Danke Tariq Jota für eure Kommentare und Korrekturen
Zitat von JotaFalls das nur eine Episode bleibt, finde ich es am Ende von Kapitel 1 eher Fehl am Platz, da fände ich einen Ausklang mit "Blick aus dem Fenster" der Stimmung des Textes angemessener.
Es war ja noch nicht das Ende des Kapitels^^
Mehr habe ich bisher aber noch nicht.
The Adventure of Ms. Combs
Kapitel 1 (2/2), Die Zugfahrt
Ich steckte mein gestempeltes Ticket zurück in meine Tasche und lehnte mich kurz zurück, doch die Neugier ließ mich nicht lange stillsitzen. Schließlich stand ich auf und trat an die Abteiltür, um einen Blick in den Waggon zu werfen. Der Zug schaukelte sanft, während er über die Gleise rollte. Ich trat in den schmalen Gang hinaus und schaute nach beiden Seiten. Das Waggoninnere war elegant gestaltet, mit holzgetäfelten Wänden und polierten Messingbeschlägen, die das gedämpfte Licht der kleinen Lampen reflektierten. Ich ging langsam den Gang entlang, vorbei an den anderen Abteilen. Durch die offenen Abteiltüren konnte ich die anderen Passagiere sehen. Einige lasen, andere unterhielten sich leise oder blickten aus dem Fenster auf die vorbeiziehende Landschaft. Durch die großen Fenster konnte ich die weiten Felder und Wälder sehen, die im goldenen Morgenlicht vorbeizogen. Der Zug hielt gleichmäßig seine Geschwindigkeit, und das sanfte Rattern der Räder wirkte beruhigend. Plötzlich blieb ich stehen, als ich das Speisewagen-Schild am Ende des Waggons entdeckte. Neugierig trat ich näher heran und spähte durch die Glastür. Im Inneren des Speisewagens waren mehrere Tische gedeckt, die mit weißen Tischtüchern, silbernen Bestecken und frischen Blumen in kleinen Vasen dekoriert waren. Ein zarter Duft von frisch gebrühtem Kaffee und gebackenen Gebäck zog durch den Raum. Ein Kellner in makelloser weißer Jacke und schwarzer Fliege ging geschäftig von Tisch zu Tisch, um Bestellungen aufzunehmen. Die Atmosphäre war gedämpft und elegant, und die Passagiere, die bereits im Speisewagen saßen, unterhielten sich leise, während sie ihr Frühstück genossen. Ich überlegte, ob ich auch hineingehen sollte, als plötzlich jemand von hinten an mich herantrat.
»Möchten Sie vielleicht im Speisewagen Platz nehmen?«, fragte ein weiterer Kellner freundlich, der offenbar bemerkt hatte, dass ich gezögert hatte.
»Ja, das klingt gut«, antwortete ich nach einem kurzen Moment und folgte ihm in den Wagen.
Ich habe heute noch gar nichts gegessen aus lauter Stress.
Der Kellner führte mich zu einem freien Tisch am Fenster, wo ich Platz nahm. Ich ließ meinen Blick noch einmal durch den Speisewagen schweifen, bevor ich mich entschied, etwas zu bestellen.
»Was darf ich Ihnen bringen?«, fragte der Kellner höflich und legte mir eine kleine Speisekarte hin.
Ich überflog die Karte, die eine kleine Auswahl an Frühstücksgerichten anbot: frische Croissants, Rührei, geräucherter Lachs und eine Auswahl an verschiedenen Marmeladen und Säften. Es war eine Auswahl, die für mich alles andere als alltäglich war. Normalerweise begnügte ich mich mit einer Scheibe Brot und einer Tasse Tee, doch heute wollte ich mir etwas Besonderes gönnen. Schließlich entschied ich mich für ein einfaches Frühstück mit Rührei, einem Croissant und einer Tasse Kaffee.
»Sehr gern, ich bringe es Ihnen gleich«, sagte der Kellner, nahm die Karte wieder an sich und verschwand in Richtung der Küche.
Während ich wartete, betrachtete ich die vorbeiziehende Landschaft. Die Felder waren in ein weiches, goldenes Licht getaucht, und in der Ferne konnte ich eine Reihe von kleinen Hügeln sehen. Der Zug glitt lautlos durch die friedliche Szenerie, und ich fühlte eine angenehme Ruhe in mir aufsteigen. Bald darauf kehrte der Kellner mit meinem Frühstück zurück. Er stellte die Teller, ein Schälchen Butter und die dampfende Tasse Kaffee vor mir ab, wünschte mir einen guten Appetit und zog sich wieder diskret zurück. Ich nahm einen ersten Schluck Kaffee und spürte, wie die Wärme durch meinen Körper floss. Das Frühstück war schlicht, aber perfekt zubereitet. Ich nahm mir Zeit, jeden Bissen zu genießen, während ich die Aussicht bewunderte. Der Zug reiste weiter durch die ruhige, ländliche Landschaft, und für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Als ich mein Frühstück fast beendet hatte, bemerkte ich, wie sich der Himmel allmählich veränderte. Die goldenen Töne des Morgens wichen langsam einem klaren, blauen Himmel. Vereinzelt zogen Wolken vorbei, die in der Ferne über den Hügeln hingen. Der Zug nahm eine sanfte Kurve, und ich konnte einen Fluss erkennen, der sich wie ein silbernes Band durch die Landschaft schlängelte. Nachdem ich den letzten Bissen meines Croissants genommen und den Kaffee ausgetrunken hatte, lehnte ich mich zufrieden zurück. Der Speisewagen war mittlerweile gut gefüllt, und leise Gespräche erfüllte den Raum, vermischt mit dem leisen Klappern von Geschirr. Ich überlegte, wie der Tag wohl weitergehen würde. Es lag noch eine lange Fahrt vor mir, und der Gedanke, einfach die kommende Zeit damit zu verbringen, die vorbeiziehende Landschaft zu genießen, war durchaus verlockend. Doch dann fiel mir das Buch in meiner Tasche ein, das ich schon seit Wochen lesen wollte, und ich beschloss, später in mein Abteil zurückzukehren, um in Ruhe darin zu lesen. Der Kellner kam noch einmal an meinen Tisch, um das Geschirr abzuräumen.
»War alles zu Ihrer Zufriedenheit?«, fragte er mit einem freundlichen Lächeln.
»Ja, es war sehr gut, danke« antwortete ich und lächelte zurück.
Ich bezahlte für mein Frühstück und stand auf, um zum Ausgang des Speisewagens zu gehen. Als ich durch die Tür trat, spürte ich das sanfte Ruckeln des Zuges wieder deutlicher. Gerade als ich auf mein Abteil zuging, spürte ich plötzlich einen Stoß. Jemand war hastig den Gang entlanggekommen und hatte mich versehentlich angerempelt. Ein junger Mann, vielleicht in seinen späten Zwanzigern, blieb abrupt stehen und blickte mich mit weit aufgerissenen Augen an.
»Oh, Verzeihung!«, stieß er hervor, während er sich schnell entschuldigte. »Ich habe Sie gar nicht gesehen«.
Er hatte ein zerzaustes Aussehen, mit ungekämmtem Haar und einem leicht zerknitterten Anzug, der so aussah, als hätte er ihn schon mehrere Tage getragen. Ein Aktenkoffer, den er bei sich trug, wäre ihm beinahe aus der Hand gefallen, als er mich anrempelte.
»Kein Problem«, antwortete ich, während ich mich kurz sammelte und das Gleichgewicht wiederfand. »Es ist ja nichts passiert ...«.
Er sah aber sehr durch den Wind aus, ob mit ihm alles in Ordnung ist?
Ich blickte ihm noch kurz nach, als er im nächsten Waggon verschwand. Nachdem ich die Tür, meines Abteils, hinter mir geschlossen hatte, ließ ich mich auf meinen Platz fallen und atmete tief durch. Der unerwartete Zusammenstoß hatte meinen Puls kurz in die Höhe getrieben. Ich zog mein Buch aus der Tasche und versuchte, mich wieder zu entspannen. Doch während ich las, dachte ich immer wieder an den jungen Mann und fragte mich, was ihn so sehr beschäftigt haben könnte. Ich schüttelte die Begegnung ab und vertiefte mich schließlich in mein Buch. Die Worte auf den Seiten zogen mich langsam in eine andere Welt, und die Geräusche des Zuges vermischten sich mit den Gedanken der Figuren, die ich vor mir sah. Gerade als ich in der Geschichte versunken war, klopfte es leise an die Abteiltür, und ich sah auf. Ein Mitglied des Zugpersonals stand im Gang, ein älterer Herr mit freundlichem Gesicht und der vertrauten Uniform des Zuges. Er lächelte höflich und trat einen Schritt in mein Abteil.
»Entschuldigen Sie die Störung«, begann er mit einer beruhigenden Stimme, »aber ich wollte Sie nur darüber informieren, dass wir in wenigen Minuten einen Tunnel durchfahren werden. Es könnte ein wenig dunkler werden, und manchmal spürt man ein leichtes Dröhnen, wenn wir hindurchfahren. Aber es ist nichts Besorgniserregendes«.
»Danke für die Information«, nickte ich.
Er nickte höflich zurück und setzte seinen Weg durch den Waggon fort, um die anderen Passagiere zu informieren. Ich sah ihm kurz verwirrt nach und legte mein Buch beiseite.
Ich hatte bereits einige Zugfahrten hinter mir, und nie zuvor war ich vor einer Tunneldurchfahrt gewarnt worden. Was meinte er mit dem Dröhnen? War dies ein besonders langer oder tiefer Tunnel?
Ich schüttelte den Kopf, versuchte, die aufkommende Unruhe zu verdrängen, und lehnte mich zurück. Doch das Gefühl, dass etwas Ungewöhnliches bevorstand, wollte nicht weichen. Meine Gedanken kreisten um die Warnung, und ich ertappte mich dabei, wie ich nervös auf den Moment wartete, in dem wir den Tunnel erreichen würden. Draußen wurde die Landschaft allmählich dunkler, die Felder und Bäume verloren ihre klare Kontur im schwindenden Licht. Es war, als würde die Natur selbst auf das bevorstehende Ereignis reagieren. Das sanfte Schaukeln des Zuges, das mich zuvor beruhigt hatte, wirkte nun fast wie ein Vorbote für das, was kommen sollte. Plötzlich tauchten die massiven Wände des Tunnels vor dem Fenster auf. In einem Augenblick verschwand die Welt draußen, und der Zug tauchte in eine undurchdringliche Dunkelheit ein. Mein Blick fiel auf die Lichter im Abteil, als sie kurz auf flackerten und dann erloschen, sodass wir völlig im Dunkeln waren. Es war, als ob die Welt um uns herum einfach aufgehört hätte zu existieren. Sofort spürte ich das Dröhnen, von dem der Zugbegleiter gesprochen hatte. Es war ein durchdringendes, tiefes Geräusch, das die Wände des Waggons erzittern ließ und sich unangenehm in meinem Brustkorb festsetzte.
Mein Kopf ... Was ist ... das? Hat dass ... denn niemand untersucht?
Es war kein Unterschied zwischen geschlossenen Augen und dem umhüllenden Schwarz des Tunnels. In dieser absoluten Finsternis konnte ich nichts sehen, nichts fühlen, außer dem dröhnenden Geräusch, das jede andere Wahrnehmung überlagerte. Plötzlich hörte ich einen durchdringenden Schrei einer Frau, irgendwo im Waggon. Der Schrei hallte in der Dunkelheit wider und schien die bedrückende Stille für einen kurzen Moment zu durchbrechen. Der Klang der panischen Stimme verstärkte meine eigene Angst und ließ mein Herz schneller schlagen. Ein Gefühl von Schwindel überkam mich, und ich kämpfte darum, bei Bewusstsein zu bleiben. Die Luft schien schwerer zu sein und erdrückend. Ich spürte, wie meine Kräfte mich verließen. Mit einem letzten, verzweifelten Versuch griff ich nach der Armlehne meines Sitzes, doch meine Finger glitten ab. In einem Augenblick des völligen Kontrollverlustes sank ich langsam in die Bewusstlosigkeit.