Ich versuche aktiv daraus zu lernen, indem ich meine bisherige Schreibweise bewusst anpasse.
Interessante Gedanken von dir.
Aus irgendeinem Grund (vermutlich weil der Gedanke, mich auf mein Sprachgefühl NICHT verlassen zu können mir gerade sehr wehtut und mich auch irgendwie erschüttert), konnte ich das in diesem Fall nicht über mich bringen obwohl ich sonst bereit bin Verbesserungsvorschläge sehr weitgehend umzusetzen.
Wenn der Text nur für mich wäre - dann würde ich niemanden fragen ob es ihm grammatikalisch passt oder nicht, sondern es einfach so lassen. Aber er ist für eine Veröffentlichung bestimmt und natürlich will ich da nicht unprofessionell rüberkommen.
Bei direkten Anreden behalte ich das großgeschrieben Du
da du es betonst - meiner Meinung nach wird das Du der Anrede nur in Briefen großgeschrieben. Nicht in normalen Texten. (Allerdings ist das wieder nur mein persönliches Gefühl und nicht Duden-geprüft.) Da du das an mich geschrieben hast ist es vielleicht einem "Brief" gleichzusetzen und darum hier auch korrekt. Ich würde es allerdings nicht machen (halte es aber in diesem Fall für Geschmackssache).
Aber wenn du kannst, versuch Schreiben ein bisschen wie Sport zu sehen. Wie wenn der Trainer oder ein Teamkamerad zeigt, wie man seinen Schläger ein paar Grad anstellen kann, um dem Topspin noch mehr Drall zu verleihen ... in der Art.
Klappt nicht sofort, weil man ja sein altes Bewegungsgedächtnis hat
Gutes Beispiel.
Als die Rechtschreibreformen kamen hat mich die Änderung der Schreibweise vor allem von "daß" auf "dass" so geärgert dass ich in allen meinen Texten mit konstanter Bosheit das alte "daß" beibehalten habe und auch die sonstigen Änderungen wo jetzt ss statt ß geschrieben wird ignoriert habe. Das ging so lange problemlos bis ich das erste Mal was in einer Schreibgruppe gepostet habe. Da wurde dann meine "Anarchie" im Umgang mit dem ß bemängelt. Ich habe darauf geantwortet dass ich zu dem Thema keine Kommentare haben will und es so lasse und basta. Tja und dann habe ich ja das Manuskript an einen Verlag geschickt (der es akzeptierte). Jedoch wurde ich daraufhin von der Lektorin gründlich gewaschen und musste dann gegen schweren inneren Widerstand einsehen dass ich mich tatsächlich mit den neuen ß-Regeln sowie auch noch allen anderen neuen Regeln beschäftigen und sie auch noch umsetzen muss. Als ich damit erstmal angefangen habe und aufgehört habe mich zu ärgern ging das besser als erwartet. (Ich lache aber jedesmal ganz gehässig wenn ich irgendwo so ein altes Schild sehe wo zum Beispiel draufsteht "Zum alten Waldschloß" (ha!)) Das Ganze hat jedoch dazu geführt dass ich doch ein wenig in meinen Grundfesten erschüttert und nie ganz sicher bin ob ich wirklich nun alle neuen Regeln kenne.
Aber ich finde deine Argumentation gut und werde darum tatsächlich mal drüber nachdenken ob ich mir das zu eigen machen sollte.