Beiträge von kalkwiese

    Mein letzter Lektor hat in meinem Text ALLE Inquits angestrichen und wollte dass ich sie komplett rausstreiche und stattdessen jeweils schreibe was die Person gerade macht während sie redet.

    Das ist ziemlich anstrengend. Es macht einige Szenen wirklich echt gut während ich finde dass es manchmal auch etwas künstlich und auch grammatikalisch eintönig wird (dann bekommt man nämlich oft viele Subjekt-Prädikat-Objekt-Sätze hintereinander).

    Oha, das ist natürlich hardcore und geht echt weit mMn. Das hat schon was davon, jemanden in eine feste Form zu pressen und einen Stil aufzuerlegen. :hmm: Grundsätzlich verstehe ich schon, warum der das empfiehlt, und wie ein Lektor das sieht, hat sicher auch was mit dem Genre oder dem Typ Geschichten zu tun, die man schreibt.

    Wenn man diesem Lektor folgt, wird die Geschichte sehr filmisch und man baut viel Distanz zu den Figuren ab bzw. Nähe auf. Die Erzählerinstanz verschwindet in den Dialogen quasi völlig, sodass man sich auf den Dialog konzentrieren kann. Das ist ein bisschen, als würde der Roman kurz zu einem Szenenspiel werden und die Sätze zwischen drin sind dann die Regieanweisungen. Das wird irgendwann monoton, absolut! Ohne etwas Variation wäre das öde. Außerdem haben Figuren ja nicht immer super markante Dinge zu sagen, an denen man sie erkennen kann, selbst wenn man gute Dialoge schreibt. Und da tun Begleitsätze doch echt keinem weh.

    Ich selber hab's gerade mit Geschichten mit starken Erzählerinstanzen, und die könnte man so nur schwer erzählen. :hmm: Da benutzt man dann zum Beispiel vorangestellte Inquits und vielleicht baut man auch mal einen Satz, in dem mehrere Leute wörtliche Rede haben oder es gibt indirekte Rede oder solche Späße. Dadurch kann man ganz bewusst seinen Erzähler mal durchblitzen lassen, je nach Kontext halt. Ist ein bisschen oldschool und hat dann was von einer mündlichen Erzählung.



    Will eigentlich nur sagen: Ein Lektor von Erotischer Fantasy wird sicher auf andere Dinge wert legen als einer für ein Buch, das beim International Booker Prize antreten können soll.

    Grundsätzlich geht echt viel in der Literatur, aber Genres und so haben einiges mitzureden. ^^


    Ich habe jedenfalls den Eindruck, dass du Sensenbach ganz gut weißt, was du da für wen ungefähr schreibst, und dass du gut beurteilen kannst, was du für diese Art Geschichte brauchst. :) Und basale Regeln hin oder her, deine Geschichten für die Anthologie waren klasse. :D

    Irgendwelche Germanisten im Forum? Was denkt ihr?

    Kein Germanist, aber was ich grundsätzlich über Linguistik gelernt habe ist: Was die Leute verstehen und benutzen, wird richtig. Der Duden schreibt Sprache ja auch nicht vor, sondern ist deskriptiv und beschreibt sie nur. In der deutschen Literatur werden Sätze seit Jahrhunderten gegrinst, gelächelt und gelacht (gegen letzteres haben wahrscheinlich auch nur Leute was, die keine Freude im Leben haben). Früher scheint man das nicht so verstanden zu haben, wie die Leute es jetzt anscheinend verstehen. Als Kind war mir immer klar, dass wenn da steht "lächelte er", der das lächelnd gesprochen hat. :hmm: Ist ja auch irgendwie klar.

    Was man semantisch und stilistisch jetzt gut findet, ist natürlich was anderes und das sollte man in Ruhe für sich entscheiden, finde ich.

    Wenn jetzt Leute ihre Sätze essen und kauen und schulterzucken, dann wird's aber wirklich hässlich mMn.


    Persönlich kommt es mir auf den Rhythmus der Sätze an, ob ich jetzt "lachte sie" oder "sagte sie lachend" lieber schreibe. Eigentlich vermeide ich lieber das unnötige Adverb.


    Wenn man jetzt den Text auf maximale Leichtigkeit trimmen will, würde ich zu "sagen + Adverb" raten. Das ist gerade der Trend und das wird wirklich jeder kapieren. :hmm:

    Das verliert für mich dann etwas den Dreck unter den Nägeln, ist aber natürlich legitim.

    So, nach etwas längerer Pause geht meine Reise durch Westeros weiter mit: A Storm of Swords von George R. R. Martin. :)

    Kann gar nicht genau sagen, warum die Pause nach "Clash of Kings" so lang war, aber ich fühle mich nach jedem dieser dicken Teile immer etwas ausgelaugt. Könnte am English liegen, wo es doch immer einige neue Wörter zu lernen gibt, oder einfach am großen Umfang. :hmm: Oder am langsamen Tempo der Geschichte?


    Jedenfalls ist es schön, wieder in Westeros zu sein. Jetzt muss ich erstmal wieder auf die Kette bekommen, wer diese ganzen Leute sind, besonders die Nebenfiguren. :rofl: Bei den meisten klappt es erstmal noch ganz gut und ich weiß auch noch in etwa, was in den beiden Bänden davor passiert ist. :)


    Ehrlich gesagt, fürchte ich mich etwas davor, dieses Buch zu beenden, weil ich über die beiden Folgebände gehört habe, dass sie im Prinzip ein einziger über 2000-seitiger Roman sind, in dem die Handlung eher auf der Stelle tritt und die Protagonisten wie Pilze aus der Erde schießen. ^^ Ich würde jedenfalls nicht in Martins Haus stecken wollen, um so eine Reihe zu schreiben.


    Na ja, das wird jetzt erstmal zwei bis drei Monate dauern, bis ich hiermit fertig bin. Hoffentlich habe ich genug kürzere Bücher für zwischendurch, um mich bei Laune zu halten.

    Ja, das war klasse. :D Müsste, glaube ich, im ersten Band passiert sein.


    Jetzt, wo ich Band 2 durch habe, komme ich auch etwas besser mit der scheinbar willkürlich verlaufenden Handlung klar. :D Das habe ich damals bei Band 1 mit den Rincewind-Romanen von Pratchett verglichen, die ich selber nicht so gerne mag. Weil ich die Satiren von Adams aber noch absurder und alles irgendwie das große Thema der Absurdität der Existenz an sich unterfüttert, funktioniert das für mich in dieser Reihe aber besser. Ist das schon Existentialismus? Ich habe Camus und Co. nie gelesen, aber irgendwie stelle ich mir diese Philosophie-Richtung so vor.

    Ja, ich weiß kaum, was ich dazu schreiben soll. Man wird von einem Ort zum nächsten katapultiert. Hier mal das Ende der Welt, dort ein Zeitreiseunglück, dort der Berufstand der Telefondesinfizierer (vor dem ich jetzt plötzlich größten Respekt habe, denn irgendwer muss den Job ja machen), dann schwebt wieder Marvin, der depressive Roboter, durchs Bild und schafft es, einen intelligenten Panzer zur Rebellion anzustacheln ... und das und noch mehr auf nur 230 Seiten.

    Das ist einfach großartig, aber auch verdammt viel auf einmal. Ich brauche jetzt erstmal was anderes. Hoffentlich komme ich aber bald zur Reihe zurück, denn ich habe noch drei weitere Bücher davon im Regal. :)

    Aktuell lese ich Das Restaurant am Ende des Universums von Douglas Adams, den zweiten Teil seiner vierteiligen Trilogie in fünf Bänden. :)


    Nachdem im ersten Teil bereits das Gaspedal die ganze Zeit am Boden lag, ändert sich im zweiten Teil daran überhaupt nichts. Nach 50 Seiten schwirrt mir der Kopf dabei, wie sich absurde Idee an absurde Idee reiht und sich die Ereignisse überschlagen. Die Sprengung der Erde war doch kein Versehen? Beeblebrox hat sein Gedächtnis manipuliert? Wo führt das alles hin? Und spielt das eine Rolle? Ist es nicht gerade der Punkt, dass es eben keine Rolle spielt?

    Ich bleibe dran. :rofl:

    So, und gerade bin ich am zweiten Roman in diesem Buch dran: Der seltsame Springinsfeld.

    Springinsfeld ist ein Kamerad von Simplicius, war aber auch ein Bettgenosse von Courage. Nun wird sich ihm gewidmet.

    Die Erzählsituation ist dieses Mal eine andere. Wir nehmen dieses Mal die Ich-Perspektive des Autors der Courage-Biographie ein, der in einem Wirtshaus zufällig auf Simplicius Simplicissimus und Springinsfeld trifft und die Gespräche dort notiert. Dadurch haben wir jetzt einen Roman voller Dialoge und in diese eingebette Binnenerzählungen. :)

    Und es liest sich wieder sehr leicht und unterhaltsam.

    So, damit bin ich jetzt fertig. :)


    Der Springinsfeld ist komplexer gebaut als die Courage und das hat mich anfangs beeindruckt, aber die Lebensgeschichte ist dann doch nicht so packend wie beim Simplicissimus oder der Courage. Das dritte Viertel des Buchs ist eher trockene Wiedergabe der Kriegsereignisse (Der nahm das ein, da machte ich Beute, da verlor ich sie wieder). Das zeigt natürlich das Auf und Ab dieses Lebensstils, aber es läuft sich auch schnell tot. Zum Ende hin, wo der Krieg vorbei ist, wird es dann wieder besser, denn da werden die nächsten beiden Romane im Simplicianischen Zyklus vorbereitet (Das wunderbarliche Vogelnest Teil 1 und 2), indem ein unsichtbar machendes Vogelnest eingeführt wird, mit dem Springinsfelds Frau einigen Schindluder treibt. :)


    Und diese beiden und letzten Bücher des Zyklus habe ich auch im Regal zu stehen. Mal sehen, wann ich mir die vornehme, denn Lust ist weiterhin vorhanden. :D

    Wer Der abenteuerliche Simplicissimus in einer frei verfügbaren Version lesen möchte:

    Projekt Gutenberg (Web-Version)

    Sehr cool!

    Das ist natürlich nicht die Übersetzung, aber damit kann man sich mal angucken, die Reinhard Kaiser den Text bearbeitet hat, um ihn verständlich zu machen. :)

    Teilweise gibt es vom damaligen zum heutigen Deutsch beispielsweise falsche Freunde, also Ausdrücke, die gleich wirken, aber andere Dinge bedeuten.

    Beispiel aus dem Nachwort der Übersetzung:

    Im modernen Deutsch ist ein Gewehr, salopp gesagt, ein Schießeisen.

    Damals meinte das Gewehr einer Person alles, was sie wehrhaft machte, also auch Rüstungen, Waffen mit Klingen und so weiter.

    Und von dieser Patina hat Kaiser das Buch befreit und es mit Anmerkungen versehen, die gerade bei den vielen Kriegparteien und Wirren der Zeit hilfreich sind. Ich kann es nur empfehlen. :D Der Originaltext liest sich im Vergleich eher ... schwerfällig.

    Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich Der abenteuerliche Simplicissimus Deutsch von Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen gelesen, in der Übersetzung vom Deutsch des 17. JHD. ins moderne Deutsch von Reinhard Kaiser.


    Gerade lese ich die beiden Fortsetzungsromane Lebensbeschreibung der Erzbetrügerin und Landstörzerin Courage und Der seltsame Springinsfeld.

    Die Courage wurde später dann von Bertolt Brecht wieder aufgegriffen, mit "Mutter Courage und ihre Kinder".

    Reinhard Kaiser hat diese beiden mit dem Simplicissimus verbundenen Romane und dann noch zwei weitere aus der Feder von Grimmelshausens, deren Zusammenhang zum Simplicissimus ich vielleicht noch erkennen werde, falls es den gibt, ebenfalls übersetzt, und dafür bin ich sehr dankbar. :)

    Courage diktiert ihre Biographie einem Schreiber, um Simplicius Simplicissimus eins auszuwischen, denn der hat sie böse verarscht (Im Simplicissimus wird das mal ganz kurz auf einer Seite erwähnt, aber nicht viel Platz eingeräumt).

    Grundsätzlich gibt es eine große Distanz zum damaligen Geschehen und alles wird sehr gerafft erzählt.

    Courage hangelt sich von einem Ehemann zum nächsten, denn im Dreißigjährigen Krieg haben sie selten lange gelebt, und sie ist dabei sehr findig. Es wird betrogen, rumgehurt, gemordet, aber Courage hat es faustdick hinter den Ohren meist die Hosen an.

    Vieles liest sich durchaus unterhaltsam und lustig, wenn man das Genre bedenkt: Es ist ein Schelmenroman. Courage ist eine Pikara, eine Schurkin, und entsprechend handelt und denkt sie auch. Manchmal ist dabei nicht ganz klar, welche Gedanken von ihr nun die einer Schurkin der damaligen Zeit sind, welche Dinge man vielleicht eher auf Sexismus zurückführen kann und die für von Grimmelshausen wahrscheinlich eher eher "normal" gewesen sein könnten, und welche wirklich bewusste Kritik an der Zeit sind und wie man mit Frauen umgegangen ist. Manchmal fand ich die Dynamiken, mit denen man Frauen ungerecht in Verruf gebracht hat, aber auch erstaunlich treffend benannt.

    Beispiel: Courage rennt ein Ehemann weg, und der wechselt im Krieg die Seiten. Für sie ist das schlimmer, als wenn er gestorben wäre, weil sie nun nicht von ihm geschieden ist und sich einen neuen suchen kann. Bald darauf findet sie heraus, dass ihr Ehemann bei einer Schlacht ums Leben kam. Was sagt man in ihrem Regiment? Genau, die Hexe hat ihn aus der Entfernung ermordet! Logisch, was sonst. :rolleyes:

    Sicher kein feministisches Buch, aber für die Zeit fand ich manches doch bewundernswert.


    So, und gerade bin ich am zweiten Roman in diesem Buch dran: Der seltsame Springinsfeld.

    Springinsfeld ist ein Kamerad von Simplicius, war aber auch ein Bettgenosse von Courage. Nun wird sich ihm gewidmet.

    Die Erzählsituation ist dieses Mal eine andere. Wir nehmen dieses Mal die Ich-Perspektive des Autors der Courage-Biographie ein, der in einem Wirtshaus zufällig auf Simplicius Simplicissimus und Springinsfeld trifft und die Gespräche dort notiert. Dadurch haben wir jetzt einen Roman voller Dialoge und in diese eingebette Binnenerzählungen. :)

    Und es liest sich wieder sehr leicht und unterhaltsam. Diese Bücher gibt es leider nur in teuren Prachtausgaben von über 30€, aber wer sich dafür interessiert, für den sind sie wahrscheinlich jeden Cent wert.

    Moin Nordmann :)

    Ich glaube, wer ein Fantasygeschichte schreiben möchte, der kommt nicht drum herum sich seine Welt komplett neu aus zu denken. Was ich auch denke, die Aufgabe eines Autors überhaupt ist

    Da würde ich ganz klar sagen: Ja und nein.


    In erster Linie ist es unsere Aufgabe, Geschichten zu erzählen. Wie die Welt dann genau aussieht, das ist auch eine Frage davon, was man erzählen möchte. Gerade in Fantasy sind sie stimmigsten Welten, die ich bisher lesen durfte, auch sehr von der realen Welt und Mythen inspiriert - "komplett neu" würde ich das nicht nennen. :)

    Ohne die Darstellung von für uns Fremdem und Andersartigem, ist Fantasy aber eben auch nicht so schön fantastisch, deswegen ist das immer schön, wenn ein Autor diese Andersartigkeit von Orten und Lebensformen nach Außen kehren kann.


    Trotzdem. Eine gut erzählte Geschichte in einer mittelmäßigen Welt macht ein gutes Buch. Eine mittelmäßig erzählte Geschichte in einer großartigen Fantasywelt eher nicht.

    Vergessen sollte man das wohl nicht.


    Zum eigentlichen Thema ... Ich habe da ein paar lose und möglicherweise inkohärente Gedanken zu. :hmm:


    Sicherlich haben die Völkerromane (Die Elfen, Die Zwerge, Die Orks) geholfen, dieses Tolkien-eske in seiner Omnipräsenz einzubetonieren, aber neulich erst habe ich Stardust (deutsch: Sternwanderer) von Neil Gaiman gelesen, und von Tolkien hatte das nicht sehr viel. Gaiman ist eher Märchenerzähler und greift auf Mythen und Sagen zurück, ähnlich wie Tolkien. Will sagen, wahrscheinlich hilft es, eine eigene Interpretation zu finden, wenn man sich mit den Kreaturen, die man darstellen will, gut auskennt und auf Spurensuche geht.


    Wenn man die gleichen Kreaturen wie Tolkien verwenden will, dann steht man ja fast sofort in seiner Tradition. Wenn man es anders machen will, sollte man sich die Kreaturen bei ihm genau angucken und sie dann ganz bewusst anders gestalten. Natürlich kann ein Zwerg nicht plötzlich riesig werden und ein Vampir muss schon weiter irgendwas aussaugen bzw. sich parasitär ernähren, und ein Werwolf kann nicht plötzlich bei Vollmond zu einer Kuh werden. Gewisse Konstanten sind von unserer Mythenwelt schon gesetzt.


    Selber bin ich kein guter Weltenbauer. Ich denke aber, dass man, wenn man solche bewussten Veränderungen konsequent durchzieht, sich diese Kreaturen dann auch ganz anders anfühlen sollten. Ist natürlich alles leicht gesagt.

    Will sagen: Du willst dich von Tolkien abheben? Dann studiere ihn, verstehe ihn, und gehe dann andere Wege. :)

    Manchmal sollte man sogar das lesen was einem nicht gefaellt - weil es trotzdem verdammt gut sein kann und man was davon lernen kann.


    Tolkien macht objektiv gesehen viele Sachen am Weltenbau sehr detailliert und konsistent - und hat da Bahnbrechendes geleistet. Selbst wenn man persoenlich nichts mit seinem Stil oder seinem Plot anfangen kann, kann man das anerkennen und/oder davon lernen.

    Da hast du definitiv recht. Vielleicht ist das jetzt so ein Semantik-Spiel, aber ich lese gerne Bücher, die ich auch anstrengend finde, also ... gefällt es mir ja auch? :hmm:

    Sonst würde ich nicht wiederholt mit Günter Grass' Büchern in den Ring steigen, denn die sind öfter langweilig als sie es nicht sind - aber irgendwie nehme ich immer auch vieles mit, meistens auf Schreibtechnik bezogen. So genannte Writer's Writer zu lesen (also Autoren, denen man nachsagt, dass nur andere Autoren deren Schaffen kapieren und genießen können), ist durchaus lehrreich oder zumindest interessant. Selbst wenn mir das Buch nicht gefällt, gefällt mir oft die Reise, auf die ich da gehe. :hmm:

    Andersherum habe ich damals einiges von Trudi Canavans Gilde der Schwarzen Magier gelernt, und das nicht, weil ich die Bücher gut fand. :ugly: Die Neugier hat mich trotzdem durch die drei Bände getrieben. Damit verstehe ich jetzt besser, welche Dinge es besser zu machen gilt, aber auch, warum sich einige über Jugenbücher lustig machen. Lustigerweise gehöre ich jetzt manchmal auch zu diesen Leuten. :lol:

    Der Wanderer

    Ich sehe ein, dass meine Wortwahl nicht optimal war. :hmm: Grundlagen ... Natürlich lese ich auch, um mir was abzuschauen, aber mir ging es dabei jetzt nicht umbedingt um Tolkien Schreibstil und Wortwahl, sondern tatsächlich eher um die Spurensuche und was man so kennen sollte, um das Genre ganz gut überblicken zu können. Da gehören Der kleine Hobbit und Der Herr der Ringe schon dazu. Und das ist etwas, womit ich eben (leider) nicht groß geworden bin, sondern was ich jetzt irgendwie nachhole. Da sind mir die Klassiker tatsächlich wichtiger als die Epigonen und Nachmacher (ganz blöd gesagt), auch wenn die sicher auch tolle Geschichten geschrieben haben.

    Sicher ist es kein Verlust, dass ich Harry Potter und Eragon gelesen habe. :) Nur würde ich heute nicht sagen, dass das Lieblinge von mir sind; Harry Potter finde ich nicht übel, mehr aber auch nicht, und Eragon ist im besten Fall ganz nett gewesen, denke ich. Wie Rowling oder Paolini würde ich jedenfalls nicht schreiben wollen.

    Und was fehlt mir denn alles? Aus dem Fantasy-Kanon, den wir mal etwas zusammengesucht haben, sogar sehr viel. ^^ Und das finde ich schade. Frank Herbert und Ursula K. LeGuin werde ich jedenfalls noch einen Besuch abstatten, das steht fest.


    Na ja, so viel dazu. Dass man lesen sollte, was einem gefällt, unterschreibe ich natürlich. Und Tolkien gefällt mir bisher. :D

    Der kleine Hobbit war für mich gleichzeitig Einstieg und Ausstieg in die Tolkienszene und zurück.

    Ich bin nicht über 10 Seiten rausgekommen und fand es so (sorry) öde, dass ich nie auch nur mit dem Gedanken gespielt habe, mir andere Tolkiens reinzuziehen.

    Mag sein, dass das ein Fehler war, aber noch heute reizt mich ein Blick in ein Tolkien-Buch nicht im Geringsten...


    So unterschiedlich sind die Sichten.

    Tatsächlich, das hätte ich jetzt beim Hobbit nicht erwartet. Schließlich ist der Einstieg hier ja deutlich gnädiger als beim Nachfolger. ^^

    Aber mit Tolkien ist es wie mit anderen Erzählern von langsamen Geschichten, schätze ich. Für ungeduldige Leser ist das dann einfach nicht das Richtige. :hmm: Lesen soll ja Spaß machen, also lies, was gefällt :)

    Der kleine Hobbit von J. R. R. Tolkien.


    Ich wünschte wirklich, ich hätte mich schon als Kind mit Tolkien beschäftigt, aber nein, ich habe Harry Potter und Eragon gelesen. Zumindest hatte ich damals schon die Scheibenwelt und Zamonien. :hmm: Das ist nicht zu ändern, ich muss dann eben jetzt die Grundlagen legen, sie ich früher verpasst habe. ^^


    Jedenfalls ist dieses erste Kapitel wirklich allerliebst. Ähnlich wie ich das schon bei Gaiman festgestellt habe, schafft Tolkien es, dass sich seine Geschichten auch zauberhaft anfühlen, statt dass die Magie darin nur vorkommt, und das hat viel mit der Erzählperspektive zu tun. Das macht wirklich Freude. :)

    Das war ein Märchen und durchaus für Erwachsene bzw. alle Altersstufen ab dem Jugendbereich. Im Prinzip is Gaimans Mischung von Märchen und modernem Erzählen exakt nach meinem Geschmack, es ist genau das, was ich mir von Fantasy wünsche und ich fürchte, ich werde mir einige Tricks von ihm abschauen müssen, denn so würde ich auch gerne schreiben können. :hmm:


    Was mit einer ziemlich dämlichen Prämisse beginnt - Junge liebt Mädchen, Mädchen interessiert sich nicht für ihn, er will sie beeindrucken und will ihr einen gefallenen Stern bringen, damit sie ihn heiratet -, entwickelt sich zum Glück in die richtige Richtung und benutzt diese Stereotypen eher als Sprungbrett.

    Gaimans Geschichte ist eher keine Satire, wie bei Pratchett oder Adams, er fährt schon eine ganz andere Schiene. Und um zu verstehen, was die genau ist, muss ich unbedingt noch mehr von ihm lesen. :hmm:


    Definitive Leseempfehlung an ... ja, so ziemlich alle.

    So, bin jetzt dran an Sternwanderer von Neil Gaiman. Mein erster Gaiman, wenn man Ein Gutes Omen nicht mitzählt.


    Es ist erzählt wie ein Märchen aus einer allwissenden Perspektive (zumindest das erste Kapitel) und das ist einfach eine Lehrstunde für diese Erzählperspektive in einer modernen Geschichte. :)

    Das erste Kapitel hat diesen Charakter einer Familiengeschichte, den ich auch sehr gerne mag.

    Außerdem: Sex mit einer Fee auf einer Waldlichtung? Bitte mehr davon!


    Ich bin überzeugt und bleibe dran :D

    Gestern beendet: Echt Zauberhaft von Terry Pratchett.

    Das ist mein erster Pratchett seit ... 2021. Man, wie die Zeit vergeht! Das geht nicht klar, ich muss unbedingt sehen, dass das dieses Jahr nicht mein einziger bleibt, sonst schaffe ich im Leben nicht alle Scheibenweltromane!


    Worum geht's?

    Also, Rincewind ist wiedermal Protagonist. Das ist für mich kein Grund für Freudensprünge, denn Rincewinds Geschichten nutzen sich schnell ab: R. gerät in eine heikle Situation, also rennt er weg, bis er nicht mehr wegrennen kann. Dann sitzt er fest, sucht einen Fluchtweg oder jammert viel und dann passieren ihm entweder Dinge, die ihn entkommen lassen, oder seine Truhe aus intelligentem Birnbaumholz boxt ihn raus.

    In diesem Buch gibt es dann aber eine Prophezeiung, dass der Große Zauberer zurückkehren wird, um das Achatene Reich zu befreien bzw. einen rechtmäßigen Kaiser zu installieren. Oder so. Die Unsichtbare Universität entscheidet, dass sie Rincewind als Großen Zauberer schicken will. Der hat natürlich keine Lust, aber - wie man sich vielleicht schon denken kann - wird Rincewind natürlich versehentlich irgendwie seiner Rolle gerecht. :D

    Das Achatene Reich ist dabei eine Parodie auf China, Japan und wahrscheinlich noch mehr Orte in Ostasien.

    Cohen der Barbar kommt auch vor und treibt die andere Hälfte des Plots. Er hat seine Graue Horde mitgebracht (alternde Barbaren, die aber immer noch alles rasieren yo) und heißt, wie man erfährt, mit Vornamen Dschingis. Muss ich das jetzt noch erklären? :D


    Es gibt dieses Mal also genug um Rincewind herum, dass diese Art Geschichte trotzdem Spaß macht und sich eben nicht schnell abnutzt. Wunderbar! Mein liebster Rincewind-Roman bisher. :) Definitiv zu empfehlen.

    Klar - vielleicht verlagern wir uns aber in die Konversation, es fuehrt sonst recht weit vom Threadthema weg

    Wir haben irgendwo auch einen Thread zu der Reihe, da wäre das auch gut aufgehoben :)


    Edit:

    Nymphos

    Über "unendlicher Spaß" bin ich vor längerem mal durch eine Rezension gestolpert, hab's aber irgendwie nie geschafft, mir den Schmöker zu besorgen. Danke für's auffrischen der Absicht - ich rufe morgen früh mal die Buchhandlung an. :thumbup:

    Sehr cool :D Nur möchte ich trotzdem warnen: Ein "Schmöker" impliziert nicht nur, dass das Buch dick ist, sondern auch angenehm zu lesen. Guck dir lieber vorher eine Leseprobe an, denn das ist durchaus Hochliteratur, die einen fordert, und wenn man damit nicht auf einer Wellenlänge ist, werden 1500 Seiten davon eventuell nicht so toll. Für mich funktioniert es glücklicherweise, konnte ich vorher aber nicht wissen, darum hab ich meine Ausgabe second hand besorgt. :)

    Es kann eventuell auch helfen, sich via YouTube eine Plot-Zusammenfassung zu geben, denn ein Buch wie dieses kann man nicht spoilern. Es geht ums "wie", um die Erfahrung, nicht ums "was", also den reinen Plot.

    Was Deinen "Snack" angeht: Warum nicht mal zwischendurch was lesen, daß sich an ein jüngeres Publikum richtet?

    Hab mir nach einer Kritik in der Zeit mal Christoph Scheuring's "Absolute Gewinner" bestellt und mich bei dem Buch bestens unterhalten, auch wenn's jetzt keine Fantasy war, sondern eine Geschichte über ein Amateurbasketballteam aus lauter Loosern, die im Verlauf der Handlung rausfinden, daß sie keine sind.

    Waren gut angelegte 13 Euro...

    Definitiv, gerade wir Schreiber sollten auch vielfältig lesen, finde ich. Da gehören solche Bücher definitiv auch mit auf den Speiseplan. :)

    Dein Beispiel klingt auch nicht übel, ein bisschen wie einer dieser Sportfilme aus den 90ern und 00ern, wo die Underdogs erst ein Team werden müssen und es danach so richtig rocken oder grandios scheitern, aber dabei beweisen, dass sie es können. :D Das ist auch einfach was für's Herz.

    Neulich beendet! Und damit der Spaß wirklich niemals endet gleich wieder von vorne begonnen. ^^ Warum? Tjaaa ...


    Infinite Jest alias Unendlicher Spaß gilt als ein Endgegner der Literatur und das Buch bezwungen zu haben als eine Leistung. Mir persönlich ist das nicht so wichtig, vor allem weil ich dabei eher mäßig Spaß hatte, aber eben auch mit vielen sehr düsteren Szenen konfrontiert wurde, gerade was die AA betrifft, die definitiv hängen bleiben. Man könnte jetzt sagen, dass man das Buch lesen soll, also aktiv, statt sich nur berieseln zu lassen, und ja, das stimmt sicher. Nur sollte in einem 1500-Seiten-Klopper nicht die Frage bleiben, wo das jetzt eigentlich hingeführt hat.

    Dann wurde ich online mit der Frage konfrontiert, ob ich mich daran erinnere, wie zwei Figuren den Schädel einer anderen Figur exhumiert haben. Und nein, DARAN konnte ich mich nicht erinnern! Stellt sich hier aus, dass diese Sache mal in einem Nebensatz im ersten Kapitel erwähnt wird (das Buch beginnt mit dem Ende, alles weitere spielt früher in der Handlung). Also nochmal von vorne, sehen, was ich sonst noch verpasst habe. Und siehe da, plötzlich kann man als Leser Verbindungen ziehen, weil man nun den ganzen Text schon kennt. Plötzlich kommen die Erkenntnisse und Dopamin-Spritzen, die vorher ausgeblieben sind. Das Buch war von Anfang an so konzipiert, dass man es ein zweites Mal lesen soll ...

    Also werde ich das tun und dann darüber berichten.




    Aber als Snack für zwischendurch habe ich jetzt etwas kurzweiliges dazwischengeschoben:

    Skulduggery Pleasant: Band 1 - Der Gentleman mit der Feuerhand

    Damit bin ich jetzt also 1) bei einem Buch für 12-Jährige und 2) knietief in der Humoristik gelandet. :) Solange solche Bücher keine nervigen Schnulzen enthalten, sondern feuerballwerfende Skelette und fiese Typen, die mit heiligen Artefakten die Menschheit auslöschen wollen, bin ich damit auch sehr zufrieden. :D Gerade von simplen Geschichten kann man auch viel lernen.

    Man merkt natürlich, dass es ein Buch für junges Publikum ist. Stephanie als Protagonistin ist eine Außenseiterin, die von der realen Welt nicht sehr angetan ist und nun Teil der magischen Welt werden kann. Das ist pure Wunscherfüllung und ich bin genau dafür hier. HER DAMIT!

    Neulich beendet: Nona The Ninth, das dritte Buch der "Locked Tomb" Reihe von Tamsyn Muir.

    Über eine Fortsetzung lässt sich nur schwierig reden. :hmm:

    Ich liebe diese Reihe, weil sie einen als Leser die Ereignisse auch selbst zusammenpuzzlen lässt; teilweise ist es ratsam, die Bücher mehrfach zu lesen, weil am Ende jedes Teils bisher Offenbarungen ans Licht kamen, die alles in einen neuen Kontext gesetzt haben. Will sagen: Irgendwann lese ich die Bücher definitiv nochmal. :D


    Nona ist der Band, der bisher am meisten einen heitere Stimmung besitzt - was was bedeutet, wenn das ganze Buch in einer belagerten Stadt auf einem Flüchtlingslagerplaneten spielt und man begreift, dass die pseudo-stabile Situation, in der die Figuren leben, bald in einer Eskalation zerbrechen wird - man weiß nur nicht, wann. :hmm:

    Und wer ist Nona? Das fragt man sich bis zuletzt. Und auch da vertraut Muir einem, dass man die Punkte miteinander verbinden kann.


    Sonst tue ich mich mit Reihen ja schwer, aber hier ist das mal nicht so. Vielleicht auch, weil sie noch work in progress ist und ich auf die Bücher warten kann. :)