- Offizieller Beitrag
„Armel...“, schrie ich und er drehte sich um. Mit langsamen Schritten lief ich auf ihn zu und ließ somit den farbigen Horizont hinter mir.
„... Du hast etwas vergessen!“
„Ich besitze nichts mehr. Was sollte ich vergessen haben?“, rief er zurück und ich näherte mich ihm immer mehr. Das Seitenstechen zwang mich fast in die Knie, aber der Schmerz musste warten. Als ich vor ihm stand beugte ich mich nach vorn und rang nach Luft. Ich musste kurz meine Hände auf meinen Knien abstützen, während er fragend zu mir runter sah.
„Du hast mich vergessen. Ich komme mit dir.“, schnaufte ich und hielt mir meine rechte Seite.
„Dia, ich gehe nicht angeln. Das ist zu riskant. Geh zurück!“
„Nein. Ich weiß, dass es gefährlich werden könnte und das ist mir bewusst. Aber ich kenne da so einen Kerl, er ist ziemlich groß und kräftig, allerdings braucht er oft eine Krankenschwester, Köchin und Haushälterin, der sorgt schon dafür, dass mir nichts geschieht.“
„Dia, ich...“
„Ich weiß, das du nicht weißt wie das alles werden wird, aber du kannst jede Hilfe gebrauchen, die du bekommen kannst. Ich könnte deine Augen und Ohren sein. Mein Gesicht ist unbekannt, meine Name taucht nirgends in der Stadt auf und ich kann mich ausweisen. Lass mich dir ein letztes Mal helfen, bitte.“
Armel überlegte und schaute sich nervös um. Ihm gefiel es nicht, dass er mich dort mit hinein zog, aber andererseits konnte er etwas Hilfe wirklich gut gebrauchen. In der Stadt kannte man ihn, zumindest in den Protektor Kreisen und sein Name wäre umgehend registriert worden. Ich jedoch war ein unbeschriebenes Blatt. Ich konnte zu jedem Kontakt aufnehmen, ohne dass jemand Verdacht schöpfte. Somit war meine Superkraft, für ihn, die Unsichtbarkeit.
„Warst du schon mal in der Stadt?“
„Eh,.. Nein!“
„Gut, schön... Aber du wirst tun was ich dir sage! Du wirst es nicht hinterfragen oder verneinen. Wenn ich sage – Lauf – dann läufst du. Wenn ich sage – Schieß – dann schießt du!“
„Schießen?“, wiederholte ich skeptisch.
„Wer weiß was passiert. Ich will nur vorab alle Eventualitäten abklären!“
„Gut ich tue was du sagst. Laufen, schießen, rennen, ist gebongt.“
„Ich glaub es nicht...“, stöhnte er und lief weiter.
„Was ist denn?“
„Ich glaube es nicht, dass ich dich wirklich mitnehme. Steht in der Bibel nicht irgendwas davon, dass man nicht töten soll oder so... Damit du dir das nochmal anders überlegst.“
„Das steht da schon, nur heißt es auch; Und wenn der falsche Zeuge hat ein falsches Zeugnis wider seinen Bruder gegeben, so sollt ihr ihm tun, wie er gedachte seinem Bruder zu tun, dass du das Böse von dir wegtust, auf dass es die andern hören, sich fürchten und nicht mehr solche böse Stücke vornehmen zu tun unter dir. Dein Auge soll sie nicht schonen; Seele um Seele, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß. - Also wenn ich das richtig interpretiere, helfe ich nur einem Bruder die Gerechtigkeit wieder herzustellen und das mit allen Mitteln. Die Bibel ist da sehr gespaltener Meinung und oft grausamer, als man das jemals umsetzten würde.“
„Kannst du das Ding etwa auswendig?“
„Vielleicht...“, lachte ich und folgte ihm.