Beiträge von LadyK

    Hallo Etiam :)

    Ich habe deinen neuesten Part ja bereits gelesen und möchten dir jetzt einen kleinen Kommentar da lassen ^^

    Insgesamt finde ich ihn sehr schön. Nach dem ganzen Trubel und der Hektik rund um das Enviki und Frods Inhaftierung mal eine willkommene Ruhe (vor dem Sturm wahrscheinlich). Ich mag die Frod-Parts, wie du weißt, ja sehr gerne. Und in dem Letzten haben wir ein Stück von dem "alten" Frod zurückbekommen, wie er verbissen versucht, das Rätsel zu enthüllen und sein Ziel zu erreichen. Seine Gedanken und Gefühle kommen gut rüber. Da gibt es wirklich nichst zu mosern :)

    Die Kette um Frods Fußgelenk rasselte

    Ich habe Fragen ...

    „Sie tut es“, sagte Kyla und schaute Frod unbeirrt in die Augen. „Mein Vater hat sie gesehen!“

    ... ganz viele Fragen ...

    Aber ich gedulde mich mal bis zum nächsten Part, wo wir bestimmt ein paar Antworten bekommen :P

    Also ... schreib mal fleißig weiter und bis zum nächsten Mal!

    VG :)

    Am Morgen weckte das unerträgliche Kreischen der Möwen Esther aus ihrem tiefen, aber wenig erholsamen Schlaf.

    Sie schreckte hoch, wobei das Notizbuch, welches Edmund von der Telara mitgenommen hatte, mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden fiel.

    Ich bin also doch eingeschlafen.

    Leicht verschlafen hockte sie auf der Bettkannte, bis eine stechende Erkenntnis sie überfiel.

    Trevor!

    Hektisch machte sie sich frisch, ließ ihre Haare allerdings offen. Das Hochstecken nahm nur unnötige Zeit in Anspruch und sie plagte ohnehin schon das schlechte Gewissen. Trotz ihrer Eile klemmte sie sich Buch und Kiste unter den Arm und hechtete förmlich hinaus.

    Auf halben Weg zum Oberdeck hörte sie Geräusche aus der Küche.

    Sie stieß die Tür mit etwas zu viel Schwung auf. „Entschuldigt meine Verspätung“, brummte sie noch immer leicht verschlafen. Obwohl sie mit Sicherheit den Eindruck erweckte, am meisten ausgeruht zu sein, denn in der Küche begegnete sie einem mürrisch aussehenden Edmund. Er trug nur Hose und Hemd, nicht einmal Schuhe hatte er an.

    Er winkte ab und deutete auf die Arbeitsplatte. „Es gibt heute Brot, Rührei und etwas Aufschnitt. Ich habe keine Lust zu kochen.“

    Sie schluckte und sofort regte sich ihr schlechtes Gewissen noch mehr, denn der Händlersohn sah mit seinen zerzausten Haaren aus, als hätte er die ganze Nacht hier verbracht. Und trotz seiner offensichtlichen Müdigkeit machte er Frühstück für alle.

    Mit einem Seufzer stellte sie die Kiste auf die Dielen und lächelte. „Danke“, sagte sie. „Wie geht es Trevor?“, fragte sie dann und sah sich um. Aber von Trevor und Nelli fehlte jede Spur.

    „Da solltest du die Alte fragen, sie ist die Heilerin.“

    Da war etwas dran. Dennoch hatte sie sich etwas mehr von ihm erhofft. Unschlüssig sah sie über die Schulter zurück. Sollte sie zu Trevor und Nelli gehen?

    Sie entschied sich dagegen, immerhin bestand die Möglichkeit, dass sie selbst noch schliefen. Esther zog sich stattdessen einen Stuhl dichter und begann, ihren Teller mit dem Frühstück zu beladen, während Edmund aussah, dem Essen keines Blickes würdigen zu wollen. Kurz hatte Esther sogar Sorge, er würde auf der Stelle einschlafen. Erneut bekam sie ein schlechtes Gewissen, weshalb sie nur halbherzig auf ihrem Brot herumkaute. „Ich habe heute Nacht versucht, die Zauber auf der Kiste zu entschlüsseln.“ Was stimmte. Sie hatte alle Zeichen und Symbole sorgsam studiert und vielleicht eine Lösung für das Problem gefunden.

    Sie wusste zwar nicht, was sie sich davon versprach, ausgerechnet mit Edmund darüber zu reden, aber hier sitzen und schweigen, wollte und konnte sie nicht.

    Außerdem war sie sich gewiss, dass Trevor in guten Händen war und Nelli würde ihnen schon Beine machen, sollte sie Hilfe brauchen.

    Statt einer Antwort brummte Edmund nur etwas vor sich hin und nippte an seinem Kaffee.

    Ja, was hattest du erwartet, Esther …

    Sie ließ die Schultern sinken und schob den Teller von sich. „Ich werde später versuchen, sie zu öffnen“, meinte sie. „Aber nicht hier an Bord. Und vorher möchte ich wissen, wie es Trevor geht.“ Selbst jetzt bekam sie den Geruch von verbranntem Fleisch nicht aus der Nase.

    Ohne eine Antwort auf ihre Bemerkung zu erwarten, klaubte sie sich das Buch von der Kiste herunter und prüfte ihre Formeln.

    Und obwohl sie mit ziemlicher Sicherheit alles richtig gemacht hatte, passte irgendetwas noch nicht, das verriet ihr Bauchgefühl. Es war, als gäbe es eine Lücke im Konstrukt. Sie rieb sich nachdenklich die Stirn und nippte ebenfalls an ihrem Becher.

    Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, wie Edmund sie müde beobachtete. Er schien nichts sagen zu wollen, denn er trank nur schweigend weiter.

    Dann bleib doch stumm, du Stumpf.

    Sie wandte sich der Kiste zu und dann wieder den Aufzeichnungen. Es musste ihr etwas entgangen sein. Zunächst hatte sie es auf die Müdigkeit geschoben, aber eine Komponente fehlte. Und auch wenn sie der Lösung nahe war, konnte sie die Kiste mit ihren Formeln nicht öffnen. Das könnte eine schöne Blamage werden.

    „Dieser … Mistkerl“, flüsterte sie und begriff zu spät, dass sie nicht alleine im Raum war.

    „Gibst du schon auf?“, hörte sie plötzlich Edmunds Stimme.

    Aha. Also war er doch nicht verstummt.

    „Ich würde gerne nein sagen, aber das wäre gelogen“ gab sie zu. „Ich weiß, die Lösung liegt vor mir, aber …“ Sie brach ab und schüttelte den Kopf. „Ich bin das etliche Male durchgegangen, aber da ist etwas, was nicht passt.“

    Dass sie mit dieser fehlenden Komponente eher Gefahr lief, alles andere in die Luft zu sprengen, außer der Kiste, ließ sie lieber unbemerkt.

    Und war Edmund überhaupt der Richtige, um über ihr Versagen zu sprechen?

    Außerdem sollte er lieber ins Bett gehen und schlafen statt mit ihr über dieses Problem zu sprechen. Es war ihre Aufgabe, diese Kiste zu öffnen.

    Edmund erhob sich gähnend. „Dann lass ich dich mal allein“, sagte er und machte Anstalten, die Küche zu verlassen. „Sag Bescheid, wenn du Hilfe brauchst.“

    So, wie er das sagte, hörte es sich eher an wie lass mich zufrieden.

    Und sie war versucht, ihn in Ruhe zu lassen. Schlussendlich brachte das aber nichts.

    „Edmund?“, hielt sie ihn deshalb auf und schob das Buch über den Tisch. „Schau mal hier rüber und vergleiche die Zeichen, mit denen auf der Kiste. Findest du eine Ungereimtheit?“ Sie deutete erst auf Thomas Gekrakel, dann auf ihre eigene Aufstellung und auf die Truhe.

    Sie spürte deutlich den Widerwillen in Edmund, aber er kam dennoch zurück und betrachtete abwechselnd das Buch und die Kiste. „Eine Ungereimtheit?“, fragte er und hob die Augenbraue. „Sehe ich aus wie ein Alchemist?“

    Esther wandte sich ihm zu und zog die Stirn kraus. „Also erst einmal sind das nicht alles alchemistische Zeichen, sondern auch magische Versiegelungen.“ Sie mustere ihn. „Und zweitens … nein, du siehst nicht aus wie ein Alchemist.“

    Genau genommen sahen die Alchemisten für sie aus wie ganz normale Menschen, also konnte auch jemand, der wie Edmund aussah, ein solcher sein.

    „Gut, da wir das geklärt haben“, meinte er unbeeindruckt, „wie soll ich da nun eine Ungereimtheit erkennen? Es sind eben Gekrakel.“

    In diesem Moment verspürte Esther üble Lust, ihm den Becher Kaffee an den Kopf zu werfen. Gekrakel …

    Diese Zeichen und Symbole waren mitnichten nur Gekrakel! Sicherlich wirkte die Handschrift als hätte jemand betrunken versucht, einen Schwan zu zeichnen, aber hinter diesem Gekrakel steckte jede Menge Macht, von der Edmund nichts ahnte.

    Sie machte sich gerade für eine ausschweifende Erklärung bereit, als Edmund auf etwas in dem Buch zeigte.

    „Ich meine“, begann er und schmunzelte, „was soll das sein? Das sieht aus, als hätte ein Besoffener seinen Namen in den Sand gepisst.“

    Verwundert folgte sie dem Fingerzeig und verzog nachdenklich das Gesicht. „Für mich sieht das eher wie … ein Fleck … aus.“ Sie zog sich das Buch dichter heran. Nein, es war kein Fleck. „Grundgütiger!“, rief sie, sprang auf und wusste vor lauter Freude nicht, wohin mit sich. „Das ist es!“ Ohne weiter darüber nachzudenken, umarmte sie Edmund.

    Der allerdings blieb wie versteinert an Ort und Stelle stehen, was Esther allerdings weder störte noch nahe ging. Sie wusste, dass ihre Reaktion für ihn kaum verständlich war, also ließ sie ebenso schnell von ihm ab, wie die Welle der Freude über sie hereingebrochen war. „Du hast mir sehr geholfen“, sagte sie zu ihm und vervollständigte ihre Formeln. „Danke.“ Sie lächelte und betrachtete ihre eigenen magischen Symbole. „Damit wird es sicher klappen.“

    „Bitte gerne.“ Edmund lächelte ebenfalls, wobei sie eine gewisse Zufriedenheit darin erkannte.

    Sie leerte ihren Becher Kaffee und erhob sich. „Ich sollte am besten so schnell wie möglich damit beginnen, die Kiste zu entsiegeln. Je eher wir das erledigt haben, desto besser.“

    Edmund kratzte sich an der Schläfe. „Ähm … ja, in Ordnung.“ Plötzlich grinste er. „Wenn du nochmal Hilfe brauchst, für die du dich bedanken willst, sag Bescheid.“

    Esther musterte ihn. Brauchte sie bei dem, was jetzt kam, seine Hilfe? Alleine zu gehen, wäre für alle anderen sicherer. Sie sah kurz das Buch an. Bezüglich ihrer Entsiegelung war sie sich sicher, aber im Inneren der Kiste konnte noch immer eine Überraschung auf sie warten.

    Und falls Edmund etwas passierte, würde sie sich das nie verzeihen. Andererseits konnte es auch sein, dass sie sich bei dem Versuch, die Kiste zu öffnen, verletzte. Wie würde er sich dabei fühlen? Vermutlich plagte ihn dann nur die Angst, was mit ihm geschah, sollte ihr Vater das dann herausfinden.

    So oder so. Jetzt war es an ihr, eine Entscheidung zu treffen. „Bist du sicher? Willst du nicht eher hierbleiben, für den Fall, dass Nelli Unterstützung benötigt?“, fragte sie, was eher ein Versuch war, um Edmund freiwillig zum Bleiben zu bewegen.

    „Ach, ich denke, das Mütterchen kommt allein zurecht.“ Wieder grinste Edmund. „Trevor ist pflegeleicht und hat das Schlimmste hinter sich.“

    Esthers Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Also wusste Edmund doch mehr über Trevors Befinden und war vorhin nur maulfaul gewesen.

    Sie spürte, dass sie bei dem Händlersohn auf Granit biss. „Also schön. Aber können wir uns darauf einigen, dass du auf mich hörst, wenn ich dir eine Anweisung gebe? Du bist kein Magier und ich möchte nicht, dass du … den Zauber gefährdest.“ Eigentlich meinte sie, dass sie nicht wollte, dass Edmund sich verletzte, aber das brachte sie aus ihr unerklärlichen Gründen nicht über die Lippen.

    Edmunds Lächeln wurde breiter, beinahe engelsgleich. „Natürlich.“

    Allein dafür hätte sie ihm ins Gesicht schlagen können. Und dafür, dass er sie direkt angelogen hatte. Sie verkniff sich das Grinsen. Dann musste sie eben vorsorgen.

    „Wir sollten Nelli und Trevor zumindest Bescheid geben“, meinte sie und wandte sich zum Gehen um. Sie wollte nicht, dass die beiden sich unnötig Sorgen machten.

    „Ich werde mir dann mal meine Stiefel anziehen“, murmelte Edmund, als sie die Küche schon fast verlassen hatte.

    Nachdem sie in Nellis Zimmer niemanden angetroffen hatte, klopfte sie leise bei Trevor an. Doch auch da reagierte keiner.

    Schulterzuckend öffnete Esther vorsichtig die Tür und bemerkte schnell, dass beide tief im Schlaf versunken waren. Dennoch versetzte der Anblick ihr einen Stich im Herzen, auch wenn die zwei ziemlich ruhig wirkten.

    Sie presste die Lippen aufeinander und kritzelte kurz entschlossen eine knappe Nachricht für Nelli auf einen umliegenden Fetzen Papier. Wenn alles glatt ging, würden sie ohnehin schnell wieder zurück sein.

    Auf leisen Sohlen verließ sie das Zimmer, huschte zurück in die Küche und musste feststellen, dass Kiste und Buch nicht mehr dort waren.

    Edmund hielt sich bereits am Oberdeck auf, der ihr das Notizbuch entgegenhielt und sich selbst die Kiste unter den Arm klemmte, wobei er sie vorsorglich mit einem Tuch etwas abdeckte.

    Das fand Esther gar nicht so unklug. Es könnte immerhin sein, dass einer von Thomas Männern ihnen begegnete und die Truhe erkannte.

    „Wir brauchen einen etwas abgelegenen, möglichst menschenleeren Ort“, sagte sie, als sie den Steg passierten. „Auf den Karten konnte ich nicht wirklich etwas finden, ist dir da vielleicht etwas ins Auge gestochen?“, fragte sie an Edmund gewandt. Er schien, als würde er sie nur widerwillig begleiten und sie war sich beinahe sicher, dass dem so war.

    Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Edmund die Augenbraue hob. „Das ist eine Insel … mit nur einer Stadt drauf. Quasi die Hälfte der Landmasse ist menschenleer und abgelegen.“

    „Also müssen wir nur raus aus der Stadt?“, schlussfolgerte sie wenig geistreich.

    Das sie eventuell die falschen Karten angesehen hatte, behielt sie lieber für sich. Würde man sie allein im Wald aussetzen, wäre sie einfach verloren, das war Fakt.

    „Und darauf bist du ganz allein gekommen?“, fragte er mit einem großen Anteil Sarkasmus in der Stimme.

    Ja, gib noch Salz in die Wunde …

    Sie ging nicht weiter darauf ein. Nach einer Weile des Schweigens sprach sie blindlinks eine Frau und einen Herren an, die mit einem Karren unterwegs waren, die sie freundlicherweise mitfahren ließen.

    Edmund folgte stur und stumm, was Esther genauso still hinnahm.

    Insgeheim hoffte sie, dass er einfach nur zu müde war. Und sie nicht nur des Pflichtbewusstseins wegen begleitete oder für was auch immer.


    Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sie die Leute darum bat, anzuhalten. Mit wenigen Worten bedankte sie sich bei ihnen und wünschte eine gute Reise. Das Übliche eben. Und sie hoffte, dass es denen egal war, was sie und Edmund an diesem gottverlassenen Ort mit nichts anderem als einer Truhe unter dem Arm wollten.

    Nachdem der Karren außer Sichtweite war, trat sie auf die von Bäumen umsäumte Wiese hinaus. Dieses Mal hatte sie die Kiste gleich selber getragen, genauso wie das Buch.

    Letzteres drückte sie Edmund in die Hand, der ihr mit mürrischer Miene gefolgt war.

    Esther zog ihren Zauberstab und streckte ihn vor. „Tut mir leid …“, murmelte sie.

    Auf ihren Befehl hin, breitete sich die blau schillernde Energiebarriere sofort aus und zwang den Händlersohn auf Abstand. Schritt für Schritt musste er sich von ihr entfernen. „Ist das dein Ernst?“, fauchte er genervt und ließ sich bockig auf den Boden fallen.

    Ohne eine weitere Erklärung wandte sie sich der Kiste zu. Ihr Herz schlug vor Aufregung. Wenn sie versagte, waren die Mühen der Anderen umsonst gewesen.

    Denke nicht zu viel darüber nach!

    Mit dem auf die Kiste gerichteten Zauberstab murmelte sie die fremdsprachige Formel.

    Zunächst geschah einen Atemzug lang nichts, dann aber hörte sie ein leises Klacken, ein Rattern und wieder ein Klacken. Als würden sich im Inneren kleine Zahnräder bewegen. Erneut klackte es.

    Neugierig trat sie näher heran, ging in die Hocke und war erstaunt, als sich der Deckel öffnen ließ.

    Sollte es tatsächlich so einfach gewesen sein?

    Als hätte man ihre Frage gehört, schoss etwas in die Höhe und schwirrte wie eine Fliege vor ihrem Gesicht herum. Da war es wieder, das Klacken.

    Und dann vermehrten sich die metallenen Fliegen in atemberaubender Geschwindigkeit.

    Irritiert erhob Esther sich und bevor sie begriff, was da vor sich ging, wurden aus den kleinen Tierchen, hunderte, zeigefingerlange Stacheln.

    Einen Lidschlag später rasten sie auf Esther nieder.

    „Esther!“, schrie Edmund. „Lass mich rein!“

    Weil du auch so viel ausrichten kannst …

    Konzentriere dich, du darfst dich jetzt nicht ablenken lassen.

    Sie reagierte instinktiv und errichtete neben ihrem Energieschild einen weiteren, der aus den tausenden Kieselsteinen in ihrer Nähe bestand. Sofort spürte sie, wie beide Barrieren ihren Tribut forderten, aber auf keinen Fall wollte sie Edmund in Gefahr bringen. Wer wusste schon, was diese Viecher anrichteten.

    Die Steine umwölbten sie wie eine schützende Mauer und sie hörte, wie die Fliegen klappernd dagegen flogen, andere sirrten allerdings daran vorbei und befielen sie hinterrücks.

    Aber da sie damit gerechnet hatte, verformte sie ihre Steinbarriere, sodass nun auch ihre Rückseite geschützt war.

    Wieder hörte sie Edmund ihren Namen schreien.

    Fokussiert darauf, sich die Biester vom Hals zu halten, bemerkte sie fast gar nicht, wie schnell ihre Kraft schwand.

    Hatte die Entsiegelung so viel Magie gekostet? Verdammt!

    Sie musste sich beeilen.

    Auf ihren magischen Befehl hin, fielen die Kieselsteine zu Boden, und sie erschuf eine zweite Energiebarriere.

    Blitzschnell weitete sie diese aus und presste sie mitsamt der manipulierten Mücken gegen ihren äußeren Schild. Nach und nach zerplatzten sie dort, übrig blieb nur weißer Rauch.

    Erschöpft ließ Esther sich auf die Knie fallen, ihre Schilde lösten sich auf und kurz verschwamm die Welt vor ihren Augen.

    Bis sie ein Klicken hörte.

    Wie kann das sein?

    Obwohl sie keine Kraft mehr besaß, sprang sie auf, doch es war viel zu spät.

    Schmerzen schossen urplötzlich durch ihre linke Schulter. Sie stolperte zurück und keuchte auf. Der Schock erstickte ihren Schrei. Wie paralysiert fasste sie sich an die blutende Wunde.

    „Esther!“, rief Edmund erneut. Dieses Mal war seine Stimme deutlich näher. Sie spürte, wie er sie von hinten stützte und ihr half, sich zu setzen. Obwohl sie mehr als dankbar für seine Hilfe war, ließ sie sich dennoch widerwillig in seine Arme gleiten

    „Die Kiste“, presste sie zwischen den Zähnen hervor. „Ist das Fernrohr drin?“

    „Du bist verletzt“, überging er damit ihre Frage und begann, am Stoff ihrer linken Schulter zu zupfen.

    Sie zog vor Schmerz die Luft ein, gab sich aber Mühe, sich nicht allzu viel anmerken zu lassen. Sicherlich war es nicht angenehm, aber auszuhalten. „Das ist halb so wild“, meinte sie und versuchte erfolglos, seine Hand beiseite zu wischen. „Und was machst du da überhaupt?“

    „Mir die Wunde anschauen.“ Sie konnte hören, wie seine Zähne mahlten. „Auch, wenn ich darüber nachdenke, nochmal nachzutreten.“

    Esther wandte sich zu ihm um, aber er war so auf die Wunde fixiert, dass er ihr nicht ins Gesicht sah. „Wieso nachtreten? Es ist doch alles gut gelaufen. Die Kiste ist offen.“

    Der Ausdruck in Edmunds Miene veränderte sich. „Die Kiste ist doch gerade völlig egal, oder?“, fuhr er sie sauer an.

    Hätte sie nicht noch halb in seinen Armen gehangen, wäre sie vermutlich aufgesprungen und hätte etwas Abstand genommen. So aber blieb ihr nichts anderes übrig, als in dieser Position zu verharren. „Warum bist du so wütend? Wegen der Kiste sind wir hierhergekommen und meine Wunde werde ich auch überleben.“ Sie verstand es nicht. Müsste er nicht eigentlich froh darüber sein, dass sie es geschafft hatte und er obendrein unverletzt aus der Sache herausgekommen war?

    „Warum ich wütend bin?“, brummte er, ohne den Kopf zu heben. Er drückte auf der Wunde herum, was Esther mit zusammengepressten Lippen über sich ergehen ließ. Es fehlte noch, dass sie jetzt anfing, zu flennen. „Ich habe nichts gegen deinen blöden Schild gesagt, als du angefangen hast. Aber es stört mich gewaltig, wenn ich wie ein Idiot am Rand stehen und dabei zuschauen muss, wie du verletzt wirst, ohne irgendwas ausrichten zu können!“ Kurzerhand rupfte er etwas von seinem Hemd ab. „Und jetzt lass die Kiste erstmal Kiste sein und mich das wenigstens verbinden.“

    Für einen Moment war sie so sprachlos, dass sie zunächst gar nicht bemerkte, wie Edmund begann, die Stoffbahn um ihre Schulter zu wickeln.

    War ihm überhaupt klar, dass er rein gar nichts hätte tun können, um das zu verhindern? Aber vielleicht ging es ihm auch nicht unbedingt darum. So oder so. Es war nicht ihre Absicht gewesen, ihn in eine solche Lage zu bringen.

    „Tut mir leid“, murmelte sie betroffen. „Ich tat es nicht, um dich zu bevormunden, sondern nur zu deinem Schutz.“ Nun konnte sie sich einen Schmerzenslaut nicht verkneifen, als Edmund den Stoff zuzog. Ob er absichtlich rabiater als notwendig vorging, wusste sie nicht. Aber das hatte wehgetan.

    „Ich weiß. Aber Freunde beschützen sich gegenseitig.“ Er rutschte etwas von ihr weg, besah sich sein Werk und nickte zufrieden. Schließlich erhob er sich grinsend und lehnte sich so weit vor, bis ihre Gesichter nahe beieinander waren. „Auch, wenn es mir natürlich Freude bereitet, dir so nahe zu sein und dich zu versorgen.“ Sein Grinsen wurde breiter und sie hörte deutlich den Schalk in seiner Stimme. „Noch einen Kuss gegen die Schmerzen?“

    Gegen ihren Willen schoss ihr die Röte ins Gesicht und ihre Wangen wurden warm. Wieso auch immer sie so reagierte. Für so eine Frechheit hätte man Edmund in der Grafschaft des Hauses verwiesen. Und die gestellten Komplimente der feinen Gesellschaft prallten ebenso von ihr ab wie die fliegenden Käfer vorhin an ihrer Mauer. Warum also gelang es Edmund beinahe jedes Mal, sie in Verlegenheit zu bringen?

    Sie legte den Kopf schief. „Ich werde es überleben“, gab sie mit Nachdruck zurück, mühte sich auf die Beine und brachte ein Lächeln zustande. Den Zauberstab verstaute sie wieder in ihrer Tasche und deutete mit der rechten Hand auf ihre verbundene Schulter. „Danke dafür. Wie es aussieht, schulde ich dir ein neues Hemd.“

    Wider Erwarten zuckte er nur die Schultern „Ist nur ein Hemd“, meinte er beinahe abfällig und runzelte dann überrascht die Stirn. „Wow, kam das von mir?“ Er wandte sich der Kiste zu und stupste sie mit dem Fuß an, bevor er sich runterbeugte.

    „Sieht aus wie ein Fernrohr“, bemerkte Esther trocken, als sie zu ihm aufgeschlossen war. „Aber ist es auch DAS Fernrohr?“

    Vorsichtig nahm Edmund den Gegenstand an sich, wendete es mehrmals, um es von allen Seiten zu betrachten. Dann machte er Anstalten, hindurchgucken zu wollen, legte es allerdings wieder zurück. „Ja, ist meins …“

    Kurz wunderte sie sich darüber, dass er es nicht getestet hatte, aber dann erinnerte sie sich daran, was er über die Fähigkeit dieses Gegenstandes sagte.

    „Beim Magierkodex!“, rief sie triumphierend aus. „Endlich hat mal etwas geklappt!“

    „Aber das ist nicht meins“, gab Edmund plötzlich von sich und nahm einen weiteren Gegenstand aus der Truhe, hielt ihn in die Höhe und musterte ihn ebenso wie das Fernrohr.

    „Das sieht aus wie ein Horn“, stellte Esther laut fest und nahm es Edmund vorsichtig aus der Hand. Sie holte tief Luft. „Ich glaube, das ist ein weiteres Artefakt. Wenn ich mich nicht täusche, ist es das Horn von Kelton.“

    „Klasse …“, gab Edmund wenig begeistert zurück.

    Und Esther war ehrlicherweise auch nicht überwältigt von diesem Fund.

    Macht Thomas etwa Jagd auf die magischen Relikte?

    Er? Gerade er? War er der Meinung, er könnte sie benutzen?

    Sie legte das Horn zurück in die Kiste. Einerseits weil sie großen Respekt vor diesen unscheinbar wirkenden Gegenständen hatte, andererseits weil ihre Schulte anfing, nervtötend zu pochen und zu schmerzen.

    „Wir sollten zurück“, schlug sie vor, gerade auch, um sich vernünftig versorgen zu lassen. „Bevor Nelli und Trevor sich Sorgen machen.“

    „Ja, gehen wir zurück, bevor sie sich Sorgen machen, dass wir so lange weg sind. Dann können sie sich stattdessen Sorgen machen, weil du verletzt zurückkommst.“

    Was hätte sie darauf antworten sollen? Das beim Entsiegeln der Kiste ein gewisses Risiko mitschwang, dürfte niemanden entgangen sein.

    Aber jetzt mit Edmund zu diskutieren, wollte sie nicht, schon allein, weil ihr die Kraft dazu fehlte. Und wenn sie weiter hier herumstanden, würde er nicht nur die Kiste tragen müssen, sondern auch sie. Und diese Genugtuung gab sie ihm sicher nicht.

    Ich schwenke mal ganz unauffällig auffällig mein Frod Fangirl-Fähnchen.

    da mache ich mit! :nummer1:

    Und damit Halli hallo Etiam :)

    Ich habe dann auch wieder aufgeholt, erneut mit dem Ziel, nun am Ball zu bleiben :ugly:

    Jedenfalls bin ich absolut gehyped. Ich finde, und das schon von Anfang an, deine Geschichte hat alles, was eine Geschichte ausmacht. Alles, was du machst, wirkt so unglaublich gut durchdacht. Sprachlich ist das ganz großes Kino. Wenn ich an Magische Welten zurückdenke, die ich ebenfalls sehr gut fand! ... Deine Schreibe ist so unfassbar genial geworden. Ich denke, du hast deine Art zu schreiben, nicht nur endgültig gefunden, sondern sogar um einiges vertieft.

    Zu den einzelnen Charakteren brauche ich ja eigentlich nicht mehr viel zu sagen, aber ich finde gerade in den letzten Parts haben alle nochmal mehr an Tief gewonnen. Gerade Frod kann man nun etwas mehr (be)greifen. Ach Frod <3

    Ich bin schon gespannt, wie es weiter geht, jetzt wo Durin Jarl ist ... Gehört er zu den Guten oder zu den Bösen. Man weiß es nicht. Jedenfalls bin ich froh, dass Baleson aus dem Weg geräumt ist :whistling:

    Spoiler anzeigen

    Ich glaube, der ist jemand von der Sorte, der es mit dem Dünger gerne mal übertreibt. Man meint es gut, aber die Pflanzen gehen trotzdem drauf xD

    Ich weiß, das ist jetzt kein Megakommentar, ich hoffe, es reicht dir xD

    In diesem Sinne ... Schön weitermachen und bis zum nächsten Mal!

    VG :)

    Esther sah den Anderen noch kurz hinterher als sie das Schiff verlassen hatten. Nelli als unscheinbarer Seemann, Trevor eine schöne Frau und Edmund als Ratte.

    Unwillkürlich musste sie grinsen. Edmund hatte die Aussicht in Trevors Ausschnitt sicher genossen.

    Sie trommelte noch kurz auf der Reling herum und wandte sich schließlich ab. Sie wollte nicht den ganzen, restlichen Tag Löcher in die Luft starren.

    Also machte sie sich auf den Weg unter Deck und hörte bereits auf der Treppe rumorende Geräusche. Neugierig schob sie die Tür zur Küche auf, wo Agatha sich Trockenfleisch in einen Beutel stopfte.

    Die Nekromantin bemerkte Esther zunächst nicht, weshalb sie die Tür absichtlich weit von sich stieß, sodass diese laut gegen das Holz schepperte.

    Esther blieb mit vor der Brust verschränkten Armen im Türrahmen stehen. „Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte sie spitz.

    Agatha zuckte zusammen und hielte damit inne, ihr Proviant in den Sack zu stopfen. Von irgendwo sprang ihr Kater auf den Tisch.

    Einen Moment lang starrten die Frauen sich einfach an, bis die Nekromantin den Beutel losließ und auf Esther zukam.

    Sie machte allerdings nicht die Anstalten, aus dem Weg zu gehen. „Du wolltest dich heimlich aus dem Staub machen“, dämmerte es Esther und an dem Gesichtsausdruck konnte sie sehen, dass Agatha sich ertappt fühlte.

    „Ich habe ein Schiff gefunden, dass …“

    „Du hättest einfach fragen können, weißt du?“, unterbrach Esther sie. Unterm Strich war es ihr egal, was Agatha tun wollte und sie begrüßte es sogar, dass sie die Revenge verlassen wollte. So musste sie nicht ständig ein Auge auf die Nekromantin haben. Dennoch hätte Esther sie nicht ohne Verpflegung und etwas Geld gehen lassen. „Ich werde dich nicht aufhalten … keiner von uns hätte dich aufgehalten“, meinte Esther schließlich, holte aus ihrem eigenen Beutel einige Geldstücke hervor und hielt sie Agatha hin. „Hier, damit kannst du dich sicher einige Zeit über Wasser halten.“

    Etwas zögerlich nahm die Nekromantin das Geld entgegen.

    „Und nimm den Beutel mit“, sagte Esther und machte den Weg frei.

    Sichtlich irritiert sammelte Agatha die Sachen zusammen und klemmte sich ihren Kater unter den Arm.

    Schweigend gingen sie an Deck und bevor Agatha schließlich vom Schiff ging, hielt Esther sie noch einmal auf. „Sollten wir uns noch einmal begegnen, denk an das, was wir für dich getan haben.“

    Sicherlich war die Nekromantin es gewohnt, sich durchzuschlagen, aber Esther hätte ihr sowohl Essen als auch Geld verweigern können. Dann hätte sie es wesentlich schwerer gehabt. Ob das für Agatha reichte, wusste Esther nicht.

    Trotzdem nickte sie und in dem Moment wurde Esther klar, dass die andere Frau nie vorhatte, bei ihnen zu bleiben.

    Wieder beobachtete sie von der Reling aus, wie einer von ihnen sich von der Revenge entfernte.

    „Scheiße …“, kam es ihr plötzlich über die Lippen. Wie erklärte sie den anderen, dass Agatha gegangen war. Sie hatte nicht einmal nach den Beweggründen gefragt. Ob ihre Freunde ihr die Schuld an Agathas Verschwinden gaben?

    Sie schnaufte. Nun war es so. Ändern konnte sie daran nichts und das wollte sie auch gar nicht.

    Also ging sie wieder unter Deck, um ihren eigentlichen Plan in die Tat umzusetzen.

    Immerhin klebte noch eine riesige Rune auf ihrem Schiff.

    „Dabei hätte sie wenigsten noch helfen können“, maulte sie, während sie in der Küche einen Eimer und eine Bürste hervorholte. „Dreck machen und dann abhauen, das sind mir die Richtigen.“

    Sie legte sich einen Lappen über die Schulter, der müffelte, wie alte Socken und holte sich Wasser aus dem Fass.

    So kalt wie das Wasser war, bezweifelte sie, dass sie das Symbol von den Planken bekam.

    Resigniert schaute sie sich die Kochstelle an, vor der für gewöhnlich entweder Edmund oder Nelli hantierten. Eins musste sie dem Händlersohn lassen. Die Küche war im tadellosen Zustand. Zögerlich ergriff sie die Feuersteine, beschloss dann aber, es sein zu lassen.

    Sie trug schon die Teilschuld am Verlust der Eleftheria. Trevor und Edmund würden sie auf der Stelle ins Meer werfen, wenn sie die Revenge nieder brannte.

    „Also kaltes Wasser“, schnaufte sie und angelte sich die Seife von der Auslage.

    Auf den Knien hockend und mit hochgekrempelten Ärmeln schrubbte sie, was das Zeug hielt. Die rote Kreide ließ sich zu ihrem Glück recht leicht entfernen. Doch dann rutschte sie mit der Bürste geradewegs durch den klumpigen Blutfleck, den sie bisher verdrängt hatte.

    Angeekelt verzog sie das Gesicht als sie die Überreste in den Borsten und an ihren Armen kleben sah.

    Ihr Magen drehte sich um, doch sie schluckte den sauren Speichel runter.

    Wobei Erbrochenes zwischen dem Blut und der Kreide vermutlich auch nicht aufgefallen wäre, dachte sie sich.

    Zum Schluss wischte sie den Rest mit dem Lappen auf und kippte das unbrauchbare Wasser über die Reling ins Meer.

    Sie wusch sich den Dreck von den Armen und legte Eimer, Bürste und Lappen zurück an ihre Plätze. Dabei entdeckte sie in einem schmalen Fach ein kleines Buch. Sie schob neugierig die Unterlippe vor. Eigentlich stand es ihr nicht zu, in Sachen herumzuwühlen, die nicht ihr gehörten, aber die Küche war eben auch kein Privatbereich. Mit einer fließenden Bewegung zog sie das Büchlein aus der Nische und begann darin zu blättern. Ein Rezeptbuch, versehen mit handschriftlichen Notizen und Änderungen. An einigen Stellen war die Mengenangabe geändert oder Zutaten gänzlich herausgestrichen oder gar hinzugesetzt worden. Esther griff sich eine kleine Möhre und knabberte darauf herum, während sie die Rezepte durchging.

    Erst nach einiger Zeit dämmerte ihr, dass Edmund die Kochanweisungen geändert hatte. Es schien ihm viel daran zu liegen, dass das Essen schmeckte. Dieser Gedanke brachte sie auf eine unerklärliche Weise zum Lächeln. Und die Konsequenz hinter seinen Notizen und den Änderungen legte nahe, dass ihm das Spaß machte. Aber dennoch war seine Bewirtung nicht selbstverständlich.

    Sie klappte das Buch zu und legte es auf den Tisch, als ihr eine Idee kam.

    Aber zunächst müsste sie die Kochstelle beheizen und das kam ihr im Moment ziemlich unmöglich vor.

    Zugesehen hatte sie schon ein paar Mal, immerhin konnten alle ein Feuer entfachen. Außer sie selbst.

    „Höchste Zeit, das zu ändern.“

    Sie befüllte die dafür vorgesehene Stelle mit Brennmaterial und stemmte die Hände in die Hüften. Unsicher zuckte sie die Schultern und holte vorsichtshalber einen Eimer Wasser dichter.

    Dann zückte sie ihren Zauberstab. „Was soll schon schief gehen?“

    Sie legte all ihre Konzentration in ihr Vorhaben und zentrierte ihre Magie auf einen klitzekleinen Teil unmittelbar im Zentrum des Brennmaterials. Um das zu entzünden, brauchte es eine gewaltige Menge reiner Energie. Oder eben einen kleinen Funken.

    Eine gefühlte Ewigkeit geschah rein gar nichts. „Ach, nun komm schon!“, keifte sie und konzentrierte sich erneut. Wenn die anderen sie jetzt so sehen würden, hätten sie sicher gelacht.

    Dann begann es zu qualmen und kurz darauf stiegen kleine Flammen hervor.

    Esther stieß einen triumphierenden Laut aus. Von wegen hilflos!

    Sie steckte den Zauberstab ein, klaubte das Buch vom Tisch und suchte sich ein scheinbar einfaches Rezept heraus. Vielleicht tat sie einen Gefallen, wenn sie etwas kochte. So musste sich später niemand anderes darum kümmern. Und vielleicht konnte Edmund sehen, dass es so etwas wie ein Versöhnungsversuch darstellen sollte.

    Während sie Gemüse schälte und schnippelte, achtete sie peinlichst darauf, dass die Feuerstelle nicht ausging.

    Sie sammelte weitere Zutaten zusammen und bedachte jeden Schritt, den das Rezept oder Edmund vorgaben. Es fühlte sich erst merkwürdig an, aber dann verlor sie sich beinahe in den Arbeitsschritten und es fühlte sich beruhigend an. Bald schon roch es angenehm würzig und während Esther ihre Utensilien reinigte, köchelte der Gemüseeintopf nach Edmunds Art fröhlich vor sich hin. Ab und zu probierte sie das Gemüse, um es nicht zu zerkochen. Es sollte zwar weich, aber noch bissfest sein. Das war für Esther zwar ein Widerspruch, denn wie sollte etwas fest und weich zugleich sein, aber so war Edmunds Anweisung.

    Das Beste an ihrem Vorhaben war das warme Wasser, welches sie zum Abwaschen hatte.

    „Hätte dir auch ein wenig früher einfallen können“, sagte sie zu sich selbst und kicherte. „Tolle Magierin.“

    Sie nahm den fertigen Eintopf von der Kochstelle und nachdem sie sich vergewissert hatte, dass von den anderen noch niemand zu sehen war, nahm sie sich schließlich einige Kleidungsstücke vor, die Nelli noch flicken wollten.

    An Deck setzte sie sich auf einen Hocker und begann mit einem leisen Lied auf den Lippen, die Löcher in den Hemden zu stopfen.

    Hallo Etiam :)

    Nur ganz kurz nochmal:

    Auf die habe ich auch lange gewartet, die endlich schreiben zu dürfen. Die Konfrontation mit dem was da ist, sollte sitzen und ich war mir nicht sicher, ob sie das im Schatten des Envikis auch tut.

    Die Bedenken kann ich dir nehmen ... ich fände diese Parts genauso spannend wie alles, was zum Enviki gehört :)

    Dennoch bin ich natürlich neugierig, wie dieses ganze Duell ablaufen wird :)

    Verbunden mit dem vorherigen Treffen, soll genau das der Unterschied sein.

    Okay. Ich lass das jetzt einfach mal auf mich zukommen :)

    Ich hätte nur nicht vermutet, dass Tjelvar aus diesem Grund so handelt, wie er es tat ... vielleicht könnte man da noch ein oder zwei tiefere Gedanken einflechten (das muss ja nicht in diesem entsprechenden Part sein, kann auch später passieren, wenn er und Sigrid sich das nächste Mal sehen ;))

    LG :)

    Hallo Etiam :)

    Ich bin mir sicher, du hast schon mitbekommen, dass ich hier aufgeholt habe - und man, war das ein Fest! :thumbsup:

    Einerseits bedauere ich es, nicht jeden Part sofort gelesen und kommentiert zu haben, andererseits war es wahnsinnig toll, die Parts hintereinanderweg lesen zu können. :thumbup:

    Spoiler anzeigen

    Und was soll man sagen? Es war einfach gut. Punkt :)

    Hier und da sind mir noch etliche Flüchtigkeitsfehler aufgefallen, aber das lässt sich leicht beheben, deswegen habe ich hier aufs Zitieren verzichtet xD

    Insgesamt mag ich die Stimmung, die du in jedem Part aufbaust. Es schwingt immer etwas Bedrohliches mit und man denkt sich immer wieder, das gleich etwas passiert. Dann gibt es einige Twists, die mir gefielen wie z.B. Durins Entscheidung, dass er Tjelvar als seinen Vertrauten wählt. Nach der Erklärung, wieso der Kommandant das getan hat, war man natürlich schlauer, aber dennoch - es kam sehr überraschend! Das Frod deshalb allein im Knast versauert, gefällt mir weniger gut, aber ich bin zuversichtlich, das der arme Kerl bald wieder draußen ist :whistling: *hofft, dass Eti ihn nicht einfach sterben lässt*

    Besonders hervorheben möchte ich gerade die letzten Parts - die waren richtig, richtig, RICHTIG gut!

    Was mir persönlich noch nicht so in den Kopf will, ist die Sache mit dem kleinen Mädchen. Ich schätze mal, dass die Menschen in Dun aufgrund des Angriffs der Draugar ohnehin gerade alle um ihre Existenz kämpfen. Vermutlich sitzen mehrere gerade auf der Straße, haben kein Dach über den Kopf oder nichts zu essen ... Wieso fällt es Tjelvar gerade bei dem Mädchen so besonders stark auf? Sicherlich nicht nur, weil die Mutter nicht da ist? Die Gedanken von Tjelvar dazu kamen mir da vergleichsweise schwach vor. Aber ich warte hier erst einmal ab, was dazu noch kommt :)

    So. Das war es von mir erst einmal kurz und knapp. Das nächste Mal dann hoffentlich wieder etwas ausführlicher und zeitnaher :blush:

    LG :)

    Eine Weile blickte Esther Edmund betreten nach. Ihr erster Instinkt war es, ihm zu folgen, denn sie fühlte sich mies, weil sie sich nicht nach seinem Befinden erkundigte, wie er es getan hatte. Dabei war es offensichtlich, dass ihn die Prozedur mitnahm.

    Aber um ihm nachzulaufen, fehlte ihr buchstäblich die Kraft. Sie fühlte sich ausgelaugt und müde. Ein kalter Schauer jagte über ihre Arme und sie unterband den Drang, das Kribbeln in ihren Gliedern herauszuschütteln. In diesem Punkt hatte sie Edmund angelogen. Es ging ihr nämlich nicht so gut wie sie vorgab.

    Ihr Blick streifte Agathas Gestalt, einer Nekromantin.

    Sie wusste, was diese Personen taten - sie weigerte sich, dabei an Magier zu denken, denn diese Leute verdienten diese Bezeichnung nicht.

    Esther wandte ihren Blick von Agatha ab und sah auf den Punkt hinab, an der der Karren gestanden hatte.

    Leider hatte sie zu spät begriffen, was Agatha tun würde. Und Esther fühlte sich schäbig bei dem Gedanken daran. Aber sie hatten nun ihre Antworten, mehr oder weniger. Antworten, die ihr nicht gefielen.

    Wie sollten sie die Eleftheria wiederbekommen, wenn Armod damit durch die Weltgeschichte segelte? Was wurde nun aus dem Handel zwischen Edmund und Thomas, wo Letzterer augenscheinlich bereits in Besitz des Fernrohrs war? Und welches Artefakt suchte Armod nun? Und warum?

    So, wie es für sie klang, arbeiteten Armod und Thomas zusammen. Und wenn sie wetten müsste, würde sie darauf setzen, dass die beiden Jagd auf die magischen Relikte machten.

    Sie schluckte den sauren Kloß, der sich in ihrem Hals gebildet hatte, schwer hinunter. Egal. Sie würden schon eine Lösung finden, wie immer. Aber nicht mehr heute. Von ihr aus konnten sich alle anderen die Köpfe zerbrechen, sie hatte genug gesehen. Und dabei war ihr Ausflug in die Taverne mit Trevor noch das Harmloseste gewesen! Hätte sie nach dem Ableben des Matrosen nicht bereits ihren sämtlichen Mageninhalt hervorgeholt, hätte sie sich spätestens jetzt übergeben.

    Du bist eindeutig zu weich für so etwas! Hatte Vater das damit gemeint, dass er hoffte, ich würde während der Reise reifer werden?

    Sie wischte sich fahrig mit dem Ärmel über die Augen. Trotz der Bilder der vergangenen Stunden, die ihr einfach nicht aus dem Kopf gehen wollten, holte Müdigkeit sie ein.

    „Esther?“

    Trevors Stimme ließ sie zusammenzucken. Sie sah ihn an, wobei sogar sie selbst bemerkte, wie leer ihr Blick war.

    „Kommst du damit klar?“, fragte er und deutete mit dem Kinn in die Richtung, wo er den Karren versenkt hatte. „Du weißt, dass es ein Unfall war, oder?“

    Sie nickte knapp und entfernte sich ein wenig vom Siegel, welches Agatha auf den Boden gezeichnet hatte.

    „Und wir haben immerhin ein paar Antworten“, setzte Trevor nach.

    Ob das dazu beitragen sollte, um ihr Gewissen zu beruhigen, wusste sie nicht. Und selbst wenn, half es nicht sonderlich.

    Tatsächlich bedeutete der Matrose ihr nichts und auch sein - erneuter Tod - berührte sie nicht. Allein der Anblick seines zermatschten Körpers hatte bei ihr zu der Übelkeit geführt.

    Nein. Sie fühlte sich wie eine Versagerin, weil sie weder dem Fernrohr, noch der Eleftheria ein Stück nähergekommen waren. Und damit keimte in ihr die Besorgnis auf, dass sie ihr Versprechen, welches sie Edmund gab, nicht würde halten können!

    Sie lächelte Trevor gequält „Wenn irgendwas ist … sagt mir Bescheid“, meinte sie schlicht und verabschiedete sich lediglich mit einem kurzen Nicken in Trevors Richtung.

    Einerseits fühlte sie sich schlecht dabei, den Formwandler alleine zu lassen, andererseits brauchte sie einen kurzen Moment für sich. Zum Durchatmen. Anschließend würde sie sicherlich wieder die Ärmel hochkrempeln und weitermachen können. Sie hoffte, Trevor würde es nachvollziehen können.

    Was Agatha dachte, war ihr schlicht gleich. Hätte sie früher geprüft, wer sie war, hätte Esther gleich am Anfang versucht, diese Person loszuwerden. So etwas darf sich nicht Magie nennen! Doch nun war sie hier und das letzte, was Esther wollte, war ein Streit, ganz gleich mit wem. Es reichte schon, wenn sie sich regelmäßig mit Edmund auseinandersetzen musste.

    Sie ging unter Deck und erwog kurz den Gedanken, Nelli aufzusuchen, verwarf diese Idee aber gleich wieder. Die Gefahr, Edmund zu begegnen war zu groß. Vermutlich war sie ohnehin die Letzte, die er sehen wollte.

    Also ging sie in ihre Kabine und warf die Tür hinter sich ins Schloss.

    Und obwohl sie hundemüde war, machte sie kein Auge zu.

    Esther wischte sich, nachdem sie mit dem Essen fertig war, den Mund mit einem Tuch ab und stellte ihre Schale vor sich auf den Tisch.

    Edmund konnte gut kochen, so viel stand fest. Dennoch war sie sauer auf ihn. Stocksauer. Da versuchte sie einmal mit diesem Menschen lockerer zu reden und schon stritten sie wieder! Als wären sie beide ein einziges Missverständnis.

    Dabei wusste sie nicht einmal, warum sie sich so derart von seinen Aussagen getroffen fühlte. Nichts lag ihr ferner, als sich mit Edmund etwas vorzustellen.

    Es würde ihn sicherlich überraschen, aber es gab tatsächlich Menschen, die sich nicht angezogen von ihm fühlten! Da half auch seine Aura nicht!

    Genervt griff sie nach ihrem Becher, nippte daran und versuchte, ihre Gedanken auf das Wesentliche zu lenken, was ihr nur bedingt gelang.

    Und warum war sie denn so wütend?

    Egal. Sie schob das alles beiseite.

    Es gab jetzt wichtigeres als ihren verletzten Stolz. Die Eleftheria, das verdammte Fernrohr …

    „Hat es dir nicht geschmeckt?“

    Edmunds Stimme holte sie wie eine Backpfeife je zurück ins Hier und Jetzt.

    Beinahe verschluckte sie sich dabei an ihrem Apfelmost. „Doch!“, sagte sie schnell und wechselte das Thema, bevor erneut die Wut über die unverfrorene Frechheit des Händlersohns in ihr hochkochen konnte. „Ich halte es für keine gute Idee, allzu viel Aufsehen auf uns zu ziehen“, setzte sie deshalb nach.

    Wenn man den Erzählungen Glauben schenken durfte, befanden sie sich auf gefährlichem Pflaster und sie würde es begrüßen, noch eine Weile am Leben zu bleiben. Allen voran machte sie sich aber Sorgen um die Anderen und auch wenn ein jeder von ihnen bewiesen hatte, alleine klar zu kommen, lag ihr viel an dem Wohlergehen ihrer Freunde.

    Ihr Blick streifte Edmunds Gesicht. Ja, auch an seinem!

    Und er hat dich mitgenommen, um für Schutz zu sorgen … „Wir sollten so wenig Aufmerksamkeit wie möglich erregen. Auch wenn wir die vielleicht schon auf uns ziehen … sie wissen immer noch nicht, wer wir sind und den Vorteil sollten wir nicht direkt verspielen.“ Ihre Lüge dem Sklaven gegenüber erwähnte sie lieber nicht. Auch nicht, dass sie bemerkt hatte, dass er ihre Flunkerei nicht abgekauft hatte. „Aber wir sollten uns beeilen. Der Mann, mit dem ich gesprochen habe, hat meinen Zauberstab bemerkt. Ich bin mir nicht sicher, ob er begriffen hat, was ich bin. Aber wenn, und je nachdem wie loyal er zu seinem Kapitän steht, dürfte die Information schon bis zu ihm gelangt sein. Und ich schätze, der hat sich bereits auf einen Angriff vorbereitet.“

    Trevor lehnte sich sichtlich entspannt zurück. „Zur Not töten wir einfach alle.“

    Esther starrte ihn perplex an. Sicher. Natürlich würde sie ein Schiff überfallen und einfach alle Anwesenden töten.

    Doch bevor sie ein Veto einlegen konnte, schnitt Edmunds Stimme dazwischen. „Wir müssen ja nicht winkend reinrennen und mit unseren Namen um uns werfen.“ Er schaute Trevor an. „Oder direkt alle töten! Vielleicht hat Nelli einen Trank, der unser Aussehen verändert?“

    Esther sah von Trevor zu Edmund. Auch wenn sich ihr der Plan dahinter nicht erschloss, blickte sie schließlich erwartungsvoll zu Nelli rüber. Immerhin musste man alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel in Betracht ziehen. „Hast du einen?“, fragte sie deshalb noch einmal.

    Die Hexe dachte kurz nach. „Nicht direkt, aber ich kann einen herstellen.“

    Das ließ hoffen. „Wie lange brauchst du für die Herstellung? Und wie lange wirkt er?“

    Nelli wog den Kopf. Die Hoffnung in Esther sank etwas zusammen, doch sie vertraute der älteren Frau.

    „Für die Menge? Der Trank wäre heute Abend fertig, wenn ich gleich anfange, und er sollte wenigstens … zwei Stunden halten.“

    Zwei Stunden … Esther rieb sich das Gesicht. „Und dann? Was habt ihr vor? Ihr wollt auf das Schiff und … was genau unternehmen?“, fragte sie in dem Wissen, sich völlig lächerlich zu machen.

    „Informationen zu bekommen?“, fragte Edmund mit einem säuerlichen Unterton in der Stimme. Es war ihm anzuhören, dass er ihre Nachfrage nicht verstehen konnte.

    „Es durchsuchen“, warf Trevor beinahe zeitgleich ein.

    Nachdenklich kaute Esther sich auf der Lippe herum, wobei sie den jungen Andre einer Musterung unterzog. Jetzt vom nahen viel ihr einiges auf, was nicht unbedingt zu einem Mann passte. Die Gesichtszüge waren etwas weicher und einige Partien wesentlich weniger markant. Aber seit sie Edmund kennen gelernt hatte, erschien ihr das nicht so unwahrscheinlich. Sie schüttelte den Gedanken ab. Andre würde sich schon öffnen. Jeder trug immerhin ein Geheimnis mit sich, ob bewusst oder unbewusst. Und ihr war es ohnehin egal, ob er nun ein Mann oder eine Frau oder was auch immer war. Ihre Truppe war immerhin alles andere als der Standard einer Crew.

    „Was ist, wenn wir beides machen?“, schlug Esther schließlich vor und wandte ihren Blick von dem neuen, unfreiwilligen Mitglied ab. „Wir durchsuchen das Schiff und holen uns Informationen. Das Schiff ist nur drei Tage hier. Vielleicht sollten wir uns aufteilen. Eine Gruppe geht zum Schiff, die andere greift sich den Meuterer und fragt ihn aus? Am besten gewaltlos.“ Letzteres sagte sie mit einem kurzen Seitenblick auf Trevor.

    Der Formwandler zuckte die Schultern. „Ich versuche es, kann aber für nichts garantieren.“

    Gut. Besser als nichts. Von Edmund hörte sie ein Schnauben, weshalb sie sich zu ihm umwandte. „Und der Kerl wird auch freiwillig mit uns reden.“

    „Da bin ich ausnahmsweise deiner Meinung“, gab sie kühl zurück. „Aber ich sagte auch nichts von freiwillig.“

    Ich weiß zwar noch nicht, wie wir das anstellen wollen, aber da fällt uns etwas ein, wenn es soweit ist.

    „Um das >nicht freiwillig< kann ich mich gerne kümmern“, sagte Trevor, als hätte er ihre Gedanken gelesen. „Immerhin habe ich noch eine Rechnung zu begleichen.“ Der Formwandler verschränkte die Arme vor seinem Oberkörper und seine Miene verdüsterte sich.

    Das war zwar das Gegenteil von gewaltlos, aber es schien ihr, als wäre jeder Widerspruch zwecklos. Vielleicht konnte sie dem Formwandler zuvorkommen.

    Viele Optionen blieben ihr nicht, denn wie Edmund bereits sagte, höflich nachfragen, würde nichts bringen.

    Fragend sah sie den Händlersohn an.

    „Meine Stimme zählt hier eh nichts“, meinte er daraufhin.

    Ihr lag die Zustimmung bereits auf der Zunge, doch sie hielt sich zurück. Sich noch mehr zu streiten, brachte nichts. Immerhin würden sie noch eine Weile aufeinander hocken.

    Allerdings konnte sie sich hier auf der Stelle auch ein anderes Schiff suchen und dort anheuern. Da Edmund so offen kundgetan hatte, sie nicht ausstehen zu können, würde er sie sicherlich nicht vermissen. Und sie ihn auch nicht!

    Oder?

    Außerdem hatte sie ihm etwas versprochen und ihr Versprechen würde sie halten.

    Sie wartete noch kurz, ob jemand weitere Einwände gegen den Plan hatte. Da gab es sicherlich viele und die beste Idee war das bei Weitem nicht. Aber in der Kürze der Zeit erschien ihr das die beste Möglichkeit. „Dann sollten wir überlegen, wie wir die Grüppchen einteilen? Den Meuterer könnte ich dazu bewegen, an einen … ruhigeren Ort zu gehen, von wo aus wir ihn dann … mitnehmen können?“

    „Vielleicht reicht das erst einmal aus“, überlegte Edmund laut. „Auf blauen Dunst ein riesiges Schiff durchsuchen, macht wenig Sinn.“

    Nach einem kurzen Augenblick nickte Esther zustimmend. „Ja, du hast Recht.“ Verdammt. Nun war es schon das zweite Mal, dass sie ihm beistehen musste!

    Aber es war so. Sie wussten nicht einmal, ob sich das Fernrohr auf der Telara befand. Nur weil der Meuterer sich dort aufhielt, musste das nicht auch für das Relikt gelten. „Der Kerl ist unsere einzige Möglichkeit, herauszufinden, was mit der Eleftheria passiert ist“, setzte Esther nach.

    Nelli räusperte sich „Ich denke, dass ist ein guter Zeitpunkt, um euch zu sagen, dass Stievs Geist mich angesprochen hat.“

    Damit hatte die ältere Frau mit einem Schlag die gesamte Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

    Überraschte Esther diese Offenbarung? Nein. Auf der bisherigen Reise hatte sie allerhand seltsame Sachen gesehen und seit der Sache mit Trevor und dessen Vater glaubte sie Nelli auch, dass diese mit Geistern kommunizieren konnte.

    Esther lehnte sich interessiert vor. „Und? Was hat er gesagt?“

    Nelli schnaufte. „Er meinte, dass Armod hier wäre und uns sucht. Er wollte uns warnen.“

    Ungläubig runzelte Esther die Stirn. „Kann das sein? Meint ihr, der Kerl hat uns hier bereits aufgespürt?“ Sie hielt das für ausgeschlossen, Immerhin war sie die Einzige auf der Eleftheria gewesen mit der Fähigkeit des Aufspürens. Und ihre Zauber hatten ihr keine weiteren magischen Wesen aufgezeigt. Sollte der Kerl wirklich hier sein, dann hatte er entweder wahnsinniges Glück, war doch schlauer als sie dachten oder unter ihnen versteckte sich ein Magier.

    Sie hoffte auf Ersteres.

    „Super“, ließ Edmund von sich hören. „Dafür, dass ich dem Bastard ein Grab auf der Insel geschaufelt habe, hätte dein Geisterfreund ein paar mehr Informationen herausrücken können.“

    Warum fühlte sich seine Stimme in ihrem Kopf an, als würde sie mit der Hand beherzt in ein bestücktes Nadelkissen greifen?

    Dennoch hörte sie eine Spur Sarkasmus heraus.

    „Ist das ein Problem, um das wir uns auch kümmern sollten?“, fragte sie zögerlich in die Runde.

    „Wir sollten es im Auge behalten“, bemerkte Trevor. „Aber das gehen wir an, wenn Armod uns über den Weg läuft. Erst einmal greifen wir uns diesen feigen Meuterer!“

    Mit einem knappen Nicken stimmte Esther zu. „Wäre Armod hier, läge die Elefheria am Hafen“, überlegte sie laut. „Und ich bin die ganzen Anlegestellen abgelaufen und habe das Schiff nirgends gesehen.“

    Irgendwann, etwas später am Abend, stand ihr Plan, wie sie den Matrosen überwältigen wollten. Es gefiel ihr ganz und gar nicht, den Mann auf solch brutale Art und Weise zum Reden zu bringen. Aber egal, wie oft sie die Dinge überdachte, desto mehr kam sie zu dem Entschluss, dass es keine andere Möglichkeit gab.

    Sie hoffte nur, dass sie auch die notwendigen Informationen bekamen. Wenn nicht, wäre die ganze Mission umsonst und sie fingen von vorne an.

    Mit wenigen Handgriffen räumte sie mit Nelli und Andre die Revenge auf, während Edmund erneut in der Küche werkelte und Trevor Dinge am Schiff überprüfte, die Esther ohnehin nicht verstand.

    Wenig später schlenderte sie über den befestigten Steg und genoss für einen Moment die Ruhe, die der Abend verbreitete. In etwas weiter Ferne drang Gelächter und Gegröle zu ihr herüber.

    Sie warf einen prüfenden Blick über die Schulter, um sich davon zu überzeugen, dass sie sich noch nicht allzu weit von der Revenge entfernt hatte.

    Als sie sich wieder umdrehte, stand einige Meter vor ihr ein Mann, der sie mit durchdringendem Blick anstarrte.

    Sofort stockte sie im Schritt und ergriff ihren Stab, ohne ihn aber direkt zu ziehen.

    Sie erkannte ihn augenblicklich. Die dunklen Augen, die etwas zu tief in den Höhlen lagen und von feinen Fältchen umrahmt wurden. Wäre ihr die Situation nicht unheimlich, hätte der Sklave, mit dem sie bei der Telara gesprochen hatte, sogar freundlich ausgesehen.

    So allerdings bewirkte ihre Begegnung nur, dass ihr ein eisiger Schauer über die Arme glitt.

    Doch er tat nichts. Er stand nur da und sah sie an.

    Esther tat es ihm gleich.

    Ihr Herz hämmerte als für ein paar Sekunden die Zeit stehen zu bleiben schien.

    Dann wandte der Sklave sich mit einem Ruck um und ging den Steg entlang. Wohin, konnte sie nur mutmaßen.

    Sie blieb noch und blickte ihm noch lange nach, obwohl er längst verschwunden war.

    Was wollte dieser Irre hier? War er hinter ihr her?

    Sie schüttelte den Kopf und ging schnurstracks zur Revenge zurück. Währenddessen rang sie mit sich, ob sie jemanden von dieser Begegnung erzählen sollte.

    Mit angespannter Miene blickte Esther nach vorn und beobachtete, wie die steilen Felsen, die ob der Sonne blendeten, immer dichter kamen. Sie war bisher noch nicht oft mit einem Schiff unterwegs gewesen, doch noch nie hatte sie sich so sehr nach Land unter ihren Füßen gesehnt wie jetzt. Es überraschte sie doch über alle Maße, dass die Revenge sie alle über das Wasser trug. Nicht nur ihrer zweifelhaften Reparaturfähigkeiten wegen, sondern auch der zahlreichen kaputten Stellen nach dem Angriff des Riesenkraken. Oder sollte sie besser Monster sagen? Das Vieh hatte um ein Haar ihren Zauberstab zerschmettert.

    Sie stieß sich von der Reling ab und verschwand ins Unterdeck. Es war an der Zeit, sich etwas von dem Schatz zu sichern. Das Erste, was sie davon kaufen würde, war neue Kleidung. Nichts gegen die einfache Kleidung, aber sie war dann doch etwas anderes gewohnt.

    Auf dem Weg nach unten, huschte der junge Andre an ihr vorbei, auf dem Arm immer noch das verletzte Tier.

    Der hat es aber eilig …

    Verwirrt sah sie ihm nach. Sie teilte Nellis Bedenken. Irgendetwas stimmte mit Andre nicht. Und sie würde herausfinden, was es war.

    Sie klaubte schnell ihre Sachen zusammen, was sich im Wesentlichen aus den Magiesteinen, ihrem Zauberstab, etwas Geld und dem Stein, den sie einst von Trevor erhalten hatte, zusammensetzte. Beim Einpacken, fiel ihr das Tuch, mit welchem Trevor das Blut des Decksmannes vom Dolch gewischt hatte, in die Hände. Nach kurzem Überlegen zückte sie ihren Zauberstab. Ein Versuch war es immerhin wert. Es dauerte nicht lange und der Spruch war über ihre Lippen gerollt. Jetzt hieß es abwarten, ob ihr Stab bald eine Reaktion zeigte. Sie rechnete allerdings nicht damit, den Kerl in der Nähe zu finden.

    An Deck half sie dabei, die Revenge zum Anlegen klar zu machen.

    Sie wusste nicht, was sie von den weißen Felseninseln erwartet hatte, aber so ein gigantischer Hafen war es sicherlich nicht. Auch die zwischen den steilen Felshängen erbauten Häuser beeindruckte sie. Allem Anschein nach bot dieser Ort doch einiges. Arm wirkten die Bewohner auf den ersten Mal zumindest nicht.

    Die Einfahrt in den Hafen gestaltete sich doch schwieriger als erwartet, da sie an einigen aus dem Wasser ragenden Felsen vorbei mussten.

    Kurz erwog Esther den Gedanken, einen Schild zu errichten, da sie immer wieder nur haarscharf an den kantigen Steinen vorbeischrammten. Außerdem wusste sie nicht, was sie an Land erwartete, daher wollte sie ihre Kraft lieber aufsparen, zumal ihr Aufspürungszauber ihr ohnehin schon einiges an Energie entzog.

    Trevor stand der Schweiß auf der Stirn, während er anwies, was sie zu tun hatten.

    Während Edmund immer wieder bissige Kommentare von sich hören ließ, hatte Esther zu tun, nicht gleich über Bord zu gehen. Wer hier ein Schiff sicher hindurchsteuern konnte, musste mit Glück gesegnet sein. Das hatte mit Können nichts mehr zu tun.

    Trotz aller Widrigkeiten und ihrem offensichtlichen Ungeschick schafften sie es, einen der zahlreichen Stege anzusteuern.

    „Jetzt sachte!“, rief Trevor, doch gleich darauf donnerte die Revenge gegen die Kante und knarzte bedrohlich.

    Esther strauchelte. Das war alles andere als sachte. Unsicher beugte sie sich über die Reling und begutachtete die Schiffswand. „Zumindest scheint nichts beschädigt worden zu sein“, mutmaßte sie.

    „Nicht mehr als ohnehin schon, meinst du wohl eher“, gab Edmund von sich.

    Esther rollte die Augen. Es gab wohl keinen Tag, an dem der Händlersohn nicht meckerte. Sie verkniff sich jeden weiteren Kommentar.

    Kaum hatten Trevor und Edmund das Schiff festgezurrt, stapfte ein runder Kerl auf sie zu und begrüßte sie lautstark auf den strahlenden weißen Felseninseln.

    Es folgte ein Wortwechsel, von dem nur einige Bruchstücke wie Geld, Wucher und Abzocke zu ihr hinüberdrangen.

    Sie sah, wie Edmund dem Mann genervt einige Geldstücke in die Hand drückte.

    „Und was jetzt?“, fragte sie in die Runde, nachdem Trevor wieder an Bord geklettert war.

    „Edmund will sich umschauen“, meinte der Formwandler und deute mit dem Daumen hinter sich.

    Wenn das so war … „Ihr könnt sicherlich auch eine Weile auf mich verzichten, oder?“

    Trevors Antwort war eine Mischung aus Schulterzucken und Nicken. „Ich sehe mir den Schaden am Schiff an. Wir sollten auch unsere Vorräte wieder auffüllen.“

    Esther war sich nicht sicher, ob ihr Lager die Bezeichnung Vorrat überhaupt verdiente, nickte aber zustimmend. „Ich schau mal, ob ich geeignete Händler finde“, versprach sie und stieg vom Schiff. Edmund war längst außer Sichtweite.

    Seltsamerweise betrübte sie es etwas, dass er es offenkundig nicht für nötig hielt auf einen von ihnen zu warten.

    Ihre Beine trugen sie mitten durch belebte Straßen, an zahlreichen kleinen Läden und Verkaufsbuden vorbei. Sie konnte sich nichts ansehen, ohne direkt angesprochen zu werden. Einige Male versuchte jemand, ihr ein überteuertes Schmuckstück zu verkaufen oder sie mit seidenen Stoffen zu ködern.

    Davon überfordert, stieß sie blindlinks die Tür zu einem der Läden auf und floh hinein.

    Genervt pustete sie sich eine Strähne aus dem Gesicht.

    „Willkommen, willkommen!“, rief ihr jemand mit überschäumender Freundlichkeit entgegen und grinste sie breit an. „Kommt nur herein, schöne Dame, und seht Euch um! Hier findet Ihr alles, was Euer Herz begehrt! Schleifen, Bänder, Tanzschuhe, Hüte, maßgeschneiderte Mieder!“

    Esther hatte ihren Schock noch gar nicht überwunden, da wurde sie schon am Handgelenk ergriffen und weiter in den Laden gezogen. „Halt, wartet“, stotterte sie, bekam aber von dem dürren Verkäufer sogleich eine Schatulle mit glänzenden Ketten unter die Nase gehalten. Mit der freien Hand deutete er auf ein ausgestelltes Kleidungsstück. Er begann damit, weitere Dinge anzupreisen, von denen sie in Silberberg zuhauf besaß.

    „Haltet endlich den Mund!“, platzte es aus ihr heraus, woraufhin der Verkäufer verwirrt blinzelte.

    „Ihr wollt nichts kaufen?“, fragte er und klappte den Deckel der Truhe wieder zu.

    „Doch“, widersprach Esther, schnaufte und wischte sich die Haare aus dem Gesicht. „Ich hatte nur an etwas …“ Ihr Blick streifte das Kleid, welches im Moment noch eine Kleiderpuppe trug. „Ich brauche etwas Funktionales“, meinte sie dann. Allerdings schaffte sie es nicht, ihren Blick sofort von dem Kleid abzuwenden. Es war ein atembrauend schönes Kleid!

    Der Mann starrte sie an als wäre sie verrückt.

    „Könnt Ihr damit aufwarten oder nicht?“, wollte sie wissen.

    Schnell nickte der dünne Mann und winkte sie in eine andere Ecke des Ladens.

    Verunsichert schaute sie kurz hinter sich. Mit der Hand an ihrem Zauberstab folgte sie dem Kerl, wobei sie bemerkte, dass dieser Laden offenkundige Schätze beherbergte. War sie vielleicht doch nicht an einen gierigen Halsabschneider geraten?

    „Eurer Statur nach zu urteilen, sollten Euch diese Exemplare passen“, meinte er und breitete einige Kleidungsstücke auf einem Tisch aus.

    Sie bedachte erst den Händler mit einem skeptischen Blick und dann seine Ware. Überrascht stellte sie die einwandfreie Qualität fest, die Nähte waren sauber, nicht ein Faden linste hindurch. Auch der Stoff fühlte sich angenehm unter ihren Fingern an. Aber dennoch … irgendetwas fühlte sich falsch an. Die Teile passten nicht zu ihr.

    Sie trommelte mit den Fingern auf der Auslage herum und entdeckte hinter einigen zugemüllten Kisten etwas, dass ihre Aufmerksamkeit erregte. „Was ist damit? Steht es zum Verkauf?“

    „Oh, ich bin mir nicht sicher, ob das einer Dame wie euch gefallen wird“, meinte der Kerl und winkte ab.

    „Das zu beurteilen, solltet Ihr der Dame selbst überlassen, nicht wahr?“, säuselte sie und lächelte.

    Kaum hatte der Händler die Ware hervorgeholt, war es für Esther beschlossene Sache. Vorsichtig strich sie mit der Hand über den dunkelblauen Stoff des knöchellangen Gewandes. Die Jacke in gleicher Farbe fühlte sich robust an, der Lederbesatz an den Unterarmen sollten sie vor leichten Schnitten schützen. Die Silber glänzenden, verschnörkelten Muster am Kragen, dem Leder und an den Säumen verliehen den Kleidungsstücken etwas Edles, was Esther sehr gefiel. „Wie viel wollt Ihr dafür?“

    Nachdem sie sich über den Preis geeinigt hatten, kaufte sie noch weitere Einzelstücke bei dem Mann und kurz bevor sie ging, verlor die Vernunft und sie ließ sich auch noch das ausgestellte Kleid einpacken.

    Einige Zeit später und um etliches ärmer verließ sie vollbepackt das Geschäft und machte sich auf den Weg in das Badehaus, welches ihr von dem Verkäufer empfohlen wurde, wo sie sich zunächst mit einigen Seifen und Düften eindeckte.

    Dann ließ sie es sich im Wahrsten Sinne des Wortes gut gehen.

    Ein frisches Bad konnte wahrlich Wunder bewirken!

    Die neue Kleidung saß wie eine zweite Haut, wenn sie auch nicht dem Bild der typischen Gräfin entsprach. Unter ihrem neuen Gewand trug sie nun eine enge Hose und wadenhohe, schwarze Stiefel.

    Zufrieden schnappte sie sich ihren Zauberstab, woraufhin ein warnendes Kribbeln durch ihren Körper schoss. Alarmiert sah sie sich um, konnte aber nichts Ungewöhnliches feststellen.

    Dadurch nur noch mehr aufgeschreckt, sammelte sie ihr Hab und Gut zusammen und verließ das Badehaus, den Zauberstab in der Hand haltend.

    Immer wieder murmelte sie diese eine bestimmte Formel. Ob sie von den Menschen in ihrer Nähe für eine Irre gehalten wurde?

    Sie folgte dem immer stärker werdenden Gefühl im Körper, welches sie bis an das andere Ende des Hafens führte. Der Weg zurück zur Revenge dürfte sie einiges an Zeit kosten.

    Mit zusammengekniffenen Augen blickte sie sich um. Dann entdeckte sie den Grund dafür, dass ihr Zauber angeschlagen war.

    Nur um sicher zu gehen, schlich sie etwas dichter heran und richtete ihren Zauber direkt auf ihn. Das war er! Eindeutig!

    Beinahe wäre ihr ein Jubelschrei entglitten, doch dann sah sie, dass der Kerl, dem das Blut gehörte, nicht auf die Elefteria stieg. Sondern auf ein Schiff, das den Namen Telara trug.

    Als sie das Wappen auf dem Hauptsegel sah, stockte ihr Herz für einen Schlag. Sie starrte das monströse Schiff mit großen Augen an.

    Was nun? Sie sollte zurück zur Revenge gehen und den Anderen davon berichten!

    Allerdings machte das nur Sinn, solange Edmund auch da war. Sie glaubte nicht, dass der sich sobald wieder blicken lassen würde. Und sie weigerte sich, die ganze Hafenstadt nach ihm abzusuchen.

    Entschlossen ging sie auf die Telara zu. „Bitte verzeiht“, sprach sie einen Mann an, der für sie den freundlichsten Anblick bot, und gerade dabei war, eines der Taue zu prüfen. Verwirrt blickte er zu ihr auf.

    Sie zauberte eines ihres schönsten Lächeln auf die Lippen. „Könnt Ihr mir sagen, wie lange der Kapitän mit seinem Schiff hier anliegen möchte?“

    „Was interessiert es Euch?“

    Also doch kein netter Kerl …

    Neben ihrem Lächeln ließ sie nun noch ihre Augen leuchten. „Nun … Dieses Schiff ist sehr … bewundernswert“, stammelte sie. Sie war einfach nicht für Lügengeschichten gemacht! „Mein Sohn, er.... liebt solch große Schiffe. Ich würde ihm gerne die Gelegenheit geben, ihm dieses … Prachtexemplar zu zeigen!“

    Der ältere Matrose zog die Augenbraue hoch und reckte das Kinn. Dann erst konnte sie den Kettenring an einem Hals sehen, der ansonsten von einem Halstuch verborgen war. Der Mann war ein Sklave!

    „Euer ... Sohn?“, fragte er mit deutlicher Skepsis in der Stimme, dein Blick streifte den Zauberstab in ihrer Hand.

    Sie blinzelte und sah kurz beschämt auf den Boden. Sie hatte ihn schon lange genug von seiner Arbeit abgehalten. Sollte sein Herr mitbekommen, dass er hier herumstand und mit ihr plauderte, gab es sicherlich mehr als Ärger.

    „Bitte entschuldigt die Störung“, brachte sie hervor und wollte sich abwenden, doch der Mann hielt sie am Handgelenk fest.

    „Drei Tage“, flüsterte er, ließ sie los und bedeutete ihr mit einer Kopfbewegung, zu verschwinden.

    Die Gelegenheit ließ sie sich nicht nehmen. Ohne ein weiteres Wort bahnte sie sich einen Weg durch die Menge und brachte Abstand zwischen sich und der Telara.

    Drei Tage waren zumindest genug, um den Anderen davon berichten zu können. Sollte Edmund bis dahin nicht da sein, musste sie ihn eben zur Rückkehr zwingen. Einmal hatte das immerhin schon funktioniert.

    Huhu Tariq :)

    Ich bin weiterhin dabei und folge gerne Hannches Weg! Es ist immer wieder niedlich - ihr toller Humor und wie sich gleich dafür schämt, wenn sie etwas gemeines denkt - herrlich :love:

    Ich hoffe, dass es doch noch eine Möglichkeit gibt, damit sie mit auf den Ausflug kann ...

    Sehr süß wieder :blush:

    LG

    Hey vinni

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    Ich habe deinen kurzen Einschub auch mal eben gelesen und soweit finde ich den auch okay - nicht überwältigend, aber es war in Ordnung :) Hier und da hätte man noch ordentlich Spielraum, das eine oder andere bisschen hübscher auszuschreiben ... kann man aber später immer noch machen ^^

    Allerdings muss ich sagen, dass ich die Unterbrechung der Ratssitzung dadurch noch weniger verstehe. Blars Abschnitt ist nicht wahnsinnig lang und ich könnte mir vorstellen, dass du den einfach an den Anfang eines neuen Kapitels setzt oder Blar gleich komplett ein eigenes Kapitel schenkst (allerdings weiß ich nicht, ob es so günstig ist, den Antagonisten direkt am Anfang der Gesichte kennen zu lernen).

    Ich würde die Ratssitzung erst einmal beenden (ohne die kleine Albernheit zwischen dem König und dem Generel - das aber gerne am Ende der Sitzung) und anschließend den Einschub machen, vielleicht als Übergang zu einem neuen Kapitel?

    Krieg, das war es, was die Welt verdiente und Krieg sollte sie bekommen!

    Sehr schön! Blar scheint ordentlich einen an der Pfanne zu haben - ich freue mich auf seine weiteren Abschnitte :chaos:

    LG

    Hey Tariq

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    „Ich will, dass du mir eines versprichst“, murmelte Ares. „Geh nicht allein da runter.“
    Etienne erwiderte nichts.
    Ares packte ihn am Arm und drehte ihn zu sich herum. „Ich meine das todernst“, flüsterte er. „Geh nicht allein da runter! Nicht bevor Webster uns gesagt hat, wie wir da reinkommen, ohne dass uns diese Roboter durchlöchern! Versprich es!“
    Das Nicken seines Freundes war nicht überzeugend, aber mehr konnte er wohl im Augenblick nicht bekommen. Etienne war verwirrt und ... verstört. Das ging vorbei. Er würde keine Dummheiten machen.

    „Ich sag’s dir nochmal: Geh auf keinen Fall allein da runter“, warnte Ares. „Du weißt nicht, was du findest. Und wem du begegnest.“
    Etienne schnaubte. „Gilt genauso für dich. Keine Alleingänge auf unbekanntes Terrain!“

    Als ob sich einer von den beiden an die Anweisung des anderen halten könnte ... einer von den beiden wird diesen dummen Fehler begehen. Da bin ich mir ziemlich sicher xD

    Insgesamt gefällt mir das alles sehr gut. Da häuft sich viel Dreck an im Ring. Mestor verursacht den und Decker/Coholt räumen hinter ihm auf. Verständlich, wie Ares reagiert, als er die Machenschaften seines Vaters lüftet. Als den Preis für den Vater des Jahres gewinnt der schon mal nicht ...

    Irgendwie finde ich es ja schade, dass die Unterhaltung mit Webster erst einmal beendet ist - ich fand es spannend, dem Gespräch zu folgen. Die Pausen, die Etienne und Ares währenddessen gemacht haben, waren für mich tatsächlich etwas irritierend. Also entspanntes Mittagessen wäre bei mir nicht drinnen gewesen - sch*** auf die Uhrzeit - ich hätte mir nen Schnaps gegönnt xD

    Jetzt bin gespannt, wie es weiter geht! Schätze, jetzt kommt erstmal ein Perspektivwechsel :)

    LG :)

    Hey Tariq

    Das waren wieder zwei sehr schöne Parts, die ich gerne gelesen habe!

    Das Hannche eine Ermahnung von der Chefin bekommen hat, ist natürlich nicht so prickelnd, aber ihre Kollegin hat recht - nicht das Ende der Welt :) Aber so ein Ereignis überschattet die Freude hinsichtlich des bestandenen Prüfung natürlich. Daher ist es umso schöner, dass ihre Kollegin ihr diese Freude mit dem kleinen Präsent wieder gegeben hat. Sehr süß! <3

    Der aktuelle Part ist auch sehr hübsch! Ich freue mich schon darauf, Hannche auf den Ausflug zu begleiten ^^

    LG

    Moin vinni

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    Und die Ratssitzung habe ich deshalb unterbrochen, da ich erstmal feedback bekommen wollte, ob das bisher geschriebene so passt oder ob ich noch was ändern soll.

    hm. Einen Part deswegen zu unterbrechen, weil man Feedback haben möchte ... Das ist irgendwie komisch xD

    Hier werden die Parts meistens ja nur getrennt, damit man nicht von einer Wall of Text erschlagen wird und das Kommentieren bei einem kürzeren Text einfach leichter ist.

    Du hättest halt auch einfach mitten in der Ratssitzung einen Cut machen können, niemanden hätte es gestört. Gemein wäre natürlich noch so ein schön gemeiner Cliffhanger xD

    So, wie du es jetzt hast, sehe ich nur keinen Sinn in der Unterbrechung. Aber das ist halt nur meine Meinung. Wenn du es so lassen möchtest, wäre das doch auch okay :)

    Da ist halt die Frage, ob ein Personen und Zeitwechsel dort überhaupt hinpasst.

    Tja. Das müsste man sich dann insgesamt anschauen, kann man so schwer beurteilen, ohne den nächsten Teil zu kennen. Probiere es aus, würde ich sagen.

    Aber ich denke, den Perspektivenwechsel würdest du auch ohne diese kurze Unterbrechung einflechten können, sodass die Ratssitzung einfach nahtlos weiter geht.

    Ich denke einfach, dass man von den Leuten schon eine gewisse Einsatzbereitschaft erwarten dürfte. Die bilden da im Moment den Krisenstab. Gegessen und getrunken wird einfach nebenbei, während rund herum Karten und Aufzeichnungen ausgebreitet werden.

    Und wie gesagt - die kleine Albernheit könnte durchaus noch am Schluss stattfinden. Wäre zumindest ein schönes Ende nach der Ratssitzung :)

    LG

    Moin vinni :)

    Ich bin auch wieder auf Stand und mir hat die Sitzung auch sehr gut gefallen - man hat zunächst alle Antworten bekommen, die man hören wollte :)

    Aber an einer Stelle muss ich wieder meckern xD

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    Auch wenn ich diese Stelle amüsant fand, kann ich nicht nachvollziehen, warum die Ratssitzung unterbrochen wurde. Ich glaube, ich hatte das schon einmal bei der alten Version ähnlich angemerkt ... Die Leute müssten es eigentlich gewohnt sein, stundenlang zu tagen und sich die Köpfe zu zerbrechen ... da geht es mir ehrlich gesagt nicht in den Kopf, warum du das wegen einer kleinen Albernheit unterbrichst ... der zitierte Abschnitt könnte ja dann einfach später kommen, wenn die Sitzung tatsächlich beendet ist und alle gehen :)

    Aber das ist nur meine Meinung :)

    LG :)

    Oh jaaa ... das ist gut geworden Tariq :smoker:

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    Ares trat an das Geländer. Sein Blick wanderte über die schroffe Südwestküste der Insel. Selbst hier oben vernahm man das Rauschen der Wellen, die sich an den scharfkantigen Felsen brachen. Im Südosten breitete sich das grüne Herz des ehemaligen Atolls aus: endlose Weite aus niedrigen Bäumen und undurchdringlichem Gebüsch.

    Sehr schöne Beschreibung!

    und als er fertig war, merkte er, dass er erregt aufgesprungen war und hin und her lief.

    Ich habe kurz mit mir gehadert, ob ich das ansprechen soll, aber ich tue das trotzdem mal:

    Ich habe mir gedacht, ob das nicht vielleicht eine recht auffällige Reaktion ist, die man leicht bemerken kann. Immerhin gibt es ja noch die Kameras, die alles sehen und so ... klar, die beiden Freunde können sich ja auch nur gestritten haben, aber an Ares Stelle würde ich mich nicht dazu hinreißen lassen, allzu auffällig zu wirken. Das könnten falsche Personen sehen :hmm:

    „Coholt!“ , stieß Etienne zornig hervor.

    Ha! Wusste ich es doch! Wunder mich kein Stück, dass dieser *hier bitte kreative Beschimpfungen einfügen* bei so nem Mist mitmacht!

    Alles in einem ist das ganz hervorragen geworden. Da tun sich Abgründe auf, in die man für gewöhnlich nicht blicken will. Ich bin gespannt, wohin das noch führt. Mir scheint, als wäre Webster da gerade ein großes Ass im Ärmel :thumbup:

    LG :)