Ich hätte hier noch ein Stück Text. Es ist ca. 1000 Wörter lang. Ich hoffe das fällt noch unter Textfragmente.
Das hier ist die Scene in welcher die Protagonistin stirbt. Für Kontext:
Um im World of Darkness-Universum neue Vampire zu erschaffen muss ein Mensch sterben, komplett blutleer sein und von einem bereits bestehenden Vampir dessen Blut eingeflößt bekommen. Der Körper muss noch warm sein und es funktioniert nicht mit völlig unschuldigen Menschen, weswegen es keine Kinder-Vampire gibt.
Der Vampir „Carver“ hat sich nach mehreren Treffen entschieden das er Harriett in seine Familie aufnehmen will. Er liebt Blut voller Adrenalin und hetzt daher seine Beute gerne ein Stück ehe er zubeißt. Harriett ist aber weil sie nun mal ist wer sie ist, zunächst nicht gerannt sondern hat ihr Klappmesser gezogen und es ihm einmal quer über die Kehle gezogen, was natürlich nicht ausreicht um ihn auf zu halten.
Vampir-Zähne haben in Vampire die Maskerade die Eigenschaft in Menschen einen Rauschzustand aus zu lösen sobald der Eigentümer zubeißt. Opfer werden ruhig, wehren sich nicht und schreien nicht herum. Manche werden sogar süchtig nach dem Glücksgefühl und bieten sich wenn sie jemals rausfinden was ihnen zugestoßen bewusst Vampires als Nahrungsquelle an. Naja und für die Blutsauer selbst ist das ohnehin das einzige was sich „gut“ anfühlt.
-Mein Problem ist folgendes:
Es ist überraschend einfach hier in Romantik ab zu driften, da beide Personen in gewisser Weise Vergnügen empfinden, auch wenn es künstliche Glücksgefühle sind, die das Fressen bzw. Stillhalten und fressen lassen belohnen. Es ist trotz allem ein Mord und ich will dass es sich wie ein Mord liest, auch wenn dem Leser an dieser Stelle noch nicht 100% bestätigt wurde das Carver ein Vampir ist. Geht das so? Oder würdet ihr irgendwas ändern um Harrietts Ende (im Rahmen des Lores) grauenvoller zu machen? Es soll am Gesamtbild eine Horror-Geschichte sein.
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Der Mann in der dunkelblauen Demin-Jacke beugte sich herab um ihren Kragen zu packen, riss sie auf die Füße und drückte ihren Rücken gegen den knirschenden Maschendraht, der ihren Fluchtweg versperrt hatte. Sie packte seine Handgelenke, trieb ihre Fingernägel in sein Fleisch und versuchte sich los zu reißen, aber seine ausgestreckten Arme hielten stand wie dicke Stahlträger.
„Du sollst los lassen!“ Schrie sie mitten in sein grinsendes Gesicht. Sie zog ihr rechtes Knie an und stieß die Haken ihres Stiefels immer und immer wieder in seinen Magen, so fest sie es konnte. Aber Carvers Bauchmuskeln gaben nicht nach. Er zuckte nicht einmal. Seine eisigen Augen drifteten langsam über ihre Schultern, ihr Schlüsselbein und ihr Gesicht. Es schien als hätte er alle Zeit der Welt.
„Du hast immer gefühlt wie besonders du bist nicht wahr?“ Begann er und beugte seine Arme, um sie näher an sich zu ziehen. Ihr Blick huschte panischen zwischen den dreckigen Mauern umher. Niemand kam.
Die Dunkelheit verschluckte ihre schrillen Hilferufe und zum ersten Mal fühlte Harriett sich wahrhaft allein. Dies war das Herz einer Millionenstadt und niemand kam, als ihre Bewegungen immer kleiner und kraftloser wurden. Ihre Muskeln schmerzten von der Flucht und dem aussichtlosen Kampf, aber ihr Widersacher zeigte kein noch so keines Zeichen von Erschöpfung. Im Gegenteil; er wirkte aufgeregt, fast schon verspielt.
Ein Geräusch hallte zwischen den dreckigen, mit Graffiti beschmierten Gebäuden wieder. Der Klag von leichten Gummi Rädern auf nassen Asphalt. Der Radfahrer war in etwa so alt wie Adrian, aber er trug eine gebügelte Jeans, ein sauberes, weißen Hemd und einen Rucksack mit Reflektoren. Hätte sie raten müssen, hatte sie vermutet dass er ein Student auf dem Heimweg war. Er schob sein Rad noch drei Schritte weiter, nachdem er ihr Sichtfeld betreten hatte und stoppte dann abgrubt. Sie konnte sehen wie sich seine Augen weiteten und sein ganzer Körper erstarrte. Harriett sammelte ihre ganz Kraft um noch einmal nach ihrem Peiniger zu treten. Eine weitere Chance auf Rettung würde sie nicht bekommen.
„Hilfe! Bitte!“ Schrie sie. Ihre Lungen brannten von der Anstrengung und bunte Flecken begannen vor ihren Augen zu tanzen. Carver drehte langsam seinen Kopf, als er bemerkte dass er beobachtet wurde und blickte den jungen Mann über seine Schulter hinweg an. Genau in seine Augen.
Der Student überwand seinen Schrecken, schwang sich zurück auf den Sattel und radelte in die Richtung davon aus der er gekommen war. Einfach so. Etwas tief in ihr zerbrach in diesem Moment. Es war nicht nur Hoffnung, sondern Bestimmung. Ihre Heimat, die Stadt die sie verteidigt und an welches sie geglaubt hatte, existierte nur in ihrem Kopf. Und selbst dort fegte ihre Enttäuschung die Wolkenkratzer davon wie eine Flutwelle, bis nicht einmal mehr Grundmauern standen. Als sich das Geräusch des klappernden Fahrrads entfernte, wandte das Monster seinen Blick wieder auf sie allein. War das Mitleid in seiner Miene?
Ich will dein Mitleid nicht! Dachte sie und kämpfte gegen den Drag an in Tränen aus zu brechen und ihre Verzweiflung in die Nacht hinaus zu heulen.
„Es sind nur Menschen, Harriett. Du erwartest viel zu viel von ihnen.“ Hauchte er. „Meine Familie und ich müssen weiter ziehen, aber ich gehe nicht ohne dich, hörst du?“ Seine Stimme war klar und samtweich, trotz der tiefen Wunde die immer noch in seiner Kehle klaffte. Sie war sich so sicher gewesen das sie gesehen hatte wie das Messer seine Kehle bis zur Luftröhre aufgeschlitzt hatte, aber nun blutete der grauenvolle Schnitt nicht einmal mehr.
„Was willst du von mir!?“ Wimmerte sie und blickte ihm trotzig an, obwohl sie die Wahrheit gar nicht hören wollte. Sie begann sich ein Zeitlimit zu geben. Wie lange würde es dauern bis er mit ihr fertig war? Eine Stunde? Nein, zu optimistisch. Egal was passierte, bei Sonnenaufgang würde sie tot sein und weder Schmerz noch Demütigung fühlen. Ihr Leid war endlich und es würde früher oder später wie ein langer Schatten hinter sie fallen.
„Du verdienst so viel mehr.“ Er legte seinen Kopf an ihre linke Schulter. Der Geruch Tabak und Erde stieg ihr in die Nase. „Ich werde dich töten und wie einen wundervollen Phönix wiederauferstehen lassen.“ Säuselte er. „Ich werde derjenige sein der endlich deine Augen öffnet und dir eine Welt zeigt in der du ein Raubtier sein kannst. Eine Höllenhündin unter den Wölfen! –Meine- Tochter.“
Plötzlich zuckte ein stechender Schmerz, wie ein elektrischer Schlag durch ihren Körper. Etwas Scharfes drang tief in ihren Hals ein und sie konnte fühlen wie es ihre Blutgefäße auf riss. Ihre Muskeln, eben noch bereit sich in den Kampf zu stürzen, wurden weich und entspannt. Sie leistete keinen Wiederstand mehr und war sich selbst nicht im Klaren ob sie nicht mehr wollte oder nicht konnte. In diesem Zustand wurde ihr bewusst dass er sie gebissen hatte. Die Kraft seines Kiefers trieb die nadelspitzen Zähne tiefer in ihre Wunde, bis sie kaum noch Luft bekam. Die Haare an ihren Armen stellten sich auf und zu dem Schmerz gesellte sich ein wohliger, kühler Schauer, der wie eine Armee von Spinnen ihr Rückgrat herunter krabbelte. Wenn sie gezwungen gewesen wäre es zu beschreiben, dann hätte sie fast von Genuss gesprochen. Fühlt es sich so an wenn man stirbt? War sie so kaputt das sie „falsch“ starb?
Alles um sie herum war dunkel und still. Es gab kein großes Unrecht mehr gegen das sie kämpfen konnte, keine ungewisse Zukunft, keine Angst mehr. Sie war so tief gefallen wie sie jemals fallen würde. Alles was jetzt kam erstreckte sich vor ihr wie ein neues großes Abenteuer. Sie war bereit. Sie ließ Carvers Handgelenke los und schob ihre zitternden Finger stattdessen seine Rippen entlang, den Rücken hinauf in einer letzten, morbiden Umarmung. Ihr Kopf fühlte sich so leicht an das sie glaubte sie könnte fliegen. Ihre Lieder wollten zu fallen, aber Harriett zwang sich sie wieder zu öffnen. Was auch immer das hier sein mochte. Sie wollte es mit all ihren Sinnen erleben, so intensiv sie konnte. Die Wärme wich langsam aus ihren Gliedmaßen und ihr Herz schlug so schnell das sie die einzelnen Schläge, die von innen gegen ihre Rippen hämmerten, kaum noch wahrnahm. Sie fühlte sie sich so wach wie niemals zuvor. Für einen Moment glaubte sie sogar sich jeder einzelnen Zelle in ihrem Körper bewusst zu sein. Doch dann spürte sie nur noch Leere.
Carver ließ mit einem befriedigten Seufzten von ihr ab und lockerte den Griff um ihren Kragen. Ihr Körper rutschte am Zaun herunter und sie blieb reglos liegen wo sie gefallen war. Die Gasse erschien ihr dunkler, obwohl sich an den Lichtquellen nichts geändert hatte. Sie wollte nur noch schlafen, lange, lange schlafen. Es gelang ihr nicht mehr ihren Kopf ganz zu heben, aber sie hätte schwören können dass er sich mit dem Handrücken den Mund abwischte. Ein letztes Mal beugte er sich zu dem sterbenden Mädchen zu seinen Füßen herunter und kämmte ihr zerzaustes Haar beinahe liebevoll hinter ihre Ohren zurück.
„Sei stark! Dann sehen wir uns gleich wieder.“
Etwas berührte ihre Lippen. Es war kalt und schmeckte salzig auf ihrer Zunge. Ein metallischer Nachgeschmack breitete sich in ihrem Mund aus und ihr letzter wacher Gedanke war die Realisierung das sie ihn kannte: Blut.