ich in den Fernseher starrte.
    „Was überlegst du?“, wollte er wissen.
    „Was für Fähigkeiten haben diese Protektoren eigentlich. Das sieht man nie wirklich. Sind es immer die Gleichen?“
    Armel schüttelte seinen Kopf.
    „Manche von ihnen sind sehr schnell, die anderen stark. Andere können die Atmosphäre um sich herum beeinflussen, andere wiederum kleinere Verletzungen heilen. Diese arbeiten aber nicht im Außendienst, sondern in den Lazaretts oder im Krankenhaus. Gedankenlesen, manipulieren von Gedanken und vieles mehr.
    Man unterteilt sie in drei Kategorien: Helfer, Verteidigung und Angriff. Die, die ihr meist seht, sind die vom Angriff. Diejenigen, die rein stürmen und die bösen Jungs schnappen. Sie werden je nach Begabung eingeteilt.“
    „Und wenn jetzt einer mehre Kräfte besitzt?“
    Armel schüttelte seinen Kopf und stellte auch seinen Teller neben auf den Nachttisch ab.
    „Alle besitzen nur eine Begabung. Zumindest wenn man es genau nimmt. Es sei denn, aus einer Begabung heraus, folgt ein erforderliches... Extra. Zum Beispiel, wenn jemand sehr schnell ist, dann ist sein Körper dazu ausgelegt nicht sehr schwer oder groß zu sein. Er ist etwas schwächer, was Muskelkraft angeht, aber dafür springt er in einem Satz fast über Häuser und bricht sich durch ein beweglicheres Skelett keinen Knochen bei der Landung. Nach dem Grundsatz; Auf eine Aktion des Körpers, folgt auch eine Reaktion.“
    „Klingt alles sehr kompliziert.“, antwortete ich nachdenklich und er schnaufte und nickte.
    „Trotzdem machen sie mir Angst. Ich kann sie nicht verehren. Es,... Nein, sie sind nicht normal. Das ist alles unnatürlich. Menschen sollten nicht solche Kräfte haben!“ Armel drehte sich nun vollständig zu mir und riss seine linke Braue nach oben.
    „Was soll das denn heißen?“, stieß er erbost aus.
    „Sie sind doch alle genmanipuliert, von Menschen, die nach gottähnlichen Kräften suchen. So etwas ist nicht richtig!“
    „Glaub mir, nachdem was ich weiß, sind die Protektoren, ob genmanipuliert oder nicht, unser geringstes Problem. Es gibt ein paar Menschen, die wirklich gefährlich sind und einen Götterkomplex haben, aber das ist mein Problem und ich werde versuchen, wenn ich wieder gesund bin, es im Keim zu ersticken.“
    „Die Menschen, die dir das angetan haben?“, fragte ich kleinlaut.
    „Ja und noch einige andere.“ Armels Gesicht begleitete ein wütender Ausdruck und wer konnte es ihm verübeln. Nachdem, was er erzählte, hätten sie ihn beinahe umgebracht, zumindest hatten sie es versucht. Dadurch hatte er alles verloren und war zerbrochen. Ich sammelte die Scherben auf und versuchte wieder einen Menschen aus ihm zu machen, aber Risse würde er behalten, dass wusste ich.
    „Du... Du hattest auch eine Frau erwähnt. Was ist mit ihr?“, fragte ich und starrte, angesichts der unangenehmen Frage, in den Fernseher. Da war wieder dieses unangenehme Gefühl. Jetzt fühlte es sich plötzlich wieder falsch an in dem Bett zu sitzen. Ich fühlte mich wie eine Hure, die sich zu einem verheirateten Mann bettete, auch wenn es überhaupt nicht so war.
    „Carol, heißt sie. Ich glaube, es lief zuvor schon nicht mehr so gut, aber mein Zustand machte es ihr leichter zu gehen. Irgendwas musste ja gewesen sein, ansonsten glaube ich nicht, dass es ihr so leicht gefallen wäre ihre Sachen zu packen. Du darfst nicht schlecht über sie denken, so wie ich das schildere. Ich weiß nicht, ob sie mir meine Geschichte nicht geglaubt hat oder es nicht glauben wollte. Jedenfalls, ist es nun in Anbetracht meiner Lage besser so.“
    „Ich kann mir kein Urteil über sie erlauben. Ich kenne sie ja nicht.“, antwortete ich und das war ja so etwas von gelogen.
    Gott verzeih mir meine falschen Worte. Nicht verurteilen? Und wie ich das kann! Eine Frau, die ihren Mann in Krankheit im Stich lässt, ist wankelmütig. Wenn sie ihm, nach all diesen Jahren, nicht mehr glaubte, ist das sehr arm. Wenn man mit einer Person Bett und Tisch teilt, ob nun verheiratet oder nur als Paar, dann ist man eine eheähnliche Verbindung eingegangen und sollte zu dieser Person auch stehen und nicht bei etwas größeren Problemen davonlaufen. Oh... was ich diese Frau alles sagen würde, wenn sie vor mir stünde... Aber was will man von einer Städterin erwarten. Die sucht sich den Nächstbesten in einer Diskothek und lässt Gott einen lieben Menschen sein.“, führte ich innerliche Gespräche und Gebete in einem sehr wütenden Ton. Versuchte aber mein scheinheiliges Lächeln aufrecht zu erhalten.
    „Du hasst sie jetzt schon!“, schloss Armel aus meinem Schweigen, während ich immer noch seltsam lächelte.
    „Ja...“, stieß ich beschämt, aber lachend aus und mein Lächeln steckte ihn an.
    „Ich auch mittlerweile.“, antwortete er und lehnte sich zurück in die Kissen.
    Ich räumte danach erst mal das Geschirr nach unten und kümmerte mich dann noch eine Weile um Cletus. Dank des Verkauf des Restaurant, war mir zumindest erspart geblieben, ihn zu verkaufen. Gretchens Vater hätte ihn mir zu einem guten Preis abgenommen, aber so war es mir natürlich lieber.
    Roger war hin und hergerissen. Er hatte ein neues Opfer gefunden, was ihn streichelte, wollte aber auch mich nicht allein lassen. Der Hund konnte einem fast schon Leid tun.
    Zum Sonnenuntergang ging ich zurück und verharrte einen Moment vor dem Haus. Der Stall von Cletus befand sich hinten, auf der südlichen Seite meines Grundstückes, wo auch einige Geräte zum Bestellen der Felder standen. Aber sie waren schon so alt, dass sie alle rostbraun waren. Passend zur Farbe der ausgetrockneten Erde. Es war immer noch sehr heiß und kein Wölkchen war am Himmel. Wieder einmal eine sehr lange Hitzeperiode, die viele Farmer zum Äußersten trieb. Ich stand dort also und starrte zum Fenster hinauf. Es brannte Licht bei Armel und anscheinend hatte er die Zeit nicht mit Schlafen verbracht.
    Roger bleib schlussendlich bei ihm oder ich eher gesagt, ich nahm ihm die Entscheidung ab. Ich schloss einfach die Haustüre, als er hin und hergerissen an der Treppe stand.
    Die Sterne blitzen schon durch den dunkelblauen Himmel, der von Resten des Sonnenlichtes in leicht orangerote Töne getränkt war. Ein kühler Wind zog dabei über meinen Körper und ich bekam Gänsehaut. In der Einsamkeit des Momentes fühlte ich jedoch nicht allein. Es war fast so, als wäre jemand bei mir. Jemand, der mich in diesem Moment begleitete.
    Oh Herr... Wenn du es bist, der gerade sein Auge auf mich richtet. Was
    ist das in mir? Was ist er? Ein kurzer Besuch gegen meine Einsamkeit oder eine Prüfung? Ich verstehe dein Zeichen nicht. Vielleicht wurde ich blind mit der Zeit. Wo ich doch all die Jahre eine gute Christin war, bewegt mich seine Anwesenheit dazu, zu zweifeln. Mein Inneres will zweifeln, damit nicht alles so schwierig wird.
    Was geschieht nur mit mir? Hilf mir, es zu verstehen
    .“, betete ich wieder und sah weiterhin zum Fenster hinauf. Plötzlich war mir so, als hatte mein Herz gestolpert. Ich konnte es in meiner Brust spüren.
    War ich im Begriff mehr in Armel zu sehen, als ein kurzer Besuch? Als einen Mann, der meiner Hilfe bedurfte und dann wieder gehen sollte?
    „Oh bitte... Nein.“, sprach ich zu mir selbst und ging weiter. Ich lief schnellen Schrittes ins Haus zurück, als konnte ich vor meinen eigenen Gedanken davonlaufen.
    „Das ist absurd,... völliger Schwachsinn. Das darf niemals... denk nicht dran. Schluck den Gedanken einfach hinunter...“, ermahnte ich mich selbst und öffnete die Tür, wo Armel direkt dahinter stand und mich überrascht ansah. Ich hingegen sah mehr ertappt aus.
    „Was ist Schwachsinn...?“, fragte er mich und hatte meine Worte gehört.
    Mir wurde plötzlich schrecklich heiß und ich fühlte mich fiebrig. Nach Worten suchend und unverständlich stammelnd stand ich da, immer noch mit der Türklinke in der Hand.
    „Schockopudding...“, warf ich verwirrt ein und verzog selbst mein Gesicht ungläubig, bei dem was über meine Lippen kam.
    „Was ist denn an Schokopudding absurd?“
    „Naja,... Jetzt noch welchen zu kochen, wäre doch völlig absurd. Total der Schwachsinn...“, antwortete ich und schlich mich an ihm vorbei in die Küche.
    „Über so etwas machst du dir Gedanken?“, rief er mir nach und folgte mir.
    „Ja. Und ob Vanillesoße wirklich dazu passt. Immerhin sind sie genau gegensätzlich. Schokolade und Vanille. Hell und dunkel...“, wich ich vom Thema ab und kam gleichermaßen darauf zurück. Er sah mich musternd an und riss plötzlich seine dunklen Brauen hoch.

  • Uh, das ist ja viel Text diesmal von dir :D

    Zum ersten Mal sah ich Armel lächeln, auch wenn ich nicht damit rechnete, dass er dieses Kommentar ernst nahm.


    diesen Kommentar

    Immerhin hättest du starke Schmerzen.“, stammelte ich und Armel ging zum Bett.


    hattest


    Dieser Abschnitt existiert zweimal hintereinander. Ich dachte zuerst, ich wäre in der Zeile verrutscht 8|

    „Wie du bestimmt schon ahnst, war ich eine Art Soldat. Auch ich versuchte rechtschaffend zu sein und die zu schützen, die es selbst nicht konnten. Frauen, Kinder und allgemein schwächere Mitglieder unserer Gesellschaft. Ich arbeitete Undercover, mit einigen anderen und versuchte einen der größten Drogenringe zu entlarven, die mit mehreren anderen Bezirken munter Handel trieben.


    Auch das steht da zweimal. Hier habe ich es zuerst ignoriert, weil ich dachte, mich vertan zu haben ^^

    „Ich glaube, dahingehend werden wir uns nicht einige, aber dir kam mein Glaube zu Gute, denn ansonsten würdest du jetzt irgendwo in einem Graben liegen.“


    einigen oder einig, eins von beiden.

    Ansonsten wieder toll geschrieben :thumbsup: Langsam kommen die Hintergründe ans Licht und die Story kommt ins rollen. Bin schon gespannt, wie es weitergeht

    >^..^<

    LG Alopex

    • Offizieller Beitrag

    „Ach ich verstehe... Du triffst dich draußen mit einem Mann, bei der Scheune und jetzt wo ich da bin, hast du Stress mit ihm und zweifelst. Du bist die Vanillesoße, richtig?“
    „W-Was? Nein!“, antwortete ich abwehrend.
    „Du kannst es mir ruhig sagen. Ich verrate es keinem in deiner Gemeinde.“
    „Nein, ja, ich meine Nein. Da ist niemand an der Scheune, der auf mich wartet. Es ging wirklich nur um Pudding.“, wehrte ich weiter ab. Skeptisch verzog Armel sein Gesicht.
    „Wirklich? Wenn das so ist. Ich finde es passt toll zusammen. Nur Schokolade wäre zu eintönig. Es würde nichts besonderes dabei herauskommen und man hätte es schnell satt. Aber das Zusammenspiel von Schokolade und Vanille macht etwas besonderes daraus.“
    „Findest du?“ murmelte ich.
    „Jetzt bekomme ich Hunger.“, antwortete er und schlich wieder nach oben.
    Da stand ich nun, schweißgebadet in der Küche und fragte mich, ob ich so einfach zu Lesen war. Er wusste direkt, dass ich nicht die Schokolade im eigentlichen Sinne meinte.
    Wahrscheinlich daher, weil er dazu ausgebildet wurde, Menschen zu Lesen und ihre Reaktionen vorauszusehen. Eine anderer Besonderheit zu den Männern, die ich sonst kannte war, dass er zuhörte. Er hörte mir wirklich zu, ganz egal welchen Nonsens ich von mir gab und er ritt nie lange auf meinen wirren Worten herum. Er sah mich bestimmt als kleines Mädchen, aufgrund meiner Unerfahrenheit, die ständig zu Tage trat, aber das war mir egal. Er hätte sich ebenfalls etwas einbilden können, auf seine Statur und Aussehen, aber auch das tat er nicht. Vor allem nutzte sie ihm gerade ohnehin nichts. Er war direkter, als ich und sprach Dinge unverblümt aus, aber das empfand ich sogar als sehr interessant. Er fragte mich auch nicht aus, sondern glaubte mir, so wie ich ihm seine Worte glaubte, auch wenn er mir nicht alles erzählte. So log er wenigstens nicht.
    Nach einer schweigsamen Zeit in der Küche, ging ich auch wieder nach oben und wollte meinen Zuspruch einhalten, dass wir uns einen Film ansahen und das taten wir auch. Obwohl wir mehr durch das Programm zappten oder eher er. Ich hatte fast das Gefühl, er wollte sich nicht auf eins festlegen, so dass ich beim Abspann verschwinden würde. Wir sahen also nur Fetzen aus mehreren Programmen an und lachten viel, obwohl es in der Nacht schlimmer wurde für ihn. Seine Temperatur stieg etwas und er fing an zu Keuchen.
    Trotzdem deckte ich ihn gut zu, da sein Fieber von Schüttelfrost begleitet wurde. Ich war lange wach und das an seiner Seite. Ich gab ihm wieder eine Tablette und schlief ein dann selbst ein.
    Früh am Morgen wurde ich jedoch wach. Meine Augen erhaschten den Sonnenaufgang und wieder schlief ich dort, in diesem Bett. Mit meinen schlaftrunkenen Augen erspähte ich nur das Spiel von Licht und Schatten und öffnete sie dann vollständig. Armel lag direkt neben mir, mit seinem Gesicht meinem Kopf zugewandt und sein Kinn lehnte fast auf meinem Haar. Am Liebsten hätte ich laut los geschrien, aber es kam kein Ton über meine Lippen. Ich lag zusammengerollt an seinem Brustkorb wie ein verängstigtes Kind und traute mich nicht mich zu rühren. Es war warm dort und seine ruhige Atmung verriet mir, dass er noch schlief. Sein rechter Arm lag über meiner Schulter und mir wurde nur noch heißer. Langsam entfernte ich mich. Ich rutschte nach hinten und sah ihn dort liegen. Eigentlich sollte er bedrohlich wirken, das tat er aber nicht.
    Ich sah ihn mir genauer an und folgte dem Verlauf seines Kinns, wo sich langsam ein Bart abzeichnete. Sein Haar wirkte so dunkel und befremdlich. Als das morgendliche Sonnenlicht durch das breite Fenster schien, sah ich mir sein Gesicht näher an. Abgesehen von seinem markanten Gesichtszügen, hatte er lange dunkle Wimpern. Faszinierend, wenn man bedenkt, dass Männer keine Verwendung dafür haben. Aber als das Licht die Wimpern traf, fiel mir umgehend auch deren seltsamer Glanz auf. Sie erinnerten mich stark an die Farbe eines frisch gespitzten Bleistiftes.
    „Dafür, dass du vorher nicht einmal einen Film mit mir sehen wolltest, bist du jetzt ganz schön aufdringlich.“, murmelte er mit geschlossenen Augen und verzog seine Mundwinkel zu einem Lächeln. Ich schreckte zurück und fühlte mich erneut ertappt. Er rappelte sich auf und wich sich den Schlaf aus den Augen und gähnte einmal ausgiebig.
    „Ich glaube,... So langsam bin ich von den Toten zurück.“, sagte er und sah zu wie er seine Fäuste ballte, um das Leben in ihnen zu spüren.

  • Uh, langsam bahnt sich da eine Lovestory an :D

    Ein anderer Besonderheit zu den Männern, die ich sonst kannte war, dass er zuhörte.


    Eine andere Besonderheit zu den Männern, die ich sonst kannte, war, dass er zuhörte.
    Nach dem Satz wiederholst du "zuhören"

    Wir sahen also nur Fetzen aus mehreren Programmen und lachten viel, obwohl es in der Nacht wieder schlimmer wurde für ihn. Seine Temperatur stieg wieder und er fing an zu Keuchen. Trotzdem deckte ich ihn zu, da sein Fieber von Schüttelfrost begleitet wurde. Erneut war ich lange wach und das an seiner Seite. Ich gab ihm wieder eine Tablette und schlief ein.


    ein bischen viel wieder + erneut

    • Offizieller Beitrag

    Kapitel 3
    Im Sturm erobert


    Es war erstaunlich, denn an diesem Tag war er schon viel vitaler. Fast zwei Wochen, nachdem sie ihn versucht hatten zu töten, war er definitiv auf dem Weg der Besserung. Und irgendwie war ich sogar stolz darauf, dass nicht nur der Herr dafür verantwortlich war, sondern auch ich.
    „Was fangen wir mit diesem Morgen an?“, wollte er wissen und ich biss mir verschlagen auf die Unterlippe und grinste, dass diesmal ihm Angst und Bange wurde.
    „Es wird Zeit die Hosen runter zu lassen...“, lachte ich und hatte einen Vorschlag.
    „Bitte...?“
    „Nur ein Scherz.“, lachte ich und war es diesmal, die ihn dran bekommen hatte, gleichermaßen mir die Röte ins Gesicht stieg und nicht ihm, aber das war es mir wert. Ich war dafür, dass wir ihm etwas zum Anziehen besorgten. Das eine Hemd und die Hose waren wahrlich zu wenig und ein Laden für Herrenbekleidung war ganz in der Nähe. Die Ablöse für das Restaurant sollte bereits auf meinem Konto sein und der Kauf von ein paar Klamotten machten mich nicht noch ärmer. Er war einverstanden, aber ich wollte nicht, dass ihn der Ausflug an der frischen Luft gleich überforderte und somit wollte ich es kurz halten, aber es war höchste Eisenbahn. Ich kam nicht drum herum zu Lachen, bei dem Gedanken daran, wenn ich jetzt mit ihm in der Stadt auftauchte. Natürlich wussten die meisten Bescheid, aber sie würden keinen Ton herausbringen und das hatten sie auch nicht. Ich parkte genau vor dem Laden und jeder konnte uns sehen. Mein Gesicht war bekannt, seines eben nicht und das machte plötzlich einen seltsamen Reiz aus. Natürlich hätte ich auch auf gut Glück etwas alleine kaufen können, aber er hatte nichts verbrochen und selbst ich wusste um die Gefahr einer Thrombose bei zu wenig Bewegung. Geschwächt war er im Haus wie außerhalb, mit dem Unterschied, das draußen frische Luft war und Sonne. Etwas für das Seelenheil. Hätte er Krämpfe bekommen, dann wären wir sofort nach Hause gefahren.

    Wir stiegen aus, natürlich nur langsam und liefen in das Geschäft meiner angrenzenden Nachbarn. Ich spürte die Blicke der Passanten. Sie waren wie Raben, die von den Stromleitungen auf uns hinunter sahen, aber sie sagten nichts. Sie schauten nur.
    Die Türglocke ertönte und gleich darauf kam Peter um die Ecke, um nach der Kundschaft zu sehen. Er lächelte erst, aber es verflog, als er Armel sah.
    „Wa-Was gibt’s denn, Dia?“, stotterte er und folgte ihm mit seinen Augen, während Armel sich schon vorsichtig umsah.
    „Wir brauchen nur ein paar Klamotten, das ist alles.“, grinste ich und Peter wurde bleich. Selbst seine Sommersprossen wurden blasser und seine grünen Augen ließen nicht von Armel ab.
    „Für den?“, fragte er noch einmal nach und ich nickte.
    „Er kann ja wohl nicht nur in den gleichen Sachen herumrennen.“, antwortete ich.
    „Also auf den neusten Stand seid ihr hier nicht.“, kommentierte Armel die aushängende Kleidung und so muss es wohl auf einen Städter gewirkt haben. Anzüge und schicke Roben gab es bei Peter im Laden nicht. Dort hing mehr die praktische Alltagsbekleidung aus. Ich hatte auch im Gespür, dass es Armel kurz halten wollte und fischte ein paar Hemden raus und dann Hosen, die allerdings in seiner Größe reichlich vorhanden waren.
    „Denk an etwas zum Schlafen.“, rief ich ihm zu und er streckte seinen Zeigefinger bestätigend in die Luft.
    „Stimmt, Unterwäsche.“
    Verlegen grinste ich auf Armels Antwort Peter an.
    „Er schläft in Unterwäsche?“, warf Peter fragend ein und es gab nur eine mögliche Antwort für mich:
    „Ich hab keine Ahnung!“
    Alles andere hätte ausgesagt, dass ich wusste wie er schlief und daraus wäre eine unvorstellbare Geschichte geworden. Ich schlängelte mich an den Regalen vorbei und trat an Armels Seite.
    „Geht es dir gut...?“
    „Es geht schon, warum?“
    „Das ist schön... Hör auf so peinliche Kommentare zu bringen. Du bringst mich in Teufels Küche.“, warnte ich ihn und sah verschwitzt lächelnd zu Peter, der mehr wie paralysiert wirkte.
    „Schon gut.“, antwortete Armel und nahm ein zweier Päckchen Boxershorts zur Hand und hielt sie hoch.
    „Habt ihr nur diese engen Teile? Ich hab es nicht so gern gepresst da unten. Ich brauche meinen Freiraum.“, brüllte er förmlich durch den ganzen Laden und am Liebsten wäre ich im Boden versunken. Peter zeigte schweigend an die gegenüberliegende Wand und Armel folgte Peters Arm.
    „Ah, schon besser.“, stöhnte er freudig auf und nahm einige zur Hand.
    „Ich werde brennen. Ich werde zu hundert Prozent brennen,... Auf einem riesigen Scheiterhaufen.“, murmelte ich und ging zu Peter an die Kasse.
    Es folgten noch Socken, Muskelshirts und eine dunkelblaue Jacke. Peter sah mich an, als ich meine Karte zum Bezahlen zückte und sie beschämt auf den Tisch knallte.
    „Du bezahlst das alles?“, warf er ein und ich nickte wieder.
    „Hast du ein Problem damit?“
    „Vielleicht sollte ich auch ein abgebrannter Muskelprotz mit Drogenproblemen werden!“, spielte er sarkastisch auf Armel an.
    „So ist das nicht. Er war vorher ein ehrbarer Mensch und ich helfe ihn nur wieder auf die Beine zu kommen. Außerdem kann ich ihn wohl kaum nackt herumlaufen lassen!“, flüsterte ich zurück und Armel kam an die Kasse.
    „Da wirst du deiner Gönnerin aber einiges schuldig sein, wenn du wieder auf den Beinen bist. Oh sieh,... Laufen kann er schon wieder...“, wurde Peter fies und Armel verzog sein Gesicht. Er sah an sich hinunter und griff sich an die linke Hand. Er machte eine ruckartige Bewegung und drehte sich dann zu mir.
    „Gib mir mal deine Hand!“, sagte er zu mir und so verdutzt wie ich war, tat ich es auch gleich.
    Er drückte mir etwas in die Hand und als ich sie öffnete, hatte ich einen Ring in der Hand. Ich hatte ihn zuvor schon gesehen, aber beachtete ihn nicht.
    „Was soll ich damit?“, fragte ich und Armel beugte sich zu Peter mit einem mürrischen Gesichtsausdruck.
    „Das war mal mein Verlobungsring. Das Ding hat einen Monatslohn verschlungen. Da ich ihn nun nicht mehr brauche, kannst du ihn in Zahlung geben. Dann hast du das fünffache wieder draußen, mindestens!“, grinste er und das kam ja überhaupt nicht in Frage.
    „Der hat doch sicherlich sentimentalen Wert, Armel. Das geht nicht.“
    „Wert ja, aber nicht sentimental. Immerhin hat sie mich verlassen und wenn er meine Schulden nur ansatzweise tilgen kann, ist er so mehr wert.“
    Auch wenn es Armel immer noch nicht so gut ging, schnappte er sich erhobenen Hauptes die bezahlte Kleidung und ging nach draußen. Ich folgte ihm, nachdem ich Peter noch ein paar mahnende Blicke zugeworfen hatte und knallte die Ladentür zu. Ich fluchte und knurrte außerhalb, aber Armel schien zu Lächeln.
    „Es tut mir Leid. Peter hätte nicht...“
    „Ach lass gut sein.“, unterbrach mich Armel und schlich erschöpft zum Pickup.
    „Du bist nicht wütend?“, fragte ich und stolperte hinterher.
    „Warum sollte ich? Wo zwei Männer aufeinander prallen und nur eine Frau anwesend ist, die zufälligerweise auch noch die ungefähr gleichaltrige Nachbarin ist und ein abgehalfterter Drogenjunky bei ihr wohnt, gibt es Reibereien.“
    „Du bist nicht abgehalftert!“, antwortete ich und stieg ins Auto.