Liebe Tariq ,
das hier ist mir beim Lesen aufgefallen:
Mehrere Augen sollten sie haben
Ich habe diesen Satz mehrere Male gelesen. Auf welche Anzahl willst du hinaus? Dass die Trolle mehr als 2 Augen haben und somit nicht menschlich sind? Denn auch Menschen haben ja "mehrere Augen" und das wäre ja nichts besonderes. Der Satz impliziert zwei Sachen:
a) Mehrere Augen sollten sie haben - ist etwas besonderes, denn normale Wesen hätten nur ein Auge. Was ja nicht der Fall ist.
b) Man weiß nicht, wie viele Augen Trolle genau haben. Aber mehr als eins. Was ja seltsam wäre, denn wenn jemand mal einen Troll gesehen hat, wird er doch nicht nur wissen, dass der Troll mehr als ein Auge hat, sondern auch wie viel.
- Hui, das war jetzt schon wieder verwirrend formuliert und ich hoffe, du verstehst, was ich meine.
Johannes hatte noch nie einen Troll gesehen. Aus der Entfernung erschienen sie ihm riesenhaft, um einiges größer als Elmar, und beide hielten einen hölzernen Speer in der Faust. Die Erzählungen von Lene und Mutter ließen sie in seiner Fantasie als turmhohe, furchterregende Monster erscheinen. Mehrere Augen sollten sie haben, in die ein Mensch nicht schauen durfte, weil er sonst seinen freien Willen verlor. Ihr Fell enthielte Eisennadeln, die einem die Haut aufrissen, wenn man damit in Berührung kam. Ihre Hände würden fast über den Boden schleifen, so lang seien ihre Arme.
Was er nun vor sich sah, beruhigte Johannes sichtlich. Die Trolle ragten nicht turmhoch auf. Die muskelbepackten Arme waren nur wenig länger als normal und sie endeten in Pranken von der Größe eines Schubkarrenrades. Die grobschlächtigen Wesen hielten sich gebückt, wodurch tatsächlich der Eindruck entstand, dass die kräftigen Hände am Boden schleiften. Ihr Fell war verfilzt, von undefinierbarer Farbe und sicher kratzig. Stellenweise sah man kahle Hautstellen. Da drin gab es ganz bestimmt keine Eisenspitzen, versicherte sich der Junge im Stillen.
Ich finde die Beschreibung der Trolle sehr anschaulich. Ich kann mir in etwa vorstellen, wie sie aussehen. Mir fehlt ein wenig, wie ihre Gesichter aussehen. (Besonders das mit den Augen lässt mich nach wie vor nicht los.) Außerdem ist die Beschreibung tatsächlich sehr lang, bevor irgendeine Art von Dialog startet. Ich als Leser frage mich da schnell, was in der Zeit passiert, in der ich nur die Beobachtung mache. Währenddessen steht ja die Zeit nicht still. Vielleicht könnte man die Beschreibung in die aktive Handlung (nicht nur herumstehen und sich anstarren) einfließen lassen. So wird es gleich noch spannender.
Dabei bemerkte er entgegen aller Schilderungen nur zwei im Vergleich zu dem massigen Körper winzige Augen, in die er nicht zu blicken wagte.
Ahhh! Also "nur" zwei Augen. Dann würde ich oben schreiben, dass die Menschen von den Trollen mehr als zwei Augen erwarten. So werden die Trolle gleich noch un-menschlicher, gruseliger... etc.
Es hab keinen Thron
*gab
Er hatte den Kopf an die Lehne gelegt und schnarchte.
DAS finde ich spitze. Es unterstreicht den nicht gerade königlichen Charakter, denn Trolle sind ja vermutlich nicht so sehr auf Etikette bedacht. Und außerdem hasse ich das Klischee, wenn Leute in einen Thronsaal kommen und der König da einfach rumsitzt und ihn scheinbar erwartet... und nichts anderes macht. Sehr amüsant.
Netter kleiner Cliffhanger am Ende. Dann bin ich gespannt, wie es weitergeht. Deinen Schreibstil finde ich wie gesagt sehr gut. Bis bald.