So, es geht wieder los. Nach fast genau einem Jahr (!) habe ich dieses abscheuliche Biest einer Geschichte gezähmt und vollendet. Ich habe jedes gramm Fett abgetrennt und eine Kurzgeschichte daraus gemacht. Vor allem hoffe ich, dass es stilistisch etwas besser geworden ist.
Kurzzusammenfassung: Es ist eine Geschichte über einen einsamer Wanderer in der Wüste, ein Delirium und eine Begegnung mit einer uralten Macht.
Inmitten der
Alptraum-Wüste
Inmitten
der Alptraum-Wüste schöpfte ein Sucher Wasser aus dem Brunnen einer
Oase. Er streifte seine Gasmaske ein Stück zurück, damit er sich
den Schweiß von der unteren Hälfte seines Gesichtes waschen konnte
und füllte anschließend etwas von dem Wasser in eine Phiole. Dann
holte er aus seiner staubigen Tasche ein Gerät hervor, in welches er
das Behältnis einführte. Während der Analysevorgang lief, blickt
er sich um: Außer seinem Reittier, einer hässlichen, aber
praktischen Kreuzung aus einem Esel und einem Vogelstrauß, war kein
Lebewesen zu sehen. Der groteske Anblick seines Tieres, wurde noch
dadurch verstärkt, dass das Tier eine dicke Stoffdecke trug, wie der
Sucher seinen Mantel.
„Wir sind weit weg
von der Zivilisation, Gittu, mein Freund“, sagte er, aber der
Eselstrauß würdigte ihn keines Blickes. Stattdessen schmiegte er
seinen Kopf an einigen erbärmlich aussehenden, vertrockneten
Grasbüscheln, doch fressen konnte er sie nicht, denn auch er trug
eine Gasmaske, welche seinen Schnabel verdeckte. Die Sonne brannte
heiß und nur zu gerne hätte der Sucher sich und seinem Tier die
Tortur der Masken erspart, allerdings war die Gefahr, vom Schwertsand
verletzt zu werden, zu groß. Die Wüstenwinde trugen diese winzigen
Metallsplitter vergangener Zeitalter gemeinsam mit Staub und Sand
über weite Strecken. In der Alptraum-Wüste gab es so viel davon,
dass der Sucher glaubte, ihr müsse einst eine große Stadt gestanden
haben, die in den Äonen seither abgetragen und abgeschliffen wurde.
Als die Analyse
abgeschlossen war, konnte der Sucher nicht anders als unter seiner
Maske in Freudenschreie zu verfallen. Endlich hatte er es gefunden,
der alte Esel hatte recht gehabt. Irgendwo unter dieser Oase befand
sich das Ei einer Königin. Er schaute zu seinem Reittier hinüber,
welches ihn jedoch nur mit vorwurfsvollem Schnauben bedachte.
„Wie konnte ich
nur je Zweifel hegen?“, sagte er vor sich hin, als er aus seiner
Ausrüstung eine kleine Sonde hervorkramte und sie in der offenen
Hand empor hielt.
„Los mein
kleiner, enttäusche mich nicht.“
Diese Sonde war sein
wertvollster Besitzt, da sie noch über eine eigenständig
operierende, rudimentäre KI verfügte, unabdingbar für seine Suche.
Gleich würde sie ihm mitteilen, wo genau sich das Ei befand. Denn
eine umfassende Grabung wäre zu aufwendig und würde zu lange
dauern, daher musste sich die Sonde durch Sand und Wasser graben, um
die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen zu lokalisieren.
Während er gespannt
darauf wartete, dass die Sonde Meldesignale von sich gab und damit
kundtun würde, dass sie fündig geworden war, begann sein Reittier
aufgeregt zu krakeelen.
Anders lassen sich
die Laute eines Eselstraußes unter einer Gasmaske nicht beschreiben
und selbst wenn der Sucher fand, dass sein Tier manchmal zu aufgeregt
und dramatisch klang, in diesem Fall sollte es recht behalten:
Um die Oase herum
hatte sich eine Reihe von Gestalten eingefunden. Sie waren gekommen -
die Kliggs - um ihn zu holen. Ihre hängenden, ausgezehrten
Gliedmaßen täuschten über die Kräfte hinweg, die in ihnen saßen
und nicht wenige hatten Merkmale von längst ausgerotteten und
assimilierten Tieren ausgebildet: Mit Stacheln besetzte Schweife,
ledrige Flügel, scharfe Krallen oder erbarmungslose Mandibeln. Doch
alles schien völlig unproportioniert und geradezu willkürlich
zusammengefügt. Alles wurde getragen, von einem vierbeinigen,
vielgliedrigem Körper, der von einer glänzenden und übelriechenden
Schleimschicht überzogen wurde.
Ihr groteskes
Aussehen wies sie als Drohnen aus. Eine niedrige Kaste, die auch weit
entfernt von ihren Brutstöcken anzutreffen sind. Trotz ihrer
niedrigen Entwicklung hatten sie den Sucher überraschen können.
Fluchend zog er aus seinem Gewand eine Pistole, spannte den Hahn und
zielte auf die anrückenden Feinde. Er zählte sechs Feinde, hatte
jedoch nur drei Patronen in seinem Gürtel stecken, zuzüglich jener,
die bereits erregt im Lauf der Waffe wartete, um Knochen und Fleisch
zu durchdringen. Zu teuer waren die Geschosse auf dem Basar gewesen
und zu leichtsinnig hatte er sie bisher abgefeuert. Nun verfluchte er
sich dafür, schlecht ausgerüstet zu sein und dafür, dass er nur
allzu eilig aufgebrochen war. In diesem Moment kam das Signal der
Sonde und sie schoss wie ein Pfeil aus dem Himmel, doch verharrte
wenige Zentimeter über dem Boden. Dies reichte jedoch aus, um einige
Kliggs erschrocken zusammenzucken zu lassen.
„Ha!“, schrie er
und die sie wichen zurück. Sein erster Schuss traf einen der
verdutzten Kliggs genau zwischen vier, mit Sand verkrusteten Augen.
Die Abscheulichkeit brach unter Krämpfen zusammen. Wild fauchend
zogen sich daraufhin drei weitere zurück, doch zwei blieben und
stürmten auf ihn zu. Da er keine Zeit zum Nachladen hatte, zog er
sein Kurzschwert, welches von einer Energieaura umhüllt wurde und
wich einige Schritte zurück, wobei er den Brunnen in seinem Rücken
wusste. Er spürte bereits, wie seine Verse den harten Stein
berührte.
Dann schnellte er
urplötzlich vor und durchschnitt den Hals des vorderen Feindes. Mit
einer kurzen Drehung wich er dem Hieb des nachfolgenden aus. Der
Schlag, geführt mit einem stachel-bewehrten Tentakel, traf
stattdessen den Rand des Brunnens. Anstatt sich zu verletzten oder
einige der Stacheln abzubrechen, wie vom Sucher erhofft, zerbarst der
Stein zu seinem Entsetzten unter der Kraft des Schlages. Doch dies
verschaffte dem Sucher eine Gelegenheit, auf dem Kopf des
Tentakel-Kliggs einzuschlagen. Das mitternachtsblaue Blut schoss ihm
in Strömen entgegen. Da er eine Gasmaske trug und einen dicken
Mantel samt Kapuze, berührte das Blut seine Haut nicht, doch es
verschmierte die Linsen der Maske, sodass er nichts mehr sehen
konnte. Verzweifelt versuchte er sie mit der behandschuhten linken
Hand sauber zu wischen, aber ein dunkler Schleier blieb vorhanden,
durch den seine Sicht noch weiter eingeschränkt wurde. Er konnte
noch erkennen, dass sein tapferes Reittier sich seit Beginn des
Kampfes nicht bewegt hatte. Nein, das stimmte nicht. Es stand zwar
immer noch aufrecht an derselben Stelle, wand sich aber wie in einem
Kampf. Zunächst vermochte er nicht zu erkennen, was der Grund war,
doch als er ihm schließlich gewahr wurde, ergriff ihn die Panik mit
unerbittlichen Klauen. Eine Hand hatte sich aus dem Wüstenboden
herausgeschält und den Eselstrauß am Bein gepackt. Am anderen Ende
der Hand befand sich ein Kligg, der mit einem klaffenden, weit
aufgerissenem Maul nach dem armen Tier schnappte. Ohne zu überlegen,
zog er ein scharfes Messer aus seinem Gewand und warf es. Mit einem
zischenden Geräusch flog es durch die Luft und bohrte sich in den
Oberkörper des Ungeheuers, welcher gerade so aus dem Erdboden
hervorragte. Die Kreatur schrie auf und vergrub sich erneut im Sand,
doch nicht schnell genug, denn jetzt holte der Eselstrauß zur
Vergeltung aus und zertrümmerte den Schädel des Kliggs mit einem
Huftritt. Hinter sich vernahm der Sucher nun erneut Gebrüll, doch er
drehte sich zu langsam um. Einer der feigeren Kliggs hatte den
Rückzug abgebrochen und war auf den Sucher zugestürmt, als er ihm
den Rücken zugewandt hatte. Eine lange Klaue riss über seine Brust.
Beide Körper gingen zu Boden und der Sucher ließ sein Schwert
fallen, während er das Ungeheuer von sich wegzudrücken versuchte.
Der Kligg schnappte nach ihm und bekam seine Gasmaske zu fassen, die
er dem Sucher vom Gesicht riss. Somit waren sie Angesicht zu
Angesicht und der Sucher erkannte, da er jetzt freie Sicht hatte,
dass sein Gegner nur noch über ein funktionierendes Auge verfügte,
das andere bestand bereits nur noch aus einer leeren Höhle. Er
revanchierte sich also, indem er seinen linken Daumen in der anderen
Augenhöhle versenkte. Diesmal spritzte das Blut genau in seinen,
nach Atem ringenden Mund und er röchelte und spuckte, als der Kliggs
sich blind schreiend von ihm stieß.
„Ach Scheiße, den
Geschmack werde ich nie mehr los!“, schrie der Sucher und verpasste
dem blinden, sich windenden Feind einen Tritt, bevor er sich
aufrichtete. Die Kreatur gab keine Ruhe und schrie weiter in
unerträglichen Tonlagen. Der Sucher glaubte, dass seine Trommelfelle
platzten würden und griff nach seinem Schwert, um dem Feind den
letzten Gnadenstoß zu erteilen.