Beiträge von Thorak

    Hallo Tariq

    Da brauchst du nicht fragen, natürlich will ich alle Stellen wissen, die dir aufgefallen sind. Am liebsten wäre es mir, wenn du mir sie über eine Konveration zukommen lässt. Ich freue mich schon auf extreeeeeem pingelige Anmerkungen. :)

    Ich habe fertig, wie ein bekannter italienischer Fussballtrainer einmal gesagt hat. Ich jetzt auch, nach fast drei Wochen Doppelschicht und das von Montag bis Samstag. Jetzt geht das Leben wieder seine geregelten Bahnen und ich habe nun Zeit und auch Muse mich wieder regelmäßig zu melden, Kommentare abzugeben, und natürlich auch weitere Kapitel meiner Geschichte einzustellen. Ich freue mich wieder auf Anmerkungen, Diskussionen und auch auf Kritiken. Hier nun das nächste Kapitel meiner Story um Kelen, den Söldner.

    Schatten über Tarladan

    Kapitel 2 / Part 1

    Das Zelt des Schamanen stand am nördlichen Rand des Dorfes auf einer Anhöhe, von der man aus einen ungehinderten Blick über die endlos scheinenden Grassteppen des Landes hatte. Das Zelt war klein und alt, errichtet aus dem eisenharten Holz der Steppenkiefer, dem einzigen Baum, der in dieser Einöde gedieh, und aus struppigen Tierfellen, die man ob ihrem stumpfen Glanz und den vielen kahlen Stellen im Pelz augenscheinlich schon vor vielen Wintern erbeutet hatte.

    Neben dem Zelt hatte man ein Holzgerüst in den sandigen Boden gerammt. Vogelbälge, getrocknete Schlangenhaut, Federn und Ketten aus bunten Holzperlen hingen daran, aber auch Menschenköpfe, in denen solange die allgegenwärtigen Sandfliegen ihre Eier abgelegt, Würmer die Augen heraus gefressen und Vögel sich um das verfaulte Fleisch gestritten hatten, bis nur noch bleiche, grinsende Totenschädel übrig geblieben waren.

    Jawaba-Jasa, der Schamane, saß reglos neben dem Eingang seines Zeltes, während die Hitze der hochstehenden Mittagssonne sein Blut allmählich zum kochen brachte. Sandfliegen hatten sich über seinem Kopf zu dichten, wild umherzuckenden Gebilden zusammengeballt. Immer wieder schwirrten sie um ihn herum und bissen ihn ins Gesicht und in die Hände. Aber all das schien ihn nicht zu stören, denn anstatt die Fliegen zu verscheuchen oder in seinem Zelt Schutz vor der Hitze zu suchen, blieb er reglos sitzen, den Blick unverwandt gen Osten gerichtet. Er hatte seine schräg gestellten Augen zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen und konzentrierte sich völlig auf eine Gruppe von Reitern, die sich langsam auf das Dorf zubewegten.

    Sie kamen aus dem Hinterland, jenseits der Berge, hinter denen sich die Stammesgebiete der anderen Clans befanden. Waren sie in der hitzeflirrenden Luft lange Zeit nur als verzerrte, dunkle Schemen zu sehen, konnte Jawaba-Jasa inzwischen die Farbe ihrer Pferde und ihrer Kleidung erkennen. Die Führer der anderen Clans hatten seine Botschaft erhalten und sie waren alle gekommen, wie er unschwer an den unzähligen Bannern erkennen konnte, die im Reitwind flatterten. Der Schamane lächelte selbstgefällig, alles andere hätte ihn auch verwundert. Gewiss war er klein, schmächtig und alt und seine Behausung glich einer Ansammlung verwanzter Felle, aber er hatte noch nie großen Wert auf Prunk, Glanz oder Herrlichkeit gelegt. Es genügte ihm zu wissen, das es ihm mit Hilfe geheimer, uralter Ritualen und verbotenen Schriften gelungen war, sich mit einer Macht zu verbünden, die ihn inzwischen zum mächtigsten Schamanen der Psa, dem größten Reiterstamm des Ostens, hatte aufsteigen lassen.

    Jawaba-Jasa wusste, das man noch heute eine Versammlung einberufen würde. Allerdings nicht jetzt, wo die Mittagssonne ihre Strahlen unbarmherzig auf das unwirtliche Land schleuderte und sie quälte, sondern erst am Abend, wenn sie untergegangen war und es kalt wurde, weil der Sand und die Steine des Steppenbodens die Hitze des Tages nicht speichern konnten. Er hatte also noch genügend Zeit um sich vorzubereiten.

    Bedächtig richtete sich der Schamane auf und wandte sich halb schlurfend, halb gehend seinem Zelt zu. Drinnen verhielt er kurz, krümmte die knochigen Finger seiner Rechten wie zu einer Vogelkralle und richtete sie, während er eine unheilvoll klingende Beschwörung murmelte, nacheinander auf die beiden stachelbewehrten Pflanzen, die rechts und links hinter der Zeltklappe wucherten. Jawaba-Jasa war kaum verstummt, als auch schon eine grelle Stichflamme auf die Pflanzen zuraste und sie binnen eines Atemzuges in zwei kindskopfgroße Skorpione verwandelte, die mit hoch erhobenm Giftstachel den Eingang bewachten. Jawaba-Jasa wusste, das er keine unliebsamen Besucher befürchten musste, solange er sich auf die Versammlung vorbereitete.

    Er fing damit an sich zu entkleiden, während das Huhn, das er neben der Feuerstelle angepflockt hatte, durch die Skorpione vor Angst wie verrückt mit den Flügeln schlug und laut gackernd hin und her sprang. Doch so sehr es sich auch bemühte, das Lederband um seinen Hals, dessen anderes Ende um einen Holzkeil geschlungen war, der neben der Feuerstelle tief in der Erde steckte, ließ es nicht zu, das sich das inzwischen vor Angst halb verrückte Tier auch nur mehr als einen Schritt von der Feuerstelle entfernen konnte. Jawaba-Jasa bedachte das schwarzbraun gefiederte Huhn mit einem kalten Blick.

    "Ja, spring nur umher", durchzuckte es ihn. "Je stärker du dich gegen das Lederband sträubst, umso schneller schlägt dein Herz und pumpt das Blut durch deine Adern. Das ist gut so, denn dann wird dein Blut besser fließen, wenn ich dich den Göttern opfere."

    Nachdem er sich bis auf den Lendenschurz ausgezogen hatte, setzte er sich mit überkreuzten Beinen vor die Feuerstelle und legte Holz nach. Es dauerte nicht lange bis das Gebräu in dem Kupferkessel, der an einem Dreifuß über dem Feuer hing, zu köcheln und blubbern begann. Der Gestank, der daraufhin aus dem Kessel aufstieg und sich im ganzen Zelt ausbreitete, ließ das Huhn noch verrückter werden. Jawaba-Jasa warf einen missbilligenden Blick auf das flügelschlagende Federvieh, während er nach dem Lederbeutel tastete der um seinem Hals hing und die Schnur lockerte mit dem die Öffnung zusammengebunden war. Dann griff er in den Beutel hinein und holte eine kleine Prise eines schwarzen, seltsam glitzernden Pulvers heraus. Einen Moment lang betrachtete er das, was er da zwischen Zeigefinger und Daumen festhielt nachdenklich und mit gerunzelter Stirn, aber nur für einen Moment. Dann straffte sich seine Gestalt und er warf das Pulver mit einer entschlossenen Handbewegung in den Kessel.

    Sofort bildete sich aufdem darin befindliche Gebräu ein gelber Schaum. Aber das beachtete der Schamane schon nicht mehr, denn kaum hatte er das Pulver in den Kessel geworfen, drehte er sich auch schon zur Seite und packte das Huhn am Kopf und an den Beinen. Das Tier gab noch ein schrilles Gackern von sich, dann gruben sich die Zähne des Schamanen in seinen Hals. Blut quoll hervor und tropfte in den Kessel. Teilnahmslos sah der Schamane zu, wie das Flügelschlagen des Huhns immer langsamer wurde, während sich sein Lebenssaft mit dem Gebräu im Kessel vermischte. Schließlich warf er das ausgeblutete Tier achtlos auf die Seite und begann seinen Oberkörper hin und her zu wiegen, während über seine Lippen ein Singsang kam, der eher wie das heisere Knurren eines bösartigen Wesens aus dem tiefsten Pfuhl der Hölle klang, als wie menschliche Laute.

    Es dauerte nicht lange und der übelriechende Inhalt des Kessels hatte sich in Dampf verwandelt, der in dichten Schwaden das Zelt bis in den hintersten Winkel hinein ausfüllte.

    Dann hörte Jawaba-Jasa die Stimme.

    Es war die selbe Stimme die er immer dann vernahm, wenn er das Pulver aus seinem Lederbeutel zusammen mit Blut und dem Gebräu vermengte, das er jeden Tag aufs neue in dem Kessel ansetzte. Auch dieses Mal hallte die Stimme bis in den tiefsten Winkel seines Unterbewußtseins hinein.

    "Warum rufst du mich?"

    Der Schamane verbeugte sich ehrfürchtig.

    "Oh Bak-Ba-Wae, Gott des Chaos und der ewigen Verdammnis. Dein Diener Jawaba-Jasa hat dir dieses Opfer gebracht um deinen Rat zu erfragen."

    Dabei streckte der Schamane seine Hand aus und deutete auf das ausgeblutete Huhn.

    "Die Männer, die ich rufen sollte, sind gekommen. Doch ich habe Kunde, das nicht alle deinen Befehlen folgen wollen."

    "Was kümmern mich diese Sterbliche, verkünde Ihnen was zu tun ist. Sag Ihnen aber auch, das ich mir das Blut derjenigen holen werde, die sich weigern und das mein Durst groß ist nach neuem Lebenssaft."

    Die Worte dröhnten wie Hammerschläge im Kopf des Schamanen. Demütig senkte Jawaba-Jasa den Kopf.

    "Dein Wort ist mir Befehl."

    Er hatte kaum ausgesprochen, als sich dei Dampfschwaden verflüchtigten. Jawaba-Jasa verharrte erschöpft und schloss die Augen. Das Ritual und das Erscheinen von Bak-Ba-Wae hatten ihn auch diesmal wieder an den Rand einer totalen Erschöpfung gebracht. Er war jetzt so schwach, das er nicht einmal mehr die Kraft besaß um aufzustehen. Im Wissen, das ihn die Skorpione beschützten, schloss er die Augen und fiel augenblicklich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

    Als ihn das dumpfe Tam-Tam von Trommeln irgendwann wieder in die Wirklichkeit zurück brachte, dämmerte es draußen bereits. Der Schamane öffnete die Augen und sah sich einen Moment lang irritiert um. Dann aber verspürte er wie ihn langsam eine Kraft und Energie erfüllte und er erschauerte, als ihm bewußt wurde, das diese Macht nicht menschlichen Ursprungs war, sondern gegeben von Bak-Ba-Wae, dem Gott des Chaos und der Verdammnis. Mit einer ebenso entschlossenen wie raschen Bewegung erhob er sich und verwandelte als erstes die Skorpione wieder in halbvertrocknete, stachlige Gewächse, die scheinbar zufällig neben seiner Zeltklappe gediehen.

    Inzwischen riefen die Trommeln die Männer zum Versammlungsplatz.

    Als Jawaba-Jasa sein Zelt verließ, brannten am Ort der Zusammenkunft bereits mehrere Feuer, deren hochauflodernde Flammen den Platz fast taghell erleuchteten. Stimmengemurmel erfüllte den Abend, das immer lauter wurde, je weiter sich der Schamane den Feuern näherte. Ein Umstand, der ihn nicht sonderlich verwunderte. Die Dörfer der einzelnen Clans lagen zum Teil bis zu fünfzig Tagesritte weit voneinander entdernt. Man sah sich dementsprechend selten und hatte, wenn doch, sich natürlich jede Menge zu erzählen.

    Dennoch verstummten alle Unterhaltungen im selben Moment, in dem ihn die Männer im Feuerschein herankommen sahen.

    Im Licht der aufzuckenden Flammen wirkte Jawaba-Jasa trotz seines Alters, seiner Größe und seiner augenscheinlichen Gebrechlichkeit unheimlicher und drohender, als alle Krieger zusammen, die mit Schädelbrecher und Knochenmesser bewaffnet an den Feuern saßen.

    Der Schamane war nackt bis auf seinen Lendenschurz. Die Rippen seinees mageren Körpers zeichneten sich deutlich unter der Haut ab, die mit gelben und weißen Farbstreifen bemalt war. Das aschgraue Haar, das ihm bis weit über die Schultern fiel, umrahmte sein faltiges Gesicht, das so eingefallen war, das es im Feuerschein wie das von Leder überzogene Anlitz eines Totenschädel wirkte. Aber das war nichts gegen den Anblick seiner dunklen Augen, in denen ein geradezu unheimliches Feuer glomm.

    Der Wanderer

    Hallo und wieder einmal Danke für dein Statement. Deine Anmerkungen sind wie immer überaus nützlich für mich. Da sind immer wieder Dinge dabei, die mir so eigentlich gar nicht aufgefallen sind. Kann es sein, das man nach zwanzigmal drüberlesen allmählich so etwas wie betriebsblind gegenüber seiner eigenen Schreibe wird?

    Hier also Hälfte zwei und Abschluss von Kapitel 1

    Schatten über Tarladan

    Kapitel 1/Part 2

    Der vorderste der beiden war ein kahlköpfiger Fleischberg, dessen geradezu unglaublich fetter Körper in einem weit geschnittenen, kostbar wirkendem Seidengewand steckte, das trotz der großzügigen Verwendung des taubenblauen Stoffes die Speckmassen seines Trägers kaum zu bedecken vermochte. Sein Begleiter dagegen das genaue Gegenteil, zwar kaum mehr als mittelgroß und von drahtiger Gestalt, wirkte er dennoch ungleich bedrohlicher. Der nackte Oberkörper des Mannes war von unzähligen Narben übersät und um den Hals trug er ein stachelbewehrtes Lederband. In der Rechten hielt er einen Krummsäbel, der genauso unerfreulich aussah wie sein maskenhaft starres Gesicht.

    "Wer seid ihr?", fragte der Blonde.

    "Mein Name ist Bujak, der Alleshändler", antwortete der Dicke. "Ich gehöre der Gilde der freien Kaufleute an und lebe davon Waren aller Art zu kaufen und wieder zu verkaufen. Ich handle mit seltenen Gewürzen aus der Ostmark, wertvollen Pelzen aus Eislanden, ebenso wie mit kostbaren Stoffen aus Landurien. Man kann bei mir sogar frisches Obst aus Goa oder erlesene Weine aus Bardolien kaufen."

    Ein falsches Grinsen lag auf seinem Gesicht, als er dem Blonden mit einem bis zum Rand gefüllten Becher zuprostete.

    "Ab und zu habe ich aber auch ein paar junge Hühner aus dem Südland im Angebot, wenn du verstehst, was ich meine.", fügte er dann nach einer kurzen Pause augenzwinkernd hinzu.

    "Ich bin Kelen, ein Söldner", erwiderte der Mann aus Skagen knapp.

    "Ich weiß", antwortete Bujak.

    "Woher?"

    Der Alleshändler lächelte herablassend.

    "Ich kann mich rühmen, das ich auf der Suche nach lohnender Handelsware fast schon jedes Fleckchen Erde auf dieser Welt bereist habe. Von daher weiß ich, das deine ausgezupften Augenbrauen und die Schnalle deines Gürtels Zeichen sind, das du ein Mietglied der Söldnergilde aus Skagen bist. Genauso ein Zeichen wie der verkrüppelte Zeigefinger deiner Rechten, mit der du dein Kurzschwert führst."

    "Gut und was willst du?"

    Bujak lächelte vielsagend.

    "Ich suche Männer, die wissen wie man kämpft und ich glaube, ich habe gerade eben wieder einen solchen gefunden. Auf einen Schwertkämpfer wie dich warte ich schon seit Tagen."

    "Tatsächlich?", fragte Kelen, während er die Spitze seines Schwertes weiterhin zwischen den beiden Männern umherwandern ließ.

    Er wusste zwar schon nach den ersten abschätzenden Blicken, das ihm dieser Fettwanst körperlich nicht gewachsen war, aber er wusste auch um die Gefährlichkeit seines Begleiters, in dessen kalten, grausamen Augen pure Mordlust zu erkennen war. Bujaks zur Schau getragenes, vermeintlich freundliche Grinsen verschwand urplötzlich und machte seinem wahren Gesicht Platz. Vor Kelen stand jetzt ein eiskalter, profitgieriger Kaufmann.

    "Ich bin hier um dir ein Geschäft vorzuschlagen."

    "Ich bin im Moment aber nicht an Geschäften interessiert", erwiderte Kelen.

    "Da bin ich aber anderer Meinung", antwortete der fette Kaufmann vielsagend. "Oder kannst du es dir tatsächlich leisten, mein Angebot auf einen Beutel voller Goldmünzen so einfach auszuschlagen? Ich glaube wohl nicht, wenn ich dich so ansehe. Wenn einer aus der Söldnergilde versucht hier beim Glücksspiel Geld zu gewinnen um damit die nächsten Tage über die Runden zu kommen, muss er schon ziemlich abgebrannt sein. Sei ehrlich, wann hast du das letzte Mal eine anständige Mahlzeit zu dir genommen, einen Becher Wein getrunken oder in einer Herberge in einem weichen Bett geschlafen? War es gestern, vorgestern, oder war es letzte Woche?"

    "Erzähle hier keine Märchengeschichten. Was soll der Unsinn von Beutel voller Goldmünzen?"

    Statt einer Antwort verschwand Bujaks fleischige Rechte für einen Moment in den Falten seines Seidengewandes, um kurz darauf mit einem runden, blinkenden Etwas zurückzukommen, das er ihm unvermittelt zuwarf. Eine Goldmünze, durchzuckte es Kelen jäh, dann schoß seine Hand auch schon in die Höhe und ergriff das blinkende Teil noch in der Luft, wie ein Adler seine Beute. Als er seine Rechte dann öffnete, traute er seinen Augen nicht. In seinem Handteller lag eine kreisrunde, goldene Münze, die ihn geradezu herausfordernd anzufunkeln schien.

    "Na, ist das etwa auch ein Märchen?", fragte Bujak mit geradezu unverschämten Spott. "Ich denke wir beide sollten uns jetzt einmal ernsthaft unterhalten."

    Dabei huschten seine Augen nervös durch den Schankraum.

    "Aber nicht hier, in dieser Schenke haben selbst die Wände Ohren. Los, komm mit nach draußen!"

    "Und das hier?"

    Kelen machte eine umfassende Handbewegung, die sowohl das umgestürzte Mobiliar als auch den toten Falschspieler und dessen Kumpanen einschloß, der noch immer mit blutendem Gesicht auf dem Boden lag und um Erbarmen winselte.

    Bujak winkte ab.

    "Keine Angst, das erledigt sich von alleine. Dem Falschspieler ist sowieso nicht mehr zu helfen, dafür hast du zu gut getroffen und sein Kumpane wird es überleben. Ich glaube der ist ziemlich zäh. Vor dem Gesetz hast du auch nichts zu befürchten, so etwas gibt es in diesem jämmerlichen Kaff nämlich nicht. Die nächste Garnison mit Soldaten des Königs ist mehr als zehn Tagesritte von hier entfernt und die Zeiten sind unruhig. Sie haben besseres zu tun als in dieser Schenke nach dem rechten zu sehen, deshalb ist sich auch hier jeder selbst der Nächste. Aber jetzt genug geredet, los, komm mit, bevor ich es mir doch noch anders überlege."

    Zusammen mit seinen letzten Worten legte er seine schweissige Rechte besitzergreifend um Kelens Unterarm und zerrte den jungen Nordmann ungeduldig mit nach draußen. Sein narbiger Begleiter folgte ihnen dabei wortlos. Die ungleichen Männer blieben auf dem hölzernen Vorbau der Schenke einen Moment lang stehen, bis sich Kelen mit einer schroffen Geste die Hand des schnierigen Kaufmanns angewidert von seinem Arm wischte.

    "Ich komme aus Skagen, wie ihr wisst", sagte er scharf. "In unserem Land tragen die Männer noch Stolz und Ehre im Leib. Wir haben es deshalb nicht gerne, wenn man uns ungefragt anfasst. Also lass gefälligst deine Hände von mir, es sei denn, du verzichtest gerne auf ihre Anwesenheit. Ich hoffe wir haben uns verstanden!"

    Bujak zuckte zurück, als hätte er gerade eine glühende Herdplatte berührt, während der Narbige sofort den Säbel anhob. Aber der Händler hatte sich sofort wieder in der Gewalt und zeigte ihm mit einer knappen Geste an, das alles in Ordnung war. Kelen trat einen Schritt zurück und musterte Bujak nun eingehender. Ihm gefielen die verschlagenen Züge des Händlers und dessen dunkle Augen, die tückisch und voller boshafter Intelligenz funkelten, zwar nicht besonders, aber schließlich überwog die Aussicht auf schnellen Reichtum sein Misstrauen doch.

    "Also sag was du willst, aber fasse dich kurz. Ich habe keine Lust mir den ganzen Abend irgendwelche Geschichten anzuhören."

    Bujak nickte,

    "Dann werde ich dich jetzt auch nicht mit irgendwelchen Nebensächlichkeiten langweilen, sondern komme sofort zur Sache. Ich bin auf dem Weg nach Norden, genauer gesagt nach Ruland, wo ich die jüngste Tochter von Sidan, dem einflussreichsten Großgrundbesitzer dort, zu heiraten gedenke. Das junge Ding ist zwar ein hässlicher Vogel, aber wie heißt es doch, Schönheit vergeht, Grund und Boden vergeht. Mit Sidans Geld und Einfluß und meinen Handelsbeziehungen werden wir schon bald zusammen zum mächtigsten Kaufmannskontor in Ruland, wenn nicht gar des ganzen Nordens aufsteigen."

    "Schön und gut, aber was hat das alles mit mir zu tun?", wollte Kelen wissen.

    "Wie du dir vielleicht denken kannst, würde es ein schlechtes Bild abgeben, wenn ich mit leeren Händen zur Hochzeit erscheine. Deshalb befinden sich in meinem Reisegepäck nicht nur kostbare Teppiche und Stoffe sondern auch einige Schmuckstücke für Sidans Tochter, die selbst einer Königin zur Ehre gereichen würden. Ich wäre ja verrückt, wenn ich diese Reichtümer schutzlos nach Ruland transportieren würde. Also was ist? Bist du dabei um mich und meine Männer auf dem Weg dorthin zu begleiten und meine Hochzeitsgaben zu beschützen? Wenn ja, dann behalte die Goldmünze als eine Art Anzahlung und komm mit in mein Lager."

    "Warum gerade ich?"

    "Weil ich auf diesem Weg noch jemanden brauche, der mir zur Seite steht", antwortete Bujak mit einem Gesicht das mit jedem Wort ernster wurde.

    "Was ist mit deinen Männern?"

    Bujak schüttelte missmutig seinen fetten Schädel und deutete neben sich auf seinen Begleiter.

    "Außer Rizhav, meinem Leibwächter, sind das alles Kerle ohne Ehre. Diese Kreaturen dienen, wie fast alle Männer in diesem Land, nur demjenigen, der ihnen am meisten zahlt. Ein paar von ihnen haben unterwegs auch schon versucht mich auszurauben, aber Rizhavs Säbel war schneller. Deshalb sind wir hierher gekommen um neue Männer anzuwerben und wie es scheint habe ich auch schon den ersten gefunden."

    "Wer sagt dir, das ich nicht genau dasselbe im Sinn habe?", fragte Kelen lauernd.

    "Deine Herkunft, mein Junge. Ich bin schon weit in der Welt herumgekommen und kenne deshalb die Söldnergilde aus Skagen ganz genau. Euer verdammter Stolz und eure seltsamen Ansichten von Recht und Gestz werden euch eines Tages bestimmt noch ins Verderben stürzen, aber mit jemanden wie euch an meiiner Seite weiß ich, das ab jetzt ein Schwertkämpfer für meine Sache eintritt, der selbst dann noch zu mir halten wird, wenn die Welt einstürzen sollte."

    Kelen nickte, löste die Zügel seines Pferdes, die er bei seiner Ankunft um den Haltebalken vor der Schenke geschlungen hatte und zog sich in den Sattel. Der Kaufmann und sein Leibwächter folgten seinem Beeispiel, wenngleich Bujak mit seinen Körpermassen ungleich mehr Mühe hatte. Dann ritten sie gemeinsam nach Norden. Der Händler hatte sein Lager in einem schmalen, windgeschützten Seitental aufgeschlagen. Seine Leute saßen gerade beim Abendessen um ein Feuer herum, als Kelen mit dem Kaufmann und seinem Leibwächter eintraf. Einer dieser Männer stellte seinen Teller neben sich auf den Boden und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, während er die Ankömmlinge aus schmalen Augen musterte. Er war ein hagerer, hochaufgeschossener Bursche, der alles andere als vertrauenswürdig aussah.

    "Guten Abend Bujak", rief er erstaunt."Wen bringst du denn da mit?"

    Auch die beiden anderen Männer, dunkle, bärtige Burschen mit verschlagenen Gesichtern, die zu seiner Linken saßen, starrten nun neugierig in Kelens Richtung.

    "Ist das unser neuer Küchenbursche?", fragte er weiter, worauf die beiden anderen lauthals zu Lachen begannen.

    "Na dann komm mal her, mein Junge. So wie du aussiehst hast du sicherlich Hunger. Du kannst dir deshalb gerne etwas von unserem Essen nehmen. Allerdings..." verstummte er abrupt und blickte die anderen vielsagend an, bevor er weiter redete. "musst du mir dafür die Stiefel küssen."

    Die anderen gröhlten und klopften sich vor lauter Lachen auf die Schenkel.

    Kelen reagierte mit der Gereiztheit einer Wildkatze, der man auf den Schwanz getreten war. Er wusste genau, das er bei den Männern verspielt hatte, wenn er jetzt kleinbei gab. Er glitt aus dem Sattel und zog sein Kurzschwert, während er mit einem gewaltigen Satz auf den Kerl zusprang. Bevor dieser wusste wie ihm geschah, zielte Kelen bereits mit der Spitze seiner Waffe zwischen dessen Beine.

    "Wenn du es wünscht, werde ich dir gerne deine Stiefel küssen. Allerdings erst, nachdem ich dir das abgeschnitten habe, was einen Mann von einer Frau unterscheidet."

    Der Mann wurde leichenblass und auch die anderen bekamen plötzlich große Augen. Jetzt lachte niemand mehr. Bujak klatschte in die Hände und trat ans Feuer, während er versuchte die angespannte Situation mit ein paar klärenden Worten zu entschärfen.

    "Immer mit der Ruhe Männer. Bevor ihr euch gegenseitig an die Kehle geht, möchte ich euch erst einmal miteinander bekannt machen. Der Hagere da ist Sihl, die beiden Bärtigen heißen Tanar und Lork."

    Dann deutete er auf Kelen.

    "Und dieser Blondschopf hier ist Kelen, ich habe ihn in diesem nest da hinten kennen gelernt und in meine Dienste genommen. Wie ihr bemerkt habt, ist er ein wahrer Meister im Umgang mit seinem Schwert. Er ist ein Söldner aus Skagen, also überlegt euch in Zukunft, mit wem ihr eure derben Späße treibt. Er wird uns nämlich ab sofort begleiten. Aber nun genug geredet, legt euch jetzt schlafen. Wir reiten morgen früh noch vor Sonnenaufgang los."

    Hallo Wanderer,

    danke für dein Statement. Du hast recht, so liest es sich bedeutend stimmiger. Ich werde das in dieser oder ähnlicher Form in meinen endgültigen Text einbauen. Ich stell dann heute Mittag den Rest des Kapitels ein, vielleicht wirkt der Text ja im gesamten runder auf den Leser wie die einzelnen Teile.

    Schönen Sonntag noch

    Nun also die neue Überarbeitung, bin auf eure Meinung gespannt.

    Schatten über Tarladan

    Kapitel 1 / Part 1

    "Du spielst falsch!"

    In der von flackerndem Kerzenlicht erleuchteten Weinschenke wurde es augenblicklich totenstill. Das Stimmengemurmel und Gelächter der Gäste erstarb und das Klirren der tönernen Becher und Krüge setzte schlagartig aus. Die meisten der Anwesenden starrten ungläubig auf den groß gewachsenen Blondschopf, der so laut gesprochen hatte, das seine Worte sogar die lärmende Fröhlichkeit übertönt hatten, die in der Schenke herrschte.

    Er saß zusammen mit einem anderen Mann am Spieltisch in der Mitte des Schankraums, auf dem mehrere Münzen lagen und hielt zwei Karten in seiner Rechten. Obwohl sein zerschlissenes Leinenhemd und die abgetragene Hose schon weitaus bessere Tage gesehen hatten, waren sie sauber und ohne Flicken, ein Umstand der in dieser Gegend nicht selbstverständlich war. Seine Füße steckten in ausgetretenen Armeestiefeln und auf dem Rücken trug er eine schmale Lederscheide, in der ein Kurzschwert steckte, dessen Griffstück aus Elfenbein handbreit herausragte.

    Langsam lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück, während er sein Gegenüber dabei nicht einen Moment aus den Augen ließ. In seinem wettergegerbten Gesicht, das beherrscht wurde von einer gebogenen Adlernase und einem kantigen Kinn, zeigte sich keine Regung, selbst seine blauen Augen wirkten kalt und emotionslos wie ein Kiesel auf dem Grund eines klaren Bergsees.

    "Sag das nochmal!", keuchte der Spieler, dessen Gesicht allmählich puterrot anlief.

    Es war offensichtlich das der Mann diese Beschuldigung nicht auf sich sitzen lassen wollte.

    "Ich sagte das du falsch spielst", entgegnete der Blonde ungerührt. "Du tauscht schon seit einiger Zeit immer wieder eine der Karten mit denen aus, die du in deinem Hemdärmel versteckt hast. Meinst du ich bin blind oder für wie dumm hälst du mich eigentlich? Du gibst mir jetzt sofort mein Geld zurück, dann vergesse ich vielleicht, das du mich betrogen hast und lasse dich laufen."

    "Du nimmst dein Maul ziemlich voll, Bursche! Wo kommst du eigentlich her, einen wie dich habe ich hier noch nie gesehen."

    "Ich komme aus dem Norden, aus Skagen.", erwwiderte der Blonde mit einer Stimme, die alles andere als freundlich klang.

    "Wenn du weisst, wo das ist."

    Der Angesprochene wusste es nicht, wie die meisten der Anwesenden hier kannte er die Länder des Nordens nur vom Hörensagen und hielt ihre Bewohner für primitiv. Er lachte deshalb schrill und starrte auffordernd in die Gesichter der anderen Zecher, die inzwischen alle neugierig zu ihnen herüber starrten.

    "Jetzt hört euch diesen Burschen an", sagte er dröhnend. "Kommt von irgendwo da oben aus dem Norden, kann wahrscheinlich nicht einmal lesen oder schreiben, aber bezichtigt mich des Falschspiels. Ausgerechnet so einer, dieser Halbwilde weiß doch vermutlich nicht einmal wieviel Karten dieses Spiel hat. Ich denke, es ist wohl besser, wenn er wieder nach Hause geht und in seiner Höhle das Feuer hütet, anstatt zu versuchen sich mit den Leuten hierzulande im Kartenspiel zu messen. Oder was denkt ihr?"

    Die Antwort war ein dröhnendes Gelächter.

    Der Mann aus Skagen jedoch lachte nicht. Er hatte längst bemerkt, das der Spieler nicht ohne Begleitung in der Schenke war. Rechts von ihm lehnte ein stämmiger Kerl an der Theke, dessen untere Gesichtshälfte vollständig von einem wild wuchernden Bart bedeckt war. Er starrte scheinbar unbeteiligt auf den Weinbecher, der da vor ihm auf dem Tresen stand, aber dem Nordmann waren die versteckten Handzeichen nicht entgangen, mit denen sich der Spieler und der Bärtige verständigt hatten, während um sie herum das Gelächter der anderen Gäste durch den Schankraum brandete.Ein Umstand, der ihn allerdings nicht sonderlich zu beeindrucken schien, denn schon im nächsten Moment wandte er sich erneut mit scharfen Worten an den Spieler.

    "Warum belästigst du eigentlich andauernd die anderen Leute mit deinem Geschwätz, bist du nicht Mann genug deine Angelegenheiten selber zu regeln?"

    Der Spieler starrte ihn einen Moment lang mit offenem Mund an, dann fuhr er mit einem wilden Schrei so jäh aus seinem Stuhl empor, das dieser hinter ihm polternd zu Boden fiel. Seine Rechte war dabei mit einer schnellen Bewegung unter das viel zu weit geschnittene Hemd geglitten, unter dem anscheinend noch andere Dinge versteckt waren als nur gezinkte Karten. Denn als die Hand einen Atemzug später wieder zum Vorschein kam, hielten ihre Finger den lederumwickelten Griff eines beidseitig geschliffenen Wurfmessers umklammert. Stahl blitzte kurz im Kerzenlicht auf und dann zischte die tödliche Waffe auch schon auf den Nordmann zu, der sich im gleichen Augenblick geistesgegenwärtig mitsamt seinem Stuhl nach hinten fallen ließ. Das Messer zischte wirkungslos über ihn hinweg und bohrte sich mit einem dumpfen Laut hinter ihm in einen Stützbalken, wo es stecken blieb und einen Moment lang zitternd auf und ab wippte.

    "Los Kral", keifte der Spieler hasserfüllt, nachdem er sah, das er sein Ziel verfehlt hatte. "Stech ihn ab!"

    Der Bärtige schien nur auf diesen Befehl gewartet zu haben, denn er stieß sich sofort von der Theke ab. Der Krummdolch in seiner Hand war nicht zu übersehen, als er auf den blonden Nordmann zustampfte, der inzwischen wieder auf den Beinen war. Ohne auf seine Deckung zu achten, stieß er mit dem Dolch zu. Mit einer einzigen, fließenden Bewegung, die so rasch erfolgte das sie mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen war, machte der Mann aus Skagen einen Ausfallschritt zur Seite, riss gleichzeitig sein Kurzschwert aus der Lederscheide und verpasste dem Kerl, dessen Stoß ins Leere ging, einen Hieb mit der flachen Klinge, so das dieser stöhnend zu Boden sank. Im gleichen Moment kam der Spieler wutschnaubend um den Kartentisch herum. In seiner Hand lag erneut ein Messer.

    "Du verdammter Bastard, dafür schneide ich dir die Kehle durch!"

    Der Blondschopf wirbelte herum, während er mit dem Kurzschwert einen engen Halbkreis beschrieb und die Klinge dann tief in den Oberkörper des Spielers bohrte. Der Getroffene blieb abrupt stehen, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand gelaufen. Unglauben lag auf seinem Gesicht, als könne er nicht begreifen, was geschehen war, während der Nordmann das Schwert aus seiner Brust zog. Vergeblich versuchte er noch einmal Kraft zu sammeln, um sein Messer noch einmal auf ihn richten zu können. Doch das Leben strömte mit jedem Herzschlag mehr und mehr aus seinem Körper. Er wollte sich noch mit der Linken am Spieltisch festhalten, aber ihn hatte bereits alle Kraft verlassen. Sein Griff ging ins Leere und er fiel zusammen mit dem Tisch zu Boden, während Blut aus seinem Mundwinkel lief.

    Einen Moment lang herrschte in der Weinschenke eine geradezu gespenstisch anmutende Stille. Aber nur für einen Moment, dann versuchten sich die anderen Gäste so schnell wie möglich in Sicherheit zu bringen. Stühle wurden umgestoßen, Becher und Krüge zerssplitterten auf dem Boden, während ein Teil von ihnen zur Eingangstür rannte und der Rest unter den Tischen und hinter den Weinfässern in Deckung ging. Es schien, als wollte keiner der Anwesenden mit dem Geschehen zu tun haben. Vielleicht aber war es auch die Furcht vor der blitzenden Klinge des Fremden, denn in so manchen Augen war Angst und Respekt zu erkennen. Die Menschen hier scherten sich wohl kaum um irgendwelche Gesetze, wohl aber um das Recht des Stärkeren.

    "Das hättest du auch einfacher haben können", sagte der Mann aus Skagen leise und schüttelte verärgert den Kopf.

    Ungehalten schob er den Spieltisch zur Seite und begann damit die über dem Boden verstreut herumliegenden Münzen aufzusammeln, indessen sich auf dem Hemd des toten Falschspielers ein langsam immer größer werdender Blutfleck abzeichnete.

    Schließlich, nachdem er auch die letzte Münze in seiner Börse verstaut hatte, bückte er sich ein letztes Mal und wischte die blutige Klinge seiner Waffe an den Kleidern des Toten ab. Er war gerade dabei sein Schwert wieder zurück in die Lederscheide zu schieben, als hinter ihm eine helle Stimme erklang.

    "Respekt, ihr führt eine schnelle Klinge."

    Instinktiv zuckte seine Schwerthand wieder nach vorne, während sich langsam die Umrisse zweier Gestalten aus dem hintersten Winkel der Schenke schälten, wie sie unterschiedlicher nicht hätten sein können.

    Danke für deine Anmerkungen Kirisha, danke natürlich auch an alle anderen. Bevor ich jetzt das nächste Kapitel einstelle, werde ich versuchen die Anmerkungen umzusetzen und das erste Kapitel noch einmal überarbeiten. Kann es aber wahrscheinlich erst nach dem Feiertag hier einstellen, bis dahin ruft leider die Arbeit.

    Hallo Thorsten,

    danke für deine Analyse und die Zeit, die du dir für mein Geschreibsel nimmst. Du hast natürlich recht, die Sache mit dem Zusammentreffen zwischen Bujak und Kelen ist mir völlig misslungen. Ich hatte auch im Hinterkopf, das Bujak dort nicht zufällig erscheint, sondern auf der Suche nach ein paar harten Burschen ist, die er als Begleitschutz anwerben will. Bitte frage mich nicht, warum ich das nicht in die Geschichte eingebaut habe, werde ich aber noch ändern. Die Sache mit der Söldnergilde und dem jungendhaften Kelen wird im Laufe der Geschichte erklärt und hierzu nun meine Frage. Hätte ich vielleicht besser zuerst eine Art Klappentext hier eingestellt um dem Leser den Einstieg in die Geschichte zu erleichtern, oder gar einen Prolog in Länge von etwa einem Kapitel? Ich dachte bisher, bei dieser Art von Fantasygeschichten benötigt man keine große Einleitung und kommt sofort zur Sache und es genügt, wenn der Leser im Laufe der Geschichte sozusagen Häppchenweise mit Hintergrundwissen gefüttert wird.

    Hier nun der Rest des ersten Kapitels. Ich hoffe es macht zusammen mit dem ersten Teil gelesen neugierig, wie es mit der Geschichte weitergeht.

    Schatten über Tarladan

    Kapitel 1/ Part 2

    "Ist das etwa auch ein Märchen?", fragte Bujak in geradezu unverschämter Art. "Ich denke, wir beide sollten uns jetzt einmal ernsthaft unterhalten."

    Dabei huschten seine Augen nervös durch den düsteren Schankraum.

    "Aber nicht hier, in dieser Schenke haben selbst die Wände Ohren. Los, komm mit nach draußen."

    "Und das hier?"

    Kelen machte eine umfassende Handbewegung, die sowohl das umgestürzte Mobiliar als auch den toten Falschspieler und dessen Kumpanen einschloss, der weiterhin mit blutendem Gesicht auf dem Boden lag und jetzt leise um Erbarmen winselte.

    Bujak winkte ab.

    "Keine Angst, das hier erledigt sich alles von alleine. Dem Falschspieler ist sowieso nicht mehr zu helfen, dazu hast du zu gut getroffen und sein Kumpane ist zäh genug um es zu überleben. Vor dem Gesetz hast du auch nichts zu befürchten, so etwas gibt es hier nämlich nicht. Die nächste Garnison mit Soldaten des Königs ist fast zehn Tagesritte von hier entfernt. Es herrschen unruhige Zeiten im Land und die Soldaten haben weit besseres zu tun, als sich ständig um ein jämmerliches Nest wie dieses und um eine handvoll Taschendiebe, Schmuggler und Menschenfänger zu kümmern. Hier ist sich jeder selbst der Nächste und von daher würde es mich nicht wundern, wenn man die beiden bis aufs Hemd ausplündert, sobald wir hier durch die Tür gehen. Aber jetzt genug geredet, los komm endlich mit, bevor ich es mir doch noch anders überlege."

    Bujak legte seine wabbelige Hand besitzergreifend um den Unterarm des jungen Söldners und zerrte Kelen ungeduldig mit nach draußen. Dort, auf dem hölzernen Verandavorbau der Schenke, blieben die beiden ungleichen Männer einen Moment lang stehen, bis sich Kelen mit einer schroffen Geste die Hand des schmierigen Kaufmanns angewidert von seinem Arm wischte.

    "Ich bin Söldner, wie ihr wisst", sagte er scharf. "In unserer Gilde werden nur Männer aufgenommen die Stolz und Ehre in sich tragen. Wir haben es deshalb nicht gerne, wenn man uns ungefragt anfasst. Also lass gefälligst deine Finger von mir, es sei denn du verzichtest gerne auf ihre Anwesenheit. Ich hoffe, wir haben uns verstanden!"

    Bujak zuckte zurück, als hätte er gerade eine glühende Herdplatte berührt. Kelen trat einen Schritt zur Seite und musterte den Händler im letzten Licht des Tages nun eingehender. Ihm gefielen Bujaks verschlagene Züge und seine dunklen Augen, die tückisch und voll bösartiger Intelligenz funkelten, zwar nicht sonderlich, aber schließlich überwog die Aussicht auf schnellen Reichtum doch sein Misstrauen.

    "Also sag, was du von mir willst, aber fasse dich kurz. Ich habe keine Lust mir den Rest des Abends irgendwelche Geschichten anzuhören."

    Bujak nickte.

    "Keine Sorge, ich werde dich nicht mit irgendwelchen Nebensächlichkeiten langweilen, sondern sofort zur Sache kommen. Ich bin auf dem Weg nach Norden, genauer gesagt nach Ruland, um dort die jüngste Tochter von Sidam, dem einflussreichsten Großgrundbesitzer des ganzen Landes zu heiraten."

    Der Händler verstummte abrupt und kicherte einen Moment dümmlich, bevor er seine Erklärungen fortsetzte.

    "Das junge Ding ist zwar ein hässlicher Vogel, aber wie heißt es so schön, Schönheit vergeht, Grund und Boden besteht."

    Dann wurde er augenblicklich wieder ernst.

    "Jedenfalls wird diese Heirat beiden Seiten nur Vorteile bringen. Mit Sidams Geld und Einfluß und meinen Handelsbeziehungen, werden wir schon bald zum mächtigsten Kaufmannskontor Rulands, wenn nicht sogar des ganzen Nordens aufsteigen."

    "Alles schön und gut, aber was habe ich damit zu tun?", wollte Kelen wissen.

    "Wie du dir vielleicht denken kannst, würde es ein schlechtes Bild abgeben, wenn ich mit leeren Händen zur Hochzeit erscheine. Deshalb befinden sich in meinem Reisegepäck nicht nur kostbare Teppiche und Stoffe und andere erlesene Handelswaren, sondern auch einige Schmuckstücke für Sidams Tochter, die wahrscheinlich sogar einer Königin zur Ehre gereichen würden. Ich wäre verrückt, wenn ich all diese Kostbarkeiten ohne Schutz nach Ruland transportieren würde. Also was ist? Bist du dabei, mich und meine Männer auf dem Weg dorthin zu begleiten und meine Hochzeitsgaben zu beschützen? Wenn ja, dann betrachte die Goldmünze als eine Art Anzahlung und komm mit in mein Lager."

    "Warum gerade ich?"

    "Weil ich auf dem Weg nach Ruland jemanden brauche, der mir den Rücken freihält", antwortete Bujak, dessen Gesicht mit jedem Wort ernster wurde.

    "Was ist mit deinen Männern?"

    Bujak schüttelte missmutig seinen fetten Schädel.

    "Das sind alles Kerle ohne Ehre, außer Rizhav, meinem Leibwächter. Diese Hundesöhne dienen nur demjenigen, der ihnen am meisten bezahlt. Deshalb befürchte ich, das sie mich ausrauben, noch bevor wir die Grenze von Ruland erreichen."

    "Und wer sagt dir, das ich nicht genau dasselbe im Sinn habe?", fragte Kelen lauernd.

    "Deine Herkunft, mein Junge", erwiderte der Händler selbstsicher.

    "Ich bin schon weit in der Welt herumgekommen und kenne deshalb auch die Söldnergilde von Skagen. Euer verdammter Stolz und eure seltsamen Ansichten von Recht und Gesetz werden euch zwar eines Tages alle ins Verderben stürzen, aber bis dahin weiß ich jemanden wie euch an meiner Seite weiß ich, der für meine Sache selbst dann noch eintritt, wenn die Welt bereits untergeht."

    Kelen nickte, wandte sich ab und löste die Zügel seines Pferdes, die er vor dem betreten der Spelunke um den davor stehenden Haltebalken geschlungen hatte. Dann zog er sich in den Sattel. Bujak folgte seinem Beispiel, wenngleich er sich mit seinen Körpermassen bedeutend schwerfälliger anstellte. Dann ritten sie gemeinsam nach Norden.

    Der Händler hatte sein Lager in einem schmalen, windgeschützten Seitental unweit der Ansiedlung aufgeschlagen. Seine Leute saßen gerade zum Abendessen um ein Feuer herum, als Kelen mit dem Kaufmann eintraf. Einer der Männer am Feuer stellte seinen Teller neben sich auf den Boden und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, während er die Ankömmlinge aus schmalen Augen neugierig musterte. Er war ein hagerer, hochaufgeschossener Bursche, der in fadenscheinige Kleider gehüllt war, die auch schon bessere Tage gesehen hatten. Seine Miene wirkte irgendwie hinterhältig, aber vielleicht, irre ich mich auch dachte Kelen, vielleicht lag das auch am flackernden Schein des Lagerfeuers.

    "Guten Abend Bujak", rief der Mann erstaunt. "Was für ein Jüngelchen bringst uns du denn daher?"

    Die beiden anderen Männer, dunkle, bärtige Gestalten mit verschlagenen Gesichtern, die zu seiner Linken am Feuer saßen, starrten nun ebenfalls neugierig in Kelens Richtung. Die Kerle sahen alles andere als vertrauenserweckend aus, was Kelen instinktiv dazu veranlasste, den Riemen zu lockern, der normalerweise den Griff seines Kurzschwertes mit der Lederscheide verband um zu verhindern das er selbst bei einem Sturz die Waffe nicht verlieren konnte.

    "Ist das unser neuer Küchenbursche?", fragte der hochaufgeschossene Bursche, was die beiden Kerle neben ihm dazu veranlasste sich vor lauter Lachen auf die Oberschenkel zu klopfen.

    "Seht euch doch nur einmal dieses Milchgesicht an", prustete einer von ihnen vor lauter Lachen."Der ist ja kaum älter als ein Säugling, dem wächst ja noch nicht einmal ein Bart."

    "Na dann komm mal her, mein Jüngelchen.", gröhlte der andere. "Du siehst aus, als hättest du gewaltigen Hunger."

    Kelen nickte.

    "Dann komm, für einen wie dich habe ich immer einen vollen Teller übrig."

    Kelen warf dem Mann einen dankbaren Blick zu und glitt aus dem Sattel. Doch kaum hatte er den ersten Fuß auf den Boden gesetzt, sprach ihn der Mann erneut an. Diesmal allerdings triefte seine Stimme nur so vor lauter Hohn und Spott.

    "Bevor du etwas zum essen bekommst, musst du mir allerdings zuerst meine Stiefel küssen!"

    Gröhlendes Lachen hallte durch das Lager.

    Kelen reagierte mit der Gereiztheit einer Wildkatze, der man auf den Schwanz getreten war. Er wusste genau, das er bei den Männern verloren hatte, wenn er jetzt einen Rückzieher machte. Mit einem gewaltigen Satz sprang er auf den Kerl zu, riss sein Kurzschwert aus der Lederscheide und zielte, bevor sich der andere versah, mit der Spitze genau zwischen dessen Beine.

    "Wenn du es wünscht, werde ich dir selbstverständlich die Stiefel küssen, allerdings erst nachdem ich dir das abgeschnitten habe, was einen Mann von einer Frau unterscheidet."

    Der Mann wurde leichenblass, als er die Spitze des Schwertes an seinem Allerheiligsten verspürte und auch die anderen am Feuer hatten plötzlich Augen, die so groß wie Spiegeleier waren. Inzwischen war auch Bujak an das Feuer herangetreten. Er klatschte mehrmals laut in die Hände, während er versuchte die angespannte Situation mit ein paar klärenden Worten zu entschärfen.

    "Immer mit der Ruhe, Männer. Bevor ihr euch jetzt gegenseitig an die Kehle geht, möchte ich euch erst einmal miteinander bekannt machen. Der Dürre da ist Sihl, die beiden Bärtigen sind Tanar und Lork.", stellte er die Männer vor.

    Dann wandte er sich an Kelen.

    "Und dieser Blondschopf hier ist Kelen, ich habe ihn vor kurzem dahinten in diesem Räubernest kennengelernt. Wie ihr bemerkt habt, ist er trotz seiner Jugend bereits eiin wahrer Meister im Umgang mit dem Schwert. Er ist ein Söldner aus Skagen, also überlegt euch in Zukunft, ob ihr noch einmal eure derben Späße mit ihm treiben wollt. Er wird uns nämlich ab sofort begleiten. Aber nun genug geredet, ich denke, wir legen uns jetzt alle langsam schlafen. Wie reiten morgen früh bereits vor Sonnenaufgang weiter."

    So, nun freue ich mich jetzt schon auf eure Meinungen, auf Tipps und Kritik

    Danke Novize, danke Sensenbach, das habe ich nur der konstruktiven Kritik in diesem Forum zu verdanken. Danke euch allen, schätze, wenn das so weiter geht, bin ich mir sicher das aus dieser Story noch eine wirklich gute Geschichte entsteht.

    Hallo, anbei nun die überarbeitete Version. Hat leider bis zum Wochenende nicht geklappt, Family geht nun mal vor, aber dafür hab ich noch ein paar Passagen hinzugefügt in denen ich erkläre warum sich Kelen und der Alleshändler in dieser Spelunke aufhalten.

    Schatten über Tarladan

    Kapitel 1/Part 1

    "Du spielst falsch!"

    In der von flackerndem Kerzenlicht nur spärlich erleuchteten Weinschenke wurde es augenblicklich totenstill. Das Stimmengemurmel und Gelächter der Gäste erstarb und das Klirren von tönernen Bechern und Krügen setzte schlagartig aus. Die meisten der Anwesenden starrten ungläubig auf den groß gewachsenen, jungen Blondschopf, dessen Worte so laut und deutlich klangen, das sie sogar die lärmende Fröhlichkeit, die in der Schenke herrschte, übertönten.

    Der junge Bursche saß zusammen mit einem anderem Mann am Spieltisch in der Mitte des Schankraums und hielt ein paar Karten in der Rechten. Mit seinem löchrigen Leinenhemd, der abgetragenen, zerschlissenen Hose und den brüchigen Lederschuhen mit den schief gelaufenen Absätzen, die er an den Füßen trug, sah er nicht anders aus wie jemand aus dem lichtscheuen Gesindel der Taschendiebe, Spieler, Meuchler und Menschenfänger, das sich hier eingefunden hatte. Das einzig aufällige an ihm waren lediglich seine schulterlangen, weizenblonden Haare, die bei den Menschen in diesem Landstrich so selten waren wie ein Hund mit sechs Beinen. Langsam lehnte er sich in seinem Stuhl zurück, während er sein Gegenüber keinen Moment lang aus den Augen ließ. In seinem wettergegerbten Gesicht, das beherrscht wurde von einer großen Adlernase und einem kantigen Kinn, zuckte keine Muskel. Nur in seinen bergseeblauen Augen blitzte es immer wieder gefährlich auf.

    "Sag das nochmal, due verdammter Bastard", keuchte der Spieler.

    Es war offensichtlich das der Mann diese Beschuldigung nicht auf sich sitzen lassen wollte. Sein Gesicht lief rot an.

    "Ich sagte, das du falsch spielst", entgeegnete der Blonde ungerührt.

    "Du tauscht schon seit einiger Zeit immer wieder eine der Karten mit denen aus, die du in deinem Hemdärmel versteckthast. Meinst du, ich bin blind oder für wie dumm hälst du mich eigentlich? Du gibst mir jetzt sofort mein Geld zurück, dann vergesse ich vielleicht, das du mich betrogen hast und lasse dich laufen."

    Der Angesprochene lachte schrill und starrte auffordernd in die Gesichter der anderen Zecher, die inzwischen alle neugierig zu ihnen herüberstarrten.

    "Hört euch diesen Burschen an", sagte er dröhnend. "Hat noch die Eierschalen hinter den Ohren, aber bezichtigt mich des Faschspiels. Ausgerechnet er, dieser Jüngling weiß doch wahrscheinlich nicht einmal wieviel Karten man für dieses Spiel braucht, aber behauptet das ich falsch spiele. Ich denke, es ist wohl besser, wenn er wieder nach Hause geht und seiner Mutter bei der Wäsche hilft, anstatt sich einzumischen, wenn Erwachsene Karten spielen. Oder was denkt ihr?"

    Die Antwort war ein brüllendes Gelächter.

    Der Blonde jedoch lachte niicht. Er hatte längst bemerkt, das der Spieler nicht alleine hier war. Drüben, an der Schanktheke, lehnte schon die ganze Zeit ein stämmiger, finster dreinblickender Kerl, dessen untere Gesichtshälfte fast vollständig von einem wild wuchernden Bartgestrüpp bedeckt war. Er starrte zwar scheinbar unbeteiligt auf den Weinbecher, der vor ihm auf der Theke stand, aber ihm waren die versteckten Handzeichen nicht entgangen, mit denen sich der Spieler mit dem Bärtigen verständigt hatte, als um sie herum das Gelächter der anderen Gäste durch die Schenke brandete.

    Ein Umstand, der ihn allerdings niicht zu beeindrucken schien, denn schon im nächsten Moment wandte er sich erneut dem Spieler mit scharfen Worten zu.

    "Warum belästigst du eigentlich die anderen Leute mit deinem Geschwätz, bist du nicht Mann genug um deine Angelegenheiten selber zu regeln?"

    Der Spieler starrte ihn einen Moment lang mit offenem Mund an, dann fuhr er mit einem wilden Schrei aus seinem Stuhl hoch. Seine Rechte glitt dabei mit einer schnellen Bewegung unter das viel zu weit geschnittene Hemd, unter dem offensichtlich noch andere Dinge versteckt waren als nur gefälschte Spielkarten. Denn als die Hand einen Atemzug später wieder zum Vorschein kam, hielten ihre Finger den lederumwickelten Griff eines beidseitig geschliffenen Wurfmessers umklammert. Stahl blinkte kurz im düsteren Kerzenlicht der Spelunke auf, dann zischte die todbringende Waffe auch schon auf den jungen Mann zu, der sich im gleichen Augenblick geistesgegenwärtig mit seinem Stuhl nach hinten fallen ließ. Das Wurfmesser zischte wirkungslos über ihn hinweg und bohrte sich mit einem dumpfen Laut in einen der dahinter liegenden Stützbalken, wo es stecken blieb und die Klinge einen Moment lang zitternd auf und ab wippte.

    "Los Kral!", keifte der Spieler hasserfüllt, als er erkannte das er sein Ziel verfehlt hatte. "Stech ihn ab!"

    Der Bärtige schien auf diesen Befehl nur gewartet zu haben, denn er stieß sich sofort von der Theke ab. Der Krummdolch in seiner Hand war nicht zu übersehen, als er mit einem grunzenden Laut auf den Blonden zustampfte, der inzwischen wieder auf den Beinen war. Ohne groß zu überlegen, stieß Kral mit seinem Dolch einfach zu.

    Mit einer einzigen, fließenden Bewegung, die so raasch erfolgte, das man sie mit bloßem Auge kaum wahrnehmen konnte, machte der junge Mann einen Ausfallschritt zur Seite, riss gleichzeitig sein Kurzschwert aus der Lederscheide die er auf seinem Rücken trug und verpasste dem Kerl einen Hieb mit der flachen Klinge, worauf dieser stöhnend zu Boden sank. Im selben Moment bemerkte er aus dem Augenwinkel heraus, wie der Spieler wutschnaubend um den Speltisch herumkam. Dabei hielt er erneut ein Messer in den Händen.

    "Du verdammter Bastard, dafür schneide ich dir das Herz aus der Brust!"

    Der Blondschopf wirbelte herum, beschrieb mit seinem Kurzschwert einen engen Halbkreis und stieß die Klinge dann tief in den Oberkörper des Spielers. Der Mann blieb abrupt stehen, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand gelaufen. Unglauben lag auf seinem Gesicht, als konnte er nicht begreifen was geschehen war, indes der Blondschopf das Schwert aus seiner Brust zog. Vergeblich versuchte er noch einmal Kraft zu sammeln, um seinen Messer erneut auf den jungen Mann richten zu können. Doch das Leben strömte mit jedem Herzschlag mehr und mehr aus seinem Körper. Er wollte sich noch mit der Linken an einem der Tische festhalten, aber ihn hatte bereits alle Kraft verlassen. Sein Griff ging ins Leere und er kippte zur Seite, während Blut aus seinem Mundwinkel lief.

    Einen Moment lang herrschte in der Schenke eine fast gespenstische Stille. Aber nur für einen Moment, dann versuchte der Rest der Gäste so schnell wie möglich die Schenke zu verlassen. Stühle und Tische wurden umgestoßen und Krüge und Becher zersplitterten auf dem Boden während alle fast gleichzeitig zum Ausgang rannten. Es schien, als wollte keiner von ihnen mit dem Geschehenen in Verbindung gebracht werden. Vielleicht war es aber auch eher die Furcht vor der bliztzenden Klinge des Blonden, denn in so manchen Augen war der Anflug von Furcht und Respekt zu sehen. Der Menschenschlag, der hier verkehrte,scherte sich zwar nicht um die Gesetze, wohl aber um das Recht des Stärkeren.

    "Das hättest du auch einfacher haben können", sagte der Blonde bitter und schüttelte mit dem Kopf.

    Verärgert sammelte er das sein Geld auf, indessen sich auf dem Hemd des toten Falschspielers langsam ein immer größer werdender, dunkler Blutfleck abzeichnete. Schließlich, nachdem er auch die letzte Kupfermünze vom Boden aufgesammelt und in seiner Börse verstaut hatte, bückte er sich ein letztes Mal und wischte die blutige Klinge an dem weit geschnittenen Hemd des Falschspielers ab. Er war gerade dabei sein Kurzschwert wieder zurück in die Lederscheide zu schieben, als hinter ihm eine helle Stimme erklang.

    "Respekt, ihr führt eine schnelle Klinge."

    Instinktiv zuckte die Schwerthand des Blonden nach vorne, kaum das er sich umgedreht hatte, während sich langsam die Umrisse einer massigen Gestalt aus dem hintersten Winkel der Weinschenke schälten. Der geradezu unglaublich fette Körper des Sprechers steckte in einem weit geschnittenem, kostbaren taubenblauen Seidengewand, das trotz aller großzügigen Verwendung des Stoffes die gewaltigen Speckmassen seines Trägers kaum zu bedecken vermochten.

    "Mein Name ist Bujak, der Alleshändler", sagte der Fette. "Ich gehöre der Gilde der freien Kaufleute an und lebe davon Waren aller Art zu kaufen und wieder zu verkaufen. Ich handle mit seltenen Gewürzen aus der Ostmarkt genauso wie mit wertvollen Pelzen aus Eislanden oder kostbaren Stoffen aus Landurien. Bei mir kann man sogar frisches Obst aus Goa oder erlesene Weine aus Bardolien kaufen."

    Ein falsches Grinsen überzog sein Gesicht, als er dem Blonden mit einem bis zum Rand gefüllten Weinbecher zuprostete.

    "Ab und zu habe ich auch ein paar junge Hühner aus dem Südland im Angebot, wenn du verstehst was ich meine.", fügte er nach einer kurzen Pause hinzu.

    "Ich bin Kelen, ein Söldner", erwiderte der Blonde unbeeindruckt.

    "Ich weiß", entgegnete der Händler.

    "Woher, du kennst mich doch gar nicht."

    Bujak lächelte herablassend.

    "Ich kann mich rühmen, das ich auf der Suche nach lohnender Handelsware fast schon jeden Fleck dieser Erde bereist habe. Ich weiß daher, das deine ausgezupften Augenbrauen, die seltsame Schnalle deines Gürtels und der verkrüppelte Zeigefinger deiner Waffenhand die Erkennungsmerkmale der Söldnergilde aus Skagen sind."

    "Was willst du?", fragte Kelen, nachdem er sein Schwer wiedeer in der Lederscheide verstaut hatte.

    Er hatte längst erkannt, das ihm dieser dicke Händler in jeder Bezeihung unterlegen war.

    Bujaks zur Schau getragene, scheinbar freundliche Grinsen war indessen verschwunden und hatte seinem wahren Gesicht Platz gemacht. Vor Kelen stand jetzt kein dümmlich grinsender Fettkloß mehr, sondern ein profitgieriger, eiskalter Kaufmann, der für ein lohnendes Geschäft wahrscheinlich sogar über Leichen gehen würde.

    "Ich bin hier um dir eein Geschäft vorzuschlagen."

    "Ich bin im Moment aber nicht an Geschäften interessiert.", erwiderte Kelen.

    "Da bin ich aber anderer Meinung", erwiderte Bujak vielsagend. "Oder kannst du es dir tatsächlich erlauben die Aussicht auf einen Beutel voller Goldmünzen auszuschlagen? Ich glaube nicht, wenn ich dich so ansehe. Wenn jemand aus der Söldnerkaste von Skagen in dieser Spelunke versucht Geld zu gewinnen um damit die nächsten Tage über ddie Runden zu kommen, muss er schon ziemlich abgebrannt sein. Sei ehrlich, wann hast du das letzte Mal etwas warmes gegessen? Gestern, vorgestern oder vor einer Woche?"

    Kelen wusste, das der Kaufmann nur allzu recht mit seinen Behauptungen hatte, dennoch fiel seine Antwort ungewöhnlich harsch aus.

    "Erzähl hier keiine Märchengeschichten, was soll der Unsinn mit Beuteln voller Goldmünzen?"

    Bujak grinste erneut und ließ statt einer Antwort für einen Moment seine fleischige Rechte in dem taubenblauen Stoff seines Gewandes verschwinden, um kurz darauf ein rundes, blinkendes Etwas zum Vorschein zu bringen, das er ihm unvermittelt zuwarf.

    Eine Goldmünze, durchzuckte es Kelen jäh, dann schoß seine Hand auch schon nach oben und ergriff das blinkende Teil noch in der Luft. Als er dann seine Rechte öffnete, traute er seinen Augen nicht. In seinem Handteller lag eine kreisrunde, goldene Münze, die ihn geradezu herausfordernd anzufunkeln schien.

    Ich habe es gewusst!

    Schon als ich das erste Mal in diesem Forum stöberte, war mir klar, das man sich hier mit den eingestellten Texten wirklich befasst und einen die Kommentare auch weiterbringen.

    Danke Wanderer, danke Thorsten, eure Kritiken sind sachlich fundiert und zeigen mir deutlich auf, was ich noch alles verbessern muss. Auf einige der Dinge, auf die ihr näher eingegangen seid, Merkmale eines Söldners, Vergleich zwischen Bauerntölpel und Söldner u.s.w. wäre ich nicht so leicht gekommen, aber die Sache mit dem Schwert, auf die ihr beide mich hingewiesen habt, hätte ich eigentlich selber wissen müssen. Mir fiel es nach dem ersten durchlesen eurer Kommentare wie Schuppen von den Augen.

    Ich bearbeite den Text nun neu und stelle ihn dann am Wochenende wieder hier ein.

    Nochmals vielen Dank an euch beide.

    Also dann,

    nachdem ich bei meiner Vorstellung im Empfangsaal erwähnt habe, das ich hier gerne Geschichten einstellen würde um sie mit eurer Hilfe zu perfektionieren, mache ich nun meine Drohung war ;)

    Und spart bitte nicht mit eurer Kritik, mit Oh, schön und lesenswert ist noch kein Text besser geworden.

    Schatten über Tarladan

    "Du spielst falsch!"

    In der von flackerndem Kerzenlicht nur spärlich erleuchteten Weinschenke wurde es augenblicklich totenstill. Das Stimmengemurmel der wenigen Gäste erstarb und das Klirren von tönernen Bechern und Krügen setzte schlagartig aus. Die meisten der Anwesenden starrten ungläubig auf den groß gewachsenen, jungen Blondschopf, der an dem Spieltisch in der Mitte der schäbigen Spelunke saß. Mit seinem zerschlissenen Leinenhemd, der abgetragenen Hose und den dreckigen, ausgetretenen Schnürstiefeln wirkte er auf den ersten Blick eher wie ein Bauerntölpel, der sich zufällig hierher verirrt hatte, als einer aus dem lichtscheuen Gesindel, der Taschendiebe, Spieler, Meuchler und Menschenfänger, die sich in dieser Schenke anscheinend beheimatet fühlten.

    Ganz langsam lehnte er sich auf seinem Stühl zurück, während er sein Gegenüber herausfordernd anstarrte.

    "Du verdammter Bastard", lallte dieser mit schwerer Stimme.

    "Sag das nochmal!"

    Es war offensichtlich das der Mann, den er des Falschspiels bezichtigt hatte, trotz der frühen Nachmittagsstunde schon angetrunken war. Sein verschwitztes, strähniges Haar klebte ihm wirr um den eiförmigen Schädel und er klammerte sich ständig mit der Linken an die Tischkante um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.

    "Ich sagte das du falsch spielst", erwiderte der Blondschopf ungerührt.

    "Du tauscht schon seit einiger Zeit immer wieder eine der Karten mit denen aus, die du in deinem Hemdärmel versteckt hast. Glaubst du ich bin blind, oder für wie dumm hälst du mich eigentlich? Du gibst mir jetzt sofort mein Geld zurück, dann vergesse ich vielleicht, das du mich betrogen hast und lasse dich laufen."

    Der angesprochene Spieler lachte schrill, scheinbar hatte der reichlich genossene Wein sein Selbstbewusstsein derart gestärkt, das er den Blonden maßlos unterschätzte.

    "Was bildest du Bauerntölpel dir eigentlich ein? Solche Burschen wie dich verspeise ich Dutzendweise zum Frühstück, wenn mir danach ist. Also hüte deine Zunge, wenn dir dein Leben lieb ist."

    Einem aufmerksameren Beobachter jedoch wäre der verkrüppelte linke Zeigefinger, die ausgezupften Augenbrauen und die silberne Schnalle des Waffengurts aufgefallen und hätten ihn vielleicht zum Nachdenken gebracht. Solche Zeichen wiesen seinen Träger als einen Angehörigen der Söldnerkaste aus und diese Leute verstanden erfahrungsgemäß wenig Spaß, wenn es um ihr Hab und Gut ging.

    Aber das bedachte der Spieler in seiner Trunkenheit nicht.

    Seine Rechte fuhr mit einer schnellen Bewegung unter das viel zu weit geschnittene Hemd, unter dem offensichtlich noch andere Dinge verborgen waren, als gefälschte Spielkarten. Denn als die Hand einen Atemzug später wieder zum Vorschein kam, hielten ihre Finger den lederumwickelten Griff eines beidseitig geschliffenen Wurfdolchs umklammert. Stahl blinkte im düsteren Kerzenlicht de Spelunke auf und dann zischte die tödliche Waffe auch schon auf den Blondschopf zu.

    Der junge Söldner reagierte augenblicklich.

    Mit einer einzigen, fließenden Bewegung ließ er sich misamtt seinem Stuhl nach hinten fallen, riss gleichzeitig das Schwert aus dem Leder des Waffengurt und rollte sich im nächsten Atemzug über die Schulter ab. Er stand bereits wieder auf den Beinen, noch bevor der Falschspieler einen zweiten Dolch unter seinem Hemd hervorgezogen hatte.

    "Du verdammter Schweinebauer", keuchte der Spieler hasserfüllt, indess er um den Tisch herumkam.

    "Dafür schneide ich dir die Kehle durch!"

    Dann griff er an, schlug alle Vorsicht in den Wind und zielte, ohne auf seine Deckung zu achten, auf den Hals des Blonden.

    Aber der Söldner war schneller.

    Die Schwertklinge in seiner Hand beschrieb einen engen Halbkreis und bohrte sich dann mit ihrer Spitze tief in die rechte Schulter des Spielers. Der Mann blieb so abrupt stehen, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand gelaufen. Sein Gesicht wurde plötzlich so weiß wie frischgestärktes Leinen.

    Er schwankte einen Moment und fiel dann, nachdem ihm der Söldner mit einem Ruck das Schwert aus der Schulter gezogen hatte, mit einem schrillen Schrei zu Boden.

    Im gleichen Augenblick verwandelte sich die Schenke in ein Tollhaus.

    Stühle und Tische wurden umgestoßen, Krüge und Becher zersplitterten und ein ohrenbetäubender Lärm aus brüllenden, fluchenden Männern und dem Stampfen von Stiefeln auf den ausgetretenen Fußbodendielen erfüllte den Raum bis in den hintersten Winkel.

    Es dauerte nur wenige Augenblicke, dann waren sämtliche Gäste durch die Türen und eingeschlagenen Fenster der Schenke verschwunden. Es schien, als wollte keiner von ihnen mit dem Geschehen in Verbindung gebracht werden.

    "Das hättest du auch einfacher haben können", sagte der Söldner leise und schüttelte den Kopf.

    Verärgert sammelte er sein Geld auf, indessen sich auf dem Hemd des verletzten Falschspielers langsam ein immer größer werdender, dunkler Blutfleck abzeichnete.

    Schließlich, nachdem er auch die letzte Silbermünze aufgesammelt hatte, schob er sein Schwert wieder zurück in die Lederscheide.

    Im selben Moment klatschte hinter ihm jemand in die Hände.

    "Vorzüglich, wirklich vorzüglich!"

    Instinktiv zuckte die Schwerthand des Soldners nach vorne, während er aus zusammengekniffenen Augen zusah, wie sich vor ihm die Umrisse einer massigen Gestalt langsam aus dem hintersten Winkel der Spelunke schälten. Der geradezu unglaublich fette Körper des Mannes steckte in einem weit geschnittenen, kostbaren Seidengewand, das die gewaltigen Speckmassen seines Körpeers kaum verdecken konnten.

    "Mein Name ist Bujak, der Alleshändler", sagte der Dicke.

    "Ich gehöre zur Gilde der freien Kaufleute und lebe davon Waren aller Art zu kaufen und wieder zu verkaufen. Ich handle mit seltenen Gewürzen aus der Ostmark, wertvollen Pelzen aus Eislanden, ebenso wie mit kostbaren Stoffen aus Landurien. Bei mir kann man sogar frisches Obst aus Goa oder erlesene Weine aus Bardolinien kaufen."

    Ein falsches Grinsen überzog das Gesicht des Dicken, als er dem Söldner mit einem bis zum Rand gefüllten, goldenen Weinpokal zuprostete.

    "Ach ja, ab und zu habe ich auch noch ein paar junge Hühner aus dem Südland im Angebot, wenn du weißt, was ich meine.", fügte er nach einer kurzen Pause hinzu.

    "Ich bin Kelen, der Söldner", erwiderte der Blondschopf knapp.

    "Was willst du?"

    Bujak lächelte.

    Es wirkte herablassend, aber er kam ohne Umschweife zur Sache.

    "Ich suche Männer, die wissen wie man kämpft und ich glaube, ich habe gerade eben wieder eine solchen gefunden. Auf einen Schwertkämpfer wie dich warte ich schon seit Tagen."

    "Tatsächlich?"

    Hallo epochAal,

    wenn größere Schiffe in deiner Stadt ankommen und das scheint ja der Fall zu sein, da du den Begriff Docks benutzt, dann dürfen im Hafen zum löschen der Schiffsladung und zum erneuten beladen auf keinen Fall Schiffsrahe, Wippen und drehbare Kräne fehlen. Bei einem Kaiserpalast und dem Tempel für die Adligen war eine solche Stadt im Mittelalter auf jeden Fall von Stadtmauern umgeben, genauso wie der Hafen befestigt war. Dann könntest du in das Straßenbild noch eine sogenannte Wucherergasse einbauen. Eine Gasse wo die Geldverleiher, Bank und Pfandhäuser stehen. Denk an Augsburg und die Fuggerer zum Beispiel.

    Es hat solche Gassen früher in jeder wohlhabenden Stadt gegeben, damals waren es aber fast ausschließlich Juden die solcherart von Geldgeschäften tätigten und von daher stammt für diese Gassen auch das unschöne Wort Judengasse.

    Wird heute noch in jedem Mittelalterlexikon erwähnt.

    Ich hoffe du kannst mit meinen Infos etwas anfangen.

    Gruß Thorak

    Hallo Tariq,

    als ausgesprochene Leseratte habe ich hier auch schon so manche Geschichte verschlungen. Eigentlich bin ich von jeher eher so der Abenteuertyp, Lederstrumpf, Tarzan und Zorro, die Helden meiner Jugendzeit lassen grüßen. Deshalb habe ich deine Geschichte zunächst nur flüchtig angelesen. Zunächst, aber dann mit jeder weiteren Texteinstellung, hat sie mich derart berührt, das ich oftmals beim Lesen schlucken musste.

    Es waren nicht die Szenen aus dem Pflegeheim, es waren die Erinnerungen von Hannchen an früher. Die hast du so plastisch wiedergegeben, das ich das Gefühl hatte, vor meinen Augen läuft gerade ein Film über meine Jugendzeit ab. Ich wurde 1957 geboren und wuchs in Burgstall auf. Ein kleines Dorf im Schwabenland mit damals gerade einmal tausend Einwohner, einer katholischen und einer evangelischen Kirche, einem VIVO Markt in dem man Lebensmittel kaufen konnte, VIVO kennt wahrscheinlich heutzutage keine Menschenseele mehr, einem Metzger und einem Bäcker und nicht zu vergessen ein halbes Dutzend Wirtshäuser.

    Es gab dort auch einen Milchladen, genauso wie auf dem Bild das du hier eingestellt hast. Fensehen gab es bei uns Zuhause erst als ich in die Schule kam, vorher sorgte das Radio für Unterhaltung, weshalb mir auch Schlagerstars wie Rudi Schurike oder Fred Bertelsmann noch heute ein ein Begriff sind.

    Es ist einfach unglaublich wie du diese Zeit beschreibst, es ist, als wärst du dabeigewesen. Ich kann nur Danke sagen für diese Geschichte die mich wieder in meine Jugenzeit zurückversetzt hat und hoffe, das du noch viel über Hannchen zu erzählen hast.

    Hallo Kirisha, auch dir wie allen anderen, Tariq, Kisa, dem Wanderer, Kalkwiese, der Lady K und und und, all die nichtgenannten mögen mir verzeihen, ich habe keinen von euch vergessen, ein herzliches Dankeschön. Ich kann mich nicht entsinnen, das ich jemals in einem Forum so freundlich aufgenommen wurde.

    Macht echt Freude hier.

    Ich hoffe das bleibt auch so, wenn ich anfange an einigen Beiträgen herumzumäkeln.

    Mir sind da nämlich so gewisse Dinge aufgefallen, die auch schon von anderer Seite aufgegriffen wurde.

    Es ist für mich als Neuling immer wieder schön zu lesen, mit welchem Herzblut sich hier die Mitglieder einbringen und die eingestellten Texte kommentieren. Es bekräftigt mich immer wieder in meinem Entschluß mich hier angemeldet zu haben. Aber wenn ich das hier lese schwillt mir der Kamm. Die Vorgabe, hier erst eine Geschichte einzustellen, wenn man mindestens zehn Beiträge eingebracht hat, macht mehr als Sinn.

    Hier was posten, Kommentar abgreifen und dann wieder verschwinden ist nicht nur unfreundlich, sondern unterste Schublade. Ein Forum wie dieses funktioniert nur durch ein gegenseitiges Geben und Nehmen.

    So etwas wie hier geht gar nicht.

    Ich hoffe diese Person ist auf ewig gesperrt, denn auf solche Beiträge und derartiges Verhalten kann man getrost verzichten. Ich schreibe das deshalb so deutlich, weil solche Personen mit diesem Gebaren jedem Neuling in diesem Forum einen wahrhaftigen Bärendienst erweisen.

    Sind wahrscheinlich auch solche die in der Straßenbahn einer schwangeren Frau oder einem gebrechlichen Opa keinen Platz anbieten und sich mit den Ellbogen an der Kasse im Supermarkt vordrängeln um pünktlich zu ihrem Termin im Nagelstudio zu kommen, obwohl sie sehen das ein Handwerker in seiner knapp bemessenen Mittagspause darauf wartet, das er sein Wurstbrötchen bezahlen und sich danach fünf Minuten hinsetzen kann.

    Ich komme übrigens aus dem Einzelhandel, habe aber wegen der familienfreundliche :( Arbeitszeiten schon vor 20 Jahren in die Industrie gewechselt. Ich könnte ein Buch über solche Leute schreiben, aber das was ich dort erlebt habe wird mir wahrscheinlich niemand glauben.