Danke Jufington
ZitatWährend dem Spiel kommt mir Layafette nicht wie ein Anfänger vor, er scheint aber einer zu sein? Das könnte natürlich auch in seiner Natur liegen, sich gross aufzuspielen. Ist mir einfach aufgefallen.
Er kann das Pferd selber bandagieren. Er manipuliert Oliver und füttert dessen Ego damit er ihm die Arbeit abnimmt.
ZitatIch finde die Art, einen neuen Charakter einzuführen nicht so gut. Das gibt mir das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Vielleicht könntest du Mathis als "den Mann" bezeichnen, bis er sich vorstellt?
Ausserdem hat mir seine Bekanntmachung noch etwas wenig Fleisch am Knochen. Es wirkt, als wäre er nur da, um das Spiel vorzustellen. Vielleicht könntest du da noch mehr Fragen aufwerfen? Z.B. könnte er auch einige Worte mit Layafette wechseln und ihn auf sehr fragwürdige Weise aufmuntern? Oder er könnte gefragt werden, ob er auch Polo spielt und der Antwort ausweichen.
Ja. Stimmt schon. Ich werde da wohl noch eine kleine Szene davor setzen die Mathis während seines „Arbeitsalltags“ zeigt, damit es sich auch lohnt ihn so früh schon vor zu stellen.
ZitatWar Oliver nicht der Polo-Captain? Ich dachte, Layafette möchte seiner Mannschaft aus dem Weg gehen?
Seine Gedanken darüber wie er es theoretisch. Logistisch hinbekommt nie wieder mit der Niederlange konfrontiert zu werden, sind übertrieben gemeint. Es ist ein extrem schlechter Verlierer und leidet mehr darunter als er sollte. Außerdem ist der Heiratsantrag für seine Schwester wichtiger.
ZitatRenee ist weiblich, korrekt wäre René.
Ich wusste das es irgendeine Schreibweise von den Namen gab die männlich sein muss. Danke übernehme ich wahrscheinlich so.
ZitatMathis sitzt auf dem Kutschbock, ihre Bewegung wird er wahrscheinlich nicht sehen können.
Ja. Ist schon mehreren Leuten aufgefallen. Da war ich kurz in der falschen Perspektive. Wird geändert.
ZitatHiess der Waffenmeister beim Arzt nicht Cédric?
Das ist nicht dieselbe Fraktion. Cedric ist Waffenmeister von Haus Malperdry und Hector Waffenmeister von Haus Sures.
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„Er ist nicht einmal hier gewesen, um es mir ins Gesicht zu sagen“, weinte sie laut. „Er hat nur einen Brief bringen lassen, einen einzelnen zerknitterten Brief mit vier Zeilen.“ Ihre Stimme war so schwach und heiser, dass er den brennenden Schmerz hören konnte, den ihr jedes einzelne Wort bereitete. Das Schriftstück, von dem sie sprach, lag auf dem Tisch neben ihnen, vollgesogen mit ihren Tränen. Die Handschrift war zugleich schmucklos und schlampig, mit Buchstaben in stark variierenden Größen, achtlos verwichter Tinte und Schreibfehlern, für die sich jeder ehrenwerte Mann in Grund und Boden geschämt hätte. Vier hastig auf das Papier geworfene Zeilen – mehr war sie ihm plötzlich nicht mehr wert.
„Natürlich nicht. Er ist ein Feigling“, flüsterte er in ihr Ohr und streichelte durch ihr langes Haar. „Ich bring ihn für dich um! Besser noch: Ich hole mein Rapier und ritze deinen Namen in seine Brust, damit die nächste Frau, die er trifft, genau weiß, worauf sie sich einlässt. Niemand der meine Schwester zum Weinen bringt, kommt ungestraft davon.“
Aurelie stützte sich auf die Kante des Esstisches, als ob ihre Beine durch den Stress nachzugeben drohten. Ihr Atem keuchte. Schließlich griff sie an ihren Rücken und lockerte die Schnüre an der Korsage, die sie zu ersticken drohte.
„Das ist alles meine Schuld“, sprach sie bestimmt, während ihr leerer Blick an dem verhängnisvollen Brief haften blieb. „Ich hätte wieder heiraten sollen, als ich es noch konnte. Dann hättest du einen Vater in deinem Leben gehabt und all das wäre nie passiert.“
Lafayett ließ Priscille los und richtete sich auf. Wenn er jemals Geduld oder Verständnis in sich gehabt hatte, dann war in genau diesem Moment der allerletzte Tropfen von beidem verbraucht.
„Oh, bitte rede weiter, Mutter! Ich liebe es, von Frauen erklärt zu bekommen, dass ich nicht männlich genug bin. Heirate zwanzig Kerle auf einmal, wenn es dir beliebt, aber ich werde nicht…“
Weiter kam er nicht. Eine schmetternde Ohrfeige beendete den Satz für ihn. Die getroffene Wange brannte wie Feuer.
„Ich verstehe es nicht“, sprach Aurelie und schüttelte resignierend den Kopf. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten, bis sich ihre langen Fingernägel in ihre Handflächen bohrten. „All diese wunderschönen Mädchen, fast jede Woche. Ist Lafayett zuhause? Geht Lafayett zum Winterball? Mag Lafayett Schokolade? Es muss doch eine gegeben haben, die dir gefallen hat.“
„Ich mochte sie alle. Aber ich liebe nur Phillipe.“
„Du hättest lügen können!“ Ihr Blick glitt hinüber zu ihrer Tochter, deren Tränen mittlerweile ein zweites und ein drittes Taschentuch durchnässt hatten. „Du bist gut darin, dich zu verstellen.“
Eine von tausend Worthülsen lag auf seiner Zunge: Typische Sätze, die man sagte, um typische Dinge auszudrücken. Aber seine Gefühle waren nicht typisch und verlangten nach einer Beschreibung, die nur er geben konnte. Er griff ihre Hände und schaute tief in ihre Augen. Da war unbestreitbarer Zorn, aber auch Ratlosigkeit. Sie zitterte und wirkte müder und älter als jemals zuvor.
„Ja. Ich hätte Lügen müssen. Aber ich wollte auch, dass du eines Tages verstehst, dass Philippe mehr als ein enger Freund ist und dass du dich so sehr für mich freust, wie du es für Priscille getan hast. Mein Partner sollte zur Familie gehören dürfen, damit die Menschen, die mir wichtig sind, ein Teil meines Lebens bleiben können. Genauso wie du Teil von Vaters Familie geworden bist, nachdem ihr euch ineinander verliebt habt. Ich weiß, dass es ungewöhnlich ist, aber es ist echt. Bitte mach mich nicht zu einem Fremden in meinem eigenen Haus.“
Sie ließ seine Hände los, griff stattdessen seine Schultern und zog ihn zu sich. Ihre Arme legten sich zärtlich um ihn und ihre Finger fuhren durch sein blondes Haar. Er fühlte ihre Tränen durch sein Hemd sickern.
„Braut oder nicht…“ flüsterte sie. „Enkelkinder oder nicht… Eine Mutter hält zu ihren Kindern. Aber wir müssen das irgendwie in Ordnung bringen, Lafayett. Die Dupont sind mächtige Leute und sie werden dir die Schuld geben. Außerdem hat deine Schwester jetzt niemanden mehr, der für sie sorgt.“
„Sie hat uns“, stellte Lafayett fest.
„Ja.“ Aurelie winkte Priscille heran. „Ich habe eine enge Freundin, die nach Lyon gezogen ist. Sie hat dort eine eigene Schneiderei. Lass mich dich dahin bringen, mein Schatz. Du kannst eine Ausbildung anfangen. Dann bist du abgelenkt und hast später dein eigenes Einkommen.“
Priscille unterdrückte ihr Schlurzen und versuchte verzweifelt, ihr geschwollenes Gesicht zu trocknen, damit sie sich an der Unterhaltung beteiligen konnte. „Aber ich will nicht wegziehen.“
Lafayett ergriff das Wort. „Tu, es trotzdem. Die Ausbildung dauert nur drei Jahre und danach bist du frei. Dann kannst du auf einen würdigen Ehemann warten, solange du willst, oder überhaupt nicht mehr heiraten. Und du musst Clairval erstmal nicht wiedersehen.“
„Hab keine Angst“, stimmte Aurelie mit ein. „Geh jetzt erst einmal auf dein Zimmer und versuche dich auszuruhen. Wir besprechen das sobald es dir besser geht.“
Pricille nickte gehorsam. „Ja, Mutter. Danke.“
Die Treppe quietschte unter ihren Schritten, als sie ins Obergeschoss verschwand. Sie ließ den Brief auf dem Tisch liegen und würdigte das Schriftstück keines Blickes mehr. Als sie fort war, schnappte sich Lafayett das Papier, zerknüllte es und warf es aus dem Fenster in den Garten, der ohne Madame Perrin bereits völlig verwildert war.
Bei der Erwähnung der Duponts hatten sich ihm finstere Gedanken aufgedrängt. Phillipes Familie hatte ihn schon einmal in seinem Kummer im Stich gelassen. Bilder und Geräusche aus einer Irrenanstalt spielten sich vor seinem geistigen Auge ab. Schmucklose, kalte Räume mit vergitterten Fenstern und die unaufhörlichen Schreie verzweifelter Seelen ohne Ausweg. So nah an der Hölle wie man nur sein konnte, ohne zu sterben.
„Mutter, ich muss los“, sprach er knapp, rannte die Treppe hoch und holte den grauen Anorak aus seinem Zimmer.
„Wo denkst du, dass du hingehst!“
Er hörte die Frage nur noch gefiltert durch das alles übertönende Rauschen in seinem Kopf und machte sich nicht die Mühe, eine Antwort zu geben. Jede verschwendete Sekunde war eine zu viel.
Der kalte Tag im Spätherbst brachte einen tristen, grauen Himmel und das tote Laub türmte sich hoch an den Rändern der Straßen auf. Die Menschen, die er passierte, blieben stehen, um nach einer Erklärung für seine verheulten Augen zu fragen, eventuell Hilfe anzubieten, aber er ignorierte sie alle, schob sie zur Seite, wie Gestrüpp das im Weg war. Er erreichte das Depond-Anwesen, das hoch über dem Marktplatz thronte. Der Putz war noch weiß, nicht so verdreckt von Ruß wie die älteren Gebäude. Es rief ihn, zog ihn an wie das Licht eines Leuchtturms.
Lafayett ahnte, dass er nicht eingeladen war, und fand sich tatsächlich vor einem fest vergitterten Tor wieder. Er ging davor auf und ab, fand aber keinen Pförtner. Er drückte frustriert die Zähne aufeinander, und trat eine zusammengerollte Zeitung weg. Was hätte er auch sagen können, um sich Zutritt zu verschaffen?
Der Lärm der Schwalben-Kolonie lenkte seine Aufmerksamkeit zum Rathaus. Die dunkelblaue Regenrinne war alt und die Bleifarbe blätterte unter seinen Fingern, als er testweise darüberstrich, aber sie führte bis unter das Dach, hoch genug, um die Hecke zu Phillipes Haus zu überwinden. Sie konnte brechen oder nicht brechen, Lafayett begann trotzdem zu klettern. Er drückte seine Finger zwischen das Metallrohr und den rauen Putz, der seine Knöchel zerkratzte. Die Klammern, welche die Konstruktion mit der Mauer verankerten, boten gerade genug Halt für die Spitzen seiner Stiefel, aber mehr brauchte er nicht. Der Garten der prächtigen Villa erstreckte sich vor ihm. Auf dem Grundstück wuchsen mehrere Eichen, aber der Rasen war trotzdem aufgeräumt und grün. Ein Hausmeister musste sich der gefallenen Blätter angenommen haben und tatsächlich türmte sich unter ihm ein Laubhaufen auf. Das Schicksal schuldete ihm etwas Glück, fand er.
Die toten Blätter waren nass und stark verdichtet, ganz anders als er erhofft hatte. Nach einem Aufprall, der ihm die Luft aus den Lungen presste, kullerte er seitlich ins Gras. Er schlich sich auf die Rückseite des Gebäudes, wo der Hausherr ein Gerüst für Kletterrosen angebracht hatte. Die dornigen Büsche in den losen Beten waren noch zu klein, um ihre erwünschte Rolle zu erfüllen, aber er konnte sich lebhaft vorstellen, wie hübsch die Fassade sein würde, wenn die Rosen wuchsen und sie ganz ausfüllten. So viele Schmetterlinge, dachte er bei sich und schmunzelte. Phillipe hatte sich oft wohlwollend darüber geäußert, dass er ein Zimmer auf der Seite des Hauses hatte, die dem Marktplatz abgewandt war, aber Lafayett hatte keine Ahnung, bis zu welcher Etage er zu klettern hatte.
Er erreichte den ersten Stock und hörte die schrille Stimme einer Frau, die er nicht kannte. „Wenn das Militär für etwas gut ist, dann Querulanten zurechtzustutzen.“ Er stockte. Das Fenster war nur angelehnt, sodass er sie viel deutlicher hörte, als ihm lieb war. Sie war aller Wahrscheinlichkeit nach Phillipes Mutter, obwohl sie sich anhörte wie eine Furie, die darauf wartete, seine Augen auszukratzen.
Ein heiser klingender Gentleman stellte sich gegen sie. „Dann teilt er sich Monate lang ein Quartier mit den anderen Nichtsnutzen, welche ihre Väter enttäuscht haben. Wir sollten es nochmal mit Therapie versuchen. Wir können den Doktor herkommen lassen, damit wir alles im Blick haben und ihn von dem Lurrand-Jungen fernhalten können.“
Seine Augenbrauen fühlten sich schwer an und er begann die Erschöpfung in seinen Armen, seinen Beinen und seinem Kopf zu spüren. Er war so blind und taub für Phillips Warnungen gewesen, nur um viel zu spät zu bemerken, dass sie auf der Schneide eines Messers getanzt hatten. Er riss sich von dem Fenster los. Er hatte mehr gehört, als er wissen wollte. Die weiße Fensterbank unter Phillipes Zimmer gelangte in Reichweite. Er streckte den Arm danach aus.
Ein scharfer Knall ertönte über ihm. Seine Ohren begannen schmerzhaft zu pfeifen und die Ränder seines Sichtfeldes wurden unscharf. Er packte den Fensterrahmen und zog sich nach oben, drückte seine Hände gegen das Glas und sah hindurch.
Und dort lag er. Die Liebe seines Lebens, seine Hände immer noch fest um die alte Schrotflinte geklammert, mit Bernsteinaugen, die nun ins Leere starrten, ihr konstantes Leuchten für immer erloschen. Um seinen Kopf herum bildete sich ein roter See, dessen Ufer sich langsam in alle Richtungen ausstreckten. Phillipe war tot. Für Lafayett war es, als beobachtete er von weitem, wie ein Fremder die Hausfassade hinunterkletterte und sich durch die Buxbaumhecke nach draußen drückte, zurück auf die Straße. Die Gassen um ihn herum waren so lebhaft. Die Cafés waren geöffnet, schöne Frauen in langen Pelzmänteln drückten ihre Nasen gegen die Schaufenster der Boutiquen und Männer standen mit Zigaretten auf den Gehwegen und redeten über ihre Arbeit.
Nur wenige Menschen waren überhaupt stehen geblieben, um sich nach der Ursache des Schusses um zu sehen. Er hörte einen langen, hohen Schrei und merkte erst langsam, dass er aus seiner eigenen Kehle kam. Unter dem Gewicht der Zukunft, die nicht mehr sein würde, gaben seine Beine nach.
„Geht es Ihnen gut?“
„Sind Sie verletzt?“
„Sollen wir einen Arzt rufen?“
Die Stimmen von Passanten, die sich zu ihm herunterbeugten, um ihm zu helfen, erreichten ihn nur gedämpft, als wäre er längst begraben, während seine Retter ihm ihre Fragen von oben aus zuriefen. Er strauchelte zurück auf seine Beine und kämpfte sich, halb blind vor Tränen durch ein Dickicht aus wohlwollend ausgestreckten Händen.
„Lafayett?“ Er erkannte die Stimme seines Onkels irgendwo zu seiner Rechten, blieb aber nicht stehen. Stattdessen rannte er schneller und schneller. Der aufgebrachte Marktplatz blieb hinter ihm zurück und der ganze Weg zurück zu seinem Zimmer verging, als wären es nur Sekunden gewesen. Ein bedachter Schritt durch den Türrahmen und er blieb stehen.
Sein Rapier hing in einer Halterung an der Wand. Er hatte die Schraube, die das Kreidestück an der Spitze befestigte, niemals wieder festgezogen und stattdessen die Schneide geschärft. Der Stahl warf das Spiegelbild einer zerstörten, hoffnungslosen Hülle zu ihm zurück. Ein einfältiger Idiot, der alles hätte haben können, aber seine Chance vertan hatte. Er hob die Waffe auf und schwang sie ein paar Mal, prüfend, wie er es bei seiner ersten Fechtstunde getan hatte. Die Erinnerung an bessere Tage, linderte seinen Schmerz nicht lange und die Gegenwart kam zurück, schwerer und bedrohlicher als zuvor. Ein Gedanke dominierte alle anderen. Er konnte nicht weitermachen. Alle Pfade, die übrig waren, führten in die Dunkelheit.