Beiträge von Der Wanderer

    Kapitel I.

    Schatten der Vergangenheit


    „Fjann!!!“

    Des Zauberers rechter Zeigefinger deutete auf die Stelle, hinter der Adhrens Sohn sich sicher verborgen glaubte.

    „Ich sehe Dich!“

    "Was tust du dort und warum bist du da?"

    Elgars Stimme hatte einen herrischen Ton angenommen, der die Stille des ihn umgebenden Waldes harsch durchbrach.

    Ein leises Rascheln, eine leichte Bewegung der Pflanzen am Rande der Lichtung und ein hastiges Geräusch sich rasch entfernender Füße ließen Elgar sicher sein, daß die Botschaft angekommen war.Der Zauberer gestattete sich ein knappes Lächeln und kehrte zu seiner Heimstatt zurück.

    Fjann's Atem ging rasch, während er so schnell er nur konnte in's sanfte Grüne des Waldes eintauchte. Sein Herz klopfte rasend schnell und schließlich blieb er erschöpft stehen, um Luft zu holen. An einen Baum gelehnt holte er mehrmals tief Luft, bis er fühlte, wie sich sein Puls verlangsamte.

    Bis das Flimmern der vielen kleinen Lichtpunktevor seinen Augen nachließ. Langsam rutschte er am Stamm herab, bis er auf einer den Boden fliehenden Wurzel zu sitzen kam.

    Dieser Zauberer war unheimlich!

    Stets hatte er größte Sorge getragen, sich so leise und unbemerkt wie nur möglich an ihn heranzuschleichen, um vielleicht Zeuge einer Zauberei des Alten zu werden.Niemals war ihm das gelungen. Und was noch schlimmer war: Jedesmal hatte Elgar gewusst, daß er anwesend war. Und, noch viel schlimmer: Wo er war. An seinen Vater hatte er sich heranschleichen können, viele Male, ohne das der Jäger seine Anwesenheit wahrgenommen hatte. Wieso also gelang ihm das bei Elgar nicht?

    Fjann schüttelte über sich selbst verärgert den Kopf. Sein Vater würde es wissen. Adhren kannte den Magier, so wie er jeden kannte, der in den Wäldern umging. Ein Jäger geht auf ihm zum Teil unbekannten Wegen und dort trifft er manchmal die, die sich verbergen vor dem Rest der Welt.

    'Ja', dachte Fjann. Wenn überhaupt, würde es sein Vater wissen. Ächzend erhob er sich wieder. Seine Beine fühlten sich an wie aus Gummi, als er sich auf den Weg nach Hause begab.

    "Elgar überraschen?" wiederholte Adhren die Frage seines Sohnes mit hochgezogenen Augenbrauen und ließ ein leises Lachen hören. Er schnitt sich noch ein Stück Käse ab und schob es erheitert in den Mund. Kauend betrachtete er seinen Sohn, der ernsthaft und bestimmt nickte, während er sich eine dicke Brotscheibe absäbelte und wilden Honig darauf strich. Die beiden sassen im langsam einsetzenden Dämmer am Tisch ihrer Hütte.

    „Ich will dir ja nicht den Mut nehmen, aber einen Mann wie Elgar unaufmerksam anzutreffen...“ Adhren nahm einen Schluck Wein aus seinem Becher und fuhr sich im Anschluß mit dem Hemdsärmel über den Bart, ehe er den Satz beendete, "...nun, das wäre wohl eine Aufgabe für jemanden, der noch geboren werden muß. Du hast also Pech."

    Adhren schüttelte erheitert den breiten Schädel, der wie alles an seiner Gestalt auf unbestimmte Art irgendwie zu groß geraten schien. Er war ein großer, stark gebauter Mann inmitten seiner Fünfziger und sein Haar, seit frühester Jugend dichtgelockt, wies wie sein Bart mittlerweile zahlreiche graue Strähnen auf. Es wirkte wie die Mähne eines alternden Löwen.

    Fjann hatte ihm gar nicht richtig zugehört.

    „Er kann doch nicht allwissend sein,“ sagte er mit gerunzelter Stirn und tauchte einen Finger in den Honigtopf.

    „Ich meine, mittlerweile könnte ich sogar einen Hasen zwischen den Ohren kraulen, ohne daß er es merkt. Woher weiß Elgar dann immer noch, wo ich mich verstecke?“

    Er leckte den Honig vom Finger.

    „Woher weiß das Reh von meiner Nähe, wenn ich es jage?“ fragte sein Vater lächelnd zurück.

    „Manchmal steht der Wind ungünstig, dann kann es mich wittern. Und manchmal bin ich nicht leise genug und es hört mich.“

    Adhren goß sich noch etwas von dem gewürzten Wein in den Becher und setzte ihn an die Lippen.

    „Aber manchmal habe ich alles richtig gemacht und trotzdem...trotzdem spürt mich das Reh irgendwie und flieht“, sagte er und blickte seinen Sohn an.

    „Ein Zauberer ist kein Hase und er ist auch kein Reh. Viel verstehe ich nicht von den Künsten dieser Zunft. Aber Elgar lebte schon hier, als ich noch ein Junge in Deinem Alter war.Und ich denke, er hat vieles gesehen und erlebt, das weit über unsere Erfahrungen hinausgeht. Weshalb sollte es ihm also schwerfallen, deine Anwesenheit zu spüren, wenn es ein junges Reh kann?“

    Er sah zu Fjann hinüber. Hinter der Stirn seines Sohnes rasten die Gedanken; Adhren konnte es deutlich sehen. Dieses stete Runzeln und Glätten der Stirne, während der Finger des Jungen abwesend in den Hongtopf tauchte, beiläufig abgeschleckt wurde und wieder hineinfuhr.

    Adhren schmunzelte darüber, dann fiel sein Blick wehmütig auf die Strahlen der Abendsonne, die durch die Baumwipfel auf die Lichtung vor dem Haus fielen.

    Sonji hätte jetzt irgendwie eine Erklärung für Fjanns Frage gehabt, die nichts mit dem zu tun gehabt hätte, was er zu erklären versuchte.

    Aber Sonji war seit fünf Jahren nicht mehr bei ihnen. Sie schlief in dem kleinen, eingesunkenen Hügel am Waldrand hinter der Hütte.

    Adhren vermisste seine Frau.

    Er wischte sich mit der Hand kurz über die Augen und verscheuchte die Erinnerung.

    „Lass mich dir eine Geschichte erzählen,“ sagte er.

    Fjann hob überrascht den Blick. Eine Geschichte?

    Er konnte an beiden Händen abzählen, wann sein Vater Geschichten erzählt hatte. Adhren war immer ein Mann der Tat gewesen. Eine Geschichte berichtete vom Vergangenen und irgendwie hatte Fjann immer das Gefühl gehabt, das sein Vater nur ungern über seine Vergangenheit sprach.

    Aber wenn er es tat hatte Fjann immer lange über das Erzählte nachgedacht.

    Er sah seinen Vater gespannt an.

    „Nun,Äähchächämm,“ räusperte sich der Jäger ausgiebig und nahm noch einen Schluck Wein, ehe er begann.

    „Als ich so alt war wie du, waren diese Wälder noch grösser als heute.“

    Adhren machte ein weit ausholende Geste.

    „Ich meine, sie sind immer noch groß, aber manches ist mittlerweile geschwunden. Manche Stellen des uralten Waldes sind gewichen, haben Neuem Platz gemacht...“ Adhren suchte nach den richtigen Worten.

    „Was ich sagen will: Zum Beispiel hat man viel öfter Elven getroffen. An bestimmten Orten tauchten sie regelmäßig auf. Und wen sie würdig genug fanden, dem zeigten sie sich. Was mich damals auszeichnete weiß ich nicht zu sagen – vielleicht der Umstand, daß ich hier geboren wurde. Genau kann ich es nicht sagen, aber ich durfte oft an ihren Festen teilnehmen, die stets erfüllt waren mit Freude und Licht, auch wenn der Mond das einzige Licht in der Nacht war.“

    Adhren's Blick wanderte in der Erinnerung zur offenen Tür der Hütte hinaus. Einige rotgoldene Strahlen der untergehenden Sonne strichen noch über die Baumwipfel. Langsam sank die Nacht auf die Welt.

    „Und damit nicht genug,“ fuhr der Jäger in seiner Erzählung fort. „Einer von ihnen wurde sogar mein Freund.“

    „Earen!“ unterbrach Fjann die Erzählung und nickte eifrig. Earen hatte sein Vater eigentlich immer wieder erwähnt, aber irgendwann ... irgendwann nicht mehr. Fjann wußte nicht warum.

    Adhren erhob sich, entzündete ein Talglicht und stellte es auf den Tisch. Die Flamme blakte kurz auf, etwas Ruß erhob sich vom Docht, dann reichte es, um das Gesicht seines Sohnes in der sonst dunklen Hütte vor sich sehen zu können.

    „Wie auch immer,“ fuhr er fort und nippte an seinem Becher. „Earen brachte mir vieles bei über das, was ich heute über die Wälder weiß.“

    'Und noch manches mehr...' fügte er in Gedanken hinzu, während sein Blick auf Fjann fiel, der gebannt an seinen Lippen hing.

    „Und eines Abends trafen wir auch auf einen Zauberer,“ sagte Adhren. „Es war nicht Elgar. Aber sicherlich ein ebenfalls sehr erfahrener Mann seiner Zunft. Und Earen und ich versuchten ihn damals genau so zu überlisten wie du es heute mit Elgar versuchst.“

    Fjann's Finger fuhr beiläufig in den Honigtopf. Ein leises Schlecken.

    Adhren grinste unwillkürlich.

    „Nun. Wir gedachten, ihn zu überlisten. Im Dunkel der Nacht schlichen wir an sein Lager heran und versuchten, seinen Wanderstab zu stehlen.“

    Adhrens Mundwinkel zuckten unwillkürlich bei der Erinnerung an die Geschehnisse dieser Nacht.

    „Was ist passiert?“ Fjann beugte sich über den Tisch vor.

    „Es war ein kindischer Streich,“ entgegnete er. „Und ich bin froh und dankbar, daß dieser Zauberer nicht zu denen gehörte, die dem Dunklen dienstbar sind. Jedenfalls ergriff ich den Stab und war noch im gleichen Augenblick ausserstande, auch nur noch einen Finger zu rühren. Ich wurde genau wie Earen von einem Bann getroffen.“

    „Was geschah mit Earen?“ fragte Fjann gespannt.

    „Auch er wurde getroffen, jedoch anders als ich. Sein elvisches Blut half ihm zunächst scheinbar zu fliehen, aber später wußte ich, daß er dadurch nicht besser dran war als ich in dieser Nacht.“

    Fjann wollte etwas sagen, doch Adhren hob abwehrend die Hand.

    „Laß es mich zu Ende erzählen, mein Sohn,“ sagte er lächelnd.

    „Ich stand also dort, die Hand um den Stab und keiner Regung fähig, als der Zauberer erwachte. Er musterte mich nur kurz und sagte:

    „Seh' seltsame Früchte ich am Baum ist's eher nur ein schlechter Traum!“

    Und das war alles. Er schloß die Augen und schlief weiter. Ich jedoch stand die ganze Nacht, ohne auch nur einen Muskel bewegen zu können. Seitdem hatte ich nie wieder das Verlangen, mit Mächten zu spielen, die ausserhalb meines Verstehens sind.“

    Adhren schenkte sich noch einen Becher ein. 'Der letzte für heute' sagte er sich. Meistens trank er gar keinen Wein, aber irgendwie hatte er heute abend gut zu seiner Stimmung gepasst.

    „Und Earen?“ wiederholte Fjann seine Frage.

    „Earen hatte den Stab nicht einmal berührt. Aber Elven haben, genau wie Zauberer, Macht über die den Menschen verborgenen Kräfte. Doch anders als bei einem Zauberer nährt sich elvische Magie nur aus dem sie umgebenden Lebensraum.

    Zauberer jedoch können aus allem Kraft schöpfen, auch aus den Dingen, die einem Elven zuwider sind. Und dieser Zauberer hatte seinen Schutzkreis an diesem Abend aus allem gezogen, was ihm verfügbar war. Schlechte Dinge, böse Dinge. Aber auch mächtig. Und Earen berührte diesen Kreis.

    Er verbrachte die Nacht in einem entsetzlichen Zustand der Übelkeit, wie man ihn sich als normaler Mensch nicht vorzustellen vermag.“

    Adhren lachte leise auf in der Erinnerung an das soeben erzählte.

    „Du siehst, Fjann, Zauberer sind stets wachsame Leute, auch wenn es manchmal nicht unbedingt den Anschein hat. Daher wäre es vielleicht gescheit, wenn du bei eurem nächsten 'Treffen' Elgar selbst fragst wie er es anstellt deiner gewahr zu werden.“

    Auf der anderen Seite des Tisches wurden zwei Augen aufgerissen.

    „Ich soll was machen?“ fragte Fjan erschrocken.

    Adhren grinste.

    „Du hast schon ganz richtig gehört“, sagte er. Geh einfach zu ihm und frag ihn. Elgar ist vielleicht ein mächtiger Zauberer. Aber deswegen beißt er dich noch lange nicht. Wer anständig fragt, wird auch eine anständige Antwort erhalten, soviel ist mal sicher.“

    „Und was, wenn er mich stattdessen mit einem Bann belegt?“ fragte Fjann, der von dem Vorschlag seines Vaters noch lange nicht überzeugt war.

    „Dummes Gewäsch!“ schnaubte Adhren und macht eine abfällige Handbwegung.

    „Geschwätz von denen, die in den Städten leben! Gerüchte an den Höfen!“

    Adhrens Stimme war laut geworden für einen Augenblick. Zu laut. Er wusste das und mochte es nicht. Der Wein. Er war ihn nicht mehr gewöhnt.

    „Kein Zauberer würde seine Gaben mit unnützem Zeug vergeuden,“ sagte er dann mit deutlich gesenkter Stimme. Er hatte das Erschrecken seines Sohnes wahrgenommen.

    „Dafür sind sie zu kostbar und zu schwer zu erlangen. Als vor drei Zeitalten Garthon bezwungen wurde trug die Zunft der Zauberer maßgeblich dazu bei. Viele von ihnen starben bei ihrem Kampf gegen die Dunkelheit.“

    Der Jäger fuhr sich über die Stirn.

    „Elgar dürfte selbst in friedlichen Zeiten besseres zu tun haben, als dir einen Bann aufzuerlegen, denke ich. Wenn du also lernen willst, stelle Fagen. Sei respektvoll dabei, aber habe keine Angst davor. Nur wer Fragen stellt, kann Antworten erwarten.“

    Adhren stemmte seinen Körper in die Höhe.

    „Und nun lass uns schlafen gehen.“ Er gähnte und streckte sich und verfluchte das leise Schwindelgefühl, das der Wein bei ihm hervorgerufen hatte.

    'Verdammte alte Zeiten', dachte er noch, als er sich auf seiner Bettstatt niederließ und sich das alte Fell unter's Kinn zog.

    Heyho Charon

    Wie kommst du eigentlich auf die Namen?

    Da hab' ich ehrlich gesagt selbst keine Ahnung.

    Allerdings gibt's einen Haufen Namenslisten aus aller Welt, da hole ich mir manchmal etwas Inspiration. Wichtig finde ich nur, daß ein Name "Klang" haben sollte. Wenn er noch dafür sorgt, daß man durch ihn einen Charakter schon mal irgendwo vorsortieren kann beim Lesen, macht's das für jeden einfacher.

    Bei Fjann war's so: Die Basic war "Finn" - ich mag den Namen sehr.:)

    War mir aber zu sehr von dieser Welt. Also ein bißchen rumgesponnen: "Finn, Fenn, Funn, Fonn, Fann...fast gut":threeeyes:. Und dann kam eben Fjann raus.

    :D:D:D

    Heyho Tariq,

    Nein. Nein und abermals NEIN!

    Ich werde mich niemals einer s.g. "Neuen deutschen Rechtschreibung" beugen in der ich kein "ß" (Eszet) mehr nutzen darf. Ist mir völlig wurscht, was irgendwelche Programme dazu zu sagen haben...

    Bem. am Rande: Was ist schlecht an "einsamen" Weilern?

    Lies bitte nochmal drüber. Ich habe mit keinem Wort gesagt, das "einsame Weiler" schlecht sind. Glaube ih zumindest.

    Müsste es nicht "von seiner heilkräftigen Wirkung" heißen, weil du ihn "den Randil" nennst?

    Stimmt. Wurde geändert. Danke.

    Heyho Charon

    Danke für die Fehlerkorrektur. wurde verbessert.

    Und JA:

    Können Felle morsch sein? Kenne das nur als einen Begriff bei Holz?

    Felle sind wie Holz mit einer eigenen, natürlichen Feuchtigkeit versehen. Die verliert sich jedoch im Laufe der Zeit. Ein Fell bracht von Zeit zu Zeit die Zufuhr von Fett, um geschmeidig zu bleiben (auf der Hautseite aufgetragen). Holz braucht ein (farbloses) Öl für den gleichen Effekt.

    Spoiler anzeigen

    Ich kriege schon seit längerem nix mehr zu meiner Geschichte "Casann" gebacken. (Sorry: Tariq & Thorsten) Völliger Leerlauf. Umso seltsamer, daß ich in den letzten Wochen wie blöde (und völlig locker...) was anderes im Kopf hatte und in die Tastatur gehackt habe. Keine Ahnung, ob das was Gutes wird oder ob ich dadurch wieder Zugang zu meiner Hauptstory finde...aber irgendwas zu schreiben ist für mich immer noch besser als gar nichts.


    Einleitung

    Das leise Rascheln der sich leicht im Wind bewegenden Blätter der Bäume, die die kleine Lichtung umstanden, veränderte seinen Klang nur für wenige Augenblicke. Aber es genügte. Der Zauberer wußte, daß er nicht mehr alleine war.

    Während er weiter einzelne Blätter von den Kräutern zupfte und in seiner Gürteltasche verstaute,

    ertastete sein Geist die Anwesenheit des Jungen, der sich hinter dem Buschwerk am Rande der Lichtung versteckte.

    Es war bei weitem nicht das erste Mal.

    Ein leises Lächeln umspielte unwillkürlich Elgars Lippen, denn dies war ein Spiel, das beide seit Jahren spielten.

    Elgar hatte den Sohn des Jägers heranwachsen sehen, seit Adhren damals in den Wäldern sein erstes Lager aufgeschlagen hatte.

    Erst war es nur ein schlichter Unterschlupf gewesen, ein primitiver Schutz vor dem Wetter.

    Äste, schräg aufwärts gegen einen Baum gelehnt als Gerüst für die darübergelegten morschen Felle, so daß das ganze einem Zelt glich.

    Aber schon sehr bald hatte Adhren mit seinem Schwert dafür gesorgt, daß die das Zelt umgebenden Bäume fielen.

    Daß eine Lichtung entstand, wo vorher nur Wald gewesen war. Und daß aus den gefällten Bäumen ein festes Haus erwuchs, klein zwar, aber ausreichend, einem Mann, seiner Frau und einem kleinen Säugling zu einer Heimat zu werden.

    War das wirklich schon fast fünfzehn Jahre her?

    Elgar verhielt einen kleinen Augenblick und betrachtete abwesend die Biene, die sich vor ihm auf der dunkelgrünen Blüte eines Tharabusches niederließ.

    Tatsächlich. Fast fünfzehn Jahre. In denen aus dem schreienden, plärrenden Bündel, daß der Jäger mit in die Wälder gebracht hatte ein Junge wurde. Und aus diesem fast schon ein Mann.

    Und der wie schon früher so oft auch jetzt wieder in der Deckung der Büsche in seinem Rücken lag und ihn beobachtete.

    Worauf hoffte der Junge nur immer?

    Zeuge eines Zaubers zu werden? War es das?

    Elgar schmunzelte. Er war nur hierher gekommen, weil auf dieser Lichtung verschiedene Kräuter wuchsen, mit denen man einen sowohl sehr schmackhaften als auch heilsamen Tee zubereiten konnte. Er lachte still in sich hinein bei der Vorstellung, mit welchem Mißtrauen und Unbehagen der Junge am Rande der Lichtung sein Treiben verfolgen mußte.

    Wie hieß er doch noch gleich?

    Elgar runzelte die Stirn. Es wollte ihm nicht sofort einfallen, obwohl er Adhren häufiger begegnet war in diesen Wäldern.

    'Ärgerlich!' , dachte er. 'Ich werde alt, wie es scheint.'

    Er schüttelte mißmutig den Kopf. Oh ja, es würde nicht mehr allzulange dauern und er würde einen Stock wie Meister Arned benutzen müssen.

    Man konnte die Natur hinhalten mit verschiedenen Mitteln und Zaubern, aber betrügen ließ sie sich niemals. Er hatte mehr Sommer kommen und gehen sehen als Menschen ohne seine Fähigkeiten und Künste, viele mehr. Aber der Preis dafür war Einsamkeit.

    Elgar fragte sich lediglich von Zeit zu Zeit, wann es wohl an ihm wäre sich aus dieser unseligen Welt zurückzuziehen und Frieden finden zu dürfen.

    Denn wieder einmal hatten ihn Berichte erreicht. Aus Ghaidon und aus Ethlor, in denen von Verheerungen berichtet wurde, brennenden Dörfern und Städten und einsamen Weilern. Und in den Berichten immer wieder die Beschreibungen derer, die dafür verantwortlich zu sein schienen: Die Bath.

    Ein Volk, welches es immer vorgezogen hatte, im Dunkel der Erde zu wandeln und zu siedeln.

    Eine Frage war: Warum kamen sie wieder an's Licht? Und weiter: Woher?

    Mairn-â-Godrh, die alten Berge, waren nicht der Quell, aus dem sie erneut strömten.

    Es war lange darüber gestritten worden. Mancher beschwor eine Vision des wiedererstandenen Garthons herauf, der vor langer Zeit durch die vereinten Kräfte von Menschen, Elven und Zwerge ins Dunkel zurückgestürzt wurde.

    'Unsinn!'

    Steile Falten bildeten sich auf Elgars Stirn, während er darüber nachdachte.

    Dann schüttelte er die düsteren Gedanken ab und wandte sich dem Randilstrauch zu, der am Rande der Lichtung wuchs, geschmückt von gelben und kobaltblauen Blüten.

    Halbmeterhoch hatte sich die Pflanze zu seiner Freude mittlerweile entwickelt. Eine stolze Leistung für den kleinen Sämling, den er vor langer Zeit hierhergebracht hatte.

    Es gab kein anderes Gewächs mit einer derart hohen Heilkraft wie den Randil. Ob es sich um die Heilung innerer Verletzungen handelte oder die Behandlung äußerer, in fast jedem Fall konnte man von seiner heilkräftigen Wirkung Gebrauch machen.

    Manche sagten, daß der Randil der Vater aller Pflanzen sei, aber wenn dies zutraf, hatten seine Kinder in ihrer Vielfalt dafür gesorgt, daß man ihn nur noch selten finden konnte. Darüber hinaus veredelte er jeden Tee.

    Elgar pflückte einige Blätter ab und steckte sie zu den anderen in seinem Beutel, ließ den Blick über die Lichtung schweifen und nickte zufrieden.

    Er wandte sich zum Gehen, als ihm etwas einfiel.

    „Fjann!!!“

    Des Zauberers rechter Zeigefinger deutete auf die Stelle, hinter der Adhrens Sohn sich sicher verborgen glaubte.

    „Ich sehe Dich!“

    Heyho N. Kalinina

    Da bist Du also wieder hier. Freut mich ungemein, ich liebe Deine Art des Schreiben. Wie's Stadtnymphe schon angemerkt hat: Gleicher rotziger Stil wie schon bei den Halbmondlingen.

    Mein Vulgaritätslevel kommt auch mit groberer Sprache klar, aber das hier ist ja irgendwo was anderes, Neues. Geht für mich aber mit dem gleichen Grinsen im Gesicht los.

    Ein nachrichtenüberbringender Gargoyle mit Türsteherslang. Cool.

    Auf Absinthe, "dem ersten Flieger der Pariser Polizei" und seine Rolle bin ich jetzt schon gespannt. Und den ominösen "K" lerne ich ja hoffentlich im nächsten Absatz auch noch kennen.

    Es folgte eine Rolls Royce

    Da hakt aber was - dachte erst, es wäre ein Schreibfehler. Du wiederholst das jedoch. Das Auto "Rolls Royce" ist männlich. Lediglich die Kühlerfigur

    "Spirit of Ecstasy" später im Volksmund als "Emily" bekannt, geniesst den weiblichen Artikel.

    Spoiler anzeigen

    Sonst gab's ausser den üblichen Flüchtigkeitsfehlern für mich bisher nichts zu meckern.

    :thumbup::thumbup::thumbup:

    Heyho Cory Thain

    und trieselte zufrieden in den Schlaf.

    Was für ein Wort hättest Du denn gewählt?

    Gute Frage...und ganz ehrlich habe ich ausser "sank zufrieden in den Schlaf" auch keinen Ersatz dafür anzubieten.

    "Trieseln" hat für mich was weiches im Klang, gut passend zur beschriebenen Situation. Weich wie bei "rieseln" oder "nieseln". Und in die Richtung geht's ja auch, obwohl ich das Wort noch nie vorher irgendwo gelesen habe. Trotzdem hat's mich im Lesefluss irritiert (nicht, weil ich's nicht kannte, sondern weil der ganze Text drum herum völlig "normal" daher kommt).

    Das war das "Unpassende" für mich.

    Besser kann ich das jetzt nicht erklären...sorry.:dash:

    Heyho Cory Thain

    Dieser Mann war sensationell. In der kurzen Zeit in der Bar war er charmant und lustig gewesen, hier im Bett eine geniale Mischung aus wilder Lust und zuvorkommender Zärtlichkeit und nun hatte er sich sogar angeboten, ihr den Rücken zu massieren. Männer wie Robert waren durchaus ein Anlass, das Konzept von One-Night-Stands zu hinterfragen. Wohlig schnurrend genoß sie seine kundigen Hände und trieselte zufrieden in den Schlaf.

    Mein erster Eindruck:

    Alles rot angestrichene in die Ich- Form setzen. Dann geht's kaum noch besser. Nur "trieselte" passt für mich nicht. Auch wenn ich verstehe, was Du damit sagen willst.^^^^^^

    Aber soweit: :thumbup::thumbup::thumbup:

    Heyho Charon

    Würde das ganze Geschehen gerne mal als eine Bühnenpräsentation sehen, wie die da alle am Tresen sitzen und miteinander ehm naja Diskutieren. Falls da mal was in der Richtung kommt, melde ich mich freiwillig und übergebe dir hiermit meine Bewerbung für die Rolle des Herrn Tod. ^^

    So hab' ich das Ganze eigentlich noch nie betrachtet. Finde ich jetzt aber mal grundsätzlich eine interessante Idee, das könnte man tatsächlich als kleines Bühnenstück inszenieren.

    Nur hab' ich blöderweise keine Kontakte mehr zu Theaterleuten. Aber wenn Dir da was einfällt bin ich der letzte, der was dagegen hätte.^^^^^^

    Vor drei Tagen aus dem offenen Bücherschrank gleich um die Ecke gefischt und gestern in zwei Stunden auf dem Balkon verschlungen:

    "Als ich ein kleiner Junge war" von Erich Kästner.

    Das ist die Autobiographie seiner Kindheit und Jugend, die für ihn mit dem Jahr 1914 endete, als der 1.Weltkrieg ausbrach. Da war er fünfzehn Jahre alt.

    Spoiler anzeigen

    Wer Spaß daran hat, eine Menge darüber zu lernen, wie es war, als Deutschland noch einen Kaiser hatte, wer den weichen und trotzdem pointierten Stil von Kästner schätzt und ansonsten auch gerne lacht, der sollte sich dieses Buch mal antun.

    Ich mußte schon im Vorwort lachen, als er kurz die damaligen Moden beschreibt. Die waren damals schon genau so bescheuert wie heute:

    "Als die Leute sich an die 'Elektrische" (Strassenbahn) gewöhnt hatten, wurden die Humpelröcke Mode. Die Damen trugen ganz lange, ganz enge Röcke. Sie konnten nur winzige Schrittchen machen, und in die Straßenbahn klettern konnten sie schon gar nicht. Sie wurden von den Schaffnern und anderen kräftigen Männern unter Gelächter auf die Plattform hinaufgeschoben, und dabei mußten sie auch noch den Kopf schräghalten, weil sie Hüte trugen, so groß wie Wagenräder, mit gewaltigen Federn und mit ellenlangen Hutnadeln und polizeilich verordneten Hutnadelschützern!

    Damals gab es noch einen deutschen Kaiser.

    Er hatte einen hochgezwirbelten Schnurrbart im Gesicht, und sein Berliner Hoffriseur machte in den Zeitungen und Zeitschriften für die vom Kaiser bevorzugte Schnurrbartbinde Reklame. Deshalb banden sich die deutschen Männer morgens nach dem Rasieren eine breite Schnurrbartbinde über den Mund, sahen albern aus und konnten eine halbe Stunde lang nicht reden."

    Polizeilich verordnete Hutnadelschützer???:D:D:D

    Und so geht das dann knappe 220 Seiten weiter.

    Mal auch ernsthaft und manchmal traurig, aber immer so lebendig erzählt, daß man praktisch mittendrin dabei ist.

    Heyho Asni

    Das wäre der perfekte Titel für eine Parodie auf "Die Nebel von Avalon"... aber in deiner Beschreibung erkenne ich irgendwie keine großen Parallelen.

    Das ist ja das Problem - es gibt keine. Der Titel wurde meiner Meinung nach konstruiert, um das Interesse potentieller Käufer zu wecken, was wohl auch geklappt hat.

    "Lilian Knebel aus der Gemarkung Mavelon (in der Nähe von Marburg)"

    hätte wahrscheinlich und zu Recht keine Sau in einer Buchhandlung interessiert...:D:D:D

    Ausgelesen:

    Die Knebel von Mavelon von Steffi von Wolff.

    Die hat ja schon einige immer lustige Romane unters lesende Volk gebracht und sich mit diesem mal in die Fantasy vorgewagt.

    Hätte sie besser gelassen. Zwar macht der Titel neugierig und auch der erste Satz bis zum Ende des ersten Absatzes macht Lust auf mehr:

    "Ich finde die Pest zum Kotzen."

    Danach geht's aber meiner Meinung nach immer mehr bergab:

    Protagonistin Lilian Knebel wohnt in der Gemarkung Mavelon (Nähe Marburg) und damit ist auch schon der Titel des Romans erklärt. Ihr Grundproblem: Obwohl selbst nicht rothaarig sondern blond (aber nicht dumm) fürchtet sie sich davor, als Hexe angeklagt zu werden, erfindet aber nach der letzten Hexenverbrennung zufällig die Pille - mehr Hexe geht eigentlich nicht in den Augen der katholischen Kirche dieser Tage.

    Zusammen mit einem Henker, der kein Blut sehen kann, einigen anderen verqueren Charakteren und einer Kuh, die sich nur dann als solche fühlt, wenn sie ein Hirschgeweih am Kopf tragen darf, zieht man gen Norden auf der Flucht vor einem rachsüchtigen Grafen, einem vom "Hexenhammer" verwirrten geistlichen Würdenträger und rachsüchtigen Ehemännern.

    Im Laufe der Queste wird der Leser dann mit einem Haufen historischer Persönlichkeiten konfrontiert, über die er in weiten Teilen mehr wissen muß als nur deren Namen, um die Gags zu verstehen, die eingestreut werden.

    Nebenbei wird immer wieder die Verteilung der Pille zwecks Verhütung eingebracht, leider nie konsequent genug, um den Roman zu dem zu machen, was wohl beabsichtigt war.


    Teilnehmer (historisch) sind u.a.: Martin Luther, Klaus Störtebeker, Paracelsus, Anne Boleyn, Heinrich VIII., Christoph Kolumbus, Michelangelo und Boticelli sowie Hildegard von Bingen.

    Ebenfalls an Bord: Robin Hood, Kapitän Ahab inkl. Moby Dick sowie der Rattenfänger von Hameln.

    Im großen und Ganzen ein tolles Szenario, sollte man meinen. Nur wurde ich beim Lesen die Idee nicht los, daß die Autorin mit einer guten Grundidee in's Rennen ging, dann aber irgendwo den Faden verlor und sich durch's einfügen aller vorgenannten Persönlichkeiten von Kapitel zu Kapitle gerettet hat.

    Was sehr schade ist.

    Weil es auf Seite 256 so wunderbar zu lesen ist:

    "Ich sage nichts dazu. Ich meine, was soll ich denn dazu sagen? Ich, Lilian Knebel aus Münzenberg in der Gemarkung Mavelon, bin auf einem Schiff, das einen Wal hinter sich herzieht, um mit dem König von England Grundsatzdiskussionen zu führen. Neben einem nörgelnden Einbeinigen sind Piraten an Bord, ehemalige Sklaven, die ständig singen, und ein junger Künstler, der sein Lebenswerk darin sieht, künstliche Penisse zu basteln. Wenn jetzt noch einer der Passagiere sich jetzt noch zu dem jungen Künstler hingezogen fühlt, ist doch alles wunderbar."

    Dem würde ich mich gerne anschliessen. Aber sowas kann man nicht mal eben auf knappen 300 Seiten abhandeln, wie es Steffi von Wolff tut.

    Daher hat sich mein Daumen nach dem Lesen auch nach unten geneigt.:(:(:(

    Ein guter Ansatz, aus dem mehr hätte werden können. Für Zwischendurch jedoch akzeptabel.

    Heyho Polarfuchs

    Ich bin mir nicht sicher, ob man "aus dem Dunkel/Dunkeln/Dunklen" schreibt, wenn man ausdrücken möchte, dass da etwas aus der Finsternis herausschaut.

    Da kannst Du meiner Meinung nach gar nichts falsch machen:


    "Dunkel war's, der Mond schien helle - schneebedeckt die grüne Flur!" (Verfasser unbekannt)

    Allerdings kann man damit spielen und es anpassen, finde ich:

    "Und wenn dereinst im Dunkel der Nacht ein Licht erscheint, so könnte es der Stern sein, auf den alle hoffen."

    (Könnte ich mir im Rahmen einer Geschichte vorstellen...)

    "Und wenn dereinst in dunkler Nacht ein Stern am Himmel hell erwacht..."

    (Wäre für mich die erste Zeile eines Gedichtes...)

    "Im Lichte, sagen die einen, liegt die Wahrheit. Im Dunklen, so sagen es andere, läge ebenfalls ein Licht. Doch schwerer sei es zu entdecken, welche Wahrheit sich im Lichte der Dunkelheit verbirgt..."

    (Könnte der Prolog zu einer Geschichte werden...)

    :D:D:D

    Ich würde mir an Deiner Stelle jedenfalls keinen Kopf drum machen, was der Duden dazu sagt. Es wird ja keiner erschossen, wenn er sich von seinen Gefühlen leiten lässt.^^

    Heyho Thorsten

    Weil im Deutschen 'Burg' eine Wehrhaftigkeit von einem Zweckbau impliziert die im Englischen so nicht gemeint ist - Neuschwanstein ist auf Deutsch ein Schloss, aber auf Englisch auch ein 'castle'.

    Tscha...wie wär's dann mit dem "weicher" klingenden Wort "Kastell"?

    Ht zwar in der Bedeutung in etwa den gleichen Sinn wie "Burg", verbirgt aber im Klang die Wehrhaftigkeit. Und hat den gleichen Ursprung wie das englische "castle".:)

    Kastell