Beiträge von kalkwiese

    Neulich beendet: Nona The Ninth, das dritte Buch der "Locked Tomb" Reihe von Tamsyn Muir.

    Über eine Fortsetzung lässt sich nur schwierig reden. :hmm:

    Ich liebe diese Reihe, weil sie einen als Leser die Ereignisse auch selbst zusammenpuzzlen lässt; teilweise ist es ratsam, die Bücher mehrfach zu lesen, weil am Ende jedes Teils bisher Offenbarungen ans Licht kamen, die alles in einen neuen Kontext gesetzt haben. Will sagen: Irgendwann lese ich die Bücher definitiv nochmal. :D


    Nona ist der Band, der bisher am meisten einen heitere Stimmung besitzt - was was bedeutet, wenn das ganze Buch in einer belagerten Stadt auf einem Flüchtlingslagerplaneten spielt und man begreift, dass die pseudo-stabile Situation, in der die Figuren leben, bald in einer Eskalation zerbrechen wird - man weiß nur nicht, wann. :hmm:

    Und wer ist Nona? Das fragt man sich bis zuletzt. Und auch da vertraut Muir einem, dass man die Punkte miteinander verbinden kann.


    Sonst tue ich mich mit Reihen ja schwer, aber hier ist das mal nicht so. Vielleicht auch, weil sie noch work in progress ist und ich auf die Bücher warten kann. :)

    Neulich Breaking Bad beendet. :) Das war eine der besten Szenen, die ich bisher gesehen habe. Man merkt es in fast jeder Szene, wie viel diese Schauspieler manchmal mit einem einzigen Blick aussagen können.

    Es ist immer schwierig, positive Eindrücke zu begründen, aber ich nehme mir hier ja auch keine formale Rezension vor. :whistling: Jedenfalls gute Serie.

    Von vielen Ecken habe ich schon gehört, dass sie Spin-Off-Serie "Better Call Saul" sogar besser sein soll. Hat das wer gesehen?


    Wenn ich was bekritteln müsste, dann dass die 4. Staffel in der ersten Hälfte nicht aus dem Knick kam. Das hat sich gezogen wie Kaugummi. Staffel 5 hat dann wieder mehr zu bieten gehabt und das Ende war dann auch sehr befriedigend.


    Insgesamt kommen mir die meisten Serien trotzdem irgendwie lang vor. Am Ende habe ich auch dieses Mal wieder gedacht: "Endlich ist das geschafft!" Eigentlich möchte ich das nicht denken müssen, wenn ich etwas mochte. :hmm: Vielleicht liegt es auch daran, dass ich Serien immer nur am Wochenende mit meiner Freundin schaue - das können 5 Staffeln natürlich dauern.

    Jetzt würde ich gerne behaupten, dass ich Filme besser fände - 1,5 Stunden und die Sache ist fertig erzählt -, aber ich schaue selten Filme, weil von der Länge her etwas unhandlich sind. ^^'

    Außerdem sterben genau die Filme, die ich hier loben wollen würde, gerade weg. Stattdessen gibt es immer mehr 2-Stunden-Plus-Filme, was mir auch auf die Nerven geht.

    Na ja, ich hab das für mich noch nicht wirklich geklärt. ^^

    Ich glaube, was mich an dem Thema am meisten aufregt, ist, dass man mit KI gerade nicht die Arbeiten ersetzt, die lästig sind, sondern - Beispiel: Coverillustration - die Arbeiten, die Leute aus Leidenschaft machen.

    Was ist die Folge? Künstler, die allgemein vorher schon wenig gesellschaftliche Beachtung bekommen haben (die ganz großen Namen mal ausgenommen), haben jetzt übermenschliche Konkurrenz.

    Und für uns, die wir schreiben? Der Markt, der vorher schon überfüllt war, wird in Zukunft wahrscheinlich mit noch mehr mediokrem Mist geflutet. ||

    Brauchen wir das wirklich? Nur wird man Technologie nicht einfach wieder los. Bin gespannt, wie sich das alles noch entwickelt, aber es ist schwieg für mich, da nicht den Mut zu verlieren.

    Hallo zusammen. Wie fändet oder findet ihr es, wenn der Protagonist stirbt und ein anderer Charakter seinen Platz einnimmt oder die Rolle des Protagonisten auf einen anderen übergeht? Wenn möglich bitte ich keine Titel zu nennen oder zu spoilern, falls ich mal eines der Bücher lesen will :D

    Das muss definitiv zum Erzählstil passen. Wenn das Buch beispielsweise aus fünf größeren Abschnitten besteht, die alle einen Protagonisten haben und die man nacheinander liest (100 Seiten den Ersten, 100 Seiten den Zweiten), dann kann davon auch mal einer sterben. Habe ich zwar eher in Urban Fantasy-Bereichen gesehen als in High Fantasy, aber ich bin grundsätzlich dafür offen.

    Bei mehreren Handlungssträngen, wo es weniger DEN EINEN Protagonisten gibt, geht das auch klar. Denn da geht es dann eher ums große Ganze als um eine Figur.


    Gibt es aber DEN EINEN Prota, wäre das echt unzufriedenstellend. Wenn es um Tod und Überleben geht, kommt Spannung für mich dann eher darüber, ob meine geliebten Nebenfiguren es schaffen, oder ob der Prota am Ende vielleicht sterben muss. Bei letzterem muss man dann mit der Erzählperspektive aufpassen. Ich-Erzähler in der Vergangenheitsform sterben zu lassen, ist schummeln. Denn dann könnten sie die Geschichte ja nicht mehr erzählen.


    Ja, es ist ein schwieriges Ding, das man sich gut überlegen sollte. Wenn eine Geschichte nicht umbedingt DEN EINEN Prota hat, dann geht da schon was. Ansonsten fühlen sich die meisten Leser wahrscheinlich eher betrogen.

    Ich habe mich in einen sogenannten Buddy Read reinschwatzen lassen und beschäftige mich im Moment mit Unendlicher Spaß (englisch: Infinite Jest) von David Foster Wallace.


    Es ist ein Science Fiction Roman der Kategorie "Was-wenn-diese-aktuellen-Phänomene-weitergehen-und-schlimmer-werden?"

    Und mit "aktuell" meine ich 1996 aktuell. Die Themen beinhalten also sowas wie den Druck der Leistungsgesellschaft, Konsumismus, Drogenmissbrauch und Drogenentzug.


    Manche nennen dieses Buch unzusammenfassbar - was nicht stimmt. Aber man muss sehr vereinfachen, um das überhaupt in Angriff nehmen zu können.

    Die Hauptfiguren sind der junge, hochbegabte Hal Incandenza und der trockene Alkoholiker Don Gately. Während Hal und die Leute um ihn die Leute darstellen, die in dieser Gesellschaft gut zu recht kommen bzw. am Anfang ihres Weges stehen, ist Don Gately bereits am Ende angekommen und darüber hinaus. Don arbeitet als Pfleger im Ennet House und hilft anderen Alkoholikern auf ihrem Weg des 12-Schritte-Programms.

    Man könnte den Inhalt jetzt noch ewig fortsetzen, aber ich habe erst ein Drittel dieses 1500-Seiten-Schinkens geschafft und kenne den Plot insgesamt noch nicht.


    Grundsätzlich geht es aber, in teilweise unglaublich ausführlichem Detail, um Drogenmissbrauch, den Weg daraus, aber auch hinein. Und wie man sich bei den AA einer Sache, die größer ist als man selbst unterwerfen muss, damit das Programm wirklich funktioniert, weil sonst die Droge dein Gott ist, und dann bist du verloren. Es ist egal, ob man glaubt, solange man sich unterwirft.

    Und dann gibt es noch den ganzen Komplex um die Quebecer Seperatisten, die sich von der O. N. A. N. (Organisation Nordamerikanischer Nationen, bestehend aus den ehemaligen Staaten: USA, Kanada und Mexiko) lösen wollen. Den titelgebenden Film "Unendlicher Spaß", der so unterhaltsam ist, dass man ihn immer und immer wieder anschauen will, bis man dran verreckt. Und das Leben an der Tennisakademie, die Hintergründe der Familie Incandenza ... Es ist viel. Und alles hängt irgendwie an Tangenten miteinander zusammen.

    Und die Fußnoten, die definitiv plotrelevant sind, habe ich auch noch gar nicht erwähnt!


    Noch nie habe ich ein Buch gelesen, in dem eine Person so genüsslich öffentlich von ihrem ersten festen Stuhlgang als Erwachsener berichtet, wie hier. Wie gesagt, das Buch geht teilweise so ins Detail, dass man sich fragen möchte: Was soll das? Hätte man das nicht kürzer machen können?

    Ja, hätte man. Handlungsorientierte Leser werden mit diesem Buch nicht glücklich. Aber die Erfahrung, die das Buch vermitteln will, hätte man sonst kaum vermitteln können, schätze ich. Wer in der Lage ist, mit einem so dicken Buch eine ganze Weile im Moment zu leben, statt immer nur über die Szenen hinausschauen zu wollen, der könnte mal einen Blick hierrein wagen.

    Ist aber harter Stoff.


    Wallace war selbst Alkoholiker. In dem Buch scheint irgendwie sein ganzes Sein drinzustecken.


    Ich bleibe dran. Nächstes Update nach zwei Dritteln.

    Habs vor einer Weile schon beendet. Definitiv einen Blick wert, wenn man mal einen ungewöhnlichen Blick aus Fantasy haben will und auch einem historischen Setting gegenüber nicht abgeneigt ist. Dieser Mix aus Krimi, Fantasy, Historischem und Themen wie Architektur, Varieté und Wissenschaft ist etwas, was in Erinnerung bleiben wird. Da wissen zwei einfach, wie man eine Geschichte erzählt.

    Hab ja hier zu schon einen Post gemacht, ganz vergessen. ^^

    Okay, ich halte mich kurz. Grass' Prosa wird zunehmend anstrengender je weiter er sich von der Blechtrommel entfernt, so scheint es mir. Das hilft nicht, weil er teilweise im selben Absatz zwischen 4 (oder so) Ebenen springt, was er grundsätzlich so gut macht, dass sich das trotzdem ganz gut liest, aber ... man.

    Es ist im Prinzip eine recht didaktische Geschichte über einen Lehrer, der seinen Schüler davon abhalten will, seinen Hund aus Protest gegen den Vietnamkrieg öffentlich zu verbrennen. Klingt cool, ist es irgendwie auch. Aber wie gesagt, Grass' Sprachstil wird hier manchmal ärgerlich bürokratisch, besonders wenn er seine Figuren auf wahrscheinlich ironische Weise Vorträge in Fachsprache halten lässt. Ich sage dazu: Lang. Wei. Lig.

    Die Diskussionen zwischen dem Lehrer, seinem Schüler und auch seinem Zahnarzt sind durchaus unterhaltsam bzw. tragen den Roman, aber alles unterhaltsame wird immer wieder durch irgendetwas anderes ausgeglichen. Das macht dieses Buch gleichzeitig spannend und nervig.

    Unterm Strich geht es um die Frage, ob jugendlicher Revoluzzer-Drang etwas bringt und nicht vielleicht schnell verpufft, ob stoischer Reformismus wirklich etwas bringt oder stillstand bedeutet, und präsentiert die Reform als die bessere Lösung, mit aller einhergehenden Frustration. Das ist grundsätzlich ganz cool. Im Vergleich zur Blechtrommel aber auch schon recht intellektuell und damit etwas kühl und unnahbar.


    Also die typische Grass-Wundertüte für mich. Ein cooles Konzept, mit guten Ideen, teilweise ein Lehrstück in ungewöhnlichen, modernistischen Erzähltechniken. Aber auch mit einem Sprachstill voller, ich nenne es mal so, schlechter Angewohnheiten, und einer etwas unterkühlten Attitüde.

    Immerhin eines war es mit seinen etwa 300 Seiten auch: gnädig kurz.


    6 Bücher hab ich von dem Mann noch übrig. Aber wie immer brauche ich jetzt erstmal was ganz anderes.

    Ich kann schwer in Worte fassen wie froh ich bin, wie sich diese Sache hier im Thread aufgelöst hat, gerade was eingeschobene und vorangestellte Begleitsätze betrifft. :rofl:


    Denn bei der Art Geschichten, in die ich gerade sehr verliebt bin, ist der Erzähler (meist Ich-Erzähler aus der Rückschau oder allwissend) eine starke Instanz, statt dass die Geschichte quasi filmisch passiert. Und da wird mit einem vorangestellten Begleitsatz eben auch mal ein Block an wörtlicher Rede eingeleitet. Dafür sind die schließlich da.


    Als Empfehlung kann ich einiges hiervon durchaus abnicken und als sinnvoll annehmen. Wäre es eine Regel, dürfte ich aber eben nicht das tun, was einige meiner Lieblingsautoren offensichtlich getan haben. Und dass das ernsthaft kurz im Raum stand, dass ein Lektor mir sagen könnte "darfst du nicht, ist falsch!", hat mich ehrlich erschüttert.


    Gut, dass es ist, wie es ist. :)

    Ich sehe es genauso wie Jota . Gerne darf es auch fantastischer und exotischer werden und man braucht mMn nicht unbedingt einen normalen Hintergrund, es darf mMn auch völlig fantastisch und abgedreht sein, aber das bedeutet halt auch immer viel Hirnschmalz und Arbeit, um so eine Welt zu bauen. :hmm:

    Ehrlich gesagt Gonte finde ich die Ansicht deines Bekannten eher ungewöhnlich, aber er darf ja seinen Geschmack haben, keine Frage. ^^

    Jedenfalls nötigt Fantastik, egal in welcher Form, einem immer auch ab, dass man den Rahmen eines Werkes akzeptiert und seinen Unglauben fahren lässt. Sonst bekomme ich eher mit, dass Leute fantastische Elemente störend finden, aber anscheinend geht es auch andersherum. Gut zu wissen. :D

    Moin Gonte ! Eine interessante Vorstellung, muss man schon sagen. Testleser sucht man ja eher händeringend, die fliegen einem nicht einfach zu. :) Auf eine fruchtbare Zusammenarbeit!

    Ein Auslöser war jedoch ganz sicher der gnadenlose Verriß von M.Reich-Ranicki damals im "Literarischen Quartett". Den Kerl fand ich damals und finde ihn noch heute einfach nur unsäglich arrogant und borniert.

    Daß der das Buch damals Scheisse fand war Grund genug, es zu lesen. :D

    Achja, MRR war schon einer. :D Unterhaltsam anzuschauen, aber eben auch eine One Man Show. Sigrid Löffler war die einzige im LQ, die ihm immer mal Paroli geboten hat. Das hat der Sendung schon viel gebracht. Ich denke, viele haben das LQ geschaut, um zu sehen, wie MRR über jemanden herzieht, und um die Bücher ging es vielleicht gar nicht so sehr. Die Inszenierung ist seither eigentlich nur schlimmer geworden. Und Verrisse sind eben auch nötig für eine sinnvolle Literaturkritik. Heute scheuen sich die Leute davor eher und geben vages Lob (z.B. "sehr komplex" statt "unverständlich"). Nur - was bedeutet Lob von jemandem, der nicht auch ablehnen und "nein" sagen kann? Da weiß ich MRR schon auch irgendwie zu schätzen.


    So, aktuell bin ich zur Hälfte in örtlich betäubt von Günter Grass. Meine Beschäftigung mit Grass geht also weiter. Und ich merke, wie sehr er sich mit seinem dritten Roman (und vierten erzählenden Buch) von dem entfernt hat, was ich an der Blechtrommel so liebe. Wir sind jetzt mitten in der zeitgenössischen Nachkriegsliteratur, und das fühlt sich etwas angestaubt an, während die Blechtrommel ziemlich zeitlos war.

    Interessant an Grass sind seine erzählerischen Konstruktionen. In örtlich betäubt verbringt der Protagonist die erste Hälfte des Romans in einem Zahnarztstuhl (na ja, eigentlich sind es mehrere Besuche) und zwischen Gesprächen mit dem Zahnarzt werden Gedanken, Fantasien und Erinnerungen auf einen Fernseher projiziert, die sich gegenseitig unterstützen, kommentieren, aber auch widersprechen. Teilweise ist nicht ganz klar, was eine Fiktion ist und was nicht - eine Sache, die Grass gerne macht, um die Glaubwürdigkeit seiner Erzähler zu untergraben und sicherzustellen, dass man nicht alles für bare Münze nimmt. Beispielsweise: Hat der Protagonist seine Verlobte jetzt ermordet oder nicht? Ich werde es hoffentlich noch herausfinden. :rofl:


    Was ich weniger mag ist wie Grass' Sprachstil sich verändert hat. Ich habe dafür noch nicht die richtigen Worte, aber er macht etwas sehr anders als in der Blechtrommel. Immerhin kann man nicht sagen, dass er sich nicht immer mal neu erfunden habe.


    Ich bleibe dran.

    Heyho kalkwiese

    Was mir von diesem Buch am besten Gefallen hat: Das Streitgespräch der verfeindeten Kongregationen: Franziskanermönche als "Weißgetünchte Friedhofsgespenster" zu titulieren - woah - da habe ich damals beim lesen gut gelacht. Ansonsten kann ich mich Eco nicht anschliessen. "Der Name der Rose" ist vielleicht nicht sein bester, aber mit Sicherheit ein lesenswerter Roman.

    Ja, man merkt im Buch unter der dem offensichtlichen Strebertum Ecos auch seinen Humor. :D Das gibt dem Buch wahrscheinlich nochmal diese Wärme, die ich während des Lesens auch nie vermissen musste.

    Wenn ich dich richtig verstehe, hast du auch anderes von ihm gelesen? Hättest du spontan eine Empfehlung, wo man nach "Der Name der Rose" weitermachen sollte? Ich schiele da auf "Der Friedhof in Prag".

    Und ich habe es zwar noch nicht geschafft, das Interview zu finden, in dem er das Buch sein schlechtestes nannte, aber ich denke nicht, dass er damit ausdrücken wollte, dass es nicht lesenswert sei. :) Für wahrscheinlicher halte ich, dass er einfach darin Dinge sah, die er später als Anfängerfehler verstanden haben könnte, was auch immer das genau sein könnte. Ist nur meine Vermutung, das ist ja für ein paar Deutungen offen.

    So, neulich beendet!

    Also, Ecos Exkurse bleiben nicht nur auf den Anfang beschränkt, sondern Eco benutzt den jungen und lernwilligen Adson, um die Gelehrten immer wieder in Gespräche über unterschiedlichste (aber eben auch mit dem Plot zusammenhängende) Gespräche zu verwickeln. Dabei ist das Buch insgesamt, wie ein YouTuber meines Vertrauens (TheBookchemist) sagen würde "a little too far up its own ass". Soll heißen, die Exkurse sind manchmal einfach eine zu starke Ablenkung vom Plot. Wie sehr es einen stört hängt eben davon ab, wie sehr man sich für die Geschichte der katholischen Kirche interessiert. Ich fand das sehr interessant, aber auch ich war von diesen Passagen manchmal eben auch schrecklich gelangweilt, während die eigentliche Geschichte aber völlig spannend ist und das Setting genial gewählt und umgesetzt ist.

    Eco selbst bezeichnete Der Name der Rose wohl mal als sein schlechtestes Buch. Wenn das stimmen sollte, wird meine nächste Eco-Lektüre wahrscheinlich genial. :hmm:

    Ich höre im Moment als Hörbuch Anarchie Déco vom Ehepaar J. C. Vogt.

    Das ist ein historischer Fantasy-Krimi, der in den 1920ern in Berlin spielt. Dabei treten unter anderem bekannte Physiker auf, besonders Nernst und Heisenberg hatten bisher einige Auftritte und Beiträge, während mit vielbetonter Abwesenheit glänzt. Die Physiker spielen deswegen eine Rolle, weil die Magie entdeckt wurde - ein unfreiwilliger Arbeitsname für bisher unerklärliche Phänomene, bei denen Kunst und Wissenschaft wechselwirken und scheinbar die Naturgesetze aus den Angeln heben.

    Protagonistin sind die Doktorandin Nike, eine der wenigen Physiker, die dieses neue Feld freiwillig beackern (wer schon einen Namen hat, will sich nicht mit scheinbar esoterischen und mittelalterlichen Versuchen in Verruf bringen, darum die Zurückhaltung), und ein extra dafür aus Tschechien bestellter Bildhauer namens Sandor (Schandor gesprochen).

    Das ganze klingt bisher ja noch harmlos, vielleicht zumindest interessant, aber dringlich wird die Geschichte, weil plötzlich mit der neuen Entdeckung Morde begangen werden. Nike unterstützte die Polizei bisher als Beraterin bei Fällen von unerklärlicher Sachbeschädigung. Doch dann wird ein Politiker der KPD gefunden - erstickt an festem Marmor in den Atemwegen, halb im Boden versunken - und es wird klar, dass diese Vorfälle auch politischer Natur sind. Und ja, die Nazis sind ganz heiß auf dieses neue Phänomen ..


    Interessant ist das Buch für mich auch, weil es einige queere Figuren hat, auch unter den Protagonisten, und wie diese sich im Berlin von damals bewegen. Die Stadt war damals eine der tolerantesten in Europa, wenige Jahre vor der Nazi-Herrschaft, aber das bedeutete damals eben eine Szene, in der die Darsteller vom Voyeurismus anderer lebten und quasi in einer Freakshow auftraten. ("Und bei Tag sind Sie also ein Mann?" - "Schätzchen, bei Tag bin ich als Mann verkleidet!") Sonst habe ich das eher als Randerscheinung und verschiedenen Medien gesehen, dieses Mal geht es da etwas tiefer hinein. :)

    Also, an interessanten Themen mangelt es ganz bestimmt nicht. Jetzt muss noch die Geschichte überzeugen, und ob sie das tut, werde ich berichten. :D

    Zuletzt mit Freunden gesehen: Barbie in Schwanensee


    Dem Film merkt man das Alter an. Das CGI erinnert an Spiele sie Spyro oder Crash Bandicoot und sieht demnach eher bescheiden aus, auf der anderen Seite aber ... die modernen Marvel-Filme sind trotz aktueller Technik optisch auch eher bescheiden, von daher ... :D

    Ja, also, wirklich toll fand ich den Film nicht. Weder war der Bösewicht irgendwie überzeugend oder bedrohlich, noch konnte ich der Barbie-Heile-Welt-Ästhetik was abgewinnen. Aber hey, Tschaikowskis Musik ist schon ziemlich gut. Das hat den Film massiv aufgewertet. :rofl:

    Thorsten

    Guter Punkt! Das ist wahrscheinlich, was diese starke Immersion in diesem Kloster ausmacht. Und ist vielleicht auch ein Grund, warum Ecos Romane manchmal auch als gescheiterte Sachbücher bezeichnet werden - nicht ganz fair mMn, aber Eco mag seine Exkurse sehr gerne. Dabei ist es grundsätzlich hochinteressant, wie die Ketzergruppen und Orden sich voneinander abspalten und durchwirken, und immerhin macht Eco das bisher auch noch plot-relevant. Würden die Exkurse aber von Hobbits und Elben handeln, weiß ich nicht, ob ich es der Geschichte so seur durchgehen lassen würde. :hmm: Eco benutzt (zumindest diesen) Roman schon auch, um einen zu belehren. Und dasacht er durchaus gut und gründlich. Muss man eben abkönnen.

    Aber ich fühle finde den Plot, wenn er denn dann auch um die Ecke kommt, eben auch sehr spannend und unterhaltsam, das muss ich dem Buch natürlich zugestehen.


    Grundsätzlich bekomme ich bisher auch Lust auf Ecos andere Romane, beispielsweise den Prager Friedhof, das Foucault'sche Pendel oder den Baudolino :hmm: