Beiträge von Ralath

    Mit einem Mal war es, als habe jemand den Ton am Fernseher leise gestellt und die Geräusche um sie herum flauten ab.
    Plötzlich wurde es hell. So hell, dass sie den Lichtschein durch die geschlossenen Augenlider wahrnehmen konnte.
    In diesem Moment spürte Emilia einen Luftzug an sich vorbeiströmen, der die bleierne Müdigkeit von ihr nahm. Sie fühlte sich frisch und ausgeruht.

    Ich konnte mir den Übergang super vorstellen.
    Mal gesponnen: Was wäre denn, wenn du diesem Zustand noch einen markanten Geruch hinzufügst?

    „Es gibt viele Bezeichnungen für das, was ich bin. Manche nennen uns göttliche Vertreter oder Boten Gottes und … ja, auch Engel ist eine weitläufige Bezeichnung.“

    Nur wage klang eine entfernte Erinnerung in ihr nach, wie das Echo längst vergangener Stimmen, die in ihrem Geist widerhallten. Als sei sie Hals über Kopf aus einem Traum erwacht, war es nur ein seltsames Gefühl innerer Ruhe und Geborgenheit, das nach wie vor an ihr haftete. Jeder Versuch, in ihrem trüben Bewusstsein nach einem konkreten Gedanken zu fischen, endete in einer Sackgasse. Da war nur zäher Nebel und die Erinnerung entrann ihr, rieselte durch ihre Finger, wie feiner Sand und löste sich schließlich auf.

    Vage.

    Der Abschnitt ist super anschaulich beschrieben. Es liest sich sehr gut, wie ihr die Erinnerung wieder entgleitet.
    Eine Sache, die mir gesondert aufgefallen ist:
    Die Krankenschwester ist wesentlich fürsorglicher beschrieben, als Emilias Mutter. Ich denke, wenn man am Bett des eigenen, verunglückten Kindes sitzt und es dann endlich die Augen aufschlägt, ist man relativ überwältigt - womöglich auch in dem Hinblick, dass Emilia ihren emotionalen Charakter vielleicht auch von ihrer Mutter geerbt hat? Naja, jedenfalls ist die Frau Mutter da beschreibungstechnisch etwas zu kurz gekommen :)

    Ansonsten war der letzte Teil top-end. Sehr nachvollziehbar und authentisch geschrieben, man war direkt dabei im Geschehen, als wäre es eine Folge aus Emergency Room :D

    Und die Begegnung mit dem Engel...
    ... ich habe da schon eine oder zwei Theorien. Vielleicht ist es interessant für dich zu wissen, was sich der Leser bis jetzt zusammenreimen kann? ich brainstorme mal kurz.

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    1. Es war irgendein 0815-Engel.
    2. Es war Elias. Dagegen würde sprechen, dass er einer der Militärengel ist und ich habe das Gefühl, dass die anderes zutun haben, als mit den kürzlich verstorbenen Spazieren zu gehen. Womöglich sind dafür andere Sphären zuständig? Andererseits wird er ja versetzt - eventuell ist das seine neue Aufgabe und der Zwischenteil seiner Versetzung ist "Offscreen" abgelaufen.
    Ich könnte mir dahingehend auch vorstellen, dass er es tatsächlich war und die "Rückführung" in Emilias Körper auf eigene Faust aus schlichter Sympathie in die Wege geleitet hat, obwohl er ja "den Zeitpunkt des Sterbens an sich" nicht bestimmen kann/darf. Und dann das Detail der leichten "Ungeduld" in der Stimme. Das riecht nicht nach dem aufgabentreuen Otto-Normal-Engel. Die rebellische Ader, die Emilia in dieser Situation zeigt, könnte Elias sogar imponiert haben.
    Das würde freilich wieder in brisantem Ärger enden und das kann ich mir bei Elias mittlerweile sehr gut vorstellen. Vom Prolog her hätte ich zumindest vermutet, dass die beiden sich hier das erste Mal begegnen.
    3. Vielleicht war es auch Micah?
    4. Verschwörungstheorie! Dämonen haben sich unter die Engel gemischt und bringen alle Abläufe durcheinander um den Himmel zu stürzen!!!einself11

    Danke an alle für Glückwünsche. Natürlich freue ich mich riesig, dass die Geschichte so gut angekommen ist, besonders im Hinblick auf umfangreiche und ebenso lesenswerte Konkurrenz :)
    Es hat verdammt viel Spaß gemacht, sich so eine kleine, kurze, knackige Story ausdenken zu müssen, genau so aber auch, zu lesen, was andere aus der gleichen Themenvorgabe für wahnsinnig bunte und verschiedene Handlungen entwickeln.
    Chapeau an alle!


    Ich setze mich dann langsam mal daran, ein Thema auszugrübeln, das eine nette Basis für die nächste Runde gibt. :thumbup:

    Das würde mich persönlich wohl nicht stören, solange die Protagonisten nicht subjektiv gesehen Welten auseinander liegen, was die Zeit im Rampenlicht angeht. Wie die anderen schon angemerkt haben, niemand wird dir die Seiten und die "On-Screen-Time" jedes einzelnen Charakters vorrechnen.
    Man sollte nach meinem Geschmack eben nur vermeiden, dass (sofern es sich um einen relevanten Charakter handelt) Protagonisten nicht grundlos in irgendwelchen Handlungssträngen versauern und auf der Stelle treten, während andere Hauptrollen sich hunderte Seiten lang durch Gegnergruppen metzeln und dabei richtig was erleben. Ich finde es immer schön, wenn alle, die etwas zur Handlung beitragen, sich auch inetwa gleichmäßig weiterentwickeln. Manche Protagonisten brauchen dafür hundert Seiten, manche dreihundert. Wird die Kluft zwischen ihnen nicht zu groß, ist für mich alles in Butter.

    Möp.

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    ´Ich-hab-keine-Essstörung-Alibi-Pizzabrötchen`

    I like that.

    „Super! Das war ja so klar!“, stieß sie aus, während sie das Handschuhfach nach dem Kratzer durchsuchte. Nachdem sie sich durch diverse CDs mit und ohne Hülle sowie haufenweise Kaugummipapierchen gekämpft hatte, stieß sie auf eine aufgerissene Gummibärchentüte, deren Inhalt sich prompt im kompletten Fußraum verteilte.

    Einfach mal gesponnen...
    Was wäre denn, wenn sie keinen Eiskratzer findet... und vielleicht sogar mit einer CD von einem Interpreten, den sie gar nicht abkann, die Scheibe freikratzt, um Freddy für die Unordnung eins auszuwischen? Kann ja sein, dass sie CD in dem Gewusel von vorn herein so verkratzt war, dass sie eh nicht mehr zu retten gewesen ist. :D

    Nachdem sie die Scheiben vom Frost befreit, und für freie Sicht gesorgt hatte, ließ sie sich mit halb abgefrorenen Fingern und noch immer vor sich hin schimpfend auf den Fahrersitz gleiten.

    Gut, sie ist nicht so die Autofahrerin, das wissen wir ja schon. Aber den Wagen vorher zu starten, ist quasi Allgemeinwissen. Vielleicht kann sie sich ja in einem Moment der Erkenntnis auch darüber noch ärgern, dass sie das in ihrer Unruhe vergessen hat?

    Linkin Park. Na, wenigstens die Musik stimmt,

    Und ob die Musik stimmt :thumbup:

    Ungläubig starrte sie auf das herannahende Verkehrsschild, welches ihr verschneit offenbarte, dass die zulässige Höchstgeschwindigkeit hier 100 km / h betrug.

    Im Anschluss würde sich ein kurzer Einwurf ihrer tatsächlichen Geschwindigkeit vielleicht noch ganz gut machen.

    rotierenden Scheibenwischer

    Rotieren hört sich immer nach einer ganzen Kreisbewegung an. Wie wäre es stattdessen mit wippen oder hin-und-her schlagen? Die Wischer könnten auch quietschen oder über die Eisreste auf der Scheibe scharren oder davon so gebremst werden, dass es die Sicht beschränkt.

    Rettungsanker

    Rettungsring?

    die spärlich ausgeleuchtete Straße

    Das ruft bei mir in dem Zusammenhang das Bild einer Straße mit Laternen vor mein geistiges Auge. Sie ist jedoch im Wald und es ist nebelig und das Schneegestöber tobt um sie herum. Dass die Autoscheinwerfer kaum gegen das Gestöber ankommen, steht ja unweit entfernt. Vielleicht würde man hier eher von einer unübersichtlichen Straße oder so reden.

    Der Schock währte nur einen kurzen Augenblick, dann raubte ihr ein stechender Schmerz den Atem. Ein dunkler, schwerer Mantel breitete sich über sie aus, hüllte sie vollends ein und schottete sie ab, bevor Schmerz und Angst sie überwältigen konnten. Sie bekam nicht mehr mit, wie sie von der Fahrbahn abkam und die Kollision mit einem Baum den Wagen abrupt zum Stehen brachte. Die Scheinwerfer bohrten sich wie zwei Tunnel aus Licht in die Dunkelheit des Waldes, währen die Scheibenwischer über die zersplitterte Frontscheibe rotierten. Nach wie vor fiel der Schnee in weichen Flocken, tauchte alles in eine friedliche Stille.

    Das "schottete" hast du quasi oben schon in einem anderen Zusammenhang. Damit die vorangegangene Beschreibung auch so individuell bleibt, wie sie ist, würde ich das Verb an der Stelle tauschen. Eventuell auch mit einer Phrase wie "Schnitt sie von der Welt aber" oder so ähnlich. Ausserdem würde ich den stechenden Schmerz noch irgendwo lokalisieren, dann kann man sich besser reinfühlen, wo es sie denn erwischt hat. Ich als Leser versuche Unterbewusst diese Wehwehchen "nachzuspüren" und mir so einen Schmerz ins Gedächtnis zu rufen.

    Ansonsten gefällt mir das Ende sehr gut. Es trifft die Umstände genau und schließt die Atmosphäre mit einer Punktlandung ab. Irgendwie auch ein bisschen schaurig, Aber schaurig gut. Allgemein sitzt die Atmosphäre in dem Kapitel klasse, jeder der sich schon mal in einer ähnlichen Situation befunden hat, wird wohl unweigerlich da hineingezogen werden.
    ... und auch wenn sich das doof anhört, ich freue mich ein wenig über den Unfall, weil sich ja dann demnächst wohl die beiden Welten der Protagonisten treffen. In diesem Sinne, immer schön weiter so! :D

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    Das ist eine Frage, die sich jeder vielleicht schon mal auf die eine oder andere Weise gestellt hat und so einfach die Frage auch daherkommt, so schwierig lässt sich die Antwort in Worte fassen. Irgendwie wurmt es mich, dass ich darauf nie eine kurze, knackige Antwort geben kann, weil sie dem Sinn und dem Zweck einfach nicht gerecht wird.

    Wie ist das bei euch?
    Fällt es euch leichter, diese Frage umfassend zu beantworten?
    Was ist euer Antrieb, euch hinzusetzen und zu schreiben?
    Was ist eure Mission?
    Was bedeutet es für euch, Autor zu sein?

    Weil mir die absolute Punktlandung, um diese Frage zu beantworten, einfach nicht gelingt, habe ich mal versucht, das in einem Text zu verarbeiten und auszudrücken.

    Und natürlich würde ich mich freuen, wenn ihr euch diesem Thema in ähnlicher oder vielleicht auch vollkommen anderer Weise anschließen würdet. ^^

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    Du sitzt auf einer Bank in der Fußgängerzone. Die angewitterten, grausilbernen Holzbalken, welche rechts und links auf zwei Betonklötzen aufliegen, sind nicht sonderlich bequem, aber das müssen sie auch nicht sein. Du wartest ja nur für den Moment, darauf, dass dein Freund sich endlich aus den Umrissen der vielen Menschen herausschält und ihr zu eurem Termin aufbrechen könnt.
    Der Himmel über dir ist in einem einheitlichen grau bewölkt, macht aber trotzdessen seit den frühen Morgenstunden keinerlei Anstalten, seine Schleusen über der Stadt zu öffnen. Es würde dich nicht stören, wenn es zumindest heute mal nicht regnet.
    Gelangweilt starrst du deine schwarzen Sneaker, mit den schmutzig-weißen Schnürsenkeln, an und steckst die Hände in die weiten Taschen deines Kapuzenpullovers. Du hast ihn heute Morgen aus dem Klamottenhaufen auf deinem Schreibtischstuhl herausgewühlt, weil sein stumpfes Blau dir irgendwie zugesagt hat und es laut Wetterprognose den ganzen Tag über recht frisch bleiben soll. Gut, dass du dich so entschieden hast. Eine Jacke wäre womöglich eine noch etwas bessere Wahl gewesen, aber der Pulli tut es auch. Immerhin geht es gerade mal auf den Herbst zu und nicht auf den tiefsten Winter. Er wird also reichen.
    Mit einer Mischung aus Schnauben und stummem Seufzen ziehst du nun eine Hand aus der Pullovertasche und spickst auf deine abgetragene alte digitale CASIO. Dein Kumpel ist überfällig. Mal wieder. Unruhig schiebst du deine Brille auf der Nase ein Stück nach oben und tippst dreimal ungeduldig mit der Fußspitze auf den Boden.
    Trotzdessen, dass es zwar, wie angekündigt, frisch, aber nicht wirklich kalt ist, ziehst du im Anschluss die Kapuze an ihren beiden braunen Schnüren enger und versenkst deine Hände dann wieder in den warmen Taschen deines geliebten alten Pullis. Ein wenig fröstelst du ja nun doch irgendwie. Gedankenverloren wippst du ein wenig nach vorn und hinten, während dein Blick ohne wirklichen Anker über die Menschen schweift. Sie schlendern alle nur stumpf umher, wie immer, wenn es an Freitagen auf den Nachmittag zugeht. Da die Langeweile nicht nachlässt, musterst du nach kurzer Zeit schließlich doch die Leute, die, ohne von dir Notiz zu nehmen, durch die Gasse laufen. Eine alte Frau mit einem knielangen hellbraunen Fellmantel geht an dir vorbei und zerrt einen wenig beneidenswerten und schwer hechelnden Mops hinter sich her, der nicht mehr weiter will, es aber dennoch muss. Mit ihrem kurzgeschorenen grauen Haar, dem schreiend roten Lippenstift und dem völlig überdosierten türkisblauen Lidschatten, sticht seine Besitzerin aus der Menge heraus - auf eher skurrile Weise und nicht etwa als willkommener Blickfang. Ja, in dem Strom aus Menschen gibt es auch Kuriositäten.
    Dein Augenmerk springt auf einen schlaksigen Jungen über, der sich gekonnt auf seinem Skateboard durch die Menge schlängelt. Er trägt nur ein viel zu weites weißes T-Shirt, eine zerschlissene Jeans und Sandalen, was deiner Meinung nach gar nicht zu dem Wetter des heutigen Tages passt und dich bei seinem bloßen Anblick noch mehr frieren lässt. Bevor du den Aufdruck auf seinem umgedrehten, erdfarbenen Cappi lesen kannst, ist er auch schon ratternd auf den Rollen seines Boards die Fußgängerzone hinuntergeschossen und zwischen den wogenden Leibern der Passanten verschwunden.
    Du ziehst die Sohle deines rechten Fußes mit ein wenig Widerstand über die unebenen gelben Pflasterplatten, während die Zeit zäh dahinfließt. Die Wurzel eines nahen Baumes hielt es scheinbar für nötig, sich gerade hier bei der Bank einen Weg nach oben zu bahnen und hebt den Untergrund langsam aber sicher an. Gleichsam mit der Wurzel sprießt auch überall Unkraut durch die Fugen. Die Stadt täte gut daran, dem aufdringlichen, kleinen Gestrüpp mal mit ein wenig Unkraut-Ex zu Leibe zu rücken.
    Wieder schweift dein Blick über die Fußgänger. Du nimmst die Geräuschkulisse um dich herum kaum richtig wahr, es ist dasselbe beständige Hintergrundrauschen aus Schritten und Gesprächen, dem Rascheln von Einkaufstüten und den Geräuschen aus den Geschäften, wie sonst auch. Die Körper verschwimmen immer mehr zu einem Strom aus schwarzen Jacken und blauen Jeans, die in Vielfarbigen Schuhen und Stiefeln enden. Alles besteht nur noch aus verwaschenen Schlieren, bis…
    …bis dein Blick an einer jungen Frau haften bleibt. Ohne, dass du weißt warum, fokussiert er sich regelrecht auf sie. Sie ist hübsch, keine Frage und hat ein süßes Gesicht mit Stupsnase, aber sie hat nichts derart Besonderes an sich, dass rechtfertigen würde, dass du ihr länger als einen Augenblick Beachtung schenkst. Dennoch siehst du ihr entgegen, während sie die Gasse entlang geht und sich vorsichtig über den blonden Pferdeschwanz fährt, als würde sie überprüfen, ob er nicht zwischenzeitlich verloren gegangen ist.
    Auch ihre Kleidung ist nicht sonderlich auffällig. Ein beiger Rollkragenpullover schützt sie vor der kühlen Herbstluft, ihre Beine stecken in schwarzen Jeans und ihre Füße in wadenhohen, braunen Schnürstiefeln. Langsam erkennst du, dass das, was deine Aufmerksamkeit auf sich zieht, nicht die Frau selbst ist, sondern der kleine, geschwungene Lederkoffer, den sie in der rechten Hand trägt.
    Ein wenig unsicher geht sie auf die Sitzgelegenheiten zu, die auf der anderen Seite der Fußgängerzone aufgestellt sind und nimmt zögerlich auf einer unbesetzten Bank Platz. Zwischen euch liegen gute dreißig Metern Abstand und obwohl sie sich direkt gegenüber von dir niedergelassen hat, sieht sie nicht zu dir herüber. Etwas verklemmt, aber auch irgendwie adrett sitzt sie dort, die Beine geschlossen und die Arme nahe am Körper. Der Koffer ruht sanft auf ihren Schoß gebettet, ihre filigranen Hände liegen schützend darauf. Sie schließt die Lider, nimmt einen tiefen Atemzug und spitzt die Lippen, als sie die Luft in einem Stoß wieder in die belebte Fußgängerzone entlässt. Wieder und Wieder. Anscheinend kosten diese Atemzüge viel Kraft und Überwindung. Sie muten wie eine Beruhigungsübung an.
    Dann geht ein Ruck der Entschlossenheit durch ihren zierlichen Körper. Sie öffnet die beiden Verschlüsse des Koffers mit einem schnappenden Klicken, dass du selbst über den leisen Trubel der Passanten hören kannst und zieht eine glänzende, in wunderschönem Nussholz gemaserte Violine hervor. Vorsichtig legt sie den nun leeren Koffer auf die Sitzfläche ihrer Bank und steht auf. Ihre Finger greifen gefühlvoll neben sich und zaubern den, zur Geige dazugehörigen, Bogen hervor. Sie benötigt drei, vier Anläufe, bis ihr Kinn in der richtigen Position auf der Stütze des Instruments aufliegt, dann hebt sie den Hals der Violine mit einer einstudierten Geste in die Waagerechte – und zögert. Erneut atmet sie angestrengt durch.
    Du kannst ihr ansehen, dass sie sich innerlich vor dem kommenden Moment scheut und sich dagegen wehrt, nicht zurückzuweichen. Ihre Wangen sind leicht angespannt und bekommen allmählich eine rosige Farbe, als die Aufregung nun doch die Oberhand gewinnt. Der darauffolgende Atemzug wird von einem kaum wahrnehmbaren Zittern begleitet. Sie ist unfassbar nervös. Eine starke Zerrissenheit geht von ihr aus.
    Du bist völlig gebannt von ihrem Anblick, während sie noch nicht ein einziges Mal in deine Richtung gesehen hat. Keinen der Passanten scheint sie wirklich wahrzunehmen und auch die Passanten interessieren sich nicht für sie, während sie in ihrem Inneren mit sich selbst ringt und einen unerbittlichen Kampf austrägt, den du lediglich erahnen kannst. Ein Hindernis, eine Hürde, die sie kaum überwinden kann hält sie davon ab, den nächsten Schritt zu tun.
    Sie beißt sich auf die Unterlippe. Ihre Augen bleiben dabei die ganze Zeit geschlossen. Das Publikum bedeutet ihr nichts und gleichzeitig ist jeder Zuhörer einer zu viel.
    Schließlich lässt sie die Violine wieder sinken, ohne ihr auch nur einen Ton entlockt zu haben. Obwohl du die fremde Frau nicht kennst und überhaupt nicht wissen kannst, ob sie gut spielen kann, bist du enttäuscht.
    Wie dir klar wird, würdest du sie sehr gerne spielen hören und du weißt beim besten Willen nicht, warum. Deiner Meinung nach wäre es falsch, wenn sie jetzt aufgibt. In Gedanken ermutigst du sie, weiter zu machen, sich zu überwinden und einfach drauf los zu spielen, nichts auf die anderen zu geben und einfach ihr Ding durchzuziehen. Ihr kennt euch nicht, trotzdem du bist der festen Überzeugung, dass sie es kann, dass sie Talent hat. Du willst, dass es so ist.
    Doch sie steht nur da und hat die Augen vor der Welt verschlossen. Der Violinenbogen hängt schicksalsergeben in ihrer Rechten hinab und das Instrument selbst in der anderen Hand. Ihre Erscheinung wirkt von einem Moment zum nächsten erschöpft, beinahe so, als hätte sie die Niederlage gegen sich selbst auf eigenartige Weise gebrochen. Traurigerweise sieht sie aus, als hätte sie diese Niederlage bereits akzeptiert.
    Wieder und wieder beschwörst du sie stumm, sich einen Ruck zu geben.
    Du willst, dass sie ihre Motivation wiederfindet und sich ihr Mut wieder aufrappelt.
    Du wünschst dir nichts sehnlicher.
    Du willst sie um jeden Preis spielen hören.
    Als du deine Hoffnung schon beinahe aufgegeben hast, strafft sie die Schultern, überstreckt plötzlich ihren Hals. Einmal nach rechts und dann genauso noch einmal nach links. Gleich darauf rollt sie mit dem Kopf und ehe du dein Glück fassen kannst, beginnt der Bogen auch schon gefühlvoll über die Saiten zu gleiten. Die ersten Töne erklingen zaghaft und machen den Eindruck, als wäre die Geige ziemlich verstimmt oder als würden die Noten vollkommen zufällig und disharmonisch daherkommen, doch als die Rosshaare des Bogens wieder und wieder auf und ab streichen, erschließt sich dir zunehmend das Konzept der Melodie. Du kennst das Lied. Die Radiosender haben es so oft gespielt, dass du es schon vor Wochen nicht mehr hören konntest, ohne mit den Augen zu rollen. Es ist von Lana Del Rey und heißt Summertime Sadness.
    Ja, eigentlich magst du das Lied gar nicht, wirklich nicht, aber etwas an der Art und Weise, wie die Violine die Töne formt, sie entlässt und in der Fußgängerzone vor der grauen, von Fenstern durchbrochenen Kulisse preisgibt, raubt dir mit jeder Note mehr den Atem.
    Genauso, wie dich der Klang bezaubert, schlägt dich aber auch seine Schöpferin in ihren Bann. Noch immer hat sie die Lider nicht geöffnet, aber sie wird mit jedem erzeugten Ton sicherer und lässt sich mit jedem Herzschlag mehr in die Musik hineinfallen. Als die Magie der Noten sich zu entfalten beginnt, kriecht der Violinistin langsam ein Hauch von Gelassenheit über die Züge und sickert ebenso in ihre Bewegungen. Die ganze Darbietung wird auf unvorstellbar vielen Ebenen geschmeidiger, natürlicher.
    Ihre Brauen beginnen, von den vereinnahmenden Klängen an die Hand genommen, mit den Tönen zu tanzen und ihr frecher, blonder Pferdeschwanz wippt ebenso mit ihren auftauenden Bewegungen, wie es die einzelne Strähne tut, die seitlich bis auf ihre Wange fällt. Die Musik fängt an, ihre Unsicherheit wegzuspülen wie ein langersehnter Regen und legt etwas tieferes, etwas weitaus ursprünglicheres frei. Ihre Beine und Füße ergeben sich der Melodie und wirken so, als hätte man sie endlich aus tonnenschweren Zementblöcken befreit. Unbeholfen, ein wenig unsicher und doch begierig darauf, sich zu endlich wieder bewegen zu dürfen.
    Obwohl die Melancholie des Liedes aus jeder einzelnen schwungvollen und dennoch dosierten Geste ihrer Finger in die Geige hineinsickert und davon zurückgeworfen wird, stiehlt sich ein scheues, glückliches Lächeln in ihre Mundwinkel.
    Sie spürt jeder der Noten nach und fühlt sie mit jeder Faser ihres Körpers, das kann ihr selbst ein Blinder ansehen.
    Du bekommst einen Tropfen ab, hörst und bemerkst das dumpfe Ploppen auf deiner Kapuze aber nicht, weil du gerade von etwas anderem völlig vereinnahmt wirst. Du ertrinkst geradezu in dem von ihr erschaffenen Moment.
    Auch der Musikerin kann der einsetzende Regen nicht entgangen sein, doch sie stört sich nicht daran. Nein, sie stört sich wahrhaftig nicht daran, vielmehr scheint sie das kalte Nass sogar willkommen zu heißen. Und mit jedem Regentropfen, der nun, als der Regen stärker wird, an ihrer Wange abperlt und ihr kalt in den Kragen hineinrinnt, scheint sie die Freiheit des Augenblicks noch mehr zu genießen. Sie ist nur noch wenige Töne vom Refrain entfernt, als es plötzlich passiert. In einer Explosion, die den ganzen Ballast von ihren Schultern zu reißen scheint, sprengt sie alle Fesseln von sich und gibt sich der Musik vollkommen hin. Es wirkt so, als wäre sie auf eine wunderbare Weise von einer Muse besessen, während sie den Bogen führt und mit dem Oberkörper den Klängen hinterhertaucht, die sie erschafft. Das anfangs zarte Lächeln weicht einem befreiten, nein, einem entfesselten Grinsen. Ihre Beine schaffen es nicht mehr, nur auf einem einzigen Flecken still zu stehen und bloß schlicht zu wippen, als die gespielten Noten sie packen und über das nasse, unkrautübersäte Pflaster ziehen.
    Völlig selbstvergessen lässt sie sich von der Musik tragen, gänzlich unbekümmert davon, dass die ganze Welt gerade die Luft anhält, nur um ihrem Spiel zu lauschen. Die Harmonie, die mit jeder zitternden Saite aus der Violine fließt und mit den geschmeidigen Bewegungen der Violinistin die Gasse schneller flutet, als es der Regen je könnte, ist unglaublich ansteckend.
    Ohne, dass du es beeinflussen kannst, heben sich nun auch deine Mundwinkel zu einem Lächeln, als du die ergreifende Leidenschaft siehst, die von der jungen Frau ausgeht. Nun ist sie am zweiten Refrain angelangt und es gibt keine Grenze mehr für sie, die sie noch aufhalten kann. Einem Herbststurm gleich, der die bunten Blätter des Waldes zwischen den Baumstämmen umherpeitscht, jagt sie zwischen den Leuten hindurch, ohne auch nur einen der Menschen mit Instrument oder Körper zu berühren.
    Stattdessen berührt sie etwas anderes in den Zuhörern, etwas weitaus tiefer liegenderes, als Haut oder Knochen und lässt es durch die Tönen des Liedes in jedem von ihnen widerschwingen.
    Keine Hand könnte diese Menschen jemals so berühren, wie es die Melodie der jungen Frau gerade tut. Ihre Bewegungen werden so zuverlässig von der Musik geführt, dass sie selbst blind mit niemandem zusammenstößt und jeden in völliger Ergebenheit darin einhüllt.
    Du weißt nicht, wie lange du ihr fasziniert und scheinbar ohne zu atmen mit den Augen folgst, bis das Lied sich langsam seinem Ende entgegen neigt.
    Sie endet mit ihren Sprüngen, Pirouetten und Ausfallschritten schließlich auf der Bank neben ihrem Koffer und malt die letzten Töne in die regenklare Luft. Eine langgezogene Note zittert klagend und dennoch wunderschön die Gasse entlang, dann ist es still. Der Regen hat aufgehört. Schwer atmend und mit durchnässten Strähnen vor den Augen, die sich während der Jagd nach den Klängen aus ihrer Frisur gelöst haben, hebt sie behutsam die Lider.
    Ihr Blick huscht unsicher umher. Von einem Gesicht der fassungslosen Passanten zum nächsten und zum nächsten und zum nächsten. Alles wirkt reglos, wie eingefroren. Nichts und niemand bewegt sich. Für einen Herzschlag kehrt die Unsicherheit mit aller Macht zurück, während jedes Augenpaar in Totenstille auf sie gerichtet ist. Ihr Lächeln verschwindet zusehends und wird von einem schweren Schlucken abgelöst, während sich etwas anderes ihrer Züge bemächtigt. Angst. Angst etwas falsch gemacht zu haben. Die Furcht vor Zurückweisung und Ablehnung. Eine Anflug von Panik zeichnet sich in ihrem Gesicht ab und ihre Freude verfliegt dabei.
    Doch ehe es soweit kommen kann, dass dieser magische Funke in ihr vollends erlischt, stehst du auf und klatscht. Erst langsam, dann immer ergriffener, schneller, lauter. Du legst die Finger in die Mundwinkel und pfeifst. Einmal und noch einmal und klatscht dann genauso eifrig weiter.
    Ihr Blick fällt verblüfft auf dich. Einen Augenblick lang weiß sie mit dem Geräusch und der Reaktion selbst, nichts anzufangen, dann siehst du ein Blitzen in ihren grünen Augen und ihr Lächeln kehrt zurück. Dankbar, erleichtert und hundertfach glücklicher, als je zuvor. Doch nicht nur das. Andere Fußgänger erwachen durch die Unterbrechung aus dem Bann der Geigenspielerin und beginnen ebenfalls zu applaudieren. Sie pfeifen, sie jubeln und rufen, dass sie eine Zugabe wollen. Die Geräusche verschwimmen und tosen gegen die grauen Fassaden der umstehenden Häuser und tauchen sie in Farben, die gar nicht existieren. Sturmflutartig branden sie der jungen Frau entgegen.
    Sie genießt es, darin zu baden und sie hat es verdient, davon umhüllt zu werden.
    Als sie sich schließlich in bester Musikermanier verbeugt und dann nach oben sieht, bricht die Wolkendecke über ihr auf. Wie ein Scheinwerferlichtkegel wirft die Sonne beifallbekundend einen Strahl auf sie hinab.
    Der untere Teil einer nassen, zerbrochenen, facettierten Glasflasche, der ihr zu Füßen liegt, streut das Licht in allen Farben des Regenbogens und überzieht die Kulisse mit tausenden bunten Sprenkeln.
    Unvermittelt spürst du eine Hand auf deiner Schulter. Es ist dein Freund und er fragt, nein, fordert dich auf, dass ihr euch endlich zu eurem verabredeten Termin aufmacht, weil die Zeit drängt.
    Du siehst ihn fragend an, bis du wieder im Hier und Jetzt ankommst und dir siedend heiß einfällt, weshalb du überhaupt hier gewartet hast. Ein kurzes Spitzeln auf deine Uhr verrät, dass ihr wirklich spät dran seid.
    Dann huscht dein Blick wieder zurück auf die umjubelte Violinistin und wie sie sich glücklich eine tropfnasse blonde Strähne aus dem Gesicht wischt und dabei noch immer ihren Geigenbogen gefühlvoll in den Fingern hält - und du fällst eine Entscheidung.
    Sachte streifst du die Hand deines Freundes von deiner durchnässten Schulter.
    „Tut mir leid. Das muss heute ohne mich klappen.“ Dein Freund sieht dich verdutzt an, doch deine Rechtfertigung wird von einem freundlichen Lächeln begleitet.
    „Ich bleibe lieber noch ein bisschen hier.“

    *

    Was also, bedeutet es für mich, ein Autor zu sein?

    Es bedeutet für mich, jemandem eine Violinistin in einer Fußgängerzone zu zeigen, die es nie gegeben und deren Lied er nie gehört hat, deren Darbietung er jedoch ungeachtet dessen jederzeit gerne wieder beiwohnen würde.
    Ich glaube, so könnte ich diese Frage in einem Satz beantworten. :thumbsup:

    Heyho!
    Kapitel 14 - Die Straße von Ithilien war wieder ein sehr solides Kapitel, vor allem der Abschluss mit den beiden Turteltauben war sehr stimmig.

    Zu dem Part davor, als Matilda von ihrer Vergangenheit erzählt, habe ich eine Anmerkung:

    "Ich hatte noch nicht oft die Gelegenheit in einer Gruppe zu reisen. Zwar hat Frau Eowyn Kinder, aber seit sie mich vor einigen Jahren aus dem Waisenhaus mitgenommen hatte, kommt es mir so vor, als ob ich ihr wie eine Tochter geworden bin. Ständig wurde ich beschützt vor den Gefahren des Lebens. ich durfte keine Männer sehen, keine Kämpfe austragen, keine Abenteuer erleben oder in der Wildnis umher streifen. Nicht einmal Freunde durften zu mir in den Palast kommen. Deshalb widersetzte ich mich den Anweisungen meiner Herrin in den dunklen Stunden der Nacht oder Faramir nahm mich mit zum Kampfunterricht wenn seine Frau nicht zugegen war. So erlernte ich den Umgang mit Waffen und durch meine Ausrisse brachte ich mir das Fährtenlesen bei. Ich übte in den Gemächern des Palastes Bogenschießen oder warf mit Küchenmessern auf die Käselaibe in den Vorratskammern. Keine Gelegenheit blieb aus und schon bald hatte ich so viel gelernt, dass selbst Eowyn mich nicht mehr zurückhalten konnte. Faramir bestand des Öfteren darauf mich mitnehmen zu dürfen und selbst Frau Eowyn erlaubte mir den Ausgang in die Stadt. Das Einzige, was mir fehlte, waren Freunde. Menschen, die immer für mich da wären, wenn ich sie nur bräuchte. So etwas, wie ihr es hier habt, hatte ich nie. Es tut mir leid, wenn ich mich zu sehr in eure Angelegenheiten einmische, Fragen stelle und alte Wunden aufdrücke. Ich hatte nicht oft die Gelegenheit mich Personen zu öffnen... Im Waisenhaus war ich verschwiegen und regelmäßig stahl ich mich davon bis mich die Wachen wieder aufgabelten und erneut in das Waisenhaus zurück brachten. In Frau Eowyns Obhut wurde ich abgeschottet von der Welt dort draußen und nur die Angestellten am Hof von Frau Eowyn redeten mit mir


    Matilda hält hier einen recht langen Monolog, aber die Länge ist gar nicht so das, was mir aufgefallen ist. (Gut, das liegt jetzt schon wieder an der Grenze zur Korinthenkackerei, aber da sind eben meine Authentizitäts- und Stimmungsantennen irgendwie wieder wach geworden - also keine Panik, dass ist nur meine persönliche Ansicht ^^ )
    In diesem Monolog schlummert meiner Ansicht nach noch eine Menge Potenzial. Wenn man so einen schweren Brocken aus seiner Vergangenheit erzählt, tut man das nicht am Stück, ohne eine Regung zu zeigen.
    Insgesamt kam mir Matilda stückweise eher wie ein distanzierter Erzähler vor und nicht wie jemand, der sich gerade überwindet, noch relativ Fremden sein Herz auszuschütten. Ich hätte mir an der Stelle gewünscht, dass sie etwas mehr "spricht" und weniger "erzählt". Deshalb hat mich der Abschnitt auch relativ kalt gelassen und wirkt fad, besonders, weil im Anschluss emotionstechnisch ja wieder wirklich was kommt.

    Sich jemanden anzuvertrauen erfordert, gerade wenn es noch sehr neue Bekanntschaften sind, viel, viel Überwindung und klappt nicht so flüssig am Stück. Da schluckt man zwischendurch schwer und hat seine Stimme nicht vollends unter Kontrolle. Der Blick huscht womöglich scheu und mit einem ebenso nervösen Lächeln einhergehend, umher. Man klingt vielleicht sehnsüchtig oder auch mal verbittert. Man macht eine kurze Pause, um sich erneut zu überwinden oder schlingt unbewusst die Arme um den Oberkörper. Und in erster Linie ist man äußerst schüchtern, gibt die Informationen nur vorsichtig Preis, während man die Reaktionen auf seine Worte abwartet - gerade im Hinblick darauf, dass man vielleicht die erste richtige Freundschaft schließt.
    Oder alles bricht aus einem heraus, in einem ungefilterten emotionalen Schwall. Beides konnte ich nicht so richtig rauslesen.
    Auch finde ich, dass Eowyn hier ein bisschen zu schlecht wegkommt. Ihre Gluckenhaftigkeit basiert ja nicht auf bösem Willen und ich denke, Matilda weiß das auch und will ihr mit den Worten sicher kein Unrecht tun. Dennoch hört es sich ein bisschen zu sehr nach einer Kerkerzellen-Gefangenschaft an, als danach, dass sie aus dem Waisenhaus in ein Schloss geholt wird.
    Die Szene in diesem Abschnitt ist für mich während des Lesens etwas, ich nenne es mal "authentisch abgekühlt".

    Im Anschluss hast du dann aber auch mit Matildas schüchterner Entschuldigung und Danias Reaktion darauf wieder aufwärmende Sympathiepunkte gesammelt, genauso mit der darauffolgenden Zweisamkeit und dem Umstand, dass Matilda genau das unglücklicherweise nicht entgangen ist.
    Hier bin ich natürlich gespannt darauf, wie sich das scheue buhlen um den Herrn Zauberer entwickelt, weil ich nun beide Damen und ihre Interessen gut einordnen kann.

    So far, ich bleibe - vermutlich zu deinem Leidwesen - dran :D

    seine story-interne Loesung war dass Elbenmuetter prophetische Gaben bei der Namensgebung haben

    *Pfeif* Das's mal 'ne elegante Lösung. Dit jefällt mir.
    *Huscht mit seinem vollgekritzelten Notizblock in eine dunkle Ecke und schreibt wirres Zeug auf, weil die Idee toll ist, streichelt dabei die Seite und murmelt dauernd "Mein Schatzzzz"*

    Tolkien war sehr... ja, beinahe schon spektakulär bei der Namensvergabe.

    Namen assoziiert jeder natürlich zunächst mit Erlebnissen und vor allem mit bekannten Persönlichkeiten und Freunden, die eben diese Namen tragen. Das Resultat daraus ist, dass jeder einen Namen anders empfindet und beurteilt, solange es sich nicht um Jahrhundertklassiker handelt. Deshalb können Namen sowohl positiv, als auch negativ behaftet sein. (Ich kann das sehr gut beurteilen, meine Eltern hielten es für modern und clever, mich...

    Spoiler anzeigen

    Kevin

    ... zu nennen.

    Fakt ist aber, wenn ich einen Namen höre, fallen mir dazu sofort irgendwelche Attribute ein. Der Reiz der Namensgebung in Geschichten besteht für mich selber nun darin, seltene und neue Namen zu finden, die unbeschriebene Blätter sind. In erster Linie müssen sie sich halbwegs lesen lassen und klangvoll sein, ohne zu verworren und zu wild daher zu kommen.
    Man kann aber natürlich auch genau das Gegenteil machen und eben vorurteilsbehaftete Namen absichtlich deplatzieren, um einen gewissen Effekt damit zu erzielen.
    Ein Serienmörder muss nicht zwangsläufig "Manfred Mankiller" heißen. Auch ein Gustav Gutmensch kann mal im Affekt zwei oder zehn Leuten umbringen. :D
    Die Namensvergabe ist etwas sehr individuelles. Travenius in diesem Falle, so wie alles griechische oder allgemein Namen die auf -ion, -ius, -lion etc. enden, hören sich in meinen Ohren herrschaftlich an oder zumindest nach einem verlässlichen Kerl, der gewisse Grundwerte hochhält. Ein Anführer eben, oder jemand in einer gehobener Position, könnte Travenius heißen.
    Würde man nun einen Bettler Travenius nennen, würde ich natürlich hellhörig werden. Der Name passt nicht zu dieser niederen Stellung, was sofort meine Neugier weckt und Fragen aufwirft.

    Und dann gibt es noch so viele weitere Ausnahmen... Decknamen, Spitznamen, Titel, Namenskürzel und so weiter, und so weiter. Am Ende sollten die Handlungen und Eigenschaften den Namen unterstützen und aufgrunddessen dann zur jeweiligen Person passen.


    Oder nochmals als Kurzfassung:

    Ein Name generiert eine Erwartungshaltung.
    Mit einer Erwartungshaltung kann man immer arbeiten, in etliche Richtungen.

    @Rainbow

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    großen Kerzenleuchter

    Würde ich vielleicht eher als Kronleuchter bezeichnen, oder einen kerzenbestückten Kronleuchter. Kerzenleuchter und -ständer stelle ich mir immer wie eine große Menora vor, also eher bodennah.

    Innerhalb dieses Gebäudes, das man aufgrund seiner Größe schon fast als Areal hätte bezeichnen können,

    Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ein Gebäude mit einem Areal gleichzusetzen, finde ich ein wenig sinnentfremden. Areale sind ja an sich mehr Flächen oder Regionen.

    welche der zweiten Sphäre angehörten.

    Kommt demnächst vielleicht eine kleine Erläuterung zu der Hierarchie? Ich wüsste gerne, wie sich diese Spähren gliedern oder welche Sphäre überhaupt für was genau steht.

    welcher den ´Gewalten` bestimmt war

    Ich mag die Bezeichnung. Schön frisch und nicht abgedroschen, sitzt und hat Aussagekraft.

    tastete sich zu einer Art Petroleumleuchter,

    Hier bin ich kurz gestolpert und konnte mir das nicht vorstellen. Mein erster Gedanke, wenn jemand nach einer Lichtquelle tastet, ist diese Geste, an der Wand mit der Hand entlangzufahren und den Schalter zu suchen - Micah tastet jedoch nach oben. Aber da oben kann ja kein klassischer Lichtschalter sein. Da hat's mich irgendwie für einen Moment aus der Bahn geworfen. Zieht er jetzt an einer Kordel oder wie kriegt er das Ding an?

    der Stuhl polterte voller Getöse über den Boden.

    Huch, was haben die denn für Stühle da oben, wenn die voller Getöse umpoltern? :D Ist das für einen Stuhl, der umfällt, nicht ein wenig zu dick aufgetragen?


    Und eines ist mir noch aufgefallen:
    Deine Engel bestätigen anscheinend gerne mit: "Okay" ^^ , vielleicht kann man der Abwechslung halber hier und da ein Okay gegen ein "Ja, Gut, oder Natürlich" tauschen.

    Wieder ein solides Kapitel mit vielen Ankündigungen zu dem, was sicher in den Folgekapiteln noch interessant wird, man bleibt weiterhin gespannt :thumbup:

    Da schließe ich mich glatt mal an.
    Dragon Prince habe ich auch gestern an einem Stück aufgesaugt. War geil. Setting, Charakterentwicklung, Synchronsprecher, Storytelling und die Charakterdiversität waren einfach top. Ich mochte vor allem die stumme Tante, die war, trotzdessen, dass sie keine eigene Stimme hatte, sehr interessant.
    Aber die wissentliche "Kreativentscheidung", das ganze in 15 FPS auszustrahlen, war wirklich Panne. Qualitativ wären die ersten Folgen noch wesentlich runder gewesen, wenn der Animationsstil schlicht mit mehr Bildern ausgestattet gewesen wäre. Ich meine, dass muss doch so oder so mitanimiert werden. Warum schneidet man diese Frames dann wieder raus?

    Weiß schon jemand, wann die Staffel fortgesetzt wird?

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    Naja, es ist nicht so, dass er keine Gefühle empfinden kann. Im Prinzip ist das genau der Punkt, an dem er sich von den anderen Engeln unterscheidet. Ich hatte gehofft, dass das während des Tribunals deutlich geworden ist.
    In diesem aktuellen Teil wollte ich nur beschreiben, dass er aufgrund seiner "feinstofflichen Daseinsform" zum Beispiel keine Wärme oder Kälte empfinden kann...er hat keinen Hunger und auch kein Bedürfnis nach Schlaf...das hat aber nicht direkt etwas mit der Gefühlsbene zu tun.
    Hoffentlich ist das irgendwie rübergekommen, sonst muss ich das vielleicht noch mal genauer beschreiben.

    Also ist das sein Alleinstellungsmerkmal unter den Engeln? Dass er als einziger diese erweiterte Gefühlsebene hat, die er in den Menschen so faszinierend findet?
    Dass Elias anders ist, als die bisher beschriebenen Engel, ist im vorherigen Teil klar geworden. Allerdings kam mir das eher wie ein, ich nenne es mal "Generationenkonflikt" vor. Ich dachte, diese unterschiedlichen Einstellungen zwischen den Mitgliedern des Tribunals und ihm rühren von den verschiedenen Ständen/Stellungen her oder sind schlicht Charaktersache. Wenn ihn dieses spezielle Empfinden also auch vom Otto-Normal-Engel abgrenzt, sollte das vielleicht noch irgendwo Erwähnung finden.

    Um mich mal kurz in die Sache mit der Definition von Gefühlen einzuklinken:

    Nach meinem persönlichen Verständnis würde ich das vielleicht so unterscheiden:

    Gefühle sind sowohl Gefühle wie Hunger, Durst, Temperaturempfinden, Erschöpfung und dergleichen (also auch körperliche Bedürfnisse), als auch Emotionen wie Sehnsucht, Mitgefühl, Liebe und Hass -, als auch die Kernsinnesempfindungen wie zb. das Ertasten und Spüren von Gegenständen.
    Emotionen sind also eine Unterkategorie von dem Oberbegriff der Gefühle und beziehen sich eher auf die geistigen/seelischen Empfindungen.

    *

    Elias scheint ja recht genau mitzubekommen, was auf der Erde so alles schief läuft. Dass er sich trotz der scheinbar verdorbenen Menschheit Gedanken darüber macht, dass es auch Ausnahmen von der Regel gibt, lässt ihn sympathisch wirken.
    Mir gefällt übrigens auch die leise Andeutung eines himmlischen Bürokratieproblems mit einer Spur Lethargie/Langsamkeit, weil Kriegserklärungen und Attacke auch gerne mal ein Millenium auf sich warten lassen. Scheint im krassen Gegensatz zu unserem hektischen Alltag zu stehen.

    Ach, und ja: Who the fuck is Micah? :D

    @Kathamaus

    Freut mich, dass die paar Zeilen auch bei dir anklang finden. :) Aber wie Etiam schon angedeutet hat, die Vorlage war einfach auch sehr gut und hat schon eine Menge Vorarbeit geleistet. Unter diesen Umständen konnte ich dann gar nicht anders, als mich in irgendeiner kreativen Weise einzuklinken /draufzustürzen.

    Spätestens hier habe ich eine Referenz zu Jainas Seemanns Lied aus World of Warcraft entnommen^^

    *brrrrr* Da krieg ich immer wieder Gänsehaut, an der Stelle :D

    Ich habe mich dann auch mal durch die "Neuzeit"-Kapitel gearbeitet.

    Alles in allem kann ich eigentlich nichts kritisieren. Liegt vielleicht auch daran, dass ich aufgrund meiner biologischen Veranlagung nicht all zu viel zu diesen Mädelsabenden sagen kann :D

    Als sie sich das Auto geliehen hat und du im Text auf die Fahrangst eingegangen bist, habe ich direkt gedacht: Emilia kommt nicht an, das nächste Kapitel findet wohl oder übel im Krankenhaus statt. Gut, dass es nicht so passiert ist, das pushed die Erwartungshaltung. Bisher finde ich die Personen allesamt authentisch und lebendig, die sozialen Beziehungen finden mit ordentlich Frotzeleien ihren Weg durch die Zeilen, das lässt auf eine gewisse Nähe zwischen den Charakteren schließen und lässt sie nicht fad wirken.

    Der Mädelsabend findet insgesamt für mich so statt, wie ich mir als Kerl einen Mädelsabend vorstelle. Hier ein Sektchen oder Weinchen, da was zu knabbern und zwischendrin Beziehungsgeplapper und die richtig harten Kernthemen der weiblichen Hälfte der Menschheit :P und das alles verpackt in dem Motto "Reich und schön, wir gönnen uns".

    Und wegen Kapiteln, die sich zeitlich und inhaltlich so stark unterscheiden:
    An dieser Stelle will ich noch mal erwähnen, dass mir persönlich dieser "Stilbruch", wie manch einer ihn vielleicht nennen würde, sogar ganz gut gefällt. Kontrast und Abwechslung auf diese Weise, würzen meiner Meinung nach eine Geschichte, deswegen finde ich es durchaus vertretbar, ca. 3 Handlungsstränge oder aufeinanderfolgende Kapitel zu haben, die einen sehr individuellen Erzähler besitzen und sich dadurch zusätzlich voneinander abgrenzen.
    Je größer diese Kluft ist, desto mehr frage ich mich als Leser, wie der Autor die Stränge dann nachvollziehbar zusammenführt. Das schürt aber natürlich auch eine gewisse Erwartung, die erfüllt und befriedigt werden will und bietet damit auch das Potenzial, die Sache im schlimmsten Fall zu verhauen.

    So far, nächstes Kapitel. Bitte. Danke. :D

    Ein typischer Engel-Fluch oder Ausdruck...so, wie die Zauberer zum Beispiel sagen: "Bei Merlins Bart.... " oder sowas...falls dir vorher ein Geistesblitz kommt, lass mich daran teilhaben

    Wie wäre es vielleicht mit "Was bei allen Himmeln?" oder "Beim Nephilim!" ? ... Oder: "Bei Luzifers versengtem Hintern!" :D

    Generell habe ich an Kapitel 1.1 fast nichts auszusetzen.
    Lediglich die paar Kleinigkeiten sind mir aufgefallen:

    "...war er einfach unschlagbar."
    "... ins Abseits katapultierte."
    "... in den Ausschnitt gekippt."

    Die Redewendungen kommen mir für die prikäre Situation und diesen ehrfurchtgebietenden Ort einen Hauch zu modern daher... es sei denn, das ist gewollt, weil diese Erzählperspektive in dieser Form dem Charakter selbst anhaftet. Quasi, ein Feature dieser Erzählstimme, wenn man so will. In dem Fall habe ich dann nichts gesagt.

    Jetzt aber das Allerwichtigste!
    Auch ich oute mich an dieser Stelle als Befürworter der Trompetenärmel. ^^

    Freut mich, dass ihr was mit der kleinen Story anfangen könnt und interessant, dass ihr rauslesen könnt, dass es auf einem Lied basiert.


    Die ursprüngliche Inspiration war tatsächlich ein Song.

    Spoiler anzeigen

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