Beiträge von Feron

    Ich mag unironisch die „Final Destination“-Filme.

    Üblicherweise hat ganz zu Beginn einer der Charaktere eine Vision von einem grauenvollen Desaster, bei dem Dutzende Leute – einschließlich ihm selbst und seinen Freunden – umkommen. Ein Flugzeugabsturz, ein Schwertransporter-Unfall auf der Autobahn, der Einsturz eines Gebäudes oder Ähnliches. Woher die Vision kommt, wird nie erklärt. Der Tod eines Menschen ist aber eigentlich vorbestimmt, und das Universum korrigiert diesen „Fehler“: Es sorgt dafür, dass alle Beteiligten in genau der Reihenfolge sterben, die ohne die Vision eingetreten wäre.

    Ich erinnere mich lebhaft daran, wie ich zu dem Kumpel, der den Film mit mir gesehen hat, sagte: „Boah, den Stress würde ich mir nicht geben! Ich würde mich erschießen und wäre raus!“ In genau diesem Moment hatte ein Charakter im Film dieselbe Idee und steckte sich eine Pistole in den Mund – nur um festzustellen, dass die Waffe immer dann defekt ist, wenn er sie auf sich selbst richtet. Er war eben noch nicht dran …

    Heutzutage bewundere ich vor allem die Spezialeffekte. Man kann einen Schauspieler natürlich nicht wirklich von einem Wolkenkratzer werfen, aber gerade die neueren Teile von Final Destination sind in dem Bereich so gut, dass man es für einen Moment doch glauben kann. Ich sehe mir liebend gern die Making-ofs an und überprüfe, ob ich richtig geraten habe, welche geheime Technik hinter einem bestimmten Effekt steckt.

    Zitat

    Gesellschaften sind komplex, Kulturkreise sind komplex - wir borgen gerne aus dem europaeischen Kreis weil wir da eine Chance haben das halbwegs sinnvoll hinzubekommen (wer schon mal versucht hat eine ganze Gesellschaft und Kultur from scratch zu entwerfen hat vielleicht eine Vorstellung wie schwer das ist sinnvoll zu machen) - ohne tiefere Kenntnis schreiben Autoren halt Abziehbilder und Klischees wenn sie in andere Kulturkreise wandern.

    Auch bei Fantasy lohnt sich halt Recherche und Kenntnis von Zusammenhaengen - sonst passt die Welt nachher nicht sinnvoll zusammen.

    Ja, schon. Aber wie soll man es denn lernen, wenn man es nie versucht? Ein Insider aus einer fremden Kultur, der mich auf Fehler hinweist, vertieft damit mein Verständnis und verbessert die nächste Geschichte. Das ist nichts, wovor man Angst haben muss.

    Immer nur über den Ort und die Zeit zu schreiben, in der ich selbst lebe, wäre mir zu langweilig. Recherchen bewirken viel, wenn man weiß, was man tut. Es ist auch okay, ab und zu eine Lücke mit einer qualifizierten Vermutung zu füllen, wenn es kein Lehrbuch werden soll.

    Ich finde auch, dass die Faszination, Neugier und das allgemeine Interesse an einem Ort oder einer Epoche in guten Büchern oft deutlich durchscheint. Es muss ja einen Grund gegeben haben, warum der Autor darüber schreiben wollte. Das würde ich nicht missen wollen.

    Danke Jufington

    Ich weiß das Burgen und Schlösser nicht dasselbe sind. Das ist Absicht. Ich hatte die Idee von einem Gebäudekomplex mit eigener Geschichte und Persönlichkeit. Es soll ursprünglich eine Burg gewesen sein, die zu einem Schloss erweitert wurde. Die Charaktere versuchen komfortabel darin zu leben, aber das Gemäuer ist für Krieg gedacht und das lässt sich nicht mit etwas Dekoration und ein paar Umbauten ändern. Es ist eine Burg die gezwungen wird als Schloss zu funktionieren.

    Das mit dem Funken war ein Fehler. Ich hatte mich falsch daran erinnert das Schmieden aus Brandschutzgründen irgendwo ganz am Rand angelegt wurden, aber ich glaube ich verwechsle das mit Gerbern. Die hatten wohl Sicherheitsabstand zu allem was Feuer fangen kann, aber sie waren immer noch im inneren der Mauern.

    Ja ich mache die Englischen Anglizismen noch raus. Aber das Französisch gefällt mir irgendwie. Vielleicht mag Alissa einfach die Sprache. Mal sehen.

    Bei der Sache mit dem sterbenden Soldaten habe ich mir gedacht das Edward versprechen musste sich um dessen Witwe zu kümmern, weil er nur so in Frieden sterben kann. Anschließend muss er das aber dann tatsächlich machen, weil es unritterlich wäre zu lügen. Unaufgefordert würde er das eher nicht machen. Er kennt Etta ja nicht und sie ist auch bei weiten nicht die Einzige die an dem Tag ihren Ehemann verloren hat. Es ist halt seine Armee. Der eine Typ dem er den Gefallen getan hat soll eine Ausnahme sein.

    Der Satz ist in der Tat etwas lang und umständlich. Ich denke das Edward wegen dem Fieber da war muss nicht zwingend wiederholt werden.

    Es war schwer, das Schloss Altenburg warm zu halten – besonders nachts. Zu viele kalte Steine, gegen zu wenige Feuer. Das Schlafzimmer der Herzogin war mit Schafsfellen ausgelegt worden, damit ihre Füße den eisigen Boden nicht berührten, aber es half ihr auch, sich lautlos hinauszuschleichen, ohne jemanden zu wecken.

    Sie stand auf und legte sich die Wolldecke, unter der sie geschlafen hatte, über die Schultern, um ihre Körperwärme nicht zu verschwenden. Eine Bienenwachskerze leuchtete ihr den Weg. Ihre Augen brannten vor Müdigkeit, aber ihre Gedanken kreisten, und Schlaf war wie eine Wolke am Himmel – sichtbar, aber unerreichbar. Sie hatte die Politik seit mehreren Wochen ganz Edward überlassen, und nichts füllte die Lücke. Schlimmer noch war der Verlust der Statusberichte. Ihre Vorstellungskraft füllte jede Zeile, die sie nicht las, mit schrecklichen Desastern.

    Sie passierte den langen Wehrgang auf der Südseite, in dem die Porträts der Vorfahren aufgereiht waren. Ihre auf der linken, Edwards auf der rechten Seite. Freiherren, Herzöge und Könige in der Blüte ihrer Jahre – mit immer denselben Kronen und Siegelringen, die an die erstgeborenen Söhne weitergereicht wurden.

    Sie blieb stehen, hielt sich kurz den Bauch. Das Kind verband das alles, machte aus zwei großen Dynastien eine. Es zu behüten war nicht weniger wichtig als Diplomatie, Krieg oder Handel. Sie nahm einen tiefen Atemzug und riss sich von den Bildern los. Ihr Gemahl war ein guter Mann, und er verdiente ihr Vertrauen.

    Sie drehte um und beschloss, in ihr Zimmer zurückzukehren. Doch als sie eines der schmalen Fenster passierte, das auf den Innenhof gerichtet war, erstarrte sie.

    Dort, genau in der Mitte, stand ein alter Brunnen. Eine Frau in einem langen, grauen Mantel saß auf dem Rand und schaute in die Sterne. Alissa kannte jede Seele in ihrem Schloss beim Namen – selbst die Kinder der Dienstboten. Doch diese Frau, mit ihrem rotbraunen Haar und den grünen Augen, entzog sich ihrer Erinnerung.

    Als sie die Wendeltreppe hinunterstieg, erwartete sie halb, dass die Person verschwunden sein würde, wenn sie unten ankam. Sie wirkte wie ein Geist, auch wenn Alissa sich nicht erklären konnte, woher dieser Eindruck kam. Sie musste mit ihr sprechen.

    Eine Windböe trieb eine Welle toter Rosenblätter über das Kopfsteinpflaster. Der Mond flutete den Hof mit seinem Licht, und die Stille hing zwischen ihnen wie Glas, das sie brechen musste, um einander zu erreichen.

    Die junge Frau mit den rötlichen Haaren reagierte zuerst. Sie ließ sich vom Rand des Brunnens rutschen und kniete, sodass ihr langes Haar ihr Gesicht verdeckte.

    „Eure Durchlaucht …“, flüsterte sie, und ihr Atem dampfte in der Kälte.

    „Um Gottes willen, steht auf! Ihr holt euch noch den Tod so dicht am Boden.“ Alissa trat einen Schritt zurück, um sie nicht zu bedrängen, und deutete ihr, aufzustehen.

    Die Fremde hatte feine Sommersprossen auf dem Nasenrücken und trug keine Farbe oder Puder, um sie zu verdecken. Eine Seite ihres Gesichts war mehr von der Sonne gebräunt als die andere – etwas, das nur passierte, wenn man jeden Tag zur selben Zeit auf demselben Feld arbeitete. Dies war eine Bäuerin, da war sie sich sicher.

    „Willkommen“, sagte Alissa freundlich. „Außer ihr seid eine Attentäterin, die hier ist, um mich zu ermorden … dann: En garde!

    Die junge Frau im grauen Mantel lachte und hielt sich die Rippen. Es war ein hohes, schrilles Lachen, das wahrscheinlich die Aufmerksamkeit der Wachen auf sich zog. Einer ihrer Männer, in Kettenrüstung und mit einem Speer bewaffnet, schritt den Wehrgang entlang und betrachtete die Szene. Alissa schloss aus seiner Reaktion, dass die Wächter wussten, dass sie hier war.

    „Attentäterin? Nein! Ich würde nie. Ihr wart immer gut zu uns. Altenburg wäre nicht dasselbe ohne Euch und den Erzherzog.“

    „Wie lautet euer Name?“ Alissa trat näher und betrachtete sie neugierig.

    „Etta, Eure Durchlaucht.“ Sie verneigte sich tief. „Ich bin Gast hier, aber ich gehe nicht mehr nach Hause. Es ist eine lange Geschichte.“

    „Kommt ins Warme. Ich konnte sowieso nicht schlafen – und Ihr offenbar auch nicht.“

    Ihre Unterhaltung in der Galerie kam zunächst nur schleppend voran, weil Etta es vermied, unaufgefordert zu sprechen. Stattdessen beantwortete sie Alissas Fragen nur kurz und knapp, als würde sie sich schämen, ihre Zeit zu stehlen. Die Magd, die morgens ohnehin als Erste in der Küche war, um Brotteig anzusetzen, brachte Melissentee für beide.

    „Mein Mann wurde einberufen“, erklärte Etta. „Ein Bolzen hat ihn in den Bauch getroffen.“

    Alissa hielt sich die Hand vor den Mund und unterdrückte einen erschrockenen Laut, um sie nicht zu stören.

    „Er … Man hat mir gesagt, er hätte im Krankenlager gelegen, als der Erzherzog sein Fieber überwunden hatte und dabei war, es zu verlassen. Er soll – als Seine Durchlaucht an seinem Bett vorbeigegangen ist – an sein Hemd geklammert und sich geweigert haben, ihn loszulassen, außer er schwört, dass er mich von jetzt an versorgt.“

    Alissa nickte. „Deswegen war er in Otterwinkel. Er hat nach dir gesucht.“

    „Er sagte, ich kann im Schloss arbeiten, wenn ich möchte, aber es nicht muss. Ich habe mein Zimmer und bekomme dasselbe Essen wie Eure Zofen. Gestern habe ich das erste Mal Fasan gegessen.“

    Eine Träne fiel über ihre Wange – nicht wegen des Essens, sondern wegen dem, was sie damit überspielte.

    Alissa legte ihre Hand auf Ettas und sah sie direkt an. „Was deine Familie gegeben hat, um meine zu retten, kann ich niemals aufwiegen. Trauere, solange du musst – und lebe dich ganz in Ruhe ein. Dieses Schloss ist jetzt dein Zuhause.“

    „Verzeiht mir“, weinte sie. „Ich komme nicht gut mit Veränderungen zurecht. All das hier ist viel zu groß für mich.“

    Alissa legte vorsichtig die Arme um sie und erlaubte Etta, ihr Gesicht an ihrer Schulter zu vergraben.

    „Ich weiß, dass es sich anfühlt, als würde die Welt enden, Etta … aber das tut sie nie. Da ist eine glückliche Version von dir – ein oder zwei Jahre in der Zukunft. Du wirst sie erreichen.“

    Zitat

    Interessanter Aspekt, weil es diese Bücher tatsächlich gibt. Noch interessanter finde ich jedoch den Umstand, daß sie nicht in der Lage gewesen sind, die Menschheit von ihrer Richtigkeit überzeugen zu können.

    Hallo, ein Achtbillionstel der Menschheit hier. Ich finde Bücher über positive Zukunfts-Visionen sehr inspirierend. Ganz besonders Star-Trek mit seinem übergreifenden Geist der Kooperation, Verantwortungsvoller Wissenschaft und Achtung vor dem Leben. Ich bin absolut überzeugt das Zivilisationen so sein sollten.

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    Nun hat das aber nichts mit Rebellion zu tun. Das wird nur leider gerne verwechselt, schlimmer noch: gekapert, um seinen Absichten eine Prise Dramatik hinzuzufügen.

    Aber sowas las und liest sich eben gut: Cyberpunk, Steampunk und jetzt eben Solarpunk.

    Ich habe es immer so verstanden das Solar-Punk die Alternativ-Ansicht zu Cyberpunkt ist. Cyberpunkt tendiert zu negativen Versionen der Zukunft und beschäftigt sich oft mit Umweltzerstörung und sozialer Entfremdung. Solar-Punk macht das Gegenteil: Üblicherweise positiv, weniger soziale Spaltung und Technik die Hilft im Einklang mit der Natur zu leben.

    Zitat

    Und das ist die Stelle an der meine Gedanken erst mal einhaken: Ist es wirklich eine so positive Vision, wenn sie erst dadurch erreicht wird, das wir uns (wieder mal) fast selbst auslöschen? Wie könnte das anders gelöst werden?

    Revolutionen müssen nicht gewalttätig sein. Korrupte Politiker und ihre Billionär-Kumpels können ihre Macht auch einfach dadurch verlieren, dass der Rest merkt das er in der Überzahl ist und keinen Gehorsam schuldet. Man hört „einfach“ auf für Ausbeuter-Firmen zu arbeiten und deren Produkte zu konsumieren bis sie verschwinden. Das klingt utopisch, aber ich denke mir das einfach irgendwann eine Grenze erreicht ist, an der Propaganda von oben nicht mehr über die Ausbeutung hinwegtäuscht. Wer nichts mehr zu verlieren hat ist frei den Poker-Tisch zu verlassen und etwas Neues anzufangen.

    Abgesehen davon gibt es auch Situationen in denen Gewalt gerechtfertigt ist. Wohingegen nichts tun oft zu Leid führt das vermeidbar gewesen wäre. Es hängt von der Geschichte ab die du erzählen willst.

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    Wieso also kein Solarpunk-Fantasykonzept?

    Das gibt es bestimmt schon auf die eine oder andere Art, vermutlich unter einem besseren Namen. XD

    Magie als sehr umweltfreundliche Energiequelle (meistens), würde sich doch perfekt dafür eignen? Wieso gibt es so wenig moderne Gesellschaften die mit Magie betrieben werden sondern hängen viel zu oft in einer pseudomittelalterlichen Gesellschaft ohne Weiterentwicklung fest? 1) :hmm:

    Meine persönliche Meinung dazu ist, dass das Overkill wäre. Wenn du dir Sci-Fi genau anschaust merkst du die Technologie den Platz von Magie einnimmt. Beides gleichzeitig zu haben würde narrativ keinen Sinn machen, oder würde einen sehr spezifischen Plot erfordern der genau das unterstützt. Es beißt sich auch, da Magie per Definition etwas Übernatürliches ist das sich außerhalb der Naturgesetze bewegt, während Technologie sich streng an wissenschaftliche Prinzipien hält.

    Alissa erwachte in ihrem Bett, umgeben von Stimmen, die gedämpft über sie sprachen. Sie zwang sich, ihre Augen zu öffnen, auch wenn sich ihre Lider schwer und geschwollen anfühlten. Ein Kaminfeuer brannte, und sie erkannte die verschwommenen Umrisse von Edward, Katarina und dem Medicus, ehe das grelle Licht und die Trockenheit sie zwangen, sich abzuwenden und ihr Gesicht wieder in den Kissen zu vergraben.

    „Hat die Herzogin in letzter Zeit häufiger über Übelkeit geklagt?“, fragte der Heiler in den Raum. Niemand schien bemerkt zu haben, dass sie wieder bei Bewusstsein war. Alissa blieb dennoch ruhig auf der Seite liegen. Sie achtete genau auf ihre Glieder, ihren Bauch und ihren Kopf. Waren irgendwo Schmerzen? Gab es Nähte oder Verbände, die sie nicht bewegen durfte? Sie fühlte sich steif und müde, aber nichts hinderte sie daran, sich aufzusetzen, wenn sie es wollte.

    Edward beantwortete die Frage des Heilers mit unerschütterlicher Sicherheit. „Nein.“

    Danach herrschte Stille. Sie nahm an, dass Katarina die Hand gehoben hatte und wartete, bis man ihr erlaubte zu sprechen. Sie hatte Recht.

    „Die Herzogin hat in den letzten Wochen ihr Frühstück oft unberührt stehen lassen und stattdessen spät nachts um Fleisch und Käse gebeten.“

    Eine kalte Hand fasste an Alissas Hals. Jemand, wahrscheinlich der Medicus, drückte seine Fingerknöchel gegen ihre Halsschlagader, um ihren Puls zu prüfen.

    „Ich bin wach“, stellte sie klar und schob seinen Arm energisch von sich weg. Bunte Flecken tanzten vor ihren Augen, als sie versuchte, sich an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen.

    Jemand schleifte den Sessel vor dem Kamin an ihr Bett. Sie hörte die Stuhlbeine über das Parkett kratzen. Edward ließ sich darin nieder. Er griff nicht nach ihr, aber legte seine Hand neben ihre, sodass sie danach greifen konnte, wenn sie Halt brauchte.

    „Wir glauben, dass du schwanger bist, mein Schatz“, flüsterte er. Seine Stimme klang glücklich, aber sein Lächeln erreichte seine Augen nicht. Alissa legte ihre Finger in seine und drückte zu, um ihm zu zeigen, dass sie nicht so geschwächt war, wie er befürchtete.

    „Ich habe nicht versucht, es zu verheimlichen, Liebster. Mir war es wichtig, dir keine falsche Hoffnung zu machen und ganz sicher zu sein, ehe ich mich an dich wende.“

    Der Medicus meldete sich zu Wort und begann, Anweisungen zu diktieren, richtete diese aber an Edward und nicht an sie.

    „Haltet sie warm und bringt sie dazu zu essen. Wenn sie hungert, hungert auch das Kind. Gebt ihr Melissentee, aber keinen mit Minze. Das kühlt das Blut.“

    Alissa würde sich genau an die Anweisungen halten. Sie wollte gegen die Art und Weise protestieren, wie ihr diese Information vermittelt wurde, entschied sich aber dagegen. Ihr Stolz war hier und jetzt nicht wichtig.

    Edward unterbrach ihn plötzlich und gestikulierte in ihre Richtung.

    „Ich bin nicht euer Patient. Sprecht die Herzogin direkt an.“

    Ihr Herz fühlte sich federleicht an, und sie fühlte dieselbe tiefe Zuneigung für ihn wie in den ersten Wochen nach ihrer Hochzeit. Sie hatte ihm damals Liebe und Treue geschworen, weil ihr Vater es verlangt hatte, aber nun wünschte sie sich zurück in die prunkvolle Kapelle mit dem goldenen Altar. Sie wollte diese Worte noch einmal zu ihm sprechen – und sie meinen, dem Moment auch innerlich das Gewicht geben, das er von Anfang an hätte haben sollen.

    „Eure Durchlaucht, Ihr solltet zum Wohle eures Kindes vorerst nicht mehr reiten und auf keinen Fall Kontakt mit Tierkadavern haben. Der Stress, den Politik mit sich bringt, ist ebenfalls nicht gut für Euch.“

    Alissa richtete sich auf und legte sich selbst ein Kissen in den Rücken, damit das Kopfteil ihres Bettes nicht gegen ihre Wirbelsäule drückte.

    „Ich verstehe“, murmelte sie und versuchte tatsächlich, sich auf ein halbes Jahr voller Einschränkungen und Entbehrungen einzustellen. All dies war es wert, aber Edward wirkte noch immer niedergeschlagen, auch wenn er es vor Katarina und dem Heiler zu verbergen versuchte.

    „Lasst uns allein“, sprach er schließlich. Beide verneigten sich huldvoll und verließen dann ihr Zimmer.

    „Alissa, ich bin nicht glücklich darüber, wie unvorsichtig du bist. Und da ich dich kenne, werde ich ein Schloss an der Stalltüre anbringen lassen. Wenn du jemanden besuchen willst, sag es mir, und ich bringe dich persönlich dorthin.“

    Sie blinzelte und studierte sein Gesicht, als wäre es das eines Fremden.

    „Das würde dich so viel Zeit kosten. Zeit, die du nicht hast, wenn ich keine Diplomaten und Bittsteller mehr für dich empfangen kann. Das Baby kommt erst in vielen Monaten. Ich kann nicht all diese Zeit in meinem Zimmer verbringen.“

    Er ließ ihre Hand los und schob ein paar Holzscheite in den Kamin.

    „Das war keine Bitte. Du reist nicht mehr ohne mich.“

    Sie verengte die Augen und rief viel lauter als nötig durch den Raum:

    „Da du mich kennst, wie du behauptest, solltest du genau wissen, dass ich komme und gehe, wie es mir beliebt!“

    Sie streifte all die übereinandergelegten Decken von sich, schwang ihre Beine über die Bettkante und stand auf. Der Herzog trat ihr entgegen und hielt sie an den Schultern fest, ehe sie die Tür erreichen konnte.

    „Was machst du da?“, fragte er ruhig. „Das ist dein Zimmer. Du solltest mich wegschicken, anstatt selber zu flüchten wie eine Verbrecherin.“

    Sie stieß seine Hände von sich und trat so dicht an ihn heran, dass ihre Stirn seine fast berührte. Alissa rang um Worte, aber fand keine, weil sie in diesem Moment nicht wusste, was sie erreichen wollte.

    „Ich habe Angst“, fiel es von Edwards Lippen. „Ich habe meine Mutter und eine meiner Schwestern durch Geburtskomplikationen verloren. Neues Leben kommt sehr schwer zu meiner Familie, der Tod dagegen schnell und oft.“

    Er bot ihr an, sie zu stützen, und sie nahm es an. Edward führte sie zurück in das Bett, das sie nicht teilten, und deckte sie zu – mit nur einer dünnen Decke, so wie sie es mochte. Er selbst nahm auf der Bettkante neben ihr Platz.

    „Ich war noch ein Kind. Vater war nicht da, aber meine Amme wollte mir die Chance geben, Lebewohl zu sagen, als klar wurde, dass sie zu viel Blut verloren hat.“

    „Hast du? Ich weiß nicht, ob ich in deiner Lage die Kraft dazu gehabt hätte.“

    Er nickte schwach.

    „Das Letzte, was Mutter je getan hat, war, mich dazu zu bringen, dass ich ihr verspreche, auf meinen neuen kleinen Bruder aufzupassen. Aber das Baby hat kurz nach ihr aufgehört zu atmen. Ihre Leben sind uns einfach durch die Finger geronnen.“

    Alissa zog ihr Nachthemd hoch und legte seine Hand auf ihren Unterleib.

    „Bei mir war es eine Jugendfreundin. Sie war erst siebzehn. Sie wollte das Baby nach einem Ritter aus ihrem Lieblingsbuch benennen. Es ist aber ein Mädchen geworden. Zwei Monate zu früh. Sie wurde neben ihrer Mutter beerdigt.“

    Er nahm seine Hand weg und deckte sie wieder zu.

    „Ich weiß nicht, was ich tun sollte, wenn ich dich verliere. Vielleicht war diese Schwangerschaft ein Fehler.“

    „Trauer ist eine Seite der Münze“, flüsterte Alissa.

    „Und die andere Seite?“

    „Liebe. Alles, was wir tun können, ist lieben. Egal, was uns bevorsteht.“

    Er streckte sich vor, zog die Schublade an ihrem Nachttisch auf und angelte eine verstaubte Bibel heraus, die er ihr auf die Brust drückte.

    „Bitte glaube mir, wenn ich sage, dass ich dir diese Bürde abnehmen würde, wenn ich könnte. Aber das ist nicht, wie Menschen gemacht sind.“

    Sie fegte den Staub vom Umschlag und machte einen tiefen Atemzug.

    „Ich hasse Melissentee.“

    „Ich weiß, aber trink ihn trotzdem.“

    „Wenn es dir hilft, Liebster …“, fuhr Alissa fort. „Ich kann Katarina ein anderes Zimmer geben, damit die Hebamme direkt neben mir wohnen kann. Und wenn du willst, können wir morgens zusammen in die Kapelle gehen und für ein gesundes Kind beten.“

    Er nickte und lächelte sie voller Wärme an. Danach erhob sich der Herzog, schloss leise die Tür hinter sich und ließ sie allein, um sich auszuruhen.

    Mir fällt da spontan nur das Videospiel „Terra Nil“ ein. Von der „Monk and Robot“-Reihe habe ich gehört, die habe ich aber noch nicht gelesen.

    Solarpunk hat für mich einen ähnlichen Reiz wie Star Trek. Was wäre, wenn Menschen nicht ständig ihren niederen Trieben zum Opfer fallen würden? Was, wenn man aufhören würde, Fortschritt und Natur als eine Entweder-oder-Sache zu betrachten?

    Man könnte so viel damit machen. Mir schwebt spontan eine moderne Religion vor, welche die Sonne anbetet, die ihre Zivilisation in Bewegung hält, und religiöse Interpretationen von auftretenden Sonnenwinden macht.

    Vielleicht ist der Platz knapp und die Wolkenkratzer sehr hoch, sodass Leute, die weiter unten leben, immer wieder Stromausfälle haben, weil bei ihnen nicht mehr genug ankommt.

    Die klassischen „Luftschiffe“ mit Solarzellen-Segeln, die bei Bedarf ausgeklappt werden.

    Vielleicht ist der Strom auch so billig und einfach zu haben, dass der Gebrauch in Verschwendung ausartet. Vielleicht gibt es mechanische Skulpturen, die sich permanent bewegen, weil man es sich leisten kann. Oder Fernseher werden nicht mehr abgeschaltet, sondern nur auf stumm gestellt, wenn man sie nicht braucht.

    Ohne Stromkosten wird Meerwasserentsalzung auch leichter realisierbar. Man könnte damit große Teile der Wüsten begrünt haben.

    Länder am Äquator könnten wirtschaftlich schneller aufgestiegen sein, weil sie größere Solarkraftwerke haben.

    Es könnte wieder alle möglichen wilden Tiere und Pflanzen geben, die den typischen verdreckten Großstädten sonst hätten ausweichen müssen.
    „Tommy, geh nicht zu nah an den Otter, die beißen!“

    Maroth Wir sollen in diesem Forum eigentlich nicht doppelt posten. ^^

    Ähm zu den Bildern. Die sind natürlich beide wunderschön, aber ich würde mir genau überlegen ob du unbedingt für K.I.-Cover bekannt sein willst. Wenn du Traditionell verlegst ist es außerdem meines Wissens nach üblich das dein Verlag das Marketing und damit auch die Cover-Gestaltung übernimmt.

    Ein schönes Bild ist auch nicht alles was ein gutes Cover ausmacht. Komposition ist wichtig. Das Motiv ist zu detailliert um es auf den ersten Blick zu erkennen und ich glaube das du so wie es ist zu wenig Platz für den Titel haben wirst.

    Zitat

    Aber bleiben wir mal kurz bei der Enten-Sache. Ist es schon "Triggerwarnwürdig", wenn in einem Krimi der Zeuge ne alte Dame ist, die deshalb Zeuge wurde, weil sie die Enten im Park gefüttert hat? Muss ich das anmerken?

    Wenn dein Krimi exklusiv im Buchladen gegenüber des Entenphobie-Hilfecenters verkauft wird dann ja. Mach eine Trigger-Warnung rein.

    Wenn du keinen guten Grund hast an zu nehmen, dass das Fehlen einer Trigger-Warnung jemandem Schaden könnte, dann lass es. Es ist Ermessenssache. Man kann nicht immer jeden Trigger vermeiden. Content-Warnungen sind nur eine Hilfestellung.

    Zitat

    Mein Genre ist "Fantasy". Was geht aus diesem Genre als "möglicher Inhalt" hervor? Was muss ich als Extra angeben, was ist per defintionem inkludiert?

    Fantasy ist ohne Subkategorie für diese Diskussion etwa so informativ wie „auf Papier gedruckt“. Mir fällt spontan kein Thema ein das nicht sinnvoll in einen Fantasy Roman eingebunden werden könnte. Daher sind potenziell auch alle Reizthemen drin.

    Zitat

    Ja, Mord, Vergewaltigung, okay, aber bis wie weit nach unten geht die Liste?

    Ich würde noch Folter und Suizid hinzufügen, weil das die Dinge sind die sich relativ universell negativ auf die geistige Gesundheit von Menschen auswirken. Ich selbst zeige auch Drogenmissbrauch, Alkoholmissbrauch (Missbrauch nicht Konsum) und Fehlgeburten an, weil ich denke das leider auch das häufig genug als Trigger vorkommt. Aber wie gesagt dafür gibt es keine festen Regeln. Es hängt vom Buch ab, wie es damit umgeht und wie groß das Risiko ist einen Leser an zu ziehen für den es nicht geeignet ist. Zum Beispiel jemand der zu jung dafür ist.

    Zitat

    Und ab wieviel "Leute die ... verstörend finden" ist das erwähnensrelevant? Ich zum Beispiel finde Clowns in Straßengullies extrem verstörend. Kann mich grad nicht erinnern, obs da ne Triggerwarnung gab dafür. Vielleicht bin "ich" ja zuwenig?

    Generell haben auch einzelne Menschen immer Rücksicht verdient. Es ist nicht praktisch hunderte von möglichen Phobien auf zu zählen. Das heißt aber nicht das eine Person die Angst hat vor Enten hat, selber schuld ist oder sonst irgendwie als Bürde hingestellt werden sollten. Die Angst ist erstmal echt, auch wenn sie nicht rational ist.

    Es tut mir leid, aber Anti-Trigger-Warnungs-Rants werde ich nie verstehen. Ja, es gibt auch dumme und unnötige Warnungen, aber eben auch jede Menge sinnvolle. Die meisten anderen Argumente sind in meinen Augen Variationen von:

    Ich brauche das selber nicht, also ist es generell unnötig. / Ich lese viel schlimmeres Zeug, und mir macht das nichts aus.

    Leben hinterlässt Narben und empfindliche Stellen. Menschen sind nicht gleich und müssen es auch nicht sein. Seine eigenen Limits zu kennen und nicht zu überschreiten, ist erwachsen und ein Ausdruck von Eigenverantwortung und Selbstfürsorge.

    Leute mit psychischen Krankheiten sollen sich nicht so anstellen / sollen zusehen, dass sie gesund werden.

    Heilung braucht Zeit. Kleine Schritte sind auch Fortschritt, und Rückfälle passieren. Und komplette Genesung ist auch unter den besten Umständen nicht immer möglich. Manche Krankheiten werden leider nicht geheilt, sondern „nur“ gemanagt. Niemand will Trigger haben.

    Ja, man kann aufhören zu lesen, wenn man den Inhalt nicht verträgt, aber dazu muss ich das Buch erst kaufen und bis zu der Stelle lesen – nur um es dann nicht bis zum Ende erleben zu können.

    Wovor sollen wir denn noch alles warnen!? / Leser müssen Eigenverantwortung haben.

    Es gibt keine offiziell gültigen Regeln dafür, und das ist auch nicht nötig. Dafür ist Kunst, denke ich, zu nuanciert und vielfältig. Wenn ich aber genau weiß, dass mein Buch verstörende Inhalte hat und das eben nicht aus dem Genre und dem Klappentext hervorgeht, kann ich Rücksicht auf meine Mitmenschen nehmen und das vorher kommunizieren.

    Das spoilert doch die Handlung!

    Ähm, ja. Da habe ich auch keine Lösung. Man kann es vielleicht hinten ins Buch drucken, aber dazu müsste halt erst etabliert sein, dass man da nachsehen muss, wenn man darüber nachdenkt, es zu kaufen.

    Fazit: Ich empfinde Trigger-Warnungen nicht als Einschränkung meiner Kreativität, sondern als Erweiterung davon, weil ich dann (nach wie vor) schreiben kann, was ich will – und mir zusätzlich keine Sorgen machen muss, aus Versehen einem sensiblen Leser den Tag zu verderben. Es ist für mich, wie oben erwähnt, einfach nur Rücksicht gegenüber Schwächeren. Da ist nichts dabei.

    Es geht darum das manche Leute diese Themen meiden müssen, um ihre seelische Gesundheit zu schützen. Trigger-Warnungen sollen helfen nicht versehentlich Bücher an zu fangen die man dann später wegen sowas weglegen muss. Das kann man sicher übertreiben und auch missbrauchen aber sowas ist eben nicht alltäglich und kann extrem traumatisieren. Ich würde es in einem eh schon sehr dunklen Drama vll nicht gesondert erwähnen, aber stell dir vor das kommt in einer am sonsten harmlosen Romanze vor....

    Das hier ist der "Establishment-Shoot" für eine Szene aus meiner nächsten Novelle. Ich wollte das Schloss als eine Art traumatisiertes Bauwerk darstellen das für etwas benutzt wird das es nicht ist, als thematischer Spiegel des Protagonisten. Beim vierten und fünften Betrachten kommt es mir aber zu lang und unelegant vor. Ist das vll einfach zuviel Info-Dump auf einmal?

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    Wenn Bauwerke eine Persönlichkeit haben konnten, dann war Schloss Altenburg introvertiert und zynisch. Man hatte es als zweckdienliche Burg ersonnen, um Handelswege zu schützen. Größe, Material und architektonischer Anspruch entsprachen dem hohen Wert der zahlreichen Salzmienen in diesem Gebiet.

    Es hatte steile Klippen in seinem Rücken, lag aber immer noch weit genug oben auf seinem rauen, bewaldeten Berg, um Aussicht über den Tannensee zu haben. Seine äußere Mauer, so imposant sie sein mochte, war bereits dreimal überwunden worden: zweimal von menschlichen Feinden und einmal vom Funken eines Schmiedefeuers, der daraufhin den gesamten inneren Burghof verschlungen hatte. Widerstand und Wiederaufbau waren Teil des Bauplans. Die Techniken der Maurer hatten sich über Generationen verändert, und diese Unterschiede traten an der Fassade wie Narben hervor.

    Die meisten Fenster waren nicht mehr als verzierte Schießscharten, und viele der Flure nicht mehr als enge Wehrgänge mit roten Teppichen. Man hatte inzwischen fast alle Innenräume mit Kalkputz ausgekleidet, um die Hallen wohnlicher zu machen und sie besser warm halten zu können. Die Ställe und einige Dienstbotenquartiere waren weiter nach außen verlegt worden, um Platz für einen Ballsaal und einen Garten zu schaffen. Aber die Pflanzen wuchsen nur mühsam. Die vielen Türme und die hohen Brüstungen warfen zu viel Schatten.

    Frieden, Feste und noble Besucher widerstrebten der Natur des Bauwerks. Die Angst vor Belagerung, vor Hunger, Seuchen und Feuer würde immer Teil seiner Geschichte sein, selbst wenn die Bewohner sich nicht erinnerten.

    Danke. Jufington

    Ja, die übrigen Adligen haben Pläne und Erwartungen. 😉 Die Äbtissin hat nur eine Nebenrolle. Sie kann ja die Herzogin nicht gegen ihren Willen festhalten. Das war mehr so ein „Gib mir Geld dann mache ich es dir einfach“-Ding, kein echter Widerstand.

    Ich wollte das schon ewig lange anfangen. Auf Küssen und Händchenhalten zu verzichten stellt andere Gesten der Zuneigung in den Vordergrund und ist auf eine andere Weise romantisch, die ich sehr mag. Es gibt sogar ein Happy-Ending, aber eben auf meine Art.

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    Wenn Bauwerke eine Persönlichkeit haben konnten, dann war Schloss Altenburg introvertiert und zynisch. Man hatte es als zweckdienliche Burg ersonnen, um Handelswege zu schützen. Größe, Material und architektonischer Anspruch entsprachen dem hohen Wert der zahlreichen Salzmienen in diesem Gebiet.

    Es hatte steile Klippen in seinem Rücken, lag aber immer noch weit genug oben auf seinem rauen, bewaldeten Berg, um Aussicht über den Tannensee zu haben. Seine äußere Mauer, so imposant sie sein mochte, war bereits dreimal überwunden worden: zweimal von menschlichen Feinden und einmal vom Funken eines Schmiedefeuers, der daraufhin den gesamten inneren Burghof verschlungen hatte. Widerstand und Wiederaufbau waren Teil des Bauplans. Die Techniken der Maurer hatten sich über Generationen verändert, und diese Unterschiede traten an der Fassade wie Narben hervor.

    Die meisten Fenster waren nicht mehr als verzierte Schießscharten, und viele der Flure nicht mehr als enge Wehrgänge mit roten Teppichen. Man hatte inzwischen fast alle Innenräume mit Kalkputz ausgekleidet, um die Hallen wohnlicher zu machen und sie besser warm halten zu können. Die Ställe und einige Dienstbotenquartiere waren weiter nach außen verlegt worden, um Platz für einen Ballsaal und einen Garten zu schaffen. Aber die Pflanzen wuchsen nur mühsam. Die vielen Türme und die hohen Brüstungen warfen zu viel Schatten.

    Frieden, Feste und noble Besucher widerstrebten der Natur des Bauwerks. Die Angst vor Belagerung, vor Hunger, Seuchen und Feuer würde immer Teil seiner Geschichte sein, selbst wenn die Bewohner sich nicht erinnerten.

    Edwards Füße kannten den Weg in die Küche auswendig. Es war ihm immer schwergefallen, zu festen Zeiten zu essen. Am Tisch sitzen zu müssen, wenn er zu arbeiten hatte, und zu hungern, wenn er die freie Zeit auch zum Essen hätte nutzen können. Seine Ansprüche zu senken, hatte geholfen. Die Köche hielten für ihn immer Schmalzbrot oder kalte Bratenreste bereit und konzentrierten an den meisten Tagen ihre Zeit und Arbeitskraft stattdessen nur noch auf das Abendessen. Aber in drei Tagen war seine Siegesfeier, und sie alle konnten ihr Handwerk endlich auf allerhöchstem Niveau ausleben.

    Als er die Tür öffnete, schwebte ein Nebel aus hellgrauen Daunenfedern durch den Raum. Zwischen den Köchen, Bäckern und Hilfskräften hockte Alissa mit hochgekrempelten Ärmeln und rupfte einen Pfau. Sie stoppte, wann immer sie eine Handvoll Federn zusammenhatte, und legte diese behutsam auf einem Leinentuch ab. Das Tier sollte sein Federkleid nach dem Kochen zurückbekommen und als Zierde für den mittleren Tisch dienen. Edward zog sich einen eigenen Hocker heran und nahm neben ihr Platz.

    „Was machst du da?“, begann er.

    Sie stoppte, wischte sich den Schweiß von der Stirn und hielt ihm das tote Tier vor das Gesicht.

    „Geflügel rupfen. Wir haben Mottenfraß an den Tischdecken, weil wir sie so lange nicht benutzt haben. Es war zum Glück noch Ersatz im Lager, aber der muss zuerst geglättet werden, daher fehlen uns etliche Paar Hände, um das Essen vorzubereiten.“

    Er streckte seine Hände aus und gestikulierte ihr, den Pfau zu übergeben.

    „Das ist nicht, was ich meine. Warum rupfst du mit dem Strich und nicht dagegen?“

    Er nahm so viele Federn, wie zwischen drei seiner Finger passten, und riss sie mit einem Ruck gegen die Wuchsrichtung sauber heraus. Weniger blutig und mit weniger aufgerissener Haut.

    „Stell dir vor, ich würde fluchen“, kommentierte Alissa und deutete dabei auf zwei Kinder, die in einer Ecke mit Rübenputzen beschäftigt waren.

    Edward schmunzelte und nickte verstehend, auch wenn er überzeugt war, dass Alissa dem Wortschatz der meisten Kinder selbst an ihren schlimmsten Tagen nichts hinzuzufügen hatte.

    „Hat Hartmann alles, was er für die Aalspieße braucht?“

    Alissa nahm den Vogel zurück und fokussierte ihren Blick ganz auf ihre Arbeit.

    „Sein Name ist Hartwig, und er wird keinen Fisch anrühren, da du ihn als Maître de Confitures eingestellt hast. Du meinst Ulrich, den Maître des Poissons. Sorg dich nicht, es wurde schon alles geliefert, was wir brauchen. Alles wird sein, wie du es geplant hast.“

    Edward riss theatralisch seine Hände hoch.

    „Hilfe! Franzosen in meiner Küche!“, lachte er, bevor er sich mühsam von seinem Sitz hochdrückte und sich einige lose Federn von den Ärmeln zupfte. „Lass Katarina den Rest machen.“

    Sie stoppte, suchte Blickkontakt und zog ihre rechte Augenbraue leicht hoch.

    „Lieber, was für ein sonderliches Wesen wäre ich denn, wenn ich den Aufgaben einer Herzogin gewachsen wäre, aber nicht denen einer Küchenhilfe?“

    Er seufzte, nahm ihre Hände und zog sie auf die Beine.

    „Du bist gut darin, dein Gefolge zu dirigieren, weil du sie kennst, und du kennst sie, weil du ihre Arbeit nicht scheust. Ich unterstütze das ausdrücklich. Aber deine Schneiderin ist oben. Wenn du noch Änderungen an deinem Kleid machen lassen möchtest, ist das deine letzte Gelegenheit.“

    Sie zog eine Feder aus ihrer Augenbraue und riss ihre blutigen Hände zurück.

    „Warum sagst du das nicht gleich!? Ich muss mich waschen!“

    Er nickte. „Dein Bad ist bereit, wenn du es willst. Ich habe der Schneidermeisterin Tee und Gebäck bringen lassen, während sie wartet.“

    Alissa lächelte warm und nickte anerkennend.

    „Das war sehr lieb, vielen Dank.“

    Kurz darauf streifte Alissa neben dem Badezuber ihre geliehene Dienstbodenkleidung ab und ließ sich in den Badezuber sinken. Das Vogelblut an ihren Armen färbte das Wasser rot, aber sie hatte gerade zu wenig Zeit, es nochmal wechseln zu lassen, und akzeptierte die Umstände, wie sie waren.

    Als sie sich vorbeugte und mit einem Stück Olivenseife ihre Knie schrubbte, fühlte sie eine merkwürdige Uneinigkeit zwischen ihrem Kopf und dem Rest ihres Körpers. Wie ein Weinkorken, der zwar passte, aber nicht tief genug im Flaschenhals steckte.

    Als sie aufstand, reichte ihr eine ihrer Zofen ein Handtuch und half ihr in ein schlichtes Kleid, das eng am Körper anlag und am wenigsten bei Vermessungen stören würde.

    Appolonia, eine anerkannte Meisterin der Schneidergilde, wartete in einer Galerie, in der Alissa ihre Jagdtrophäen aufbewahrte. Es war der einzige Raum mit relativ großen Fenstern und einem Tisch.

    Die Handwerkerin aus der Großstadt trug ein dunkelblaues, besticktes Kleid. Das Highlight des Ensembles aber waren große Knöpfe aus poliertem Schafshorn, das inoffizielle Markenzeichen ihrer Gilde. Sie verneigte sich tief.

    „Seid gegrüßt, Eure Durchlaucht. Vielen Dank für das Gebäck, es war vorzüglich.“

    Alissa schüttelte ihre Hand und ging zu dem Tisch, den Edward für sie unter eine der alten Schießscharten geschoben hatte. Vor ihr lagen ausgebreitete Skizzen, verschiedene Garne und Stoffmuster von kostbaren importierten Seiden.

    „Es tut mir leid, dass ich Euch habe warten lassen“, richtete sie an die Schneiderin. „Ich hatte die Zeit vergessen. Ich hoffe, Eure Reise w+ar entspannt.“

    „Ich habe die ganze Zeit aus dem Fenster gesehen, weil ich gehofft hatte, einen schönen Rothirsch zu sehen. Es tut gut, mal wieder draußen in der Natur zu sein.“

    Alissa ließ die glänzenden Stoffe durch ihre Finger gleiten. Sie suchte nach Schwarz- und Gelbtönen, die ihrem Wappen entsprachen, konnte aber nichts finden. Sie konzentrierte sich auf die Zeichnungen und begann jene mit einzelnen Details, die ihr gefielen, nebeneinander zu legen. Für einen Augenblick verschwammen die schwarzen Linien vor ihren Augen. Sie hob den Kopf und holte ein paar Mal tief Luft.

    „Eure Durchlaucht?“, erkundigte sich Appolonia vorsichtig. „Ihr dürft Kritik üben, so viel Ihr möchtet. Es ist Euer Kleid. Kein Aufwand wäre zu viel.“

    Sie hob beschwichtigend die Hand, legte noch einmal die Skizzen zurecht. „Ich habe eine Idee. Es wäre abenteuerlich und die Zeit ist knapp, aber ich möchte, dass meine Garderobe spricht. Und dass sie mehr zu sagen hat, als von Reichtum zu schwärmen.“

    Die Handwerkerin kam näher und betrachtete die zusammengestellte Collage. „Es tut mir leid. Ich weiß, Ihr wollt Eure Wappenfarben, aber die Seide wird schon bei den Webern gefärbt, die sie produzieren. Es ist nicht immer möglich, einen bestimmten Ton zu bekommen.“

    „Was, wenn ich keine Seide will?“ Die Herzogin deutete aus dem schmalen Fenster. „Altenburg produziert neben Salz auch hochwertige Wolle. Wie wäre es, wenn wir das Budget nicht in den Orient schicken würden, sondern nutzen, was wir haben?“

    Appolonia zog einen Kohlestift aus ihrer Tasche und begann, Änderungen an dem abgebildeten Kleid einzuzeichnen. „Wolle glänzt natürlich nicht, Eure Durchlaucht, aber das muss sie nicht. Wenn Ihr denselben Schmuck tragt, den Ihr auch bei Seide ausgewählt hättet, dann würde der matte Stoff einen schönen Kontrast bilden.“

    Die Herzogin lächelte und wünschte sich insgeheim, dass ihr mehr Zeit zur Verfügung stünde, um das perfekte Ballkleid zu planen.

    „Wolle kann sehr edel sein, wenn sie fein gewebt ist. Und Ihr hättet mehr Kontrolle über die Farbe, weil wir mit dem Färber kommunizieren können. Es ist natürlich modisch unüblich, aber wenn Ihr es tragt, könnte sich das schnell ändern.“

    Alissa folgte vor ihrem geistigen Auge einem Schaffließ auf seinem Weg von den grünen Weiden bis in den Ballsaal: der Schäfer, der das Tier aufgezogen und geschoren hatte, die Wollwäscherinnen, die Kämmer und Spinnerinnen, die Weber, die Walker, die Färber und schließlich Appolonia. So viele ihrer Leute konnten an diesem Kleid teilhaben, ohne dass eine einzige Münze ihr Herzogtum verließ. Je mehr die Vorschläge der Handwerkerin dieser Idee Form gaben, desto mehr verliebte sie sich darin.

    Sie griff nach dem Kohlestift, um die Ärmel zu skizzieren, die sie sich vorstellte, aber der Stift glitt aus ihrer Hand und zerbrach am Boden. Kohle auf rotem Teppich.

    „Eure Durchlaucht?“, die Stimme ihrer neuen Freundin war gedämpft. Der Raum drehte sich und die Ränder ihres Sichtfeldes wurden dunkel.

    „Hilfe! Bitte! Die Herzogin!“, schrie eine hysterische Frauenstimme. Und plötzlich war alles weit weg. Das Schloss, die Feier und auch das Kleid.

    "Stagtown" von ähm.... Nennt sich "Punko".

    Ein Comic über slow burn Kleinstadt-Horror. Was besonderes herausticht ist erstaunlichweise die Liebesbeziehung der Protagonisten.

    Frankies Schulfreund Jeremy wird vermisst. Sie trifft auf dessen Partner Felix und beide versuchen gemeinsam heraus zu finden was passiert ist. Jeremy bleibt erstmal verschwunden und die anderen beiden kommen sich während sie zu zweit mit dem Horror ringen näher.

    Es stellt sich Monate später heraus das Jeremy lebt und es gelingt sogar ihn zu retten. Anstatt aber jetzt ein 0815 Eifersuchtsdrama anzufangen lässt die Geschichte Liebe einfach Liebe sein und sie ziehen zu dritt in eine WG.

    Das Monster findet sie natürlich auch dort...

    Mein Lieblings-Beta Leser hat mich praktisch herausgefordert das zu schreiben. Es ist ein "Spicy Low-Fantasy-Western" mit Tiermenschen.

    Die Geschichte dreht sich um die Abenteuer der lokalen Volksheldin Bobcat Jane. In diesem Universum ist der Teufel real. Er tritt meistens als schwarzer Ziegenbock auf, kann seine Form aber beliebig wechseln. Und er ist in Jane verliebt. Sie hat selbstverständlich kein Interesse daran mit ihm zur Hölle zu fahren und entzieht sich ihm immer wieder durch List und Geschick, aber sie gibt trotzdem niemals "Nein" als finale Antwort, denn solange der Teufel sie verfolgt sind alle anderen sicher. Zumindest ist das der Plan...


    --_----

    Die Prärie zwischen Silverstream und dem Rest der Welt hatte die Angewohnheit, Dinge zu verschlucken, wenn sie aufhörten, sich zu bewegen: Felsen, Sträucher, Planwagen und die Körper von Leuten, die aufgegeben hatten. Holz war selten und Wasser noch knapper. Aber eine Stadt an der Kreuzung zwischen Ost, West, Schicksal und Sturheit hatte noch beides.

    Ein klarer Fluss rann zwischen ihren Häusern entlang. Manchmal glitzerte tatsächlich Silber im Schlamm, aber nicht mehr genug, dass sich das Sieben darin lohnte.

    Die Horden von Glücksrittern auf der Suche nach schnellem Reichtum hatten Gebäude errichtet, aber kein Zuhause. Mit der Zeit hatte sich der Ort gesundgeschrumpft. Die Bretter und Nägel aus den verlassenen Häusern waren nach und nach von fleißigen Pfoten in die Ortsmitte geschleppt worden, um höhere und stabilere Wände für jene zu bauen, die noch hier waren. Silverstream war … genug. Die Farmen warfen nicht genug ab, um zu gedeihen, aber immer gerade so viel, dass die Bewohner für ein Jahr weitermachen konnten.

    Sheriff Asra, ein Fennek, drehte sich im Sattel um und rollte eine Strickleiter auf, die von seinem Sattel aus bis auf die Straße reichte. Er sprang meistens einfach ab, aber er hatte am Morgen verschlafen und seine Patrouille in der Mittagshitze machen müssen. Seine Beine fühlten sich an wie vertrocknete Äste, und er hatte das Gefühl, sie könnten brechen, wenn er noch einen falschen Schritt machte. Er führte seinen Hengst an die Tränke und warf sich selbst ein paar armselige Tropfen Wasser auf die Ohren. Die Feuchtigkeit in seinem Fell verdunstete so schnell, dass er sie kaum spürte.

    Ein quietschendes Holzschild, das über ihm in der Brise schaukelte, versprach Erlösung. Er stemmte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Doppeltür des „Rabbit Haven“ und verschaffte sich Zutritt.

    Das Innere des Etablissements war lebhaft und laut wie immer. Ein riesiger Kronleuchter aus abgefallenen Hirschgeweihen spendete Licht. Weißwedelhirsche wie Mister Sturnhoof und seine Söhne verloren jedes Jahr zwei, also hatten sie gesammelt und das Stück der Dame des Hauses, Madame Elaine, zum zwanzigjährigen Jubiläum geschenkt.

    Mister Dragger, ein dunkler Maultierhengst mit nur noch einem Auge, und dessen Gehilfe, ein Amarillo, den die Säufer nur Wisper nannten, schenkten Whiskey und Bier aus. Sheriff Asra hob die Hand, und sobald er Draggers Aufmerksamkeit hatte, deutete er auf das große dunkle Fass ganz links. Während der Barkeeper ein Glas putzte, zog sich der Fennek an einen Hocker hoch und nahm seinen weißen Hut ab. Ein tiefer Seufzer entfuhr ihm. Zum ersten Mal seit vielen Stunden konnte er die Hitze aus seinen Lungen lassen, ohne sie sofort wieder hineinziehen zu müssen.

    Wisper war blind. Der schuppige Geselle roch an den Flaschen, ehe er einschenkte, und beugte sich vor, um am Geräusch des Gebräus zu hören, wann das Glas voll war. Es hatte nicht immer so gut funktioniert wie jetzt, aber Wisper hatte es lernen wollen.

    „Ihr Cactus Bite, Sir“, murmelte er und schob ihm mit den Spitzen seiner langen Krallen den Drink zu.

    Asra nickte und war für einen Moment hypnotisiert von dem Schleier aus winzigen Blasen, der vom Boden des Humpens aufstieg.

    „Du hast mir das Leben gerettet, mein schuppiger Freund.“

    Der Amarillo hob die Hand. Seine lange pinke Zunge zuckte ein paar Mal nervös über seine Schnauze. „Sheriff, Asra, auf Ihrem Deckel ist nicht mehr viel Platz. Wann gedenken Sie zu bezahlen?“

    Der Sheriff ignorierte ihn für einen kurzen Moment, seinen Moment. Er legte den Kopf in den Nacken, und das Getränk aus Chili-Bitters und Kaktusfeigen-Sirup legte sich über seine Kehle wie Gewitterwolken über den klaren Himmel. Er würde an dem Tag, an dem dieses Fass leer war, vermutlich an gebrochenem Herzen sterben.

    Er griff in seine linke Hosentasche. Als er seine Pfote wieder herauszog, glitzerte darin eine goldene Taschenuhr von der anderen Seite der Welt. Sie war stehen geblieben. Eine der Federn hatte sich verzogen. Asra hatte sich immer eingeredet, dass er irgendwann das passende Ersatzteil finden und sie reparieren würde, aber dieses Irgendwann kam nie. Er schob die Uhr über den Tresen und zog seine Pfote dann zurück. Er war der Sheriff des Westens und nicht länger Teil der alten Welt. Die Sonne war seine Uhr und der Rabbit Haven war sein Saloon.

    Simon, ein Schwarzbär in einem grün-karierten Anzug, schleppte sich zum Klavier und stemmte das Verdeck über den Tasten hoch.

    „Wenn ihr Idioten dann mal fünf Minuten die Fressen halten könntet!?“, brummte er. „Die Damen möchten anfangen. Lasst eure Griffel bei euch! Gucken ist umsonst, Anfassen ist Verhandlungssache.“

    Asras Schweif wischte aufgeregt von einer Seite zur anderen, als er über sein Glas hinweg zur Bühne schaute. Der rote Vorhang wurde beiseitegeschoben, und ein einzelner Scheinwerfer leuchtete in den Ausschnitt einer kleinen weißen Frettchendame mit einer viel zu großen weißen Bluse, die locker auf ihren Schultern hing. Sie trug eine Lederhose, hohe Stiefel und einen beigen Cowboyhut mit Einschusslöchern darin. Ein abenteuerlicher Anblick in mehr als einer Hinsicht.

    „Dies ist die Ballade von Bobcat Jane!“, begann Simon und ließ seine Krallen über die Tasten tanzen.

    Das Ferret-Mädchen, Melody war ihr Name, ließ sich von einem Bühnenarbeiter ein Lasso zuwerfen und schwang es über ihre kleinen runden Ohren hinweg. Der Luftstrom zerrte an der weißen Wolle und ließ es so wirken, als könnte man jederzeit etwas Verbotenes sehen, während das weiche Leder ihre Schenkel und ihren Po genau richtig umarmte. Einige der Kojoten und Hunde auf den Plätzen ganz vorne jaulten begeistert auf und machten sich bereits daran, ihr Trinkgeldglas zu füllen – natürlich immer nur dann, wenn sie gerade hinsah und die Großzügigkeit direkt würdigen konnte. Ein Luftkuss hier, ein Lächeln da, ein Antippen mit ihren pinken Pfotenballen für besonders freigiebige Gäste. Immer selbstsicher und immer direkt – schließlich spielte sie eine legendäre Revolverheldin.

    Der Schwarzbär setzte sein Lied fort. „Eines Tages, höchstwahrscheinlich nach ein paar Flaschen Wein, hatten das Glück und der Westwind ein Baby. Sie nannten ihre Tochter Bobcat Jane.“

    Asra wippte im Rhythmus des Volksliedes mit seinem Fuß mit. Er konnte jedes Wort mitsprechen, aber gerade die Vertrautheit machte die Vorstellung schön. Er konnte die Feinheiten in Melodys Vorführung sehen und auch, dass sie immer besser tanzte. Wenn sie gute Laune hatte, so wie an diesem Tag, waren die Bewegungen ihrer Hüfte besonders ungezwungen und schön.

    „Manche sagen, das sei Unsinn und dass Bobcat Jane wie wir alle normale sterbliche Eltern hat, aber ich sag euch: Die haben unsere Jane nie getroffen. Sie war die Verkörperung von Freiheit. Sie liebte die Prärie und sie liebte Silverstream. Sie liebte die Männer, die Frauen und alle dazwischen.“

    Von der rechten und linken Seite aus betraten weitere leicht bekleidete Mädchen die Bühne und auch Robert, ein junger grauer Kaninchenbock mit einer weißen Schnauze, weißen Pfoten und einem kleinen Schweif, so flauschig wie eine Baumwollbolle.

    Ganz wie es der Erzähler verkündete, küsste „Jane“ jedes Paar Lippen, das ihr gefiel. Robert ließ seine Pfoten langsam ihre Schultern hinuntergleiten und zog die Bluse nach und nach herunter, während sie ihre Lefzen in einem innigen Zungenkuss zusammendrückten. Raubtiere und Pflanzenfresser zusammen war ein beliebtes Gimmick.

    Sorry ich verstehe den Einwand von „Standardisierter“-Fantasy auch nicht. Zu einen ist das in meinen Augen kein Problem, weil das Genre selber genügend Raum lässt etwas Eigenes zu machen selbst wenn man drauf besteht sich an Klischees zu bedienen.

    Und zum anderen gibt es außergewöhnliche Fantasy. Zum Beispiel „Raybearer“ (Jordan Ifueko) das in High-Fantasy Afrika spielt oder „Ayla und der Clan des Bären“ (Jean M. Auel) das sich um eine Medizinfrau im Jahr 30.000 v. Chr. Dreht.

    Ich bin ja begeisterte Manga-Leserin und ich finde die besondere Stärke dieses Mediums ist seine Diversität. Mangas kann man (im Verhältnis) für einen Apfel und ein Ei produzieren. Daher gibt es etliche Werke zu jedem Genre, Thema und Tonlage die man sich nur wünschen kann. Wenn man sich einmal auskennt bekommt man so gut wie immer das was man sucht.

    Ich würde mir wünschen das der Buch-Markt auch so wäre, aber das geht eben nicht. Bücher kostet viel Geld und Aufwand im Marketing-Bereich und so entsteht eben ein „risiko-armer“ Mainstream. Das bedeutet nicht das Nischen nicht bedient werden, man muss nur mehr suchen.