Die ungeschriebenen Gesetze - Oder wie ich (k)ein Held werde

Es gibt 140 Antworten in diesem Thema, welches 38.463 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (26. Februar 2022 um 09:01) ist von Alopex Lagopus.

  • Klimbim: Wut? 8| Was meinst du, ich streite hier doch mit niemandem :D

  • 15) Wir sind alle toughe Kerle


    Uh, einer meiner Lieblinge. Man stelle sich folgende Situation vor: Einer der Hauptcharas oder sogar eine ganze Gruppe wird vom Feind gefangen genommen. Natürlich wird dann sofort aus moralischen aber logisch verwerflichen Gründen ein Rettungseinsatz geplant. In der Regel gibt es dann einen großartigen Anführer. Raumschiffskapitäne, Könige und Feldherren sind immer sehr geeignete Leute für diese Rolle. Auf jeden Fall stellt sich nun dieser großartige Anführer vor die versammelte Truppe – die aus lauter Leuten besteht, von denen der Leser nie zuvor gehört hat – und erläutert die Situation. Dabei schreitet er auf und ab und verwendet Floskeln wie „Ich will Euch nicht belügen, dies ist ein wirklich gefährlicher Einsatz“ und „Die Teilnahme ist natürlich vollkommen freiwillig.“
    Am Ende seiner glorreichen Rede werden dann seine tapferen Mannen vor die Wahl gestellt, ob sie den Helden und seine Freunde – Typen, die die meisten wahrscheinlich in ihrem Leben nie wirklich gekannt haben – unter Einsatz ihres Lebens zu retten. Und nun folgt das ungeschriebene Gesetz: Alle machen mit und der Anführer sieht voller Stolz in die Runde und freut sich innerlich, dass ihm die unterschwellige Einschüchterung gelungen und es nun weniger wahrscheinlich ist, dass es ihn selbst bei dem Rettungseinsatz erwischen wird und er an „sich opfern“ gerade noch so vorbeigekommen ist.
    Von den Freiwilligen sterben bei dem Einsatz natürlich mehr Leute, als nun wirklich gerettet wurden. Trotzdem werden die Überlebenden am Ende für ihre gute Arbeit gelobt, schließlich haben sie ja den Helden gerettet, der natürlich wichtiger ist als alle anderen zusammen.

  • Zitat

    der natürlich wichtiger ist, als alle anderen zusammen.

    Komma raus ;)
    Immer weiter damit, man kann gar nicht genug kriegen und es liefert einem wirklich viel Stoff, den man (ob ironisch oder nicht) in seine eigenen Geschichten mit einbauen kann :crazy:
    LG
    Arathorn

  • Alopex Lagopus: Ich meinte, dass du trotz deiner Friedliebig- und -fertigkeit grade eine äusserst sarkastische, bisweilen sogar etwas zynische Seite von dir zeigst :D BÖSE!

    ... aber gut ;)


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

    Einmal editiert, zuletzt von Klimbim (20. März 2014 um 07:52)

  • Klimbim:

    Spoiler anzeigen

    Joa, der Sarkasmus kommt beim Schreiben ab und zu mal durch ^^ Im wirklichen Leben verteile ich aber lieber Ironie, die ist nicht ganz so fies ;)

    • Offizieller Beitrag

    Ich fand as mit der Rede zu Geil. Ja das hat man öfters mit diesen heroischen Ansprachen, aber der Gedanke mit dem selbst aus der Schussbahn geraten, weil so viele andere Idioten, die ins Kreuzfeuer rennen ist wirklich mal ne gute Idee. Hab darüber noch nie so genau nachgedacht

    :thumbsup::thumbsup:

  • 16) Mittelalterliche Verhältnisse

    Was fällt uns als erstes an Fantasygeschichten auf, wenn wir ein Buch aufschlagen oder uns einen Film ansehen? Ist es die Magie? Sind es die Fabelwesen? Vielleicht. Doch nicht in jeder Fantasywelt leben unbedingt Drachen und seltsame Kreaturen, von denen nie zuvor ein Leser gelesen hat. Auch sind manche Fantasywelten ohne jegliche Magie, manche sind so unstylisch, die kommen sogar ohne „Den Feuerball“ aus – ja, man soll es nicht glauben, aber es ist wahr.
    Nein, was ich meine sind die mittelalterlichen Verhältnisse, in denen die Menschen leben. Wirklich, so gut wie keine Fantasywelt ist in die Industrialisierung gekommen. Das Land wird von einem König regiert, die Wachen tragen Rüstungen und kämpfen mit Schwertern, Bögen und wenn sie ganz modern sind, mit Armbrüsten; und von Steuererklärungen hat da auch niemand die leiseste Ahnung – das heißt, man kann die Menschen auf jeden Fall NICHT unzivilisiert nennen, da bürokratische Folter damit ja unbekannt ist. („Was soll das heißen, körperliche Folter ist viel schlimmer und die gibt es nunmal in mittelalterlichen Verhältnissen!? Habt Ihr jemals eine Steuererklärung geschrieben? Wisst Ihr, welche Qualen man dabei erleidet? Ach was frage ich Euch überhaupt, Ihr seid ja ein muskelbepackter Held, was wisst Ihr denn schon vom Schreiben?“)
    Bleibt nur noch die Frage nach dem Sinn. Warum leben Menschen immer in mittelalterlichen Verhältnissen? Hm? Ja, ganz genau! Weil die Schmiedekünste der Zwerge nicht gegen Massenvernichtungswaffen anstinken können, weil Marlboro die Hobbits in den finanziellen Ruin treiben würde und die Weisheit der Elfen so blass gegen mighty Google aussieht, darum!

  • Zitat

    weil Marlboro die Hobbits in den finanziellen Ruin treiben würde

    Die beste Stelle bisher :rofl:
    Musste sofort an Edobert und die Halblinge denken, damusste ich das Gesetz anwenden - womit hätte er dann seine Kekse bezahlen sollen? ;(

    LG
    Arathorn

  • Noch immer amüsant :thumbsup:
    Ist "Marlboro" eine Anspielung auf das Pfeifenkraut vom Alten Tobi? :D

    Magie hat etwas einzigartiges: Sie berührt alle Sinne. Sie ist wie ein Geruch, der sich nicht wirklich wahrnehmen lässt, wie Sand, der durch Fingerrillen rinnt. Sie ist ein Geschmack auf der Zunge, der sich nicht benennen lässt, und wie ein Lied, dessen Melodie einem nicht im Kopf bleiben will.
    So lernte Aer die flüchtigste aller Künste kennen: Das Weben von Zaubern, das Formen der Magie.

    Die Schatten der Magie

  • Myrtana222: Auf was denn sonst? Gibt es viel anderes, was die Halblinge exportieren könnten? :whistling:

  • Ich wollte nur wissen, ob dieses klug gesetzte und nicht jedem bekannte Detail absichtlich gesetzt oder blanker Zufall ist.
    Egal wie, mehr bitte :D

    Magie hat etwas einzigartiges: Sie berührt alle Sinne. Sie ist wie ein Geruch, der sich nicht wirklich wahrnehmen lässt, wie Sand, der durch Fingerrillen rinnt. Sie ist ein Geschmack auf der Zunge, der sich nicht benennen lässt, und wie ein Lied, dessen Melodie einem nicht im Kopf bleiben will.
    So lernte Aer die flüchtigste aller Künste kennen: Das Weben von Zaubern, das Formen der Magie.

    Die Schatten der Magie

  • @Arathorn: Wenn ich ich der Stimmung für Blödsinn bin ^^ Dieses Projekt zieht sich schon lange und geht nur langsam voran, tut mir leid. Aber nachschub kommt, sobald ich ihn geschrieben hab. Momentan halten mich "Superior" und "Das Erbe des Lichtbringers" auf trab

  • Spoiler anzeigen

    @Arathorn: Weil du schon so ungeduldig bist und ich wirklich seit einem Monat nichts in diesem Thread geposted habe und weil ich dank Schlafmangel gerade so überdreht bin, dass ich verrücktes Zeug schreiben kann - gibt es jetzt ein weiteres ungeschriebenes Gesetz. Ich befürchte aber, dass ich diesmal den standard nicht halten kann, hab seit 26 Stunden nicht geschlafen ^^

    17) Alter Knacker mäht alles nieder

    Was ist gefährlicher als eine gefräßige Riesenspinne, ausdauernder als ein Versicherungsvertreter, weiser als Google und zäher als ein schlecht gebratenes Steak? Nein, ich spreche nicht von dir, du ichbezogenes Alphamännchen eines Helden! Im Gegenteil, ich rede von den mitunter gefährlichsten Fantasygestalten, die der Mensch sich je ausgedacht hat: Milde lächelnde und am Krückstock gehende, alte Männer! Ja, Ihr habt richtig gehört.
    Wie ein ungeschriebenes Gesetz es nämlich will, gibt es in vielen Fantasy Stories einen alterwürdigen Meister, der die jungen Schüler verprügelt. Natürlich auch die bösen Buben, aber vor allem seine Schüler. Siehe hierzu auch Gesetz 10) Der Tod des Lehrmeisters.
    Natürlich gibt es auch ansonsten gerne mal den ein oder anderen alten Kriegsmeister, der mit seinen 80 Jahren mehr Feinde besiegt, als ein vergleichsweise junger Kämpfer.
    Die Frage, die sich wie immer stellt: Warum ist das so?
    Nun, wie wir schon recht früh in Gesetz 9) Der Feuerball festgestellt haben, zielt Fantasy weniger darauf ab, realistisch sondern cool zu sein. Wir alle kennen alte Menschen. Sie haben den Tag über zu viel Zeit, überfüllen am Samstagmittag die Supermärkte, obwohl sie auch auf andere Tage ausweichen könnten, sitzen gerne vor dem Fernseher, nörgeln andauernd rum, wie viel besser alles zu ihrer Zeit war, verstehen nicht viel von Fortschritt, glauben, dass sie immer im Recht sind, weil sie alt sind und schreiben in ihrer vielen Freizeit gerne Falschparker auf. (Was nickt Ihr da noch, ihr altersdiskriminierender Möchtegernheld!? Das sind Vorurteile und als Held dürft Ihr nicht diskriminierend sein, das ist pfui! Haben wir uns verstanden!?“)
    Dieses Bild hat sich mal mehr mal weniger begründet in unserer Gesellschaft verankert, das ist nun einmal so. Und jetzt kommt der Knackpunkt: Wenn etwas einem auf diese Weise fest etablierten Bild, welches von uns als langweilig und öde empfunden wird, wiederspricht, wird es dadurch einfach nur megacool! Das heißt, ein alter Mann, der alles niedermäht, ist da gerne gesehen.
    Ob das allgemeingültig ist? Natürlich, habt Ihr gerade nicht zugehört!? Was sagt Ihr, Ihr wollt ein beispiel geben? Nur zu!
    Nette Busfahrer!? Himmel, aus Euch wird nie ein Held, was habe ich Euch gerade über Diskriminierung und Pfui gesagt!? Hört endlich mal zu! Und erst kurz zuvor haben wir über mittelalterliche Verhältnisse gesprochen, was hat da denn ein Busfahrer zu suchen!? Wie beschränkt seid Ihr eigentlich ...

    ... obwohl nette Busfahrer in einer mittelalterlichen Umgebung sind schon irgendwie cool ...

  • von wegen Niveau nicht halten :D
    Schlaf nie, bevor du hier weiterschreibst ^^
    Das passt mal wieder wie die Faust aufs Auge und nebenbei stimmt das mit den alten Leuten auch noch :whistling:
    Mit den Supermärkten könntest du präzisieren, dass sie sich an der Kasse vordrängeln und dann andere beschuldigen, ihnen eben den Platz weggenommen zu haben. Das finde ich immer genial :rofl:
    und mit den busfahrern - da sag ich nur Flugzeug :crazy: :crazypilot:

    LG
    Arathorn

  • Vielleicht etwas verspätet, aber inzwischen hab ich auch dieses Buch durch...

    Deine Regel Nr. 17 ist Regel Nr. 1!!

    ... Weiter muss nichts dazu gesagt werden. Ich harre der Fortsetzung ^^


    "You know what the big problem is in telling fantasy and reality apart? They're both ridiculous."

    - Twelve

  • Diese ungeschriebenen Gesetze haben mir heute morgen die Zugfahrt versüßt. 8o
    Richtig super, schreib bitte weiter, wenn dir noch etwas einfällt. :thumbsup:
    Man erinnert sich beim Lesen die ganze Zeit an Bücher, in denen diese Dinge vorkommen (und sie kommen in richtig vielen Büchern vor), und ärgert sich, wenn man so etwas selbst schon verzapft hat. :D