@Sensenbach, ich finde deine Ansicht gut und neutral zusammengewürfelt.
Ich muss ehrlich sagen, dass meine Erwartungen - aus Lesersicht - erst kommen, wenn ich lese.
Jedes Buch ist anders, daher greifen die meisten "Erwartungen" nicht bei X oder Y wie sie es vielleicht bei A und B getan haben.
Das sehe ich ähnlich mit dem Genre verbunden.
Wenn ich Fantasy lese - habe ich gewisse Erwartungen.
Wenn ich einen Krimi lese - habe ich gewisse Erwartungen.
Ich habe gemerkt, dass meine Erwartungen gewachsen sind. Das liegt vermutlich am Schreiben. Mir reicht es nicht mehr, wenn ein Bösewicht böse ist, weil Baum. Ich brauche Grauzonen - kann es aber akzeptieren, wenn angeführt wird, dass XY einfach wahnsinnig ist. Dann kommt es eben auf die Umsetzung dessen an.
Ich liebe Antihelden. Wer Antihelden im Buch hat, der hat mich als Leser xD
Und ich liebe raue Charakter, liegt vielleicht auch daran, dass ich - selbst als Frau - mich mit solchen Chars am besten identifizieren kann.
Ich bin auch mehr so der Typ "Hol ma Wodka, wir müssen über Gefühle reden!"
Was ich absolut nicht, in jedem Buch, mag, sind oberflächliche Charakter. Wie das heutzutage der Fall in den meisten Kitschromanen ist. Da reicht es schon, wenn Mann reich und attraktiv ist, damit B unsterblich verliebt ist - ohne dass auf die Gefühle im Inneren eingegangen wird.
Das ist für mich immer so ein Zeichen, dass der Autor dazu einfach nur keinen Bock hatte. Oder selbst sehr oberflächlich ist, da er ansonsten wissen müsste, dass es da mehr als Geld und Autos gibt.
Richtig, bei Games of Thrones wurde(unter vielen) Ned Stark getötet. Wir beobachten im Moment den Trend, dass auch Hauptpersonen nicht mehr geschützt sind. Vorher waren Hauptpersonen im Wesentlichen davor sicher, unvermittelt von der nächsten Klippe zu fallen. Autoren sind zunehmend stolz darauf, dass bei ihnen niemand Bestandsschutz hat. Aber! Bei jedem dieser Tode entreißen wir dem Leser eine Identifikationsfigur.
Das tut dem Leser weh!
Wir tun also gut daran, zumindest einen Ersatz zu liefern. Bei GoT gibt es da ja eine ganze Latte an Möglichkeiten.
Gut, dass du das sagst. Ja, das scheint ein Trend zu sein. Alles und jeder kann sterben und das manchmal auch recht unheroisch. Ich persönlich kann das nur bedingt leiden. Bei GoT ist es aufgrund der Charvielfalt ok, aber wer kennt es nicht - jetzt mal aus dem Filmgenre - wenn man 2 Stunden einen Horrorfilm guckt und das Ende ist nicht nur offen, sondern zeigt auch, dass die letzten beiden Überlebenden draufgehen. Das ist für mich ehrlichgesagt Zeitverschwendung. Also für mich persönlich. Ich schau doch nicht gerne zwei Menschen beim Überleben zu, damit sie dann kurz vorm Abspann - zack - draufgehen. So ohne Sinn und Verstand. In einem Buch finde ich das noch schlimmer, wenn das dann so komplett am Ende passiert, weil man da meist noch mehr Stunden draufgegangen sind. Sterben ist okay, aber dann bitte dann aus einem Grund - und nachvollziehbar. Und nicht, weil da irgendwo noch einer unbemerkt rumgestanden hat, der aus dem Off einen Pfeil abschießt und zack - Hauptchar tot.
Aber ich bin da immer vorsichtig. Es kann immer sein, dass ich selbst mal irgendeinen Fehler mache oder eins dieser Elemente benutze. Wie gesagt, es kommt für mich alles auf die individuelle Umsetzung an. Es gibt eigentlich nichts, was ich grundsätzlich absolut nicht mag.
Kennt und pflegt eure Zielgruppe!
Das ist leicht gesagt xD
Serie... ich sag' gerne ganz boese, wenn man eine Geschichte nicht in ~1000 Seiten abschliessen kann, dann kann man keinen Spannungsbogen erzaehlen und sollte das erst mal lernen bevor man schreibt. Also - Serien mit abgeschlossenen Spannungsboegen in jedem Band in denen man die Protagonisten wiedertrifft, wo man aber jedes Buch fuer sich lesen kann - von mir aus gerne und immer. Serien mit 10 Handlungsstraengen die sich durch 25 Baende durchziehen und man in jedem Buch jeden der Straenge zweimal zu sehen bekommt so dass sich die Handlung im Schneckentempo bewegt verweigere ich als Leser rigoros.
Ui ui ui, damit wäre ich arg vorsichtig, Thorsten. Denn wie will man das lernen, wenn man nicht schreibt? Die Erfahrung und das Lernen kommt für mich BEIM Schreiben und nicht davor. Oô
Nur weil ich über das Schwimmen nachdenke, kann ich es dann nicht - praktisch. Das ist "Learning by Doing".
Chaos und ich haben unser Buch z.b. gespalten, weil wir ~1500 Seiten haben. Uns ist bewusst, dass wir noch viele Baustellen haben, aber wir gehen auch nicht davon aus, dass es so, wie es bisher dasteht, absolut perfekt ist. Das wäre absoluter Nonsens. Jeder, der bei seiner ersten Version seines Buches davon ausgeht ... muss echt ein Meister sein, der vom Himmel gefallen ist.
Wir heben uns das meiste auf, gerade große Textveränderungen, wenn wir es komplett überarbeiten. Denn, wir müssen dann schauen, dass zuvor gebrachte Passagen noch passen ... ect.
Vielleicht auch komplett neue Spannungsbögen einflechten und sowas. Etwas umstrukturieren und was man so macht, wenn man durch andere Ideen oder Anregungen bekommt. Manche Einwände und Ideen müssen auch erstmal reifen, bis man die Optimallösung findet.
Pauschal daher aus der Lesersicht zu sagen, wer das und das so handhabt kann das nicht, würde ich mir daher bei anderen nicht erlauben.
Gerade hier im Forum ist das so eine Sache, da sich ja wirklich 90% der Werke im Rohbau befinden. Und die Autoren die Meinungen der Leser abwiegen.
Archetypen... Woerter bedeuten halt was (und generell erwarte ich als Deutsch-Sprecher dass deutsche Woerter in ihrer richtigen Bedeutung verwendet werden) - wenn ich 'Vampir' sage aber der Typ im Buch zeichnet sich dadurch aus dass er sich bei Vollmond in einen Wolf verwandelt, dann spiele ich nicht mit einem Klischee, sondern ich nehme einfach das falsche Wort. Wenn ich was beschreiben will, fuer das es kein Wort gibt weil ich das Ding erfunden habe, dann kann ich ja auch den Namen dazu erfinden. Wenn ich 'Pferd' sage, erwartet der Leser zu Recht ein vierbeiniges, fellbedecktes Reittier mit Maehne, und wenn das in meiner Geschichte fliegen kann, dann kann ich es ja 'Wolkenpferd' nennen. Wenn ein Autor es nicht hinbekommt, deutsche Woerter in ihrer richtigen Bedeutung zu verwenden, dann sehe ich als Leser das allgemein nicht als Zeichen seiner Phantasie sondern als mangelnden Willen, mit dem Leser zu kommunizieren.
HAHAHA, gerade das Beispiel "Vampir" ist gut. Das hatte ich tatsächlich schon oft, dass das Vampire sein sollen, aber dann doch ganz anders waren. Da stimme ich zu. Da ist es besser, einen eigenen Namen zu erfinden, denn jeder verbindet mit dem Wort etwas recht Eindeutiges und wenn es anders ist, sollte es anders heißen.
Ich gehe an alle Werke recht offen ran, muss ich sagen, aber das liegt vermutlich bei mir daran, dass ich auch mal ganz klein angefangen habe und den Weg zu einer halbwegs griffigen Geschichte kenne.
Ich kann allgemein nur raten, was das Forum angeht, sich von negativen Kritik nicht runterbuttern zu lassen. Manche Texte haben mehr Fehler, andere kaum, sei es in Logik oder Grammatik.
Das meiste baut auf Selbstreflektion auf und ob Einwände sinnloser Zerriss sind oder eben begründet. Auch als Leser frage ich mich das oft. Habe ich jetzt etwas gegen die Szene im Buch, weil ich es selbst anders machen würde oder ist mein Einwand begründet?
Da kommen dann die Punkte zusammen: "Passt es zur Welt? Handeln die Chars im Moment X noch getreu ihrer zuvor dargestellten Eigenschaften oder wurden sie zwecks Szene einfach angepasst, damit die Szene stattfinden kann? Werden die eigenen Naturgesetze berücksichtigt und ist das wenn, in der Realität umsetzbar?"
Deswegen bin ich als Leser versucht, immer zu sagen, was mir gefällt und was mir nicht gefällt und wenn mir etwas nicht gefällt, zu erklären warum und noch wichtiger, wie man das evtl. beheben kann.
LG
Jenna