Hallo ihr Freunde des Since Fiction.
Wie angekündigt hatte ich eine kleine Pause. (Bei der in puncto meines anderen Projektes leider nicht wirklich viel zu Stande kam. Die Klausurphase hat mir dann doch mehr zeit als erwartet genommen.)
Ich habe die Zeit aber genutzt, um über die Handlung nachzudenken und sie zu verbessern.
Daher musste ich eine kleine Korektur in Kapitel 1 vornehmen.
Aus dem "ein Jahr zuvor" muss ich nun gezwungener Maßen "fünf Jahre zuvor" machen.
Ansonsten viel Spaß bei:
Kapitel 6
Evolution in sechs Schritten
Wie hypnotisiert saß Angelo vor der Scheibe, hinter welcher sich das hoffentlich erfolgreichste Experiment seiner Karriere lahm und beinahe tot über den Boden des Beckens zog.
Etwas Elementares war ihm misslungen. Er hätte wissen müssen, dass eine Neubildung und Umstrukturierung von Zellen viel Energie verlangte. Doch bei all den anderen Aspekten, welche er zuvor zu beachten hatte und überdenken musste, war ihm einfach nicht der Gedanke gekommen, dass eine Portion Hering wohl nicht reichen würde.
Das erwas nicht stimmte war ihm einige Stunden nach der Behandlung aufgefallen. Glücklicherweise hatte er die gesamte Zeit nicht ein Auge abgewandt, so schnell genug reagieren und provisorisch das Vierfache an Futter einer gewöhnlichen Tagesportion ins Becken werfen können.
Im Normalfall hätte der Oktopode niemals diese Menge an Fisch inerhalb einer Stunde verspeisen können, doch zum Erstaunen Angelos verdrückte sein Freund soeben das letzte Stück des Fisches. Er hatte dem Tintenfisch zwar ein verbessertes Verdauungssystem verpasst, welches bei erhöhter Gehirnleistung auch vonnöten war, um die Energiezufuhr sichern zu können, doch hatte er nicht mit einer so guten Funktion gerechnet.
Da das Futter nun alle war, schien der Tintenfisch seine Kräfte zu sparen, indem er sich auf den Boden schmiegte. Allein seine Armspitzen zuckten scheinbar unkontrolliert umher.
Inzwischen war es einundzwanzig Uhr zehn und Angelo hätte sich schon vor Stunden um die Versorgung der anderen Tiere kümmern müssen. Doch er konnte den Blick einfach nicht abwenden. Musste bei jeder noch so kleinen Bewegung dabei sein. Auch wenn Kameras alles dokumentierten, was im Becken geschah, wollte er den Tintenfisch doch nicht mit seinem Schicksal alleinlassen. Schließlich war allein er dafür verantwortlich.
Mit jeder Minute konnte man die Veränderung des Tieres besser betrachten. Inzwischen war der ehemals kleine Achtärmer auf die doppelte Größe angewachsen. Zwar war er damit immer noch kein Riese und würde wohl noch immer mit Leichtigkeit in den Eimer passen, mit welchem Angelo ihn vor wenigen Tagen aus dem Handel geholt hatte, doch war der Wachstumschub des Kleinen gelinde gesagt enorm. Seine zuvor dünnen und zierlichen Ärmchen glichen zugespitzten Gartenschläuchen. Sein Kopf war inzwischen länglicher und hatte nun eine rundlichere Form, wie es normalerweise bei älteren Tieren seiner Art üblich war.
Doch mit dieser Art von Wachstum hatte Angelo gerechnet. Denn hauptsächlich hatte seine Behandlung auf die Entwicklung von Nervenzellen gesetzt, welche bei Oktopoden nicht nur im Gehirn, sondern auch in den Gliedmaßen massig vorhanden sind.
Stunde um Stunde verstrich. Und der Tintenfisch schien sich tatsächlich langsam zu erholen.
Ein Brummen in seiner Hosentasche ließ Angelo bemerken, dass es inzwischen um vier Uhr morgens sein musste. Um diese Zeit überprüfte er normalerweise das Entwicklungsstadium seiner anderen Experimente und führte die morgenliche Fütterung durch.
Ja, auch sonntags.
Durch seine Arbeit und das damit verbundene regelmäßige frühe Aufstehen hatte er sich so an diese Uhrzeit gewöhnt, dass es ihm schwerfiel, etwas später noch aus dem Bett zu kommen. Wenn er diese Uhrzeit verpasste, schlief er meistens bis zum Mittag durch, was glücklicherweise noch nicht oft geschehen war.
Inzwischen verlangsamte sich die äußerliche Veränderung. Und auch das Zucken der Tentakelspitzen hatte vor wenigen Minuten aufgehört. Das inzwischen Basketball-große Tier schien sich stabilisiert zu haben. Mit wachen Augen musterte es die Umgebung, machte aber keine Anstalten, sich zu bewegen.
Angelo entschied sich daher dazu, seinem Patienten etwas Kraftnahrung zuzuführen.
Langsam versuchte er sich aufzurichten, was sich als recht unangenehm erwies. Seine Beine waren taub und sein Genick verkrampft. Versteift schlurfte er zu den Kühltruhen und holte eine Portion an Muscheln, welche er extra zur Feier des Tages besorgt hatte, heraus und trug diese zurück zum Becken. Als sein Blick hinein fiel, konnte er erkennen, wie etwas im Wasser abwechselnd in hellen und dunklen Farben leuchtete.
"Luciferasebildung Check." Er strich in Gedanken einen von vielen Punkten. Zwar gehörte dieses Phänomen zu den leichteren Punkten seines Experimentes und es war auch nicht das erste Mal, dass er es erfolgreich beobachten konnte. Trotzdem freute er sich wie ein kleines Kind.
Als er näher kam, erlosch das Leuchten und der Tintenfisch nahm wieder Farbe und Form des sandigen Untergrunds an. Interessiert betrachtete er den Oktopus.
Und es schien, als starte dieser ebenso interessiert zurück.
"Verdammt, ich Trottel!" Angelo zog sein Handy aus seiner Hosentasche.
"Google: Zeig mir die Farbe Grün!" Ein kurzes Bling signalisierte ihm die Kenntnisnahme des Gerätes und kurz darauf leuchtete der Bildschirm in einem grellen Grün.
Er hielt daraufhin das Handy an die Glasscheibe des Beckens und stieg gleich darauf die kurze Trittleiter hinauf. Er entleerte die Schachtel mit den Muscheln in das Becken, schloss den Deckel und stieg wieder hinab. Langsam trudelten die angetauten Muscheln auf den Grund.
Gespannt spähte Angelo ins Aquarium.
Doch der Tintenfisch machte keine Anstalten, sich zu bewegen. Selbst nachdem ihm ein oder zwei Muscheln direckt auf den Kopf gefallen waren, regte er sich nicht.
Angelo drückte erneut den Grün leuchtenden Bildschirm gegen das Becken. Wieder geschah nichts.
Doch sobald er das Handy von der Scheibe nahm, erwiderte der Tintenfisch das leuchtende Grün mit einem kurzen gleichfarbigen aufstrahlen seiner selbst.
Angelo blieb die Luft weg. Zwar hatte er auf genau eine solche Reaktion gehofft, jedoch noch keineswegs in dieser frühen Entwicklungsstufe.
Er musste sich selbst zur Ruhe zwingen.
"Beachte deine Reihenfolge, Angelo. Schritt Eins und Zwei hast du geschafft. Es handelt sich hier um ein intelligentes Lebewesen. Es braucht jetzt wahrscheinlich Ruhe, um sich an seinen eigenen Körper zu gewöhnen und mit all den neuen Informationen zurechtzukommen. Also jetzt Schritt drei. Halte Abstand und lass ihm etwas Freiraum." Voller Unwillen, seine erfolgreichste Schöpfung allein zurückzulassen, entschloss er sich zu einer schnellen Fütterung der Tiere, welche eigentlich schon am Abend etwas zu Fressen hätten bekommen sollen.
Mit zittrigen Händen führte er die Fütterung der Axelotls und der Funken, wie er seine leuchtenden und zum Teil geklonten Laubfrösche nannte, durch und verließ unter Zwang das Labor. Jedoch nicht ohne noch den einen oder anderen Blick ins Aquarium des Tintenfisches zu werfen. Hätte er am Montag nicht wieder zur Arbeit gemusst, hätte er sich vielleicht nicht an seinen Sechs-Punkte-Plan gehalten. So musste er sich aber eingestehen, dass er den Schlaf mehr als nötig hatte, und so schloss er um sechs Uhr morgens die Tür zum Labor hinter sich zu.
Stechender Schmerz. Farben. Hunger. Gefahr? Gut oder schlecht? Nahrung gut. Nadeln schlecht. Beides von Weiß erhalten. Gut oder schlecht? Farbe Weiß = Angst? Grün Nahrung? Grün gut? Weiß geht. Hunger. Grün Narung. Grün Gut. Schmerz weniger. Mehr Nahrung. Weiß weiß wo. Wo Weiß?
Eine Gesunde Adventszeit euch allen❤