Beiträge von bigbadwolf

    Novize Kurz gesagt: Ich habe mich gefreut, dass diesmal drei hochinteressante Kurzgeschichten durch meine Themenvorgabe erschaffen wurden. Ich habe alle drei begeistert gelesen und es ist mir verdammt schwer gefallen, mich zu entscheiden. So 34%,33%,33%.

    Ich hatte übrigens Guenhwyvar (Forgotten Realms) bei der Themenfindung vor Augen.

    Das war für mich genau der Grund dafür. Konsole eingemottet, mir den Hund gepackt und an den Rhein gefahren: Vögel zwitschern hören, Gras und Fluss riechen, Sonne geniessen, Buch lesen.

    Leben eben.

    Das sollte doch am Ende jeder selbst entscheiden, oder? Ich kann deinen Lebenswandel gut nachvollziehen, aber "Leben" definiert ja jeder anders. Und ich würde eigentlich gern mal wieder x Spiele zocken, aber ich komme nicht dazu. Das Leben hat sich halt geändert. :D

    Nicht böse gemeint, ich bin halt im Herzen immer noch ein kleiner Zocker...

    Hallo, Tariq .

    Schön, dass du diese Geschichte ein bisschen abgestaubt hast.

    Danke für dein Lob, ich hab mich da halt mal an einer düstereren Idee versucht. Und aus Sicht einer unwissenden Spielfigur wollte ich schon länger mal was schreiben.

    Zu deinen Fragen: 3× Nein.

    Da ich seit 2019 wieder viel Freude (und meinen Lebensunterhalt) im Klavierbereich gefunden habe, sind meine Interessen dahingehend verschwunden. Ich bin zwar im Herzen immer noch ein Zocker, aber zur Zeit geben mir andere Dinge und Personen mehr. Freie Zeit verbringe ich vor allem mit Manga-Zeichnungen, Lesen, bissel Zocken, neuen Wortgefechten, Musik und so.

    Der Sommer der anderen

    "Geben Sie ihn zurück!"

    "Das geht leider nicht."

    "Aber es ist doch meiner! Sie können doch nicht..."

    "Lassen Sie es gut sein, es wird gleich weniger werden, versprochen."

    "Weniger? Was soll weniger werden? Sie... kennen wir uns? Sie kommen mir so..."

    "Nein, wir kennen uns nicht."

    "Aber... aber Sie... Emilio war doch Ihr Name, richtig?"

    "Ja."

    "Wusste ich es doch! Ihr jugendliches Gesicht kam mir doch gleich so vertraut vor!"

    "Ja, das wird es wohl sein... nun denn, ich habe noch einen dringenden Termin. Haben Sie noch einen angenehmen Abend, Fabrice! Und gehen Sie vorsichtig, die Bürgersteige sind glatt."

    "Oh... ja... ja, ich werde vorsichtig sein. Danke sehr, Ihnen auch einen schönen Abend!"

    Emilio - so lautete nun sein Name - sah sich verstohlen um, aber niemand hatte etwas mitbekommen. Rasch brachte er einige Schritte zwischen sich und seine frühere Hülle und begann damit die neuen Erinnerungen durchzugehen. Hinter ihm stürzte Fabrice. Es wird wohl noch eine Weile brauchen, ehe er >Fabrice< als seinen eigenen Namen anerkennt... und ehe er sich an diesen abgenutzten Körper gewöhnt.

    Emilio hatte kein schlechtes Gewissen, denn er würde ganz normale Jahrzehnte verbringen, wie es auch Fabrice getan hätte. Er sah keinerlei Unterschied darin.

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    Die Langeweile bringt mich um! …hach, schön wär’s!“, hallte die magisch erzeugte Stimme von den rankenbewachsenen, feuchten Steinmauern wider, während noch der Lärm des letzten Geschosses verklang.

    Der soll nicht so ein Theater machen!, platzte dem Schwert der metaphorische Kragen. ICH war jahrelang in einem Flussb –

    „Fast Vierhundertdreißig Jahre! Mutter hat mich gewarnt, einmal zu oft »Ja« zu sagen…“, lamentierte der Magier weiter.

    Oh… na gut…

    Ohne die fast pausenlosen Versuche, ihn in ein Häufchen Asche zu verwandeln, hätte der Held wohl mehr Mitleid für sein trübsinniges Gegenüber empfunden. Der vermutlich durch irgendeine Form von Magie an diese unterirdische, versteckte Krypta gebundene Mumienmagier schien eigentlich gar kein so übler Kerl zu sein, doch zwang ihn ebenjene Bindung dazu, sein muffiges Domizil mit tödlicher Präzision zu verteidigen. Ein weiteres magisches Geschoss zischte knapp an ihm vorbei und schlug donnernd in ein friedfertiges Büschel Unkraut hinter ihm ein.

    Hey!, stutzte die Stimme plötzlich. Woher weiß er denn so genau, wie lange er schon hier ist?

    „Unsere Sprache verfügt über etwa Einhundertsiebenundzwanzigtausend Wörter, wobei ich allerdings nicht restlos sicher bin, ob ich nicht ein paar hundert unabsichtlich doppelt gezählt habe…“, fuhr der sorgsam eingewickelte Mumienmagier abwesend fort, während er einen Blitzstrahl in Richtung des Helden schoss, welcher von einer der meisterhaft gefertigten Statuen, hinter denen er sich versteckte, abprallte und über einen verworrenen Weg seinen Erzeuger heimsuchte – was dieser jedoch nicht einmal zu registrieren schien.

    „Sagt, woher wisst Ihr, wie lang Ihr bereits an diesem Ort existiert?“, fragte der Held nun tatsächlich in Ermangelung anderer Optionen.

    „Die Wand hinter mir zählt nahezu Einhundertsiebenundfünfzigtausend Kerben.“

    Diese schlichte Erklärung schmerzte den Helden fast mehr als der Frostspeer, welcher ihn beim Betreten der Krypta gestreift hatte.

    Armes Schwein!, bekräftigte die Stimme in seinem Kopf.

    „Schaut mich nicht mehr an, mein nächster Zauber ist der »Basiliskenblick«!“, rief der Mumienmagier erschrocken.

    Perplex tat der Held wie ihm geheißen.

    Bedank dich wenigstens!, forderte das Schwert.

    „Äh… danke… schätze ich“, rief der Held lautstark über den Singsang hinter ihm hinweg, als ihm bewusst wurde, welchen Ursprungs sein steinerner Schutz sein musste.

    Ich frage mich ja ernsthaft, ob ich auch von dem Zauber betroffen wäre, grübelte die Stimme.

    „Willst du es herausfinden und wieder mal für ein paar Jahre in einem Stein feststecken?“

    Fürwahr eine miserable Idee, gab ihm das Schwert kurzum Recht. Zumal noch mit DER Gesellschaft.

    „So übel ist er doch gar nicht.“

    Ich meinte dich.

    „Vielen Dank, werter Herr!“, rief die Mumie und ging direkt in den nächsten Zauberspruch über.

    „Ich werf‘ dich gleich!“, drohte der Held, während er sich zur Seite warf, um einem Flammenstrahl zu entgehen.

    „Nicht!“, rief die Mumie. „Ich habe »Rodins Racherüstung« auf mich gewirkt. Ich will nicht schon wieder jahrelang allein sein!“

    Maaan! Er hilft uns sogar, ihn zu besiegen und du schaffst es trotzdem nicht. Das ist so erniedrigend, klagte das Schwert.

    „Dieses Gespräch ist meine größte Freude seit… seit… stellt euch vor: Eine verirrte Ratte bedeutet wochenlanges Vergnügen für mich!“, lachte der Magier in einem Anflug von Wahnsinn und begann sogleich mit der nächsten Beschwörungsformel.

    Ein Strahl lebenskraftentziehender Energie schoss knapp am Ohr des Helden vorbei und hinterließ einen hohen Pfeifton.

    „Ihr scheint Eures Daseins überdrüssig. Wenn wir die Schriftrollen aus Eurem Gefängnis entfernen, wird bestimmt auch Eure magische Verbindung enden“, versuchte der Held ihn wieder zu beruhigen.

    „Dann macht mich doch endlich fertig!“, herrschte ihn der Magier plötzlich an.

    Das ist doch mal eine angenehme Abwechslung vom ständigen »Verschont mich!« und »Ich werde Euer Tod sein!«, meinte das Schwert belustigt.

    „So einfach ist das nun auch wieder nicht!“, schoss der Held böse zurück.

    „Wusstet Ihr schon“, fuhr die Mumie abwesend fort, „dass Münzen wirklich hervorragend geeignete Wettobjekte sind? Ich habe es empirisch mit Dreißigmillionen Würfen belegt!“

    „Das ist nicht Euer Ernst?!“, rutschte dem Helden heraus.

    „Nun, zugegebenermaßen musste ich nach etwa Zweiundzwanzigmillionen Würfen aufgrund der Abnutzungserscheinungen eine neue, jedoch formgleiche Münze nehmen, aber ich versichere Euch –“

    Versprich mir, dass du niemals ein Untoter wirst!, verlangte die Stimme lautstark in seinem Kopf. Schon gar nicht in so einer nasskalten Gruft.

    „Hatte ich auch ni - Moment mal!“, stutzte der Held.

    Stimmt!, meinte die Stimme. Naja… also…

    „Raus aus meinem Kopf!“, brummte er beiläufig, während er über seine weitere Wortwahl nachdachte.

    „Diese Schriften, welche zu schützen Ihr an diesen Ort gebunden wurdet, müssen unweigerlich zerfallen sein bei all der jahrhundertelangen Nässe in dieser Krypta!“, versuchte der Held den Magier zu überzeugen.

    Als Antwort schlugen weitere Energiekugeln ein und zerstörten einen Teil der Statuen um ihn herum.

    Sag mal, was machen wir dann eigentlich noch hier?, merkte die Stimme scharfsinnig an.

    „Da ist in der Tat etwas dran“, gab der Held nach einer Weile zu.

    „Oh nein, ihr wollt schon gehen?“, realisierte der Magier den Inhalt der Diskussion.

    „Nein! Tut mir das nicht an!“, jammerte er, während er einen weiteren Blitz über den Helden hinwegsausen ließ. „Bleibt doch noch ein paar Monate… oder bringt mir als Gesellschaft… eine Kröte vielleicht? Bitte? Ich hatte lange keine Kröte mehr… oder lasst zumindest euer sprechendes Schwert hier!“

    UNTERSTEH DICH!

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    Inspiriert durch "Naruto Shippuden - Der Kampf gegen die Kage"

    Spoiler anzeigen

    Mal wieder etwas Längeres. Eigentlich sollten es zwei Geschichten werden, aber was soll's...

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    „Ganz schön unbequem“, versuchte der Held den lautstark pfeifenden Wind zu übertönen.

    Aber es geht fix, merkte die Stimme schlau an.

    „Warum nutzen Sie eigentlich nicht etwas Komfortableres zum Fliegen?“

    Sein Führer, ein wohlgekleideter, nicht mehr ganz junger Magier, schaute mit einem verächtlichen, aber auch etwas ratlosen Blick über die Schulter. Er schien jedoch wenig gewillt zu sein, die Frage irgendeiner Antwort zu würdigen und frischte stattdessen den Zauber auf.

    Die teuer wirkende Marmorplatte, auf welcher die drei ihrem Ziel entgegenflogen, behinderte die Sicht nach unten nur geringfügig. Insofern hatte der Held bereits wiederholt den Göttern dafür gedankt, dass ihn die enorme Höhe nicht belastete. Neben der unter ihnen dahinziehenden, üppig bewaldeten Landschaft fiel dem Helden nun ein sonderbares Detail ins Auge: Er hatte die wundervolle Formation einer Schar Zugvögel noch nie von oben gesehen.

    Manchmal wirken sie richtig intelligent, dachte er fasziniert.

    Ja, das denke ich auch oft von dir…

    Warum sie die Bulle nicht gleich von einem Magier haben teleportieren lassen?, überging der Held die Aussage beflissentlich.

    Beschwerst du dich jetzt allen Ernstes über diesen stinkeinfachen Botenauftrag?

    Tatsächlich diente ihre Reise einzig dem Zweck einer Dokumentenübergabe. Warum genau der Magier die Papiere nicht auf sich allein gestellt transportieren konnte, war ein Mysterium. Der Held rechnete inzwischen nicht mehr mit irgendwelchen Überfällen genoss schlicht die atemberaubende Reise. Diese schien sich jedoch dem Ende zu nähern, da das Marmorgeschoss in einen leichten Sinkflug übergegangen war. Am Horizont vor ihm ragten unzählige Türme in den Himmel, an deren Fundament sich eine kreisrunde Stadt in den umliegenden Wald gefressen hatte. Die Landung erfolgte unweit einer mittelgroßen Arena auf einer kleinen unbebauten Fläche in Sichtweite des scheinbar zurückweichenden Waldrandes. Von hier aus wirkten die Türme noch imposanter, ließen sie doch die umliegenden, zumeist zweistöckigen Ziegelhäuser eher winzig erscheinen.

    Während sein Führer ihn anwies, nun von der Platte zu steigen, drang lautstarker, rhythmischer Lärm zu ihm durch.

    „Rettet die Magie!“, hörte der Held ein knappes Dutzend Leute zu ihm herüberrufen. In den Händen hielten sie große hölzerne Schilde, auf welchen in großen Lettern kurze Sätze wie etwa „Spart euch eure Magie!“ geschrieben standen.

    Also ich hab ja schon viel erlebt, aber…, ließ die Stimme den Gedanken unvollendet.

    Da ihr Weg sie an den Demonstrierenden vorbeiführte, konnte der Held erkennen, dass es sich ihrer Bekleidung nach überwiegend um einfache Bedienstete handelte. Vorsichtshalber festigte er seinen Griff um die Tasche mit den Schriftstücken und tatsächlich stellte sich ihm eine junge Frau in Zofenkleidung direkt in den Weg. Der Held blieb stehen und sah sie erwartungsvoll an. Auch sein Führer blieb stehen, wandte den Blick jedoch entschieden ab.

    Oh ja, das wird bestimmt interessant!, frohlockte die Stimme aufgeregt.

    „Alles muss irgendwo herkommen, alles wird verbraucht und muss erst nachwachsen“, erklärte die Frau klug. „Es gibt keinerlei gesichertes Wissen über die Erholung natürlicher Magiebestände. Vermutlich ist Magie eine endliche Ressource.“

    Wahnsinn!, applaudierte das Schwert beinahe. Los! Jetzt du!, forderte es.

    „Werte Frau, Ihr seht mir nicht wie eine Magiebewanderte aus… woher nehmt Ihr das Selbstbewusstsein, den Zauberern ihre vermeintlichen Fehler vorzuwerfen?“, formulierte der Held im Gegenzug.

    „Also…! Also das gebietet ja wohl der gesunde Menschenverstand!“

    Da hat wohl jemand seine Argumentation bloß auswendig gelernt…, grinste das Schwert.

    „Sie hätten also nicht mit einem Pferd hierher reisen können?“, fügte die Frau an.

    „Nun, theoretisch schon…, a-aber…“, geriet er etwas ins Stottern.

    „Und besonders bequem war die Reise auf einer Marmorplatte gewiss auch nicht, oder?“, setzte sie sofort nach.

    „Aber es geht fix“, entgegnete der Held rasch.

    Hey, das ist geistiger Diebstahl!

    Die junge Frau schüttelte ungehalten den Kopf.

    „Magiewirker verschwenden wertvolle Magie für Dinge, welche die eigenen Füße oder ein paar Dutzend kräftige Hände auch in ein paar Stunden erledigt hätten. Das ist Arbeitsdiebstahl!“

    „Dann können diese kräftigen Hände doch in dieser Zeit andere nutzbringende Dinge verrichten“, schlug der Held vor und kam sich sogar ein bisschen schlau vor.

    „Also Sie denken aber auch nicht besonders weit, hm? Irgendwann werden keine solchen Dinge mehr übrig bleiben. Die Menschen verlernen alles, was die Magier für sie tun und wenn dann keine Magie mehr übrig ist…!“, endete sie mit einer bedeutungsschweren, ausladenden Handbewegung.

    Manchmal wirken sie richtig intelligent, wiederholte das Schwert spitz.

    „Aber sie wollten euch doch nur helfen!“, platzte es aus dem Helden heraus.

    „Wir haben NICHT darum gebeten, dass DIE sich einmis-!“, wollte die Frau weiterwettern, doch abrupt versagte ihr die Stimme.

    Das war aber nicht besonders respektvoll, gab das Schwert zu bedenken, als der Held plötzlich von seinem Führer weitergeschubst wurde. Er hatte die Handbewegungen des Magiers aus dem Augenwinkel gesehen und war sich ebenfalls ziemlich sicher, dass der Frosch im Hals der jungen Frau magischen Ursprungs war.

    Nachdem sie einige Schritte zwischen sich und die aufgebrachten Demonstranten gebracht hatten, bemerkte der Held ungewöhnliche Säulen an den Straßenkreuzungen. An ihrer Spitze tanzten in scheinbar regelmäßigen zeitlichen Abständen rote und grüne Flammen. Einen Augenblick später hatte er den Sinn dahinter an den jeweils stehenden oder vorbeiratternden Kutschen und Fuhrwerken erkannt.

    „Können sich die Einwohner denn nicht selbstständig einigen?“, fragte er den vor ihm laufenden Magier etwas resigniert.

    So ganz unrecht scheint die Furie von vorhin nicht zu haben, überlegte das Schwert.

    „In unserer wunderbaren Stadt wird es nun einmal so gehandhabt und wie Sie sehen können, sind die Vorteile unverkennbar“, ließ sich der Mann zu einer Art Erklärung herab.

    Was sind das denn da für helle Streifen?, fragte die Stimme interessiert und der Held gab die Frage weiter.

    „Diese Markierung – die unbedarfteren Einwohner nennen sie wohl »Tigerstreifen« - gilt nur für unsere hochrangigen Einwohner“, erklärte der Führer, als eine herannahende Kutsche scharf abbremste, um einen fetten, reichlich geschmückten Mann vorbeiwatscheln zu lassen.

    „Woran erkennen die Kutscher denn, für wen sie bremsen müssen und welche Einwohner die Fuhrwerke passieren lassen müssen?!“, fragte der Held ehrlich interessiert.

    An Tand und Übergewicht natürlich, ahmte das Schwert den Tonfall des Magiers nach.

    „Allen unbegleiteten Personen wird beim Einlass in unsere großartige Stadt eine Erkennungsmagie verliehen. Vor allem darf kein niederer Bürger im Umkreis eines Einwohners weilen, welcher seinen eigenen Rang um wenigstens fünf übertrifft.“

    „Wie viele Ränge gibt es denn?“, wagte er es zu fragen.

    „17 natürlich.“

    Uff, machte die Stimme.

    „Und welcher Rang gilt für mich?“

    „Für Sie gilt der Sonderstatus 1c >Ortsfremder in ortskundiger Begleitung<.“

    Für wen gilt denn dann 1b?, dachte die Stimme.

    „Und für wen gilt 1b?“, fragte der Held folgsam.

    „Für Leichen.“

    Du kommst sogar noch NACH den Toten…, staunte das Schwert amüsiert.

    Inzwischen passierte der Held den Eingang zu der Arena, welche er bei der Landung gesehen hatte. Auf seine Bitte hin betraten sie das Gebäude.

    Dies ist die städtische Ertüchtigungsbühne“, erklärte der Führer, als sie am Rand der ovalen Fläche im himmelsichtigen Zentrum des gewaltigen Baus ankamen.

    „Sieht verdammt nach einer Arena aus…“, stutzte der Held zurecht, „… und das da oben ist doch die Tribüne!“

    „Sie meinen den Publikumsbereich?“

    Nein, er meint die Gaffer!, äffte das Schwert den Tonfall des Führers erneut nach.

    Erst jetzt bemerkte der Held ein gutes Dutzend schwer gerüsteter Personen, welche eine Art kantige Kugel mit ihren stumpfen Waffen – Hämmer und Eisenstangen – vor sich her trieben.

    „Bei dieser sportlichen Ertüchtigung“, nahm der Magier die aufkeimende nächste Frage vorweg, „versuchen zwei Personengruppen eine mit Leder umwickelte Holzkugel in den Schutzkreis der jeweils anderen Gruppe zu bewegen. Das Berühren der Kugel mit den Händen ist erlaubt“, ergänzte er, während ein Hammer mit brachialer Gewalt gegen die Kugel donnerte, „allerdings wird davon abgeraten.“

    Eine Weile verfolgten der Held und sein Führer das zutiefst befremdlich anmutende Spektakel.

    „Ist das nicht ziemlich dämlich?“, entfuhr es ihm.

    Kannst du jetzt etwa auch Gedanken lesen?, fragte das Schwert überrascht.

    Der Magier antwortete nicht. Die wilde Szenerie sprach ohnehin für sich.

    Ich glaube, ich werde alt, dachte der Held beschämt.

    Lass uns schnell etwas niedermetzeln, damit wir dieses entsetzliche Bild verdrängen können, schlug die Stimme hoffnungsvoll vor.

    „Nur zu gern.“

    „Wie bitte?“, fragte der Führer verwirrt und wandte sich zu ihm um.

    Los, knöpf dir den Knilch vor!

    Bedaure, dachte der Held seufzend und schüttelte den Kopf.

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    „Ich wette, der alte Bandelbold hat wieder zu viel mit seinen Elixieren herumgetüftelt!“, beteuerte eine vorbeiflanierende Dame mittleren Alters.

    Der wohlgekleidete Knabe neben ihr nickte zustimmend und ahmte mit den Händen eine gigantische Explosion nach.

    Wenn es doch nur ein Elixier gewesen wäre, fuhr die Stimme mit ihrem Jammerlied fort.

    „Es war immer noch DEINE Idee!“, merkte der junge Held zum wiederholten Male an, als ein neuerlicher Schub heftiger Schmerzen ihn durchfuhr.

    Du hast mir ja auch keine Wahl gelassen… dich einfach so von diesem fauligen Fußvolk festsetzen zu lassen. Ts!

    „Deinen Vorbesitzern ist sowas wohl nie passiert, hm?“, fragte er halb provokativ halb interessiert und hielt erneut seinen verbrannten Schwertarm in das angenehm kühlende Wasser des kleinen Springbrunnens.

    Klar haben die auch mal die Nerven verloren, aber da standen uns Bergtrolle, ein Gruppe Assassinen oder missgünstige Verwandte gegenüb –

    „Welche Schwächen hast du eigentlich?“

    Welche… ich… also… »WAS«?!, fragte das Schwert völlig entgeistert.

    „Na, gibt es nicht bestimmte Waffenarten die allgemein gegen Schwerter effektiv sind und solche, die gegen dich ohnehin nicht bestehen würden?“

    Was ist das denn für ein Unsinn?! Ist mir doch egal, womit du kalt gemacht wirst.

    „Gibt es Waffen, die ich nicht mit dir blocken sollte?“

    Mir doch egal. Benutz deinen Kopf!

    „Ähm, wie meinst du das jetzt genau?“, fragte der junge Held zögerlich.

    Ach, Bursche, seufzte die magische Waffe genervt.

    „Aber du eignest dich doch zum Ablenken einer Waffe, oder?“

    Hey, ich bin KEIN Schild!

    „Kann ich mit dir Zaubersprüche abfangen?“

    Sicher… ich klau dir dann die nächste Heilmagie!, versprach das Schwert.

    Ein Bataillon harnischbewehrter Stadtwachen eilte an ihm vorbei. Vermutlich war die ganze Stadt in heller Aufruhr ob der anscheinend gewaltigen Explosion, die er dort unten verursacht hatte.

    „Also ich finde es in Ordnung, vor einer Horde von Untoten zurückzuschrecken“, befand der junge Held schlussendlich, während er sich seinen arg mitgenommenen Arm vors Gesicht hielt. Selbst der inzwischen nur noch schwache Geruch brachte seine Gedärme in Wallung. Die wieder aufflammende Erinnerung an seinen gewagten Sprung in die modrige Kanalbrühe ließ ihn beinahe erneut würgen.

    Den Gestank werden wir nie wieder los, versicherte ihm das Schwert immer noch etwas trotzig.

    „Naja… da unten sollte jetzt jedenfalls alles tot sein…“

    Sogar die Untoten…

    „Also kann ich zumindest meine Belohnung einstreichen“, konstatierte der junge Held und schaffte sogar ein schwaches Lächeln.

    Mit der kannst du gleich zum nächsten Heiler gehen. Dein Arm erinnert mich an eine gut geröstete Lammkeule… und wenn du in dieser Suppe nicht wenigstens ein halbes Dutzend Krankheiten eingesammelt hast, bin ich ein verbogener Krummsäbel!

    „Aber dann hab ich ja gar nichts von dem Auftrag gehabt!“

    Doch, du hast wertvolle Erfahrung gesammelt, grinste die Stimme.

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    „Warum hast du mir nur ausgerechnet zu DIESEM Auftrag geraten?!“, hallte seine Stimme durch die beengenden Gänge.

    Du wolltest doch Erfahrungen sammeln, erinnerte ihn das Schwert fröhlich.

    „Aber doch nicht solche…“, klagte der junge Held und stützte sich auf die kleine Holzkeule, um seinen klammen Stiefel mit einem Schmatzen aus einem undefinierbaren Brei herauszuziehen. „Kann man denn nicht auf sowas verzichten und trotzdem ein Held werden?“

    Hättest du echt lieber den Auftrag mit den Ogerschwestern übernommen?, fragte die Stimme erstaunt.

    „Na, den nun gerade nicht. Aber der Eskorten-Auftrag klang simpel“, entgegnete er und hielt den magischen Leuchtkristall etwas tiefer, um die glitschigen Steine und die neben ihm träge dahinfließende Kanalflüssigkeit besser sehen zu können. Bei der Vorstellung, wie es wohl unter der Wasseroberfläche aussehen musste, verkrampfte sich sein Gesicht unwillkürlich.

    Du hast aber schon den ganzen Tand an seiner Kleidung und seinen Fingern gesehen, oder?, ignorierte das Schwert seine Zuckungen. So einer zieht Hinterhalte an wie ein Misthaufen die Fliegen! Glaub mir doch einfach mal, wenn ich dir schon helfe…, wobei… dann wäre ich jetzt vielleicht schon bei jemandem, der nicht so viel lament –

    „Warte mal! Riechst du das?“, unterbrach er unruhig.

    Nein.

    „Aber es riecht nach verfaul–“

    Ich will gar nicht wissen, wonach es in einer Kanalisation riecht, schnitt ihm diesmal das Schwert das Wort ab.

    „Ich dachte, du hast an meinen Sinnen teil?“, wunderte sich der junge Held.

    Der Vorteil daran, dass ich beliebig an deinen Sinnen teilhaben kann, erklärte die magische Waffe bestimmt, ist, dass ich auch nicht daran teilhaben kann.

    „Das ist jetzt nicht hilfreich.“

    Den modrigen Mief der Menschen zu riechen auch nicht.

    „Wenn du mir nicht sofort hilfst, lasse ich jede Katze dieser Stadt mit dir spielen.“

    Der junge Held glaubte zu spüren, wie sich das Schwert an seiner Hüfte schüttelte und windete.

    Fäulnis voraus, bestätigte die Stimme nach einer Weile knapp.

    „Ich dachte immer, Ratten lassen nichts übrig, was noch faulen könnte“, dachte er laut.

    Noch nie von adeligen Ratten gehört? Die fressen nur die feinen Stücke.

    „Ähm… nein, aber dann werden das wohl welche sein.“

    Echt?! Vorhin bei dem Auftrag hast du mir misstraut, aber DEN Mist glaubst du mir jetzt?, echauffierte sich die Stimme.

    Zornig ließ der junge Held die Keule fallen und zog sein Schwert aus der Scheide, um es gegen eine der feuchten Wände zu donnern.

    NICHT!

    „Na, Angst?“

    Davor, hier unten jahrelang festzusitzen? Ja.

    Der junge Held blieb grübelnd stehen. Die ekelhaften Dämpfe ließen ihm mittlerweile die Augen tränen.

    Bursche! Schon mal was von Staub- oder Gasexplosionen gehört?, belehrte ihn die Stimme ungehalten. Wenn du hier auch nur einen Funken verursachst…; das Flussbett war ja wenigstens bewohnt, aber DAS HIER?! Nein, nein und nochmals Nein.

    „Oh.“

    Ja, »Oh« trifft es in etwa… deswegen hast du doch diese hässliche Keule, also lass mich am besten gleich in der Scheide.

    Der junge Held vernahm ein leises Geräusch, welches allmählich lauter wurde.

    „Was ist das da vorn?“, fragte er seine magische Waffe, den Leuchtkristall mit ausgestrecktem Arm vor sich haltend, während er die Keule wieder aufsammelte.

    Du meinst wohl eher »um dich herum«. Du bist umstellt. Klingt übrigens wie ein Schlurfen.

    Am äußeren Rand des erleuchteten Bereichs sah der junge Held mit Schaudern ein buchstäblich halbes Gesicht, welches auf ihn zuwankte. Das Schwert bemerkte die aufkeimende Panik.

    Wenn du keine Fragen stellst und sofort tust, was ich dir sage, überlebst du das hier. Verstanden?

    Als Antwort schluckte der junge Held geräuschvoll.

    Die Laberlampe von Lingua

    Ein sehr wechselwirksames Artefakt: Bei Entzündung kann der Besitzer der Lampe eine Frage stellen. Ist sie intelligent, wird die Lampe intelligent antworten und dem Benutzer zu höherem Wissen verhelfen, was bei einer Schatzsuche sehr hilfreich sein kann.

    Ist die Frage weniger intelligent, antwortet die Lampe entsprechend niveauloser, dafür in ausschweifenden Sätzen (vgl.hier Politische Reden, a.a.O), was zumindest noch bei Schlaflosigkeit hilfreich sein kann.

    Ist die Frage dumm, dann...äh.

    Betreffende Lampe ist verantwortlich für die Reinhaltung des Heldenstatus, da sie zumeist direkt am Spawnpunkt vorzufinden ist. Trifft ein Abenteurer ein, dessen Einfältigkeit das gebotene Maß übersteigt, so wird er dematerialisiert und seine Lebenskraft dem nächsten Besitzer beim Stellen einer ausreichend niveauvollen Frage als Wunsch zur Verfügung gestellt. Schließlich muss die Energie einer Lampe ja irgendwo herkommen. Man vermutet, dass die Laberlampe von Lingua den Spruch "Jeder Mensch, auch noch so hohl, verhilft alsbald zu großem Wohl" geprägt hat.

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    Der stumpfsinnige Haudrauf

    *verfluchter Gegenstand*

    Magische Axt, deren Klinge so stumpf ist, dass sie Schmetterschaden verursacht.

    Besonderheit: Reduziert alle geistigen Attribute des Benutzers

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    Sag ihm bitte nochmal, dass er mein Heft nicht zu dick machen soll.

    „Wenn ich es ihm jetzt zum vierten Mal sage, lässt er es vermutlich komplett weg“, gab der junge Held murmelnd zu bedenken.

    „Nicht so viel reden, bitte!“, erinnerte ihn der Künstler und lugte hinter seiner Leinwand hervor, um den jungen Helden abermals von oben bis unten zu betrachten. „Bedenkt: Des Wortes Diffusität raubt die Inspiration und lässt den Pinsel taumeln.“

    Der junge Held schwieg gehorsam angesichts einer solch beeindruckenden Wörteranhäufung.

    Künstler, rollte die Stimme mit den Augen. Sie… sie… ach, ich hab nicht mal Lust, mich darüber lustig zu machen.

    Lassen wir ihn einfach in Ruhe an unserem Porträt zeichnen… mir schläft langsam der Arm ein.

    Dass du mir ja aufpasst, dass ich hübsch heldenhaft aussehe!, verlangte die magische Waffe prompt.

    Eine meiner Vorbesitzerinnen hat sich auch mal porträtieren lassen, fuhr die Stimme eine Weile später fort, allerdings ohne mich –

    Oh nein! Wieso denn nur?, grinste er in sich hinein.

    Das Schwert räusperte sich. Jedenfalls… hat sie dem Zeichner auch mehrmals gesagt, dass er ihre untere Hälfte »nicht zu dick« darstellen soll.

    Ach, da hast du das her… warte mal. Wenn du nicht mitgezeichnet wurdest, woher weißt du dann, dass…

    »…sie das gesagt hat?«, ergänzte das Schwert beflissentlich.

    „Ach ja, ich Idiot“, scholt sich der junge Held für seine Vergesslichkeit.

    Bursche, seufzte die Stimme. Es ist echt ein Wunder, dass du den Typen hier unbeschadet retten konntest.

    „Warte mal... deine Vorbesitzerin? War das die mit dem Läusekot?“

    Der Porträtzeichner schaute mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck unter seiner Leinwand hindurch und verschwand dann rasch wieder.

    Ach, aber sowas merkst du dir, ja?

    „Kann der Herr bitte seinen Schwertarm wieder in die korrekte Höhe bringen?“, erklang die leicht tadelnde Stimme des Malers erneut, diesmal von hinter der Leinwand.

    Der junge Held leistete der Anweisung Folge.

    Du hattest doch mal von anderen sprechenden Waffen erzählt…, überlegte er. War der Bogen ein Schmuckstück?

    Stille, schaudernd und abweisend.

    …Darüber… möchte ich nicht sprechen.

    Oder die Axt, überlegte der junge Held nach der plötzlichen Wortkargheit seiner Waffe weiter, so eine Axt würde auf der Leinwand sicher auch was hermachen…

    Ach, Torgar war ziemlich klobig. Den hätte dir der Typ mit drei Pinselstrichen gemalt, versicherte ihm das Schwert.

    Bei dir braucht er doch auch nur einen Pinselstrich für die Klinge und einen fürs Heft.

    Aus dir macht er sicher auch bloß ein adipöses Strichmännchen!, schoss die Stimme böse zurück.

    Gut, entschuldige. Das war fies…, aber mal ernsthaft: Was soll man denn bei einem Schwert groß falsch zeichnen?

    Na zum Beispiel könnte er mein Heft zu dick darstellen!

    Helm der Lacht:

    Ein durch einen Sprachfehler des Magiers Legg Astheny, der ein "M" versehentlich als "L" aussprach erschaffener Kopfschutz. Klappt der Träger des Helmes das Visier herunter, erzählt der Helm unablässig dreckige Witze, was im Kampf mit tumben Söldnern und ungebildeten Bauerntrampeln einen unschätzbaren Vorteil verschaffen kann. Es sei denn, Träger des Helmes ist selber dumm wie zehn Meter Feldweg...

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    Kaum ein magischer Gegenstand ist an so vielen geschichtsträchtigen Orten aufgetaucht wie dieser Helm. Da die Witze nicht bloß derb und dreckig, sondern auch ungemein provozierend auf die Anwesenden ausgerichtet sind, hat der Helm der Lacht bislang nicht weniger als acht Friedensverhandlungen, fünf Königsaudienzen, zwei Kerkerrevolten und eine Hochzeitsnacht torpediert. Bisweilen wurde der katastrophenträchtige Kopfschutz hernach für geringes Entgelt an den nächsten Unbesonnenen übergeben. Aktuell soll er sich im geheimen Hobbyraum eines kindlichen Kaisers befinden.

    Halbvolles und halbleeres Glas

    Brille mit halbmondförmigen Gläsern

    Verflucht! Ruft starke Gemütsschwankungen von euphorischer Manie bis zu tiefster Depressivität hervor.

    Kann dreimal täglich "Geschosse ablenken" wirken.

    Der unhörbare Gong
    Der unhörbare Gong ist ... nunja, für menschliche Ohren nicht hörbar. Sein Gong klingt in einer Frequenz, die Menschen nicht mehr wahrnehmen können, dafür aber jedes Mal, wenn er geschlagen wird, Scharen von Fledermäusen anlockt.
    Der einzige Mensch, der diesem Gong bisher einen Nutzen abgewinnen konnte, ist Batman.

    Der unhörbare Gong ist klein genug, um in die Handtasche einer Laus zu passen. Seine abgestrahlte Frequenz, nachdem er mit einem haargroßen Klöppel angeschlagen wurde, beträgt genau 37.134,35 Hertz, was auf Fledermausisch bedeutet "Ey, das Blutbier ist fast alle."

    Die in heller Aufregung heranbrausenden Fledermäuse dienen hauptsächlich als Untermalung eines heroisch-düsteren Auftritts, denn andere Verwendungszwecke für den unhörbaren Gong sind bislang nicht bekannt. Viele vergessen bei der Betrachtung von Batmans Grobschlächtigkeit leicht, wie viel Geschicklichkeit es bedarf, den Gong überhaupt zu treffen - geheime Qualitäten eines verstohlen agierenden Helden.

    Der Krisenstab

    Auf eine bekannte, unbestimmte Weise geschwungen erzeugt er furchtbare Krisen in der Umgebung.

    Auf eine unbekannte, bestimmte Weise geschwungen löst er alle Krisen in der Umgebung.

    60

    Maaan, so macht das echt keinen Spaß! Die zerplatzen ja schon bei der leisesten Berührung, regte sich die magische Waffe auf.

    „Tja, du bist eben ein meisterliches Schwert.“

    Und du – halt, das war ein Komplim… ach, dir geht nur mein Genörgel auf den Geist, oder?

    …rette mich…, erklang die fremde Frauenstimme zum wiederholten Male im Kopf des Helden.

    „So langsam geht sie mir auch auf den Nerv“, gestand er, „zumal: Wenn sie ihre Stimme einfach so entsenden kann, ist sie bestimmt magisch bewandert und kommt ohnehin selbst klar… hm, was ist das denn jetzt schon wieder?“, starrte der Held.

    Sieht aus wie… eine Fee.

    „… in einem Glas?“, ergänzte der Held irritiert. „Diese Monster hinterlassen wirklich seltsame Dinge.“

    Ja, ich schwöre dir, dieses eine Herz war viel zu groß für so ein kleines Was-auch-immer… vielleicht sind diese Geschöpfe nur Illusionen?, mutmaßte das Schwert.

    „Seit wann hinterlassen Illusionen Herzen oder Edelsteine?“

    Stille. Grübelnd und irritiert.

    Diese ganze Gegend hier erleidet wahrscheinlich gerade eine Art magischen Anfall, schloss die Stimme.

    „Solange du nicht anfängst zu niesen, mache ich mir keine Sorgen“, entgegnete der Held und schlug sich durch ein dichtes Gebüsch. Mit seinem Fuß stieß er schmerzhaft gegen etwas Hartes, Rundes.

    „Schon wieder?! Welcher alberne Alchemist versteckt eigentlich Sprengstoff in Büschen?“

    „Denk mal an den komischen alten Knacker in der abgeschiedenen Hütte gestern, der dir diese »Bomben« andrehen wollte. Ein heißer Kandidat, befand die Stimme.

    „Ich würde so ein Ding ja schon gern mal ausprobieren –

    Au ja!

    „…aber nicht ohne Unterweisung.“

    Das Schwert zog eine mentale Schnute.

    „Ich frag mich sowieso, warum der Kerl kein Gold annehmen wollte. Sowas habe ich ja noch nie erlebt. Du etwa?“

    Sieh mal da hinten!

    In einigen Schritten Entfernung konnte der Held eine sich schräg nach unten öffnende Höhle erkennen. Da er nichts Bedrohliches wahrnahm, ging er die in den Stein gehauenen Stufen hinab, bis er in einer kleinen, erleuchteten Höhle stand, die vom Lichtschein zweier Fackeln erhellt wurde.

    Ich glaube, der Bomben-Opa hat einen Zwilling, raunte das Schwert, als der Held den alten Mann im Fackelschein erkannte.

    „Es ist gefährlich, allein zu gehen. Nimm dies!“, sagte der Mann und deutete auf ein Schwert vor ihm.

    So eine Frechheit!, begann die Stimme sofort zu zetern. Ob der auch was hinterlässt, wenn wir ihn kalt machen?

    Nicht lustig, mahnte der Held still. „Ich bin nicht allein“, sagte er zu dem alten Mann, „und ich besitze bereits –“

    „Es ist gefährlich, allein zu gehen. Nimm dies!“, sagte der Mann und deutete erneut auf das Schwert vor ihm.

    Ob der auch zerplatzt?, orakelte das Schwert böse.

    „Lebt wohl!“, rief der Held und verließ die Höhle mit stoischer Miene.

    Der hat getan, als ob ich gar nicht dagewesen wäre!, regte sich die Stimme auf.

    „Alte Leute sehen eben manchmal nicht mehr so gut“, meinte er und trat ins Freie.

    Stimmt, du kennst das ja.

    Gerade wollte der Held seine Waffe samt Scheide gegen den Höhleneingang donnern, als wie aus dem Nichts ein seltsamer Elf mit rotem Haar und grüner Mütze erschien. Der Held hielt inne, doch auch der Elf blinzelte nicht einmal.

    Er sieht so verschwommen und… und irgendwie… hm… »eckig« aus, lenkte das Schwert den Helden weiter ab.

    Vielleicht ein Tarnzauber?, dachte der Held nach.

    Plötzlich setzte sich der Elf mit einer Reihe motorischer Zuckungen in Bewegung. Alarmiert zog der Held nun doch das Schwert und wich zurück. Der eckige Elf verschwand jedoch schnurstracks im Höhleneingang, ohne ihn auch nur im Mindesten zu beachten. Der Held entspannte sich wieder.

    Er hatte bestimmt einfach keine Lust uns sein wahres Aussehen zu enthüllen… oder er ist total hässlich.

    „Ach was, der hat mich gar nicht für voll genommen… und klar sind Elfen maulfaul, aber optische Faulheit…?“, zweifelte er.

    Du gibst dir auch keine große Mühe mit deiner Optik, gab die Stimme zu bedenken.

    „Mein Charme wird von meinen vielen anderen Talenten genährt.“

    Meine Scham auch… AU!

    Während das Schwert noch schmerzerfüllt vom Aufprall keifte und vibrierte, suchte der Held schleunigst den kürzesten Weg aus dieser obskuren Gegend.