Beiträge von Novize

    Hi Tariq,

    finde Fridas Gedanken gut beschrieben. Für meinen Geschmack könnte der Aspekt der Demütigung bei ihr noch eine größere Rolle spielen. Wenn sie bleibt sind einige ihrer damaligen Untergebenen jetzt ihre Vorgesetzten. Unabhängig davon dass sie im Rang degradiert wurde, sollte das ein Aspekt sein, der sie vielleicht sogar noch mehr stört.

    Das Kapitel gefällt mir soweit gut. Ein paar Kleinigkeiten:

    Anmerkungen

    Dein Zimmer ist immer noch frei

    (aus einem früheren Kapitel). Im heutigen New York wäre sowas aufgrund der Mietpreise undenkbar. Und besonders wohlhabend scheinen die Jungs ja auch nicht zu sein. Aber vielleicht hat sich im NYC in deiner Welt etwas grundlegend geändert? Vielleicht könntest du das dann zumindest andeuten.

    Brads Laptop war sicher schon hundert Jahre alt

    Ist das hier als Übertreibung gemeint oder sieht er vielleicht so aus als ob er 100 Jahre alt ist? Denn es würde mich wundern, wenn ein durchschnittlicher Laptop auch bei guter Pflege länger als ~10-20 Jahre halten würde ...

    Hi Rainbow,

    bin jetzt beim dritten Band auf dem neusten Stand. Nachdem ich jetzt ein bisschen mehr gelesen habe, kann ich sagen, dass ich nicht nur den Plot und die Charaktere sehr faszinierend finde, sondern dass ich auch die Beschreibung der Stimmung sehr genieße.

    Plot:

    Auch wenn ich die ersten beiden Bände nicht gelesen habe, kann ich der Handlung weiter gut folgen. Die wichtigsten Dinge werden erklärt, ich verstehe nicht jedes Detail, es hindert mich aber aktuell nicht daran dem Geschehen zu folgen. Als Quereinsteiger-Leser interessiert mich natürlich, was es mit Emilias versteckten Fähigkeiten auf sich hat, aber die konkurrierenden Interessen von Dagon und den Seelenfressern sind spannend dargestellt. Gut ist auch, dass sich für mich noch nicht wirklich abzeichnet, in welche Richtung sich das entwickeln wird.

    Charaktere:

    Ein bunter Blumenstrauß, was mir gut gefällt. Einige scheinen auf den ersten Blick simpel, wie der ein oder andere Engel oder Seelenfresser, andere scheinen sehr komplex. Besonders Dagon und Sirius finde ich auf den ersten Blick gelungen in ihrer Vielschichtigkeit – soweit ich das bisher beurteilen kann. Die Unvorhersehbarkeit dieser Charaktere macht auch viele Optionen für den Verlauf des Plots auf.

    Welt:

    Hier ist man ohne die ersten zwei Bände zu kennen vielleicht noch am ehesten etwas im Nachteil. Ich denke im groben kommt man schon ganz gut mit, wie sich z.B. die Welt der Engel von der der Menschen unterscheidet. Schwieriger wird es schon wenn es um die Fähigkeiten der einzelnen Charaktere einschätzen will. Da habe ich mich z.B. zwischendurch gefragt, als Emilia ein paar Engel durch einen Türspalt belauscht hat: was sind das denn bitte für Engel, die sich von Menschen bei einem vertraulichen Gespräch belauschen lassen? Aber um das in seiner Sinnhaftigkeit beurteilen zu können müsste ich tatsächlich wissen, welche Fähigkeiten Engel im Vergleich zu Menschen haben oder wo sie vielleicht auch im Nachteile gegenüber den Menschen sind.

    Das musst du natürlich für Band 3 jetzt nicht nochmal alles aufrollen, aber vielleicht kannst du mir bei Gelegenheit das ein oder andere Kapitel aus den vorherigen Bänden empfehlen, wo ich vielleicht mehr Infos dazu finde.

    Erzählstil:

    Der ist wirklich toll. Die Sprache ist reich gefüllt mit Bildern und Metaphern und die Gefühlswelt der Charaktere wird eindrucksvoll beschrieben. Was ich mich da einzig frage ist, ob du da noch genug Luft nach oben für die großen Höhepunkte der Geschichte hast. Aber da lasse ich mich mal überraschen J.

    Hat mir sehr gut gefallen der letzte Part.

    Anmerkungen

    Versteh mich nicht falsch, Vater. Ich weiß dein Vertrauen in mich wirklich zu schätzen, aber mir wäre fast lieber, du hättest Fridas Posten einem anderen gegeben

    Habe das Verhältnis von Ares und Mestor bei deren erstem Treffen in der Geschichte deutlich kühler und distanzierter in Erinnerung (obwohl Ares da ja noch nicht eingeweiht ist). Ist das gewollt, dass Ares hier relativ höflich agiert?

    Ich weiß aber noch nicht, ob es einen Grund zum Feiern liefert oder zum Davonlaufen

    Sehr nice!

    Antworten

    Was lässt dich glauben, dass ein derartiger Zeitdruck besteht, dass E + A die KI Tag und Nacht löchern müssten? Für Ares ist im Moment seine eigene Vergangenheit am wichtigsten, und um irgendwelche Anknüpfungspunkte zu finden, will er wissen, was Mestor außerhalb des Ringes treibt. Für Etienne ist die Sache mit den Ontas momentan das, was ihm am meisten am Herzen liegt. (Hier wollte ich auch noch einmal den Unterschied zwischen beiden hervorheben. Das Etienne einfühlsamer ist und empathischer als Ares.)

    Deshalb wüsste ich gern: was genau sollten sie deiner Meinung nach die KI zu diesem Zeitpunkt unbedingt noch fragen? Mir fällt nichts ein. Zu Mestor kann sie ihnen nichts sagen. Und da Ares als dessen Nachfolger nicht mehr zur Debatte steht, ist eine Strategie, Mestor und Decker nach der (Macht)Übernahme im Ring auszubooten, jetzt gar nicht mehr aktuell.

    Ich bin gespannt, was du für Ideen hast.

    Ich denke zum jetzigen Zeitpunkt der Geschichte ist die Prioritätensetzung OK. Dass Ares jetzt primär auf seine Vergangenheit konzentriert ist, finde ich nachvollziehbar. Mein Eindruck bezog sich eher auf die Geschehnisse vor Ares Festnahme. Hier hatte ich den Eindruck, dass die KI sehr wertvolle Informationen über die Machenschaften hat, in die Mestor verwickelt ist und vor allem deren Auswirkungen auf die Geschehnisse im Ring. Diese wiederum sind nach meinem Verständnis elementar wichtig für E & A, weil sie dadurch vor allem besser einschätzen können, in welcher Gefahr sie sich befinden. Diese Informationen zu bekommen hätte ich wichtiger eingeschätzt, als der Geschichte mit Trevor nachzugehen.

    Nachdem Ares festgenommen wurde hat sich die Dynamik stark geändert, ab da ist die Interaktion mit der KI m.E. OK.

    Eine Möglichkeit, Thorsten und dir gerecht zu werden, wäre "Ihnen bleiben dann wie damals fünfzehn Minuten". Was denkst du?

    Passt. Wenn der damals auch schon nur eine begrenzte Zeit hatte, ist mein Einwand ja auch nichtig.

    Soll ich das noch enfügen?

    Ja, das fände ich sinnvoll. Wenn wir von Amnesien sprechen, die z.B. durch eine Gehirnerschütterung stattfinden, wird ja auch i.d.R. nur etwas aus den "bewussten Erinnerungen" gelöscht und nicht z.B. das Laufen verlernt. Wäre wichtig festzuhalten, dass das bei der maschinellen Bearbeitung anders laufen kann.

    Hi Tariq,

    so - das war eine Aufholjagd, glaube ich habe so um die 20 Thread-Seiten am Stück gelesen. Dadurch, dass ich die Story mal so in größeren Abschnitten gelesen habe, ist mir auch nochmal aufgefallen, wie fesselnd die Geschichte ist. Habe mich tatsächlich ähnlich gefühlt, wie wenn ich einen Bestseller meiner Lieblingsautoren lese und konstant an der Geschichte dran bleiben möchte, weil mich die Handlung einfach fesselt und ich gleichzeitig nicht den Eindruck habe, dass etwas konstruiert oder vorhersehbar ist. Ganz großes Kompliment! Ein weiteres Kompliment an die Mitleser, die wirklich gute Kritik und Kommentare hinterlassen haben. Gerade auch die vielen „nichts zu meckern“-Einträge kann ich mittragen, weil man oft tatsächlich sehr flüssig durch die Abschnitte durch kam.

    Die Dinge, die mir auf meinem Lesemarathon aufgefallen sind, habe ich dir hier mal zusammengestellt mit einem Fokus auf die allgemeineren Themen:

    Anmerkungen:

    Anmerkungen

    Webster:

    Generell ist diese KI eine super Idee. Vor allem, dass sie im Netzwerk des Rings gewissermaßen zuhause ist und den Protagonisten alle mögliche lästige Arbeit abnehmen muss finde ich eine tolle Idee für die Story.

    Dass Etienne anhand der verwendeten Redewendung erkannt haben will, dass es sich nicht um eine KI handelt, hat mich auch nicht so richtig überzeugt. Vielleicht kommt hier noch eine twist – im Moment sieht es ja so aus, als ob es sich tatsächlich um eine KI handelt sollte es nicht so sein, könnte man vielleicht eher dne anderen Weg gehen, also dass Etienne den Menschen daran erkennt, dass er Fehler macht die eine KI nicht machen würde (z.B. etwas vergessen).

    Wie andere schon angemerkt haben: die KI macht den Eindruck fast schon allwissend mindestens aber ein extrem mächtiges Tool zu sein. Gleichzeitig hat sie die Antworten auf die besonders brisanten Fragen zu Mestors Machenschaften im Ring. Nach meinem Verständnis müsste das eigentlich dazu führen, dass Etienne und Ares ihren vollen Fokus auf das Ausfragen der KI legen. Das wäre natürlich storytechnisch blöd und deshalb machst du es vermutlich auch nicht. Führt dann allerdings dazu dass man sich fragt, warum Etienne und Ares sich z.B. so viel mit verhältnismäßig nebensächlichen Dingen wie der Trevor Geschichte beschäftigen, wenn sie eigentlich Tag und Nacht die KI löchern müssten. Vielleicht fällt dir hier ja noch etwas ein, wie man eine Art künstliches bottleneck schaffen könnte, das dazu führt, dass die KI nicht ständig erreichbar ist. Z.B. weil bestimmte Prozesse im Netzwerk das nicht zulassen, o.ä.

    Die Ontas

    Schöner Twist, dass die Ontas im Gros eigentlich gar keine Schwerverbrecher sind. Was mir beim erneuten Lesen bzgl. des Kontaktverbots kam ist, dass du m.E. noch zu wenig Fokus auf die Folgen im Sozialverhalten legst. Das Kontaktverbot ist nach meinem Verständnis so streng, dass es vergleichbar mit einer dauerhaften Isolationshaft ist. Wir alle wissen, welche psychischen Schäden das verursachen kann. Man kann das schon überleben ohne aus dem Fenster zu springen, aber die Sehnsucht nach menschlichem Kontakt müsste nach meinem Verständnis das alles dominierende Problem der Ontas sein. Man könnte das mitigieren, indem man seitens des Rings Abhilfemaßnahmen schafft. Z.B. eine KI mit der man sich unterhalten kann, die diesen menschlichen Kontakt sehr gut imitieren kann.

    Programm E

    Super Idee. Vor allem fand ich den Handlungsstrang hier sehr schon logisch. Man konnte mitdenken und selbst darauf kommen, was gleich passiert. Dass z.B. Mestor Ares Gedächtnis manipulieren will und dass die Freunde später dies zum Schein durchführen aber die ursprüngliche Version wieder aufspielen sind tatsächlich Dinge, die ich beim Lesen auch schon erahnen konnte. Und das ist super, zeigt nämlich, dass die Logik der Geschichte offensichtlich rüber kommt.

    Vielleicht macht es Sinn, an der ein oder anderen Stelle nochmal zu erwähnen, dass sowohl die KI namens Webster als auch das Programm E Dinge sind, die alles andere als Stand der Technik sind. Mal angenommen sie wären das, dann hätte die Gesellschaft vermutlich ganz andere Möglichkeiten, als in der beschriebenen Welt umgesetzt. Aber wenn das gerade aufkommende Technologien sind, passt es m.E. für mich.

    Die Logik der Gedächtnis-Kopiererei hat mich tatsächlich auch sehr überzeugt. Spannend auch die Idee, dass Ares sich anschaut was bei ihm alles gelöscht hätte werden sollen und dementsprechend schauspielert.

    Was ich mich gefragt habe ist, warum Mestor nicht misstrauisch geworden ist als Julian ihm gesgat hat, er habe nur 15(?) Minuten Zeit die Datei von Ares Erinnerungen zu manipulieren. Er hat den Prozess ja schon mehrmals durchgeführt und da vermutlich keine Zeitbeschränkung gehabt?

    Ob der Prozess unbedingt so gefährlich sein muss, dass der betroffene zum „Zombie“ werden könnte, weiß ich allerdings nicht. Man könnte ja den Großteil der Erinnerungen (alles was mehr oder weniger fürs Unterbewusstsein wichtig ist) gar nicht erst auslesen / löschen.

    Jetzt noch ein paar Kleinigkeiten:

    Kapitel 43:

    Müsste Etienne nicht gegenüber seine Kumpels zumindest mal erwähnen, dass er sie da in eine ziemlich heikle Geschichte einweiht? Ich verstehe schon, dass er ihnen blind vertraut, aber allein für ihre Sicherheit / Vorsicht wäre der Hinweis ja sehr wichtig.

    Dass Cane das Bild nicht braucht um es im Internet zu suchen fand ich auch seltsam. Klar, er könnte es aufgrund seines fotografischen Gedächtnisses sofort wiedererkennen. Aber für eine automatisierte Suche bräuchte er ja schon eine Bilddatei.

    Kapitel 45:

    Dass Frieda die Option gegeben wird, als Gardistin in derselben Einheit weiter zu dienen erscheint mir seltsam / ungeschickt. Ich glaube die normalerweise würde so jemand versetzt. Dass wie hier in Folge einer Bestrafung und eines solchen Vorfalls die Rollen von Vorgesetztem und Untergebenem einfach wechseln ist ja für das Betriebsklima ein ziemlicher GAU.

    Hello again,

    ich dachte nach so langer Abwesenheit melde ich mich nochmal kurz hier zurück. Hatte leider aufgrund vieler zeitintensiver Ereignisse im letzte Jahr (unter anderem die Geburt des ersten Kindes) wenig Gelegenheit mich hier blicken zu lassen. Aufgrund des eher schleichenden Prozesses hat das auch dazu geführt, dass ich mich nicht so richtig abgemeldet habe (jeden Tag dachte ich: morgen schaust du mal wieder rein :) ). Tut mir insbesondere leid für diejenigen, deren Stories ich lange nicht mehr weiter verfolgt habe.

    Ich werde jetzt versuchen, in den nächsten Wochen wieder etwas häufiger hier vorbei zu schauen und bei euren Geschichten aufzuholen. Meine eigene Geschichte werde ich wohl erst Mitte des Jahres wieder aufnehmen. Habe die aber weiter fest im Blick und auch immer wieder über den Plot nachgedacht. Jetzt freue ich mich erst mal auf den vielen Lesestoff, den ihr mir in den Zwischenzeit beschert habt!

    Euer Novize

    Rainbow

    Also, was für dich in aller Kürze ist, ist für andere ein ausgewachsener Kommentar

    Ja, da gab es einen gewissen Zeitverzug. Während ich geschrieben habe, ist mir das meiste erst aufgefallen.

    Wahrscheinlich hast du recht. ich hatte es mir etwas einfacher vorgestellt. Ich dachte, sie sieht über die Brüstung und geht davon aus, dass gerade aus Norden ist, rechts ist Osten und links ist Westen. Quasi ohne sich dabei 100%ig an den korrekten Himmelsrichtungen zu orientieren.

    Das funktioniert aus folgendem Grund nicht (vorausgesetzt, ich habe deine Idee richtig verstanden): Rechts / links sind relative Richtungsangaben (relativ zu der Richtung in die du guckst). Norden, Osten, Süden, Westen sind dagegen absolute Richtungsangaben (auf dem Globus).

    Das hat folgende Konsequenzen:

    1. Die Übersetzung von relativen in absolute Richtungen ist abhängig von meiner Blickrichtung. Gucke ich nach Norden, dann ist Westen links und Osten rechts. Gucke ich nach Süden, dann ist Osten links und Westen rechts.

    2. Um eine absolute Richtung zu identifizieren, brauche ich eine absolute Referenz. Um also zu sagen, wo Süden ist, oder in welcher Richtung Osten liegt, brauche ich etwas, von dem ich weiß, in welcher Himmelsrichtung es liegt. Z.B. die Sonne, Sterne, ein Magnetfeld etc.

    3. Emilia hat keine Chance rauszufinden, wo Osten oder Norden liegt, wenn es keine Sonne oder Sterne gibt, sie keinen Kompass hat o.ä.

    Ist für diese Szene natürlich nur am Rande relevant bzw. einfach zu fixen, indem ich einfach auf relative Richtungsangaben (rechts / links) wechsle. Es hat aber ganz interessante Konsequenzen - z.B., dass es ganz schön schwierig werden kann, wieder zurück zu finden, wenn man sich mal in Coderian verlaufen hat :)

    Keine Ahnung, ob das nachvollziehbar ist

    Ist es :)

    Hi Rainbow und Kirisha,

    eure Kommentare haben sehr gut die Schwachstellen der Geschichte aufgedeckt. Danke euch dafür! Ziel meiner Übung war es, den Leser auf eine falsche Fährte zu locken und am Ende der Geschichte einen „überraschenden Twist“ zu offenbaren, der sich grundsätzlich bereits die ganze Zeit vor den Augen des Lesers abgespielt hat. Für mich gestaltet sich sowas immer sehr schwierig, weil es eine Gratwanderung ist. Macht man den Twist zu offensichtlich, dann ist er voraussehbar. Versteckt man ihn zu stark, ist er unverständlich / unplausibel. Letzteres scheint bei mir der Fall gewesen zu sein. Ich habe daher am Ende des Posts nochmal einen Abschnitt geschrieben, in dem ich meine Intention der Geschichte erkläre.

    Zur Erzählstruktur: Ich habe die Geschichte im Wesentlichen als Werkzeug für diesen Twist verwendet, weshalb leider die Geschichte, Erzählstruktur und ihre Charaktere zu kurz gekommen sind. Die Beziehung zwischen Erik und John ist nicht wirklich durchdacht. Das könnte ich allerdings verbessern. Das würde aber nur Sinn machen vor dem Hintergrund, dass der Twist generell funktioniert. Würde mich also interessieren, was ihr dazu denkt.

    Ich fasse meine Antwort zu euren Kommentaren mal zusammen, weil sich vieles überschneidet:

    Spoiler anzeigen

    nachher las es sich eigentlich so, als ob der eine Schreiber nur mehr oder weniger dasselbe wiederholt, was der andere schon sagte

    1. Der Schreibstil der beiden unterschiedlichen Perspektiven (John und Erik) müsste sich eigentlich viel deutlicher voneinander unterscheiden. Wenn du schreibst, dass Erik eher einfach gestrickt ist, könnte sich das doch wunderbar in seinem Geschreibsel äußern. Er könnte zum Beispiel diesen typischen Ruhrpottdialekt sprechen und auch so schreiben. Oder irgendeine andere Art von Dialekt, ist eigentlich egal..irgendwas, das ihn zumindest in der Hinsicht schon mal von John unterscheidet. Er könnte auch viel mehr fluchen, eine einfacherere Sprache verwenden etc

    bei Eriks Aufzeichnungen kann ich oft nicht erkennen, wozu er sie macht

    Ja, ich müsste die Schreibstile besser unterscheiden. Die Idee mit Eriks Dialekt etc. hatte ich auch mal, hab sie dann aber verworfen, weil es die gruseligen Parts dann unfreiwillig komisch gemacht hat. Aber in diese Richtung müsste ich mir was einfallen lassen - stimmt.

    Die beiden Schreiber unterscheiden sich offenbar hauptsächlich intellektuell - John mehr elaboriert und Erik mit nur einem beschränkten Verständnis. Das scheint aber für die Story keine Bedeutung zu haben.

    die Beziehung zwischen Erik und John spielte nicht mehr so eine Rolle (schade)

    Stimmt. Die Beziehung der Beiden habe ich nicht zuende gedacht (s.o.).

    Zu Anfang hatte ich mich auch gefragt, ob John und Erik in der gleichen Gruppe sind oder ob sie getrennt wurden.

    Sehr gut :). Damit bist du des Rätsels Lösung auf der Spur.

    Ich frage mich ein wenig, warum sie immer weiter den Stimmen nachgehen, auch als sie schon ahnen, dass die Stimmen ihnen den Tod bringen und sie die Kameraden wahrscheinlich nicht finden werden?

    Ich habe mich auch gefragt, warum zum Teufel die nicht umkehren, als sie merken, dass etwas ganz und gar nicht stimmt.

    Dafür gibt es zwei Gründe:

    1. Der Schwur "In der Grube trennt uns nur der Tod" verpflichtet sie gewissermaßen moralisch, die anderen Kumpel zu retten

    2. Es gibt keine rationale Erklärung für die Stimmen etc., die den Kumpeln plausibel erscheint. Und ganz objektiv ist die Gefahr ja auch nur reine Einbildung. Keiner der Männer traut daher das anzusprechen (in der Angst, dass man ihn für verrückt erklärt, dass er sich von Kindermärchen Angst einjagen lässt), bis hin zu dem Zustand, wo sie schon halb verrückt sind.

    Die Einführung der Gruselgeschichten, welche die Großeltern erzählt hatten, kam mir persönlich auch erst etwas zu spät. Abgesehen davon gibt es dafür am Ende gar keine Auflösung. Also, was sind die genauen Hintergründe zu dieser Gruselgeschichte?

    Da könnte ich noch ein Bisschen mehr zu schreiben. Allerdings ist für die Geschichte eigentlich nur wichtig, dass es irgendwelche (substanzlosen) Schauermärchen sind, die aber sehr verbreitet waren und die man ihnen als Kinder erzählt hat, sodass sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.

    Am Ende kommt ja die überraschende Wende, dass die Tagebuchschreiber nicht die Täter, sondern die Opfer des Überfalls wurden. Ich habe ehrlich gesagt nicht ganz verstanden, wie das möglich ist. Wie kann John sich denn selbst umgebracht haben?

    Als einzigen Hinweis finde ich im letzten Eintrag die Mönche, was aber die Sachlage nur anreißt und nicht wirklich erklärt. (Oder? Habe ich was überlesen?)

    Das mit den Möchen am Ende habe ich irgendwie nicht so recht kapiert. Wo kommen die plötzlich her? Wo genau ist John da jetzt?

    Das mit den Mönchen habe ich schlecht erklärt. Im Prinzip sitzt John am Ende in einer Art Psychatrie in kirchlicher Trägerschaft (also im Kloster, wie ich es mir zur damaligen Zeit vorstelle), wo man ihn nach dem Vorfall eingeliefert hat (ggf. bezahlt durch die Minengesellschaft).

    Erklärung meiner Intention der Geschichte:

    (Achtung: Major Spoiler)

    Spoiler anzeigen

    Zehn Bergarbeiter sind im Stollen eingeschlossen. Der Text verrät uns, dass Sie in zwei Gruppen zu je fünf Mann arbeiten. Er verrät uns auch, dass die Gruppen durch den Einsturz getrennt wurden, sodass sie sich jeweils auf der Nord- und auf der Südseite eines symmetrischen Stollensystems befinden.

    Jetzt kommt der Teil, in dem der Leser irregeführt werden soll. Er / sie soll denken, dass Erik und John in derselben Gruppe sind. Das soll zum einen dadurch erreicht werden, dass sie ähnliche Geschichten erzählen. Zum anderen erwähnt Erik konkret aktuelle Interaktionen mit (einem) John.

    In der Realität befinden sich Erik und John in unterschiedlichen Gruppen. Dafür gibt es ein paar versteckte Hinweise, vor allem im späteren Teil des Textes. So hat z.B. Eriks Gruppe mit rotem Gesteinsstaub und Johns Gruppe mit schwarzem Gesteinsstaub zu tun. John erklärt, dass zwischen Nord- und Südstollen eine Grenze der Gesteinsschichten verläuft. Eindeutig lässt es sich an den Namen erkennen. Johns Gruppe besteht aus ihm (dem „kleinen“ John, wie Erik ihn nennt), Sepp, Henning, Thorben und Ben. Eriks Gruppe besteht aus Erik, dem „langen John“ (Erik nennt ihn im weiteren Verlauf nur „John“, weil er ja der einzige John in seiner Gruppe ist), Bill, Enzo und Toni.

    Gerade die Tatsache, dass es zwei Johns gibt, soll den Leser natürlich maximal verwirren, sodass er bis kurz vor dem Ende erstmal nicht auf die o.g. Lösung kommt (vielleicht war das auch eine Nummer zu viel). Kennt man diese Tatsache, dann erklären sich einige Begebenheiten. Beide Gruppen haben den Plan ihre verschütteten Kumpel zu retten. Beide arbeiten sich dazu in die unteren Stollen vor. Das erklärt die Geräusche. Auch die Schreie erklären sich durch die Anwesenheit der anderen Gruppe, die z.B. aus Alpträumen aufschreckt oder sich streitet.

    Die Geschichte mit den Katla ist ein Märchen, an dem in der Realität nichts dran ist. Es ist aber sehr verbreitet, sodass es tief verwurzelte Ängste bei den Männern frei legt. Langsam verlieren beide Gruppen den Verstand und glauben diese Geschichte und damit, dass diese Wesen auf der anderen Seite des Stollens zu finden sind. Beide Gruppen sind jedoch aufgrund ihres Schwurs fest entschlossen, die andere Gruppe zu retten und sich somit der Gefahr zu stellen.

    Johns Gruppe bricht als erste durch und überrascht somit die andere. Nun rechnet Johns Gruppe zum einen nicht damit, dass Eriks Gruppe sich bis hierhin durchgeschlagen hat. Die ganze Rettungsaktion basiert ja auf dem Glauben, dass die andere Gruppe oben eingeschlossen ist und Hilfe braucht. Zum anderen sind die Kumpel auf der anderen Seite durch den roten Staub und die schlechte Sicht nicht als Menschen erkennbar. Die psychische Verfassung der Kumpel trägt weiter zur folgenden Eskalation bei. Johns Gruppe erschlägt Eriks Gruppe im Glauben es handle sich um die Katla – Märchengestalten, die es natürlich nicht gibt und nie gegeben hat.

    John erzählt die letzte Szene aus einer Art klösterlichen Psychatrie, in die er nach dem Vorfall eingeliefert wurde (was nicht gut erklärt wurde). Wobei das für den Verlauf eigentlich weniger eine Rolle spielt.

    Danke dir Eegon2 für deine Eindrücke. Hilft mir sehr weiter. Und Sorry Chaos Rising für den Doppelpost – hatte Eegons Antwort oben vor dem Posten des zweiten Teils nicht gesehen.

    Zu den Anmerkungen:

    Spoiler anzeigen

    Auch empfinde ich es nicht als logisch, dass der Prota einerseits vermutet, dass die Rettungsmannschaft in einer Woche da sein könnte, die Verschütteten sich aber von dieser Stelle tiefer in den Berg entfernen.

    Das ist durchaus ein Wagnis - stimmt. Die Idee dahinter ist im Wesentlichen diese:

    Höchstwahrscheinlich gibt es dort mindestens Verletzte. Wenn sie eine Woche auf Hilfe warten müssen, ist es vielleicht schon zu spät.

    Um auf die andere Seite zu gelangen, werden wir allerdings die alten Stollen nutzen müssen. Einige davon wurden vermutlich in den letzten Jahren verschlossen. Ein paar Barrieren werden wir also beseitigen müssen, aber wir haben das nötige Werkzeug und vermutlich wird uns das nicht mehr als ein bis zwei Tage kosten.

    Sprich: Sie haben die vordergründig plausible Vermutung, dass ihre Kumpel in Gefahr schweben könnten, wenn diese nicht innerhalb kürzester Zeit Hilfe bekommen. Und sie denken, dass sie diese innerhalb von 1-2 Tagen erreichen könnten, während die Bergungsmannschaft eine Woche braucht.

    Durch den Besuch verschiedener Höhlen weiß ich, dass es dort feucht, kalt und schmutzig ist. Deinem Prota wird das aus Berufsgründen egal sein, aber für mich kommt diese Umgebung zu kurz bis gar nicht vor. Denn auch das macht etwas mit den Eingeschlossenen.

    Macht es. Vielleicht sollte ich darauf zumindest etwas eingehen. Meine Intention war eigentlich folgende: die Kumpel sind erfahren und bestens ausgerüstet. Manche waren auch schon mal eingeschlossen. Der Kontrast, den ich aufbauen will ist eigentlich, dass sie weniger an ihre physischen als an ihre psychischen Grenzen stoßen.

    Erst auf den zweiten Blick ist mir aufgefallen, dass zwei Leute im Prinzip die gleiche Geschichte erzählen, sich aber durch nichts unterscheiden.

    Ja, ich habe befürchtet, dass das ein Problem wird. In gewisser Weise wollte ich das genauso haben, um beim Leser den (falschen) Eindruck zu verfestigen, dass es sich um dieselbe Gruppe handelt. Andererseits kann man das vielleicht auch anders hinbekommen. Sprich: die Charaktere könnten einen unterschiedlicheren Fokus auf das Geschehen haben. Danke - schaue ich mir nochmal an.

    Gleicher Stil, gleiche Stimme, gleiche Satzlänge und Wortwahl.

    Das war in der Tat nicht so geplant. Im Gegenteil wollte ich eigentlich zwei ganz unterschiedliche Erzählstile etablieren. Das muss ich mir nochmal angucken.

    Die Erwähnung der Katla kommt für mich zu spät und wirkt aufgepropft, als müsse nun der Konflikt unbedingt vom Zaun gebrochen werden. Ich bin mir sicher, dass es unter zehn Leuten schon vorher zu erwähnenswerten Unstimmigkeiten gekommen ist, denn es ist eine zusammengewürfelte Mannschaft und kein eingeschworenes Team.

    Das mit dem zusammengewürfelten Haufen ist ein Punkt. Vielleicht kann man hier andeuten, dass es unter der Oberfläche schon länger brodelt und sich jetzt eben Bahn bricht.

    Und sie stehen unter dem Druck, absehbar sterben zu müssen.

    Gut, dass du das erwähnst. Wenn dieser Eindruck entstanden ist, habe ich nämlich irgendwas falsch gemacht. Eigentlich wollte ich rüber bringen, dass die Prognose für die Gruppe zu diesem Zeitpunkt relativ positiv ist. Sie sind gut versorgt, haben Proviant, Wasser und Ausrüstung. Theoretisch könnten sie auch jederzeit zur Einsturzstelle zurück kehren und entspannt auf die Bergungsmannschaft warten. Das ganze Tamtam machen sie eigentlich nur, um ihre Kumpel zu retten.

    Ich schaue mir nochmal an, ob ich das deutlicher machen kann.


    Die Kumpel von der alten Grube (II/II)

    Eriks Tagebuch 18. Mai

    Habe praktisch nicht geschlafen. Ich musste die ganze Zeit an die Katla denken. Diese bizarren Geschöpfe, die jeden jagen und fressen, der sich in ihre dunkle Welt verirrt. Opa hat davon erzählt. Sie haben uns allen davon erzählt. Immer wieder. Aber es ist dumm daran zu denken. Es sind nur Märchen. Ich muss mich zusammenreißen.

    Wenn da nicht diese Geräusche wären. Manchmal glaube ich Stimmen zu hören. Aggressive, bösartige Stimmen. Bilde ich mir das ein? Irgendwas ist mit den Anderen los. Sie streiten sich wegen dem kleinsten Scheiß. Aber am meisten Sorgen macht mir Bill. Er ist völlig bleich im Gesicht. Was ist nur los mit dem Jungen? Lange hält der nicht mehr durch. Hoffentlich behält wenigstens John die Nerven.

    Zumindest gibt es Wasser hier. Damit kann man diesen grässlichen, farbigen Staub von der Haut spülen. Auch wenn der nie ganz weg zu gehen scheint.

    Johns Tagebuch 18. oder 19. Mai

    Ich weiß nicht ob ein ganzer Tag vergangen ist. Ich kämpfe mit Tagträumen und Kopfschmerzen und schlafe nur, wenn die innere Ruhe es ausnahmsweise zulässt. Wir alle werden von Alpträumen geplagt. Thorbens markerschütternder Schrei hat mich aus meinem unruhigen Schlaf gerissen. Doch noch verstörender als der Schrei selbst war das, was ihn ausgelöst hatte. Eine rote, metallisch-salzig schmeckende Flüssigkeit quillt an einzelnen Stellen aus dem Stein hervor. Thorben ist felsenfest davon überzeugt, dass es sich um Blut handeln muss.

    Ich habe ihn mit einiger Mühe zum Schweigen verpflichtet und die Spuren eiligst unter dem schwarzen Staub vergraben. Was immer das sein mag - auf keinen Fall dürfen die anderen davon erfahren. Dann würde hier die Hölle losbrechen.

    Ich versuche noch immer zu verstehen, was schief gelaufen ist. An welcher Stelle ich den ersten Fehler gemacht habe. Bis auf das Lampenöl haben wir genügend Vorräte. Ist es der Sauerstoffmangel hier unten? Sicher ist die Luftqualität nicht gut, aber der Bewetterungsschacht sollte weiter seinen Dienst tun.

    Wir haben bereits den Großteil des Schutts im Übergangsstollen abgetragen. Ich denke morgen können wir durchbrechen. Es wird Zeit. Ich weiß, dass der Gedanke albern ist, aber meine Fantasie spielt verrückt, wenn ich mir vorstelle, was uns auf der anderen Seite erwarten mag.

    Eriks Tagebuch

    Ich weiß nicht welcher Tag es ist. Zum ersten Mal seit meiner Kindheit habe ich wieder Angst. Heute bin ich zitternd aufgewacht mit dem sicheren Wissen, dass uns hier unten nur Tod und Verderben erwarten wird. Hatte ich etwas Schlechtes geträumt? Ich weiß es nicht.

    Jeden Tag Kratzen, Scharren, grässliche Schreie. Ja ich bin sicher, dass es Schreie sind, die mir in der Nacht den Schlaf rauben. Immer lauter wird das, was aus dem Stollen an unser Ohr dringt.

    John und Toni wollen den Eindruck erwecken, dass sie alles unter Kontrolle haben, aber auch sie werden jeden Tag unsicherer. Sie können nicht mehr erklären, was hier vor sich geht.

    Bill stammelt nur noch sinnloses Zeug. Am meisten Sorgen macht mir Enzo. Der hat so einen wahnsinnigen Blick. Er hätte heute fast Bill mit der Spitzhacke erschlagen, als er unerwartet um die Ecke kam.

    Die Nerven liegen blank. Bei jeder Unstimmigkeit fallen wir übereinander her.

    Wie soll das nur enden? Gott steh uns bei.

    Johns Tagebuch

    Ich hatte keine Möglichkeit mehr, es länger geheim zu halten. Im Übergangsstollen beginnt es überall rot aus dem Stein heraus zu quillen. Die Situation war kurz davor, zu eskalieren. Ben hat vollkommen den Verstand verloren. Wir mussten ihn mit drei Mann am Boden festhalten, sonst hätte er sich den Schädel am Stein selbst eingeschlagen. Es ist schwer einzuschätzen, wie es um Thorben steht, denn er spricht nicht mehr.

    Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll. Um seinen Schlaf beraubt, wandelt mein Verstand immer wieder in abenteuerlichen Welten. Aber immer stärker hämmert sich der Gedanke in meinen Kopf, dass das was man über diesen Berg erzählt, keine Ammenmärchen sind, sondern die grausame Wahrheit. Immer deutlicher hören wir das Scharren dieser grässlichen Wesen. Und dann sind da diese Schreie. Inzwischen bin ich mir sicher, dass es Schreie sind.

    Wir müssen offen sprechen. Jetzt ist vielleicht der letzte Moment, wo ein paar von uns noch klaren Verstandes sind. Das verbleibende Geröllfeld im Stollen ist dünn. Wir müssen durchbrechen und uns diesen Monstern stellen. In der Grube trennt nur der Tod. Wir retten unsere verschütteten Kumpel aus den Fängen dieser teuflischen Wesen auf der anderen Seite. Vielleicht kann uns das noch einmal zusammen schweißen. Gott steh uns bei.

    Eriks Tagebuch

    Hier ist die Hölle losgebrochen. Ich weiß, ich müsste aufschreiben, was ich heute mit den Kumpeln erlebt habe. Aber meine Finger wollen nicht.

    Das Geröllfeld wird immer dünner. Die Wesen auf der anderen Seite – sie sind keine Einbildung mehr. Wir können sie immer deutlicher hören. Nur dass mein Verstand kaum noch weiß, was er hört und sieht und was er träumt. Ob es von dieser oder von jener Seite des Stollens kommt.

    Wir alle sind kaum noch wiederzuerkennen unter der roten Stabschicht, die sich nach und nach über unsere Haut gelegt hat. Die sich in unseren Haaren verfangen hat und die auch das Wasser nicht wirklich fortzuspülen vermag. Aber noch fremdartiger als das ist der leere Blick in den Augen der Kumpel.

    Ich erwische mich dabei zu hoffen, dass es bald zu Ende geht. Dass was immer auf der anderen Seite lauert sich endlich zeigt. Was immer kommt – ich bin bereit.

    Johns Tagebuch 15. Juni

    Ich schreibe das hier auf, weil die Mönche mich dazu gedrängt haben. Weil sie sagten, dass ich es tun müsste, um meiner Seele Frieden zu schenken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendetwas dazu in der Lage wäre. Aber ich will nichts unversucht lassen. Haben meine Erinnerungen mich doch Nacht für Nacht durch die Hölle getrieben.

    Wir standen im Übergangsstollen, der nur noch von wenigen Brocken Geröll versperrt wurde. Sepp und Henning hatten sich rechts und links mit ihren Spitzhacken in Stellung gebracht. Schwarzer Staub bedeckte ihr Gesicht, ihre Kleidung, ihre Haare, sodass sie sich kaum von den Schatten unterschieden, die das schwache Licht der letzten Grubenlampe an die Wände warf. Ihre zitternden Knie verrieten, dass der nächste Schlag den Durchgang frei geben würde. Thorben und Ben starrten apathisch auf den Boden und umklammerten krampfhaft den Stil ihrer Spitzhacke. Auf der anderen Seite war nun kein Laut mehr zu hören. Einzig unsere Gedanken konnten sich ausmalen, was hinter den Steinen auf uns wartete.

    Es war Sepp, der das Tor zur Hölle schließlich öffnete. Der Stein gab nach und ein etwa vier Fuß weiter Durchgang öffnete sich aus dem uns nichts als Dunkelheit entgegen starrte. Ich wusste, dass ich den ersten Schritt würde tun müssen und zwang mich mit schmerzhaft pochendem Herzen durch die Öffnung, während ich unsere letzte Lichtquelle in den Händen hielt.

    Der Atem versagte mir, als die Grubenlampe die Wände erhellte, die in einem Rot schimmerten, das nur aus dem Fegefeuer stammen konnte. Zögerlich und mit offenem Mund folgte Sepp durch die Öffnung. Henning tat es ihm gleich und sah sich eine Weile ungläubig um, bis seine Augen schließlich auf einer kleinen Nische verharrten und aus ihren Höhlen traten. Rasch folgte ich seinem Blick und erkannte mit Entsetzen das Wesen, das dort im Halbschatten lauerte. Rot war es wie das Blut, das durch den Stein gequollen kam. Während ich seinen Körper kaum ausmachen konnte, erkannte ich doch das Metall, welches den Schein der Grubenlampe reflektierte und das eindeutig einer Spitzhacke gehörte. Einer Spitzhacke, die noch vor wenigen Tagen in den Händen unserer Kumpel ihren Dienst verrichtet hatte und die diese grässlichen Wesen ihnen abgenommen haben mussten, nachdem sie ihr entsetzliches Werk verrichtet hatten.

    Wir hatten uns vorbereitet in den letzten Stunden auf diesen Moment. Hatten uns geschworen, dass welchen Horror wir auch immer auf der anderen Seite fänden – wir würden nicht zurückschrecken und unsere Kumpel retten – oder wenn es dafür zu spät war sie wenigstens rächen. „In der Grube trennt uns nur der Tod“. Mit einem ohrenbetäubenden Gebrüll stürzten wir fast gleichzeitig auf das Wesen zu, neben dem sofort zwei weitere hervor huschten. Unsere lähmende Angst der letzten Tage wandelte sich in blanke Wut. Wie Berserker ließen wir unsere Spitzhacken auf die roten Geschöpfe nieder sausen.

    Die nächsten Augenblicke erinnere ich nur bruchstückhaft. Durch den engen Raum hallten Schreie der Wut und des Schmerzes, deren Wortlaut man kaum mehr ausmachen konnte. Sobald das Licht der Grubenlampe einen neuen Körper frei gab, stürzten wir uns wie Wahnsinnige darauf und schlugen so lange auf ihn ein, bis sich nichts mehr regte. Unsere Gegner wehrten sich nach Kräften. Das Blut der Geschöpfe, ihre Körper, der Boden, die Wände – all das konnten unsere Augen nur mühsam voneinander trennen.

    Schließlich verstarb der letzte Schrei im Stollen. Und so grausig diese Erlebnisse gewesen sein mögen – das Schlimmste stand mir noch bevor. Als ich schließlich die Lampe hob, um sicher zu stellen, dass sich nichts mehr in den Winkeln des Raumes versteckte, reflektierte erneut das Grubenlicht etwas Metallenes. Etwas, das sich um den Hals des Geschöpfes zu meinen Füßen wand. Mit einigem Unverständnis identifizierte ich Eriks Halskette und trat mit der Lampe näher an das Wesen heran. Mit grausamer Langsamkeit manifestierte sich eine entsetzliche Erkenntnis in meinem Kopf, als ich unter der roten Farbdecke die Grubenkleidung und die Stiefel ausmachte. Und als ich schließlich den Kopf des Wesens herum drehte.

    Noch immer zieht sich in mir alles zusammen, wenn ich an die nachfolgenden Momente denke, in denen ich apathisch in dem kleinen Stollenabschnitt umher wandelte, in dem uns die Bergungsmannschaft später fand. Die Momente, in denen die Grubenlampe auch die blutverschmierten Gesichter vom langen John, von Bill, Toni und Enzo erhellte. In denen ich mit einer schauerlichen Endgültigkeit verstand, dass wir es waren, die diese Männer in einem wahnsinnigen Blutrausch erschlagen hatten, der einzig unseren eigenen Hirngespinsten entsprungen war. In denen ich sah, wie das Wasser den roten Staub aufnahm und im Stein versickerte und in denen ich schließlich das Tagebuch von Erik entdeckte. „In der Grube trennt nur der Tod“ hatte er in den ledernen Einband geritzt.

    Hallo zusammen,

    es folgt ein weiteres Kurzgeschichten-Experiment mit eher ungewöhnlichem Erzählstil, zu der ich gerne eure Meinung hören würde. Ich poste das Ganze aufgrund der Länge in zwei Teilen, wobei Teil 2 morgen folgen wird. Ihr könnte also schon jetzt kommentieren - oder eben morgen alles zusammen lesen. Bin gespannt, wie das Ganze bei euch ankommt. Haltet mit eurer Meinung nicht hinterm Berg - nur so kann ich feststellen, ob die Geschichte und der Erzählstil funktionieren.

    Die Kumpel von der alten Grube (I/II)

    Johns Tagebuch 05. Mai

    Es ist lange her, dass ich etwas in dieses Buch geschrieben habe. Zwanzig Jahre sind vergangen. Ich war erst wenige Monate bei den Kumpeln – genau wie Erik. Er war mir immer ein wenig suspekt, wie er jeden Abend in sein kleines Tagebuch mit dem abgenutzten Ledereinband kritzeln musste. Jeden Abend – ohne Ausnahme. Aber der Einsturz des alten Schachtes damals hat uns zusammengeschweißt. Es hat mir geholfen, meine Gedanken und Sorgen nieder zu schreiben – so wie er – um die Angst und die Ungewissheit erträglicher zu machen. So erträglich zumindest, dass ich noch bei Verstand war, als sie uns fünf Tage später geborgen haben.

    Als letzte Woche der Brief kam, musste ich daher als erstes an mein Buch denken, das seit Jahren fast vergessen in einer Schublade schlummerte. Sie schicken uns zurück in die Grube zur Instandsetzung. Erik ist auch dabei, denn heute sind wir die beiden letzten Bergleute, die noch vor dem Einsturz in der Grube gearbeitet haben. Ich bin nicht sicher, was seitdem passiert ist und warum sie die Mine verschlossen haben. Erik und ich haben uns nach dem Vorfall versetzen lassen. Aber die Erze, die dort unten lagern sind wohl zu wertvoll, als dass man ihnen ihre ewige Ruhe gönnen würde.

    Ich bin unsicher, ob ich mich freue, Erik wieder zu sehen. Der Vorfall hat uns tief verbunden. Aber wir sind auch grundverschiedene Menschen. Erik ist so in sich gekehrt, so verschlossen. Wäre es vermessen zu sagen, dass er einfältig ist? Es hat seine Gründe, dass wir uns seit über einem Jahrzehnt nicht mehr getroffen haben. Außer Erik und mir werden uns noch acht weitere Kumpel begleiten. Auch sie haben in der alten Grube gearbeitet, allerdings nach dem Einsturz. Man kennt sich. Es ist ein mulmiges Gefühl wieder zurück zu kehren. Ich werde dieses Buch mitnehmen.

    Eriks Tagebuch 13. Mai

    Tag der Ankunft in der Mine. Wir sind zu zehnt. War gespannt darauf, den kleinen John wieder zu sehen. Zehn Jahre nichts von ihm gehört. Ob er nicht mehr so überheblich ist wie damals, hatte ich mich gefragt. Hat sich aber offensichtlich nicht verändert. Hat ein riesen Theater wegen meiner Halskette gemacht. Das wär gefährlich die da unten zu tragen. Könnte man hängen bleiben und so. Unsinn – is mir seit Jahren nicht passiert. Der soll mal nicht so einen Aufstand machen.

    Sieht gut aus die Grube dafür, dass seit fünfzehn Jahren keiner mehr drin war. Mussten kaum was ausbessern auf der ersten Ebene. Morgen schauen wir uns mal die tieferen Stollen an.

    Johns Tagebuch 14. Mai

    Das Zusammentreffen mit Erik ist anders verlaufen, als ich es mir vorgestellt hatte. Es gibt einfach Regeln, an die man sich halten muss, wenn das hier unten funktionieren soll. Jeder hier respektiert das – außer Erik. Ein Moment der Unaufmerksamkeit und er bleibt irgendwo hängen mit seiner Kette. Wie kann man nur so stur sein?

    Ansonsten geht es gut voran. In der oberen Ebene müssen wir kaum etwas ausbessern. In der Ebene darunter ist schon mehr zu tun. Aber weniger als erwartet. Ich denke nicht, dass wir die vollen vier Wochen brauchen werden. Das System aus Stollen ist symmetrisch aufgebaut. Wir haben uns daher aufgeteilt. Eine Gruppe von fünf Mann kümmert sich um die Südseite und wir um die Nordseite. Die Stimmung ist relativ gut. Wahrscheinlich, weil wir schnell vorankommen.

    Eriks Tagebuch 15. Mai

    Der kleine John geht mir tierisch auf die Nerven. Egal. Wir sind schneller als erwartet. Dann muss ich mir sein Geschwafel vielleicht auch keine vier Wochen lang anhören. Die meiste Zeit arbeiten wir in zwei Gruppen. Eine kümmert sich um den Nord- eine um den Südstollen.

    Johns Tagebuch 16. Mai

    Ich kann selbst nicht ganz glauben, was ich hier schreibe. Der Stollen auf der zweiten Ebene ist teilweise eingestürzt, während wir darin gearbeitet haben. Nach gerade mal drei Tagen. Wie konnte das passieren? Sie haben doch Geologen geschickt, die genau das prüfen sollten. Zum Glück haben alle besonnen reagiert. Thorben hat die verdächtigen Geräusche sofort richtig eingeordnet, sodass wir uns schnell aus der Gefahrenzone heraus bewegen konnten. Bis auf ein paar Kratzer hat niemand was abbekommen. Der Ausgang ist verschüttet. Es würde Tage dauern, ihn frei zu schaufeln und es wäre extrem gefährlich. Aber das bereitet mir keine Sorgen. Der Bewetterungsschacht ist intakt. Unsere Leute an der Oberfläche haben den Einsturz mit Sicherheit registriert. Die Bergungsmannschaft wird sich in spätestens einer Woche zu uns vorgearbeitet haben. So lange haben wir in jedem Fall genügend Proviant und Trinkwasser.

    Das Problem ist ein anderes. Wir haben keinen Kontakt zur Gruppe im Südstollen. Auf unsere widerholten Rufe gab es keine Antwort. Es ist gut möglich, dass von der anderen Seite des Geröllfeldes nichts zu uns durchdringen konnte. Aber es wäre töricht anzunehmen, dass die andere Gruppe genau so viel Glück hatte, wie wir. Höchstwahrscheinlich gibt es dort mindestens Verletzte. Wenn sie eine Woche auf Hilfe warten müssen, ist es vielleicht schon zu spät.

    „In der Grube trennt uns nur der Tod“ Das hat jeder von uns geschworen, bevor er das erste Mal seine Spitzhacke geschwungen hat. Kurz nach dem Einsturz haben wir zusammengesessen und die Situation besprochen. Die Männer wirkten gefasst und es gibt keine Zweifel daran, dass sie ihren Schwur nicht vergessen haben. Wir waren uns schnell einig, dass wir unsere Kumpel da rausholen.

    Das Geröllfeld abzutragen wäre Wahnsinn. Aber es gibt eine viel einfachere Möglichkeit. Das nördliche und das südliche Stollensystem sind unterirdisch verbunden. Um auf die andere Seite zu gelangen, werden wir allerdings die alten Stollen nutzen müssen. Einige davon wurden vermutlich in den letzten Jahren verschlossen. Ein paar Barrieren werden wir also beseitigen müssen, aber wir haben das nötige Werkzeug und vermutlich wird uns das nicht mehr als ein bis zwei Tage kosten.

    Die Gedanken von vor zwanzig Jahren beginnen behutsam, aber beharrlich wieder in mein Bewusstsein vorzudringen. Ich würde lügen, wenn ich das abstreiten würde. Aber die Ausgangssituation ist diesmal deutlich besser. Wir sind gut vorbereitet. Niemand ist ernsthaft verletzt. Wir ziehen alle an einem Strang und haben einen Plan.

    Eriks Tagebuch 16. Mai

    Der Stollen ist eingestürzt. Wir sitzen fest. Wie vor zwanzig Jahren. Es ist kaum jemand verletzt – das ist gut. Aber die Gruppen sind getrennt wurden. John sagt, dass wir die anderen über die alten Stollen erreichen könnten. Solange wir dabei keine schweren Arbeiten am Fels durchführen müssen, droht uns keine Gefahr, sagt er. Wahrscheinlich hat er Recht. Das hat er meistens. Und wenn schon. „In der Grube trennt uns nur der Tod“ Da gibt es nichts zu diskutieren.

    Johns Tagebuch 17. Mai

    Die Unternehmung lief zunächst gut an. Den Eingang zum alten Stollen konnten wir relativ schnell öffnen. Er war weitgehend gut passierbar. Die Ernüchterung kam, als wir auf die Übergangsstollen von der Nord- zur Südseite gestoßen sind. Die haben sie zugeschüttet. Ich habe fast den ganzen Tag damit verbracht, die Gänge auszukundschaften. Aber sie haben tatsächlich alle Verbindungen verschlossen. Wir könnten das Schüttgut zwar ohne Erschütterungen abtragen. Aber das würde Tage dauern. Wir müssen in die unteren Ebenen vordringen. Dort sind die Verbindungsstollen deutlich kürzer. Vermutlich werden sie auch verschlossen sein, aber man könnte sie voraussichtlich innerhalb eines Tages frei räumen.

    Wir haben damit gerechnet, dass das passieren könnte. Aber die Enttäuschung steht den Jungs ins Gesicht geschrieben. Eigentlich habe ich keine Zeit das hier aufzuschreiben. Jede Stunde, die wir vergeuden, bringt unsere verschütteten Kumpel vielleicht dem Tod näher. Aber ich brauche das, um meine Gedanken zu ordnen. Um den Jungs morgen mit einem klaren Plan gegenüber treten zu können.

    In diesem alten Teil der Mine hat seit über einer Generation niemand mehr gearbeitet. Es ist seltsam an einem Ort zu sein, den zuletzt mein Großvater betreten hat. Ich muss mit Unbehagen an die Geschichten denken, die er mir als kleines Kind erzählt hat.

    Auf meinem Erkundungsgang bin ich an den Übergangsstollen auf staubiges schwarzes Gestein gestoßen. Es klebt ziemlich hartnäckig an der Haut. Je weiter man Richtung Südstollen kommt, desto mehr ändert sich die Verfärbung. Ich vermute hier unten stoßen zwei Gesteinsschichten aufeinander. Ist das vielleicht der Grund für den Einsturz? Es würde erklären, warum niemand daran gedacht hat.

    Eriks Tagebuch 17. Mai

    Die Übergänge sind zugeschüttet worden. Warum auch immer. Wir müssen noch tiefer. Keine Ahnung ob das Sinn macht. Habe nie eine Karte von der Grube gesehen. Keine Ahnung, wie lange es dauert, so einen Stollen frei zu schaufeln. Ich mache halt was man mir sagt.

    Der alte Stollen ist seltsam. Das Gestein hat sich verändert. Die Farbe ist ungewöhnlich. Man bekommt sie nicht mehr von der Haut runter. Ich fühle mich nicht wohl in einem Stollen, den ich nicht kenne. Hoffe wir müssen nicht zu lange hier unten bleiben.

    Johns Tagebuch 18. Mai

    Wir haben den ganzen Tag gebraucht, um den unteren Übergangsstollen zu erreichen. Jede Menge altes Gerät hat den Weg versperrt. Außerdem gibt es hier jede Menge Wasser in der Grube. Teilweise steht es und versperrt uns den Weg. Teilweise sickert es durch das Gestein. Morgen werden wir beginnen, den Übergangsstollen frei zu räumen. Wir müssen das Lampenöl rationieren. Ich hätte nicht gedacht, dass wir für die Erkundungsgänge so viel davon verbrauchen würden.

    Zum ersten Mal haben wir heute Geräusche von der anderen Seite gehört. Ein Scharren, ein Pochen. Manchmal bilde ich mir sogar ein, Stimmen zu hören, aber der Stein schluckt zu viel, um etwas Genaueres sagen zu können. Einerseits ein gutes Zeichen, denn es zeigt, dass wir dem Südstollen tatsächlich näher gekommen sind. Andererseits frage ich mich, woher die Geräusche kommen mögen. Zunächst hatte ich die Hoffnung, wir würden erste Lebenszeichen der anderen Gruppe hören. Aber wir sind inzwischen so tief unter der Einsturzstelle, dass man kaum noch etwas von dort hören würde.

    Dennoch wollte ich den Kumpeln Hoffnung machen und habe sie dazu angehalten, laut nach den Verschütteten zu rufen. Völlig unerwartet ist darüber ein großer Streit entbrannt. So heftig, dass sich die Jungs fast an die Gurgel gegangen sind. Erst jetzt wird mir bewusst, was in Ihnen vorgeht. Niemand von uns würde es zugeben, aber wir alle müssen unentwegt an die Geschichten denken, die unsere Großeltern uns Abend für Abend erzählt und die sich tief in unserem Unterbewusstsein eingenistet haben. Ich kann die Schauermärchen über die Katla nicht aus meinen Gedanken verdrängen und ich spüre, dass es den anderen auch so geht. Bei jedem Geräusch denken wir an die bösartigen, lichtscheuen Geschöpfe, die tief im Inneren des Felsens hausen sollen. Ich muss das Thema ansprechen - so absurd es auch klingen mag - wenn ich die Moral meiner Männer noch retten will.

    Hi Ichuebenoch,

    ich schließe mich da ganz meinen Vorrednern an. Schöne Story, schöne Charaktere - flüssig und unterhaltsam zu lesen.

    Der „Schwachpunkt“ wenn man so will wurde auch schon identifiziert, nämlich die Tatsache, dass durch das Wording der Beschwörungsformel Fehborns die Wendung der Geschichte zu einem großen Teil voraussehbar war. Hier ist es natürlich ganz schwierig das zu verbessern. Im Idealfall deutest du die Wendung geschickt versteckt an, so dass sie nur ein sehr aufmerksamer Leser erahnen kann. Dafür hätte ich auch nicht die perfekte Lösung. Eine Idee wäre es, den „Zauberspruch“ nicht so explizit auszuformulieren und stattdessen seine Wirkung durch Begebenheiten anzudeuten. Man könnte z.B. den Grafen einen Stein auf dem Tisch des Magiers mühelos zerteilen lassen, wobei ihm nicht auffällt, dass das Tischtuch völlig unversehrt bleibt.

    Gemäß Asnis Kommentar könnte man Mondragon im finalen Kampf gegen einen gut gepanzerten Ritter antreten lassen, dessen Rüstung er mühelos zerteilt, aber an seinem Hemd abprallt. Alles aber nur Ideen, die ggf. nicht so in die Vorstellung deiner Geschichte passen.

    Ich finde Montragon als Charakter schon gut und für den Leser unterhaltsam – aber er ist natürlich schon ein ziemlicher Vollpfosten, was stellenweise übertrieben wirkt. Er überhört komplett den offensichtlichen Zauberspruch des Magiers und hat sein Schwert scheinbar nie ausprobiert, bevor er damit in den Kampf um Leben und Tod zieht. Das muss nicht unbedingt störend sein. Ich persönlich finde solche Antagonisten allerdings spannender, wenn sie durch etwas mehr Intelligenz ggf. unberechenbarer und gefährlicher / spannender werden. Ich weiß aber nicht, ob das in dieser Geschichte zum Grafen passen würde.

    Bis auf diese Meckereien auf hohem Niveau habe ich mich gut unterhalten gefühlt und freue mich auf mehr von dir!

    Hi Rainbow,

    in aller Kürze ein paar Kommentare:

    Spoiler anzeigen

    Ich habe mich zwischenzeitlich gefragt, ob sich das alles zu sehr zieht und ob ich irgendwie schneller vorankommen müsste

    Für mich als Neueinsteiger ist das Tempo gut so - insbesondere die Rückblenden. Vielleicht sieht das jemand anders, der schon im Thema drin ist - allerdings hat man ja auch häufig die Hälfte wieder vergessen, wenn der letzte Band einige Zeit her war.

    bevor sich an dem Ende des Ganges schließlich eine Lichtquelle abzeichnete, die größer wurde, je näher sie ihr kamen

    Schönes Bild für das Betreten einer Dimension, die (zumindest im Auge einiger Betrachter) sowas wie das Jenseits ein könnte

    schwerelose Leichtigkeit

    Hört sich für mich (subjektiv) irgendwie etwas nach weißem Schimmel an

    „Wir müssen hier entlang“, wies Micah sie an und deutete ihr den Weg, wobei er davon absah, ihr den Vortritt zu gewährend, sondern schnurstracks an ihr vorbeimarschierte. Emilia konnte sich nicht helfen, aber das Ablegen seiner irdischen Fassade hatte ihn offenbar auch noch das letzte Bisschen Menschlichkeit gekostet.

    Naja, vielleicht ist das von Micah unhöflich, aber jetzt nicht unbedingt "unmenschlich" :)

    Plötzlich fiel ihr auf, dass es gar keine Sonne gab

    etwas weiter östlich befanden sich Wälder

    Ich habe mich gefragt, woran man Himmelrichtungen festmacht, wenn es keine Sonne gibt. Ggf. ist es einfacher hier mit rechts / links o.ä. zu arbeiten (auch wenn das im geografischen Kontext unüblich ist).

    Sie wirkten zerbrechlich, als fließe die Endlichkeit ihres Seins förmlich aus ihnen heraus und als könne man ihren Zerfall beobachten

    Sehr schöne Formulierung!

    Trotz der vielen Reize, die sich ihr boten, stellte Emilia mit einem Anflug bitterer Ernüchterung fest, dass sie offenbar das einzige menschliche Wesen war, welches der Kleiderordnung nicht entsprach

    Wer kennt das nicht: da kommt man das erste mal in eine fremde Dimension und niemand hat einem den Dresscode mitgeteilt :). Aber vielleicht auch irgendwie menschlich / sympathisch, dass sie sich Gedanken darüber macht.

    Da standen diese Wesen, die unterschiedlicher nicht sein konnten, in Gespräche vertieft, lachten miteinander und diskutierten, als sei es das normalste von der Welt, dass man sich hier an diesem außergewöhnlichen Ort traf.

    Das fand ich ein sehr bemerkenswertes Detail, das mich wirklich neugierig macht, wie es hier wohl weitergeht ...

    Hi Rainbow,

    wie du gesehen hast, habe ich mal in die ersten Kapitel des dritten Bandes rein gelesen. Allerdings – das muss ich zu meiner Schande gestehen – habe ich noch nicht in Band eins und zwei rein geschaut :blush:. Als Quereinsteiger werde ich mich daher erstmal ein Bisschen im Hintergrund halten, bis ich in die Story rein gekommen bin.

    Vielleicht interessiert es dich aber, dass man selbst ohne das Vorwissen der ersten Bände sehr schnell im Geschehen drin ist. Die Erläuterungen zu Beginn sind da sehr hilfreich. Zum anderen orientiert sich die Darstellung der (Welt der) Engel bisher sehr stark am alttestamentlichen Vorbild, sodass man schnell eine grobe Vorstellung hat. Natürlich fehlen mir ein paar Details zu den Beziehungen der Charaktere untereinander, aber das stört das Leseerlebnis bisher nicht. Im Gegenteil – ohne die Vorgeschichte im Detail zu kennen kann man relativ schnell mit Emilia mitfühlen.

    Als Kind habe ich mal „Krieg der Engel“ von Wolfgang Hohlbein gelesen. Zwar erinnere ich mich kaum noch an Details, aber sobald es in deiner Geschichte in die verlassene Kapelle ging, fühlte ich mich sehr stark an die Welt und Atmosphäre dieses Buches erinnert. Vielleicht spielt das ein Bisschen mit rein – jedenfalls hatte ich sehr schnell ein sehr konkretes Bild der Charaktere und Umgebung vor Augen. Auch die Story fesselt recht schnell. Jedenfalls habe ich schon jetzt das Bedürfnis zu erfahren, wie es mit der Anhörung vor dem Rat weitergeht.

    Tariq,

    Sehr schöner Anfang von Kapitel 12. ich erinnere mich, dass ich in der ersten Fassung eine intensivere Reaktion von Tevor auf sein nächtliches Erlebnis erwartet hätte. Das fand ich in der aktuellen Version sehr gelungen. Auch Tevors Gedankengänge bei der Ärztin fand ich sehr nachvollziehbar. Auf der einen Seite will er wissen, was mit ihm los ist. Auf der anderen Seite hat er Angst vor den Konsequenzen. Gefällt mir!

    Hi Tariq,

    und hier die nächsten Kommentare:

    Spoiler anzeigen

    Zu Kapitel 10:

    Ich finde es, so, wie du es angepasst hast sehr gut.

    Zu Kapitel 11:

    Gefällt mir auch sehr gut. Friedas Perspektive ist gut und nachvollziehbar gelungen. Nur ein paar Kleinigkeiten:

    „Was denkst du dir eigentlich?!“, fauchte sie erbost, als er eintrat war, und sprang auf.

    eingetreten war

    Und er hat es auf jeden Fall auch den anderen Axiomen mitgeteilt, so dass nun kein Geheimnis mehr ist, welche perversen Spielchen du da unten im fünften Untergeschoss abziehst.

    so dass es nun kein Geheimnis mehr ist

    Er hatte sie voll im Griff und sie konnte nicht dagegen tun.

    konnte nichts dagegen tun

    „Ich hatte dich gewarnt und gebeten, vorsichtig zu sein, und du hast es ignoriert. Deshalb werde dich als Verantwortlichen für diese Aktion da unten jetzt für zwei Wochen suspendieren müssen. Damit in Ruhe Gras über diese ... Sache wachsen kann. Bine und Merrick erhalten drei Tage Arrest und ihnen werden zwanzig Credits vom Konto abgezogen. Du solltest beten, dass niemand auf die Idee kommt, den General zu informieren. Und jetzt verschwinde!“, fauchte sie. „Aber lass dir gesagt sein: Beim nächsten Mal wirst du für das, was du deinen Untergebenen erlaubst“, sie betonte das ‚erlaubst‘ mit Nachdruck, „selbst geradestehen. Und ich werde mir nicht die Finger für dich verbrennen. Es gibt für alles Grenzen. Sollte mein Kopf rollen wegen dieser Angelegenheit, dann wird es deiner auch!“
    Wie vorhin bei Benedict sah sie auch Dwayne hinterher, der erst gestutzt und dann schulterzuckend die Zentrale verlassen hatte.

    Nach meinem persönlichen Geschmack könntest du Friedas lange Rede hier ab und zu mal mit Dwaynes Reaktionen unterbrechen, statt sie gesammelt am Ende zusammenzufassen.

    Hi Tariq,

    hier meine Kommentare:

    Spoiler anzeigen

    Zu Kapitel 9:

    nichts zu meckern. Das Geschehen wirkt sehr plausibel. Vermutlich kennst du dich (aus Praxis oder Theorie) in medizinischen Einrichtungen aus.

    Zu Kapitel 10:

    Tja, hier passiert das, was man schon nach Ares Gespräch mit seinem Vater vermutet hatte. Ares weiht Etienne in die ziemlich ungeheuerlichen Pläne seines Vaters ein. Was mich hier noch nicht so ganz überzeugt ist, wie die beiden mit der Dimension dieser Enthüllungen umgehen. Gerade im direkten Vergleich mit den Machenschaften von Frieda und Coholt.

    Letztere bekommen in diesem Abschnitt sehr viel Raum und Etiennes und Ares emotionale Reaktion ist sehr eindrücklich. Auch wenn Coholts Gewaltverbrechen sehr ernst zu nehmen sind, spielen sie nach meinem Verständnis in einer gänzlich anderen Liga als das, was Mestor vorhat, was praktisch ein gesamtes System in Frage stellt / angreift.

    Weder Ares noch Etienne scheinen dieses Wissen als eine Gefahr für sich selbst zu begreifen, was entgegen meiner Intuition verläuft. Insbesondere scheint Ares keine Gefahr darin zu sehen, Etienne in Mestors Pläne einzuweihen.

    Etienne wiederum reagiert verhältnismäßig unspektakulär auf die ziemlich unglaubliche Enthüllung.

    Dann kam der heikle Teil und er sah, wie sein Freund ungläubig lauschte, als er die manipulierten Chips beschrieb. Abscheu malte sich in dessen Miene und auch Wut, dieselben Gefühle, die ihn selbst jetzt wieder überwältigten.

    Ja, seine Reaktionen während er zuhört sind plausibel beschrieben. Allerdings quittiert er das Ganze dann lediglich mit einem

    „Was wirst du tun?“

    Das scheint mir intuitiv auch seltsam. Ich hätte erwartet, dass er entweder komplett sprachlos ist oder tausend Fragen hat. „Was wirst du tun?“ hört sich außerdem so an, als ob Etienne das Ganze als eine Angelegenheit zwischen Ares und seinem Vater begreift und nicht als etwas, dass Implikationen auf das ganze System hat.

    Am Ende bin ich noch über folgenden Satz gestolpert:

    Doch das war zweitrangig, da sein Vater sowieso nicht vorhatte, ihm diese Führung zu überlassen.

    Ich habe das so verstanden, dass Ares davon ausgeht, dass er – selbst wenn er seinem Vater als Chef im Ring nachfolgen würde – davon ausgeht, dass dieser weiterhin die Zügel in der Hand behält. Falls das gemeint ist, könnte man das vielleicht noch etwas verdeutlichen.

    Tariq,

    Kapitel 8 3/3 ist super geworden. Ich erinnere mich noch, dass wir in der ersten Fassung viel über Kameras und die Logik hinter Coholts Verhalten diskutiert hatten. Ich habe mir die Plausibilität jetzt ein paar mal durch den Kopf gehen lassen und muss sagen, dass es in dieser Fassung wirklich einen guten Eindruck macht - Hut ab. Ich denke Ares und Etienne handeln sehr nachvollziehbar und das ist glaube ich hier für den Leser wichtig. Mal schauen, was das noch für Konsequenzen hat, dass in der neuen Version ein anderer Axiom als Ares den Onta entdeckt hat.