Beiträge von AFG

    Ja, ich lebe noch. Und ich entschuldige mich für diese nun wirklich lange Pause. Ich kann und werde zwar keine Zusicherungen machen wie bald und schnell es weiter geht, jedoch macht mir das schreiben an dieser Geschichte noch immer riesen spaß, weshalb irgendwann definitiv wieder weitere Kapitel kommen werden.

    Bis dahin freue ich mich euch Kapitel 16 Präsentieren zu dürfen. ^^


    Kapitel 16

    Outbreak

    Er konnte spüren, dass um ihn herum Bewegung war. Das Wasser ließ ihn das an und abschwellen der Vibrationen besonders gut wahrnehmen. Es war für ihn wie ein Monotones Hintergrundrauschen, welches gerade abwechslungsreich genug war, um nicht in Gänze ausgeblendet werden zu können. Doch konnte er nicht mit Sicherheit sagen, woher dieses Brummen kam, noch wer oder was es verursachte. Doch irgendetwas sagte ihm, dass es von außerhalb kommen musste. Irgendwo aus der Welt, in welche Weiß immer verschwand. Weiß interessierte ihn sehr. Auch wenn Weiß ihn nicht immer nachvollziehen konnte, war er sich sicher das er sein Bestes gab. Dank Weiß konnte er die Welt um sich herum besser verstehen und Dinge begreifen, welche er, ohne das Weiß ihn darauf aufmerksam gemacht hätte, wohl nie hinterfragt hätte. Weiß stellte die Dinge anscheinend nicht mit Farben, sondern mit Zeichen dar. Das konnte er inzwischen mit Sicherheit sagen. Dabei sind Farben doch viel aussagekräftiger.

    „Weiß ist schon länger weg …“
    „Vielleicht sollte ich die Stelle Untersuchen. Hätte Weiß etwas dagegen? Nein. Weiß hat nicht rot gesagt. Also Stelle erlaubt. Oder Weiß weiß nicht davon? Will aber wissen.“
    Langsam glitt er an der Scheibe des Aquariums hinab und Watschelte in den hinteren Teil des Labors.
    Bei seinen Erkundungsgängen durchs Labor war ihm in der rechten hintersten Ecke ein stählernes Rohr aufgefallen aus welchem ihm unangenehm kühle Luft entgegen geweht kam. Beim ersten Mal hatte er damit noch nichts anfangen können, doch war ihm wie aus dem nichts eine Erinnerung gekommen. Eine Erinnerung, die ihm wie vor Ewigkeiten vorkam. Als er noch in einem kleinen Glasstank eingesperrt war, mit vielen seiner Art und andern Tieren welche im Wasser zuhause waren, gab es eine Öffnung hoch oben durch welche gelegentlich licht auf sein Becken gefallen war. Auch damals war er schon neugierig gewesen und wollte unbedingt wissen, woher dieses Licht kam und wohin es führte. Von seiner Neugier getrieben hatte er es eines Tages tatsächlich geschafft aus seinem gläsernen Gefängnis zu entfliehen. Als er sich in Richtung des geöffneten Fensters gehangelt hatte wurde er allerdings erwischt und wieder in sein Aquarium gesperrt. Doch konnte er sich noch genau daran erinnern, dass ihn aus Richtung des Fensters ein kühlender Luftzug entgegengeweht war. Zwar wusste er nun nicht, woher der Luftzug aus dem Labor seinen Ursprung hatte, doch es konnte doch möglich sein, dass ihn das Rohr ans Licht führen würde. Nicht, das er wusste, was ihn dort erwarten würde, aber genau deshalb wollte er umso mehr wissen, was das Licht wohl zu bedeuten hatte und ob der Wind in zu ihm führen könne.
    Zügig kletterte er die Wand empor. Er musste sich beeilen, denn er wusste, dass seine Haut nicht sehr lange ohne Feuchtigkeit auskommen würde. Am Rohr angekommen betastete er die engmaschige Vergitterung vor der Öffnung. Ein hindurchkommen war ihm nicht möglich, wie er nach einigen versuchen feststellen musste. Denn direkt hinter dem Gitter befand sich eine dicke Schicht aus einem Rauen Material, ähnlich wie die Kleidung von Weiß. Und auch als er versuchte das Gitter mit seinen Schnabel gewaltvoll zu lösen kam er nicht weiter. Also betastete er das Gitter genauer und stellte nach wenigen Sekunden noch etwas anders fest. An den Seiten des Rohrs war das Gitter mit ähnlichen dingen befestigt wie einst der Deckel seines Aquariums. Und da wusste er, wie er das Gitter lösen könnte.
    Weiß hatte diesen Mettalstab mit welchem er den Kaputen Deckel entfernt hatte doch in eine der Schubladen getan. Kopfüber an der Decke klebend geleitete er zu den Kommoden, wo er annahm das der Mettalstab verstaut worden sei. Und tatsächlich fand er auf Anhieb das richtige Fach.
    Seine Haut fing an unangenehm zu kribbeln. Ein eindeutiges Zeichen, dass seine Haut langsam aber sicher am austrocknen war. Also kletterte er nochmal in sein Becken um sich wieder mit ausreichend Feuchtigkeit zu versorgen.
    Nachdem er das erledigt hatte machte er sich ans Werk.
    Es fiel ihm überhaupt nicht schwer, die Schrauben nach und nach zu lösen. Er tat das schließlich nicht zum ersten Mal. Seine Tentakel ließen den Schraubendreher behände von einer Verankerung zur nächsten fahren und nach wenigen Minuten fiel das Gitter mit dem sich dahinter befindlichen Stoff scheppernd zu Boden.
    Augenblicklich spürte er den Windzug stärker als zuvor. Ohne weitere Zeit zu verlieren kletterte er den Lüftungsschacht hinauf. Auch wenn es ihm unangenehm war, sich an das Kalte Metall zu heften, so würde er doch keinesfalls kehrtmachen. Zu nahe war er nun seinem Ziel. Nach wenigen Metern machte das Lüftungsrohr einen Knick. Und nachdem er um diesen Knick herum war leuchteten ihn die Strahlen der Sonne an. Sie waren schwach und für ihn kaum zu erkennen, doch wusste er instinktiv, dass es das Licht der Sonne war. Am Ende des Lüftungsschachtes angekommen musste er feststellen, dass der Ausgang durch ein weiteres Gitter versperrt war. Aber leider war es zu dicht, um sich hindurch zu zwängen und zum anderen schien es von außen befestigt zu sein. Doch als er sich frustriert gegen das Gitter stemmte gab dieses plötzlich nach und machte den Weg nach draußen frei.
    Vor ihm erstreckte sich ein kleiner verwilderter Vorgarten, der von einigen Sträuchern bewachsen war. Dahinter verlief eine Straße, auf welcher rein zufällig in eben jenem Moment ein Auto entlangfuhr, von dem das Rauschen ausging, welches er so verstärkt in seinem Aquarium hörte. Er selbst konnte die Kulisse von einer in etwa zwei Meter hohen Position aus begutachten. Doch wollte er nicht nur die Grauen Umrisse der Umgebung sehen, er wollte sie auch erkunden, wissen welche Farben die Dinge hatten. Ihm war das brennen der Sonne egal, die ihn zwar wärmte, ihn nun aber noch rapider Feuchtigkeit verlieren ließ. Wenn er nicht schnell unter den Pflanzen Schutz suchen sollte, bestünde die Gefahr, dass er gänzlich austrocknen und damit bewegungsunfähig werden würde. Also kletterte er geschwind die Hauswand hinab um der strahlenden Sonne zu entkommen und sein Abenteuer fortzusetzen.
    Der Boden war Trocken und saugte die Feuchtigkeit seiner Haut geradezu gierig auf. Das bemerkte er sofort, als er seine Tentakel auf den mit spärlichen Grashalmen bewachsenen Boden setzte. Doch war das dank seiner selbst beigebrachten watschelnden Gangart kein allzu großes Problem.
    Er hielt auf ein nahegelegenes Gebüsch zu. Als er in den Schatten schlüpfte und endlich unter dem Blätterdach Schutz gefunden hatte, überkam ihn ein angenehmes Gefühl der Erleichterung.
    Er sah sich um. Über ihm im Gebüsch huschten einige Spatzen umher, die ihn gar nicht zu bemerken schienen und munter vor sich hin schimpften. Interessiert streckte er einen Tentakel nach oben um die Farben seiner Umgebung besser wahrnehmen zu können. Doch plötzlich hielt er inne. Irgendetwas war da und beobachtete ihn. Sein kleiner Ausflug war anscheinend nicht so unbemerkt geblieben, wie er angenommen hatte. Einige Meter entfernt bemerkte er ein zucken im Unterholz und auch das Zwitschern der Vögel hatte plötzlich nachgelassen, wodurch es mit einem Mal unnatürlich still wurde.
    Aus dem Unterholz funkelten ihn die zwei Augen eines pelzigen, ihm unbekannten Tieres an. Instinktiv passte er seine Hautfarbe der Umgebung an und wurde unsichtbar. Vielleicht hatte ihn sein Beobachter noch nicht erspäht?
    Doch. Denn das Ungetüm schlich nun langsam auf ihn zu. Das Tier war grau schwarz getigert. Das Fell war zerzaust und ungepflegt. Eines seiner Ohren hing in Fetzen. Die Blicke waren auf den Tintenfisch fixiert, während sich das Biest ihm näherte.
    Von Neugier und Angst bewegungsunfähig beobachtet er, wie sein Beschatter langsam auf ihn zukam. Was sollte er tun? War es besser zu fliehen oder sollte er sich weiterhin versteckt halten und darauf hoffen, dass das Raubtier von ihm ablassen würde?
    Es war inzwischen gefährlich nahe gekommen, aber noch immer war er unschlüssig, wie er sich verhalten sollte.
    Da hieb das Tier plötzlich nach ihm und fuhr ihm dabei mit den krallen durch sein zartes Fleisch. Vor Schmerz zuckte er zurück, wodurch er seine Tarnung fallen ließ. Der Angreifer, welcher allem Anschein nach genau so verunsichert war, machte einen Satz rückwärts und stieß dabei ein ekelhaftes Fauchen aus.
    Die offenkundige Unsicherheit ließen seinen Schmerz nun plötzlich in Wut umschlagen. Und auch seine Angst war schlagartig verflogen. Dieses Vieh war ihm bei weiten unterlegen. Vielleicht hatte es vier par Pfoten, bestückt mit unangenehme Klauen, aber dafür hatte er Acht mindestens ebenso gräfliche Tentakel und einen Scharfkantigen Schnabel, der mit den Waffen des Gegners locker mithalten konnte. Wenn sich dieser Widerling mit ihm anlegen wollte, dann könnte er das Ruhig einmal versuchen.
    Langsam erhob er sich vor seinem Kontrahenten und baute sich zu seiner vollen Größe auf. Dabei streckte er seine Tentakel in die Höhe und ließ diese in einem grellen Rot erleuchten. Doch entweder war sein gegenüber nicht der Intelligenteste seiner Art oder geradezu versessen auf einen möglichst gefährlichen Kampf.
    Sekunden verstrichen und die beiden standen wie eingefroren gegenüber ohne sich dabei aus den Augen zu lassen.
    Das Biest machte keine Anstalten zurückzuweichen. Dachte es etwa, er würde ein leichter Gegner sein? Niemals würde er sich von einer solch niedrigen Lebensform besiegen lassen. Zwar wusste er nicht, ob sein Feind noch irgendwelche versteckten Talente hatte, allerdings war er sich ziemlich sicher, dass er die Oberhand hatte. Er konnte zu jeder Sekunde spüren was das Tier vor hatte. Feine Vibrationen im Boden. Und er wusste, woher sie ihren Ursprung nahmen. Das Fauchen, das nervöse Zucken der angespannten Muskeln und selbst den unterschwelligen rhythmischen Herzschlag des Angreifers nahm er deutlich wahr. Er war im Gegensatz zu seinem Gegenüber nie in wirklicher Gefahr. Das pochen des Herzes seines Gegners wurde schneller. Das Vieh spante seine Muskeln an und machte sich bereit, sich mit einem Satz auf ihn zu stürzen.
    Mit unnatürlicher kraft und Schnelligkeit stieß er auf das Ungetüm zu, welches in eben jenem Moment losspringen wollte. Seinem Opfer war es nur noch möglich ihm einen Halbherzigen Sprung entgegenzusetzen. Doch dieser nützte nun nicht mehr viel. Seine Tentakel waren nach vorne auf seinen Gegner gerichtet. Und als sein Vierbeiniger Rivale nun in Reichweite kam schlossen sich seine Arme blitzschnell um das Genick seines Widersachers. Schmerz schoss durch seinen Körper und im selben Augenblick beendete er das Leben seines Herausforderers. Dieser hatte es im letzten Moment noch geschafft, seine Zähne in einen seiner Tentakel zu schlagen.
    Voller Hass schleuderte er den Leichnam von sich. Dieses widerliche Biest hatte ihn schwer verwundet. Es geschah ihm nur recht diesen Kampf verloren zu haben. Schließlich hatte es mit IHM kämpfen wollen.
    Als das Adrenalin in seinem Blut langsam wieder weniger wurde, bemerkte er mehr und mehr wie sehr ihn der Kampf mitgenommen hatte. Blaues Blut triefte aus seiner Wunde und die Dürre macht ihn nun wieder deutlich zu schaffen. Er wusste, dass wenn er nicht zurückkehren würde, er keine Möglichkeit hätte, in dieser ihm noch so fremden und und lebensfeindlichen Umgebung zu überleben.

    Nach einer VIEL zu langen pause habe ich das nächste Kapitel Fertig. ^^'

    Ich habe gerade ziemlich viel um die Ohren und entschuldige mich da mal etwas für meine aktive Inaktivität ... xD

    ABER Kapitel 16 ist auch schon fast soweit und sollte auch in naher Zukunft kommen.

    ( Edit: In naher Zukunft heißt bei mir anscheinend fast 2 Jahre später...:whistling:😂)

    (Es wird etwas anders sein als die Kapitel zuvor.)

    Und wie immer großes Herz, Danke und Baumkuchensalat an Tariq ohne die ich euch glaube keine halbwegs angenehm lesbaren Kapitel präsentieren könnte. :pardon:

    So das Wichtigste habe ich glaube gesagt. Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen. ^^

    Kapitel 15

    Re/Gen AGC


    Mit einem sanften Zischen schlossen sich hinter Angelo die Türen des heruntergekommenen Linienbusses, als er aus diesem heraustrat.

    Auch wenn es erst neun Uhr und er damit eine Stunde vor der Zeit war, lief Angelo zügigen Schrittes, nachdem er flüchtig seinen azurblauen Anzug gerichtet hatte, auf das nur wenige Meter von der Haltestelle entfernte Gebäude zu, welches sich vor ihm sechs Stockwerke in die Höhe erstreckte. Als er es erreichte, trat er durch die große gläserne Doppeltür, über welcher das von ihm entworfene Firmenlogo ihm entgegen strahlte. Hinter der gläsernen Tür lag eine, makellos weiße, weitläufige Eingangshalle. Die weißen Wände wurden lediglich von türkisfarbenen Linien durchschnitten. Links und rechts entlang der Wände des Empfangssaals befanden sich mehrere Schalter, von welchen bisher aber nur einer, von einer ihm freundlich zulächelnden Dame, besetzt war. Angelo nahm es mit einem freundlichen Nicken seinerseits zur Kenntnis.

    Im Zentrum des Saals hing das strahlende Herzstück der Einrichtung von der Decke. Ein riesiger Quantencomputer, in Form eines Würfels, der, wie Angelo fand, etwas an den Allspark aus Transformers erinnerte. Von ihm gingen einige dicke türkisfarbene Kabelbündel ab, welche in den Wänden des Gebäudes verschwanden. Den gigantisch hohen Preis für den Rechner hätte die Firma zu Beginn des Baus niemals zahlen können. Allein die großzügigen Spenden einiger Investoren hatten dazu geführt, dass ihn nun die vertraute Stimme Quips empfing.

    „Willkommen, Sir, Sie ließen sich einige Tage nicht mehr blicken. Befinden Sie sich in einem arbeitsfähigen Zustand?“, fragte die metallisch klingende Frauenstimme der künstlichen Intelligenz. „Mir geht es gut, Quip. Danke der Nachfrage. Kannst du mir bitte sagen, wo ich Ramon finde?“

    „Ramon Enderson befindet sich gegenwärtig in seinem Büro. Er erwartet Sie bereits.“

    „Danke, Quip.“

    Angelo schritt durch die Eingangshalle zum mit blau leuchtendem Licht umrahmten Fahrstuhl auf der anderen Seite des Saals. Ohne dass er einen Knopf drücken musste, glitten die Türen vor ihm auseinander. Quip war ein hochentwickeltes Sicherheitsprogramm und wusste, dank Gesichts und Stimmenerkennung, zu jedem Zeitpunkt über jeden Bescheid, der sich im Gebäude befand. Wäre an seiner Stelle ein Kunde oder Besucher vor den Fahrstuhl getreten, hätte Quip die Türen nicht geöffnet.

    Er fuhr in den fünften Stock, in welchem sich Ramons und sein Büro, sowie die Meeting-, Warte- und Unterhaltungsräume für besondere Kunden oder zukünftige Firmenpartner befanden.

    Nachdem er den Aufzug verlassen hatte, dauerte es nicht lang, bis er vor der Tür zu Ramons Büro stand, welches sich direkt neben seinem befand. Angelo klopfte kurz, bevor er die Räumlichkeiten seines Freundes und Unternehmenspartners betrat.

    Ramon stand vor einem großen Fenster und führte ein angeregtes Telefonat. Angelo entschloss sich, ihn nicht zu stören und lehnte sich in den Türrahmen, um zu warten, bis Ramon die Unterhaltung einstellen würde.

    „Nein, Sie hören mir jetzt zu…. Ja, das ist mir durchaus bewusst... Wissen Sie was der Unterschied ist? Im Gegensatz zu Ihnen hat Space X das Potential dieser Firma bereits in der Entstehungsphase erkannt und von Beginn an unterstützt. Sie werden also hoffentlich verstehen, dass Sie sich im Falle der Fertigstellung von Projekt Spaceman hinten anstellen müssen. Sie können sich gerne wieder bei mir melden, wenn Sie mit Space X diesbezüglich eine Übereinkunft geschlossen haben. Einen schönen Tag noch!“

    Mit einem Kopfschütteln wandte er sich zu Angelo um.

    „Und du machst es mir auch nicht leichter!“ Dabei deutete Ramon mit ausgestrecktem Finger auf ihn. Entweder hatte Quip ihn angekündigt oder er hatte trotz seines Telefonates mitbekommen, wie Angelo das Büro betreten hatte.

    „Seit fast einer Woche ist dein Büro jetzt schon leer und ich habe wegen dir doppelt so viel am Hals wie ohnehin schon. Und wehe dir, wenn du nicht wirklich eine riesen Idee ausbrütest. Ich musste gut ein Dutzend Gespräche verschieben.“ Ramon ließ sich vor ihm in seinen Sessel sinken.

    Angelo schmunzelte und trat auf Seinen Unternehmenspartner zu. „Ich weiß wirklich sehr zu schätzen, was du für mich und dieses Unternehmen tust. Und du kannst dir sicher sein, dass mein kleines Projekt das alles hier revolutionieren wird. Aber ich brauche noch etwas Zeit.“

    „Kannst du mir sagen, wie viel? Denn egal wie fortschrittlich deine Entdeckung ist, ich kann das hier“, Ramon fuchtelte mit seinen Händen wild durch die Luft, „nicht ewig alleine machen.“

    „Nein, das kann ich leider noch nicht, tut mir leid, aber sobald ich mir sicher bin, dass das Ergebnis stabil ist, wirst du der Erste sein, der davon erfährt. Irgendwas Besonderes passiert in den letzten Tagen?“

    „Ha, du hast ja keine Ahnung! Gerade hat die ESA angerufen und wollte von mir wissen, ob sie sich an den Studien zu Projekt Spacemann beteiligen könnten. Natürlich waren ihre wahren Hintergründe andere .... Und gestern kam eine Anfrage eines amerikanischen Nationalparks aus Alaska, ob wir unserem Genspeicher nicht Mammut DNA beifügen wollen. Die Frau am Telefon meinte, dass es in letzter Zeit eine beunruhigende Zunahme der Wilderei im Park gäbe und …“

    „Warte, warte …, willst du etwa sagen, dass das Prähistorik National Museum of United States bei UNS die DNA ihrer Hybridmammuts speichern will!?“ Angelo musste sich an Ramons Schreibtisch abstützen.

    „Ja, ich hatte eine ähnliche Reaktion …“ Ramon grinste ihm entgegen. „Ansonsten gab es keine besonderen oder weltbewegenden Ereignisse. Wir hatten gestern zwar noch eine spontane Untersuchung der Ethikkommission, aber die hat nichts zu meckern gehabt.“ Ramon schaute auf seine Uhr. „Du solltest dich wohl besser schon mal vorbereiten. Der Termin ist zwar erst um elf Uhr dreißig, aber du weißt ja, wie die Chinesen sind. Wenn sie nicht mindestens ne halbe Stunde früher hier sind, würde ich annehmen, dass sie Suizid begehen würden. Und auf die Sauerei kann ich wirklich verzichten.“

    Angelo verabschiedete sich mit knappen Worten von Ramon und nahm die Seitentür des Büros, welche sein eigenes mit dem von seinem Kollegen verband.

    Das angrenzende Zimmer war etwas anders eingerichtet als das Büro seines Freundes. Besser gesagt als jedes ihm bekannte Büro. Während die Räumlichkeiten seines Freundes glatt, elegant und leblos waren, war seines chaotisch, ohne klare Struktur und ein eigenes, lebendes Ökosystem.

    An den Wänden wuchsen überall Pflanzen, welche sich nicht damit zufriedengaben, die Wandbeete als ihr Königreich zu akzeptieren. Die dicken Wurzeln der Gewächse rankten sich über den mit dunklen Fliesen ausgelegten Boden. Angelo verbat es sich und jeder Reinigungskraft, die Pflanzen in ihrem natürlichen Wuchs zu beschränken. Nicht nur, dass sie wunderbar seine Arbeit repräsentierten, denn auch diese Organismen waren wie viele Dinge hier genetisch modifiziert, wodurch sie um einiges schneller und unaufhaltsam weiterwuchsen, wenn sie gegossen wurden. Sobald das Wasser versiegte, gingen die Pflanzen in eine Art Starre über, in welcher sie zwar keinen Sauerstoff mehr produzierten, allerdings den Kohlenstoff aus der Luft weiterhin zuverlässig in Massen speicherten. Durch dieses System konnten die Gewächse Trockenzeiten überdauern und während der Regenzeit enorme Kohlenstoff-Kapazitäten erreichen.

    Der gesamte Raum erinnerte also viel mehr an eine zugewachsene Hölle, in welcher wie durch Zufall Möbel platziert waren, welche teilweise bereits von den Wurzeln der Pflanzen erfasst wurden. Genau wie bei Ramon auch stand auch sein Schreibtisch zentral im Raum.

    Angelo setzte sich in seinen bequemen Schreibtischsessel und streckte sich ausgiebig, bevor er sich den Stapel an Papieren besah, welchen Ramon ihm zukommen lassen hatte. Einen kleinen Teil konnte er jetzt noch erledigen, bevor er sich für die Führung vorbereitete.

    Warte mal, der Oktopus ist klein? Ich dachte, der wäre immer mehr gewachsen und hätte dauernd Zeug gefressen und und und? Also, in meiner Vorstellung war das schon ein richtiger Koloss! Vielleicht müsstest du das klarer kommunizieren.

    Ja kleinen ist hier vielleicht etwas ungünstig gewählt. Aber Riesig ist er auf keinen fall. :hmm:

    (Das dreifache der Ursprungsgröße. Und dabei wird es wohl auch in etwa bleiben. ^^)

    Hier habe ich kurz die Stirn gerunzelt. Ein begnadeter Genforscher hat nur einen veralteten PC? Müsste er als Forscher nicht die neueste Technik haben oder so?

    Das ist natürlich Richtig und die hat er auch. Das Gute Zeug steht aber in seinem Wohnzimmer. ^^ Der Pc im Labor ist nur für Kleinigkeiten, wie einer neuen Schöpfung das Lesen beibringen. XD

    Und was das lernen Angeht ...

    Ja Buchstaben werden mit Lauten in Verbindung gesetzt. Also ist es eine Ungeeignete Lehrmetode für ein stummes Tier. Andererseits sind Tintenfische kleine Architekten und haben zum anderen ein wunderbares Erinnerungsvermögen. Das mit den "Cods" war hierbei auch mein Gedanke, nur das der Tintenfisch diesen "Code" nicht über Laute lernt, sondern über Strukturen. Eine gewisse Abfolge von Buchstaben soll dazu führen, dass der Tintenfisch weiß, was gemeint ist. Und um diesen Cod zu verstehen dachte ich, wäre es wichtig die einzelnen Bausteine zu lernen. :hmm:

    Vielleicht ändere ich das nochmal oder vielleicht auch nicht. schließlich kennt Angelo sich ja mit solchen dingen nicht aus. XD

    Danke für eure Kommentare Stadtnymphe und Novize

    Ps: Die Fragen von Novize werde ich per PN beantworten, da es ansonsten etwas viel werden könnte und ich auch nicht alles auf einmal schaffe zu Beantworten. ^^

    Und wieder eine viel zu lange Pause... ich werde mir mühe geben, in unregelmäßigen Abständen weitere Kapitel zu posten. Nur das Abi hat da halt leider andere Pläne ... :threeeyes: :D

    Viel Spaß ^^

    Kapitel 14

    ABC

    Wie sollte er darauf antworten?

    Der Tintenfisch saß vor der Labortür und leuchtete abwechselt grün und rot. Es war nicht schwer zu verstehen, was er wollte. Erwartungsvoll kam der Oktopus ein paar Armlängen auf ihn zu gewatschelt.

    Angelo schüttelte nur den Kopf. Wäre er ein anderer gewesen, würde er den Tintenfisch wohl nur als Tier oder Versuchsobjekt ansehen und hätte kein Problem damit, dem Oktopoden zu verbieten das Labor zu verlassen, damit er ihn für immer in einem Glaskasten gefangen halten konnte. Aber der Tintenfisch war seit seiner Genmodifizierung und spätestens nachdem er begonnen hatte, mit ihm zu kommunizieren, für Angelo kein Tier mehr. In seinen Augen würde es an Sklaverei grenzen, wenn er ein Lebewesen, welches evolutionär mit ihm gleich auf war, seinen Willen aufzwingen und den Oktopoden im Labor einsperren würde. Andererseits konnte er den Tintenfisch nicht einfach nach draußen oder in seine Wohnung lassen. Letzten Endes hatte er ihn erschaffen und war nun für das achtarmige Kerlchen verantwortlich. Wenn der Oktopus die Einrichtung verlassen würde, müsste er die Konsequenzen tragen, falls sich der Tintenfisch verletzen sollte oder gar andere Lebewesen verletzte.

    Da hatte Angelo einen Einfall, auch wenn dieser keine langfristige Lösung für das Problem bot. Also beugte er sich hinunter, um seinen kleinen Freund aufzuheben. Doch schien dieser in keinster Weise davon begeistert zu sein. Er saugte sich mit seinen Saugnäpfen am Boden fest und war nicht von der Stelle zu kriegen.

    „Ach dann schmoll doch, du übergroße Nachgeburt.“ Frustriert musste Angelo seine Niederlage eingestehen. Es würde nichts helfen, den Tintenfisch gewaltsam von den Fliesen des Labors zu lösen. Er setzte sich also ohne den Tintenfisch an seinen Labor-PC. Angelo hoffte, dass die Neugier des Oktopoden irgendwann die Oberhand gewann und er sich von selbst dazu entschied, sich zu ihm zu gesellen. Nachdem er den etwas veralteten PC, welcher noch aus seiner Jugend stammte, hochgefahren hatte, dauerte es nur wenige Klicks und das Tippen weniger Wörter auf der drahtlosen Tastatur, und schon hatte er gefunden, wonach er gesucht hatte. Auf dem Bildschirm tauchte die Unterwasserwelt eines abgestorbenen Riffes auf. Und trotz der überwiegend toten Korallen tummelte sich dort noch immer das Leben. Viele Bunte Fische dümpelten vor der Kamera. Im Hintergrund zog ein Schwarzspitzenriffhai seine Runden. Diese Live- Aufzeichnung stammte von einer Unterwasserkamera in der Karibik und war eigentlich dazu gedacht, den Menschen die Schönheit der hiesigen Natur näherzubringen, und nicht, um ein bockiges Ergebnis eines Genexperimentes an den Bildschirm zu locken. Doch schien sie für diesen Zweck optimal geeignet zu sein, denn es dauerte nicht lang, da bemerkte Angelo, wie sich etwas an der Seite seines Drehstuhls empor hangelte. Neugierig spähte der Tintenfisch von seinem Schoß aus über die Kante des Tisches auf den Monitor. Dabei schien er etwas wie freudige Erregung zu verspüren, da seine Tentakel unkontrolliert zu zucken begannen. Auch seine in unterschiedlichen Farben aufblitzende Haut ließ einen die Aufregung des Kopffüßlers beinahe schmecken.

    Aber Angelo hatte den Oktopus nicht an den Bildschirm gelockt, um ihm die Welt außerhalb der tristen Laborwände zu zeigen. Es ging ihm viel mehr darum, beim Tintenfisch die nötige Motivation für das kommende zu wecken.

    Er wollte oder besser gesagt musste damit beginnen, dem Oktopoden das Schreiben beizubringen. Sollte das gelingen, so konnte er endlich richtig mit seinem Freund kommunizieren und musste dabei nicht auf primitives Ja und Nein zurückgreifen. Gar keine so leichte Aufgabe, wie er fand. Wie will man einer neuartigen Lebensform die eigene Sprache beibringen, wenn es nicht in der Lage ist, Worte zu verstehen. Und er selbst war kein Lehrer oder ähnliches und hatte auch keinerlei pädagogische Erfahrung. Angelo konnte nur auf das zurückgreifen, was er selbst für richtig hielt. Was, wie er hoffte, gar nicht so verkehrt war.

    Also kramte er in einem der Schubfächer, aus welchem er kurzerhand Stift und Papier zauberte. Glücklicherweise war er ein recht begnadeter Zeichner und so fiel es ihm nicht allzu schwer, die Umrisse eines Tintenfisches, eines Menschen und eines Fisches aufs Papier zu bringen. Während der Oktopus noch immer dem Gewimmel auf dem Bildschirm folgte, schrieb Angelo in ordentlichen Druckbuchstaben die korrekte Bezeichnung für die jeweilige Abbildung dazu. Hätte er mit seiner Handschrift geschrieben, wäre es sogar manchen Menschen schwergefallen, diese Wörter zu lesen.

    Angelo pausierte den Livestream und schloss das entsprechende Fenster. Empört blitzte der Tintenfisch, dem das überhaupt nicht gefiel, auf seinem Schoß rot auf. Bevor dieser jedoch wirklich wütend werden konnte, schaffte es Angelo, die Aufmerksamkeit des Kopffüßlers auf seine Zeichnung zu lenken. Er hatte die Namen abgedeckt und zeigte dem Oktopus nun nur die Umrisse der drei Lebensformen. Erstaunlich interessiert kletterte der Tintenfisch sogar auf den Tisch, um einen besseren Blick auf die Zeichnung zu haben. Angelo deckte nun nach und nach die zu den Bildern gehörenden Wörter auf. Der Achtarmige jedoch schien damit nicht viel anfangen zu können. Trotzdem spürte Angelo, dass der Tintenfisch ganz genau verstand, dass er ihm etwas beibringen wollte. Also rief Angelo eine schöne Übersicht des Alphabetes, wie man sie auch für Erstklässler verwendete, auf dem Monitor auf. Als Nächstes schrieb er einzelne Buchstaben des Wortes „Oktopus“ in Großbuchstaben unter die Zeichnungen, wobei er die kleinere und die größere Varianten miteinander verband. Dann zeigte er von den Buchstaben auf dem Blatt auf die Selbigen auf dem Bildschirm und hielt sie sogar nebeneinander, damit der Tintenfisch auch ganz sicher erkennen konnte, dass es sich hierbei um dieselben Formen handelte. Sein Schüler schien es zwar noch nicht wirklich zu begreifen, doch hatte es den Anschein, als würde er intensiv darüber nachdenken, was ihm sein Schöpfer gerade zu vermitteln versuchte. Natürlich konnte Angelo das nicht an der Mimik des Oktopoden erkennen, falls dieser überhaupt über so etwas verfügte, sondern an den Farben und deren Verläufen auf der Haut des Tintenfisches. Sie zuckten hin und her, verschwammen miteinander und bildeten woanders starke Kontraste, was für Angelo ganz klar einen Denkprozess widerspiegelte. Erfreut über das Interesse seines Lehrlings entschloss er sich, einen weiteren Schritt zu wagen. Dazu wendete er das Blatt und riss Stücke davon ab. Auf die Zettel schrieb Angelo einzelne Buchstaben. Er nahm sich einen der Zettel, auf welchem sich ein „C“ befand und hielt es an das „C“ im Alphabet auf dem Monitor. Nun schob er dem Tintenfisch auch einen Buchstaben zu. Der Oktopus betrachtete das „Q“ vor sich interessiert, schien aber unsicher zu sein, was er zu tun hatte. Angelo wiederholte den Vorgang mit einem andern Buchstaben, schob dem Tintenfisch seinen etwas näher zu und deutete zuerst auf den Achtarmigen und danach auf den Monitor. Langsam hob der Kopffüßler seinen Zettel hoch, was sich für ihn als gar nicht so einfach herausstellte, da er mit seinen Saugnäpfen das Papier nicht festhalten konnte. Letzten Endes schaffte er es jedoch mit einem leicht zerknitterten Zettel zum Bildschirm zu klettern. Voller Faszination beobachtet Angelo den weltgeschichtlichen Vorgang, der sich ihm bot. Der Arm des Tintenfisches wanderte über den Monitor und sah dabei aus, wie eine hypnotisierte Schlange, welche einen fantastischen Tanz aufführt. Am „O“ hielt der Tintenfischarm nach einer Weile an und kam schon fast zum Stillstand. Doch der Tintenfisch schien die kleine Andersartigkeit des Buchstabens zu bemerken und ordnete ihn nach erneutem, kurzen Suchen dann doch richtig zu.

    Kapitel 13

    Projekt 1.8 Sprachmemo 3

    „Dritter Eintrag am Dienstag, dem vierundzwanzigsten September, um zehn Uhr zwanzig.

    In den letzten Tagen ist … viel passiert. Der Proband hat seine physische Entwicklung allem Anschein nach komplett abgeschlossen. Einige Dinge scheinen hier jedoch auf der Strecke geblieben zu sein. Der Tintenfisch entwickelt noch immer kein vor der Austrocknung schützendes Sekret. Des Weiteren bildet sich auf seiner Haut auch kein vor Verletzungen schützender Chitinpanzer.

    Wenn ich so drüber nachdenke, könnte das aber auch am Futter liegen.

    Aber vielleicht ist es auch gar nicht so schlecht, dass er keinen Panzer ausgebildet hat. Dieser würde ihn in seiner Handlungs- und Orientierungsfähigkeit wahrscheinlich nur negativ beeinflussen. Von daher ist das in meinen Augen kein großer Verlust, denn seine Lernfähigkeit macht dies mehr als wieder wett.

    Vor nicht einmal zwei Tagen hat er den zerstörten Deckel seines Aquariums eigenhändig, oder wie auch immer ich das nennen soll, mit einem Schraubendreher demontiert. Ob er das aus reiner Nettigkeit getan hat oder ob der Tintenfisch dabei einen Hintergedanken hatte, kann ich nicht sagen. Allein die Tatsache, dass ich ihm, ohne mit der Wimper zu zucken, Hintergedanken zumute! Hhm, irgendwie schon komisch …

    Jedenfalls war auch der gestrige Tag recht ereignisreich. Ich habe endlich herausgefunden, wie der Schlawiner das Vorhängeschloss meiner Kühltruhe öffnen konnte! Letzten Endes war die Antwort darauf so einfach wie genial. Wozu brauchst du schon einen Schlüssel oder rohe Gewalt, wenn Mutter Natur dich bereits mit den besten Schlossknackerwerkzeugen ausgestattet hat? Mehr aus einer Laune heraus hatte ich mich gestern dazu entschlossen, ihm das Schloss hinzulegen. Darauf hatte er natürlich erstmal nicht reagiert, doch wandte er sich auch nicht ab und seine Aufmerksamkeit war auf mich gerichtet. Da die bisherige Kommunikation über Rot und Grün, also Nein und Ja ablief, erschien es mir sinnvoll, eine Frage mit diesen beiden Farben zu symbolisieren. Und siehe da, sobald ich mein Handy abwechselnd Rot und Grün leuchten ließ, schien er zu verstehen und griff sich das Vorhängeschloss. Nach knappen fünf Sekunden war das Schloss geöffnet. Dazu hatte er einfach die Spitze seines Tentakels in das Schlüsselloch gesteckt. Ich vermute, dass er seinen Arm so einsetzen kann, wie ein Einbrecher einen Dietrich verwendet. Ich kann also nur hoffen, dass sich der Oktopus in Zukunft daran halten wird, von den Truhen eins und zwei die Saugnäpfe zu lassen. Seit dem ersten Vorfall hat er sich, soweit ich es erkennen konnte an die Regeln gehalten. Auch wenn ich den leichten verdacht habe, dass die Futtertruhe gestern Abend noch voller war.

    Aber nicht genug der sensationellen Fortschritte!

    Oktopoden sind bekanntlich sehr kreative Geschöpfe. Sie bauen sich in der Natur beispielsweise aus Kokosnussschalen und Muscheln schützende Behausungen oder erlernen in Gefangenschaft die unterschiedlichsten Tricks und Kniffe, um ein Glas zu öffnen oder andere ihnen gestellte Probleme zu lösen. Naja, der Proband hat, soweit ich weiß, noch nichts dergleichen getan. Jedoch war ich heute Morgen mehr als verblüfft, als ich bei der Fütterung auf den Grund seines Beckens geschaut hatte. Zuerst war nicht viel zu sehen, weil die Oberfläche des Wassers zu aufgewühlt war. Aber ich konnte erkennen, dass Linien in den Sand am Boden gezeichnet waren. Ich zog also mein zum Glück wasserdichtes Handy und machte knapp unter der Wasseroberfläche ein Bild der Zeichnung. Ich habe das Bild gerade vor mir und nicht die geringste Ahnung, was es darstellen soll. Das Einzige, was ich bisher daraus schließen konnte ist, dass der Kleine einen ausgeprägten Sinn für Geometrie hat. Er hat zwei längliche Rechtecke in den Sand gezeichnet. Ein großes und ein kleines, wobei sich das kleine Rechteck im oberen Bereich des größeren befindet. Und das perfekt zentriert! Selbst ein Mensch hätte damit ohne Hilfsmittel ziemliche Schwierigkeiten.

    Hmm …

    Vielleicht …, vielleicht sollte ich versuchen, ihm Lesen und Schreiben beizubringen …

    Oh, um Gottes willen, was ein absurder Gedanke! Ich habe mir gerade einen Tintenfisch mit Lesebrille vorgestellt, der meine Steuererklärungen macht.

    Haha!

    Aber ich schweife ab. Da ich seine kognitiven Eigenschafften bisher nur unterschätzt habe, könnte ich mir tatsächlich vorstellen, dass er in der Lage wäre, Lesen zu lernen. Das Bild hier beweist schließlich, dass er dazu in der Lage ist, seine Umgebung zu abstrahieren und vereinfacht darzustellen. Und es wäre einfach nur unglaublich, wenn ich mit ihm eine schriftliche Konversation wie mit einem Menschen führen könnte!

    Ach, wenn man vom Teufel spricht.

    Na, Kleiner, hast du noch etwas, womit du mich überraschen willst?

    Wir brauchen im Übrigen mal so langsam einen Namen für dich.

    Was …? Ja, das ist ein Bild von deiner Zeichnung …

    Hey, wo willst du hin?“


    „Oh ...

    Es ist die Labortür …"

    Tariq

    Spoiler anzeigen

    Ich habe gerade Kapitel 11 (2/3) gelesen und habe mit einem Schmunzeln im Gesicht festgestellt das deine Geschichte in einer anderen Dimension die Zukunft meiner Geschichte sein könnte. :rofl:

    Soso Metros ist mit seiner Entdeckung also an die Öffentlichkeit gegangen und hat die Welt damit ins Chaos gestürzt. (Oder in noch größeres? :hmm: Oder in geringeres? :hmm:) Wie dem auch sei ich Liebe den Gedanken der hinter der Story steckt. Was machen wir wenn wir ewig (oder besser länger als gewöhnlich) leben könnten?

    Ich finde interessant das Metros nie auf die Idee kam das diese Erfindung Probleme machen wird.

    Aber was ich eigentlich noch sagen wollte:

    Sich Genetisch Unsterblich zu machen bedeutet nicht das du auch wirklich unsterblich wirst.

    Denn auch ein Gehirn ist irgendwann voll und auch die Knochen werden irgendwann unter permanenter Erdanziehung brüchig.

    Ich weiß nicht wie weit du schon bist aber ich nehme mal an das die Gedächtnisse der Ontas gelöscht wurden um sie Gehorsam zu machen. Man könnte hier aber noch weiter gehen und sagen das es zu ihrem Schutze passiert ist, um ihnen noch weitere Jahre zu gewähren und zu verhindern das sie an einer Überlastung des Arbeitsspeichers sterben. XD

    Wie gesagt sehr schöne Geschichte und ich bleibe sehr gern dabei! :heart:

    Schau dich einfach erstmal um und wenn dir was gefällt und du es Kommentieren willst kannst du das tun. Irgendwann schaltete sich das dann frei das du selbst Geschichten schreiben kannst. ^^

    Hallöchen Wielin ^^ :hi1:

    ( Wobei ich den Namen Flummi besser zu dem Bild in meinem Kopf passen würde. :D )

    Ich nehme an du hast dich noch nicht wirklich mit den Regelungen für neue auseinandergesetzt?

    Es ist nämlich so das du erst ein gewissen Grad an Aktivität an den Tag legen musst bevor du selbst deine Geschichte posten kannst.

    Denn wie du sagtest ist das hier ein FORUM. Also ein gegenseitiger Meinungsaustausch zu Geschichten.

    Das ist keine Plattform wo es nur darum geht seine Geschichte zu veröffentlichen. ^^

    Huhu Stadtnymphe

    Spoiler anzeigen
    Zitat

    Wie immer gut geschrieben, es liest sich tatsächlich wie ein naturwissenschaftlicher Thriller, so ähnlich wie der "Schwarm", auch wenn ich noch auf die Spannungskurve warte :P

    Danke für dieses unfassbar große Kompliment! <3 :blush:

    Der "Schwarm" ist wirklich ein richtig gutes Buch und ich habe es förmlich gefressen! XD

    Und was die Spannungskurve angehet ... Da musst du dich vielleicht noch etwas gedulden. ^^

    Ich glaub die Handlung wird dich überraschen. :D :P

    Liebe Grüße ^^

    Kapitel 12

    Ramon Enderson

    Es war inzwischen Sonntagabend geworden und Angelo war gerade dabei, den Deckel des Tintenfisch-Aquariums mithilfe eines Schraubenziehers zu demontieren, während sich dessen Bewohner nur knapp unter der Wasseroberfläche hielt, um ihm dabei zuzusehen. Da spürte Angelo das monotone brummen seines Mobilgerätes in seiner Hosentasche.

    Als er das Handy hervorzog und auf den Bildschirm sah, blickte ihm das Gesicht seines Arbeitskollegen und Freundes Ramon entgegen. Angelo presste die Lippen zusammen. Zwar hätte er ihn heute sowieso noch anrufen müssen, doch hatte er gehofft, es noch etwas aufschieben zu können. Denn Ramon würde sicher nicht erfreut darüber sein, wenn er die Firma in nächster Zeit allein würde führen müssen.

    Vor fünf Jahren hatten sie gemeinsam ReGen AGC gegründet, was für Rebuild Genetics / Archiv of Genetic Codes stand. Kennengelernt hatten sie sich damals in ihrem gemeinschaftlichen Studium. Während Ramon sich besser in wirtschaftlichen und programmiertechnischen Bereichen auskannte, hatte Angelo ein besonderes Händchen für Mikrobiologie und artenspezifische Einzigartigkeiten, welche oftmals auf die Gene der jeweiligen Lebensformen zurückzuführen waren. Kurz, enormes Wissen über die unterschiedlichsten Lebensformen.

    Eins war zum anderen gekommen. Die Gesetzeslage zur Gen-Modifizierung war angepasst worden und hatte ihnen innerhalb von nur fünf Jahren ermöglicht, die größte wirtschaftliche Instanz auf dem deutschen Markt zu werden, wenn es darum ging, Erbkrankheiten oder ähnliche Fehler der DNA zu beheben. Und ihr Unternehmen wuchs stetig weiter.

    Angelo legte den Schraubenzieher auf den Beckenrand und ging ans Handy, noch bevor er gänzlich von der Trittleiter hinabgestiegen war.

    „Abend, Meister. Was los?“

    „Du wirst nicht glauben, was passiert ist!“, dröhnte die Stimme aus dem Mikro des Handys. „Die Chinesen haben tatsächlich einer Kooperation im Human editing zugestimmt! Zwar ist es noch nichts Finales, aber sie wollen sich am Mittwoch selbst ein Bild von unserer Firma machen. Sie haben mich um eine kleine Führung gebeten und ich wäre ein Idiot gewesen, hätte ich abgelehnt. Ich kann mich doch auf deine Redegewandtheit verlassen, oder?“

    „Fuck.“ Angelo fuhr sich mit seinen Händen durch die Haare. Warum mussten ausgerechnet in dieser Woche die Chinesen antanzen?

    „Stimmt was nicht?“, erklang wieder Ramons Stimme.

    „Ja, also hör zu.“ Angelo ging ziellos im Labor auf und ab, während er fieberhaft überlegte, wie er die Situation seinem Partner am besten erklären sollte. „Ich bin da an etwas dran, Ramon. An etwas Großem. Und wenn es klappt, sind wir den Chinesen mit einem Schlag um Jahrzehnte voraus. Ich wollte dich deshalb auch gerade anrufen, denn es sieht so aus, als würde mein Projekt in nächster Zeit meine gesamte Aufmerksamkeit beanspruchen.“

    „Wie jetzt?“ In Ramons Worten schwang für Angelos Geschmack eine etwas zu große Spur an Empörung mit. „Soll ich den Termin etwa absagen? Angelo, so eine Gelegenheit bietet sich uns kein zweites Mal! Und du weißt genau so gut wie ich, dass du das Gesicht der Firma bist. Mir würden die wahrscheinlich nicht mal zuhören!“ Es herrschte kurze Stille ehe Ramon, nun deutlich ruhiger, weitersprach. „Okay, meinetwegen kannst du in nächster Zeit zu Hause bleiben. Dafür musst du mir aber versprechen, hier am Mittwochvormittag aufzukreuzen und die Leute von CGK herumzuführen, okay? Ich bitte dich nur darum, an diesem einen Tag hier zu erscheinen, solange bei deiner Heimarbeit tatsächlich ein Vorsprung für unsere Firma entstehen sollte. Muss ja was mächtig Großes sein, wenn du das nicht hier im Labor machen kannst … Wie dem auch sei, kann ich am Mittwoch mit dir rechnen?“

    „Ramon, ich weiß auch wie wichtig dieses Treffen ist, aber …“ Angelos Blicke waren beim Telefonieren durchs Labor gestreift, ohne dass er wirklich hinsah, doch jetzt war ihm plötzlich etwas aufgefallen.

    „Hallo? Angelo, bist du noch da? Verdammt, ich habe nicht ewig Zeit! Ich erwarte dich am Mittwoch um Zehn.“ Und damit legte er auf.

    Doch Angelo hatte kaum noch zugehört. Seine Aufmerksamkeit galt der Stelle, an welcher er gerade noch gearbeitet hatte. Der Oktopus war während seines Telefonats aus dem Becken geklettert und setzte gerade munter seine Arbeit fort. Er hatte sich Angelos Schraubenzieher geschnappt und war gerade dabei, eine weitere Schraube aus dem Deckel zu drehen.

    Dieser Anblick war für Angelo so verstörend und unwirklich, dass er zu nichts Weiterem in der Lage war, als dem Ganzen mit offenem Mund zuzusehen. Der Tintenfisch ließ sich in keinster Weise davon stören und zog eine Schraube nach der anderen aus dem zerstörten Deckel und legte sie auf dieselbe Stelle, wie Angelo es getan hatte.

    Als er die letzte Schraube herausgedreht hatte - Angelo hatte sich während des gesamten Vorganges nicht bewegt - kam der Achtarmige aus dem Becken geklettert und watschelte in seiner komischen Gangart auf ihn zu. Als er bei ihm angelangt war, streckte er sich an ihm empor und überreichte ihm seinen Schraubendreher.


    (an der stelle nochmal ein großes Dankeschön an Tariq ^^ :love: )

    Ich bin wie ich selbst mit erstaunen feststellen muss ehr auf Sensenbach s Seite.

    Ich Zeichne zwar auch für mein Leben gern und auch gerne meine Charaktere oder Situationen, die ich mir im Zusammenhang mit meiner Story ausdenke. Allerdings würde ich diese Bilder niemals zum Buch dazu packen. (Egal wie gut sie eventuell sind.)

    Denn Bilder beschränken nur in der eigenen Fantasie. In einem Buch möchte ich keine Vorgabe dafür haben wie dies und jenes auszusehen hat, sondern mir selbst ein Bild machen. Wenn ich etwas vorgegeben haben will schau ich mir einen Film an.

    Das selbe spiegelt auch meinen Zeichenstil wieder. Ich HASSE es meine Zeichnungen mit Farbe zu füllen. XD

    Eine Linie, die deinen Blick längt und dir alleinig die Konturen einer Welt zeigt sind für mich persönlich die besten Zeichnungen. Weil du sie eben wie Bücher ganz unterschiedlich wahrnehmen kannst.

    Die einzigen Zeichnungen, die Bücher für mich aufwerten, sind Karten oder ähnliches. Ales andere an Bildern würde mich entweder stören oder bestenfalls dem Entsprechen, was ich sowieso im Kopf habe.

    Ich will nur grobe "Linien" in einem Buch haben. Alles andere soll in meinem Kopf entstehen. ^^

    Charon

    Spoiler anzeigen

    Beim letzten Teil mit der Haut bin ich mir nicht so sicher, ob das so korrekt ist? Stecke da jetzt nicht so tief in der Thematik wie du vermutlich, aber mein letzter Stand war, dass die das schon mit den Augen machen, aber dennoch anders. Hab das mal rausgesucht, das beschreibt es recht gut: Farbsehen. Demnach büßen sie Sehschärfe ein, weil sie sich auf einen kleinen Teil fokussieren, womit der erste Teil oben mit der Nähe ja korrekt ist.


    Ich beziehe mich hier auf dieses Video als Quelle.

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    Aber natürlich hast du damit recht, dass man nicht wirklich sagen kann, das Tintenfische Farben fühlen. Das ist hier etwas freie Interpretation des Autors. ^^ (Und ich fand es so am einfachsten zu beschreiben wie ein Tintenfisch seine Umgebung war nimmt.)

    Ps: Schön das du weiter dran bleibst und es dir gefällt. ^^ :love:

    Kapitel 11

    Schwarz steht für Tot

    Mit gerunzelter Stirn ließ Angelo seinen Blick auf der Suche nach dem achtarmigem durch das Labor wandern. Am oberen Beckenrand, wo der Tintenfisch eben noch gehockt hatte, wies nichts auf die Präsenz eines Lebewesens hin. Der Kleine schien sich unsichtbar gemacht zu haben und so musterte Angelo jegliche Kante im Umfeld aufmerksam. Sollten diese verschwommen oder ungerade sein, könnte er den Oktopoden so wohl am einfachsten entdecken. Nachdem er mehrere Minuten lang jede Ecke des Labors genauestens in Augenschein genommen hatte und noch immer nichts entdecken konnte, merkte er, wie langsam die Panik in ihm hochstieg. Er konnte nicht weiter nur darauf warten, dass sich sein Tintenfisch freiwillig zu erkennen gab. Langsam begann er deshalb nun, sich schlurfend durch das Labor zu bewegen. Er wollte den Tintenfisch schließlich nicht verärgern, indem er ihm versehentlich auf einen seiner Tentakel trat. Während er auf der Suche war, dachte er darüber nach, ob es sinnvoll wäre, den Bildschirm seines Handys in Grün oder Rot erleuchten zu lassen, um so eventuell eine Reaktion des Oktopoden heraufbeschwören zu können.

    Doch verwarf er diesen Gedanken schnell. Er konnte unmöglich abschätzen, wie der Tintenfisch diese Farben nun interpretieren mochte. Abgesehen davon würde dieser wohl nur reagieren, wenn er sich in unmittelbarer Nähe befände. Denn mit ihren Augen sahen sie nur schwarz-weiß. Farben konnte der Tintenfisch also nicht erkennen. Jedenfalls nicht so wie Menschen, denn die Rezeptoren zur Farbwahrnehmung, die bei Menschen in den Augen saßen, saßen bei Tintenfischen in der Haut, wodurch sie Farben sozusagen fühlen konnten.

    Also überlegte er weiter, während er versuchte, auf jede noch so kleine Bewegung zu achten. Wären da denn welche gewesen, auf die er hätte achten können.

    Als Angelo bereits der Verzweiflung nahe war, offenbarte sich der kleine Schelm ihm plötzlich. Er hockte am Boden vor den Terrarien und Aquarien. Mit seinen Tentakeln betastete er das unterste Terrarium, in welchem Angelos genetisch modifizierte Laubfrösche lebten. Mit den "Funken" hatte Angelo seine ersten Experimente in Studienzeiten durchgeführt. Ein passender Name, wie er fand. Denn wenn die leuchtenden Frösche durchs Terrarium sprangen, erinnerten sie einen tatsächlich an ein knisterndes Feuerchen.

    Der Tintenfisch leuchtete indes abwechselnd in Grün und Rot und schien Angelo beabsichtigt auf sich aufmerksam machen zu wollen. Als Angelo näher trat, erkannte er, dass der Tintenfisch etwas in seinen Armen zu halten schien. Bevor er jedoch genau erfassen konnte, was der Oktopode da in seinen Tentakeln hatte, kletterte dieser mit Leichtigkeit an den Glaswänden der Terrarien empor. Als er sich auf Augenhöhe mit Angelo befand, hielt er inne und zeigte Angelo das, was er mit den Tentakeln umschlang. Der Tintenfisch hatte sich scheinbar im unsichtbaren Zustand in das Habitat der Laubfrösche geschlichen und zwei von ihnen daraus entwendet. Sichtlich unzufrieden mit ihrer Situation, versuchten die beiden Funken ihrem Peiniger zu entkommen. Erfolglos.

    Als Angelo nach den ihm dargebotenen Fröschen greifen wollte, zog der Oktopus seine Arme jedoch wieder zurück. Zeitgleich ließ er den Farbwechsel von Grün zu Rot noch schneller und intensiver ablaufen. Es schien so, als wollte der Tintenfisch ihm etwas mitteilen. Doch war sich Angelo nicht sicher, was ihm das achtarmige Wesen mit zwei zappelnden Fröschen sagen wollte. Also zog er seine Hand zurück und überließ das Schicksal der Frösche dem Tintenfisch. Gespannt wartete er, was als Nächstes passieren würde.

    Der Oktopode streckte seine Tentakel wieder aus und zeigte ihm die beiden Tiere. Abrupt stoppte er seinen permanenten Farbwechsel. Nachdem er die Farbe seines Körpers im Sekundenbruchteil in ein sanftes Pink geändert hatte, verfärbte er die zwei ausgestreckten Arme. Den rechten in Grün und den linken in Rot. Beide Arme ließ er einen Moment stark pulsieren. Dann spannten sich plötzlich die Muskeln des roten Arms. Mit einem unangenehmen Knirschen beendete der Oktopus das Leben des einen Frosches.

    Angelo zuckte erschrocken zusammen, beschloss aber, trotz der Gewalt, welcher er soeben beigewohnt hatte, den Tintenfisch erstmal weiter zu beobachten, da er ihm ja augenscheinlich etwas mitteilen wollte.

    Der Oktopode änderte die Farbe des Arms, in dem nun die zerquetschte Froschleiche hing, von Rot in Schwarz. Kurz darauf wieder in Rot, nur um dann wieder schnell zu Schwarz zu wechseln.

    Und da erst begriff Angelo, was hier überhaupt gerade passierte. Der Tintenfisch versuchte nicht, ihm etwas zu erklären, wie er zuerst angenommen hatte. Er versuchte ihn etwas zu fragen. Das abwechselnde Leuchten der Farben von Grün und Rot bedeutete nichts Anderes als Ja oder Nein, gut oder schlecht, richtig oder falsch. Der rechte, rote Arm hatte für die negative Seite gestanden, während Grün die positive Gegenseite verkörperte. Bestätigt sah er dies darin, dass der Funke auf der linken Seite noch munter um sein Leben kämpfte. Der Tintenfisch machte zudem keine weiteren Anstalten, sich zu bewegen oder seine Farben zu ändern. Scheinbar wartete er auf eine Antwort. Angelo zog langsam sein Handy hervor und ließ es rot erstrahlen. Damit deutete er auf den schwarzen Tentakel des Tintenfisches. Sobald er das Handy wieder vom Oktopoden entfernte, entfärbte dieser beide Tentakel und passte sie wieder der restlichen Hautfarbe an. Er nahm die Arme jedoch noch nicht herunter, sondern verharrte wartend in selbiger Position. Nach wenigen Sekunden änderte er wieder die Farbe der zwei Tentakel. Doch diesmal war der auf der rechten Seite grün und der auf der linken rot. Angelo befürchtete schon, dass dies wohl das Ende des zweiten Frosches sein würde, doch zu seiner Überraschung zappelte der Frosch im roten Arm weiter. Der Oktopus ließ jetzt die Farben des rechten Armes zwischen Schwarz und Grün Wechseln, bewegte den Tentakel in Richtung seines Kopfes und schob sich das tote Tier unter selbigen zu seinen Mundwerkzeugen. Doch verspeiste er den toten Frosch nicht. Stattdessen streckte er den Tentakel wieder aus und ließ die Farben erneut zwischen Grün und Schwarz wechseln. Auch den linken Arm ließ er nun zwischen Grün und Rot wechseln.

    Eine unmissverständliche Frage, wie Angelo fand.

    „Weißt du, hättest du nicht bei deinem ersten Ausflug alle Embryonen gekillt, hättest du meinetwegen gern den gesamten Froschbestand dezimieren können. Ich hätte dann noch immer genügend Klone gehabt, um den gesamten Inhalt des Froschterrariums wieder auferstehen zu lassen. So muss ich dir nun aber verbieten dich hier zu bedienen.“

    Also beantwortete Angelo die beiden Fragen wie folgt: Rechter Arm, Grün. Linker Arm, Rot.

    Nach Angelos Auffassung sollte das für den Tintenfisch nun Folgendes bedeuten: Das Töten eines Lebewesens ist schlecht. Das Fressen von toten Lebewesen ist gestattet.

    Zwar war diese Aussage vor allem für einen Jäger etwas kontrovers, doch hatte der Oktopode scheinbar nichts dagegen, sich auf die tote Nahrung aus der Tiefkühltruhe zu verlassen. Er kletterte wieder zurück zum Terrarium der Funken, wo er den Deckel öffnete und das lebende Exemplar wieder in seine alte Heimat entließ. Den toten Artgenossen des Frosches ließ er zwischen seinen kräftigen Mundwerkzeugen verschwinden.


    Sry für die kleine Pause. :D Aber irgendwie hatte ich in letzter zeit nicht so viel zeit fürs Forum. X/

    Ich wünsche euch allen einen wunderschönen Tag. ^^

    Kapitel 10

    Erste Schritte

    Mit einem Klicken des Knopfes seines altmodischen Aufnahmegeräts beendete Angelo die Sprachmemo. Er hatte sich immer mehr in Rage geredet und machte sich deshalb über die Reste des Essens her, welche sich noch auf seinem Teller befanden.

    Beim Reden war es ihm zunächst nicht aufgefallen, aber nun bemerkte Angelo, dass neben dem Tintenfisch, welcher nun mit der einen Hälfte seines Körpers über den Boden glitt und mit der anderen am Glas seines Aquariums hing, einige leere Verpackungen lagen. Und ihm entging auch nicht, wie der Oktopode gerade dabei war, ein weiteres Stück halb gefrorenen Fisches aus einer Schachtel und anschließend aus der Plastik-Ummantelung zu schälen. Dabei ließ er sich in keinster Weise von seinem Betrachter stören.

    Angelo legte den Kopf schräg.

    Wie um alles in der Welt hatte der Oktopode so schnell begreifen können, wie man Tiefkühlfisch auspackt? Und woher wusste er, dass die Plastikfolie nicht essbar war? Hatte sein inzwischen nicht ganz so kleiner Freund etwa mitbekommen, wie er für ihn sein Futter ausgepackt hatte? Und hatte er daraus dann logisch geschlussfolgert, dass die Verpackung keine Nahrung war?

    Mit einem knirschenden und schmatzenden Geräusch verspeiste der Achtarmige den halbgefrorenen Fisch. Aber nicht nur die Fresslaute ließen darauf schließen, dass es dem Oktopus zu schmecken schien Dabei strömten die unterschiedlichsten Farben über seinen Körper.

    Nachdem der Tintenfisch alles bis auf die letzte Gräte verputzt hatte, begann er das Labor zu erkunden. Dabei zog er sich mit seinen Tentakeln in recht beachtlicher Geschwindigkeit über den gefliesten Boden.

    Angelo ließ ihn gewähren. Es war die optimale Gelegenheit, um die Funktionen der Anatomie des Oktopoden zu dokumentieren. Es wäre zudem nicht ratsam, ein Intelligentes Lebewesen nicht wie ein solches zu behandeln.

    Langsam erhob er sich von seinem Drehstuhl, damit er den Tintenfisch nicht erschreckte. Er ging zur Arbeitsecke um von dort sein Tablet zu holen. Auf dem Weg dorthin bemerkte er, dass der Tintenfisch ihm folgte. Als er sein Tablet aufnahm, um es zu entsperren, bemerkte er, wie sich kleine, grün leuchtende Arme in sein Blickfeld schoben. Der Oktopode war auf die Arbeitsvorrichtung geklettert und beobachtete aufmerksam jede seiner Bewegungen.

    Belustigt schaltete Angelo die Kamera des Geräts ein. Er fragte sich mittlerweile, wer hier eigentlich wen dokumentierte. Eine Weile filmte er den, jetzt plötzlich, regungslosen Tintenfisch, der ihn genauso zu beobachten schien, wie er ihn. Als der Oktopode nach fünf Minuten immer noch keine Anstalten machte, sich zu bewegen, holte Angelo mit seiner freien Hand sein Handy aus seiner Hosentasche. Ihm war ein Gedanke gekommen. Angelo rief das mittlerweile gescreanschotete grüne Bild auf. Kaum dass er es dem Tintenfisch zeigte, begann dieser auch schon damit, das Labor weiter zu erkunden. Angelo fiel dabei auf, dass sich der Tintenfisch anders als für seine Art typisch verhielt. Anstatt sich an den Untergrund geschmiegt kriechend fortzubewegen, verwendete der Achtarmige eine eigenartige Art von etwas, was man als aufrechten Gang bezeichnen könnte. Mit vier seiner acht Tentakel bildete er Schlaufen, welche ihm eine deutlich schnellere Bewegungsfähigkeit sowie die Möglichkeit boten, die verbliebenden Arme darauf zu verwenden, um alles im Umkreis zu betasten.

    Normalerweise hätte Angelo hier eingegriffen, doch was hätte es gebracht? Es wäre, als würde man einem kleinen Kind etwas verbieten. Letzten Endes würden übermäßige Verbote nur Neugier wecken und Frustration schüren. Natürlich muss man aber auch einem Kind Grenzen setzen. Aber immer in einem fairen Rahmen, wie er fand. Außerdem schien es, als wenn der Tintenfisch schlauer als ein Kleinkind sei, wodurch er sich keine Sorgen machte, dass der Oktopus zum Beispiel etwas Gefährliches verschlucken könnte.

    Der Tintenfisch krabbelte also ungestört über die Arbeitsflächen. Dabei beschädigte er jedoch nichts. Alle Gegenstände und Geräte, die er in Augenschein nahm, betastete der Oktopode mit äußerster Behutsamkeit. Es war, als wüsste er, dass sein Beobachter nicht froh darüber wäre, wenn etwas zu Bruch gehen würde.

    Nachdem der Tintenfisch gut die Hälfte der Laborgeräte besehen und mit seinen Tentakeln befeuchtet hatte, begab er sich wieder in sein Aquarium zurück. Doch tauchte er nur kurz ins Wasser ein und setzte seine Erkundungstour fort, nachdem er einmal seine ganze Haut mit Wasser benetzt hatte. Angelo hielt weiterhin jeden einzelnen Schritt des Genmanipulierten Tintenfisches mit seinem Tablet fest. „Scheinbar hat doch nicht alles ganz wie geplant funktioniert … Eigentlich solltest du in der Lage sein, ein eigenes Sekret zu bilden, welches dich vor dem Austrocknen schützt. Warum kannst du gerade das nicht?“, fragte er sich wie auch den Tintenfisch, auch wenn er sich darüber im Klaren war, dass dieser ihn wahrscheinlich nicht verstehen konnte. Angelo öffnete sein digitales Notizbuch und vermerkte sich, demnächst einen Test auf die Schleimbildung des Probanden durchzuführen. Während der Zeit, die er darauf verwendete, seine Notiz zu tippen, ließ er den Tintenfisch für wenige Sekunden aus den Augen.

    Als er aufblickte, war der Oktopode aus seinem Blickfeld verschwunden.


    Astrael Xardaban Ein weiteres Kapitel diese Woche werde ich wohl doch nicht schaffen. Nächste Woche geht´s dann wohl erst weiter. ^^

    Und wieder lieben Dank an Tariq ! Du bist super!^^:love: