Zum Prolog:
Die ersten drei Abschnitte sind sehr viel Erklärung, ohne dass Fragen aufgeworfen werden. Für mich ist das immer schwierig, bei solchen Anfängen den Anfang nicht zu überfliegen Zugegeben, ich denke auch, dass viele Prologe nicht unbedingt nötig sind. Wenn der Anfang so bleibt, würde ich raten, das Erklären kürzer zu halten.
Und dennoch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, dass wir unser Land und unser Volk retten können. Dass wir einen Weg finden, die Magie zurückzubringen und sie gerecht zu teilen. Meine Familie lehrte mich diese Hoffnung von klein auf, säte sie wie einen Samen in mein kleines Herz. Pflegte sie und hielt sie am Leben, auch wenn die Welt um uns herum immer kleiner wurde. Bewahrte sie selbst, als Völker begannen einander zu bekriegen. Als meine Brüder und Schwestern in den Krieg zogen, um Frieden zu bringen. Und auch, als sie einer nach dem anderen auf den Schlachtfeldern fielen, ruhte noch alle Hoffnung auf mir, dem jüngsten Sohn des Königs.
Diesen Abschnitt finde ich gelungener als Anfang, wobei ich den Vorschlag machen möchte, die Sätze etwas mysteriöser aufzuladen. Die Leser:innen dürfen gerne ein wenig im Dunkeln gelassen werden, denke ich
Vorschlag: "Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass wir unser Land und Volk retten können. Wir werden einen Weg finden und die Magie zurückbringen. Wir werden sie gerecht teilen ..."
So würdest du meiner Meinung nach gleich ein paar Bilder entwerfen (verzweifelte Situation, Ungerechtigkeit vs. Gerechtigkeit, Magie) und das Bild der erzählenden Person ist auch gleich dreidimensionaler (ist hoffnungsvoll, setzt sich für Gerechtigkeit ein).
Das Unterstrichene kann man eleganter zusammenfassen, sodass das Tempo steigt, finde ich: "Wie einen Samen pflanzente meine Familie diese Hoffnung in mich hinein, ..."
„Du wirst sehen, Nikolas. Du wirst eine andere Welt erleben. Eine, wie sie einst die Elben vor uns erblickten“, sagte meine Großmutter immer dann, wenn jede Hoffnung verloren schien. Wenn die Tage von Verlust und Kummer überschattet wurden.
Ich mag die Idee, dass die Großmutter mit ihm spricht und diese Bilder zeichnet. Vielleicht, weil es auch so ähnlich in meiner Geschichte ist
Kleine Idee: In dem Dialog könntest du auch die Bilder unterbringen, die du in den ersten zwei Abschnitten darstellst.
ch schaute zu meiner Großmutter auf. Hoffte auf ihren Rat, auf eine Antwort für all meine Fragen. Doch sie hatte sich schon von mir abgewandt und war zu dem großen Fenster gegangen, das mein Zimmer mit einer ausladenden Wölbung umfasste. Sie starrte hinaus auf die Stadt, die friedlich und voller Grün zu unseren Füßen lag. Hohe Mauern schützten unsere kleine Oase. Nur von den höchsten Türmen konnte man über sie hinaus in das flache Flussland blicken. Nur von hier oben konnte man die brache Steppe dahinter erahnen.
Schön beschrieben
„Nein, mein Schatz. Ich fürchte, du wirst ein weitaus größeres Opfer als deine Geschwister erbringen müssen. Es ist nicht dein Tod, nicht deine Magie, die diesem Volk noch etwas nützen würde. Es ist dein Leben, das einen Unterschied machen kann. Du allein kannst unsere Linie fortsetzen. Du allein kannst einen Erben zeugen, der den Fluch bricht und unsere Magie zurückbringt.“
Sie legte ihre Hand auf meine Brust und ich erinnere mich noch genau an die vielen Ringe, die ihre schmalen Finger zierten. Steine in allen Farben und Formen wurden von goldenen Bändern umwoben. Sie erforschte mein Gesicht mit ihren großen braunen Augen, suchte nach etwas in mir. Ich hatte meine Großmutter noch nie so ernst, so still erlebt. Normalerweise war sie das sprudelnde Leben. Hatte immer eine Geschichte parat und spielte mit uns Kindern von Geburt an. Sie erschien uns mehr wie eine weise Spielkameradin, die schon viele Abenteuer erlebt hatte, als eine strenge alte Frau. Doch in diesem Moment sah ich die Jahrhunderte in ihren Augen, die sie schon gelebt und die Welt sich hatte ändern sehen.
Dass das, was sie sagt, so intensiv ist, wird erst nach der wörtlichen Rede klar. Du könntest die Beschreibungen und Handlungen mit der wörtlichen Rede verknüpfen. Das erscheint mir stimmiger und interessanter, zumal auch die Figur der Großmutter weiter ausgebaut wird.
Die Beschreibung der Großmutter mag ich sehr gern (vielleicht wegen der vielen Ringe, die auch meine Omi zu tragen pflegte ).
Fazit: Ein solider Start, der ausbaufähig ist (aber das ist ja auch nur normal ). Ich mag es, dass die Kultur der Welt durch das Wort "Naani" diskret eingebaut wird. Das Ende, das doch etwas dunkel und war für mich überraschend (gut überraschend ^^).