Beiträge von Juu-Ka

    Naja gut, ich denke, die Botschaft ist dann doch recht eindeutig :)


    Da habe ich mich wohl einfach verschätzt, was für den Leser interessant ist und mich zu sehr darin vertieft, wie ich die große Erzählung Stück für Stück voranbringen kann. Wenn ich mir die weiteren 13 vorgeschrieben Kapitel ansehe, wird die Geschichte in Anbetracht eurer Kommentare definitiv zu langsam vorankommen und dann wohl auch nicht den erhofften Impact bringen.


    Von daher: Es war ne interessante Zeit und ich bin dankbar, dass ihr euch mit dieser Geschichte auseinandergesetzt habt, aber hier ist dann der Punkt gekommen, wo ich mich in die lange Riege der abgebrochenen Geschichten einreihen muss.


    LG Juu

    Lieber Novize, lieber Thorsten,


    lieben Dank für die vielen Anmerkungen und die 'Geduld' für die etwas weniger ereignisreichen Kapitel ^^'


    Ich verstehe, dass es den Leser dazu bringen kann, die Geschichte irgendwann zur Seite zu legen, wenn ihm auf einer etwas längeren Strecke keine Szenen präsentiert werden, die der Handlung einen Ruck in eine bestimmte Richtung geben. Andererseits halte ich noch immer an der Überzeugung fest, dass viele dieser Informationen, die ich in diesem und dem letzten Kapitel vermittele, dem Gesamtwerk besser tun als wenn ich sie weglasse. Denn dann werden sicherlich Anmerkungen kommen, dass späteren Szene nicht nachvollziehbar wirken, ruckhaft und undurchdacht wirken. Die Längen kommen dann womöglich dadurch zustande, dass ich diese Informationen mit einem nachvollziehbaren Tagesablauf transportiere und mit Beschreibungen, die dem Worldbuilding dienen.

    Ob diese Überzeugung gerechtfertigt ist, muss man vielleicht nochmal gründlich überlegen, wenn das Werk am Ende in seiner Gesamtheit steht.



    Lieber Novize,


    Ich finde es nie einfach, die richtigen Worte auf solche Gedichte zu finden. Ich will aber zumindest die Metapher des Scheinwerfers erwähnen, als die mir das Teilen deines Gedichts mit deinen Mitmenschen vorkam. Ein Scheinwerfer, der die Dunkelheit in dem Gedicht für deine Mitmenschen sichtbar macht. Oder anders gesagt, ein Licht, das ins Dunkel strahlt.

    So, heut gibt's wieder ein weiteres kleines Stück vom großen Kuchen.


    ( Thorsten Vielen Dank nochmal für die zusätzlichen Erläuterungen. Dein letzter Kommentar wirft ein paar grundlegende Fragen zum Erzählungsstil auf - ich werde mich damit nochmal intensiver befassen, wenn die Überarbeitung des großen Ganzen ansteht)


    (Wie immer gilt: Konstruktive Kritik etwa zu Rechtschreibung & Grammatik, Logikproblemen, überschwänglichem oder mangelndem Gebrauch verschiedener Stilmittel, u.a. ist hier ebenso gern gesehen, wie ein paar warme Worte, was euch gut gefällt, oder auch Anmerkungen dazu, worüber ihr gerne mehr erfahren wollt bzw. was so eure Erwartungen an den weiteren Verlauf der Geschichte ist. - ich freue mich übrigens auch sehr über Kommentare zu bereits weiter zurückliegenden Kapiteln, falls jemand erst vor kurzem eingestiegen ist oder beim 'zurückblättern' etwas entdeckt hat :))



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    Was bisher geschah:



    10


    Nach seinem Marktdienst hatte Juu-ka gerade noch genug Zeit, um gemeinsam mit seinen Eltern ein paar Brote zu essen. Viel Appetit hatte er nicht, allerdings fühlte er sich nach dem kurzen Aussetzer hinter dem Handwerksstand ziemlich ausgelaugt und kam mit der deftigen Mahlzeit wieder etwas zu Kräften. Auf Arahos Frage nach seiner Arbeit, berichtete ihm der junge Kemono von den wenigen Kunden und den Gesprächen der vorbeiziehenden Dorfbewohnern. Die Unterhaltung der beiden Wächter und die sich daran anschließende Panikattacke sparte er bewusst aus, um seinen Eltern keinen unnötigen Kummer zu bereiten.


    Kurz nachdem die Handwerkerfamilie das Geschirr für das Abendessen zur Seite geräumt und die Kräuterpaste zusammen mit dem restlichen Roggenlaib zurück in den Küchenschrank verstaut hatte, verließen die drei Kemono gemeinsam das Haus. Juu-ka und Araho machten sich auf dem Weg zum heiligen Garten, während Juu-kas Mutter für einen baldigen Kundentermin in den Betrieb zurückkehrte.


    Die kräftige Frühlingssonne stand genau zwischen dem Zenit und den westlich gelegenen Baumkronen des Käferwaldes, als der Handwerksmeister und sein Sohn vom Wächterviertel auf das Tempelgelände abbogen. Bereits aus einiger Entfernung sahen sie die Priesterin allein und mit gefalteten Pfoten vor der vergoldeten Fuchsstatue knien. Sie schien völlig in ein Gebet vertieft und regte sich kein Stück, als die beiden Handwerker neben ihr zum Stillstand kamen. Lukits Augen waren geschlossen und mit flüsternder Stimme bat sie den großen Kitsune darum, ihr die richtigen Worte in den Mund zu legen, sobald sie vom Podium aus zu den Besuchern sprechen würde.


    Aus dem Hintergrund ertönten die scheppernden Schritte von Eisen beschlagenen Stiefeln. Juu-ka drehte sich instinktiv um und blickte in die strengen Gesichter zweier herannahender Wächter. Erst als die mürrischen Gestalten auch den Handwerksmeister neben ihm bemerkten, entspannten sich ihre Gesichtszüge wieder. "Araho! Wie ich sehe, hast du deinen Sohn mitgebracht."


    Juu-ka musterte den grauweiß befellten Wächter und seine hellbraue Partnerin mit einer leichten Nervosität, während sie Araho in ein kurzes Gespräch über die nahe gelegene Holzfällernische an der Käferwaldstraße verwickelten.


    Lukit erhob sich schließlich aus ihrem Gebet und ehrte die goldene Gottesskulptur mit einer kurzen Verbeugung, bevor sie sich der kleinen Gesprächsgruppe zuwandte. Ihr langes kunstvolles Gewand glitt dabei sanft über den sauberen Erdboden. "Ich bin euch wirklich dankbar für eure Fürsorge, aber es ist wirklich nicht nötig, dass ihr immer sofort in Erscheinung tretet. Der große Kitsune hält seine Pfote bereits schützend über mich."


    Die Wächterin mit dem hellbraunen Fell entgegnete Lukit in einem aufrichtig besorgten Ton. "Auch der große Kitsune erwischt mal einen nachlässigen Moment. Und als erfahrene Wächterin kann ich dir sagen, dass du heute Mittag mindestens zweimal grob angegangen worden wärst, wenn wir nicht in deiner Nähe gewesen wären. Einige Kemono sind momentan einfach ziemlich aufgebracht."


    Araho versuchte sich gerade in das Gespräch einzuklinken, doch Lukit kam ihm zuvor. "Und genau diese Gemüter werde ich heute wieder beruhigen. Ihr werdet sehen." Die Priesterin erklärte das Gespräch für beendet, kehrte den Wachen und den beiden Handwerkern ihren Rücken zu und verschwand schließlich hinter dem Tempelgebäude Richtung Garten.


    Der Wächter mit dem grauweißen Fell seufzte entnervt und setze sich ebenfalls in Bewegung. In seiner Vorwärtsbewegung bedachte er seine Partnerin mit einer knappen Kopfbewegung. "Lass uns gehen. Nowa hat uns mit aller Deutlichkeit aufgetragen, sie nicht aus den Augen zu lassen." Die Wächterin säuselte ein unmotiviertes 'Ja' und ließ Juu-ka und Araho schließlich wortlos zurück.


    Als anschließend auch die beiden Handwerker am Tempelgebäude vorbei auf die Gartenfläche abgebogen waren, eröffnete sich ihnen ein eindrucksvolles Bild. Obwohl sich die Szenerie noch im Aufbau befand, bekamen die beiden Kemono bereits eine gute Vorstellung davon, wie sehr sich Lukit für ihre Gäste ins Zeug legte.


    Juu-kas Blick strich zunächst über etliche mit Sitzkissen bestückte Holzbänke bis hin zum schmuckvollen Podium, in dessen Frontseite ein aufwendiger Holzschnitt des großen Kitsune eingearbeitet war. Neben dem breiten Podium war zu beiden Seiten ein Messdiener damit beschäftigt, weiße Porzellanvasen mit aufgeblühten Azurrosen zu bestücken. Auf dem Podium selbst errichteten derweil zwei kräftige Helfer Lukits prachtvolle Harfe, die farblich perfekt zur benachbarten Blumendekoration passte. Der würzige Duft von Weihrauch machte ihn weiter auf die strahlenden Zinngefässe aufmerksam, die von zwei Kemono in hellen Seidengewändern Richtung Podium getragen wurden und dabei eine schmale Rauchspur hinter sich herzogen. Ein Anflug von Begeisterung überkam den jungen Kemono, als er schließlich die vielen Leckereien entdeckte, die auf kleinen runden Tischen neben den Holzbänken verteilt standen. Viele verschiedene Sorten an Obstkuchen, reichlich gefüllte Schalen mit Salbeiplätzchen, dicht aufgefächerte Minzröllchen-Rondelle und noch viele weitere Leckereien, an denen sich bereits einige der Gäste genüsslich verköstigten.


    Nach und nach trafen immer mehr Kemono ein. Einige beäugten die feierlich hergerichtete Gartenfläche mit einem gewissen Misstrauen, anderen entlockte sie ein verzücktes 'Ohh' oder ein erstauntes 'Toll'. Man sah Kinder über die Köstlichkeiten am Rande der Sitzbänke herfallen und Erwachsene, die sich auf den Sitzbänken niederließen, um sich in ausufernde Diskussionen zu vertiefen. Manche lauschten auch einfach nur dem Klang der Harfe, an der Lukit begonnen hatte, ein paar sakrale Melodien zu zupfen. Die beiden Wachen, die sich unweit der Priesterin im Hintergrund positioniert hatten, wirkten dabei schon fast befremdlich.


    Im hinteren Bereich der Bankreihen erblicken Juu-ka und Araho die winkenden Arme dreier Handwerkskollegen, die sich dort um einen der Tische versammelt hatten. Vater und Sohn ließen nicht lange auf sich warten und folgten dem Wink, der sie wenig später in ein herzliches Gespräch über die Vorzüge von Sandsteinen gegenüber Kalksteinen involvierte.

    Juu-kas Interesse an diesem Thema hielt sich aktuell in Grenzen, daher lenkte er seine Aufmerksamkeit schon nach kurzer Zeit auf den Eingangsbereich des Gartens, um direkt darüber im Bilde zu sein, falls ein paar Unruhestifter das Gelände betreten sollten.


    Es vergingen noch einige Minuten, in denen Kemono aus sämtlichen Vierteln des Dorfes in den Garten eintraten. Unruhestifter machte Juu-ka dabei nicht aus, trotzdem zuckte er bei einem Ankömmling erschrocken zusammen: Nowa, der wuchtige Übergangskommandant des Wächtertrupps, der mit seinem grimmigen Blick, dem abgewetzten borstigen Fell und der zerkratzten Stahlrüstung gänzlich deplatziert an diesem Ort des Friedens wirkte. Seine reine Präsenz riss so manchen Kemono unsanft aus der lieblichen Trance zu Lukits Harfenspiel heraus. Als besonders furchteinflößend empfand Juu-ka die riesige schwarze Streitaxt, die mit zahlreichen Schlangenastriemen an seinem Rücken befestigt war. Furchteinflößend, ja, auf der anderen Seite hielt es Juu-ka für sehr unwahrscheinlich, dass es bei Nowas Anwesenheit jemand wagen würde, einen Streit vom Zaun zu brechen. Von dieser Warte aus betrachtet empfand der junge Kemono sogar eine gewisse Erleichterung. Zumindest für den kurzen Augenblick bis er die vier Wächter bemerkte, die den muskulösen Hünen mit dem dunkelgrauen Fell flankierten. Die beiden Wächterinnen links von ihm, Ota und Elyss, kannte Juu-ka nur flüchtig vom Sehen her. Die anderen beiden jagten ihm dagegen fast noch einen größeren Schrecken ein als ihr zeitweiliger Kommandant: Euxis und Letton. Augenblicklich drängte sich ihm wieder die Erinnerung an den gestrigen Abend auf, mitsamt der Speerspitze, die ihn nur knapp verfehlt hatte.


    "Hey, Juu-ka, alles in Ordnung? Du wirkst etwas blass." hörte der junge Kemono seinen Vater fragen, während er den fünf Wächtern dabei zusah, wie sie langsam auf ihre beiden Kollegen im Hintergrund zusteuerten. Erst Arahos warme Pfote in seinem Nacken holte die Aufmerksamkeit des jungen Kemono wieder zurück an den Tisch, wo er inzwischen auch die Blicke der anderen drei Handwerker auf sich gezogen hatte.


    Einer von ihnen bemühte sich Juu-ka gegenüber um ein ausgelassenes Lächeln, während er seinen rechten Daumen unauffällig in Richtung der Wächtertruppe wies. "Na, Junge, macht er dir Angst?"


    Juu-ka sah ihn mit großen Augen an und nickte zaghaft. "Ja... irgendwie schon."


    Der Blick eines weiteren Handwerkers fuhr zur Wächtertruppe rüber... "Yuri muss sich wirklich große Sorgen um Lukit machen, wenn sie ihr dickes Ungeheuer herschickt." ...und wandte sich dann wieder an Araho. "Apropos. Ich habe Yuri heute noch gar nicht gesehen. Ist sie wieder zu einem Außeneinsatz unterwegs? Hätte gedacht, dass sie erstmal diese Geschichte mit den Zetteln klären will."


    Araho nickte knapp, begleitet von einem Seufzer. "Ja... als wir uns heute morgen in der großen Halle wegen der Pergamente versammelt hatten, kam... ein Außenposten von ihr in die Halle gestürmt und hat uns berichtet, dass zwei ihrer Leute in der Erzhöhle verschüttet wurden. Sie hat sich den Außenposten und drei weitere Wächter geschnappt, ist direkt losgerannt und hat Nowa zeitweilig das Kommando übertragen. Alsadan... hat sich ihr dabei ebenfalls angeschlossen."


    Juu-ka war für einen Augenblick sichtlich irritiert über die Aussage seines Vaters. Die Handwerkerkollegen reagierten dagegen tief besorgt auf dessen Schilderungen und erkundigten sich nach mehr Details über den Vorfall.


    Araho vermied es, die vom Beratungskomitee erdachte Notlüge weiter ausschmücken zu müssen und beantwortete die meisten Nachfragen damit, dass der Außenposten vor seinem Aufbruch mit Yuri sehr vage in seinen Ausführungen gewesen sei. Um nicht in unnötige Erklärungsnot zu geraten, bat er seine Kollegen zudem um Vertraulichkeit über den Vorfall. Schließlich würde alles wieder gut werden und man wolle das Dorf ja nicht unnötig beunruhigen.


    Die Sitzplätze füllten sich allmählich und schon bald waren vergleichbar viele Kemono anwesend, wie zur Sondersitzung des Beratungskomitees am vorangegangenen Tag. Auf Arahos Vorschlag hin, setzten sich auch die fünf Handwerker in Bewegung, um noch eine Bank zu ergattern, die genug Platz für die gesamte Gruppe bot.


    Juu-ka war nicht unglücklich darüber, dass sich ihre Bank am Randbereich des Publikums befand. So gelangte er schnell an einen Tisch, der noch reichlich Plätzchen für ihn bereithielt. Vor allem bot sich ihm dadurch aber auch die Möglichkeit, schnell aus der Menge zu entkommen, falls es trotz des einschüchternden Wächteraufgebots doch noch zu Tumulten kommen sollte.


    "Hey, Juu! Hey!"


    Der junge Kemono fuhr rasch aus seinen Gedanken hoch und sah wieder zum Eingangsbereich des Gartens, wo sich Li-hoi von seiner Mutter gelöst hatte und in bester Laune auf die Handwerkergruppe zugelaufen kam. Juu-ka winkte seinem Freund lächelnd zu, behielt zugleich aber auch Mi-ran im Auge, die skeptisch zum Podium schaute.


    Juu-ka wusste nicht, inwieweit Mi-ran ihren Sohn bereits über die aktuelle Lage im Dorf informiert hatte, daher entschied er sich für einen unverfänglichen Gesprächseinstieg, nachdem ihn sein fuchsfarbener Freund mit einem lässigen Pfotenschlag begrüßt hatte.

    "Na, wie läuft es mit deinem Nachhilfeunterricht? Kommen deine Schüler gut mit?" fragte Juu-ka, während er seinen Kopf leicht zur Seite neigte.


    Li-hoi entgegnete ihm mit einem Grinsen und einen hoch gereckten Daumen. "Alles super! Zahlenlehre, Kräuterkunde, Schriftsprache... die kommen mit allem ausgezeichnet zurecht!"


    Das Gespräch der beiden Freunde zog sich noch ein wenig hin und schwenkte zunächst zur eigenen Schulzeit, bevor es dann um ihre jüngsten Ausbildungserfahrungen ging. Mi-ran hatte unterdessen eine Plauderei mit Araho begonnen, von der Juu-ka allerdings kaum etwas mitbekam.


    Zum Ende ihrer Unterhaltung erfuhr der junge Kemono noch, dass sich Enso gegen einen Besuch von Lukits Veranstaltung entschieden hatte, um stattdessen seine Recherchen in der Bibliothek voranzutreiben. Juu-kas Gedanken drifteten dabei langsam wieder zu Alsadan und Amai ab, zerstreuten sich allerdings wieder, als Li-hoi ihm kräftig auf den Rücken klopfte, um sich fürs Erste von ihm zu verabschieden.


    Da die Bank mit den fünf Handwerkern bereits voll besetzt war, ließen sich Li-hoi und Mi-ran zwei Schritte weiter auf die benachbarte Bank neben drei älteren Damen nieder. Juu-ka musste grinsen, als sie Li-hoi wie aus einem Reflex heraus ein Stück Apfelkuchen anboten.


    Schließlich ließ Lukit ihr Harfenspiel verklingen und verkündete damit den unmittelbar bevorstehenden Beginn ihrer Ansprache. Auf den Besucherrängen wurde es schlagartig ruhiger und die Aufmerksamkeit der anwesenden Kemono richtete sich nach vorn.


    Die Priesterin schob zunächst ihr schweres Instrument an die Seite und trat daraufhin fast bis an die vordere Kante ihres Podiums. Von dort aus ließ sie einen besonnenen und zugleich erfreuten Blick über das Publikum schweifen und eröffnete ihre Ansprache mit einer - für ihre Verhältnisse - ungewöhnlich kraftvollen Stimme.


    "Liebe Brüder, liebe Schwestern! Ich bin hocherfreut, dass ihr alle so zahlreich gekommen seid. Es sind schwere Tage und wir alle tragen viel Kummer in unseren Herzen! Doch ich versichere euch allen, dank der Barmherzigkeit des großen Kitsune werden sich unsere Sorgen schon bald vollkommen in Wohlgefallen aufgelöst haben! Ich bitte euch, hört mich an, was ich euch heute zu sagen habe!"

    Hey Etiam,


    ich hab hier mal weitergemacht (Kapitel 1.2) :)


    Man erinnere sich an die Klopapier-Vorräte zu Beginn unserer lustigen kleinen Viren-Krise.

    Diese "lustige kleine Viren-Krise" hat einen guten Freund und vielen anderen Menschen das Leben gekostet. Ich finde solche Formulierungen alles andere als angebracht.

    Zunächst einmal mein aufrichtiges Beileid für deinen Verlust und schön, dich wieder hier im Forum zu sehen. Ich hoffe, dem Auge geht es wieder besser.


    Was meinen Kommentar angeht: Entschuldige bitte. Es war wirklich nicht meine Absicht, hier irgendjemandes Leid kleinzureden.

    Mir persönlich fällt es oft leichter, Probleme in den Griff zu bekommen, wenn ich sie ein wenig ins Lächerliche ziehe. Dann wirken sie nicht mehr so gefährlich und es gelingt mir wieder besser, mich wieder auf andere Dinge zu konzentrieren.


    Mein eigener Umgang mit dieser Pandemie lässt mich allerdings schon mal vergessen, dass er anderen Menschen bitter aufstoßen kann. Von daher bin ich dir dankbar, dass du die Sache hier angemerkt hast. Ich habe den Sarkasmus aus dem Post oben wieder rausgenommen und hoffe, dass er so jetzt nicht mehr verletzend wirkt.

    Lieber Thorsten,


    vielen Dank für die gedankenanregenden Anmerkungen :)


    Ich denke, viele von uns kennen das, wenn wir viel Arbeit in etwas investieren und diese Sache dann aus irgendeinem Grund verlieren - ob wir uns nun entschließen, eine unfertige Geschichte zu löschen, eine eigens angefertigte Digitalzeichnung bei einem PC Crash verlieren oder (früher) Ausversehen eine alte Videokassette mit Urlaubsvideos überspielen - selbst wenn wir die Geschichte nie mehr im Leben angerührt hätten, das Bild auf der Festplatte in Vergessenheit geraten wäre oder die Urlaubsvideos mittlerweile eigentlich total langweilig finden - der Verlust schmerzt trotzdem langfristig und man sehnt sich die Dinge wieder herbei. Man kennt ja den verwandten Mechanismus, dass Dinge dann interessant werden, wenn sie knapp sind oder schwer zu bekommen sind. Man erinnere sich an die Klopapier-Vorräte zu Beginn der Corona-Pandemie


    Allein, um diesem Gefühl vorzubeugen, bewahre ich meine kreativen Werke, in denen vielen Stunden Arbeit stecken, meistens auf, anstatt sie zu löschen/wegzuwerfen (zumindest solange sie kein ernstes Platzproblem verursachen - aber das ist bei 'ner Textdatei wohl weniger ein Problem)


    Es mag aber auch Leute geben, die solche Sachen ganz bewusst löschen, um sich mental davon zu lösen und symbolisch einen Schritt vorwärts gehen zu wollen. Da muss man mal in sich gehen und sich ehrlich eingestehen, wie man in dieser Hinsicht funktioniert.

    Lieber Novize,


    besten Dank für deinen umfassenden Kommentar, der mir wieder einen guten Eindruck in die Leserperspektive gibt.



    Hey Etiam,


    Dann hüpfe ich aus Ymir mal gerade wieder zu den Kemono :D



    Hey Etiam,


    Zitat:

    Aber wo sind meine Mannieren, schön dass du dich auf Ymir eingefunden hast :D


    -> Es wirkt hier noch alles etwas karg und ungemütlich, aber wahrscheinlich sind dann auch die Mieten nicht so hoch ;)


    Zitat:

    Aber der Gedanke war, dass man ihnen nicht so recht glauben wollte. Draugr leben nur unter der Erde und wenn sie mal gesehen werden koordinieren sie nicht mal ansatzweise so einen Angriff. Dazu noch die Sache mit dem Nebel ... das klingt in den Ohren der Einwohner einfach alles etwas komisch. Nur wenige glauben es, manche nehmen es hin und wieder welche denken einfach die sind verrückt.


    -> Ah okay, ja, diese Infos fehlen dem Leser in diesem Abschnitt. Man weiß jetzt natürlich nicht, in welcher Beziehung das Dorf zu der alten Heimatstadt steht. Vor dem Hintergrund deiner Erklärung drängt sich mir dann die Frage auf, wie der Vorfall an den Leuten im Dorf einfach so vorbeigehen konnte. Hat sich so ein krasses Ereignis nicht herumgesprochen? War niemand der Leute im Dorf in der Stadt als das passiert ist? Sprich - leben die Leute in dem Dorf stark isoliert von der Außenwelt? Sind das also das, was wir "Hinterwäldler" nennen? Ich hatte mir den Vorfall zunächst auch so groß vorgestellt, dass man auch aus der Ferne sieht, wie sich dort ein unnatürliches Unwetter zusammengebraut hat. Da solltest du zumindest noch ein konsistentes Konzept deiner Welt im Hinterkopf behalten, damit hier später alles gut zusammenpasst :)

    Dieses Jahr gab es bisher zwei Filme, die für mich herausgestochen sind. Den einen hat Tariq im vorausgehenden Post schon angemessen gewürdigt - der andere ist "Der Rausch" von Thomas Vinterberg und einer Darstellerriege, von der man vermutlich nur Mads Mikkelsen kennt. Worum geht's? Vier Männer, die an einer Schule arbeiten befinden sich ganz offensichtlich in einer Midlife-Crisis und scheinen eher genervt von ihrem Job - allen voran der Geschichtslehrer Martin. Seine Schüler beschweren sich über seinen wirren Unterricht, das Liebesleben mit seiner Frau ist zum Erliegen gekommen und seine Kinder beachten ihn nicht mehr recht. Was also tun? Auf einem Geburtstag mit seinen drei Lehrerkumpels kommt in einem schwermütigen Gespräch mit ein paar Gläsern Wein eine Theorie nach einem norwegischen Forscher auf den Tisch (den Forscher und seine Theorie gibt es wirklich), nach der Menschen eigentlich einen konstanten Alkoholpegel von 0.5 pro Mille brauchen, um ihr Leben optimal ausschöpfen zu können. Das Gespräch führt schließlich zu einem unterhaltsamen Selbstexperiment unter den vier Lehrern, das auf authentische und unkonventionelle Weise zeigt, in welche verschiedenen Richtungen der Alkoholkonsum das Leben führen so führen kann. Der Film durchläuft einen abwechslungsreichen Genre-Mix und entlockt dem Zuschauer dabei von Traurigkeit bis Amüsement zahlreiche Gefühlsregungen ohne mit dem erhobenen Zeigefinger zu kommen.


    Ob man nun zuerst in "The Father" oder in "Der Rausch" geht, ist eigentlich egal - Hauptsache, man verpasst keinen der beiden Streifen :)

    Hi Etiam ,


    ich hatte ja schon länger vor, deine Kapitelabschnitte mal zu kommentieren, heute Abend habe ich dann auch endlich mal die Zeit dazu gefunden :) Ich habe vor einiger Zeit das komplette erste Kapitel gelesen, kenne da aber nicht mehr alle Details. Vor diesem Hintergrund widme ich mich hier jetzt nochmal etwas ausgiebiger (erstmal) dem ersten Teil von Kapitel 1. Die Kommentare der anderen Leser habe ich mir nicht angesehen - d.h. es kann sein, dass ich hier Punkte erwähne, die dir schon bekannt sein könnten und vielleicht sogar schon angepasst wurden. Ich hoffe dir hilft mein Gedankenwust hier ein bisschen.


    LG Juu

    Ich denke, in irgendeiner Art und Weise spiegeln sich eigene Erfahrungen immer in unseren Geschichten wider. Das, was ich schreibe, entstammt ja meinem Verstand und mein Verstand wird stets und ständig durch meine Erfahrungen bereichert.

    Ob nun explizite Inhalte meines Lebens Teil eigener Stories sind, ist schwer zu beantworten. Manchmal setze ich mich bewusst hin und versuche mit einem Gedicht gewisse Erlebnisse zu verarbeiten.

    Nichtsdestotrotz kam es schon häufig vor, dass ich dachte, es wäre nicht so. Ich bin während des Schreibens davon ausgegangen, dass das, was ich mir ausdenke, eben nur Gedankenspinnerei ist, Fantasie, ein Herumexperimentieren.

    Aber, wenn ich im Nachhinein über das Geschriebene reflektiere und mich frage, warum es mir wichtig ist, dass mein Antagonist genau diese Entscheidung trifft oder der Sidekick ausgerechnet jene Charakterzüge hat, verstehe ich mich selber manchmal ein bisschen mehr und finde Szenen, die unbeabsichtigt eine Situation aus meinem Leben spiegeln.

    Eine unheimlich interessante Frage, nebenbei bemerkt ;)

    Interessant wird es dann, wenn man davon überzeugt ist, einen Text losgelöst von seinen eigenen Eigenschaften/Erfahrungen/etc. niedergeschrieben zu haben, und dann das Feedback von guten Freunden kommt, das eigene Leben bzw. die eigene Person spiegele sich in seiner eigenen Welt/ seinen eigenen Figuren sehr stark wieder ^^

    Lieber Etiam, lieber Kamar,


    lieben Dank für eure Anmerkungen zum nunmehr neunten Teil meiner kleinen Geschichte :)

    (Und danke für den Hinweis mit den Flechtkörben, Kamar - da war ein Wort zu viel reingerutscht ^^')


    Kaum zu fassen, mit dem Prolog ist das jetzt schon der zehnte Beitrag. Viel Spaß beim Lesen! :)


    (Wie immer gilt: Konstruktive Kritik etwa zu Rechtschreibung & Grammatik, Logikproblemen, überschwänglichem oder mangelndem Gebrauch verschiedener Stilmittel, u.a. ist hier ebenso gern gesehen, wie ein paar warme Worte, was euch gut gefällt, oder auch Anmerkungen dazu, worüber ihr gerne mehr erfahren wollt bzw. was so eure Erwartungen an den weiteren Verlauf der Geschichte ist.)



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    Was bisher geschah:



    9


    Ein lauwarmer Wind fuhr durch Juu-kas Haar, während er an seinem Stand auf Kundschaft wartete. Kurz nach dem Ende der morgendlichen Sondersitzung des Beratungskomitees hatte Araho seinen Sohn darum gebeten, den Marktdienst zu übernehmen. Nicht nur zur Ausgabe ihrer Handwerksprodukte, sondern auch, um die allgemeine Stimmung der Kemono im Dorf einzufangen. Juu-ka bemühte sich darum, seinen beiden Aufgaben gewissenhaft nachzukommen, dennoch stellten sich zwischendurch immer wieder kürzere Phasen der Ablenkung ein, in denen er besorgt zum Nachtnebel oder zum Dorftor schaute.


    Seit Juu-ka davon erfahren hatte, dass Alsadan und seine Leute die Seelen des Berges zu erzürnen drohten, saß eine permanente Angst in seiner Brust. Zwar versuchte sich der junge Kemono immer wieder einzureden, dass Yuri den Schmiedetrupp noch rechtzeitig aufhalten würde, doch wirklich überzeugt war er davon nicht. Niemand wusste genau, wie groß Alsadans Vorsprung wirklich war. Zudem hatte Yuri noch einige Zeit damit zugebracht, die verbliebenen Kemono in der Schmiede zu befragen, bevor sie schließlich aufgebrochen war. Und soweit es Juu-ka in der frühen Mittagspause von seinem Vater erfahren hatte, gingen die Informationen aus Yuris Nachforschungen kaum über das hinaus, was Porsk ihnen bereits mitgeteilt hatte. Abgesehen von der bitteren Bestätigung, dass Amai tatsächlich nicht mehr da war, hatte Araho seinen Sohn lediglich darüber informieren können, dass Yuri das Gerücht um eine Heilquelle auf dem Nachtnebel aus Auslöser für Alsadans Unternehmung identifiziert hatte. Juu-ka hatte daraufhin überlegt, seinem Vater endlich von der ganzen Sache mit dem Märchenbuch zu erzählen. Allerdings war Araho ziemlich in Eile gewesen und hatte sich rasch wieder von seinem Sohn verabschiedet...


    Gedankenversunken hielt Juu-ka seinen Blick nun auf das Dorftor gerichtet und beobachtete einen Wächter dabei, wie er aufmerksam den rechten Flügel inspizierte. '...ich erzähl' ihm einfach später davon. Es wird sich schon eine Gelegenheit ergeben. Hmm... und Yuri? Hätte ich ihr vor ihrem Aufbruch vielleicht doch noch von dem Buch erzählen sollen? Aber wie hätte es ihr schon helfen sollen, um Alsadan aufzuhalten? Am Ende hätte das nur dazu geführt, dass Enso sich ihr als Begleitung aufgedrängt hätte. Und nach Amai auch noch Enso da draußen zu wissen... Und sowieso, das hätte doch alles nur wieder Zeit gekostet.'


    "Entschuldige bitte, der Griff meines Hammers ist mir gestern Abend durchgebrochen und ich bräuchte einen Neuen." Juu-ka schreckte kurz auf, als ihn eine raue, kräftige Stimme aus den Gedanken riss. Die großen braunen Handschuhe und die verdreckte Schürze vor seiner Brust wiesen den stämmigen Kunden mit dem kurzen gräulichen Fell unzweifelhaft als Mitarbeiter der Schmiede aus. Zusammen mit einem beschrifteten Leinenfetzen, legte der Besucher sein zerbrochenes Werkzeug auf Juu-kas Theke.


    Juu-ka hatte seine Gedanken inzwischen wieder beisammen und verbeugte sich vor dem Kunden. "E-einen Moment." Er warf einen kurzen Blick auf den Leinenfetzen, nickte kurz, als er Gentas Pfotenabdruck darauf sah, und kramte schließlich einen neuen Hammer aus der verwitterten Holzkiste neben sich hervor. "Hier bitte."


    Der Schmied nahm den Hammer entgegen, schwang ihn kurz durch die Luft und zeigte Juu-ka ein Lächeln. Ein schwaches Lächeln, von dem der junge Kemono ganz genau wusste, dass es aufgesetzt war. "Besten Dank. Schönen Tag noch." Und so plötzlich, wie der Kunde gekommen war, machte er sich auch wieder auf den Weg zurück zur Arbeit.


    Juu-ka hatte kurz mit dem Gedanken gespielt, den Schmied nach der Ausgabe des Hammers näher an die Theke zu bitten und mit ihm über Alsadan zu sprechen. Doch in aller Öffentlichkeit hätte der Schmied vermutlich nur den Ahnungslosen gespielt. Und falls nicht, wäre er damit das Risiko eingegangen, dass ein unbeteiligter Passant ein paar Informationen aufschnappte, die nicht für seine Ohren bestimmt waren. Also hatte Juu-ka den Gedanken schnell wieder verworfen.


    Der junge Kemono sah dem Schmied noch einen flüchtigen Augenblick hinterher, bevor er sich wieder seinen Aufgaben widmete und den zerbrochenen Hammer in eine leere Kiste mit der Aufschrift 'Reparatur' verstaute.


    Die Kundschaft an Juu-kas Handwerksstand hielt sich an diesem Vormittag in Grenzen. Abgesehen von dem Schmied waren noch zwei Kemono aus dem Verwaltungsviertel gekommen, um den Bau eines neuen Tisches in Auftrag zu geben, und ein paar Erntehelfer, denen er vier Flechtkörbe überreicht hatte. Auch insgesamt hatte Juu-ka den Eindruck gewonnen, dass der Marktplatz von weniger Besuchern aufgesucht wurde als üblich.


    Die Gespräche der vorbeiziehenden Kemono handelten oft von ihrer Arbeit und waren zumeist von einem bedrückten Unterton geprägt, der nicht selten mit sorgenvollen Bemerkungen über Kaa-jas Gesundheitszustand einherging. Wie befürchtet waren aber auch die Pergamente mit den roten Drohbotschaften ein häufig erwähntes Thema. Dabei wurden die verschiedensten Vermutungen geäußert, wer hinter der Aktion steckte und mit welcher Absicht sie durchgeführt wurde. Manche Dorfbewohner waren davon überzeugt, Lukit und ihre Messdiener hätten die Botschaften über Nacht selbst verbreitet. Einige von ihnen streuten das Gerücht, der große Kitsune hätte die Priesterin in einer Wahnvorstellung dazu angestiftet, andere sympathisierten dagegen mit der Aktion und stellten sie als wirkungsvolle Maßnahme dar, um eine unwillkommene Dorfführung unter Mi-ran oder Yuri zu verhindern. Letztere betonten dabei stets, selbst nichts mit der Sache zu tun zu haben. Auch Mi-ran und Yuri wurden zuweilen als Drahtzieher hinter der Aktion verdächtigt, mit dem Ziel, Lukit in Verruf zu bringen. Einige der vorbeiziehenden Kemono wagten zudem das Gedankenspiel, dass sich Lukits Kontrahenten für die Verteilung der Drohbotschaften zunächst zusammengetan hatten und sich als nächstes gegenseitig in den Rücken fallen würden.


    Angesichts der ungewohnt misstrauischen Gesprächsinhalte, fühlte sich Juu-ka zunehmend niedergeschlagen und vergegenwärtigte sich einmal mehr, wie wertvoll Kaa-jas integrativer Führungsstil all die Jahre für das Dorf gewesen war. Die Leute waren glücklich gewesen und sorglos ihrer Arbeit nachgegangen. Das Misstrauen, das er heute in den Stimmen verschiedenster Kemono ausmachte, war noch vor wenigen Tagen ein absoluter Ausnahmefall gewesen. Mittlerweile schien es sich allerdings wie eine Krankheit im Dorf auszubreiten. Er hoffte inständig, dass es Lukit am Nachmittag gelingen würde, die Wogen wieder etwas zu glätten.


    Juu-ka sah ein weiteres Mal zum Nachtnebel und betrachtete die Lichtkugeln in der Ferne. Soweit er es anhand der Unterhaltungen zwischen den Dorfbewohnern beurteilen konnte, hatte sich zumindest Alsadans Verschwinden noch nicht herumgesprochen. Auch der Marktstand der Schmiede gab keinen Hinweis darauf, dass sich ein großer Teil ihrer Belegschaft außerhalb des Dorfes befand. Das Warenangebot war unverändert und der etwas kurzgewachsene Kemono hinter der Theke präsentierte sich mit seiner typisch heiteren Art. So ließ er es sich auch an diesem Tag nicht nehmen, der Kundschaft wie immer eine seiner drei Lieblingsanekdoten mit auf den Weg zu geben: Die Geschichte, in der er aus einem Missverständnis heraus eine Schüssel anstelle eines Schlüssels angefertigt hatte, die Geschichte, in der er völlig übermüdet seine Stiefel mit seinen Handschuhen verwechselt hatte und - nicht zu vergessen - die Geschichte von seinem Hustenanfall, der damit endete, dass Alsadan eine dicke Fellkugel im Gesicht kleben hatte. Auch hatte Juu-ka keinen einzigen Kunden eine Frage stellen hören, die auf Alsadans Abwesenheit oder auf eine Unterbesetzung der Schmiede abgezielt hatte.


    Während der junge Kemono nachdenklich an seinem Stand verweilte, die Ellenbogen auf die Theke gelehnt und das Kinn in den Pfoten liegend, näherte sich ihm ein weiteres Gespräch. Mit gespitzten Ohren sah Juu-ka zur Straße hoch und machte zwei Wächter aus, die langsamen Schrittes auf den Marktplatz zusteuern. Zu seiner Erleichterung befand sich unter ihnen weder Euxis noch sein Kollege vom letzten Mal. Und trotz der Speere, die sie schräg an ihren Rücken befestigt hatten, wirkten diese Wächter insgesamt recht freundlich auf ihn.


    Der von Juu-kas Position aus gesehen hintere Wächter fiel durch ein schneeweißes Fleckenmuster auf seinem ansonsten haselnussbrauen Fell auf und kaute auf dem Bissen eines Brötchen herum, das er lässig in seiner rechten Pfote hielt. "...also Nowa kümmert sich jetzt jedenfalls um alles, solange Yuri unterwegs ist."


    Der andere, etwas kleinere Wächter, bot mit seinem dunkelbraunen, beinahe schwarzen Fell einen starken Kontrast zu seinem Kollegen. Juu-ka sah, wie er mit einer abwinkenden Geste reagierte und seufzend die Augen verdrehte. "Ausgerechnet. Der Typ ist viel zu brutal für diese Position. Hab' nie verstanden, weshalb Yuri ihm so sehr vertraut."


    Der gefleckte Wächter schmatzte munter weiter. "Hat wohl weniger was mit Vertrauen zu tun, als dass er einfach liefert. Denk nur mal an den Vorfall zurück, als die Mauer hinten im Ernteviertel eingerissen wurde und die Teufelskäfer eingefallen sind. Nowa hat sie mit seinen drei 'Speerspitzen' Euxis, Letton und Ota im Alleingang erledigt."


    Sein Partner schien von dieser Begründung nicht allzu überzeugt. "Naja, er hat sich dabei gut in Szene gesetzt. So schlimm waren diese Teufel nun auch wieder nicht. Wenn Yuri schnell genug da gewesen wäre, hätte sie Nowa nichts mehr übrig gelassen. Und die kleinen Viecher hätten selbst wir erledigen können. Die Königin war halt krass..."


    Gerade als das gesprächige Duo Juu-kas Marktstand passierte, lachte der Wächter mit dem Brötchen laut auf und spuckte seinem Kollegen dabei unbeabsichtigt ein paar Krümel ins Gesicht. "Hah! Ihren Kopf wollte Nowa als Trophäe vor seinem Haus auf einem Speer aufspießen! Da hat Yuri aber rebelliert!"


    Der Wächter mit dem dunklen Fell wirkte dezent angewidert. Ob wegen der Brötchenpartikel auf seiner Schnauze oder wegen der Bemerkung seines Partners, das vermochte Juu-ka nicht zu sagen. Während er das Gespräch weiterführte, leckte sich der vordere Wächter mehrmals über die Pfote und wischte sie daraufhin einmal gründlich über sein Gesicht. "Ja... zum Glück. Ich will nicht jeden morgen zum Training an so 'ner Bestie vorbeilaufen. Vor allen, wenn sie dann noch anfängt zu verrotten..."


    Nur wenige Augenblicke, nachdem der schwarzbraune Wächter die Pfote wieder heruntergenommen hatte, verpasste ihm der Gefleckte eine weitere Salve an feuchten Krümeln. "...und zu stinken! Hah!"


    Juu-ka empfand allmählich Mitleid mit dem Vorderen, der sich offenbar mit der feuchten Aussprache seines Partners arrangiert hatte. "Lass und versuchen, optimistisch zu bleiben. Wahrscheinlich fängt Yuri ...du weißt schon wen... rechtzeitig ab und bringt ihn in Fesseln wieder ins Dorf zurück. Dann gibt's drei Tage Hausarrest für ihn und die Sache ist wieder in Ordnung."


    Die Wächter entfernten sich langsam wieder vom Marktplatz und Juu-ka hörte den Gefleckten ein weiteres Mal laut auflachen. " ...in Fesseln!? Ich wüsste von keiner Fessel, die er nicht sprengen könnte! Hah!"


    Einige Kemono auf dem Marktplatz sahen den beiden Wächtern irritiert hinterher, taten ihre Unterhaltung aber als typisches Wächtergeschwätz ab und schienen sich nicht mehr weiter darum zu kümmern.


    Als das Gespräch der beiden Wächter Juu-kas Hörweite schließlich verlassen hatte, hallten plötzlich Euxis' mahnende Worte in seinen Erinnerungen nach: 'Es wird ohnehin nicht lange dauern, bis die Leute anfangen, Fragen zu stellen...' Juu-ka war sich sicher: Falls sich die Wächter weiterhin so offen über die aktuelle Problemlage unterhielten, dann würden sich Euxis' Befürchtungen schon sehr bald bewahrheiten. Doch Juu-ka beschäftigte auch, was die beiden Wächter über Nowa und die Käferkönigin erzählt hatten. Langsam aber sicher setze sich vor seinem inneren Auge ein Bild zusammen, das er seit dem Vorfall vor gut fünf Jahren tief in sein Unterbewusstsein verbannt hatte. Je mehr seine Erinnerungen an die Oberfläche gezerrt wurden, desto stärker spürte er den Druck in seinen Pfoten, mit dem er sie gegen das Westfenster seines damaligen Klassenzimmers gepresst hatte. Auf einen Schlag kam alles wieder in ihm hoch. Das brutale Gemetzel in der Ferne, das verängstige Gewimmer der Klassenkameraden, seine Schockstarre, bis Mi-ran ihn schließlich vom Fenster weggeholt hatte...


    Juu-kas Erinnerungen an den furchteinflößenden Vorfall vermischten sich zunehmend mit seinen Befürchtungen, was sich nach Alsadans Betreten des Nachtnebels im Dorf ereignen würde. Sein Gesicht wurde auf einmal kreidebleich und sein ganzer Körper begann heftig zu zittern. Vor seinem geistigen Auge sah er jetzt, wie unzählige Teufelsköniginnen die dicken Dorfmauern durchbrachen. Der Herzschlag des jungen Kemono erreichte augenblicklich die doppelte Geschwindigkeit und seine Kehle verkrampfte sich derart, dass er verzweifelt nach Luft rang. In einem panischen Fieberwahn sah Juu-ka die Ungeheuer erbarmungslos über die Kemono herfallen. Er sah, wie sie ihre Häuser zertrümmerten und die hilflos durcheinander rennenden Dorfbewohner mit ihren riesigen Maulscheren zerfetzten. Einen nach dem Anderen. Seine Kollegen, seine Freunde, seine Eltern. Niemand bleib verschont. Als Juu-ka dann den Punkt erreicht hatte, an dem er die gierigen blutverschmierten Mäuler der schwarzen Teufel über sich selbst herfallen sah, wurde dem jungen Kemono schließlich schwarz vor Augen. Gerade als er umzukippen drohte, packte ihn eine Pfote vorn an seinem Hemd. "Junge! Hey, Junge! Was ist los mit dir?"


    Juu-ka atmete schwer, keuchte regelrecht. Als seine verschwommene Sicht langsam wieder klarer wurde, zeigte sich ihm der besorgte Blick des Kemono vom Marktstand der Schmiede. "Junge! Sag doch was!"


    Doch Juu-ka sagte nichts, sondern drückte den Schmied wortlos mit beiden Armen ganz fest an sich.

    Ich schreibe schon seit ich einigermaßen lesen konnte und habe mich von einer Grundschülerin, die von kleinen Meerjungfrauen träumt zu einer jungen Frau entwickelt, die mittlerweile am liebsten in düstere, verrückte, aber auch tiefsinnige Fantasy-Welten abtaucht.


    Ich freue mich auf die gemeinsame Zeit im Forum :)

    Herzlich willkommen an diesem Ort voller fantasievoller Begegnungen. Wenn ich mir deinen Vorstellungstext ansehe, dann könnte ich mir vorstellen, dass du insbesondere viel Freude an den Geschichten der guten Kirisha hättest. :)


    LG Juu

    Liebe Kiddel Fee,


    lieben Dank für die Geschichte. Ich konnte das Leid der namenlosen Figur gut nachvollziehen und es hat mir ein Lächeln entlockt, als sie das Ende bekommen hat, das ich ihr bereits früh gewünscht habe. Ich finde, man kann das Geschriebene sinnbildlich ganz gut auf Menschen übertragen, die sich von der Gesellschaft abgelehnt fühlen, ganz egal wie sehr sie sich auch um Anerkennung und Zuneigung bemühen. Das Ende empfinde ich da als eine Botschaft, hoffnungsvoll zu bleiben, dass ihnen eines Tages doch noch ein wohlgesonnener Weggefährte begegnet - so aussichtslos sie ihre aktuelle Lebenslage auch empfinden :)


    LG Juu

    Alles klar, danke für die zusätzlichen Erläuterungen ...und den Tee :D

    Liebe Tariq,


    all die lobenden Worte der anderen Leser haben dann auch meine Neugier geweckt und so war deine Kurzgeschichte schließlich dafür verantwortlich, dass mein Frühstückstee kalt geworden ist :D


    Wir bekommen wir eine Geschichte in einem Bergwerk präsentiert, die gar nicht lange fackelt, um die beiden Protagonisten - einen Ausbilder und seinen Lehrling - in eine lebensbedrohliche Situation zu werfen. Es geht also gar nicht darum, die beiden Personen näher kennenzulernen, sondern um das, was sie hier erleben und wie Menschen in ihrer bedrohlichen Lage reagieren. Und das passiert hier - verbunden mit Fachbegriffen zum Setting - sehr glaubhaft, wie ich finde. Beschreibungen werden kreativ in die Handlung eingebunden, sodass man schnell vorangetrieben wird und sich dennoch ein Bild von der Umgebung machen kann. Auch fiel mir positiv auf, dass es bei all den Umschreibungen für Lärm sprachlich nicht redundant wirkte. Die fünf Teilstücke (Einsturz/Flucht/Gefangenschaft/Gang durch den verfluchten Stollen/Festsaal), in die ich die Geschichte für mich untergliedert habe, gingen ohne Längen und Pausen fließend ineinander über und boten keine Stelle, an der man die Geschichte ablegt, um mal einen Schluck Tee zu trinken. Nicht zuletzt gelingt es dem Ende, einen kalten Schauer über den Rücken zu jagen und greift dabei schön ein Gerücht wieder auf, das im Laufe der Geschichte gestreut wird. Ich war zwar etwas unsicher, ob die plötzliche Integration magischer Elemente in die Geschichte passt, weil es ansonsten auch eine Erzählung aus dem echten Leben hätte sein können - aber für die Wirkung, die entfaltet wird, kann ich damit hier gut leben.



    Zuletzt noch ein paar wenige Stellen, die mich etwas stutzig gemacht haben:


    - An der Stelle "Irgendwann war es still" hatte ich zunächst den Eindruck gewonnen, dass die beiden Protagonisten bereits in Sicherheit waren. Allerdings rannten sie zunächst weiter um ihr Leben -> Für meinen Geschmack hätte man hier noch ein subtilen Knarzen in der Decke oder etwas Ähnliches einbauen können, um die Gefahr zu zeigen, die noch immer im Raum schwebt.


    - Der nächste Punkt betrifft eigentlich die gleiche Stelle. Erst als der Einsturz zum Ende kommt, reißt eine Flut an Staub über die beiden Protagonisten hinweg. Hier hatte ich mich gefragt, ob der Staub durch den Einsturz nicht längst erzeugt wurde und den Stollen erfüllt. ...wir lesen ja vor dem Anrollen des Staubs: "[...] ein huntgroßer Brocken, der sich von der Sohlendecke löste und herunter krachte [...]"


    - Dann wunderte ich mich ein wenig, dass der Ausbilder nach der vermeintlichen Rettung in den Totschacht noch seinen Hammer bei sich trug. Ich hatte hier das Bild vor Augen, dass er eine Art Werkzeugtasche (=Erztasche) mit sich schleppte, die ich bei einer Flucht um mein Leben aufgrund ihres Gewichts wohl rasch abgeworfen hätte. Vielleicht hing das Werkzeug auch einfach nur an einem Gürtel? Da könnte man noch mit einem Satz deutlicher machen, wie sie ihre Erztaschen abwerfen, bevor sie flüchten ..oder hab ich das überlesen? ..hier stellt sich auch die Frage, wie folgende Stelle zu verstehen ist: "Dort würden sie ihre schweren Taschen, die sie hinter sich her schleiften, ausleeren. Das plötzliche Knacken in der Decke ein paar Meter vor ihnen ließ Hans erschrocken nach oben sehen." Mit dem 'würden' meinst du, dass sie er normalerweise gemacht hätten, wenn sie am Zielpunkt angekommen wären oder?


    - Bei der Formulierung "Verblüfft prallte er zurück" würde ich wahrscheinlich eher von zurückweichen sprechen, da er hier ja nicht gegen einen Widerstand prallt oder?


    - Zuletzt würde ich bei der Liste der Fachbegriffe noch "Karbidlampe", "Totschacht" hinzufügen - da musste ich nachschlagen.



    Alles in allem eine tolle Geschichte und die paar Anmerkungen hier sind im Grunde genommen nur kleine Details, die man sich nochmal anschauen könnte :)


    LG Juu