Hallo zusammen,
ich habe mein nächstes Kapitel durchgeackert. Ich kann gleich sagen, dass mich dieses Kapitel echt fertig macht. Schon als ich dieses das erste Mal geschrieben habe, war es nicht mein Lieblingskapitel und je öfter ich das Kapitel durchgearbeitet habe um es zu überarbeiten und zu verbessern, habe ich es tatsächlich hassen gelernt. Deswegen werde ich das Kapitel auch in einem Rutsch posten, was den Post lang machen wird, aber ich will es einfach weg haben.
Ich hoffe mal, dass es nicht ganz so schlimm ist. Meine Beta-Leserin meinte, dass es ganz gut geschrieben sei, aber langatmig... bin mal gespannt was ihr dazu meint. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!
Kapitel 6: Die Schmuckschatulle
Nachdem Gerra und Kisara nach Hause gekommen waren, verging der Tag wie im Flug. Die beiden waren so sehr damit beschäftigt das Abendessen für den heutigen und den morgigen Abend vorzubereiten, dass die Stunden des Morgens und mittags dahin rauschten, ohne dass sie dieses wirklich wahrnahmen. Die beiden waren so in ihrer Arbeit vertieft, dass sie Byle erst bemerkten, als er in der Tür zur Küche lehnte, die Arme vor der Brust verschränkt hatte, und sich lautstark räusperte.
„Oh Götter!“, rief seine Mutter erschrocken aus und legte sich die Hand auf die Brust, in der ihr Herz wie wild klopfte. Sie drehte sich zu ihrem Sohn herum und blickte ihn aufgebracht an. „Du kannst uns doch nicht so erschrecken. Dabei könnte mein Herz stehen bleiben und wer versorgt dann dich und deinen Vater mit Essen?“, herrschte sie ihn mit stetig lauter werdender Stimme an und drohte ihm mit dem hölzernen Kochlöffel, welchen sie immer noch in der Hand hielt.
Kisara war nicht ganz so sehr erschrocken wie die ältere Frau, aber dennoch hatte Byle auch sie überrascht und ein zusammenzucken hatte auch sie nicht vermeiden können.
Er hob beschwichtigend die Hände um seine Mutter wieder zu beruhigen. „Kisara könnte für uns kochen“, erwiderte er mit einem frechen Grinsen auf die Frage seiner Mutter.
Kisara stieß ein Schnauben aus. „Das könnte dir so passen“, gab sie zurück und verschränkte die Arme vor der Brust und nahm damit dieselbe Haltung ein wie Gerra, nur das ihr der wütende Blick im Gesicht fehlte.
„Was hast du hier zu suchen? Du solltest lieber deinem Vater in der Schmiede zur Hand gehen, als in der Küche herumzulungern und Essen zu stibitzen“, bemerkte Gerra und wies ihren Sohn mit dem Kochlöffel die Tür.
Byle zuckte nur lässig mit den breiten Schultern und lächelte immer noch frech. „Das Essen schmeckt einfach zu gut, um noch lange darauf zu warten“, erwiderte er schlicht.
„Du bekommst was zu essen, wenn wir alle zusammen am Tisch sitzen und gemeinsam essen.“
„Aber…“, begann er zu protestieren und verzog dabei bekümmert das Gesicht. Er machte sogar einen Schmollmund, um zu versuchen seiner Mutter schon etwas Essbares abzuringen.
„Nichts da“, wies sie ihn zurecht. „Das hat schon nicht funktioniert als du noch ein Kind warst und jetzt wirst du mit diesem schmollenden Blick auch nicht an dein Ziel kommen. Geh und hilf deinem Vater!“
„Das ist ja auch der Grund warum ich hier bin, auch wenn ich deinem Essen nicht abgeneigt bin“, erwiderte er lächelnd und wagte einen erneuten Versuch etwas Köstliches in den Magen zu bekommen.
„Du!“, drohte Gerra ihm wieder mit dem Kochlöffel und fuchtelte dabei wild in der Luft herum.
„Schon gut, schon gut“, wiegelte er wieder ab und hob beschwichtigend die Hände.
„Was machst du dann hier, wenn du Baltreon hilfst und dabei nicht in der Schmiede bist?“, wollte Kisara von ihrem besten Freund neugierig wissen.
„Du hattest ihm angeboten die Schmuckstücke, die er heute gefertigt hat, auszuliefern. Erinnerst du dich daran?“, fragte er zurück und schaute sie mit gehobenen Augenbrauen an.
Sie neigte den Kopf zur Seite, wobei ihr ihre schwarzen Haare über die Schultern fielen. „Ja, ich erinnere mich.“
„Dann komm mit. Vater will dich selbst einweisen, wo du hingehen sollst und was geliefert werden soll“, forderte Byle sie auf und wandte sich dann um, um zurück in die Goldschmiede zu gehen.
Kisara blickte Gerra fragend an. „Ist es in Ordnung, wenn ich dich hier alleine lasse und den beiden helfen gehe?“
„Natürlich. Baltreon kann heute jede Hilfe gebrauchen, die er kriegen kann. Also geh schon“, erwiderte sie und machte eine scheuchende Bewegung mit den Händen, die ihr suggerieren sollte, dass sie Byle in die Werkstatt folgen sollte.
Kisara folgte ihrem besten Freund in die Schmiede, wo Baltreon sie mit offenen Armen empfing.
„Da bist du ja endlich“, begrüßte der beleibte Goldschmied sie und schloss sie in eine kurze, aber feste Umarmung. „Du musst unbedingt für mich diese Halskette ausliefern“, wandte er sich bittend an die junge Frau.
„Klar, kann ich machen. Wo muss ich denn hin?“, wollte sie wissen und nahm die samtbezogene Schmuckschatulle entgegen, die Baltreon ihr vorsichtig überreichte.
„In den Palast“, verkündete Baltreon feierlich. Man konnte ihm ansehen, wie stolz er darauf war, dass das Königshaus sich persönlich an ihn wandte, wenn sie handgefertigten Schmuck haben wollten.
Kisara hob überrascht die Augenbrauen. „In den Palast? Bist du sicher, dass du da nicht lieber selbst hingehen willst?“, wandte sie sich bedächtig fragend an den alten Schmied.
„An sich würde ich das auch machen, aber wir haben hier noch so viel zu erledigen, dass ich das unmöglich selber machen kann, wenn die anderen Stücke alle noch rechtzeitig fertig werden sollen. Deswegen musst du diesen Botengang für mich übernehmen, meine Liebe.“
„Wenn das so ist, dann mach ich mich gleich auf den Weg“, gab Kisara mit einem knappen Lächeln zurück, schlag sich dabei den Stoffbeutel um die Schultern in dem sie das kleine Kästchen verstaut hatte. Sie versuchte den alten Goldschmied dabei zuversichtlich anzublicken. Auch wenn sie diese Zuversicht selbst nicht spürte bei dem Gedanken daran den königlichen Palast zu betreten.
Baltreon nickte zustimmend, hielt sie aber noch am Arm fest, bevor diese die Goldschmiede verlassen konnte. „Sei vorsichtig, wenn du mit der Halskette unterwegs bist“, warnte der Schmied. „Man weiß nie, wer einen beobachtet.“ Dabei steckte er ihr den Passierschein in ihren Stoffbeutel, den sie für den Einlass in das Schloss benötigte, neben einigen weiteren Papieren, die im Palast abgezeichnet werden mussten, die bestätigten, dass der Schmuck an der richtigen Stelle angekommen war.
Sie nickte bedächtig und machte sich dann auf den Weg zum Palast, wobei sie sich den Beutel, in dem sich die Papiere und die Schmuckschatulle befanden, der um ihre Schultern hing, fest an sich drückte. Sie hoffte, dass sie so nicht allzu sehr auffiel und das kostbare Gut ausreichend beschützen konnte.
***
Kisara machte sich auf den Weg. Dabei verließ sie dieses Mal das Gebäude durch den Haupteingang des kleinen Schmuckladens, der an die Goldschmiede angeschlossen war und gelangte somit direkt auf die Hauptstraße von Ralkon. Sie schlängelte sich durch die immer noch große Menschenmenge, die sich auf dem Marktplatz und in den kleinen Gassen rund herum drängten. Nachdem sie den Marktplatz überquert hatte, folgte sie der Hauptstraße noch einige Meter, durch das innere Stadttor, bis sie vor den äußersten Mauern des Palastes stand. Das steinerne Mauerwerk war zum Teil von Efeuranken bewachsen und bildete damit in der ganzen Stadt einen kleinen grünen Fleck, der von dem umliegenden Tal widergespiegelt wurde.
Das hölzerne Tor, welches von eisernen Stangen verstärkt war, wurde von zwei bewaffneten Soldaten der ralkonischen Armee bewacht. Diese kontrollierten jeden der in das Schloss hinein und hinaus wollte.
Die junge Frau wurde von einem mulmigen Gefühl befallen. Je näher sie den Palastmauern und den Wachen kam, desto nervöser wurde sie. Die Anspannung, die immer in ihr hochkroch, sobald sie einem Soldaten oder jemanden der königlichen Familie sah oder begegnete, war kaum noch auszuhalten.
Sie hielt sich bewusst von der Königsfamilie fern. Zu groß war ihre Angst, dass sie durch einen dummen Zufall entblößt wurde. Ihre Panik entdeckt zu werden, war viel zu gewaltig, als dass sie es wagen würde, sich den Monarchen zu nähern und ihr Geheimnis – ihre wahre Identität – preiszugeben. Das Risiko war viel zu groß von der königlichen Familie für das, was und vor allem für das, wer sie war, öffentlich hingerichtet zu werden. Diese Gefahr war ihr zu hoch, weswegen sie normalerweise alles unternahm um der herrschenden Familie und deren Soldaten aus dem Weg zu gehen.
Als Kisara schlussendlich vor den Schlosstoren zu stehen kam, wurde ihr der Weg durch die beiden bewaffneten Wachen versperrt. Diese musterten sie eingehend, suchten sie nach versteckten Waffen ab, und wandten sich dann mit harschen Worten an sie.
„Was ist Euer Begehr?“, wurde sie von einem der beiden Torwachen gefragt.
„Ich wurde von dem Goldschmied Baltreon geschickt, um das Geschenk für die Prinzessin Carmia abzugeben“, teilte Kisara dem Soldaten mit, der sie angesprochen hatte und versuchte sich ihre Unsicherheit und ihr Unbehagen nicht anmerken zu lassen.
„Der Goldschmied?“, fragte der andere wachhabende Mann mit misstrauischer Miene, der bis jetzt noch geschwiegen hatte, und musterte sie eingehend.
„Ja“, erwiderte Kisara und musste dabei schwer schlucken, versuchte allerdings zuversichtlich auszusehen. Denn wenn diese beiden Holzköpfe ihr keinen Glauben schenkten, würde sie nicht in das Innere des Palastes gelangen, um ihre Ware abzuliefern.
„Nun, habt Ihr irgendwelche Papiere, die dies belegen?“, wollte der Soldat wissen, der zuerst das Wort ergriffen hatte.
Kisara blickte den Soldaten an. „Ja, habe ich“, gab sie zurück und begann in ihrem Stoffbeutel nach dem Passierschein zu suchen, den Baltreon ihr noch gegeben hatte, bevor sie die Schmiede verlassen hatte. „Irgendwo hier drin muss er sein“, murmelte sie vor sich hin, während sie in der Tasche kramte.
Die beiden Soldaten sahen sich kopfschüttelnd und augenverdrehend an, während sie sich mit grimmiger Stimme wieder an sie wandten. „Ohne Papiere dürfen wir Euch nicht ins Schloss vorlassen.“
Kisara zuckte mit den Schultern. „Ich habe den Passierschein ja, … irgendwo…“, bemerkte sie und blickte die beiden Männer vor sich ein wenig hilflos und zerstreut an, während sie in ihrem Beutel weiter kramte.
„Dann tretet zur Seite, bis Ihr die Papiere gefunden habt“, erwiderte der finster dreinblickende Soldat an sie gewandt. „Wenn Ihr diese nicht finden könnt, müsst Ihr erneut herkommen mit den richtigen Papieren, damit wir Euch ins Schloss lassen können“, belehrte sie der schweigsame und regelfeste Soldat und machte einen Schritt auf sie zu, um sie von den Toren zu vertreiben.
„Aber ich habe doch das Krönungsgeschenk für die Prinzessin, das der König höchstpersönlich bei Meister Baltreon in Auftrag gegeben hat“, erwiderte sie mit fester Stimme und versuchte den beiden Männern die Dringlichkeit dieser Lieferung begreiflich zu machen.
„Das mag sein, aber ohne Passierschein dürfen wir Euch nicht zur königlichen Familie vorlassen. Es gibt diese Regelungen nicht ohne Grund, junge Dame“, bemerkte der zweite Soldat mit finsterer Miene. „Deswegen werden wir diese auch nicht brechen, nur um Euch in den Palast zu lassen.“
„Ja, aber…“, machte sie noch einen weiteren Versuch, die Wachen von ihrem Anliegen zu überzeugen, während sie weiter kramte und endlich etwas fand, dass nach den erforderlichen Papieren aussah.
„Lasst gut sein und kommt erst wieder, wenn Ihr Euch ausreichend ausweisen könnt“, wies der erste Soldat sie mit genervter Stimme und Miene zurecht.
„Hab ihn!“, rief sie freudig aus und wedelte mit dem Zettel vor den entschlossenen Gesichtern der Wachen herum und war sich dessen bewusst, dass sie gerade so noch einmal an einer Schelte von Baltreon vorbeigekommen war.
„Na endlich!“, grummelten die Soldaten vor sich hin und stießen ein erleichtertes Seufzen aus, dass sie sich endlich nicht mehr mit ihr befassen mussten.
Kisara wollte schon etwas auf das Grummeln erwidern, verkniff es sich aber, bevor sie noch weiteren Ärger mit den königlichen Wachen bekam und ließ dies unkommentiert. Allerdings verengte sie die Augen und blickte die Männer finster an, während diese ihren Passierschein in Augenschein nahmen.
„Ihr könnt passieren“, brummte der eine Soldat, während der andere ihr die Papiere wieder in die Hand drückte.
Um nichts mehr auf die unfreundlichen Worte zu erwidern, senkte sie ihren Kopf und setzte einen Fuß vor den anderen. Dabei sah sie natürlich nicht, dass das eisenverstärkte Schlosstor sich gerade für jemanden der aus dem Palast hinauswollte geöffnet hatte und prallte deswegen für sie überraschend mit jemanden zusammen.
„Oh, Verzeihung!“, entschuldigte sie sich sogleich und hob den Kopf. Sie erstarrte augenblicklich in der Bewegung, als sie erkannte mit wem sie da zusammengestoßen war. „Eure Hoheit“, setzte sie noch schnell nach und ließ sich dann auf das linke Knie sinken und neigte respektvoll das Haupt vor dem Prinzen von Ralkon.