Ich würd mich gern nochmal zu Worte melden.
Erstens: Die Episode die ich vor gefühlt tausend Postings geschrieben habe, sollte nicht illustrieren, wie gemein doch Menschen sein können, wie ungerecht, unfair und sonstnochwas die Welt samt ihrer Protagonisten zu mir ist, sondern war einfach nur ein Konter auf das postulierte "So was passiert doch gar nicht - Das spricht dir doch keiner ab".
Mag sein, dass dieses Anekdötchen tatsächlich einmalig im gesamten Universum ist. Ich halte das für sehr unwahrscheinlich, aber doch möglich. Aaaaber: Wenn es einmal passiert, passiert es. Und "Sowas passiert doch nicht" ist nicht mehr wahr.
DARAUF wollte ich hinaus.
Zweitens:
Ich kann LittleOwlbear s Gedankengänge durchaus verstehen. Aber akzeptieren werde ich sie nicht!
Wir haben als Menschen in Bezug auf Kunst zwei Positionen: Die des Konsumenten und die des Produzenten. Jeder einzelne in unterschiedlichen Anteilen. In diesen zwei Positionen haben wir die Wahl. Jetzt kommen wieder Metaphern:
Als Konsument: Entweder ich trage das rote Kleid oder ich trage es nicht. Entweder ich rede mit AXZ oder ich wechsle kein Wort mit diesem Menschen. Entweder ich lese "diese Geschichte" oder ich geh dran vorbei und kauf ein anderes Buch. Das sind meine Rechte als Konsument.
Als Produzent habe ich aber genauso Rechte: Entweder ich nähe das Kleid in Rot oder nicht. Entweder ich singe diesen Song auf der Bühne oder nicht. Entweder ich schreibe "diese Geschichte" oder ich tus halt nicht.
Wenn die Produzenten in ihrem Schaffensdrang etwas fabrizieren, berechtigt sie das nicht, die Konsumenten zu zwingen, ihr Produkt zu wählen.
Und als Konsument bin ich nicht verpflichtet, dieses Produkt dieses Erschaffers zu konsumieren.
Wenn meine Geschichte keine diversen Charaktere enthält, ist es das gute Recht des Lesers, eine andere zu lesen.
Ich stell mir gerade eine Art Kammerspiel vor. Zwei Personen: Ein Serienmörder und ein Kommissar im Verhör. Jetzt müsste ich, um LittleOwlBears Intentionen zu folgen, beide irgendwie divers machen. Ja, und schon gehts los: Den Mörder? Divers gestalten? Dann käme definitiv jemand, der das nicht gut finden würde: Warum ist dieses Monster schwul und gehbehindert? Das klingt ja ganz nach pauschalisierender Disskriminierung ganzer Bevölkerungsschichten... Also alle Diversitäten auf den Kommissar? Hm, aber bi-, homo-, a-, trans-sexuell gleichzeig geht wohl kaum, oder? Okay, PoC ginge, aber einen blinden, gehörlosen rollstuhlfahrenden Ermittler glaubhaft rüberzubringen, fiele mir sehr schwer. Außerdem müsste er noch Autist und ADHS-ler sein. Und, oh, ich bin mir sicher, ich habe etliche "Farben" aus dem diversen Spektrum vergessen, die sich jetzt wieder nicht-gesehen und unterrepräsentiert fühlen. Oh, und die cis-hetero Personen (vorzugsweise "alt und weiß") sind ja durchaus noch eine existente Gruppew nicht unbeträchtlicher Größe. DIE sind garantiert unterrepräsentiert.
Ich kenne in meinem Umfeld einen Bi-Mann, zwei homosexuelle Männer und eine Trans-Frau. Und ADHS hab ich selber. Das wären die Aspekte, die ich lebensnah recherchieren könnte. Alles andere müsste ich mir aus den Fingern saugen. Kommt bestimmt ultra-realistisch [/sarcasm off]
Was ich damit sagen möchte: Schreib deine Geschichten, LittleOwlbear . So, wie du sie möchtest. Aber gestehe allen anderen Produzenten das gleiche Recht zu, zu schreiben, "was sie möchten". Wenn du in deinen Geschichten das komplette Pantheon der Diversitäten abbilden möchtest: Tu es! Und wenn diese Geschichten Leser finden: Ich freu mich tierisch für dich!
Aber lass allen anderen Kunstschaffenden auch ihre Welten. Ihre Geschichten, ihre Lieder und Bilder, ihre roten Kleider und ihre Fantasien - denn in deiner Position als Konsument zwingt dich keiner, diese Dinge zu konsumieren.