Beiträge von Feron

    Das hier ist der "Establishment-Shoot" für eine Szene aus meiner nächsten Novelle. Ich wollte das Schloss als eine Art traumatisiertes Bauwerk darstellen das für etwas benutzt wird das es nicht ist, als thematischer Spiegel des Protagonisten. Beim vierten und fünften Betrachten kommt es mir aber zu lang und unelegant vor. Ist das vll einfach zuviel Info-Dump auf einmal?

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    Wenn Bauwerke eine Persönlichkeit haben konnten, dann war Schloss Altenburg introvertiert und zynisch. Man hatte es als zweckdienliche Burg ersonnen, um Handelswege zu schützen. Größe, Material und architektonischer Anspruch entsprachen dem hohen Wert der zahlreichen Salzmienen in diesem Gebiet.

    Es hatte steile Klippen in seinem Rücken, lag aber immer noch weit genug oben auf seinem rauen, bewaldeten Berg, um Aussicht über den Tannensee zu haben. Seine äußere Mauer, so imposant sie sein mochte, war bereits dreimal überwunden worden: zweimal von menschlichen Feinden und einmal vom Funken eines Schmiedefeuers, der daraufhin den gesamten inneren Burghof verschlungen hatte. Widerstand und Wiederaufbau waren Teil des Bauplans. Die Techniken der Maurer hatten sich über Generationen verändert, und diese Unterschiede traten an der Fassade wie Narben hervor.

    Die meisten Fenster waren nicht mehr als verzierte Schießscharten, und viele der Flure nicht mehr als enge Wehrgänge mit roten Teppichen. Man hatte inzwischen fast alle Innenräume mit Kalkputz ausgekleidet, um die Hallen wohnlicher zu machen und sie besser warm halten zu können. Die Ställe und einige Dienstbotenquartiere waren weiter nach außen verlegt worden, um Platz für einen Ballsaal und einen Garten zu schaffen. Aber die Pflanzen wuchsen nur mühsam. Die vielen Türme und die hohen Brüstungen warfen zu viel Schatten.

    Frieden, Feste und noble Besucher widerstrebten der Natur des Bauwerks. Die Angst vor Belagerung, vor Hunger, Seuchen und Feuer würde immer Teil seiner Geschichte sein, selbst wenn die Bewohner sich nicht erinnerten.

    Danke. Jufington

    Ja, die übrigen Adligen haben Pläne und Erwartungen. 😉 Die Äbtissin hat nur eine Nebenrolle. Sie kann ja die Herzogin nicht gegen ihren Willen festhalten. Das war mehr so ein „Gib mir Geld dann mache ich es dir einfach“-Ding, kein echter Widerstand.

    Ich wollte das schon ewig lange anfangen. Auf Küssen und Händchenhalten zu verzichten stellt andere Gesten der Zuneigung in den Vordergrund und ist auf eine andere Weise romantisch, die ich sehr mag. Es gibt sogar ein Happy-Ending, aber eben auf meine Art.

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    Wenn Bauwerke eine Persönlichkeit haben konnten, dann war Schloss Altenburg introvertiert und zynisch. Man hatte es als zweckdienliche Burg ersonnen, um Handelswege zu schützen. Größe, Material und architektonischer Anspruch entsprachen dem hohen Wert der zahlreichen Salzmienen in diesem Gebiet.

    Es hatte steile Klippen in seinem Rücken, lag aber immer noch weit genug oben auf seinem rauen, bewaldeten Berg, um Aussicht über den Tannensee zu haben. Seine äußere Mauer, so imposant sie sein mochte, war bereits dreimal überwunden worden: zweimal von menschlichen Feinden und einmal vom Funken eines Schmiedefeuers, der daraufhin den gesamten inneren Burghof verschlungen hatte. Widerstand und Wiederaufbau waren Teil des Bauplans. Die Techniken der Maurer hatten sich über Generationen verändert, und diese Unterschiede traten an der Fassade wie Narben hervor.

    Die meisten Fenster waren nicht mehr als verzierte Schießscharten, und viele der Flure nicht mehr als enge Wehrgänge mit roten Teppichen. Man hatte inzwischen fast alle Innenräume mit Kalkputz ausgekleidet, um die Hallen wohnlicher zu machen und sie besser warm halten zu können. Die Ställe und einige Dienstbotenquartiere waren weiter nach außen verlegt worden, um Platz für einen Ballsaal und einen Garten zu schaffen. Aber die Pflanzen wuchsen nur mühsam. Die vielen Türme und die hohen Brüstungen warfen zu viel Schatten.

    Frieden, Feste und noble Besucher widerstrebten der Natur des Bauwerks. Die Angst vor Belagerung, vor Hunger, Seuchen und Feuer würde immer Teil seiner Geschichte sein, selbst wenn die Bewohner sich nicht erinnerten.

    Edwards Füße kannten den Weg in die Küche auswendig. Es war ihm immer schwergefallen, zu festen Zeiten zu essen. Am Tisch sitzen zu müssen, wenn er zu arbeiten hatte, und zu hungern, wenn er die freie Zeit auch zum Essen hätte nutzen können. Seine Ansprüche zu senken, hatte geholfen. Die Köche hielten für ihn immer Schmalzbrot oder kalte Bratenreste bereit und konzentrierten an den meisten Tagen ihre Zeit und Arbeitskraft stattdessen nur noch auf das Abendessen. Aber in drei Tagen war seine Siegesfeier, und sie alle konnten ihr Handwerk endlich auf allerhöchstem Niveau ausleben.

    Als er die Tür öffnete, schwebte ein Nebel aus hellgrauen Daunenfedern durch den Raum. Zwischen den Köchen, Bäckern und Hilfskräften hockte Alissa mit hochgekrempelten Ärmeln und rupfte einen Pfau. Sie stoppte, wann immer sie eine Handvoll Federn zusammenhatte, und legte diese behutsam auf einem Leinentuch ab. Das Tier sollte sein Federkleid nach dem Kochen zurückbekommen und als Zierde für den mittleren Tisch dienen. Edward zog sich einen eigenen Hocker heran und nahm neben ihr Platz.

    „Was machst du da?“, begann er.

    Sie stoppte, wischte sich den Schweiß von der Stirn und hielt ihm das tote Tier vor das Gesicht.

    „Geflügel rupfen. Wir haben Mottenfraß an den Tischdecken, weil wir sie so lange nicht benutzt haben. Es war zum Glück noch Ersatz im Lager, aber der muss zuerst geglättet werden, daher fehlen uns etliche Paar Hände, um das Essen vorzubereiten.“

    Er streckte seine Hände aus und gestikulierte ihr, den Pfau zu übergeben.

    „Das ist nicht, was ich meine. Warum rupfst du mit dem Strich und nicht dagegen?“

    Er nahm so viele Federn, wie zwischen drei seiner Finger passten, und riss sie mit einem Ruck gegen die Wuchsrichtung sauber heraus. Weniger blutig und mit weniger aufgerissener Haut.

    „Stell dir vor, ich würde fluchen“, kommentierte Alissa und deutete dabei auf zwei Kinder, die in einer Ecke mit Rübenputzen beschäftigt waren.

    Edward schmunzelte und nickte verstehend, auch wenn er überzeugt war, dass Alissa dem Wortschatz der meisten Kinder selbst an ihren schlimmsten Tagen nichts hinzuzufügen hatte.

    „Hat Hartmann alles, was er für die Aalspieße braucht?“

    Alissa nahm den Vogel zurück und fokussierte ihren Blick ganz auf ihre Arbeit.

    „Sein Name ist Hartwig, und er wird keinen Fisch anrühren, da du ihn als Maître de Confitures eingestellt hast. Du meinst Ulrich, den Maître des Poissons. Sorg dich nicht, es wurde schon alles geliefert, was wir brauchen. Alles wird sein, wie du es geplant hast.“

    Edward riss theatralisch seine Hände hoch.

    „Hilfe! Franzosen in meiner Küche!“, lachte er, bevor er sich mühsam von seinem Sitz hochdrückte und sich einige lose Federn von den Ärmeln zupfte. „Lass Katarina den Rest machen.“

    Sie stoppte, suchte Blickkontakt und zog ihre rechte Augenbraue leicht hoch.

    „Lieber, was für ein sonderliches Wesen wäre ich denn, wenn ich den Aufgaben einer Herzogin gewachsen wäre, aber nicht denen einer Küchenhilfe?“

    Er seufzte, nahm ihre Hände und zog sie auf die Beine.

    „Du bist gut darin, dein Gefolge zu dirigieren, weil du sie kennst, und du kennst sie, weil du ihre Arbeit nicht scheust. Ich unterstütze das ausdrücklich. Aber deine Schneiderin ist oben. Wenn du noch Änderungen an deinem Kleid machen lassen möchtest, ist das deine letzte Gelegenheit.“

    Sie zog eine Feder aus ihrer Augenbraue und riss ihre blutigen Hände zurück.

    „Warum sagst du das nicht gleich!? Ich muss mich waschen!“

    Er nickte. „Dein Bad ist bereit, wenn du es willst. Ich habe der Schneidermeisterin Tee und Gebäck bringen lassen, während sie wartet.“

    Alissa lächelte warm und nickte anerkennend.

    „Das war sehr lieb, vielen Dank.“

    Kurz darauf streifte Alissa neben dem Badezuber ihre geliehene Dienstbodenkleidung ab und ließ sich in den Badezuber sinken. Das Vogelblut an ihren Armen färbte das Wasser rot, aber sie hatte gerade zu wenig Zeit, es nochmal wechseln zu lassen, und akzeptierte die Umstände, wie sie waren.

    Als sie sich vorbeugte und mit einem Stück Olivenseife ihre Knie schrubbte, fühlte sie eine merkwürdige Uneinigkeit zwischen ihrem Kopf und dem Rest ihres Körpers. Wie ein Weinkorken, der zwar passte, aber nicht tief genug im Flaschenhals steckte.

    Als sie aufstand, reichte ihr eine ihrer Zofen ein Handtuch und half ihr in ein schlichtes Kleid, das eng am Körper anlag und am wenigsten bei Vermessungen stören würde.

    Appolonia, eine anerkannte Meisterin der Schneidergilde, wartete in einer Galerie, in der Alissa ihre Jagdtrophäen aufbewahrte. Es war der einzige Raum mit relativ großen Fenstern und einem Tisch.

    Die Handwerkerin aus der Großstadt trug ein dunkelblaues, besticktes Kleid. Das Highlight des Ensembles aber waren große Knöpfe aus poliertem Schafshorn, das inoffizielle Markenzeichen ihrer Gilde. Sie verneigte sich tief.

    „Seid gegrüßt, Eure Durchlaucht. Vielen Dank für das Gebäck, es war vorzüglich.“

    Alissa schüttelte ihre Hand und ging zu dem Tisch, den Edward für sie unter eine der alten Schießscharten geschoben hatte. Vor ihr lagen ausgebreitete Skizzen, verschiedene Garne und Stoffmuster von kostbaren importierten Seiden.

    „Es tut mir leid, dass ich Euch habe warten lassen“, richtete sie an die Schneiderin. „Ich hatte die Zeit vergessen. Ich hoffe, Eure Reise w+ar entspannt.“

    „Ich habe die ganze Zeit aus dem Fenster gesehen, weil ich gehofft hatte, einen schönen Rothirsch zu sehen. Es tut gut, mal wieder draußen in der Natur zu sein.“

    Alissa ließ die glänzenden Stoffe durch ihre Finger gleiten. Sie suchte nach Schwarz- und Gelbtönen, die ihrem Wappen entsprachen, konnte aber nichts finden. Sie konzentrierte sich auf die Zeichnungen und begann jene mit einzelnen Details, die ihr gefielen, nebeneinander zu legen. Für einen Augenblick verschwammen die schwarzen Linien vor ihren Augen. Sie hob den Kopf und holte ein paar Mal tief Luft.

    „Eure Durchlaucht?“, erkundigte sich Appolonia vorsichtig. „Ihr dürft Kritik üben, so viel Ihr möchtet. Es ist Euer Kleid. Kein Aufwand wäre zu viel.“

    Sie hob beschwichtigend die Hand, legte noch einmal die Skizzen zurecht. „Ich habe eine Idee. Es wäre abenteuerlich und die Zeit ist knapp, aber ich möchte, dass meine Garderobe spricht. Und dass sie mehr zu sagen hat, als von Reichtum zu schwärmen.“

    Die Handwerkerin kam näher und betrachtete die zusammengestellte Collage. „Es tut mir leid. Ich weiß, Ihr wollt Eure Wappenfarben, aber die Seide wird schon bei den Webern gefärbt, die sie produzieren. Es ist nicht immer möglich, einen bestimmten Ton zu bekommen.“

    „Was, wenn ich keine Seide will?“ Die Herzogin deutete aus dem schmalen Fenster. „Altenburg produziert neben Salz auch hochwertige Wolle. Wie wäre es, wenn wir das Budget nicht in den Orient schicken würden, sondern nutzen, was wir haben?“

    Appolonia zog einen Kohlestift aus ihrer Tasche und begann, Änderungen an dem abgebildeten Kleid einzuzeichnen. „Wolle glänzt natürlich nicht, Eure Durchlaucht, aber das muss sie nicht. Wenn Ihr denselben Schmuck tragt, den Ihr auch bei Seide ausgewählt hättet, dann würde der matte Stoff einen schönen Kontrast bilden.“

    Die Herzogin lächelte und wünschte sich insgeheim, dass ihr mehr Zeit zur Verfügung stünde, um das perfekte Ballkleid zu planen.

    „Wolle kann sehr edel sein, wenn sie fein gewebt ist. Und Ihr hättet mehr Kontrolle über die Farbe, weil wir mit dem Färber kommunizieren können. Es ist natürlich modisch unüblich, aber wenn Ihr es tragt, könnte sich das schnell ändern.“

    Alissa folgte vor ihrem geistigen Auge einem Schaffließ auf seinem Weg von den grünen Weiden bis in den Ballsaal: der Schäfer, der das Tier aufgezogen und geschoren hatte, die Wollwäscherinnen, die Kämmer und Spinnerinnen, die Weber, die Walker, die Färber und schließlich Appolonia. So viele ihrer Leute konnten an diesem Kleid teilhaben, ohne dass eine einzige Münze ihr Herzogtum verließ. Je mehr die Vorschläge der Handwerkerin dieser Idee Form gaben, desto mehr verliebte sie sich darin.

    Sie griff nach dem Kohlestift, um die Ärmel zu skizzieren, die sie sich vorstellte, aber der Stift glitt aus ihrer Hand und zerbrach am Boden. Kohle auf rotem Teppich.

    „Eure Durchlaucht?“, die Stimme ihrer neuen Freundin war gedämpft. Der Raum drehte sich und die Ränder ihres Sichtfeldes wurden dunkel.

    „Hilfe! Bitte! Die Herzogin!“, schrie eine hysterische Frauenstimme. Und plötzlich war alles weit weg. Das Schloss, die Feier und auch das Kleid.

    "Stagtown" von ähm.... Nennt sich "Punko".

    Ein Comic über slow burn Kleinstadt-Horror. Was besonderes herausticht ist erstaunlichweise die Liebesbeziehung der Protagonisten.

    Frankies Schulfreund Jeremy wird vermisst. Sie trifft auf dessen Partner Felix und beide versuchen gemeinsam heraus zu finden was passiert ist. Jeremy bleibt erstmal verschwunden und die anderen beiden kommen sich während sie zu zweit mit dem Horror ringen näher.

    Es stellt sich Monate später heraus das Jeremy lebt und es gelingt sogar ihn zu retten. Anstatt aber jetzt ein 0815 Eifersuchtsdrama anzufangen lässt die Geschichte Liebe einfach Liebe sein und sie ziehen zu dritt in eine WG.

    Das Monster findet sie natürlich auch dort...

    Mein Lieblings-Beta Leser hat mich praktisch herausgefordert das zu schreiben. Es ist ein "Spicy Low-Fantasy-Western" mit Tiermenschen.

    Die Geschichte dreht sich um die Abenteuer der lokalen Volksheldin Bobcat Jane. In diesem Universum ist der Teufel real. Er tritt meistens als schwarzer Ziegenbock auf, kann seine Form aber beliebig wechseln. Und er ist in Jane verliebt. Sie hat selbstverständlich kein Interesse daran mit ihm zur Hölle zu fahren und entzieht sich ihm immer wieder durch List und Geschick, aber sie gibt trotzdem niemals "Nein" als finale Antwort, denn solange der Teufel sie verfolgt sind alle anderen sicher. Zumindest ist das der Plan...


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    Die Prärie zwischen Silverstream und dem Rest der Welt hatte die Angewohnheit, Dinge zu verschlucken, wenn sie aufhörten, sich zu bewegen: Felsen, Sträucher, Planwagen und die Körper von Leuten, die aufgegeben hatten. Holz war selten und Wasser noch knapper. Aber eine Stadt an der Kreuzung zwischen Ost, West, Schicksal und Sturheit hatte noch beides.

    Ein klarer Fluss rann zwischen ihren Häusern entlang. Manchmal glitzerte tatsächlich Silber im Schlamm, aber nicht mehr genug, dass sich das Sieben darin lohnte.

    Die Horden von Glücksrittern auf der Suche nach schnellem Reichtum hatten Gebäude errichtet, aber kein Zuhause. Mit der Zeit hatte sich der Ort gesundgeschrumpft. Die Bretter und Nägel aus den verlassenen Häusern waren nach und nach von fleißigen Pfoten in die Ortsmitte geschleppt worden, um höhere und stabilere Wände für jene zu bauen, die noch hier waren. Silverstream war … genug. Die Farmen warfen nicht genug ab, um zu gedeihen, aber immer gerade so viel, dass die Bewohner für ein Jahr weitermachen konnten.

    Sheriff Asra, ein Fennek, drehte sich im Sattel um und rollte eine Strickleiter auf, die von seinem Sattel aus bis auf die Straße reichte. Er sprang meistens einfach ab, aber er hatte am Morgen verschlafen und seine Patrouille in der Mittagshitze machen müssen. Seine Beine fühlten sich an wie vertrocknete Äste, und er hatte das Gefühl, sie könnten brechen, wenn er noch einen falschen Schritt machte. Er führte seinen Hengst an die Tränke und warf sich selbst ein paar armselige Tropfen Wasser auf die Ohren. Die Feuchtigkeit in seinem Fell verdunstete so schnell, dass er sie kaum spürte.

    Ein quietschendes Holzschild, das über ihm in der Brise schaukelte, versprach Erlösung. Er stemmte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Doppeltür des „Rabbit Haven“ und verschaffte sich Zutritt.

    Das Innere des Etablissements war lebhaft und laut wie immer. Ein riesiger Kronleuchter aus abgefallenen Hirschgeweihen spendete Licht. Weißwedelhirsche wie Mister Sturnhoof und seine Söhne verloren jedes Jahr zwei, also hatten sie gesammelt und das Stück der Dame des Hauses, Madame Elaine, zum zwanzigjährigen Jubiläum geschenkt.

    Mister Dragger, ein dunkler Maultierhengst mit nur noch einem Auge, und dessen Gehilfe, ein Amarillo, den die Säufer nur Wisper nannten, schenkten Whiskey und Bier aus. Sheriff Asra hob die Hand, und sobald er Draggers Aufmerksamkeit hatte, deutete er auf das große dunkle Fass ganz links. Während der Barkeeper ein Glas putzte, zog sich der Fennek an einen Hocker hoch und nahm seinen weißen Hut ab. Ein tiefer Seufzer entfuhr ihm. Zum ersten Mal seit vielen Stunden konnte er die Hitze aus seinen Lungen lassen, ohne sie sofort wieder hineinziehen zu müssen.

    Wisper war blind. Der schuppige Geselle roch an den Flaschen, ehe er einschenkte, und beugte sich vor, um am Geräusch des Gebräus zu hören, wann das Glas voll war. Es hatte nicht immer so gut funktioniert wie jetzt, aber Wisper hatte es lernen wollen.

    „Ihr Cactus Bite, Sir“, murmelte er und schob ihm mit den Spitzen seiner langen Krallen den Drink zu.

    Asra nickte und war für einen Moment hypnotisiert von dem Schleier aus winzigen Blasen, der vom Boden des Humpens aufstieg.

    „Du hast mir das Leben gerettet, mein schuppiger Freund.“

    Der Amarillo hob die Hand. Seine lange pinke Zunge zuckte ein paar Mal nervös über seine Schnauze. „Sheriff, Asra, auf Ihrem Deckel ist nicht mehr viel Platz. Wann gedenken Sie zu bezahlen?“

    Der Sheriff ignorierte ihn für einen kurzen Moment, seinen Moment. Er legte den Kopf in den Nacken, und das Getränk aus Chili-Bitters und Kaktusfeigen-Sirup legte sich über seine Kehle wie Gewitterwolken über den klaren Himmel. Er würde an dem Tag, an dem dieses Fass leer war, vermutlich an gebrochenem Herzen sterben.

    Er griff in seine linke Hosentasche. Als er seine Pfote wieder herauszog, glitzerte darin eine goldene Taschenuhr von der anderen Seite der Welt. Sie war stehen geblieben. Eine der Federn hatte sich verzogen. Asra hatte sich immer eingeredet, dass er irgendwann das passende Ersatzteil finden und sie reparieren würde, aber dieses Irgendwann kam nie. Er schob die Uhr über den Tresen und zog seine Pfote dann zurück. Er war der Sheriff des Westens und nicht länger Teil der alten Welt. Die Sonne war seine Uhr und der Rabbit Haven war sein Saloon.

    Simon, ein Schwarzbär in einem grün-karierten Anzug, schleppte sich zum Klavier und stemmte das Verdeck über den Tasten hoch.

    „Wenn ihr Idioten dann mal fünf Minuten die Fressen halten könntet!?“, brummte er. „Die Damen möchten anfangen. Lasst eure Griffel bei euch! Gucken ist umsonst, Anfassen ist Verhandlungssache.“

    Asras Schweif wischte aufgeregt von einer Seite zur anderen, als er über sein Glas hinweg zur Bühne schaute. Der rote Vorhang wurde beiseitegeschoben, und ein einzelner Scheinwerfer leuchtete in den Ausschnitt einer kleinen weißen Frettchendame mit einer viel zu großen weißen Bluse, die locker auf ihren Schultern hing. Sie trug eine Lederhose, hohe Stiefel und einen beigen Cowboyhut mit Einschusslöchern darin. Ein abenteuerlicher Anblick in mehr als einer Hinsicht.

    „Dies ist die Ballade von Bobcat Jane!“, begann Simon und ließ seine Krallen über die Tasten tanzen.

    Das Ferret-Mädchen, Melody war ihr Name, ließ sich von einem Bühnenarbeiter ein Lasso zuwerfen und schwang es über ihre kleinen runden Ohren hinweg. Der Luftstrom zerrte an der weißen Wolle und ließ es so wirken, als könnte man jederzeit etwas Verbotenes sehen, während das weiche Leder ihre Schenkel und ihren Po genau richtig umarmte. Einige der Kojoten und Hunde auf den Plätzen ganz vorne jaulten begeistert auf und machten sich bereits daran, ihr Trinkgeldglas zu füllen – natürlich immer nur dann, wenn sie gerade hinsah und die Großzügigkeit direkt würdigen konnte. Ein Luftkuss hier, ein Lächeln da, ein Antippen mit ihren pinken Pfotenballen für besonders freigiebige Gäste. Immer selbstsicher und immer direkt – schließlich spielte sie eine legendäre Revolverheldin.

    Der Schwarzbär setzte sein Lied fort. „Eines Tages, höchstwahrscheinlich nach ein paar Flaschen Wein, hatten das Glück und der Westwind ein Baby. Sie nannten ihre Tochter Bobcat Jane.“

    Asra wippte im Rhythmus des Volksliedes mit seinem Fuß mit. Er konnte jedes Wort mitsprechen, aber gerade die Vertrautheit machte die Vorstellung schön. Er konnte die Feinheiten in Melodys Vorführung sehen und auch, dass sie immer besser tanzte. Wenn sie gute Laune hatte, so wie an diesem Tag, waren die Bewegungen ihrer Hüfte besonders ungezwungen und schön.

    „Manche sagen, das sei Unsinn und dass Bobcat Jane wie wir alle normale sterbliche Eltern hat, aber ich sag euch: Die haben unsere Jane nie getroffen. Sie war die Verkörperung von Freiheit. Sie liebte die Prärie und sie liebte Silverstream. Sie liebte die Männer, die Frauen und alle dazwischen.“

    Von der rechten und linken Seite aus betraten weitere leicht bekleidete Mädchen die Bühne und auch Robert, ein junger grauer Kaninchenbock mit einer weißen Schnauze, weißen Pfoten und einem kleinen Schweif, so flauschig wie eine Baumwollbolle.

    Ganz wie es der Erzähler verkündete, küsste „Jane“ jedes Paar Lippen, das ihr gefiel. Robert ließ seine Pfoten langsam ihre Schultern hinuntergleiten und zog die Bluse nach und nach herunter, während sie ihre Lefzen in einem innigen Zungenkuss zusammendrückten. Raubtiere und Pflanzenfresser zusammen war ein beliebtes Gimmick.

    Sorry ich verstehe den Einwand von „Standardisierter“-Fantasy auch nicht. Zu einen ist das in meinen Augen kein Problem, weil das Genre selber genügend Raum lässt etwas Eigenes zu machen selbst wenn man drauf besteht sich an Klischees zu bedienen.

    Und zum anderen gibt es außergewöhnliche Fantasy. Zum Beispiel „Raybearer“ (Jordan Ifueko) das in High-Fantasy Afrika spielt oder „Ayla und der Clan des Bären“ (Jean M. Auel) das sich um eine Medizinfrau im Jahr 30.000 v. Chr. Dreht.

    Ich bin ja begeisterte Manga-Leserin und ich finde die besondere Stärke dieses Mediums ist seine Diversität. Mangas kann man (im Verhältnis) für einen Apfel und ein Ei produzieren. Daher gibt es etliche Werke zu jedem Genre, Thema und Tonlage die man sich nur wünschen kann. Wenn man sich einmal auskennt bekommt man so gut wie immer das was man sucht.

    Ich würde mir wünschen das der Buch-Markt auch so wäre, aber das geht eben nicht. Bücher kostet viel Geld und Aufwand im Marketing-Bereich und so entsteht eben ein „risiko-armer“ Mainstream. Das bedeutet nicht das Nischen nicht bedient werden, man muss nur mehr suchen.

    Zitat

    Ich denke ohnehin, dass "Realismus / Korrektheit" in Werken nicht wirklich bedeutend ist, sondern Dramaturgie.

    Ich bin gegen Extreme in beide Richtungen.

    Wenn man mit realen Daten arbeitet, wie zum Beispiel einer bestimmten historischen Periode, sollte man nicht alle paar Sätze schlimme Fehler drin haben. Das reißt Leser raus, die es besser wissen, und verbreitet Fehlinformationen unter denen, die es eben nicht tun.

    Es irritiert mich aber auch, wenn ein Text sich so liest, als wollte der Autor nur seine Bildung raushängen lassen oder seine gesamte Recherche unterbringen, anstatt seine Leser zu fesseln.

    Unbeholfene Mischungen aus historischen Fakten und Fantasy finde ich oft extrem grenzwertig. Sobald Namen von echten Orten oder historischen Personen fallen, sollte man ranklotzen und dafür sorgen, dass alles passt. Siehe Netflix’ „Cleopatra“ als Negativ-Beispiel.

    Zitat

    Was mich immer wieder irritiert ist, dass Fantasy selbst, oder erst recht, in den Augen von Fans hauptsächlich aus Mittelalter-esque besteht.

    „Mittelalter“ ist ein dehnbarer Begriff. Ich kenne auch gute Steinzeit-Fantasy.

    Ich denke, dass man einfach nicht zu weit in Hightech-Szenarien abrutschen kann, ohne dass halt Sci-Fi draus wird.

    Abgenutzte Settings selbst sind eigentlich auch nicht schlimm. Zwei Geschichten, die beide im Mittelalter spielen, können theoretisch so verschieden sein, dass sie sonst nichts gemeinsam haben.

    Zitat

    Sie lebte seit her glücklich und zufrieden zusammen mit ihrer Mutter in einem alten und kleinen Schloß am Rande eines dichten Waldes.

    Zitat

    Während ihrer Kindheit wuchs die kleine Chili wohlbehütet in diesem Schloß, mit ihrer Mutter auf.

    Man kann auch nicht wirklich außerhalb seiner eigenen Kindheit aufwachsen. Das ist also Wiederholung in einer Wiederholung. Deswegen klang das für mich nach künstlicher Inteligenz.

    *Edit: Zu der Umfrage. Spar dir dich die Fragerei einfach. Wenn du bereits glaubst das "Chilli" ein guter Name ist und 900 Worte ausreichen um ihre Kindheit zu beschreiben dann ist das so. Wie soll ich es als Leser den besser wissen? Du hast doch sicher einen Plan den du verfolgst, also lass dich erstmal nicht verunsichern.

    Ich bin leider auch keine Expertin. Vielleicht schaust du mal hier rein:

    https://www.novumverlag.com/autoren-ratgeber/detail/expose-schreiben-schritt-fuer-schritt-anleitung.html?campaign=20578035775&network=x&device=c&devicemodel=&mobile=n&placement=&creative=&target=&gad_source=1&gad_campaignid=20578036999&gbraid=0AAAAADvYaaptfRWUqDO-14fdkUzI2tJdh&gclid=CjwKCAjw3_PCBhA2EiwAkH_j4oo7M7c4-NfymYBPiNlqGpal_c-Sfuxi_GBC14oyD9qKcwiW5Q8TPRoCY9sQAvD_BwE

    Die Länge der Inhaltsangabe ist wahrscheinlich in Ordnung, aber ich würde irgendwo im Text auf jeden Fall noch die Leit-Themen und die Entwicklung der Charaktere erklären, so wie sie sich im Laufe des Buches verändern. Du darfst hier absolut spoilern. Ein Expose muss Klarheit schaffen und keine Neugier wecken.

    Ich persönlich habe auch Expose, Leseprobe und Anschreiben getrennt voneinander abgehandelt, weil normallerweise eines zum anderen führt. Ist das Anschreiben gut? Ok dann Expose lesen. Habe ich Kapazitäten für diese Art Geschichte? Wenn ja: Gut dann sehen wir uns mal an was die Leseprobe kann.

    Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Glück. Rechne mit vielen Absagen aber lass dich nicht entmutigen.

    Liest sich schon viel besser! Ich würde den Game of Thrones Teil weglassen oder ändern. Ich denke das es schlechter Stil ist zu erklären was dein Buch alles nicht hat. Das ist zum einen nicht informativ genug und könnte so wirken als wärst du überzeugt dein Erstlingswerk wäre besser als Game of Thrones. Ich hätte als Agent auch Probleme zu verstehen was du mit „Hight Fantasy“ die auf magische Welten verzichtet meinst. Du musst sehr exakt sein und deine potenziellen Geschäftspartner überzeugen das man das gut verkaufen kann und wie.

    Statt „ja jüngere Leser können das auch lesen“ würde ich drauf eingehen warum genau. Vll „Die Zielgruppe ist New Adult, die aktionreiche Handlung kann aber auch das Potenzial Jugendliche und allgemein Comming of Age-Fans zu fesseln.“

    Ich kann dir bei der Zusammenfassung und dem Setting nicht helfen, weil ich das Manuskript nicht kenne aber es wirkt auf mich zu konfus. Du bringst nicht auf den Punkt warum dein Buch toll ist und verlegt werden sollte. Was ist den der Kern der Geschichte? Ich fände zum Beispiel: „Der Orden des einen besteht aus einem Zusammenschluss von Menschen deren Ziel es ist einen schlafenden Gott zu wecken“ besser, weil es sofort abenteuerlicher klingt.

    Zitat

    Maroth - ein Gestrandeter, der davon träumt, als Kapitän eines Luftschiffes die Welt zu bereisen und das Geheimnis seiner Herkunft zu lüften.

    Ich kenne den Roman wie gesagt nicht aber das wirkt widersprüchlich. Die Welt bereisen zu wollen deutet auf Abenteuerlust und Freiheit hin, aber das Aufdecken einer zunächst unklaren Herkunft ist ein komplett anderes Ziel. (Traditionell ein Ziel von Protagonisten die sich da wo sie sind nicht zugehörig fühlen und auf der Suche nach einer Familie oder einer Antwort sind.)

    Zitat

    Geran - ein Inquisitor, der versucht, den Fluch seines eigenen Blutes zu brechen.

    Das ist besser aber ich würde erwähnen was passiert, wenn er es nicht schafft. „…damit er sein selbstauferlegtes Exil beenden kann“ „…ehe sein Körper aufgibt“ „…ehe sich sein Geist völlig verdunkelt“ „..sodass die Stimmen endlich schweigen“ oder was auch immer es ist.

    Zitat

    Lun - eine Diebin, die beim Bestehen ihrer letzten Prüfung einen folgenschweren Fehler begeht.

    Ich würde nicht erwähnen das sie besteht. Vll eher: „Luns Training ist perfekt. Aber als die Diebin ihre letzte Prüfung ablegen will geht etwas schief.“ Und dann spoilern was schief geht. Ein Expose ist kein Buchklappentext. Der Literatur Agent darf und soll wissen was passiert.

    Du musst dich nicht rechtfertigen. Ich sage ja, längere Sätze sind das, was ich bevorzuge. Ich finde, Atmosphäre ist superwichtig – und die lebt von Details. Meine Perspektive ist nun mal die einzige, die ich dir anbieten kann.

    Überleg es dir halt. Das Schloss und der Graf interagieren in dieser Szene miteinander. Ich finde es nicht logisch, dem Leser hier absichtlich Informationen vorzuenthalten, die er als „Zeuge“ der Szene eigentlich bekommen würde. Da würde ich das eher weglassen und mit etwas anderem eröffnen.

    Mein Schreibgefühl sagt mir halt, dass man am besten mit etwas anfängt, das typisch und alltäglich für den Protagonisten ist – damit man dem Leser zeigen kann, wie er im „Normalzustand“ ist. Wenn sich dann der Gegner oder Konflikt auftut, weiß man dadurch, was auf dem Spiel steht, wenn der Protagonist scheitern sollte.

    Hier. Das ist das Outline für das Anschreiben das ich benutzt habe. Ich übernehme keine Garantie dafür das es gut oder richtig ist, nur das ich mir Mühe damit gegeben habe. Kopiere das aber auf keinen Fall blind in jede E-Mail, sondern passe es dem Empfänger und dessen Interessen an. Von Chat-Gbt würde ich dringend abraten. Zum einen, weil auffällt, wenn die Sprache nicht zur Leseprobe passt und zum anderen, weil es auch darum geht deinen Schreibstil zu vermarkten, daher sollte das Anschreiben unbedingt deine authentische Stimme widerspiegeln.

    Sehr geehrtes Agentur-Team, (Besser noch Name des Ansprechpartners innerhalb der Agentur)

    ich möchte Ihnen meinen/meine (Genre) (Roman/Novelle/Kurzgeschichte) (Titel) (ca. xxx Wörter) vorstellen. Das Manuskript spielt zur (Epoche) im (Ort) und lebt vom (Was dein Buch hat und kein anderes). Die Sprache ist bewusst (Beschreibung des Tons) angelegt.

    Das Buch richtet sich an die Zielgruppe (Hauptzielgruppe)dürfte aber auch (Sekundärzielgruppe) ansprechen.

    Ich bin derzeit Quereinsteigerin ohne vorangegangene Veröffentlichungen, habe aber (Was du getan hast um dein Handwerk zu verbessern und an deinem Stil zu arbeiten).

    Ich sehe das Schreiben als (Was Schreiben dir bedeutet), und die professionelle Hilfe, die Sie anbieten, ist genau das, was ich gegenwärtig suche. (Zeig in dem Text das du professionell, kritik-fähig und kooperativ bist und man gut mit dir arbeiten kann.)

    Im Anhang finden Sie das Exposé sowie die gewünschte Leseprobe von (Anzahl der gewünschten seiten) Seiten. Ich würde mich über eine Rückmeldung freuen.

    Mit freundlichen Grüßen
    (Name des Autors/Der Autorin)

    Ich habe noch kein veröffentlichtes Buch, aber ich habe mich relativ viel mit dem Thema auseinandergesetzt.

    Ich denke das es zu lang ist. Literatur Agenten interessieren sich vor allem dafür wie man dein Manuskript vermarkten kann und möchten die relevanten Informationen ordentlich, kurz und knapp haben. Das hier ist die Vorlage die ich benutzt habe:

    Exposé

    Arbeitstitel:
    Genre: Setting:
    Zielgruppe:
    Sprache/Ton:
    Länge:

    Kurzinhalt/Pitch

    Inhaltszusammenfassung

    Zentrale Themen

    Über die Autorin

    Anmerkungen

    Fortsetzungen und Prequels

    Genre und Zielgruppe gehören nach ganz oben. Du darfst Wort und Seitenzahlen aufrunden. Also ca. 300 Seiten oder 90.000 Worte. Du musst bedenken das dein Manuskript nicht die finale Version ist. Agenturen helfen dir für gewöhnlich beim überarbeiten und können Änderungen vorschlagen um die Erfolgschancen zu verbessern. Die Anzahl Worte hat eine wichtige Funktion da Verlage oft aus technischen Gründen nicht beliebig dicke Bücher drucken können sondern einen sweet-spot haben in den man passen sollte.

    „Outline“ und „angefangen“ würde ich nicht erwähnen. Meines Wissens nach wird erwartet das dein Manuskript 80 bis 90 Prozent fertig ist wenn du es einsendest. Der Rest zählt leider nicht. Du solltest aber in den Anmerkungen erwähnen wenn du eine Fortsetzung planst und auch ob dein erstes Buch in sich abgeschlossen ist oder ein Sequel unbedingt braucht.

    „Fantasy“ ist viel zu ungenau. z. B. High Fantasy, Urban Fantasy, Romantasy. Die Zielgruppen im Buchhandel sind leider sehr klar definiert:

    Baby- & Kleinkinder0–3 JahrePappbilderbücher, Einschlafgeschichten
    Kinder4–12 JahreErstlesebücher, Abenteuergeschichten, Tierbücher
    Jugendliche12–18 JahreJugendroman, Fantasy, Coming-of-Age, Romance
    New Adults18–25 JahreRomantasy, Liebesromane, Identitätssuche
    Erwachsene25–65 JahreAlle Genres – je nach Interessen
    Senioren65+ JahreHistorische Romane, Biografien, leichte Lektüre

    Es ist meiner unbedeutenden Meinung nach ok zu erwähnen, wenn du denkst das es mehrere Zielgruppen trifft. Du kannst auch hinzufügen: „Vielleser“ „Fans von xy“ und so weiter. Vermittle halt so gut du kannst für wen das gedacht ist.

    Deine Inhaltsangabe ist so wie ich das sehe viel zu lang. Es wird denke ich eher erwartet das du die Handlung auf die Kern-Punkte herunter brichst. Du legst ja die geforderte Leseprobe bei, daher kannst du dich im Expose kurzhalten.

    Ich sehe am Anschreiben das du direkt an Verlage schreiben willst. Die Chancen das diese ein unaufgefordertes Manuskript nehmen sind extrem gering. Du hast bessere Karten wenn du den Umweg über Literatur Agenten machst. Die haben Kontakte zu Verlagen und wissen wohin sie Bücher vermitteln können. Das ist einfach effektiver für alle.

    Der wichtigste Hinweis den ich dir geben kann ist das die meisten Absagen nicht mit der Qualität des Manuskriptes selbst zu tun haben. Es liegt meistens an Kapazitäten und Nachfrage. Du solltest mindestens zwanzig Anschreiben abschicken, wenn es dir damit ernst ist, eher viel mehr.

    Besuch die Webseiten der Verlage (oder besser Agenturen) und stelle sicher das sie die Genres und Zielgruppen führen über die die schreibst sonst landest du im Papierkorb. Halte dich exakt an die Anweisungen, also Datei-Format, Formatierung, Länge des Leseprobe, Autoren-Biografie ja oder nein? Die möchten sehen das du keine Massen-E-Mail abgeschickt hast, sondern dir Gedanken darum gemacht hast welche Partner richtig für dich sind. Vermeide jede Form von Grammatik oder Schreibfehler und drücke dich so exakt und professionell aus wie du kannst.

    Du kannst in der Regel jeden Verlag pro Manuskript nur einmal anschreiben. Ich würde es daher in Wellen machen und paar Adressen aufheben damit du nachbessern kannst, wenn nach der ersten Runde niemand zu sagt. Nimm dir Zeit. In der Regel dauert die Antwort 8 Wochen.

    Ich habe mal reingelesen. Es kann sein, dass das nur mein subtiles Empfinden ist, weil ich gerne in langen und komplexen Sätzen schreibe, aber das kommt mir alles stark unterbeschrieben vor. Gleich der erste Absatz führt ein handlungsfähiges Schloss ein, das seinem Herrn bei der Verteidigung hilft, (was super cool ist!) der Szene wird aber zuwenig Raum gegeben. Ich weiß auch nicht ob es eine gute Idee ist Schatten mit Feuerwerk zu vergleichen. Auch abstrakte Dinge wie Blumen oder die schwarze Sonne machen in meinen Augen nicht deutlich wie ich mir das vor zu stellen habe. Ich finde es außerdem ungeschickt, dass das Schloss zahlen schreiben kann aber nicht „Hey! Wir werden angegriffen!“ . In meinen Augen kann man entweder lesen und schreiben oder halt nicht.

    Wenn es mein Text wäre würde ich es nicht „Lektüre“ nennen, sondern beschreiben was er ließt und eventuell warum. Es ist ja schließlich das erste Mal das wir den Grafen sehen. Es wäre schön ihn besser kennen zu lernen. Die Aktion kommt hier buchstäblich im ersten Satz, ehe der Leser weiß wo er ist oder wem er folgt. Das könnte deutlich ruhiger anfangen.

    Dann die Interaktion mit dem Schloss. Die Interaktion ist eine gute Gelegenheit seine Beziehung zum Schloss zu zeigen. Ist er super herrisch oder ist es sein Freund? Das er Schwierigkeiten hat es zu verstehen gehört wohl zum Plot, aber ich finde das trotzdem fragwürdig. Ich gehe stark davon aus das er schon lange da (un)-lebt, warum hat sich da also noch nicht eingependelt?

    Die Beschreibung der Angreifer finde ich gut, aber das verliert sich in meinen Augen viel zu stark in Zahlen und Fakten und nicht in der Bedrohung die sie darstellen. Wie wäre es mit: „Die Schatten blitzen über das grobe Mauerwerk und bildeten zwischen dem Kamin und der Rüstung an der Wand eine Form. Der Graf fletschte die Zähne. Kanonen! Verflucht!“ Mach halt klar was das für ihn bedeutet. Die genaue Anzahl empfinde ich nicht als sooo wichtig.

    Ich würde die Bezeichnung „Hutterergemeinde“ entweder vermeiden oder kurz anreißen was das ist. Ich musste es googeln. Es wäre vermutlich auch immersiver, wenn du erwähnen könntest was ihre Schritte ausmacht, wenn der Graf sie unterscheiden kann. Ich würde die Namen hier auch einfach nennen, anstatt es nur dabei zu belassen das sie wie Aposteln heißen.

    Es ist für mich unklar wer die Frau mit der kalten Stimme ist. Frau Grau? Woher weiß sie wie viele Angreifer kommen? Hat das Schloss ihr auch Bescheid gegeben?

    Das mit dem Jungfrauenblut klingt als wäre es nur für den Leser da. Er ist ein Vampir und der Burgherr. Es gibt keinen Grund ihm zu erklären das sie welchen haben und warum.

    Frau Graus? Hintergrundgeschichte mit der Verfolgung in Habsburg passt hier nicht rein. Es ist ein Angriff also eine laufende Aktion Szene. Das der Protagonist hier grundlos an etwas anderes denkt als Verteidigung kommt mir beim Lesen seltsam vor.

    Katholizismus ist eine echte Religion. Ich würde mir Gedanken machen ob es feiner Zug ist den religiösen Verzehr Hostien mit dem Trinken des Blutes von (unwilligen) Menschen zu vergleichen. Abgesehen davon ist die Erklärung für die Situation wieder zu lang. Eventuell könntest du es so schreiben das bis zu dem Angriff noch Zeit ist, sodass weniger Hektik herrscht. Oder die verlegst diese Dinge hinter den Angriff.

    Die Beschreibung wie der Graf Blut trinkt ist zweckmäßig, aber ich finde das etwas blass. Der erste Schluck ist mühsam und der zweite etwas leichter. Versuch vll mehr zu beschreiben wie sich das anfühlt. Ich weiß als Leser nicht was Vampire beim trinken empfinden und hätte das liebend gerne in farbigen Details beschrieben.

    Ich mag die Idee das er die relative Stille und Dunkelheit seines nicht-lebendig-Zustandes vermisst.

    Mir kommen die Wölfe und Raben die er offenbar kontrolliert in dem Nebensatz irgendwie verschwendet vor. Wo leben die den, wenn er sie nicht braucht? Wie werden sie gerufen? Woher wissen sie was sie tun sollen? Er kontrolliert das Wetter?

    Dass das Schloss sich Tinte aus toten Vögeln holen kann ist mega cool!

    Warum wollen ihm religiöse Orden, Satanisten UND Vampirjäger an die Gurgel? Ist es nicht ein wenig overkill die alle auf einmal vor zu stellen? Noch dazu in einer Situation in der wir sie nicht wirklich in Aktion sehen?

    Wenn er es gewohnt ist ständig angegriffen zu werden, warum hat er dann nie versucht heraus zu finden warum? Oder etwas dagegen unternommen?

    Da „Die Vampire von Rankental“ jetzt fertig ist und zumindest eine geringe Chance besteht, dass sich ein Literaturagent auf das Abenteuer einlässt, habe ich eine kürzere Novelle im selben Universum angefangen.

    Der Text spielt im Jahr 1500 in Deutschland und handelt von einem asexuellen Herzogspaar und dessen gemeinsamer Herrschaft. Es ist wahrscheinlich am Ende nicht zu 100 % historisch akkurat. Das kann ich mit meinem Wissensstand so nicht leisten, aber mein Ziel ist es, dass der Text zumindest glaubhaft ist. Ich möchte an einen Punkt kommen, an dem normale Leser entweder gar keine Fehler bemerken oder darüber hinwegsehen können, weil die Qualität das ansonsten rechtfertigt.

    Zuletzt die Sache mit den Namen. Die beiden heißen in meinem Kopf „Alissa“ und „Edward“. Ich lasse das erstmal so weil es das einfacher für mich ist. Die Namen werden später in passende deutsche Namen geändert.

    Das Genre ist Dark-Fantasy-romantisches Drama. Es kommen Mord und Fehlgeburten vor.

    *ich habe nochmal ein paar Dinge editiert die historisch oder geografisch zu komisch waren*

    -- -- --

    Der Herbst war früh in Altenburg eingezogen.
    Zu Füßen der Berges schnitten die Sensen der Feldarbeiter bereits durch die letzten Roggenähren. Rote Eschenblätter dämpften die Huftritte eines Hengstes, der sich in seiner schwarzen Zierdecke den gewundenen Feldweg zur Abtei hinaufschleppte. Sattel und Zaumzeug waren mit Gold verziert. Edward, sein Reiter, trug Brokat, und an seinem Finger glänzte einer der mächtigsten Siegelringe seiner Zeit. Ihnen folgte ein sehr bescheidener Teil der herzoglichen Dienerschaft.

    Der Träger der prächtigen goldenen Krone war in Eile, aber er erinnerte sich noch an seinen letzten Besuch und daran, dass das alte Tor sich nur noch schwer öffnen ließ. Also ritt er langsamer, um der Äbtissin die Schande zu ersparen, ihn vor verschlossenen Türen warten lassen zu müssen. Sie waren keine Freunde, aber dies war der letzte Tag eines zweieinhalb Jahre andauernden Konflikts, und Edwards Herz und sein Körper sehnten sich nach Frieden.

    Sein Blick verfolgte kurz die hektischen Bewegungen auf der Mauer über ihm und sank dann langsam zurück ins Tal, zu den Weihern. Auf den ersten Blick hatte sich wenig verändert, aber er kannte seine Ländereien gut. Flachs und Heu wuchsen an den sumpfigen Stellen, wo die Bauern sonst nur Schafe und Ziegen weiden ließen. Die Entwässerungsgräben funktionierten endlich. Die Wildnis war ein Stück zahmer geworden und erlaubte mehr Überschuss, um Handel damit zu treiben.

    Als er den Torbogen erreicht hatte, stieg er ab und ging das letzte Stück seiner langen Reise zu Fuß. Ein Stallknecht nahm ihm die Zügel aus den Händen und führte das Tier behutsam zur Tränke. Er wollte den Gebäudekomplex, der dem Herrn gewidmet war, betreten wie ein dankbarer Gast und nicht wie ein Eroberer – auch wenn er fest mit Widerstand anderer Art rechnete. Edwards Beine waren steif, besonders das linke, das schon von Geburt an verdreht gewesen war. Er versuchte zunächst, sein Humpeln zu verbergen, entschied aber in diesem Augenblick, die Scharade ein für alle Mal aufzugeben. Er war schneller und beweglicher, wenn er sich selbst erlaubte, unregelmäßige Schritte zu tun. Es mochte ihn Eleganz kosten, aber er hatte genügend Zeit verloren. Solange er lebte, würden die Schreiber den Makel ohnehin wohlwollend übersehen.

    Sein Herold trat vor, machte den Rücken gerade und holte tief Luft. Er brauchte sie.
    „Seine Durchlaucht, Edward von Weitenhall, Erzherzog von Altenburg und Velbrück, Reichsvogt zu Stade, Freiherr über die sieben Flüsse, Beschützer der Handelswege und Eroberer von Kaltenmark. Edward der Löwe.“

    Äbtissin Gregoria trat in ihrer goldbestickten Robe aus dem Korridor ihrer Bibliothek hinaus in den sonnengetränkten Innenhof, um ihn zu begrüßen. Sie verneigte sich vor ihm – aber nicht tief. Ein Rückenleiden, das immer nur aufflammte, wenn er anwesend war.

    „Euer Besuch ehrt uns, Eure Durchlaucht. Es erscheint mir so, als wäre der Herrscher von Altenburg von den Toten auferstanden.“

    Edward sah sich suchend um. Dunkle Ringe zeichneten sich unter seinen Augen ab. Er trug neue Narben, ja – aber er war lebendig.

    „Seid ebenfalls gegrüßt, verehrte Mutter Oberin. Ich befürchte, von den Toten aufzuerstehen ist dem Sohn des Herrn vorbehalten. Was sich tatsächlich zugetragen hat, war ein Fieber während meiner letzten Militärkampagne. Der Arzt sprach nur gebrochenes Deutsch, wodurch das Gerücht entstand, ich sei verstorben.“

    Die Äbtissin nickte verstehend.
    „Es muss sich für Eure Leute zu Hause eigenartig angefühlt haben, die Planungen für eine Bestattung abzusagen, nur um stattdessen eine Willkommensfeier in die Wege zu leiten.“

    Edwards Blick fixierte die Geistliche. In seiner Miene regte sich zum ersten Mal erkennbare Ungeduld.

    „Ihr habt sicher auch Empathie für meine Lage, als ich zu meinem Schloss in Altenburg zurückkehrte, nur um zu erfahren, dass meine trauernde Gemahlin sich das Haar abgeschnitten und sich einer Abtei angeschlossen hat – Eurer Abtei. Ich bin gekommen, um sie zurückzuholen.“

    „Schwester Alissa? Oh, ja. Wir sind mit ihrer Präsenz wahrlich gesegnet. Eine fleißige und kluge Frau. Und sehr bescheiden, obwohl sie weiß, dass die Gesuche um Aufnahme sich vor allem ihretwegen stark gesteigert haben.“

    Der Herzog nickte zur Tür, die zu den Schlafgemächern der Nonnen führte.
    „Ich muss nicht an die Vorzüge der Herzogin erinnert werden, Äbtissin. Holt sie!“

    „Ich befürchte, die Ordnung der geistlichen Welt ist eine andere, Eure Durchlaucht. Ihr müsst verstehen, dass wir alle überzeugt davon waren, dass Ihr nicht zurückkehren würdet. Auch sie. Sie hat ihre Schwüre als eine der Schwestern abgelegt und ist nun ganz offiziell eine Braut Christi.“

    Edward zog Luft durch die Nase ein.
    „Ich bin, wie man unschwer erkennen kann, am Leben. Unsere Eheschwüre bleiben bestehen. Sie ist noch immer meine Gemahlin.“

    Gregoria hob die Hände – abwehrend und entschuldigend zugleich –, als hätte die Angelegenheit nichts mit ihr oder ihren Interessen zu tun.
    „Das Kirchenrecht interpretiert das anders. Verzeiht, Eure Durchlaucht.“

    Der Herzog blickte auf die wartende Schar seiner Diener hinter sich.
    „Schatzmeister!“, rief er.

    Ein leicht gebrechlicher, älterer Mann mit einem Nerzfellkragen trat vor.

    „Ich möchte dem Kloster zur Feier meiner Heimkehr eine Spende zukommen lassen“, erklärte Edward ruhig. „Ich denke, fünfhundert Gulden werden genügen, um die Restauration der Kapelle abzuschließen. Es ist meiner Frau immer ein wichtiges Anliegen gewesen, diese Abtei – so alt die Steine auch sein mögen – zu erhalten.“

    Die Äbtissin ließ die Finger über die verzierten Ärmel ihrer Robe fahren und brach für einen Moment den Blickkontakt ab, um ihr Missfallen auszudrücken.
    „Die nördliche Mauer ist ziemlich stark vom Regen unterspült“, murmelte sie vor sich hin.

    Erneut erhob sich die ruhige, klare Stimme des Großherzogs.
    „Verehrte Äbtissin Gregoria. Seid Ihr auf Euren Pilgerreisen jemals in Lindesfahne gewesen?“

    Gregoria hatte die Ruinen nie besucht. Das erwähnte Kloster war berüchtigt dafür, von Wikingern geplündert und niedergebrannt worden zu sein.

    „Der Anblick ist geeignet, einem Mann Demut zu verleihen“, fügte Edward an.

    Die subtile Drohung kam an. Fünfhundert. Mehr konnte sie aus der Situation nicht herauspressen, ohne wahrlich mit dem Feuer zu spielen.

    Sie verneigte sich erneut gerade so weit, wie sie musste, und wandte sich dann an eine der Nonnen.
    „Bitte lasst Herzogin Alissa wissen, dass ihr Gemahl hier ist, um sie nach Hause zu holen.“

    Die Nonne verschwand, und kurz darauf schwangen die Türen zu den Schlafräumen erneut auf. Die Herzogin rannte barfuß über die breiten Stufen, und ihm war, als kehre eine gestohlene Sonne in seine Welt zurück. Ihr hellbraunes Haar war kurz, und sie trug eine schlichte graue Robe mit Mehlflecken – aber es war sie. Nichts, was sie hergab oder anlegte, vermochte ihre Anmut zu schmälern.

    „Du Schuft!“, schrie sie ihn an und ließ ihre geballte Faust mehrfach auf seine Schulter niedersausen. Tränen rannen ihre Wangen hinunter. Nach einem weiteren Hieb ließ sie sich nach vorne fallen. Er schloss zum ersten Mal seit siebenhundertneunzehn Tagen behutsam seine Arme um sie.

    „Wie konntest du!?“, schluchzte sie.

    Dann streckte sie ihre Arme durch und drückte sich vor ihm weg, um ihm in die Augen sehen zu können, und lächelte schweigend.

    „Ich dachte, du lägst tot auf einem Schlachtfeld in Kaltenmark. Ich dachte, einer dieser pickligen Barbaren mit diesen fürchterlichen Armbrüsten hätte dich getötet – hätte mir meinen Edward weggenommen.“

    „Vergiss das, Liebste. Handhabe es wie einen Alptraum am Morgen: Wisch es weg und vergiss es.“

    Alissa griff an ihren Rücken und zog den Knoten ihrer mit Mehl und Teig bedeckten Schürze auf. Die Nonne, welche ihr die gute Nachricht überbracht hatte, trat näher, um ihr das Kleidungsstück abzunehmen. Die Herzogin war es ihr zuvor und ersparte ihr so die letzten paar Schritte – und sich selbst die Wartezeit.

    Der oberste Kämmerer trat an die Seite von Edward und neigte sein Haupt. Vor seiner Brust hielt er ein verziertes Kästchen aus Silber. Alissa fixierte es mit den Augen, als ob es nach ihr gerufen hätte.

    „Gnädigste?“, richtete der Erzherzog das Wort an sie. Seine Geliebte senkte ihr Haupt, und er holte aus dem Kästchen ihre Krone hervor – ein elegantes Band aus Silber und Perlen, von den Küsten, über die sie regierten. Feierlich setzte er die Krone zurück auf ihre Stirn.

    Der Stallknecht führte eine dunkle Palfrey-Stute für sie heran. Alissa drückte den Kopf des Tieres an ihre Brust und streichelte über ihre Mähne. „Ich habe dich vermisst, Bellefeu“, flüsterte sie in die gespitzten Ohren. Edward bot an, ihr in den Sattel zu helfen, aber es war nicht nötig. Sie hatte bereits in ihrer normalen Kleidung kaum Schwierigkeiten, den Rücken ihres Pferdes zu erklimmen, und in der schlichten Robe erschien es mühelos.

    Kurz darauf verließ das Herrscherpaar die Abtei.

    Alissa ritt neben ihm her. Ihr wacher Blick war noch genauso, wie er sie in Erinnerung hatte, und man konnte bereits jetzt kaum noch erkennen, dass sie geweint hatte.

    „Mir wurde von deinen Zofen berichtet, dass du dich Gregoria angeschlossen hast und den Rest deines Lebens damit verbringen wolltest, für mein Seelenheil zu beten. Glaubst du wirklich, dass es so schlecht um meine Seele steht?“

    Seine Frage war ehrlich. Er hatte sie sich auf dem gesamten Weg immer wieder gestellt. Dachte sie so schlecht von ihm? Hatte sie recht?

    Ihr Blick war fest auf die Straße vor ihnen gerichtet. Sie tupfte sich immer wieder sachte mit einem Taschentuch auf die Wangen, um ihre fahle Haut nicht wund zu reiben. Sie musste sich sammeln, ehe sie in Reichweite ihres Gefolges kamen.

    „Der Himmel ist weit weg“, begann sie. „Ich hatte die Befürchtung, der liebe Gott würde nur sehen, wie du die niederen Männer auf dem Feld vor dir niederschlachtest –
    und nicht, wie du unsere Feinde gebeten und angebettelt hast, dir diesen Krieg nicht aufzuzwingen, wie sehr du provoziert wurdest, die strategische Bedeutung deiner Entscheidung. Und wie viel unverdiente Gnade du nach deinem Sieg hast walten lassen. Und zu meiner Verteidigung: Du bist die Art Mann, die einer Geistlichen drohen würde.“

    „Das Gerücht war ein interessantes Versehen. Es hat mir eine Vision davon gegeben, was passieren würde, wenn ich tatsächlich nicht mehr zurückkäme. Wo getrauert wird und wo Feiern ausbrechen. Dennoch tut es mir leid, dass ich dir all diesen Kummer bereitet habe.“

    Sie hob ihr Kinn und trug den Kopf hoch erhoben.

    „Ich wäre eine hervorragende Nonne geworden, aber ich bin froh, dass du lebst.“

    „Liebste Gemahlin, ich möchte dir für deine Treue danken. Nicht nur das hier“ – er drehte sich noch einmal um und deutete auf die schweren Tore, die sich gerade hinter ihnen schlossen.

    „Du hast meine Ländereien während meiner Abwesenheit eisern behütet. Der Handelskrieg hätte unser Ruin sein können. Aber dank dir ist es nur eine verschmerzbare Delle in unseren Einnahmen. Du wusstest, dass die Eisenminen erschöpft waren, und hast dich geweigert, sie zu kaufen, obwohl ich es dir befohlen hatte. Und du hast durch ein mir unbekanntes Wunder dafür gesorgt, dass die sumpfigen Stellen im Tal endlich trocken liegen.“

    Ein geringfügiges Lächeln huschte über ihr blasses Gesicht, nur eine Sekunde lang, als wollte sie nicht zugeben, dass sie sich über sein Lob freute.

    „Ich bin eine gute Diplomatin, weil ich zu jeder Zeit einen brillanten Feldherrn hinter mir weiß. Außerdem ist es angenehm, dir zuzuhören, wenn du von Zollrecht sprichst. Du hast mir geholfen, meine Bildungslücken zu schließen, ohne dass ich mich je wie ein Kind fühlen musste.“

    Zurück auf der festen Straße, ganz unten am Weinberg, wurde sie von ihren Zofen und ihren Leibwachen erwartet.

    Sie alle hatten sich die Haare kurz geschnitten – sowohl die Knaben als auch die Mägde. Beide stiegen von ihren Pferden ab. Von hier aus würde es auf ebeneren Straßen mit ihrer Kutsche weitergehen.

    „Willkommen zurück!“, rief ihre Vorkosterin und streckte zögerlich die Arme aus. Sie überlegte es sich dann aber anders und zwang ihrer Herrin die Umarmung doch nicht auf.

    Alissa deutete mit einer Handbewegung auf sich selbst, dass sie es erlaubte.

    „Ihr habt mir gefehlt, Eure Durchlaucht“, wimmerte die Dienerin in ihre Schulter.

    „Du mir auch, Franziska. Jetzt hast du dein schönes Haar ganz umsonst weggegeben.“

    „Es wächst nach“, versicherte sie und wischte sich die Freudentränen mit ihrem Handrücken weg. „Euer Zimmer zu Hause ist so, wie Ihr es verlassen habt.“

    Die prächtige Staatskutsche mit ihrem Friesen-Gespann fuhr vor, und der Kutscher hielt ihr und Edward die Tür zur Passagierkabine auf.

    „Du machst meine Krone und mein Schwert leichter“, gab der Großherzog liebevoll zu, nachdem sich das Gefährt in Bewegung gesetzt hatte.

    Alissa studierte sein Gesicht. Ihm fehlten der Schlaf und ruhige, warme Mahlzeiten von vielen Monaten.

    „Du hast wieder in den Feldküchen gegessen, anstatt Köche mitzunehmen“, beklagte die Herzogin.

    Er zuckte mit den Schultern und sah aus dem Fenster. „Die Generäle, mit denen ich arbeiten muss, sind doppelt oder dreimal so alt wie ich. Es ist schwer, ihren Respekt zu verdienen.“

    Sie winkte ab. „Du hast recht. Es wäre falsch, Dinge von deinen Männern zu verlangen, die du selbst nicht leisten kannst.“

    „Musstest du viele Heiratskandidaten ablehnen?“, fragte Edward sie scherzhaft und nutzte die Gelegenheit, ihr auch ihren Ehering zurückzugeben. Er steckte den Ring vorsichtig an ihren Finger und hielt ihre Hand dabei einen Augenblick länger fest als nötig.

    „Theodor hat es versucht. Du hättest die Geschenke sehen sollen, die er den Fluss hochgeschifft hat.“

    „Das nächste Mal, wenn ich ihn sehe, ramme ich ihm eine Pike in den Arsch!“

    Sie lachte. In der Öffentlichkeit hielt sie sich eine Hand vor den Mund und dämpfte jede Gefühlsregung, um so wenig wie möglich über ihre Motive und Interessen zu verraten. Aber das hier – dieses herzliche, ehrliche Lachen – das war nur für ihn. Wertvoller als alle Juwelen, die er besaß.

    Ein wenig widerwillig kehrte er zu ernsteren Themen zurück.

    „Ein Mitglied meines engen Beraterstabs ist bald siebzig Jahre alt“, erklärte er mit monotoner Stimme. „Es ist nur gerecht, ihn bald in seinen verdienten Ruhestand zu entlassen. Ich möchte, dass du seinen Posten übernimmst.“

    Sie holte tief Luft und nickte dann. Ihre Sätze wurden immer kürzer und höfischer, je näher sie ihrem Schloss kamen.

    „Wie du es wünschst, Liebster.“

    Sie überquerten eine steinerne Brücke zwischen zwei Flachs-Feldern. Ihr Blick blieb in die Ferne gerichtet, und Edward fragte sich, ob sie ihm mehr zu sagen hatte – aber ehe er sich vergewissern konnte, ergriff sie selbst das Wort.

    „Darf ich für meine Dienste um eine weitere Gunst bitten?“

    „Wenn es in meiner Macht steht, sollst du alles haben, was dein Herz begehrt. Immer.“

    Zum ersten Mal, seit er sie befreit hatte, wirkte sie nachdenklich. Sie zog den schweren blauen Vorhang zu und sprach so leise, dass das Klappern der Räder fast genügte, um sie zu übertönen.

    „Bitte teile von jetzt an öfter mein Bett. Die Kränklichkeit deines Cousins hat ihn eingeholt. Er verstarb vor ein paar Wochen. Du bist jetzt der letzte Mann in deiner Blutlinie. Wir brauchen einen Erben – einen Sohn, um den Frieden, den du erkämpft hast, zu halten.“

    Er hatte das Thema gefürchtet, konnte sich ihm aber nicht länger entziehen. Ohne Söhne würde sein Reich nach ihrer beider Tod unweigerlich in fremde, vertrauensunwürdige Hände fallen.

    Sein Magen verkrampfte sich unangenehm. Sein Wortschatz war schon in seiner Kindheit sorgsam von einer Auswahl Privatlehrer und Poeten gebildet worden. Aber das, was er sagen wollte, erschien ihm trotz allem so ungreifbar wie Wolken.

    „Verehrte Gemahlin, ich will, dass du weißt, dass meine“ – er zögerte – „Kälte … dir gegenüber nicht dein Verschulden ist. Du weißt, ich betrachte dich mit immenser Liebe. Du bist schön, aber auf dieselbe Art und Weise, wie es ein Sonnenaufgang ist. Es ist, als würde ich vor einem opulenten Festmahl sitzen. Ich weiß über jeden Zweifel, dass das Essen exquisit ist – aber ich bin niemals hungrig. Egal, was man mir präsentiert.“

    Zu seinem Erstaunen nickte sie knapp und hob erneut ihr Kinn, wie sie es immer tat, wenn sie wollte, dass er aufmerksam zuhörte.

    „Wusstest du, dass ich vor unserer Hochzeit dachte, dass Frauen, Grundpfeiler der Zivilisation und Tugend, die wir sind, keine Begierde empfinden?“

    Er legte den Kopf zur Seite und erinnerte sich daran, wie sein Vater ihm damals so gut er konnte erklärt hatte, was in der Hochzeitsnacht zu tun war. Kannten die Damen am Hof diese Fürsorge nicht?

    „Ich leite aus dieser Frage ab, dass es nicht so ist.“

    Alissa schmunzelte und schüttelte den Kopf.

    „Ich lebe in einem Schloss voller Zofen, Köchinnen und Schneiderinnen, und sie alle haben ‚farbenfrohe‘ Meinungen über die Physik von jedem Mann, der das Tor passiert. Nein, es liegt nicht daran, dass ich eine Frau bin. Ich liebe dich, aber ich kenne keine Lust – weder für dich noch für irgendeinen anderen Menschen. Trotzdem: Ich würde es sehr wertschätzen, wenn wir das Physische unseren Pflichten hinzufügen könnten – auch wenn wir beide es nicht so genießen wie andere Paare.“

    Er deutete mit dem Kopf eine Verneigung an. Nur ganz leicht, aber er war sich sicher, sie würde die Geste trotzdem auffangen wie ein weites Netz einen Fisch. Er hatte damals vor dem Altar genau die richtige Person vorgefunden. Die eine verwandte Seele, die seine Worte nicht nur hörte, nicht nur verstand, sondern annahm.

    „Ich muss als Nächstes die nördlichen Provinzen besuchen und sicherstellen, dass alle Stadthalter verstanden haben, dass ich zurück bin. Du wirst mit mir kommen. Wenn ich mich recht erinnere, hast du dort eine Schwester. Euer Frauengeklatsch erweist sich verblüffend oft als wertvolle politische Hilfe. Auf diesem Weg können wir Diplomatie und Zweisamkeit am effektivsten miteinander vereinbaren.“

    Sie grinste, fast verspielt – fast.

    „Das ist weit – und mein Pferd ist schon etwas in die Jahre gekommen.“

    Er lachte und lehnte sich aus dem Fenster.

    „Schatzmeister, zu mir!“

    Ich mag die Witcher-Spiele eigentlich, aber nach dem Trailer werde ich es eher nicht anrühren, bis unabhängige Reviews draußen sind. Es ist möglich, dass das gut wird – ich glaube es aber aus verschiedenen Gründen nicht.

    Ich habe gefühlt seit letztem Jahr zwanzig Spiele gesehen, in denen Charaktere langsam über einen belebten und ach so realistischen Marktplatz gehen. Und ich muss sagen: Ich mag das nicht mehr.
    Die ständige Jagd nach „mehr Realismus“ verschlingt Zeit und Ressourcen, die an anderer Stelle oft spürbar fehlen. Abgesehen davon ist „realistisch“ nicht automatisch hübscher als gut stilisierte Ästhetik – die mir außerdem nicht die Festplatte grillt.

    Und dann meine drei Lieblingsworte:

    „Ambitious Open World“

    Ambitious (ehrgeizig): Wir sind noch nicht fertig / Diese Ankündigung kommt Jahre zu früh / Wir schämen uns nicht, ein Spiel voller Bugs zu veröffentlichen / Wir denken, dass Testen und Nachbessern optional sind.
    Open World (offene Welt): Wir wissen, dass Pferde in Trailern gut aussehen, und haben kein Problem damit, deine Zeit zu verschwenden, während du zu den paar Flecken auf der Karte reitest, die tatsächlich eine Rolle spielen.

    Ich weiß auch nicht, ob Fans von The Witcher es so toll finden, Ciri zu spielen. Ich mochte den alten, erfahrenen, leicht müden Geralt als Protagonisten sehr.

    Allgemein sollte man Videospiele nicht hauptsächlich über Cutscenes bewerben, die mit dem, was ich – die Spielerin – später mache, wenig bis gar nichts zu tun haben. Das ganze Ding riecht nach Unsicherheit, nach Marketing, das die Kundschaft nicht respektiert, und billigem Nostalgie-Baiting.

    Ich werde es verfolgen, und ich hoffe, dass ich falsch liege – aber Geld lasse ich keins springen, bis ich sicher bin, dass das Produkt hält, was es verspricht.

    Ich danke euch allen für eure Unterstützung. Amafiori , LittleOwlbear , Kirisha und Sensenbach

    Ich habe das alles nochmal überarbeitet. Das Genre in dem ich schreibe ist offenbar etwas überlaufen, deswegen habe ich noch ein wenig mehr von dem doch recht einzigartiges Worldbuilding hinzugefügt und dafür gesorgt das, dass das Belle Époque-Setting besser zur Geltung kommt.

    Ich habs jetzt abgeschickt. Wenn ich nach acht Wochen nichts höre ist das eine Absage. Ich bin sicher ich hätte nach ein paar Woche dran herumhantieren können, aber ich muss zu einem Gewissen grad auch meinen Schreibstil mitverkaufen und sich zu sehr nach Vorlagen richten würde das eher kaputt machen. Vor allem in zeiten von künstlicher Intelligenz. Ich lasse euch in zwei Monaten wissen wie es gelaufen ist.

    „Some things are better left unfinished, instead of being finished too much.”