Ich habe mich in einen sogenannten Buddy Read reinschwatzen lassen und beschäftige mich im Moment mit Unendlicher Spaß (englisch: Infinite Jest) von David Foster Wallace.
Es ist ein Science Fiction Roman der Kategorie "Was-wenn-diese-aktuellen-Phänomene-weitergehen-und-schlimmer-werden?"
Und mit "aktuell" meine ich 1996 aktuell. Die Themen beinhalten also sowas wie den Druck der Leistungsgesellschaft, Konsumismus, Drogenmissbrauch und Drogenentzug.
Manche nennen dieses Buch unzusammenfassbar - was nicht stimmt. Aber man muss sehr vereinfachen, um das überhaupt in Angriff nehmen zu können.
Die Hauptfiguren sind der junge, hochbegabte Hal Incandenza und der trockene Alkoholiker Don Gately. Während Hal und die Leute um ihn die Leute darstellen, die in dieser Gesellschaft gut zu recht kommen bzw. am Anfang ihres Weges stehen, ist Don Gately bereits am Ende angekommen und darüber hinaus. Don arbeitet als Pfleger im Ennet House und hilft anderen Alkoholikern auf ihrem Weg des 12-Schritte-Programms.
Man könnte den Inhalt jetzt noch ewig fortsetzen, aber ich habe erst ein Drittel dieses 1500-Seiten-Schinkens geschafft und kenne den Plot insgesamt noch nicht.
Grundsätzlich geht es aber, in teilweise unglaublich ausführlichem Detail, um Drogenmissbrauch, den Weg daraus, aber auch hinein. Und wie man sich bei den AA einer Sache, die größer ist als man selbst unterwerfen muss, damit das Programm wirklich funktioniert, weil sonst die Droge dein Gott ist, und dann bist du verloren. Es ist egal, ob man glaubt, solange man sich unterwirft.
Und dann gibt es noch den ganzen Komplex um die Quebecer Seperatisten, die sich von der O. N. A. N. (Organisation Nordamerikanischer Nationen, bestehend aus den ehemaligen Staaten: USA, Kanada und Mexiko) lösen wollen. Den titelgebenden Film "Unendlicher Spaß", der so unterhaltsam ist, dass man ihn immer und immer wieder anschauen will, bis man dran verreckt. Und das Leben an der Tennisakademie, die Hintergründe der Familie Incandenza ... Es ist viel. Und alles hängt irgendwie an Tangenten miteinander zusammen.
Und die Fußnoten, die definitiv plotrelevant sind, habe ich auch noch gar nicht erwähnt!
Noch nie habe ich ein Buch gelesen, in dem eine Person so genüsslich öffentlich von ihrem ersten festen Stuhlgang als Erwachsener berichtet, wie hier. Wie gesagt, das Buch geht teilweise so ins Detail, dass man sich fragen möchte: Was soll das? Hätte man das nicht kürzer machen können?
Ja, hätte man. Handlungsorientierte Leser werden mit diesem Buch nicht glücklich. Aber die Erfahrung, die das Buch vermitteln will, hätte man sonst kaum vermitteln können, schätze ich. Wer in der Lage ist, mit einem so dicken Buch eine ganze Weile im Moment zu leben, statt immer nur über die Szenen hinausschauen zu wollen, der könnte mal einen Blick hierrein wagen.
Ist aber harter Stoff.
Wallace war selbst Alkoholiker. In dem Buch scheint irgendwie sein ganzes Sein drinzustecken.
Ich bleibe dran. Nächstes Update nach zwei Dritteln.