Was ich mit "blutleer" meine, ist Folgendes:
Nehmen wir an, jemand beschliesst, als Autor aktiv werden zu wollen. Als erstes studiert er die von Chaos Rising vorgestellte Theorie in aller Ausführlichkeit und macht sich dann ans Werk.
In dieser Konstellation sehe ich schon die Gefahr, dass sich das Abstrakte der Wissenschaft auf die Geschichte überträgt und sich das Ganze dann so trocken liest wie ein juristischer Schriftsatz ( bin selber Jurist. Das ist die Anti-Fantasy!)
Trotzdem könnte die Theorie nützlich sein für Autoren, die einfach mal loslegen und dann feststellen, dass sie mit den handwerklichen Anforderungen nicht zurecht kommen.
Die Theorie kann ihnen zwar nicht bei der Story helfen und gibt ihnen keine Ideen,hilft ihnen aber vielleicht bei der Ordnung ihrer Gedanken.
Zurück zu Jura: Da ist ein wildes Geschehen mit vielen Beteiligten. Das Leben pur, sozusagen. Und dann kommt die Theorie und bringt Ordnung hinein.
Im Strafrecht: Objektiver Tatbestand, subjektiver Tatbestand, Rechtfertigungsgründe, Schuldtatbestand.
Einen Krimi sollte man so nicht schreiben. Für die Aufarbeitung einer Straftat ist das aber nützlich.
Am besten erscheint mir dieses Vorgehen:
Zuerst liest man sehr viel, um zu lernen, wie das geht.
Dann fängt man an, so wie Tolkien das gemacht hat:
Eines Tages war er so angeödet von seiner wissenschaftlichen Arbeit, dass er einfach mal den Satz niederschrieb: In einer Höhle, da lebte ein Hobbit.
Angesichts seines umfangreichen Wissens hatte er es wohl nicht nötig, Lehrbücher zur Erzähltheorie zu wälzen.
Aber für viele Autoren könnten diese als Hilfsinstrumente dienen. Sie dürfen eben nur nicht die Phantasie töten.