Beiträge von Deku

    Oh, @Deku, oh Deku, unser König allein bist du
    Fiderallalla, Fiderallalla, Fiderallalla

    (Furchtbares Versmaß! Meine Güte... Dafür schön schmeichlerisch. Und was reimt sich auf Deku? Du, Schuh, Buh, Kuh, Nurufufufu - ne, besser wird es nicht.)


    Ich bin Deku, keine Seekuh, denn ich steh' zu.

    Windweber reimt sich auf Claus Kleber, doch Windweber ist hier der Gastgeber.

    Hip Hop, Yo. 8)

    Update: Bin wegen der dämlichen IGN-Überschrift darauf reingefallen. Mit Neuverfilmung ist die Serie gemeint und nicht die Filme. Es wird also kein "Remake" der Trilogie geben, sondern eben eine Serie, wahrscheinlich so ala Game of Thrones. Naja, dann muss ich zugeben: Das klingt eigentlich gar nicht mal so schlecht.

    Wie Variety berichtet, steht Amazon mit Warner in ersten Verhandlungen Tolkiens Meisterwerk Der Herr Der Ringe neu zu verfilmen. Die Quellen von Deadline sprechen mittlerweile auch von ersten Zahlen: Allein die Lizenz-Rechte hätten ein Preisschild von zwischen 200 und 250 Millionen Dollar. Die Produktion einer Staffel soll sich demnach auf mindestens 150 Millionen Dollar belaufen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gäbe es jedoch noch keine Verträge oder offizielle Verlautbarungen.


    Was haltet ihr davon?

    Ich persönlich finde die Herr der Ringe-Trilogie perfekt und verstehe nicht, warum man die jetzt schon wieder neu verfilmen soll. Hollywood gehen wohl langsam die Ideen aus. Ausserdem bezweifle ich, dass die Trilogie von Peter Jackson so einfach getoppt werden kann. Ein noch größeres Budget muss nämlich nicht heißen, dass die Filme dadurch automatisch besser werden. Mal schauen, was uns da erwartet. Eine "Herr der Ringe"-Serie soll ja auch noch kommen. Jedoch laut einiger Quellen nicht vor dem Jahr 2020.

    EDIT: Fehlinformation! Mit Neuverfilmung ist nur das Quellmaterial gemeint. Es gibt also keine neue Trilogie, sondern tatsächlich nur eine Serie.

    Stein um Stein, Kirche um Kirche
    von Xarrot

    "Hast du`s schon gehört?", meinte jemand in der vollkommenen Dunkelheit. "Die haben unsern schönen Stein einfach weggeknüppelt!"
    "Was?! Doch nicht das riesen Teil da auf dem Hügel, oder wie?", antwortete aufgeregt eine zweite Stimme, während es ringsherum nach wie vor stockduster war.
    "Ja, genau den! Wenn der Große des hört ... Der dreht bei sowas doch immer komplett am Rad ..."
    "WOS?!" Laut wie ein Donnerschlag rollte der wütende Ruf durch die Finsternis und brachte die anderen beiden vor Schreck zum quieken. "ÖCH HOCK HÖR NEBEN DÖR! WOS HABEN DÖ MÖT MEINEM STEIN GEMOCHT?!"
    "Oh, hey ... Öl ... gar net gesehen ... hier`s so dunkel ...", stotterte die erste Stimme überrascht und mehr als nur etwas ängstlich.
    Scheinbar war dieser Öl ein ganz schön gewaltiger Kerl, wenn man doch nur etwas gesehen hätte ...
    "SCHNAUZÖ!", rumpelte es von neuem durch die Dunkelheit und schnitt dem anderen das Wort ab. "ÖCH WILL WÖSSEN, WOS MÖT MEINEM STEIN ÖST!"
    "Äh ... ja du, der ist glaub ich hinüber ..."
    "WOOOOS?!" Ein schabendes Geräusch erklang, als hätte sich irgendetwas großes bewegt, gefolgt von einem dumpfen Stampfen.
    "Ey, ey! Net auf uns! Wir waren`s net! Öl, hörst du? Das waren die bösen Männer mit den Spitzhacken!" Noch mehr Gerumpel folgte, begleitet von weiteren, entsetzten Quieken. "Pass auf, wir sitzen hier ... Hey, wo willst`n hin?"
    "ÖCH MACH DÖ PLATT!", brüllte das Wesen namens Öl zurück, während es mit mächtigen Schritten durch die Dunkelheit stapfte. "ALLE! ALLE TOOOOOOT!"
    Das letzte Wort war ein dermaßen kehliges Grollen, dass selbst der Erdboden unter ihren Füßen zu beben schien. Dann ertönte ein Knirschen und Knacken, als würde Stein an Stein reiben, bis plötzlich ein helles Licht die Höhle flutete.
    "OH NÖÖÖÖÖ!"
    Eine hünenhafte Gestalt zeichnete sich vor dem hellen Höhleneingang ab, der nur noch halb mit einem gewaltigen Felsen verschlossen war. Wie jemand, der sich gerade den vollen Suppenteller über die Hose gekippt hat, hüpfte die wohl an die vier Meter große, bucklige Kreatur ein wenig vor dem Eingang auf und ab. Schließlich konnte sie sich aber doch dazu überwinden, die kräftigen Pranken kurz ins Licht zu halten, um den Stein wieder vor den Eingang zu rollen und im nächsten Moment herrschte wieder absolute Finsternis. Erleichtert stieß irgendwo jemand ein leises Seufzen aus, während Öl missmutig wieder zurück stampfte.
    "ÖCH HAB MÖR AUA GEMOCHT ...", grummelte der große Kerl, nachdem er sich wieder an seinen Platz niedergelassen hatte.
    "Wenn du riesen Trottel auch am hellichten Tag die Tür aufmachst!" Die Stimme des zweiten erinnerte stark an eine Mutter, die ihr kleines Kind zurechtwies.
    "DÖ MÖNSCHEN SOLLEN ABER STÖÖÖRBEN!" Im nächsten Moment erklang ein lautes Krachen, wie von einem übergroßen Hammer und erneut erzitterte die gesamte Höhle.
    "Ruhig, Öl! Hör auf, auf den Boden zu schlagen oder wir haben gleich die Decke auf dem Kopf!", rief die erste Stimme, vor Schreck ganz piepsig.
    Ein Weilchen herrschte Stille. Scheinbar dachte Öl gerade darüber nach, ob der Einwand des anderen nicht vielleicht sogar berechtigt war. Schließlich vergaß er wohl das eigentliche Thema und bemerkte stattdessen, dass er ziemlich müde war.
    "ÖCH MOG SCHLAFEN ... ÖR WECKT MÖCH, WENN ÖS DRAUSSEN DUNKEL ÖST!"
    Mit diesen Wort machte es sich der gewaltige Kerl bequem, ließ einen fahren und war dann auch schon sägend wie eine ganze Armee Holzfäller eingeschlafen. Von den anderen beiden erklangen indessen nur ein paar würgende Geräusche, bevor sie sich ebenfalls zu Ruhe legten. Eine seltsam friedliche Stille kehrte ein, die abwechselnd durch das grollende Schnarchen Öls und dem säuselnden Atem seiner beiden Kameraden gestört wurde.
    Draußen neigte sich derweil der Tag seinem Ende entgegen, als die Sonne langsam hinter den Bergen im Westen versank und der Wald am steinigen Hang in rotes Licht getaucht wurde. Abgelöst wurde sie von ihrem silbrigen Bruder Mond, der in jener Nacht voll und klar am Himmel stand.
    Im Inneren der Höhle bekam man davon freilich nichts mit. Doch kaum, dass der letzte Sonnenstrahl erloschen war, begann plötzlich einer der vielen, moosüberzogenen Felsen zu beben. Im nächsten Moment rollte er auch schon knirschend zur Seite und offenbarte ein schwarzes Loch im Boden, dem gleich darauf eine riesige Kreatur entstieg.
    Vier Meter groß, mit einer Haut wie Stein, den Bart fast bis zu den Knien und der Glatze auf dem Kopf ragte der Troll empor. Ihm folgten zwei Kerle, die neben dem hünenhaften Ungetüm noch kleiner aussahen, als sie es ohnehin waren. Beide trugen sie einen aus Blättern geflickten Lendenschurz, verfilzte Haare bis zur Hüfte und aus den spitzbübischen Gesichtern sprangen einem sofort die langen Nase und großen Augen entgegen. In Händen hielt der eine zudem einen spitzen Stock, während der andere sich auf einen Knüppel verlegt hatte.
    So standen alle drei für einen Moment lediglich da und schnüffelten ein wenig die kalte Nachtluft.
    "Ich muss mal brunzen ...", meinte da plötzlich der eine, lehnte seinen Knüppel gegen einen Stein und lüftete seinen Lendenschurz.
    "Svamp! Pisst du uns jetzt ernsthaft vor den Eingang?!" Der andere klang etwas empört.
    "PLATZ DO, ÖCH MUSS OCH ...", rumpelte da der große Öl und stellte sich direkt neben seinen Kumpanen.
    Für einen Moment wirkte der dritte im Bunde etwas resigniert. Dann seufzte er und stellte sich einfach daneben.
    "Und was machen wir heute so?", kam es von Svamp, während es bei allen munter vor sich hin plätscherte. "Ey! Net auf meinen Knüppel pissen, Skräp!"
    "ÖÖÖÖÖI! DÖR SCHÖNE STEIN!" Öl klang regelrecht entsetzt, während er wie selbst zu Stein erstarrt dastand und hangabwärts in den Wald hinein glotzte.
    Normalerweise hätte er dort einen hohen, spitzen Fels zwischen den Tannen sehen können, der an die drei Manneslängen hoch empor ragte und über und über mit Runen beschrieben war ... Jetzt lag dort nur noch ein Haufen Steinsplitter ringsherum im Gras. Doch eine Sache erregte ganz besonders die Aufmerksamkeit des Trolls und zwar das hölzerne Kreuz, das nun stattdessen dort im Boden stak. Ein zorniges Grollen rollte durch den finsteren Wald, bevor der große Kerl auch schon ungestüm los stampfte.
    "BLÖDE, BLÖDE, BLÖDE MÖNSCHEN!" Öl tobte geradezu und eine seiner Pranken riss das Kreuz mitsamt dem komischen Männlein daran einfach aus dem Erdreich.
    Nun holte der Troll weit aus und warf es im hohen Bogen den Hang hinab, bis es irgendwo im düsteren Wald mit lauten Knacken aufschlug. Skräp und Svamp standen indessen weiterhin unbewegt vor dem Eingang und schauten ihrem großen Kumpanen beim Randalieren zu.
    "Komische Typen, diese Christen ... überall stellen die diese Dinger auf und machen unsere schönen Runensteine kaputt ..." Skräp konnte dazu nur den Kopf schütteln. "Was macht er denn jetzt?"
    In seinem Zorn hatte der Troll tatsächlich eine der umstehenden Tannen entwurzelt und packte sie nun mit beiden Pranken wie eine übergroße Keule.
    "ÖCH WEISS WOS, WÖR HEUT MOCHEN!", brüllte er noch immer über alle Maßen wütend. Öl mochte Steine aller Art und dieser eine war zudem auch noch ein Andenken seiner Sippe gewesen, weshalb er nun gleich doppelt sauer war. "WÖR HAUEN DEN MÖNSCHEN JETZT OF`S MAUL! TILLS INGEN KRISTEN FINNS KVAR!"
    Und mit diesem lauten Schlachtruf sowie anschließenden Gebrüll wandte sich der Troll um und stürmte hangabwärts durch den Wald davon. Stieß dabei krachend Bäume und Felsen zur Seite und machte allgemein einen Radau, dass die Menschen ihn in ihrem Dorf im Tal vermutlich schon von Weitem kommen hörten. Doch das schien das tumbe Ungetüm namens Öl ohnehin nicht zu kümmern. Seine beiden winzigen Kumpanen hingegen warfen sich einen kurzen, vielsagenden Blick zu.
    "Så vi renar vår skog!", riefen sie dann und mit einiger Verspätung sowie schrillen Gekreische stürmten sie ihrem großen Freund hinterher.

    "Quia tuum est regnum et potestas et gloria in saecula. A-" Gerade, als Pater Ansgar das Vaterunser mit dem allseits bekannten A-Wort beenden wollte, erklang ein Röhren wie von einer ganzen Herde sterbender Elche. "Was soll den das jetzt?!"
    Verwirrt blickte sich der bereits etwas ältere Mann von seinem Podest aus im kleinen, hölzernen Raum der Kirche um. Das gesamte Dorf saß dort auf harten Bänken zum abendlichen Gebet versammelt und war von dem seltsamen Lärm ebenso verwundert, wie er selbst. Erregtes Geflüster erhob sich, während Ansgar noch immer die Quelle des Geräuschs suchte.
    "DÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖ ..."
    Der seltsame Laut wurde allmählich immer lauter und beunruhigt musste Ansgar feststellen, dass er gar nicht aus dem schummrigen Inneren der Kirche stammte, sondern von irgendwo draußen kam ...
    "Was beim ..." Gerade noch so konnte der Pater sich selbst ausbremsen.
    Da hätte er doch beinahe in der Kirche geflucht! Stattdessen stieg er mit raschen Schritten von seinem Podest herab, den kurzen Mittelgang entlang und direkt zum kleinen, schmucklosen Portal. Hinter ihm erhoben sich die Leute eilig mit einer Mischung aus Neugierde und Furcht in den Gesichtern. Dann öffnete Ansgar das Portal und trat in die kalte Nachtluft hinaus, gefolgt von den etwa vier Dutzend Bewohnern des Dorfes, die sich nun gemeinsam mit ihrem geistigen Oberhaupt verwirrt umsahen.
    Die Kirche stand, anders als bei den meisten Gemeinden, nicht genau in deren Mitte, sondern etwas abseits. Ein kurzer Feldweg führte einen baumlosen, sanften Abhang hinab zur kleinen Ortschaft, die still und friedlich zwischen den hohen Bergen mit ihren finsteren Wäldern lag. Von dort kam der Lärm auf jeden Fall auch nicht ...
    "Allvater! Das klingt mir wie ein Steinschlag!" Der großgewachsene Bürgermeister klang ziemlich entsetzt und hatte in seinem Schreck doch glatt aus Versehen seinen alten Gott angerufen.
    Ansgar warf ihm dafür einen vielsagenden Blick zu, bevor ihn ein lautes Krachen in seinem Rücken herumfahren ließ.
    "... ÖÖÖÖÖÖ ..."
    Der Lärm war nun ganz nahe und kam auch noch genau aus den dunklen Tiefen des Waldes! Neben ihm stieß einer der Dorfbewohner einen entsetzten Ruf aus und deutete mit ausgestreckten Finger zu den Wipfeln der Bäume weiter oben am Hang empor. Die Tannen erzitterten, als bahne sich etwas großes seinen Weg zwischen ihnen hindurch und plötzlich vernahm der Pater auch das rhythmische Stampfen schwerer Schritte.
    "Lauft! Es sind die Jötunen aus Jotunheim!", rief da plötzlich der Schmied des Dorfes, packte seine Frau und Kind am Arm und rannte den Feldweg hinab.
    "Odin! Es ist soweit! Ragnarök ist da!", kam es nun auch vom Jäger, der von seiner eigenen Erkenntnis überwältigt schien. "Rennen hilft nichts! Kämpft! Für Valhalla!"
    Mit diesen Worten stürmte der Trottel doch tatsächlich los, direkt auf den Wald zu. Ansgar hingegen wurde das allmählich alles zu viel. Da verbrachte man Jahre in diesem Kaff im hintersten Winkel der Welt, nur damit diese Bande von Heiden im erstbesten Moment wieder anfing ihren ketzerischen Unsinn zu brabbeln! Der Pater konnte nur noch den Kopf schütteln und zusehen, wie um ihn herum Chaos ausbrach.
    Während der Großteil dem Schmied panisch hinterher in Richtung Dorf folgte, gab es doch tatsächlich einige Idioten, die es dem Jäger gleich taten, unter ihnen auch der Bürgermeister höchstpersönlich ...
    "So wartet doch! Bei Gott, habe ich euch nicht gelehrt ..." Seine bekehrenden Worte blieben Ansgar glatt im Halse stecken, als ein gigantisches Ungetüm mit einem Mal zwischen den Tannen am Waldesrand hervorbrach.
    "... ÖÖÖÖD!"
    Noch nie in seinem ganzen Leben war der Pater einer solchen Kreatur begegnet. Hünenhaft, den Baumstamm in Händen schenkte es den Menschen zu seinen gigantischen Füßen nicht einmal Beachtung. Stattdessen trampelte das Wesen einfach über sie hinweg, zerstampfte ganz nebenbei den Bürgermeister zu Brei und hielt zu Ansgars Entsetzen direkt auf seine Kirche zu.
    Der Pater war vom Anblick des Monstrums sogar derart abgelenkt, dass er gar nicht mitbekam, wie plötzlich zwei weitere Kreaturen in Kindergröße aus dem Wald hervorstürmten und den Jäger anfielen. Mit geweiteten Augen war er zu nichts anderem mehr in der Lage, als mitanzusehen, wie sein Lebenswerk, die wundervolle Stabkirche in die Brüche ging. Ein einziger Hieb des Ungetüms mit seinem Baumstamm zerschmetterte die Spitze des Bauwerks und ließ Trümmer herabregnen. Der nächste Schlag galt der Wand und ächzend neigte sich die gesamte Kirche etwas zur Seite.
    Pater Ansgar sank langsam auf die Knie, die Hände zum Gebet gefaltet, während das Ungetüm weiter auf das Haus Gottes einknüppelte und seine beiden Kumpanen den restlichen Dorfbewohnern den Gar aus machten.
    "Oh Vater unser im Himmel ..."
    Nun half nur noch beten und tatsächlich hielt das Monster plötzlich in seinem Tun inne. Doch statt von einem Blitz oder dergleichen getroffen zu werden, wandte es nur seinen hässlichen Schädel, bis es den Pater direkt anstarrte. Da verzog sich das Maul zu einem scheußlichen Grinsen, wohingegen Ansgar vor Schreck erstarrte. Mit einem einzigen Schritt war Öl bei ihm und holte aus.
    "JETZT ÖST ENDÖ!"

    Nur die Rache war sein
    von Asni

    Stane saß schon seit geraumer Zeit einfach nur da und blickte hinunter ins Tal, auf das Dorf, in dem er lebte. Er hätte hinunter gehen können zu seiner Frau und seinen Kindern. Drei Tage war er weg gewesen. Drei läppische Tage. Fünf hätten es sein sollen, doch er hatte sich beeilt und war die letzte Nacht und den halben Tag hindurch nach Hause geeilt.

    Dort wo der Weg sich zwischen den Hügeln hindurch schlängelte, wo neben dem kleinen Fluss ein schönes Wäldchen wuchs, da hatte er sich besonnen, hatte an Wiona gedacht. In der Stadt hatte er sich so geeilt, dass er ihr nichts mehr hatte kaufen können. Ihm war nichts anderes übrig geblieben, als am Fluss nach Blumen zu suchen. Er hatte schon einige beisammen gehabt, als er noch etwas ganz anderes entdeckt hatte.
    Ein Pärchen hatte sich dort unten im weichen Gras neben dem Fluss vergnügt. Stane hatte zuerst nur den Rücken des Mannes gesehen. Von ihr hatte er nur zwei schlanke Hände auf seinem Rücken gesehen und ab und zu ein leises Stöhnen vernommen. Doch als der Mann sich heftiger bewegte, stieß sie zwei kleine, spitze Schreie aus. Stanes Lächeln war augenblicklich verschwunden, als er die Stimme seiner Frau erkannte. Kalte Wut war in ihm hochgestiegen. Vorsichtig hatte er sich davongeschlichen.

    Hier oben auf dem letzten Hügel vor dem Dorf hatte sich Stane ein angenehmes Plätzchen gesucht und sich im Schatten eines krüppeligen, alten Baumes niedergelassen. Sein Schwert steckte er blank vor sich in den Boden und ließ locker eine Hand auf dem Heft liegen. Der Stamm in seinem Rücken war hart, aber nicht unbequem.
    „Junge, sei wie ein Baum“, riet ihm die knarzige Stimme seines Vater in seinem Kopf. Was er genau damit gemeint hatte, wusste der Alte wahrscheinlich selbst nicht. Stane hatte meistens darüber gelacht und Witze gemacht. „Sei wie ein Baum und die Hunde werden dich bepissen, die Schweine ihre Rücken an dir scheuern und Vögel Nester auf deinem Haupt bauen. Im Winter dann, bringt der Mann das Beil heran.“ Besser konnte man es nicht ausdrücken.
    Stane lächelte, weil er gerade jetzt daran dachte. Seit wie vielen Jahren hatte er seinen Vater nun nicht mehr gesehen? Fünf? Sechs? Oder waren es noch mehr? Ob er noch lebte? Mit den Schultern zuckte er den Gedanken an seinen Vater weg und widmete sich dem Schwert, dass vor ihm im Boden steckte. Eine gute Klinge. Scharf und fest. Wie viele Männer hatte er damit getötet? Viele waren es nicht. Jedenfalls nicht so viele, wie er verwundet hatte, vielleicht sogar für immer verstümmelt. War der Tod nicht eine Gnade verglichen mit dem Schicksal, ein Bein zu verlieren? Stane kannte die Schmerzen nach einer Schlacht. Oft genug war auch er blutend und wie am Spieß schreiend vom Schlachtfeld getragen worden. Doch er hatte immer Glück gehabt. Ein alter Kampfgefährte hatte immer gesagt, die Götter des Krieges, der Schlacht und der Liebe mussten ihn lieben, dass sie ihn ständig mit Wunden schlugen, die die Herzen der Mädchen rührten. Nun, Stane hatte seine Zeit genossen.
    Bis er Wiona getroffen hatte. Seit dem Tage als sein Blick das erste Mal auf ihr Gesicht fiel, hatte er keine andere Frau mehr begehrt. Sie war seine große Liebe. Und sie war zu seinem Leben geworden.

    Unter dem heiligen Baum ihres Dorfes hatte er ihr die Treue geschworen. Und sie ihm. Der Priester ihres Dorfes hatte sie gesegnet, ihnen Kinder, Gesundheit und ein langes Leben gewünscht. Und Stane war bei ihr geblieben, in ihrem Dorf, bei ihrer Familie. Es wäre sein Recht gewesen, sie zu sich nach Hause zu führen. Doch sie hatte ihn angefleht, er möge hier bleiben. Und er hatte zugesagt. Ihr Zuliebe.
    Dass sie jetzt seine Liebe und Treue derart mit Füßen trat, schmerzte ihn zutiefst. Bis ins Mark ging es ihm, auch wenn er ganz ruhig dasaß und mit dem Daumen über die Klinge strich. „Sei wie ein Baum,“ wieder hörte er die Worte seines Vaters.
    Vielleicht bedeuteten die Worte, dass er geduldig sein musste. Einfach den Sturm aussitzen. Geduldig und standhaft wie ein Baum.

    Unten im Tal kam Wionas grünes Kleid in Sicht. Unauffällig lief sie den Fluss entlang auf das Dorf zu. Stanes Blick folgte ihr, doch immer wieder huschten seine Augen zurück zum Waldrand. Wann würde er herauskommen? Und was sollte er, Stane, selbst tun?
    Der Kerl ging über den Weg zum Dorf zurück. Er hatte den Kopf leicht in den Nacken gelegt und schien zu pfeifen. Hören konnte Stane das nicht, aber er vermutete es. Wer pfiff danach nicht gerne vergnügt ein Lied?
    Alles in Stane schrie danach, das Schwert aus dem Boden zu reißen und dem Ehebrecher herausfordernd entgegenzutreten. Nur Blut konnte diese Schande bereinigen. Doch in seinem Kopf hörte er wieder die Stimme seines Vaters. „Junge, sei wie ein Baum“. Er wusste nicht, was es bedeuten sollte, aber er dachte darüber nach und stürzte sich nicht unüberlegt in die Schlacht. Oft genug hatte er das in seiner Jugend getan, ungestüm wie er war. Oft genug hatte es mit Blut und Toten geendet. Dass Stane seine hitzige Jugend überlebt hatte, glich einem Wunder.
    Doch nur weil er dankbar dafür war, dass er noch lebte, musste er doch nicht hinnehmen, dass ein anderer seine Frau bestieg. Stane spuckte aus. Der Zorn in ihm wurde mit jedem Augenblick größer, während der Schmerz unterging. Stane schloss kurz die Augen, lehnte den Kopf an den Stamm. In seinem Kopf nahm die Rache Gestalt an.

    Die Sonne verkroch sich schnell hinter den Horizont. Gegen das Feuer der Rache, dass in Stane brannte, wirkten selbst ihre lodernden Flammen wie eine einsame Kerze in strümischer Nacht. Stane erhob sich, lockerte seine Muskeln, ließ die Halswirbel knacken. Seine Rechte packte das Schwert und riss es aus der Erde. Mit leichtem Schritt ging er los.
    Der Pfad ins Tal hinab war kaum noch zu erkennen, aber Stane war darin geübt, auch nachts noch seinen Weg mit sicherem Tritt zu finden. Wie ein Schatten glitt er den Hang hinunter. Geduckt eilte er über die Wiese aufs Dorf zu. Die Dämmerung hatte die Leute in ihre Hütten getrieben. Aus den meisten Dächern stieg Rauch auf. Es roch nach gebratenem Fleisch. Stanes Magen knurrte. Er hatte schon zu lange nichts mehr verspeist. Er würde noch warten müssen.
    Auf dem Dorfplatz liefen einige Katzen umher. Stane beachteten sie nicht. Nur eine fiel ihm auf. Der schwarze Kater mit den unzähligen Narben am Kopf, drehte sich und sah ihm dabei zu, wie er die freie Fläche überquerte und auf der anderen Seite im Schatten verschwand. Auf schnellen Pfoten folgte er ihm.
    Von irgendwoher hatte er ein Beil genommen. Es fühlte sich gut an. Schwer und endgültig, wie das Beil eines Henkers.
    Die Haustüre öffnete sich fast geräuschlos. Zuerst wollte er sofort hineinstürmen und alles kurz und klein schlagen, doch er hielt kurz inne, atmete noch einmal tief ein und aus. Und trat dann leise ein.
    Das Feuer brannte niedriger als sonst. Schatten zuckten über die Wände und die Tücher, die sie gespannt hatten, um den Raum zu unterteilen. Die Kinder waren nirgends zu sehen. Wahrscheinlich hatte Wiona sie ins Bett geschickt, damit sie nicht sahen, was sie mit ihrem Liebhaber trieb. Zum zweiten Mal sah Stane den Rücken des Mannes und die schlanken Finger seiner Frau darauf. Diesmal schockierte es ihn nicht. Es war nur Öl aufs Feuer seiner Rache.
    Ohne einen Laut von sich zu geben, schlich Stane hinüber zum Bett. Er holte mit der Linken aus und schlug zu. Das Beil traf ins Schwarze. Blut spritzte Stan ins Gesicht. Er ließ los und der Körper kippte um. Stane sah auf seine Frau hinab. Einige Blutspritzer waren auf ihrer nackten Brust und ihrem flachen Bauch.
    Ihre Augen gingen ruckartig auf. Es dauerte einen Augenblick bis sie erkannte, was vor sich ging. Aus ihrem Mund, der eben noch in Verzückung leicht geöffnet war, drang ein Schrei der Verzweiflung. Ihr Blick veränderte sich von trübem Genießen zur klarer, qualvoller Pein. Und Schuld. Zu aller erst glaubte Stane, die Schuld in ihren Augen zu sehen. Danach kam ihr Schmerz, als ihr klar wurde, was sie ihm angetan hatte.
    Wie lange sie sich wortlos anstarrten, wusste Stane nicht zu sagen. Ihm schien es eine Ewigkeit zu sein. Er wusste auch nicht, was er fühlte. Wie betäubt stand er da, ließ die Erinnerung einfach über sich dahinfließen. All die schönen Tage, die er mit ihr und sie mit ihm verbracht hatte, er erinnerte sich an sie, aber spürte sie kaum. Er fühte nichts von der Leidenschaft ihrer ersten gemeinsamen Nacht, nichts von der Freude über die Geburt ihrer Tochter und später ihrer beiden Söhne. Er sah die Bilder vor sich. Blass, aber präsent. Er sah auch ihr Gesicht, ihren nackten Körper, den er so oft so heiß geliebt hatte. Damals und heute, aber er konnte sie nicht in in einer Person vereinen. Wiona in seiner Erinnerung war jemand anderes als diese Wiona, die nackt und mit Blutspritzern auf Brust und Bauch vor ihm auf dem Bett lag. Seine Wiona war schon tot. Sie war gestorben, als er die beiden Lust erfüllten, spitzen Schreie im Wäldchen neben dem Fluss gehört hatte. Diese Wiona sah ihn nun trotzig an. Das Feuer in ihr, das er an seiner Wiona so gerne hatte, das immer dann entbrannte, wenn sie sich über ein Unrecht aufregte, es loderte nun wieder in ihren Augen. Sie verteidigte sich mit ihren Augen gegen das Schwert, das er in der Rechten hielt. Sie klagte ihn stumm an. „Mit welchem Recht tötest du den, der mir Gutes tut? Mit welchem Recht nennst du dich Herr über mich? Bin ich nicht genauso ein freier Mensch wie du? Mit welchem...“, er bildete sich ihre Stimme nur ein. Wionas Lippen blieben geschlossen, bebten nur leicht.
    Ihr blick erstarb und das Feuer erlosch. Das Schwert ragte zitternde aus ihrer Brust. Ihr Gesicht verzog sich noch kurz ungläubig.
    Stanes Hände zitterten. Langsam ballte er sie zu Fäusten. Sie wurden ruhig.
    „Mit welchem Recht...?“, hauchte er in die Stille.
    Er blickte auf das Schwert. Sein Schwert. Er hätte ihr gern noch etwas erwidert. Hätte sie gefragt, mit welchem Recht sie ihn hinterging. Doch jetzt würde sie keine Antwort mehr geben. Vielleicht waren sie beide gleichermaßen im Unrecht bei dem, was sie einander angetan hatten. Stane konnte es nicht sagen. Ihn beschlich nur das dumpfe Gefühl, dass er am schlechtesten von allen dran war. Er würde ein weiteres Mal fliehen müssen. Hier konnte er nicht bleiben. Es war schließlich nicht sein Dorf, sondern ihres. Nur die Rache, die Rache war sein.

    Der magische Spiegel
    von bigbadwolf

    »Schief«, dachte die Magierin während sie die lange Kordel des samtenen Vorhanges im Spiegel betrachtete. Mit einem Wink richtete sie die Kordel aus. Sie lächelte. Ihr Blick glitt durch das geöffnete Fenster hinaus über die Wellen hin zu einem Fischerboot. Ein angewiderter Gesichtsausdruck ersetzte ihr bezauberndes Lächeln – sie hasste Fisch. Nun wanderte ihr Blick zurück und sie betrachtete ihre Augen, ihre sinnlichen Kurven, ihr glänzendes, elegant fließendes Haar, den Schönheitsfleck unter ihrem rechten Auge. »Nicht schlecht für ein Jahrhundert«, schmunzelte sie. »Eindeutig meine beste Arbeit.« Noch einige Augenblicke betrachtete sie gedankenverloren ihr perfektes Spiegelbild, warf sogar einen beifälligen Blick auf den rubinbesetzten Eichenholzrahmen. Der prächtige Spiegel reichte von den Dielen aus altem Weidenholz hinauf bis fast zum dicken Querbalken. Sie blinzelte. Noch ein letzter Blick… sie wandte sich zum Gehen.

    »Gleich geschafft«, spornte sie sich an, das Gesicht vor Schmerzen verzerrt, ihre Muskeln verkrampft. »Ein Schritt noch…!« Keuchend ging sie, nackt wie sie war, in die Knie, als sie wieder die Kontrolle hatte. Die Frau hatte endlich den Sichtbereich verlassen. Immer länger dauerte es inzwischen, bis sie wieder genügend Kraft gesammelt hatte, um sich auch nur aufzurichten. Verzweifelt starrte sie in die dunkle Leere direkt vor sich, die ihr Gefängnis umschloss. Hoffnungslos drückte sie ihre Handfläche gegen die unsichtbare Barriere. Sie schloss die Augen. Das Bild der makellos Schönen ersetzte die Schwärze. Sie krampfte erneut und fiel auf ihre knotigen, verkrümmten Hände, die sich hasserfüllt in die Dielen krallten. Holzsplitter drangen unter ihre Nägel, aber das spürte sie kaum. Denn ihr ganzes Dasein bestand aus Schmerz. Sie schrie, wie sie es schon so oft getan hatte, schrie aus Leibeskräften. Ihre Stimme brach. Die Stille beruhigte sie bald. Entkräftet ließ sie sich zur Seite fallen. Mit tränenden Augen blieb sie auf dem Rücken liegen, darauf wartend, dass die Schmerzen abklangen. Das taten sie immer irgendwann, bis die Schöne zurückkehrte, ihr Martyrium. Dann würde alles von Neuem beginnen. Das Zerren an ihr, das Wandeln, Stehen… wieder wäre sie gezwungen, diese… diese Frau anzusehen, aus dem Fenster das Meer zu sehen, ihre Gedanken zu hören… ihre Freiheit zu spüren. Die Schmerzenstränen wichen Tränen der Wut, während sie den dicken Balken anstarrte. Wie oft hatte sie schon so dagelegen? Aus dem Augenwinkel sah sie Stuhl und Tisch. Ein Teil des Tisches lag wohl hinter der Barriere, denn die Platte endete im Nichts und zwei Beine fehlten. Anfangs hatte sie versucht, sich zu setzen, war jedoch einfach durch den Stuhl hindurchgefallen. Sie konnte nur sitzen, wenn die Perfekte es tat, nur aufrecht stehen, wenn die Perfekte es tat, den Vorhang nur berühren, wenn sie es tat. Seither mied sie die wenigen Dinge in ihrem Gefängnis. Inzwischen schaute sie nicht einmal mehr aus dem Fenster. Erneut schlossen sich ihre Lider, Schmerz durchfuhr ihren Rücken. Mühsam drehte sie sich auf die Seite, um sich zusammenkrümmen zu können. Sie wollte sterben. Endlich.

    »Endlich.« Die Magierin eilte dem Spiegel entgegen. Noch bevor sie direkt davor stand, war der Schnitt unter ihrem linken Auge verschwunden. Sie lächelte. »Viel besser.« Ihr Blick wanderte über ihren nun wieder makellosen Körper. Ihr Lächeln wurde breiter. Beiläufig sah die nun wieder makellose Schönheit aus dem Fenster und betrachtete den beginnenden Sonnenaufgang, die Wellen, den Vorhang. Nun wanderte ihr Blick zurück zu ihren Augen – zurück zum Vorhang. Sie blinzelte. Ihr Kopf bewegte sich langsam aufwärts, ihr Blick traf den massiven Balken. »Was…?« Sie blinzelte. Ihre Hand zuckte nach vorn. Sie fühlte es nicht. »Was…? Nein!« Sie blinzelte. Aus dem Augenwinkel konnte sie den Vorhang sehen. »Nein! Neeeein!« Sie blinzelte.

    Die wärmenden Strahlen der Sonne strichen über den vom Meereswind aufgebauschten Vorhang. Eine plötzliche Bö riss den Vorhang herunter, er landete zerknittert neben dem umgestürzten Stuhl. Ein leises Schaben war zu hören. Die straff gespannte Kordel scheuerte rhythmisch am ächzenden Balken.

    Aufopferung
    von Schaffe von Drag

    Da war er. Milo schaute ein letztes Mal zurück.

    Dort, gut hundert Meter hinter ihm, lag sie: Rima, seine Muse, seine Freundin und seine erste und einzige, wahre Liebe.
    Tod!

    Gefallen im Kampf gegen die Dunkelheit, welche verkörpert wurde, durch Arron, den Mächtigen.
    Der schwarze Drache, welcher zugleich gefürchtet, als auch geehrt wurde.
    Denn dies war Sie, die einzige Möglichkeit nicht von ihm verschlungen zu werden:
    Ein Opfer, bei jedem Mondzyklus, den die Götter vollendeten.

    Doch nicht für Milo, dem Mann, welchem sein Herz genommen wurde. Jenes, welches er einst seiner Muse vermachte. Für ihn war es bereits zu spät. Die Verzweiflung, welche ihn verschlang, würde ihn dazu zwingen seine Trauer zu beenden und sich selbst von seinem Elend zu befreien. Doch zuvor musste er noch seine Rache finden und die Menschen, welche der dunkle Herrscher unterjochte, befreien.
    Auch jene welche Rima bereitwillig opferten, denn er wusste, dass nur die Furcht alleine sie zu dieser Tat getrieben hatte.

    So zog er gen Norden, wie viele vor ihm. Zu Arrons Hort, welcher allen nur als ‘Arrons Schlund‘ bekannt war. Denn keiner, der sie je betreten hatte, schaffte es zurück.

    Wochenlang durchquerte er den Kontinent, an dessen Ende ihn sein Ziel, sowie sein Tod erwarteten.
    Nach endlosen Qualen und harten Prüfungen erreichte er, hungernd und schwach, die dunkle Gruft.

    Am Krater des Abgrundes stehend, von Schuld und Fehlern verfolgt, wollte er dieses Mal – nur dieses eine Mal – alles richtig machen.
    Rima sollte gerächt und ihm das Gefühl der Erlösung zuteil werden, bevor er den Erzählungen treu bleiben und nie zurückkehren würde.

    Er könnte seinem Leid zuvor ein Ende setzen, doch wäre er auf Ewig verdammt, in der Welt der Sterblichen zu verweilen und Jahrhunderte zu warten. Auf jenen Tag, an dem jemand kommen würde, den Mächtigen zu bezwingen. So lange konnte er nicht warten.
    Er stieg hinab in das Ungewisse, nicht ahnend wie lange der Weg noch sein würde.
    Stundenlang kletterte er nach unten, ohne sich seinem Ziel zu nähern.
    Bis ihn seine Kräfte verließen und er fiel.
    Doch zugleich fiel er nicht.
    Eine Illusion, welche erschaffen wurde von der Dunkelheit.

    Schon längst hatte er sein Ziel erreicht, doch wandelte er im Schatten seiner Gedanken, vom Drachen dazu gezwungen.

    Er öffnete seine Augen und sah... sein Ebenbild!
    Er war Arron und Arron war er.
    Nein, eine Illusion. Das musste es sein! Bereits zuvor war er auf diesen Trick reingefallen.
    Kein weiteres Mal wollte er dies tun. Milo zog seine Klinge.

    Langsam trat sein Ebenbild zurück, das Schwert in dessen Körper steckend. Doch er lachte nur und verschwand in der Finsternis.
    Von Schmerz geplagt, sah der Liebende an sich herunter. Blut floss aus seiner Magengegend und färbte den steinigen Boden rot.

    Es war keine Illusion, er tötete sich selbst. So sollte es mit dem Rächer zu Ende gehen?

    Da näherte sich von allen Seiten Nebel und der Drache erschien. Arron lachte und lachte, war doch ein weiterer Mensch auf ihn hereingefallen.
    Unzählige hatten es bereits versucht. Alle waren sie an sich selbst gescheitert.
    Wie bereits jene vor ihm, verließen nun auch Milo seine letzte Kräfte und sein letzter Funke Leben.

    Doch seine Begierde und unsterbliche Liebe zu Rima ließen ihm eine zweite Chance.
    Als Geist wurde er, von den Göttlichen, erwählt den Tyrannen zu bezwingen.
    Mit seinen neu gewonnenen Kräften stürmte er los.
    Nur ein Schlag, doch Dieser traf!
    Der Dunkle, in seiner wahren und verwundbaren Gestalt vor ihm erschienen, wusste nicht wie ihm geschah.

    Obwohl nicht sichtlich verletzt, begann der Drache, unter seinen Schuppen, zu bluten.
    Der Schmerz erfüllte ihn nicht nur körperlich, sondern auch im Geiste.
    Milos gesamte Wut, sein Schmerz und seine unbezwingbare Trauer übertrugen sich, durch jenen einen Schlag, auf das Übel.

    Der Herrscher der Menschen wurde von diesen Gefühlen überrannt.
    Wut. Trauer. Zorn.
    Jene Gefühle, welcher er sich einst zu Nutzen machte waren es, die ihn nun bezwangen.

    Die Menschen waren endlich frei. Das Monster war Tod.
    Bezwungen durch den Helden, welcher sich nach seiner Liebe sehnte.

    Milo hatte seine Rache bekommen und sein Leben verloren, doch nun konnte er in Frieden gehen und für immer mit seiner geliebten Rima vereint sein.
    Die einzige Frau, die er liebte.
    Diese Person, welche jene unsagbaren Kräfte in ihm erweckte, um der Rache Genüge zu tun.

    Eine Herzensangelegenheit
    von Windweber

    Itotia stand am Fenster des Palastes der Reinblütigen und blickte auf die Stadt. Tecno-tlan war die größte Metropole der Welt, seit die Stadtstaaten Tecno und Tland zusammengewachsen waren. Sie trug ihr weißes Baumwollgewand, war geschminkt und mit Gold- und Federschmuck herausgeputzt. Heute war der besondere Tag, der Tag auf den sie sich ihr ganzes Leben vorbereitet hatte. Sie war die Jungfrau. Und heute war der Tag der Rache. Es klopfte an der Tür, ihre Zofe schaute herein und fragte: „Seid Ihr bekleidet?“
    „Ja“, antwortete Itotia ohne sich umzudrehen. Der Besuch war wohl da. Icnoyotl, Priester der Rache. Der glatzköpfige Mann kannte Itotia schon seit ihrer Geburt, war ein entfernter Verwandter und wie ein Onkel für sie. Ein treuer und liebevoller Begleiter und Lehrer. Er versuchte stark und aufrecht zu sein, ein Vorbild. Aber sie kannte den älteren Mann zu gut. Er war den Tränen nahe.
    „Schön, dich zu sehen, kleiner Hase“, sagte er. Der zärtliche Spitzname war schon immer sein Wort für sie, seit sie als Kind in den Gärten des Palastes herumgehüpft war.
    „Wie geht es den anderen?“, fragte sie. Traditionell wurde die Jungfrau als Letzte besucht.
    „Sie sind bereit. Aber den Umständen entsprechend“, der Priester schluckte hörbar.
    „Ich habe Angst“, flüsterte Itotia und schluckte ein Schluchzen hinunter.
    „Ich weiß, kleiner Hase“, der Mann kam näher und legte seinen Arm um sie. Eine väterliche Geste, die ihr etwas Trost spendete. So standen sie für mehrere Minuten da, ließen den Blick über die gewaltige Stadt schweifen. Über die Menschen, die geschäftig das Fest vorbereiteten, dass heute Nacht stattfinden würde. Das Fest der tausend Tränen. Bitterer Kakao und scharfer Chili in Wasser wäre ihr Getränk, das furchtbar schmeckte. Mit scharfen Obsidiansplittern würden sie sich schneiden, sich mit Lederriemen peitschen. Geschrei und Klagen wären die Musik der Nacht. Überall würden Priester die Geschichte erzählen, die heute erneut ihre Folgen zeigte.
    „Wie sehr tut es weh? Bitte, sei ehrlich“, fragte sie leise.
    „Nicht sehr. Ich weiß, was ich tue, kleiner Hase, ich wurde lange dafür ausgebildet“, sagte er mit fester Stimme. Er sagte die Wahrheit. War ein Meister seiner Kunst. Itotia vertraute ihm.
    „Das Lied vom Aufstieg… Singst du es mit mir, Ica?“, bat sie. Ica war ihr Spitzname für ihn. Sie hatte seinen Namen als kleines Mädchen noch nicht aussprechen können und ihren ersten Versuch dazu bis heute beibehalten. Er stimmte an. Seine Stimme war so schön. Er war der beste Sänger, den sie kannte. Immer, wenn sie traurig war, hatte er ihr so Trost gespendet. Sie sangen von denen, die sich opferten. Den Kriegern, die fielen und zum Sonnenaufgang getragen wurden. Die Frauen, die im Kindbett starben, und zum Sonnenuntergang gebracht wurden. Und dann… Sie weinte. Vergrub ihr Gesicht an der Brust des väterlichen Freundes, der sie mit seinen starken Armen an sich drückte. Er hatte die Muskeln eines Metzgers.
    „Es ist nicht gerecht! Ich durfte nie einen Mann haben. Oder Kinder. Die anderen schon…“, schluchzte sie.
    „Ich weiß, kleiner Hase, es ist furchtbar!“, auch seine Stimme brach, „du bist die Jungfrau. Du bringst das größte Opfer von allen. Die anderen konnten wenigstens ein erfülltes Leben haben. Es tut mir so unendlich leid!“
    Wieder standen sie schweigend da. Rauchsäulen stiegen aus den Straßen auf. Eine weitere Tradition. Überall begannen die Bewohner der Stadt je einen geliebten Gegenstand zu verbrennen. So zeigten sie ihr Mitleid. Ihre Trauer. Itotia spendete es keinen Trost. Es waren oft auch nur noch leere Bräuche. Jedes Jahr das Gleiche, da stumpften sie ab. Und ihr half es nicht.
    „Gibt es noch etwas, dass du in das Haus der Erinnerung geben willst?“, fragte Icanoyotl.
    „Ach, das bringt doch nichts“, flüsterte sie, „es ist überfüllt. Niemand achtet dort mehr auf die Arbeiten einer Jungfrau.“
    Er widersprach nicht. Sie hatte auch genug Gedichte geschrieben, Bilder gemalt und Federkunst produziert, die sich schon da befanden. Sie wurden den Besuchern gezeigt und auf öffentlichen Veranstaltungen vorgetragen. Ein kleines Stück Unsterblichkeit für die Schöpfer. Man erinnerte sich. Versuchte es zumindest.
    „Du bist eine wunderschöne, junge Frau geworden, kleiner Hase. Dieses Kleid ist ein Meisterwerk!“, sagte der Priester. Sie lächelte freudlos.
    „Ich will mich noch verabschieden. Also privat“, sagte sie.
    Er nickte. „Natürlich. Ich warte unten an der Tür. Lass dir Zeit. Das ist dein Tag“
    Sie folgte ihm aus ihrem Zimmer und schaute ein letztes Mal zurück. Bett und Kleiderkiste aus bestem, teurem Hartholz, glänzend poliert. Ihr Tisch, auf dem noch Farben, Federn und Papier aus Feigenbaumrinde verteilt lagen. Dann umarmte sie ihre Zofe. Wie der Priester eine Begleiterin seit frühester Kindheit. Die erwiderte es.
    „Leb wohl, Toch, du hast mir gut gedient. Immer. Und heute hast du dich selbst übertroffen!“, sagte sie. Und es war ehrlich. Ihr Schmuck, ihre Schminke, ihr Kleid – es war das Werk der Frau. Itotia hätte die besten Expertinnen dafür haben können, aber sie hatte ihre Zofe verlangt.
    „Danke, Herrin Itotia. Ich werde Euch vermissen. Euch kennengelernt haben zu dürfen…“, sagte die Zofe, Tränen standen in ihren Augen.
    Das Mädchen löste sich von der Frau und ging hinunter in die Gemächer ihrer Eltern. Die hatten auch schon ganz rote Augen, hielten sich aneinander fest. Lange und schweigend umarmten sich alle drei. Brachten kein Wort heraus. Itotia ging schließlich voran, zur Tür. Im Eingangsaal des Palastes warteten der Priester der Rache und die anderen: Xiucoatl der Krieger, Icuicatl der Sänger, Meztli der Handwerker, Izel der Händler, Nenentl die Bäuerin, und Yolotli die Adlige. Alle waren sie deutlich älter als sie. Waren in Begleitung von Ehepartner und den älteren ihrer Kinder. Alle trugen weiße Gewänder, Symbol ihrer Unschuld und kostbaren Schmuck. Mit jedem suchte der Priester noch einmal Blickkontakt. Grimmig und gefasst nickten sie. Dann wurde das Tor aufgestoßen. Krieger mit Speeren gingen der Gruppe der erwählten voran, die Spitzen mit den Obsidianklingen als Zeichen der Trauer nach unten gerichtet. Andere flankierten sie, ließen ihre Schilde und Obsidianschwerter, Holzpaddel mit Klingen an den schmalen Seiten, hängen. Weinende Kinder in Sackleinen folgten ihnen.
    Sie kamen auf die Straße, auf die gewaltige Pyramide im Zentrum des Stadtviertels Tecno zulaufend. Menschen säumten ihren Weg. Stürzten sich in den Staub. Riefen Parolen der Dankbarkeit und der Trauer. Warfen sich selbst Dreck aufs Haupt. Verletzten sich selbst, als Zeichen der Sympathie. Vor die Prozession aber warfen sie Blumen und kostbare Federn, die die Auserwählten, deren Angehörige und der Priester achtlos in den Schlamm traten. Itotia versuchte, sich ihre Gefühle nicht anmerken zu lassen. Das hatte man mit ihr seit ihrer Kindheit geübt. Es war ihr Tag und entsprechend würdig wollte sie aussehen. Schön, stark, rein, unantastbar. Hoch hielt sie ihr Haupt erhoben. Raffte ihr Kleid, damit der Saum nicht schmutzig wurde. Nur selten sah sie in die Menge.
    Da. Ein junger Mann. Schmutzig und blutend wie alle anderen. Und doch… Seine großen, traurigen Augen schlugen sie einen Moment in den Bann. Wie er sie zärtlich ansah. Schweigend, nicht wie alle anderen. Er kam Itotia bekannt vor. Sie hatte ihn schon oft auf dem Markt gesehen… Natürlich! Der Sohn des Goldschmiedes, der ihren Schmuck gemacht hatte, Auch den, den sie jetzt trug. Es war schon immer etwas in seinem Blick gewesen. Sie hielt den Blickkontakt lange, ehe ihm Tränen in die Augen stiegen und er den Kopf senkte. Hätte er ihr Mann werden können? Vater ihrer Kinder? Goldschmiede genossen fast das Ansehen von Kriegern. Es wäre durchaus möglich gewesen. Aber sie war die Jungfrau. Unberührbar für jeden Mann. So war es verlangt worden. Doch die Trauer dieses Mannes war nicht geheuchelt wie der anderen, die sich wahrscheinlich insgeheim an dem Spektakel ergötzten und es dann bald vergaßen. Ob er sie irgendwann vergessen würde? In Jahren noch Gedanken an sie verlor, wenn er verheiratet war? Es wäre ihr mehr wert als alle Stücke, die von ihr ins Haus der Erinnerung gebracht wurden. Auch wenn sie beide nicht mehr verband, als Tagträume voneinander. Nur nicht weinen jetzt! Er sollte sie doch in eleganter Würde in Erinnerung behalten, nicht als dummes, heulendes Mädchen!
    Bald stiegen sie die Stufen der Pyramide nach oben. Nun galt es, endgültig Abschied zu nehmen. Der Priester breitete seine Arme aus und Stille breitete sich von ihm aus wie die Wellen, die ein Stein aufwarf, wenn er ins Wasser fiel. Bald war nichts mehr von der Menge zu hören als gelegentliches Husten oder Räuspern. Die Auserwählten nahmen Abschied von ihren Familien. Ein Händedruck hier, eine kurze Umarmung dort. Kein dramatisches Schauspiel für die gaffende Menge. So hielt es auch Itotia mit ihrer Mutter. Ihr Vater aber umarmte sie plötzlich fest, so fest, dass ihre Rippen schmerzten. Wollte nicht loslassen.
    „Wenn ich nur für die gehen könnte!“, flüsterte er.
    „Ich würde dich nicht lassen, Vater. Ich danke euch für mein Leben und all das Schöne darin. Ich…“ ihre Stimme brach. Ihre Augen wurden Nass.
    Sanft und ohne Worte löste Icnoyotl die beiden voneinander. Nahm dem Vater die Tochter aus den Armen. Der übergab sie widerwillig dem Priester. Die beiden Männer sahen sich an. Kein Hass lag in ihrem Blick, kein Zorn. Nur Schmerz. Sie waren alle Opfer und wussten das.
    Sie raffte ihr Kleid etwas mehr, um nicht über den Saum zu stolpern, während sie die Stufen bis in luftige Höhen erklomm. Ihr väterlicher Freund nahm ihre Linke. Zum Schein, um ihr beim Treppensteigen eine Stütze zu sein, aber sein fester Druck schenkte ihr etwas Kraft. Da war der Altar auf der Spitze. Dahinter die Statue des triumphierend lächelnden Malinalli, Zaubererkönig von Tlan, vor vielen Jahrhunderten, als die Städte noch nicht zusammengewachsen waren. Eine steinerne Schale stand zu seinen Füßen. In einer Reihe stellten sich die Auserwählten davor auf, einige kräftige Tempeldiener in Lendenschurzen warteten diskret im Hintergrund. Ganz klein und unbedeutend wirkte die Stadt im abendlichen Licht von hier oben. Wie Ameisen säumten die Menschen die Straßen und den Platz vor der Pyramide. Hier und da der Schein eines Trauerfeuers.
    „Menschen von Tecno-Tlan! Einst wart ihr entzweit. Tecno und Tlan bekriegten sich!“, rief der Priester der Rache mit donnernder Stimme. Etwas Magie verstärkte sie, damit man sie unten hören konnte. „Der Krieg tobte furchtbar, beide Seiten begingen unaussprechliche Verbrechen an der anderen. Dann kam der Tag, an dem mit abscheulicher Magie der König Malinalli, dessen Statue hier auf euch herabblickt, den Sieg errang. Sein Hass für die Unterworfenen war riesig. Er zwang sie, direkt bei seiner Stadt zu siedeln, die ihre brannte er nieder. Lange mussten sie als Sklaven dienen. Doch seine Rachsucht kannte keine Grenzen. Er warf einen furchtbaren Fluch über das Volk. Jedes Jahr sollte es aus seiner Mitte einen Krieger, einen Sänger, einen Handwerker, einen Händler, eine Bäuerin, eine Adlige und eine Jungfrau wählen, die auf dieser Pyramide, die er das Volk von Tecno zu bauen zwang, getötet und ihre Herzen ihm zu Füßen gelegt werden, sonst würden alle ihren Blutes sterben. Doch über die Generationen mischten sich unsere Völker, bis auf die Auserwählten im Palast der Reinblütigen. Sie müssen reinblütige Tecnoraner bleiben, um für euch sterben zu können. Damit ihr leben könnt! Heute stehen hier Xiucoatl, Icuicatl, Meztli, Izel, Nenentl, Yolotli und Itotia.“
    Alle dort unten fielen nun auf die Knie. Zeigten ihre Dankbarkeit und Demut oder heuchelten sie zumindest.
    „Menschen von Tecno-Tlan! Längst gibt es keine Feindschaft mehr zwischen den beiden Völkern. Längst sind sie eins geworden und der Fluch des Zaubererkönigs traf auch seine eigenen Nachkommen. Niemand konnte bisher seine Macht brechen. So müssen die Auserwählten für unser Heil bluten! Lasst ihren Tod nicht vergebens sein! Lebt ein anständiges Leben, tut Gutes! Lasst euch deren Tapferkeit und Opferbereitschaft zum Vorbild gereichen!“
    Kein Applaus, kein Ruf ertönte. „Itotia!“, rief der Priester und sah ihr traurig entgegen. Langsam schritt sie zum Altar, legte sich hin. Als Jungfrau war sie die erste, es blieb ihr erspart, den Tod der anderen mitzuerleben. Tränen liefen Icnoyotl über das Gesicht, als er das glänzende Obsidianmesser hob, um Tod zu bringen, der keine Gerechtigkeit war. Sondern schlicht notwendige Rache.

    Hallo zusammen!

    Das Jahr 2017 neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu, draussen ist es schon klirrend kalt geworden und der erste Schnee wird wohl auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Also die perfekte Gelegenheit, um sich einen heißen Kakao zu machen, sich in eine warme Decke einzuwickeln und die 5 exklusiven Wettbewerbsgeschichten zu lesen, die bei uns eingetroffen sind!

    Und somit geht der Schreibwettbewerb Oktober/November 2017 ins entscheidende Uservoting.

    Folgendes Thema wurde von unserer letzten Gewinnerin Aztiluth vorgegeben:

    Notwendige Rache

    Die Geschichten werden gemessen am Datum ihres Einreichens willkürlich gepostet. So steht ihr im Bezug auf deren Autoren völlig im Dunkeln. ;)

    ACHTUNG: Beim Voten ist man nicht anonym. Somit wird Schummeln ausgeschlossen. Zudem dürfen einmal abgegebene Stimmen nicht mehr verändert werden. Bedenkt das bitte bei eurer Stimmenabgabe!

    Das Voting dauert bis 30. November 2017 um 23:59:59 Uhr.

    Viel Spass beim Lesen und Voten! :)

    Euer Fantasy-Geschichten Forum

    Bei den Beiträgen kann man es einstellen, dass das vom Forum automatisch gemacht wird - bin mir nicht sicher, ob das auch mit Likes geht.


    Bin selbst erstaunt, aber dies wäre tatsächlich möglich. :D

    Ich weiss allerdings nicht recht, ob das eine bessere Lösung wäre, weil es doch etwas unkonventionell ist und die Leute ihre Freischaltung nicht mehr in der eigenen Hand haben, bzw. wenn sie Pech haben, ewig auf ihre Freischaltung warten müssen.

    Schreibwettbewerb Oktober/November 2017

    Sehr geehrte Leser und Schreiber von Kurzgeschichten sowie Liebhaber des Nervenkitzels!

    Erfolgreich haben wir beim letzten Schreibwettbewerb unser heimatsuchendes Lesezeichen (gesponsert von @Miri) weiter vermitteln können. An dieser Stelle alles Gute und viel Spass bei der Vergesellschaftung des Lesezeichens an unsere letzte Gewinnerin @Aztiluth. :)

    Natürlich haben wir auch dieses Mal wieder ein Thema für euch, welches sehr viel Spielraum für die Interpretation offen lässt!

    Wir hoffen, dass ihr wieder so zahlreich mitmacht und freuen uns schon auf eure Geschichten! :elf:

    Und somit startet der Schreibwettbewerb in die nächste Runde!

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    Thema: Aztiluth, die Gewinnerin unseres letzten Schreibwettbewerbs, hat folgendes Thema vorgegeben:


    Notwendige Rache


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    Einsendeschluss : 5. November 2017

    ‡ Die Geschichte muss in Form einer Konversation (PN) an Deku oder per E-Mail an info@fantasy-geschichten-forum.de geschickt werden.

    ‡ Die Geschichte muss im Fantasy-Genre angesiedelt sein. Dh. Es müssen Elemente der Fantastik darin enthalten sein.

    ‡ Die Geschichte muss einen Titel haben.

    ‡ Die Geschichte muss mindestens aus einer A4-Seite und darf höchstens aus drei A4-Seiten (3500 - 10'500 Zeichen) bestehen.

    ‡ Die Geschichte muss die Schriftgröße 12 pt und die Schriftart Times New Roman haben.

    ‡ Die Geschichte muss formatiert sein (siehe auch -> Texte richtig formatieren)

    ‡ Die Geschichte darf keine Sonderformatierung (wie zBs. kursiv Schrift, zentrierte Texte oder farbige Schrift) oder Sonderzeichen enthalten.

    ‡ Die Geschichte muss Absätze haben und darf kein reiner Textblock sein.

    ‡ Nur eine Geschichte pro Teilnehmer.

    ‡ Nur deutschsprachige Texte erlaubt, mit Ausnahme von Fremdwörtern, die zum Verlauf der Geschichte passen.

    Der amtierende Gewinner darf nicht am Wettbewerb teilnehmen, da er/sie das Thema vorgibt und sich so einen Vorteil erspielen könnte.

    ‡ Nach Einsendeschluss werden alle Geschichten anonym in einem Thread veröffentlicht und ihr habt einen Monat Zeit, per Umfrage eure Stimme abzugeben.

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    Preise im Wettbewerb:

    ‡ Darf das nächste Thema für den Schreibwettbewerb vorgeben.

    ‡ Wird in die Rangliste eingetragen.

    ‡ Bekommt für zwei Monate einen eigenen Rang und die Sonderrechte eines Super Users.

    ‡ Bekommt eine einzigartige Foren-Trophäe.

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    Wer noch Fragen hat, stellt sie bitte hier im Thread. :)

    In diesem Sinne viel Spaß beim Schreibwettbewerb Nr. 30 und beim Geschichtenausdenken ;)

    Euer Fantasy-Geschichten Forum

    Der Votingzeitraum zum Schreibwettbewerb August/September 2017 ist abgelaufen und wir haben einen Gewinner/eine Gewinnerin!

    Und hier kommt auch schon die Auflösung:

    ...Gewonnen hat mit 6 von insgesamt 16 Stimmen (38%)...

    *trommelwirbel* :mamba2:

    Spoiler anzeigen

    :mamba2:

    Spoiler anzeigen


    Aztiluth mit der Geschichte Blickwinkel


    Herzlichen Glückwunsch zum Sieg! Du kannst nun das Thema für den nächsten Wettbewerb vorgeben. Ausserdem wurdest du in die Rangliste eingetragen und bekommst für zwei Monate 5 goldene Sterne, sowie einen eigenen Benutzertitel. Ebenso bekommst du natürlich das selbst gebastelte Lesezeichen, gesponsert von @Miri. Schon jetzt viel Spass damit!

    Ein herzliches Dankeschön auch an alle anderen Teilnehmer! Wir hoffen, dass ihr beim nächsten Schreibwettbewerb auch wieder fleißig mitmacht und so zahlreich abstimmt. Wir sind schon sehr auf das neue Thema gespannt, das unser aktueller Gewinner hoffentlich schon bald vorgeben wird. 8)

    Übrigens könnt ihr nun auch nachschauen, wer die Autoren sind. Diese wurden den Geschichten beigefügt.

    Das war der Schreibwettbewerb August/September 2017. Vergesst nicht, euer Feedback zu den Geschichten zu hinterlassen! ;)

    Euer Fantasy-Geschichten-Forum

    Der Zauber der Uhrms
    von Robert Poster

    Die Theologen der Lendenwelt behaupten, dass die Welt aus einem zufälligen Akt kosmischer Liebe entstand. Die These wird unterstützt, durch die gängige Meinung, die Sterne am Himmel seien Samen, die während der Paarungszeit des Kosmos freigesetzt wurde und für alles Leben im Kosmos verantwortlich sei. Mit diesen Thesen begründeten die Theologen der Lendenwelt die Notwendigkeit, bei der Namensgebung aller Dinge auf die Gefühle der Erutika Rücksicht zu nehmen. Dies sei übrigens auch der Grund, warum die Lendenwelt ihren Namen trägt.

    Die Gelehrten der Galaxien, die zwischen den Sternen wohnen, belächeln die Theorien wissend und lassen die Lendenwelt einfach im Schoß der Erutika existieren.

    Die Breitsamer. Eine ungewöhnliche Rasse, dessen ganze Existenzgrundlage auf der Bewirtschaftung der Felder beruht. Ihr werdet auf der ganzen Lendenwelt keine besseren Bauern finden, die mehr Ernte erwirtschaften würden oder ihre Erzeugnisse in einer besseren Qualität anbauen, als die Breitsamer. Der Grund für den großen Erfolg der Breitsamer, die übrigens mittlerweile als eigenes Volk mit einer eigenen Kultur in den Chroniken der Lendenwelt geführt werden, ist bislang unbekannt.

    Gryms Langstroh war ein Breitsamer, der ein langes Leben hinter sich hatte. Mit seinen 2 Meter 4 gehörte er zu den durchschnittlichen Breitsamer. Seine Haut fühlte sich an, wie trockenes Stroh und die Haare sahen aus wie das grüne Gras der Auentäler. Sie fühlten sich auch an wie Gras, behauptete sein Weib stets. Doch Gryms war schon in die Jahre gekommen und das Haar-Gras war bei ihm längst goldbraun geworden und fielen ihm an mancher Stelle aus. Vielleicht lag es auch an die zahlreichen Probleme, um die sich der alte Breitsamer als Vorstand seiner Gemeinde, den Breitsamer vom Strohtal, kümmern musste?

    In diesem Sommer war alles anders, als in den vergangenen Sommern. Der Regen blieb an manchen Tagen aus, der Wind war ungewöhnlich stark und die Aussicht auf einer neuen Rekordernte schwand mit jedem Tag. Doch das war noch lange nicht alles, gab es doch dieses Jahr noch zahlreiche weitere Probleme im Anbau.

    „Die Hasenplage haben wir im Griff?“, erkundigte sich Gryms und beobachtete das vor sich liegende Feld genau. Es standen zahlreiche Breitsamer auf dem Feld, mehr, als er zählen konnte. Sie schienen damit beschäftigt, das karge Feld, das am Ende der Auenlandberge lag, zu bestellen.
    „Ja, haben wir, Herr Langstroh“, bestätigte Magda Rübensteller. „Doch wurde das Feld nicht von den Hasen beraubt. Es war wohl etwas ... sagen wir, etwas Größeres.“
    „Etwas größeres als Hasen?“, fragte Gryms Langstroh erstaunt nach. Es war nicht üblich, dass andere Wesen als Hasen im Strohtal ihr Unwesen trieben.
    „Wenn es keine Hasen waren, was war es dann?“
    „Ich würde sagen, Auenzwerge, mein Herr.“
    „Auenzwerge? Etwa die Auenzwerge aus dem Auental, die den ganzen Tag damit beschäftigt waren, Löcher in den Boden zu graben, aus Gründen, die kein Breitsamer je verstehen würde?“, wollte Gryms wissen.
    „Genau, so ist es, Herr Langstroh. Wobei ich gestehen muss, dass es durchaus einen Grund für die wilde Buddelei der Zwerge gibt.“, fügte Frau Rübensteller an. „Sie suchen nach etwas, was sie im Boden vermuten. Ich hörte von Reisenden, dass Auenzwerge ihre Hügel nur deswegen anlegen, weil sie in den Hügelbergen große Schätze vermuten. Kostbare Dinge, halt.“
    „Oh ...“
    „Und sie glauben, wenn so viele Breitsamer sich so viel Mühe mit einem Feld geben, dann müsste in diesem Feld etwas wirklich Wertvolles versteckt sein, das wir vor den Augen der Welt unbedingt verbergen müssen.“, fügte sie hinzu.
    „Oh ... oh?“

    Langstroh dachte über die Worte von Frau Rübensteller einen Moment lang nach. Er verstand sie nicht. Vermutlich würde ein Breitsamer niemals die Zwergenkultur verstehen. Das lag vermutlich daran, dass die Breitsamer mehr auf Ertrag den auf Schätze aus waren.

    „Wenn das so ist“, seufzte der alte Breitsamer, steckte sich eine Pfeife in den Mund und setzte sich auf einen Felsbrocken in der Nähe. Die Männer auf dem Feld liefen noch immer wie wilde Ameisen durch die Gegend und versuchten den Boden irgendwie zu kultivieren. Magda sah den alten Breitsamer an. Sie mochte es nicht, wenn er mit der Pfeife spielte, auch wenn er sie niemals anzündete. Der Gedanke an ein Feuer beängstigte jeden Breitsamer.
    „Das ganze Feld kann unmöglich von Auenzwerge in der kurzen Zeit abgetragen worden sein. Habt ihr es schon mit einer Besamung versucht?“
    „Sie wird in Kürze stattfinden.“, sagte Frau Rübensteller und richtete ihren Körper gerade. Magda Rübensteller war eine etwas förmlichere Breitsamer Frau, die weniger lang und gerade wie eine Bohnenstange gebaut war. Ihr Bild erinnerte mehr an eine Rübe, eher untypisch für die Rasse der Breitsamer.
    „Gut“, nickte Langstroh ihr zu. „Ich bedaure, dass ihr das Ritual mit ansehen müßt ...“
    „Ich nicht“, gestand sie ein. „Ich freue mich immer, stramme Dinger zu sehen.“
    „Hmm?“

    Plötzlich ertönte ein lautes Horn und alle Breitsamer stellten sich in einer Reihe auf. Sie achteten sehr genau darauf, in welcher Position jeder Einzelne war. Alle Breitsamer mussten in einer Reihe stehen, durften sich nicht zu nahe sein aber auch nicht zu weit entfernt stehen.
    „Huh hu, jetzt geht die Besamung gleich los“, frohlockte Magda und richtete ihre Augen auf die Breitsamer Mannsbilder aus.
    „Ich wusste gar nicht, dass es dich das Thema so fasziniert“
    „Du weißt vieles nicht von mir“

    Dem musste Langstroh zustimmen. Die Breitsamer legten unterdessen den Lendenbereich frei, begannen an ihren Teilen zwischen den Beinen zu spielen, bis die Richtkolben in voller Größe prachtvoll ausgerichtet waren. Dann folgte ein Kommando und auf Befehl begannen die Breitsamer gemeinsam rhythmisch an den Kolben zu reiben, bis sie schließlich eine goldene Flüssigkeit über das Feld versprühten. Jeder Breitsamer gab seinen Teil bei und in Minuten war eine ganze Feldlinie mit dem ungewöhnlichen Dünger benetzt.
    „Der Besamungszauber müsste jeden Moment seine Wirkung zeigen“, erklärte Magda den Stand der Dinge. Für gewöhnlich nutzten die Menschen, Zwerge und Elfen ihren Kolben zwischen den Beinen zu Paarungsritualen mit ihren Frauen, um Nachwuchs zu zeugen. Breitsamer nutzten ihre Kolben, um Felder zu besamen, was an sich denselben Zweck erfüllt in den Gedanken von Menschen aber meist als abartig oder gar widerlich verstanden wird. Nur die Elfen und Zwerge gingen mit anderen Arten der Sexualität gesittet um und akzeptierten die Tatsache, dass andere Wesen andere Rituale hatten.
    „Wir werden sehen, ob die Besamung erfolg“, sagte Langstroh skeptisch.

    Plötzlich begann der Breitsamer Saft am Boden seine Wirkung zu entfalten. Die Saat im Boden, bestehend aus Gras, Stroh, Mais und Rüben spross binnen weniger Sekunden und wuchs zu prachtvollen Pflanzen heran. Mit offenen Mund, voller Hoffnung auf einen Erfolg, erhob sich der alte Breitsamer langsam vom Felsbrocken. Alles schien gut zu verlaufen und es gab keinen offensichtlichen Grund, dass eine erneute Bestellung des Feldes noch vor der Erntezeit möglich war.
    „Unsere magische Besamung hat noch immer funktioniert, alter Mann“, gab Magda zu verstehen und ging auf das fruchtbare Feld zu. Doch die Hoffnung auf Erfolg hielt nur für kurze Zeit. Im nächsten Moment vertrockneten die Pflanzen ebensoschnell wieder, wie sie gewachsen waren. Und kaum 5 Minuten später war das Feld genauso trocken wie zuvor.
    „Der Zauber verweht“, stellt der alte Breitsamer fest und sah Magda nach, die sich die Sache wohl näher anschauen wollte.
    „Was hast du den gedacht?“, krächzte plötzlich eine fiepsige Stimme neben Langstroh auf.
    „Sie dich doch mal um, du alter Narr! Unsere ganze Kolonie habt ihr mit eurem klebrigen Zeug überschüttet!“, meckerte es erneut neben ihn.
    Gryms Langstroh wendete den Blick langsam nach rechts, auf einen Stein, der sich vor seinem befand. Er glaubte kaum, was er da sah. Die Pfeife fiel zu Boden, als sie in seinem Mundwinkel keinen Halt mehr fand.
    „Ein sprechender Wurm“, stellte Gryms überraschend fest.
    „Ich bin kein Wurm, sondern ein Uhrms. Und ich bin wirklich sehr erbost über die hinterhältige Attacke auf unsere Kolonie!“, setzte der kleine grüne Wurm mit Armen, Händen und einer Knubbelnase seine Beschwerde fort und richtete eine verklebte Brille zurecht.
    „Verzeihung, ich wusste nicht, dass dieses Feld bewohnt ist“, entschuldigte sich Langstroh. „Es ist nur so, wir versuchen schon, seit dem Frühling dieses Feld zu bestellen. Es wirkte so karg und verlassen und wir dachten, es würde sich für eine gute Ernte ...“
    „Das denken sollte man den Pferden überlassen. Sie haben definitiv mehr Grips, als die Breitsamer.“, stellte der Uhrms fest.
    „Oh ...“

    Schweigend sahen sich die ungewöhnlichen Wesen eine Weile an. Gryms Langstroh musste erstmal verdauen, dass es auf dem Feld noch eine andere Art gab, als die ihm bislang bekannten Tiere und Wesen. Es war ein kleiner Schock.
    „Wie wollen wir das Problem nun lösen?“, wollte der Uhrms wissen. „Gegen unseren Schutzzauber seid ihr machtlos. Wir werden unsere Kolonie mit aller Magie schützen und es wird nichts bringen, wenn ihr uns mit euren klebrigen Samen überzieht. Die Magie verfliegt und wird alles wieder in karge Erde verwandeln.“, erklärte der Uhrms.
    „Oh“, sagte Gryms und suchte nach seiner verlorenen Pfeife. „Dann wäre es wohl klüger, wenn wir es gar nicht erst versuchen.“
    „Wäre besser“
    „Wie wäre es mit einem Vorschlag zur Güte. Wir meiden die Felder, in denen eure Kolonien liegen, und ihr gebt uns die Gelegenheit euch kennenzulernen.“, schlug der alte Breitsamer vor.
    „Und wo läge für uns der Vorteil, wenn wir euch unsere Geheimnisse verraten?“
    „Nun, wir könnten in einer Art Symbiose leben. Wir schützen eure Kolonien vor fremden Einwirkungen und im Gegenzug könnte der Zauber der Uhrms unsere Felder schützen? Was mein ihr?“
    Der grüne Uhrms rückte seine Brille zurecht und schien einen nachdenklichen Eindruck zu machen, während der alte Breitsamer sehr geduldig auf Antwort wartete.
    „Ich werde den Vorschlag berücksichtigen, das Angebot scheint mir weitere Verhandlungen wert zu sein.“, bestätigte der Uhrms den Vorschlag.
    Gryms steckte die Pfeife in den Mund, sah auf das Feld, über das zum Erstaunen der Breitsamer, zahlreiche Uhrms wüteten und machte sich so seine Gedanken, wie diese Beziehung wohl beginnen sollte.
    „Wie heißt du eigentlich? Ich kann dich wohl kaum ein Leben lang der nette Uhrms nennen?“

    Blickwinkel
    von Aztiluth

    Anfang
    Prophet

    Einst sprach unser Schöpfer zu uns -
    Wir standen am Anfang und in seiner Gunst.

    Er gab uns Leben und er gab uns den Tod -
    Er gab uns Freude und er gab uns die Not.

    Rot leuchtete der Stein, wir durften leben -
    Blau wird er leuchten, dann werden wir sterben.

    Nie wieder sprach der Schöpfer zu uns -
    Am Ende verfallen wir in Staub und Dunst.

    4
    König

    Vor Generationen erschufen seine Vorfahren die große Halle, mit den goldenen Wandteppichen aus edlem Satin und Fenstern aus feinstem Kristall.

    Handrim Drumail Ludbin, der Elfte der Ära des Indigo Zeitalters, lief langsam den Thronsaal auf und ab. Seine Schritte hallten durch den großen Raum, sein Umhang, schwer und in der Farbe der Nacht getaucht, glitt über den teuren Boden, auf dem alle Könige das Land regiert hatten.

    Er war alleine, so wie er es befohlen hatte. Seine Ehegattin, die wunderschöne Königin Indraila Drumail Ahamethi, die ebenso klug wie mutig war, seine Berater, die guten sowie die unbeugsamen, seine Kinder, alle sieben Buben und alle sieben Mädel, sowie seine treuen Hunde und Eulen hatte er aus dem Thronsaal geworfen. Niemand sollte ihn beim Nachdenken stören, obwohl er wusste, dass es nichts zum Nachdenken gab.

    Am großen Fenster, dass hoch bis zur Decke ging und dessen farbige Gläser die Prophezeiung widerspiegelte, blieb er stehen und schaute hinaus auf seine Stadt. Magisches, weißes Licht erhellte die Dächer, die Straßen, die Marktplätze und die Anlagen der Gärten. Es leuchtete nicht stark genug, um das blaue Licht des Steines zu übertrumpfen, das sein Reich in Traurigkeit und Verzweiflung tauchte.

    An diesem Morgen war die neue Ära angebrochen. Nach der Roten war die Weiße gekommen, gefolgt von der Goldenen, der Grünen und der Violetten, die unmittelbar vor der Indigo weilte. Über zwei dutzend Herrscher benötigte jedes Zeitalter um sich zu verabschieden. Es war so grausam, so ungerecht, dass das seine so viel früher endete. Dass sein Erstgeborener nicht regieren durfte. Denn die neue, blaue Ära, war zugleich die letzte. Die, die es nicht wirklich gab da mit ihrem erscheinen alles endete.

    König Handrim schaute in den Himmel hinauf. "Verzeiht mir, meine Kinder. Verzeih mir, mein Volk." Zum ersten Mal in seinem Leben öffnete er das große Fenster. Er stieg hinaus auf den verzierten Sims der Außenfassade. Er blinzelte seine Tränen hinfort und, noch immer zum Himmel gewandt, trat er ein Schritt ins Leere.

    3
    Priesterin

    Fantasya zog die Tür hinter sich zu. Die Stimmen von zehntausend betenden, singenden und weinenden Myzelen hallten noch immer in ihren Ohren. Ihre Schwestern hörten sich die Sünden des Volkes an, reinigten deren Seelen und erlösten sie von der Angst.

    Sie musste stark bleiben. Es war als Ehre anzusehen, in dem Zeitalter geboren zu sein, das im Blauen mündete. Fantasya konnte verstehen, dass das Volk sich fürchtete. Mütter würden Kinder nicht aufwachsen sehen, Mädel würden nie Mütter werden und Buben nie Väter. Die Stadt, mitsamt allen Häusern, dem Dom und das Schloss, würden bald nicht mehr existieren. Die Schriften, so sorgsam abgeschrieben, würden nie von der Nachwelt gelesen werden.

    "Wofür also, haben wir uns immer so viel Mühe gegeben?", fragte Geschilia.
    "Für unsere Mütter und Väter. Für die schöne Kindheit und für den Moment", antwortete Fôrumi, die dritte im Bunde.
    Fantasya kam näher, legte sich zu ihnen, vor den Altar hin und sah nach oben hinauf zur gläsernen Kuppel und zum blauen Stein darüber.
    "Die Mühen haben wir auf uns genommen, immer wissend, dass dieser Tag kommen würde. Wir sollten Dankbar sein, für die Zeit die wir hatten und nicht der Zeit die wir nicht mehr haben werden nachtrauern."
    Fôrumi schaute zu Fantasya. "Tausende Myzelen sehen das anders. Sie stehen in der Kapelle und vor dem Dom, singen und weinen und hoffen auf ein Wunder"
    "Es sind Millionen", erwiderte Geschilia.
    Fantasya seufzte. "Wir erleben das Ende der Welt. Es ist das größte Ereignis seit unserer Erschaffung und wir sollten Freude verspüren, weil wir auserwählt wurden. Geehrt sein, dass wir den blauen Stein sehen dürfen und uns daran erinnern, wie voller Glück unser Leben und das Leben unserer Ahnen war."
    Geschilia und Fôrumi sahen zu ihr.
    "Was ist mit den kleinen Kindern, die nie älter werden dürfen?"
    "Und was ist mit den Müttern, die Kinder in sich tragen, die diese Welt nie erblicken werden?"
    Nun sah Fantasya zu ihnen.
    "Sie, meine liebe Schwestern, sind der Grund warum wir leben. Lasst uns zu ihnen gehen und Trost und Dankbarkeit spenden, anstatt hier zu liegen."
    Kurz überlegten sie, ehe sie sich erhoben und zur Tür gingen. Bis zum bittersüßen Ende würden sie an ihren Schöpfer glauben und ihre Pflicht erfüllen.

    2
    Vater

    "Schöpfer gib uns Kraft und segne uns mit Liebe und Mut.
    Schöpfer sei Gnädig und nimm meine Kinder in deine Obhut.
    Danke für das Leben."
    Die kleinste Tochter weinte. Der älteste Sohn drückte und tröstete sie. "So weine nicht, Schwester. Wir bleiben auf ewig zusammen."
    Der Vater sah auf. "Meine Kinder. Es gibt nichts, wovor ihr euch fürchten müsst."
    "Wir werden alle sterben! Wie sollen wir da keine Furcht empfinden, Vater?", fragte der mittlere Sohn.
    "Jeder Schmerz wird aufhören, sobald der blaue Stein heute Nacht untergeht, Bruder", sprach die mittlere Tochter.
    Der Vater nickte. "Als wir eure Mutter verloren, weinten wir. Als unser Hof brannte, weinten wir. Auch, als die Diebe eure älteste Schwester entführten und als der Fluss euren kleinsten Bruder mitnahm. Wir haben viel geweint, meine Kinder. Viel gelitten. Nun gehen wir zum Schöpfer, er beendet unser Leid."
    Stille herrschte in der kleinen Hütte. Vaters Worte waren warm, doch erreichten sie nicht das Herz seiner Kinder.
    "Wie sollen wir uns auf den Tod freuen?"
    "Das Leben war grausam aber auch schön. Ich möchte noch nicht sterben."
    "Papa, ich habe Angst vor dem Nichts!"
    "Ich wollte doch bald zur Schule..."
    Der Vater stand auf. "Lasst uns spazieren gehen. Durch den Wald, bis zur alten Mühle. Ihr werdet sehen, wie der Stein untergeht und alles in traumhaften, lustigen Farben taucht, ehe unser Leid verschwindet und wir friedlich einschlafen."
    Die Worte erreichten noch immer nicht deren Herzen, aber sie wollten daran glauben und hoffen, dass das Blau schön sein würde. Also standen sie auf und nahmen sich an den Händen, verließen ihre Hütte ein letztes mal, ehe sie durch den Wald zur alten Mühle liefen.

    Die Farben der Dämmerung waren tatsächlich traumhaft. Als seine Kinder sich freuten und die Schönheit im Ende sehen konnten, schloss der Vater die Augen, dankte dem Schöpfer für diese eine, letzte Gnade.

    1
    Diebin

    Laut singend öffnete Guhla die Flasche und kippte sich den süßen Wein in den Mund.
    "So ein dummes Pack!", lachte Superia, die gerade dazu kam und sich zu ihr auf das Dach des reichen Kaufmanns setzte."Die Welt geht den Bach runter und die haben nichts besseres zu tun, als zur Kirche zu rennen!"
    Guhla grinste und nickte, trank den Rest aus. Ihre Gildenschwester musterte sie. "Hast du mir jetzt, direkt vor der Nase, den letzten Wein aus gesoffen?"
    Betrunken lachte die Angesprochene, nickte und warf die Flasche über die Dächer weg. "Hättest ja eine mitbringen können!"
    "Warum sollte ich? Du hattest ja noch."
    "Ach komm schon, bist du nun wütend?"
    "Geh doch einfach und hol eine neue? Ich warte hier und genieße das Blau."
    "Blöde Kuh", nörgelte Guhla, stand aber auf und machte sich auf den Weg.

    Nur ein Dach weiter erblickte sie weitere Freunde.
    "Du Arsch! Geh und vögel sie doch! So wie du sie anschaust, hast du es in Gedanken schon getan!", fauchte Invidy ihren Gegenüber an.
    "Was kann ich dafür, wenn Luxua nackt durch die Gegend rennt?", erwiderte Iro.
    "Ich bin nicht nackt!", lachte diese und zeigte auf den teuren Schmuck, den sie anstelle von Kleidung trug. "An mir hängen bestimmt ein paar Millionen!"
    "Du Schlampe, halt dich fern von Iro!"
    "Sonst was? Locker dich auf, Invidy! Es ist das Ende der Welt! Ich fick mit wem ich will, sogar mit dir", zwinkerte sie ihr zu.
    Iro stimmte ihr zu. Darauf hin scheuerte Invidy ihrem Freund eine. Er schlug mit der Faust zurück und kurz danach lagen beide auf den Boden und prügelten sich.
    Guhla kam lachend zu Luxua. "Hey, Schönheit. Die Ketten stehen dir!"
    "Ja, nicht wahr?", lachte sie mit. "Hast du Bock? Unten sind ein paar süße Jungs und zu viert macht es doch erst richtig Spaß."
    "Klingt lustig, aber verzichte. Ich suche nur Wein."
    Luxua ging dann und wackelte mit dem entblößten Hintern.

    Durch ein Dachfenster gelang Guhla in ein feines Zimmer. Acedo lag in einem Bett. Sie trat dagegen. "Ernsthaft? Die Welt geht unter und du schläfst?!"
    Nörgelnd drehte er sich um. "Verpiss dich. Das ist das beste Bett, in dem ich je geschlafen habe! Wenn ich schon sterben muss, dann weich."
    Guhla schüttelte nur den Kopf und ging weiter, bis zu einem Wohnzimmer.

    Dort saß Avarito, der Prinz der Diebe, auf Kisten voller Wurst, Wein und Schmuck. Guhla lief das Wasser im Mund zusammen. Sie kletterte die Kisten hoch, setzte sich breitbeinig auf seinem Schoss und nahm eine Flasche Wein. Er beobachtete sie dabei, mit gierigen Augen.
    "Keine Sorge", säuselte sie. "Ich klau dir schon nichts!"
    Guhla schütte sich den Mund voller Wein und ließ ihn überlaufen. Grinsend beugte sie sich danach und küsste ihn. "Luxua hat mir geraten, etwas mehr Spaß zu haben", flüsterte sie ihm ins Ohr. "Lass uns Kinder machen, die nie geboren werden!"
    Avarito lachte, griff ihr an den Hintern und küsste sie innig. Es sollte eine lange Nacht werden, aber das Ende war näher als sie dachten.

    Ende
    Magier

    "Ihr kennt alle den Lebenszauber von Arkadien. Zwar ist er sehr instabil, aber ein Himmelsweber ermöglicht einen semi-konstanten Zyklus.“

    Der Magier lässt den kleinen Stein über der Schale schweben.

    "Gerade entstehen die ersten Myzelen. Ich habe Leben erschaffen. Der Stein wird rot leuchten und seine Farbe verändern, bis er kurz blau aufblinkt und die Myzelen wieder zerstört."

    Die Schüler können erkennen, wie sich in der Schüssel Schaum bildet. Der Himmelsweber leuchtet erst rot, dann weiß, golden, grün, lila, dunkelblau und schließlich blinkt er Blau auf. Die Magie ist verflogen und der Stein fällt hinunter.

    "Wir haben innerhalb weniger Sekunden Leben erschaffen und vernichtet. Ihr dürft Fragen stellen. Ja, Yumeei?"

    "Ich frage mich, ob sie am Ende Angst verspürt haben."

    "Die Myzelen leben zu kurz, um irgendwas zu empfinden."

    "Und wenn doch?"

    "Dann sind wir alle Mörder. Denn es ist eure Hausaufgabe, diese Übung zu wiederholen."

    Zeit vergeht, doch der Wille bleibt
    von PHC

    Erneut lag sie so da, so, wie fast jeden Abend. Die Decke über die Mundwinkel gezogen, das langsam ergrauende Haar in das Gesicht fallend, die Augen gereizt. Nach ein paar wackligen Atemzügen schlief ihr Körper schließlich ein, ihr Verstand fand weiterhin keine Ruhe. Bilder begannen durch ihre Träume zu schweben und dort ihr Unwesen zu veranstalten. Noch einmal musste sie die Wehmütigkeit ertragen, den Verdruss durchleben, ihr Tag passierte revu.

    "Ahhhhh!" Ein erneuter Schrei drang hinter der massiven Holztür vor, in ihrem Kopf zählte sie herab, "3...2...1...", und da folgte der mit Trauer und Verzweiflung erfüllte Seufzer. Sie stellte den noch zu putzenden Topf ab und setzte sie schwer fällig auf die Kante des nächstgelegenen Stuhls, So langsam konnte sie es nicht mehr ertragen, Tag für Tag, Woche für Woche, das gleiche Spektakel. Er stand auf und stolzierte schnurstracks in sein Büro, erst tief in der Nacht legt er sich neben sie zur Ruhe. Worte wechselten sie selten, lediglich die Schreie erinnerten sie an seine Stimmlage. "Bald wird er es angenommen haben, bald wird er verstehen, dass alles ein Ende hat", redete sie sich immer und immer wieder ein, glauben tat sie daran schon lange nicht mehr. Sie hatte es satt, sie konnte nicht mehr. Papier und Feder lagen bereit, endlich griff sie danach. Sie verschloss den Umschlag, legte ihn unter ihr Kissen, Tränen flossen ihre Wangen entlang. Als sie sich wieder gefangen hatte lag sie so da und schlief ein.

    Am nächsten Morgen lag sie nicht mehr so da, so, wie sie zuvor eingeschlafen war. Die Decke war nicht über ihren Mundwinkeln, das Gesicht war nicht von schillerndem Haar bedeckt, ihre Augen waren nicht mehr da. Er fühlte ihre Seite, sie war kalt. Er rief ihren Namen, keine Antwort. Verdutzt stand er auf und fand einen Brief auf ihrem Nachttischlein vor, adressiert an ihn. Mit zitternden Fingern öffnete er ihn, ein Brief erfüllt mit ihrer Handschrift strahlte entgegen.

    Zeit vergeht, doch der Wille bleibt. Mein Großvater, wie du weißt, sagte dies immer und immer wieder zu mir, als ich noch ein Kind war. Zeit vergeht, doch der Wille bleibt. Damals war es für mich ein Satz wie jeder Andere, ich verstand nicht. Erst später kam der Satz bei mir zum Tragen, die Bedeutung dahinter wurde mir bewusst. Ich sah wie die Zeit verging, nicht nur bei mir, sondern auch bei allen Anderen. Irgendwann starb dann mein Großvater, seine Zeit war vergangen, doch sein Wille war geblieben, bis zum letzten Moment. Er wollte friedlich sterben, einschlafen umringt von seinen Liebsten, mit einem Lächeln aus der Welt gehen. Und sein Wille, der blieb. All’ das, was er wollte, traf ein. Seine Zeit war vergangen, doch sein Wille, der blieb.Seit diesem Moment gewann dieser simple Satz mehr und mehr Bedeutung für mich, auch meine Zeit vergeht, doch mein Wille würde für immer da sein. Doch dann tratst du in mein Leben, du der Sohn eines Hexers. Zuerst schmunzelte ich nur darüber, empfand es als liebenswert, doch mit der Zeit begannen deine Geschichten Sinn zu ergeben, sie entpuppten sich als die Wahrheit, und nichts als die Wahrheit. Das Blut eines Hexers pochte durch deine Venen, zaubern war für dich mehr als Leute zu täuschen, es war echt. So echt wir die Liebe, die ich zu dir entwickelte. Du warst zurückhaltend und es dauerte einige Zeit bis auch du Gefühle entwickeltste, wir wurden unzertrennlich. Immer mehr erfuhr ich von dir, deiner Familie, ihrer Geschichte. Schon bald war die Zauberei nicht mehr wegzudenken für mich, sie war ein Teil von dir und nun auch von mir. Ich dachte nichts könne schief gehen, doch dann wurde dein Vater krank. Sein Zauber verging. Ich wusste mit dieser Aussage nicht recht etwas anzufangen, aber ich wusste es hatte nichts Gutes zu bedeuten. Wir hörten nichts mehr von ihm, lediglich deine liebenswerte Mutter hielt uns auf dem Laufenden. Ihre Erzählungen brachten schaudern über meine Schultern, ich wusste auch dein Zauber wird vergehen. Ich wollte nicht, dass dein Zauber vergeht, denn mit ihm geht auch der Wille. Zauber vergeht, doch der Wille bleibt. Fortan sagte ich diesen Satz jeden Abend zu dir, dein Wille sollte nicht vergehen. Er tat es auch nicht. Doch genau das ist es, was ich nicht mehr ertrage. Nicht nur dein Zauber vergeht, sondern auch der Zauber zwischen uns.

    Gezeichnet, die Frau, die dich liebt

    Eine Träne rollte seine Wange hinab. Sein Zauber war vergangen und mit ihm auch sein Wille.

    Spiele
    von Windweber

    „Sechsmal e, viermal r, viermal s, dreimal i, zweimal t, einmal h, einmal m, einmal d, einmal w, einmal o“, sagte Eo langsam und deutlich.
    Sem runzelte angestrengt seine Stirn. „Noch mal“, bat er. Eo tat ihm den Gefallen.
    „Ich habe es“, bestätigte Sem, nicht etwa, dass er schon die Lösung, nur, dass er sich die Buchstaben eingeprägt hatte.
    Während er nachdachte, sah er sich um. Nicht, dass er nicht jede Einzelheit kannte. Oder dass es viele gegeben hätte. Er und sein Freund saßen auf dem perfekt kreisrunden, spiegelglatten, schneeweißen Steinboden und über ihnen erhob sich die Kuppel, ebenso spiegelglatt, schneeweiß und vollkommen in ihrer Halbkugelform. Alles makellos. Beide hatten jeden Quadratzentimeter untersucht.
    „Nun denn, dann können wir ja etwas singen, während du überlegst.“, meinte Eo.
    Sem nickte. „Was denn, etwas Altbekanntes oder hast du etwas Neues?“
    „Ich fürchte, ich kann heute mit keiner Überraschung aufwarten. Ich denke an das Epos von Gusto, zweistimmig natürlich.“
    „Ah, ja. Es ist auch eines deiner besten Werke. Schade, dass es nur hundertzweiundfünfzig Strophen hat.“, meinte Sem und lächelte.
    „Jede weitere würde es verschlechtern!“
    „Ich weiß, ich habe selbst einige zu dichten versucht, altes Schwarzherz!“, lachte Sem.
    Eo runzelte die Stirn. Sein schwarzes Haar mit den grauen Strähnen umrahmte die Mimik.
    „So hast du mich schon lange nicht mehr genannt, Weißhirn!“, gab er einen Spottnamen zurück, der auf einen Kopf hinwies, der leer war wie ein weißes, unbeschriebenes Papier. Beide lachten.
    Dann begannen sie ihr harmonisches Lied von Freundschaft und Tod, das in der Kuppel widerhallte. Dieses Echo hatten sie in schwieriger Arbeit in die Harmonie ihres Liedes integriert, es bildete die dritte und vierte Stimme. Das erforderte nur etwas Übung und Geduld. Und Geduld gab die Zeit, statt sie zu nehmen. Und die Geduld gab Zeit. Zeit…
    Die ätherischen Klänge erfüllten den Raum. Klar und makellos wie die Wände und der Boden.
    Sie waren bei der vierundachtzigsten Strophe, als das Beben kam. Das geschah hin und wieder. Ein Zucken im Äther. Nichts weiter. Aber es ruinierte den Gesang.
    Lange saßen sich die beiden gegenüber. Sahen sich an. Sie waren beide nackt und konnten jedes Fältchen, jede Pore und jedes Härchen aneinander studieren. An ihren Körpern gab es Veränderungen, anders als am Raum.
    „Die Haare auf deinem Leberfleck werden länger.“, stellte Eo fest.
    „Wirklich?“, fragte Sem und betrachtete die Innenseite seines Oberschenkels. Tatsächlich!
    Beide lachten in Freude. Eine Veränderung! Eine echte Veränderung!
    „Nackt wurden wir geboren in die materielle Welt. Und wir waren arm und wurden reich. Nackt wurden wir geboren in die geistige Welt. Und wir waren arm und wurden reich.“, murmelte Sem schließlich.
    „Ein Gedicht?“, fragte Eo, „Es gefällt mir!“
    „Dieser Moment, alter Freund, verdient es, ein Kunstwerk zu erhalten.“
    Eo nickte. „Etwas Sport?“
    „Warum nicht?“
    Die beiden Männer wärmten sich kurz mit einigen Dehnübungen auf und liefen locker in paar Mal im Kreis, die Wand zur rechten. Die 34,3 Schritte, die Sem in dieser Gangart brauchte und die 33,8 von Eo.
    Dann begann der Ringkampf. Eo hatte einige Griffe hierher mitgebracht. Beide hatten sie perfektioniert und eigene erfunden. Anfangs war es ihnen unangenehm gewesen, waren sie doch nackt. Sie hatten sich geschämt voreinander. Entblößt vor dem Erzfeind. Doch das lag weit hinter den beiden.
    Nun standen sie einander gegenüber, in leicht gebeugter Haltung und ließen die Arme baumeln.
    Dann ging es los. Eo stieß vor und packte den Oberschenkel Sems. Der spürte den Griff, verlagerte sein Gewicht und umklammerte den Arm seines Gegners. Verbissen keuchten sie. Rasche Bewegungen. Schweiß tropfte auf den Boden. Ihre kleine Welt hörte auf, zu existieren. Da waren nur noch die beiden. Und der Kampf.
    „Ich hoffe, du weißt noch, wie man sich ordentlich abrollt!“, stieß Sem zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    „Mach dir keine Sorgen!“, sagte Eo, „Ich habe es dir ordentlich beigebracht und muss es dir nicht noch mal zeigen!“
    Beide schmunzelten. Der Witz war nicht neu. Sie hatten ihn aber auch erst ein paar dutzendmal verwendet. Also war er nicht völlig abgenutzt.
    Sie kämpften um die Oberhand. Verbissen. Der Wille zum Sieg war wichtig. Sonst nutzte der Ringkampf wenig. Brachte keine Ablenkung. Keine Verbesserung der Fähigkeiten. Keinen Nutzen.
    Sem rutschte aus. Was für ein dummer Anfängerfehler. Eo setzte sofort nach, Sem wurde zu Boden geschleudert.
    Er schlug mit dem Kopf auf. Sein Abrollen nahm nur wenig Kraft vom Sturz auf. Es wurde schwarz.

    „Meister Sem, sie sind da drin! Sie singen irgendein Ritual!“, sagte der junge Krieger.
    Sem nickte grimmig. Heute würde er den Herrn der Schwarzmagier und seine Drecksbande erwischen!
    Er sah sich in der Burg um, die sie den Schwarzherzen und ihren Schergen schon fast völlig abgenommen hatten. Nur im Burgfried hatten sie sich noch verschanzt. Nicht leicht, in den hohen, fensterlosen Turm mit den dicken Mauern zu kommen!
    „Dam!“, rief Sem und nickte in Richtung des Turmes. Der verstand den stummen Befehl und schickte eine Welle reiner Energie los. Ein mächtiger, kräftezehrender Zauber. Sem selbst wollte sich lieber nicht verausgaben, um dem Meister der Schwarzmagier entgegentreten zu können.
    Es geschah schneller, als der Meister schauen konnte. Dam wurde schlicht pulverisiert. Ging auf in einem Nebel aus Blut und Schlimmeren. Benetzte den Boden, die Magier und ihre Soldaten in der Nähe.
    „Scheißkerle!“, spuckte Sem aus. Die Mauern hatten Schutzzauber. Üble, dunkle Schutzzauber, die einen Angriff nicht nur aufhoben oder absorbierte, sondern reflektierten. Die Energiewelle, die eigentlich eine dicke Mauer hätte durchlöchern sollen, um einen Zugang zu schaffen, groß genug, um ihn zu stürmen, strahlte auf einen einzelnen Menschen zurück. Aber das verzögerte das Schicksal der Schwarzherzen nur.
    Alle Weißmagier bildeten einen Kreis um den Turm, hielten sich bei den Händen und begannen, sich auf die Schutzzauber einzustimmen. Es galt, sie aufzuheben.
    Sems Blick stellte sich auf die magische Welt ein. Er sah das schwarze Leuchten der Schutzzauber. Und ein tiefes, schwarzes Strahlen in dem Turm. Dort fand etwas Großes statt. Etwas Böses. Eine Tat der Verzweiflung, wie sie selbst die Schwarzmagier normalerweise nicht wagen würden. Sie mussten sich beeilen.
    Er begann, das Ritual anzuleiten. Einen Schutzzauber aufzuheben, war nicht ganz einfach. Er war ja selbst schon eine Aufhebung. Ein Chor eines Bannspruchs setzte ein, mit Sem als Stimmführer. Er hörte Schreie. Er ignorierte es. Die Mauer musste fallen. Der Feind musste fallen. Heute würde es enden. Und die Welt wäre sicher. Vielleicht zum ersten Mal seit Anbeginn. Er spürte, dass einige sich aus dem Ritual lösen wollten. Auch das ignorierte er. Er wusste, dass es Magiern mit weniger Erfahrung weh tun konnte. Darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Wenn sie abbrachen, müssten sie von neuem beginnen. Mit weniger Zaubernden. Und das würde alles sehr verzögern, Zeit kosten, die sie nicht hatten.
    Schließlich war es vollbracht. Die Schutzzauber vergangen. Sem blickte wieder in die natürliche Welt. Und erstarrte. Gut die Hälfte seiner Magier war tot. Gerade die Jüngeren. Was für einen heimtückischen Fluch hatten die Schwarzherzen da erfunden? Bedrückt standen die Überlebenden da. Schauten auf ihre Füße. Sem verstand, dass sie ihn nicht ansehen konnten.
    „Die Schwarzherzen sind jetzt vermutlich in der Überzahl…“, stellte ein Zauberer fest. Er hatte vermutlich recht. Sie hatten schon bei der Belagerung der Festung zu viele verloren.
    Sem blickte zu einem der Soldaten. Gegen die Schergen ihrer Feinde hatten ihre Männer unter Waffen gute Arbeit geleistet, doch gegen Magier waren sie nutzlos.
    „Hole die Jünglinge!“, befahl er. Die jungen Schüler mit Grundkenntnissen waren im Lager, eigentlich um Heilern zu assistieren und ihnen ihre Kräfte zu leihen. Nun würden sie ihre Kräfte den Kriegern leihen.
    Der Mann gehorchte nach kurzem Zögern und verließ die Festung.
    „Meister?“, fragte der Zauberer.
    „Wir haben keine Wahl. Es wird heute enden. Wenn die da drin beenden, was sie planen, ist es unser Ende.“
    Die Jünglinge kamen. Sie nahmen Stellung ein, Sem und die Erfahrenen an der Spitze, die Jünglinge ganz hinten, die mit verkniffenen Gesichtern, aber tapfer ihres Schicksals harrten.
    Wieder nickte der Meister nur. Ein Magier sandte eine Welle aus. Und diesmal tat sie ihr Werk. Staub und Steinsplitter spritzten auf und nur ein eilig herbeigerufener Wind schützte die Formation davor, es einzuatmen. Bald besserte sich die Sicht. Sie stiegen über die Trümmer und kamen herein. Der Turm stand stabil, aber ein Zugang war geöffnet. Kerzen erleuchteten einen Raum. Einen dreizehngezackter Stern auf dem Boden. Und einen Kreis aus Schwarzmagiern, die düster sangen: „Kamaluch! Kamaluch!“
    Sie beschworen den Fürsten der Dämonen selbst! Diese Wahnsinnigen!
    „Haltet ein!“, brüllte Sem, nicht nur in der natürlichen, auch in der magischen Welt, wo die Feinde ihn wahrnehmen konnten. Den Namen des Dämons sprach man erst am Ende der Beschwörung aus. Sie waren fast fertig.
    „Wir haben eine kleine Chance!“, sagte jemand, „Eine kleine Chance, ihn zu kontrollieren und euch zu zerschmettern. Und wenn nicht – dann wären wir heute sowieso gestorben und nehmen euch mit.“
    „Eo, du Dreckskerl! Du bist bereit, so viele Unschuldige zu opfern? Kamaluch wird sich nicht mit euch und uns zufrieden geben!“
    „Ich spüre deine Jünglinge hier. Bist du dir der Ironie bewusst?“
    Sem schlug zornig zu. Schickte Blitze gegen den Feind. Der Beschwörungskreis sog sie gierig auf.
    Eo lachte. „Es ist zu spät, Weißhirn! Das Tor öffnet sich schon. Ihr könnt es nicht mehr verhindern. Heute stirbt der Orden der Weißmagier.“
    Verzweifelt brüllte Sem auf. Aber warte! Ein Ass hatte er noch im Ärmel. Eines, das er nie einsetzen zu müssen gehofft hatte. Er zog einen Anhänger hervor. Ein weißer Stein in Form einer Halbkugel. Ein Artefakt unglaublicher und schrecklicher Macht, die nicht nur seinen Feind treffen würde.

    Sem wachte auf. Die Schwärze wurde vom Weiß seiner Welt ersetzt.
    „Das war unglücklich…“, meinte Eo, „Tut mir leid.“
    „Kann passieren im Eifer des Gefechtes. Danke übrigens!“, stöhnte Sem. Sein Freund runzelte die Stirn.
    „Ehre sei dir Meister des Wortes“, sagte er grinsend, „des Rätsels Lösung“
    Eo klatschte in die Hände. „Dann bin wohl ich an der Reihe.“
    Erneut bebte es. Nach so kurzer Zeit? Die Frequenz stieg.
    „Dein Zauber schwindet, wie es scheint.“, meinte Eo, „Wir werden zurückkehren.“

    Ramiel reicht's
    von Tom Stark

    Nebel überall. Längst waren die einst so eindeutig erkennbaren Schlachtordnungen in verbissene Einzelgefechte übergegangen. Man hörte die anderen Kämpfe, doch man sah nur seinen unmittelbaren Gegner. Hass traf auf Verachtung, Wut auf Zorn, Rechtschaffene Vergeltung auf gerechte Rache.

    Wild stürmte der schlanke Krieger nach vorne.
    Schwarz war seine Rüstung und schwarz war sein Mantel, dunkel schimmernd, wie das Federkleid eines Raben. In der Linken schwang er eine Waffe, weit eher ein Haumesser mit grausamen Zacken, als ein Breitschwert, aber genauso schwer und tödlich, mindestens. Altes Blut zeichnete rostige Muster des Todes auf das mattschwarze Blatt.
    Elegant und doch unaufhaltsam, unterlief der Kämpfer die Verteidigung seines Gegners.
    [... Demonstration der Stärke. Ein weiterer erfolgreicher Atomtest zeigt wieder einmal die Gefährlichkeit eines kleines Landes, dessen Herrscher sich ...]
    Die Schulter des schwarz Gerüsteten wurde von einem gleißenden Schild aufgehalten. Das gülden leuchtende Schwert fing den grausamem dunklen Hieb ab. Breitschwert und Haumesser verkeilten sich, schmerzhaft kreischender Stahl biss sich fest.
    Der blonde Ritter, kräftig und hochgewachsen, ließ den lodernden Blick der eisblauen Augen auf seinen Widersacher treffen.
    [... Friedensmarsch stoppt Panzerkolonne. In den frühen Morgenstunden geschah das Wunder, als es hunderten von Menschen gelang ...]
    Er stemmte seine gerüsteten Stiefel noch fester in den unsicheren Boden und brachte den Ansturm des schwarzen Kämpfers zum Erliegen - beinahe. Der dunkle Krieger schlüpfte zur Seite, ließ den Schild an seiner eigenen Schuppenrüstung abgleiten. Wie der Todesschrei eines Kindes klang es durch den Dunst, als sich beide Klingen voneinander lösen mussten.
    [... Machtwechsel im Weißen Haus. Der neue Präsident verspricht Frieden und Freiheit, zugleich entschiedeneres Vorgehen gegen die Feinde des Landes ...]
    Der weiße Krieger stolperte, glitt auf dem schlammigen Untergrund aus, zu dem der vormals feste Boden im Laufe des Krieges verkommen war. Ein heftiger Schlag in den Rücken ließ ihn auf ein Knie fallen, verzweifelt versuchend den tödlichen Nackenstreich abzuwehren ... der nicht kam.
    [... Friedensgespräche in Kolumbien. Juan Manuel Santos unternimmt weitere Anstrengungen den fünfzig Jahre andauernden Bürgerkrieg zu beenden ...]
    Als sich der weiße Ritter langsam umdrehte, den Schild weiterhin misstrauisch erhoben, sah er den Schwarzen, ebenfalls auf einem Knie verharrend, demonstrativ auf seine Waffe gestützt.

    »Timeout, Kumpel.«
    »Timeout? Und Kumpel nennst Du mich, du Verräter am großen Plan, Du Speichellecker des Lichtträgers, Du ...«
    »Mika, echt jetzt? Ich biete Dir eine Kampfpause aus einer überlegenen Position und Du kommst mir mit Propaganda? Das kann unmöglich Dein Ernst sein!«
    Michael, der einen leichten aber ziehenden Schmerz in seiner Brust fühlte, als er sich auf jene vertraute Weise angesprochen sah, erhob sich. Sein Mantel floss weiß und leuchtend, wie die Federn eines Schwans von seinen Schultern.
    Zögernd steckte er sein mächtiges Schwert in die Scheide. Ramiel, sein Gegner war vieles. Stolz bis zur Überheblichkeit, Mutig bis zur Tollkühnheit, Unbeugsam bis zur Hartherzigkeit, aber Hinterlist war seine Sache nicht, nie gewesen. Nicht als Engel des Donners, nicht als Donnergott Thor und auch nicht als Donner der Hölle. Dazu liebte er den großen Auftritt zu sehr, liebte den Rausch der Schlacht, liebte die Schneide des Schwertes, auf dem der Ausgang des Kampfes entschieden wurde.
    Michael konnte nicht anders. Er liebte ihn immer noch, den raubeinigen Philosophen mit dem Berserker-Herzen, einst sein zuverlässigster Waffenbruder, bester Freund und geliebter Gefährte.
    »Na schön. Was willst Du? Warum unterbrichst Du unseren ewigen Kampf?«
    Der Krieger mit dem schwarzen Haar lächelte traurig. Es war, als ob ein Zauber seine Züge überstrahlte, als ob ein himmlischer Strahl alles Dunkle und Blutige aus dem vernarbten Gesicht des harten Kämpfers wegwischte und nichts als Schönheit und Reinheit aus diesem Lächeln Michael entgegen strahlte. Selbst wenn der General der himmlischen Heere es gewollt hätte, niemals hätte er die edle Herkunft Ramiels zu leugnen vermocht.
    »Ewig. Du triffst, wie immer, genau den Punkt. Der ganze Mist dauert jetzt schon ... Scheiße, so lange schon? Kannst Du das glauben? So lange schlagen wir uns jetzt schon und mal ehrlich, auch wenn meine Seite klar nach Punkten führt ...«
    Michael wollte instinktiv widersprechen, allein zu lügen, lag nicht in seiner Natur.
    »... wird der ganze Mist noch ewig so weitergehen.«
    Der Erzengel zuckte mit der Schulter, eine machtvolle Geste sonst, doch hier und jetzt wirkte sie hilflos. »Mag sein. Worauf willst Du hinaus?«
    Ramiel erhob sich, ließ seine unbarmherzige Klinge achtlos im Schlamm zurück und trat auf sein Gegenüber zu.
    »Als die ganze Sache angefangen hat, war das noch alles ziemlich spannend. Jedes neue Millennium stand ich energiegeladen auf, um euch auf dem Schlachtfeld Vernunft einzubläuen. Es hat mir Spaß gemacht, die Scheiße aus euch heraus zu prügeln, versteh mich da richtig. Ich konnte noch nie vor einem guten Kampf weglaufen. Und da war natürlich noch die Sache. Ich meine nach wie vor, ihr liegt da total daneben, aber weißt du was?«
    Michaels Herz machte einen Sprung. Konnte es sein? Mochte es sein, dass Ramiel sich besonnen hatte, dass er zurückkehren wollte, in die Gnade des Va ...
    »Inzwischen ist mir das scheißegal. Schau Dich doch um. Der Boden, um den wir um jeden Fußbreit kämpfen, ist längst zur Einöde geworden. Und der wilde Typ in mir drin, der mich jeden Morgen lachend aufgefordert hat, doch irgendjemand den Arsch aufzureißen, der ist inzwischen müde.«
    Der Erzengel zuckte zusammen. Verräterisch, ja, das waren solche Gedanken, doch auch ihm nicht ganz fremd. Energisch straffte er seine Schulter. Nein, er würde es nicht müde werden, die Stellung zu halten und zu streiten, bis auch der letzte Widersacher überwunden wäre.
    »Willst Du aufhören, Ramiel? Du, der Donner der Hölle, bei dessen Namen selbst unsre größten Krieger für einen Moment innehalten, um Mut zu schöpfen?«
    Der dunkle Krieger grinste breit. »Du alter Charmeur. Immer die richtigen Komplimente zur richtigen Zeit. Aber ja, genau das ist es. Ich habe genug.«
    »Also kapitulierst Du, bittest Du um die Gnade, wieder zurückkommen zu dürfen?« Michael wagte kaum zu atmen.
    Das Lächeln auf Ramiels Gesicht erstarb und der Zauber erlosch, der den finsteren Zügen das Engelhafte zurückgegeben hatte, wenngleich auch nur für wenige Augenblicke.
    »Schau. Dich. Um! Ihr verliert!«, flüsterte er donnernd. »Ihr habt bereits verloren!«
    Michael zuckte zurück und war zugleich hingerissen. Diese Wildheit, diese Überzeugung, diese Leidenschaft, die selbst ein Donnerschlag nur unvollkommen beschreiben konnte. Wem machte er sich etwas vor? Er liebte ihn immer noch, würde es immer und wenn die Welt zu Ende ginge. Doch er würde ihn aufhalten, weil es seine Pflicht war. Weil es SEIN Wille war. Zuvorderst war er SEIN Werkzeug. Darum ging dieser ewige Zwist doch überhaupt, auch wenn die Allermeisten das über die Äonen vergessen hatten. Ramiel wollte selbst entscheiden dürfen, wer er sein wollte, wie auch Luzifer das wollte. Nur darum hatten sich die beiden so unterschiedlichen Engel zusammen getan. Sie wollten mehr sein, als sie waren. Ließ man einmal die Gut-Böse-Propaganda weg, ging es am Ende nur darum.
    Am Traurigsten war jedoch, wie Michael ohne jeden Zweifel wusste, dass wenn man Ramiel die Wahl gelassen hätte, ihn nur gefragt hätte, er freudig den Aufgaben nachgekommen wäre, die für ihn vorgesehen waren. Das war die Freiheit, die er forderte, eine Freiheit, von der Michael wusste, dass sie ein zweischneidiges Schwert war. Er selbst fühlte sich nicht unfrei. Er war Teil des großen Plans, hatte Anteil und war wichtig. Er war Teil des Ganzen. Wenn er sich loslöste, selbst mit dem Ziel weiterhin dazuzugehören, wäre er doch nie mehr ganz vollkommen. Was für eine Freiheit, sich sehenden Auges in die Unvollkommenheit zu stürzen!
    Ramiel stand Michael gegenüber, beobachte dessen Gesichtszüge, las in ihnen, wie in einem Buch, wie er es schon immer konnte, wie er es wohl immer können würde. Daher war er nicht überrascht, als jener mit fester Stimme beschloss:
    »Solange Du Deinen Fehler nicht einsiehst, kannst Du nicht zurück. Es ist nicht, weil ER Dich nicht liebt. Du weißt, das wird er stets. Aber solange Du Dich selbst nicht so liebst, wie Du bist, solange wird kein Friede in und mit Dir sein.«
    Müde nickend hob der dunkle gefallene Engel seine Waffe wieder auf und wog sie nachdenklich in der linken Faust.
    »Ich werde nicht aufhören, das weißt Du. Ich werde meine Freiheit verteidigen. Ich kann und ich werde es!«
    Michael musste gegen seinen Willen schmunzeln: »Du, einer der größter Denker zwischen Himmel und Hölle, Du hast bitte gerade eben nicht den Wrestler Roman Reigns zitiert?!«
    Für den Bruchteil eines Moments war der Zauber zurück. Ein schiefes Grinsen, ein Augenzwinkern. Dann war es vorbei.
    Das Rauschen schwarzer Schwingen war das Einzige, was Michael von Ramiel geblieben war. Er hatte sich für heute aus dem ewigen Zweikampf zurückgezogen.

    Michael breitete seine weißen Flügel aus, schoss in die Höhe und verharrte einen Augenblick über dem nebelverhangenen Schlachtfeld, in dem die Schatten von Engeln und Gefallenen gleichermaßen, unkenntlich hin und her wogten. Keine sauberen Schlachtreihen, gnadenlose Einzelkämpfe, ungesehen, unbesungen, nur als Schemen vorhanden und als grausige Laute wahrnehmbar.
    War es das, was Ramiel sah?
    Auf jeden Fall war es das, was Michael sah.

    Dämmerung
    von Feuervogel

    Die Morgendämmerung vertrieb die letzten Schatten der Nacht, als die beiden Elfen den Rand des Feenwaldes erreichten.
    „Eine ruhige Nacht, ohne besondere Vorkommnisse…“
    Nolvains Tonfall war es, der ihn verriet, sein Gefährte kannte ihn fast so gut wie sich selbst.
    „Denkst du das wirklich?“
    Eine kurze Pause entstand. „Ehrlich gesagt nein, aber-“ Der Elf mit der Narbe am Kinn unterbrach sich. Er wirkte ein wenig ratlos. „Ich bin mir nicht sicher“, fuhr er nach kurzem Schweigen fort. „Das ist auch der Grund, warum ich bisher nichts erwähnt habe.“
    Velanir nickte. Nolvain machte nie zu viele Worte, besonders dann, wenn ihn etwas beschäftigte. Er hätte daran denken sollen.
    „Natürlich. Dir müssen ebenfalls einige Dinge aufgefallen sein. Der Wald beginnt sich zu verändern.“
    „Ja. Es gibt erste Anzeichen. Wenige nur, aber sie sind nicht zu übersehen. Erst gestern entdeckte ich an einigen Stellen vertrocknetes Moos. “
    Velanir blieb stehen. Seine grauen Augen blickten wie gewohnt nachdenklich, ein wenig ernst. „Und die Tiere ziehen sich zurück. Sie scheinen tiefer in den Wald vorzudringen.“
    „Das dachte ich zuerst auch.“ Nolvain schüttelte den Kopf. „Ich wünschte, es wäre so. Aber ich befürchte, dass manche Arten gar nicht mehr hier sind.“
    Velanir wirkte bestürzt.
    „Ich kann mich irren, doch die Hinweise-“
    „Nein, du hast recht.“ Velanir machte eine unbestimmte Bewegung mit der Hand. Einen Moment verharrte er so, dann drehte er sich um und schaute zurück.
    Nolvain folgte seinem Blick. Ruhig wartete er darauf, dass der Freund sich erklärte.
    „Entschuldige.“ Velanir wandte sich ihm wieder zu. „Ich versuchte gerade mich daran zu erinnern, wann wir das letzte Mal einen Rothirsch zu sehen bekamen. Es muss etwa zwei Wochen her sein.“
    „Sogar etwas länger. Und wir schafften es beide nicht, den Bogen auf ihn anzulegen…“
    „Ja.“ Der Elf sah die Szene geradezu bildhaft vor sich. Das Tier hatte sie nicht bemerkt. Trotz der Stille schien es von Unruhe erfasst und war plötzlich mitten in der Äsung davon gestoben, immer tiefer in den Wald hinein. Seither war ihnen bei ihren Erkundungsgängen kein Rotwild mehr begegnet. Ihre Jagdbeute hatte sich auf ein paar Hasen und einige Vögel beschränkt.
    „Sie haben den Feenwald offenbar verlassen.“ Velanirs Blick ging erneut zurück. „Es ist diese eigenartige Stille, die mich vielleicht am meisten beunruhigt.“
    „Mich auch.“ Nolvain legte seinem Gefährten die Hand auf den Arm. „Komm, wir sollten eine Kleinigkeit essen und dann etwas ausruhen. Wir sind beide erschöpft. Später würde ich gerne noch mal losgehen.“
    „Das ist eine gute Idee.“
    Da das Gebiet, in dem die beiden Elfen sich aufhielten, auch noch aus einem Hochmoor und den Ausläufern einer Gebirgskette bestand, waren sie nicht täglich in dem Forst unterwegs. So war es durchaus möglich, dass ihnen weitere Veränderungen bisher entgangen waren, zumal sie ohnehin meist nur in der Dämmerung kamen.

    Gegen Mittag betraten sie erneut den Feenwald.
    „Findest du nicht, dass das Grün der Blätter irgendwie verblasst aussieht?“ Nolvain deutete auf eine Gruppe älterer Eichen, die in ihr Blickfeld gerieten. „Sie tragen auch nur wenige Früchte-“
    Velanir antwortete nicht, seine Aufmerksamkeit galt dem Teppich aus Farn und Moos, den sie gerade durchschritten. Er bückte sich und schob ein großes Farnblatt zur Seite.
    „Sieh doch nur!“
    Nolvain hatte Mühe, das kleine, grünbraune Etwas, das auf dem Handrücken seines Gefährten unruhig hin und her zappelte, zu erkennen. Er beugte sich nach vorne.
    „Ist das… ist das eine Waldfee? Sie sieht ein bisschen mitgenommen aus, finde ich.“
    „Hm, es sieht ganz danach aus, allerdings… merkwürdig.“
    „Oh, ich hätte nicht gedacht, dass ihr überhaupt wisst, wie eine Fee aussieht“, fauchte ihnen das kleine Ding entgegen, auch wenn man das klägliche Gezeter kaum als Fauchen bezeichnen konnte.
    Velanir beschloss freundlich zu bleiben. Vorerst zumindest. „Entschuldige bitte unser Eindringen. Mein Name ist Velanir, mein Gefährte heißt Nolvain. Wir beide sind in Sorge, dass der Wald-“ Der hochgewachsene Elf unterbrach sich. Er suchte nach den passenden Worten.
    Nolvain kam ihm zur Hilfe. „Wir hegen den Verdacht, dass einige Tierarten den Wald verlassen haben. Außerdem sehen die Eichen nicht gerade gesund aus. Wir fragen uns, was der Grund dafür sein könnte.“
    „Die Bäume bekommen nicht genug Feuchtigkeit, was dazu führt, dass sie weniger Früchte hervorbringen. Und dies hat dann zur Folge, dass auch das Nahrungsangebot für die Tiere geringer wird.“ Ihr anklagender Blick traf die beiden Elfen zutiefst.
    „Aber nicht nur die Eichen sind krank. Der grüne Teppich, über den ihr so achtlos hinweg getrampelt seid, die Jungbäume, Sträucher, die Blütenwiesen… sie alle leiden.“ Wieder bedachte das kleine Wesen sie mit vorwurfsvollen Blicken. Offensichtlich schien sie auf Elfen nicht gut zu sprechen zu sein.
    Velanir betrachtete die Fee etwas genauer. Sie schien Gewicht verloren zu haben. Außerdem sahen ihre Flügelchen ein wenig zerrupft aus, was ihr offenbar Schwierigkeiten beim Fliegen bereitete.
    „Ihr macht auch nicht gerade einen gesunden Eindruck, ähm… wie war noch gleich Euer Name?“
    „Ich bin Morgentau… und eine der letzten Waldfeen hier. Ein Teil meines Volkes hat unsere Heimat bereits verlassen und ist auf der Suche nach einem neuen Lebensraum. Von denen, die blieben, sind die meisten krank.“
    Nolvain schaltete sich erneut ein. „Wir bedauern es sehr, dass euer Wald in diesem Zustand ist, aber wie konnte es denn überhaupt so weit kommen? Was ist geschehen?“
    „Das fragt gerade Ihr-“ Morgentau wurde von einem Hustenanfall geschüttelt.
    Geistesgegenwärtig formte Velanir mit beiden Händen eine Schale und ließ sie sanft hineingleiten. Er tauschte einen besorgten Blick mit seinem Gefährten.
    Nachdem sich ihre Atmung beruhigt hatte, fuhr die aufgebrachte Waldfee fort. „Entweder Ihr wollt mich in meinem Leid noch verspotten oder Ihr seid wirklich so, so…“
    Velanir hatte zwar Mitleid mit der Kleinen, aber auch seine Langmut kannte Grenzen. „Offensichtlich macht Ihr entweder uns beide, oder das Volk der Elfen für all das hier verantwortlich. Was habt Ihr uns eigentlich vorzuwerfen? Mein Gefährte und ich haben nicht die geringste Ahnung, was wir verbrochen haben sollen.“
    Morgentaus Miene verfinsterte sich. Sie erwiderte zunächst nichts, starrte die Freunde nur an, als wollte sie in ihren Gesichtern lesen. Dann plötzlich brach es aus ihr heraus.
    „Ihr wisst es nicht? Ihr wisst es tatsächlich nicht? Ja, da könntet Ihr sogar recht haben, überhebliches Elfenvolk, das Ihr seid-“
    „Nun ist es aber genug! Wenn Ihr meint, uns beschimpfen zu müssen, statt anständig mit uns zu reden, dann setze ich Euch in der nächsten Brombeerhecke ab!“ Velanir reichte es, er war drauf und dran, seinen Worten Taten folgen zu lassen.
    Nolvain hielt es für angebracht erneut einzugreifen. „Soweit wie mein Gefährte würde ich zwar nicht gehen, aber Ihr solltet ihn nicht weiter reizen. Er ist nicht sehr geduldig, müsst Ihr wissen. Außerdem möchten wir gerne erfahren, was hier vor sich geht und ob wir vielleicht etwas tun können… dieser Wald ist auch für uns ein Stück Heimat geworden.“
    Seine Worte zeigten die gewünschte Wirkung. Die aufgebrachte Fee beruhigte sich ein wenig.
    „Ihr habt recht, bitte entschuldigt meine aufbrausende Art. Ihr zwei seid ja auch nicht die einzigen.“
    „Nicht die einzigen Elfen, Jäger, Besucher… oder was?“
    Morgentau warf Velanir einen schrägen Blick zu und richtete sich mit ihrer Antwort stattdessen an Nolvain. „Der Feenwald hat viele Besucher. Kentauren, denen es Spaß macht, im wilden Galopp hier durchzurasen und dabei die zarten Jungpflanzen- und Bäume zu zertrampeln. Meist sind sie betrunken und grölen so laut, dass das Wild in panischer Angst losrennt. Kein Wunder, dass die Tiere sich immer weiter zurückgezogen haben.“
    „Aber die wilden Pferdemänner sind sicher nicht die einzigen, die Eurem Wald Schaden zufügen?“ Nolvain beschlich eine bestimmte Ahnung.
    „Natürlich nicht. Die Kobolde machen sich einen Spaß daraus, die anderen Waldbewohner zu erschrecken. Sie zwicken das Wild in die Ohren oder ins Hinterteil und kichern dabei ekelhaft. Das erschreckt sie natürlich. Genauso wie die Elfenjäger, die ihnen nachstellen-“
    Morgentau unterbrach sich kurz. Das viele Reden erschöpfte sie.
    „Einzelne Jäger, so wie ihr…richten keinen… großen Schaden an. Schlimm wird es jedoch, wenn euer König meint, eine Jagdgesellschaft… in unseren Wald führen zu müssen. Sie gebärden sich, als würde ihnen alles gehören, was mein Volk seit jeher hegt und pflegt. Überdies bedient sich der Hof auch noch an unseren Wasservorkommen. Es ist einfach zuviel… was dem Feenwald zugemutet wird. Viele seiner Bewohner haben ihn inzwischen verlassen. Andere, wie ich, sind geblieben… um hier…zu sterben.“
    Die kleine Waldfee hatte sich stark verausgabt. Erschöpft sank sie in Velanirs Hände zurück. Sie mochte ihn nicht, aber sie ließ es geschehen, dass der Elf sie behutsam auf einem großen Blatt ablegte und mit einem weiteren zudeckte. Kurz danach schlief sie ein.
    Die beiden Elfen zogen sich zurück und bereiteten in der Nähe ihr Nachtlager vor. Nolvain holte aus seiner Jagdtasche einen Kanten Brot, brach die Hälfte davon ab und reichte es seinem Gefährten.
    „Sonst ist leider nichts da, aber besser, als hungrig schlafen zu gehen.“
    Velanir lehnte dankend ab. „Ich kann jetzt ohnehin nichts essen.“
    „Die Zustände hier nehmen dich mehr mit, als du zugeben wolltest, nicht wahr?“
    „Ja.“ Velanir löcherte mit einem Stock den trockenen Boden, von Mal zu Mal heftiger. „Dies hier war einmal ein Märchenwald, doch nun verliert er all seinen Zauber. So darf es nicht weitergehen. Wir müssen etwas unternehmen!“
    Nolvain antwortete nicht sofort. Er ließ sich mit einer Antwort Zeit. „Ich habe zwar wenig Hoffnung-“, hob er schließlich an, „…aber gar nichts zu tun, ist auch keine Lösung. Wir werden einen Weg finden… wir müssen einen finden, sonst-“
    „Aber was können wir zwei schon erreichen? Willst du etwa den Kentauren und Kobolden ins Gewissen reden? Oder gar unserem König? Er hört auf niemanden, und auf uns beide erst recht nicht. Wir gehören nicht einmal zu seinem Gefolge!“
    „Ich denke, wir werden bei uns, aber auch bei Unseresgleichen zuerst beginnen müssen. Wir können nicht erwarten, dass die anderen Völker Einsicht zeigen, wenn wir nicht mit gutem Beispiel vorangehen.“
    Velanir dachte über die Worte nach und stimmte dem Freund, wie so oft, zu. „Es wird schwierig werden, aber ich glaube, es wäre ein guter Anfang. Die Zeiten, in denen die einzelnen Völker über ihre Verhältnisse leben und die Schätze der Natur ausbeuten, müssen ein Ende haben.“
    „Genauso ist es“, erwiderte Nolvain und rollte sich in seine Decke ein.