„Dieser
Grabhügel ist in der Tat anders,
Komma weg
als jene,
die ich bisher besucht hatte. Ich befinde mich vor dem verschlossenen
Tor der großen Kammer und schreibe diesen Brief. Ich muss ihn hier
schreiben, bevor ich etwas vergesse. Schon jetzt spüre ich, wie die
Dinge wieder versuchen, meinem Geist zu entrinnen. Als wollen sie
nicht von mir aus dieser Gruft gezerrt werden.
Okay
– ist das Tor gleichzusetzen mit dem schweren Stein? Wie kann er es
dann wieder verschlossen haben?
Es
fing schon an, als wir den schweren Stein beiseiteschoben, der den
schmalen Eingang versperrte. Sobald das Portal offen lag, schien sich
der Gemütszustand meines Reisebegleiters schlagartig zu ändern.
War
er doch am Anfang der Reise noch fest entschlossen, mir das Grabmal
zu zeigen und sich mit meiner Hilfe dessen Reichtümer anzueignen,
schien er nun von jeglichem Willen verlassen. Er wurde bleich und
stotterte nur, dass es eine falsche Entscheidung gewesen wäre, mich
hier her (zusammenschreiben) zu führen.
Doch
gerade dieses abrupte merkwürdige Verhalten,
Komma weg
gab mir die Gewissheit, dass das hier der richtige Ort sein
musste.
Ich
ignorierte seine wirren Warnungen und während er die Heimreise
antrat, stieg ich hinab in die Finsternis.
Schon
bald war ich so tief, dass vom Wald über mir weder was zu sehen noch
zu hören war. Wie bei keinem anderen Grabhügel zuvor, hatte ich das
Gefühl, in einer anderen Welt zu sein. Völlig abseits von dem, was
sich da oben abspielte und verbunden mit den uralten Dingen, die hier
unten ihr Dasein fristeten.
Meine
Fackel brauchte ich nicht zu entzünden. Merkwürdigerweise brannten
schon mehrere in den Gängen und der großen Grabkammer. Wie erwartet
stieß ich auch auf Draugar, die sich nicht als großes Problem
darstellten. Als ich mir die Wände und Urnen angesehen habe,
erkannte ich die verwitterte Schrift der alten Menschenvölker. Eure
Vermutung scheint sich also zu bewahrheiten. Die alten Silben
ermahnten mich zum Umdrehen und schilderten grausige Zukünfte, wenn
ich auch nur einen Schritt in die unheilige Krypta setzen würde.
Die
Beschreibungen in diesem Absatz finde ich extrem gelungen. Sie haben
einen lyrischen, aber gleichzeitig auch epischen Touch. Da hilft die
Briefform natürlich auch 
Doch
das, was mich das Fürchten lehrte und mich nun zweifeln lässt,
ereignete sich erst, als ich eben jene Grabkammer betrat.
Das
hier finde ich etwas unlogisch: Eigentlich ist es doch klar, dass das
Schlimmste IN der Grabkammer lauerte. Er schreibt hier aber »Doch
das, […] ereignete sich erst [..]...« - als wäre das etwas
Unerwartetes. Ich als Leser erwarte jedoch, dass genau das Schlimmste
in der Grabkammer passiert.
Der
Raum war höher,
Komma weg
als die anderen und ich konnte mich wieder aufrecht hinstellen (finde
ich etwas salopp und nicht so lyrisch geschrieben wie der Rest,
sodass das für mich einen Stilbruch darstellt. Wie wäre es mit
»aufrichten«?).
Ich hatte mich eigentlich auf einen Kampf vorbereitet, doch die
Draugar in diesem Teil des Grabhügels waren alle tot.
Ihre
verfluchten Seelen waren ihren Körpern entschwunden. Mir wurde übel,
als ich sah, dass aus ihren von Maden befallenen Leichen
offensichtlich große Stücke herausgerissen wurden. Als hätte sie
jemand oder etwas herausgebissen (hier
kommt »herausgerissen« und »herausgebissen« in einem Satz –
nicht nur dass das extrem ähnlich klingt, es reimt sich auch und ist
nicht so elegant).
Ob das vor oder nach ihrer Verwandlung zu diesen gottlosen Kreaturen
geschah, vermag ich nicht zu sagen.
Doch
eins ist klar. Ihre schmerzverzerrten Gesichter berichten noch heute
von den Qualen, die sie erlitten haben mussten.
Am
anderen Ende des gemauerten Raumes stand der Sarkophag.
Es
gab also keinen Zweifel mehr. Dies war die Ruhestätte, nach der ich
schon so lange gesucht habe (Ich
würde schreiben: gesucht hatte – denn er hat ihn ja jetzt
gefunden).
Doch als ich nähertrat, erkannte ich, dass der große Stein, welcher
den Toten für immer gefangen halten sollte Komma
zerbrochen war. Ich schob ihn bei Seite (zusammenschreiben:
beiseite)
und erschrak, als mich nichts außer kalten Stein anstarrte (gute
Formulierung!).
Die Ketten, welche den Leichnam hätten fesseln sollen, lagen
belanglos auf dem Boden.
In
mir kamen erste Zweifel hoch. Ist (War)
mir jemand zuvorgekommen oder war (siehst
du, hier hast du es richtig gemacht :D)
ich gar einer falschen Fährte erlegen? Jahrelange Nachforschungen
wären umsonst gewesen. Doch gerade als ich mich schon wieder am
Anfang meiner Suche wähnte, überkam mich dieses Gefühl. Vielleicht
klingt es verrückt, doch auch wenn der Sarg leer war, so konnte ich
deutlich die Anwesenheit des Toten spüren. Ich wusste nicht, ob es
real war, oder nur jenes Empfinden, welches man auch hat, wenn man
nachts einsam durch die Wälder streift und hinter sich einen Ast zu
laut brechen hört (das
ist eine sehr treffende Beschreibung, perfekt).
Und dann lief es mir eiskalt den Rücken runter. (Das
wiederum ist ne ziemliche Plattitüde, aber geht schon in Ordnung...
:D)
Der
Stein vor dem Hügelgrab. Er war noch vor der Öffnung, als wir
ankamen. Meine Nackenhaare stellten sich auf, als mir die Gewissheit
kam. Ich war nicht allein.
Ich
habe so viele Draugar nach Hel befördert, dass ich sie gar nicht
mehr zählen kann. Wenn mich ihre dunklen toten Augen anstarren,
spüre ich nichts. Ich habe keine Angst, wenn sie mich anbrüllen
oder sich gar auf mich stürzen. Ihr kennt mich und ihr wisst, dass
ich den Tod nicht fürchte.
(Ich
würde hier ein »Doch« davorsetzen, um den Satz erstens kausal
einzubetten und zweitens die Spannung zu steigern.) Hier
lauerte etwas weit aus Grausameres. Etwas, das den Tod besiegt hat
(hatte
– du schreibst ja überwiegend im Präteritum)
und selbst nach tausenden von Jahren nicht bereit war zu sterben. Und
auch, wenn ich es nicht spürte, so griff es nach mir, seit ich einen
Fuß in diese verfluchte Krypta gesetzt hatte. Es dauerte eine Weile,
bis ich es gemerkt hatte, doch ich begann zu vergessen.
Diese
uralte Macht, die mich hier umgab, trachtete nicht nach meiner
Zukunft, sondern labte sich an meiner Vergangenheit. (ohhhh
– extrem guter Satz!!)
Das
ist der Grund, warum ich die Tür zu dieser Kammer wieder
verschlossen habe. Warum ich mit der einen Hand diesen Brief
schreibe, während ich mit der anderen verkrampft meine Gleve halte.
Alles, was ich hier geschrieben habe, liegt nur noch schemenhaft vor
mir.
Meine
Erinnerungen zerfallen und ob es auch ältere Tiefsitzendere genommen
hat, werde ich wohl nie herausfinden. Ich fürchte mich davor. Denn
sind es nicht unsere Erinnerungen, die uns zu dem machen, der wir
sind?
Und
genau aus diesem Grund dürft Ihr nicht hier her kommen.
Eine
neue Bedrohung bahnt sich am Horizont ihren Weg. Und wenn wir es
nicht vermögen sie aufzuhalten, wird sie schon bald alles
zunichtemachen, für das wir so hart gekämpft
haben.
Dwan.“
Sorgsam
faltete Björn den Brief wieder zusammen und steckte ihn in seine
Brusttasche. Er rieb sich die Stoppeln am Kinn und betrachtete den
Mann, der gefesselt vor ihm auf dem Karren saß.
Die
Gleve, welche der Fremde bei sich führte, lag neben Björn auf dem
Boden. Ansonsten hatte er nichts bei sich. Am Leib trug er nur eine
schlichte Hose und ein ärmelloses Hemd, das nicht viel Luft zwischen
Stoff und dem muskulösen Körper seines Trägers ließ.
Die
langen, zusammengebundenen Haare waren so schwarz wie das Blut,
welches die Hände des Gefangenen befleckte.
„Also“;
(Komma statt Semikolon)
sagte Björn und stand von seinem Hocker auf. „Euer Name ist also
Dwan.“