Mein letzter Lektor hat in meinem Text ALLE Inquits angestrichen und wollte dass ich sie komplett rausstreiche und stattdessen jeweils schreibe was die Person gerade macht während sie redet.
Das ist ziemlich anstrengend. Es macht einige Szenen wirklich echt gut während ich finde dass es manchmal auch etwas künstlich und auch grammatikalisch eintönig wird (dann bekommt man nämlich oft viele Subjekt-Prädikat-Objekt-Sätze hintereinander).
Oha, das ist natürlich hardcore und geht echt weit mMn. Das hat schon was davon, jemanden in eine feste Form zu pressen und einen Stil aufzuerlegen. Grundsätzlich verstehe ich schon, warum der das empfiehlt, und wie ein Lektor das sieht, hat sicher auch was mit dem Genre oder dem Typ Geschichten zu tun, die man schreibt.
Wenn man diesem Lektor folgt, wird die Geschichte sehr filmisch und man baut viel Distanz zu den Figuren ab bzw. Nähe auf. Die Erzählerinstanz verschwindet in den Dialogen quasi völlig, sodass man sich auf den Dialog konzentrieren kann. Das ist ein bisschen, als würde der Roman kurz zu einem Szenenspiel werden und die Sätze zwischen drin sind dann die Regieanweisungen. Das wird irgendwann monoton, absolut! Ohne etwas Variation wäre das öde. Außerdem haben Figuren ja nicht immer super markante Dinge zu sagen, an denen man sie erkennen kann, selbst wenn man gute Dialoge schreibt. Und da tun Begleitsätze doch echt keinem weh.
Ich selber hab's gerade mit Geschichten mit starken Erzählerinstanzen, und die könnte man so nur schwer erzählen. Da benutzt man dann zum Beispiel vorangestellte Inquits und vielleicht baut man auch mal einen Satz, in dem mehrere Leute wörtliche Rede haben oder es gibt indirekte Rede oder solche Späße. Dadurch kann man ganz bewusst seinen Erzähler mal durchblitzen lassen, je nach Kontext halt. Ist ein bisschen oldschool und hat dann was von einer mündlichen Erzählung.
Will eigentlich nur sagen: Ein Lektor von Erotischer Fantasy wird sicher auf andere Dinge wert legen als einer für ein Buch, das beim International Booker Prize antreten können soll.
Grundsätzlich geht echt viel in der Literatur, aber Genres und so haben einiges mitzureden.
Ich habe jedenfalls den Eindruck, dass du Sensenbach ganz gut weißt, was du da für wen ungefähr schreibst, und dass du gut beurteilen kannst, was du für diese Art Geschichte brauchst. Und basale Regeln hin oder her, deine Geschichten für die Anthologie waren klasse.